Dr. Bernd Wolf - Die Klientin
von rockyyy
Dr. Bernd Wolf war 48 und Anwalt. Aber nicht irgendein Anwalt – er war Wirtschaftsanwalt. DER Wirtschaftsanwalt. Seine Kanzlei war in der Wiener Innenstadt gelegen, im ersten Wiener Gemeindebezirk. „Am Graben“, falls diese Adresse jemandem etwas sagt. Also durchaus High Society. Die High Society kannte ihn, er kannte die High Society. Er liebte diese Gesellschaft nicht, doch er brauchte sie. Sie stellten einen Großteil seiner Kundschaft dar. Die Leute, die er beriet, kannte man eben. Manche würden wohl sogar behaupten, er war selbst Teil der High Society, was er aber abstritt. Wolf kam nur in diese Kreise, weil viele seine Hilfe benötigten. Er war der Staranwalt – er betreute Stars, sie betreuten ihn. Richtig glücklich machte seine Arbeit ihn nicht, das würde er aber nie zugeben. Ja, der war das personifizierte Klischee – reich durch viel Arbeit, Single, wenig Freu(n)de. Geld macht nicht glücklich.
Er war eloquent und hatte ein gutes Netzwerk. Solch ein Netzwerk brauchte man eben, wenn man erfolgreich sein wollte. Seine Kontakte hielt er zur Politik, aber auch zur Unterwelt. Er arbeitete ständig und war ebenso erfolgreich. Es war besser, wenn man ihn kannte. Ein Leader (eigentlich mochte Wolf keine Anglizismen, doch hier mochte er den deutschen Ausdruck dafür nicht …). Seine Kanzlei war mäßig groß, doch erfolgreich. Sein Selbstvertrauen war groß, optisch war er aber eher der durchschnittliche Typ. Ein kleiner Bauchansatz, leicht grau meliertes Haar. Mittelgroß. Ein Lebemann. Aber immer top gekleidet.
Mittwoch, es war ca. halb 2, als seine Sekretärin durch die Sprechanlage zu hören war: „Dr. Wolf, Frau Mag. Mendelsson ist auf dem Weg zu ihnen. Sie hat einen Termin!“
Aha, das war sie also. Diese Mendelsson. Er hatte sich schon beim Morgenkaffee gefragt, wer das war … er kannte den Namen nicht. War sie alt? Jung? Attraktiv? Er hoffte es. Es war selten, dass er einer jungen und attraktiven Frau nicht nachblickte. Die Tür ging auf. Ein gleißender Lichtschein blendete ihn. Lichtschein? Oder war es doch ein Heiligenschein? Wolf war verwirrt. Noch lange, als die Tür schon lange geschlossen war, er seiner Klientin einen Stuhl angeboten hatte und ihr schon gegenübersaß, war er immer noch geblendet.
Sie stellte sich als Frau Magistra Mendelsson vor. Emanze. Magistra. Er lächelte sie an und sagte dann mit einigem Selbstbewusstsein: „Erfreut, mein Name ist Bernd Wolf. Ich bin hier der Chef.“ Sie lächelte charmant. „Das dachte ich mir bereits. Den Chef sieht man Ihnen an!“ Er richtete seine dunkle Krawatte. Diese Besprechung konnte länger dauern.
