Die Panne
von conflex
"Eine Fahrradkette kann ich dir nicht bieten", meinte die freundliche Dame im Jeep, "aber du kannst sicher bei uns übernachten." Michael hob sein bepacktes Reiserad auf die Ladefläche und nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Nachdem ihm ausgerechnet in dieser gottverlassenen Gegend die Kette gerissen war, hatte er sich schon darauf eingestellt, das Zelt im Straßengraben aufzuschlagen, um am nächsten Morgen seinen Drahtesel die gut acht Kilometer in den nächsten Ort zu schieben, schließlich wurde es schon dunkel. "Guten Tag, ich heiße Eva", begrüßte sie ihn. Er stellte sich ebenfalls vor und atmete tief durch. Noch bevor sie wegfuhr, nahm sie ein Handy aus dem Handschuhfach, wählte flugs und hielt es an ihr Ohr. "Hallo Schatz", sagte sie nach einer Weile, "koch doch bitte etwas mehr, wir haben heute einen Gast!" Sie legte das kleine Gerät wieder an seinen Platz und fuhr los. In ihren nicht einmal streichholzlangen wasserstoffblonden Haaren verfing sich der Fahrtwind. Sie war wohl etwas älter als Michael, vielleicht 35. Ihr rundes Gesicht paßte gut zu ihrer leicht barock angehauchten Figur und wenn sie lachte, tat sie das nicht nur mit dem Mund, sondern auch mit ihren warmen, wachen Augen. Nach nicht einmal zwanzig Minuten Fahrt, zuletzt über einen holprigen Feldweg, hielt sie am Waldrand vor einem einsamen Forsthaus an. Michael nahm die Taschen vom Fahrrad und folgte Eva durch die Eingangstüre. Das ganze Innenleben des Hauses überraschte ihn. Anstatt der erwarteten rustikalen Einrichtung mit Jagdtrophäen, Flinten und ähnlichem Zubehör blickte er ausnahmslos auf moderne Möbel, vorwiegend aus gebürstetem Metall. An den Wänden hingen Tusche- und Kreidezeichnungen - ausschließlich Akte, zumeist von ein oder mehreren Männern, ab und zu war auch eine Frau abgebildet. Auch ein Foto entdeckte er. Die Frau darauf war zweifellos seine Gastgeberin, glänzend in schwarz-weiß mit Seitenlicht in Szene gesetzt. Michael betrachtete es eine Weile. "Gefällt es dir?" wollte Eva wissen. "Ein schönes Foto von einer noch schöneren Frau", erwiderte Michael. Eva bedankte sich brav für das durchaus angebrachte Kompliment, als ein wohl knapp unter 30 Jahren alter Mann von hünenhafter Gestalt auf den Flur trat. Er küsste Eva, begrüßte Michael freundlich und stellte sich dabei als Evas Lebensgefährte Max vor. "Wir können sofort beginnen, es steht alles bereit", sagte er, als er die beiden frisch Angekommenen ins Esszimmer führte. Die Spaghetti schmeckten vorzüglich, ebenso der kühle, trockene Weißwein. Alle erzählten von früheren alleine oder mit verschiedenen Gruppen unternommenen Reisen. Flugs war so die erste und auch die zweite Flasche Wein geleert. Als Eva sich entschuldigte, sie habe, so sagte sie, noch einige ebenso lästige wie dringende Abrechnungen zu machen, fiel Max ein, dass er nachmittags, wie jeden Freitag, die Sauna in Betrieb gesetzt hatte. Er schlug Michael vor, sich nach den Anstrengungen des Tages dort zu entspannen. Eva ging also nach oben, während die beiden Männer sich zum Schwitzen in den Keller begaben. Zehn Minuten ließen sie die Bäche fließen, bevor sie sich kalt abduschten und zum ersten mal zur Ruhe begaben. Der zweite Durchgang dauerte ebenso lange. Nachdem sie sich wieder ausgeruht hatten, zeigte Max auf die Liege neben den Ruhesesseln. "Wenn du möchtest könnte ich dir den Rücken massieren. Michael lächelte seinem Gastgeber zu und legte sich wortlos bäuchlings auf die Liege. Es war ihm nicht entgangen, wie interessiert Max ihn während der ganzen Zeit betrachtete. Gekonnt verteilte dieser gut temperiertes, duftendes Öl auf Michaels Rücken. Zuerst widmete er sich dem Nacken und der Schulterpartie, bevor er sich, an der Wirbelsäule entlang, immer weiter nach unten vorarbeitete. Ebenso gefühlvoll wie intensiv knetete er jeden einzelnen Wirbel und Muskelstrang, so dass es Michael nicht s
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