Die Rose
von Kaki7890
Sie hatte sich immer eine Rose gewünscht. Die Königin aller Blumen. Das Zeichen der Verehrung. Der Verehrung und Bewunderung eines Mannes, der sie liebte. Aber der Mann war bisher nie gekommen. Niemand warf einen zweiten Blick auf sie. Natürlich hatte sie Liebhaber und Beziehungen. Jedoch fehlte es diesen Beziehungen an Romantik, Leidenschaft, Erotik! All das war nicht Teil ihres Lebens. Sie war das nette Mädchen, die Vernünftige. Sie war die Farblose, die Stille. Kein Mann sah sie je mit Leidenschaft in den Augen an. Niemand sah die Glut der Gefühle, welche in ihr brodelten. Der heiße Wunsch erobert, besiegt und geliebt zu werden. Sie wollte einen Ritter, der sie aus der Tristesse ihres Alltags befreite. Einen Kavalier, der ihr den Hof bereitete. Ein Abenteurer, der sie raubte und in sein Schloss entführte.
Nächte, allein und still, nur das leise Klicken der Computertastatur. Und dann kam er und veränderte ihr Leben. Gab ihr all die Namen, die sie immer hören wollte. Gemeinsam lernten sie sich kennen, tasteten sich durch einen Dschungel der Gefühle und entdeckten neue Welten. Als sie das erste mal seine Stimme hörte, er mehr wurde als ein unbekannter Schatten, wusste sie ihre Träume wurden wahr. Seine Stimme war ein samtiges Streicheln auf ihrer Haut. Er eroberte sie, entführte sie in einem Rausch nie gekannter Leidenschaft. Ließ ihre Wange erröten, ihre Augen erstrahlen. Sie brauchte keine Nahrung mehr, weil sie durch sein Feuer genährt wurde. Seine Worte waren wie eine wilde Woge, die sie wegtrug und in andere Welten entführte. Mit ihm würde sie jede Grenze überwinden und zusammen würden sie das für sie bisher unerreichbare Tal dunkler Begierden betreten. Sie würden sich treffen und er würde ihr ihre Rose überreichen und in diesem Augenblick würde ein Märchen wahr werden.
Seine Augen hatten die Farbe von Whiskey und wurden dunkler wenn er lachte. Er war wie Sonne nach einem Regentag. Sein Atem warm und süß. Sie spürte seine Nervosität und seine Begierde alle Träume zum Leben zu erwecken. Auch er wollte nicht mehr länger im Schattenreich bleiben, sondern hinüber treten in die Realität. Dafür nahm er viel in Kauf. Sie hatte nie gelogen, doch ihr Schatten hatte die Gestalt verborgen die sich dahinter verbarg. Er zeigte seine Enttäuschung nicht. Er wusste sie hinter der Galanterie eines Gentlemans zu verstecken. Sein Traum wurde nicht wahr, aber er wollte den Trostpreis trotzdem mitnehmen. Dafür konnte er über einiges hinwegsehen und hässlich war sie ja nicht. Sie war nur nicht die FRAU. Er nahm sie mit der Geübtheit eines Mannes der wusste was er tat. Mit keinem Wort erwähnte er, was vorher war. Es war vorbei. Die schlaflosen Nächte, mit vor Erregung schmerzendem Körper und an das Ohr gepresstem Hörer. Nie mehr würde sie diese Leidenschaft hören, nie mehr sich seiner Stimme bedingungslos ausliefern können. Sie wusste das und gab sich ihm mit der ganzen Kraft ihrer Verzweiflung hin. Er nahm das Geschenk, um es irgendwo in einer hinteren Ecke seines Gedächtnisses zu verstauen und zu vergessen.
Seine Hektik, seine zerfahrenen Bewegungen waren verletzend, aber sie verstand die Zeichen. Nur kurz schloss sie die Augen und stellte sich vor was wäre wenn sie nicht sie wäre. Genoss das Gefühl ihres schmerzenden und befriedigten Körpers. Und dann ließ sie die Schatten los und kam in die Gegenwart zurück. Der letzte Kuss war sanft und ein Kuss der Trauer und des Abschieds. Sie sah die Hast in seinen Augen, hörte die kühle Distanz in seiner Stimme. Der Schmerz wühlte tief in ihr, riss sie hinweg. Es gab kein Tal der dunklen Begierde, keine Leidenschaft und Verehrung für sie. Sie hatte ihn enttäuscht. Er würde weiter suchen müssen, bis er die Frau fand, die es wert war. Sie stieg aus dem Auto und sah die Rose an, die hinten, gut eingepackt, auf dem Rücksitz wartete das Herz einer Frau zum schmelzen zu bringen. Aber diese Rose war nicht für sie gedacht. Sie würde sie nie bekommen
Kommentare
(AutorIn)
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Danke auch für die Kritik. Sie hilft dabei mich weiterzuentwickeln.«
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Hi Du, Deine Zeilen sind schön, einfach nur schön. Sie berühren - nein, sie gehen unter die Haut. Danke.«
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"Er würde weiter suchen müssen, bis er die Frau fand, die es wert war." Das Einzige, was mich an der Geschichte stört, ist dieser Satz. Die Story ist aus der Sicht der Frau geschrieben, der Satz passt aber eher aus der Sicht des "enttäuschten" Mannes.
Dass sie sich ihm trotzdem hingibt, wohlwissend, dass er nicht wieder kommen wird und es ein Abschied für immer ist, ist nachvollziehbar und verständlich, wenn man ihre Sehnsüchte berücksichtigt. Er hat es ganz sicher nicht verdient und wird dieses "Geschenk" auch nicht zu würdigen wissen.
Man kann ihr nur zurufen: ER war es nicht wert! DU wirst weiter suchen müssen!
Eine Prognose für die Zukunft mag ich nicht stellen, aber es gibt sicher auch Männer, die es wert sind. Nicht jeder ist so oberflächlich wie dieser.
Eine sehr schöne, nachdenklich machende Geschichte, die mir gut gefällt. Vielen Dank!
Liebe Grüße
yksi«
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Großes Kompliment für deine Geschichte. Wunderbar geschrieben. Ein Zufall? Das Selbe was "yksi" schrieb, fiel mir auch auf :-)
LG Anja«
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