Die andere Geschichte - Helga und Grit II
von Agent Schmitt
Die Musik des Vorspanns wurde leiser und trat langsam in den Hintergrund. Ich erkannte die Melodie - erfreut darüber, pfiff ich sie leise mit. Die Kamera machte einen Panoramaschwenk und fing helles, warmes Sonnenlicht und eine sommerliche Idylle ein. Ein blauer Bauwagen stach leuchtend aus dem Grün der Wiesen und Sträucher hervor. Die Kamera zoomte näher heran und während sie durch die offene Tür ins Innere des Wagens vordrang, wurden Vogelgezwitscher und Grillengezirpe von typischen Küchengeräuschen übertönt.
Peter rumorte in seiner winzigen Küche herum und murmelte vor sich hin: „Fertig. Der Teig, also das, was jetzt die Kuchenböden sind, ist gebacken. Jetzt fehlt nur noch das Obst: Pfirsich oder Erdbeere? Hmm. Was ist denn leckerer?“ Er drehte sich um und bemerkte die Kamera „Ah, hallo. Da seid Ihr ja wieder! Na ja, wo Ihr jetzt auch da seid, mach' ich eben beides: Pfirsich und Erdbeere. Sonst reicht's ja nicht für alle. Sind sowieso gleichlecker!“
Peter begann, ein Tablett mit den fertig gebackenen Küchlein, zwei Schüsseln mit Obst und allerlei Küchenutensilien zu beladen. Als das Tablett voll war, stopfte er sich die übrigen Dinge noch in die Taschen seiner ewigen, blauen Latzhose - immerhin mit sommerlich kurzen Hosenbeinen. Vorsichtig balancierte er seine Fracht schließlich aus dem Bauwagen heraus und die wackelige, schmale Treppe hinauf zum Sonnendeck; die Kamera heftete sich an seine Versen. Nachdem sich die laut knarrende, eigentümliche Treppenkonstruktion wieder beruhigt hatte, begann er erneut zu erzählen: „Jetzt muss ich das Obst noch schneiden, dann die Creme auf die Kuchenböden streichen und die Früchte darauf verteilen, Glasur drüber und schon sind meine leckeren Törtchen fertig.“ Er schlüpfte in den Schatten einer diagonal gespannten Plane, die wie ein Segel über dem blauen Wagen schwebte. Peter stellte das Tablett auf dem Tisch ab und deutete auf ein großes, mysteriöses Buch, das dort bereits lag. „Und nebenbei machen wir damit weiter.“ Zoom auf den altertümlichen Bucheinband und die geprägten Lettern in Grossaufnahme: 'Der kleine Unterschied'
„Ihr erinnert Euch? Damit hatten wir uns ja in der letzten Sendung schon befasst." Er begann seine Hosentaschen auszuleeren und kramte die Küchenwerkzeuge heraus. Dann hakte er die Träger von den Knöpfen oben am Latz und schob seine Hose nach unten. Während er umständlich aus den Hosenbeinen stieg, wurde offensichtlich, dass er nichts drunter anhatte. „Letztesmal hatten wir uns ja schon mit dem männlichen kleinen Unterschied beschäftigt.“ fuhr er fort, richtete sich auf und erwiderte, nackt wie Gott ihn schuf, den Blick der Kamera. Verlegen rückte er seine kleine, runde Brille zurecht und deutete dann entschlossen auf seinen, von grauen Locken umgebenen Pimmel, der schlaff und runzelig nach unten hing. „An den 'Kleinen Peter' hier erinnert Ihr Euch doch bestimmt, oder? Gut.“
Ich musste schmunzeln.
