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Kommentare: 7 | Lesungen: 4229 | Bewertung: 8.65 | Kategorie: BDSM | veröffentlicht: 18.04.2004

Dunkle Wolken über Landor (3 - Flucht)

von

Episode 3 – Flucht ins Ungewisse

Auf der Flucht

Sie waren bereits seit fünf Tagen auf der Flucht aus Falibor, überwiegend durch Wälder, um möglichst lange unentdeckt zu bleiben. Denn sie hatten keinen Zweifel, daß die Flucht irgendwann bemerkt werden würde und Verfolger sich auf ihre Spur setzen würden. Die fast fünfhundert Menschen, die es geschafft hatten, das angegriffene Falibor auf unterirdischen Tunneln zu verlassen, hinterließen einfach eine zu deutliche Spur. „Wenn wir den Fluß Tano erreichen, können wir versuchen, Flöße zu bauen und uns flußabwärts in die Nähe von Fendrich treiben zu lassen“, hatte die Fürstin Larissa vorgeschlagen. Auf jeden Fall würden sie dann schneller voran kommen, wenn sie erst einmal genug Zeit fanden, die Flöße für fünfhundert Menschen zu bauen. Inzwischen rechneten sie allerdings fast täglich mit dem Auftauchen der ersten Wolfsreiter oder regulären Soldaten aus Manitien. Die fünfzig Soldaten, die die Flüchtlinge begleiteten, bewachten zwar jedesmal das Lager, wenn sich die Flüchtlinge nach einem erschöpfenden Tagesmarsch ausruhten, einem Angriff der Wolfsreiter würden sie aber nicht viel entgegenzusetzen haben. Wie immer, wenn sie eine Rast eingelegt hatten, kletterte Melissa auf den höchsten Baum der näheren Umgebung, um nach Verfolgern Ausschau zu halten. „Soll ich zur Abwechselung mal hochklettern?“, bot sich Eric an. Sie schüttelte den Kopf und ergriff den tiefsten Ast. „Dann laß doch wenigstens den sperrigen Bogen hier“, schlug er vor. „Den brauche ich unbedingt“, antwortete Melissa mit einem schiefen Lächeln. Eric zuckte mit den Schultern und sah ihr nach, die sie geschickt in den Wipfel kletterte. Im Gewirr der Blätter und Äste verlor er sie aus den Augen. Als sie schließlich wieder heruntergeklettert kam, hatte sie die Lippen zusammengepreßt. „Sie kommen“, sagte sie nur kurz, als Eric sie fragend ansah.

Kurz darauf saßen Melissa, Eric, Korben, Fürstin Larissa und ihr Hauptmann zusammen in einem provisorischen Zelt. „Wir haben zwar noch einen Vorsprung“, erklärte Melissa ihre Beobachtung, „aber da sie auf ihren Pferden und Wölfen viel schneller vorankommen als wir, haben sie uns spätestens morgen Abend eingeholt.“ „Wie viele sind es denn?“, wollte der Hauptmann wissen. „Etwa 50 Wolfsreiter und 10 berittene Soldaten“, antwortete Melissa. Der Hauptmann schien im Licht der Abenddämmerung noch blasser zu werden, als er nach den Strapazen der letzten Tage ohnehin schon aussah. „Das wären selbst dann zu viele, wenn meine Männer ausgeruht und bei Kräften wären. Aber der Gewaltmarsch und das spärliche Essen hat ihre Kampfkraft deutlich verringert.“ Melissa streichelte den perlmuttfarbenen Bogen, den sie in der Hand hielt. „Wenn ich freies Schußfeld hätte – am besten von einer Anhöhe aus – könnte ich die meisten von ihnen erledigen, bevor sie auch nur wissen, woher sie angegriffen werden.“ Der Hauptmann wollte widersprechen, wurde aber von einer Handbewegung der Fürstin zum Schweigen gebracht. „Wenn wir morgen östlich von unserem eigentlichen Ziel abweichen“, überlegte sie, „müssen wir über eine größere freie Fläche und kommen an einem alten Wehrturm vorbei. Der ist zwar schon ziemlich verfallen, sollte für deine Zwecke aber ausreichen.“ „Allerdings kannst du von dort aus nicht unauffällig fliehen“, gab die Fürstin noch zu bedenken. Sowohl der Hauptmann als auch Eric schauten die beiden Frauen nur verständnislos an, während Korben bedächtig nickte. „Mit diesem Bogen“, erklärte Melissa den beiden, während sie auf die perlmuttfarbene Waffe zeigte, „kann man auf sehr große Entfernungen treffsicher schießen. Damit kann ich die Wolfsreiter bei freiem Schußfeld bereits treffen, wenn ich noch lange außerhalb der Reichweite ihrer Waffen bin.“ „Dann werde ich dich begleiten“, kam es nachdenklich von Eric, „und dir helfen, mit den Angreifern fertigzuwerden, die es doch schaffen, bis zu dir vorzudringen.“

Am nächsten morgen brachen die Flüchtlinge noch früher auf als sonst. Das Wissen um die nahen Verfolger half ihnen, ihre letzten Kraftreserven zu mobilisieren. So schnell wie möglich marschierten sie über das freie Feld. Würden die Wolfsreiter sie hier erwischen, hätten sie keine Chance. Nach einigen Stunden Gewaltmarsch kamen sie an dem alten Wachturm vorbei. Melissa und Eric kletterten die Ruine hinauf, während alle anderen versuchten, sich am Waldrand auf der gegenüberliegenden Seite des Feldes in eine vermeintliche Sicherheit zu bringen. Zwischen den verbliebenen Zinnen des alten Turms kauerten die beiden sich hin, um nicht bereits aus der Ferne Verdacht zu erwecken. „Kann ich mir den Bogen mal ansehen?“, fragte Eric, als ihm das Warten langweilig wurde. Melissa lächelte und reichte ihm den Bogen. Als Eric versuchte, ihn zu spannen, stellte er verblüfft fest, das es ihm nicht gelang. Er setzte noch einmal seine ganze Kraft ein. Seine muskulösen Arme zitterten vor Anstrengung, aber er konnte die Sehne nur eine Winzigkeit bewegen. Und selbst, wenn es ihm gelungen wäre, den Bogen zu spannen, hätte er von der Anstrengung so stark gezittert, daß er mit Sicherheit nichts hätte treffen können. „Das geht doch gar nicht“, meinte er, als er Melissa den Bogen zurück gab. Sie grinste jetzt breit, nahm den Bogen, schloß die Augen und spannte ihn sehr weit. „Ich glaub es nicht“, stieß Eric verwundert hervor. „Du bist doch nicht stärker als ich. Wie funktioniert denn das?“ „Ich habe sechs Monate gebraucht, um es zu lernen. Und da hatte ich schon viele Grundkenntnisse gelernt, von denen du noch nicht einmal weißt, daß es sie gibt. Das kann ich dir nicht alles mal schnell beibringen.“

Etwas später konnten sie bereits das Blitzen der Rüstungen der Soldaten und Wolfsreiter am Waldrand sehen. Sie nahmen jetzt die Verfolgung der Flüchtlinge über das Feld auf. „Wann kannst du sie erwischen?“, wollte Eric wissen. „Ich hätte sie bereits durch die Bäume im Wald treffen können, aber dann hätten sie uns einfach im Schutz der Baumstämme umgangen.“ „Aber auf diese Entfernung kannst du doch gar nicht treffen, selbst wenn die Pfeile weit genug fliegen“, wandte Eric ein. „Je stärker ich den Bogen spanne“, erklärte sie ihm, „desto genauer sehe ich das Ziel. Deshalb hatte ich den Bogen auch immer mit, wenn ich nach den Feinden Ausschau gehalten hatte. Ich kann damit viel weiter sehen.“ Eric war beeindruckt. Und er hoffte, nie jemanden zum Feind zu haben, der über so einen Bogen verfügte. Melissa legte sich den Köcher zurecht. Erst jetzt fiel Eric auf, daß nur 20 Pfeile im Köcher waren. Als er Melissa darauf ansprach, meinte sie nur, die Pfeile kämen schon wieder zurück. Es sei ja schließlich ein Zauberbogen mit Zauberpfeilen, ergänzte sie noch, wobei Eric nur ungläubig den Kopf schüttelte. Dann hatten die Reiter schließlich die halbe Strecke zwischen dem Waldrand und dem Wachturm zurückgelegt. Melissa richtete sich auf, legte einen Pfeil auf die Sehne und schloß die Augen. Sie spannte den Bogen und ließ den Pfeil sirrend von der Sehne schnellen. Fast im gleichen Moment stürzte einer der Wolfsreiter von seinem Wolf. Eric hatte den Pfeil nicht fliegen sehen, so schnell hatte er sein Ziel erreicht. Inzwischen hatte Melissa bereits den zweiten Pfeil aufgelegt und schoß ihn traumwandlerisch ins Ziel. Ein weiterer Wolfsreiter stürzte von seinem Tier. Nach dem fünften Treffer waren die Reiter zum Stehen gekommen. Verwirrt schauten sie sich um, woher der Angriff kam. Dann – zwei weitere Reiter waren bereits getroffen – zeigte einer der Reiter auf den Turm. Für einen Moment waren sie unschlüssig, ob sie versuchen sollten, zu den schützenden Bäumen zurückzureiten, die ihnen Deckung geben könnten oder ob sie den Turm stürmen sollten. Da beide Wege etwa gleich lang waren, entschieden sie sich, im Galopp auf den Turm zuzureiten. Zunächst ritten sie dabei hintereinander, um ein möglichst kleines Ziel abzugeben. Aber nachdem Melissa erneut den vordersten Reiter von seinem Tier heruntergeschossen hatte und darüber ein weiterer Reiter gestürzt war, stürmten die verbliebenen Verfolger nebeneinander auf die Turmruine zu.

„Schieß auf die Tiere“, empfahl Eric. „Zu Fuß brauchen sie länger bis hierher und sind auch weniger gefährlich, falls sie es schaffen.“ Melissa schaute ihn überrascht und anerkennend an, um danach sofort seinem Ratschlag zu folgen. Eric beobachtete fasziniert, wie die abgeschossenen Pfeile kurze Zeit nach dem Schuß wieder in Melissas Köcher erschienen. Als sie schließlich alle Riesenwölfe niedergestreckt hatte, waren die restlichen Reiter am Turm angekommen. Drei von ihnen versuchten, die Ruine zu erklimmen, während die anderen sieben den geflohenen Bewohnern Falibors nachjagten und kurze Zeit später im nahen Waldrand verschwanden. Während Eric den Kampf mit den drei Soldaten aufnahm, die Melissa und ihren tödlichen Bogen unschädlich machen wollten, erschoß sie unbarmherzig die Wolfsreiter, die ohne ihre Wölfe keine Chance hatten, rechtzeitig den Turm zu erreichen. Nachdem kein Wolfsreiter mehr übrig war, unterstützte sie Eric, der die drei Angreifer zwar in Schach halten, aber nicht besiegen konnte, solange er seine überlegene Position auf der Ruine nicht aufgab. Schließlich hatten sie ihre blutige Aufgabe erledigt. Sie schnappten sich die drei Pferde der getöteten Soldaten und ritten auf den Waldrand zu. Dort angekommen sahen sie, daß es für die zwar erschöpften, aber zahlenmäßig weit überlegenen Soldaten der Fürstin kein Problem gewesen war, mit den sieben Reitern fertig zu werden. „Ich denke“, meinte Melissa während der anschließenden Lagebesprechung bei Fürstin Larissa, „damit sollten wir einige Tage gewonnen haben. Mit etwas Glück reicht uns das, um den Fluß zu erreichen und die benötigten Flöße zu bauen.“ „Und außerdem“, fügte der Hauptmann hinzu, „haben wir jetzt auch ein paar Pferde, so daß wir einen kleinen Spähtrupp vor und hinter uns nach weiteren Gefahren Ausschau halten lassen können.“

Gefährliche Lichtung

Sie rasteten einen ganzen Tag und eine ganze Nacht, denn viele Flüchtlinge waren bereits weit über ihre Leistungsgrenzen hinausgegangen. Die Fürstin war inzwischen zwar schon wieder in der Lage, kleinere Strecken selbst zu gehen, mußte für die Flucht aber immer noch von einem der Soldaten getragen werden. Aber nach der längeren Rast hoffte sie, sich alleine auf einem der erbeuteten Pferde halten zu können, so daß sie die Soldaten nicht mehr belasten mußte. Jedenfalls war sie froh darüber, sich etwas erholen zu können. Auch Korben, der seit der Rettung seiner Fürstin nicht mehr von deren Seite gewichen war, hatte den ganzen Tag erschöpft auf dem weichen Waldboden gelegen. Melissa und einige Soldaten hatten im näheren Umkreis etwas Wild geschossen, so daß sich die Flüchtlinge erstmals seit Tagen wieder satt essen konnten. Jetzt kaute Korben auf einem Stück Fleisch herum, das auf einem der Spieße der getöteten Verfolger gegrillt worden war. Nachdem sein ärgster Hunger gestillt war, lehnte er sich an einen Baum und schloß die Augen. Zwar war der Albtraum der Herrschaft des Thronräubers Atan endlich vorbei, aber auch der Angriff auf seine Heimat Falibor und die Flucht vor den manitischen Truppen und ihren Ungeheuern setzten ihm stark zu. Er hatte das Gefühl, nicht nur körperlich bereits seine Grenzen erreicht zu haben. Und während er noch versuchte, sich nicht dem Selbstmitleid hinzugeben, vernahm er einen leisen, klagenden Gesang. Erstaunt schlug er die Augen auf und suchte die Quelle dieses Liedes, konnte sie aber nicht ausmachen. Und außer ihm schien auch niemand Notiz davon zu nehmen. Da er die Richtung, aus der das Lied kam, nicht ausmachen konnte, irrte er zunächst ein wenig herum. Als er ein Stück vom Lager weg und tiefer in den Wald hineingegangen war, kam es ihm so vor, als sei das Lied lauter zu hören. Und er ging weiter in diese Richtung. Tatsächlich vernahm er den klagenden Gesang jetzt deutlicher. Verstehen konnte er ihn allerdings nicht. Aber soweit er das einschätzen konnte, war es eine weibliche Stimme, die er hörte. Einen Moment blieb er stehen und lauschte der Melodie. Diese Stimme hatte er noch nie gehört. Sie klang ungewöhnlich rein. Und sie brachte etwas in ihm zum Schwingen. Er wollte diese Sängerin unbedingt kennenlernen. Und er wünschte sich, sie auf seiner Laute begleiten zu können.

