Du - Karma
von Hassels
Den Schlüssel hab ich ans Schlüsselbrett gehängt, jetzt darf ich dein Reich erkunden. Es ist noch schöner als auf den Bildern. Nach zwei Schritten – plopp – schaltet sich das Licht in der Vitrine ein. Zwischen funkelnden Kristallen, akribisch in Reih und Glied, liegt das Objekt meiner Begierde. In der Diagonalen, der Hingucker des zweiten Glasbodens. Glänzend schwarz, Ringe und Schnalle aus Edelstahl. Der Anblick des Halsbandes, lässt mich dahinschmelzen.
Ich denke an dich. Deine leuchtend blauen Augen, die mich wortlos geführt hatten; deine warmen Hände, die mich zärtlich verführt hatten; deine sonore Stimme, die mein Herz berührt hatte.
Meine Neugier, meine Finger legen sich um den Griff der Glastür:
„Das wäre der Anfang vom Ende! Auf der Ablage im Badezimmer liegen die Anweisungen für Dich.“ In Schockstarre, unfähig die Glastür zu öffnen, habe ich deine Stimme aus dem Lautsprecher vernommen, eile nun sofort ins Bad.
Du kennst mich besser als ich selbst, nach nur einer Begegnung. Die Anweisungen sind klar ausformuliert, kommen dem verschwitzten Ebenbild im Spiegel, sehr entgegen. Unter der warmen Dusche, lasse ich den Tag Revue passieren. Der überfüllte Zug, die ausgefallene Klimaanlage und nur warme Getränke, diese Freitagsreise war kein Vergnügen gewesen.
Mit geschlossenen Augen sehe ich die vorbeieilenden Landschaftsbilder, je näher ich dem Zielbahnhof komme, desto verdorrter die Felder. Dunkler Rauch, ein im Sommer schon brauner Laubwald brannte und man hatte das Flimmern des Staubes in den gleißenden Sonnenstrahlen erkennen können. Ein trauriger Anblick, sensibilisiert drehe ich den Wasserhahn zu.
An den Leuchtziffern der Badezimmeruhr hat sich mein Rundumblick verfangen, mahnt sie mich doch zur Eile. In weniger als einer halben Stunde bist du hier, soll ich fertig sein. Ich möchte dir gefallen, dein Wohlwollen erlangen, in dir aufgehen.
Im Bademantel, abgetrocknet und die Haare gestylt, husche ich zur Balkontür. Alles liegt auf dem kleinen Tisch bereit. Die gepolsterten Manschetten für meine Handgelenke, die Ketten samt beidseitiger Karabiner und die Gummimatte liegen rechts, links befindet sich die weiße Gardine. Ich ziehe die auf Rollen befindliche Leiter heran, überwinde meine Angst, steige auf die sich bewegende Leiter und hänge die Gardine an dem dafür vorgesehenen Haken auf.
Unter der Gummimatte, die ich unterhalb der Gardine platzierte, kam, die von mir so heiß ersehnte Gerte zum Vorschein. Du hast bei unserem Gespräch aufmerksam zugehört, möchtest mir einen Herzenswunsch erfüllen. Mein Herz pocht, wie ein Dampfhammer, vor Glück.
Manschetten und Ketten nehme ich mit ins Wohnzimmer, dort hast du ein weißes Kleid für mich bereitgelegt. Meine Angst vor öffentlicher Nacktheit, das tief in mir sitzende Schamgefühl, an alles hast du gedacht. Nur kurz habe ich das Kleid angehalten, es war, was ich tragen dürfte, reicht fast bis an die Knie.
Wie der, vom Wind weggetragene, Sommerstaub des Brandes, der Balkon liegt zu dieser Zeit im vollen Schatten, schmeiße ich alle Vorbehalte über Bord. Ich möchte in Vorleistung treten. Du, mein Meister, sollst auch überrascht werden.
Nur mit den angelegten Manschetten steige ich auf die Leiter, hake die Karabiner ein. Gestreckt, nur Fußballen und Zehen haben Mattenkontakt, erwarte ich dich in drei Minuten. Der Leiter gebe ich einen Tritt, es gibt kein Zurück jetzt bin ich dir völlig ausgeliefert.
Eingehüllt in die durchsichtige Gardine, wird meine Haut gereizt. Die Gerte auf dem Tisch, ich spüre wie die ersten Tropfen auf den Innenseiten der Oberschenkel herunterrinnen.
Das klingelnde Telefon lässt mich blitzartig erstarren. Der Anrufbeantworter springt an und ich kann deine Stimme hören: „Schatz, auf dem Handy konnte ich Dich nicht erreichen. Wahrscheinlich stehst Du gerade unter der Dusche. Ich musste dringend zur Zentrale. Der Kühlschrank ist gut gefüllt, wir sehen uns am Sonn…“
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