Die Nacht der Achtzig Augen
von GhostWriter
------ Kapitel 1 ------
Gekrümmt lag er auf der Seite, während er angstvoll in die dunklen Augen der hoch über ihm aufragenden Frau starrte. Er war gefesselt. Seine Hände hinter dem Rücken fixiert. Der dicke schwarze Plastikstrang, den sie ihm vor ein paar Minuten angelegt hatten, schnitt schmerzhaft in sein Handgelenk.
Eine Frau mit schwarzen Augen, hohen Wangenknochen und feinen asiatischen Zügen stand über ihm.
Sie blickte auf ihn herunter, während sie in ihr Handy sprach. Noch keine Sekunde hatte sie ihn aus den Augen gelassen. Gerade lauschte sie aufmerksam der Stimme am anderen Ende. Er glaubte auch dort eine Frau aus den wenigen verzerrten Fetzen herauszuhören, die zu ihm durchdrangen. Worüber die beiden sprachen konnte er nicht erforschen.
Benommen schüttelte er den Kopf. Eine Welle aus Schmerz rollte durch seinen Körper. Er stöhnte auf.
Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr. Verschwommen trat eine zweite Frau in sein Blickfeld. Sie war genauso schwarz gekleidet wie die mit dem Handy. Langarmshirt, enge Jeans, klobige, stabile Schuhe. Alles schwarz. Ihr Haar war glatt und straff zu einem Pferdeschwanz gebunden. Es hatte die Farbe von Rabenflügeln. Die beiden schienen jedes Licht im Raum aufzusaugen.
Sie hätten Schwestern sein können. Schlank und drahtig. Mit Mandelaugen. Asiatinnen. Ihre Bewegungen anmutig und sparsam. Wie zwei wachsame Raubkatzen. Gefährlich und Einschüchternd.
Während die eine der Stimme aus dem Handy lauschte, stand die andere vollkommen still und regungslos daneben. Beide musterten ihn unverwandt. Die neu hinzugekommene trug eine Pilotenbrille mit verspiegelten Gläsern in denen er sich selbst erkannte.
Auf dem Boden liegend. Gefesselt. Ausgeknockt. Bewegungsunfähig. Schachmatt.
So war der Nachmittag nicht geplant gewesen.
Schwarzaugen beendete ihr Telefonat. Sogar das Handy war mattschwarz. Mit Nachdruck presste sie es in die Hüfttasche ihrer hautengen Jeans, unter der es sich kantig abzeichnete. Die Blicke der beiden Frauen trafen sich einen Moment lang.
»Was hat sie gesagt?«
»Sie sagte wir sollen ihn durchchecken und mitnehmen, wenn er tauglich ist.«
»Durchgecheckt haben wir ihn.«
»Fehlt der Tauglichkeitscheck.«
Die beiden sprachen über ihn als wäre er nicht vorhanden.
Rabenflügel nahm die Fliegerbrille ab. Nachdenklich strich sie mit dem Bügel über die karamellfarbene Haut ihrer Wange, steckte den Ohrbügel in den Mund und hielt die Brille mit den Zähnen, während sie ihn aus ihren mandelförmigen Augen anstarrte. Sie leuchteten in einem so strahlenden grün, als hätte man ihr zwei Smaragde eingesetzt. Trotz aller Angst die ihn gepackt hatte, war er sofort fasziniert von diesen Augen. Sein Blick schien sich beinahe magisch daran festzusaugen.
Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, trotz der leicht verzerrten Gesichtszüge durch die zusammengebissenen Zähne. In einer geschmeidigen Bewegung beugte sie sich langsam zu ihm herunter.
»Ist denn jemand in der Nähe, der ihn abholen könnte?« Sie nahm die Brille aus dem Mund. Auf ihre Lippen legte sich ein boshaftes Grinsen. Dabei entblößte sie eine strahlend weiße Zahnreihe. Ein schwacher Geruch von Jasmin wehte in Oliver Steins Nase. Sie kam noch ein wenig näher. Ihre Haut war so glatt, so straff. Der Duft den sie verströmte so betörend.
Ihre Hände glitten über seine Schulter. Mit festem Griff drückte sie seinen Rücken auf den Boden. Ein Schultergelenk knackte, als er herumgerollt wurde. Sein eigenes Körpergewicht drückte ihm die Oberarme ab, seine Hände lagen unter seinem Hintern. Sie kribbelten wie verrückt, weil die Blutzufuhr an den Handgelenken abgeschnitten war.
»Anscheinend ist Laura in der Nähe«, beantwortete Schwarzaugen die Frage. »Für heute war keine Lieferung geplant. Sie ist frei und kann ihn übernehmen.«
Seine Augen huschten unstet von einer zur anderen. Er konnte nicht länger still sein, obwohl er sich vorgenommen hatte nicht vor ihnen zu winseln.
»Was habt ihr mit mir vor?« Panik erfasste ihn erneut, kaum dass er es ausgesprochen hatte. Als hätte er ein Ventil in seiner Psyche geöffnet. Er versuchte sie so gut es ging niederzukämpfen, doch das Zittern in seiner Stimme offenbarte seinen Gemütszustand. Dass die beiden über ihn sprachen wie über einen leblosen Gegenstand den sie irgendwo aufgesammelt hatten, machte es ihm nicht leichter, ruhig zu bleiben.
Dabei wäre doch alles so einfach gewesen.
Der Einbruch sollte nur eine kleine Sache werden, hatte sein Auftraggeber gesagt. Die Umgebung war überprüft worden, die Gepflogenheiten der Bewohner überwacht. An diesem Wochenende sollte die Besitzerin, angeblich eine alte Witwe, in ihrem Wohnsitz auf dem Land verweilen. Ihre Stadtwohnung, in die er vor wenigen Minuten durch die Balkontür eingedrungen war, sollte leer und verlassen sein. Eine Stunde lang hatte er sich auf der gegenüberliegenden Parkbank ein eigenes Bild von der Lage gemacht. War in der einsetzenden Dämmerung gesessen, um die Wohnung im zweiten Stock zu beobachten.
Er hätte lieber den Samstagabend gewählt, doch sein Informant hatte ihm bestätigt, dass die alte Dame nie sonntags schon zurückkommt, sondern immer erst am Montagnachmittag. Seine Quellen waren üblicherweise zuverlässig, also hatte er sich darauf verlassen. Den Rest hatte er selbst ausgekundschaftet.
Der kalte Wind und die fallenden Temperaturen hatten ihm zugesetzt. Die Wohnung schien von außen dunkel und verlassen, wie es ihm versichert wurde. Dann war er über den Balkon im ersten Stock auf den Balkon der Wohnung im zweiten geklettert. Sein Hobby als Bolderer kam ihm dabei wie gerufen.
Es war der Grund weshalb man ihn für diese Aufgabe angeheuert hatte.
Das Fassadenklettern war eine seiner Spezialitäten.
Die Glasscheibe der Balkontür war kein Hindernis gewesen. Schnell hatte er ein handtellergroßes Loch in die Scheibe geschnitten, geräuschlos und sauber. Die Balkontür war geradezu einladend aufgeschwenkt, nachdem er durch das Loch die Tür von innen geöffnet hatte. Routiniert hatte er daraufhin die Stadtwohnung der alten Dame geplündert und sämtliche Wertsachen in seinen Rucksack gestopft. Die Dokumente, die zu stehlen man ihn beauftragt hatte, waren in einer verschlossenen Schreibtischschublade verstaut. Den Schlüssel hatte er nach wenigen Minuten in einem aufgegebenen Humidor gefunden. Sorgfältig hatte er die Dokumente in seinen Rucksack verstaut. Zusammen mit noch einigen weiteren, ihm auf die Schnelle wertvoll erscheinenden Gegenständen, die er in dem kleinen Arbeitszimmer gefunden hatte. Sein Auftraggeber interessierte sich nicht dafür. Für ihn zählten nur die Dokumente. Die Wertgegenstände dienten nur der Tarnung, den Einbruch wie einen gewöhnlichen Diebstahl aussehen zu lassen. Die wollte er später auf eigene Faust an einige seiner Hehler verkaufen.
Gerade als er sich aus dem Arbeitszimmer in Richtung Wohnzimmer bewegen wollte, waren die beiden dunklen Schatten wie aus dem Nichts über ihn hergefallen. In dem engen Flur hatten sie ihn geradezu mühelos überwältigt. Das Ganze war so schnell gegangen, dass er kaum Zeit zum Luftholen gehabt hatte. Als ihn zwei kräftige Arme von hinten packten und ihm eine zweite Person die Beine weggezogen hatte, war er der Länge nach auf den Boden gestürzt. Schmerzhaft hatte es ihm die Luft aus der Lunge gepresst und noch ehe er den Schreck überwunden und versucht hatte sich zu wehren, waren ratschend die Kabelbinder um seine Handgelenke gezogen worden.
Gleichzeitig hatte ihm jemand seine Füße gefesselt. Verschnürt wie ein abholfertiges Paket wurde er auf dem Boden liegend zurückgelassen. Schlanke Finger, mit blitzartigen Bewegungen, hatten zuvor noch seine Taschen durchsucht. Aber wie immer bei einem Einbruch, hatte er weder Waffen noch persönliche Gegenstände bei sich getragen.
Wie lange er so gelegen hatte wusste er nicht. Er hatte gerufen, aber niemand hatte geantwortet. Er konnte es sich nicht leisten um Hilfe zu brüllen. Er war schließlich ohne Einladung in dieser Wohnung. Die Wertgegenstände die er zu stehlen im Begriff gewesen war, lagen allesamt noch in seinem Rucksack, den er im Kampf verloren hatte. Er lehnte unbeachtet an einem Sessel viel zu weit entfernt. In den engen Fesseln konnte er sich keinen Millimeter bewegen.
Dann waren plötzlich alle Lichter angegangen, Schwarzaugen, mit dem Handy in der Hand, war telefonierend in sein Blickfeld getreten. Herablassend war er begutachtet worden.
»Wir haben hier einen Einbrecher«, hatte sie gesagt. Sie hatte vollkommen ruhig und gelassen gewirkt.
Panik hatte ihn überrollt. Sie telefonierte offenbar mit der Polizei. Würde ihn ausliefern. Abholen lassen. Gefängnis, Gerichtsverhandlung, wieder Gefängnis und dann viele viele Jahre nichts Anderes.
Seine Zukunft war in schattenhaften Bildern vor seinen Augen vorbei gerast. Verdammt. Er hatte sich verzockt. Dabei hatte er Bewährung und durfte sich kein Vergehen mehr leisten. Er hatte es gewusst. Und ignoriert. Wieder mal. Mit angstvoll geweiteten Augen hatte er das Gespräch verfolgt.
»So etwa dreißig, schlank, macht einen ganz guten Eindruck.«
Eine etwas seltsame Personenbeschreibung.
»Nein er war alleine. Sieht nicht so aus als würde draußen jemand auf ihn warten.«
Sie lauschte der Stimme am anderen Ende der Leitung. Nickte an einigen Stellen als wäre ihr gar nicht bewusst, dass ihr Gegenüber ihre Bestätigungen nicht sehen konnte. Plötzlich lächelte sie. Ihr Blick wurde einen Moment lang warm. Hoffnung keimte in ihm auf. Vielleicht hatte er doch noch eine Chance.
»Er ist die Balkone hochgeklettert. Macht einen gesunden und durchtrainierten Eindruck. Wenngleich er sich bei der Gegenwehr äußerst anfängerhaft angestellt hat. Scheint eine kleine Nummer zu sein.«
Seine Verwirrung sorgte für ein kurzes Schmunzeln in ihrem Gesicht, dann konzentrierte sie sich wieder auf das Telefonat. Mit wem telefonierte sie? Welche Notruf Leitstelle würde sich für diese Details interessieren?
»Ich denke er ist eine Sieben. Außer sein Schwanz ist länger als es den Anschein hat, dann würde ich sagen eine Acht. Aber nur knapp.«
Ihre Augen wurden urplötzlich so kalt wie ein Gebirgssee. Sie lösten eine Urangst in ihm aus, die ihm eiskalt über den Rücken kroch.
Es war der Moment in dem Rabenflügel den Raum betreten hatte.
Vor seiner Brust kniete sie sich hin. Ihre Jeans berührten seine Oberarme. Seine ängstlich gestellte Frage hallte noch im Raum.
»Wir schauen ob du geeignet bist. Wo du uns schon ins Netz gefallen bist.« Sie grinste diabolisch. Mühsam zurückgehaltene Belustigung schwang in ihrer Stimme mit.
»Geeignet wofür?« Seine Augen flackerten zwischen ihren Augen und den sich seinem Hosenbund nähernden Händen hin und her. Die Angst schnürte seine Kehle zu. Was hatte er sich da eingebrockt? Schwarze Schatten schwebten vor sein Gesicht. Seine Glieder wurden seltsam schwer als würde er tiefer in den Teppich versinken. Sein Gesichtsfeld engte sich dramatisch ein. Die Gesichter der beiden Frauen rückten in weite Ferne. Dann wurde er ohnmächtig.
Als er wieder zu sich kam, wandte Rabenflügel gerade ihr Gesicht ab. Auf seiner Wange spürte er ein Brennen, als hätte man ihm eine Ohrfeige verpasst. Vermutlich war das auch so, denn es war als hallte das Klatschen ihrer Hand noch in seinen Ohren nach. Als hätte er es aus weiter Ferne gehört.
»Nicht schlappmachen, Kleiner.« Schwarzaugen stieg über ihn hinweg. Sie hockte sich in derselben Haltung wie Rabenflügel neben ihre Partnerin. Ein Knie auf dem Boden, ein Arm darauf gestützt. Die andere Hand auf den Boden aufgestützt. Wie zwei Raubkatzen die zum Sprung bereit waren.
Seine Arme schmerzten höllisch. Er versuchte seinen Oberkörper von seinen Armen zu rollen, doch sie hielten ihn an der Schulter fest.
Zu seiner Überraschung zogen sie ihn hoch und trugen ihn unter den Achseln gepackt auf die Couch. Seine Fersen schleiften über den Boden. Trotzdem fühlte er sich hochgehoben als wäre er federleicht. Die beiden zierlichen Frauen atmeten nicht mal schwer. Beinahe sanft ließen sie ihn auf der Couch herunter. Sie setzten sich links und rechts auf den gläsernen Tisch zu seinen Füßen. Die Gesichter ihm zugewandt. Sein Blick huschte zwischen den schwarzen und den smaragdgrünen Augen hin und her.
Ihre Mienen wirkten plötzlich besorgt, als hätte seine kurze Ohnmacht sie überrascht. Als würden sie ihre Vorgehensweise neu überdenken müssen. Aber welche Vorgehensweise? Was lief hier? Die Frau hatte nicht mit der Polizei telefoniert. Aber mit wem dann?
Sein fragender Blick schien den Frauen aufzufallen.
»Geduld. Man wird dir bald mehr erzählen.« Eine unerwartete Sanftheit lag in der Stimme von Schwarzaugen.
»Habt ihr die Polizei gerufen?«
Rabenflügel schüttelte den Kopf. Ihr Pferdeschwanz wedelte an ihrem Hinterkopf hin und her.
»Aber du kommst trotzdem nicht mehr aus der Nummer heraus.«
»Wie heißt du?«, fragte Schwarzaugen ohne diesmal auf seinen fragenden Blick einzugehen.
»Oliver.«
»Ich bin Chi. Das ist Seichan.« Beim zweiten Namen deutete sie auf Rabenflügel.
»Wir checken dich kurz durch, dann wirst du abgeholt.«
»Von wem?« Seine Augen weiteten sich schon wieder vor Schreck.
»Das wirst du sehen.«
»Wohin bringt ihr mich?«
»Auch das wirst du sehen. Nur Geduld. Dir passiert nichts. Jedenfalls weniger als dir bei der Polizei passieren würde.« Die beiden warfen sich einen schnellen Blick zu. In ihren Augen lag ein spöttisches Lächeln.
»Und wenn du tust was wir dir sagen«, unterstrich Rabenflügel die Worte ihrer Partnerin.
Oliver zuckte zusammen als Chi nach seiner Schulter griff. Sie beugte sich um ihn herum. Wie aus Zauberhand war ein Seitenschneider in ihrer Hand aufgetaucht, mit der sie ihm blitzschnell den Kabelbinder hinter seinem Rücken durchtrennte. Ihr Haar fiel in sein Gesicht als sie hinter ihm hantierte. Es kitzelte an seiner Wange. Der Geruch ließ ihn schwindeln. Zwischen seinen Beinen regte sich sein kleiner Freund. Als hätte sie es bemerkt, streifte ihr Blick seinen Schoß, während sie sich wieder zurück auf den Glastisch sinken ließ. Dankbar, vom Schmerz der Fesseln erleichtert, nahm er die Arme nach vorne und massierte sich die kribbelnden Hände. Es fühlte sich an als hätte er sie in einen Ameisenhaufen gesteckt.
»Keine Spielchen«, mahnte ihn Seichan. »Du hast gesehen wie schnell es gehen kann.«
Sie spielte auf die mühelose Überwältigung an, mit der die beiden ihn angegriffen und bewegungsunfähig gemacht hatten. Er nickte niedergeschlagen. Noch wollte er sich nicht in sein Schicksal ergeben, doch die Art wie die beiden ihn zur Couch getragen hatten, hatte ihm mehr Respekt eingeflößt als all ihre drohenden Worte.
Seichan nahm ihrer Partnerin den Seitenschneider ab, bückte sich zwischen seine Beine und durchtrennte den Kabelbinder an seinen Knöcheln. Die Wirbel ihres Rückgrats zeichneten sich durch das hautenge Shirt ab. Als ob er keine anderen Sorgen hätte stellte er fest, dass sich indes kein BH andeutete.
Zwei wachsame Augenpaare begleiteten seine ersten freien Bewegungen seit gefühlt einer Ewigkeit. Auch seine Füße begannen zu kribbeln wie verrückt. Zu gerne wäre er aufgestanden, um ein paar Schritte zu gehen, doch die beiden Frauen schienen nicht gewillt ihm das zuzugestehen. Sie flankierten ihn weiter aufmerksam, bereit auf jede plötzliche Bewegung zu reagieren.
Tausend Fragen schossen durch seinen Kopf. Wer waren die beiden? Wie waren sie in die Wohnung gekommen ohne dass er es bemerkt hatte? Hatte er eine Alarmanlage übersehen? Waren sie gar die ganze Zeit über hier gewesen? Mit wem hatte Chi telefoniert? Was sollte diese Bedrohung und wer würde ihn abholen? Wohin würde man ihn bringen und wieso würde ihm dort weniger passieren als bei der Polizei? Was würde ihm überhaupt dort passieren?
Und weshalb war er eine Sieben und seine Schwanzlänge wichtig?
Als ob die beiden Frauen seine Gedanken lesen konnten, forderte Seichan ihn auf:
»Zieh dich aus!«
»Was?«
»Du hast mich verstanden.«
»Wieso?«
»Weil ich es dir sage!«
»Aber...« Ihr Blick ließ ihn auf der Stelle verstummen. Stattdessen zog er sich den dunklen Pullover über den Kopf. Sein drahtiger Oberkörper, gestählt durch tausende Stunden an der Kletterwand beeindruckte die beiden ganz offensichtlich.
Obwohl sie versuchten ihre ausdruckslosen Mienen beizubehalten, blieb ihm das kurze Flackern in ihren Augen nicht verborgen. Auch nicht der kurze Blick mit dem die beiden sich austauschten. Er glaubte Überraschung aus ihren Augen zu lesen und ein wenig Erleichterung. So als wären sie froh, dass seine Muskeln offensichtlich nicht zur Selbstverteidigung taugten. Ob sie das taten wusste er selbst nicht.
Obwohl als Einbrecher auf der schiefen Bahn unterwegs, war er eher friedlicher Natur. Seine Aggressionen baute er an der Kletterwand ab, nicht an anderen Personen. Er hatte sich in seinem Leben noch nie geprügelt und trotz seines muskulösen Körpers hätte er nicht gewusst, wie er diesen zur Selbstverteidigung hätte besser einsetzen können. Nicht gegen diese beiden, die ihn so routiniert und so blitzartig überwältigt hatten, dass er nicht mal Zeit gehabt hatte zu blinzeln. Und das obwohl er sich zutrauen würde ihnen die Knochen nur mit der Kraft seiner Finger zu brechen. Aber zwischen Zutrauen und Ausführen lagen nun mal Welten. Deshalb saß er eingeschüchtert wie ein verängstigtes Reh zwischen den beiden, ohne eine Idee wie er aus dieser Nummer herauskommen konnte.
Chi und Seichan standen beide gleichzeitig auf. Ihre Haltung spannte sich. Es hatte den Eindruck als wären sie sich bewusstgeworden, dass sie zu unvorsichtig mit ihm wurden und ihn jetzt mit neuer Wachsamkeit musterten. Das erfüllte ihn mit einem gewissen Stolz.
Ja, er war ein böser Junge. Fast hätte er aufgelacht.
»Weiter«, forderte Chi ihn auf. »Aber schön langsam.« Ihre Augen blitzten. Sie hatte leicht die Arme angehoben, als rechne sie plötzlich mit einem Fluchtversuch. Ihr Blick huschte kurz zu Seichan. Auch die verlagerte das Gewicht auf ihren Beinen, um sich auf eine Reaktion von ihm gefasst zu machen. Die Spannung zwischen ihnen war beinahe mit Händen zu greifen.
»Ganz ruhig«, sagte Oliver. Seine Stimme zitterte ein wenig. Die Aggressivität die die beiden Frauen ihm plötzlich entgegen brachten, schüchterte ihn ein. Er hob dabei abwehrend die Hände. Die beiden Frauen entspannten sich nicht.
»Die Hose. Los jetzt!« Chi ging nicht auf seine Beschwörung ein. Mit aufmerksamem Blick folgte sie der Bewegung seiner Hände die zur Hose gingen, die Jeans öffneten und sie nach unten streiften. Er richtete sich auf, schaute sich um, als wäre die Aufgabe damit erfüllt. Natürlich war ihm klar, dass die Jeans alleine nicht gemeint war. Aber freiwillig, ohne weitere Aufforderung, wollte er die Shorts nicht abstreifen.
Die Anweisung folgte prompt und unmissverständlich.
»Die Unterhose auch!«
Er streifte sie nach unten. Sein Schwanz pendelte ins Freie. Seichan und Chi wechselten einen erneuten schnellen Blick. Ihre Haltung entspannte sich ein wenig. Er hoffte dass es daran lag, dass seine Jeans an seinen Knöcheln ihn behinderten. Und nicht daran was sie sahen.
Zu seiner Überraschung zog Chi wieder das Handy aus ihrer Jeans. Sie schoss ein Foto, noch ehe er die Hände vor seinen Schwanz halten konnte. Nicht dass sie das zugelassen hätte, dessen war er sich im Klaren.
»Eine Sieben.« sagte Seichan ohne Chi dabei anzusehen.
»Ja.« Chi nickte. »Trotz allem.« Sie ließ offen was sie damit meinte, doch Seichan nickte zustimmend.
Hatte der Blick auf seinen Oberkörper noch ein Funkeln in ihren Augen ausgelöst, schienen sie das was unter den Shorts verborgen gewesen war, eher neutral aufzufassen. Fast schon ein wenig enttäuscht.
Chi wandte sich ab um eine Nachricht in ihr Smartphone zu tippen. Nachdem sie fertig war behielt sie es in der Hand. Ihre Augen wanderten seinen Körper hoch und runter, während sie dort stand als würde sie auf etwas warten. Vielleicht auf die Antwort zu ihrer Nachricht.
Eigentlich hätte Oliver kein Problem damit gehabt, nackt vor einer schönen Frau zu stehen und sich von oben bis unten begutachten zu lassen, doch die Art und Weise wie Chi ihn anstarrte, so kalt und gefühllos, irritierte ihn zutiefst. Er fühlte sich wie eine Ware deren Wert geschätzt wurde. Fühlte sich so ausgeliefert, so schutzlos wie noch nie in seinem Leben. Gänsehaut breitete sich auf seinem Körper aus. Sie ließ ihn zittern als stünde er nackt in einem Wintersturm.
Seine Augen flackerten, hektisch nach einem Ausweg suchend, durch den Raum.
Er war noch nicht so weit zu versuchen, nackt aus der Wohnung zu rennen, doch er spürte, dass er diesem Blick und dieser Ungewissheit nicht länger würde standhalten können, ehe er sich zu einer spontanen Reaktion hinreißen lassen würde. Er zwang sich ruhig und geduldig zu bleiben. Atmete einmal tief durch, schloss für einen Moment die Augen um diesem Blick aus den kalten schwarzen Augen zu entgehen. Er mahnte sich nichts zu überstürzen. Es würde sich eine Möglichkeit ergeben aus den Fängen dieser beiden Amazonen zu entfliehen. Er hoffte einfach darauf.
Als das Smartphone einen durchdringenden Signalton von sich gab, riss er erschrocken die Augen auf. Chi wandte sich dem Display zu. Sie schien mit der Nachricht zufrieden. Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.
»Laura ist auf dem Weg. Die Chefin will ihn selbst sehen.« Ihre Augenbrauen zuckten als sie weiterlas.
»Was ist?« fragte Seichan, die sie ebenfalls beobachtet hatte. Chi antwortete nicht. Stattdessen streckte sie ihr das Smartphone entgegen. Es dauerte eine Weile bis Seichan den Text gelesen hatte. Olivers Unbehagen nahm weiter zu, je länger sie stumm die Nachricht las. Er spürte, dass sie nichts Gutes für ihn bedeuten konnte. Wie zur Bestätigung drehte Seichan sich mit einem wölfischen Grinsen zu ihm um. Chis Smartphone verschwand in ihrer engen Hüfttasche. Ihre Miene blieb ausdruckslos. Olivers Augen zuckten von einer zur anderen.
»Was wird das jetzt?« entfuhr es ihm, obwohl er sich mit aller Macht dagegen wehrte, etwas zu sagen. Aber die Spannung war mit Händen zu greifen. Er spürte, dass die Nachricht eine Veränderung der Lage darstellte. Sie würde seine Optionen sicher nicht zum Guten wenden.
Die beiden antworteten nicht sofort. Ihre Blicke wanderten weiter über seinen Körper. Seichan grinste. Chis Miene blieb skeptisch. Es war offensichtlich, dass sie etwas planten. Seichans Augenbrauen zogen sich ein paar Mal zusammen, als würde sie etwas durchrechnen. Etwas abschätzen. Ihre Augen kreisten dabei stetig über Olivers Körper.
Er musste hier raus. Jetzt sofort. Aber Seichan stand zwischen ihm und der Tür. Der einzigen die zum Flur führte. Und Chi würde ihn auf dem Weg zur Balkontür lässig einholen. Sie müsste nur zwei Schritte zur Seite machen um sich ihm in den Weg zu stellen. Aber er musste es versuchen.
Und dieses Mal würde er es ihnen nicht so leichtmachen wie vorhin. Er schlüpfte aus den Jeans, die ihm um die Knöchel hingen. Der Plan war Chi mit der Hose abzulenken, durch die Balkontür zu flüchten, die beiden Stockwerke nach unten zu klettern und durch den kleinen Park zu flüchten. Nackt oder nicht, es war ihm egal. Darüber nachgedacht hatte er sowieso nicht. Der Plan war in Sekundenschnelle gereift. Zum Nachdenken oder Grübeln war keine Zeit.
Der Schlüssel für seinen Wagen steckte. Bis dahin musst es so gehen. Er tat als hätte sich die Jeans verheddert, bückte sich um sie über seine Knöchel zu streifen und machte sich bereit. Einen Augenblick fragte er sich verwundert, warum ihn keine der beiden davon abhielt sich zu bücken und an seinen Jeans zu nesteln. Doch jetzt war es zu spät es sich anders zu überlegen.
Er wollte Chi die Hose entgegen schleudern, um an ihr vorbei auf den Balkon zu hechten. In Gedanken machte er sich bereits mit dem stählernen Geländer vertraut, das um die Brüstung herum montiert war, um sich daran auf den unteren Balkon zu schwingen. Es war eine Frage der Geschwindigkeit und der Überraschung. Aber er glaubte auf diesem speziellen Gebiet an seinen Vorteil als Kletterer. Er musste es einfach versuchen. Jetzt oder vielleicht nie mehr.
Blitzschnell warf er seine Jeans in Chis Richtung. Noch während der Stoff auf sie zu flog, hechtete er hinterher. Mit einem Sprung aus dem Stand überwand er mühelos den Glastisch. Mit zwei schnellen Schritten war er an der Balkontür. Chi duckte sich unter der heranfliegenden Jeans hindurch. Eines der Hosenbeine verfing sich an ihrem Arm, den sie blitzschnell ausgestreckt hatte, um Oliver zu fassen. Es behinderte sie einen winzigen Augenblick, den Oliver nutzte, um durch die Balkontür zu springen. Zum Glück war sie, wie er vorher bereits gesehen hatte, offen stehen geblieben. Hätte er sie zuerst öffnen müssen, hätte er keine Chance gehabt.
So gab er der Tür im hinausstürmen einen Ruck am Knauf in der Hoffnung, dass sie hinter ihm zufallen würde, um Chi aufzuhalten. Er bekam das Metall des Geländers zu fassen. Es war eiskalt und feucht. Als er die Beine über die Brüstung schwingen wollte, die Hände bereits fest um das Geländer gekrallt, wurde er von hinten gepackt. Er kam aus dem Gleichgewicht. Aus dem schwungvollen Seitwärtskick, mit dem er in bester Parkour Manier über das Geländer setzen wollte, wurde ein armseliger Hüpfer.
Er knallte mit den Knien gegen das Geländer. Seinen Beinen fehlte die Höhe um über das Geländer zu schwingen. Stattdessen schlug er mit der Schulter und der Hüfte unsanft auf dem gefliesten Balkonboden auf. Noch ehe er richtig gelandet war, wurde er bereits unsanft an den Schultern gepackt. Er spürte wie ein Knie sich schmerzhaft in seine Rippen drückte, sich lange Fingernägel in die weiche Haut über seinem Schlüsselbein bohrten.
Sie drückten ihn nieder und hielten ihn unten. Das Knie in seiner Seite drückte ihm die Luft ab.
Als Chi sich so nahe zu ihm herunterbeugte, dass ihre Lippen seine Ohrmuschel berührten, wusste er dass er verloren hatte. Wie zur Bestätigung rutschte ihr das Haar über die Schultern und legte sich wie ein dunkler Schleier über sein Gesicht. Es wurde dunkel um ihn herum.
Ihre Stimme traf ihn so kalt und schneidend wie der Wind, der durch die Ritzen im Balkongeländer blies.
»Nochmal ganz langsam, auch für dich.« Sie sprach so leise dass Oliver sie kaum verstand, obwohl ihre Lippen beim Sprechen seine Ohren kitzelten.
»Du magst in uns zwei kleine Mädchen sehen, mit deinen dicken Armen und deinem Waschbrettbauch. Aber du legst dich besser nicht nochmal mit uns an. Hast du das verstanden?«
Er wollte antworten, doch ohne Zögern fuhr sie fort:
»Du wirst jetzt mitspielen und gehorchen. Eine zweite Chance gibt es nicht, verstanden?«
Oliver nickte. Er zitterte. Die eisige Kälte des Fliesenbodens auf dem er nackt ausgebreitet lag, kroch ihm schmerzhaft in die Glieder. Doch es war ihre Stimme die ihn zum Zittern brachte.
Er hob abwehrend eine Hand, soweit das in ihrem Klammergriff möglich war.
»Ich hab‘s kapiert«, keuchte er atemlos.
»Wunderbar«, gab sie spitz zurück. »Und jetzt komm hoch. Hier draußen ist es saukalt.«
Sie nahm die Fingernägel aus seiner Schulter und das Knie von seinen Rippen. Die Erleichterung wieder atmen zu können, durchströmte ihn wie ein warmer Schauer. Langsam kam er auf die Knie, schnaufte ein paarmal, ehe er aufstand. Seine Knie zitterten, Gänsehaut schüttelte seinen Oberkörper. Noch ehe er es verhindern konnte, klapperten seine Zähne. Er zwang sich die Lippen zusammen zu pressen, doch es gelang ihm nicht. Seine Zähne klapperten einfach weiter.
Chi ging rückwärts in die Wohnung zurück, ohne ihn aus den Augen zulassen. Als er hinter ihr in das warme Wohnzimmer trat, fiel ihm Seichan ins Auge. Sie schien sich keinen Zentimeter bewegt zu haben. Stand in derselben Haltung dort, wo sie vor seinem Fluchtversuch gestanden hatte. Oliver fühlte sich plötzlich klein und nutzlos. Ich kann nicht mal vor zwei Mädchen wegrennen durchfuhr es in.
Hinter ihm schloss Chi die Balkontür. Durch das kleine Loch das Oliver in das Glas geschnitten hatte, pfiff ein eisiger Wind herein, der die Gardine bauschte.
Die Art wie Seichan ihn musterte, wortlos, mit stechenden Augen schüchterte ihn mehr ein als würde sie ihn verprügeln. In ihrem Blick lag eine eisige Kälte. Die alleine hätte ihn zum Zittern gebracht. Sie schüttelte ganz sachte den Kopf. Dann umspielten ihre Mundwinkel wieder dieses spöttische, überhebliche Grinsen, das sie Chi schenkte. ‚Wann lernen die das endlich?‘
Derselbe Signalton wie vorhin zerriss die Stille. Chi griff in die Hüfttasche und zog das Smartphone hervor.
»Laura ist unten«, sagte sie ohne aufzublicken, während sie offenbar schon eine Antwort tippte.
»Kommt sie hoch?«
»Schreibe ich ihr gerade.«
Seichan nickte zustimmend.
Kaum eine Minute später klingelte es an der Tür. Chi öffnete, nachdem sie einen Blick durch den Türspion nach draußen geworfen hatte.
Eine Frau Mitte Dreißig trat in die Wohnung. Sie trug dieselben schwarzen Jeans wie die beiden anderen. Ihre Gesichtszüge waren europäisch, anders als die beiden Eurasierinnen die ihn bislang in Schach gehalten hatten. Ihre lockigen blonden Haare reichten bis auf ihre Schultern. Die Augen waren beinahe so grün wie die von Seichan. Sie trug eine rote Bluse, die ihr verschwitzt am Rücken klebte. Darunter schimmerte ein dunkler BH hindurch. Sie schien gerannt zu sein, anders konnte sich Oliver ihren schweißnassen Oberkörper bei den Temperaturen nicht erklären. Er wunderte sich, weshalb er darüber nachdachte. Vielleicht war es aber auch nur die rote Farbe, die seinen Blick anzog.
Dass sie nicht auch von Kopf bis Fuß in Leichengräberschwarz erschienen war, beruhigte ihn auf eigentümliche Weise.
Die drei Frauen nickten sich zu.
»Du kommst mit mir.« Die Stimme der Neuen hatte einen leicht heiseren Klang, als hätte sie Halsschmerzen. Er stand einfach da, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, oder gar erneut an Flucht zu denken. Es war als hätte man seine Füße auf den Boden genagelt.
»Keine Spielchen, keine Tricks«, warnte Seichan. »Wenn du Ärger machst, landest du zuerst auf dem Boden und dann bei der Polizei.« Im Gegensatz zur Stimme der Neuen, ließ ihre keinen Spielraum für Hoffnung zu. Oliver nickte. Flucht war erstmal keine Option mehr, wie er gerade schmerzhaft am eigenen Leibe erfahren musste.
Laura hatte eine Tasche bei sich, aus der sie einen unförmigen blauen Overall zog, den sie Oliver hinhielt.
»Hier, zieh den an«, sagte sie überflüssigerweise. Dass er nackt im Wohnzimmer stand schien sie nicht zu stören. Sie widmete seinem Schwanz keinen Blick.
Während er sich umständlich in den Overall zwängte, fragte Laura:
»Wo habt ihr den her?«
»Ist uns einfach ins Netz gefallen. Er ist hier eingebrochen.«
Laura kicherte und wandte sich zu Oliver um. »Wie blöd ist das denn?« Sie sah ihn an, doch Oliver merkte, dass sie zu den Frauen sprach. Er schnitt eine Grimasse in ihre Richtung, woraufhin sie ihm dem Rücken zudrehte. Sie ging voraus zur Wohnungstür als wäre alles gesagt. Seichan und Chi flankierten Oliver, der sich träge in Bewegung setzte, als müsse er seinen Beinen erst wieder das Gehen beibringen. Er folgte der Blonden in den Flur. Der unförmige Overall behinderte ihn bei jedem Schritt.
Seichan hielt Oliver an der Schulter zurück, während Laura im Treppenhaus den Fahrstuhl rief. Er stand noch auf derselben Etage. Die Türen öffneten sich sofort nachdem sie den Knopf betätigt hatte.
»Los«, gab Chi das Signal und Seichan schob Oliver vor sich her in die Fahrstuhlkabine. Laura hatte bereits den Knopf zur Tiefgarage gedrückt. Die Türen schlossen sich, kaum dass alle vier in der Kabine waren. Aus grünen Augen blickte die Blonde zu ihm auf und nickte zuversichtlich. Sie war ein wenig kleiner als er, machte aber einen ähnlich wachsamen und durchtrainierten Eindruck wie Chi und Seichan. Oliver waren die sehnigen Unterarme aufgefallen, die aus der kurzärmeligen roten Bluse ragten, als sie den Zielknopf gedrückt hatte.
Nach einer kurzen Fahrt öffnete sich die Fahrstuhltür in einer schummrigen, nur spärlich beleuchteten Tiefgarage, die nur für diesen Wohnblock zur Verfügung stand. Die Luft roch nach Staub, feuchtem Zement und sich nur langsam verflüchtigenden Autoabgasen. Die meisten Parklücken waren belegt. In der Mitte der Fahrspur versperrte ein Lieferwagen den Ausgang. Auf diesen steuerten die drei Frauen mit Oliver in ihrer Mitte zu. Seichan und Chi blieben zurück. Laura blieb vor den Hecktüren des Lieferwagens stehen und erwartete ihn. Einen Moment dachte er daran um sie herum zu flitzen, um an dem Lieferwagen vorbei zum Ausgang der Tiefgarage zu rennen. Er spannte die Muskeln an.
»Laura, Achtung!«, rief Seichan von hinten. Die Blonde hatte sich abdrehen wollen, um die Hecktüren zu öffnen. Durch den Ruf gewarnt ruckte sie herum, machte einen schnellen Schritt und warf ihn mit dem Rücken gegen eine der Türen. Einen kurzen Moment wollte er protestieren, dann spürte er ihre Hand zwischen seinen Beinen und die Hand drückte zu. Sie drückte so fest und fordernd zu, dass ihm die Tränen in die Augen schossen.
»Hey hey«, rief er keuchend. »Ich wollte doch gar nicht weglaufen. Verdammt lass mich los, das tut höllisch weh!«
Als er den Kopf hob und den Blick ihrer grünen Augen suchte, erschrak er. Ihre Augen waren kalt und emotionslos. Ihr Blick hart. Sie schien durch ihn hindurch zu blicken. Der Griff mit dem sie ihn an die Hecktür des Lieferwagens drückte war erbarmungslos. Er sah die Ader an ihrem Bizeps unter den kurzen Ärmeln der Bluse hervortreten. Der Griff fühlte sich an, als wären seine Eier in einen Schraubstock eingeklemmt. Er versuchte sie wegzudrücken indem er die Hand auf ihre Brust legte und sich mit dem Rücken gegen die Ladetür des Lieferwagens abstützte, aber sie lächelte nur kalt.
Er knickte unter dem zunehmenden Griff ihrer Hand um seine Eier in den Knien ein, noch ehe er die Kraft aufbringen konnte, den Arm durchzustrecken. Er versuchte unter ihr durchzurutschen, aber Laura, oder wie auch immer sie wirklich hieß, hielt ihn mit eisernem Griff auf den Beinen. Sie war es nun, die die Hand auf seine Brust legte und ihn gegen das Blech drückte, dass ihm die Luft wegblieb. Er hörte seine Rippen knacken, als sie den Druck noch verstärkte. Das Ganze hatte keine fünf Sekunden gedauert.
Dann stieß die sich öffnende Tür des Lieferwagens schmerzhaft von hinten an seine Schulter. Der Haken mit dem das Türschloss eingehakt wurde, riss ein Loch in seinen Overall. Der Schwung mit dem die Tür seine Schulter traf, wirbelte ihn einen Schritt zur Seite. Er sah eine Möglichkeit dem Klammergriff zu entkommen und versuchte sich um die Ecke des Wagens zum Ausgang hin wegzudrehen, doch im selben Augenblick schoss eine Hand aus dem Dunkel des Wagens, die ihn am Kragen packte. Sie zog ihn unbarmherzig zurück, zerrte ihn nach hinten in die undurchsichtige Dunkelheit. Der Kragen schnürte ihm den Hals ein, so brutal wurde er nach hinten gerissen. Er landete mit den Ellbogen auf dem ungepolsterten Stahlboden des Lieferwagens. Es war mehr die Überraschung als der Schmerz, der ihn aufschreien ließ.
Dass der Druck an seinen Eiern aufgehört hatte bemerkte er erst, als Laura seine Beine an den Hosenbeinen des Overalls packte. Sie schleuderte sie nach oben, damit sie ihn durch die nur halbseitig offenen Türen nach drinnen werfen konnte. Kaum dass seine Beine an der Kante der geschlossenen Tür vorbei waren, warf sie sie ruckartig nach drinnen. Er knickte in der Hüfte ein, noch bevor er die Muskulatur anspannen konnte um den Fall seiner Beine abzubremsen. Sein rechtes Knie knallte mit voller Wucht auf den Stahlboden. Er schrie ein zweites Mal auf und keuchte, diesmal tatsächlich vor Schmerz.
Dann wurde es dunkel. Das durch die schmale Tür hereinströmende Licht der Tiefgarage verschwand. Die Tür schlug mit einem dumpfen, blechernen Knall ins Schloss. Hohl hallte das Geräusch in seinen Ohren. Einen Augenblick lang war er blind. Im Innern des Laderaums war es ungewöhnlich warm. Die Luft war schwer und stickig. Es fühlte sich an, als müsse er eine zähe klebrige Masse atmen, die sich nur widerwillig in die Lunge saugen ließ. Mit weit aufgerissenem Mund schnappte er nach Luft. Seine Wange berührte den Boden, er fühlte Dreck und kleine Steinchen auf seiner Haut. Es dauerte einen Moment bis er bemerkte, dass ihn niemand mehr festhielt oder irgendwohin zu ziehen oder schieben versuchte. Im Innern war es still. Er hörte nur seinen rasselnden Atem, sein eigenes Herz, das ihm viel zu schnell im Hals pochte und das Blut das in seinen Ohren rauschte.
Langsam gewöhnten sich seine Augen an das Dunkel, das nach dem blendend hellen Fahrstuhllicht zuerst völlig undurchdringlich wirkte. Aber wie er jetzt feststellte, gab es ein kleines Fenster nach vorne in die Fahrgastzelle. Es war verschmutzt, oder abgeklebt, das Licht das in den Laderaum drang war nur spärlich. Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewohnt hatten, reichte es aus, um die beiden schemenhaften Gestalten zu erkennen, die sich mit ihm zusammen in dem Laderaum befanden. Eine war die Person die ihn am Kragen in den Wagen gezerrt hatte. Sie stand gebeugt an der Seite der Ladefläche. Die Silhouette war schmal. Er war sich sicher, dass es eine Frau war. Als sie sich bückte, rahmten lange Haare ihr Gesicht ein. Die Farbe konnte er nicht erkennen. Ihre Kleider waren dunkel und sackartig wie seine eigenen. Als würde sie einen Overall tragen, der ihr zu groß war.
Von draußen drangen gedämpfte Stimmen durch das dünne Blech des Laderaums. Die drei Frauen diskutierten über irgendetwas. Vermutlich über ihn und wie es mit ihm weitergehen sollte. Eine der dreien lachte gehässig. Das Blech verzerrte den Ton. Er konnte nicht heraushören, wer von den dreien es war. Es spielte auch keine Rolle. Die anderen beiden stimmten nur einen Moment später in das Gelächter ein.
Aus den Augenwinkeln sah er verschwommen hinter der Scheibe zum Führerhaus Lauras Gesicht aufblitzen. Sie musste auf der Beifahrerseite eingestiegen sein. Ihre grünen Augen blitzten hinter der verdreckten Scheibe auf. Er glaubte dass sie lächelte und ihm zunickte, während sie den Laderaum inspizierte. Viel konnte sie sicher nicht sehen.
Der Motor des Lieferwagens erwachte rüttelnd zum Leben. Knirschend wurde ein Gang eingelegt. Als der Wagen ruckartig anfuhr, der Fahrer oder die Fahrerin aus der Tiefgarage stieß und zügig Fahrt aufnahm, rutschte sein halb aufgerichteter Körper auf dem staubigen Boden nach hinten.
Bis er mit dem zweiten Schemen, der an der Tür lehnte zusammenstieß.
Die ganze Aktion hatte weniger als dreißig Sekunden gedauert.
»Was habt ihr mit mir vor«, fragte er leise. »Was soll das alles?«
»Sei still!« Auch der zweite Schemen war eine Frau. Sie sprach leise. Ihre Stimme klang weich und zart. Es war mehr eine Bitte denn eine Aufforderung. Sie musste hinter der halben Tür gekauert haben. In die Bemühungen ihn in den Wagen zu zerren, hatte sie nicht eingegriffen. Auch sie schien denselben voluminösen Overall zu tragen wie die andere Frau. Das wenige Licht das durch die schmutzigen Heckfenster eindrang, ließ auch an ihr lange Haare erkennen. Sie lehnte mit dem Rücken an der Tür. Ihre Haltung wirkte lässig, ein Bein ausgestreckt, das andere angezogen. Ein Arm lag auf ihrem Knie.
»Warum habt ihr das getan, was wollt ihr von mir?« fragte er erneut. Seine Stimme zitterte. Sein Herzschlag beruhigte sich nur langsam. Die Situation in dem warmen, stickigen Laderaum wirkte grotesk. Die beiden Frauen lehnten entspannt an den Außenwänden des Wagens, lümmelten beinahe gelangweilt, als würden sie in keinster Weise mit Gegenwehr rechnen. Er malte sich aus, ob er sich gegen die beiden zur Wehr setzen konnte, wenn er darauf achtete, dass keine der beiden ihm nochmal an die Eier gehen würde. Vielleicht konnte er sich dann aus der Hecktür stürzen. Wie zur Bestätigung bremste der Lieferwagen gerade scharf ab und hielt an. Vielleicht an einer Ampel oder einer Kreuzung.
Durch das dünne Blech hörte er den Lärm der Stadt. Bestimmt waren sie noch irgendwo im Bereich der Stadtmitte, nur wenige Straßenzüge vom Ort seiner Entführung entfernt.
»Wo bringt ihr mich hin? Ich will wissen was das soll. Wozu habt ihr das getan?«
Er versuchte das schemenhafte Gesicht der Unbekannten neben der er lag zu durchdringen, aber es war die andere, die die ihn in den Wagen gezerrt hatte, die fast genauso leise antwortete, wie die erste:
»Um dich zu ficken!«
Reflexartig lachte Oliver auf, als die Antwort in seinen Gehirnwindungen angekommen war.
»Was?« Sein Kopf ruckte zu der Stimme in seinem Rücken. Die Frau blickte ihn an. Ihre Gesichtszüge konnte er in dem diffusen Licht nicht erkennen, zumal die langen Haare ihr Gesicht einrahmten. Ihre Augen lagen hinter dem Schleier aus Haar.
»Du hast schon richtig gehört.« Ihre Stimme klang ungeduldig, als hätte sie die Frage heute schon viele Male beantwortet und keine Lust mehr, sie noch ein weiteres Mal zu beantworten.
»Wir nehmen dich mit um dich zu Ficken. Jeden Tag, solange du denken kannst.« Sie kicherte.
Die andere gab ein zischendes Geräusch von sich. Offenbar hatte ihre Kollegin schon zu viel gesagt.
»Seid ihr völlig bekloppt?« Die Frage platzte aus ihm heraus. Er wappnete sich beinahe körperlich auf die Antwort.
»Nein«, war die kurze und völlig ruhige Antwort der Frau neben der Tür.
»Nicht?« giftete Oliver weiter. »Ihr hättet einfach Fragen können. Vielleicht wäre ich freiwillig eingestiegen?« Er drehte den Kopf zu der Unbekannten an der Tür und ätzte weiter:
»Oder seid ihr so hässlich?« Er bekam keine Antwort.
Der Wagen ruckte wieder an. Die Bewegung überraschte Oliver, er rutschte noch ein Stück weiter bis er an der Tür angelangt war. Sie hatte einen Griff an der Innenseite, gegen den er mit dem Ohr stieß. Es war schmerzhaft an dem empfindlichen Knorpel. Das Gesicht der Unbekannten an der Tür war nur Zentimeter von ihm entfernt. Der Duft den sie verströmte gelangte in seine Nase. Sie roch genauso nach Jasmin wie Seichan und nach etwas das ihn an eine blühende Blumenwiese erinnerte. Es war verstörend in Anbetracht der Umgebung.
Wie so vieles in der letzten Stunde, die ihm mittlerweile wie ein halbes Leben vorkam.
Er blickte herausfordernd in das Gesicht direkt vor sich, das im Halbdunkel unter den rückseitigen Fenstern lag. Was er sah wiederlegte seine Theorie der Hässlichkeit. Im Licht der vorbeiflitzenden Straßenlaternen, die den Innenraum wie ein Stroboskop erhellten, war die Frau wunderschön. Dessen war er sich trotz des schlechten Lichts durch die verdreckten Scheiben sicher. Er langte trotzdem nach oben und zog an dem Griff der die Hecktür entriegelt. Er ließ sich ohne jeden Widerstand bis zum Anschlag nach unten drücken. Das Schloss war ausgeklinkt. Die Tür war von außen verschlossen.
Er sah eine Reihe strahlend weißer Zähne aufblitzen, als die Frau ihn anlächelte.
Seine Gedanken überschlugen sich. Er konnte zwar versuchen die beiden zu überwältigen, doch er würde den Laderaum nicht verlassen können, ehe von außen jemand die Tür entriegelte. Und wie gut er im überwältigen dieser Bande war, hatte er an Chi und Seichan ja bereits erfahren. Er könnte versuchen die Scheiben einzuschlagen, doch sich hindurch zu zwängen wäre unmöglich. Zumal er dabei aus einem fahrenden Auto fallen würde. Sein Blick verfing sich an der zweiten Fluchtmöglichkeit. Dem Fenster zum Führerhaus. Auch diese Scheibe könnte er versuchen einzutreten, doch was würde das bringen? Die Scheibe war noch schmaler als die Heckscheiben. Mehr als die Schulter und den Arm hindurchstrecken und versuchen den Fahrer, oder Laura auf der Beifahrerseite zu erreichen würde ihm nicht gelingen.
Bis dahin könnte ihm der oder die jeweils andere alle Knochen brechen.
Er kam aus dieser stickigen Blechbüchse nicht aus eigener Kraft heraus.
»Wer oder was seid ihr?«, fragte er leise. Die Verzweiflung in seiner Stimme konnte er nicht verhindern.
Eine Hand legte sich auf seinen Arm. Sie glitt über den rauen Stoff seines Overalls. Er wischte sie mit der anderen Hand weg, als wäre sie Ungeziefer.
»Ruhig.« Unbeirrt legte sich die Hand wieder auf seinen Arm als wäre sie nie abgewiesen worden.
»Alle reagieren im ersten Moment wie du.« Die Frau sprach langsam und leise. Als würde sie ein weinendes Kind beruhigen wollen.
»Alle?« fragte er fassungslos und fast genauso leise, als fürchte er die Antwort. »Ihr macht das öfter?«
Er sah an der Art wie ihre Haare sich im Halbschatten bewegten, sie leise auf dem Kragen ihres Overalls knisterten, dass sie nickte.
»Du warst nur anscheinend nicht geplant.« Belustigung schwang in ihrer Stimme mit.
»Das ist toll«, gab er spitz zurück. »Dann müsst ihr wegen mir wohl Überstunden machen!«
Gerade fuhren sie wieder unter einer hellen Lichtquelle hindurch, die den Innenraum erhellte. Er sah noch wie ihre Schultern zuckten.
»Die machen wir jeden Tag.« Sie entblößte wieder ihre weißen Zähne als sie ihn anlächelte.
»Jeden Tag.« Während sie es wiederholte klang ihre Stimme wie ein Mantra.
Vielleicht war der Eindruck gar nicht so falsch, dachte Oliver. Vielleicht war er tatsächlich gerade in die Fänge einer Sekte oder etwas in dieser Art geraten.
Er verlor sich eine unbestimmte Zeit in seinen Gedanken. Wie hatte er in all dies hineingeraten können? Seine Gedanken kreisten und machten ihn schwindlig.
Der Wagen in den man ihn gesperrt hatte, beschleunigte plötzlich stärker als bislang. Die Geräuschkulisse änderte sich. Einen Augenblick waren das Motorgeräusch und die Reifengeräusche des Wagens die einzigen Laute die im Innenraum ankamen. Als wären sie alleine unterwegs und nicht mehr in der Stadt. Dann legte sich der Wagen in eine langgezogene Kurve. Von der linken Seite drangen die Fahrgeräusche von schnell vorbeiziehenden Fahrzeugen herein. Die Abrollgeräusche der Räder wurden lauter, nahmen einen hohen surrenden Ton an. Sie waren auf die Autobahn eingebogen. In gleichmäßigem Tempo, ohne groß nach links oder rechts zu wanken, ging die Fahrt weiter. Der Verkehr schien spärlich. Der LKW-Verkehr hatte noch nicht eingesetzt. Es musste also noch weit vor 22 Uhr sein an diesem Sonntagabend.
Oliver fragte sich, was ihn am Ende dieser Fahrt erwarten würde. Seine Kehle schnürte sich zu, fast schien es als wäre der Sauerstoff in der engen Kabine plötzlich schlagartig zur Neige gegangen. Er spürte plötzlich wieder die kräftezehrende Hitze in der seltsam aufgeheizten Blechbüchse. Bemerkte wie sein Overall ihm am Körper klebte, der Schweiß über sein Gesicht rann und der raue Stoff ihn unangenehm an den Schenkeln juckte. Er versuchte sich zu beruhigen. Wenigstens ging es nicht zur Polizei. Dort würden ihn 10 Jahre Gefängnis erwarten. Die Strafe für wiederholte Verstöße gegen seine Bewährung. Ob er irgendwann einmal zu der Erkenntnis kommen würde, dass das Gefängnis besser gewesen wäre als das was ihn am Ziel dieser Reise erwarten würde? Der Gedanke und der kalte Schweiß auf seiner Haut ließ ihn zittern.
Niedergeschlagenheit und eine tiefe Erschöpfung machte sich in ihm breit. Obwohl er sich mit aller Macht dagegen wehrte, spürte er wie ihm immer öfter, in immer kürzeren Abständen die Augen zufielen. Als er nach einigen Minuten erfolglosen Ankämpfens eindöste, prallte sein Kopf gegen die Hecktür.
Aber das hatte er schon nicht mehr bemerkt.
Er erwachte nicht ruckartig, sondern wie durch einen dichten Nebel hindurch. Er spürte wie jemand an ihm zog, wehrte sich aber dagegen aufzuwachen. Er hatte Angst vor dem was ihn erwarten würde. Er spürte dass die Fahrt noch immer andauerte. Die Hitze wurde immer unerträglicher. Die Geräusche der Reifen und der schneller vorbeiziehenden Fahrzeuge drangen langsam zurück in sein Bewusstsein. Er hörte leise Stimmen zwischen den Geräuschen heraus. Die beiden Frauen, die das zweifelhafte Los mit ihm teilten, die Fahrt in der Blechsauna zu verbringen, unterhielten sich leise. Als ob sie ihn nicht wecken wollten. Genau wie der Versuch nicht einzuschlafen, gelang ihm auch der Versuch nicht wach zu werden nur kläglich.
Als er vorsichtig die Augen aufschlug, befand er sich wenig überraschend noch immer in seinem rollenden Gefängnis. Eine der Frauen hatte ihm den Reißverschluss des Overalls bis zur Hüfte aufgezogen. Er lag nicht mehr gegen die Tür gelehnt, sondern quer zur Fahrtrichtung an der rechten Außenwand. Er spürte, dass er nicht mehr auf dem blanken Metall des Laderaums, sondern auf einem zwar etwas kratzigen, aber dem blanken Blech gegenüber deutlich angenehmeren Teppich lag. Die beiden Frauen hatten es irgendwie geschafft ihn von der Tür wegzutragen, um ihn auf die Unterlage zu setzen, ohne dass er es bemerkt hatte. Eine der beiden Frauen fummelte gerade den störrischen Overall von seinen Schultern. Sie war schon halb damit fertig. Bis er richtig wach war und realisierte, was mit ihm passierte, war er nackt.
Die Frau die nicht mit ihm beschäftigt war, bemerkte zuerst, dass er wieder bei ihnen war. Vorne in der Fahrerkabine war die Innenbeleuchtung angeschaltet worden, das Licht fiel gerade so günstig durch das vordere Fenster, dass Oliver sehen konnte, dass sie genauso nackt unter ihrem Overall war wie er selbst. Zwei feste Halbkugeln zeichneten sich schweißglänzend unter dem weit geöffneten Ausschnitt ab.
Er zuckte zusammen, als die Hand der Frau sich plötzlich auf seinen Schwanz legte. Anders als Lauras Griff, an den er sich noch schmerzhaft erinnern konnte, war ihrer zart und zurückhaltend. Fast bittend. Sie rieb ganz vorsichtig an seinem Schaft als wolle sie ihm unter keinen Umständen wehtun.
So sehr er sich auch dagegen sträubte, ihre Bemühungen hatten sichtbaren Erfolg.
Er erinnerte sich an den angeblichen Grund weshalb er hier war. Sollte es jetzt schon losgehen? Würden sie ihn hier Ficken und danach auf irgendeinem Rastplatz einfach rauswerfen? Würde er sich in Anbetracht der Umstände überhaupt Ficken lassen wollen?
Dazu gehörten immerhin zwei. Er hatte das Instrument dazu und war in der Lage es zu kontrollieren.
Die andere hatte seinen Overall von den Knöcheln gezogen. Sie kniete sich ebenfalls neben ihn hin. Er befand sich in ihrer Mitte. Sein Kopf flog von einer zu anderen. Von links nach rechts. In einer quälend langsamen Bewegung öffnete sie den Overall. Er konnte jetzt sehen, dass es tatsächlich dunkelblauer oder dunkelgrüner Stoff war. Ohne Werbeaufnäher oder sonstige Hinweise. Sie zog den Reißverschluss bis zum Bauchnabel. So langsam und vorsichtig, als wolle sie verhindern, dass das Geräusch der sich langsam öffnenden Haken zu laut werden würde. Auch die andere, deren Ausschnitt er bereits bemerkt hatte, zog ihren Overall weiter auf. Sie war es auch, die ihn als erste von den Schultern streifte. Er war durchgeschwitzt. Klebte an ihrer Haut. Kein Wunder bei diesen Temperaturen. Schwer fielen die Ärmel auf den Boden des Lieferwagens nachdem sie ihn abgestreift hatte.
Ihre Brüste waren zwei perfekt geformte Kugeln. Etwas mehr als eine Handvoll, mit kleinen Warzenhöfen und steifen Nippeln. Ihre Schultern waren breit. Sie wirkten durchtrainiert, ohne wirklich muskulös zu sein. Wahrscheinlich war sie es gewesen, die ihn in den Wagen gezogen hatte. Ihr Bauch war flach wie ein Brett, wenngleich der nach unten gefallene Overall einen Großteil davon verdeckte. Sie blickte ihn nicht an, sondern geradewegs in die Augen der ihr gegenüber knienden Frau, die mit dem Reißverschluss noch nicht ganz so weit war.
»Bist du sicher, dass wir nicht doch warten sollten?«, fragte sie so leise, dass Oliver sie kaum über die Fahrgeräusche verstand. »Du weißt wie ungern sie es sehen, wenn wir sie uns vor der Eignungsprüfung nehmen.«
»Ich halte es nicht mehr aus. Wir fahren schon eine halbe Stunde«, entgegnete die andere. Ihre Stimme klang gepresst.
»Wenn die beiden uns sehen?« Die Frau links von ihm nickte zu dem Fenster vorne. Die andere rechts zuckte die Schultern.
»Ich kann nicht mehr«, keuchte sie gequält. »Ist mir egal ob sie es sehen. Ich brauche ihn. Jetzt sofort.«
Oliver lag da, verstand jedes Wort und hatte doch nicht die geringste Ahnung worüber sich die beiden unterhielten. Er konnte sich zwar denken, dass es um ihn und um Sex ging, aber die Dramatik in der Stimme der Frauen verhinderte es ihm, die Zusammenhänge herzustellen. Es schien um Leben oder Tod zu gehen und der Gedanke ließ erneute Panik in ihm aufkommen. Es war die Frau links, die ihn soweit ablenkte, dass er seine Gefühle wieder in den Griff bekam. Sie hatte den Overall auch abgestreift. Was sie zum Vorschein brachte, stand der Frau rechts in nichts nach. Derselbe perfekte Oberkörper, dieselben festen Brüste, dieselben steil aufragenden Nippel. Die Schultern ein wenig schmaler, die Oberarme ein wenig dünner. Trotzdem wirkte alles an ihr so sportlich und trainiert wie an der rechten. Ihr Bauch sogar noch ein wenig mehr. War die rechte die kräftigere, wirkte die linke sehniger. Als ob eine Schwimmerin und eine Langstreckenläuferin sich um seinen Schwanz geschart hätten.