Es kostete ihn allerdings eine große Willensanstrengung, zunächst wieder ins Lager zurückzukehren, um seine Laute zu holen. Dabei hoffte er inbrünstig, daß der Gesang nicht verklungen sein würde, wenn er mit seiner Laute zurückkam. So war er sehr erleichtert, als er den Klang des Liedes wieder vernahm, als er sich erneut auf dem Weg in den Wald hinein befand. Die Bäume wurden allmählich dichter und auch das Unterholz behinderte inzwischen sein Vorankommen. Er ließ sich davon allerdings nicht aufhalten. Nur ganz am Rande seines Verstandes kam ihm der Gedanke, daß es nicht sehr vernünftig war, immer tiefer in den ihm fremden Wald hineinzulaufen. Aber sein Verlangen, die Sängerin zu finden, hatte inzwischen fast vollständig von ihm Besitz ergriffen. Vage kam ihm noch die Erkenntnis, daß es wohl keine Frau aus dem Lager war, deren Gesang ihn betörte. Aber das alles hatte inzwischen keine Bedeutung mehr für ihn. Er mußte einfach nur vorwärts. Das Einzige, was neben diesem dringenden Wunsch noch Platz in seinem Denken hatte war, seine Laute bei dem beschwerlichen Weg durch das Unterholz nicht zu beschädigen. Je weiter er in das inzwischen kaum noch zu durchdringende Dickicht vordrang, desto deutlicher hörte er die Stimme. Doch noch immer konnte er dem Text des Liedes nicht folgen. Offenbar war ihm die Sprache unbekannt. Doch auch das war für ihn völlig ohne Bedeutung. Seine ganze Welt bestand nur noch aus dieser Stimme und seiner Laute.

Schließlich erreichte er eine große Lichtung mit einem kreisrunden See in der Mitte. Am Ufer des Sees saß eine Gestalt, die Korben nur undeutlich erkennen konnte. Sie war es, die das traurige, klagende und doch betörende Lied sang. Und während er sich ihr langsam näherte, griff eine lähmende Müdigkeit nach ihm. Jeder Schritt wurde zu einer kräftezehrenden Anstrengung. Und schließlich lehnte er sich erschöpft an einen großen Baum. Es war einer von zwölf Bäumen, die das Ufer in gleichmäßigem Abstand säumten. Er schloß die Augen und hielt seine Laute an die Brust gepreßt. Der Gesang und die Müdigkeit ließen bei ihm keinen weiteren Gedanken mehr zu. Und er schlief im Stehen ein, ohne dabei zu bemerken, daß der Baumstamm in seinem Rücken begann, einen Hohlraum zu formen, in den er langsam hineinsank. Kaum war Korben vollständig in den Baum hineingesunken, begann sich das Holz um ihn herum wieder zu schließen. Von außen war nur noch an der bauchigen Form der Laute zu erkennen, wo Korben gestanden hatte. Denn die Rinde des Baums hatte sich auch um die Laute herum geschlossen, die Korben vor die Brust gepreßt hatte. Die Gestalt, die am See gesungen hatte, erhob sich langsam und kam auf den Baum zu. Auch sie lehnte sich an den Stamm und strich über die Rinde. Lächelnd fuhr sie einige der Äste entlang, als würde sie den Baum liebkosen. Dann ging sie wiegenden Schrittes wieder auf den See zu und tauchte im Mondlicht darin unter.

„Es wird Zeit, daß wir aufbrechen“, meinte Melissa, als sie Eric wachrüttelte. Gähnend stand er auf und reckte sich. „Weißt du eigentlich, wie weit es noch bis zu dem Fluß ist, an dem wir die Flöße bauen wollen?“, fragte er sie. „Die Fürstin sagte etwas von einem Tagesmarsch. Jetzt, wo alle wieder ein wenig ausgeruht sind, sollten wir es also bis zum Abend schaffen.“ Langsam setzte sich der ganze Troß der Flüchtlinge wieder in Bewegung. Einige Soldaten ritten jetzt mit den erbeuteten Pferden voraus, um Gefahren und Hinterhalte rechtzeitig zu erkennen. Auch nach dem Ruhetag waren alle noch sichtlich erschöpft von den bisherigen Strapazen, aber die Stimmung war weniger gedrückt, als in den vorangegangenen Tagen. Es machte sich unter den Flüchtlingen wieder Hoffnung breit, diese aussichtslos scheinende Situation zu überleben. Und als sie nach einem anstrengenden Tagesmarsch endlich am Ufer des Flusses Teno ankamen, war die Stimmung geradezu heiter und gelöst. Alle, die einen Beitrag zum Floßbau leisten konnten, sahen sich bereits am Abend nach geeignetem Ausgangsmaterial um. So wurden Bäume zum Fällen ausgesucht, Pflanzen, die sich zur Herstellung von Seilen eigneten, gepflückt und unter den Tischlern geeignete Baupläne für Flöße diskutiert, die ihre beschränkten Werkzeuge und Materialien berücksichtigten. Nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren, die sich bei dem bereits schwindenden Licht durchführen ließen, saßen viele der Flüchtlinge noch lange an kleinen Lagerfeuern und lachten und scherzten. Sie brieten noch einige Kaninchen, die die Soldaten in der näheren Umgebung geschossen hatten und waren erleichtert, endlich ein Ziel vor Augen zu haben, auf das sie hinarbeiten konnten.

Melissa, Eric und der Hauptmann saßen ebenfalls an einem Lagerfeuer und überlegten, wie sie den Bauplatz für die Flöße am besten vor feindlichen Angriffen schützen könnten. Denn es war schwer abzuschätzen, wann die manitischen Truppen anfingen nachzuforschen, was mit den berittenen Soldaten und Wolfsreitern geschehen war, die die Flüchtlinge hatten töten sollen. Sie hofften zwar, daß es noch mindestens eine Woche dauern würde, bevor ihre Feinde Verdacht schöpften, daß dem Vernichtungstrupp etwas zugestoßen sein könnte, aber es war auch schwer vorherzusagen, wann genug Flöße für alle Flüchtlinge zur Verfügung stehen würden. Fürstin Larissa näherte sich ihnen mit einem sorgenvollen Gesichtsausdruck. „Hat einer von euch Korben gesehen? Ich habe ihn heute noch gar nicht zu Gesicht bekommen. Ihm sind zwar Pferde nicht geheuer und ich bin ja heute geritten, aber nachdem er auch nirgendwo im Lager zu finden ist, mache ich mir jetzt doch langsam Sorgen.“ Die drei überlegten kurz und schüttelten dann die Köpfe. „Es kann doch nicht sein, daß wir ihn am letzten Rastplatz vergessen haben, oder?“, bohrte die Fürstin nach. „Ich bin den ganzen Rastplatz noch einmal abgeritten, um sicher zu gehen, daß wir niemanden schlafend zurücklassen“, antwortete der Hauptmann. Larissas Gesicht entspannte sich etwas. „Na dann sollte er ja hier irgendwo sein. Wenn ihr ihn seht, sagt ihm, daß er sich kurz bei mir melden soll.“ Nach einer kurzen Pause fügte sie leiser und mehr zu sich selbst hinzu: „Nachdem was er während meiner Gefangenschaft für mich getan hat, will ich einfach sicher sein, daß ihm nichts zustößt.“ „Morgen taucht er bestimmt wieder auf und feuert die Arbeiten an den Flößen mit einigen fröhlichen Liedern an“, vermutete Eric. Die Fürstin lächelte ihm zu und zog sich zurück. „Gesehen habe ich ihn seit gestern Abend allerdings auch nicht mehr“, meinte er nachdenklich, als sie Fürstin wieder außer Hörweite war. Den anderen ging es genauso.

Befestigung Fendrichs

Es hatte einige Zeit gekostet, die Truppen aus Westhoven unter der Führung von Lucius zu vereinen. Er konnte es den Soldaten nicht einmal übelnehmen, daß sie sich nicht von einem Walddämon befehligen lassen wollten. Erst als ein Trupp von 3 Wolfsreitern in die Wälder Fendrichs eindrang und von Lucius alleine in Windeseile getötet worden war, hatten sowohl die Soldaten als auch ihre Offiziere tiefen Respekt vor Lucius. Und die Flüchtlinge aus Westhoven fühlten sich seither in seiner Nähe deutlich sicherer als zuvor. Dieses neu entstandene Vertrauen sorgte auch dafür, daß die Neuankömmlinge den Aufbau und die Instandsetzung von Fallen im Wald mit wahrem Feuereifer betrieben. Es war ihnen zwar vorher schon klar gewesen, daß sie die Armee von Manitien nicht in einer Feldschlacht würden besiegen können, aber erst Lucius’ Demonstration seiner Fähigkeiten ließ sie erkennen, daß die Fallen und die damit verbundene Taktik der Demoralisierung der Gegner nicht Ausdruck von Feigheit waren. „Die Armee von Manitien ist uns zahlenmäßig und in ihrer Kampfkraft weit überlegen“, erklärte Lucius den Offizieren, „daher müssen wir sie – wenn sie angreifen – in einen Kampf verwickeln, in dem ihnen ihre Überlegenheit nichts nutzt. Und sie müssen so schnell wie möglich begreifen, daß sie bei einem Angriff extrem hohe Verluste haben werden.“ Natürlich war Lucius klar, daß sie mit dieser Taktik vor allem Zeit gewannen. Es würde ihnen aber nicht eine verlustreiche Schlacht um Fendrich ersparen, wenn die manitische Armee nicht an anderer Stelle wirkungsvoll aufgehalten würde. Er hoffte, daß Eric und die unbekannte Kriegerin Erfolg damit gehabt hatten, die anderen Fürstentümer zu warnen. Denn die Angreifer waren jedem einzelnen Fürstentum und erstrecht Fendrich deutlich überlegen.

Weniger schwierig war die Versorgung der Neuankömmlinge mit Nahrung und Unterkunft. Fendrich war eine reiche Stadt und innerhalb des ausgedehnten Waldes von fruchtbaren Äckern umgeben. Selbst mit einer weiteren Flüchtlingswelle würden sie fertig werden können. Während die Soldaten in den umgebenden Wäldern so viele Hindernisse und Fallen wie möglich gegen die Angreifer aufstellten, begann die Stadtwache von Fendrich auch allmählich damit, die Stadt selbst für einen Angriff zu rüsten. Die Stadtmauern wurden ausgebessert, die Stadtwache um Freiwillige vergrößert und die Tore mit großen Balken und Eisenverstrebungen verstärkt. Insgesamt lag eine gespannte Nervosität über der Stadt, auch wenn sich die meisten Bewohner noch der Hoffnung hingaben, daß der Angriff ausbleiben würde. Dem inneren Zirkel der Befehlshaber war allerdings klar, daß die Stadtbefestigungen nur dann Schutz boten, wenn die Angreifer in den umliegenden Wäldern bereits stark geschwächt würden. Deswegen wurde auch jede Idee für weitere, noch tückischere Fallen dankbar aufgegriffen und umgesetzt. Und schließlich war der Wald zu einer nahezu flächendeckenden Todesfalle geworden. Es gab nur noch wenige Stellen, die abseits der Wege betreten werden konnten. Wobei selbst diese Stellen nur für Eingeweihte ungefährlich waren. Die Wege selbst waren mit einer Vielzahl von Absperrungen versehen, die von Soldaten bewacht wurden und sich nur sehr mühsam und verlustreich würden einnehmen lassen. Und da die Wege relativ schmal waren, würden die Angreifer auf ihnen ihre zahlenmäßige Überlegenheit nicht zur Geltung bringen können. Sollte eine der Absperrungen schließlich aufgegeben werden müssen, würden die Soldaten, die sie verteidigten, sich hinter die nächste zurückziehen. Da es kaum Absperrungen gab, die weiter als 50 Meter auseinander lagen, würde auch dieses Vorgehen für die Angreifer langwierig und verlustreich werden. Sorgen machte Lucius bei dieser Planung vor allem die Anwesendheit von Bergtrollen. Diese würden am ehesten in der Lage sein, die Absperrung mit brutaler Gewalt niederzureißen.