„Mendelsson ist doch ein reiflich ungewöhnlicher Name in Österreich. Ich hätte eher auf Skandinavien getippt.“ Small Talk war angesagt. „Nun ja, Schweden … meine Großeltern kamen von Schweden aus nach Österreich.“ Für Wolf war damit die Frage nach dem Lichtschein geklärt – hatte er bereits erwähnt, dass sie blond war? Business-like gab er nun den Ton an. „Was kann ich nun für Sie tun, Frau Magister?“ – „Es geht um meine Firma. Ich arbeite für die Onyx AG. Vielleicht haben Sie schon davon gehört.“ Er dachte nach, konnte sich aber beim besten Willen nicht an eine solche Firma erinnern. „Ja, natürlich. Ich habe schon von Ihnen gelesen.“ – „Dann wissen Sie auch sicher, dass wir drittgrößter Hersteller von half-duplex RFID-Systemen sind.“ RFID – das hatte er schon mal gehört. Das waren doch die kleinen Chips, die immer wussten, wo seine Akten sich genau befinden. Er musste unbedingt mit seiner Sekretärin darüber sprechen. „Nun, wir wollen die Nummer 3 aufkaufen. Duplex-Systems, eine niederländische Firma. Sie sollen uns dabei helfen.“ Er würde ihr überall helfen. Bei diesem Heiligenschein …
Das nun folgende Gespräch möchte ich uns allen ersparen – wen interessieren schon Kennzahlen wie Liquiditäten dritten Grades oder die genaue Struktur der Aktiengesellschaft? Wichtig war folgendes:
Die Blondine hatte Charisma, Ausstrahlung, Charme. Aber sie hatte ihre inneren Werte perfekt verpackt: eng anliegendes, etwas zu kurz geratenes hellblaues Kostüm und dazu hochhackige Pumps in schwarz. Sie geizte nicht mit ihren Reizen … Und sie trug Strümpfe, keine Strumpfhose. Wolf wusste, was er nicht wusste. Aber er wusste, dass sie halterlose Strümpfe und keine Strumpfhose trug. Der Wolf hatte die Fährte aufgenommen.
Wolf blätterte den Jahresabschluss durch, es stach ihm etwas ins Auge … „Nun, Frau Magistra … Ihre Kennzeichen – äh, ich meine natürlich Kennzahlen – sind sehr beeindruckend. Das geringe Eigenkapital macht mich jedoch stutzig. Wie wollen Sie an frisches Kapital für das Acquirement kommen?“ – „Herr Doktor, das lassen Sie bitte meine Sorge sein. Sie sollen nur die Verhandlung mit diesem Unternehmen führen.“
Er richtete sich wieder seine Krawatte, wollte sie hinauswerfen lassen. So sprach man nicht mit ihm. „Ich denke nicht, dass ich unter diesen Umständen, wie gesagt, ein Acquirement durchführen kann. Ich habe Grundsätze.“ Sie jedoch lächelte nur. „Ich weiß zu überzeugen, Dr. Wolf.“ Sie schlug die Beine übereinander, etwas lasziver als nötig. Strümpfe, er hatte Recht. Er dachte an Kim Basinger oder Sharon Stone – wer auch immer diese Rolle gespielt haben mag – auf jeden Fall aber an diese scharfe Katze aus "Basic Instinct".
Die Magistra stand auf, drehte sich um. Ihre Schuhe klackerten auf dem teuren, dunklen Parkettboden. „Könnten Sie mir behilflich sein, Dr. Wolf?“ Nun war der Moment gekommen, an dem Bernd Wolf die Sitzung für beendet erklären hätte müssen. Sie war schließlich auch eine Klientin. Das hätte er auch getan, hätte sie nicht genau in diesem Moment ihren Hintern herausgestreckt. Die Umrisse eines String-Tangas zeigten
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Kommentare
(AutorIn)
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rockyyy
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Mondstern
Nee, im Ernst. Ich habe sie zu Ende gelesen, was schon mal dafür spricht. Die Grundidee ist mit Sicherheit ausbaufähig und deine Wortwahl, wie auch der Wortwitz, spricht mich an.
Lediglich am Anfang ist mir persönlich zuviel des "Superhelden" Klischees - wenn es auch teilweise ironisch gemeint sein soll.
Also, weiter so !!
LG Mondstern«
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Du darfst deine Geschichten ruhig ausführlicher gestalten. Das Ausziehen z.B. könnte nicht so hektisch über die Bühne gehen.
Sonst ausbaufähig und gerne mehr.
Thepi«
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