Als Oliver den Blick von den beiden löste, was ihm nur deshalb gelang, weil sein Schwanz inzwischen wie ein Pfahl aus seinem Unterleib ragte und ihn ablenkte, wusste er, dass sein Kampf längst verloren war.
Ja, er hatte das Instrument. Aber die Kontrolle? Nein, die Kontrolle über sein Instrument lag längst bei der Schwimmerin. Wenn diese Frau wollte was er dachte das sie wollte, dann würde er es ihr geben müssen. Kein Mann auf dieser Welt würde sich diesem Körper verweigern können. Er war schlicht perfekt. Im diffusen Licht wie eingeölt glänzend, schrie beinahe jede Pore danach berührt zu werden.
Sie strampelte den Overall von den Beinen, der dort genauso hartnäckig an ihrer Haut klebte, rutschte mit ihren kräftigen Schenkeln über seine Beine, kaum dass der schwere Stoff von ihren Knöcheln befreit war. Auch die Läuferin - er entschied im Geiste sie so zu nennen, solange er ihre richtigen Namen nicht kannte, war nun nackt. Ihre Beine waren unendlich lang und straff. Sie kniete wieder neben ihn, nachdem sie genauso mühsam den Overall losgeworden war wie ihre Partnerin. Die Körper der beiden glänzten im schwachen Licht.
Hätte man Oliver in dieser Sekunde einen einzigen Wunsch zugestanden, er hätte sich Tageslicht gewünscht, noch ehe sein Verstand hätte intervenieren können.
Mehr zum Fenster der Fahrgastzelle als nach ihm blickend, rutschte die Schwimmerin nach vorne auf seinen Schwanz. Mit einer geschmeidigen Bewegung ihrer Hüfte führte sie ihn ein. Als seine Eichel in ihre feuchte Muschi eindrang, zuckte Oliver unwillkürlich zusammen. Nie zuvor hatte er das Gefühl gehabt in solch eine warme Muschi zu stoßen. Es fühlte sich an als hätte sie Fieber. Gleichzeitig war sie so nass, dass sein Schwanz ein schmatzendes Geräusch verursachte. Zu allem Überfluss war sie so eng, dass er fürchtete, seine Vorhaut würde sich an ihren Schamlippen abschälen. Schon nach wenigen der harten Stöße, schmerzte sein Schwanz. Ohne jede Warmlaufphase hämmerte sie ihren Unterleib auf seine Hüfte. Schien ihn beinahe durch das rostige Bodenblech treiben zu wollen. Der Boden war profiliert wie eine Wellblechkonstruktion, wohl damit die Ladung nicht unkontrolliert darauf herumrutschen konnte. Die Wellen waren zwar nur leicht erhaben, aber nur auf dem dünnen Teppich liegend, drückten sich die Profile schon nach kürzester Zeit schmerzhaft gegen seine Wirbelsäule und die Schulterblätter.
Mit angehaltenem Atem wurde Oliver Zeuge wie die Läuferin rittlings mit dem Gesicht zur Schwimmerin auf seinen Bauch rutschte. Mit Hilfe rotierender Bewegungen ihres Unterleibs, begann sie sich den Kitzler an seiner Haut zu reiben, wobei ihre Pobacken immer wieder gegen seine untersten Rippen drückten. Erst da merkte er, dass er das Atmen seit langer Zeit vergessen hatte. Er sah die Arme der Schwimmerin, die Läuferin umschlingen und hörte den gepressten Atem der beiden, während sie sich küssten. Er musste dringend ein klein wenig höher rutschen, sonst würde ihm der Hintern der Läuferin in einem der nächsten Stöße die Rippen brechen.
Er packte die schweißnasse Haut des Läuferinnen-Po und drückte ihn von sich weg. Sie rieb sich jetzt den Kitzler tiefer auf seinem Bauch, was das Atmen nicht erleichterte, aber wenigstens hörten die Stöße auf seine Rippen auf. Sein eigener Schweiß brannte inzwischen in seinen Augen. Er konnte sie nur noch zu kleinen Sehschlitzen öffnen, hinter denen verschwommen die beiden Frauen auf ihm herumhüpften. Er hörte wie die Schwimmerin ihren Orgasmus herausstöhnte. Die Fingernägel der Läuferin spürte er über seine Bauchdecke kratzen was den Schluss nahelegte, dass seine Haut nicht ausreichte um sie zu stimulieren. Sie hatte die Finger zu Hilfe genommen.
Die beiden Frauen tropften auf ihn, als würde es von der Decke regnen. Der Schweiß lief in Strömen über den Rücken der Läuferin, rann in einem nicht endenden Rinnsal durch ihre Po Ritze und mischte sich auf seinem Bauch mit seinem eigenen und dem der Schwimmerin. Die glitt inzwischen auf seine Schenkel, er hörte mehr als dass er spürte, wie sein Schwanz aus ihr herausrutschte und klatschend auf seinen Bauch fiel. Sofort rutschte die Läuferin tiefer und versenkte seinen Kolben in ihrer Muschi. Der Unterschied war gigantisch. Fühlte er sich in der Schwimmerin noch wie zwischen zwei Betonplatten eingeklemmt, war die Läuferin weit und gedehnt. Im direkten Vergleich war er sich zuerst nicht sicher, ob sie ihn sich überhaupt eingeführt hatte. Doch sie begann mit denselben harten Stößen auf ihm zu reiten, während die Schwimmerin die Hand um ihren Hintern legte und die Stöße unterstützte. Der kleine Kasten war erfüllt vom Stöhnen und Keuchen der beiden Frauen. Zappelnd stießen die Fersen der Läuferin in sein Rippen als sie kam. Einen Augenblick später ließ die Spannung in ihrem Körper nach. Sie sackte für einen Moment beinahe auf ihm zusammen, während sie der Schwimmerin etwas ins Ohr wisperte, das Oliver nicht verstehen konnte. Dabei zuckte ihr Po, wobei es faszinierend anzusehen war, wie die festen Pobacken im stetigen Wechsel nach oben schnellten. Einmal mehr wünschte er sich mehr Licht.
Keine der beiden kümmerte sich um ihn, als sie von ihm herunterrutschten. Er bemerkte wie sie verstohlen das Fenster zum Führerhaus musterten und sich dann schnell zurück in die Overalls zwängten. Das Anziehen gestaltete sich noch schwieriger als das Ausziehen. Sie rollten angestrengt keuchend über den Wagenboden, bis sie den störrischen Stoff endlich über ihre nasse Haut gezwängt hatten.
Die Läuferin warf Olivers Overall über seinen verschmierten Schwanz, während die Schwimmerin schon mit dem Rücken an die Wand zur Fahrerkabine rutschte an der sie sich Augenblicke später aneinander lehnten. Einen Moment lang hatte Oliver das Gefühl die letzten Sekunden nur geträumt zu haben. Waren die beiden wirklich nackt auf ihm geritten? Das Ganze ging so schnell, mit ihm als passivem Fickbock, dass er blinzeln musste um sich zu vergewissern, dass er wirklich wach war. Die beiden schemenhaften Gestalten in den grobschlächtigen Overalls hatten so garnichts mit den beiden nackten, schweißglänzenden Amazonen gemeinsam, die gerade über seinen Bauch gerutscht waren. Er wollte etwas sagen, aber die bizarre Situation zerrte an seinen Gedanken, er konnte einfach nicht klar denken, um zu formulieren was er aussprechen wollte.
Während er noch darüber nachdachte, änderten sich die Fahrgeräusche. Der Wagen bremste, legte sich in eine Rechtskurve und wurde deutlich langsamer. Draußen wurde es stiller, die Geräusche von anderen Fahrzeugen blieben aus. Ganz offensichtlich hatten sie die Autobahn verlassen. Die Fahrt wurde wieder ruppiger. Bremsen. Beschleunigen. Linkskurve. Bremsen. Rechtskurve. Beschleunigen. Oliver wurde an der Seitenwand hin und her geworfen wie in einer Waschtrommel. Nicht zu sehen wohin die Fahrt ging, machte es nicht einfacher. Den beiden Frauen an der Wand in Fahrtrichtung ging es da deutlich leichter.
Mittlerweile hatte er sich auch wieder in seinen Overall gezwängt. Irgendetwas tief in seinem Innern sagte ihm, dass es besser war hier nicht nackt herumzuliegen, wenn die Tür sich öffnete. Einmal mehr fragte er sich, was das ganze sollte und wohin es führte. In der dunklen und schweißtreibenden Blechbüchse hatte er mittlerweile völlig das Zeitgefühl verloren.
Nachdem die Fahrt nun schon minutenlang steil bergauf führte, sich die Straße in engen Kurven einen Berg hinauf zu winden schien, versuchte Oliver die Fahrt zu rekonstruieren. Sie waren in Karlsruhe in der Innenstadt losgefahren, waren relativ zügig auf die Autobahn gewechselt, was in Karlsruhe kein großes Problem darstellte und hatten sich auf dieser die meiste Zeit dieser mysteriösen Fahrt fortbewegt. Irgendwo hatten sie sie verlassen, waren durch Ortschaften und über Landstraßen gefahren auf denen wenig Verkehr war. Die Außengeräusche hatten sich hier deutlich von denen in der Stadt unterschieden. Nun schraubte sich die Straße schon eine schier endlose Zeit nach oben und warf die drei Insassen in dem dunklen Laderaum hin und her wie Spielbälle. Er vermutete sie waren irgendwo im Schwarzwald. Aufgrund der Länge der Autobahnfahrt und der kurzen Zeit bis die Steigungen begonnen hatten, vermutete er sie waren die Autobahn A5 nach Süden gefahren. Vielleicht bis Offenburg oder Lahr und schraubten sich jetzt östlich der Rheinebene irgendwo in den Schwarzwald hinein. Vielleicht Richtung Kinzigtal. Aber das war nur eine blinde Vermutung. Hätte er schätzen müssen, hätte er angegeben etwa 3 Stunden unterwegs zu sein. Tatsächlich waren es knapp die Hälfte davon.
Die Fahrt endete genauso abrupt wie sie begonnen hatte. Irgendwo, scheinbar im nirgendwo hielt der Lieferwagen plötzlich ruckartig an. Der Motor erstarb, die Türen vorne wurden geöffnet, um dann in der Ladefläche laut dröhnend, wieder zugeschlagen zu werden. Die einsetzende Stille rauschte in seinen Ohren. Das fehlende Rütteln des Wagens fühlte sich betäubend an.
Das erste Gesicht das er im hellen Scheinwerferlicht zu sehen bekam, war dasselbe wie das Letzte. Laura.
Sie war es, die ihn mit einem harten Griff an die Eier in die dunkle Welt des Lieferwagens gestoßen hatte und sie war es, die die Tür öffnete und ihm wortlos zu verstehen gab, die Blechbüchse zu verlassen.
Die kühle, frische Luft die ihn umgab war eine Wohltat nach der stickig warmen Luft während der Fahrt. Auch die beiden Mitfahrerinnen, die hinter ihm die Ladefläche verließen, atmeten lautstark ein.
Er war noch damit beschäftigt die Augen an das helle Licht zu gewöhnen, da waren die drei Frauen, auch schon verschwunden. Von überall schienen ihn Scheinwerfer anzustrahlen, die schmerzhaft in seine Augen stachen.
Er blickte sich um, versuchte sich zu orientieren. Sie waren in einem überdachten Innenhof. Hinter ihnen, von dort wo sie gekommen waren, wurde gerade ein massives Stahlgittertor verschlossen. Durch die Gitterstäbe konnte er die Wipfel einiger Tannen sehen, die etwas tiefer standen. Darüber war nur das alles verschluckende Schwarz des Nachthimmels zu sehen. Das Tor schloss eine blonde Frau mit wehenden Locken in einer Art Uniformbluse. Die Bluse war hellblau und sehr durchsichtig. Darunter war sie nackt, das war auch auf die Entfernung deutlich zu erkennen. Ein Scheinwerfer in der Nähe des Tors strahlte sie an, als stünde sie in einem Spotlight. Sie trug schwarze Leggins, dazu helle Segeltuch Schuhe.
Als ihre Blicke sich einen Moment trafen, lächelte sie ihm zu, ehe sie sich durch eine schmale Tür in eine Art Wachhäuschen zwängte. Der Innenhof mutete wie eine Burg an. Dicke, aus grobem Stein gemauerte Wände, das Stahlgittertor von einem mächtigen Torbogen umrahmt. Der Boden aus unebenen Quadersteinen von jahrhundertealten Spuren ausgetreten. Links und rechts der steinernen Wände, über zwei hohe Stufen zu erreichen, führten dicke, massive Holztüren in das Innere des Gemäuers.
Alles wirkte groß, schwer und alt. Trutzig ragten die Wände über ihm auf. Trotzdem hatte alles ein sehr gepflegtes, penibel angelegtes Flair. Selbst das wenige, das er in der Dunkelheit erkennen konnte.
Der Wagen war direkt vor einem weiteren massiven Gittertor geparkt, das im Gegensatz zum unteren Tor offenstand. Dahinter lag ein Garten. Ein Kiesweg führte vom Tor weg. Dahinter verlor sich ein Labyrinth aus Wegen und Pfaden in der Dunkelheit. Es war still wie in einer Gruft. Der Duft nach Wildblumen und frisch gemähtem Heu wehte zu ihm herüber, fremdartig in einer Winternacht im Februar. Er erinnerte ihn daran wie die beiden Amazonen gerochen hatten, die die Fahrt mit ihm auf der Ladefläche verbringen mussten. Eine der beiden Holztüren an der Seite stand offen. Die Beschläge waren alt und so massiv wie alles in diesem Innenhof. Der Schlüssel der in der Tür steckte sah aus, als hätte er einige Jahrhundertwenden erlebt.
In der offenen Tür hinter der nur das dunkle alte Gemäuer zu sehen war stand eine Frau. In dem Moment in dem er sie ansah, setzten seine Gedanken aus. Alles wozu er imstande war, war diese Frau anzustarren. Die Augen aufgerissen, den Mund offen. Sie musste sehen dass er glotzte, nahm aber keinerlei Notiz davon. Im Gegenteil. Ihr Gesichtsausdruck war so selbstgefällig, als hätte sie etwas Anderes überhaupt nicht erwartet. Als wäre sie gekränkt gewesen, wenn es anders gewesen wäre.
Weil alle so starrten.
Alle Neuen die sie in Empfang nahm.
Um die Wirkung zu vollenden, blieb sie einen Augenblick auf der obersten Stufe stehen. Eine Hand an der Hüfte, die andere locker an den Türrahmen gelegt. Olivers Augen huschten ihren Körper entlang. Versuchten zu verstehen, ob wahr sein konnte was sie sahen. Die Frau lächelte von oben zu ihm herunter.
Sie hatte den Posten der Empfangsdame nicht ohne Grund. Nur wenige der neu ankommenden Männer waren ihrem Körper bislang nicht verfallen. Den meisten, wie auch diesem, brauchte sie nur gegenüberzutreten um sie gefügig zu machen. Für die wenigen anderen, hatte sie verschiedenste Kampftechniken und psychologische Tricks zur Verfügung. Wie schmerzhaft ein zwölf Zentimeter hoher Absatz, mit einem Mawashi-Geri gegen die Stirn getreten sein konnte, hatten nur wenige Neuankömmlinge erfahren müssen. Dass dieser hier keinerlei Gegenstände bei sich trug hatte man ihr bereits versichert. Sie würde trotzdem nochmal selbst nachsehen. Und zwar überall.
Oliver starrte die Frau an, als wäre sie eine Erscheinung. Er wusste dass er glotzte, doch er hatte weder seine Gesichtszüge noch seine Gedanken unter Kontrolle. Die Frau stand oben auf der Treppe, gut einen Meter über ihm. Sie hatte sich nicht bewegt, blickte nur aufmerksam zu ihm herunter. Als wolle sie ihm Gelegenheit geben sie ausreichend lange anzusehen.
Ihre Haare waren so schwarz, dass sie das wenige Licht zu verschlucken schienen. Die Locken waren so dicht, dass sie ihren Kopf wie einen dunklen Schleier umgaben. Sie fielen ihr bis über die Schultern. Sie trug eine weiße Bluse, die so weit aufgeknöpft war, dass sie jeden männlichen Kreislauf auf eine harte Probe stellte. Auch den von Oliver, der spürte wie seine Knie zu zittern begannen. Die großen Brüste, die die Aufschläge der Bluse bis fast hinunter zum Bauchnabel offenhielten, schienen zurück zu starren. Die dunkle Haut ihrer festen Halbkugeln stand im harten Kontrast zu der blendend weißen Bluse. Sie trug keinen BH. Auf der einen Seite schimmerte ein dunkler Warzenhof durch den seidig glänzenden Stoff, der von einem erregt stehenden Nippel ausgebeult wurde. Auf der anderen Seite war der Stoff nicht nur ausgebeult, er stand geradezu von der Brust ab. Der silbrig hinter dem Stoff durchscheinende Stift mit dem der Nippel gepierct war, schien sich durch den Stoff bohren zu wollen.
Die Bluse steckte in einem schwarzen, hautengen Bleistiftlederrock der so eng war, dass sie darin nicht hätte gehen können, wäre er nicht an einer Seite so obszön weit nach oben geschlitzt gewesen, dass beinahe der Hüftknochen zu sehen war. Man brauchte nicht zweimal nachzuschauen um zweifelsfrei festzustellen, dass sie kein Höschen darunter trug. Die langen, nicht minder braun gebrannten, sportlich schlanken Beine steckten in hohen schwarzen, auf Hochglanz polierten Lackstilettos. An einem Fuß trug sie ein silbernes Fußkettchen, dessen herzförmiger Anhänger sich über ihren Knöchel wölbte. Auf der anderen Seite war der Spann mit verschieden großen, dunklen und hellen Sternen tätowiert, die sich wie ein Spiralarm von der Fessel bis zu den Zehen ausbreiteten.
Das Leder des Rocks knarzte, als sie die erste der beiden hohen Stufen herunterstieg. Der seitliche Schlitz nahm atemberaubende Ausmaße an. Kurzzeitig gab er den gesamten Oberschenkel und noch sehr viel mehr preis, ehe er sich fast bedauernd wieder zusammen zog, um beim nächsten Schritt den Blick einen winzigen Augenblick zwischen ihre Beine zu ermöglichen.
Die Frau kam die wenigen Schritte so langsam auf Oliver zu, als wolle sie ihm so viel Zeit wie möglich geben den Anblick in sich aufzusaugen. Er zuckte kurz als sie nicht wie erwartet vor ihm stehen blieb, sondern direkt durchging, bis ihr Busen gegen seine Brust stieß. Sein Blick stürzte von oben in ihr Dekolleté und schien erst vom Bauchnabel wieder aufgefangen zu werden. Sie beugte sich ohne Vorwarnung zu ihm herab, drückte ihre vollen, rot geschminkten Lippen auf seine und küsste ihn tief. Ihr Lippenstift schmeckte süßer als jede Erdbeere es vermocht hätte. Mit den Zähnen verbiss sie sich an seiner Unterlippe und zog daran, bis sein Kopf der Bewegung folgen musste. In den hohen Schuhen war sie fast einen Kopf größer als er. Mit ihrer rechten Hand griff sie nach seiner Linken. Ihre Finger waren lang und dünn. Die Haut war warm. Sie hob seine Hand, die scheinbar jede Kraft verloren hatte und legte sie auf ihre linke Brust.
»Du hast sicher tausend Fragen«, flüsterte sie ihm ins Ohr, nachdem sie seine Lippe losgelassen hatte.
Die hatte er ganz sicher, aber während er den betörend süßen Geruch ihres Parfüms einatmete und den Geschmack ihrer Lippen auf seinen zurücksehnte, wollte ihm keine davon einfallen.
»Und du bist furchtbar aufgeregt«, flüsterte sie weiter. »Ich kann es spüren.«
Seine Knie zitterten immer stärker, während seine Atmung wild zwischen Schnappatmung und Stillstand wechselte.
»Ich bin es auch, fühlst du es?« Um es ihm einfacher zu machen ihren Herzschlag zu fühlen, nahm sie seine Hand, die sie auf ihre Bluse gedrückt hatte und führte sie unter den Stoff. Die warme, glatte Haut ihrer Brust fühlte sich fremdartig unter seinen Fingerspitzen an. Sie drückte seine Hand fest auf ihren Busen. Er konnte keinen Herzschlag fühlen, nickte aber trotzdem als würde sein Kopf an seidenen Fäden hängen.
»Wir sind immer alle sehr aufgeregt, wenn neue Gäste kommen.« Sie hauchte es so leise in sein Ohr, dass er die Worte kaum verstand. Ihr Unterleib drängte sich gegen seine Hüfte.
»Ich beantworte dir alle Fragen, die du hast.« Ihre Lippen kitzelten an seiner Ohrmuschel.
»Aber nicht jetzt.« Er spürte ihre Zunge an seinem Ohrläppchen. Sie strich mit der Spitze über den Knorpel und steckte sie zärtlich in sein Ohr.
»Zuerst will ich, dass du mich fickst.« Er spürte seinen Schwanz gegen ihre Hüfte pulsieren. Ihre Stimme war nur ein Windhauch in seinem Ohr. Die Geräusche der Welt schienen allesamt zu verstummen. Die Gerüche, die Farben die Bewegungen. Alles schien stillzustehen und zu verblassen.
Nur das Flüstern war noch da.
»Ich will deinen harten, pochenden Schwanz.« Sie rieb ihre Hüfte an seinem Riemen um dies zu verdeutlichen. Eine sich endlos dahinziehende Zeit blieb sie stumm, verharrte mit den Lippen an seinem Ohr, atmete warm und langsam gegen die empfindlichen Härchen in seinem Gehörgang.
Den nächsten Satz schien sie direkt in sein Gehirn zu pusten:
»Bitte gib ihn mir.« Diese vier Worte artikulierte sie in einer so unendlichen Verzweiflung, als würde sie auf der Stelle sterben, wenn er der Bitte nicht nachkommen würde. Als würde er unvorstellbares Grauen auslösen, wenn er sich auch nur einen Lidschlag länger Zeit damit lassen würde.
Der Schock nach all dem Grauen, das ihn seit dem Einbruch heimgesucht hatte schien so unendlich fern. Als hätte er das alles nur geträumt. Oder träumte er auch das hier? Lag er noch immer in der Hitze des schüttelnden Lieferwagens und träumte dieses Wesen nur? Hatte ihm im Schlaf jemand die Kehle durchgeschnitten und dies war das Paradies? Er hätte nur die Augen zu Seite wenden müssen, um den Lieferwagen direkt neben sich stehen zu sehen. Wenn er die Sinne beisammen nehmen würde, könnte er noch das Metall knacken hören, das sich in der kalten Winterluft abkühlte. Aber dazu war er nicht in der Lage. Seine Welt und alle seine Sinne befanden sich wenige Zentimeter vor seinen Augen.
Dahinter war nur schwarze Leere.
Er hatte vergessen wie er hierhergekommen war und unter welchen Umständen. Er stand hier vor diesem betörend duftenden Geschöpf, das sich so zart und weich anfühlte. Um keinen Preis der Welt wollte er schuld daran sein, dass die Verzweiflung in ihrer Stimme ihn noch einmal treffen musste.
Er nickte. Er konnte nicht sprechen, seine Zunge steckte wie ein Fremdkörper in seinem Mund. Sie knabberte an sein Ohrläppchen.
»Sag es mir«, hauchte sie. »Sag mir, dass du mich auch ficken willst.«
»Ich will dich ficken«, sagte eine Stimme die so fremd klang, dass er sie kaum als seine eigene erkannte.
Die Frau biss freudig in sein Ohr. Sie stöhnte erregt, als würde ein Wunsch wahr werden, den sie ihr halbes Leben herbeigesehnt hatte. Ihre Augen flackerten nach oben unter die im tiefen Schatten verborgene Ecke der grob gemauerten Decke.
Das kleine rote Licht der Überwachungskamera pulsierte dort wie das Zeugnis aus einer anderen Zeit.
Und Oliver wurde an der Hand durch die Holztür gezogen.
Hinein in die dunklen Schatten des alten Gemäuers.
------ Kapitel 2 ------
Als Oliver das erste Mal wach wurde und die Augen aufschlug, war es immer noch dunkel in seiner Kammer. Es dauerte einen erschreckend langen Augenblick bis er sich zurechtfand. Beinahe hätte er vor Angst aufgeschrien, doch dann hatten sich seine Augen an das diffuse Licht gewöhnt. Die Erinnerung wo er war kam zurück. Schweißgebadet setzte er sich auf die Bettkante, stützte die Arme auf die Knie und legte den Kopf in die Handflächen, bis sein rasendes Herz sich wieder beruhigt hatte.
Von draußen drang kein Licht durch das winzige Fenster. Die Nacht war wolkenverhangen. Sie waren auf einem Berg, soviel hatte er am Abend schon herausgefunden. Sein Zimmer war zur Nordseite hin. Ein schwaches Licht drang vom Flur in seine Kammer. Wie ein schmales Band lag es unter der Tür.
Eine innere Unruhe zwang ihn aufzustehen. Er wusste nicht wohin er gehen sollte, aber liegen wollte er auch nicht mehr. Als stoße ihn das Bett plötzlich ab. Also blieb er einfach stehen. Blickte an sich herunter.
Die weißen Boxershorts die er trug waren nicht seine eigenen. Sein Oberkörper war nackt. Es war kühl in den alten Gemäuern aber nicht kalt. Trotzdem, der langsam trocknende Schweiß seines Traumes ließ ihn frösteln. Oder war es wie so vieles an diesem Abend, gar kein Traum gewesen der ihn aus dem Schlaf gerissen hatte?
Gegen 19 Uhr, wie er später festgestellt hatte, waren sie oben auf dem Berg angekommen. Was zuerst wie eine alte Burg ausgesehen hatte, hatte sich später als ehemaliges Sanatorium herausgestellt. Warum es aufgegeben wurde, wer es in diesem Zustand, den es heute darstellte versetzt hatte, wusste er noch nicht. Seine Gedanken wurden zu sehr von der Empfangsdame abgelenkt, um weiter darüber nachzudenken, wer oder was hinter all dem steckte. Sie hatte ihn, wie es ihre Aufgabe war, am Lieferwagen in Empfang genommen. Und wie. Schon da war er ihr geradezu willenlos verfallen.
Nachdem sie ihm ins Ohr geflüstert hatte, dass sie mehr als alles auf der Welt seinen Schwanz spüren und von ihm gefickt werden wollte, hatte er dies wie in Trance bestätigt. Kurzerhand hatte sie ihn die Stufen nach oben, in die Dunkelheit der alten Gemäuer hineingezogen.
Er blickte unsicher in der im Halbdunkel liegenden Kammer umher. Seine nackten Füße wurden kalt auf dem kühlen Steinboden. Er fror. Seine Augen blieben an dem schmalen Lichtstreifen unter der Tür hängen. Seine Gedanken drifteten zurück an jene Stunden des Abends, als wäre das Licht das Tor in die Vergangenheit.
»Links die Treppe hoch.« Sie ging voraus, zog ihn an der Hand hinter sich her. Die rot lackierten Fingernägel hoben sich deutlich von seiner Haut ab. Die enge Wendeltreppe führte steil nach oben. Die Luft war eisig kalt hinter dem dicken Gemäuer. Er musste den Arm weit nach oben strecken, um ihr die scharfe Biegung hinauf folgen zu können. Ihre Hand hatte sich fest um sein Handgelenk geschlossen. Nicht dass es schmerzhaft war, doch der Griff hatte eine unausgesprochene Autorität in sich. Ihr Hintern war aufgrund des Höhenunterschiedes direkt vor seinem Gesicht. Er konnte das Leder bei jedem Schritt knarzen hören. Er roch sogar den Duft, den es verströmte. Ihre Beine in den hochhackigen Stilettos knallten bei jeder Stufe auf den Steinboden. Das Geräusch hallte in der engen Röhre wider.
Unvermittelt blieb sie mitten auf der Treppe stehen. Er prallte mit dem Gesicht gegen den Rock, weil er nicht damit gerechnet hatte. Es war dunkel in dem Abschnitt, sie waren gerade an einer in den groben Steinen ausgesparten Stelle vorbeigekommen. Künstliches Licht gab es hier keines und wenn dann war es ausgeschaltet. Würde die Treppe nicht nach oben führen, er hätte befürchtet in ein dunkles, feuchtes Kellerverlies geführt zu werden. Die Vorstellung brachte ihm eine Gänsehaut ein.
Die große Unbekannte machte ein verzückt quiekendes Geräusch, als sein Gesicht an ihren Hintern prallte. Die Hand mit der sie ihn festhielt löste sich, suchte seinen Hinterkopf und drückte seine Nase fest gegen das Leder. Er atmete direkt auf die schwarze Haut, fühlte an den Lippen wie sie schnell mit Feuchtigkeit beschlug. Er fragte sich warum sie hier stehen geblieben waren.
Hinten an dem Rock war ein langer Reißverschluss wie er jetzt feststellen musste, denn seine Lippen kratzten über die rauen Haken. Er schien von oben bis unten durchgängig zu sein, war aufgrund des obszönen Schlitzes an der Seite aber geschlossen. Erst jetzt sah Oliver, dass der Schlitz an der Seite auch ein Reißverschluss war. Das Kleid hatte also zwei. Einen seitlich und einen hinten. Und genau diesen wollte sie eben von ihm geöffnet haben.
Mit zittrigen Fingern suchte er den Schieber und begann ihn langsam nach oben zu führen.
»Das reicht«, meinte sie, als er weit über den Pobacken angelangt war. Das zwischen dem seitlichen und hinteren Reißverschluss entstandene Stück, mutete wie ein Lendenschurz an. Der Rock lag jetzt nicht mehr stramm um ihren Hintern, sondern hing lose flatternd an ihrer Hüfte.
»Ja, so geht es besser«, meinte sie nach ein paar weiteren Treppenstufen. Sie schien vergessen zu haben die Hand nach ihm auszustrecken, denn Oliver war noch einen Augenblick stehen geblieben. Das Öffnen des Rocks war eine einfache Handlung gewesen, aber die Art und Weise wie sie es von ihm verlangt hatte, sie ihren Hintern an seiner Nase gerieben hatte, hatte auf Oliver etwas Devotes. Etwas Erniedrigendes. Es löste ein imaginäres Klicken in seinem Hirn aus, als hätte jemand einen Schalter umgelegt.
Anstatt der Empfangsdame weiter zu folgen, drehte er sich um. Er rannte die Stufen in einem Tempo nach unten, wäre er gestolpert, hätte er sich bestimmt den Hals gebrochen. Das Geräusch ihrer Stilettos auf den Steinplatten war augenblicklich verstummt. Während er atemlos die Treppe nach unten hetzte, hörte er mit einem Ohr nach oben. Er rechnete damit, dass sie rufen würde, ihm folgen, doch zu seiner Verwunderung hatte das Geräusch ihrer Schuhe nicht wieder eingesetzt. Sie schien einfach stehen geblieben zu sein.
Sie verfolgt mich barfuß, dachte Oliver gehetzt. Er versuchte seine Schritte trotz aller Gefahr, die ihm sehr wohl bewusst war, noch zu beschleunigen. Schon hatte er die Holztür am Boden dieses trutzigen Bergfrieds erreicht. Wenn sie hinter ihnen jemand geschlossen hatte, saß er nun in der Falle. Aber die Tür öffnete sich quietschend. Oliver schlüpfte nach draußen.
Der Lieferwagen mit dem man ihn hier her gebracht hatte stand noch in dem Innenhof. Die schmiedeeisernen Türen zum Garten, vor ein paar Minuten noch weit offen, waren jetzt geschlossen. Auf der anderen Seite war das Wachhäuschen in dem er die Dame in den Leggins und der blauen Bluse vermutete. Auch dieses Tor war geschlossen. Er zögerte einen Augenblick. Nach links oder rechts? An welchem der Tore sollte er es versuchen? Sie sahen beide äußerst robust aus. Mehr als zwei Meter hoch. Mit Gold verzierten Spitzen an den massiven Gitterstäben, die wie eingelassene Speere wirkten.
Die Stilettos folgten ihm nicht, was ihn am meisten von allem verwunderte. Was trieben die Weiber hier für ein Spiel? Einerseits hatte man ihn mit einem Griff an seine Eier, der ihm die Tränen in die Augen getrieben hatte überrumpelt. Ihn in den Lieferwagen gestoßen, noch ehe er reagieren konnte. Von Chi und Seichans Attacke in der Wohnung in die er eingebrochen war ganz abgesehen. Man hatte die Tür des Wagens von außen verriegelt und war mit ihm aus der Stadt gefahren.
Dann waren sie hier angekommen, als hätte man ihn in ein Ferienlager eingeladen. Auf der Fahrt wurde er von den Amazonen gefickt, die Empfangsdame hatte ihm ins Ohr geflüstert, was sie von ihm erwarten würde. Er zögerte. Was war das hier? Warum stand er noch immer alleine hier herum?
Als er aufblickte zuckte er vor Schreck zusammen. Er konnte den Schrei nicht gänzlich verhindern, ein gedämpftes Wimmern entfuhr seinen geschlossenen Lippen. Die Dame aus dem Wachhäuschen war lautlos aus ihrer Tür getreten. Mit vor dem Bauch verschränkten Armen hatte sie sich zwischen dem Eingang und dem Lieferwagen aufgebaut. Gerade hob sie eine Hand zum Kragen ihrer Bluse, den Kopf ein wenig zur Seite geneigt. Einen Augenblick wirkte sie wie eine Agentin, die in ein Mikrofon an ihrem Handgelenk sprach. Die Scheinwerfer strahlten von hinten durch das Tor. Ihre Bluse mutete wie ein blauer Schleier um ihren Körper an. Sie war durchsichtig genug, die Konturen eines großen, schlanken Körpers erkennen zu lassen. Die Frau stand mit geschlossenen Beinen dort, während das Licht trotzdem zwischen ihren Oberschenkeln hindurch scheinen konnte.
Die seltsam unwirkliche Atmosphäre überforderte sein Denkvermögen. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Flucht oder Umkehr? Links oder Rechts? Vor oder Zurück? Seine Unentschlossenheit ließ ihn beinahe schwanken. Die Dame kam mit langsamen Schritten auf ihn zu. Sie lächelte ihn an, als wäre er der Sonnenschein. Ihre blonden Haare, vom Gegenlicht erfasst, strahlten wie ein Heiligenschein. Die Konturen ihres Gesichts verblassten im Halbschatten.
Eine Armeslänge entfernt blieb sie stehen. Inzwischen hatte der Lichtkegel eines hinter Oliver angebrachten Strahlers sie erfasst. Sie lächelte das bezauberndste Lachen, das er je gesehen hatte. Ihre Zähne strahlten hell, ihre Augen waren so blau wie ein Gebirgssee, ihre Haut rein, jung und makellos. Sie war völlig ungeschminkt und strahlte eine natürliche Schönheit aus, die jedes Makeup nur verunstaltet hätte. Ihr Gesicht hätte das Cover jedes Hochglanzmagazins schmücken können. Doch sie war nur die Torwärterin in diesem bizarren Albtraum. Die Empfangsdame war wunderschön gewesen und wollte von ihm gefickt werden. Die beiden Amazonen waren selbst im diffusen Licht des Lieferwagens atemberaubend gewesen und auch Laura, Chi und Seichan waren atemberaubende Geschöpfe gewesen.
Wo war er hier gelandet?
Mit einer sparsamen Geste und dem schönsten Lächeln der Welt, wurde er von der blonden Frau zurück durch die Holztür gebeten. Mehr als das. Die Geste und das Lächeln hatten den Anschein, als würde die Frau sich nichts auf der Welt mehr wünschen, als dass er einfach wieder zurück zur Treppe gehen würde.
Als ob eine mentale Hand Kraft auf ihn ausübte, drehte Oliver sich um. Er konnte nichts dagegen tun, seine Beine hatten einfach das Kommando übernommen. Sie trugen ihn die Stufen nach oben bis zur Tür. Wie gerne hätte er sich nochmal nach der wunderschönen Frau umgedreht, doch seine Füße trugen ihn einfach weiter. Der Kopf auf seinen Schultern verweigerte die Bewegung nach hinten. Wie in Trance steuerte er die schmale, enge Treppe an, die ihn geradewegs dorthin zurückführte, wo er seinen peinlichen Fluchtversuch begonnen hatte.
Die Empfangsdame tat, als hätte er nur kurz den Anschluss verloren. Mit keiner Silbe erwähnte sie die Verzögerung, oder gar dass er umgedreht war. Oliver glaubte kurz etwas wie Enttäuschung im Halbdunkel des alten Gemäuers in ihren Augen aufflackern zu sehen. Als hätte sie besseres von ihm erwartet. Sie hatte gewusst, dass er sowieso nicht an der Blonden vorbeigekommen wäre, durchfuhr es Oliver. Mit derselben sparsamen Geste mit der die ihn zurückgewiesen hatte, deutete die Empfangsdame auf eine Tür am Ende des Ganges.
Sie hatten die oberste Ebene des Turms erreicht, ohne dass Oliver es bemerkt hatte. Seine Begleiterin bückte sich nach dem Reißverschluss ihres Lederrocks. Im Gegensatz zur Aktion auf der Steintreppe zog sie ihn diesmal geradezu mühelos selbst zu. Den tiefen Einblick in ihre Bluse gab es gratis dazu. Ihre Miene verriet nicht, ob sie seinen Blick bemerkt, oder gar provoziert hatte. Obwohl wortlos der Aufforderung nachkommend, spürte Oliver eine deutliche Abkühlung in der Haltung seiner Begleiterin. Er war kurz davor sich für seinen Ausrutscher zu entschuldigen.
Der Gang war kurz, die Tür an dessen Ende die einzige. Durch die groben, in den Stein gehauenen Öffnungen wehte ein eiskalter Nachtwind. Der Wind heulte in dem alten Gemäuer. Es war doch ein Verlies, in das man ihn sperren würde, dachte Oliver als die Tür quietschend seinem Druck nachgab. Nur war es nicht in einem muffigen, schimmelnden Kellergewölbe. Stattdessen lag es in der Kammer dieses Turms.
Im Innern brannten keine Kerzen wie er vermutete hatte. Gedämpftes Licht von zwei an die Wand montierten, an Stalllaternen erinnernde Lampen, verteilten wohliges Licht in der kreisrunden Kammer. Es gab drei Fenster, die allesamt geschlossen waren. Auf einer Seite stand ein mächtiger Holzofen, der heimelige Wärme verbreitete. Ein lebhaftes Feuer prasselte hinter der Scheibe. Ein klein wenig Luxus hatte in die oberste Kammer des mittelalterlichen Relikts Einzug gehalten. Wie zur Bestätigung schloss die Empfangsdame schnell die Tür hinter ihnen.
Obwohl sie mit keiner Wimper zuckte, blieben Oliver die Gänsehaut an ihren Armen und die aufgestellten Nippel unter der dünnen Bluse nicht verborgen. Auch dass sie sich wie zufällig in die Nähe des knackenden Holzfeuers stellte. Er selbst fror mittlerweile furchtbar und wäre nur zu gern an ihre Seite neben das Feuer getreten. Ihr Blick und ihre Haltung hielten ihn davon ab. Das flackernde Licht des Feuers ließ ihre Züge noch härter wirken. Er fragte sich, wo die flehende Frau abgeblieben war, die ihn noch vor ein paar Minuten beinahe herzzerreißend angefleht hatte, er möge sie bitte ficken.
Vermutlich hatte er sie mit seiner Aktion verjagt.
Wie zur Bestätigung löste sie sich von dem wohltuenden Feuer. Sie trat auf ihn zu. Der Raum war geräumig, nahm einen Großteil der Grundfläche des Burgturms ein. In der Mitte stand ein breites, französisches Bett. Die Matratze mit einem leuchtend roten Spannbetttuch bezogen. Weiße Kissen dienten als Dekoration. An der Wand stand ein riesiger Ohrensessel. Er war genauso mit grünem Samt bezogen wie der kleine Schemel der davor stand. Schwere Wandteppiche hingen zwischen den Fenstern. Erst nachdem sein Blick langsam durch den Raum gewandert war, entdeckte Oliver eine freistehende Badewanne links neben der Tür, eine bodenebene Dusche, die nur als solche zu erkennen war, weil ein Abfluss in den alten Steinboden eingearbeitet war und sich direkt darüber ein riesiger Duschkopf befand, der wie eine Tentakel von der Decke hing. Die Decke war gut vier Meter über ihnen. Die Holzkonstruktion war sichtbar und aufwändig restauriert. Eine kleine Wendeltreppe führte entlang der Außenmauer nach oben auf ein kleines Podest. Ein letztes kleines Fenster befand sich dort oben. Ein weiterer bequem aussehender Sessel stand hoch dort oben. Auf einer kleinen Truhe stand ein Leselicht. Es schimmerte schwach als einziger Lichtpunkt und erhellte die kleine Aussichtsplattform vor dem Fenster. Von dort oben konnte man sicher ins Tal hinunterblicken.
Die Empfangsdame folgte seinem Blick. Seit der Treppe hatte sie kein Wort mehr gesprochen. Vielleicht zuckte er deshalb zusammen als sie ihre Lippen an sein Ohr brachte und ihm zuflüsterte:
»Du hast mir doch etwas versprochen.«
Wie ausgewechselt schien ihre Miene als ihre Augen sich trafen. Keine Spur mehr von der kalten Distanziertheit, mit der sie ihn noch in den Raum geleitete hatte. Fast schien es als hätte die Wärme des Raumes auch die Wärme ihrer Seele zurückgebracht. Sie lehnte sich leicht an ihn. Ihre Schulter berührte seinen Arm. Ihre schwarzen Locken kitzelten an seiner Wange. Der betörend süße Duft ihres Parfüms der ihn schon die ganze Zeit umwehte, stieg ihm in die Nase. Er schien sich direkt in sein Gehirn zu fressen und dort all seine Synapsen zu blockieren. Bis auf einige wenige. Sein Schwanz regte sich sofort.
Er war der Nähe dieses Wesens so schnell wieder verfallen, wie noch vor ein paar Minuten als sie ihn zum ersten Mal in Empfang genommen hatte. Auch da waren es nur wenige, gehauchte Wörter und dieser Duft gewesen, der ihn dahinschmelzen ließ wie Butter in der Sonne.
Seine Zunge fühlte sich an wie ein Fremdkörper in seinem Mund. Er schluckte trocken. Fast glaubte er sie könne das Klicken in seiner Kehle hören. Seine Stimme versagte. Ein krächzender Laut entwich seinen geschlossenen Lippen. Es erinnerte an ein Stöhnen, das seine persönliche Betreuerin mit Wohlwollen zur Kenntnis nahm. Er wurde an die Hand genommen und in die Nähe der freihängenden Dusche geleitet. Ihre Finger waren kalt und trocken. Wie seine eigenen. Er zitterte noch immer ein wenig. Die Hitze in dem stickigen Lieferwagen die er während der Fahrt hatte aushalten müssen und die ihm den schweren Overall schweißnass an den Rücken geklebt hatte, schien während dem kurzen zugigen Aufstieg durch den offenen Burgturm gänzlich entwichen zu sein. Erst langsam schien die Wärme des Holzfeuers wieder in seine Glieder einzuziehen. Auch die Nippel seiner Begleitung standen noch erregt unter der dünnen Bluse, wie er mit einem ausgiebigen Blick feststellen konnte. Ob vor Kälte oder Erregung blieb ihm verborgen.
Die zartgliedrigen Finger mit den rot lackierten Nägeln fanden den Weg an den Reißverschluss seines unförmigen Overalls. Darunter war er nackt. Wie sie selbst feststellen konnte, nachdem sie den schweren Stoff über seine Schultern gestreift hatte. Schwer plumpste der dichte Stoff zwischen seine Knöchel.
Mit seltsamem Entsetzten stellte er fest, dass er barfuß war. Als ob das wichtig wäre, versuchte er sich zu erinnern wie das möglich sein konnte. Er hatte seine schwarzen Sneakers getragen, die er immer anzog, wenn ein Einbruch anstand, bei dem er auf seine Kletterkünste zurückgreifen musste. Der Einstieg in die Wohnung der alten Witwe über die beiden Balkone hatte ihn dazu veranlasst. Dann waren Seichan und Chi über ihn hergefallen. Hatten ihn durchsucht. Chi hatte ihm Socken und Schuhe ausgezogen.
Dann hatte er flüchten wollen. Auch das hatte er barfuß getan. Dann war Laura gekommen um ihn abzuholen. Die drei Frauen hatten ihn in die Tiefgarage geführt und in den Lieferwagen gesteckt. Laura hatte ihm den Overall in der Wohnung gegeben aber niemand schien an seine Schuhe gedacht zu haben. Er selbst am aller wenigsten. Wie konnte es sein, dass er über die Kieselsteine der Einfahrt gelaufen war und die steinerne, bestimmt eiskalte Steintreppe hier herauf in diese Kammer, ohne zu merken, dass er keine Schuhe trug? Sogar zwei Mal?
Gedankenverloren wackelte er mit den Zehen, als müsse er sich ein ums andere Mal davon überzeugen, dass er tatsächlich sah was er sah.
Er schrie auf, als ihn von oben etwas auf den Kopf traf. Es brauchte einen Moment bis er merkte, dass seine Begleitung nur die Dusche über ihm aktiviert hatte. Nichts als warmes Wasser traf seine Kopfhaut. Verlegen räusperte er sich als er in ihr amüsiertes Gesicht blickte. Das Wasser legte sich wie ein Schleier vor seine Augen. Es war warm und fühlte sich wunderbar an. Wie es Staub und kleine Steinchen von ihm spülte, die er sich in dem Lieferwagen auf der nackten Haut aufgesammelt hatte, wirkte irgendwie beruhigend. Das anfänglich dunkel gefärbte Wasser verschwand in einem kleinen Strudel durch den Abfluss. Dass der Overall noch um seine Beine hing schien sie nicht zu stören.
Langsam kam sie mit einer Dose Rasierschaum in der einen und einem Rasiermesser in der anderen Hand auf ihn zu. Wie auf Kommando versiegte plötzlich das Wasser.
Tropfend stand er vor ihr. Spürte ihren Atem und nahm wieder diesen zarten Duft ihres Parfums wahr. Sie beugte sich ein wenig näher an ihn heran. Ihre Brüste berührten seinen Oberarm. Der helle Stoff ihrer Bluse saugte sich schnell mit Wasser voll. Genauso schnell wurde er betörend durchsichtig. Der silberne Stecker in ihrer Brustwarze trat deutlich hervor.
Mit den hochhackigen Stilettos mitten im abfließenden Wasser stehend, schüttelte sie die Schaumdose. Ihre Brüste wackelten männermordend. Nichts davon schien sie zu stören.
Mit geschmeidigen Bewegungen begann sie, den weichen warmen Schaum großflächig auf Olivers Oberkörper zu verteilen. Ihre Finger gingen so zart zu Werke, dass Oliver eine Gänsehaut nicht unterdrücken konnte. Dieses Mal schüttelte sich sein Körper nicht vor Kälte, sondern vor wohliger Erregung. Sein Schwanz richtete sich auf.
Als ob er sich dafür entschuldigen müsste suchte er ihren Blickkontakt. Auch ihre Augen waren beinahe so intensiv grün wie die von Seichan und Laura.
Sie funkelten amüsiert. Sie verteilte noch mehr Schaum auf seiner Brust, strich scheinbar gedankenverloren an seiner Seite entlang. Irgendwann bückte sie sich unter seinen wie von Geisterhand erhobenen Armen hindurch.
Sie näherte sich von hinten. Ein Kribbeln setzte in seinem Hinterkopf ein. Plötzlich lehnte ihr Oberkörper so überraschend stark an seinem Rücken, dass Oliver einen Schritt nach vorne machen musste. Er spürte ihren Atem in seinem Nacken. Ihre Finger tasteten um ihn herum, verteilten den Schaum unter seinen Achseln und wanderten immer tiefer.
Als sie das erste Mal seinen Schaft berührten zuckte er zusammen, als stünden ihre Fingerspitzen unter Strom. Waren ihre Finger schon vorher sanft über seine Haut geglitten, berührten sie seine Eier und seinen Schwanz wie ein leichter Wind. Binnen Sekunden ragte sein steil aufragender Schwanz unter dem dichten weißen Schaum hervor.
Als ihre Hände von ihm abließen, über seine Hüften nach hinten auf seine Pobacken glitten und dann zwischen seinen Beinen wieder nach vorne streiften, konnte er ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Sie umfasste seinen Schwanz erneut. Er spürte ihren Unterarm zwischen seiner Ritze hin und her gleiten. Seine Eier scheuerten an ihrem Handgelenk.
Mit geübten Handgriffen flitzte das Rasiermesser plötzlich über seine Brust. Einen Moment zuckte er zusammen, dann konzentrierte er sich keine ruckartigen Bewegungen zu machen. Strich um Strich verwandelte sich seine nicht besonders üppig behaarte, aber doch männliche Brust, in eine glattrasierte Fläche. Er fragte sich was das sollte, traute sich aber nicht zu fragen. Wozu in aller Welt hielt man ihn hier fest und rasierte ihn von Kopf bis Fuß? Die Situation mutete so unwirklich an, als befände er sich einmal mehr in einem Traum. Aber die zarten Finger, die sich immer näher an sein bestes Stück heran arbeiteten fühlten sich viel zu gut an für einen Traum. Das hier war die Realität. Es musste ganz einfach real sein. Ein wohliges Schauern rollte durch seinen Körper als sie in der Hocke um ihn herum schlüpfte und sich vorsichtig seinem steinharten Schwanz, der faltigen Haut seiner Eier und dem Damm widmete. Ihre Haare waren an vielen Stellen feucht, wo sie seine Haut berührt hatte. Ihre weiße Bluse war vorne fast durchgehend nass. Sie klebte verführerisch an ihren großen festen Brüsten.
Sie blickte kurz zu ihm auf als sein Schwanz sich glatt und weich aus dem schäumenden Umhang schälte, der ihn umgeben hatte. Oliver hatte sich noch nie zuvor komplett rasiert und war jetzt fasziniert, um wieviel deutlicher sich das Muskelspiel auf seinem Bauch und seinen Schenkeln abzeichnete. Ohne die störenden Haare wirkte jede Erhebung noch höher, jeder Einschnitt noch definierter. Er fragte sich warum er nicht selbst schon auf diese Idee gekommen war. Gleichzeitig nagte wieder diese Ungewissheit an ihm, warum sie das machte. Wohin sollte das hier führen? Er zuckte zusammen, als erneut das Wasser über ihm zu Laufen begann. Der Schaum rann ihm in dichten Bahnen über den Körper. Sie stand mitten im abfließenden Wasser, ihre Schuhe bis über die Sohlen vom schäumenden Wasser umspült. Es schien sie noch immer nicht zu stören, dass sie zusehends nasser wurde und das abprallende Wasser ihre Bluse durchnässte. Nur der Lederrock schien unbeeindruckt von allem. An ihm perlte das Wasser einfach ab.
Sie trat einen Schritt zurück und begutachtete ihr Werk. Wieder stoppte das Wasser wie durch Zauberhand. Sie ging einmal um ihn herum. Er spürte ihre Finger und die Fingernägel an seinem Rücken, an seinem Po und zwischen seinen Schenkeln, als sie einzelne Stellen nachbearbeitete und ohne Schaum mit dem blanken Messer über die nasse Haut strich.
Das Handtuch das sie von einem schmalen Regal holte war dick und schneeweiß. Es war warm und fühlte sich unfassbar weich an, wie sie ihn damit abtrocknete.
Zufrieden mit sich und ihrer Arbeit stand sie wenige Augenblicke später vor ihm. Sie tupfte sich selbst mit dem Handtuch das feuchte Gesicht ab. Die nassen Kleider ignorierte sie.
»Warum all das?« konnte Oliver die Frage nicht länger zurückhalten.
»Die Chefin mag keine Haare!« Sie schien die Antwort als ausreichend zu empfinden, denn sie wandte sich ab, suchte etwas in einem an der Wand hängenden Regal und kam mit einem Cremespender zurück.
Sie drückte eine riesige Portion in ihre offene Hand, bückte sich, stellte den Spender auf den nassen Boden und begann seine Beine von unten her einzucremen.
So muss sich das Paradies anfühlen, dachte er und schloss die Augen um sich dem wohligen Gefühl ihre sanft massierenden Hände hinzugeben. Ganz plötzlich spürte er Hände auf seinem Schaft, an seinen Eiern, zwischen seinem Arsch und an seinen Schenkeln. Sie schienen überall gleichzeitig zu sein. Massierten ihn mal zart mal fordernd. Immer mehr wurde sein Schaft zum Mittelpunkt ihrer Bemühungen, so als wollte sie sicherstellen, dass er ganz besonders geschmeidig und glatt wurde.
Als zwei Hände von hinten sich intensiv kraulend um seine Eier legten, spürte er, dass er kommen würde. Einen kurzen Moment fragte er sich, ob das neue Probleme für ihn bedeuten würde und der Gedanke fräste sich so schräg durch sein Gehirn, dass er unwillkürlich auflachen musste. Er merkte erst dass er lachte, als seine eigene Stimme hallend in dem offenen Raum an sein Ohr drang. Seine Knie zitterten.
Die feuchte, warme Luft fühlte sich dick und schwer an. Seine Wellness Frau schien die Zeichen richtig zu deuten. Fast schon wehmütig ließ sie von ihm ab. Gerade noch rechtzeitig. Immerhin war da noch das Versprechen. Genau daran erinnerte sie ihn, während sie vorne an ihn herantrat. Sie flüsterte es ihm ins Ohr. Um sicher zu gehen, dass er es nicht vergessen hatte. Aber Oliver hatte nicht. Und die wie eine zweite Haut an ihr klebende Bluse, die feucht gewordenen Haare, die ein wenig Volumen verloren hatten und die nass gewordenen nackten Beine, die schmatzend in den hochhackigen Stilettos steckten, waren nur Bonus für seine Augen.
Er war an dem Punkt angekommen, an dem er sein Versprechen mehr als alles andere was im Moment wichtig schien, einhalten wollte.
Er war lange genug passiv gewesen und würde es bestimmt noch lange genug sein müssen. Irgendetwas an dieser bizarren Entführung legte den Schluss nahe, dass seine Vermutung nicht so verkehrt war. Doch jetzt und hier wollte er diese Frau. Mit Haut und Haaren. Sie schien seine Gedanken an seinen Augen abzulesen. Langsam trat sie aus dem durch das Duschen und Cremen nass gewordenen Bereich. Der Duschkopf der von der hohen Decke hing, gab ein paar letzte Tropfen ab. Das Wasser hatte sich auf dem groben Steinboden in einer sanften, kaum wahrnehmbaren Senke konzentriert. Langsam, mit katzenhaften Bewegungen glitt sie in Richtung des großen Bettes in der Mitte des Raums. Ihre Stilettos hinterließen feuchte Abdrücke auf dem trockenen Stein. Gerade als Oliver die Hände austrecken wollte, um ihr die Bluse zu öffnen, hatte sie ihm wieder die passive Rolle zugewiesen. Mit steifem Schwanz unter der Dusche stehend, blieb ihm nur der Blick auf ihren unter den engen Rock eingesperrten Hintern.
Vor dem Bett drehte sie sich um. Ihre Bluse öffnete sie selbst. Der Reißverschluss des Rocks schien ihr selbst auch weniger schwer zu fallen, als noch auf der Treppe. Die Stilettos kickte sie achtlos von den Füßen. Noch während sich Oliver in Gedanken damit beschäftigt hatte, wie sich all das was sie auszog unter seinen Fingern angefühlt hätte, wenn er es selbst hätte machen dürfen, stand sie nackt vor dem Bett.
Aus dem erregenden Outfit hatte sich eine Frau geschält, die die Reize ihres Körpers einzusetzen wusste. Die, wie Oliver feststellte, annähernd perfekt waren, aber nicht ohne an verschiedenen Stellen nachzuhelfen. So waren ihre Brüste, was angesichts des fehlenden BHs und der Form bereits zu vermuten war, deutlich mit Silikon gefüllt. Sie schienen der Schwerkraft zu trotzen, saßen hoch auf einem durchtrainierten Oberkörper. Gehalten von deutlich ausgeprägter Brustmuskulatur. Die Schwimmerin aus dem Lieferwagen kam ihm dabei wieder in den Sinn. Intensiv betrieben, formte diese Sportart genau diesen Typ Körper. Breite Schultern, ausgeprägte Brustmuskulatur, ein sich wie ein V aufspannender Oberkörper mit deutlich sichtbarem Latissimus. Bizeps und Trizeps wie alle anderen Muskeln am Oberarm definiert. Lange Arme, flacher Bauch, ein äußerst strammer Hintern, mit klarem Übergang zu wohlgeformten Oberschenkeln. Sie hatte all das. Und doch war offensichtlich, dass nicht alles an diesem wohlgeformten Körper durch Sport und Disziplin entstanden war. Der Bauch, so straff und hart wie er erschien, warf ein paar wenige Falten, als wäre zu viel Haut nach einer Absaugung übriggeblieben. Die Naht der Silikonimplantate hob sich ein wenig dunkler unter dem Ansatz ihrer Brüste ab. Eine Kaiserschnitt Narbe wurde von einer kleinen Tätowierung kaschiert, die sich wie ein Rosengeflecht vom Hüftknochen bis zum Schambein schlängelte.
Der Körper einer gestandenen Frau. Ein wenig übertrieben auf Jung getrimmt, doch äußerst ansehnlich. Und äußerst erregend, wie Oliver beim Blick über das ihm dargebotene feststellen durfte. Sein Schwanz pendelte aufgeregt als er ihrer Aufforderung nachkam und sich zu ihr ans Bett stellte. Sie glitt mit dem Rücken auf das Bett, spreizte die Beine so weit wie möglich, was beinahe zu einem Spagat führte und bot ihm ihre feucht glitzernde Muschi an. Er hatte lange genug gezögert und gehadert. Der Meinung war sie offenbar auch. Während er heftig in sie eindrang, stöhnte sie wohlig, fast erleichtert auf. Ihre Beine umklammerten seine Hüften, während er schnell und hart seinen Schwanz in ihre feuchte, enge Höhle hämmerte. Die Haut prallte klatschend aufeinander. Sie hielt sich mit Armen und Beinen an ihm fest.
Seine Entsaftung durch die beiden Amazonen im Lieferwagen konnte höchstens eine Stunde zurückliegen. Trotzdem, die Erregung durch die Dusche und die Rasur, der erregende Anblick der nassen, nachlässig geschlossenen Bluse und des engen Rocks, der prallen Brüste und der allgemeinen Aufregung, die ihn ergriffen hatte, seit man ihn in der Wohnung der Witwe überwältigt hatte, forderte ihren Tribut. Dazu kam das neue Gefühl wie sein glattrasierter Körper sich anfühlte. Fremdartig und ungewohnt zwar, doch wie er verwundert feststellen musste, äußerst erregend. Die langen Fingernägel seiner schwarzhaarigen Unbekannten erzeugten ein Dauerfrösteln auf seiner geschmeidig glatten Haut.
Sie spürte oder sah ihm wohl an, dass er kommen würde. Ein wenig enttäuscht wohl, weil es so schnell ging.
»Ich will es schmecken«, keuchte sie zwischen zwei harten Stößen. Einen Moment musste Oliver überlegen was sie gesagt hatte, weil er in Gedanken tief versunken war. Wie zur Bestätigung rutschte sie plötzlich unter ihm hindurch. Er rutschte aus ihr heraus, fühlte seinen Schwanz am Schaft gepackt und gleich darauf von warmen Lippen umschlossen. Er kam noch ehe er darüber nachdenken konnte, was danach wohl passieren würde. Sie schmatzte übertrieben, nachdem er sein Sperma in ihren Mund gepumpt hatte. Wie erschlagen rollte er sich mit dem Rücken auf die breite Matratze, nachdem er die vergangenen Minuten halb stehend, halb kniend zwischen ihren Beinen verbracht hatte. Sein Oberkörper hob und senkte sich schnell. Er pumpte nach Luft, sein Puls raste. Obwohl er sehr durchtrainiert war, hatte ihn das harte Ficken angestrengt. Schweiß rann ihm in dicken Tropfen über den Körper. Die warme Dusche hatte ihr übriges getan ihn aus allen Poren zu treiben.
Mit dem Kopf auf der Matratze, beobachtete er aus den Augenwinkeln wie die Frau aufstand, an ein neben der Dusche in die Wand eingelassenes Waschbecken ging und sein Sperma in ein schmales, hohes Glas spuckte, das fast schon wie ein Reagenzglas anmutete. Als sie merkte, dass er sie dabei beobachtete, zwinkerte sie ihm zu. Das Glas stellte sie auf den kleinen Beistelltisch neben der Tür. Von dort nahm sie ein kleines schwarzes Etui auf, dessen Reißverschluss sie aufzog, während sie wieder an das Bett zurückkam. Sie rutschte mit gespreizten Beinen auf seinen Bauch. Ihren Kitzler rieb sie an seinem Becken, als wäre sie selbst noch nicht fertig geworden.