Während Lucius die Befestigung Fendrichs und der umliegenden Wälder koordinierte, hatte Katharina alle Hände voll damit zu tun, die körperlichen und seelischen Verletzungen der Überlebenden Westhovens zu lindern. Erstaunlicherweise war es ihr sogar gelungen, den Fürsten von Westhoven, Willur soweit von den lebensgefährlichen Verletzungen zu kurieren, daß er inzwischen außer Gefahr war. Es würde allerdings noch lange dauern, bis seine Gesundheit wieder ganz hergestellt wäre. Auch Marijan, eine der drei Überlebenden, die von Eric und Melissa vor den Wolfsreitern gerettet worden waren, hatte inzwischen ihre Apathie überwunden. Sie weinte zwar jetzt sehr viel und wurde von Julius und Helena, den beiden anderen Überlebenden jenes Angriffs, getröstet, aber Katharina meinte, das sei bereits ein klares Zeichen, daß sie das Schlimmste überwunden hatte. Katharina bedauerte, in letzter Zeit kaum Zeit mit Lucius verbringen zu können. Daher war sie froh, als Lucius etwas früher in die Höhle zurückkehrte und nicht ganz so müde war, wie in den Tagen zuvor. Er war allerdings sehr nachdenklich. „Irgend etwas habe ich übersehen“, meinte er mehr zu sich selbst. „Ich frage mich, wie die manitische Armee Westhoven so schnell einnehmen konnte.“ „Wegen ihrer Wolfsreiter und Bergtrolle?“, warf Katharina fragend ein. „Das ist ja gerade mein Problem. Die Wolfsreiter und Bergtrolle sind zwar für normale Soldaten kaum zu besiegen, aber erst, wenn die Befestigungsanlagen gefallen sind. Aber vielleicht mache ich mir zu viele Gedanken. Wahrscheinlich lag es einfach daran, daß Westhoven überrascht wurde.“ „Könntest du nicht die überlebenden Soldaten von Westhoven dazu fragen?“, schlug Katharina vor. „Von denjenigen, die das Tor oder die kritischen Abschnitte der Befestigung verteidigt hatten, gab es keine Überlebenden“, stellte Lucius bedauernd fest. Katharina gab sich im Laufe des Abends alle Mühe, ihn auf andere Gedanken zu bringen. Mit ihrem guten Essen und mit einem sehr knapp geschnittenen Kleid. Schließlich hatte sie damit Erfolg und Lucius widmete sich den Rest des Abends nicht mehr den Problemen, die noch auf Fendrich zukommen könnten, sondern seiner schönen, mutigen und demütigen Katharina.

Lucius war allerdings nicht der einzige, der sich intensiv mit den Verteidigungsvorbereitungen in Fendrich beschäftigte. Es war auch zwei manitischen Spionen gelungen, unauffällig an den Wald heranzukommen, der Fendrich umschloß. Als Händler verkleidet schauten sie sich sowohl die Befestigungen Fendrichs an, als auch die vielfältigen Aktivitäten in den umgebenden Wäldern. Sie konnten zwar nicht unauffällig in die Wälder hinein, um die Fallen zu erkunden, erfuhren aber zumindest von deren Existenz. Und davon, daß es so viele waren, daß ein Eindringen durch den Wald nicht in Frage kam. Die Absperrungen auf den Waldwegen konnten sie besser begutachten, da sie an ihnen zwangsläufig vorbei mußten, um nach Fendrich zu gelangen. Die Stadtbefestigung Fendrichs würde ihren Belagerungsgerätschaften nicht lange standhalten, da sie noch deutlich schwächer war, als die von Westhoven oder Falibor. Sie war erkennbar nur dafür errichtet worden, Diebe und Räuber davon abzuhalten, beliebig in der Stadt ein und ausgehen zu können. Für die Verteidigung gegen eine Armee war sie nicht entworfen worden. Wenn die manitische Armee erst einmal bis hierhin vordrang, war der Fall Fendrichs nur noch eine Frage von Stunden. Es mußte also nur ein Weg gefunden werden, die Absperrungen auf den Waldwegen zu beseitigen. Möglichst unauffällig verließen sie Fendrich auf den Waldwegen wieder. Man hatte sie zwar nach Waffen durchsucht, aber keinen Verdacht geschöpft, als sie sich als unbewaffnet erwiesen. Etwas entfernt von Fendrich warteten ihre Pferde, mit denen sie schnellstens zum Befehlshaber der manitischen Armee zurückritten. Diese Mission hatte sich auf jeden Fall gelohnt. Als sie ihrem Befehlshaber Bericht erstatten wollten, stellten sie erstaunt und mit Unbehagen fest, daß auch Sithar, der Berater von König Kronos, anwesend war. Und er zählte eindeutig zu jenen Menschen, denen man besser aus dem Weg ging. Nicht nur, weil er der zweitmächtigste Mann in Manitien war, sondern auch, weil er für seine Heimtücke und seine magische Macht berüchtigt war. So waren beide Spione erleichtert, als sie das Kommandozelt wieder verlassen konnten. Während der Befehlshaber der Armee bei ihrer Schilderung der Verteidigungsanstrengungen von Fendrich nachdenklich die Stirn in Falten gelegt hatte, hörten sie Sithar im Herausgehen noch sagen, daß es eine einfache Lösung für dieses Problem gäbe.

Flöße für Flüchtlinge

Am Morgen nach ihrer Ankunft begannen die Flüchtlinge mit großem Eifer, Flöße für ihre Weiterfahrt zu bauen. Sie würden allerdings fast zwanzig große Flöße bauen müssen, um alle darauf Platz zu finden. Und nachdem am Abend des zweiten Tages die ersten fünf Flöße fertiggestellt waren, gingen den Flüchtlingen allmählich einige der Rohstoffe für deren Herstellung aus. Die Stimmung wurde allmählich wieder bedrückter. Und viele Flüchtlinge fragten sich, wer wohl das Glück haben würde, mit den Flößen zu fliehen, wenn die Feinde sie doch noch entdeckten. Außerdem hatte sich herumgesprochen, daß zumindest einer der Flüchtlinge, nämlich Korben, spurlos verschwunden war. Und es kamen erste Gerüchte von wilden Tieren auf, die nachts heimlich und lautlos zuschlagen würden. Die Geschichte von den wilden Tieren hielt die Fürstin zwar für Unsinn, sie machte sich inzwischen aber trotzdem große Sorgen um Korben. Die Sorgen der Flüchtlinge versuchte sie durch verstärkte Wachen zu beruhigen. Ihre eigenen konnte sie damit aber nicht verscheuchen. Korben war ihr bereits vor ihrer Gefangenschaft ans Herz gewachsen. Er war seinerzeit als krankes Findelkind bei ihnen abgegeben worden. Und weil sie kinderlos war, hatte sie sich seiner wie eines eigenen Sohnes angenommen. Ihr Mann, Fürst Woltar, hatte zwar im Laufe der Zeit die Hoffnung aufgegeben, daß Korben einmal sein Nachfolger werden könnte, da er einfach zu sensibel für die Aufgabe war, ein Fürstentum zu leiten. Aber auch er hatte Korben gemocht. Und das Fürstenpaar hatte ihn dabei unterstützt, seine künstlerischen Fähigkeiten zu entfalten.

Während ihrer Gefangenschaft – allein der Gedanke an diese Zeit trieb ihr einen eisigen Schauer über den Rücken – hatte Korben einen Mut und eine Hartnäckigkeit entwickelt, die nicht einmal sie von ihm erwartet hatte. Fast täglich hatte er sich zu ihr geschlichen und versucht, ihr Trost zu spenden. Und sie war sicher, daß sie ohne seine Zuwendung in dieser Zeit längst den Verstand verloren hätte. Jedenfalls bedeutete ihr das Wohlergehen Korbens inzwischen mehr als ihr eigenes Leben. Um so schlimmer war für sie diese Ungewißheit. Und sie zermarterte sich ihren Kopf, was ihm zugestoßen sei und wie sie ihm helfen könnte. Sie würde wohl selbst noch einmal zurückreiten und nach ihm sehen müssen. Ihr „Kriegsrat“, bestehend aus ihrem Hauptmann, Melissa und Eric, hielten von dieser Idee allerdings überhaupt nichts. „Wenn Ihr verschwindet, meine Fürstin“, warf der Hauptmann ein, „werden die Leute hier den Mut verlieren.“ Die anderen stimmten zu und Larissa war verzweifelt. Natürlich hatten ihre Ratgeber recht. Aber sie mußte etwas unternehmen. Zunächst gab es allerdings ein noch dringenderes Problem. Fünf Flöße für fast 500 Flüchtlinge waren viel zu wenig. Selbst wenn sie es noch schafften, weitere fünf Flöße mit den verfügbaren Rohstoffen zu bauen, würde noch immer fast die Hälfte der Flüchtlinge zurückbleiben müssen. „Wir könnten doch zuerst alle Flöße bauen, die mit dem Holz hier möglich sind und dann mit ihnen auf die andere Seite des Flusses übersetzen, um dort noch einmal so viele zu bauen“, schlug Eric vor. „Drüben gibt es zumindest genügend Bäume, die man fällen kann. Und Schlingpflanzen gibt es hier mehr als genug.“ Die anderen fanden die Idee gut. „Außerdem können wir auf der anderen Seite des Flusses auch mit einem neuerlichen Angriff besser fertig werden“, fügte der Hauptmann hinzu. Sie beschlossen, es so zu machen und verkündeten es auch gleich unter den Flüchtlingen, die es mit deutlicher Erleichterung aufnahmen.

Nach weiteren zwei Tagen Bauzeit und vier weiteren Flößen waren alle geeigneten Bäume auf dieser Seite des Flußufers verarbeitet. Ein stabiles Seil spannte sich über den Fluß und die ersten Flüchtlinge wurden mit den bereits fertiggestellten Flößen zum anderen Ufer gebracht. Melissa ritt immer wieder mit einer Soldaten-Patrouille aus, um nach den Feinden Ausschau zu halten. Nachdem sie diesmal von dem Ritt zurückkam, machte sie ein sorgenvolles Gesicht, als sie ins Zelt von Fürstin Larissa kam. Sie berichtete von einer größeren Streitmacht, die langsam in ihre Nähe kommen würde. „Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie wirklich auf der Suche nach uns sind. Dafür sind es eigentlich zu viele. Es sind mindestens 30 Trolle und 100 Wolfsreiter. Und ich habe ungefähr 400 Soldaten mit Katapulten und zerlegten Belagerungsgeräten gesehen. Außerdem schienen ein paar Magier mit ihnen zu reiten.“ „Das sieht eher so aus, als wollten sie ein weiteres Fürstentum angreifen“, meinte Larissa. „In welche Richtung sind sie denn unterwegs?“, wollte sie wissen. „Das ist es ja, was mich irritiert hat. Sie sind nicht auf dem Weg in Richtung eines Fürstentums. Sie scheinen auf direktem Weg nach Fendrich zu sein“, antwortete Melissa. Eric wich die Farbe aus dem Gesicht. „Vielleicht sollten wir uns dann doch lieber einen anderen Zufluchtsort suchen“, schlug der Hauptmann vor. „Keine Chance“, warf Melissa ein, „wir liegen auf der Route der angreifenden Armee. Wenn wir die Richtung wechseln, kommen wir ihnen noch schneller in die Quere.“ „Wie lange haben wir denn noch Zeit, unsere Flöße zu bauen?“, wollte die Fürstin wissen. „Durch die Trolle kommen sie nicht so schnell voran. Ich denke, wir haben noch eine knappe Woche.“ „Dann laßt uns so schnell wie möglich alle Flüchtlinge auf die andere Seite des Flusses bringen“, sagte Larissa. „Wir müssen Fendrich warnen“, warf Eric ein. „Der schnellste Weg, das zu tun ist, Fendrich mit den Flüchtlingen zu erreichen“, würgte die Fürstin die Diskussion ab. „Und du“, wandte sie sich direkt an Eric, „wirst mit deinen Bärenkräften beim Bau und beim Lenken der Flöße dringend gebraucht.“ Widerwillig stimmte Eric zu. Wenige Stunden später waren alle Flüchtlinge auf der anderen Seite des Ufers und arbeiteten verbissen an der Herstellung der benötigten Flöße. Nur ein paar Soldaten, die Fürstin und Melissa waren noch auf dem einen Ufer geblieben. Sie wollten mit dem letzten Floß auf die andere Seite kommen – zusammen mit den letzten beiden Pferden, die noch nicht übergesetzt worden waren. Larissa schaute einen Moment unschlüssig, dann zog sie sich mit einem schmerzhaften Aufstöhnen schnell auf das eine Pferd und ritt in die Richtung zurück, aus der sie ursprünglich an das Ufer gekommen waren. Melissa fluchte und schwang sich auf das andere Pferd. „Wartet hier solange ihr könnt. Wenn die Feinde kommen und wir sind noch nicht zurück, dann setzt über und kappt das Seil“, rief sie den Soldaten zu. Dann ritt sie hinter der Fürstin her.