Der große Peter wusste nun offensichtlich nicht so recht weiter, ließ seinen Blick schweifen und erinnerte sich an seine Törtchen. Hastig zog er sich einen Stuhl heran, setzte sich an den Tisch, schlug schnell die Beine übereinander und begann mit dem Aufschneiden der Pfirsiche. Er halbierte ein paar und entfernt die Kerne. Dann schaute er auf und sprach wieder in die Kamera: „Also nun zum kleinen Unterschied: heute widmen wir uns also dem weiblichen kleinen Unterschied. Da letztes Mal die Männer dran waren, gucken wir uns heute die Frauen genauer an ...“ Dazu legte er zwei der aufgeschnittenen Pfirsichhälften nebeneinander flach auf einen Teller. In einigem Abstand darunter platzierte er dann noch eine halbe Erdbeere - mit der Schnittfläche nach oben. „Ungefähr so! Aber ich zeig Euch das besser mal in dem Buch hier.“
Vorsichtig, um es nicht vollzukleckern, schlug er mit dem Ellbogen das Buch auf und blätterte mit dem kleinen Finger suchend noch ein paar Seiten hin und her. Die Kamera zoomte auf das vergilbte Papier und verweilte schließlich über einer typisch wissenschaftlichen Zeichnung, die eine nackte Frau mittleren Alters zeigte. Diese schwebte aufrecht und völlig steif zwischen allerlei Latein in altdeutscher Frakturschrift. Mit strengem Blick schien sie nur darauf zu warten, einen äußerlich peinlich berührten, innerlich jedoch lechzenden und sabbernden Anatomieschüler des 19. Jahrhunderts vorwurfsvoll zu fixieren. Sie hatte große, schlaffe Brüste, ausladende Hüften und ein riesiges Pelzdreieck, das von unten ihren gewölbten Bauch hinaufwucherte. Irgendwie ähnelte sie Frau Günther, meiner Deutschlehrerin. Verbissen zog sie plötzlich ihre Augenbrauen noch weiter zusammen und öffnete die schmalen Lippen zum Sprechen: „So sehen die Frauen also aus“ - kam es stattdessen aus Peters Mund. „Wie Ihr erkennen könnt, ganz anders als wir Männer. Mit zwei Pfirsichen hier oben und einer Erdbeere da unten ...“ auf die Zeichnung deutend hielt er inne und hob lauschend den Kopf. Es war deutlich das Knarren und Ächzen der Holzstuhltreppe zu vernehmen.
Eine Frau in einem furchtbar bunt gemusterten Bikini und mit einem ebenso abscheulichen Tuch um die Hüften kam die Stufen heraufgeklettert. Es war zum Glück nicht die Günther! Stattdessen lächelte sie freundlich herüber und winkte uns zu. Sie war, wie man so sagt, rank und schlank und für ihr Alter - so Anfang vierzig - bedrohlich gut in Form. Peter erkannte sie wieder und begrüßte sie: „Ach hallo, das ist ja eine Überraschung - sie hier! Machen sie wiedermal Ferien bei den Patschulkes? Frau ... äh ...“ - „Fröhlich, Evi Fröhlich“ half sie weiter und streckte ihm zum Gruß die Hand entgegen. Peter drehte sich herum, blickte direkt in die Kamera und flüsterte mir zu: "Das ist die Schwester von Frau Patschulke von nebenan. Ist zwar kaum zu glauben, dass die beiden miteinander verwandt sein sollen, aber auf jeden Fall kommt sie ab und an zu Besuch." Dann wandte er sich wieder Frau Fröhlich zu, erhob sich und sie schüttelten sich zur Begrüßung die Hand.
„Es hat vorhin so toll nach frischgebackenem Kuchen geduftet.“ schwärmte sie, machte eine Schnüffelnase und schloss dabei herrlich sinnlich ihre rehbraunen Augen. „Mein Schwager meinte, das käme sicherlich von ihnen und da dachte ich mir, ich seh mal ...“ Sie geriet ins Stocken. Denn erst jetzt fiel ihr auf, dass Herr Lustig gänzlich nackt war und ungeniert, mit beachtlich gelassener Selbstverständlichkeit mit seinem Pimmel vor ihr herumbaumelte - hatte er das etwa vergessen? „Ganz schön heiß heute, wie?“ versuchte sie es schelmisch grinsend. Offensichtlich amüsierte es sie, ihn so vor sich zu sehen. „Ja, stimmt.“ erwiderte er, ohne zu bemerken, was sie wirklich gemeint hatte - er hatte es echt vergessen! „Sie haben eine gute Nase! Ich habe vorhin tatsächlich gebacken. Die kleinen Törtchen muss ich jetzt nur noch belegen, dann Glasur drüber streichen und fertig! Sie können natürlich gerne eins probieren, wenn sie möchten." - "Oja, gerne! Da haben sie aber ein altes Kochbuch." entgegnete sie ihm und zeigte auf den aufgeschlagenen Uraltschinken. Grimmig verschränkte die Günther ihre Arme und wandte schnaufend den Kopf zur Seite. Frau Fröhlich sah verdutzt auf, erahnte dann jedoch vorschnell einen falschen Zusammenhang zwischen der dicken Günther und Peters Blöße. Breit grinsend warf sie ihm einen verschmitzten Blick zu.