Noch während er den Kopf heben wollte um zu ergründen was in dem Etui war, spürte er ein Stechen im Daumen. Er war zu perplex über die Geschwindigkeit mit der all dies passierte. Noch ehe er die Hand zurückziehen konnte, lag sie schon auf ihrer Brust. Dort hielt sie sie fest und entnahm den Tropfen Blut der aus dem Stich gequollen war, den sie ihm mit einer spitzen Nadel zugefügt hatte. Schon war sie wieder heruntergerutscht. Der Bluttropfen haftete an einem Teststreifen wie Diabetiker ihn benutzen, um ihren Blutzuckerspiegel zu messen. Oliver hatte das schon oft an einem Arbeitskollegen beobachtet. Der Streifen landete in einem Messgerät, das sie neben das Glas Sperma legte. Was Oliver beiläufig für einen Lichtschalter gehalten hatte war irgendein Signalgeber. Noch während sie den Schalter drückte, ertönte irgendwo außerhalb der Kammer ein schwacher Gong. Durch die Mauern stark gedämpft, aber selbst für Oliver noch wahrnehmbar.
Sie kam zurück, rutschte wieder auf seinen Bauch und sah ihn an, als hätte sie sich gerade die Nase gepudert oder sonst etwas völlig Normales getan. Ihre Brüste berührten seine schweißnasse Haut. Sie hatte sich heruntergebeugt und flüsterte ihm ins Ohr.
»Kannst du nochmal?« Wieder war da diese tiefe Verzweiflung in ihrer Stimme. Wie konntest du nur so früh kommen und mich unbefriedigt zurücklassen, schien sie auszudrücken. Sie hatte seinen Schwanz in die Hand genommen. Wichste ihn ganz vorsichtig. Oliver, noch perplex über die Sache mit dem Sperma und der Blutprobe, schüttelte reflexartig den Kopf.
»Ach komm schon. Streng dich an. Bitte«, flötete sie ihm ins Ohr. Sie beugte sich noch tiefer herunter, bis ihre Brüste sein Kinn streiften. Er glaubte wiederum aus den Augenwinkeln zu sehen, wie die Tür geöffnet wurde, aber ihre Brüste drückten gegen seine Wange und ließen ein Drehen des Kopfes nicht zu. Zum anderen hingen ihre dichten schwarzen Locken wie ein Vorhang über seinen Augen. Bis er wieder dazu kam den Kopf zu drehen, hatte er vergessen, weshalb er nachschauen wollte. Zu seiner großen Verwunderung regte sich sein Schwanz nämlich wirklich wieder in ihrer Hand, was sie zu einem verzückten Ausruf veranlasste.
Er war noch nicht wieder richtig hart, da rutschte sie schon auf ihn und führte ihn sich ein. Ihr Stöhnen und das wohlige Räkeln ihres Körpers sorgte für den letzten Rest Spannung der gefehlt hatte. Fast schmerzhaft war sein Schwanz in so kurzer Zeit wieder steif geworden wie selten zuvor.
Diesmal war sie es, die die Zügel in der Hand hielt und ihn in variierendem Tempo mit ihrem Gewicht in die Matratze drängte. Ihr Becken hämmerte mal fordernd auf seine Hüfte, mal erregt rotierend über seinen Schwanz. Er hatte sich an ihre Oberschenkel gekrallt und versuchte sich so gut es ging den harten Stößen entgegen zu stemmen.
»Ich komme«, raunte sie. Ihre Stimme klang fast schon überrascht, als hätte sie ihm diese Leistung nie zugetraut. »Oh ja, ich komme.«
»Ich komme.«
Und wie sie das tat. Die Lautstärke mit der sie ihren Orgasmus heraus brüllte, überstieg Olivers Vorstellungskraft bis dato. Es war so surreal, dass es ihn erregte. Er konnte nicht anders als beinahe unter Schmerzen, auf jeden Fall aber mit klingelnden Ohren, ein wenig frisch produziertes Sperma in sie zu pumpen. Erst als sie fertig war, spürte er den Schmerz in seinen Schultern, in die sie tief die Fingernägel gebohrt hatte. Auf der schweißnassen Haut brannte die Wunde wie verrückt.
Beim Gedanken an das Blut, das ihm über die Schulter laufen musste, erinnerte er sich auch wieder an die Tür. So unauffällig wie möglich suchten seine Augen das Spermaglas und das Messgerät neben der Tür, doch die kleine Abstellfläche auf dem Beistelltischchen war leer.
Er war zu kaputt, zu ausgelaugt, um weiter darüber nachzudenken. Er war gerade dabei wegzudösen, ohne dass er es hatte verhindern können, als sie ihn an den Armen zog. Erschrocken riss er die Augen auf. Sie stand über ihm. Nackt und verschwitzt wie er selbst. Seine Haut war heiß, er konnte nur Sekunden abgedriftet sein. Sie schien es gar nicht bemerkt zu haben. Als er auf die Beine kam schwankte er. Seine Beine zitterten. Einen Moment lang fürchtete er, sie würden ihm den Dienst versagen. Hölzern folgte der dem Zug ihrer Hand an seinem Arm unter die Dusche. Wieder ging wie von Zauberhand das Wasser an, das ihn erst warm, dann heiß traf.
Dichte Dampfschwaden waberten durch den Raum, bis er wie in Trance eingeseift und abgeduscht worden war. Er ließ es über sich ergehen wie eine Puppe. Dazu kam der Gesichtsausdruck seiner Unbekannten.
Ein kaltes Funkeln hatte sich in ihre Augen gestohlen, wie er es bei Chi in der Wohnung der Witwe gesehen hatte. Es war als hätte sie eine Aufgabe erledigt. An ihm selbst schien sie keinerlei Interesse mehr zu haben. Wie zur Bestätigung warf sie ihm dasselbe feuchte Handtuch zu, mit dem sie ihn vor wenigen Minuten bereits abgetrocknet hatte und wandte sich ab. Sie suchte sich ein eigenes, bändigte ihre nassen Locken so gut es ging und stand nackt neben der Tür als Oliver noch nicht mal den Versuch unternommen hatte, sich abzutrocknen.
»Komm!« Ihre Hand lag auf dem Türgriff. Sie wartete ungeduldig, als würde er sich schon Minuten Zeit lassen für eine einfache Handlung. Konsterniert blickte Oliver an sich herunter.
»So?« Er kannte die Antwort. Die Frage war nur ein Reflex gewesen. Vielleicht auch um Zeit zu gewinnen. Wie zur Bestätigung blickte sie an sich selbst herab. Was ich kann, kannst du auch, schien ihr Blick auszudrücken.
»Ja, es ist nicht weit. Komm jetzt.«
Wie an unsichtbaren Fäden geführt, folgte er ihr aus der warmen Kammer hinaus in den eiskalten, zugigen Flur. Jetzt spürte er, dass er barfuß war. Die Steinplatten schienen beinahe gefroren. Der Wind pfiff unbarmherzig durch die Spalten und Ritzen in dem alten Gemäuer. Sie näherten sich der Treppe. Oliver graute davor, die enge Wendeltreppe wieder nach unten zu müssen. Die Kälte kroch ihm blitzartig in die Glieder. Aber seine Begleitung ging um die Treppe herum. Dahinter öffnete sich ein identischer Gang wie der, der zur Kammer geführt hatte. Er lag im Dunkeln und war von der Treppe aus nur zu sehen, wenn man um den gemauerten Kern herumging.
Die Tür an dessen Ende stand offen.
Er sah einen Schreibtisch, dahinter einen hohen ledernen Chefsessel, zwei Besucherstühle davor. Auf dem Schreibtisch stand ein aufgeklappter Laptop. In Anbetracht der Umgebung wirkte er deplatziert. Aus dem Zimmer erklangen Schritte. Oliver zögerte einen Moment die ihm gewiesene Richtung einzuschlagen. Jemand mit ähnlich hohen Schuhen wie seine Begleitung sie vorhin noch anhatte, ging in dem Zimmer auf Holzboden umher. Die Geräusche waren betörend. Ein Schatten legte sich auf den Schreibtisch als jemand sich der Tür näherte.
Das Licht das aus dem Raum in den dunklen Gang strömte, wurde einen Moment unterbrochen, als die Dame hinter ihren Schreibtisch ging. Sie war im Begriff sich auf den Sessel zu setzen, als sie scheinbar aus den Augenwinkeln die Bewegung draußen in dem dunklen Gang erkannte. Sie blickte Oliver unvermittelt an. Er kannte diese Frau. Aber er wusste nicht woher. Irgendwo in einer Ecke seines Gedächtnisses hatte er das Bild dieser Frau abgespeichert, aber er konnte den Zusammenhang mit ihrem Namen und dem Grund weshalb er sich an sie erinnerte nicht herstellen.
Die Frau schenkte ihm ein Lächeln, bevor sie sich ihrem Laptop widmete. Das Klappern der Tastatur hallte durch den kargen Flur. Die Empfangsdame lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich, indem sie ihm aufmunternd zunickte. Zögerlich schritt Oliver zu der ihm zugewiesenen Tür.
Seine Begleitung tappte leise, genauso barfuß und genauso nackt wie er selbst hinterher.
Zögerlich blickte Oliver sich um. Der Raum war hell und modern ausgestattet. Genau wie die Kammer aus der sie gerade gekommen waren, schien er so gar nicht in das rustikale Umfeld des alten Gemäuers zu passen. Auch hier war es warm und heimelig, auch wenn der Wind kalt durch die offene Tür pfiff. Seine nackten Füße erreichten einen flauschigen Teppich. Eine Wohltat nach den eiskalten Steinplatten.
Die nackte Frau schloss leise die Tür hinter sich. Die Dame hinter dem Laptop tippte etwas auf der Tastatur. Sie widmete sich konzentriert dem Display ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Aufrecht, mit geradem Rücken saß die Frau an dem Schreibtisch. Sie wirkte schlank und groß wie die Empfangsdame auch. Ihre braunen Haare waren mit zwei Klammern über den Schläfen befestigt, damit sie ihr nicht ständig ins Gesicht fielen. Ein paar wenige Strähnen hatten sich daraus gelöst. Wie ein feines Spinnennetz standen sie von der Kopfhaut. Sie war in ein strenges, dunkelblaues Kostüm gekleidet. Den Blazer hatte sie geöffnet, darunter trug sie eine hellblaue Seidenbluse. Sie wirkte so drahtig und sehnig wie alle Frauen, die ihm in den letzten Stunden begegnet waren. Die locker nach oben geschobenen Ärmel des Blazers förderten mit Adern überzogene Unterarme zu Tage, als hätte sie gerade ein Hanteltraining absolviert.
Er schätzte sie auf Anfang 50. Vielleicht ein wenig älter.
Oliver entdeckte eine weitere Tür, schräg gegenüber der durch die sie gekommen waren. Sie schien tiefer in das Gemäuer zu führen. Fenster gab es nur an den anderen Wänden. Auch hier drinnen stand ein Holzofen, noch größer als der in der anderen Kammer, in dem ein munteres Holzfeuer prasselte. Hin und wieder knackte ein Scheit und durchbrach die Stille, die nur von den klappernden Tasten durchschnitten wurde.
Im selben Moment öffnete sich eine Tür, die Oliver als solche nicht bemerkt hätte. Sie war so geschickt in die Wandverkleidung integriert, dass sie sich nahtlos in die Umgebung einfügte. Eine betagte, aber elegant wirkende Frau trat ein. Ihre grauen Haare waren kurz geschnitten, das Gesicht dezent geschminkt. Sie trug einen weißen Hosenanzug mit flachen, schwarzen Schuhen. Die Empfangsdame nickte ergeben und machte eine höfische Verbeugung vor der Dame. Die Frau am Laptop hörte auf zu tippen.
»Ist das unser Einbrecher?« fragte die grauhaarige Frau ohne Einleitung. Sie wartete die Antwort nicht ab, sondern richtete sich direkt an Oliver. »Sie sind der Einbrecher, der in meine Wohnung eingestiegen ist?«
Oliver zuckte die Schultern. Was sollte er es abstreiten. Natürlich war er der Einbrecher.
»Ich bin der Einbrecher«, bestätigte Oliver zögerlich. Die strenge Miene der alten Dame zeigte keine Regung. Plötzlich erinnerte er sich, warum die Frau hinter dem Laptop ihm bekannt vorkam. Sie war auf dem Schreibtisch der alten Witwe gestanden. Eingerahmt in einen silbernen Bilderrahmen. In der Wohnung die er durchwühlt hatte. Der alten Witwe, die offenbar gerade vor ihm stand.
»Gab es Probleme?«, fragte die Frau an die Empfangsdame gerichtet, ohne sie anzusehen.
»Nein, keine.«
Die Frau nickte erneut. Ihre Miene hellte sich ein wenig auf. Der strenge Blick aber blieb.
Oliver versuchte ihm standzuhalten, sie nieder zu starren, doch sie tat ihm nicht den Gefallen zu blinzeln, oder gar den Blick abzuwenden. Sie strahlte eine selbstsichere Autorität aus, die sie wie eine Aura zu umgeben schien. Ihre Präsenz war so dominant, es schien als wären die Wände geschrumpft, der Raum kleiner geworden, seit sie ihn betreten hatte.
Wie Seichan und Chi in einem früheren Leben, so redeten auch diese Frauen hier über ihn, als wäre er nicht im Raum. Wie schon bei Seichan und Chi, verunsicherte die selbstgefällige Gelassenheit mit der sie dies taten Oliver zutiefst. Schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden kam er sich vor wie auf einer Fleischbeschau. Irgendetwas tief in seinem Innern sagte ihm, dass dies erst die Spitze des Eisberges sein würde. Die Erkenntnis ließ ihn schaudern.
»Was haben wir gegen ihn?«
»Fingerabdrücke an der Balkontür und am Geländer«, antwortete die Frau hinter dem Laptop seelenruhig.
Olivers Blut schien auf der Stelle zu Eis zu gefrieren. Seine Augen ruckten zu ihr herum. Die Ähnlichkeit mit der alten Frau war frappierend. Mutter und Tochter, durchfuhr es ihn.
Die neue Erkenntnis traf ihn wie ein Schock.
Bei seinem Fluchtversuch aus der Wohnung hatte er keine Handschuhe mehr getragen. Beim Einbruch sehr wohl. Chi hatte ihm die schwarzen Latexhandschuhe abgenommen. Beim Versuch vor ihr über den Balkon zu flüchten, hatte er mit blanken Händen das Balkongeländer angefasst. Und den Griff der Balkontür.
Die alte Frau schien seine Gedanken zu lesen. Auf ihren Lippen spiegelte sich ein leises, ironisches Lächeln. Sie hatte immer noch nicht geblinzelt.
»Ist er im Computer?«
Ihre vermeintliche Tochter nickte.
»Kleinere Einbruchsdelikte. Aber auf Bewährung. Ihm drohen zehn Jahre.«
Olivers Knie begannen zu zittern. Woher konnten sie das wissen? Hatten sie sich in den Polizeicomputer gehackt? Das Grinsen der alten Frau wurde zunehmend breiter. Sie nickte zufrieden. Nach schier endloser Zeit wandte sie den Blick von ihm ab. Sie hob eine faltige, von Altersflecken übersäte Hand an die Wange der Empfangsdame. Mit einem knochigen Daumen strich sie über ihre glatte, rosige Haut. Die schien unter der Berührung geradezu dahin zu schmelzen. Wie eine Katze lehnte sie den Kopf an die faltige Hand. Ließ sich streicheln und gab sich mit geschlossenen Augen der Berührung hin.
»Wo stufen wir ihn ein?« Mit der Hand an der Wange der Empfangsdame wandte sie Oliver den Kopf zu. Ihre Augen glitten völlig ungeniert über seinen nackten Körper. Er konnte nur mit äußerster Willensanstrengung verhindern, die Hände vor sein Geschlecht zu halten, um es ihren Blicken zu entziehen.
»Die Tests laufen noch«, sagte die Tochter, nachdem das Klappern auf der Tastatur wieder eingesetzt hatte. Die alte Dame nickte ungehalten. Ihr Daumen strich nach wie vor über die Wangen der Frau ohne sie anzusehen. Deren Brustwarzen hatten sich aufgestellt, eine deutliche Gänsehaut ihren Körper überzogen. Ihre Knie zitterten als schlotterten sie vor Kälte. Doch Oliver, trotz seines aufs Neue zutiefst erschütterten Zustands konnte erkennen, dass es keine Kälte war, die das Zittern auslöste. Das Klappern der Tochter verstummte wieder.
»Marlies?«
Die Empfangsdame öffnete die Augen als würde sie aus einem Traum aufwachen. Sie zitterte leicht.
»Eine Sieben, was unsere normale Einstufung angeht«, sagte sie überraschend sachlich und mit fester Stimme. »Zweimal gekommen innerhalb weniger Minuten.« Sie blickte kurz zur Frau am Laptop.
»Wer könnte dir auch wiederstehen«, sagte die, ohne von ihrem Bildschirm aufzusehen. Auf ihren Lippen lag ein Lächeln, obwohl sie den Einwand völlig neutral, weder als Kompliment noch als ironischen Vorwurf artikuliert hatte.
»Obwohl Maja und Pia ihn auf der Fahrt gefickt haben müssen«, fügte Marlies hinzu.
Die Schwimmerin und die Läuferin folgerte Oliver.
Die Witwe zuckte die Augenbrauen. »Bist du sicher?«
Als ob sie die Zweifel verabscheuen würde, zuckte es kurz im Gesicht der Empfangsdame. Aber die Regung war sofort wieder verschwunden.
»Ich rieche Pia noch immer an ihm.« Ihre Stimme ließ keinen Zweifel an ihrer Überzeugung.
Die alte Dame verzog brüskiert das Gesicht. Sie nickte der Tochter wortlos zu. Die nickte wortlos zurück.
Sieht nicht gut aus für Schwimmerin und Läuferin, dachte Oliver.
»In Anbetracht der Möglichkeiten die wir gegen ihn verwenden können«, sagte die Tochter am Schreibtisch zu ihrer Mutter, »können wir ihn als Acht einstufen. Die fehlenden körperlichen Punkte können wir durch seinen Einsatz wettmachen. Er wird sich kaum weigern können.«
Langsam, fast in Zeitlupe drehten sich alle drei Köpfe zu ihm hin. Oliver wurde schwindlig. An den Rändern seines Gesichtsfeldes tanzten schwarze Punkte. Seine Beine drohten einzuknicken. Er bemühte sich vergebens um eine aufrechte Haltung. Wo war er hier nur gelandet?
Auf das Gesicht der alten Frau legte sich ein geradezu diabolisches Lächeln. Sie nickte nachdrücklich, als hätte die Aussage der Tochter einen Moment gebraucht um in ihrem Hirn anzukommen.
»Ihre Fingerabdrücke sind in der Polizei Datenbank.« Sie sagte es, als würde sie ihm etwas völlig Neues unterbreiten. Natürlich waren sie das. Alle mit Bewährung und noch viele mehr waren darin erfasst.
»Normalerweise müssen wir uns unsere Kandidaten mühsam suchen.« Ihre Mundwinkel zogen sich noch ein wenig mehr nach oben. Die Haut in ihrem Gesicht legte sich in tiefe Runzeln und Falten.
»Aber Sie sind uns geradezu ins Nest gefallen.«
Oliver überlegte fieberhaft wie die Fingerabdrücke an Balkon und Geländer anders als durch den Einbruch zu erklären wären. Sie schien seine Gedanken zu ergründen.
»In der Wohnung hingen Kameras. Im Büro und im Wohnzimmer.« Oliver spürte wie ein Muskel in seiner Wange unkontrolliert zu Zittern begann. Er blinzelte, doch es hörte nicht auf.
»Wie werden viel Geld mit Ihnen verdienen.« Sie zwinkerte ohne weiter darauf einzugehen.
»Womit?« Seine Stimme war nur ein Krächzen.
Die alte Dame sah ihn an als käme er vom Mond.
»Hat ihn noch niemand eingeweiht?« Ihre Augen suchten die ihrer Tochter. Die zuckte nur die Schultern.
»Dazu war noch keine Zeit.«
Ohne ein weiteres Wort, aber mit noch breiterem Lachen verließ die alte Frau aufrecht und trotz ihres fortgeschrittenen Alters grazil den Raum durch die Tür, durch die Oliver und Marlies gekommen waren.
Noch mit der Türklinke in der Hand wandte sie sich nochmal zu den anderen im Raum um.
»Bringt ihn mir, wenn ihr hier fertig seid.« Sie zwinkerte ihm zu.
Ein eiskalter Windhauch strich um Olivers nackte Haut. Sie packte ihn genauso wie das blanke Entsetzen.
»Ist gut Marlies, du kannst ihn hierlassen. Geh zieh dir was an, Schatz.« Die Stimme der Frau hinter dem Laptop riss ihn aus seinen Gedanken. Marlies nickte ergeben. Die Frau kam hinter dem Schreibtisch hervor. Ihre Schuhe knirschten auf dem Boden. Sie streifte das Jackett ab. Die hellblaue Bluse war kurzärmlig. Oliver sah sich in seiner Vermutung bestätigt. Ihr Oberkörper wirkte muskulös, ihre Arme trainiert. Das Jackett landete auf der Lehne ihres Schreibtischstuhls. Sie trat dicht an Marlies heran. Die beiden hochgewachsenen Frauen waren gleich groß. Genau wie die alte Dame zuvor, legte die Frau eine Hand auf Marlies‘ Wange. Mit dem Daumen strich sie über die leicht gerötete Haut. Obwohl sie sich nahe an sie heran lehnte, hörte Oliver ihr Flüstern.
»Gut gemacht, mein Herz.« Ihre Hand glitt über das Gesicht, den Hals auf die Schultern nach unten. Sie führte sie seitlich an der Brust vorbei, wobei ihr Daumen wie zufällig über ihre Brustwarzen glitt. Marlies schien unter der Bewegung zu erzittern. Sie hatte einen Moment die Augen geschlossen. Die Hand der Frau glitt in ihrem Rücken nach hinten. Sie zog sich näher an sie heran. Marlies musste ihren Atem spüren. Mit weiter geschlossenen Augen nahm sie den Kuss entgegen, den die Frau ihr auf die Lippen drückte. Sie hatten die Köpfe geneigt, beugten sich weit über die Schultern der jeweils anderen.
Oliver blickte wie versteinert auf die innige Umarmung der beiden Frauen, die endlos zu dauern schien. Wenngleich Marlies den Eindruck machte als würde sie die Intimität eher über sich ergehen lassen, als sie tatsächlich zu genießen. Sie wirkte seltsam steif und hölzern in ihren Bewegungen.
Wie auf ein gemeinsames Signal lösten sich die Frauen. Marlies verließ den Raum wortlos. Sie folgte der alten Frau durch dieselbe Tür.
Die vermeintliche Tochter hockte sich auf die Kante des Schreibtisches, während sie Oliver mit einer sparsamen Geste auf den Besuchersessel davor bat. Er hockte sich mit nacktem Hintern auf den warmen Stoff. Ein Bein auf den Boden gestellt, das andere zwischen seinen leicht geöffneten Beinen pendelnd, blickte sie zu ihm herunter. Auch ihre Augen glitten über seinen Körper als würde sie ihn jetzt erst richtig wahrnehmen.
»Sie haben äußerst ansehnliche Bauchmuskeln«, bemerkte sie. Oliver sagte nichts, blickte nur zurück.
»Und kräftige Arme und Hände.« Ihre Augen wanderten scheinbar ziellos auf ihm umher.
»Chi und Seichan haben gesagt, Sie seien über den Balkon eingestiegen. Im zweiten Stock. Respekt. Sie klettern wohl viel.«
»In Zukunft wohl nicht mehr so viel.«
Die Frau zuckte die Schultern. »Das kann man nie wissen. Ihr Einsatzgebiet kann vielfältig sein. Die richtige Kundin vorausgesetzt…« Sie ließ offen, was sie damit meinte.
»Und wenn ich nicht mitspiele?«
»Gehen Sie in den Knast.«
»So einfach ist das?«
Wieder zuckte sie nur die Schultern.
»Ihre Entscheidung.«
Oliver schnaubte ungehalten. »Wie geht es also weiter und wohin wird das ganze führen?«
»Sie werden verkauft. Oder vermietet. Je nachdem.«
»An wen verkauft?«
»Reiche Frauen, reiche Männer. Alles eine Frage des Preises.«
»Ihr seid sowas wie Zuhälter für Superreiche?«
Auf ihre Lippen legte sich ein Lächeln, als überlege sie, ob die Beschreibung als Kompliment aufzufassen war. Der zwischen seinen Beinen pendelnde Fuß streckte sich in Richtung seines Knies. Mit der Spitze des High-Heels‘ berührte sie seine Haut knapp über dem Knie. Die Haltung war ungelenk, doch sie versuchte mit der Spitze daran entlang zu fahren. Er griff nach ihrer Fessel und hielt sie fest. Einen Augenblick fanden sich ihre Augen. Ihre wirkten amüsiert. Wie seine wirkten konnte er nur erahnen. Gedankenverloren strich sie mit den Fingern die Kante des Schreibtisches entlang, als würde sie das Holz dort liebkosen. Er könnte sie packen, vom Tisch ziehen, in seine Gewalt bringen und als Geisel mit ihr seine Freilassung fordern. Ihre Augen funkelten als würde sie gerade dasselbe denken. Doch sie machte keine Anstalten sich zu befreien. Sie stellte dieselbe überhebliche Selbstsicherheit zur Schau wie die anderen Frauen denen er heute begegnet war. Die allesamt zu dieser, was? Gang? gehörten.
An seiner Ausgangslage würde sich nichts ändern, wenn er sich seinen Weg frei kämpfte. Er hatte trotzdem seine Fingerabdrücke bei dem Einbruch hinterlassen. Dass es Überwachungskameras gegeben hatte, glaubte er ihnen. Bei dem was heute alles schiefgelaufen war, wunderte ihn nichts mehr. Es gab keinen Grund daran zu zweifeln. Er griff ihr Bein auch mit der anderen Hand. Sie zuckte nicht mal mit der Wimper.
Aber die Tatsache, dass er offenbar innerhalb dieser Burgmauern nicht sein Ende finden würde, hatte ihm Hoffnung gemacht. Bislang hatte niemand ihm ernsthaft Schaden zugefügt. Ein Risiko bei einem Einbruch erwischt zu werden bestand immer. Dass er auf diese Weise erwischt werden würde, hätte er sich zwar niemals träumen lassen, doch sie hatten Recht. Das Gefängnis wäre keine Alternative. ‚Einsatzgebiet‘ hatte sie eben gesagt. Das war das Stichwort an das er sich klammerte. Sie hatten offenbar vor, ihn in die Obhut anderer zu geben. Das klang völlig verrückt. Aber man musste ihn auch irgendwie dorthin bringen. Und dort bestimmt auch alleine lassen. Wie sollten sie all das kontrollieren. Es würden sich leichtere Möglichkeiten ergeben als in einer Winternacht, nackt einen Berg im Schwarzwald herunter zu rennen. Vielleicht schon bald.
Es gab niemanden der ihn vermisste. Er war ein Einzelgänger. Von alleine würde ihn niemand hier suchen. Hilfe von außen brauchte er nicht zu erhoffen.
»Ihr Bild stand auf dem Schreibtisch. Sie sind ihre Tochter, oder?«
»Ist das wichtig?«
Oliver schüttelte den Kopf. Er wusste nicht mehr was wichtig war und was nicht.
Sie schmunzelte. »Früher oder später erkennen alle die Vorteile unseres Geschäfts.«
»Ich bin noch nicht so sicher worin die Vorteile liegen sollen. Meine Nachteile kenne ich aber sehr wohl.«
Er fragte sich was ihn dazu veranlasste so offen zu reden. Das würde ihn noch angreifbarer machen, als wenn er mit dem drohenden Gefängnis gelassen umgehen würde.
Er ermahnte sich besser darauf zu achten, was er hier sagte.
------ Kapitel 3 ------
Der helle Streifen unter seiner Tür veränderte sich. Einen Moment wurde es dunkel, als ob draußen jemand vorbeigegangen wäre. Die Veränderung riss ihn aus seinen Gedanken. Inzwischen schlotterte er vor Kälte. Barfuß auf dem kalten Boden, nur mit den dünnen Boxershorts bekleidet. Der Schweiß seines Albtraums noch auf der Haut. Vom Büro der Tochter war er direkt hierhergebracht worden. Die alte Dame hatte er nicht mehr zu Gesicht bekommen. Es war die Tochter selbst, die ihn, nachdem sie ihn auf den Boden vor dem Ofen gezogen und gefickt hatte, hierhergebracht hatte.
Man hatte ihm etwas zum Anziehen gebracht, eine Kleinigkeit zu Essen und ein großes Glas Wasser zu trinken gegeben. Das Glas hatte sie gleich wieder mitgenommen. Ob sie schlimmeres befürchtete? Es war ihm egal gewesen. Er war körperlich wie mental völlig ausgelaugt gewesen und auf die weiche Matratze gesunken, kaum dass sie ihn in der Kammer alleine gelassen hatte. Dort war er gelegen bis eben, bis ihn sein Traum aus dem Schlaf geschreckt hatte.
Der Lichtstreifen vor seiner Tür war noch nicht wieder zurück. Jemand stand davor. Leise wurde die Türklinke betätigt. War der Raum nicht abgeschlossen? durchfuhr es Oliver. Er konnte sich nicht daran erinnern es probiert zu haben. Er war zu kaputt gewesen überhaupt daran zu denken.
Ein dunkler Schatten glitt durch die nur einen Spaltbreit geöffnete Tür. Das mit ihr hereinströmende Licht blendete ihn. Nachdem die Tür wieder geschlossen war, brauchten seine Augen einen Moment um sich wieder an das diffuse Licht zu gewöhnen. Der Schatten war längst an ihn herangetreten. Zwei warme Hände legten sich auf seine Brust. Sanft aber mit Nachdruck drückten sie ihn auf das Bett zurück. Haare kitzelten sein Gesicht, als der Schatten sich über ihn beugte. Lippen berührten seine Wangen. Wie in Trance spürte er eine Hand über seine Brust gleiten. Immer tiefer, bis sie unter die Boxershorts eintauchte und seinen Schwanz suchte.
»Wer bist du«, hauchte Oliver heiser.
»Ssshh.«
»Was willst du?«
»Dich Ficken!«
»Pia?«
Die Haare an seiner Wange wackelten hin und her.
»Maja?«
Die Haare an seiner Wange wackelten hin und her.
»Scheiß drauf!«
Sie kicherte. Umfasste seinen steif werdenden Schwanz und glitt auf ihn.
------ Teil 2 ------
------ Kapitel 4 ------
Aufreizend langsam rollte der mattschwarze Bentley Continental GT Supersports auf das Gelände des Luxusautohauses Kreutzer im Karlsruher Norden. Die Scheiben waren so dunkel wie der Lack des Wagens. Sein im Standgas laufender Zwölfzylinder, mit über 700PS blubberte abwartend.
Die Räder rollten kaum schneller als Schrittgeschwindigkeit. Sie könnten auch über 330km/h schnell rollen, wenn der Fahrer dies wünschte. Gemächlich wie ein lauernder Panther glitt das Luxus Coupé zwischen die Reihen seiner exotischen Partner. Bentleys, Maseratis, Aston Martins. Auf dem wie klinisch rein anmutenden Hof des Autohauses reihte sich ein Luxusauto neben dem anderen.
Es war Montagmorgen, nicht mal halb 11 Uhr.
Die Kundschaft die hier üblicherweise verkehrte, traf hier selten am Vormittag ein. Außer ein Dienstbote oder ein Chauffeur wurde geschickt, um sich um einen Wagen zu kümmern. Die waren meist sehr früh.
Aus der verspiegelten Glasfront hinter der sich der Eingang in den Tempel des automobilen Luxus befand, eilte ein Mann auf den Wagen zu. Noch im Gehen schloss er den grauen Anzug. Seine italienischen Schuhe glitten lautlos über den Asphalt. Das schwarze, fast fünf Meter lange, derzeit schnellste viersitzige Serienfahrzeug der Welt, hatte einen Platz auf dem großzügigen Areal gefunden. Der Himmel war wolkenverhangen. Graue, tiefhängende Regenwolken zogen rasend schnell über die Stadt. Der Mann trug sicherheitshalber einen Regenschirm bei sich. Die verwöhnte Kundschaft durfte auf keinen Fall nass werden. Gerade rechtzeitig erreichte er die Fahrertür, noch ehe sie aufgestoßen wurde. Der Wagen war ihm bestens bekannt. Der Inhaber ein Selbstfahrer. Kein Wunder bei einem solchen Auto. Um sich chauffieren zu lassen, gab es andere, bevorzugtere Modelle.
Einen Wagen wie diesen erlebte man auf dem Fahrersitz.
Geschmeidig, mit elektromechanischer Unterstützung, öffnete sich die weit ausladende Tür. Helle, dicke Lederverkleidungen an der Tür vermittelten schon beim Einstieg ein Gefühl sich in eine rollende, über 300km/h schnelle Couch zu begeben. Aus dem Innenraum drang ein verführerischer Duft nach Parfum, Leder und teurer Innenausstattung hervor. Der Wagen hatte eigene Aromadüsen, mit dem die Fahrgastzelle, ganz nach den Wünschen der Klientel mit erlesenen Düften belegt werden konnte. Der Duft der ihm aus diesem Wagen entgegen strömte, war aber nicht von Bentley, sondern von Clive Christian. Es gehörte zu den umfassenden Aufgaben von Bernd Kreutzer, dem langjährigen Inhaber des Autohauses, auch darüber Bescheid zu wissen. Seine Klientel stellte Ansprüche, die weit über das normale Maß eines Automobilkaufs hinausgingen. Den betörenden Duft aus Rose und Jasmin, Veilchen und Tuberose in der Nase, wappnete er sich auf einen seiner teuersten und treuesten Kunden.
Er reichte die Hand an die offene Fahrertür, beugte sich leicht nach vorne und wartete. Eine feine, zartgliedrige Hand wurde ihm entgegengehalten, die er vorsichtig ergriff. An Zeigefinger und Ringfinger funkelten zwei Edelsteine, die jeweils zwei weitere der teuren Luxusautomobile ermöglicht hätten. Die Fingernägel waren zartrosa lackiert. Perfekt manikürt, in klassischer Länge.
Zwei lange, nackte Beine wurden heraus geschwenkt. Die schwarzen High-Heels knirschten auf dem Asphalt, als die roten Sohlen ihn berührten. Sie glänzten so sehr, dass sich das Wageninnere einen Moment darauf gespiegelt hatte. Bis knapp an die Knie reichte der Rock eines rosaroten Kostüms unter dem sich eine weiße Rüschenbluse verbarg. Über dem tiefen Dekolleté hing ein goldener Anhänger, der sich in die Spalte ihrer Brüste schmiegte. Er hatte die Form eines Georgs-Kreuzes, mit einem leuchtenden Rubin an jedem Ast. Das Jackett des Kostüms war offen. Obwohl er es vermied seine Blicke dorthin zu lenken, hatte er doch einen erregenden Ausblick in den tiefen Ausschnitt.
Formvollendet schwang sich die Kundin aus dem Wagen. Sie war so groß wie er, obwohl er nicht zu den kleineren Männern gehörte. Die zwölf Zentimeter hohen Absätze der Frau taten ihr Übriges, sie auf eine Höhe mit ihm zu stellen. Schlank und anmutig, als ob die hohe Geburt gleichzeitig Auswirkungen auf ihre Erscheinung gehabt hätte. Ihre glatten, leuchtend kastanienbraunen Haare waren zu einem kecken Pferdeschwanz zusammengefasst. Die Lippen dezent geschminkt, trug sie auch sonst nur wenig Make-Up. Sie war eine natürliche Schönheit, die ohne reichhaltige, kosmetische Unterstützung auskommen konnte. Man schätzte ihr Alter auf Mitte vierzig, genau wussten es allerdings nur die wenigsten.
»Frau Baronin von Freilass«, begrüßte Kreutzer die Frau, nachdem sie sich aus den tiefen Sitzen geschält hatte. Ein wenig eitel strich sie den Rock glatt. Er deutete eine Verbeugung an, bei dem er seinen Mund in die Nähe des Handrückens der Frau brachte, um einen Handkuss zu imitieren.
»Wie schön Sie wieder einmal in unserem Hause begrüßen zu dürfen.« Mit einer einladenden Geste auf den verspiegelten Eingang, bat er die Baronin in seinen Verkaufsraum.
»Bitte lassen Sie uns hineingehen. Das Wetter hier draußen ist heute wirklich furchtbar.«
Sie schnitt eine Grimasse, nachdem sie einen kurzen Blick ihrer braunen Augen auf den Himmel gerichtet hatte.
»Ja, das stimmt wohl.« Sie nickte ihm zu. »Guten Tag, Herr Kreutzer.«
Elegant und grazil schritt sie neben ihm aus. Die Absätze ihrer Schuhe klackerten auf den Asphalt. Die Tür am Bentley hatte sich lautlos hinter ihr geschlossen. Gerade rollte ein tiefschwarzer Land Rover Discovery auf den Hof. Er hielt in der Nähe des Eingangs. Die Scheiben waren abgedunkelt. Der Motor wurde abgestellt, die Türen blieben geschlossen. Draußen vor dem Sicherheitsrolltor parkte ein identischer Wagen. Die Security der Baronin. Die Dame widmete dem Wagen keinen Blick während sie daran vorbeischritten. Sie hatte sich längst an ihre unsichtbaren Schatten gewöhnt, die sie auf jedem Schritt begleiteten, den sie außerhalb ihres Landsitzes tat. Er lag auf einer der teuersten Flächen die Baden-Baden dem Geldadel zu bieten hatte.
Kreutzer führte die Baronin an eine edle Sitzgruppe in der Mitte der Ausstellungsfläche. Umgeben von Luxusautos der verschiedensten Marken. Im Hintergrund saßen zwei Damen hinter einer dezenten Theke. Sie waren mit administrativen Dingen beschäftigt. Das Klackern der Schuhe der Baronin, das sich auf den italienischen Schieferplatten bei jedem Schritt anders anhörte, war das einzige Geräusch in dem hohen, fast vollständig verglasten Raum.
»Bitte.« Kreutzer deutete auf einen der Ledersessel. Er blieb ihr gegenüberstehen, wartete bis sie Platz genommen und die Beine übergeschlagen hatte. Er konzentrierte sich darauf, den Blick weder auf die Knie noch den Ausschnitt zu lenken.
»Darf ich Ihnen etwas anbieten?«
Die Baronin schüttelte den Kopf. »Danke, nein. Sehr freundlich. Ich bin auf dem Weg zu einem Geschäftsessen mit meinem Immobilienmakler.«
Kreutzer verneigte sich kurz. Er nahm ihr gegenüber auf dem bequemen Ledersessel Platz, lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und verschränkte die Hände im Schoß.
»Nun, Frau Baronin, was kann ich für Sie tun?«
»Unsere Älteste macht in diesem Jahr ihr Abitur«, begann sie ohne Umschweife. »Wir haben daran gedacht ihr einen Wagen zu diesem Anlass zu schenken.« Kreutzer nickte ergeben. Seine Miene blieb professionell neutral. »Wir dachten an ein Cabrio. Vielleicht an einen Zweisitzer. Italienisch vielleicht. Oder Englisch.«
»Sehr gerne. Möchten Sie, dass ich Ihnen einige Möglichkeiten zeige?« Er machte eine ausholende Geste in seinen Verkaufsraum. »Wir haben gerade das neue Aston Martin Vanquish Cabrio hereinbekommen. Ich denke das dürfte Ihren Vorstellungen absolut entsprechen. V12 Motor, 612 PS. In der S-Ausführung sogar 710PS.«
Sie winkte ab. Die technischen Details interessierten sie nicht.
»Es muss rot sein!« Ihre Mundwinkel umspielten ein Lächeln. Kreutzer fiel wissend in das Schmunzeln ein. Er nickte huldvoll.
»Natürlich. Nun, die Variante die wir bekommen haben trägt traditionelles British Racing Green, aber natürlich wäre er auch in Rot denkbar.«
»Ich verlasse mich da ganz auf ihre Empfehlung. Wie immer.« Kreutzers Verbeugung wurde noch ein wenig tiefer. Er stellte beide Füße auf den Boden und stützte die Ellbogen burschikos auf die Knie.
»Dann würde ich vorschlagen, dass ich alles vorbereite. In ein paar Tagen steht der Wagen dann zu ihrer Verfügung.«
Sie schüttelte ungeduldig mit dem Kopf. Ihr Pferdeschwanz wedelte an ihrem Hinterkopf.
»Nein, wir wollen ihn erst nach dem Abitur haben. Wenn er bis dahin verfügbar wäre?«
»Kein Problem«, sagte Kreutzer. »Wann immer sie ihn haben wollen, steht er bereit.«
Sie nickte dankbar, diesen Teil des Geschäfts erledigt zu haben. Sie verstand nicht viel von Autos. Sie mussten nur teuer und exklusiv sein, damit ihre Freundinnen nicht zufällig den selben fuhren. Sie wusste, dass der Wagen ihrer Tochter rot sein sollte. Den Rest würde das Autohaus zu ihrer Zufriedenheit erfüllen. Sie war hier noch nie enttäuscht worden. Deshalb blickte sie auch kurz über die Schulter, als wolle sie sichergehen, dass niemand sie beobachtete. Kreutzer blickte sie erwartungsvoll an.
»Da wäre dann noch etwas.«
»Natürlich.« Kreutzers Miene blieb entspannt.
»Jemand muss sich um den Wagen kümmern. Ihn Waschen und Pflegen. Sie verstehen?«
»Selbstverständlich.« Er nickte wissend. »Haben Sie an etwas Bestimmtes gedacht?«
Die Baronin schüttelte den Kopf. Sie stellte die Füße auf den Boden, die Beine züchtig geschlossen und lehnte sich ein wenig nach vorne. Kreutzer konzentrierte sich den Blick vom Ausschnitt fern zu halten.
»Ich war mit meinem letzten sehr zufrieden. Ich könnte mir einen ähnlichen vorstellen.« Auf ihren Lippen lag ein leises Lächeln als sie fortfuhr. »Vielleicht etwas aufopferungsvoller für meine Tochter. Und für mich selbst.« Sie zwinkerte ihm verschwörerisch zu. »Ansonsten kennen Sie meine Anforderungen. Ich verlasse mich da genau wie beim Wagen auf ihre Auswahl.«
»Selbstverständlich. Möchten sie dann beide Lieferungen gleichzeitig?«
Er bemühte sich auch weiter um eine neutrale Miene, obwohl er sich die Antwort denken konnte.
Wie zur Bestätigung schüttelte sie leicht den Kopf, nachdem sie einen Moment darüber nachgedacht hatte.
»Das Auto im Juni, den anderen Teil sofort.«
»Sehr gerne.«
Sie stand ohne Umschweife auf und streckte ihm die Hand entgegen.
»Dann ist ja alles geklärt«, meinte sie forsch.
»Alles geklärt«, bestätigte Kreutzer, ergriff die ihm dargebotene Hand und schüttelte sie leicht.
»Möchten Sie mit einem Glas Champagner auf das neue Geschäft anstoßen?«
Kreutzer machte eine Handbewegung in Richtung der beiden Damen, die, wie es ihre Aufgaben waren, dem Gespräch unauffällig gefolgt waren. Eine der beiden hatte sicher bereits mit der Deutschlandzentrale von Aston Martin telefoniert und ein rotes Vanquish S Cabrio mit Vollausstattung geordert. Hätte es dabei Probleme gegeben, hätte sein Pieper, den er versteckt in der Hosentasche trug vibriert.
Um das zweite Geschäft würde er sich gleich selbst kümmern. Die zweite der beiden Damen kam sogleich mit zwei Gläsern und einer eisgekühlten Flasche Veuve Clicquot auf sie zu. Auch ihre hohen Schuhe klackerten betörend auf dem Schieferboden.
Die Baronin ergriff das ihr dargereichte Glas. Während die Angestellte sich wieder entfernte, prostete sie Kreutzer zu.
»Es war wie immer ein Vergnügen mit Ihnen Geschäfte zu machen, Frau Baronin von Freilass.«
»Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite.«
Die Gläser klirrten leise aneinander. Die Baronin nahm ein winziges Schlückchen des perlenden Tropfens. Sie blickte ihm in die Augen, während sie das noch fast volle Champagnerglas wieder zurückgab. Er stellte beide auf den Glastisch.
»Ich begleite Sie hinaus.« Er wies mit einer galanten Handbewegung zum Ausgang.
»Vielen Dank, das ist nicht nötig. Meine Angestellten warten draußen.«
Sie reichte ihm nochmal die Hand.
»Auf Wiedersehen Herr Kreutzer. Sie melden sich?«
»In wenigen Tagen.« Er verbeugte sich zu einem weiteren angedeuteten Handkuss. »Auf Wiedersehen Baronin von Freilass. Vielen Dank.«
Sie schenkte ihm ein Lächeln, drehte sich um und stöckelte mit laszivem Hüftschwung nach draußen. Einer ihrer Security Männer war ausgestiegen, er begleitete sie zu ihrem Wagen. Sie wechselte ein paar Worte mit ihm, ehe sie ihren Bentley bestieg und so geschmeidig vom Hof glitt wie sie gekommen war.
Kreutzer hatte an der Sitzgruppe gewartet, bis sie das Areal verlassen hatte. Seine Angestellte war zurückgekommen, hatte die Gläser samt der Champagnerflasche abgeräumt. Sie entfernte sich gerade wieder.
»Frau Baumgärtner?« fragte sie über die Schulter.
»Ja.« Sein Blick folgte noch den Rücklichtern des Bentleys.
»Sofort.«
Langsam ging er in sein verglastes Büro neben der Theke, hinter der seine beiden Damen ihre Arbeit fortsetzten. Er schloss seine Tür. An dem Telefon, das auf dem Schreibtisch stand, blinkte bereits das wartende Gespräch.
»Baumgärtner«, meldete sich eine Stimme etwa 150km weiter südlich, hoch oben in einem alten umgebauten Sanatorium auf einem Berg im Schwarzwald.
»Kreutzer.«
»Hallo Bernd.«
»Petra.«
»Was gibt’s?«
»Baronin von Freilass.«
»Oh.«
»Genau.«
In beiden Stimmen lag ein Lachen.
»Sie braucht ein Spielzeug für ihre Tochter«, sagte Kreutzer. »Und für sich selbst. Haben wir was da?«
Petra Baumgärtner am anderen Ende der Leitung nickte, als ob Kreutzer das sehen könnte.
»Gestern frisch hereingekommen. Ein Einbrecher, der bei Mama in die Wohnung gestiegen ist und uns ins Netz gegangen ist.« Sie kicherte. Kreutzer fiel in das Lachen mit ein.
»Wie bescheuert kann man denn sein?« Einen Moment lang ergaben sich beide der Vorstellung.
»Taugt er was? Ich meine, du kennst die...«, er machte eine Pause um zu überlegen.
»...ganz bestimmten Vorstellungen der Baronin«, beendete sie den Satz an seiner Stelle.
»Ganz genau.«
»Also Marlies ist sehr zufrieden mit ihm.« Sie kicherte albern. »Ich habe Alicia heute Nacht zu ihm geschickt und sie war auch begeistert. Trotz aller Umstände hatte er seine Sinne beisammen und sie ordentlich bearbeitet, wie sie mir vorhin berichtet hat. Wir konnten ihn noch nicht ausgiebiger testen und auch mental nicht vorbereiten, aber wir haben ihn so wasserdicht in der Hand, seine Alternative wären mindestens 10 Jahre Gefängnis, wenn er sich sträubt.«
Kreutzer lachte laut auf. Baumgärtner fiel in das Lachen ein.
»Der arme Kerl. Lieber 10 Jahre Gefängnis als eine Woche bei der Freilass.«
Baumgärtner lachte noch lauter.
»Mit dem Hintergrund verkaufen wir ihn der Baronin als ganz besonderes Highlight für ihre Spielchen und verlangen das doppelte. Mindestens. Im Gegensatz zu ihren anderen, die sie bereits verschlissen hat, wird der hier nicht so schnell davonlaufen. Wenn Sie es wünscht fickt er sogar ihren Ehemann während sie mit ihrer Tochter zuschauen kann.«
»Schick ihn mir.«
»Du hast ihn morgen.«
»Danke.«
Es klickte in der Leitung. Petra Baumgärtner, oben auf dem Berg im Schwarzwald, in dem alten Sanatorium, hatte aufgelegt. Sie blickte auf die Uhr. 10:45 Uhr.
Zeit nachzusehen, ob Oliver sich von seiner ersten Nacht erholt hatte.
Zeit ihn für Baronin von Freilass und ihre perversen Spielchen vorzubereiten.
------ Kapitel 5 ------
Etwa zur selben Zeit in der Iselore Freifrau Bergen von Freilass auf ihrem Landsitz am Baden-Badener Hausberg ihren Bentley bestiegen hatte, um sich für ihre Tochter ein Geschenk zum Abitur auszusuchen, wurde Oliver Stein in seiner Kammer geweckt. Marlies, die Empfangsdame die ihn schon am Abend auf sein Zimmer geleitet hatte war es, die sein Zimmer betrat.
Am Vorabend nach dem Gespräch mit Petra Baumgärtner, der Junior Chefin der Gang die ihn aus der Wohnung in die er eingebrochen war verschleppt hatte, war Marlies mit ihm durch die weitläufigen Flure des alten Sanatoriums gestreift. Sie waren hoch oben auf einem Berg, irgendwo im Schwarzwald. Die ehemalige Burg, die vor langer Zeit in ein Sanatorium umgewandelt worden war, diente der Organisation als Basislager. Wobei er außer Marlies, Baumgärtner und dem kurzen Aufeinandertreffen mit der Baumgärtner Witwe, noch keine Menschenseele gesehen hatte.
Nein, das stimmte nicht ganz. In der Nacht, kaum da Marlies ihn in seiner Kammer zurückgelassen hatte, war ein schlankes, beinahe schmächtiges Geschöpf in sein Zimmer geschlüpft. Sie hatte sich ihm nicht zu erkennen gegeben. Aber sie hatten miteinander gefickt. Sie war zu ihm ins Bett geschlüpft, als würden sie das schon seit Wochen jede Nacht tun. Er glaubte noch den Duft ihrer Haare zu riechen, glaubte noch ihren Körper auf sich zu spüren. Dieser leichte, fast schwerelose Körper, der so warm, so zart auf ihm gelegen hatte. Fordernd war sie gewesen. Aber trotzdem leise und zärtlich. Irgendwann in der Nacht war sie plötzlich verschwunden. Wie eine Illusion. Wäre da nicht der Duft in seiner Nase, würde er glauben, er hätte sich ihren Besuch nur eingebildet.
Marlies erschien wie am Vorabend in einem Outfit, das ihm den Atem raubte. Wie brachte diese Frau es nur fertig, ihn alleine mit einem Rock und einer Bluse so gefügig zu machen, dass er wie ein sabbernder Teenager wirken musste. Gestern der Bleistiftrock zusammen mit der weit offenstehenden Bluse. Heute war es ein himmelblaues Schlauchkleid, das sich so eng an ihren wohlgeformten Körper schmiegte, dass sich beinahe schon das Etikett darunter abzeichnete. Den Stecker in ihrer Brustwarze hatte sie augenscheinlich entfernt.
»Guten Morgen, Oliver. Gut geschlafen?« Sie trat in seine Kammer und begrüßte ihn, als wäre er der gehobene Gast in einer Fünf Sterne Suite. Sie blickte sich um. Sie schien nach etwas zu suchen. Dabei war sowohl die Größe als auch das Inventar des Zimmers sehr überschaubar. Als Oliver vorhin die Augen aufgeschlagen hatte, konnte er erstmals bei Tageslicht sehen, wohin man ihn verfrachtet hatte. Gestern Abend war es stockdunkel gewesen. Durch das schmale Fenster nichts als Mondlicht zu ihm hereingedrungen. Er erinnerte sich noch daran, dass er in der Nacht das Fenster geöffnet hatte. Sein Zimmer zeigte nach Norden. Zwei weitere Fensterreihen waren unter ihm. Eine senkrechte Wand von ungefähr zwanzig Metern Höhe. Die Mauern standen direkt an der Kante einer Felswand. Darunter waren die Wipfel der Bäume zu sehen. Deprimiert hatte er das Fenster wieder geschlossen. Es war aus gutem Grunde nicht verschlossen. Nicht mal er als versierter Kletterer wäre die glatte, senkrechte Felswand ohne Hilfsmittel hinuntergekommen.
Marlies trat nahe an ihn heran. Er trug nur die geliehenen Boxershorts. Seinen Overall mit dem man ihn hergebracht hatte, hatte er seit der Dusche mit ihr nicht mehr wiederbekommen. Seine eigentlichen Kleider hatte man ihm schon in der Wohnung der Baumgärtner Witwe abgenommen. Chi und Seichan. Die beiden Asiatinnen die ihn überwältigt hatten, nachdem er die Wohnung leergeräumt hatte. Die zu stehlenden Dokumente schon in seinem Rucksack verstaut waren.
»Mir scheint, du hast Alicia schon kennen gelernt?« Sie zwinkerte ihm zu. Zog einmal kurz die Luft durch die Nase wie ein Hund der die Fährte aufgenommen hatte. Sie roch sie wohl auch. Oliver zuckte die Schultern. Wenn Alicia sein Schattenwesen von heute Nacht gewesen war, dann hatte er sie wohl kennen gelernt. Er kannte ihren Namen nicht, hatte auch nicht das Bedürfnis, Marlies von seiner Besucherin zu erzählen. Das schien auch gar nicht nötig, so wissend wie Marlies ihn angeschaut hatte.
Unter dem Arm hatte sie ein Bündel Kleider, das sie ihm auf das Bett legte.
»Hier, zieh das an. Wir werden schon erwartet.«
Er fragte nicht von wem. Was hätte es für einen Unterschied gemacht, wenn er es gewusst hätte. Einen Moment lang überraschten ihn seine eigenen Gedanken. Reiß dich zusammen, dachte er. Lass dich nicht nach einer Nacht schon so hängen. Spiel das Spiel mit und warte auf deine Chance. Die erstbeste Gelegenheit bei der man ihn irgendwohin verkaufen, oder vermieten würde, wie Petra Baumgärtner es am Vorabend genannt hatte, würde er abhauen können. Wie sollten sie ihn auf Schritt und Tritt außerhalb dieser Mauern kontrollieren können? Die Drohungen, ihn an die Polizei auszuliefern, wo ihm mindestens zehn Jahre Gefängnis, wegen wiederholten Verstößen gegen die Bewährung erwarten würden, nahm er nicht mehr so ernst wie noch tags zuvor. Seine Fingerabdrücke waren in der Wohnung der Witwe. Aber diese ganze Bande hier hatte selbst so viel Dreck am Stecken, würden die wirklich ihre Tarnung in Gefahr bringen und die Polizei auf ihre Fährte locken? Er glaubte nicht mehr daran, dass sie ihn ausliefern würden. Außerdem hatte er Freunde, die ihm das Untertauchen ermöglichen würden. Er musste nur hier raus und den Fängen dieser Amazonen Bande entkommen.
Amazonen, dachte er. Marlies stand vor ihm in einem himmelblauen Schlauchkleid. Die Nippel bohrten sich durch den dünnen Stoff. Sie hatte wieder keinen BH an, das war offensichtlich. Die dunklen Warzenhöfe zeichneten sich unter dem hellen Stoff ab. Sein Blick schweifte nach unten. Wenn dort ein Slip unter dem gedehnten Stoff versteckt war, musste er winzig klein sein. Ihre langen Beine steckten in farblich passenden High-Heels. Sie waren von kräftigem, fast metallisch wirkenden Blau. Ungeduldig deutete sie auf das Bündel, das sie ihm zum Anziehen hingelegt hatte. Seine Gedanken waren abgedriftet. Seichan und Chi. Zwei Asiatische Schönheiten. Kraftvoll und Geschmeidig. Laura. Eine Schönheit mit goldblonden Haaren, die ihn hier her kutschiert hatte. Die Schwimmerin und die Läuferin. Maja und Pia wie er am Abend noch erfahren hatte. Zwei durchtrainierte Amazonen, die ihn im Lieferwagen, auf der Autobahn hier her, gefickt hatten. Die Frau am Wachhäuschen. Marlies. Alicia.
Warum wollte er nochmal hier weg?
»Das ist aber sehr nett«, meinte Marlies. Er blickte sie verwundert an. Ihre Augen waren nach unten gerichtet. Sein Schwanz stand steif unter den Boxershorts. Eine mächtige Beule zeichnete sich darunter ab. Noch ehe er seine Verwunderung überwunden hatte, was mit ihm los war, spürte er ihre warmen Finger an seinem Schwanz. Kurzerhand hatte sie unter den Bund gegriffen.
»Ich glaube ein paar Minuten Zeit können wir uns schon noch nehmen.« Sie zwinkerte ihm verführerisch zu. Schon war sie vor ihm auf das Bett gesunken, hatte sich breitbeinig vor ihn gesetzt und war gerade im Begriff ihm die Shorts von der Hüfte zu streifen.
Oliver ließ es beinahe teilnahmslos geschehen. Erst als sein Schwanz hart an der Luft pendelte, kam er wieder vollständig zu sich. Er schüttelte Schlaf, Verwirrung und Verwunderung ab.
Eine seltsame Aggressivität überkam ihn blitzartig. Plötzlich hatte er das schier überwältigende Bedürfnis Marlies zu ohrfeigen. Ihr einen mächtigen Hieb zu versetzen. Ihr Schmerzen zuzufügen. Für all das verachtende Verhalten abzustrafen, das ihm seit dem gestrigen Abend hier entgegengebracht wurde. Entführt, nackt zur Schau gestellt, eingesperrt. Man behandelte ihn wie Vieh.
Dort unten saß diese liebreizende Frau, die ihn aus ihren grünen Augen anschaute als wäre er auf einem Ferientrip, mit ihr als der großen Überraschung am Morgen. Und wieder hatte alleine der bloße Anblick ausgereicht um ihn zu ihrem Spielball zu machen. Da hockte sie sich vor ihn, nahm sich einfach was sie wollte. Was wäre denn geschehen, wenn sie hereingekommen wäre und er wäre einfach über sie hergefallen? Hätte sie das geduldet?
Wie passiv er sich hier verhalten hatte, seit sie ihn abgeliefert hatten, fuhr es ihm durch den Kopf. OK, Chi und Seichan hatten ihn überwältigt. Dagegen hatte er sich noch gewehrt. Aber Maja und Pia im Lieferwagen hatte er sich schon willenlos hingegeben. Marlies in der Kammer im Turm. Sie hatte gemacht was sie wollte. Sie hatte ihn rasiert noch bevor er richtig gemerkt hatte was mit ihm passiert war. Sein lächerlicher Fluchtversuch auf dem Weg dorthin. Wieso hatte er die Frau am Eingang, mit den knallengen Leggings und der dünnen blauen Bluse nicht einfach über den Haufen gerannt? Wäre geflüchtet?
Weil du barfuß in einem Overall warst. Und es bitterkalter Winter ist, antwortete eine sanfte Stimme in ihm.
Die herablassende Art der alten Baumgärtner. Wieso hatte er der alten Schachtel nicht einfach eine gescheuert, dass ihr das Gebiss aus dem Hintern gekommen wäre? Wer war er denn, sich hier von ein paar Frauen so herumschubsen zu lassen?
Irgendwie kulminierte all seine aufgestaute Verunsicherung, seine Aggression und seine Angst in dem verlangenden Blick, den Marlies ihm von unten zu warf. Sie hatte seinen Schaft genommen. Gerade führte sie ihre verführerisch glänzenden Lippen an seine Eichel. Ihr Mund war schon leicht geöffnet, die Zungenspitze zuckte erwartungsvoll. Sie hatte nicht gefragt, sie hatte sich nicht angeboten, sie nahm sich einfach was sie dachte was ihr zustehe. Er sah einfach rot.
Griff nach Marlies‘ Handgelenk, zog ihr die Hand von seinem Schwanz und packte sie gleichzeitig an ihrem dichten lockigen Haar. Ohne Vorwarnung presste er ihr seinen Schwanz in die Kehle. Sie grunzte überrascht als er ihn ihr tief in den Hals drückte. Sie würgte, ruckte mit dem Kopf zurück, doch er hielt sie fest. Presste ihr die Lippen so fest auf seinen Bauch, dass ihre Nase sich tief in seine Bauchdecke bohrte. Sie versuchte den Kopf zu drehen, doch er hielt ihn fest.
Sie beißt dir in den Schwanz, fuhr er erschrocken auf. Sie beißt ihn dir an der Wurzel ab, wenn du sie nicht loslässt. Doch fast schon wünschte er sich sie würde es tun. Er würde sie prügeln, bis sie ihn loslassen würde. Was war bloß mit ihm los. Reiß dich zusammen dachte er. Reiß dich zusammen.
Es war das Würgen, die Tränen, die der Würgreflex ihr in die Augen trieb, das Grunzen, mit dem Marlies ihre Überraschung kundtat, die ihn trotz der Befürchtungen sie würde in seinen Schwanz beißen, vom Zurückziehen abhielt. Da war etwas in Marlies‘ Augen. Ein beinahe belustigtes Funkeln.
Trotz der Überraschung und der Anstrengung ihren Mageninhalt nicht über seine Füße zu kippen. Trotz der Atemnot und der immer dunkler werdenden Gesichtsfarbe. Er presste immer fester. Immer hemmungsloser. Irgendetwas in ihm war ausgetickt. Hatte die Kontrolle über sich und seinen Verstand abgegeben.