Korben erwachte aus seinem Dämmerzustand, als er erneut den Gesang hörte, der ihn auf die Lichtung gelockt hatte. Er konnte sich allerdings nicht rühren. Der Baum hatte ihn völlig umschlossen. Etwas Holziges war in seinem Mund und verhinderte, daß er um Hilfe rufen konnte. Allerdings schien ihn der Baum auf diese Weise auch zu füttern und mit Frischluft zu versorgen. In dem Maße, in dem er wieder zu sich kam, fühlte er zunächst auch Panik aufsteigen. Diese legte sich mit dem Gesang aber wieder. Und langsam gab der Baum zumindest Teile von ihm wieder frei. Er konnte nach draußen sehen und war jetzt auch in der Lage, die Gestalt zu erkennen, die vor dem Baum stand und sang. Es war eine sehr schöne Frau mit langen, schwarzen Haaren, die allerdings eine grünlich schimmernde Haut hatte. Soweit er es erkennen konnte, stand sie nackt vor dem Baum. Sie schaute ihm tief in die Augen, während sie sang. Und Korben hatte das Gefühl, der Gesang sei nicht mehr so traurig und klagend. Immer mehr zog sich der Baum von Korben zurück, allerdings nicht weit genug, um ihm Bewegungsfreiheit zu geben. Dann berührte sie ihn zärtlich und Korben durchzuckte ein brennendes Verlangen. Er wollte sie in die Arme nehmen, ihr jeden Wunsch erfüllen und auch mit ihr musizieren. Er hatte sich unsterblich in dieses Wesen verliebt. Aber der Baum ließ ihm keine Chance, seine Empfindungen auszudrücken. Er konnte weder seinerseits diese wunderschöne Frau berühren, noch für sie auf der Laute spielen oder ihr auch nur seine Gefühle offenbaren. So blieb ihm nichts weiter, als ihre Berührungen zu genießen und sich nach mehr zu sehnen. Sie streichelte ihn noch eine Weile an jeder Stelle, die der Baum freigegeben hatte. Auch der Baum selbst wurde von ihr liebkost. Schließlich sagte sie einige Worte, die Korben verstand: „Es ist schön, nach so langer Zeit wieder Gesellschaft zu haben.“ Dann ging sie mit einem sehnsüchtigen Blick auf Korben rückwärts in ihren See und verschwand unter der Wasseroberfläche, während der Baum sich wieder langsam um Korben schloß und ihn in einen Dämmerzustand zurückgleiten ließ.

Korbens Rettung

Da Fürstin Larissa noch lange nicht wieder völlig bei Kräften war, hatte Melissa sie schnell wieder eingeholt. „Ich nehme an, Ihr wollt noch einmal versuchen, Korben zu finden“, rief Melissa ihr zu. Die Fürstin nickte. „Wenn wir erst alle auf der anderen Seite des Flusses gewesen wären, hätte ich keine Gelegenheit mehr dazu gehabt. Und ich glaube, ich weiß jetzt, was ihm zugestoßen ist.“ „Hat das denn nach fünf Tagen, die Korben jetzt schon verschwunden ist, noch einen Sinn?“, wollte Melissa von ihr wissen. „Wenn meine Vermutung zutrifft, dann schon“, gab die Fürstin zurück. „Und was ist das für eine Vermutung?“ Melissa wunderte sich, warum sie der Fürstin jedes Detail extra entlocken mußte. Sonst war sie freigiebiger mit Informationen. Einen Moment antwortete die Fürstin nicht. Dann hielt sie ihr Pferd an. „Es gibt da eine alte Legende. Vielleicht ist ja auch gar nichts dran. Aber ich muß es einfach versuchen.“ Melissa hatte ihr Pferd ebenfalls angehalten und schaute sie erwartungsvoll an. Larissa rang mit sich. Es war ihr offenbar unangenehm, den Grund ihrer verzweifelten Hoffnung zu nennen. Schließlich gab sie sich einen Ruck. „Wahrscheinlich hältst du mich für verrückt“, begann sie und fuhr dann fort, „aber es gibt eine alte Legende, daß es in der Nähe unseres letzten Rastplatzes einen verbotenen Wald gibt, in dem eine Nymphe lebt. Sie soll in der Lage sein, Männer willenlos zu machen und sie für immer bei sich zu behalten. Frauen kann sie ihren Willen angeblich nicht aufzwingen, aber sie ist in ihrem Wald fast unbesiegbar.“ „Tolle Aussichten für eine Rettungsmission“, kommentierte Melissa wenig begeistert. „Ich sagte ‚fast unbesiegbar’, denn es gibt angeblich etwas, das ihr gefährlich werden kann.“ Dabei griff die Fürstin in ihre Tasche und ließ ein weißes Pulver durch die Finger und in die Tasche zurück rieseln. „Salz“, fuhr sie fort, „soll der Nymphe ihre Kräfte rauben.“ „Das heißt, wir müssen sie überreden, sich von uns pökeln zu lassen?“, fragte Melissa mit leicht sarkastischem Unterton. Die Fürstin lachte leise. „Nein. Wenn wir bis zu ihrem See gelangen und dort etwas Salz hinein tun, sollte das reichen.“

„Das heißt also, wir müssen nur in einen verbotenen Wald hinein, eine Nymphe suchen, die Korben gefangen hält, zu ihrem See gelangen und dort etwas Salz hineinstreuen. Klingt ja recht einfach.“ Von der Fürstin kam ein nachsichtiges Lächeln. „Du mußt ja nicht mit. Aber ich werde es auf jeden Fall versuchen.“ „Na gut“, kam es von Melissa, „dann bringen wir es mal schnell hinter uns, damit wir wieder am Fluß sind, bevor die feindlichen Truppen uns den Weg abgeschnitten haben.“ Sie ritten weiter auf den Rastplatz zu, der zu Fuß einen Tagesmarsch von dem Flußufer entfernt lag. Drei Stunden später hatten sie den Platz erreicht und suchten ihn zunächst nach Spuren von Korben ab. Es war allerdings keine Spur von ihm zu finden. Sie drangen weiter in den nahegelegenen Wald ein, konnten aber auch hier nichts entdecken, was auf Korbens Verschwinden hinwies. Schließlich entschlossen sie sich, umzukehren. Der Fürstin fiel dieser Entschluß sichtbar schwer. Mehr um ihren guten Willen zu zeigen, als aus Überzeugung nahm Melissa noch einmal ihren Zauberbogen in die Hand und suchte damit die entfernteren Stellen des Waldes ab. Plötzlich erstarrte sie. Langsam trieb sie ihr Pferd weiter in den Wald hinein und stieg dann ab. An einem Dornenbusch hatte sie einen Stoffetzen entdeckt. Die Fürstin kam ihr hinterhergeritten. „Das ist von Korbens Jacke“, war sie sich sicher. Und auch Melissa begann, an die Möglichkeit zu glauben, daß an der alten Legende doch etwas dran sein könnte. Immer tiefer drangen sie in den Wald ein. Schließlich banden sie ihre Pferde fest, für die das Unterholz inzwischen zu dicht geworden war. Immer wieder stießen sie auf Spuren von Korbens Kleidung. Sie kamen allerdings deutlich langsamer voran als Korben, da sie darauf achteten, sich nicht zahllose Kratzer und Abschürfungen im Unterholz zu holen. Nach einiger Zeit wurde der Wald unnatürlich still. Und auch die beiden bemühten sich, möglichst lautlos vorzudringen. Kein Vogel war mehr zu hören. Ja, nicht einmal Insekten schwirrten herum. Und es schien auch kein Lufthauch zu gehen.

Dann hörte der Wald abrupt auf und sie standen auf einer Lichtung. In deren Mitte befand sich ein kreisrunder See, der in gleichmäßigen Abständen von zwölf großen und kräftigen Bäumen umgeben war. Die längeren Äste der Bäume schienen sich zu berühren. Vorsichtig, fast schleichend, näherten sie sich dem See. Plötzlich schien das Gras auf der Lichtung nach ihnen zu greifen. Und die Äste der zwölf Bäume bildeten eine dichte Hecke um den See. Melissa stolperte, als einer ihrer Füße fest von vielen Grashalmen umschlungen war. Sie konnte ihren Sturz zwar mit den Händen abfangen, wurde aber auch an den Händen von einer Vielzahl von Grashalmen festgehalten. Die Fürstin war stehen geblieben und schaute auf die ‚Mauer’ um den See, die die Bäume gebildet hatten. Diese Mauer öffnete sich jetzt und eine grünschimmernde, nackte Frau erschien. Sie machte ein sehr ärgerliches Gesicht. „Was wollt ihr hier auf meiner Lichtung“, wollte sie von den beiden Eindringlingen wissen. „Wir suchen einen guten Freund“, antwortete Larissa, die dabei langsam ihre Hand in die Tasche mit dem Salz schob. „Hier ist niemand außer euch“, antwortete die Nymphe kurz angebunden. „Verschwindet, wenn ihr nicht meinen Zorn erleben wollt.“ Melissa hatte sich mit einem kräftigen Ruck aus dem Gras befreit und griff zu ihrem Schwert. „Meinst du“, sagte die Nymphe an sie gewandt, „du kannst mir mit einem Schwert drohen?“ Mit wiegendem Schritt kam sie auf Melissa zu. Mehrere Bäume, sowohl aus dem inneren Kreis als auch vom Waldrand, richteten einige spitze Äste auf sie. Einer der Äste wurde von einem Baum losgeschleudert und blieb dicht neben Melissa im Boden stecken.

Während die Nymphe ihre ganze Aufmerksamkeit auf Melissa richtete, holte die Fürstin ein einzelnes Salzkristall aus ihrer Tasche und schnippte es über die Barriere der Bäume hinweg in den dahinterliegenden See. In dem Moment, als das Salzkristall die Oberfläche des Sees traf, schrie die Nymphe auf. Auch durch die zwölf Bäume lief ein Zucken und die Wand aus Ästen löste sich für einen Moment auf. Larissa stürzte hindurch zu dem See. Sie hatte erneut in die Tasche gegriffen und hielt eine Hand voll Salz über den See. Wütend fuhr die Nymphe zu ihr herum, um dann zu erstarren. „Was soll das?“, fragte sie. In ihrer Stimme, die wütend und drohend hatte klingen sollen, schwang deutlich auch Angst mit. „Du wirst unseren Freund freilassen und uns einen unbehelligten Abzug aus deinem Wald erlauben, sonst lasse ich das gesamte Salz in deinen See fallen“, antwortete ihr die Fürstin entschlossen. „Das wirst du nicht wagen“, antwortete die Nymphe mit wesentlich weniger Zuversicht in der Stimme, als sie gewollt hatte. Sie ging einen Schritt auf Larissa zu. „Bleib, wo du bist“, sagte diese leise aber bestimmt. Und die Nymphe erstarrte. „Ich kenne euern blöden Freund nicht“, entgegnete sie trotzig. „Seht ihr ihn hier irgendwo?“ Zu Melissas Verblüffung antwortete die Fürstin: „Ja, ich sehe ihn.“ Und während sie die eine Hand mit dem Salz noch immer über den See hielt, deutete sie mit der anderen auf einen Baum. Sie konnte zwar Korben selbst nicht sehen, erkannte aber die Form seiner Laute unter der Rinde des Baums. Tränen der Wut und der Verzweiflung traten in die Augen der Nymphe. „Da ist doch gar nichts“, sagte sie und stellte sich vor den Baum. „Ist es dir lieber, wenn ich erst das Salz in den See werfe und dann unseren Freund aus dem Baum hole?“, wollte die Fürstin von ihr wissen.

Die Nymphe rang erkennbar mit sich. Schließlich begann sich der Baum zu verändern. Er zog sich zurück und enthüllte mehr und mehr von Korben und seiner Laute. Inzwischen war Melissa an den Baum herangetreten und fing Korben auf, der völlig verwirrt aus dem Baum herausgetreten war. Verwundert schaute er auf die Fürstin, Melissa und die Nymphe. Dann kamen ihm langsam wieder die Erinnerungen. „Dann macht, daß ihr von meiner Lichtung verschwindet“, stieß die Nymphe mit tränenerstickter Stimme hervor. „Können wir ihr trauen, daß sie uns sicher hier verschwinden läßt?“, fragte Melissa die Fürstin. „Ich denke, ja“, antwortete sie und schloß langsam ihre Hand, damit nicht versehentlich ein weiteres Salzkristall in den See fiel. „Aber geht ihr sicherheitshalber vor“, fügte sie noch hinzu. Melissa wollte widersprechen, aber da meldete sich Korben bereits zu Wort. „Ich will doch gar nicht hier weg“, sagte er, immer noch etwas verstört umherschauend. Die Nymphe schaute ihn erstaunt an. „Ich möchte bei ihr bleiben“, fuhr er fort und deutete auf die grünschimmernde Frau. „Du stehst noch unter ihrem Bann“, antwortete die Fürstin. „Verlasse jetzt mit Melissa die Lichtung.“ Als er sich weigerte, schlug Melissa ihm kurzerhand den Schwertgriff an den Kopf, so daß er das Bewußtsein verlor. Dabei fing sie ihn auf und legte ihn über ihre Schulter. Mit ihm und seiner Laute beladen verließ sie die Lichtung. Als beide außer Sichtweite waren, verließ auch die Fürstin unbehelligt den See. Nur die Nymphe saß noch am Ufer und hatte den Kopf in die Hände gelegt.

