Drei apulische Grazien in Rom
von Susi M Paul
Die ganze Nacht hatte Karl kein Auge zugetan. Wie gerädert schleppte er sich mitsamt seiner zwei riesigen Koffer den Bahnsteig entlang. Auf dem Vorplatz empfing ihn die gleißende römische Frühsommersonne. Fluchend und schwitzend zog er das bleischwere Gepäck über die kaputten Gehsteige der Seitenstraßen. Noch nie war ihm der Weg zur Pension von Signora Feltrini so weit vorgekommen. Er verfluchte alle stinkenden und saufenden Jugendlichen in den Zügen dieser Welt. Er verfluchte die elend lange Verspätung. Er verfluchte seine verdammte Flugangst. Und am Ende, als er endlich die Koffer in den uralten Aufzug hievte, verfluchte er auch seinen Kollegen im Museum, der ihm unbedingt an diesem Tag noch etwas zeigen wollte, statt ihn einfach nur in aller Ruhe ankommen zu lassen.
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Lidia pfiff fröhlich vor sich hin, als sie sich am Bahnhof von Bari mit Reiseproviant eindeckte. Was konnte es Schöneres geben als das jährliche Treffen der drei apulischen Grazien, wie ihre Lehrer sie immer genannt hatten. Noch dazu in der Ewigen Stadt, die in ihrer Geschichte schon so viel Unzüchtiges erlebt hatte. Rom würde bestimmt ein Auge zudrücken, wenn sie einen draufmachten. Sie fand, dass sie es verdient hatten, wieder mal die Sau rauszulassen. Vor allem sie selbst. Vor ihrer Muschi hatten sich schon Spinnweben breit gemacht. Es war höchste Zeit, da wieder mal richtig durchzuputzen. Tante Pia hatte damit keine Probleme. Sie hatte am Telefon sogar Andeutungen gemacht, die nach einem Plan für ein paar gepflegte Schweinigeleien klangen. Allerdings hatten Tante Pias Pläne normalerweise einen Haken. Sie liefen immer auf ein Ziel hinaus, nämlich sie unter die Haube zu bringen.
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Wütend knallte Francesca die Haustür hinter sich zu. Was bildete sich der Typ eigentlich ein? Sie war doch keine aufblasbare Puppe, in die er seinen Schwanz reinstecken konnte, wo und wann er wollte. Dass sie ihm einmal aus purer Neugier den Hintern hingehalten hatte, hieß doch noch lange nicht, dass sich der gnädige Herr da jetzt immer bedienen konnte, wenn ihm danach war. Von wegen: „Bück dich mal schnell, dann besorg ich es dir zum Abschied ordentlich in deinen Arsch!“ Der Arsch! Soll er es sich doch selber besorgen! Gott sei Dank hatte sie jetzt ein paar Tage Zeit darüber nachzudenken, ob sie ihm den finalen Tritt in den Allerwertesten oder doch noch eine allerletzte Chance geben sollte.
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Elena konnte es kaum erwarten, bis der Zug aus Bologna mit Francesca an Bord endlich einlief. War tatsächlich schon wieder ein ganzes Jahr vergangen seit ihrem letzten Treffen bei ihr hier in Florenz? Unglaublich! Jetzt in Rom würden sie sich haarklein alles erzählen, was seitdem passiert war. Na gut, was passiert war, das wussten sie natürlich schon, aber es ging ja um das Wie, die schlüpfrigen Einzelheiten, die handfesten Details. Dafür müssen sich drei Freundinnen einfach schnatternd gegenübersitzen – oder sich innig umarmen. Darauf vor allem freute sich Elena, deren Liebesleben arg darunter gelitten hatte, dass sie nicht mehr an der Uni war, sondern sich ihre Brötchen hart verdienen musste. Zufrieden pochte es zwischen ihren Beinen.
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Es war ein großer Fehler gewesen, nach dem Termin im Museum den Durst und die unendliche Erschöpfung von 36 schlaflosen Stunden mit einer großen Karaffe Wein vor der Pizza und dann noch mit einer kleinen hinterher bekämpft zu haben. Wie ein Zombie wankte Karl zu Luigis Touristensilo, schaffte es mit Müh und Not in die Dusche und krabbelte mit letzter Kraft aufs Bett.