Marlies war diejenige die für alles büßen sollte. Jetzt und hier. Er spürte ihre Fingernägel in seinen Oberschenkeln. Hörte wie sie keuchend versuchte durch die Nase Luft zu bekommen. Spürte wie sie unter seiner Hand versuchte den Kopf aus seiner Umklammerung zu lösen. Ihn zur Seite zu drehen. Und spürte unter seiner Hand wie sie zu zittern begann.
Es war das Zittern, das ihn zur Vernunft brachte. Er reduzierte den Druck an ihrem Hinterkopf, woraufhin sie sofort den Kopf zurückzog, seinen Schwanz aus ihrer Kehle gleiten ließ und geräuschvoll nach Luft schnappte. Sie zitterte trotzdem weiter. Immer stärker, bis ihr Körper sich so schüttelte, dass sie beinahe von der Bettkante gerutscht wäre. Dann verschwand eine Hand zwischen ihren Beinen. Oliver vernahm ein feuchtes Platschen. Zuerst war er verwundert, gar ein wenig verängstigt, was er angerichtet hatte. Sein Verstand schien nur langsam wieder zurück zu kehren.
Dann wurde ihm bewusst, was Marlies zum Zittern und Zucken brachte. Sie hatte einen Orgasmus.
Einen Moment war er ratlos. Er hätte mit allem gerechnet. Schmerzen an seinem Schwanz, einem wütenden Protest, Drohungen, allerhand Beschimpfungen und angedrohten Bestrafungen, doch sie kam einfach unter seiner rüden Attacke. Und sie kam gewaltig. Sie kam wie ein Erdbeben. Zitterte und wackelte. Offenbar nur mühsam einen erregten Aufschrei zurückhaltend. Ihre Zähne hatten sich regelrecht in ihre Lippen verbissen. Die Augen geschlossen. Sogar fest zusammengepresst.
Was auch immer Oliver mit seiner Aktion hatte bezwecken wollen, er hatte schon wieder nichts, oder gar das Gegenteil erreicht. Das machte ihn noch wütender. Gerade war er dabei gewesen, sich und seinen Verstand zu hinterfragen, da öffnete Marlies die Augen und funkelte ihn von unten herauf an. Er konnte ihren Blick nicht vollständig deuten, doch das was er erreichen wollte, hatte er definitiv nicht geschafft.
Das Funkeln war herausfordernd. Beinahe mitleidig. So als ob sie ihm wortlos vermitteln wollte, dass seine Bemühungen erfolglos bleiben würden. Er packte ihre Haare und drückte ihren Kopf auf seinen Schwanz. Bis zum Anschlag und darüber hinaus. Ihre Nase in seinem Bauch. Sie würgte. Zappelte unter seiner harten Hand. Seine Bizeps Ader trat dick hervor. Seine Bauchmuskeln zum Zerreißen gespannt. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen ihren Widerstand. Und sie kam erneut. Diesmal mit seinem Schwanz tief in ihrer Kehle und diesmal musste er wirklich berechtigte Sorgen haben, dass sie ihm in den Schwanz beißen würde. Nicht aus Absicht, sondern weil sie derart zitterte, dass ihr Körper sich unkontrolliert schüttelte und zuckte.
Sie ruckte an seinem Schwanz als wolle sie ihn an der Wurzel abreißen. Doch sie hielt seinem Druck stand, bis er ihr nach schier endloser Zeit die Gelegenheit gab, Luft zu holen. Keuchend, mit hochrotem Gesicht schnappte sie nach Luft. Auf ihrer Stirn standen Schweißperlen. Speichel war aus ihrem Mund getropft und hatte ihr Dekolleté versaut.
Marlies sprang unversehens auf die Füße. Sie verpasste Oliver einen derart heftigen Stoß mit der Handfläche gegen die Brust, dass er rückwärts stolperte. Die lange ausgebliebene Gegenwehr hatte ihn jetzt doch überrumpelt.
Er prallte mit dem Rücken gegen die kalte Steinmauer. Die groben, unebenen Steine kratzten seine Haut auf. Marlies war hinterhergesprungen wie ein Panther. Ihre schwarzen Haare, die ihr wild im Gesicht hingen, verliehen ihr etwas Dämonisches. Vielleicht war es aber auch die zu einer Fratze verzerrten Lippen, gepaart mit dem eisigen Blick, den sie ihm zuwarf, ehe sie vor ihm auf die Knie ging. Ja beinahe auf dem Steinboden vor ihm in die Knie rutschte.
Sein Schwanz verschwand in ihrer Kehle noch ehe er begreifen konnte, dass sie ihn nicht mit Schlägen oder Tritten eindecken wollte. Er hatte schon die Hände gehoben um sie abzuwehren. Aber so weit war sie nicht gekommen. Ihre Hände krallten sich vorne an seine Oberschenkel. Pressten ihn mit ihrem ganzen Gewicht gegen die eiskalte Außenmauer. Er fühlte sich regelrecht an die Wand genagelt. Sie hämmerte ihren Kopf gegen seinen Bauch. Sein Schwanz verursachte glucksende, schmatzende Geräusche in ihrer Kehle, die einen animalischen Trieb in ihm auslösten. Offenbar auch in ihr, denn die Art und Weise wie sie sich selbst in den Hals fickte, hatte etwas Befremdliches an sich. Als ob sie sich selbst Schmerz und Leid zufügen wollte. Obwohl er seine Hände zuerst nicht zu Hilfe nahm, presste sie seinen Schwanz kaum weniger lang in ihre Kehle, als er selbst es getan hatte. Ihre Wangen zierten rote Flecken. Sie keuchte atemlos zwischen ihren kurzen Pausen. Olivers Hand glitt wie ferngesteuert an ihren Hals.
Er drückte zu. Sie zitterte und kam grunzend an seinem Schwanz reißend. Ihr Gesicht wurde dunkelrot. Langsam löste er den Druck, ihr Kopf ruckte zurück, sie schnappte nach Luft. Eine Sekunde. Zwei. Hämmerte den Kopf nach vorne, würgte. Überwand den Reflex. Er packte ihren Hals. Würgte sie. Sie kam. So ging es eine Weile bis Olivers Knie so zu zittern begannen, dass sie ihren Dienst versagten. Er drohte an der rauen Wand entlang zu rutschen. Sein Rücken war schon jetzt wund gescheuert. Gerade als sie sich eine winzige Atempause gegönnt hatte, in der Oliver bemerkte, dass seine nackten Füße mittlerweile in einer Pfütze standen, zog er sie grob an den Oberarmen auf die Beine.
Kaum aufrecht stieß er sie mit den flachen Händen von sich. Sie stolperte rückwärts, überrascht von der Aktion. Ein kurzer Aufschrei entfuhr ihr. Sie ruderte mit den Armen. Einen Moment bevor sie aus seiner Reichweite getaumelt wäre, griff Oliver mit einer Hand in ihren Ausschnitt. Er riss sie so derb daran zurück, dass ihr Kopf nach hinten ruckte. Die Haare flogen wild umher. Sie ruderte erneute mit den Armen. Direkt auf ihn zu.
Das hautenge Schlauchkleid hatte die rüde Attacke an seinem Ausschnitt nicht überlebt. Der gedehnte Stoff riss mit einem lauten Ratschen. Er öffnete sich bis an ihren Bauchnabel. Mit nackten Brüsten prallte sie gegen seine Brust. Ihre Stirn knallte gegen sein Kinn. Einen Moment lang sah er Sternchen. Er schmeckte Blut. Hatte sich auf die Zunge gebissen. Er zerrte an dem Stoff. Am Bauch war er hartnäckig. Etwas hielt ihn davon ab, der Länge nach durchzureißen. Er konnte ihn nicht weit genug von ihr wegziehen, der gedehnte Stoff gab einfach zu weit nach.
Er stieß sie erneut von sich und zerrte so heftig an dem Kleid, dass es ihr beinahe die Füße wegzog. Diesmal gab es nach. Er hielt es in der geballten Faust. Ein himmelblauer Fetzen. Achtlos zerrissen. Er warf ihn ihr entgegen wie ein Stück Abfall. Es prallte an ihr ab und fiel vor ihr auf den Boden. In die Pfütze ihres eigenen Saftes.
Wie schon am Vorabend unter der Dusche, als sie ihn kommentarlos rasiert hatte, weil die Chefin keine Haare sehen wollte, kam er auch jetzt nicht umhin einen Moment lang ihren Körper zu betrachten. Die dicken, mit Silikonimplantaten gefüllten Brüste, die der Schwerkraft zu trotzen schienen, der flache Bauch, der ein paar seltsame Falten hatte, das Rosengeflecht, das sich über ihren Hüftknochen schlängelte um eine Kaiserschnittnarbe zu kaschieren. Der sehr sportliche, durchtrainierte Gesamteindruck, den der Körper ausstrahlte. Würde sie sich hier ernsthaft wehren, gegen das was die letzten Minuten hier ablief, würde das anders aussehen. Als solch wehrlosen Spielball wie sie sich im Moment gab, durfte er sie nicht einschätzen. Das brachte ihn wieder in die Ausgangslage zurück. Sie spielte mit ihm. Sie spielten hier alle mit ihm. Er war der Spielball. Nicht sie. Der Moment des Durchatmens war vorbei. Die Aggression ihr gegenüber kam so schnell zurück wie sie verschwunden war.
Er packte sie und zerrte sie ans Bett. Sie wehrte sich nicht, stolperte nur überrascht hinter ihm her. Er hatte ein dickes Büschel Haare gepackt, hielt sie tief als er sie hinter sich herzog. Es waren nur drei oder vier Schritte. Die Kammer bot kaum Platz für ausgedehnte Streifzüge. Ihre Beine verhedderten sich in der Hektik. Irgendwie kam sie mit ihren zwischen seine. Sie stolperten. Beide. Er schaffte es noch sie unter sich weg zu ziehen, was er heftig an ihren Haaren tat. Sie knallte auf die Knie, direkt vor dem Bett. Der Steinboden war unnachgiebig, das Geräusch tat ihm schon vom Zuhören weh. Aber er hatte keine Zeit darüber nachzudenken, den er plumpste nicht minder hart auf die Hüfte und auf das Handgelenk. Halb über ihr liegend. Nicht gerade die grazilste Bewegung, dachte er.
Sie stöhnte vor Schmerz auf. Er griff ihr zwischen die Beine, stellte sie auf die Knie, die sie sich gerade angeschlagen hatte. Sie zuckte, gab aber nicht nach. Blieb so hocken wie er sie drapiert hatte. Nur die Hände legte sie auf die Matratze. Vermutlich rechnete sie damit sich festhalten zu müssen. Und Oliver bestätigte ihre Vermutung den Bruchteil einer Sekunde später, indem er hinter ihr in die Hocke ging und seinen Schwanz derart heftig in ihren Hintern trieb, dass ihr Becken gegen den Bettkasten knallte. Sie rappelte sich auf, ehe er ihr um den Bauch greifen musste, um sie wieder hoch zu ziehen.
Halb stehend, halb hockend hämmerte er seinen Schwanz tief in ihren Arsch. Er sah zu wie er herausglitt, feucht glänzend und trieb ihn ihr sofort wieder bis zum Anschlag hinein. Sie wimmerte vor Schmerz und Lust. Oliver kannte sie nicht gut genug, um die Nuancen ihrer Tonlagen zu deuten. Es kümmerte ihn auch nicht. Sie hielt voll dagegen. Die Hände in das Bettlaken verkrampft, das nach und nach aus dem Bettkasten rutschte. Eine von Stockflecken übersäte Matratze kam langsam zum Vorschein. Die Adern an ihren Armen traten dick hervor. Die Fingerknöchel weiß, jeweils ein Büschel des ehemals weißen Stoffes in ihren Händen. Ihre Haare wippten vor und zurück. Hingen wirr am Kopf und auf den Schultern.
Schweiß der ihm von der Stirn und vom Kinn tropfte, landete auf ihrem Rücken. Einzelne Strähnen ihrer Haare klebten an der Haut fest. Er griff mit beiden Händen tief hinein. Wickelte es großzügig um beide Handgelenke und zog daran, als versuchte er sich auf dem Rücken eines störrischen Gauls zu halten.
Kaum anders bockte und hüpfte sie unter seinen Stößen. Die Schmerzen an ihren Knien mussten brutal sein. Der harte Steinboden verzieh keinen einzelnen Stoß. Oliver zog die Haare weit zu sich hin, überdehnte ihren Nacken, bog ihren Rücken. Er stand fast über ihr. Ihre Knie mussten den Bodenkontakt verloren haben. Sie zappelte haltsuchend unter ihm. Strampelte mit den Beinen als hätte der Boden sich unter ihr aufgetan. Gerade als er sich noch ein Stück vorbeugen wollte um ihr ins Ohr zu raunen, wie ihr das gefiel, traf eine ihrer Fersen ihn zwischen den Beinen. Seine Eier schienen zu explodieren. Der Schmerz zuckte durch seinen Körper. Wie ein Knoten schien er sich in seinem Magen festzusetzen, sich zusammen zu ziehen und ihm jegliche Lebensgeister auszulöschen. Einen Moment lang sah er tanzende Sterne vor seinen Augen. Er merkte kaum wie er schmerzhaft aufstöhnte. Reflexartig ließ er ihre Mähne los. Sein Körper ruckte zurück, sein Schwanz aus ihr heraus. Seine Hände versuchten seine Hoden zu umklammern. Irgendetwas zu tun, das den Schmerz lindern würde. Doch er konnte seine Hände nicht zwischen seine Beine führen.
Marlies hatte sich unter ihm durchgewunden und einen Arm auf seinen Rücken mitgenommen. Zu dem schmerzhaften Ziehen in seinen Eiern, gesellte sich ein fieses Stechen in seinem Schultergelenk. Er ruderte halt suchend mit dem anderen Arm. Plötzlich befand er sich in der Luft. Seine Beine hatten den Bodenkontakt verloren. Ein neuer Schmerz an seiner Wade kam hinzu. Sie hatte ihm ein Bein weggetreten, hob ihn aus, wirbelte ihn herum und warf ihn rücklings auf das Bett.
Er knallte mit dem Rücken auf die Matratze, der Schwung aus einem Meter Höhe war zu viel für den Lattenrost. Er knallte an allen vier Ecken aus dem Bettkasten, schlug samt der Matratze und Oliver auf dem Steinboden auf. Der Lärm war ohrenbetäubend.
Oliver spürte seinen Arm nach oben gerissen. Kalter Stahl schloss sich um sein Handgelenk noch ehe er sich von dem Wurf erholt hatte. Sein zweiter Arm wurde hinter seinem Rücken hervor gezerrt. Als wäre er nicht an seiner Schulter, sondern an Gummis befestigt. Wieder knackte sein Schultergelenk protestierend. Derselbe kalte Stahl schloss sich um seinen Arm. Er ruckte und bockte um sich gegen die Fesseln zu wehren, doch es war zu spät. Seine Arme waren hoch über seinem Kopf fixiert. Ihre Brüste drückten in sein Gesicht. Ihre Haare verdunkelten seine Sicht.
»Hör auf«, raunte sie ihm zu. Er wusste nicht zu deuten was sie meinte. Sein Bocken unter ihr, oder alles was die letzten Minuten hier in dieser kleinen Kammer abgegangen war.
»Bevor noch einer von uns Schaden nimmt«, präzisierte sie ihre Forderung. Wie als ein Friedensangebot, nahm sie den Druck von seinem Oberkörper und seinen überdehnten Schultern. Sie richtete sich langsam auf. Sein Schwanz war unter ihrer Muschi begraben. Die Eichelspitze lugte zwischen ihren Schenkel hervor. Der Schmerz seiner Eier wurde durch ihr Gewicht noch verstärkt. Er konnte sich kaum mehr bewegen. Ihre Forderung war nicht schwer umzusetzen. Nachdem er still hielt stand sie auf. Die Matratze lag auf dem Rost direkt auf dem Steinboden. Der Bettkasten ragte wie ein zu hoch konstruierter Rahmen auf seinen Bettposten neben ihnen auf. Umrahmte sie wie ein Zaun. Alle vier Ecken waren ausgebrochen, dort wo der Lattenrost ursprünglich aufgelegen hatte.
Sie blieb breitbeinig über ihm stehen. Ihre Muschi direkt über ihm. In ihre Mundwinkel stahl sich ein Lächeln. Ihre Augen funkelten. Die Haare hingen ihr wirr am Kopf. Verschwitzt und zerwühlt. An ihrem Hals entwickelte sich ein Würgemal. Er glaubte seine Finger einzeln auf ihrer Haut abzählen zu können. Zwischen ihren Brüsten hatte sie drei tiefe Kratzer, wo seine Fingernägel hinter das Kleid gefahren waren als er es zerrissen hatte. Einer der Kratzer blutete, die anderen beiden leuchteten rot zwischen ihren hellen Halbkugeln. Ihre Brust hob und senkte sich schnell. Schweiß tropfte von ihr auf ihn herab. Mischte sich mit seinem eigenen in seinem Bauchnabel.
»Soso«, sagte sie leise. »Du bist ein Spätstarter.« Sie grinste diabolisch von oben auf ihn herunter. Ihre Hand fuhr zwischen ihre Beine. Finger glitten in ihre Muschi. Es schmatzte feucht. Sie begann sich mit den Fingern zu ficken. Das Geräusch klang als platschten kleine Kinder in einer Pfütze.
Oliver sagte nichts. Er kämpfte mit dem Schmerz in seinen Eiern, der Verwunderung über den plötzlichen Wechsel der Fronten und der Fesselung, die nichts Gutes für ihn bedeuten konnte.
»Die meisten haben diese Phase schon vor der ersten Nacht.« Sie fickte sich immer schneller. Es tropfte wasserfallartig aus ihr heraus.
»Die Chefin wird froh sein.« Sie kam zitternd über ihm. Der Saft lief ihr in Strömen aus der Muschi, an ihren Schenkeln entlang. Von ihren Fingern und ihrem Handgelenk tropfte es auf Oliver herab. Oliver sah sie wohl fragend an, unfähig zu sprechen.
»Das macht dich kostbarer für die Baronin. Die steht auf rebellische Männer.« Sie grinste jetzt wie der Teufel selbst. Ihr Gesicht zu einer animalischen Fratze verzogen. Die grünen Augen stechend auf ihn gerichtet. Ihre Knie zitterten, die Muskeln an ihren Oberschenkeln flatterten. Sie kam erneut gleich einem Erdbeben. Oliver hüpfte auf der Matratze wie ein Spielball unter ihren zuckenden Bewegungen die sich darauf übertrugen. Einen Moment lang kniff sie die Augen zusammen als hätte sie Schmerzen.
Der Saft aus ihrer Muschi strömte noch gewaltiger, obwohl Oliver das kaum für möglich gehalten hätte. Er durchnässte ihn samt der Matratze. Platschte auf ihn herab als hätte sie einen Hahn geöffnet. Spritzer trafen ihn im Gesicht, auf Mund und Lippen. Der Saft war ungewohnt warm. Aufgeheizt durch ihre Körpertemperatur. Sie wackelte und schwankte. Oliver glaubte ihre Beine würden den Dienst versagen, doch sie stoppte die Bewegung nach unten ehe sie ungebremst auf seine Schenkel geknallt wäre, packte stattdessen seinen Schaft und führte ihn in die nasseste Muschi ein, die er je erlebt hatte. Er spürte überhaupt keine Reibung. Keinen Druck, keine Umklammerung. Als wäre sie innen hohl. Schmatzend und schmierend glitt er rein und raus. Im Takt ihrer sich hebenden und senkenden Hüfte. Die Arme stützte sie auf seine Brust. Sie ritt ihn wie entfesselt.
Oliver ruckte in seinen Handfesseln. Seine Schultergelenke schmerzten. Der Druck ihrer Hände auf seiner Brust verstärkte den Schmerz noch. Außerdem waren seine Beckenknochen ihrem zerstörerischen Hämmern schutzlos ausgeliefert. Er hatte das Gefühl sie wolle ihn direkt durch die Matratze treiben. Er spürte wie der Druck in seinen schmerzenden Hoden zunahm. Wenn er jetzt abspritzte würde es ihn zerreißen. Er fürchtete sich beinahe davor. Der Schmerz den der Tritt in seinen Sack ausgelöst hatte, überlagerte noch immer die meisten anderen Empfindungen. Dass er nicht ruhig liegen konnte, vor allem nicht schön zusammengekrümmt, machte die Lage nicht besser.
Aber er kam trotzdem. Pumpte sein Sperma tief in ihre Muschi. Sah zu, wie sein Schaft verschmiert, mit seiner Soße behaftet aus ihr herausglitt, um gleich darauf wieder zu verschwinden. Wider Erwartens löste dies den Schmerz. Erleichtert konnte er endlich wieder durchatmen. Allerdings drohte erneut Ungemach, denn sein Schwanz verlor langsam die Spannung. So wie sie auf ihm ritt würde er irgendwann abknicken. Dann drohten erst die echten Schmerzen.
Doch sie kam selbst. Schon wieder. Immer noch. Oliver hatte längst das Gefühl für die Zeit verloren. Noch einmal schüttete sie ihren Saft über ihn. Die Matratze war schon genauso nass wie er selbst. Zuckend und hüpfend, die Knie gegen seine Rippen schlagend kam sie auf ihm. Bis sie fast übergangslos auf seine Brust sank. Er spürte ihr Herz hämmern, ihren heißen Atem keuchend an seinem Hals. Einem Reflex folgend wollte er sie umarmen.
Als ob sie seine Gedanken lesen könnte, spürte er ihre Finger an den Schnallen der Handschellen nesteln. Ob sie einen Schlüssel benötigte, oder einen Mechanismus lösen musste, konnte er nicht sehen. Die Stahlfesseln schnappten jedoch auf beiden Seiten so schnell auf, sie konnte kaum die Finger angelegt haben. Es war ihm egal. Endlich konnte er die Arme senken. Seine Finger kribbelten als stecken sie in einem wütenden Ameisenhaufen. Das Blut schoss schmerzhaft wieder zurück, es fühlte sich an als würden seine Finger aufs doppelte anschwellen. Marlies glitt ein Stück zurück, ohne sich herunter zu drehen. Wie eine Katze schmiegte sie sich an ihn.
Die zärtliche Handlung war vollkommen surreal.
Oliver konnte nicht sagen, wie lange sie dort gelegen hatten. Eine Minute, zehn, fünfzehn. Der Schweiß trocknete langsam auf ihrer Haut. Sie fröstelten. Er tastete nach den Resten des Bettlakens. Sie lagen längst auf der blanken, versifften Matratze. Er war kaum fähig einen klaren Gedanken zu fassen. Was immer hier passierte, es überforderte seinen Geist. Er hätte längst abhauen sollen. Es zumindest versuchen. Stattdessen wurde er immer tiefer in den Sog dieser Frauen gezogen. Die beeindruckende Schönheit, das ungestüme Verlangen, das Gefühl nicht ohne seinen Schwanz auszukommen. Er hatte längst begriffen, dass er manipuliert wurde. Wie jetzt auch. Marlies lag auf ihm als wäre sie eingeschlafen. Aber das glaubte er nicht. Es war ein Test wie alles hier. Würde er aufspringen und sich losreißen? Würde er sie zu schlagen versuchen und das Zimmer verlassen? Er war sich sicher, dass sie hellwach war, mit allen Sinnen aufmerksam. Er spürte wie eine tiefe Erschöpfung in seine Glieder schlich. Sein Körper fühlte sich so ausgebrannt und ausgelaugt an wie sein Geist. Am liebsten hätte er einfach wieder geschlafen.
Er war gerade im Begriff das Laken über seinen Körper zu ziehen, als die Tür zu seiner Kammer aufgestoßen wurde. Marlies schreckte hoch, war sofort hellwach, wie er vermutet hatte.
Ihr Blick huschte zur Tür. Als sie sah wer dort stand, sprang sie behände in die Höhe. Fast wäre sie noch über die Latten des ruinierten Bettkastens gestolpert. Sie versuchte nicht sich zu bedecken. Träge hob Oliver den Kopf um ebenfalls nachzusehen. Der unbekannte Eindringling hatte sich nicht zu erkennen gegeben.
Es war die alte Witwe Baumgärtner. Sie funkelte Marlies mit einem finsteren Blick an. Oliver bedachte sie erst nach einer Weile mit demselben bösen Blick. Marlies war auf die Seite getreten. Sie sagte nichts, hielt den Kopf gesenkt. Wartete wohl auf die Reaktion der alten Frau. Er spürte die Augen der Frau über seinen Körper gleiten. Er musste furchtbar aussehen. Die Dame trat näher. Er versuchte sich aufzurichten, hockte sich erst auf den Lattenrost und stand dann auf. Schwankend und mit zitternden Knien. Seine Augen folgten dem Blick der alten Frau. Sie starrten auf seinen Schwanz. Schlaff und verschrumpelt hing er dort. Auf seinem Schaft ein furchtbarer Bluterguss, der sich rot verfärbte. Die nächsten Tage würde er bunt werden. Marlies‘ Zähne waren fast vollständig darin zu erkennen. Zwei der Einrisse bluteten ein wenig. Das Ergebnis seines Kehlenficks. Die alte Frau drehte sich zu Marlies hin. Ihre knochige Hand deutete auf Olivers Schwanz. Ein arthritischer Finger zeigte wie ein Mahnmal auf die Wunde.
»Wir wollen ihn morgen an die Baronin ausliefern«, zischte sie Marlies an.
»Es tut mir«, stammelte Marlies. Weiter kam sie nicht. Eine bemerkenswert kräftige Ohrfeige knallte ihr ins Gesicht. Das klatschen hallte durch den Raum.
»Wie sollen wir ihn in dem Zustand übergeben?«
»Es tut.« Diesmal hatte sie die andere Wange getroffen. Ihre Backen leuchteten schon rot auf.
»Und warum wurde er mir gestern Abend nicht gebracht? Ich habe doch Anweisung gegeben, dass er mir noch gebracht wird.«
»Frau Baumgärtner hat mich angewiesen ihn auf sein Zimmer zu bringen.« Sie zuckte als die Hand der alten Frau sich erneut hob.
»Geh zu ihr«, zischte die alte Frau. »Berichte ihr von seinem Zustand. Und hoffe, dass sie heute so milde gestimmt ist wie ich.«
»Ja, Frau Baumgärtner.« Marlies Blick blieb auf den Steinboden geheftet, als sie nackt wie sie war aus der Tür schlüpfte. Irgendwann musste sie auch die Schuhe verloren haben. Oliver konnte sie nicht sehen, aber sie war barfuß als sie hinaus huschte. Wohlweislich darauf bedacht, nicht wieder in die Reichweite der alten Frau zu gelangen. Die drehte sich zu Oliver um.
»Es war meine Schuld«, hörte Oliver sich sagen. Er verstand nicht warum er für Marlies Partei ergriff, aber es war schon gesagt, ehe er sich darüber Gedanken machen konnte.
»Halt den Mund«, raunte die Witwe. Ihre Augen huschten über seinen Körper als könne sie nicht glauben was sie sah. Dabei stand er gestern schon einmal nackt vor ihr. Und wurde er nicht extra für sie rasiert? Oder wer war die Chefin, von der Marlies gesprochen hatte? Er hatte insgeheim die alte Witwe als den Kopf über diesen dubiosen Haufen auserkoren.
Von draußen näherten sich schnelle Schritte. Beine die in hohen Schuhen steckten, schienen es eilig zu haben in seine Kammer zu gelangen. Er war beliebt heute.
Die Tür, die Marlies nur angelehnt hatte wurde aufgestoßen. Die Tochter der Baumgärtner blieb einen Moment stehen, versuchte erst die Lage zu überblicken, bevor sie eintrat. Marlies folgte ihr auf dem Fuß. Splitternackt. Baumgärtner näherte sich Oliver ohne ihre Mutter zu beachten. Vor seinem Schwanz bückte sie sich ein wenig, um den Schaden, den Marlies angerichtet hatte zu begutachten. Sie winkte ab. Trat ihrer Mutter gegenüber.
»Du sollst nicht immer so rüde mit dem Personal umgehen, Mutter«, sagte sie sanft, fast nachsichtig, als rede sie mit einem rebellischen Kind. »Das ist nichts.« Sie deutete vage auf Olivers Schwanz.
»Im Gegenteil.« Sie ruckte kurz den Kopf in Olivers Richtung ehe sie bedächtig hinzufügte:
»Nach drei Tagen bei der Baronin wird er ganz anders aussehen.«
Eine eisige Kälte kroch Oliver den Rücken nach oben.
»Komm lass uns Mittagessen. Wir kümmern uns heute Nachmittag darum.« Bedächtig nahm sie ihre Mutter beim Arm. Widerstandslos ließ die sich von ihr nach draußen führen. Jedoch nicht ohne noch einen letzten bösen Blick über die Schulter zu werfen.
Gemessenen Schrittes stöckelte die Tochter mit der Mutter über den Flur davon.
Oliver war beim kaputten Bett stehen geblieben, wo die beiden Baumgärtners ihn zurückgelassen hatten. Jetzt da das Bett kaputt war, gab es nicht sehr viel mehr als Steinwände und Steinboden in dem spartanischen Zimmer. Marlies blieb vor ihm stehen. Sie blickte ihm direkt in die Augen. Ihr Blick war nicht recht zu deuten. Ein wenig melancholisch vielleicht. Etwas mitleidig. Sie zögerte. Schien etwas abzuwägen. Fast apathisch wirkte sie auf ihn wie sie so dastand und reglos in seine Augen starrte.
Die letzten Minuten mit ihr hatten sich anders entwickelt, als Oliver das erwartet hätte. Vielleicht wäre es besser, Marlies als Verbündete zu gewinnen, anstatt sie als Gegner zu sehen. Den Gedanken hatte er schon gehabt, als sie die Ohrfeigen der Witwe kassiert hatte. Vielleicht könnte sie ihm helfen. Wenngleich ihre sarkastischen Worte wegen dem Spätstarter und wie froh die Chefin über ihn als rebellischen Gefangenen sein würde, noch in seinen Ohren hallte. Aber sie schien Gefallen daran gehabt zu haben, wie er sie gefickt hatte. Ihre Orgasmen sprachen Bände. Wenngleich Oliver niemals mit einem solchen Ausgang gerechnet hätte. Aber so hörig wie Marlies der alten Frau gegenüber erschien, vielleicht konnte er sie mit Sex für seine Seite gewinnen.
Unvermittelt wandte sie sich ab. Als suche sie irgendeine Beschäftigung, bückte sie sich mit fahrigen Bewegungen nach dem Bettlaken, das teilweise unter die blanke Matratze gerutscht war. Dort fischte sie ihre blauen High-Heels hervor. Oliver trat einen Schritt auf sie zu, berührte sie sachte am Arm und zog sie zu sich hin. Die Schuhe blieben achtlos weiter am Boden liegen.
»Marlies«, begann er vorsichtig. »Was soll das alles hier? Wer seid ihr? Was macht ihr hier? Was machst DU hier? Was haben die mit mir vor? Wer ist diese komische Baronin über die hier alle spotten? Erzähl’s mir. Bitte.«
Sie blickte zu Boden. Zögerte mit einer Antwort. Ihr Gesicht blieb allerdings nicht so verschlossen wie er befürchtet hatte. Sie schien mit sich selbst zu kämpfen. Mit ihrer Ergebenheit gegenüber den Baumgärtner Frauen. Mit dem was er als Mitleid ihm gegenüber deutete.
»Bitte Marlies.« Er strich mit dem Daumen über ihre gerötete Wange, hob mit den Fingern leicht ihr Kinn, damit sie ihm wieder in die Augen blickte. Langsam beugte er sich nach vorne. Hauchte einen Kuss auf ihre Lippen, doch sie entzog sich ihm schnell. Ihr Blick huschte für einen Moment zur Tür. Vielleicht durfte sie gar nicht hier sein. Er warf das Bettlaken über die fleckige Matratze. Im Schneidersitz hockte er sich auf die lose auf dem durchgebrochenen Lattenrost relativ wacklig liegende Unterlage. Sachte zog er Marlies an der Hand zu sich herunter. Sie hockte sich wie er im Schneidersitz vor ihn. Der Anblick ließ ihn schon wieder erschaudern. Sie musste es bemerkt haben, denn sie warf ihm ein verschmitztes Lächeln zu.
»Ich dürfte gar nicht hier sein. Ich wollte nur die Schuhe holen.«
»Warum hast du vorhin gesagt, die Chefin wäre zufrieden damit, dass ich rebellisch geworden bin.
Du hast auch nicht gerade unzufrieden gewirkt.« Er konnte ein Schmunzeln nicht vermeiden, obwohl er sich zwang ernst zu bleiben. Die Lage schien ihm wichtig genug. Er war froh, dass er endlich Zugang zu jemandem hier gefunden hatte. Wenn auch nur sehr zögerlich.
»Wer sind die beiden. Was wollen die von mir? Und was hast du mit allem zu tun? Arbeitest du für die?«
Sie wich seinem Blick einen Moment lang aus. Irgendetwas an Marlies‘ zögerlicher Haltung irritierte ihn. Als überlegte sie wieviel sie preisgeben durfte. Und er hatte eine Ahnung, dass es nicht im Sinne der Baumgärtners wäre, wenn sie es täte.
»Die beiden Frauen, die du eben gesehen hast«, begann sie langsam und so leise, als fürchte sie jemand draußen könne sie hören, »sind Petra und Agnes Baumgärtner. Agnes ist die Mutter. Die Witwe in deren Wohnung du eingebrochen bist.« Den letzten Einwand schob sie leise lachend hinterher.
»Über ein gut organisiertes Netzwerk sammeln sie von überall her Leute, die sie entweder erpressen können, so wie dich, oder die sowieso schon am Ende sind. Pleite, Arbeitslos, was auch immer. Leute die sie in der Hand haben. Sie verschleppen sie und bringen sie entweder hierher oder in ein anderes Basislager. Irgendwann verkaufen sie euch.«
»Wer sind die, die uns kaufen.« Gänsehaut hatte seine Arme überzogen, kaum dass er diesen Satz ausgesprochen hatte.
»Sie haben eine beträchtliche Anzahl Kunden«, fuhr sie fort. »Die melden sich über einen Vermittler. Meistens sind es reiche Männer, die sich gefügige Frauen kaufen. Wenn ihnen Nutten zu langweilig wurden. Die werden nach Bestellung ausgesucht, hier auf ihre Aufgabe gedrillt und dann für eine Unmenge Geld an die Männer verkauft. Es gibt auch ein paar Frauen als Kunden. Die dann eben Männer als Spielzeug kaufen. Aber auch Frauen. Was immer die sich in ihren kranken Hirnen eben für Phantasien zusammenbauen.« Sie blickte auf. »Dich will die Baronin von Freilass haben. Freifrau Bergen von Freilass, wie das wohl genau heißt. Eine völlig durchgeknallte Möchtegern-Adlige, die sich Männer für alle möglichen Zwecke kauft. Sie hat Geld ohne Ende. Zeit ohne Ende. Und einen Knacks.«
Sie machte eine Geste an ihrem Kopf als würde sie dort einen imaginären Schalter umlegen.
»Und eine nicht weniger durchgeknallte Tochter. Wie ich gehört habe, will sie dich für sie haben. Aber wohl nicht nur. Sie hat auch schon zwei andere Männer von den Baumgärtnern gekauft. Für jeweils 2 Millionen Euro.«
Oliver stockte der Atem. Er räusperte sich.
»Wofür?«, fragte er heiser, obwohl er die Antwort gar nicht wissen wollte.
Marlies zuckte nur die Schultern.
»Keine Ahnung. Man hört nur Gerüchte. Als Sklaven, als Sexspielzeug. Als Trophäen um vor ihren genauso kranken Freundinnen zu prahlen. Wer weiß schon, was die so treiben, wenn ihnen langweilig ist.«
»Wann soll das stattfinden?«
»Morgen. Normalerweise geht das langsamer. Die Männer die hier her gebracht werden sind nicht alle wie du. Die meisten sind furchtbar aggressiv.« Er wusste nicht recht, ob das ein Kompliment war. »Es dauert eine Weile sie zu brechen.«
»Hat noch niemand versucht das ganze hier auffliegen zu lassen? Niemand der abgehauen ist und die Behörden informiert hat? Gibt es hier keinen Kontakt zur Außenwelt?«
Ihre Augen schienen den Focus zu verlieren, als sie ihn anstarrte. Eine Weile blieb sie stumm, dann antwortete sie so leise, dass er sie kaum verstand.
»Ich dürfte nicht mal mit dir reden.« Ihr Blick huschte zur Tür. Ihre Miene wurde plötzlich abweisend. Als hätte sie selbst gerade gemerkt, was für einen Fehler sie begangen hatte. Wie viel sie ihm erzählt hatte und wie freizügig sie mit vertraulichen Informationen umgegangen war. Schnell griff sie nach ihren Schuhen. Sie sprang von der Matratze. Hektisch schlüpfte sie in die Schuhe. Das zerrissene Kleid ließ sie achtlos zurück. Das Neue, das sie mitgebracht hatte und in ihrer verkrampften Hand hielt, schien sie gar nicht zu bemerken.
»Marlies, warte.« Oliver kam neben ihr auf die Beine. Sie schüttelte den Kopf. Er fasste sie am Arm, doch sie riss sich los. »Marlies, hilf mir.«
Marlies‘ Kopf ruckte herum. Auf ihre Lippen legte sich ein sarkastisches Lachen. Sie schnaubte.
Damit stürmte sie nach draußen. Der Klang ihrer Schuhe auf dem Steinboden hallte noch in seinem Kopf nach.
Er sah an sich herunter. Er war nackt. Irgendwo unter dem Laken musste eine geliehene Boxershorts liegen. Das Bündel das Marlies unter dem Arm getragen hatte, hatte er längst vergessen. Es war noch immer Winter draußen, er war noch immer auf einem Berg mitten im Wald. Flucht war noch immer keine echte Option. Jedenfalls nicht von hier. Aber umsehen konnte er sich ja mal.
Immerhin hatte Marlies die Tür nicht abgeschlossen...
------ Kapitel 6 ------
Der Flur vor seiner Kammer zweigte in beide Richtungen ab. Nach links nur wenige Meter. Dort endete er an einer fensterlosen Mauer. Je eine Tür gingen noch links und rechts davon ab. Auf der rechten Seite seiner Tür verlief der Gang in einer leichten Biegung nach links. Vier oder Fünf Türen auf beiden Seiten reihten sich in gleichmäßigem Abstand aneinander. Alle waren geschlossen. Am Ende führte ein Treppenhaus sowohl nach oben als auch nach unten. Weit und breit war niemand zu sehen. Keine Stimmen, keine Geräusche. Es war still wie in einem Grab. Oliver entschied an den Türen links seiner Kammer zu beginnen, um sich zum Treppenhaus hin vorzuarbeiten. Er tappte barfuß, auf Zehenspitzen los. Die Steinplatten waren eiskalt. Ein zugiger Wind blies durch den Flur. Schnell begann er in seinen Boxershorts zu frösteln.
Die beiden Türen auf der linken Seite waren unverschlossen. Die Zimmer genauso spartanisch eingerichtet, wie sein eigenes. Nur mit einem Bett in der Mitte. Beide Räume waren leer. Das Zimmer seinem direkt gegenüber genauso. Zügig arbeitete er sich durch den Flur. Schnell war klar, dass alle Zimmer bis auf seines unbelegt waren. Keines davon sah so aus als wäre es vor kurzem bewohnt gewesen. Nach einigen Minuten erreichte er die Treppe. Vorsichtig näherte er sich dem Geländer. Er war im zweiten Stock. Die Treppe wand sich breit und ausladend nach unten. Nach oben war nur ein Stockwerk. Aber dorthin wollte er sowieso nicht.
Er hoffte irgendwo eine Kleiderkammer oder ähnliches zu finden, um sich erstmal etwas anziehen zu können. Erst da fiel ihm das Bündel Kleider wieder ein, das Marlies ihm gebracht hatte. Aber das Risiko jetzt nochmal zurück in seine Kammer zu gehen und sich anzuziehen war ihm zu hoch.
Von irgendwo unten drangen Stimmen. Eine männliche und eine weibliche die sich unterhielten. Die Stimmen kamen erst näher, entfernten sich dann aber wieder. Vermutlich waren sie irgendwo abgebogen. Er schlich sich ein Stockwerk tiefer. Sein Herz hämmert in seiner Brust, es schlug bis in den Hals. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Sein Atem ging stoßweise. Flach und gepresst. Es hörte sich furchtbar laut an.
Das untere Stockwerk war seinem identisch. Eine Reihe Türen zweigten von einem langen, leicht gekrümmten Flur ab. An dessen Ende war wieder eine Mauer ohne Fenster. Alle Türen bis auf eine einzige waren geschlossen. Er überlegte kurz ob er sie ebenfalls nacheinander ausprobieren sollte, doch wenn jemand über die Treppe kommen würde, wäre er auf dem langen Flur ohne jede Deckung.
Er entschied sich direkt für die offene Tür. Licht drang daraus hervor. Es erhellte den Flur am Ausschnitt der Tür. So leise wie möglich schlich er sich der Wand entlang. Seine Zehen waren inzwischen eiskalt. Langsam wurden sie gefühllos. Der kalte Steinboden schmerzte an seine Fußsohlen.
Er näherte sich der Tür. Kein Geräusch drang aus dem Raum dahinter hervor. Vorsichtig lugte er um den Türrahmen. Es war wieder dasselbe Zimmer wie seines, nur auf der gegenüberliegenden Seite. Es war leer. Völlig leer. Nicht mal das Bett das er wenigstens erwartet hätte stand darin. Alles umsonst. Den ganzen Weg bis hier her. Frustriert ging er ans Fenster, warf einen kurzen Blick nach draußen. Von hier aus, ein Stockwerk tiefer als sein Fenster, sah die Lage schon deutlich besser für ihn aus. Nur ein Stockwerk fehlte noch bis zum Grund. Außerdem zeigte das Fenster in einen Innenhof. Anders als seine Mauer die auf einer Felskante gebaut war. Er schätzte den Abstand bis zum Boden auf etwa 4 Meter. Unten war Rasen. Braun und ungepflegt zwar, aber von hier oben würde er sich einen Sprung zutrauen. Aus dem Fenster hängend wären es noch etwas mehr als 2 Meter. Das traute er sich locker zu. Ernüchterung und eine tiefe Ratlosigkeit erfasste ihn, als er nach einem Fenstergriff tastete. Es war keiner vorhanden. Das Fenster war nicht zu öffnen. Der Raum bot keinerlei Inventar, das er durch das Glas hätte werfen können. Zumal der Krach ein großes Risiko gewesen wäre.
Frustriert wandte er sich um. Einen Moment lang glaubte er ein Geräusch auf dem Flur gehört zu haben. Aber es war alles still. Er schlich zur Tür, spähte um die Ecke und blickte direkt in das Gesicht von Petra Baumgärtner. Er zuckte zusammen, konnte einen Aufschrei nicht verhindern. Sie hielt ein Tablet in der Hand, das sie ihm bereitwillig entgegenhielt. Das Display war eingeschaltet. Es zeigte einen langen Flur, im Halbdunkel liegend, mit einem einzigen hellen Viereck. In dem Viereck stand eine Frau mit dem Rücken zur Kamera. Sie hatte braune Haare und trug ein hellgrünes Jackett über einer engen schwarzen Jeans. Dazu schwarze Sneakers. Genau wie Petra Baumgärtner. Es war Petra Baumgärtner. Das Bild stammte aus der Überwachungskamera am Ende des Flurs irgendwo kurz vor der Treppe.
Was für ein Idiot er doch war. Und er war ein Einbrecher, der sich ständig damit beschäftigte. Hier war er blindlings in ihre Falle getappt. Er hätte sich ohrfeigen können. Was war er nur für ein Dummkopf.
»Sie machen einen Ausflug«, sagte sie höhnisch. »Unsere liebe Marlies wird doch nicht nachlässig werden.« Ihr Tonfall verriet, dass sie Bescheid wusste, über Marlies zweiten Besuch und dass sie länger in seiner Kammer geblieben war, als nur um die Schuhe zu holen. Ob sie auch wusste was sie ihm erzählt hatte?
Dann steckte Marlies gewiss in Schwierigkeiten.
Um ihm das Tablet vor die Nase zu halten, hatte Baumgärtner einen Schritt zur Seite gemacht. Am Ende des Flurs sah Oliver zwei dunkle Gestalten stehen, die das Treppenhaus absicherten. Sie waren ganz in schwarz gekleidet. Einer trug einen Schlagstock oder Gummiknüppel an seiner Hüfte. Der andere hatte einen ähnlichen Gegenstand lässig über die Schulter gelegt.
»Hier entlang, bitte.« Baumgärtner deutete genau in diese Richtung. Wohin auch sonst.
Sie schritt lässig neben ihm aus. Das Tablet vor der Brust. Ihre Schuhe quietschten leise auf dem Steinboden. Das hätte er eigentlich hören müssen als sie sich genähert hatte, aber vermutlich war sie da vorsichtiger herangeschlichen. Ein wenig kam Oliver sich wie ein Lausbube vor, der bei einem Streich erwischt wurde. Die beiden Gestalten an denen er vorüber ging grinsten höhnisch, konzentrierten sich nach einem strengen Blick der Baumgärtner aber wieder auf ihre Aufgabe. Es waren stämmige, athletische Männer. Die Haare militärisch kurz, die Kleider ähnelten einer Uniform, wenngleich sie ohne jeden Aufnäher oder Abzeichen waren. Der Gegenstand auf der Schulter des einen, stellte sich als dicke, schwarze Stabtaschenlampe heraus. Baumgärtner deutete Oliver den Weg nach unten zu nehmen. Die beiden Gestalten blieben reglos, bis Oliver die Treppe erreicht hatte. Sie folgten in gebührlichem Abstand. Oliver hatte jedoch keinen Zweifel, dass sie blitzschnell eingreifen würden, wenn er auch nur versehentlich stolpern würde.
Mittlerweile waren seine Beine so taub und steif von der Kälte, dass er froh sein konnte, wenn es nicht tatsächlich dazu kommen würde.
Der Weg führte in ein geräumiges Zimmer. Es war wunderbar warm darin. Ein Feuer brannte in einem offenen Kamin. Es roch leicht nach Rauch. Der Boden war warm, mit flauschigem Teppich ausgelegt. Oliver entschied den Raum nie mehr zu verlassen, wenn sie ihm nicht endlich etwas zum Anziehen geben würden. Sollten sie machen was sie wollten, aber die Kälte wurde langsam unerträglich. Ohne lange darum zu bitten orientierte er sich in die Nähe des Feuers. Die Baumgärtner hatte den Raum alleine betreten. Die Security wartete entweder draußen, oder hatte sich zurückgezogen.
Auf einem Sofa in der Nähe des Kamins lagen Olivers Kleider, die er beim Einbruch getragen hatte. Die Baumgärtner allerdings warf ihm eine dicke Decke zu, die er sich ohne zu zögern umhängte.
Petra Baumgärtner setzte sich in einen Sessel. Sie deutete auf einen zweiten, ihrem gegenüber. Immer noch nahe genug am Kamin, dass Oliver seine nackten, eiskalten Beine in Richtung Feuer strecken konnte.
»Ich denke es wird höchste Zeit Ihnen ein paar Dinge zu erklären. Ihnen Ihre Lage zu verdeutlichen. Und unsere zukünftige Geschäftsbeziehung zu erläutern.« Sie lächelte verschmitzt.
»Möchten Sie einen Kaffee?« Erst bei der Erwähnung des Getränks fiel ihm auf, wie hungrig und durstig er eigentlich war. Es war schon wieder Mittag. Am Abend hatte Marlies ihm Wasser und etwas zu Essen gebracht. Sein letztes ordentliches Essen lag einen weiteren Abend zurück. Es schien in einem anderen Leben gewesen zu sein. Sein Magen grummelte vernehmlich, beim bloßen Gedanken an Essen. Aber er beschränkte sich auf das Angebot mit dem Kaffee. Und auch den eigentlich nur, weil er sich ein wenig Wärme davon versprach. Daher nahm er das Angebot an.
Baumgärtner beugte sich weit hinüber zu einem Schreibtisch. Sie drückte einen Knopf an einer Sprechanlage, sprach direkt hinein, als würde am anderen Ende schon jemand auf ihr Kommando warten.
»Alicia, bringst du uns bitte zwei Kaffee, ja?«
Das Lachen in ihrem Gesicht wurde ein wenig breiter, als sie seinen irritierten Blick auffing. Natürlich, dachte er. Die Kameras. Vermutlich wusste die Baumgärtner ganz genau, dass Alicia, sein Schattenwesen aus der vergangenen Nacht ihn besucht hatte. Bestimmt sogar zu ihm geschickt hatte. Wer konnte schon wissen was hier genau vor sich ging.
Baumgärtner war offensichtlich wärmer als ihm, sie nutzte die Gelegenheit sich ihres hellgrünen Jacketts zu entledigen. Über der hautengen schwarzen Jeans trug sie einen weißen Wollpullover, der sich nicht minder eng an ihre Brüste schmiegte.
»Also«, begann sie, nachdem sie sich wieder in ihren Sessel gesetzt hatte. »wir werden Sie morgen an die Baronin von Freilass verkaufen. Wobei verkaufen nicht ganz korrekt ist, sie werden erstmal nur ausgeliehen. Es gibt eine gewisse Probezeit. Wir wollen ja, dass unsere Kunden zufrieden sind und nicht die Katze im Sack kaufen müssen.« Sie lächelte ihn an, als erwarte sie dafür sein Verständnis. Oliver vermied es tunlichst zu erwähnen, dass Marlies ihm schon ähnliches berichtet hatte.
»Sie werden von hier aus an einen Zielort gebracht, der noch nicht feststeht. Dort werden Sie der Baronin übergeben. Von diesem Zeitpunkt an stehen Sie in ihrem Dienst. Sie werden tun, was man Ihnen dort sagt, beziehungsweise aufträgt. Worum es sich dabei handeln wird, entzieht sich unserer Kenntnis und ist auch nicht Teil unserer Geschäftsbeziehung.«
Diesmal grinste sie ihn unverhohlen an. Bestimmt wusste sie nur zu gut, warum ihre sogenannten Kunden bei ihr einkauften.
»Die Freifrau von Freilass ist, sagen wir mal vorsichtig, etwas exzentrisch. Um sicher zu gehen, dass sie auch zur vollsten Zufriedenheit der Baronin zur Verfügung stehen, haben wir einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen.«
Wieder beugte sie sich an ihren Schreibtisch. Holte das Tablet und begann darauf zu drücken und zu wischen. Sie schien schnell gefunden zu haben was sie gesucht hatte. Wie vorhin auf dem Flur hielt sie ihm das Tablet hin, ohne es aus der Hand zu geben.
Er sah sich im Halbdunkel das Arbeitszimmer ihrer Mutter durchsuchen. Wertgegenstände und Dokumente in seinen Rucksack stopfen. Den Humidor öffnen, in dem sich der Schlüssel zum Schreibtischfach befunden hatte. Das Video endete als er das Arbeitszimmer verließ. Der Teil mit Chi, Seichan und Laura fehlte. Natürlich. Obwohl sie den sicher auch gespeichert hatte.
Oliver versuchte sorglos zu wirken. Zuckte die Schultern. Na und. Baumgärtner nickte, als hätte sie die Reaktion erwartet.
»Wir wissen, dass Sie bereits wegen anderer Einbruchsdelikte vorbestraft sind. Dass Sie Bewährung haben und die nächste Strafe nicht mehr als solche angesetzt wird. Bei erneuter Verurteilung landen Sie für wenigstens 10 Jahre im Gefängnis.« Sie hielt ihm das Tablet erneut zur Ansicht hin. Startete ein weiteres Video. Es zeigte ihn bei der Rangelei mit Chi. Die Perspektive war neu für ihn. Auch die Art wie er sich bewegte. Ein eiskalter Schauer rieselte seinen Rücken hinunter als ihm bewusstwurde, was er sich hier ansah.
Das war nicht er auf dem Video. Jemand der ähnlich schwarze Kleidung trug, einen schwarzen Kapuzenpulli über den Kopf gezogen hatte. Wie er auch einen getragen hatte. Darunter konnte jeder mit seiner Statur stecken. Mit grausamen Erschrecken stellte er fest, es waren tatsächlich seine Kleider. Seichan war kaum kleiner gewesen als er selbst. Auf dem Video würde das niemand bemerken. Es war Seichan, die hier für die Kamera auf Chi einprügelte. Jemand anderes konnte es nicht sein. Er selbst war es nicht.
Eine andere Einstellung zeigte seinen Fluchtversuch über den Balkon. Jetzt war sein Gesicht wieder zu sehen. Er hechtete durch die Balkontür. Nackt, nachdem Chi ihn zuvor zum Ausziehen gezwungen hatte. Das Video endete beim Sprung durch die Balkontür. Das Video war so geschnitten, dass er in voller Kleidung jemanden verprügelte und dann nackt, dummerweise sein Gesicht zeigend, über die Balkontür flüchtete. Natürlich fehlte auch die ihm hinterher hechtende Chi auf dem Video, die ihn vor dem Sprung über das Geländer gerade noch abfangen und ein zweites Mal überwältigen konnte.
»Sie sind in die Wohnung von Agnes Baumgärtner eingedrungen. Einer armen alten Witwe, die glücklicherweise gerade nicht zuhause war. Wer weiß was sie sonst alles mit ihr angestellt hätten.« Sie gluckste kindisch. »Dabei wurden Sie von der Putzfrau der armen Witwe überrascht.« Sie deutete auf das Video das noch das letzte Standbild zeigte. »Sie haben Sie verprügelt und vergewaltigt. Ihre Fingerabdrücke sind am Geländer und an der Balkontür. Die arme Putzfrau hat die Polizei gerufen. Die Spurensicherung war begeistert, wie schnell sie fündig geworden war.«
Jetzt war Oliver wirklich schockiert. Sie hatten das bereits durchgezogen. Es war nicht nur eine Drohung. Chi und Seichan hatten die Polizei gerufen, nachdem er von Laura abtransportiert worden war. Die Baumgärtner schien zu bemerken, wie es in seinem Kopf arbeitete.
»Natürlich war es der Putzfrau so peinlich und sie war so verwirrt, dass sie sofort nach dem Anruf die Wohnung verlassen hatte. Erst heute Morgen ist sie einsichtig geworden, wurde völlig verstört bei der Polizei vorstellig. Natürlich hat sie in der Zwischenzeit geduscht, um sich ihre Schande vom Körper zu waschen. Die Vergewaltigung war nicht mehr an ihr nachzuweisen. Aber sie hat ein hübsches blaues Auge und ein paar Blutergüsse an den Armen. Die Polizei sucht gerade die Wohnung nach Spermaspuren ab. Sie werden natürlich Ihres finden. Auf dem Fußboden vor der Couch.«
Sie blicke ihn unverwandt an, wartete bis auch diese Erkenntnis sich setzen konnte. Natürlich. Das Sperma und die Blutprobe, die Marlies ihm abgenommen hatte. Sie hatten sie nur gestern Abend noch an den Tatort fahren müssen um sie zu verteilen. Damit die Spurensicherung sie heute Morgen finden konnte. Ein paar Stunden mehr oder weniger machte für Spermaspuren bestimmt keinen Unterschied. Sie hatten ihn voll an den Eiern. Er war bereits am Ende gewesen, bevor er überhaupt hier angekommen war.
»Die Fingerabdrücke, das Sperma, ihre DNA. Die Zeugenaussage. Sie sind sicher schon bundesweit zur Fahndung ausgeschrieben.« Wie beiläufig legte sie das Tablet auf den Tisch, schlug die Beine über und lehnte sich zurück. Die Hände lässig im Schoß gefaltet.
»Wenn man sie findet gehen Sie ins Gefängnis. Sie sind jetzt wie alt? 38. Wenn Sie je wieder herauskommen sollten, sind sie ein alter Mann.« Mit einer selbstgefälligen Geste breitete sie die Hände aus.
»Und deshalb gehen Sie morgen zu Freifrau von Freilass und werden ihr gut dienen.« Ihre Miene war jetzt kalt und abweisend. »Bestehen die Probezeit und werden uns keine Schande machen.«
Oliver war fassungslos über die Kälte mir der sie ihm seine Situation geschildert hatte. Er war nicht in der Lage sich zu regen. Zu denken, zu fühlen. Hätte man ihn angestochen, er hätte sicher keinen Tropfen Blut abgegeben. Es war der Moment in dem es zaghaft an der Tür klopfte. Eine hochgewachsene Frau mit blonden Haaren und strahlend blauen Augen trat mit einem silbernen Tablett ein, auf dem Kaffeegeschirr stand.
»Alicia«, begrüßte die Baumgärtner sie überschwänglich. Wie in Trance wandte Oliver den Kopf dem feenhaften Geschöpf zu, das sich zwischen ihm und der Baumgärtner auf den Tisch herunterbeugte. Ihre langen Haare fielen ihr ins Gesicht, während sie das Tablett abstellte. Ihre Augen trafen sich einen Moment lang. Er erwiderte den Blick ausdruckslos.
»Du kommst gerade recht«, meinte Petra Baumgärtner gerade. »Ich fürchte unser Gast ist gerade etwas durcheinander. Vielleicht kannst du das wieder in Ordnung bringen?« Sie nahm die Tasse in die Hand, füllte etwas Milch ein und lehnte sich zurück, wie bei einem gemütlichen Kaffeekränzchen mit ihren Freundinnen.
»Bestimmt, Frau Baumgärtner«, meinte Alicia leise. Sie nickte ihr zu. Oliver ließ geistesabwesend seinen Blick über die blonde Fee schweifen. In normalem geistigen Zustand wäre er vermutlich schockiert gewesen über ihre Schönheit. Noch schockierter, wenn er feststellen würde, dass er dieses Geschöpf in der Nacht im Arm gehalten und gefickt hatte. Im Moment war er nicht in der Lage die Verbindung zur Außenwelt herzustellen. Er fühlte sich wie in einer Luftblase gefangen. Die Geräusche, die Stimmen, alles drang seltsam gedämpft zu ihm durch. Selbst seine Augen schienen ihm einen Streich zu spielen. Was er sah konnte nicht sein. Er blinzelte, doch die Sinnestäuschung verschwand nicht.
Er war gerade in ein tiefes Loch gestürzt. Seine Zukunft schien aussichtslos. Sein Leben vollkommen aus den Fugen geraten. Er konnte nicht mehr klar denken, nicht hören, nicht klar sehen. Nur deshalb konnte er sich erklären, warum sich eine wunderschöne Frau zu ihm herunterbeugte. Sie flüsterte etwas in sein Ohr, hauchte einen Kuss auf seine Wange. Er konnte nicht verstehen, was sie sagte. Ihre blonden Haare kitzelten in seinem Gesicht. Ihr Geruch war betörend. Sie trug ein weißes Stretchkleid, das dem von Marlies bis auf die Farbe glich. Dazu hatte sie schwarze, glänzende, unglaublich hohe High-Heels an. Auf dem flauschigen Boden waren sie völlig geräuschlos gewesen. Ihre Hände, mit den feuerrot lackierten Fingernägeln strichen an der Innenseite ihrer Oberschenkel nach oben, während sie sich wieder aufrichtete. Wie beiläufig fanden die Finger den Saum des Kleides und strichen ihn nach oben. Sie trug einen winzigen, schneeweißen Slip. Die gebräunte Haut ihrer Schenkel wirkte in Anbetracht der Saison geradezu exotisch. Mit dem Kleid nach oben auf ihren Bauch gerafft machte sie einen weiten Schritt über Olivers Beine. Auf seinen Oberschenkeln kam sie zum Sitzen. Wieder beugte sie sich nach vorne. Ihre Haare fielen in sein Gesicht. Ihre Lippen näherten sich seinem Ohr. Wie ein Windhauch flüsterte sie ihm ins Ohr.
»Du musst mitmachen. Bitte.«
Oliver zuckte zusammen. Erst da kam er wieder richtig zu sich. Den Duft der blonden Haare einer Fee in seinem Gesicht. Es war wie in einem Traum, der nach dem Aufwachen nicht verschwinden wollte. Es dauerte einen Moment bis er realisierte, was um ihn herum gerade geschah. Seine Hände fanden wie selbstverständlich die Pobacken dieser blonden Prinzessin. Sie hockte mit freigelegtem Hintern auf seinem Schoß, wo hätte er die Hände auch sonst hinlegen sollen. Im Hintergrund hörte er Petra Baumgärtner einen Schluck heißen Kaffee aus ihrer Tasse schlürfen. Er konnte sie nicht sehen, die Haare von Alicia waren im Weg. Aber jetzt wo er bemerkt hatte, dass sie da war, kam auch die ganze Tragweite dessen, was ihm gerade eröffnet worden war, wieder zurück.
Er fasste einen Entschluss. Mit Alicias halbnackten, braungebrannten Schenkeln auf seinem Schoß, die sich so warm und zart anfühlten wie ein Frühlingswind. Er würde diese Organisation sprengen. Er wusste noch nicht wie, doch diese so überheblich grinsende Frau die er hinter dem blonden Geschöpf wusste, würde nicht gewinnen. Sie würde nicht über ihn entscheiden, nicht über ihn verfügen. Sie würde ihn nicht ohne Konsequenzen an jemand anderen verkaufen. Er würde sie kriegen. Sie vernichten.
»Hörst du mich«, hauchten die Lippen an sein Ohr. »Du musst ihr Spiel mitspielen.«
Er nickte fast unmerklich. Ja, er würde das Spiel mitspielen.
Bis zu dem Tag an dem er eine Möglichkeit gefunden hatte, diesen ganzen Verein auszuräuchern.