Freie Entscheidung

Als sie den Wald mit dem dichten Unterholz wieder verlassen hatten, begann Korben allmählich, wieder das Bewußtsein zu erlangen. Zuerst jammerte er etwas wegen seines schmerzenden Kopfes, dann bestand er darauf, heruntergelassen zu werden. Melissa war das nur recht, denn es war schon ziemlich anstrengend, sich mit Korben über der Schulter durchs Unterholz zu kämpfen. In einiger Entfernung konnten sie bereits ihre Pferde sehen. Als Korben wieder auf eigenen Füßen stand, fragte er: „Warum habt ihr mich dort weggeholt?“ Irritiert schauten sie ihn an. „Wahrscheinlich steht er noch immer unter ihrem Bann“, meinte die Fürstin. „Ich stehe unter keinem Bann. Ich will zurück zu ihr.“ Er hörte sich an wie ein trotziges Kind. „Komm mit, wir unterhalten uns in Ruhe darüber, wenn wir in Sicherheit sind“, antwortete die Fürstin sanft. „Wie kann ich euch nur überzeugen, daß ich wirklich wieder zurück zu ihr will?“, fragte Korben, während ihm die Tränen in die Augen schossen. „Ich stehe nicht mehr unter ihrem Bann. Ich habe mich in sie verliebt. Und es gibt nichts auf der Welt, was ich lieber möchte, als bei ihr zu sein.“ Seine Stimme wurde allmählich flehend. Hilflos schaute die Fürstin Melissa an. „Möchtest du denn ewig von ihr in dem Baum gefangen gehalten werden?“, wandte Melissa sich an Korben. Er dachte einen Moment nach. „Nein“, sagte er schließlich, „aber ich bin sicher, daß ich sie überzeugen kann, auch so bei ihr zu bleiben. Es ist für sie nicht nötig, mich in den Baum zu sperren.“ „In ein paar Tagen geht es dir wieder besser“, antwortete die Fürstin. „Warum versteht ihr mich denn nicht?“, fragte Korben verzweifelt. „Ich will zu ihr zurückkehren.“ Und nach einer Pause fügte er leise hinzu: „Ich kann mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen.“ Larissa schaute ihn unschlüssig an. „Du bist jetzt noch etwas mitgenommen. In ein paar Tagen siehst du das bestimmt wieder ganz anders.“ Korben fiel vor ihr auf die Knie. „Bitte, Fürstin, ich habe Euch doch immer gut gedient. Wenn Ihr mich jetzt mitnehmt, werde ich für den Rest meines Lebens unglücklich sein. Laßt mich bitte gehen.“ „Wenn ich sicher wüßte“, antwortete sie, „daß du nicht mehr unter ihrem Bann stehst, sondern es deine freie Entscheidung wäre ...“

„Da kann ich vielleicht helfen“, antwortete Melissa. Beide schaute in ihre Richtung. „Ich habe da ein Kraut, das zusammen mit ein wenig Salz zumindest vorübergehend jeden Bann aufhebt.“ Sie kramte einen Moment in ihrer Satteltasche und hielt triumphierend ein paar vertrocknete Blätter hoch. Sie verrieb sie und ließ sich von der Fürstin zwei kleine Salzkristalle geben. Dann forderte sie Korben auf, die Zunge herauszustrecken. Sie legte ihm das Gemisch darauf und sagte ihm, er solle sich jetzt für einen Moment hinsetzen. Besonders gut schien es Korben nicht zu schmecken, wie sie an seinem leicht gequälten Gesichtsausdruck erkannte. Die Fürstin beobachtete gespannt, was geschah. „Gut“, meinte Melissa, „jetzt sollte es eigentlich schon wirken. Spuck den Rest aus und zeige mir deine Zunge.“ Korbens Zunge hatte eine dunkelviolette Farbe angenommen. Dann fragte ihn Melissa noch einmal eindringlich, ob es wirklich sein freier Wille wäre, zu der Nymphe zurückzukehren. Und er antwortete ihr mit fester Stimme, daß er sich nichts mehr wünsche. Melissa zuckte mit den Schultern und schaute die Fürstin an. „Also ich bin überzeugt“, sagte sie. Die Fürstin faßte Korben bei den Schultern und schaute ihm tief in die Augen. „Bist du dir wirklich ganz sicher, daß du das möchtest?“ „Ohne jeden Zweifel“, antwortete er ihr. Larissa seufzte. „Dann will ich deinem Glück nicht im Wege stehen. Ich wünsche dir von ganzem Herzen, daß du nie Grund hast, deine Entscheidung zu bereuen. Und ich möchte dir noch einmal ganz herzlich für alles danken, was du für mich getan hast.“ Sie drückte ihn noch einmal an ihre Brust. „Auch ich möchte Euch für alles danken, was Ihr für mich getan habt. Und für Eure Liebe, mit der Ihr mich angenommen hatten, wie einen eigenen Sohn. Und natürlich auch dafür, daß Ihr mich retten wolltet, auch wenn es gar nicht nötig war.“ „Sollen wir dich noch mal hinbegleiten?“, fragte Melissa. „Nein, das ist nicht nötig“, antwortete er und griff zu seiner Laute. „Dann wünsche auch ich dir alles Gute“, verabschiedete sie sich. Er winkte ihnen noch zu und ging beschwingt wieder den Weg zurück zu der Lichtung. Beide Frauen schauten ihm noch einen Moment nach, bis er im Unterholz nicht mehr zu sehen war. „Dann machen wir uns mal schnellstens auf den Rückweg zu den anderen“, sagte Melissa schließlich und schwang sich auf ihr Pferd. „Hoffentlich haben wir das Richtige gemacht“, murmelte die Fürstin, während sie auf ihr Pferd stieg. „Die Verantwortung für sich selbst muß jeder alleine tragen“, antwortete Melissa, „und es war seine Entscheidung.“ Schweigend ritten beide zurück zum Flußufer.

Diesmal ging Korben vorsichtiger durch das Unterholz. Die Schrammen von seiner letzten Wanderung zur Lichtung waren zwar erstaunlicherweise schon verheilt, seine Kleidung war allerdings dadurch ziemlich mitgenommen. Und er wollte nicht völlig verlumpt bei der Frau seiner Träume ankommen. Als er endlich die Lichtung erreichte, saß sie noch immer am Ufer und hatte das Gesicht in die Hände gelegt. Sie schien zu schluchzen. Leise näherte er sich ihr. Dann nahm er seine Laute und stimmte die Melodie an, mit der sie ihn auf die Lichtung gelockt hatte. Verwirrt schaute sie auf. Sie schien nicht zu glauben, was sie sah und hörte. Als er näher kam, stimmte er ein Liebeslied an, während er sich dabei mit der Laute begleitete. Ungläubig schaute sie ihn mit verweinten Augen an. Erst, als er ganz nahe bei ihr war, legte er die Laute aus den Händen und streichelte ihr über den Kopf. „Du brauchst mich nicht in einen Baum einzusperren, damit ich bei dir bleibe“, sagte er ihr sanft ins Ohr. Die Traurigkeit schmolz aus ihrem Gesicht weg und wich einem Ausdruck ungläubigen Glücks, für den er seine Seele hergegeben hätte. Sie umarmten sich innig und es schien, als wollten sie sich nie wieder loslassen. Als er schließlich Hunger bekam, holte sie ihm schnell einige Beeren und sonstigen Waldfrüchte. Gespannt beobachtete sie ihn, während er sie aß. Sie schmeckten ihm hervorragend und sie strahlte. „Wie heißt du eigentlich“, wollte sie von ihm wissen, während sie ihm durchs Haar strich. „Korben“, antwortete er und wollte auch ihren Namen wissen. „Ich heiße Sigourny“, sagte sie ihm. Und sie erzählte ihm von ihrem einsamen Leben als Nymphe und ihrem Verhältnis zur Natur. Außerdem wollte sie alles über sein Leben wissen und war sehr erschreckt, als er ihr auch von Atan, seiner Fürstin und den Angreifern aus Manitien erzählte. „Ich verstehe jetzt jedenfalls, warum sie dich retten wollte. Und ich bin ihr wegen des Salzes auch nicht mehr böse, obwohl es sehr wehgetan hatte.“ Nach einer Weile fragte sie Korben noch, warum die manitische Armee eigentlich die Fürsten in Landor überfallen würde. Aber das wußte er natürlich auch nicht.

Angriff am Ufer

Nachdem sie Korben seinem selbst gewählten Schicksal überlassen hatten, ritten Melissa und Fürstin Larissa wieder zurück zu dem Ufer des Flusses, an dem die Flüchtlinge eilig weitere Flöße bauten. Als sie ankamen – es dämmerte bereits – warteten die Soldaten mit dem letzten Floß noch immer auf ihre Rückkehr. Die Erleichterung war ihnen deutlich anzusehen, als sie ihre Fürstin wieder erblickten. Und auch, als sie endlich das gefährlichere Ufer des Flusses verlassen konnten. „Kappt das Verbindungsseil zwischen den Ufern noch nicht“, wies die Fürstin die Soldaten an. „Wir werden sicher noch den einen oder anderen Spähtrupp auf die andere Seite schicken müssen, bevor die Flöße fertig sind.“ Es war nicht schwer, das Unbehagen der Soldaten nachzuvollziehen. Es war zwar möglich, das Seil auch dann noch zu kappen, wenn die Angreifer das andere Ufer bereits erreicht hatten, aber dann war natürlich auch den Gegnern klar, wo sie sich befanden. Außerdem war es nicht sicher, ob sie das Seil schnell genug durchtrennen konnten, bevor genug feindliche Soldaten übersetzten, um unter den Flüchtlingen ein Blutbad anzurichten. Aber selbstverständlich stellte niemand den Befehl der Fürstin in Frage. Als sie die andere Seite des Ufers erreicht hatten, schauten viele sie erwartungsvoll an. Natürlich wußten alle, warum die Fürstin noch einmal losgeritten war. Die Fürstin bat Melissa, den Leuten von Korben zu erzählen und zog sich in ihr Zelt zurück. Selbst unter weniger dramatischen Umständen ist es für eine Mutter – auch für eine Pflegemutter – nicht ganz einfach, ihr Kind endgültig loszulassen. Für Larissa war es noch deutlich schwieriger. Schließlich war es Eric, der Melissa ansprach: „Habt ihr Korben nicht gefunden?“ „Doch“, sagte Melissa einsilbig, während sie noch nach den richtigen Worten suchte. „Aber er war tot“, mutmaßte Eric traurig. „Nein, aber es ist komplizierter. Er ist jetzt da, wo er unbedingt sein wollte.“ Und sie erzählte Eric und den anderen, was sich zugetragen hatte. Einerseits waren viele Flüchtlinge erleichtert, weil das dem Gerücht von den wilden Tieren die Grundlage entzog. Andererseits hatten alle, die Korben gekannt hatten, ihn auch gemocht. Selbst, wenn sie glaubten und hofften, daß er jetzt sein Glück gefunden hatte, bedauerten sie doch, ihn nicht mehr in ihrer Mitte zu haben.

Während der Abwesendheit der Fürstin und Melissas waren bereits zwei weitere Flöße auf dieser Seite des Ufers fertiggestellt worden. Elf Flöße waren aber immer noch zu wenige. Und so würde auch an den nächsten Tagen hart daran gearbeitet werden, weitere herzustellen. „Wir sollten dafür sorgen, daß man vom anderen Ufer aus nicht sehen kann, wie viele wir hier noch sind“, schlug Melissa vor. „Wenn es für die Angreifer so aussieht, als seien die meisten schon mit den Flößen geflohen und nur noch einige verstreute Flüchtlinge würden sich hier im Wald verstecken, ist es ihnen vielleicht nicht die Mühe eines richtigen Angriffs wert.“ Dieser Vorschlag wurde sofort in die Tat umgesetzt. Obwohl es eine sehr schwere Arbeit war, wurden die bereits gebauten Flöße vom Ufer weg in den angrenzenden Wald geschafft. Sie wurden als Sichtschutz quer zum Fluß aufgestellt und mit allerlei Blattwerk und Schlingpflanzen getarnt. Schließlich sah es vom anderen Ufer so aus, als wäre der Wald an dieser Stelle nur besonders dicht und undurchdringlich. Dieser Sichtschutz bot gleichzeitig auch einen guten Schutz vor Pfeilen. So blieb schließlich nur noch ein fertiges Floß am Ufer liegen. Drei Tage später war es dann endlich soweit. Siebzehn Flöße waren fertig. Das reichte für alle Flüchtlinge und für die Pferde. Als die Flüchtlinge gerade damit beginnen wollten, die Flöße wieder aus dem Wald ans Flußufer zu schleppen, erreichte die Patrouille das andere Ufer und winkte ihnen zu, sich zu verstecken. Schnell wurden sie noch mit dem einzigen, offen liegenden Floß abgeholt und brachten sich ebenfalls in Deckung. „Wir müssen das Seil noch loswerden“, meinte Eric und zeigte auf das gefährdete Ufer. „Und ich habe auch eine Idee, wie wir das schaffen.“ Er band sich ein dünnes Seil um die Hüften und das andere Ende um einen der ufernahen, kleineren Bäume. Dann hangelte er sich an dem dicken Seil entlang auf das andere Ufer und hieb den Knoten, der es mit einem kräftigen Baumstumpf verband, mit seinem Schwert entzwei. Danach warf er das dicke Seil ins Wasser.