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Beim Abendessen gestand Tante Pia den enttäuschten Grazien, dass die Renovierungsarbeiten in ihrer Pension doch nicht mehr rechtzeitig fertig geworden waren. Aber sie hatte Trost auf Lager: „Ihr hättet sehen sollen, wie Karl geschaut hat. Der Bücherwurm, von dem ich euch schon erzählt habe. Der, der schon öfter hier war, um irgendwelche uralten Inschriften abzuschreiben. Todmüde wie er war, wäre er fast in Tränen ausgebrochen, wie ich ihm gesagt habe, dass er für ein paar Tage bei Luigi unterkommen muss. Ich habe ihm aber versprochen, dass mein guter Freund Luigi alles tun wird, damit er eins von den Vierbettzimmern für sich allein hat.“
Nach einer kleinen Kunstpause fuhr sie mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht fort: „Das war allerdings ein bisschen geflunkert. Eine klitzekleine Notlüge. Denn Luigi wird den Teufel tun, drei Betten frei zu lassen. Schon gar nicht für einen x-beliebigen Inschriftenkritzler. Ihr, meine hübschen Täubchen, werdet ihm Gesellschaft leisten. Es ist schon alles vorbereitet. Vielleicht schafft ihr es ja, meinem viel zu jung vertrockneten Kunsthistoriker wieder Leben einzuhauchen.“
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Drei Stunden später hörte er von Ferne ein Geräuschgewusel, das wie das Hintergrundrauschen einer Autobahn klang. Er versuchte, sich zu konzentrieren. Sein Kopf funktionierte, hatte die heftige Attacke durch den Wein ganz gut verkraftet, zumindest signalisierte er keinen stechenden Schmerz. Ohren und Hirn begannen, sich zu koordinieren, um die Geräusche näher zu bestimmen. Es waren Stimmen. Seine Ohren strengten sich an. Drei Stimmen. Eine ziemlich nah, zwei weiter entfernt. Eine davon aus der Dusche. Aus seiner Dusche!
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„Schau mal, bei dem rührt sich was. Da, wo’s bei Männern drauf ankommt. Meint ihr, er ist aufgewacht und will die Geschichte von deiner Muschi mit anhören?“
„Ach was! Der schläft seelenruhig“, winkte Elena ab und rubbelte ihre nassen Haare. „Außerdem reden wir Apulisch, das versteht er bestimmt nicht. Kriegen Männer denn nicht alle naselang einen Steifen?“
„Die, die mir begegnen, versteifen leider viel zu selten“, stellte Lidia bekümmert fest, „aber erzähl weiter!“
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Hohe Stimmen. Frauen. Drei Frauen in seinem Zimmer! Er auf dem Bett. Wie war er dahin gekommen? Die Dusche. Das Bett. Die Erinnerung kam wieder. Er lag nackt auf dem Bett! Und zwar richtig nackt! Knochenhart nackt. Für einen Sekundenbruchteil wollte er reagieren: aufspringen, sich entschuldigen, verschämt das Laken überziehen. Doch kein Muskel gehorchte. Wozu auch? Was die Frauen gesehen hatten, hatten sie schon gesehen, da war nicht mehr dran zu rütteln.
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„Also, wie gesagt, meine verflossene Giuseppa fand jede Art von Muschibehaarung abartig. Besonders die nachwachsenden Stoppeln, weil die so kratzen beim Fötzchenlutschen. Und da hat sie mir eben die Radikalkur spendiert, um mir das ewige Rasieren zu ersparen.“
„Los, leg dich hin und zeig her!“, bettelte Lidia, die vor Neugier fast platzte, auch wenn sie nicht ohne Stolz ein akkurat beschnittenes Buchsbäumchen mit sich herumtrug.
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Die Stimmen überlagerten sich ständig. Das Konzert, das sie veranstalteten, hörte sich Italienisch an, und doch verstand er kaum etwas. Und das lag nicht an seiner bleiernen Müdigkeit. Er zwang sein Hirn, sich noch mehr zu konzentrieren. Und wirklich, langsam, mit der Zeit, gewöhnte er sich an die Aussprache, identifizierte Bruchstücke, verstand einzelne Wörter, den einen oder anderen Satz. Es ging vor allem um Sex. Um viel Sex.
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„Darf ich mal drüberstreicheln?“, fragte Francesca, nachdem ihre Freundin es sich bequem gemacht und ihre glatten Talgründe zur Schau gestellt hatte.
„Ich bitte darum“, kicherte Elena. „Ich bevorzuge zwar feucht-fröhliche Zungenfertigke
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Es ist eben doch möglich erotische Geschichten zu schreiben ohne den Rückgriff auf Erpressung, Frauenverachtung, angemaßte Dominanz und Gewalt.«
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