------ Kapitel 7 ------
In der Nacht vor seinem Verkauf an Iselore Freifrau Bergen von Freilass, lag Oliver wach in seiner Kammer. Er versuchte das was Marlies und Petra Baumgärtner ihm erzählt hatten zu verstehen. Seine eigene Lage zu beurteilen. Morgen war der Tag an dem sie ihn wegbringen wollten. Zu dieser exzentrischen Baronin von der er bislang nur Gerüchte gehört hatte. Es dauert ewig bis er endlich in einen unruhigen Schlaf fiel.
Als er aufwachte, war der Tag noch nicht angebrochen, aber ein fahler Lichtschein schien heller als das Mondlicht in der Nacht durch das Fenster. Langsam richtete er sich auf. Die nackten Füße auf dem kalten Steinboden vertrieben den letzten Rest Müdigkeit. Er legte den Kopf in die Hände. Auf den Ellbogen aufgestützt, folgten seine Augen den ungleichmäßigen Fugen auf dem rohen Steinboden. Er verlor sich in seinen Gedanken. Spürte kaum die Kälte die sich um seinen nackten Oberkörper legte. Am Abend als er aus Petra Baumgärtners Büro entlassen wurde, wo man ihm das ganze Ausmaß seiner Lage geschildert hatte, hatten sie ihm ihre Kleider zurückgegeben. Sie lagen auf dem Boden vor dem Bett. Sein Kapuzenpulli, seine schwarze Jeans und seine dunklen Sneakers. Seine Augen glitten über die Kleider.
Plötzlich sprang er aus dem Bett als hätte ihn der Blitz getroffen. Die Sneakers. Er hechtete auf die Schuhe zu wie ein Ertrinkender. Wie konnte er das vergessen haben. Er warf den Kapuzenpulli beiseite. Suchte den rechten der beiden Schuhe. Die Fersenkappe hatte eine Kerbe. Sie sah aus als wäre sie vom Hersteller so vorgesehen, aber bei genauerer Betrachtung war die Kerbe nur im rechten Schuh. Er puhlte daran herum, seine Finger ertasteten einen metallischen Gegenstand. Mit den Fingernägeln zog er ihn heraus. Er blickte auf einen Dietrich. Seine Mundwinkel umspielten ein Lächeln. Sie hatten die Schuhe nicht durchsucht. Jedenfalls nicht intensiv genug. Die Sneakers benutzte er, wenn er beim Einbruch klettern musste. Der Dietrich war dort für Notfälle, wenn er sein normales Werkzeug verlieren, oder es ihm sonst wie abhandenkommen würde. Aus seinem Lächeln wurde ein breites Grinsen während er sorgfältig dafür sorgte, dass das schmale Stück Metall wieder sicher an sein Versteck zurück gelangte.
Er legte den Kapuzenpulli wieder obenauf, schwang sich zurück ins Bett unter die noch warme Decke, legte die Hände hinter den Kopf, wo er sie verschränkte und wartete auf das was passieren würde.
------ Kapitel 8 ------
»Wir sind unterwegs.« Petra Baumgärtner legte das Handy auf die Seite, nachdem sie die kurze Information durchgegeben hatte. Sie saß auf dem Beifahrersitz eines weißen, ungekennzeichneten Lieferwagens. Auf der Rückbank saß der Mann auf den ihr Gesprächspartner bereits wartete. Flankiert von zwei stiernackigen Männern ihrer Sicherheitstruppe. Laura, ihre Fahrerin steuerte den Lieferwagen sicher über die kurvige Bergstraße. Bald würden sie die Autobahn erreichen. Dann würde es schneller und ruhiger werden.
Etwa 150km weiter nördlich, griff Bernd Kreutzer zu seinem zweiten Handy. Er wählte eine Nummer, die er fast auswendig hätte tippen können, doch er wollte ganz sichergehen.
»Hallo?« meldete sich eine Frau am anderen Ende.
»Ich habe was Sie bestellt haben.«
»Sehr gut.«
»Wir sind bis 13:00 Uhr am vereinbarten Ort.«
»Sehr gut.«
»Ich erwarte Sie dann dort.«
Die Frau am anderen Ende legte auf. Kreutzer schaltete das Handy aus, nahm den Akku heraus und legte beide in eine Schublade zurück.
Er trat aus seinem verglasten Büro auf seine beiden Empfangsdamen zu. Im Autohaus war es gerade ruhig. Niemand sonst befand sich im Ausstellungsraum. Die edlen Luxuskarossen blieben unberührt.
»Ich bin heute Nachmittag außer Haus. Ihr erreicht mich auf dem Handy, aber nur in Notfällen. Ihr beiden schmeißt den Laden.« Die beiden angesprochenen Frauen nickten ergeben. »Steht was an?«
Die blondere der beiden warf einen kurzen Blick in ihren Computer.
»Gegen 14:00 Uhr kommt der Obermaier vom Bauamt um seinen Quattroporte abzuholen.« Kreutzer nickte.
»Das ist sein zweiter, das kriegst du auch hin.« Er deutete auf die andere der beiden, während er sprach. »Und mach die Bluse einen Knopf weiter auf, wir wollen ja, dass er wiederkommt. Und zieh den BH aus.«
Sie nickte. »Klar.«
------ Kapitel 9 ------
Auf dem Parkplatz eines aufgegebenen Möbelhauses im Norden von Rastatt trafen sich um kurz vor 13:00 Uhr vier Fahrzeuge. Als hätten sie sich abgesprochen, rollten sie kurz nacheinander auf den weitläufigen Parkplatz. Kein anderes Auto stand auf dem verlassenen, an vielen Stellen mit Unkraut überwucherten Areal. Ein blauer Maserati Levante führte das Quartett an. Ein weißer, ungekennzeichneter Lieferwagen folgte kurze Zeit später. Ein mattschwarzer Bentley Continental GT Supersports, sowie ein tiefschwarzer Land Rover Discovery folgten dicht auf. Der Land Rover blieb als erstes zurück. Der Bentley gesellte sich zu dem Maserati. Der Lieferwagen hielt ein paar Meter abseits. An keinem der Wagen waren Anzeichen sichtbar, dass die Fahrer oder Beifahrer ausstiegen.
Der Land Rover zog in einer weiten Schleife langsam um das Areal. Der Fahrer schien die Umgebung zu kontrollieren. Seine Räder zogen frische Spuren durch den Schnee, der überall unberührt lag. In der Nacht hatte es geschneit. Die Spuren zeigten deutlich, dass vorher niemand über den Parkplatz gerollt war.
Die drei anderen Wagen standen im Leerlauf laufend in einem weiten Halbkreis. Nachdem der Land Rover seine Kontrollrunde abgeschlossen hatte, steuerte er eine große Hallentür an der Stirnseite an. Das rote Rolltor war heruntergelassen. Die nebeneinander aufgereihten Laderampen wirkten wie riesige Zahnlücken. Sie waren allesamt geschlossen. Die metallenen Rolltore verwittert. Der Beifahrer des Land Rover stieg die kurze Treppe neben einer der Rampen hoch. Er verschwand im Innern der riesigen Lagerhalle. Sekunden später öffnete sich das Rolltor, der Land Rover glitt langsam in die sich öffnende Luke. Nach einigen Minuten kam er wieder heraus, ließ die Lichthupe einmal aufflammen, als Zeichen, dass alles in Ordnung war. Sie waren alleine auf dem großen Areal. Die drei auf dem Hof wartenden Fahrzeuge glitten nacheinander unter dem Rolltor hindurch in die Halle. Im Innern war es düster. Trübes Licht schien durch die staubigen Fenster unterhalb der Decke. Die Halle war bis auf einen kleinen Bürokomplex in der Nähe des Rolltors fast vollständig leer. Die einzelnen Säulen die das Dach trugen standen als einzige Hindernisse in dem rechteckigen Bau.
Während sich die drei Wagen wieder zu einem wie abgesprochen wirkenden Halbkreis arrangierten, kam der Beifahrer des Land Rover aus dem Bürokomplex. Eine flackernde Neonröhre warf etwas zusätzliches Licht in die düstere Halle. Er gesellte sich wieder in den Innenraum des Land Rovers der unter dem Rolltor stehen geblieben war. Er blockierte mit seiner ganzen Masse die Einfahrt.
Beinahe gleichzeitig öffneten sich die Türen des Lieferwagens und des Maseratis. Aus dem ungekennzeichneten Lieferwagen stieg eine mittelgroße Frau. Ihre braunen Haare unter einer weißen Strickmütze verborgen. Die dicke schwarze Daunenjacke mit dem Pelzkragen ließ sie stämmig und unförmig wirken. Die enganliegenden, schwarzen Jeans korrigierten das Bild wieder. Sie trug schwere, klobige Stiefel, die bis an die Knie reichten und an Motorradstiefel erinnerten. Ihr Atem bildete dicke weiße Wolken in der eiskalten Halle. Es schien im Innern sogar noch kälter als draußen zu sein. Aus dem Maserati schälte sich ein Mann im dunklen Anzug. Er zog einen hellen Kamelhaarmantel aus dem Innenraum hervor, den er sich zum Schutz gegen die Kälte eilig über die Schultern zog. Während er langsam auf den Lieferwagen zuging, schlüpfte er in dünne, schwarze Lederhandschuhe. Er schlug den Kragen des Kamelhaarmantels hoch und zog den Kopf tief zwischen die Schultern.
Die Tür des Bentleys wurde als letztes geöffnet. Zwei schwarz glänzende High-Heels mit roten Sohlen wurden nach draußen gedreht. Ihnen folgten zwei schlanke, anscheinend endlos lange Beine. Als die Fahrerin sich aus dem Sitz drückte, zeigte sich ein kurzer Rock in einem matten schwarz, mit extrem breitem Gehschlitz. Er reichte bis über den Bauch, mit einem breiten Gürtel mit riesiger Schnalle. Die Beine waren nackt und strumpflos. Das Oberteil war eine rote Häkelbluse mit ausgestellten Schultern. Der Ausschnitt war riesig. Nur ein winziges Stück Stoff trennte ihn noch vom Gürtel des Rocks. Die Bluse war so grobmaschig, dass sich der wenige, rote Stoff wie ein Schleier über die Haut legte. Man musste nicht mehrmals hinsehen um zu erkennen, dass sie keinen BH darunter trug. Auf dem Kopf hatte sie eine riesige schwarze Sonnenbrille, die mehr als die Hälfte ihres Gesichts verdeckte. Die glatten braunen Haare waren zu einem hoch am Hinterkopf angesetzten Pferdeschwanz zusammengefasst. In Anbetracht der Witterung und dem Outfit der anderen beiden Personen wirkte sie, als hätte sie sich in der Auswahl ihrer Kleider um ein halbes Jahr im Kalender vertan.
»Um Gottes willen«, raunte Petra Baumgärtner. Unwillkürlich zog auch sie die Schultern in ihrer warmen Daunenjacke etwas höher. Bernd Kreutzer, der neben sie getreten war sagte nichts. Seine Augen saugten sich geradezu an den nackten Beinen der Baronin fest. In langsamen, beinahe gleitenden Schritten kam sie in den hohen Schuhen auf dem rutschigen Boden näher. Sie schien ob der Kälte nicht mit der Wimper zu zucken.
»Baronin von Freilass«, begrüßte Kreutzer sie galant wie immer. Er griff die ihm dargebotene Hand. Mit einer kurzen Verbeugung deutete er einen Handkuss an. Baumgärtner und die Baronin begrüßten sich mit einem zurückhaltenden Nicken.
»Heute zahlt sich der Allradantrieb Ihres Bentleys aus«, meinte Kreutzer, um nicht sofort auf das Geschäft zu sprechen zu kommen. Die Baronin nickte nur.
»Sie haben meinen Mann dabei?« Sie schien keine Zeit mit Floskeln vergeuden zu wollen. Obwohl sie weniger anhatte als Kreutzer Unterwäsche trug, schien sie trotz ihrer hochgewachsenen, schmalen Statur diejenige zu sein, die am wenigsten fror.
Kreutzer deutete mit einer Handbewegung auf den Lieferwagen. Im Fond des Wagens waren die Umrisse eines Mannes zu erkennen, der die Szene vor seinen Augen aufmerksam beobachtete. Auf ein unsichtbares Zeichen stieg Laura aus dem Auto, öffnete die Fond Tür und half dem Insassen nach draußen. Sie blieben nebeneinander stehen. Der Mann beobachtete die Baronin aus etwa zehn Meter Entfernung. Die Baronin blickte ungeniert zurück. Ihre Augen wanderten den angebotenen Mann entlang. Sie schien zufrieden mit dem was sie aus der Entfernung erkennen konnte. Nickte Kreutzer knapp zu. Mit erhobener Hand schnippte sie mit den Fingern.
Aus dem Land Rover eilte der Beifahrer mit einem Aluminiumkoffer auf die Gruppe zu. Er stellte sich neben seine Auftraggeberin, hielt den Koffer mit den Schnallen nach vorne auf den Unterarmen in Hüfthöhe. Kreutzer trat heran, öffnete den Koffer, warf einen kurzen Blick hinein, nickte zufrieden, schloss den Deckel wieder und nahm den Koffer aus den Armen des Sicherheitsmannes entgegen. Auf das Zeichen der Baronin schritt der Mann zu dem Lieferwagen. Mit ausdruckslosem Gesicht hieß er den Mann der neben Laura wartete, zu dem kleinen Bürokomplex zu gehen. Er folgte ihm aufmerksam, wartete bis er die Tür erreicht hatte und postierte sich dann davor. Der Mann aus dem Lieferwagen war hinter der staubigen Scheibe des Bürofensters schemenhaft zu erkennen. Er blickte sich in seiner neuen Umgebung um. Offenbar war nichts darin das er für eine Flucht verwenden konnte. Der Sicherheitsmann schien keine Bedenken zu haben, ihn alleine dort drinnen warten zu lassen.
»Es war mir wie immer ein Vergnügen mit Ihnen Geschäfte zu machen, Freifrau Bergen von Freilass«, flötete Kreutzer. »Ich rufe Sie dann in den nächsten Tagen wegen dem Wagen für ihre Tochter an.«
Die Baronin nickte knapp. Sie schien abwesend mit ihren Gedanken. Ihr Blick wanderte kurz auf den hinter der Scheibe wartenden Mann, als könne sie es nicht mehr abwarten dorthin zu gelangen.
»Auf Widersehen, Herr Kreutzer«. Sie drehte sich ohne weiteres Wort um. Das Geschäft war erledigt.
Kreutzer und Baumgärtner bestiegen ihre Wagen. Der Land Rover machte ihnen Platz um aus der Halle fahren zu können. Er kam danach wieder in das Innere der Halle gefahren. Das Rolltor wurde heruntergelassen.
Durch die angelaufenen, staubigen Scheiben sah Oliver die hochgewachsene Frau auf das Büro zu kommen. Nachdem der breite Kerl der ihn durch die Tür bugsiert hatte, ihm zugeraunt hatte hier drinnen zu warten, sich still zu verhalten und keinen Ärger zu machen, hatte er sich kurz orientiert. Der Raum war leer bis auf einen alten Schreibtisch, eine alte Autorücksitzbank und einen Hocker. Den Schreibtisch zu durchwühlen hätte nichts gebracht. Alle Schubladen waren herausgezogen und entfernt worden. Die Sitzbank mit den rostigen Federn und dem verbogenen Gestell hing schief mit der Lehne an der Wand. Der Stoff war aufgerissen. Das dunkelgelbe Schaumstoffpolster quoll hervor wie Eiter aus einer Wunde. Der Hocker war ein einfacher Würfel, mit billigem Stoff überzogen. Vermutlich Pressspan oder Karton. Nichts das er als Waffe hätte verwenden können.
Gerade als er die kurze Bestandsaufnahme beendet hatte, fuhren die beiden Wagen die ihn hergebracht hatten davon. Der blaue Maserati hatte auf einem Park-and-Ride Parkplatz auf sie gewartet. Baumgärtner war ausgestiegen. Kurz hatte sie sich mit dem Fahrer unterhalten. Dann waren sie dem Maserati langsam durch ein Rastatter Industriegebiet bis hier her gefolgt.
Die große Frau in den glatten braunen Haaren und dem Outfit, das in der Kälte völlig surreal wirkte, besprach sich einen Moment mit dem Mann vor der Tür. Die weißen Wölkchen die sie beim Ausatmen ausstieß kamen in seine Richtung. Sie blickte durch das Fenster während sie sprach als wolle sie ihn nicht aus dem Augen lassen. Ihre Sonnenbrille hatte sie auf den Kopf geschoben. Was er durch das trübe Fenster erkennen konnte erregte ihn. Schon im Lieferwagen, als die Frau sich aus der schwarzen Luxuskarosse geschält hatte, hatte er sich zwingen müssen nicht so zu empfinden. Erfolglos.
Die kühle Überlegenheit die sie zur Schau stellte, gepaart mit ihrem Aussehen hatte etwas zutiefst Erotisierendes auf Oliver. Die Arroganz wollte ihr geradezu schmerzhaft aufdringlich ausgetrieben werden. Mit einem derben, brutalen Fick. Vom ersten Augenblick an hatte Oliver das Gefühl, dass ihr Körper mit jeder Faser danach lechzte. Noch bevor die Frau auch nur in seine Nähe kam, wurde ihm bewusst was von ihm verlangt wurde. Ihre Augen trafen sich durch die fleckige Scheibe. Ihr Blick war kalt wie die Luft. Trotzdem erkannte er ein Leuchten kaum mehr kontrollierbaren Verlangens in ihren Augen. Sie wirkte wie ein Tiger vor dem Sprung. Als ob ein winziger Faden Vernunft sie gerade noch davon abhalten konnte, durch das Glas auf ihn zuzuspringen.
Das Gefühl erregte Oliver aufs äußerste. Beinahe schmerzhaft pochte sein harter Schwanz in dem engen Gefängnis seiner hautengen Jeans. Man hatte ihm seine ursprüngliche Kleidung zurückgegeben. Seine Sneakers mit dem geheimen Zusatz, genauso wie die Jeans und den schwarzen Hoodie. Die Frau redete noch immer mit dem Sicherheitsmann. Sie deutete auf den Land Rover, der die Einfahrt blockierte. Der Mann, der mit dem Rücken zu Oliver stand nickte. Sie trat um ihn herum, ohne den Blick von der Scheibe zu lösen. Ihre Augen waren beinahe schwarz. Ihr Mund rot geschminkt. Die Tür wurde quietschend aufgestoßen. Sie öffnete sich leichter als sie befürchtet hatte, knallte mit dem Griff an die Wand und verursachte einen derart lauten Knall, dass die Frau erschrocken zusammenzuckte. Blitzschnell ruckte der Sicherheitsmann herum, seine Hand schoss in die geöffnete Jacke, verharrte dort aber, als er den Grund für das Geräusch erkannt hatte. Langsam glitt die Hand aus der Jacke. Die Frau trat ein. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss, vom selben Schwung mit dem sie von der Wand abgeprallt war.
Eine beinahe erdrückende Stille trat ein. Die Frau blieb direkt hinter der Tür stehen. Knapp zwei Meter von Oliver entfernt. Er konnte schwach ihr Parfum riechen, das mit dem Schwung in den Raum hineingeweht war. Sie blickte stumm an ihm herunter. Er erwiderte den Blick. Lies auch seine Augen ungeniert über ihren Körper gleiten.
Die Brüste unter der weit offenen Bluse waren hart und fest. Trotz ihrer Größe war kein BH notwendig, weshalb Oliver folgerte, dass sie hatte nachhelfen lassen. Die Kugeln waren zu groß und zu fest um echt zu sein. Ihr Bauch über dem der breite Gürtel des Rocks sich spannte, hob und senkte sich schnell. Der Gürtel schnitt ihre Taille ein. Sie war so schmal, dass Oliver sich fragte, ob er sie mit beiden Händen umfassen konnte und seine Hände sich berühren würden. Der Rock lag eng an ihrer Hüfte. Sie hatte ein Bein leicht ausgestellt, der Gehschlitz hatte sich betörend geöffnet. Er gab den Blick auf einen braungebrannten Schenkel frei, der endlos lang wirkte. Ein schmales Knie, noch schmalere Waden, fast schon an Stelzen erinnernd dünne Beine. All das endete in schwarzen Lackstilettos in denen sich die Deckenlampe spiegelte.
»Sie haben mich also gekauft«, durchbrach Oliver die Stille. Seine Stimme hallte laut dröhnend in dem kargen Raum. Sie sagte nichts, zuckte mit keiner Wimper. Einzig ihre Mundwinkel schienen ein leises Lächeln anzudeuten, das blitzschnell wieder verschwand.
»Warum?« hakte Oliver nach. Leiser diesmal.
Sie blickte eine Weile einfach nur stumm zurück, kam dann einen Schritt näher. Er hätte sie berühren können, wenn er die Hand ausgestreckt hätte. Ihre Augen funkelten.
»Weil ich es kann«, antwortete sie leise. Ihre Stimme war tief. Ein leichtes Kratzen schwang darin als wäre sie heiser. Ihre Augen blickten an ihm herunter. Ob sie die Beule an seiner Jeans erkennen würde? Oliver war sich sicher, dass sie es längst getan hatte. Sein Schwanz pochte schmerzhaft. Er wusste nicht sich zu verhalten. Der Drang über sie herzufallen schien übermächtig. Sich davon abzuhalten kostete ihn alle Kraft. Seine Knie begannen zu zittern. Die Aura die die Frau ausstrahlte schien ihn gefangen zu nehmen, je näher sie auf ihn zu trat. Er zwang sich sich zu beherrschen, indem er sich seine Situation ins Gedächtnis rief. Es gelang ihm nur mäßig.
Aus den Augenwinkeln sah er den Fahrer des Land Rovers näherkommen. Er gesellte sich zu seinem Partner. Sie tauschten Zigaretten und Feuer, lehnten gelangweilt mit dem Rücken vor dem Fenster an einer der vielen Säulen. Immer wieder warf einer der beiden einen Blick ins Innere des Büros. Die Frau schien seinen Blick bemerkt zu haben. Wie um die Ablenkung zu unterbinden, trat sie einen halben Schritt nach links, versperrte damit seine Sicht nach draußen. Der Stoff des Rocks raschelte an ihren Beinen. Unter der Sohle ihrer High-Heels knirschte der Staub. Er glaubte die Wärme ihres Körpers zu spüren. Ihre Haut schien makellos. Trotz der Kälte hatte sie eine rosige, gesunde Farbe. Die Stille zog sich so schmerzhaft in die Länge, dass Oliver kaum mehr still sein konnte. Er hatte das dringende Bedürfnis etwas zu sagen, um wenigstens irgendein Geräusch zu verursachen. Die durchdringenden Blicke ihrer schwarzen Augen erregten und verunsicherten ihn gleichermaßen. Sie schienen ‚berühr mich‘ zu schreien. Er fragte sich was sie abhielt. Sie war es die hier die Hosen an hatte. Wenn der Vergleich in Anbetracht ihrer elektrisierend nackten Beine auch kaum angebracht war. Ihre Security stand draußen. Sie hatte eine nicht näher benannte Summe für ihn bezahlt. Jedenfalls ging er davon aus, dass sich genau das in dem Übergabekoffer befunden hatte.
Er wollte sie ja berühren. Er wollte sie berühren, ihr die Bluse öffnen und die wundervoll harten, festen Brüste anfassen. Er wollte die Haut lecken, ihr die Brustwarzen kneifen, hineinbeißen bis sie schreiend vor Lust zuckte. Er wollte die Hände unter den Rock schieben, die feuchte Spalte berühren, einen Finger in die heiße Muschi schieben. Er bekam Gänsehaut. Ein Schaudern durchzuckte seinen Körper. Er konnte es nicht verhindern, das Zucken seiner Muskeln musste ihr aufgefallen sein. Er hielt es nicht länger aus. Er musste einen Schritt zurücktreten, oder die Hand ausstrecken. Wie ferngesteuert erschien eine Hand mit ausgestreckten Fingern in seinem Blickfeld. Es konnte nicht seine sein, denn er konnte sie weder fühlen, noch gab er den Befehl dazu sie zu heben. Die Hand zitterte. Sie glitt träge an den Ausschnitt der roten, durch die vielen Öffnungen kaum als solche zu bezeichnenden Bluse. Ihre Augen schienen der Bewegung nicht weniger fasziniert zu folgen. Als seine Fingerspitzen die Haut zwischen ihren Brüsten berührten, zuckte er zurück. So als wäre er sich des Widerstands gar nicht bewusst, bis er tatsächlich da war. Er berührte sie erneut. Diesmal hielt der die Fingerspitzen an der kalten Haut.
Es war als öffnete er eine Schleuse. Betätigte einen unsichtbaren Schalter. Trat eine Barriere ein, die sich zwischen ihnen befunden hatte. Plötzlich war der Weg frei. Ihr Wille, ihr Verlangen, ihre Lust schien geradezu auf ihn überzuströmen. Als ob sein Finger eine Datenleitung direkt in ihre beiden Köpfe aufbauen würde, wusste er plötzlich was sie wollte. Sich wünschte. Sich von ihm erhoffte.
Es war nicht die Datenleitung, es waren ihre Augen, die ihm all das signalisierten, stellte er fest. Dieses gierige, kaum mehr kontrollierbare Verlangen das in ihren Augen leuchtete.
Die rote Bluse löste sich plötzlich von ihrem Körper wie eine Nebelwolke die dem Boden entgegen waberte. Ob er sie geöffnet oder zerrissen hatte vermochte er später nicht mehr zu rekonstruieren. Sie war plötzlich weg gewesen, wie eine Einbildung. Die harten, festen Brüste mit erregt stehenden Nippeln direkt vor seinen Augen. Er packte so fest zu, dass sie einen halben Schritt nach hinten stolperte. Reflexartig streckten beide die Arme aus und zogen sich wieder aneinander. Er spürte ihre Hand unter seinem Pullover. Er spannte seine äußerst ansehnlichen Bauchmuskeln an. Wie er es inzwischen schon unbewusst immer machte, wenn eine Frau – vor allem eine fremde Frau – seinen Bauch berührte. Die jahrelange, kräftezehrende Arbeit an der Kletterwand zahlte sich nie deutlicher aus, als wenn Frauenhände seinen Bauch berührten. Auch die Baronin schien beeindruckt. Seine Augen wurden von dem Anblick ihrer Brüste losgerissen. Es wurde dunkel um ihn herum. Der Hoodie wurde ihm über den Kopf gerissen. Die Kapuze verhedderte sich an seinem Hals. Sie zerrte ungestüm an dem Stoff als könne sie es so wenig abwarten ihn nackt zu sehen wie er sie.
Seine Finger fummelten mit dem breiten Gürtel an ihrem Bauch. Ihre an Knopf und Reißverschluss seiner Jeans. Sie kamen sich ins Gehege. Ihre Arme waren seinen so sehr im Weg wie umgekehrt. Er wollte nicht nachgeben. Drängte ihre Arme aus dem Weg, zerrte an dem Gürtel. Er stellte sich mehr als Dekoration denn als Gürtel heraus. Der Rock gab kein Stück nach, auch nachdem die Gürtelschnalle bereits offen auf ihrer Hüfte baumelte. Irgendwo musste ein Reißverschluss sein. Er zerrte den Stoff herum. Irgendwo protestierte eine Naht. Der Reißverschluss am Hintern kam zum Vorschein. Endlich konnte der Rock auf ihre Knöchel fallen. Er wollte sich bücken um den winzigen Slip, der so rot war wie die Bluse, nach unten zu ziehen, doch seine Beine verhedderten sich irgendwo. Bis er merkte, dass seine Jeans auf seinen Knien hingen und er den Schritt den er hätte machen müssen um nicht umzufallen nicht tun konnte, war es zu spät. Er schlug der Länge nach mit ihr auf den staubigen Boden. Seine Shorts hatte sie gleich mit heruntergezogen. Mit nackten Arsch schrammte er über den unebenen Boden.
Sie rutschte auf ihn, noch ehe er wusste was passiert war. Den Slip hatte sie kurzerhand zur Seite geschoben. Er konnte seine Beine nicht spreizen, die Jeans hing störrisch an seinen Waden. Die Schuhe verhinderten ein abstreifen. Eine Staubwolke die sie aufgewirbelt hatten, versperrte ihm einen Moment lang die Sicht. Er lag auf dem Rücken, die Scheibe mit den beiden Security Männern konnte er sehen, wenn er den Kopf nach rechts drehte. Sie standen rauchend hinter der verschmierten Scheibe. Beide blickten amüsiert aber konzentriert auf das was er mit ihrer Chefin auf dem Boden veranstaltete. Der aufgewirbelte Staub kitzelte in seiner Nase. Seine Augen füllten sich mit Tränen.
Derweil hatte seine neue Besitzerin angefangen ihn wild zu reiten. Sie hämmerte ihr Becken auf seine Hüfte als wolle sie ihn durch den Betonboden treiben. Feiner Staub wirbelte bei jedem Hieb vom Boden auf. Er fragte sich plötzlich was sie umtrieb ihn hierher gebracht zu haben. Die anonyme Halle als Übergabeort konnte er sich noch erklären, aber warum eine zumindest vom Titel her adlige Frau, die in einem Designeroutfit aus einem Zweihunderttausend Euro Auto mit Security Team anrückte, sich mit ihm auf dem staubigen Boden einer verlassenen Fabrikhalle wälzte, wollte ihm nicht begreiflich werden.
Möglicherweise gehörte aber eben genau das zu der exzentrischen Art von der jeder auf dem Berg gesprochen hatte.
Er schob den Gedanken zur Seite. Was sich aktuell auf seiner Hüfte tat war viel zu erregend, um sich davon ablenken zu lassen. Die Baronin hatte aufgehört sich auf seiner Brust abzustützen. Sie ritt ihn sozusagen freihändig. Ihre Hände hatte sie überkreuzt auf den Brüsten, Daumen und Zeigefinger zwirbelten jeweils eine Brustwarze. Wobei sie sie so derart in die Länge zog, dass ihre Brüste so die Form verloren, dass das Silikonkissen darunter sichtbar wurde. Sie zerrte an den Nippeln als wolle sie sich die Brüste vom Oberkörper reißen. Dabei ruckte ihr Kopf hin und her wie in Trance. Die Augen hatte sie fest zusammengekniffen. Die Schmerzen die sie sich selbst an den Brustwarzen zufügte, schienen ihre Lust zu steigern. Einer Eingebung folgend schlug Oliver mit der flachen Hand auf ihren Hintern. Ein Stöhnen entfuhr ihrer Kehle. Den Mund hatte sie fest zusammengepresst, ihre Lippen nur ein schmaler Streifen, die weiß hervortraten.
Er hieb ihr mit der flachen Hand auf die andere Pobacke. Dieses Mal entfuhr ihr ein lustvoller Schrei. Mit bangem Blick schaute Oliver nach draußen. Die Security schaute immer noch interessiert und aufmerksam zu, machte aber keine Anstalten einzugreifen. Vielleicht waren sie viel Schlimmeres gewohnt.
Der zweite Schlag hatte einen Orgasmus ausgelöst. Sie kam zitternd und zuckend auf ihm. So schnell hätte er nicht damit gerechnet. Kurzerhand wiederholte er das Spiel mit seinen Händen auf ihren Arschbacken, die nach kurzer Zeit rot zu leuchten begannen. Die Reaktionen waren vielfältig. Abwechselnd lösten sie ein Stöhnen, Keuchen, oder einen lauten Schrei aus. Mittlerweile hatte er ernsthafte Bedenken in Bezug auf ihre Brustwarzen, die sie nach wie vor unbarmherzig selbst malträtierte. Trotz der Kälte bildeten sich Schweißtropfen auf ihrer Stirn. Sie war jetzt wiederholt gekommen. Oliver spürte, dass seine schmerzhafte Erregung auch endlich zum Höhepunkt führen würde. Er konzentrierte sich ganz darauf. Erfreute seine Augen noch einen Augenblick an ihrem schlanken Körper, den festen Brüsten und den zierlichen Beinen, die allesamt in unterschiedlichster Art in Bewegung waren. Als er spürte, dass er kommen würde, glitt sie herunter.
Er konnte einen Augenblick nicht begreifen was passiert war. Hatte die Augen geschlossen um sich ganz seinem Orgasmus hinzugeben, als plötzlich nichts als kalte Luft seinen Schwanz umgab. Verschwunden war die enge, warme Höhle. Der Druck auf seinem Becken fehlte. Sie war aufgestanden. Stand breitbeinig über ihm, die Hände an ihren Schamlippen. Sie wichste sich selbst mit den Fingern. Unglaublich schnell. Ihre feuchte Möse gab glucksende Geräusche von sich. Sie kam ein weiteres Mal. Er sah ihre Knie zittern, die Muskulatur ihrer Oberschenkel flattern. Oliver konnte bei dem Anblick nicht mehr länger aushalten. Er kam auf sich selbst. Spritzte auf seinen Bauch, seine Brust, bis hinauf an seinen Hals. Die Enttäuschung darüber stand ihm wohl im Gesicht geschrieben. Ihr Mund verzog sich zu seinem spöttischen Grinsen. Mit knirschenden Sohlen stieg sie über ihn hinweg, schnappte die zerrissene Bluse und den Rock und war schon beinahe aus der Tür getreten, bis Oliver überhaupt richtig realisiert hatte was schiefgelaufen war.
Er kam sich vor wie ein Idiot. Einen Moment lang hatte er sich täuschen lassen. Er war doch nur eine Ware. Gerade wurde er wieder rücksichtlos zurückgelassen. Sie war befriedigt also war sein Job erledigt. Als wolle sie seinen Gedankengang noch unterstreichen hörte er, wie sie der Security im Vorbeigehen den Auftrag erteilte ihn aufzulesen. Sie gab Anweisungen wo er hinzubringen war, aber das konnte er nicht verstehen. Es musste ein Codewort, oder eine interne Bezeichnung für etwas sein. Sie war schon halb bei ihrem Bentley als sie den letzten Befehl gab, der ihm schon wieder das Blut in den Adern gefrieren ließ. Das Gefühl konnte er inzwischen beim Vornamen nennen, so vertraut wurde es ihm langsam.
»Tut was notwendig ist, damit er nicht davonläuft. Ich bin noch lange nicht mit ihm fertig.«
Er glaubte nicht, dass den beiden Männern vor seiner Tür wirklich gesagt werden musste, wie sie sich ihm gegenüber zu verhalten hatten. Sie grinsten beide zustimmend von draußen zu ihm herein.
------ Kapitel 10 ------
Bei allem Unmut der seine Situation auslöste, das Quartier der Baronin war eine andere Liga als die Unterkunft in dem alten Sanatorium. Er wurde in einer Stadtwohnung in Baden-Baden einquartiert. Eine halbe Stunde lang war er damit beschäftigt, alle Zimmer zu begutachten, die das großzügig geschnittene Appartement zu bieten hatte. Dabei waren noch nicht mal alle Türen zugänglich. Mindestens drei davon waren verschlossen. Er wollte sich noch nicht an ihnen zu schaffen machen, ehe er die genauen Umstände kannte. Er rechnete fest mit Kameras und Mikrofonen. Die Wohnung, so luxuriös sie auch war, bot keinerlei Möglichkeiten mit der Außenwelt zu kommunizieren. Alle Fenster waren verschlossen. Sie waren genauer gesagt nicht mal zu öffnen. Die Eingangstür hatte keinen Griff von innen. Die Wohnung schien klimatisiert. Es gab keine Telefone, keine Computer, nichts was einem die Möglichkeit gegeben hätte, eine Flucht zu organisieren. Es war ein fünf Sterne Gefängnis. Die beiden Security Männer hatten ihn in der Tiefgarage aus dem Land Rover eskortiert und per Privatfahrstuhl, der direkt in die Wohnung geführt hatte, hier abgeliefert. Einen Knopf um den Fahrstuhl zu rufen gab es keinen. Vermutlich funktionierte hier alles per Funk. Ohne einen entsprechenden Sender oder ein Handy das das Signal auslösen konnte, war hier nichts zu machen.
Die beiden Männer waren nach einer kurzen Inspektion der Wohnung wieder verschwunden.
Auf seine Frage wie lange er hierbleiben musste, hatten sie so wenig geantwortet wie auf alle anderen Fragen, die er ihnen auf dem Weg von Rastatt nach Baden-Baden gestellt hatte. Einer der beiden hatte ihn auf der Rücksitzbank eskortiert, während der andere den Land Rover gesteuert hatte. Auf jede seiner Fragen hatten sich ihre Mienen mehr verfinstert, bis er irgendwann damit aufgehört hatte.
Nachdem er sich einen Überblick verschafft hatte, entschied er sich den Luxus erst einmal bestmöglich auszunutzen. Eine heiße Dusche in einem Badezimmer, das größer war als seine gesamte Wohnung, weckte seine Lebensgeister. Danach verspürte er unbändigen Hunger. Er wusste schon gar nicht mehr wann er zuletzt etwas gegessen hatte. In der nicht minder großen Küche gab es alles was er brauchte. Der Kühlschrank war reichhaltig gefüllt. Es gab frisches Brot und frische Brötchen. Eine Vorratskammer gleich nebenan hätte einen mittelgroßen Supermarkt in den Schatten gestellt. Während er an dem riesigen Tresen saß, den bestimmt 55 Zoll großen Flachbildfernseher an der Wand eingeschaltet hatte und genüsslich sein drittes Brötchen verspeist hatte, stellte sich ihm die Frage, die ihm seit der ersten Begegnung mit der Baronin in der staubigen Halle durch den Kopf ging. Warum war er hier?
Nein, warum war er auf diese Art und Weise hier? Sein Leben war nicht gerade von Luxus und ausufernder Freizeit dominiert. Die Baronin war auf ihre Art erregend und anziehend auf ihn gewesen. Sie hätten ihn einfach fragen können. Er blickte sich ein ums andere Mal in der verschwenderisch ausgestatteten Küche um. Hier würde er sich auch freiwillig aufhalten. Sie hätten ihn nur fragen brauchen. Um hier zu sein und die Baronin zu ficken, hätte man ihn nicht entführen müssen. Dann wurden ihm die Umstände wieder bewusst. Er war ihnen ins Nest gefallen. Sie hatten sich gar nicht um ihn bemüht. Trotzdem hatten sie ihn nicht einfach laufen lassen, oder der Polizei übergeben. Sie hatten ihn genauso mitgenommen wie jemanden um den sie sich vorher selbst bemüht hätten.
Warum das alles? Warum der Zwang in Luxus zu leben und eine schöne Frau zu ficken? Oder hatte er es mit der Baronin einfach gut erwischt? Als sie ihn in der Wohnung mitgenommen hatten mussten sie ja nicht zwingend schon gewusst haben, wohin er weitervermittelt werden sollte. Vielleicht würde es ihm irgendwo anders sehr viel schlimmer ergehen. Aber warum dann dieses Gefängnis? Wenn die Baronin einfach nur Geld ohne Ende hatte, hätte sie ihn dort ja auch kaufen und ihm die Wahl lassen können. Die Baronin konnte also auch nicht besser sein als die anderen, nur dass sie den Luxus bieten konnte. Ihm aber trotzdem nicht freiwillig die Möglichkeit überlassen wollte zu kommen und zu gehen wann es ihm beliebte.
Da musste noch mehr sein. Sehr viel mehr. Etwas das er nur unter Zwang tun würde. Ungeachtet der Umgebung. Der Gedanke ließ ihn erschaudern. Der Rest seines Brötchens schmeckte ihm plötzlich überhaupt nicht mehr. Es fühlte sich an, als würde er trockenen Tapetenkleister kauen.
Irgendwo außerhalb der Küche ertönte ein Signalton. Er wusste nicht wo, aber der Klang war typisch für eine sich ankündigende Fahrstuhlkabine. Jemand war auf dem Weg zu ihm. Neugierig trat er mit nacktem Oberkörper aus der Küche. Weil es in der Wohnung angenehm warm war, hatte er nach der Dusche nichts angezogen. Ein dickes, bis fast an die Knöchel reichendes Handtuch war um seine Hüfte gespannt. Knapp dreißig Meter entfernt, am anderen Ende des Flurs befand sich die Fahrstuhltür. Ein kleines Licht das er vorher nicht bemerkt hatte, leuchtete an der Seite der geschickt in das Mauerwerk integrierten Türen. Mit einem weiteren Signalton öffneten sie sich lautlos.
Eine Frau die er bereits kannte trat in den Flur. Er glaubte noch ihr Parfum zu riechen. Noch ihre Haut zu spüren. Sein Schwanz erinnerte sich beinahe noch an die feuchte Enge ihrer Muschi. Sie trug noch dieselben schwarzen High-Heels, den selben kurzen Rock, hatte nur die rote Bluse gegen einen schneeweißen Wollpullover ausgetauscht. Vielleicht war er aus Kaschmir, aber Oliver würde nicht dazu kommen, es herauszufinden. Sie war alleine. Einen Moment lang blieb sie überrascht in den Türen stehen. Offenbar hatte sie nicht damit gerechnet, ihn am anderen Ende des Flurs stehen zu sehen. Die Fahrstuhltüren wollten sich wieder schließen, rempelten sie rüde an der Schulter, bis sie einen Schritt nach vorne machte.
Da war es wieder, dieses Gefühl. Dasselbe wie zuvor im Büro der Halle. Obwohl er ihre Gesichtszüge aus der Entfernung nicht so deutlich wahrnehmen konnte wie dort, ergriff die Aura dieser Frau sofort wieder Besitz von ihm. Das Kinn arrogant erhoben, die Augen selbstsicher auf ihn gerichtet, die Schultern nach hinten, die Brust wie ein Gockel aufgebläht. Ein Bein so lasziv und gleichzeitig so vulgär ausgestellt, der Gehschlitz des Rocks dabei den gesamten Oberschenkel präsentierend, dass ihre Haltung ein einziges Signal aussendete. Ein Signal das Oliver am anderen Ende auffing, an den Knoten seines Handtuchs griff und es achtlos zu Boden gleiten ließ. Sein Schwanz zuckte schon wieder in Anbetracht dessen was sein Besitzer zu sehen bekam.
Die Baronin machte einen Schritt nach vorne, griff sich an den Saum des Pullovers und zog ihn sich über den Kopf. Darunter war sie nackt. Sie brauchte drei weitere Schritte um sich die hohen Schuhe von den Fersen zu kicken und noch zwei, um den Reißverschluss des Rocks zu öffnen, der rund zehn Meter hinter den Fahrstuhltüren zu Boden fiel. Darunter war nur der winzige rote Slip. Die restliche Entfernung überbrückte sie beinahe rennend mit wogenden Brüsten und wippendem Pferdeschwanz. Sie überrannte ihn fast. Bis sie ihn erreichte hatte war sein Schwanz beinahe hart wie Beton. Ihre kalten Hände schlossen sich noch im Laufschritt um seinen Schaft, trieben ihn rückwärts an die Wand und nagelten ihn dort schier in das Mauerwerk. Sie überhäufte sein Gesicht mit Küssen, die an ein Abschlecken erinnerten. In ihnen steckte kein Gefühl, nur gieriges Verlangen. Wie eine ertrinkende fiel sie über ihn her. Trieb ihn rückwärts vor sich her in das Schlafzimmer. Seinen Schwanz an ihrer Muschi reibend, halb schon in ihr drin, halb durch das rückwärtsgehen wieder herausrutschend, erreichten sie endlich ein Bett. Sie verpasste ihm mit der flachen Hand einen Stoß gegen die Brust, der ihn auf das Bett werfen sollte, doch sie rutschte an seiner Schulter ab, weil er sich vor dem Stoß weggedreht hatte.
Stattdessen packte er sie an den Haaren, dort wo das Haargummi ihren Pferdeschwanz zusammenhielt und drückte sie vor seinem Schwanz auf die Knie. Ihre Fersen rutschten an das voluminöse Boxspringbett, das beinahe einen Meter hoch schien. Sie schnappte nach seinem Schwanz wie ein Welpe nach einer Biene. Er wollte ihr den Kopf auf seinen Schwanz drücken, wie er es mit Marlies zuvor gemacht hatte, doch er hatte nicht die Gelegenheit dazu. Unter einem animalischen Grunzen und einem Würgen, das sie beinahe von den Knien hob, rammte sie sich seinen Schwanz selbst in die Kehle. Sie versuchte es jedenfalls, scheiterte aber an den letzten Zentimetern. Die Art und Weise wie sie sich selbst damit malträtierte, ließ Olivers Knie zittern. Sie klammerte sich an seinen Arschbacken fest, trieb ihre Fingernägel tief in die Haut seiner Pofalte und presste sich seinen Kolben gegen die Mandeln. Die Muskeln an ihren Armen schwollen an, die Adern an ihren Unterarmen traten dick hervor. Die Geräuschkulisse erinnerte an ein Schlachtbankett. Zweimal stolperte er rückwärts, weil der Druck auf seine Hüfte ihn jedes Mal überraschte. Sie hatte eine Hand zwischen die Beine geschoben. Der Slip hing immer noch dort unten, doch so klein wie er war, schien er sie kaum zu stören.
Keiner der beiden hatte auch nur eine einzelne Silbe gesprochen, seit sie die Fahrstuhltür verlassen hatte. Außer Grunzen, Keuchen und Stöhnen waren keine Geräusche über ihre Lippen gekommen. Das animalische Röcheln, das nasse Glucksen in ihrer Kehle beherrschte den Raum. Oliver blickte fasziniert auf die nackt vor ihm hockende Frau, die so konzentriert mit seinem Schwanz kämpfte, als wäre der Rest hinter dem Schaft völlig unwichtig. Als diene er nur als Träger für dieses Stück prallen Fleisches.
Es führte ihm einmal mehr die Situation vor Augen, die so gar nicht dem entsprach, was er vor sich sah.
Er war hier nicht freiwillig. Jedenfalls nicht im vollen Umfang. Er fragte sich, ob er die Situation nutzen sollte, da sie so abgelenkt war, um sie zu überwältigen. Im Gegensatz zu den beiden Amazonen in der Wohnung der alten Baumgärtner würde er sich die Baronin durchaus zutrauen. Dann aber fiel ihm auf, dass sie mit vollkommen leeren Händen zu ihm gekommen war. Sie hatte keinen Autoschlüssel, kein Telefon um Hilfe zu rufen, keinen Sender für den Fahrstuhl, keine Schlüssel für die Türen bei sich. All das legte den Schluss nahe, dass sie es nicht brauchen würde. Dass sie vermutlich nur mit den Fingern schnippen musste, um die Security zu rufen.
Plötzlich wurden ihm die abgeschlossenen Türen bewusst. Sie musste die Security gar nicht erst rufen. Sie war längst hier. Wie sonst würde man ihn hier mit ihr alleine lassen. Wie sonst würde sie sich so frei und ungezwungen hier bewegen, wo sie doch damit rechnen mussten, dass er ihr nicht freundlich gesinnt war.
Sie mussten unter Beobachtung stehen, anders würde der ganze Aufwand in der Lagerhalle, dem Land Rover mit den beiden Sicherheitsmännern und dem luxuriösen Gefängnis hier überhaupt keinen Sinn machen. Unwillkürlich schweiften seine Augen durch den Raum. Er kam nicht dazu den Gedanken zu Ende zu führen, die Stimme der Baronin riss ihn heraus.
»Fick Mich!«
Eine Aufforderung der er sich üblicherweise nicht verwehren konnte. Auch nicht der Frau, die gerade auf die Beine kam. Die Finger die in ihrer Muschi gesteckt hatten glänzten feucht. An ihren Schenkeln glitzerte ihr Saft. Ihr Slip war auf die Seite geschoben. Ihre Knie zitterten. Die Muskeln an ihren Oberschenkeln arbeiteten angestrengt. Sein Schwanz war rot am Schaft. Nicht nur von ihrem Lippenstift, auch von ihren Zähnen. Ein Striemen, der bei einer der nächsten Berührungen zu bluten beginnen würde, zeichnete sich breit darauf ab. Er verdeckte den noch von Marlies stammenden Bluterguss zur Hälfte. Sie hatte die alte Wunde vermutlich nicht mal bemerkt.
Sie legte sich rücklings auf das Bett spreizte die Beine erwartungsvoll. Dass er weder ihr noch ihrer Aufforderung gefolgt war, schien sie einen Moment lang überhaupt nicht zu begreifen. Ihre Miene drückte Überraschung aus, als falle ihr gerade erst auf, dass er noch immer dort vor dem Bett stand, wo sie ihm einen geblasen hatte. Seine Augen glitten ihren makellosen Körper entlang. Die Haare waren etwas in Unordnung geraten, weil er die Hand an ihrem Haargummi gehabt hatte. Die festen Brüste standen prall an ihr ab. Sie wirkten zwei Nummern zu groß an ihrem gertenschlanken, fast dünnen Körper. Aber sie verliehen ihr eben diesen Reiz von Stil, Luxus und gleichzeitig grenzenloser Versautheit. Grenzenlos, weil er sich absolut sicher war, bislang nur einen Bruchteil dessen erlebt zu haben, wozu diese Frau fähig sein würde. Ihr Bauch hob und senkte sich schnell. Eine Ader verlief quer über dem Unterbauch. Sie hatte praktisch kein Fett unter der Haut. Ihre Beine waren lang und dünn. Er versuchte das Alter der Frau einzuschätzen, aber es gelang ihm nur mäßig. Die Figur war die eines Teenagers mit zu großen Brüsten.
»Worauf wartest du?«, fragte sie ungeduldig. »Komm und fick mich!«
Er hatte das Gefühl, nichts in seinem Leben war ihm je schwerer gefallen es abzulehnen. Die Aura der Frau hielt ihn noch immer gefangen. Er fühlte sich von ihr angezogen, manipuliert. Aber er war auch ein Mensch mit einer Persönlichkeit und einer Seele. Wenn er die Situation jetzt nicht klären würde, jetzt nicht endlich die drängenden Fragen stellen würde, würde er es nie mehr tun können.
»Ist das meine Aufgabe?« fragte er leise. Er versuchte keine Ablehnung, keine Verstimmung in seine Frage zu legen. Ohne einen Vorwurf mitschwingen zu lassen. Er erbat sich einfach nur endlich eine Aufklärung dessen was hier gespielt wurde. Klar, er wusste bereits über die Machenschaften der Baumgärtners. Aber was waren die Gründe der Baronin für dieses zweifelhafte Geschäft? Sie war nicht hässlich, sie war reich, sie schien einigermaßen bei gesundem Verstand. Wozu musste sie einen Mann für vermutlich sehr viel Geld kaufen, wenn sie sich auch einfach einen abschleppen konnte? Vermutlich auch jeden Tag einen anderen, wenn sie es darauf anlegte.
»Dich zu ficken, wenn du es verlangst?«
Der Blick den sie ihm zuwarf war eine Mischung aus Gereiztheit und Unverständnis. Als hätte sie niemals damit gerechnet, dass er ihr diese Frage stellen könnte. Schon gar nicht in dieser Situation in der sie mit weit geöffneten Beinen, ungeduldig seinen Schwanz erwartend, vor ihm auf dem Bett lag. Noch dazu wo sein Schwanz hart und steif von ihm abstand wie ein Pfeil, der in ihre Richtung zeigte. Er musste nur zustoßen. Wie konnte er jetzt eine solche Frage stellen? Sie schien einen Moment unschlüssig. Beinahe verwirrt. Dann legte sich die bekannte Arroganz auf ihre Miene, ihr Augen funkelten ihn kalt an.
»Fick mich endlich, du armseliger Wurm.« Ihre Stimme war eisig wie ein Gebirgssee. Sie traf Oliver wie ein Schlag ins Gesicht. Etwas zerriss in seinem Innern wie nasses Zeitungspapier. Die feinen Härchen in seinem Nacken stellten sich auf, er spürte eine Gänsehaut seinen Rücken herauf wandern, die ihn erschauern ließ. Es war kein wohliger Schauer. Es war das Grauen, das ihm den Rücken hinaufkroch. Jeden Moment rechnete er mit der Security, obwohl er sich völlig ruhig und friedlich verhielt. Aber er verweigerte seiner Besitzerin den Befehl. Sowas galt sicher als Majestätsbeleidigung. Etwas in seiner Miene musste sie dazu veranlasst haben, sich doch auf die Ellbogen aufzurichten. Sie musste nicht oft auf die Ausführung ihrer Befehle warten, das war überdeutlich in ihrem Blick abzulesen.
»Warum das alles?«, setzte er erneut an. Seine Stimme war so leise, dass sie ihn beinahe nicht verstand. Er ließ sich in einen bequemen Sessel fallen der gleich neben dem Bett stand. Seine Beine achtlos gespreizt. Den Rücken an der Lehne als wolle er sich von der Anstrengung erholen, der sie ihn gerade ausgesetzt hatte. Er versuchte sich betont gelassen zu geben. Sie schien noch immer unschlüssig ob sie ihn anfahren oder nachgeben sollte. Er hatte nicht das Gefühl, dass sie jemals über die Gründe einer Entscheidung diskutierte. Dass überhaupt jemand eine Anweisung in Frage stellte. Schon gar nicht eine solche. Er fragte sich, ob er der Erste seiner Art war. Ob sie dabei war, die Situation gerade selbst zu erlernen, oder ob es vor ihm schon viele andere gegeben hatte, die sie auf die eine oder andere Art verschlissen hatte.
»Um auf deine erste Frage zu kommen, ja, es ist deine Aufgabe mich zu ficken, wenn ich es will«, antwortete sie unverblümt. Der Klang ihrer Stimme, wenn sie ruhig und gelassen sprach, klang fremdartig und neu in seinen Ohren. Außer drei kurzen Sätzen, die als Befehle gebellt waren, hatte sie noch keinen anständigen Satz an ihn gerichtet.
»Du hast bis eben nicht den Eindruck gemacht, als würde dir das allzu große Probleme bereiten.« In ihre Mundwinkel stahl sich tatsächlich etwas wie ein echtes Lächeln. Es entspannte ihre Gesichtszüge. Sie wirkte dadurch tatsächlich sympathisch. Auf eine natürliche Art.
Oliver schüttelte den Kopf. »Das hat es tatsächlich nicht.« Er wollte ganz offen mit ihr sein. Wozu sollte er daher so tun, als hätte es ihm kein Vergnügen bereitet. »Es sind die Umstände die ich nicht verstehe.«
»Was meinst du?« Die Frage kam ganz ohne Zögern über ihre Lippen. Ohne Ironie, ohne Sarkasmus. Olivers ratlose Miene schien sie zu verwirren.
»Was ich meine?« Oliver versuchte seine Stimme weiter ruhig und gelassen klingen zu lassen. Er wollte sie nicht durch seine Fassungslosigkeit verärgern, indem er die Frage gereizt stellte.
»Man hat mich entführt. Gewissermaßen. Man hat mich in einen Lieferwagen gesteckt, mich als Gefangenen durch die Gegend kutschiert und in ein Gefängnis gesteckt. Man hat mir Blut und Sperma abgezweigt, die Beweise am Ort meiner Entführung manipuliert. Man hat mich erpresst, mit den gefälschten Beweisen zur Polizei zu gehen.« Er verschwieg galant die Umstände, unter denen die Beweise überhaupt erst zustande kommen konnten. Wenn sie es sowieso wusste, war es auch egal, wenn nicht musste sie es ja nicht unbedingt erfahren. Zumindest nicht von ihm.
»Man hat mich wieder in einen Wagen gesperrt«, fuhr er fort, »mich in die Lagerhalle verfrachtet und danach mit deinen beiden Sicherheitsaffen hierhergebracht. Hier bin ich wohl wieder ein Gefangener«, sagte er während er mit einer Geste den Raum einschloss. Sie nickte mit einer Selbstverständlichkeit die Oliver an den Rand der Beherrschung brachte. In ihrem Gesicht stand noch immer ein Fragezeichen.
»Du findest das ok?«
Sie zuckte die Schultern. Schien über die Frage noch nie nachgedacht zu haben. »Nicht jeder kann es sich aussuchen.«
»Du willst sagen, du hast Geld in die Hand genommen und mir damit die Entscheidung abgenommen, wie mein Leben weiter verlaufen soll.«
»Ist das eine solche Verschlechterung für dich?« Jetzt war sie es, die den Raum und damit das ganze Appartement mit einer Handbewegung einschloss.
»Auf den ersten Blick nicht, zugegeben. Aber ich würde dann doch gerne selbst über mich bestimmen. Was ich wann tue und wohin ich gehe, wenn ich es will.«
»Es wird dir hier gut gehen«, sagte sie irritiert. »Noch keinem meiner Männer ist es schlecht gegangen, wenn sie folgsam waren.«
»Du verstehst meine Frage und mein Problem nicht, stimmt’s?«
Sie zuckte ungeduldig die Schultern. »Vielleicht nicht, aber was kümmert es mich, was du davon hältst?«
»Weil ich ein Mensch bin?«
Die Unterhaltung schien sie mehr und mehr zu langweilen. Oliver konnte ihrem Gesichtsausdruck entnehmen, dass er nicht bis zu ihr durchdringen würde. Sie schien emotional so kalt zu sein, dass das Schicksal anderer ihr vollkommen egal war. Sie schien nicht mal in Erwägung zu ziehen, dass andere mit ihrer Entscheidung nicht einverstanden sein könnten. Oliver sah sich zwei Möglichkeiten gegenüber. Er konnte sich ihr weiter verwehren wie er es gerade tat. Vielleicht würde sie ihn umtauschen wie einen Staubsauger der zu viel Krach machte. Dann wäre er wieder in seinem eisig kalten Zimmer auf dem Berg. Das würde ihm in Anbetracht der Alternative hier nicht weiterhelfen.
Sein Blick schweifte unauffällig durch den Raum. Hier war es bestimmt einfacher auszuhalten, einfacher eine Flucht zu planen, als dort oben hinter den alten Mauern mitten im Nirgendwo. Er erinnerte sich an seinen kleinen Helfer in seinem Schuh. Von hier aus war es besser zu planen, diese Organisation auffliegen zu lassen. Er musste nur noch einmal auf den Berg. Um in das Büro der Baumgärtner zu gelangen und seine manipulierten Beweisvideos zu löschen. Falls es eine leere Drohung gewesen war und sie das Material nur vorbereitet hatten. Das Risiko den Einbruch bei der Polizei gemeldet zu haben, wie sie ihm erzählt hatte, aber noch nicht eingegangen waren. Solange er mitspielte hatten sie dazu eigentlich keinen Grund. Bislang hatte die Geschichte die Baumgärtner ihm erzählt hatte ausgereicht, um ihn mehr als nur gefügig zu machen. Das brachte ihn zu der zweiten Möglichkeit.
Mitzuspielen bei was auch immer die Baronin ihn wollte und von hier, mitten aus der Stadt seine Flucht zu planen.
Es war nicht schwierig, sich für die zweite Option zu entscheiden.
Sie hatte sich die ganze Zeit über an ihren Brustwarzen gestreichelt, als hielte sie seine Zurückhaltung noch immer für ein Spiel. Als wollte er sie auf die Folter spannen mit seinem Zögern. Aber langsam verlor sie die Geduld. Sie hatte nicht umsonst eine Menge Geld und zusätzlich noch einen Bonus bei Kreutzer bezahlt, weil der Versprochene ein besonders leistungsfähiges Exemplar sein würde, wie Kreutzer ihr versichert hatte. Von der kurzen Nummer bei der Übergabe in dem staubigen Büro, das völlig unter ihrer Würde gewesen war, hatte er noch nichts von seiner Leistung gezeigt. Sie blickte an sich herunter als wolle sie sichergehen, dass sie keinen Makel hatte, der ihn davon abhielt über ihren Luxuskörper herzufallen. Sie fand keinen und wurde noch ungehaltener. Was hielt diesen Langweiler davon ab, sie endlich zu ficken? Wenn er nicht bald tun würde, was sie wollte, würde sie ihn in den Keller sperren lassen und der Security auftragen ihr einen anderen zu bringen. Die waren ihr inzwischen zwar alle langweilig geworden, aber sie standen immerhin parat, wenn sie es brauchte. Nicht wie dieser Zögerling hier.
»Fickst du mich jetzt endlich, oder muss ich mir einen Ersatz bringen lassen?« Sie wirkte ungehalten. Die Erwähnung, dass andere seiner Art in der Nähe waren, ließ Oliver aufhorchen. Wenn es noch andere gäbe, würde eine gemeinsame Flucht oder ein Plan seine Chancen deutlich verbessern. Bestimmt konnten sie auch nicht weit weg sein. Vielleicht in einem anderen Stockwerk. Oder hinter einer der drei verschlossenen Türen die er entdeckt hatte.
Er entschied sich ihre Geduld nicht weiter auf die Probe zu stellen. Was ihm nicht weiter schwer fiel. Sie war eine Augenweide, wie sie da ungeduldig auf dem Bett umher zappelte und sein Fleisch forderte.
Er war nie richtig schlaff geworden durch all die Ablenkung und all das Reden. Sein halbsteifer Schwanz war in Sekundenschnelle einsatzbereit nachdem er sich wieder auf das wesentliche konzentrierte.
Sie nahm es mit sichtlichem Wohlwollen zur Kenntnis.
Er trat an das riesige, fast hüfthohe Bett heran. Sie räkelte sich mit amüsiertem Gesichtsausdruck der aussagte, dass sie von vorne herein gewusst hatte, dass er sich ihr nicht verwehren würde. Oliver griff zwischen ihre Beine und schnappte den winzigen roten Slip an der noch winzigeren Vorderseite. Er zog beherzt an dem dünnen, aber wie sich herausstellte durchaus strapazierfähigen Stoff. Er zog sie ein ganzes Stück zu sich hin und ihren Hintern frei vom Bett, bis der Stoff, der sich hart durch ihre Poritze zwängte, mit einem lauten ratschen nachgab. Sie plumpste auf das weiche Bett zurück.