Am geschützten Ufer holten zwei Flüchtlinge dieses Seil ein. In dem Moment kamen bereits die ersten Wolfsreiter ans Ufer gestürmt. Eric sprang beherzt ins Wasser und sah, wie dicht neben ihm einige Pfeile der Wolfsreiter einschlugen. „Kannst du die Wolfsreiter nicht mit deinem Zauberbogen abschießen?“, fragte der Hauptmann Melissa, die neben ihm im Uferdickicht stand und Erics Flucht beobachtete. „Ich könnte schon“, gab sie zurück. Allerdings habe ich bei den anrückenden Feinden auch zwei Leute mit Zauberbögen gesehen. Ein Bogenduell mit denen wäre nicht nur für mich sehr gefährlich. Mit den Zauberbögen würden sie auch unsere getarnten Flöße erkennen. Und dann bekämen wir doch noch einen richtigen Angriff.“ Sie hoffte, daß Eric es auch so schaffte. Dessen Sicherungsseil war jetzt straff gespannt. Melissa sah, wie er tief Luft holte und dann in den Fluten verschwand. Die Strömung des Flusses war ziemlich heftig und Melissa hoffte, daß Eric absichtlich untergetaucht war und nicht von der Strömung hinabgerissen wurde. Sie wertete es als gutes Zeichen, daß sein Sicherungsseil noch immer straff gespannt war. Inzwischen hatten die Wolfsreiter allerdings damit begonnen, auf dieses Seil zu schießen. Melissa kroch zurück zu ihrer Ausrüstung und suchte ihren normalen Bogen heraus. Dann erschien sie wieder im Uferdickicht und gab dem Hauptmann ein Zeichen, sich zurückzuziehen. Schnell erhob sie sich und schickte einen Pfeil auf das gegenüberliegende Ufer. Für ein exaktes Zielen war die Entfernung zu groß. Trotzdem hielt der Wolfsreiter inne, an dessen Helm Melissas Pfeil gerade abgeprallt war. Und er begann, in ihre Richtung zu schießen. Es gelang ihr auch mit einem zweiten Wolfsreiter, ihn auf diese Weise von Erics Sicherungsseil abzulenken.

Plötzlich tauchte Eric nur wenige Meter von ihr entfernt am Ufer auf. Sofort war er wieder das bevorzugte Ziel der Wolfsreiter. Er rannte aus dem Wasser, so schnell er konnte und versuchte dabei, sein Sicherungsseil loszuwerden. Denn während es ihm im Wasser das Leben gerettet hatte, behinderte es ihn an Land in gefährlicher Weise. Er blieb an einem Strauch hängen und konnte für einen Moment nicht weiter. Dann hieb er das Seil mit seinem Schwert durch. Der kurze Moment des Stehenbleibens reichte einem der Wolfsreiter jedoch schon, ihn mit einem Pfeil zu treffen. Mit einem Schmerzensschrei knickte Eric ein. Der Pfeil hatte ihn allerdings nur an der Schulter erwischt. Fluchend zog er sich in Deckung. Melissa wies ihm einen gefahrlosen Weg zu den Flößen, hinter denen er in Deckung sein würde. Kurz bevor auch Melissa die Deckung erreicht hatte, zischte ein Pfeil ins Dickicht. Diesmal schrie auch Melissa auf. Eric wollte sich umdrehen, um ihr zu helfen, als sie ihn anzischte, endlich in der Deckung zu verschwinden. Sie erschien kurz hinter ihm. „Wo hat es dich denn erwischt?“, wollte Eric von ihr wissen. „Gar nicht“, war ihre Antwort, „ich wollte den Wolfsreitern nur ein kleines Erfolgserlebnis gönnen.“ Sie grinste ihn breit an. Halblaut flüsterte sie dem Hauptmann zu, daß er dafür sorgen solle, daß alle Flüchtlinge noch dichter an die Flöße herankamen. Kaum hatte sie das gesagt, da schoß bereits eine ganze Welle von Pfeilen über ihre Köpfe hinweg. Aus ihrer Deckung heraus konnte sie sehen, daß etwa 100 Bogenschützen am Ufer Aufstellung genommen hatten und ganze Pfeilschwärme zu ihnen hinüberschickten. Da die Bogenschützen allerdings kein klares Ziel hatten, trafen nur ganz wenige ihrer Pfeile. Und bereits bei der nächsten Welle von Pfeilen waren alle Flüchtlinge in Deckung.

Einige Zeit später stellten die Angreifer den Pfeilbeschuß ein und zogen sich vom Ufer zurück. „Dann können wir ja jetzt die Flöße zu Wasser lassen“, schlug der Hauptmann vor. „Das halte ich für keine so gute Idee“, meinte Eric, dessen Schulter begonnen hatte, heftig zu schmerzen. „Ich bin sicher, daß die noch einige Zeit in Ufernähe bleiben und warten, ob doch noch jemand ein Floß zu Wasser läßt. Und auf den Flößen wären wir ein sehr leichtes Ziel für die Bogenschützen.“ Der Hauptmann nickte betroffen. „Daran hatte ich nicht gedacht“, sagte er. „Jetzt kümmern wir uns erst mal um die Verwundeten. Eric, du bleibst gleich mal hier. Du erinnerst dich doch sicher noch, daß die Pfeile der Wolfsreiter vergiftet sind.“ Nachdem er verarztet war, kümmerte Melissa sich um die anderen Verletzten. Die Pfeile der bogenschießenden Soldaten waren nicht vergiftet gewesen, so daß die anderen Opfer relativ schnell versorgt waren. Nur ein Flüchtling war von dem Pfeil direkt ins Herz getroffen worden. Für ihn gab es keine Hilfe mehr. Melissa beobachtete noch einige zeitlang das andere Ufer mit ihrem Zauberbogen. Schließlich sah sie, wie die Bogenschützen sich auf den Weg machten und der restlichen Streitmacht folgten, die bereits weitergezogen war. Einen Moment warteten sie noch, damit die Feinde sie nicht bereits bei der nächsten Biegung des Flusses zu Gesicht bekamen. Danach machte der Fluß eine Schleife um ein sumpfiges Gebiet, so daß sie auf dem Fluß gefahrlos die manitische Armee überholen konnten und Fendrich rechtzeitig vor den Angreifern erreichen würden.

Eine Floßfahrt

Nachdem sich Sigourny und Korben lange und ausführlich unterhalten und auch sonst viel Zeit miteinander verbracht hatten, nahm ihr Gesicht plötzlich einen seltsam abwesenden Ausdruck an. Danach schaute sie Korben ernst an. „Ich werde dringend jemanden besuchen müssen“, sagte sie ihm. „Ich möchte, daß du bis zu meiner Rückkehr im Baum auf mich wartest.“ Korben machte ein ausgesprochen unglückliches Gesicht. „Hast du denn immer noch Angst, ich würde weglaufen, wenn du nicht da bist“, fragte er enttäuscht. Sigourny suchte für einen Moment nach Worten. „Der Baum beschützt dich auch, damit dir nichts passieren kann, solange ich weg bin“, versuchte sie, ihren Wunsch zu erklären, während Korben sie zweifelnd ansah. „Aber es würde mir auch das Herz brechen, wenn du doch weglaufen würdest“, fügte sie leise hinzu, wobei sie verlegen auf ihre Hände schaute. „Ich werde nicht weglaufen“, betonte Korben noch einmal. „Außerdem muß ich täglich mit meiner Laute üben, um meine Fähigkeiten nicht zu verlieren.“ Sigourny dachte einen Moment nach. „Wie wäre es, wenn der Baum dich einmal am Tag herausläßt, damit du üben kannst. Dann wüßte ich, daß du in Sicherheit bist, während ich unterwegs bin und du könntest trotzdem üben. Anschließend, wenn du mit dem Üben fertig bist, müßtest du aber wieder zurück zum Baum gehen.“ Sie schaute ihn dabei geradezu flehend an und schließlich stimmte Korben zu. „Komm bitte bald wieder zurück“, sagte er, während er mit gemischten Gefühlen auf den Baum zuging. Kurz danach nahm der Baum ihn wieder auf, während er noch sah, wie sie sich in den See begab und untertauchte. Ihm fiel gerade noch ein, daß er sie gar nicht gefragt hatte, wohin sie so dringend wollte. Dann umfing ihn erneut der traumlose Schlaf, in den er immer versank, wenn der Baum ihn aufnahm.

Die Floßfahrt der Flüchtlinge verlief weitgehend unspektakulär. Es dauerte zwar etwas, bis die Flöße so gelenkt werden konnten, daß sie sich nicht gegenseitig in die Quere kamen, sie sich jedoch trotzdem nicht zu weit voneinander entfernten, aber schließlich hatten die Flüchtlinge auch das im Griff. An einer Stelle sahen sie große, dunkle Rauchwolken am Horizont aufsteigen. „Etwa dort müßte Westhoven liegen“, meinte Melissa und deutete auf die Rauchwolken. „Aber was soll die denn dort noch brennen?“, wand Eric ein. „Westhoven war doch bereits eine Ruine, als wir es besucht hatten.“ „Ich glaube auch nicht, daß es die Überreste der Stadt sind, die dort brennen. Es sieht eher so aus, als wären es die Wälder der Umgebung.“ Nachdenklich schaute sie in die hoch aufsteigenden Rauchwolken, bis diese langsam aus ihrem Blick verschwanden. Irgendwie ergab der ganze Angriff aus Manitien hier keinen Sinn. Weder der Überfall auf das unbedeutende Westhoven, noch der Angriff auf Falibor und schon gar nicht diese brennenden Wälder. Es war klar, wer der Feind war. Und auch die Angriffsführung war in sich schlüssig, aber der ganze Krieg ergab einfach keinen Sinn. Dabei war es eine der Aufgaben, die sie übertragen bekommen hatte, herauszufinden, welche Absicht hinter der Aggression aus Manitien stand. Etwas später blieb ihr keine Zeit mehr zum Grübeln. Die Flöße mußten noch zwischen steil aufragenden Felswänden durch einige gefährliche Stromschnellen manövriert werden, wobei jeder mit voller Konzentration und ganzer Kraft dabei sein mußte. Aber auch das gelang zur Erleichterung aller ohne schlimmere Verletzungen. Außer einigen Prellungen und blauen Flecken trug kein Flüchtling einen Schaden davon. Schließlich näherten sie sich der Stelle, an der sie wieder an Land mußten. Die Wälder von Fendrich waren bereits in Sichtweite. Frühzeitig und vorsichtig steuerten die Flüchtlinge die Flöße an das richtige Ufer. Sie waren jetzt zwei Tage ununterbrochen auf dem Fluß unterwegs gewesen und hatten auch nachts keine Rast eingelegt. Dadurch war es ihnen gelungen, eine Strecke zurückzulegen, für die sie zu Fuß mindestens zehn Tage gebraucht hätten – nicht zuletzt, weil sie es sich so ersparten, einen tückischen Sumpf und eine schroffe Felslandschaft zu umgehen. Trotzdem waren alle Flüchtlinge froh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Die Uferlandschaft war an dieser Stelle kaum bewachsen und weithin einsehbar. „Wir sollten auf Lagerfeuer besser verzichten“, meinte Eric. „Feuerholz finden wir hier ohnehin nicht“, stimmte Melissa zu. „Und was wäre mit den Flößen?“, wollte der Hauptmann wissen. „Deren Holz hat sich in den letzten zwei Tagen so mit Wasser vollgesogen, daß wir es kaum zum Brennen bekommen würden“, erklärte Eric ihm. „Aber wir können aus einigen der Flöße einen behelfsmäßigen Windschutz aufstellen, damit die Nacht nicht ganz so kalt wird.“ „Gute Idee“, mischte sich Fürstin Larissa ein, „die meisten sind von den letzten zwei Tagen auf dem Fluß sehr durchgefroren. Und mit der Dämmerung wird es auch an Land kühl werden.“ Da alle dabei mithalfen, dauerte es nicht lange, bis es genug windgeschützte Stellen für alle Flüchtlinge gab. Und wenig später kauerten sie sich hungrig in den Windschatten und schliefen teilweise schon ein, bevor die Dämmerung in Nacht übergegangen war. Nur einige Soldaten bewachten das Ufer und die Pferde, die unter der Floßfahrt sehr gelitten hatten. Der nächste Tag begann mit wärmendem Sonnenschein. Der Rand der Wälder um Fendrich lag etwa einen Tagesmarsch von ihnen entfernt. Und da sie ihn die ganze Zeit vor sich sahen, waren alle trotz des nagenden Hungers mit Eifer dabei, ihn so schnell wie möglich zu erreichen.

„Ist es gefährlich, direkt durch den Wald nach Fendrich zu gelangen?“, wollte die Fürstin von Eric wissen, der neben ihrem Pferd herlief. „Eigentlich nicht. Aber vielleicht sollte ich schon einmal vorreiten, um die Bewohner von Fendrich auf die Flüchtlinge vorzubereiten. Außerdem sollten sie dort so schnell wie möglich erfahren, daß ein Teil der manitischen Armee im Anmarsch ist.“ Die Fürstin wies einen der Soldaten an, Eric sein Pferd zu überlassen. Und noch einen zweiten der berittenen Soldaten winkte sie zu sich heran. „Dann reitet ihr beide so schnell wie möglich nach Fendrich und meldet ihnen unser Erscheinen – und das der feindlichen Streitmacht“, entschied die Fürstin. Eric und der Soldat ließen die Pferde im Trab auf den näherkommenden Waldrand zulaufen. Für einen Galopp war das Gelände ungeeignet. Als sie schließlich in die Nähe des Waldrandes kamen, hatte Eric ein warnendes Gefühl in der Magengegend. Langsam ritten sie das letzte Stück an den Wald heran. Dann stieg Eric ab und versuchte zu ergründen, was ihm hier nicht gefiel. „Sollen wir nicht lieber wieder auf die Pferde steigen und sehen, daß wir so schnell wie möglich nach Fendrich gelangen?“, fragte ihn der Soldat, der noch den Befehl seiner Fürstin in den Ohren hatte. „Irgend etwas stimmt hier nicht“, meinte Eric. Er überließ die Zügel seines Pferdes dem Soldaten und ging mit gezücktem Schwert vorsichtig in den Wald hinein.