„Wissen sie, das ist gar kein Kochbuch.“ klärte Peter sie auf - stolz und sachlich wie immer. „Das hat mit dem Thema der heutigen Sendung zu tun“- Frau Fröhlich konnte sich ein überraschtes „Oh“ nicht verkneifen - „Es geht um Mann und Frau und den kleinen Unterschied, der ja eigentlich gar nicht so klein ist, sondern eher ganz schön groß.“ - „Oh ja, das kann ich sehen!“ platzte sie heraus und nutzte die Gelegenheit. Belustigt, aber anerkennend deutete sie auf seinen Schwanz.
„Oh, das... äh, d-d-das...“ Peters knallrotes Gesicht in Grossaufnahme! „D-D-D-Das gehört...“ stotterte er verlegen „... also das gehört eher noch z-z-zur letzten Sendung. Heute geht’s um sie - also, äh, ich meine um Weibchen. Nein, Frauen ... ich ... äh, also ..." - „Ah ja!“ erwiderte Frau Fröhlich trocken und blickte bewusst ernst drein - sie musste sich sichtlich zusammenreißen. „Darf ich mal?", fragte sie und griff ohne seine Antwort abzuwarten nach dem Buch, um sich abzulenken und ihm nicht auf den Pimmel zu starren. Denn dieser konnte sich gerade nicht so recht entscheiden, ob er vor lauter Aufregung in die Höhe schießen, oder verschämt noch weiter zusammenschrumpeln sollte, um Peters blutintensive Feuermelderreaktion nicht zu beeinträchtigen.
Während sich Frau Fröhlich hinter dem befremdlichen Buch versteckte, stand Peter noch völlig belämmert da und hielt verschämt seine Hände vor seinen Schwanz. Verwirrt sank er auf den Stuhl neben sich.
Plötzlich bedauerte sie, dass sie so mit ihm umgesprungen war und er tat ihr furchtbar leid.
Sie räusperte sich und klappt das Buch zu. Mit einem verlegenen Lächeln auf den Lippen machte sie ihm einen Vorschlag: „Was halten sie davon, wenn ich das mal in die Hand nehme und ihnen helfe?“ - „Das ist doch nicht nötig, ich bin doch fast fertig mit den Törtchen.“ missverstand er sie, winkte schüchtern ab und nahm hastig seine Schneidarbeit wieder auf. „Nein, ich denke da eher an die Sache mit dem kleinen Unterschied.“ Sie glitt auf den Stuhl gegenüber und lies den dicken Wälzer vor sich auf den Tisch plumpsen. Milde lächelnd sah sie zu ihm hinüber: „Denn das altertümliche Ding hier ist ja wohl wenig anschaulich. Nicht dass sich ihre jungen Zuschauer erschrecken, bei so viel veraltetem Latein und unansehnlicher Anatomie.“ Bei diesen Worten sprang das Buch mit einem Satz vom Tisch, schüttelte sich und eine nackte, wild fluchende und gestikulierende, dicke Deutschlehrerin stürzte sich polternd die laut wimmernde Treppenkonstruktion hinunter. Die Kamera schwenkte ihr spöttisch hinterher, wie sie gefolgt von ihrem umherschleudernden Bindegewebe im Dornengestrüpp verschwand.
Ich war unsagbar erleichtert.
Frau Fröhlich und Herr Lustig schauten sich verblüfft an und mussten plötzlich beide lachen. Die Anspannung wich aus ihren und vor allem seinen Gliedern und allmählich fand er seine gewohnte Souveränität wieder.
Vertraulich schmunzelnd nahm er den Faden ihres Gespräches wieder auf und gestand ihr überraschend offen und selbstsicher: „Letztes Mal war es ja auch einfacher: da hatte ich ja ein Demonstrationsobjekt zur Verfügung.“ Er deutete mit dem Blick verschwörerisch auf seinen kleinen Peter. „Und genau den Part übernehme ich heute und erzähl ihren Zuschauern etwas über den kleinen Unterschied, okay? Denn dann können sie sich in aller Ruhe den Obsttörtchen widmen!“ entgegnete sie ihm verschmitzt. Peters Augen wanderten zusammen mit der Kamera zu Frau Fröhlichs bunt verpackten Törtchen und er erkannte endlich die praktischen Vorte
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