Oliver hielt die Baronin an den Fesseln. Ihre Beine ragten gespreizt nach oben zur Decke. Das Bett hatte die ideale Höhe um stehend seinen Schwanz in sie zu treiben. Ihre Wärme und ihre Nässe überraschten ihn. Schnell klammerte sie sich mit ihren langen Beinen um seine Hüfte. Ihre Bewegungen fühlten sich vertraut an, als würden sie nicht erst zum zweiten Mal zusammen ficken. Wenn man die kurze Nummer in der kalten, ungemütlichen Lagerhalle als solche bezeichnen wollte. Die Baronin war fordernd wie wenige Frauen, die er bislang gebumst hatte. Sie war es die die Stellung ändern wollte. Sie war es die ihn aufforderte das Tempo zu verändern, die Intensität zu variieren. Dabei nahm sie keine Rücksicht auf seine Bedürfnisse. Sie wollte es von ihm besorgt haben. Nach ihren Wünschen und Vorstellungen.
So ergab es sich, dass sie innerhalb kürzester Zeit das Bett einmal umrundet hatten, den Sessel und den Hocker, die in der Nähe standen als Unterlage abgearbeitet hatten. Dabei wollte sie es sowohl in die Muschi als auch in den Hintern besorgt haben, wenn sie nicht gerade der Meinung war, seinen Schwanz zu blasen wie eine Furie. Dass er in der Lagerhalle seinen letzten Orgasmus gehabt hatte, half ihm bei seinem Stehvermögen. Und es half ihm, seinen Wert für die Baronin hoch zu halten. So lange er funktionieren würde, würde er sich alle Optionen offenhalten. Er war froh, dass es ihm wenigstens optisch leichtfiel, sich an der Baronin zu erregen. Wenn er auch sonst alles an ihr verabscheute, was sie darstellte.
Der Gedanke daran steigerte seine Intensität. Das wiederum war der Baronin nur recht. So schaukelten sie sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Fick, der seinesgleichen suchte. Die Schreie der Frau hallten ihm schmerzhaft in den Ohren. Er spürte überall die Wirkung ihrer Fingernägel, die sie ihm an den unmöglichsten Stellen tief in die Haut grub. Er vermutete bereits jetzt an unzähligen kleinen Wunden zu bluten. Was in ihm den Plan hervorrief ihr ebenfalls weh zu tun. Wenn auch nur vorsichtig und offensichtlich unbeabsichtigt. Aber auch da traf er bei der Baronin ungewollt mitten ins Schwarze. Jeder Schmerz und sei er auch noch so klein, schien ihre Zügellosigkeit weiter anzustacheln. Sie wurde immer hemmungsloser. Fickte sich in einen Rausch. Er konnte das weiße in ihren Augen sehen wenn sie kam. Ein ums andere Mal. Dazwischen schrie und kreischte sie wie besessen.
Die Wände in dem luxuriösen Appartement mussten hervorragend isoliert sein. Oder sie waren alleine in dem gesamten Komplex. Anders konnte Oliver sich nicht erklären, dass nicht längst ein Sonderkommando die Tür eingetreten hatte um ihn zu verhaften. Welch Ironie, dachte Oliver.
Er spürte, dass seine Standfestigkeit zur Neige ging. Die Erregung über den Anblick ihres makellosen Körpers war längst Verwirrung gewichen, wie zügellos die Baronin sich verhielt. War es zu Beginn noch zuträglich für seine Potenz, wich die Verwunderung inzwischen einer befremdlichen Distanz. Er war gerade dabei sie auf ihren lautstarken Wunsch in den Arsch zu ficken, sie befanden sich irgendwo hinter dem Schlafzimmer in einem schmalen Flur. Die Tür am Ende des Flurs stand offen, aber Oliver erinnerte sich nicht mehr welches Zimmer dahinterlag. Die Tür die in der Mitte des Flurs nach links abging, erkannte er aber als einer der verschlossenen Türen die er bei seinem Rundgang entdeckt hatte.
Die Baronin vor seinem Schwanz stieß einen weiteren markerschütternden Schrei aus, der ihm in den Ohren klingelte. Am liebsten hätte er ihr den Mund gestopft. Es war der Moment in dem die bislang als verschlossen vermutete Tür sich öffnete. Zwei Männer des Sicherheitsteams standen plötzlich vor ihm. Ihr Anblick war so überraschend, dass Oliver einen kurzen Schreckenslaut nicht vermeiden konnte. Er fragte sich noch was das zu bedeuten hatte, als sein Schwanz plötzlich aus der Baronin rutschte. Verwundert blickte er nach unten. Sie war auf den Boden gefallen. Die Arme unter ihrem Körper vergraben, die Beine leicht zuckend wirkte sie als hätte sie einen Anfall. Ihre Schenkel flatterten. Schweiß stand glänzend auf ihrem Rücken. Ihre Haare hingen als wirres Knäuel an ihrem Kopf. Sie schien völlig weggetreten.
Einer der Security Männer trat drohend auf ihn zu. Im selben Moment spritzte Oliver ab. Es war nicht zu verhindern. Er hätte ihr gerade in den Hintern spritzen wollen, als der Hintern plötzlich nicht mehr da war. Der Mann stockte einen Moment. Wollte wohl von seinem unkontrolliert herumspritzenden Sperma nicht getroffen werden. Er blieb unmittelbar vor ihm und der Baronin stehen. Er bückte sich nach seiner Chefin, hob sie scheinbar mühelos unter den Achseln vom Boden auf und warf sie sich wenig charmant über die Schulter. Einen Arm klemmte er über ihren Oberschenkel. Seine Hand lag auf ihrem Arsch. Ihr Oberkörper baumelte an seinem Rücken, die Haare streiften den Boden. Ihre erschlafften Arme pendelten gegen seine Waden, als er sie wie einen Mehlsack wegtrug.
Er nickte dem zweiten Mann zu, der scheinbar gelangweilt, mit verschränkten Armen im Flur stehen geblieben war, bis sein Partner die Baronin weggetragen hatte. Wohin man sie brachte konnte Oliver nicht sehen. Aber in dem Moment in dem sie außer Sichtweite war, trat der Sicherheitsmann wieder durch die Tür.
Sie wurde von innen verriegelt.
Oliver hockte mit verschmiertem Schwanz, sein Sperma auf dem Teppich ausgebreitet auf dem Boden. Seine Beine untergeschlagen. Vor lauter Verwunderung war er einfach auf den Hintern geplumpst. Es dauerte einen Moment bis die Erkenntnis, was gerade passiert war in seinem Hirn ankam.
Die Security hatte jede Sekunde seines Ficks mit der Baronin überwacht. Entweder aus Erfahrung, oder aus reiner Vorsicht hatten die beiden einen Sekundenbruchteil früher als er erkannt, dass sie weggetreten war. Bevor er auch nur ansatzweise auf die Idee kommen konnte, das für sich zu nutzen, hatten die Männer eingegriffen.
Das Team war gut. Es war sehr gut.
Für seine Pläne hier bald wieder heraus zu kommen, bedeutete das nichts Gutes.
------ Teil 3 ------
------ Kapitel 11 ------
Es dauerte sieben Tage bis sich ein erster Hoffnungsschimmer auftat. Sieben Tage in denen die Baronin, die Frau die ihn von einer Bande Krimineller gekauft hatte, jeden Morgen besucht hatte. Er wohnte und lebte in dem Luxusappartement wie in einem Fünf-Sterne Hotel. Nur dass es keinen Ausgang hatte.
Jeden Morgen gegen 8 Uhr öffnete sich der Lastenaufzug der an die Küche angrenzte. Dort fand er frische Nahrung, mit denen er den Kühlschrank füllte. Frisches Brot, Milch, Käse, Eier, Speck, Schinken, Wurst. Nie war sein Frühstück reichhaltiger gewesen. Die Kleider die er tagsüber anhatte, warf er abends in einen Schacht neben der Dusche. Am nächsten Morgen kamen mit der Nahrung neue, frisch gewaschene Kleider an.
Eine Putzfrau wuselte jeden Morgen um 9 Uhr durch die Räume. Sie war entweder taubstumm, oder so gedrillt, dass sie keinerlei Reaktion auf seine Fragen lieferte. Sie redete nicht, sie fragte nicht, sie antwortete nicht. Sie flitzte mit routinierten Bewegungen durch die Wohnung und verschwand eine Stunde später so unauffällig wieder, wie sie erschienen war. Am dritten Tag nahm Oliver Stein, der Gefangene in diesem Luxusknast sie gar nicht mehr war.
Spätestens um 10 Uhr tauchte die Baronin auf. Jedes Mal in einem Outfit, das ihm den Atem raubte. Oft hatte er sich tagsüber Gedanken gemacht, dass er sich ihr verwehren würde, um zu sehen was passieren würde. Jedes Mal, wenn er sie aus der Fahrstuhltür treten sah, musste er seine Vorsätze überdenken. Einmal, am zweiten Tag, hatte er es noch geschafft. Er tat gelangweilt, reagierte nicht auf sie und wich ihr aus. Die Reaktion war anders als er sich erhofft hatte. Sie drehte sich kommentarlos um, trat in den Fahrstuhl und entschwand. Die Auswirkungen stellte er erst mit Verspätung fest. Der Lastenaufzug blieb geschlossen. Außer dem was am Morgen geliefert worden war, gab es keinen Nachschub. Kein Mittagessen, kein Abendessen. Er musste um keinen Hunger zu leiden, auf die haltbaren Vorräte aus der Speisekammer zurückgreifen. Der Fernsehapparat blieb dunkel. Das Radio stumm. Die Dusche lieferte nur eiskaltes Wasser.
Mit höhnischem Grinsen stellte er nach und nach all die kleinen Gemeinheiten fest, die sie ihm lieferten. Er stellte sich die Fädenzieher im Hintergrund wie eine Bande eingeschnappter Gören vor und musste bei jeder neuen kleinen Strafe die er den Tag über feststellte breiter Grinsen.
Am nächsten Morgen kam die Baronin als wäre nichts gewesen. Er fickte sie wie die folgenden Tage auch. Wobei es eigentlich eher umgekehrt war. Sie fickte ihn. Ihre Schreie wurden von Orgasmus zu Orgasmus lauter. Sie wurde immer wilder, immer hemmungsloser, bis sie dieses Stadium erreichte, bei dem sich die Tür öffnete, ein Sicherheitsmann auftauchte und verhinderte, dass er sich den besinnungslosen, weggetretenen Zustand der Baronin zunutze machen konnte. Zweimal in den vergangenen Tagen hatten sie sie weggetragen. Die anderen Male standen sie diskret im Hintergrund, bis sie wieder einigermaßen über ihre Sinne verfügte. Dann waren sie so schnell wieder verschwunden wie sie aufgetaucht waren.
Tagsüber beschäftigte er sich mit Fernsehen, Lesen und Nichtstun. Er hatte auch einen Fitnessraum entdeckt. Ein Laufband, ein Multifunktionsgerät für Arme und Rücken, ein paar Langhanteln, ein paar Kurzhanteln und einige Gewichte. Er überlegte kurz ob er die Gewichte durchs Fenster werfen sollte, aber vermutlich wären die Sicherheitsleute schon im Raum ehe er ausgeholt hätte. Also nutzte er sie wofür sie gedacht waren. Stemmte Gewichte, pumpte Klimmzüge und hielt sich fit so gut es ging. Er versuchte sogar das Multifunktionsgerät umzufunktionieren um seinem Hobby als Kletterer nachzugehen, indem er sich an den Stangen und Streben eine Kletteroute ausdachte. Was nur kläglich funktionierte.
Die ersten Tage zappte er sich abends durch alle Nachrichten. Vor allem durch die Lokalen. Die Landesschau um 19:30 Uhr verfolgte er so intensiv wie nie. Sein angebliches Verbrechen, die Vergewaltigung der Putzfrau, die ihm von seinen Entführern noch per manipuliertem Videobeweis untergeschoben wurde, wurde in den Nachrichten mit keiner Silbe erwähnt. Nach drei Tagen kam er zu dem Schluss, dass sie geblufft hatten. Das gestellte Video existierte, das stand außer Frage. Er hatte es sich ansehen müssen. Aber dass es bereits bei der Polizei war und er schon landesweit gesucht werden würde, glaubte er immer weniger. Warum sollten die Baumgärtners, seine Entführer, das Risiko eingehen, die Polizei in ihrem Umfeld ermitteln zu lassen, wo Oliver doch auch so schon gefügig war und der Baronin ihre teuer bezahlte Leistung erbrachte.
Immer öfter ertappte er sich dabei, sich dieselbe Frage zu stellen, die ihm die Baronin am ersten Morgen gestellt hatte. War das Leben hier wirklich so eine deutliche Verschlechterung? Nie wurde er besser und luxuriöser versorgt. Aber schon jetzt begann er sich zu langweilen. Sollte sein Leben von nun an wirklich nur aus Aufstehen, eine Frau ficken, essen, trinken, etwas Sport, etwas fernsehen und wieder schlafen gehen bestehen? Natürlich nicht, versuchte er sich vehement einzureden.
Noch stand er unter dem Eindruck der dekadenten Verschwendung die hier herrschte. Aber was, wenn er der Baronin irgendwann einmal nicht mehr gefiel, oder sie mit seiner Leistung nicht mehr zufrieden war? Seiner überdrüssig wurde? Wohin würde sie ihn weiterverscherbeln?
So angenehm es hier auch war, er war trotzdem nichts weiter als ein Gefangener. Sich einen Weg aus den Fängen dieser Bande zu suchen musste oberste Priorität haben. Wer konnte schon wissen, was morgen passieren würde und wie dramatisch sich seine Situation ändern könnte.
Außerdem hatte die Baronin schon angekündigt, dass er eigentlich für ihre Tochter bestimmt war. Er hatte sie noch nie gesehen, aber er stellte sich die Tochter als verzogenes Gör vor. Vermutlich die Mutter an Arroganz, Überheblichkeit und Selbstsucht um Dimensionen übertreffend.
Bis es soweit kam, dass er auch die bedienen musste, sollte er nicht warten.
Es war Dienstagnachmittag, eine Woche nachdem er in das Appartement gebracht worden war, das er seitdem nicht mehr verlassen hatte. Außer dem wechselnden Sicherheitsteam, der Putzfrau und seiner Besitzerin hatte er seitdem keine anderen Gesichter gesehen. Abgesehen von einigen Passanten, Spaziergängern und Bediensteten, die unten an der Straße vorbeigelaufen waren. Sie kamen ihm so weit entfernt vor, als wäre er auf einem anderen Planeten. Die Fenster waren verriegelt. Hatten nicht mal Griffe. Die Luft wurde per Klimaanlage getauscht. Er sah sie vorbeilaufen, ohne auch nur ansatzweise auf sich aufmerksam machen zu können. Das Haus stand an einem steilen Hang. Der Fußweg dreißig Meter Luftlinie entfernt. Oliver hätte sich nicht gewundert, wenn seine Scheiben von außen auch noch verspiegelt wären.
An jenem Morgen lag ein schwarzer Anzug bei seiner frischen Wäsche. Ein weißes Hemd, eine rote Krawatte, teuer aussehende schwarze Schuhe. Alles sah hochwertig und edel aus. Wenn ihm der Markenname auch überhaupt nichts sagte. Aber was wusste er als Normalsterblicher schon von Designerklamotten. Der Name klang italienisch, das reichte ihm als Indiz. Er ließ den Anzug unbeachtet im Lastenaufzug liegen. Was er damit sollte war ihm nicht klar, also ignorierte er ihn einfach. Wenn jemand verlangte, dass er ihn anzog, sollte derjenige es ihm sagen.
Die Aufforderung dazu kam am Nachmittag. Mit dem inzwischen gewohnten Pling kündigte sich die Tür des Personenaufzugs im Flur an. Mittlerweile schaute er nicht mehr nach, wer aussteigen würde. Es war sowieso immer dieselbe Person. Iselore Freifrau Bergen von Freilass. Seine Besitzerin.
Oliver hörte ihre Schuhe lange bevor er sie sah. Der Klang der hohen Absätze hallte durch den langen Flur. Er war gerade in der Küche. Blickte in Gedanken aus dem Fenster. Nachdem er sein Sportprogramm absolviert hatte, war er eine halbe Ewigkeit unter der Dusche gestanden. Wasser zu sparen würde er, sollte er je wieder in sein altes Leben zurückkehren, erst wieder lernen müssen. Sie war ganz in Rot gekleidet. Die Schuhe glänzten in knallroter Lippenstiftfarbe. Der lange Mantel, der bis über die Knie reichte, war in einem gedeckteren Rot aber immer noch äußerst kräftig. Er wirkte dick und warm. Ihre braunen Haare trug sie zum ersten Mal seit er sie kannte offen und nicht im Nacken gebunden, oder als Pferdeschwanz zusammengefasst. Sie umrahmten ihr Gesicht, waren auf einer Seite über die Schulter geworfen. Der Mantel war bis oben geschlossen. Nur ihre nackten Schienbeine ragten heraus. Sie trug dunkelrote, farblich abgestimmte Handschuhe aus dünnem Stoff. Um den hochgeschlossenen Mantelkragen hatte sie einen Schal gewickelt, der die selbe Farbe wie die Handschuhe hatte.
Die Art wie sie den Mantel trug, bis oben geschlossen, mit dem Schal auch das letzte Stückchen Ausschnitt bedeckt, kam Oliver nicht umhin zu vermuten, dass sie entweder nur Dessous darunter trug, oder splitternackt war. Die Tatsache dass sie keine Strümpfe trug unterstrich letztere Option. Sie machte auch keinerlei Anstalten den Mantel zu öffnen, obwohl es in der Wohnung angenehm warm war. Im Vergleich zu draußen, wo es seit zwei Tagen beinahe durchgehend schneite, sich die Schneeberge an manchen Stellen mittlerweile meterhoch türmten. Von seiner erhöhten Wohnung bot sich ihm ein weitläufiger Blick über Baden-Baden, das friedlich wie das Winterwonderland dalag. Oliver wandte ihr den Rücken zu, sie beobachteten sich eine Weile über ihre Spiegelbilder in der Scheibe.
»Hast du den Anzug bekommen?«
Oliver nickte. Wie immer war er überrascht von ihrer leisen, rauchigen Stimme, wenn sie in normalem Ton mit ihm redete. Was äußerst selten passierte. Üblicherweise beschränkte sich ihre Konversation mit ihm auf rau gebellte Befehle. Bestenfalls noch auf erregtes Stöhnen und Keuchen, zwischen das sich ein aufmunterndes Wort schlich, das meist dazu diente, sein Durchhaltevermögen zu verlängern.
»Dann zieh ihn an. Ich warte solange. Wir haben eine Verabredung. Hast du geduscht?«
Er nickte erneut. War abwesend. Das Wort Verabredung hallte noch in seinen Ohren nach. Sollte es heute endlich die Möglichkeit für ihn geben, das Luxusgefängnis zu verlassen? Er spürte wie Aufregung ihn erfasste. Der Anzug lag noch im Lastenaufzug. Er ließ das Handtuch, das um seine Hüfte gespannt war achtlos fallen, bevor er sich zu ihr umdrehte.
Insgeheim rechnete er damit, dass er erstmal nicht dazu kommen würde, in die Hose zu schlüpfen. Aber sie machte keine Anstalten, zuerst ihren Fick einzufordern. Vielleicht weil es Nachmittag war und sie wie immer am Morgen schon hier gewesen war. Es war überhaupt das erste Mal wie Oliver auffiel, dass sie ein zweites Mal an einem Tag auftauchte. Eigentlich hätte er überrascht sein müssen. Sie wirkte abwesend, als wäre sie in Gedanken woanders. Wie er selbst auch. Von seiner Nacktheit schien sie überhaupt keine Notiz zu nehmen. Das versetzte Oliver einen Stich.
War er noch zu retten? Er ärgerte sich selbst über sein Empfinden. Schalt sich aufmerksam zu bleiben und die sich ihm heute vielleicht ergebende Möglichkeit zu nutzen.
Er war neugierig wie sich sein erster Aufenthalt außerhalb des Appartements gestalten würde. Was sie vor hatte. Ob die Security in Griffweite hinter ihm bleiben würde. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie ihn in alle Öffentlichkeit bringen würde. Es musste etwas anderes, Privates sein. Vielleicht würde er heute die Tochter kennenlernen.
All das ging ihm durch den Kopf, während er nach und nach in die Kleider schlüpfte, die man ihm zur Verfügung gestellt hatte. Überraschenderweise passte alles als hätte man sie ihm maßgeschneidert. Er hatte noch nie besser sitzende Kleider getragen als diesen Anzug. Obwohl es ihm schwerfiel es sich einzugestehen, fühlte er sich wohl in dem hochwertigen Stoff.
Sie schien derselben Meinung und nickte zufrieden. Sie selbst hatte sich keinen Millimeter bewegt, seit sie im Durchgang zwischen Küche und Flur stehen geblieben war. Auch der Mantel war hochgeschlossen geblieben. Oliver fragte sich, ob er nachschauen sollte, ob seine Vermutung richtig war. Es hätte ihn gereizt. Trotz aller Umstände, die Anziehungskraft die die Frau auf ihn ausübte, hatte nicht nachgelassen. Ganz im Gegenteil. Es machte seine Überlegungen und seine Gedanken zunehmend verwirrender.
Die Baronin trat einen Schritt zur Seite, als wolle sie ihm den Weg den Flur entlang freimachen. Er kam der Aufforderung nach, schritt langsam aus der Küche. Die neuen Schuhe waren rutschig auf dem Steinboden. Als er auf gleicher Höhe mit ihr war streckte sie die Hand aus. Legte sie auf seine Brust wie eine Schranke, die sich soeben geschlossen hatte. Mit der flachen Hand hielt sie ihn davon ab weiter zu gehen. In den hohen Schuhen war sie exakt so groß wie er. Auf Augenhöhe blickte sie ihn an. Er nahm den Duft ihres Parfums auf. Das Shampoo mit dem sie die Haare gewaschen hatte duftete noch leicht nach Mandeln. Seine Schultern streiften ihre Brüste unter dem Mantel.
»Du kannst es dir und uns heute leichtmachen oder unglaublich schwer«, sagte sie so leise, dass es beinahe ein Flüstern war. »Bei ersterem wird es nicht das letzte Mal sein, dass wir woanders hingehen. Bei letzterem wird es keine zweite Chance geben.« Ihre Stimme war eine unverhohlene Drohung. So leise und sanft sie sie auch ausgesprochen hatte. Oliver wollte zu einer entsprechenden Antwort ansetzen, entschied sich im letzten Augenblick aber dagegen. Er wollte so handzahm wie möglich bleiben, bis er den Grund für diesen Ausflug kannte und sich nicht zu Beginn schon durch ein angespanntes Sicherheitsteam alle Chancen zur Flucht verbauen. Dass sie nur zu zweit gehen würden war ausgeschlossen. Deshalb nickte er zum Zeichen, dass er verstanden hatte.
Ihr Bentley wartete direkt am Ende des Fahrstuhls. Sie deutete mit einer lapidaren Handbewegung auf die Beifahrerseite. Im Gegensatz zur Fahrt als er hierhergebracht wurde, war es ihm offenbar vergönnt nicht wieder im Land Rover mit der Security Mannschaft fahren zu müssen. Der Bentley war leer. Niemand wartete auf der Rücksitzbank. Der schwarze Wagen glitt langsam aus dem Parkhaus. Oliver blieb der schwarze Land Rover den er erwartet hatte nicht verborgen. Er hatte am Ausgang in zweiter Reihe gestanden und folgte ihnen dichtauf, wie er mit einem kurzen Blick in den rechten Außenspiegel feststellte. Seine Augen schwirrten unstet umher. Er kannte Baden-Baden nicht. Obwohl nur wenige Kilometer von Karlsruhe, seiner Heimatstadt entfernt, war er ortsfremd in dieser Stadt. Er versuchte den ersten Straßennamen in Parkhausnähe zu erhaschen, um zumindest die grobe Adresse des Appartements zu kennen. Es gelang ihm eine Querstraße entfernt.
Die Baronin steuerte den Bentley schnell und sicher durch die verschneiten Straßen. Dem Verlauf der Route konnte er schon nach kürzester Zeit nicht mehr folgen. An der dritten Ampel hatte Oliver die Orientierung verloren. Also lehnte er sich zurück und wartete. Auf ein Gespräch schien seine Fahrerin nicht aus zu sein. Es war warm in dem Wagen. Da Oliver kein Mantel bestimmt war, empfand er es als angenehm. Ihr hingegen musste in dem dicken Mantel und dem Schal durchaus warm sein. Außer – und damit kam Oliver wiederholt auf den Gedanken zurück – sie war nackt darunter.
Sie erreichten eine herrschaftliche Villa. Vor einem schmiedeeisernen Tor das eine mannshohe Mauer durchbrach wie eine Zahnlücke hielten sie an. Einen Augenblick später öffnete sich das Tor wie durch Zauberhand. Mit durchdrehenden Rädern, Eis und Steinchen gegen die Radkästen spritzend, fuhr die Baronin durch die Lücke. Das Tor schloss sich hinter ihnen sofort wieder. Allerdings nicht ohne genügend Raum für den Land Rover gelassen zu haben, der ihnen weiter folgte. Sie erreichten eine beindruckende Villa, vor der sich ein noch beindruckender Fuhrpark aufgereiht hatte.
Ein gutes Dutzend Luxuskarossen von ähnlichem Kaliber wie dem mit dem sie selbst kamen, parkte auf der von Schnee geräumten Kiesfläche vor dem Eingang. Diener in dunkelroten Uniformen eilten auf dem Vorplatz umher, um die Gäste in Empfang zu nehmen und die Autos zu sortieren. Die Baronin hielt vor einem extra dafür ausgelegten Teppich, der die Gäste trockenen Fußes in die Villa führen sollte. Für die Beifahrer galt das ebenfalls wie Oliver feststellen durfte. Überrascht stellte er fest, wie die Baronin sich bei ihm unterhakte, als wäre es das natürlichste auf der Welt, sich von ihm führen zu lassen. Er spürte am Druck ihres Arms, dass es umgekehrt war und fragte sich im selben Atemzug, wie wohl die Konstellationen der anderen Gäste waren. Man musste kein Hellseher sein um zu ahnen, dass er das bald in Erfahrung bringen würde.
Sie erreichten gemessenen Schrittes die Empfangshalle. Zwei der Sicherheitsmänner der Baronin folgten ihnen dichtauf. Sobald sie den Eingang passiert hatten, blieben sie zurück. Oliver versuchte sofort die Gründe dafür zu erkennen und stellte fest, dass sich im Innern bereits Männer in dunklen Uniformen befanden. Vermutlich hatte der Gastgeber sein eigenes Sicherheitsteam, weshalb nicht jeder seiner ausgesuchten Gäste sein eigenes mit in die herrschaftlichen Räume bringen musste. In einem Flur neben der Garderobe sah Oliver, wie sich die beiden Männer der Baronin zu anderen stiernackigen Gestalten gesellten. Die Security Mannschaften der anderen Gäste die ebenfalls draußen bleiben mussten.
Oliver hatte eine elektrisierende Aufregung gepackt. Dafür waren nicht nur die vor ihnen wartenden Gäste verantwortlich. Die weiblichen Gäste schälten sich aus ihren Mänteln die sie einer Garderobiere überreichten. Zum Vorschein kamen Kleider die Olivers Pulsschlag mehr als nur beschleunigten. Er vergaß für einen Moment unter welchen Umständen er hier war. Auch blieb ihm nicht verborgen, dass mindestens drei der vier vor ihm wartenden männlichen Begleiter, nicht weniger überrascht reagierten und nicht weniger unstet umherblickten. Gerade hatte eine Frau mittleren Alters ihren Mantel an die Frau in Uniform hinter der hüfthohen Theke überreicht. Ein weiteres Paar befand sich noch vor Oliver und der Baronin. Er warf ihr einen schnellen Seitenblick zu, sie zeigte aber noch keine Anstalten den Mantel zu öffnen. Die Garderobiere nickte der Dame zu, die sich mit ihrer Begleitung in Richtung eines Saales aufmachte, in den alle vorherigen Paare auch gegangen waren. Oliver blickte der Dame nach. Sie offenbarte eine Rückansicht, die aus nichts als braungebrannter Haut bis hinunter an ihre Pofalte bestand. Erst ein winziger türkisfarbener Stofffetzen schien ihren Apfelpo einzufangen. Das Kleid war knöchellang und so geschlitzt, dass Oliver ihr beim Gehen von hinten auf die Muschi schauen konnte. Er war noch mit dem Anblick beschäftigt, als die an vorderster Reihe angekommene Frau vor ihm den Mantel aufschlug.
Ihre Rückansicht verschlug ihm den Atem. Die Vorderansicht konnte er in dem breiten Spiegel an der Rückwand der Garderobe erkennen. Er wusste nicht wohin er schauen sollte. Wohin er sich auch wandte, er sah mehr nackte Haut als Stoff. Irgendwo dazwischen, befand sich ein karmesinrotes Etwas, das ihre Brüste und ihr Geschlecht verdeckte. Jedenfalls war der Stoff wohl dazu angedacht, es bestmöglich zu versuchen. Er scheiterte grandios. Die Stoffmenge hätte nicht ausgereicht um einen Topflappen daraus zu nähen.
Oliver kam trotz der Ablenkung nicht umhin zu bemerken, dass die Begleitung der Dame genauso schockiert reagiert hatte wie er selbst. Sollten etwa tatsächlich alle männlichen Begleiter unter denselben Umständen hier sein wie er selbst? Anders konnte er sich die überraschten, gierigen Blicke der Männer kaum erklären. Jedenfalls schien sich keiner hier gezwungen zu fühlen. Aber ging es ihm selbst nicht auch gerade genauso? Diese erotisierenden Geschöpfe die nach und nach den Saal angesteuert hatten, waren viel zu heiß um an eine Flucht zu denken. Jedenfalls im Moment.
Oliver bemerkte noch wie jedes Paar, kurz bevor sie die hohe Tür passierten die in den Saal führte, von zwei Bediensteten eine Maske erhielten, die sie sich über die Augen stülpten. Während Oliver noch überlegte aus welchem Hollywood Film ihm das bekannt vor kam, waren sie an vorderster Stelle angelangt. Die Garderobiere forderte höflich den Mantel seiner Baronin. Die wickelte zuerst den Schal ab, um dann langsam, beinahe aufreizend gemächlich einen Knopf nach dem anderen zu lösen. Sie war selbst wie alle Damen die vor ihr dort gestanden hatten, im Spiegel für die hinter ihnen wartenden zu erkennen. Davon waren noch etwa ein halbes Dutzend Paare vorhanden, die sich nach und nach hinter ihnen aufgereiht hatten.
Die Vermutungen was sie unter dem Mantel tragen würde war nicht richtig gewesen. Aber auch nicht ganz falsch. Sie trug keine Dessous, sie war auch nicht splitternackt. Sie war irgendetwas dazwischen und doch beides gleichzeitig. Oliver stockte der Atem, als der Mantel über den Tresen in die Hände der Garderobiere wanderte, die dem Outfit der Baronin nur einen kurzen – Oliver meinte leicht amüsierten - Blick schenkte. Vielleicht hatte sie schon anderes heute gesehen. Oliver aber glaubte seine Augen würden aus den Höhlen fallen.
Seine Begleitung hatte zu den lipstickroten Hochglanz High-Heels einen schwarzen Latexrock an, der sich wie eine zweite Haut an ihren Hintern schmiegte. Er hatte einen langen Reißverschluss und reichte bis knapp an den Bauchnabel. Darüber trug sie ein weißes Spaghettiträger Top. Wenn man es als solches bezeichnen konnte. Es war aus groben Fäden zusammengefügt, die wie eine löchrige Häkeldecke anmuteten. Die Maschen waren so weit, dass Kinderhände hindurch gepasst hätten. Ein BH war natürlich nicht vorhanden. Der meiste Stoff befand sich an den Trägern, die zu einem Zopf geflochten über ihre Schultern führten. In ihrem Rücken und über ihren Brüsten fächerten sie sich zu einem halben Dutzend Einzelfäden auf, die das Gewebe für den Stoff an Vorderseite und Rücken lieferten. Wie ein löchriges Spinnennetz, das sich an die Enden der Zöpfe klammerte.
Die Muskulatur an ihrem Rücken arbeitete, als sie den schweren Mantel über den Tresen reichte. Ihr Bizeps an ihren dünnen Armen spannte sich. Oliver war ihre Muskulatur noch nie so ausgeprägt erschienen. Es schien als käme sie direkt aus dem Fitnessstudio. Sie wirkte drahtig, als hätte sie schnell noch ein paar Prozent Körperfett eingebüßt. Ihr Bauch war flach wie ein Brett, die dicken Silikonmöpse im harten Kontrast dazu. Er hatte gehört wie hinter ihm jemand die Luft eingezogen hatte. Das brachte ihm den Gedanken ein, selbst wieder mal zu atmen, was er daraufhin lautstark nachholte.
Wie in Trance folgte er dem in seine Richtung geraunten Befehl ihr zu folgen. Mit einem schnellen Blick auf das hinter ihnen wartende Paar stellte er fest, dass den Outfits an diesem Abend keine Grenzen gesetzt schienen. Die als nächstes der Garderobiere ihren Mantel reichende Dame setzte die Reihe der sich übertreffenden Absurditäten nahtlos fort. Wobei nahtlos ein durchaus passender Begriff für ihr Kleid war. So winzig wie es war, konnte es kaum mehr als eine einzelne Naht haben. Wenn überhaupt.
Von dem links und rechts des Eingangs zum Saal postierten Empfangskomitee erhielten sie jeweils eine schwarze Maske. Groß und recht plump geschnitten für die Männer, ein filigranes, aus Spitze gearbeitetes Exemplar für die Frauen. Schonender für Frisur und Make-Up. Trotzdem entstellte auch die Maske der Frauen die obere Gesichtshälfte so effektiv, dass Oliver die Baronin nicht mehr ohne weiteres aus einer Masse anderer Frauen herausgefunden hätte. Sofern er das Outfit außer Acht gelassen hätte.
Höflich aber bestimmt erhielten beide mit den Masken zwei Grundregeln, die so wurde ihnen versichert, strikt einzuhalten war, da sonst unweigerlich drastische Konsequenzen drohten.
»Bitte nehmen Sie die Maske niemals ab, sonst werden sie auf der Stelle ausgeschlossen«, flötete die Frau auf seiner Seite ihm zu. Sie sprach den Satz so abgenutzt wie er wirken musste, wenn man ihn am Abend etwa dreißig Mal aussprechen musste. So viele Paare mussten sich wohl in dem Saal befinden, wie Oliver mit einem schnellen Blick feststellen konnte, ehe er die Maske über den Kopf zog und sich sein Sichtfeld sofort dramatisch einschränkte. Es war als treibe er auf eine Ohnmacht zu. Peripheres Sehen war praktisch nicht mehr möglich. Sein Sichtfeld beschränkte sich auf einen schmalen Ausschnitt direkt vor seinen Augen.
»Reden ist den Männern nicht gestattet«, lautete die zweite Regel mit der Oliver und die Baronin höflich in einen Kreis gebeten wurden, der sich im Begriff war zu schließen.
Dass die Baronin sich noch immer an seiner Seite befand, spürte er nur an gelegentlichen Berührungen ihrer Schulter an seiner und an ihrem Duft. Etwas unsicher und zögerlich steuerten sie den ihnen zugewiesenen Platz an.
Der Saal war in helles Licht getaucht. Die Damen standen in einem inneren Kreis. Die Herren in einem äußeren, unmittelbar dahinter. Wie Oliver in seinem eingeschränkten Sichtfeld feststellte, trugen alle Herren absolut identische Kleidung. Ein Blick auf den Mann an seiner Seite, neben den er sich mit der Baronin vor sich wie ferngesteuert einreihte, bestätigte dies. Dieselben Schuhe, derselbe Anzug, dieselbe Krawatte. Keiner der Männer schien besonders aus der Reihe zu fallen. Sie waren alle ähnlich groß. Es gab ein paar Ausreißer nach oben und unten, doch die Masse reihte sich bei der Durchschnittsgröße ein. Auch die Statur war bei allen ähnlich. Einzelne wirkten etwas breitschultriger als andere. Manche ein wenig moppeliger, aber auch hier gab es keine extremen Ausreißer. Es waren keine besonders dicken, bierbauchigen Männer dabei, keine auffallend dürren.
Selbiges galt für die Damen, wenngleich die Ausreißer hier etwas häufiger erschienen, aber auch unter ihnen gab es keine dramatischen Exemplare. Ihre Outfits waren ein Sammelsurium aus Extremitäten. Manche gewagter, manche dezent, manche ausufernd obszön, geradezu magnetisch das Auge anziehend. Die Altersunterschiede hingegen waren enorm. Oliver glaubte junge Frauen von kaum zwanzig, fünfundzwanzig Jahren zu erkennen, während andere deutlich die achtzig überschritten haben mussten. Nichtsdestotrotz waren gerade die es, die mit den absurdesten Kleidern aufwarteten. Ihre Körper allesamt mit allen Hilfsmitteln der modernen Medizin in Schuss gehalten.
Ein beiläufiger Blick über die als anonyme Masse im Kreis stehender Frauen erlaubte es einem sie allesamt in einige einfache Kategorien zusammenzufassen:
Wohlhabend, Elitär, Selbstgefällig, Arrogant, Eitel.
Kategorien in die Oliver seine Baronin ohne Zweifel ebenfalls einordnen konnte.
Die letzten Paare füllten den Kreis. Insgesamt waren 40 Personen anwesend. Zwanzig Frauen in einem Kreis, zwanzig Männer in schwarzen Anzügen, roten Krawatten und weißen Hemden dahinter. Allesamt mit schwarzen Masken über den Augen, ihre Gesichtszüge hinter der Anonymität der Masken verborgen. Eine angespannte Stille legte sich über den Raum, als der Kreis sich mit dem letzten Paar geschlossen hatte. Die Erregung schien mit Händen zu greifen. Oliver sah die Männer wie er selbst sich unter den beschränkten Sichtverhältnissen umherschauen.
Ob sie alle wie er hinter ihren Käuferinnen standen? War das hier die Zurschaustellung reicher Frauen ihrer Neuerwerbungen? Oliver drehte den Kopf in alle Richtungen. Im Hintergrund, dezent außerhalb der Leuchtkreise der Kronleuchter und Deckenfluter standen Männer in Uniform. Ihre Gesichtszüge wie in Stein gemeißelt. Den Blick aufmerksam nach vorne gerichtet. Die Hände vor dem Körper verschränkt. Allesamt breit und kräftig wirkend. Nicht wie billige Schlägertypen. Mehr wie eine Einheit gut trainierter, auf ihre Aufgabe gedrillter Männer. Alleine vor sich in seinem Sichtbereich, zählte Oliver zehn von ihnen. Dieselbe Anzahl vermutete er in seinem Rücken. Zwanzig ausgebildete Sicherheitsleute für zwanzig maskierte Männer. Dazu sicher noch mehr im Umfeld des Saals und der Villa. Nicht eingerechnet die eigene Security der Gäste, die sich ebenfalls irgendwo im Haus befinden mussten. Eine Übermacht an Schutz und Sicherheit.
Olivers Gedanken an eine Flucht, an einen Zusammenschluss mit den anderen aus dem Kreis, einem organisierten Gegenschlag, wurden erstmal wieder verdrängt, als sich ein Raunen der Frauen durch den Saal ausbreitete. Ganz am Rande seines Gesichtsfelds zwängte sich eine Frau in einem silbernen Cocktailkleid durch eine Gasse in den inneren Kreis. Langsam schritt sie an der Reihe der Frauen entlang, als würde sie eine Parade abnehmen. Hin und wieder nickte sie einer der Damen zu, die ergeben den Kopf senkten. Wahrscheinlich erkannte sie einige, oder gar die meisten trotz der Masken. Oder sie begrüßte sie nur durch die Anonymität hindurch. Ihre Maske war ein silberner Helm, der einem Wolfskopf nachempfunden war. Ihre blonden Haare wallten zusammengebunden unter dem spiegelblank polierten Metall hervor. Die Augen lagen so tief hinter den Höhlen, dass sie hinter den schwarzen Löchern nur zu erahnen waren. Die Schnauze des Wolfes ragte spitz über ihre rot geschminkten Lippen. Es war so still in dem Saal, dass das Rascheln ihres Kleides beim Gehen zu hören war. Das Klackern ihrer Absätze vermischte sich mit dem Geräusch. Das Kleid reichte ihr bis an die Knöchel. Es war rückenfrei und so dünn, dass es wie ein Nebelfetzen um ihren Körper waberte. Auf ihrem langsamen Weg um den Kreis leuchteten die Deckenfluter sie mehrmals so an, dass ihr schlanker, großgewachsener Körper unter dem Stoff hindurch schimmerte.
Sie näherte sich Oliver und der Baronin. Obwohl er ihre Augen nicht sehen konnte, fühlte er sich von einem stechenden Blick beobachtet, der ihm Gänsehaut verursachte. Die Frau strahlte eine Aura absoluter Dominanz und Herrschaft aus. Daran war nicht nur die Wolfsmaske schuld. Vor der Baronin blieb sie als einzige einen Augenblick stehen. Sie nickte kurz, legte ihr eine Hand an den Oberarm.
Eine Wolke süßen Parfums, das Oliver in der Nase kitzelte hinter sich herziehend, führte sie ihren Rundgang nach zwei, vielleicht drei Sekunden fort. Sie hatte nicht gesprochen. Nachdem sie den Kreis einmal umrundet hatte, begab sie sich in dessen Mitte. Die Stille im Saal dröhnte in Olivers Ohren. Er glaubte sein eigenes Blut in den Adern rauschen zu hören. Den polternden Herzschlag der bis in seinen Hals schlug. Als er schluckte klickte es in seiner Kehle.
In der Mitte des Kreises breitete sie die Arme aus. Das in ihrem Nacken verbundene Kleid gab einen tiefen Einblick von der Seite auf ihre Brüste frei, während sie sich langsam einmal im Kreis herumdrehte.
»Willkommen in der elften Nacht der Achtzig Augen.« Ihre Stimme klang fest und souverän. Sie sprach leise und doch laut genug, damit jeder sie im Raum verstehen konnte. Die Zahl die sie genannt hatte, ließ Oliver aufhorchen. »Unsere heutige Sponsorin und damit die Zeremonienmeisterin.«
Mit diesen Worten deutete sie auf die Frau vor Oliver. Namen nannte sie keine. Iselore Freifrau Bergen von Freilass trat aus der Reihe. Die Lücke die vor Oliver entstand, riss ein klaffendes Loch in den perfekten Kreis. Nachdem seine Besitzerin nach vorne getreten war, fühlte er sich von unzähligen Augenpaaren beobachtet. Die feinen Härchen in seinem Nacken stellten sich auf. Die Baronin trat in die Mitte. Die Frau mit dem Glitzerkleid umarmte sie kurz, wobei sie darauf achten musste, ihr mit der Wolfsmaske keine Kopfnuss zu geben. Danach trat sie einen Schritt zur Seite.
»Die Lustspender nach vorne«, sagte die Baronin in ihrer für Oliver so bekannten, befehlsgewohnt rauchigen Stimme. Eine Begrüßung oder Vorstellung schien nicht notwendig. In den Kreis kam Bewegung. Nach und nach traten die hinter den Frauen stehenden Männer um ihre Begleiterinnen herum nach vorne. Manche sofort nach der Aufforderung, andere erst zögerlich umherschauend. Oliver musste zwar um niemanden herumgehen, doch auch er war einer der letzten, die den nun aus lauter Männern in identischen Anzügen bestehenden inneren Kreis schloss. Die zögerlichen, ihn eingeschlossenen waren wohl zum ersten Mal hier. Die anderen hatten gewusst was als erstes passieren würde und waren vorbereitet. Die Gruppe der Männer umschloss die Baronin wie eine schwarze Wand. Sie trat auf die Oliver gegenüberstehenden Männer zu, beugte sich zu einem hin, als schnuppere sie an ihm. Vielleicht flüsterte sie ihm etwas ins Ohr. Ihre Hand griff dem Mann zwischen die Beine. Sie verdeckte Oliver die Sicht, er konnte nicht sehen ob sie nur berührte oder zugriff. Der Mann jedenfalls zeigte keine Reaktion. Sofort wandte sie sich an den nächsten. Gegen den Uhrzeigersinn ging sie den Kreis ab. Vor jedem Mann verharrte sie einen Moment. Dem einen beugte sie sich ein wenig länger hin, dem anderen kürzer. Jedem aber griff sie an den Schwanz. Als die unerfahrenen die noch ausstanden erkannt hatten, was auf sie zukam, wurde die Masse ein wenig unruhiger.
Der vierte oder fünfte Mann den sie abschritt, legte der Baronin eine Hand an die Brust, nachdem diese ihm an den Schwanz gegriffen hatte. Sie zuckte zurück, drückte ihm die flache Hand an den Brustkorb und schob ihn rückwärts aus dem Kreis. Der Mann war zu überrascht um dem Druck standzuhalten. Er stolperte zwischen seiner Begleitung und der Frau daneben nach hinten, wo er sofort von zwei Männern der Security am Arm gepackt und aus dem Saal transportiert wurde. Der Vorfall hatte keine fünf Sekunden gedauert und war völlig geräuschlos abgelaufen. Der Mann war von der Geschwindigkeit so überrascht, dass er keine Zeit zu protestieren hatte. Oliver hatte den Vorfall ganz am Rande seines Gesichtsfeldes noch mitbekommen. Alles was unmittelbar rechts und links von ihm passierte, verschwand hinter den dunklen Schlitzen der Maske. Wenn er den Kopf drehte sah er nur seinen Nebenmann. Da alle neben ihm sich nach vorne gelehnt hatten, um zu sehen was mit dem Mann geschah, sah er nur Hinterköpfe. Nur diejenigen die möglichst geradeaus aus ihren Schlitzen beobachten konnten, hatten mitverfolgt was genau passiert war. Die Begleitung des abgeführten Mannes blieb peinlich berührt auf den Boden blickend zurück.
Schon war die Baronin an den nächsten getreten. Oliver spürte wie sein Schwanz hart wurde. Die nachfolgenden Neulinge hatten den Vorteil gegenüber den zuerst begrapschten. Die Routiniers hatten sicher alle schon zuvor steife Schwänze gehabt. Jedenfalls glaubte Oliver dies als den Grund des Abtastens erkannt zu haben. Welchen anderen Grund sollte es sonst haben. Obwohl Olivers Schwanz hart war wie ein Pfahl bis die Baronin ihn erreicht hatte, glaubte er nicht daran, dass er für was auch immer von ihr auserwählt werden würde. Wäre das der Fall hätte sie sich die Runde auch sparen können und gleich ihren Begleiter wählen können.
Sie griff ihm an den Schwanz, drückte einmal kurz zu und ließ wie er vermutet hatte schneller von ihm ab als von den anderen. Es war als hätte sie unter all den anonymen Masken und identischen Anzügen gerade am Schwanz ihren eigenen Lustspender, wie sie die Männerschar eben bezeichnet hatte, erkannt. Stattdessen griff sie sich einen hochgewachsenen Mann, zwei oder drei Positionen weiter.
Er folgte ihr widerspruchslos in die Mitte des Kreises.
»Zieh dich aus!« Der Befehl der Baronin war unmissverständlich und wurde von dem Auserwählten ohne zu zögern ausgeführt. Offensichtlich handelte es sich um keinen Neuling. Er schlüpfte behände aus seinem Anzug. Den Schuhen, den Socken, den schneeweißen Shorts. Sein Schwanz pendelte steif ins Freie. Er war rasiert, beschnitten und mittelmäßig groß. Meiner wäre größer gewesen, dachte Oliver ein Schmunzeln mit aller Macht verhindernd.
Die Baronin baute sich vor ihm auf, eine Hand seinen Schaft umschlossen. Ihre Masken näherten sich zwangsläufig. Es kam jedoch zu keiner Berührung. Stattdessen löste sie den Reißverschluss an ihrem Rock, woraufhin der an ihrer feuchten Haut klebende Latex mit einem schweren Geräusch auf den Boden fiel. In der Mitte des Kreises befand sich ein ebenso runder, hoher Perserteppich. Er hatte etwa zwei Meter Durchmesser. Oliver hatte ihn bislang nicht als besonderen Gegenstand wahrgenommen. Erst als die Baronin sich darauf niedersinken ließ und der Mann sich zwischen ihre Beine kniete. Hart drang er in sie ein. Er fickte sie in der Missionarsstellung. Tief und Derb. Ihre Beine ragten steil nach oben, der Mann hatte ihre Fesseln gepackt. Die grellroten High-Heels wippten im Takt seiner Stöße. Das Licht des Kronleuchters spiegelte sich darin. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die Baronin in das Oliver mittlerweile bestens bekannte Stöhnen und Keuchen verfiel, das sich binnen kürzester Zeit in ein Kreischen verwandeln würde. Er sollte recht behalten. Die wie teilnahmslos am Rande des Teppichs stehende Frau im silbernen Glitzerkleid reckte den Arm in die Höhe.
»Eins«, riefen alle Frauen gleichzeitig, worauf ein Teil der Männer, Oliver eingeschlossen, erschrocken zusammenzuckte. Der Lustspender in der Mitte ackerte wie ein besessener in die Baronin. Oliver musste neidlos eingestehen, dass er eine gehörige Ausdauer und eine beachtliche Intensität an den Tag legte. Binnen weniger Sekunden entlockte er der Baronin einen weiteren Schrei, der den ersten noch um eine Oktave übertrumpfte. Die Frau im silbernen Cocktailkleid reckte einen Arm nach oben wie eine Punktrichterin.
»Zwei«, riefen alle Frauen gleichzeitig.
Schweiß tropfte dem Mann von der Stirn. Seine Kraft schien nicht nachzulassen. Die Baronin kreischte in ihrer für sie eigenen Art und Weise. Die Frau im Cocktailkleid reckte den Arm.
»Drei.«
»Vier.«
Dann spritzte der Mann in hohem Bogen zwischen die Lücken im Top der Baronin. Sie zitterte und wackelte erneut, reckte in einem wie ein letzter möglicher Kraftakt wirkenden Akt die Hand selbst in die Höhe, was die Frau im Cocktailkleid wiederholte.
»Fünf.«
Fünf Orgasmen hatte er seiner Baronin noch nicht zugefügt, bemerkte Oliver am Rande. Dafür hatte er sie mehr als einmal beinahe besinnungslos gefickt. Das hatte der Unbekannte immerhin nicht geschafft. Wenngleich ihm die Konstellation seltsam vorkam. Vielleicht waren die Orgasmen die er ihr bereitet hatte intensiver. Er fragte sich ernsthaft, warum er sich darüber Gedanken machte.
»Fünf«, wiederholte die Frau in der Mitte. Die Baronin und der Mann lagen noch schwer atmend auf dem Teppich. Plötzlich gelangte Bewegung in die Frauen, die hinter den Männern aufgereiht waren. Wie auf ein geheimes Signal hin traten alle einen Schritt nach rechts. Stellten sich hinter den Mann der vor ihrer rechten Nachbarin gestanden hatte.
»Eins« riefen sie alle zusammen aus einem Mund. Auch hinter Oliver, der alleine dagestanden hatte, war wieder eine Frau aufgetaucht. Die Lücke war eine Position nach rechts gewandert, wie der Bart an einem Zahlenschloss.
Kleider raschelten in seinem Rücken. Schuhe schabten über alten Parkettboden.
»Zwei«
»Drei«
»Vier«
»Fünf«
Der äußere Kreis hatte sich um fünf Positionen verschoben. Es gab drei Lücken. Wie zuvor auch. Im Kreis der Männer war es der Ausgeschlossene und der Ficker die fehlten. Im Kreis der Frauen war es die Baronin, die fehlte. Aber die Positionen zueinander hatten sich um fünf Raster verschoben.
Die Baronin schaffte es mit zitternden Knien auf die Beine. Der Mann half ihr stehen zu bleiben.
»Die elfte Nacht der Achtzig Augen ist eröffnet.« Die Stimme der Baronin zitterte ein wenig. Mit der letzten Silbe spürte Oliver eine Hand an seinem Schwanz. Von hinten hatte sie ihn umschlungen. Er sah durch die schmalen Schlitze, dass es allen Männern im inneren Kreis so ging. Nur ein einziger hatte keine Frau hinter sich stehen, aber der war nicht in seinem Sichtfeld. Oliver hatte auch keine Zeit sich darum zu kümmern, denn die Hand arbeitete sich fordernd in seinen Hosenbund. Keiner der Männer machte Anstalten sich umzudrehen. Noch nicht. Nicht mal die Neulinge. Der Knopf seiner Hose war offen, der Reißverschluss geöffnet. Olivers Hose rutschte nicht als erste auf seine Knöchel. Überall um ihn herum raschelte bereits der Stoff. Waren nackte Männerbeine zu sehen. Aber seine Hose gehörte auch nicht zu den letzten. Seine Unbekannte hatte flinke Hände aber sie hatte zuerst ihre Zunge in seine Pospalte gebohrt, ehe sie sich dazu entschieden hatte, sich weiter um die Anzughose zu kümmern.
Einige der Männer legten selbst die Krawatten ab. Zerrten die Hemden von den Oberkörpern. Bestimmt die Routiniers. Aber Oliver spürte selbst, wie ihm der Schweiß den Rücken herunterlief und entledigte sich dankbar dem verschwitzt an seiner Haut klebenden Stoff. Seine Unbekannte schlüpfte um ihn herum. Er wandte den Blick nach unten. Die schmalen Schlitze offenbarten eine Mähne, so intensiv und dicht wie er sie noch selten gesehen hatte. Die Farbe ihrer Haare erinnerte an rostiges Wasser. Ihre Locken waren eng und unglaublich dicht. Sie quollen wie ein Flammenmeer unter der Maske hervor und schienen bis zum Hintern zu reichen. Er konnte nicht erkennen was sie anhatte. Der Rücken bestand nur aus feuerroten Haaren. Er hatte noch nie eine rothaarige Frau so nah an sich gespürt. Noch näher war kaum mehr möglich, denn gerade verschwand sein Schwanz gierig in ihrem Mund. Die Haut ihrer Arme und Hände leuchtete schneeweiß. Sie schien auf den Fersen zu hocken. Oliver erkannte zwei nicht minder weiße Oberschenkel. Zart und Dünn. Ihre Haut wirkte wie Papier. Wie reines, unberührtes, schneeweißes Papier.
Ihr Alter war unmöglich zu bestimmen. Die Haut wirkte jugendlich frisch. Die Lippen dezent geschminkt.
Überall in dem inneren Kreis knieten die Frauen mittlerweile vor den Lustspendern. Um einen Mann scharten sich gar zwei Frauen. Die deren Begleiter aus dem Saal verwiesen wurde und die die nach der Rochade hinter der Lücke des Baroninnenfickers angekommen war.
Nur seine Baronin selbst und eben jener Mann hatten sich wieder auf den Teppich gelegt. Schmatzende Laute überlagerten alle anderen Geräusche. Achtzehn Schwänze wurden von neunzehn gierigen Lippen geblasen. Mal langsam und zärtlich leckend, mal tief und fordernd würgend. Die ersten Männer keuchten. Irgendwo spritzte jemand ab. Informierte die umherstehenden lautstark darüber. Die Dame im Cocktailkleid ging im Kreis umher wie die Spielleiterin, die die Regeln überwachte. Oliver war sich nicht bewusst, welche Regeln herrschten, niemand hatte sie vorab informiert. Aber die Spielleiterin sagte ein paar Worte an den Mann der lautstark sein Abspritzen angekündigt hatte, woraufhin dieser demütig nickte. Grundregel Zwei, dachte Oliver. Die Männer dürfen nicht reden.
Wahrscheinlich hatte der seine erste und letzte Verwarnung erhalten. Vielleicht waren nicht Reden und nicht die Maske abnehmen die einzigen Regeln die herrschten. Neben Busengrabschen an der Sponsorin.
Besagte Sponsorin hatte es mittlerweile wieder auf die Beine geschafft. Mit zittrigen Knien bahnte sie sich einen Weg aus dem Kreis. Ihren Auserwählten führte sie an der Hand. Für alle anderen war das wohl das Zeichen, den Kreis nun ebenfalls verlassen zu dürfen. Nicht alle schienen das zu wollen. Einige ließen sich direkt auf dem Boden nieder, oder teilten sich den Perserteppich als weiche Unterlage. Andere, wie seine rote Zora, eilten in alle Himmelsrichtungen davon, als gäbe es irgendwo bessere Plätze, die schnell vergriffen sein würden.
Oliver fühlte sich mit pendelndem Schwanz an der Hand aus dem Saal gezogen. Allerdings nur in einen Nebenraum. Dort brannten Kerzen in allen Ecken des Raumes. Das Flackern der Flammen zuckte über das Gesicht seiner Auserwählten. Zwei Sofas und vier breite Sessel standen an den beiden Wänden unter breiten Fenstern. Die dritte Wand nahm ein eindrucksvoller offener Kamin ein, in dem ein knisterndes Feuer brannte.
Alle zum ficken nutzbaren Möbel waren mit weißen Leinentüchern abgedeckt. Auf einem Sofa hatte sich eine Frau mit kurzen blonden Haaren niedergelassen. Ihr Lustspender drang gerade stöhnend in sie ein. Stöhnen war offensichtlich erlaubt, dachte Oliver seltsam amüsiert. Auf den Sessel daneben glitt eine der Damen, die Oliver vorhin für die älteste unter allen gehalten hatte. Mit schnellem Blick stellte er fest, dass seine Vermutung auch aus der Nähe Bestand hatte. Sie musste die achtzig weit überschritten haben. Trotzdem warf sie sich fordernd, geradezu leichtfüßig auf den Sessel, um sofort die Beine zu spreizen und ihren Begleiter lustvoll stöhnend in sich aufzunehmen. Der schien an ihrem fortgeschrittenen Alter seinen Reiz zu finden. Sein Schwanz war steinhart, drang schmatzend in ihre Muschi. Sie schien so feucht zu sein, dass Oliver das Geräusch sogar am anderen Ende des Raums hörte.
Seine rote Zora ging langsamer zu Werke. Offenbar wollte sie auskosten was sie sich mit in diesen Raum gebracht hatte. Sie baute sich vor Oliver auf, nicht ohne jedoch so vor das zweite Sofa zu stehen, dass alle nachfolgenden, die in den Raum strömten erkennen mussten, dass sie es für sich beansprucht hatte. Die beiden verbliebenen Sessel waren schnell belegt. Die ersten Paare strömten schon an dem Zimmer vorbei, um sich eine andere Möglichkeit zu suchen.
Ihre roten Haare schienen um die Maske herum aus ihrem Kopf zu quellen. Sie hatte eine wirklich unglaubliche Löwenmähne. Das flackernde Licht der Kerzen erzeugte eine Illusion als stünde ihr Kopf in Flammen. Oliver war auf jeden Fall beindruckt.
Ein kurzes, verglichen mit den vielen extremen Kleidern die er heute schon gesehen hatte, fast schon normales Kleid in schwarz bedeckte ihren Körper. Die Haare, die ihr von den Schultern fielen, verdeckten den Großteil ihrer Brüste. Erst als sie die Haare unter der Maske bändigte und nach hinten beförderte, wurde Oliver das ganze Ausmaß ihrer Modifikationen bewusst. Ihre Brüste spannten sich wie zwei halbe Honigmelonen unter dem schwarzen Kleid, das kurz genug war um ihre schneeweißen Oberschenkel zu zeigen. Langsam strich sie sich die dünnen Träger von den Schultern. Dabei fixierte sie Oliver aus strahlend blauen Augen, die ihn unwillkürlich an einen Husky erinnerten. Sie hatten die Farbe eines klaren Gebirgssees, deren Wirkung durch die schwarze Maske noch verstärkt wurde.
Einen BH hatte sie natürlich auch keinen an. Die Haut ihrer Brüste schien noch heller als die ihrer Arme und Beine. Ihre Nippel standen erregt. Sie waren dick und lang. Die Warzenhöfe waren so klein, dass die Brüste nur aus Nippeln zu bestehen schienen. Nur ein winziger Schatten um die Nippel herum zeugte von ihrer Existenz. Ihr Körper erregte ihn aufs äußerste. Die unnatürlich großen Brüste, die fest an ihrem Oberkörper klebten, die strahlend weiße Haut, die rote Mähne. Er hatte heute schon so viel Erregendes gesehen, er fragte sich ob ihn jemals wieder etwas schockieren könnte.
Als ob sie seine Gedanken lesen konnte folgte der Schock auf dem Fuße. Noch während das Kleid auf den Boden rutschte. Sie folgte seinen Augen, sah wie er sie aufriss und labte sich an seiner Reaktion. Sie war nicht rasiert. Sie war nicht mal gestutzt. Sie hatte Schamhaare, die ihr bis an den Bauchnabel reichten. Dicht und Feuerrot. Sie breiteten sich entlang ihrer Bikinizone aus, von der man in diesem Fall nicht sprechen konnte. Bikinis in einer Größe, die diese Schamhaare bedecken konnten, gab es schon fünfzig Jahre nicht mehr. Die Haare breiteten sich bis auf ihre Oberschenkel aus. Warum ihn das mehr erregte als alles was er bislang gesehen hatte, wusste er nicht. Alles was er wusste und wie ein Mantra in seinem Kopf wiederholte, war diese Schamhaare zu berühren. Seine Nerven waren so angespannt, er glaubte sein Körper würde vibrieren, während er das Summen einer gespannten Saite von sich gab. Seine Fingerspitzen kribbelten wie elektrisiert. Sie wusste um die Wirkung, sonst würde sie sich nicht einen feuerroten Busch mit den Ausmaßen eines Urwalds wachsen lassen.