Es war unnatürlich still. Und Erics Sinne waren bis zum Zerreißen gespannt. Irgendwie sah der Wald dichter und dunkler aus als er ihn in Erinnerung hatte. Es war Eric, als könne er die Bedrohung körperlich spüren, auch wenn er nicht begriff, worin sie bestand. Vielleicht sollten sie nach einer anderen Stelle suchen, an der sie den Wald betreten sollten. „Ist alles soweit in Ordnung?“, rief ihm der Soldat dabei mehrfach vom Waldrand zu. Konnte dieser Grünschnabel nicht endlich Ruhe geben? Eric bedachte ihn gedanklich mit einem Fluch. Wenn es hier wirklich eine Gefahr gab, brauchte er alle Sinne, um sie rechtzeitig zu erkennen. Außerdem schien es Eric wenig sinnvoll, die genaue Position, an der er sich gerade befand, durch lautes Rufen auch einem potentiellen Angreifer kundzutun. Er blieb einen Moment regungslos stehen und konzentrierte sich auf die Geräusche in seiner unmittelbaren Umgebung. Aber außer dem leisen Rauschen der Blätter in dem schwachen Wind war nichts zu vernehmen. „Ich komme jetzt nach“, hörte er den Soldaten vom Waldrand unsicher rufen. Dann waren die Schritte des Soldaten und die Hufe der Pferde deutlich zu vernehmen. „Bleib, wo du bist“, rief Eric ihm entgegen und ärgerte sich, so doch noch auf sich selbst aufmerksam zu machen. Die Schritte und Hufschläge verstummten. Bei seinem nächsten Schritt war er in Gedanken noch bei diesem leichtsinnigen Soldaten. Eigentlich konnte er ihm keinen Vorwurf machen. Dieser hatte gelernt, wie man eine Festung verteidigt und nicht, wie man sich einer versteckten Gefahr näherte. Ohne seine eigene Zeit bei Lucius und die gemeinsamen Erfahrungen mit Melissa hätte auch er davon noch keine Ahnung. Durch diese Gedanken wäre Eric das knackende und schabende Geräusch, das auf seinen letzten Schritt folgte, fast entgangen. Dann hörte er ein leichtes Pfeifen und Rauschen und begriff endlich, worin die Gefahr bestand.

Der Weg nach Fendrich

Mit Tränen der Wut in den Augen sah Sigourny den abgeholzten und brennenden Wald um Westhoven. Wie konnte man der Natur nur so etwas antun? Noch war es erst ein Viertel des Waldes, das teilweise gerodet war und in Flammen stand. Neben ihr stand eine weitere, grünlich schimmernde Gestalt und ballte die Fäuste. „Wir müssen etwas unternehmen“, preßte diese mit nur mühsam unterdrückter Wut zwischen den Lippen hervor. „Und das so schnell wie wir können“, stimmte Sigourny zu, „aber alleine schaffen wir das nicht, Satinée.“ Satinée, die Sigourny so ähnlich sah, daß man sie für Schwestern halten konnte, verzog ihr Gesicht angewidert. „Du meinst, wir brauchen SEINE Hilfe?“, fragte sie mit hörbarem Ekel in der Stimme. „Hast du eine bessere Idee?“ „Nein“, seufzte sie. „Aber da wird er wieder gierige Forderungen erheben, dieser Waldschrat.“ Sigourny überlegte einen Moment. „Das glaube ich nicht einmal. Erstens kann das hier“, sie deutete dabei auf den brennenden Wald, „auch nicht in seinem Sinn sein. Und zweitens hat er inzwischen ja vielleicht gelernt, daß er mit Forderungen nicht wirklich weiterkommt. Er ist jetzt immerhin schon über 200 Jahre alleine. Wahrscheinlich ist er froh, wenn er mal wieder Gesellschaft bekommt.“ So richtig überzeugt war Satinée zwar nicht, aber ihr fiel auch keine bessere Lösung ein als die, die Sigourny vorgeschlagen hatte. Und so machten sie sich auf dem Weg zu Kratonos, während etwa 400 manitische Waldarbeiter, Soldaten und Bergtrolle ihr zerstörerisches Werk fortsetzten.

Es war schon ziemlich lange her, daß Kratonos und Satinée sich gründlich verkracht hatten. Früher waren beide beste Freunde gewesen, aber seit er von ihr für eine Gefälligkeit Liebesdienste gefordert hatte, waren sie zutiefst zerstritten. Sigourny hatte zwar eine Zeitlang versucht, zwischen beiden zu vermitteln, aber daran waren beide nicht interessiert gewesen. Sie war sich sicher, daß es auf beiden Seiten verletzte Eitelkeit war, die einer Versöhnung im Weg stand. Satinée wollte umworben und nicht erpreßt werden und Kratonos fühlte sich zurückgewiesen und in seiner Ehre gekränkt. Vielleicht hatte dieser Raubbau im Wald Satinées ja sogar etwas Gutes und führte die beiden wieder zusammen. So verliebt wie Sigourny in ihren Korben war, wünschte sie auch allen anderen, ihr Glück endlich zu finden. Wobei ihr schmerzhaft einfiel, daß Korben ja eine viel geringere Lebenserwartung hatte als sie. Aber da Nymphen nicht viel Zeit mit Sorgen um die Zukunft verbringen, verdrängte sie diesen unangenehmen Gedanken gleich wieder. Schnell waren sie durch unterirdische Wasserläufe in dem Wald angekommen, den Kratonos sein eigen nannte. Er war sehr erstaunt und freudig überrascht, als er die beiden Nymphen sah. Ob Satinée nicht mehr böse auf ihn war? Ihm selbst tat es schon seit langem leid. Und er hatte oft den Magier verflucht, der ihm damals diesen Floh ins Ohr gesetzt hatte. Für einen Moment schien er unsicher, wie er sich verhalten sollte. Dann strahlte er beide an und fragte sie, ob sie nicht mit ihm etwas essen wollten. Er war dabei so höflich und zuvorkommend, wie Sigourny ihn noch nie erlebt hatte. Und auch Satinée entschied sich offenbar, den alten Streit ruhen zu lassen und ging auf seine Freundlichkeit ein. Ein Schmunzeln stahl sich über Sigournys Gesicht. Eigentlich hatten die beiden nur einen Anlaß für ihre Versöhnung gebraucht. Wobei sie sich allerdings auch sofort wieder in Erinnerung rief, was dieser Anlaß war. „Kratonos, wir brauchen deine Hilfe. Satinées Wald wird gerodet und niedergebrannt.“ Er schaute sie einen Moment irritiert an. „Du meinst nicht nur so ein paar Bäume, oder?“ „Nein“, ergänzte Satinée, „es ist schon ein Viertel des Waldes zerstört. Und es sieht aus, als wollten sie weitermachen, bis nichts mehr übrig ist.“ Ihre gute Laune von dem geglückten Wiedersehen mit Kratonos war wieder verflogen und ihre Stimme schwankte bei den letzten Worten zwischen Wut und Verzweiflung. „Wie kann ich helfen“, fragte Kratonos. Und Sigourny erklärte ihm ihren Plan.

Als Eric endlich begriffen hatte, worin die Gefahr lag, die er bereits vor dem Betreten des Waldes gespürt hatte, war es fast schon zu spät. Blitzschnell ließ er sich zu Boden fallen und ein mit langen Dornen bestückter Ast verfehlte ihn nur um Haaresbreite. Fallen! Lucius mußte bereits von der drohenden Gefahr erfahren haben und hatte den Wald mit Fallen bestückt. Als Eric sich wieder vorsichtig erhob, schaute er sich noch genauer um. Und da er jetzt wußte, wonach er Ausschau halten mußte, erkannte er noch viele weitere tödliche Bedrohungen. An einigen war er auf seinem bisherigen Weg durch den Wald nur knapp vorbeigegangen. Und die meisten waren so konstruiert, daß sie auch einen Bergtroll tödlich verletzen würden. Noch vorsichtiger als auf seinem Weg in den Wald, verließ er ihn wieder. Als er bei dem Soldaten ankam, sah er, daß auch dieser seinen nächsten Schritt in den Wald hinein nicht überlebt hätte. Eric machte ihn darauf aufmerksam und sah, wie das Blut aus dem Gesicht des Soldaten wich. Kreideweiß folgte er Eric nach draußen. Inzwischen hatte Eric die Zügel der beiden Pferde ergriffen, da sich die Angst des Soldaten bereits auf die Tiere zu übertragen begann. Schließlich erreichten sie unversehrt den Waldrand. Nachdem der Soldat sich wieder etwas von seinem Schrecken erholt hatte, erklärte Eric ihm, daß er sofort zu den Flüchtlingen zurückreiten müsse. „Wenn die hier arglos in den Wald hineingehen, um nach Fendrich zu gelangen, gibt es ein Blutbad. Warne sie, daß sie den Wald auf keinen Fall betreten dürfen. Ich reite zu einem der Wege und versuche so, nach Fendrich zu gelangen.“ Der Soldat nickte und schwang sich aufs Pferd. Man konnte ihm die Erleichterung deutlich ansehen, die er dabei empfand, Abstand zwischen sich und den Wald zu bringen. Auch Eric schwang sich auf sein Pferd und ritt am Waldrand entlang. Irgendwann würde ein Weg in den Wald hineinführen. Wahrscheinlich war er bewacht und es würde eine Zeitlang dauern, bis man ihn nach Fendrich durchließ, aber der direkte Weg durch den Wald kam jedenfalls nicht in Frage.

Während der Soldat die Flüchtlinge erreichte und vor den Gefahren des Waldes warnte, fand Eric endlich einen der Waldwege. So sehr ihm die Zeit unter den Nägeln brannte, beherrschte er sich doch, den Weg im Galopp entlang reiten zu wollen. Wenn der Wald mit Fallen gespickt war, gab es sicher auch Maßnahmen, um heranstürmende Angreifer unsanft zu bremsen. Und tatsächlich bedeckten nach einer Wegkrümmung scharfkantige Hindernisse den größten Teil des Weges. Nur sehr langsam konnte er zwischen ihnen hindurchreiten. Dabei sah er bereits eine Barriere vor sich, auf der Schwertkämpfer und Bogenschützen Aufstellung genommen hatten. Um erst gar keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen, trug er seine Schwerter zwar erkennbar bei sich, hielt die Hände aber von den Schwertgriffen entfernt. Den Verteidigern der Barrikade rief er zu, daß er Eric heiße und dringend mit dem Walddämon reden müsse. Die Wachen reagierten sehr mißtrauisch auf sein Anliegen, schickten aber trotzdem einen Boten nach Fendrich. Für Eric schien sich die Wartezeit endlos hinzuziehen. Er war inzwischen von seinem Pferd abgestiegen und vertrat sich vor der Barrikade etwas die Beine, als er plötzlich eine Bewegung hinter sich bemerkte. Er fuhr herum und erkannte Lucius in seiner Dämonenrüstung. „Komm mit“, meinte dieser und ging den Weg ein Stück zurück, so daß sie außerhalb der Sicht der Soldaten auf der Wegsperre waren. Dort nahm er seinen Helm ab. „Man hört ja so allerlei über dich“, meinte Lucius und klopfte Eric auf die Schulter. „Diese Wolfsreiter sind ziemlich üble Gegner.“ Eric brauchte einen Moment, bis er wußte, wovon Lucius redete. „Ach so, das“, meinte er dann, „das ist ja schon fast nicht mehr wahr. Es hat sich seit meiner ersten Begegnung mit den Wolfsreitern einiges getan. Und vieles davon ist ziemlich unerfreulich.“ Schnell erzählte er Lucius in Kurzform von seinen Erlebnissen in Falibor und denen auf der Flucht von dort. Als er die manitische Streitmacht erwähnte, die sich in Richtung Fendrich bewegte, nickte Lucius ernst. „Wir rechnen schon seit einigen Tagen mit dem Angriff“, sagte er. „Und wir sollten sehen, daß wir deine Gefährten und Flüchtlinge so schnell wie möglich durch unsere Verteidigungsanlagen bekommen.“ Bei dem Wort ‚Verteidigungsanlagen’ zeigte er auf den Wald. „Die sind mir fast schon zum Verhängnis geworden“, merkte Eric an und schilderte seinen gescheiterten Versuch, durch den Wald nach Fendrich zu gelangen. „Das waren nur unsere harmlosen Fallen“, sagte Lucius nicht ohne Stolz.