Sie schien der Berührung seiner Hände nicht abgeneigt, denn sie reckte die Hüfte nach vorne. Er kniete sich vor ihr auf den Boden. Seine Finger strichen beinahe ehrfürchtig durch das dichte, struppige Haar. Er ging so vorsichtig zu Werke als befürchte er sie würden sich unter seinen Fingern auflösen. Sie schauderte aufgrund seiner zärtlichen Berührung. Alles an diesem Event, so man diesen Swingerabend für exzentrische, durchgeknallte Superreiche so nennen konnte schrie nach hartem, derben, gefühllosem Sex. Da muteten seine zarten Berührungen schon beinahe fremdartig an.
‚Eyes Wide Shut‘. Der Name des Hollywood Streifens, an den er sich bei der Ausgabe der Masken erinnert gefühlt hatte, war ihm plötzlich eingefallen. Mit diesem Scientology Vollpfosten als Hauptdarsteller. Auch dort war die Hauptdarstellerin eine Rothaarige mit alabasterfarbener Haut gewesen.
Er wurde von der Frau die sich auf dem Sessel vergnügte angerempelt, als die mit wild schwingenden Beinen herumgewirbelt wurde. Sie schien keine Notiz davon zu nehmen. Auch ihr Lustspender war völlig in seiner eigenen Welt. Oliver aber wurde bewusst, dass sie als einziges der vier Paare in dem Raum noch nicht wild ineinander kolbten. Auch seine rote Zora schien das zu bemerken, denn sie glitt rücklings auf das Sofa um sich mit weit gespreizten Beinen seinem Schwanz anzubieten. Dazu musste sie ihn bei diesem Anblick nicht auffordern, daher zögerte Oliver keine Sekunde, kniete auf den weichen Teppichboden vor dem Sofa und stieß seinen harten Schwanz mitten in ihren brennenden Busch. Fast glaubte er der Busch wurde ihr Muschi tatsächlich aufheizen. Sie war feucht und warm, während sie ihn eng in sich aufnahm. Seine Hände fanden die harten Kugeln, ihre Körper schnell einen gemeinsamen Rhythmus. Die Haut klatschte Laut aufeinander. Mit den Geräuschen der anderen drei Paare steigerte sich das Szenario zu einem Spektakel, als würde jemand frenetisch applaudieren.
Zwei Paare drängten zusätzlich in den Raum. Offenbar gingen die Alternativen aus. Eines der beiden legte sich auf den Teppich auf dem Oliver kniete. Seine Beine lagen plötzlich halb unter dem Körper einer unbekannten Frau. Das zweite Paar entschied, dass die Lehne des Sofas, auf dem die rote Zora mit weit gespreizten Beinen lag noch Platz genug bot, um sich darauf niederzulassen. Der Lustspender hatte seine Frau aufgespießt auf der Hüfte hängen und warf sie hart auf die Lehne. Das Sofa bebte, es ruckte auf dem Teppich. Die hinzugekommene Frau rutschte von der Lehne auf seine rote Zora. Die Leiber der beiden Frauen vereinten sich zu einem Knäuel, die Körper der Männer berührten sich. Oliver nahm all das nur am Rande war. Durch das eingeengte Sichtfeld war der Blick nach vorne der einzige ohne Störungen. Den Mann an seiner Seite konnte er nur erkennen, wenn er ihn direkt ansah. Da er dazu nicht die geringste Veranlassung sah, ignorierte er ihn einfach. Niemand sonst schien es zu stören und solange die beiden Neuankömmlinge ihn nicht davon abhalten würden, seinen Schwanz zwischen die rot glühenden Beine seiner Partnerin zu treiben, wollte er sich auch nicht daran stören.
Der Raum war erfüllt vom Keuchen und Stöhnen der Paare. Unterschiedliche Parfum Gerüche mischten sich zu einem süßen, dicken Gemisch, das sich wie Gel auf die Schleimhäute zu legen schien. Dazu kamen mehr und mehr herbere Düfte. Sperma, Schweiß, Muschisaft. Es schien als ob die Lustschreie, das Stöhnen und Keuchen, das unterdrückte, und doch für alle im Raum verständliche ankündigen von Orgasmen, sich zu einer wilden Orgie steigern. Oliver bemerkte am Rande wie Sperma seines Nebenmannes die Brüste seiner Zora traf. Wie dessen Frau sich herüber beugte um es ihr von den Brüsten zu lecken. Wie ein anderer den Platz des Nebenmannes einnahm. Der Nebenmann plötzlich hinter ihm zu stehen schien. Fast wurde er aus der Muschi seiner Zora gedrängt. Gerade spürte er wie sein Orgasmus endlich Bahn brach. Er kam so gewaltig, dass er ihr direkt in die Muschi pumpte. Sein Hintermann schien genau darauf gewartet zu haben. Oliver fühlte sich zur Seite gedrängt. Zu perplex und zu sehr mit sich selbst beschäftigt um zu reagieren, da offenbarte sein eingeschränkter Blick auch schon seine Vermutung. Ein anderer Lustspender stieß seinen Schwanz in seine Zora. Trieb sein gerade in sie hinein gepumptes Sperma Blasen werfend wieder aus ihr heraus.
Er kam nicht dazu sich aufzuregen, den Eindringling zu verdrängen, sein Recht wieder zurück zu fordern, denn zwei warme Lippen legten sich um seinen verschmierten Schwanz. Sie saugten an ihm wie ein Zicklein an der Zitze seiner Mutter. Das Schmatzen überlagerte sogar die anderen Geräusche für einen Moment. Seine Maske war verrutscht, er musste erst die Sehschlitze wieder über seine Augen bringen um nach unten sehen zu können. Er war kein bisschen überrascht als er sah wer sich da an seinem Schwanz zu schaffen machte. Offenbar war Blasen etwas, das man auch im gehobenen Alter nicht verlernte. Seine Knie begannen zu schmerzen. Er kniete gefühlt schon eine Stunde auf dem Teppich. Das Muster musste längst bleibende Abdrücke hinterlassen haben. Da er keine Möglichkeit fand sich zu setzen ließ er sich rittlings auf den Hintern fallen. Direkt auf die Beine einer dort liegenden Frau. Sie protestierte nur kurz, zog die Beine weg und machte ihm Platz.
Die Lippen an seinem Schwanz waren verschwunden. Jemand hatte die Dame davon abgehalten ihm zu folgen, weil er ihr den Schwanz in den Hintern gebohrt hatte und ihre Hüfte umklammerte, während er sie hart und derb in den Arsch fickte.
Einen Moment lang nutzte Oliver die Gelegenheit durchzuschnaufen. Sich ins Gedächtnis zurück zu rufen, warum er überhaupt hier war und unter welchen Umständen. Wo war eigentlich seine Baronin? Den Sinn des Eingangsspiels mit der Anzahl der Orgasmen und dem rotieren der Kreise hatte er schon verstanden. Es war nichts weiter als ein durcheinander mischen der Paare gewesen. Aber wie würden sie hier wieder zusammenfinden? Wenn sie alle irgendwann die Masken ablegten, hätten sie sie auch gar nicht erst tragen müssen. Niemand trug mehr Kleider. Jedenfalls nur die wenigsten. Die Männer schon gar nicht. Die Frauen nur Teile davon. Sofern das möglich war. Manche hatten noch ein paar übrig gebliebene Fetzen irgendwo hängen, die meisten aber waren wie er selbst splitternackt.
Seine rote Zora wurde von zwei Männern bearbeitet, die gleichzeitig in Muschi und Hintern stießen. Ihre Mähne klebte ihr mittlerweile schweißnass überall am Oberkörper. Die alte Lady die kurz an seinem Schwanz war, wurde auf dem Boden liegend, mit dem Bauch nach unten in den Hintern gefickt, während ihr Lustspender sich tief über ihren Rücken gebeugt hatte und ihr den Kopf auf den Teppich drückte. Sie wimmerte vor Lust. Oder Schmerz. Oder beidem.
Einen Moment lang schien niemand sich um Oliver kümmern zu wollen. Er nutzte die Gelegenheit um aufzustehen. Auf zitternden Beinen schwankte er einen Moment, bis sein Kreislauf sich wieder stabilisiert hatte. Langsam drehte er sich im Kreis. Die beiden Sofas, die Sessel, der Fußboden. Alle waren belegt mit ineinander verschlungenen Leiber. Die Orgie wurde immer wilder, immer hemmungsloser. Die einzige Disziplin die noch zu herrschen schien, waren die beiden Grundregeln. Nie ohne Maske und nicht reden.
Tatsächlich stellte Oliver fest, dass niemand hier auch nur ein einziges, artikuliertes Wort sprach. Auch die Masken waren alle auf den Köpfen.
Gerade als er sich fragte, woher diese eiserne Disziplin kam, die sich trotz der immer extremer werdenden Handlungen, Stellungen und Praktiken hielt, tauchte die Frau im silbernen Cocktailkleid unter der Tür auf. Sie schien als einzige noch vollständig angezogen und hatte auch die Wolfskopfmaske unbeirrt auf dem Kopf. Aus den tiefen Höhlen schien sie Oliver zu fixieren. Die Schnauze des Wolfes deutete genau in seine Richtung. Die rot geschminkten Lippen verzogen sich zu einem angedeuteten Lächeln. Ob sie erkannte, dass er der Mann hinter der – wie hatte sie sie genannt? – Zeremonienmeisterin, gewesen war? Schon als sie den Kreis abgelaufen war, die Baronin am Arm berührt hatte, hatte er das Gefühl gehabt, sie fixierte tatsächlich ihn unter der Maske.
Ob sie die Chefin von diesem Verein war? Sie stand unter der Tür. Ihre Augen schienen kurz über das Geschehen zu schwenken, ehe der Wolf wieder Oliver fixierte. Sie streckte die Hand nach ihm aus. Oliver wusste nicht recht was von ihm verlangt wurde, also streckte er sie ebenfalls aus. Sie ergriff sie und führte ihn aus dem Raum. Im Flur lagen Leiber auf den Teppichen verstreut. Auf einer Kommode lag eine Frau mit endlos langen, blonden Haaren während der Mann einen Teil ihre Mähne um die Handgelenke gewickelt hatte und sie ritt wie ein ungezähmtes Pferd. Von dem Flur gingen auf jeder Seite zwei Zimmer ab. Die Frau führte Oliver daran entlang. In jedem Zimmer herrschte das gleiche Szenario wie in dem aus dem er gerade kam. Auch darin waren alle Möbel mit weißen Laken abgedeckt. Am Ende des weitläufigen Flurs führte eine Treppe nach oben in den ersten Stock. Sie war bestimmt drei Meter breit, mit rotem Teppich ausgelegt, mit prunkvoll verziertem Steingeländer. Am Fuß der Treppe standen zwei Sicherheitsleute. Mit vor der Brust verschränkten Armen. Das Signal war eindeutig.
Hier endete der frei zugängliche Bereich für die Gäste.
Von irgendwo drang ein durchdringendes Kreischen durch die herrschaftliche Villa. Die Sicherheitsleute zuckten einen Moment zusammen. Oliver wurde ihrer wachsamen Aufmerksamkeit bewusst. Sie wirkten träge und gelangweilt, aber die Art wie sie auf den Schrei reagierten zeigte ihm, dass sie hellwach waren. Die Frau im Cocktailkleid hob einen Arm zur Entwarnung. Die beiden Männer entspannten sich.
Oliver hätte ihnen auch sagen können, was der Schrei zu bedeuten hatte. Er hatte ihn genau wie die Frau die ihn an der Hand führte, erkannt.
Irgendwo hatte seine Baronin einen Orgasmus aus sich heraus gebrüllt.
Die Frau führte ihn rechts an der Treppe vorbei. Die Sicherheitsmänner auf der Treppe schienen daran keinen Anstoß zu nehmen. Schnell erkannte Oliver warum. Auch hier, wo der Flur noch zwei weitere Zimmer hatte, herrschte reges Treiben. Aus dem hinteren der beiden Zimmer war auch das Kreischen der Baronin gekommen. Er sah sie zuckend und keuchend auf einem Hocker hängen, der als Fußauflage für einen mächtigen Ohrensessel diente. In dem Ohrensessel fickte ein anderes Paar, aber die Farbe der Haare, die wimmernde Stimme, dazu das Zucken ihrer Beine, erkannte er definitiv als seine Besitzerin. Hatte ihn die Frau deshalb an der Hand? Um ihn hier her zu führen? Offensichtlich nicht, denn nach einem kurzen Moment den sie ihm gestattet hatte einen Blick in den Raum zu werfen, zog sie ihn weiter. Im hinteren Teil des Flurs befand sie eine zweiflüglige Tür. Zwei deckenhohe Säulen engten den Flur ein, bevor er sich zur Tür hin wieder verbreiterte. Sie war geschlossen. Hier hinten war keine Security mehr, deshalb ging Oliver davon aus, dass die Tür verschlossen war.
Offenbar endete hier endgültig die Partyzone.
Vor der zweiflügligen Tür zweigte der Gang noch einmal nach rechts. Aber nur etwa zwei Meter weit, dann endete er an einer weiteren Tür. Sie war genauso geschlossen. Dass der Flur hier abzweigte, war erst zu erkennen wenn man praktisch davorstand. Von der Treppe oder den letzten beiden offenen Zimmern versperrte die Säule den Blick. Die Frau an seiner Hand öffnete die Tür. Sie war unverschlossen. Nachdem er eingetreten war sperrte sie hinter ihm ab. Ein Schlüssel steckte von innen. Das Zimmer wirkte leergeräumt, als diene es sonst für etwas Anderes und war eigens für den heutigen Tag umfunktioniert worden. In der Mitte stand ein riesiges Boxspringbett. Es war das einzige Möbelstück in dem blitzblank geputzten Raum.
Es roch nach frisch gewaschener Wäsche. Am Ende der Kammer war ein Fenster, hinter der eine parkähnliche Anlage zu sehen war. Es war grau draußen, leichter Schneefall hatte eingesetzt. Die Flocken tanzten träge vor der Scheibe. Es musste etwa gegen 17 Uhr sein, wie Oliver vermutete. Das Tageslicht war verschwunden. Laternen erhellten die Kieswege die zwischen immergrünen Hecken hindurchführten. Der Schnee auf den Wegen war geräumt. Niemand hielt sich dort auf, die Außenanlage lag leer und verlassen da. Sie befanden sich auf der Rückseite der Villa. Das Fenster hatte einen Griff. Es lag im Erdgeschoß. Es schien weder abgeschlossen noch gesichert zu sein.
Solche Gedanken gingen Oliver immer durch den Kopf. Nicht erst seit er sich wegen seiner Flucht Gedanken machte. Als Gelegenheitsdieb und Einbrecher war er mit diesen Dingen vertraut. In diesem Moment kam ihm das Fenster wie das Tor zur Freiheit vor. Er musste es nur öffnen, hinausspringen und sich einen Weg durch die Parkanlage bahnen. Vielleicht führte sie in einen Wald, eine Wiese, einen zugefrorenen Bach. In Olivers Gedanken endete der Park einfach irgendwo, um in die natürliche Landschaft überzugehen. Die Randlagen von Baden-Baden grenzten direkt an den Schwarzwald. Es wäre sicher nicht ungewöhnlich. Aber er war schon wieder nackt. Und es war immer noch Winter draußen. Das schien sich zu seinem Schicksal zu entwickeln. Immer wenn er die Möglichkeit fand abzuhauen, war er entweder barfuß, oder splitternackt, oder irgendwo im Nirgendwo, oder alles zusammen.
Er drehte sich um. Die Frau im Cocktailkleid stand abwartend mit dem Rücken an der Tür. Sie hatte die Hände flach gegen das Türblatt gelegt, sich mit dem Rücken angelehnt. Sie stand lässig und entspannt. Als warte sie ab, bis er sich orientiert, seine Gedanken zu Ende gesponnen hatte. Langsam nahm sie die Wolfsmaske vom Gesicht. Ihre blonden Haare fielen glatt auf die Schultern. Das lange tragen der Maske hatte Dellen und Abdrücke darin hinterlassen.
»Nimm deine Maske ab«, sagte sie leise. Erst da wurde sich Oliver seiner eigenen Maske wieder bewusst. Langsam hatte er sich an das unförmige Ding schon gewöhnt. Er zog sich die Maske vom Kopf. Das neue, alte Sichtfeld wirkte plötzlich riesig, als blicke er nach drei Stunden von einem alten Röhrenfernseher in einen Breitbild Schirm. Wieder Dinge am Rande des Gesichtsfeldes zu erkennen war eine Wohltat.
»Womit habe ich die Einzelsession verdient?« Seine Stimme klang fremd in seinen Ohren. So lange stumm war er doch gar nicht gewesen. Nachdem sie ihn aufgefordert hatte gegen die erste Grundregel zu verstoßen, kippte er die zweite kurzerhand hinterher. Sie zuckte die Schultern.
»Ich bin die Gastgeberin, ich kann machen was ich will. Das ist mein Haus.« Sie fing mit einer kreisenden Handbewegung den Raum ein, um ihre Aussage zu unterstreichen.
»Und ich habe dich beobachtet wie du mit«, sie brach ab um neu anzusetzen. »Wie du mit der rothaarigen gefickt hast.«
Das wollte Oliver nicht glauben, er hatte mit seiner roten Zora nichts Außergewöhnliches angestellt.
»Trotzdem scheinen Sie am wenigsten Spaß von allen zu haben«, sagte Oliver. Er deutete auf ihr Kleid. Niemand sonst außer den Sicherheitsleuten trug seit etwa einer Stunde noch Kleider. Sie schüttelte den Kopf. Wie um seine Aussage zu widerlegen zog sie den Saum des Cocktailkleids über die Hüfte. Natürlich war sie nackt darunter. Spermaspuren klebten an ihrem flachen Bauch.
»Man kann ein Kleid auch einfach wieder anziehen«, meinte sie schmunzelnd. Oliver fiel in das Lächeln ein. Die Art wie sie sich gab hatte etwas befremdlich Warmes in dieser bislang harten und gefühllosen Orgie.
Wie sie ihn beinahe zärtlich ansah, aus dunkelbraunen Augen, den Kopf leicht schief gelegt, als warte sie in den Arm genommen zu werden.
»Warum hier drinnen?«
»Ich hab‘s zwischendurch gerne privat.«
Es klopfte an der Tür. Nicht einfach so, sondern in einem Muster. Einmal, dann eine Pause, dann zweimal.
Die Gastgeberin wirkte nicht überrascht. Sie drehte sich um, entriegelte die Tür und trat zur Seite.
Ein Sicherheitsmann stand in der Tür. Er blickte die Gastgeberin an, wartete bis sie nickte. Er winkte in den Flur, trat danach durch die Tür und wartete. Schnell hintereinander kamen zwei Lustspender und eine Frau durch die Tür. Alle drei trugen ihre Masken. Der Kerl von der Security schloss die Tür von innen ab. Wie die Gastgeberin zuvor, baute er sich mit dem Rücken davor auf. Seine Arme lässig vor dem Gürtel verschränkt, die Beine schulterbreit gespreizt. Die drei Neuankömmlinge nahmen ohne Aufforderung ihre Masken ab. Die Männer waren etwa gleichgroß und gleichalt. Von durchtrainierter, kräftiger Statur. Oliver schätzte sie auf sein eigenes Alter. Irgendwo um die vierzig. Einer hatte schwarze, der andere braune Haare. Ihre Schwänze baumelten schlaff und verschmiert. Die Frau war schlank und nicht minder durchtrainiert. Über ihren Bauch spannte sich ein angedeutetes Six-Pack. Ihre Brüste waren klein und fest. Nachdem sie die Maske abgenommen hatte, wuschelte sie sich mit der Hand durch kurzgeschnittenes, braunes Haar. Es klebte verschwitzt an ihrer Kopfhaut. Sie hatte Sperma im Gesicht, das sie offensichtlich nicht weiter störte.
Oliver hatte unwillkürlich einen Schritt zurück gemacht. Die drei Neuankömmlinge waren äußerst präsent in den Raum getreten. Sie machten allesamt den Eindruck als hätte man sie nicht dazu auffordern müssen. So als hätten sie nur darauf gewartet. Die Blicke die sie sich zuwarfen waren amüsiert. Ein Schmunzeln lag in ihren Mundwinkeln. Eine seltsame Vertrautheit lag in ihren Blicken. Sie wirkten wie drei Kids die einen Streich gespielt hatten und jetzt zurück waren, froh bei dem gerade erlebten nicht erwischt worden zu sein. Auch den Security Mann, der seine harte Miene abgelegt hatte nachdem er den Raum betreten hatte, bezogen sie in ihr Verschwörer Lächeln mit ein. Oliver fragte sich was das ganze sollte.
Die Antwort gab die Gastgeberin.
»Sie sind mit Iselore Freifrau Bergen von Freilass gekommen, richtig?« Oliver entging nicht, dass sie ihn vor Sekunden noch mit Du und jetzt wieder mit Sie ansprach. Er nickte nur. Die Frau mit den kurzen Haaren nickte ihm zu bevor sie das Wort übernahm.
»Wir sind verdeckt arbeitende Ermittler einer Sonderorganisation für organisiertes Verbrechen und Menschenhandel«, begann sie leise, als fürchte sie belauscht zu werden. »Bitte entschuldigen Sie, dass ich Ihnen im Moment keinen Ausweis zeigen kann.« Sie kicherte kindisch wurde aber sofort wieder ernst.
»Die drei Herren sind meine Kollegen. Frau Schneider ist eingeweiht.« Sie nickte der Gastgeberin zu. Olivers Pulsschlag beschleunigte sich. Er blickte die Anwesenden nacheinander an. Jeder nickte ihm zu als wolle er die Worte der Frau bestätigen.
»Frau Schneider ist unsere Kronzeugin in dieser Ermittlung. Sie liefert uns einen ganzen Hühnerstall voll fauler Eier, um es mal salopp auszudrücken.«
Der schwarzhaarige Mann übernahm das Wort.
»Was wir brauchen, bevor wir zuschlagen können ist die Organisation hinter der Freifrau. Wir wissen noch nicht wer die Drahtzieher sind. Von wem Sie gekauft worden sind, sozusagen.«
Die Frau sprach weiter.
»Wir wissen, dass alleine die Baronin dort mindestens vier Männer erworben hat, aber wir können bislang nur vermuten, wer dahintersteckt.« Sie blickte ihm tief in die Augen. »Sie waren dort, sie kennen die Personen. Sie haben vielleicht Namen aufgeschnappt. Orte. Sie wissen vielleicht wer sie sind und wo wir sie finden.«
Oliver dachte an den Mann im Maserati, der sie in Rastatt abgeholt hatte auf dem Weg in das stillgelegte Lagerhaus. Er dachte an die Burg wo man ihn gefangen hielt. An die Frauen dort. Marlies, Alicia, Chi, Seichan. Und an Petra Baumgärtner und die alte Witwe, die vermutlich der Kopf hinter der Organisation waren, die die Beamten hier suchten. Er zögerte mit einer Antwort. Er dachte auch an das Video. Die gefälschten Beweise. Die echten Beweise. Das letzte was er wollte war bei dieser Ermittlung selbst unter die Räder zu kommen.
Seine Gedanken rasten. Die Informationen kamen so überraschend, dass ihm der Kopf schwirrte. Unwillkürlich hielt er sich an der Wand fest, weil er glaubte den Boden unter den Füßen zu verlieren. Die Frau in den kurzen Haaren missdeutete seine Schwäche.
»Wir wissen Sie haben schlimmes durchmachen müssen. Aber wir brauchen ihre Hilfe. Wir haben vier Monate darauf hingearbeitet, heute Abend hier zu sein um in den inneren Kreis der Baronin von Freilass eindringen zu können. Und zwar so, dass ihre Kontakte sich nicht sofort aus dem Staub machen. Noch ahnt niemand wie nahe wir ihnen auf der Spur sind. Aber wir brauchen Namen. Adressen. Daten. Alles.«
Oliver versuchte seine Gedanken zu sortieren.
»Da draußen sind siebzehn Männer«, begann er. Sie nickte, verstand worauf er hinauswollte.
»Sie entstammen aus zwei weiteren Menschenhändler Ringen. Von denen wissen wir mehr. Wir sind kurz davor sie auszuheben, aber wir brauchen sie alle gleichzeitig. Wenn wir zuschlagen, ehe wir die Organisation hinter der Baronin haben, tauchen die für immer unter. Wir brauchen alles was Sie uns liefern können, um ein einziges Mal zuschlagen zu können und alle gleichzeitig zu erwischen.«
"Hören Sie", sagte die Frau leise, nachdem Oliver offenbar nicht den Eindruck machte als würde ihm eine Kooperation ausufernde Freude bereiten. "Wir wissen, dass die meisten Lustsp…Entschuldigung. Wir wissen, dass die meisten Männer es, sagen wir es mal so – nicht immer einfach hatten im Leben. Viele sind aus einfachen Verhältnissen. Der ein oder andere wurde aus dubiosen Kreisen angeworben. Wieder andere, vielleicht gehören sie auch dazu, hatten oder haben ihre eigenen Probleme. Wir wissen das. Aber um sie geht es hier nicht. Wir wollen diese verkommene Organisation ausheben. Was immer die gegen Sie in der Hand haben, aus welchen Gründen sie hier sind, oder was sie angestellt haben, es spielt für uns keine Rolle. Wir sichern ihnen absolute Straffreiheit zu, wenn Sie uns helfen, diesen Laden zu sprengen."
Oliver war längst nicht restlos überzeugt, aber irgendetwas an der Art wie die drei Undercover Agenten ihn musterten, wie die Frau versuchte ihn zu überzeugen, weckte Vertrauen in ihm. Also erzählte er seine Geschichte. Mit ein paar wenigen Veränderungen zum Original. So entschied er sich beispielsweise, die Umstände mit denen er in der Wohnung von Chi und Seichan überwältigt wurde zu überspringen und begann seine Schilderungen erst im Parkhaus, wo er als unbescholtener Bürger von den beiden überwältigt und mit Lauras Hilfe in den Lieferwagen gezerrt wurde. Er schilderte seine Fahrt, äußerte seine Vermutungen wohin sie ihn verschleppt hatten und ließ kein Detail zu den Baumgärtner Frauen, dem ehemaligen Sanatorium und seinen Beobachtungen dort aus. Danach erzählte er von der Übergabe in dem verlassenen Möbellager nahe Rastatt. Seiner ersten Begegnung mit der Baronin, ihrer Security und dem unbekannten in dem blauen Maserati, der augenscheinlich den Kontakt zwischen der Baumgärtner und der Baronin hergestellt hatte. Er versuchte die Szene seiner Übergabe so gut er sie durch die verstaubten Scheiben des Büros in das man ihn gesperrt hatte, zu beschreiben. Die Fahrt in seine neue Unterkunft der Baronin. Seine Beobachtungen vor den Fenstern. Er versuchte zu rekonstruieren, welche Gebäude und landschaftlichen Merkmale er von den Fenstern aus über Baden-Baden gesehen hatte und wie die Fahrt hierher abgelaufen war, damit die Beamten Rückschlüsse auf die Lage des Appartements schließen konnten. Er lieferte ihnen absolut alles an das er sich erinnern konnte. Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus.
Die Mienen der Beamten hellten sich mit jedem Detail das Oliver beisteuern konnte auf. Sie machten sich so eifrig Notizen, dass ihnen bald die Finger weh taten. Aufgrund ihrer Tarnung konnten sie schlecht auf Smartphones und Aufnahmegeräte zurückgreifen, also mussten es die guten alten Stifte und Kugelschreiber sein, die sie auf dem Schreibtisch der Gastgeberin vorfanden. Sie nutzten das Telefon auf dem Schreibtisch von Frau Schneider um erste Informationen durchzugeben und die weitere Vorgehensweise abzustimmen. Was Oliver an Gesprächsfetzen aufschnappte klang danach, dass sie ihre Tarnung an diesem Abend aufrechterhalten wollten, bis im Hintergrund alles auf die neue Lage vorbereitet war. Sie wollten den ganzen Ring auf einen Schlag ausheben. Es war der als Sicherheitsmann getarnte Beamte der irgendwann zur Eile rief.
»Wir müssen wieder raus«, drängte er. »Wir haben keine Zeit mehr.«
»Lassen Sie sich auf gar keinen Fall etwas anmerken, wenn Sie gleich wieder rausgehen. Verhalten Sie sich wie vorher auch.«
»Wir werden das Gleiche tun«, sagte der braunhaarige Mann, der bislang stumm geblieben war und rempelte seinen Kollegen mit einem Schmunzeln im Gesicht an. Der grinste zurück. Die Frau verdrehte die Augen, lächelte aber ebenfalls.
»Auf geht’s«, drängte der Mann in der Uniform der Security. Er hatte sich schon umgedreht und öffnete gerade die Tür. Nacheinander nickten die vier Oliver zu. Dann setzten sie sich die Masken wieder auf und schlüpften nach draußen.
------ Kapitel 12 ------
Als Oliver Anstalten machte an dem Zimmer vorbeizugehen in dem seine Baronin halb besinnungslos und scheinbar völlig weggetreten auf dem Boden hockte, berührte ihn die Gastgeberin am Arm. Auch sie hatte die Wolfsmaske wieder auf dem Kopf. Er fühlte sich als hätte man ihn eine Stunde in ein Karussell angekettet und wäre pausenlos mit ihm im Kreis gefahren.
»Wir sollen uns ganz normal verhalten haben sie gesagt.«
Oliver verstand nicht sofort was sie meinte. Um ihm auf die Sprünge zu helfen ging sie durch die Tür und zog ihn mit sich. Im Türrahmen stehend drehte sie sich um. Das Kleid rutschte von ihren Schultern und fiel zwischen ihre Knöchel auf den Boden. Sie kam langsam auf ihn zu, schob ihn rückwärts bis an das Bett, das gerade frei war. Als seine Oberschenkel dagegen stießen, drückte sie gegen seine Brust bis er hintenüberkippte. Er ließ es geschehen wie eine Marionette. Sofort stieg sie über seine Schenkel und rutschte mit gespreizten Beinen auf seinen Bauch. Dort ließ sie die Hüfte kreisen und rieb sich ihren Kitzler an seiner Haut.
Jetzt hatte Oliver verstanden. Normales Verhalten war hier ficken und übereinander herfallen. Da er nicht davon ausging solange diese Orgie andauerte, eine ruhige Ecke zu finden um seine in wenigen Minuten um einhundertachtzig grad gedrehte Situation zu überdenken, ließ er sich von der Gastgeberin lenken. Das letzte was er tun wollte, wäre die Operation zu gefährden. Nachdem sein Schwanz wieder hart war, drang er tief in die aufstöhnende Frau ein. Er fragte sich noch wie viele Leichen sie selbst im Keller hatte, um für dieses Kronzeugenprogramm in Frage zu kommen, da beugte sie sich nach vorne, drückte ihm ihre Brüste ins Gesicht und trotz der Maske und der neuen Situation war das Gefühl zu schön, um sich von anderen Gedanken ablenken zu lassen.
Im eingeschränkten Sichtfeld seiner Maske nahm Oliver wahr, wie der als Security Mann getarnte Polizist seine Baronin vom Boden aufhob und aus dem Raum trug. Sie ließ es teilnahmslos über sich ergehen. Ihre Arme und Beine baumelten herunter als wären sie aus Gummi.
Das brachte Oliver noch einmal auf das Beamtenteam, die Ermittlungen und die Sonderkommision zurück. Wenn die den ganzen Ring ausheben würden, würden die siebzehn Männer, die vielleicht alle aus ähnlichen Gründen hier waren wie er selbst denn auch wirklich befreit werden wollen? Wie hatte Marlies ihm erzählt? Die Organisation suchte sich Verlierer, Leute die Pleite, arbeitslos waren. Ob die überhaupt mit ihrer Situation unzufrieden waren? Wenn alle so untergebracht waren wie er selbst, bezweifelte er das stark. Dazu musste er sich schließlich nur selbst befragen. Auch er hatte den überschwänglichen Luxus, das arbeitslose Leben im Wohlstand zu schätzen gelernt. Dafür jeden Morgen eine nicht gerade unappetitliche Frau zu ficken, was gab es da schlechteres im Leben?
Allerdings wer gab ihm schon Garantien, dass es so blieb. Da war noch die Tochter der Baronin. Und ihr selbst hatte man exzentrischstes Verhalten nachgesagt. Was sie offensichtlich auch an den Tag legte, wenn es bislang auch noch nicht zu seinem Nachteil war. Aber woher wollte er wissen, ob es ewig so weiterging? Und woher wollte er wissen, dass es den anderen nicht sehr viel schlechter ging als ihm?
Waren sie nicht trotz manchen positiven Nebeneffekten alle nicht gefragt worden, ob sie sich dafür entscheiden wollten? Waren sie nicht alle auf irgendeine Weise entführt oder erpresst worden, um hier zu sein und vor allem um auf Dauer still zu halten? Abgesehen von den beiden eingeschleusten Männern ganz bestimmt.
Nein. Was er sich vom ersten Tag an schon geschworen hatte musste richtig sein. Er würde mitspielen, solange bis sich ihm eine Gelegenheit bieten würde zu fliehen, oder den ganzen Laden auffliegen zu lassen. Wenn stimmte was die vier eben ihm erzählt hatten, dann musste er nur wachsam bleiben und noch eine Weile mitspielen. Dann waren die Chancen hoch, dass er sich mit einem großen Knall aus seiner Lage befreien konnte. Danach blieb ihm nur noch eines. Noch einmal in die Wohnung der Baumgärtner eindringen und die Beweise vernichten die ihn selbst belasteten. Und am besten auch in die Burg, um dort die möglichen Kopien zu finden. Danach konnte er nur hoffen, dass es keine weiteren gab und er im Laufe der Ermittlungen nicht selbst unter die Räder kam.
Die Gastgeberin rutschte von seinen Schenkeln und unterbrach seine Gedanken. Offenbar war sie mit seiner Leistung nicht so zufrieden, ihr Gesichtsausdruck wirkte enttäuscht.
»Sorry, ich war in Gedanken«, entschuldigte sich Oliver beinahe reflexartig. Sie zuckte nur die Schultern. Vermutlich würde sie sich besseren Ersatz suchen. Es gab ja genügend. Auf dem Weg durch die Tür sammelte sie ihr achtlos auf den Boden gefallenes Cocktailkleid auf. Vermutlich war es Zeit sich wieder um ihre Pflichten als Gastgeberin zu kümmern. Es sollte schließlich niemandem auffallen, dass sie einen Nebenjob angetreten hatte.
Oliver folgte ihr träge. Er streifte durch den Flur ohne genau zu wissen wohin er wollte. Die beiden hinteren Zimmer waren reichlich belegt. Seine Baronin war offenbar in das private Zimmer gebracht worden. Sie sollten alle warten, bis sie wieder einigermaßen auf dem Damm war, lautete der Plan. Auch seine rote Zora war irgendwo anders. Im zweiten der beiden Räume kniete eine Frau in der Mitte, umrundet von mindestens einem halben Dutzend Männern, denen sie im Kreis herum die Schwänze blies, während sie im Wechsel von hinten gefickt wurde. Neben der Treppe, kurz bevor es auf den breiteren Flur mit den vier anderen Zimmern ging, saßen drei Männer auf dem Boden. Sie lehnten an der Wand, hatten die Beine ausgestreckt und halbvolle Teller neben sich stehen. Dazu hielten sie dickwandige Whisky Tumbler in den Händen. Ganz offensichtlich hatte es mittlerweile irgendwo eine Stärkung gegeben. Der Anblick der Teller und der rauchige Geruch des Whiskeys erinnerte ihn daran, dass er selbst seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen und vor allem getrunken hatte. Er schlenderte an der Treppe vorbei. Die beiden Security Männer waren offenbar ausgetauscht worden. Zwei andere standen in derselben Pose wie ihre Vorgänger auf der untersten Treppenstufe. Keiner der beiden war der Beamte der Undercover eingeschleust worden war.
Sechs oder sieben Männer in dem Zimmer, drei auf dem Flur, er selbst, zwei die ihm wankend entgegenkamen. Irgendwo musste ein gehöriger Frauenüberschuss herrschen. Er fragte sich zum zweiten Mal an diesem Abend, wie die Orgie hier zu Ende gehen würde. Würden sie irgendwann alle rauswerfen? Würden die Pärchen wie sie gekommen waren nacheinander die Villa verlassen? Wie würden die einzelnen Paare wieder zusammenfinden? Fielen doch irgendwann alle Masken? Oliver schlenderte seinen Gedanken nachhängend über den Flur. Die vier Zimmer waren nach wie vor gefüllt, aber nicht mehr so übervölkert wie zuvor. Irgendwo hatte sich die Masse der Teilnehmer hin verschoben. Und zwar vor allem der weibliche Anteil. In zwei der vier Zimmer herrschte ebenfalls ein deutlicher Herrenüberschuss. Wenn er alle zusammen zählte kam er beinahe schon auf die neunzehn Lustspender. Aber höchstens auf sechs oder sieben Frauen.
Er hatte den Saal erreicht in dem alles begonnen hatte. Im Vorbeigehen hatte er im letzten Zimmer trotz Maske den braunhaarigen Agenten erkannt. Er trat in den Saal an dessen Seite sich eine zweiflüglige Tür geöffnet hatte, die zu Beginn der Veranstaltung noch geschlossen war. Stattdessen war die Eingangstür, durch die alle gekommen waren verschlossen. Zwei Männer der Security standen in der bereits bekannten und offenbar unter den Männern sehr beliebten Pose davor aufgebaut. Auch unter den beiden erkannte er nicht den Beamten aus dem Zimmer. Vermutlich war der bei der Baronin geblieben, bis sie wieder ansprechbar war. Auf ihn würden sie wohl warten, bis das OK kam, die Polizistin und ihn zu ihr zu bringen.
Langsam schlenderte er durch den Saal auf die Tür zu. Sein Schwanz pendelte schlaff zwischen seinen Beinen. Die Geräusche die zu ihm herüber getragen wurden ließen darauf schließen, dass er dem Frauenüberschuss näherkam.
Auf Stühlen im Kreis herum hockten acht oder neun Frauen. Sie hatten die Beine gespreizt. Ihre Knie berührten sich und bildeten einen fast perfekten Ring aus Schenkeln und Muschis. Dazwischen kniete in Hündchen Haltung ein Mann, den sie reihum von einer Muschi zur anderen lockten, indem sie ihm Leckereien zuwarfen, die sie von einem mächtigen Buffet, das an der Stirnwand aufgebaut war, besorgt hatten. Der Mann krabbelte von einer hingehaltenen Süßigkeit zur nächsten, schnappte danach wie ein Schoßhund und leckte zum Dank dafür, dass man es ihm in den Mund gesteckt hatte die Muschi der Spenderin. Bis die nächste in Hündchen Sprache ihn anzulocken versuchte.
Die Situation war so bizarr, die Frauen so kindlich amüsiert, der Lustspender in der Mitte so versunken in seine Aufgabe, dass Oliver beinahe lauthals losgelacht hätte. Einen Moment lang stand er wie versteinert unter der Tür, unfähig das was er sah als real zu akzeptieren. Was er einen Moment lang für ein Rollenspiel hielt, stellte sich, je länger er es betrachtete, als durchaus ernst gemeinte Szene heraus. Der als Hündchen agierende Lustspender hatte einen winzigen Schwanz, der hart zu sein schien. Immer wieder durfte er ihn sich wichsen, wenn die gerade geleckte mit seiner Zunge zufrieden gewesen war.
Angewidert von der demütigen Haltung des Mannes wandte er sich nach kurzer Zeit von der Szene ab.
Die Undercover Beamtin in den kurzen Haaren stand am Buffet und schaufelte etwas auf einen Teller. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt. Ihr Hintern spannte sich, während sie sich über den tiefen, fast 10 Meter breiten Tisch beugte. Sie hatte ein kleines Tattoo auf dem linken Schulterblatt. Eine Rose oder eine Lilie. Oliver war zu weit weg um es genau zu erkennen. Der schwarzhaarige Beamte war bereits mit einem gut gefüllten Teller an die Seite getreten. Er hatte die Szene mit dem im Kreis hechelnden Hündchen ebenfalls beobachtet, bis er Oliver unter der Tür entdeckt hatte. Er nickte ihm kaum merklich zu. Oliver tat als würde er ihn nicht bemerken und trat neben die Frau.
Er schnappte sich einen Teller. Sein Magen rumorte deutlich hörbar, bei all den aufgebauten Delikatessen. Die Beamtin schien es bemerkt zu haben, warf einen kurzen Blick auf seine Körpermitte und grinste vielsagend unter ihrer schwarzen Maske hervor.
Ihr Blick fiel auf die Runde der Frauen, weil dort gerade ein neuerliches Aufbrausen der Lautstärke zu vernehmen war. Das Hundchen schien einer Dame nicht recht gehorcht zu haben, es wurde unter lautstarken Anfeuerungen der anderen gerade von ihr mit flachen Hieben auf den Hintern gemaßregelt. Es zuckte und stöhnte bei jedem Schlag. Schüttelte wie in Trance den Kopf hin und her und schien völlig gefangen in seiner eigenen Welt inmitten eines Rudels wie Backfische glucksender Frauen.
Wie zufällig trat Oliver nachdem er einen Teller reichlich gefüllt hatte neben die Beamtin. Mit Heißhunger schaufelte er den Inhalt in sich hinein. Für Besteck war im Stehen weder Platz noch Zeit. Ein paar Mal trafen sich ihre Blicke. Die Frau wirkte eher amüsiert über seinen offensichtlichen Heißhunger, als besorgt über ihre Mission. Sie wirkte beinahe gelangweilt, wie sie in ihrem Teller herumstocherte. Als Oliver den Versuch machte sie leise auf das anzusprechen, was vor wenigen Minuten in dem Privatzimmer besprochen wurde, schüttelte sie kaum merklich den Kopf. Ihr Blick sagte deutlich, dass er nicht weiter nachbohren sollte. Sie wartete bis er seinen Teller leergegessen hatte und achtlos auf ein nicht mit weißen Laken abgedecktes Sideboard abgestellt hatte, auf dem schon mehrere andere leere Teller standen.
Hier drinnen waren keine Möbel abgedeckt, wie er beiläufig feststellte. Die Beamtin schnappte ihn am Handgelenk, wie sie einen beliebigen anderen Mann auch abgeschleppt hätte. Er folgte ihr am ausgestreckten Arm. Im Nebenraum, dort wo der Abend seinen Anfang genommen hatte, zog sie ihn in eine Nische im Mauerwerk.
»Kennt Sie die Baronin?«, fragte Oliver noch ehe sie etwas Anderes sagen konnte. Sie schüttelte den Kopf. »Was ist ihre Tarnung hier? Sind sie eine von denen, die sich auch für viel Geld einen Lustspender geleistet haben?« Wieder schüttelte sie den Kopf. Diesmal nachdrücklicher. Ihre Lippen strichen über seine Ohrmuschel als sie antwortete.
»Man kann sich mit viel Geduld und ausreichend Vermögen heute Abend hier auch einkaufen. Man kann sich seinen Lustspender, wie sie es nennen, praktisch online aussuchen. Über eine Agentur. Auch an der sind wir übrigens sehr nahe dran.« Sie zögerte einen Moment, blickte über die Schultern und fuhr dann fort.
»Aber die sitzt irgendwo im Baltikum. Das ist nicht leicht. Jedenfalls ist meine Tarnung hier die Ehefrau eines reichen Magnaten aus dem Ruhrgebiet, die sich heute Abend eingemietet hat.« Wieder blickte sie kurz über die Schulter.
»Ihr Lustspender ist ihr Kollege?« Sie nickte. Ihre kurzen Haare kitzelten an seiner Wange. »Und der zweite?« Wieder nickte sie. »Den haben wir über die Schneider einführen können.« Sie ließ offen was genau das bedeutete.
»Glauben Sie wir können die Baronin für mich interessieren?« Oliver nickte zuversichtlich. »Sie kennen Sie besser als die Informationen, die wir von der Schneider haben. Wie gehen wir vor?« Hinter ihnen stolperte eine Frau, augenscheinlich reichlich angetrunken vorbei. Oliver, der mit dem Rücken in den Raum stand kam nicht umhin, sich den nackten Hintern von ihr betatschen zu lassen. Er ließ ihre Fummelei stoisch über sich ergehen. Die Beamtin grinste amüsiert, während sie ihm über die Schulter blickte und wartete, bis die betrunkene Diva weitergezogen war. Sie schüttelte den Kopf wobei offensichtlich war, dass trotz ihrer lockeren Haltung der Situation gegenüber, ihre Meinung über diesen Event und alles was dahintersteckte damit gemeint war.
Nachdem Oliver auf die Berührungen der Frau nicht reagiert hatte, war sie murrend weitergezogen. Er lehnte sich noch ein Stückchen näher an die Beamtin und raunte ihr ins Ohr. »Das mit der Baronin bekommen sie locker hin. Sie müssen nur so hart und brutal sein, wie Sie können.« Sie nickte.
»Das deckt sich mit dem was Frau Schneider gesagt hat. Ich denke das kriege ich hin. Wir wissen von der Schneider auf welchen Typ Frau die Freilass steht. Wir haben uns bemüht, den so gut es ging zu treffen. War sie mit anderen Frauen zusammen, seit Sie bei ihr sind?«
Oliver verneinte die Frage kopfschüttelnd. Er hatte bislang immer nur alleine das Vergnügen mit ihr.
Oliver sah, dass sie jemandem zunickte. Er wandte sich unauffällig um, sah den getarnten Security Mann, der die Baronin in das Nebenzimmer verfrachtet hatte gerade aus dem Raum gehen.
»Es geht los«, meinte die Beamtin. Sie nahm ihn am Handgelenk und wollte ihn aus der Mauernische ziehen, hielt dann aber einen Moment inne um ihm in die Augen zu sehen, als wolle sie ihn nochmal von der Wichtigkeit der kommenden Minuten überzeugen. »Wir sind seit mehr als einem halben Jahr an dieser Organisation dran. Und immer noch haben wir keine Informationen über die Hintermänner. Die, die sie auf welche Art auch immer ausgewählt haben.« Sie ließ offen, ob sie wusste wie Oliver besagten Hintermännern in die Hände gefallen war. Er ging davon aus, dass sie wussten, dass die wenigsten Lustspender auf freiwilliger Basis angeworben waren. Umso eindringlicher sah sie ihm in die Augen.
»Mit ihrer Hilfe können wir denen vielleicht bald das Handwerk legen und sie können wieder in ihr altes Leben zurück.« Oliver nickte und folgte ihr. Ihr letzter Satz hing wie eine Drohung in der Luft.
Sie fanden die Baronin in dem Zimmer in dem sie mit der Gastgeberin vor einigen Minuten alleine gewesen waren. Die Tür war angelehnt. Der als Sicherheitsmann getarnte Beamte stand davor. Nachdem seine Kollegin mit Oliver im Schlepptau eingetreten war, entfernte er sich. Man hatte der Baronin etwas zu Essen und zu Trinken gebracht. Beides stand auf einem Beistelltisch und schien unangerührt. Sie erkannte Oliver. Er wusste nicht recht wie er sich jetzt verhalten sollte, aber seine Begleitung hatte schon die volle Aufmerksamkeit erregt, kaum dass sie den Raum betreten hatte. Die Augen der Baronin wanderten ihren nackten Körper entlang. Sie schien schon wieder Lust an dem zu verspüren, was sie sah. Oliver hatte keine Erfahrung mit ihr im Zusammenhang mit anderen Frauen. Er wusste nur, dass sie mehrmals schon, manchmal wie abwesend murmelnd, sich eine andere Frau gewünscht hatte, die sie lecken konnte, während er sie von hinten gefickt hatte. Er hatte sich schon da gefragt, was sie davon abhielt sich eine zu kaufen. In ihren Kreisen sollte das ja kein Problem sein, wie er selbst feststellen durfte.
Schon vom ersten Blickkontakt an schien die junge Frau sich an dem zu orientieren, was Oliver ihr zugesteckt hatte. Ohne auch nur ein Wort ging sie direkt auf die Baronin zu und bohrte ihr die Zunge in den Hals. Einen Moment lang schien diese perplex zu sein, über die stürmische Annäherung, doch die Beamtin war vorbereitet. »Wo hast du denn gesteckt, ich habe dich überall gesucht.« Sie bemühte sich um ein besorgtes Gesicht und hatte augenscheinlich Erfolg mit ihrer Taktik. Die Baronin, schien einen Moment zu überlegen, was es mit der Frau auf sich hatte. Weil sie sich keine Blöße geben wollte, überging sie ihre Gedächtnislücken mit einem gespielt teilnahmslosen Schulterzucken, als hätte sie es nicht nötig, der jungen Frau zu berichten, was sie sie letzte halbe Stunde gemacht hatte. Die ging auch gar nicht näher darauf ein, sondern warf sich der Baronin um den Hals als wären sie die intimsten Freundinnen. Sie flüsterte ihr Liebkosungen und Versprechen zu, während ihre Lippen den Oberkörper der Baronin mit Küssen eindeckten. Schon nach wenigen Minuten war abzusehen, dass ihre Bemühungen erfolgreich sein würden.
Oliver, der sich bewusst im Hintergrund gehalten hatte, fragte sich nicht ohne Grund, welche Rolle er in dem Schauspiel spielen sollte. Die junge Beamtin hatte sich völlig ohne sein Zutun an die Baronin herangemacht. Wozu hatten sie ihn eingeweiht? Alles was seit der Begegnung mit der Gastgeberin und dem verdeckt arbeitenden Team an Informationen mit ihm geteilt worden war, hätte auch mit ihm als nicht eingeweihtem Lustspender funktioniert. Einmal mehr kam Oliver zu dem Entschluss vorsichtig zu sein, bei dem was hier gespielt wurde. Seine eigene Haut zu retten musste nach wie vor im Vordergrund stehen. Wenn dabei die Organisation um die Baronin herum gesprengt werden würde, sollte ihm das Recht sein. Aber solange es das manipulierte Video irgendwo auf einem Berg im Schreibtisch der jungen oder alten Baumgärtner geben würde, mussten seine Prioritäten dort liegen.
Die beiden Frauen auf der Couch lenkten ihn von seinen Gedanken ab. Die Baronin forderte vehement seinen Schwanz, obwohl Oliver nicht sah, wohin er ihn stecken sollte. Sowohl in der Muschi als auch im Arsch steckte eine Faust der Beamtin. Mit weit gespreizten Beinen hing seine Besitzerin tief in die Polster gepresst, während die junge Frau sie mit beängstigender Kraft fistete. Sie schien die Ratschläge beherzt umzusetzen und ging hart und brutal zu Werke. Aber die Baronin schrie schon wieder vor Schmerz und Lust. Die Reaktionen gaben der jungen Frau Recht. Erst als sich ein Platz für Olivers Schwanz tief in der Kehle der Baronin gefunden hatte, verstummten die Schreie. Dankbar nickte die Frau ihm grinsend zu, während sie ihre Hände bis weit über die Handgelenke hinaus in die Baronin versenkte.
Es dauerte höchstens zehn Minuten, dann war die neu hinzugekommene, offene Tür, ohne dass der Sicherheitsmann vor der Tür sie bewacht hatte, auch anderen aufgefallen. Um die Baronin herum versammelten sich in kurzer Zeit zwei weitere Frauen sowie der als Lustspender der jungen Beamtin getarnte Kollege. Angefeuert von den Bemühungen der jungen Frau an und in sich, schien die Baronin die Lust an noch mehr Frauen entdeckt zu haben. Die beiden neu hinzugekommenen wurden bald so intensiv in ihr Spiel eingebunden, dass die junge Beamtin eine Zeit lang fürchten musste, von den beiden neuen verdrängt zu werden, die frische, kraftvolle und ausgeruhte Hände und Arme zur Verfügung hatten, um der Baronin die Löcher zu stopfen. Ihre eigenen Arme waren nach mehr als zehn Minuten derbstem fisten langsam schwach geworden. Sie zitterte am ganzen Körper und musste sich den neuen geschlagen geben. Auch Oliver ließ sich dankbar nach ausgiebigstem Kehlenfick vom Lustspender der Beamtin ersetzen.
Mit zitternden Knien rutschte er neben die junge Frau auf den Boden vor der Couch, von wo aus sie zusammen das schier unersättliche Treiben der Baronin beobachteten.
Es würde nicht mehr lange gehen, dann würde wieder die Security in den Raum stürmen, dachte Oliver. Aber er erinnerte sich sogleich an das was die Schneider vorhin gesagt hatte. Heute würden sie sie nicht wegschaffen. Höchstens im Auge behalten. Aber das traf wohl auf alle in der herrschaftlichen Villa zu.
Irgendwann erhaschte Oliver einen Blick auf eine Uhr, die halb verdeckt von den obligatorischen weißen Decken mit denen die meisten Möbel die nicht zum liegen oder sitzen abgedeckt waren, hervorschaute. Sie zeigte 1:37 Uhr. Es musste so gegen 17 Uhr gewesen sein, als sie hier angekommen waren. Oliver konnte kaum glauben, dass die Uhr die richtige Zeit anzeigte und sie seit mehr als acht Stunden hier sein sollten. Schon gar nicht wenn er sich das Treiben um sich herum anschaute.
Wenngleich bei näherem hinsehen, der oder die eine schon deutlich sichtbare Ausfallerscheinungen zeigte. Die wenigsten Masken waren noch dort wo sie hingehörten. Die Frisuren der Frauen waren allesamt ruiniert. Make-Up war längst bei keiner mehr im Gesicht. Wenn überhaupt noch, dann mit Unmengen Sperma, Spucke und anderem nicht näher definierbarem verschmiert. Die Männer trugen kratz- und beißspuren an ihren Schwänzen. Rote Striemen von tief in die Haut geschlagenen Fingernägeln zierten ihre Rücken und Schultern. Und das waren noch die harmlosesten Kampfspuren. Der ein oder andere bedauernswerte Lustspender hatte noch ganz andere Spuren an denen er noch Tage zehren würde.
Die Gastgeberin trug noch einen Fetzen ihres Cocktailkleids am Leibe als wolle sie es sich nicht nehmen lassen, als letzte wenigstens einen Hauch von Kleid zu tragen. Ihre Wolfsmaske war verschmiert mit Lippenstiften aller Couleur wie ein Pokal am Ende einer Siegesfeier, wenn unzählige Lippen ihn dankbar abgeknutscht hatten. Freifrau Bergen von Freilass lag hinter der Couch, auf der sie vorhin noch gefistet wurde. Jemand hatte sie auf die Rückenlehne gelegt um besser an sie heran zu kommen. Von dort war sie hintenübergefallen und achtlos liegen gelassen worden. Der Lustspender der sie gefistet hatte, hatte sich Ersatz gesucht, nachdem sie ihm im wahrsten Sinne des Wortes aus der Hand gerutscht war. Niemand nahm Notiz von der wie tot daliegenden Frau hinter der hohen Rückenlehne, deren in den Raum ragende Beine schon unzählige ins Stolpern gebracht hatte. Zu allen Blessuren die sie später auf sich finden würde, gesellten sich noch ein Dutzend blaue Flecken, die hochhackige Schuhe an ihren Schienbeinen verursacht hatten. Wenngleich die allermeisten sich mehr die nackten Zehen an ihren Beinen anschlugen als umgekehrt, denn auch Schuhe trug kaum jemand mehr.
Während Oliver sich wie erschlagen fühlend die Szenerie aus der Ferne betrachtete, fragte er sich, wie all das was hier verstreut im Raum lag, jemals wieder den passenden Besitzer finden würde. Alleine in seinem Blickfeld lagen ein halbes Dutzend, schwarzer Louboutins die abgesehen von unterschiedlicher Größe allesamt gleich aussahen. Außer dass es mehr linke als rechte Schuhe gab wie er beiläufig feststellte.
Er hatte die Beamtin im Arm, deren Hand auf seinem Schaft ruhte. Sie hielt ihn fest als wolle sie verhindern, dass er verschwand. Ihre schläfrige Haltung täuschte. Sie hatte die Baronin im Blick und wollte auf keinen Fall, dass sie aus ihren Augen verschwand. Die unersättliche Gier, mit der Freifrau Bergen von Freilass auf sie reagiert hatte, war nach hinten losgegangen. Schnell hatte die Frau mehr und mehr Nachschub gefordert und verschlissen, sodass die junge Beamtin am Ende in der Masse untergegangen war. Im Grunde waren sie wieder in der Ausgangssituation. Wenn die Baronin jemals wieder aufwachen würde, würde sie sich so wenig an sie erinnern wie zuvor, als sie den Raum betreten hatte. Höchstens vielleicht an ihre kräftigen Hände, aber selbst die hatten andere, nach ihr kommende Frauen adäquat ersetzen können. Wie ein Lauffeuer schien sich verbreitet zu haben, dass die Zeremonienmeisterin nach Händen und Fäusten schrie und wie eine Horde Lemminge waren zeitweilig mehr als ein halbes Dutzend Frauen Schlange gestanden, um ihr zu geben, wonach sie aus voller Kehle brüllend verlangte.
Nie zuvor hatte Oliver etwas vergleichbares gesehen oder gar erlebt. Aber das ging nicht nur ihm so. Auch viele der in den Raum strömenden Männer und Frauen, die den Ursprung des lautesten Gebrülls in der gesamten Villa gesucht hatten, hatten sich geradezu schockiert über die Gier der Baronin gezeigt. Ein paar von ihnen waren sogar wieder in ruhigere Räume zurückgegangen, als wollten sie verhindern, hier drinnen unter die Räder zu kommen. Auch Oliver war einer von ihnen gewesen, der sich zurückgezogen hatte. Sein Schwanz brannte wie verrückt, er konnte die Zähne, die sich in seine Wurzel geschlagen hatten nicht mehr zählen. Er war wund, blutete und pochte wie verrückt. Die Aussicht ihn zu berühren oder ihn in eine Unterhose zwängen zu müssen, bereitete ihm bereits in Gedanken weitere Schmerzen.
Er spürte die Lippen der jungen Beamtin am Ohr. Vor ein paar Minuten hatte sie sich ihm als Lara vorgestellt. Mario, ihr Lustspender hielt sich im Hintergrund. Er hatte einen Teller in der Hand und stopfte irgendetwas undefinierbares aber stark nach orientalischen Gewürzen riechendes in sich hinein, das er sich gerade frisch vom Buffet geholt hatte. Auch dort schien man noch vollauf beschäftigt, die Gäste bei Laune zu halten.
»Wir sollten sie hier raus schaffen.« Sie deutete vage auf die Baronin, wobei Oliver auch so gewusst hätte, über wen sie sprach. »Sie ist im selben Zustand wie vorhin.« Er nickte. Er wusste worauf sie anspielte. In dem Zustand wäre es ein leichtes, ihr jede noch so hanebüchene Geschichte über sie und Lara unterzuschieben. Wenn das denn überhaupt nötig wäre. »Ok, dann los.« Lara legte ihre schmale Hand auf seine Oberschenkel. Sie drückte sich daran vom Boden hoch, wobei sie ihm ihre Muschi einen Moment lang direkt vors Gesicht hielt. Sie gab wirklich alles für diesen Undercover Einsatz. Mit Marios Hilfe zogen sie Freifrau Bergen von Freilass hinter der Couch vor, nachdem die vier in den Polstern fickenden kein Verständnis zeigten, ihnen den Weg hinter die Lehne zu ermöglichen. Mario packte sie recht pragmatisch an den Fesseln und zog sie über den Boden, bis Oliver ihr unter die Arme greifen konnte. Sie schleifte über das Parkett und sammelte sehr unherrschaftliche Wollmäuse auf, die sich wie graue Strähnen durch ihr kastanienbraunes Haar zogen. Stehen konnte sie nicht. Jeder Versuch endete darin, dass ihre Knie wegknickten und sie der Länge nach hingeschlagen wäre, wenn nicht einer der beiden sie wieder aufgefangen hätte.
Für Mario schien die Fürsorge ihr gegenüber aufgebraucht, weshalb er sie Oliver wie einen Mehlsack über die Schultern legte. Ein Bein baumelte vor, eines hinter seiner linken Schulter. Auf der rechten Seite hatte er die Arme. Wie ein waidwundes Reh baumelte sie spannungslos in seinem Rücken. Lara hielt ihren Kopf damit er nicht an der Türkante anschlug, nachdem Oliver seine ausladende Fracht nicht richtig eingeschätzt hatte. Ob das Donnern ihres Kopfes gegen die Türzarge einen Unterschied über ihren Geisteszustand gemacht hätte, war allerdings fraglich.
Er schaffte es, sie ohne größere weitere Blessuren bis in die Halle zu tragen, wo sie schon von ihrer Security in Empfang genommen wurden.
»Ich soll sie nach Hause bringen«, log Lara schnell als jemand sie von Olivers Schultern laden wollte. Der ließ sie die Frau daraufhin zwar weitertragen, schüttelte die beiden Männer betreffend aber den Kopf.
»Nur sie.« Was Mario betraf war er unsicher und Lara merkte schnell, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Aber auch ihre, vermutlich genauso wie sie selbst getarnte Security, tauchte auf. Zwei Männer in dunklen Anzügen, die Mario übernahmen. Lara nickte den beiden zu und raunte ihnen einen Befehl zu. Einer aus dem Team der Baronin stellte sich unmissverständlich in Olivers Nähe. Es war nicht zu übersehen, dass sich ihre Wege hier trennen würden. Oliver würde in sein Appartement zurückgebracht werden. Lara durfte, wenn sie Glück hatte, die Baronin bis in ihr Schlafzimmer begleiten. Sie war jedenfalls auf sich alleine gestellt.
Aber Lara hatte Glück. Sie konnte die Baronin bis in ihr Schlafzimmer begleiten und sie war am nächsten Morgen die erste, die die Baronin wieder zu Gesicht bekam als sie von einem traumlosen Schlaf aufgewacht war. Etwas zurückhaltend, wie immer wenn sie einen Filmriss gehabt hatte, erkundigte sie sich nach dem Verlauf des Events bei ihr. Lara berichtete ihr freimütig. Ließ die peinlichen Aussetzer weg und fügte ein paar Erlebnisse, die sie im speziellen betrafen hinzu. Die Baronin schöpfte keinen Verdacht. Die Optik, die Lara so sorgfältig an sich vorbereitet hatte tat ein Übriges. Die beiden fanden schnell und innig zueinander. Es dauerte ganze drei Tage dann war die Baronin Lara verfallen.
Die Zerschlagung der Bande von innen heraus hatte begonnen.
------ Kapitel 13 ------
Zwei Wochen später rollte ein dunkelblauer Maserati Levante auf das Gelände eines aufgegebenen Möbellagers in Rastatt. Von zwei schwarzen Land Rovern eskortiert folgte ein mattschwarzer Bentley Continental GT Supersports dem italienischen Luxuswagen. Sie steuerten auf einen unbeschrifteten Lieferwagen zu, der vor einem der vielen geschlossenen Rolltoren stand. Als die Schiebetüren des Lieferwagens geöffnet wurden und ein mit Handschellen gefesselter, junger Mann aus dem Laderaum geschoben wurde, brach auf dem scheinbar verlassenen Gelände die Hölle los. Die Ausfahrten wurden mit Mannschaftswagen eines Sondereinsatzkommandos blockiert. In dicke Schutzausrüstung gehüllte Uniformierte stürmten aus den Fahrzeugen. Rolltore wurden nach oben gerissen. Auch von dort stürmten Beamte, Schnellfeuergewehre im Anschlag, auf die Fahrzeuge zu und brachten die Fahrer und Beifahrer aus dem Lieferwagen in Sekundenschnelle unter ihre Kontrolle. Auf der Fahrerseite des Bentleys und des Maseratis gingen Uniformierte in Stellung. Sie richteten Pistolen in den Innenraum und forderten die Fahrer lautstark auf, die Fahrzeuge mit erhobenen Händen zu verlassen und sich neben dem Wagen auf den Boden zu legen.
Während die Tür des Maseratis ruckartig aufgestoßen wurde, ein schmächtiger in einem dunkelblauen Anzug herauskletterte und mit vorgehaltener Pistole vor dem Beamten auf die Knie sank, öffnete sich die Tür des Bentleys geradezu aufreizend langsam. Zwei schwarz glänzende High-Heels, die an nackten Füßen getragen wurden, erschienen über der silbernen Einstiegsleiste. Endlos lang wirkende Beine wurden nach außen gedreht. Ein schwarzer Rock, so kurz, dass die Haut ihrer Beine praktisch nahtlos in die weiße Bluse überzugehen schien kam zum Vorschein, als Iselore Freifrau Bergen von Freilass sich langsam aus dem tiefen Fahrersitz erhob. Ihre Bluse war bis zum Bauchnabel aufgeknöpft. Der uniformierte Beamte, der mit ausgestreckten Armen, die Waffe im Anschlag neben dem Wagen stand blinzelte einen Moment irritiert. Dann hatte er sich wieder unter Kontrolle und richtete seine Augen auf die Hände der Frau, um sicher zu gehen, dass sie nicht zu einer Waffe greifen würde. Ein Schmunzeln legte sich in seine Mundwinkel. Vielleicht weil er sich gerade fragte, wo in aller Welt sie die versteckt haben sollte. Konnte er doch praktisch jedes mögliche Versteck bereits mit den Augen erfassen, ohne sie überhaupt erst abtasten zu müssen. Aber die Einsatzkräfte vor Ort waren Profis und so schaffte auch der für die Baronin zuständige Beamte es schnell, sich wieder unter Kontrolle zu bringen.
Auf der Beifahrerseite der Baronin schälte sich Lara Heil aus dem Wagen. Die Undercover Agentin der Sonderorganisation für organisiertes Verbrechen und Menschenhandel. Auf sie war keine Waffe gerichtet und niemand schien Notiz von ihr zu nehmen, während sie in einem eleganten roten Kostüm um das Heck des Bentleys herumging. Die knirschenden Schritte ihrer weißen High-Heels schienen für einen Moment die einzigen Geräusche auf dem gesamten Areal zu sein. Sie war die einzige Person die aus einem der fünf im Mittelpunkt stehenden Fahrzeuge gestiegen war, auf die keine Waffe gerichtet wurde, oder die nicht anderweitig in Schach gehalten wurde. Langsam und selbstsicher umrundete sie den Bentley.
In den Tagen in denen sie das Vertrauen der Baronin gewinnen konnte hatte sie es geschafft mit reichlich Geld und Beharrlichkeit über deren Verbindungen einen Mann für sich zu kaufen. Ihr Hintergrund war von professioneller Hand aufgebaut worden, sodass sie einer Überprüfung durch die Organisation durch die Baumgärtner und deren Kontakte standgehalten hatte. Niemand hatte Verdacht geschöpft, dass an der reichen Gattin aus dem Ruhrgebiet etwas nicht stimmte. Selbst die Geschichte ihres Mannes war Wasserdicht auf eine Überprüfung vorbereitet worden. Die Spezialisten im Hintergrund hatten ganze Arbeit geleistet.
Heute war der Tag an dem die Übergabe stattfinden sollte. Der mit Handschellen gefesselte Mann, den man aus dem weißen Lieferwagen geholt hatte, wurde gerade von zwei Polizisten aus der Schusslinie geführt. Auf ihn wartete ein Arzt, der etwas Abseits in einem Rettungswagen wartete.
Lara Heil baute sich vor Petra Baumgärtner auf, die neben dem weißen Lieferwagen stand und deren Gesicht längst erkannt hatte, was hier gespielt wurde. Mit fester Stimme las Lara Heil den in Schach gehaltenen Personen ihre Rechte vor, ehe sie die Kontrolle an den Einsatzleiter übergab, der die Verdächtigen in einen gepanzerten Einsatzwagen verfrachtete, dessen Scheiben von innen mit festen Gitterstäben geschützt waren. Mit Handschellen wurden die Männer und Frauen, darunter Laura, die schon Oliver transportiert hatte, an den Wagen angekettet. Während die Wagen des Einsatzkommandos langsam vom Gelände rollten, näherten sich mit Blaulicht die ersten Streifenwagen. Einige eskortierten das Einsatzkommando nach Karlsruhe, andere riegelten weitläufig das Areal ab. Erste Fahrzeuge der Spurensicherung und der Kriminalpolizei rollten auf die achtlos zurückgelassenen Fahrzeuge zu, um sie auf Spuren und Beweise zu untersuchen. Ein Helikopter knatterte aus der Ferne auf das Areal zu, schwebte einen Augenblick über der Szenerie und drehte dann ab um den vorausgefahrenen Fahrzeugen nach Karlsruhe zu folgen. Selbst aus der Luft wollte man die Verdächtigen nicht mehr aus den Augen lassen.
Im selben Moment da in dem Möbellager die Rolltore nach oben gerissen worden waren und Einsatzkräfte die Lage unter ihre Kontrolle gebracht hatten, waren Olivers Appartement und unzählige weitere in einer beispiellosen Großrazzia gestürmt worden. Oliver hörte die Tumulte noch bevor er auch nur eine Ahnung hatte, dass heute der große Tag war. Mit Schlagstöcken, Maschinenpistolen und hinter dicken schusssichere Schilde tragenden Kollegen, waren die Einsatzkräfte in sein Appartement gestürmt, hatten die Security überwältigt und die Gefangenen befreit. Oliver wurde zusammen mit vier anderen Männern und einer Frau in einen Raum gebracht, wo man ihnen eine kleine Gruppe von Notfallseelsorgern zur Seite stellte, die ihre ersten Fragen beantworten und ihre drängendsten Ängste nehmen sollten. Die fünf anderen waren tatsächlich alle in dem selben Gebäude untergebracht gewesen wie er. Sie alle waren für die Baronin oder für Freunde von ihr dort festgehalten worden.
Oliver hatte keine Fragen und keine Ängste. Alles was ihn interessierte war, wie er schnellstmöglich das Sanatorium erreichen und seine eigenen Beweisstücke in Besitz bringen konnte, bevor die Beamten ihm zuvorkamen.
Aber im Laufe der folgenden Stunden schwand seine Hoffnung zur Größe eines Sandkörnchens zusammen. Das Sanatorium war mit derselben übermächtigen Dominanz gestürmt und auseinandergenommen worden. Oliver hatte nur noch einen einzigen Trumpf in der Hinterhand. Wenn der nicht ziehen würde, hatten sie längst alle Informationen, das Überwachungsvideo aus der Wohnung der Baumgärtner Witwe und sein Stelldichein mit Chi und Seichan auf Band. Dann konnten sie in aller Ruhe, wenn ihre größten Probleme abgearbeitet waren, sich um ihn kümmern. Aber noch war da ein kleiner Funken Hoffnung.
Vier Tage dauerte sein Vernehmungsmarathon. Vier Tage in denen er mit unzähligen Personen aus unzähligen Einheiten reden musste, ihre Fragen beantworten und seine Meinung äußern musste. Noch hielt er hartnäckig an seiner Variante fest, erst im Parkhaus des Hauses aufgeschnappt worden zu sein. Auf die Frage wie er dort hinkam und was er dort gewollt hatte, hatte er eine plausible Erklärung gefunden, die sie nicht in Frage stellten. Warum auch. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie keinen Grund an seiner Opferrolle zu zweifeln. Zumal die anderen freigelassenen Männer und Frauen zwar allesamt aus einfachen und teils fragwürdigen Verhältnissen stammten, keiner von ihnen aber ein ausgeprägtes Vorstrafenregister vorzuweisen hatte, sodass die Beamten nicht automatisch bei jedem auf eine kriminelle Vergangenheit schließen mussten.
Am Tag Fünf nach der Erstürmung des Appartements in Baden-Baden wachte Oliver in seinem Bett in seiner Karlsruher Wohnung auf und hatte zum ersten Mal seit er wieder ein freier Mann war keine Termine.
Erst Morgen war die große Anhörung angesetzt bei der er zum ersten Mal wieder auf die Baronin treffen sollte.
Er gönnte sich ein ausgiebiges Frühstück, duschte eine halbe Stunde lang, bis seine Haut sich von den Knochen zu lösen drohte und schlenderte dorthin, wo er seinen Wagen als letztes abgestellt hatte. In Sichtweite der Baumgärtner Wohnung. Er hatte nicht wirklich Hoffnung ihn dort noch zu finden, zumal er den Schlüssel hatte stecken lassen, damit er im Zweifelsfalle möglichst schnell verschwinden konnte, aber zu seiner freudigen Überraschung stand der Wagen noch genau dort wo er ihn abgestellt hatte. Der Schlüssel steckte. Offenbar hatte ihn niemand in seiner Abwesenheit als Schlafplatz oder einer anderen Form von Unterschlupf missbraucht. Und so kam es, dass er sich 27 Tage nach seiner nächtlichen Observation wieder auf den Fahrersitz fallen ließ, den Schlüssel umdrehte und aus der Parklücke rollte, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Zielstrebig steuerte er die Autobahn an. Natürlich wusste er mittlerweile längst die genaue Adresse des alten Sanatoriums. Er konnte die Adresse einfach ins Navigationsgerät eintippen und sich dorthin leiten lassen. Allerdings war er sich nicht sicher, was ihn dort erwarten würde.
Bei all dem Rummel der die letzten Tage um die alten Gemäuer geherrscht hatte, wagte er zu bezweifeln, dass er einfach durch den Torbogen fahren konnte und nach seinen Beweismitteln suchen konnte. Aber er hatte auch hier Glück. Zwar waren noch ein paar Schaulustige auf der Zufahrtstraße unterwegs, aber die Einsatzkräfte waren längst abgezogen. Das Gebäude mit zweitweise bis zu hundert Beamten von den Grundmauern bis zu den Zinnen durchsucht worden. Alles war in riesigen Kisten abtransportiert worden. Die Bilder davon und wie die Baumgärtner Witwe in Handschellen aus dem Gemäuer geführt wurde, war durch sämtliche Nachrichtensendungen gegangen.
Ein Polizeiabsperrband versperrte die Zufahrt durch den Torbogen durch den er in jeder ersten Nacht in den Innenhof gebracht wurde. Jetzt war es hell am Tag, die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel. Zwar strich ein kühler Wind über die Baumwipfel aber es war kein Vergleich zu den frostigen Temperaturen jener Nacht. Er nahm seinen Rucksack auf und blickte sich rechts und links über die Schulter. Ein Streifenwagen stand verlassen im Innenhof. Ein blauer Kleinwagen neben dem Tor, zwei Lieferwagen ohne Beschriftung und ein dunkler Jeep daneben. Weit und breit war niemand zu sehen, also schlüpfte er unter dem flatternden Band hindurch und durch die massive Tür, an der Marlies ihn an jenem Abend in Empfang genommen hatte. Das Bild hatte sich für alle Tage in sein Gedächtnis gebrannt, daher erregte ihn der Gedanke daran auch ohne dass Marlies in natura vor ihm stand. Er fragte sich wie es ihr gerade erging. Sie war nicht explizit namentlich unter den Verhafteten erwähnt, aber viele andere wie Alicia, seine Nacht Fee und Maja und Pia, die Schwimmerin und die Läuferin, waren nicht namentlich erwähnt worden, sondern nur als Zahl in der Summe der Verhafteten in den Medien genannt worden.
Sein Herz schlug ihm bis zum Hals während er sich die Stufen der engen Wendeltreppe nach oben kämpfte. Es war nicht die körperliche Anstrengung die ihn außer Atem brachte, sondern die Aufregung ob der Ort an dem er sich seine Beweise erhoffte gefunden und ausgeräumt worden war. Das Zimmer von Petra Baumgärtner, in dem es zu seinem ersten Kontakt mit ihrer Mutter gekommen war war leer. Der Computer war weg, die Schränke hinter dem Schreibtisch ausgeräumt, die Schubladen aus dem Schreibtisch entfernt. Aber das hatte Oliver nicht anders erwartet. Er war aus einem anderen Grund hier. Seine Augen wanderten zu der Holzvertäfelung an der Wand. Sie wirkte unberührt. Auch wenn Oliver glaubte sich zu erinnern, an welcher Stelle sie sich geöffnet hatte, als die alte Witwe Baumgärtner hindurchgekommen war, er hätte die genaue Position nicht mehr rekonstruieren können. So geschickt war die Tür in die reich verzierte Holzverkleidung eingelassen.
Er konnte nur hoffen, dass er den Eingang finden würde, aber er hatte eine Vermutung. Er erinnerte sich an den gedankenverlorenen Ausdruck, mit der Petra Baumgärtner über die Kante des Schreibtisches gestreichelt hatte, während sie auf der Kante sitzend ihre High-Heels an sein Schienbein gerieben hatte. Er hatte ihre Fesseln gepackt und sie festgehalten. Jetzt kniete er vor den Stuhl und betrachtete die Kante, indem er sich unter den Tisch bückte und die Unterseite der Platte inspizierte. Seine Finger zitterten, als er die kleine Vertiefung erkannt hatte und die Hand danach ausstreckte. Es war ein versenkter Knopf, geschickt in die Unterseite der Holzplatte eingearbeitet. Es klickte laut, als er ihn tief hineindrückte. Die Kassettentür sprang einen Spaltbreit aus der Wand. Fast hätte Oliver triumphierend aufgeschrien, doch dann schnappte er erschrocken nach Luft denn von drinnen drangen polternde Geräusch heraus. Er rechnete damit, dass die Tür aufgestoßen und jemand über ihn hinwegrennen würde, doch nach dem anfänglichen Rumoren war es ruhig geblieben. Langsam näherte er sich der Tür und drückte sie vorsichtig auf. Sie war schwerer als er vermutet hatte, bewegte sich aber beinahe lautlos in ihren Scharnieren. Licht drang durch den größer werdenden Spalt. Ein noch kleineres Büro als das in dem er sich gerade befand kam zum Vorschein.
Darin stand eine Frau, erschrocken bis in die Haarspitzen und mit vor Schreck vor den Mund geschlagenen Händen. Alicia. Vorsichtig trat Oliver durch die Tür und zog sie hinter sich ins Schloss. Von dieser Seite hatte sie einen schlichten Griff. Er brauchte sich um die Fluchtmöglichkeit also keine Gedanken machen. Lange Sekunden fixierten die beiden sich ungerührt. Das Licht kam durch ein kleines Fenster. Sie befanden sich in einem Erker, hoch oben über den Baumwipfeln. In der Ferne zeichneten sich die Hänge der gegenüberliegenden Berge ab. Nur langsam ließ Alicia die Hände sinken. Gerade eben hatte er noch an sie gedacht. Die Vorstellung wie sie ihn in der Dunkelheit seiner ersten Nacht verführt hatte, war noch allzu präsent in seinen Gedanken.
Ungeniert schweiften Olivers Augen über ihre Gestalt. Einen Moment abgelenkt von seinem eigentlichen Ziel weshalb er hier war. Sie trug weiße Sneakers, enganliegende schwarze Röhrenjeans und einen weißen Strickpullover, der sich wie eine zweite Haut an ihren Oberkörper schmiegte. Auf Unterwäsche schien sie verzichtet zu haben, oder sie war so aufgeregt, dass selbst ein BH darunter nicht verhindern konnte, dass sich ihre Nippel durch den Stoff zu bohren drohten. Olivers Augen blieben einen Moment länger als nötig dort hängen. Die prächtigen blonden Locken waren zu einem straffen Pferdeschwanz gebunden, in dem sich ein knallrotes Haargummi farblich absetzte.
»Was tust du hier?« fragte sie leise.
»Das selbe kann ich dich fragen. Warum hat man dich nicht verhaftet?« Oliver stand mit herunterhängenden Armen vor der Tür. Seine Augen schweiften durch den kleinen Raum. Es war bereits auf den ersten Blick zu erkennen, dass die Beamten den Raum bei ihrer Durchsuchung des Sanatoriums nicht gefunden hatten. Alles schien noch so, wie die Baumgärtner ihn als letztes verlassen hatte. Bis auf die Unterlagen, die Alicia durchsucht hatte und zu einem kleinen Stapel auf dem Tisch, der als Ablage diente, aufgehäuft hatte. Oliver vermutete, dass sie im Auftrag der Organisation hier war um Beweise zu vernichten.
»Ich existiere nicht«, sagte Alicia leise. »Als die Polizei hier eingerückt ist, war ich unterwegs. Als ich zurückgekommen bin war die Zufahrtstraße abgeriegelt und überall sind Polizisten gestanden. Hubschrauber sind über den Berg gekreist und der ganze Ort unten war voll von Sondereinsatzkräften. Da bin ich untergetaucht.«
Alicias linke Hand strich nervös über den Jeansstoff an ihrem Oberschenkel als wolle sie sich permanent die feuchte Handfläche trockenreiben. Als die Hand langsam in Richtung ihrer Gesäßtasche wandern wollte, machte Oliver einen Satz nach vorne. Er packte Alicia am Handgelenk und hielt ihre Hand fest.
»Langsam«, rief er. »Dreh dich um. Ich will sehen was du im Rücken hast.«
Mit großen Augen starrte Alicia ihn an. Etwas das Oliver als Wut, aber auch als Enttäuschung auffasste, stand in ihrem Blick. Dann schlug sie resigniert die Augen nieder und drehte sich ohne einen Protest herum. Ihre Taschen waren leer. Auch sonst befand sich nichts in ihrem Rücken, das dort nicht hingehörte.
Oliver fasste sie an den Schultern und drehte sie vorsichtig um, was sie widerstandslos geschehen ließ.
»Ich weiß was du denkst«, sagte sie in gleichgültigem Tonfall. »Aber ich gehöre nicht zu denen.« Mit trotzigem Ausdruck schaute sie Oliver an. »Ich hatte andere Aufgaben, aber ich war unter denselben Umständen bei denen wie du und viele andere auch.« Trotz schwang in ihrer Stimme, als wäre sie es leid, diese Erklärung immer wieder abgeben zu müssen. Oliver glaubte ihr kein Wort. Für ihn war sie immer noch Teil seiner Entführer Bande und ganz offensichtlich hier, um wegzuräumen, was wichtig war. Seine Augen flackerten dabei auf den kleinen Stapel, den sie bereits angehäuft hatte.
Alicia bemerkte den Blick und machte eine einladende Geste auf den Stapel Dokumente. Sie trat einen Schritt zurück. »Sieh selbst, aber wir sollten hier nicht ewig rumstehen. Es sind immer noch ein paar Beamte hier.«
Oliver blätterte durch den Stapel. Darunter waren einige offiziell wirkende Dokumente, ein Fahrzeugschein samt Fahrzeugbrief, Bilder von Alicia, aufgenommen aus weiter Ferne. Eine Geburtsurkunde. Ein handschriftlich verfasster Brief in sauberer Schrift, unterschrieben von Alicia Keßler.
»Die hatten mich in der Hand wie dich auch«, sprach Alicia leise. »Ich hatte Schulden bei einem Autohaus, das ihnen gehörte. Der Wagen den ich gekauft hatte war gestohlen. Ich konnte weder die Zinsen bezahlen, noch ihn verkaufen. Zur Polizei konnte ich damit nicht gehen, weil ich das Geld das ich für den Kauf verwendet hatte, von meinem Ex-Mann gestohlen hatte. Von einem Tag auf den anderen hatte ich über fünfzigtausend Euro Schulden und nichts in der Hand. Da boten sie mir einen Job an.« Sie blickte zu Boden. Oliver legte die Dokumente wieder auf den Stapel der anderen zurück. »Ich bin schwanger geworden. Gleich beim ersten oder zweiten…«, langsam hob sie wieder den Kopf um Oliver anzusehen. »Du weißt ja was meine Aufgabe war.« Das Wort Aufgabe spuckte sie verächtlich aus. »Sie haben es mir weggenommen, kaum dass mein Baby geboren war.« Ihr Blick wurde weich und verlor sich irgendwo über Olivers linker Schulter.
»Wo ist es jetzt?« Olivers Stimme war rau. Er musste sich räuspern. Alicias Augen waren feucht geworden, aber sie kämpfte vehement gegen die Tränen an. Resigniert zuckte sie die Schultern. »Ich weiß es nicht.« Ihre Stimme war nur ein Flüstern. »Ich hatte gehofft hier die Antwort zu finden.« Fast beiläufig griff sie nach der Geburtsurkunde, die ganz oben auf dem Stapel liegen geblieben war. »Das ist bislang das einzige das ich gefunden habe.« Ihre Augen fanden sich wieder. »Dann bist du hier reingeplatzt.« Ein leiser Vorwurf schwang in ihrer Stimme, als mache sie ihn dafür verantwortlich, dass er sie von viel wichtigerem abhielt. »Ich habe übrigens auch das hier gefunden.« Sie deutete auf einen unbeschrifteten Umschlag, der neben ihrem Stapel lag. Oliver warf einen Blick hinein, fand sich selbst auf einem ausgedruckten Screenshot einer Überwachungskamera. Neben dem Bild war nur eine DVD in dem Umschlag. ‚Wohnungseinbruch O.‘ war in geschwungenen Buchstaben mit einem wasserfesten Stift darauf geschrieben worden. Olivers Herzschlag hatte sich unbewusst beschleunigt, als ihm bewusstwurde, was er in Händen hielt. Bevor er seinen Wagen bestiegen hatte war er in die Wohnung der Baumgärtner eingedrungen, aber dort hatte die Polizei schon ganze Arbeit geleistet. Sie war leer bis auf den letzten Staubkrümel.
»Was hattest du damit vor?« Herausfordernd blickte er auf sie herunter. Es hatte einen Moment gedauert bis ihm bewusstgeworden war, dass seine Beweise sauber neben ihren eigenen aufgereiht dagelegen hatten, als warteten sie gemeinsam auf den Abtransport. Wieder las Oliver dieses Flackern in ihren Augen, das dein Eindruck vermittelte, er habe sie tief beleidigt.
»Auch wenn du mir das nicht glaubst«, sagte sie beinahe gleichgültig. »Aber ich hätte sie zusammen mit meinen eigenen vernichtet. Ich wusste ja nicht, dass du diesen Raum auch kennst und selbst danach suchen kannst.«
»Warum?« Oliver steckte den Umschlag und die DVD hinten in seinen Hosenbund. Alicia zuckte die Schultern. »Du warst einer der wenigen, die mich trotz ihrer Lage nicht wie Dreck behandelt haben. Ich dachte mir, du hast es verdient, wenn ich dich auch aus der Schusslinie nehmen kann.« Sie deutete auf all das was sich sonst noch im Raum befand. »Bevor ich der Polizei einen Tipp gebe.« Sie schaute ihm weiterhin in die Augen.
»Ohne das hier, werden die Beweise die man der ganzen Sippe vorwerfen kann nur halb so viel Wert sein. Ich weiß nicht, was sie gegen die Baumgärtner und alle anderen in der Hand haben, aber nur mit dem was sich hier drinnen befindet, können sie sie vernichten.«
Daran hatte Oliver noch gar nicht gedacht. Er war so darauf fokussiert gewesen seine eigenen Beweise zu vernichten, dass er keinen Gedanken daran verschwendet hatte, ob sich neben seinen eigenen Unterlagen auch noch belastende andere Dokumente finden würden. Alicia hatte Recht. Wenn die Baumgärtner oder alle anderen, die mit der Organisation verbunden waren der Meinung waren, dass dieser Raum noch immer unentdeckt war, würden sie bei der morgigen Anhörung ihr blaues Wunder erleben. Mit dem was sich hier drinnen befand, konnten Oliver und Alicia ihnen endgültig das Genick brechen. Alicia hatte ihn die ganze Zeit über angeschaut. Sie schien die Gedanken, die hinter seiner Stirn arbeiteten lesen zu können. Sie nickte nur. »Du musst mir nicht trauen«, sagte sie. »Aber wenn du mir hilfst, meine Sachen hier herauszubekommen ehe wir die Polizei informieren, dann würde ich dir das nie vergessen.«
Oliver blickte sich in dem kleine Raum um, während er den Rucksack von der Schulter nahm. Es waren nicht viele Dokumente in dem kleinen Büro. Vielleicht fünf oder sechs Ordner voll, wenn man alles zusammen fasste. Aber ihr Wert war immens, wie sich schon bei den ersten kurzen Blicken darauf gezeigt hatte. Auf ihnen waren die innersten Geheimnisse gespeichert. Alles was sie gegen ihre Angestellten in der Hand hatten. Einige Inhaberpapiere. Ein paar Dokumente über das Autohaus und die Security Firma. Das wichtigste aber war eine Box mit etwa fünfzehn bis zwanzig DVDs, sowie zwei externen Festplatten, deren Beschriftung den Schluss nahelegte, dass sie mehr wert waren als alles was sich sonst noch in dem Raum befand. Das hier war der heilige Gral der Beweisstücke.
Er kramte eine Handvoll durchsichtiger Plastikbeutel aus dem Rucksack und begann die Unterlagen von sich und Alicia darin einzupacken. Er wollte ganz sichergehen, dass die Beweisstücke keinen Schaden nehmen würden. In einem ersten Impuls hatte er sie vernichten wollen, aber dann war ihm der Gedanke gekommen, dass sie nochmal wichtig sein könnten. Jedenfalls solange sie sich in seiner Gewalt und nicht hier drinnen befanden.
Oliver stopfte alles in die Beutel. Ohne zu zögern war Alicia ihm zur Seite getreten. Mit schnellen Bewegungen rafften sie alles zusammen. Alles was sie nicht direkt betraf versuchten sie so unberührt wie möglich zu lassen. Das schlimmste das Oliver sich ausmalen könnte wäre, dass man den Verdacht äußern würde, die Beweise hier drinnen seien manipuliert worden. er hatte ein dickes Nylonseil aus dem Rucksack herausgeholt, ehe sie die Unterlagen darin verstaut hatten. Jetzt band er den Rucksack an ein Ende des Seils und machte sich an dem kleinen Fenster zu schaffen. Es war nicht verschlossen und ließ sich ohne Probleme öffnen. Ein kalter Wind wehte herein. Er brachte Alicias Haare zum Flattern, die ihr aus dem straff gebundenen Pferdeschwanz gerutscht waren und ihr in feinen Strähnen in die Stirn hingen.
Oliver zwängte den Rucksack durch das Fenster, nachdem er sich einen kurzen Überblick verschafft hatte, wie der Boden unter dem Erker aussah. Er war steil und verwachsen. Sie waren gut 40 Meter über dem Grund, aber der Wald war dort unten nicht allzu dicht. Oliver war zuversichtlich, dass er den Rucksack dort unten einigermaßen sicher bergen konnte. Besser als ihn durch den Turm nach unten zu tragen und mit ihm durch den Innenhof zu seinem Wagen zu tragen. Geschickt und mit schnellen Bewegungen seilte er ihn ab. Zum Glück war sein Seil lange genug, dass er ihn mit seiner empfindlichen Fracht sanft auf den Boden ablassen konnte. Als er auf dem Boden aufgekommen war, gab er das Seilende frei, das sich in kleinen Schlaufen in der Umgebung um den Rucksack aufhäufte.
Nach einem schnellen Rundumblick, ob auch niemand seine Abseilaktion beobachtet hatte, schloss Oliver das Fenster. Kalte, frische Bergluft hatte den kleinen Raum, trotz der kurzen Zeit während der das Fenster offen gestanden hatte empfindlich herunter gekühlt. Nachdem Oliver sich umgedreht hatte wurde er von den steil aufragenden Nippeln unter Alicias Pullover beinahe aufgespießt. Er konnte nicht anders als seine Augen darauf richten und sich an dem Anblick zu erregen. Einen Moment lang war sie sich dessen gar nicht bewusst, aber als sie seinen starren Blick bemerkte und irritiert an sich herunterschauten, stahl sich ein wissendes Lächeln in ihre Mundwinkel.
Am nächsten Tag war die Anhörung angesetzt. Noch auf der Abfahrt, die steile Bergstraße hinunter Richtung Autobahn hatte Oliver einen anonymen Tipp abgesetzt, dass jemand sich nochmal die Büros in dem aufgegebenen Sanatorium anschauen möge. Die Dame die seinen Anruf entgegengenommen hatte, versprach dem Hinweis nachzugehen, auch wenn sie sich äußerst skeptisch verhalten hatte, nachdem er seinen Namen nicht nennen wollte. Als Oliver aufgelegt hatte, konnte er nur hoffen, dass der Dame die Wichtigkeit des Falles bewusst war und sie seinen Hinweis nicht ignorieren würde. Aber als am nächsten Morgen der Anhörungstermin wegen des Auftauchens neuer Beweise um mehrere Tage verschoben wurde, hatte er gewusst, dass die Beamten die versteckte Tür gefunden hatten, dessen Zugang er der Dame am Telefon haarklein erklärt hatte.
Zusammen mit den Beweisen und den Zeugenaussagen wurden Petra Baumgärtner, Bernd Kreutzer und andere hochrangige Mitglieder der Organisation einige Wochen später zu bis zu 25 Jahren Haft wegen räuberischer Erpressung, Menschenhandel, organisierter Kriminalität und anderen schweren bis mittelschweren Delikten verurteilt. Iselore Freifrau Bergen von Freilass wurde zu 25 Jahren Haft wegen Freiheitsberaubung und Vergewaltigung in mindestens 10 Fällen verurteilt.
------ Kapitel 14 ------
Vier Monate nach ihrem Haftantritt wurde Iselore Bergen – Ihren Adelstitel hatte sie mit der Verurteilung verloren – in den Besucherraum der JVA Bühl, einer Außenstelle der Haftanstalt Karlsruhe, in den Besucherraum geführt. Sie trug weiße Segeltuchslipper eine unförmige blaue Hose und ein weißes T-Shirt. Ihre Haare waren zu einem Zopf geflochten, der ihr lang über den Rücken hing. Eine Vollzugsbeamtin tastete sie sorgfältig ab und führte sie in einen Nebenraum, der Paaren zur Verfügung stand um ihre gesetzlich vorgeschriebene Privatzeit ausleben zu können. Als einer der wenigen Räume in der Vollzugsanstalt befanden sich dort keine Überwachungskameras. Als die Beamtin Frau Bergen die Handfesseln abnehmen wollte, trat Oliver Stein aus dem Schatten eines Paravents hervor und bat die Beamtin die Fesseln an den Handgelenken zu belassen. Aus Sicherheitsgründen befanden sie Ösen neben der Tür und an zwei Stellen im Boden, die fest verankert waren und an denen sich die Handfesseln mit Sicherheitsketten befestigen ließen. Oliver trat an die Beamtin heran, flüsterte ihr etwas zu und ging langsam wieder zurück an den blickdichten Paravent, hinter dem sich eine Liege andeutete. Nur das Fußende war zu sehen. Die Beamtin hatte genickt und schloss die Handschellen ohne eine Kette zu benutzen direkt an die Ösen an. Die Hände von Iselore Bergen waren mit geringstem Spielraum an die Wand fixiert. Sie konnte nur stehen, denn zum Sitzen war der Haken zu hoch. Sie hätte sich schon die Schultern auskugeln müssen, um das zu bewerkstelligen. In der Miene der Justizvollzugsbeamtin zeigte sich keine Gefühlsregung, obwohl sie gerade gegen unzählige Vorschriften verstoßen hatte. Sie nickte Oliver zu und ging langsam rückwärts aus dem Raum.
»Eine Stunde«, sagte sie, bevor sie die Tür hinter sich zuzog. Man hörte im Innern, wie das Schloss zweifach verriegelt wurde.
Mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen beobachtete Iselore Bergen, wie Oliver Stein auf sie zu kam. Seit beinahe vier Monaten war er das erste fremde Gesicht, das sie zu sehen bekam. Sie war in Einzelhaft. Für weitere sechs Monate. Erst danach würde sie Optionen haben, in einen erleichterten Vollzug zu kommen. Vier Monate in denen einer nymphomanisch gestörten Frau jeder Körperkontakt und jede sexuelle Begegnung untersagt geblieben war. Oliver hatte mit den Verantwortlichen gesprochen. Von den gesetzlich vorgeschriebenen Gesprächen mit einer Psychologin wusste man, dass Iselore Bergen in dieser Richtung keine Auffälligkeiten zeigte. Sie schien ihre Situation weitestgehend zu kontrollieren. Aber Oliver hatte sie als ein sexhungriges Ungeheuer erlebt. Er wusste, dass es in ihr brodeln musste. Jedenfalls erhoffte er sich das für das was er in der nächsten Stunde vorhatte. Und die Zeichen die Iselore Bergen aussandte sprachen für sich. Selbst unter dem weiten weißen Shirt bohrten sich die Nippel durch den Stoff als wollten sie ihn aufspießen. Ohne es bewusst wahrzunehmen, hatte sie die Beine dicht geschlossen und streifte mit den Innenseiten der Oberschenkel aneinander. Hatte Oliver zuvor noch gerätselt, ob sein Vorhaben Erfolg haben würde, zeigten schon die ersten wenigen Sekunden mit seiner ehemaligen Entführerin erste Früchte.
Unendlich langsam, als könne eine ruckartige Bewegung sie erschrecken, zog er das T-Shirt aus seiner Jeans und streifte es über seinen muskulösen Oberkörper. Er hatte die vergangenen vier Monate wie ein Berserker an sich gearbeitet. War stundenlang geklettert, hatte den Kraftraum praktisch nicht verlassen und gelebt wie ein Asket. Es war seine Art das Erlebte zu verarbeiten. Mit Sport und körperlicher Belastung. Iselore Bergen folgte seinen Bewegungen mit den Augen. Die Gier loderte wie eine helle Flamme in ihren Pupillen. Ihre Lippen öffneten sich. Er konnte ihren leisen Atem hören. Sie strahlte eine Begierde aus, die Oliver förmlich riechen konnte. Noch langsamer als das Shirt öffnete er seine Jeans. Seine Augen klebten an den ihren, die seine Körpermitte fixierten als befände sich dort die Offenbarung. Ihre Miene drückte das aus was Oliver sich erhofft hatte. Ein Verlangen nach ihm das sie kaum noch zu kontrollieren vermochte. Vor ihrem geistigen Auge mussten sich bereits die wildesten Phantasien abspielen, die sie die kommende Stunde mit ihm erleben wollte. Er war zu ihr zurückgekommen. Mit seinem gestählten, muskulösen Oberkörper, dem sie vom ersten Augenblick an verfallen war. Auch wenn sie ihm das nie gesagt hatte, für sie war er ihr absolutes Highlight gewesen. Der Beste den sie bislang hatte. Niemand war ihr so gefügig gewesen wie dieser Mann. Und niemandem war sie so verfallen wie ihm. Nur eine Frau aus ihrer Organisation hatte ähnliches Verlangen in ihr ausgelöst.
In Iselore Bergens Gesicht war zu lesen wie in einem Buch. Hatte sie vor den Verantwortlichen ihre Sehnsucht verheimlichen können, brach sie sich in diesen wenigen Sekunden Bahn. Stürmischer und schneller als Oliver sich je ausgemalt hatte. Als er die Shorts abstreifte und seinen steifen Schwanz in die Hand nahm, stöhnte die ehemalige Baronin unkontrolliert auf. In ihrem Gesicht zuckte es. Ihre Mundwinkel flatterten. Ein Grinsen stahl sich auf Olivers Gesicht, das Iselore Bergen gänzlich missverstand.
»Mach mich los«, keuchte sie atemlos. »Fick mich endlich.« Sie leckte über die Lippen. »Ich halte es nicht mehr aus. Fick mich endlich.«
Oliver begann seinen Schwanz zu wichsen und trat näher an sie heran. Der Geruch der Anstaltskleidung umwehte sie. Eine Mischung aus Waschmittel und industrieller Reinigung. Ihre Hüfte bewegte sich vor und zurück als imitierte sie Fickbewegungen. Ihre Finger öffneten und krampften sich um die Öse in schnellem Wechsel. Er konnte Gänsehaut an ihren Armen ausmachen. Sie zitterte. Die Nippel schimmerten durch den weißen Stoff hindurch. Hart und fest zeichneten sie sich unter dem Stoff ab. Ihre Segeltuchschuhe quietschten leise auf dem Linoleum als sie leicht in die Knie ging. Oliver vermutete, dass sie eine Stelle suchte, wo das Höschen ihren Kitzler rieb.
Er konnte nicht abstreiten, dass die Gier in ihrem Gesicht ihn erregte, auch wenn das nur ein Teil der Gründe war, weshalb er hier war.
»Fick mich.« Sie keuchte die zwei Worte wie eine Verdurstende. Dabei war Oliver gerade erst am Anfang. Die Erlösung der Iselore Bergen, ehemals Freifrau Bergen von Freilass sollte noch sehr sehr lange auf sich warten lassen.
Wie auf ein unsichtbares Signal raschelte Kleidung hinter dem Paravent. Einen Wimpernschlag später klackten Absätze auf dem Linoleumboden. Ein, zwei Schritte. Ein Schatten der sich hinter dem Raumteiler abzeichnete nahm Gestalt an als dieser um den dreiteiligen Aufsteller herumkam. Iselore Bergens Augen ruckten zu der neu hinzugekommenen Person herum.
»Alicia«, rief sie. In ihrem Gesicht spiegelte sich ihre Überraschung. Oliver trat zur Seite, um ihr einen besseren Blick zu ermöglichen. Noch immer wichste er wie gedankenverloren seinen Schwanz, doch nun nahm Iselore Bergen keine Notiz mehr davon. Alicia war hinter dem Paravent hervorgetreten und hatte sich in einer vulgären Pose, breitbeinig, die Beine schulterbreit auseinandergestellt, mitten im Raum stehend aufgebaut. Sie trug ihre Arbeitskleidung. Die extra hohen, glänzend schwarz polierten High-Heels, das weiße Stretchkleid, das sich wie eine zweite Haut um ihren Körper schmiegte.
Ihre Augen fixierten scheinbar emotionslos die Frau, die vermutlich etwas mit dem Verschwinden ihres Babys zu tun hatte. Seit mehr als drei Monaten wurde national und international nach ihm gesucht. Bisher ohne jede Spur. Die ermittelnden Beamten waren zu dem Ergebnis gekommen, dass nur die beiden Baumgärtner Frauen wissen konnten wo es hingebracht wurde. Allerdings hatte die Witwe Baumgärtner eine Andeutung gemacht, die die Spur in das Umfeld von Iselore Bergen gelenkt hatte. Sie hatte sich damit Hafterleichterung erkaufen wollen, ohne dass ihre Tochter davon erfahren hatte, die weiterhin auf das Stillschweigen ihrer Mutter gesetzt und keinerlei Aussagen gemacht hatte.
Deshalb war die einzige Hoffnung das Baby wiederzufinden Iselore Bergen geworden. Alicia und Bergen hatten sich nie persönlich getroffen, da der Kontakt zwischen den Baumgärtnern und Iselore Bergen immer über Bernd Kreutzer verlaufen war. Trotzdem kannte Iselore Bergen den Namen der Frau die vor ihr stand.
»Sie kennen meinen Namen«, sprach Alicia dann auch prompt aus, was Oliver auch gerade dachte. Iselore Bergen nickte. Ihre Augen nahmen für einen Moment einen seltsamen, fast melancholischen Glanz an.
»Ich habe dich einmal zufällig während eines Austauschs getroffen. Hast du das vergessen?«
Das hatte Alicia. Sie war nur ein einziges Mal bei einem Austausch dabei und dort hatte sie Iselore Freifrau Bergen von Freilass nicht zu Gesicht bekommen. An einen Kontakt mit der Frau hätte sie sich erinnert. Aber Iselore Bergen ging nicht auf die näheren Umstände ein. Stattdessen sagt sie:
»Ich habe bei der Baumgärtner unzählige Male nach dir verlangt, aber die alte Schlampe wollte dich nicht hergeben. Sie wollte dich wohl für sich selbst. Kein Wunder.« Ihr Kinn ruckte in Alicias Richtung. Die Geste wirkte despektierlich, aber das Feuer der Gier in den Augen von Iselore Bergen brannte umso heller. Die zwei Personen die das größte Verlangen in ihr auslösten, standen plötzlich gemeinsam in einem Raum, unmittelbar vor ihr. Die eine Person halbnackt und mit steifem Schwanz, die andere zwar bekleidet und doch nur scheinbar verhüllt. Die Kurven unter dem beinahe durchsichtigen Stretchkleid, die festen Brüste, die sich dunkel abzeichnenden Warzenhöfe, sie raubten ihr beinahe den Atem.
»Wo ist mein Baby?«, fragte Alicia ohne Umschweife. Sie erhielt keine Antwort. Nur unverhohlen gierige Blicke auf ihre Brüste. Ohne zu zögern glitten ihre schlanken Finger mit den rotlackierten Nägeln an den weiten Ausschnitt des Kleides und streiften ihn über die Schultern. Iselore Bergen keuchte auf, als Alicia den dehnfähigen Stoff über die Brüste streifte und mit eingehakten Daumen über die Hüfte schob, ehe es achtlos nach unten fiel. Ihre Nippel standen so steif und hart, dass auch Oliver den Blick nicht davon abwenden konnte. Er spürte seine Erregung schmerzhaft in seiner Hand pochen und wichste sich unwillkürlich härter. Alicia und er hatten die Szene wieder und wieder durchgespielt. Er hatte ihr und den ermittelnden Beamten erklärt, was die einzige Möglichkeit wäre, wie sie aus Iselore Bergen Informationen herausbekommen konnten. Immer wieder hatten sie das Szenario durchgesprochen. Doch nichts hatte Oliver auf das Gefühl vorbereitet, das er jetzt wieder empfand, da Alicia mit nackten Brüsten vor ihm stand. Er fühlte sich sofort wieder an die erste Begegnung in dem alten Sanatorium erinnert. Auch da war er dieser Frau binnen Sekunden verfallen. Er schob den Gedanken beiseite. Sie waren nicht zum Vergnügen hier. Jedenfalls nicht nur. Ein Teil von ihm hatte irrsinnigen Gefallen daran die ehemalige Baronin zu quälen. Doch sie hatten nicht nur die Rache an ihr im Sinn. Sie wollten Alicias Baby finden. Um jeden Preis. Damit war auch Alicia einverstanden gewesen. Ohne eine Sekunde zu zögern.
»Wo ist mein Baby?«, fragte sie erneut, während sie sich scheinbar gedankenverloren über den Bauch streichelte. Dann durchschnitt ein hysterisches Lachen die Stille und alle außer Iselore Bergen zuckten zusammen.
»Ach so läuft das hier. Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass ihr damit Erfolg haben werdet.« Ihr Blick huschte von Alicia zu Oliver und zurück. »Ich weiß nichts über ein Baby.« Ihre Miene strafte ihre Aussage Lügen. Sie machte keinen Hehl daraus, in ihrer Mimik ihre Lüge zu verbergen.
Wir sind auf dem richtigen Weg, dachte Oliver. Er merkte wie auch Alicia die Bergen durchschaut hatte und warf ihr einen schnellen Blick zu, den Iselore Bergen in ihrer Erregung nicht bemerkte. Hoffentlich würde sie sich an das Programm halten. Wenn Sie Iselore Bergen brechen wollten musste sie tun, was er ihr aufgetragen hatte. Nur nicht ungeduldig werden. Sie hatte die Frage nach ihrem Baby schon viel zu früh gestellt. Nun wusste die Bergen warum sie hier waren. Das machte die Sache nicht leichter. Wie um seinen Gedanken zu bestätigen entspannte sich die Haltung von Iselore Bergen binnen einer Sekunde. Die Erregung schien wie ein Mantel von ihr abzufallen.
Mist, verdammter, dachte Oliver. Damit waren sie wieder ganz am Anfang.
Aber Alicia hatte nicht ohne Grund jeden Neuankömmling im alten Sanatorium in der ersten Nacht um den Finger gewickelt. Auch wenn man sie unter Druck gesetzt, gar erpresst hatte. Sie hatte einen Körper zum niederknien und davor war auch Iselore Bergen in ihrer trotzigen Gleichgültigkeit, die sie nun zur Schau stellte nicht gefeit. Alleine der feste, straffe Körper sicherte ihr erneut die Blicke von zwei Augenpaaren. Mit gespielter Lässigkeit, in der eine Laszivität mitschwang, die sie nicht besser hätte ausführen können, machte sie die zwei Schritte auf Oliver zu. Sie ging vor ihm in die Knie während er sich wie beiläufig so hinstellte, dass Iselore Bergen sie im Profil sehen konnte und damit beste Sicht hatte. Spielerisch neckten Alicias Lippen seine Eichel was Oliver ein Stöhnen entlockte. Er zwang sich nicht mal aus den Augenwinkeln nach Iselore Bergen zu schauen, sondern sie vorerst vollkommen zu ignorieren. Dass sie entgegen Bergens Drohung weiter auf Kurs waren, beziehungsweise ihn erfolgreich wieder eingeschlagen hatten, wussten sie alleine daran, wie Iselore Bergens Hose raschelte.
»Ich weiß genau was ihr vorhabt«, flüsterte sie. »Aber es wird nicht funktionieren. Ich schaue euch eine Stunde lang beim Ficken zu und ihr werdet trotzdem nichts erfahren.« Ihre Stimme klang bei weitem nicht so selbstsicher wie sie sich zu geben versuchte. Ein Gurgeln lenkte ihre Aufmerksamkeit nach unten. Das Stöhnen das ihr entwich ehe sie es unterbinden konnte stachelte Alicia zusätzlich an. Sie hatte sich Olivers Schwanz in die Kehle gebohrt und presste ihre Lippen in seine mittlerweile wieder nachgewachsenen Schamhaare.
»Nein«, hauchte Iselore Bergen. »Ihr Schweine, hört sofort auf damit.«
Vorbei schienen alle guten Vorsätze, standhaft zu bleiben. Die vier Monate Einzelhaft mussten ihr extrem zugesetzt haben. Schon nach wenigen tiefen Stößen in denen Olivers Schwanz tief in Alicias Kehle glitt, glich die Haltung von Iselore Bergen einer ausgehungerten Hyäne die sich jede Sekunde auf ihre Opfer stürzen würde. Wäre da nicht die äußerst stabile Öse und die wenigen Millimeter Spielraum, die die Handschellen ihr ließen. Immer wieder führte sie die Knie zusammen und strich die Schenkel aneinander in der Hoffnung ein Stück Stoff würde ihren Kitzler massieren. Immer tiefer ging sie in die Hocke, bis ihre Beine unkontrolliert zu zittern begannen, ihre Schultern schmerzhaft überdehnt waren und sie nicht mehr in der Lage war die Position zu halten. Dann stemmte sie die Beine auf den Boden, presste den Rücken gegen die Wand und drückte nach hinten, als wolle sie die Wand durchbrechen. Die Hosenbeine ihrer lockeren Anstaltshose flatterten. Als hätte sie juckenden Ausschlag, scheuerte sie den Rücken an der glatten, grauen Steinmauer.
Die Anstaltshose hatte keine Kordel, damit die Insassen sich nicht damit strangulieren konnten. Oliver konnte den Bund der Hose erreichen indem er die Hand ausstreckte. Er griff von oben in den Hosenbund und zerrte den ledrigen, von unzähligen Waschgängen stumpf gewordenen Stoff nach unten. Er blieb an ihren Kniekehlen hängen. Darunter trug sie ein weißes Höschen, das ebenfalls von der Anstalt gestellt wurde. Es war sogar verhältnismäßig ansehnlich in seiner schlichten Form. Mit einem erwartungsvollen Blick war Iselore Bergen seiner Hand gefolgt. Ihre Augen flackerten zwischen ihm und ihrem entblößten Höschen hin und her. Sie sagte nichts, doch in dem Blick lag alle Hoffnung, dass er weitermachen würde, ihr den Slip abstreifen und sie berühren würde. Mit stiller Genugtuung nahm offenbar auch Alicia den dunklen Fleck wahr, der sich dort ausgebreitet hatte wo die Schamlippen den Stoff ausbeulten. Soweit es Iselore Bergen möglich war in ihrer fixierten Haltung, reckte sie die Hüfte nach vorne, näher an Olivers Hand heran, die Zentimeter vor ihrem Höschen schwebte.
»Gib mir deinen Finger.« Der alte Befehlston schwang in ihrer Stimme mit. Oliver tat ihr den Gefallen, drehte die Handfläche nach oben und winkelte alle Finger bis auf den Zeigefinger an. Wie eine Mahnung deutete sein Finger auf den dunklen Fleck. Iselore Bergen versuchte die Hüfte noch eine Winzigkeit näher an den verheißungsvoll ausgestreckten Finger zu bringen, doch es gelang ihr nicht. Sie stöhnte ungehalten, schien sich aber zu beherrschen weiter in aggressivem Befehlston auf sich aufmerksam zu machen.
»Bitte«, hauchte sie nach einigen Sekunden, in denen der Finger still vor ihrem Kitzler verharrte. Die einzige Bewegung, die ihn aus der Ruhe brachte war Alicia, die weiter seinen Schwanz in ihren Rachen trieb und ihn damit zum schaukeln brachte. Er spürte, dass er das nicht länger durchhalten konnte. Alicia war einfach göttlich wie sie seinen Schwanz bearbeitete. Er gab ihr ein Zeichen mit der freien Hand, die er ihr auf den Oberarm legte und leichten Druck ausübte. Sie wusste sofort Bescheid, verringerte das Tempo unmerklich und ließ sich dann auf den Rücken gleiten als wäre es gänzlich ihre Idee und ihre Entscheidung gewesen. Wie der Zufall es wollte kam sie nur Zentimeter vor Iselore Bergens Schuhen zum Liegen. Eine heikle Position denn die bräuchte nur ein Bein anheben um den Fuß in Alicias Gesicht zu schmettern. Aber Alicia schien sich der Gefahr bewusst und hatte ein Auge auf Iselore Bergens Beine. Oliver kam zwischen Alicias Beinen auf die Knie und bohrte seinen Schwanz ohne zögern in ihre Muschi. Es schmatzte als er tief in sie hineinstieß. Iselore Bergen stöhnte bei dem Geräusch als hätte man sie in den Bauch getreten. Olivers warmer Atem der keuchend über seine Lippen kam, streichelte ihre Schenkel. Die feinen Härchen wehten im Wind, den Oliver absichtlich, mit geschürzten Lippen konzentrierte. Er atmete bewusst ein wenig zur Seite, damit der Windhauch nicht auf ihren Kitzler traf. Sie schien den selben Gedanken zu haben, denn sie versuchte die Hüfte genau dorthin zu drehen, wo Olivers warmer Atem auf ihren Schenkel traf. Zu dumm, dass Oliver genau in diesem Moment nach unten blickte um Alicias im Takt schaukelnde Brüste zu betrachten. Wieder stöhnte Iselore Bergen ungehalten und mit nur mühsam zurückgehaltener Verzweiflung.
Dann schien Oliver sich endlich zu erbarmen. Der Saum von Iselore Bergens Höschen war wieder nur eine Armlänge entfernt. Erneut griff er an den Saum, zog ihn stramm zu sich hin und streifte das Höschen nach unten ab, wohl darauf bedacht, dass der Stoff nicht über ihren Kitzler und ihre Schamlippen glitt. Sie nahm keine Notiz von seiner Anstrengung, sondern schien einzig und alleine mit dem Gedanken beschäftigt, dass ihre Schamlippen und ihr Kitzler endlich frei lagen. Endlich würde sie jemand dort berühren und ihr brennendes Verlangen stillen, das so übermächtig wurde, dass ihr schwindelte. Und tatsächlich. Oliver reckte den Kopf nach vorne. Sie drückte die Hüfte von der Wand so sehr die Schmerzen im Rücken es zuließen. Seine Zungenspitze glänzte feucht, wenige Millimeter vor ihrem Lustzentrum entfernt. Würde er sie berühren würde sie schreien. Schreien vor Lust und Verlangen. Speichel tropfte von der nassen Spitze auf Alicias Brüste. Sie beachtete es nicht. Ihr kompletter Verstand war darauf fixiert, die Zungenspitze an ihrem Kitzler zu spüren. Nie in ihrem Leben hatte sie sich etwas sehnsüchtiger gewünscht. Ihr Unterleib stand in lodernden Flammen, ihre Muschi schwamm, ihre Beine kribbelten wie verrückt und am liebsten hätte sie den Kopf in den Nacken geworfen und ihr Verlangen hinausgeschrien, aber alles was sie tun konnte war die Zungenspitze zu fixieren und sie dazu zu bewegen, die letzten verbleibenden Millimeter zurückzulegen.
»Wo ist mein Baby?«, fragte Alicia. Die Stimme drang wie durch Watte an ihre Ohren.
»Scheiß auf das Baby. Gib mir die Zunge, ich sterbe.« Sie wusste nicht ob sie die Worte nur gedacht, oder laut gesagt hatte. Ihre Sinne waren wie benebelt. Die Zunge. Die Zunge. Die Zunge. Das war alles was zählte. Wie ein heißer Blitzschlag würde sie ihren Kitzler treffen der brannte und pochte und ihre Lust in einer einzigen winzigen Berührung entladen. Sie würde zusammenbrechen vor Lust. Sie würde schreien und stöhnen. Zittern und krampfen vor Erregung. Nie zuvor hatte sie etwas ähnliches empfunden. Aber die Zunge verharrte noch immer wie ein Damoklesschwert über ihrem Kitzler. Hätte sie gekonnt, sie hätte sie ihm aus dem Maul gerissen, nur um sie sich an den Kitzler zu führen.
Ein langgezogener, animalischer, vollkommen unkontrollierter Schrei entfuhr ihr. Tief aus ihrem Innern trug er die ganze Frustration die sich in ihr aufgestaut hatte. Sie schrie als hätte sie unsägliche Schmerzen und musste dies der ganzen Welt mitteilen. Wie konnte jemand nur so grausam sein. Ihr Körper verzehrte sich brennend und in Flammen stehend nach dieser Berührung. Nach dieser einzigen, feuchten Berührung.
»Wo ist mein Baby?«, fragte Alicia. Ihre Stimme klang so teilnahmslos als langweile sie sich zu Tode.
»Rastatt. Bei einer Pflegefamilie.« Einen Moment herrschte Totenstille in dem kleinen Raum. Es dauerte einige Sekunden bis Oliver und Alicia bewusstwurde, dass Iselore Bergen das tatsächlich gesagt hatte.
»Bitte«, hauchte sie als wäre es ihr letzter Atemzug auf Erden. »Bitte fick mich.« Oliver sah wie sie die Augen verdrehte. Er hatte den Ausdruck schon ein paar Mal gesehen. In zwei Sekunden wäre sie ohnmächtig.
»Wo genau.« Alicias Stimme zitterte jetzt doch. Sie konnte die Anspannung nicht mehr verbergen. Zu viel stand auf dem Spiel als dass sie weiter Eiseskälte vortäuschen konnte.
»Königsberger.« Alicia und Oliver mussten später minutenlang darüber beratschlagen ob sie die Straße richtig verstanden hatten, so leise hatte Iselore Bergen sie ausgesprochen. Dann rollten ihre Augen nach oben, das Weiße kam zum Vorschein und Iselore Bergen sackte mit knackenden Schultergelenken in ihre Handschellen. Sie war ohnmächtig geworden. Sie hatten es geschafft. Niemand zweifelte in diesem Moment an der Echtheit dieser Adresse. Nicht einmal mehr zum Lügen wäre Iselore Bergen in ihrem Verlangen nach Sex in der Lage gewesen.
Man brachte Iselore Bergen zurück in ihre Zelle. Ungefickt und Unbefriedigt.
Die Adresse der Pflegefamilie war korrekt gewesen. Aber nachdem Alicia sich professionelle Hilfe geholt hatte, um das erlebte zu verarbeiten war sie zusammen mit ihren Eltern, dem Jugendamt und anderen offiziellen Stellen zu dem Entschluss gelangt, dass ein seit zwei Jahren bei einer Familie lebendes Kind das seine jetzigen Eltern als ihre einzigen Eltern kannte, besser dortbleiben sollte wo es war. Sie wusste es gut versorgt und obwohl sie es nicht bei sich haben konnte, fand sie damit ihren Frieden.
Die Witwe Baumgärtner starb zwei Monate nach ihrem Haftantritt an Herzversagen.
Chi und Seichan wurden nie gefasst, sie hatten es irgendwie geschafft unter dem Radar der Ermittler zu bleiben und da das Überwachungsvideo mit Oliver und ihnen nie offiziell wurde, wusste niemand über sie Bescheid.
Petra Baumgärtner und Iselore Bergen verbüßen weiter ihre jahrelangen Haftstrafen.
Laura, Marlies, sowie Maja und Pia, die er als die Schwimmerin und die Läuferin kannte und einigen Handlangern wie der Sekretärin von Bernd Kreutzer, der Security Firma die für Iselore Bergen gearbeitet hatte und die Tochter von Iselore Bergen, ehemals Baronesse Mathilda Bergen von Freilass, wurden zu minderschweren Vergehen verurteilt. Sie verbüßten Bewährungsstrafen und bekamen Geldstrafen.
Oliver Stein bekam drei Monate nach seinem letzten Kontakt mit Iselore Bergen einen neuen Auftrag und räumte die Wohnung eines Immobilienmaklers aus, der unter anderem einmal das aufgegebene Sanatorium, sowie verschiedene Autohäuser im Raum Rastatt und Karlsruhe veräußert hatte. Er wurde danach ebenfalls angeklagt, konnte aber wegen Mangels an Beweisen nicht belangt werden.
An einem regnerischen Tag im Dezember desselben Jahres, stand Oliver Stein am Abflugschalter von Etihad Airways, in der Hand ein Ticket nach Singapur, ohne Rückflug und mit nur leichtem Gepäck. An seiner Seite eine betörend schöne Blondine in schwarzen High-Heels und einem Stretchkleid, das den umstehenden Passagieren den Atem raubte. Ein winziges Bäuchlein zeichnete sich unter dem hautengen Kleid ab.
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(AutorIn)
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Ziemlich gewöhnliche Hausmannskost...
Einen Spannungsfaden war nicht zu entdecken...schade!«
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Dieser ist sehr wohl vorhanden.
Klar, nur mit überfliegen der Geschichte lässt sich dieser sicher nicht erkennen.
Ich fand es klasse, ein erotischer Roman mit Klasse.«
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Es reicht nicht aus hier etwas zu "überfliegen", wer die Story intensiv mit einem bisschen Phantasie liest erlebt vor seinem geistigen Auge einen richtig heißen und spannenden Erotik Thriller der hier seinesgleichen sucht.«
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Auf Bewertungen im Stil von "Das war mir zu viel Text, ich wichse normalerweise nur auf Bilder" muss man glaube ich nicht weiter eingehen...
Bitte bitte mehr davon!«
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3x10 Punkte«
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Bitte weiter so!!«
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