Dann setzte er seinen Helm wieder auf. „Die anderen wissen nicht, was es mit dir auf sich hat?“, wollte Eric wissen. „Nein, es ist für die Kampfmoral besser, wenn sie einen Dämon an ihrer Seite glauben.“ Eric nickte und sie gingen gemeinsam wieder an die Barrikade. „Schickt einen Boten nach Fendrich. Wir brauchen Wagen, Kutschen, Ochsenkarren, einfach alles, was kurzfristig entbehrt werden kann. Wir müssen etwa 500 Flüchtlinge so schnell wie möglich in Sicherheit bringen, die noch etwa einen halben Tagesmarsch von hier entfernt sein müßten.“ Eric fragte ihn, wie lange das wohl dauern würde. „Diesmal brauchst du nicht so lange warten, da man nicht erst nach mir suchen muß. Wir haben bereits viele Wagen bereitstehen, um beim Angriff schnell Soldaten dorthin bringen zu können, wo sie am nötigsten gebraucht werden.“ Einige Soldaten kamen inzwischen durch ein Tor in der Barrikade und räumten die scharfkantigen Hindernisse zur Seite, die sich an der Wegbiegung befanden. Und kurz danach kamen bereits die ersten Wagen angerumpelt. Es würde keine bequeme Fahrt für die Flüchtlinge werden, aber bequemer und vor allem schneller als zu Fuß zu laufen würde es allemal. „Führe du die Wagen zu den Flüchtlingen und kommt dann so schnell es geht über diesen Weg nach Fendrich. Ich muß noch weitere Vorbereitungen treffen.“ Lucius wendete sich bereits zum Gehen, als ihm noch etwas einfiel. „Warst du eigentlich dabei, als die Verteidigungsanlagen von Falibor fielen?“, wollte er von Eric wissen. „Nein, ich habe die Kämpfe erst gesehen, als die manitischen Truppen bereits im Innern Falibors waren. Aber einige der Flüchtlinge waren mit dabei. Warum fragst du?“ „Weil ich glaube, daß mir noch eine wichtige Information für unsere Verteidigung fehlt. Wenn ihr in Fendrich seid, muß ich diese Leute unbedingt sprechen.“

Dann verschwand er wieder an der Stelle im Wald, an der er vorhin überraschend aufgetaucht war. Und Eric ritt an den Wagen vorbei und den Weg entlang aus dem Wald heraus. Er hielt nach den Flüchtlingen Ausschau. Sie waren bisher deutlich langsamer vorangekommen, als er erhofft hatte. Offenbar forderten die Strapazen der vergangenen Tage nun ihren Tribut. Er ritt noch ein Stück weiter hinaus und winkte ihnen zu, damit sie sahen, wohin sie sich wenden mußten. Allmählich kamen auch die Wagen aus dem Waldweg gepoltert. Und Eric setzte sich an die Spitze der Kolonne und führte sie zu den Flüchtlingen. Schließlich erreichten die ersten Wagen die erschöpften Menschen. Eric und einige andere, die noch in einer guten Verfassung waren, halfen den besonders Schwachen auf die Wagen, während die anderen sie ohne lange Überlegungen von selbst bestiegen. Insgesamt kamen 40 Fuhrwerke herangepoltert. Die ersten Wagen waren bereits wieder im Waldweg verschwunden, als die letzten beladen wurden. Eric, Melissa und der Hauptmann der Eliteeinheit von Falibor bildeten auf Pferden mit einigen Soldaten die Nachhut. Die Fürstin war froh, sich nicht länger auf einem Pferd halten zu müssen und hatte einen der Wagen bestiegen. Als sie alle die Barrikade passiert hatten, begannen die Verteidiger schon wieder, die Hindernisse aufzubauen und die Barrikade zu sichern. Der Wagenzug kam noch an einigen weiteren vorbereiteten Hindernissen und Barrikaden vorbei und gelangte schließlich nach Fendrich, wo alle Flüchtlinge erst einmal mit warmem Essen versorgt wurden. Danach wurde die Eliteeinheit, die die Erstürmung Falibors unmittelbar miterlebt hatte, ausführlich von Lucius befragt. Zwar hatte er dabei seinen Dämonenhelm nicht abgenommen, aber Eric, der dabei anwesend war, bemerkte an Lucius’ Stimme deutlich, daß ihn die Schilderungen der Soldaten sehr beunruhigten. Und auch Eric begriff, daß die Gefahr für Fendrich weit größer war, als er es bisher angenommen hatte. Wenn sie nicht schnell einen Weg fänden, den neu erkannten Gefahren zu begegnen, würden auch die vielen, gut durchdachten Verteidigungsanlagen und Fallen die Feinde nur kurz von Fendrich fernhalten können.

Waldfrevel und Sühne

Korben erwachte wieder aus seinem traumlosen Schlaf, als der Baum ihn erneut freigab. Blinzelnd schaute er auf den See und die Lichtung. Sigourny war nicht zu sehen. Er rief ein paarmal ihren Namen, vernahm aber keine Reaktion. Offenbar hatte der Baum ihn nur herausgelassen, damit er auf seiner Laute üben konnte, wie er es Sigourny erklärt hatte. Traurig darüber, daß sie nicht bei ihm war, spielte er zunächst lustlos einige Übungen. Dann sang er einige melancholische Lieder und begleitete sich dabei auf seinem Instrument. Es war ein schöner Tag, aber er fühlte sich einsam und das Musizieren machte ihm keinen rechten Spaß. Vielleicht sollte er sich etwas die Beine vertreten. Er erhob sich und ging – mit seiner Laute in der Hand – um den kreisrunden See herum. Die zwölf Bäume, die den See in gleichmäßigen Abständen säumten, wirkten auf ihn noch immer etwas bedrohlich. Der Gedanke, sich nachher wieder in den einen Baum versinken lassen zu müssen, war ihm sehr unangenehm. Leise summend verließ er den inneren Kreis der Lichtung, den die Bäume bildeten. Er wußte nicht, wohin er eigentlich wollte, aber er brauchte ein wenig Bewegungsfreiheit. Dann ging er zunächst langsam, dann immer schneller werdend, auf den Rand der Lichtung zu. Er wußte nicht, daß er die ganze Zeit beobachtet wurde. Sigourny saß in einem der Bäume versteckt und beobachtete ihn. Als er sich jetzt dem Rand der Lichtung näherte, spürte sie Enttäuschung, Wut und Verzweiflung in sich aufsteigen. Er hatte doch gesagt, er würde sie lieben und nie verlassen. Und jetzt war er dabei, sich von ihrer Lichtung zu stehlen, sobald er sich unbeobachtet fühlte. Sie überlegte, ob sie ihn aufhalten und in den Baum sperren sollte. In ihrer Wut war sie versucht, ihn von den Bäumen, die die Lichtung einschlossen, erschlagen zu lassen. Aber sie spürte auch, daß sie ihn liebte und ihm kein Leid antun wollte. Ihre widerstreitenden Gefühle zerrissen sie förmlich. Dann sah sie, daß er sich dem Strauch näherte, von dem sie neulich die schmackhaften Beeren gepflückt hatte. Er aß einige der Beeren und ging langsam wieder auf den See zu. Und Sigourny fühlte sich sehr erleichtert, daß er sie doch nicht verlassen wollte. Gleichzeitig hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie ihm nicht vertraut und sich nur mühsam von einem schrecklichen Irrtum zurückgehalten hatte. Sie nahm sich vor, Korben zu vertrauen. Aber es war nicht einfach, da er der erste Mensch war, der nicht versuchte, vor ihr zu fliehen. Zumindest wollte sie ihm nicht zeigen, daß sie an ihm gezweifelt hatte. So blieb sie in ihrem Baum sitzen, während er Beeren essend noch etwas auf seiner Laute spielte. Und sie sehnte sich danach, ihn in ihre Arme zu schließen. Einige Zeit später knarrte der eine Baum, und Korben wußte, daß seine Zeit unter freiem Himmel erst einmal vorbei war. Seufzend und mit erkennbarem Widerwillen schlenderte er auf den Baum zu und lehnte sich schließlich an ihn. Kurz darauf hatte der Baum ihn wieder völlig umschlossen und Korben verlor erneut sein Gefühl für Raum und Zeit.

Satinée und Kratonos hatten sich auf unterschiedlichen Wegen zu dem Wald begeben, mit dessen Vernichtung manitische Waldarbeiter und Soldaten bereits weit fortgeschritten waren. Während Satinée die unterirdischen Wasserläufe durchschwamm, bewegte Kratonos sich schnell durch das zusammenhängende Geflecht der Baumwurzeln. Sigourny hatte ihnen erklärt, daß sie noch kurz zu ihrer Lichtung müsse, aber wenig später nachkäme. Satinée und Kratonos erreichten den Wald fast zeitgleich. Und als er sah, wie der Wald systematisch und völlig sinnlos zerstört wurde, wollte er sofort losschlagen. „Warte noch“, hielt Satinée zurück, „wenn du jetzt losschlägst, vertreibst du sie nur kurz und sie kommen später wieder. Sigourny hat recht. Wir müssen dafür sorgen, daß sie sich nie wieder mit einer Axt oder einer Fackel in einen Wald trauen.“ Es fiel Kratonos schwer, sich zurückzuhalten. Und auch Satinée zitterte vor Wut und Frustration, während sie zusah, wie ihr Wald schon fast zu einem Drittel zerstört war. „Wann kommt Sigourny denn endlich?“, knurrte Kratonos. „Ich bin ja schon da“, ertönte ihre Stimme hinter ihnen. „Ich habe mich beeilt, so sehr ich konnte.“ „Es ist schon fast ein Drittel zerstört“, stöhnte Satinée den Tränen nahe. „Dann laßt uns sofort anfangen.“ Sie nahmen sich bei den Händen und bildeten einen kleinen Kreis. Jeder murmelte etwas vor sich hin, und sie setzten sich langsam auf den Waldboden. Es schien sich eine grün schimmernde, durchsichtige Kugel um sie herum zu bilden. Dann erstrahlte ein giftgrünes Leuchten im ganzen Wald.

Und für die manitischen Waldarbeiter und Soldaten brach die Hölle los. Alle Pflanzen und Tiere des Waldes griffen sie an. Efeu fiel von Bäumen herab und erdrosselte jeden, der das Pech hatte, sich in der Nähe zu befinden. Die Äste der Bäume begannen so heftig zu schwingen, daß sie jeden erschlugen, der sich nicht schnell genug vor ihnen in Sicherheit bringen konnte. Giftpilze explodierten und stießen Wolken tödlicher Sporen in Richtung der Eindringlinge. Einige große Bergtrolle, die bei den Rodungsarbeiten tatkräftig mitgewirkt hatten, wurden von Milliarden von Wanderarmeisen angegriffen und buchstäblich in Minuten bei lebendigem Leib aufgefressen. Das Feuer der brennenden Bäume verlosch augenblicklich und einige der bereits abgestorbenen Riesenbäume explodierten und zerrissen dabei jeden, der sich in einem Umkreis von 300 Metern aufhielt. Die Waldarbeiter und Soldaten flohen panisch aus dem Wald, aber auch auf der bereits gerodeten Fläche zerplatzten herumliegende Baumstämme und ausgerissene Baumstümpfe splitternd in Millionen von Teilen und forderten einen blutigen Tribut unter den Flüchtenden. Mehr als die Hälfte der Waldfrevler überlebten die ersten Minuten dieses grünen Infernos nicht. Und über hundert erreichten zwar noch den rettenden Waldrand, waren aber so schwer verletzt, daß sie kurz darauf starben. Nur etwa dreißig Menschen gelang es, diesem Blutbad ohne größere Verletzungen zu entkommen. Zusammen mit den fünfzig Leuten, die sich außerhalb des Waldes aufgehalten hatten, als dieser zur Todesfalle wurde, machten sie sich völlig verängstigt auf den Weg zurück nach Manitien. Gelegentlich hörten sie noch verzweifelte Hilferufe aus dem Wald. Aber weder diese noch Versprechungen oder Drohungen würden sie je wieder dazu bringen, einen Wald zu betreten.

Das Blut der getöteten Waldschänder versickerte zunächst im Boden, trat dann aber auf den gerodeten Flächen wieder zutage. Die dabei entstehende, gespenstische Landschaft aus rotem Sumpf, schwarzen, verkohlten Baumstümpfen und bleich abgenagten Knochen bildete ein Mahnmal, daß noch Jahrzehnte später den Menschen einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte, wenn sie daran vorbeikamen. Allmählich verblaßte das grüne Leuchten wieder, und die schimmernde Kugel um die drei Waldgeister verschwand. Zweidrittel des Waldes hatten den Raubbau unbeschadet überstanden. Der Rest würde viele Jahre brauchen, um sich wieder zu erholen. Kratonos blieb noch bei Satinée, um sie zu trösten und ihr bei den Aufräumungsarbeiten zu helfen. Sigourny verabschiedete sich herzlich von den beiden und stieg in den nächsten Tümpel, um so schnell wie möglich wieder zu ihrer Lichtung und zu Korben zu gelangen. Sie fühlte sich schmutzig von dem vielen Blut, das sie vergossen hatten. Aber es war Notwehr gewesen. Nymphen und Waldschrate brauchten Wälder, um überleben zu können. Sie hoffte, diese Bilder schnell wieder aus ihrem Kopf verbannen zu können. Und Korben sollte ihr dabei mit seiner Musik helfen. Als sie ihn wieder aus dem Baum befreite, war sie noch immer in einer melancholischen Stimmung, was Korben sofort spürte. Er schloß sie in die Arme, sang ihr gefühlvolle und auch fröhliche Lieder vor und fragte sie, was sie auf dem Herzen habe. Sie erzählte es ihm. „Kannst du mir erklären, warum Menschen einen ganzen Wald abholzen wollen?“, fragte sie ihn. Er wußte es auch nicht. Platz oder Baumaterial für ein Haus zu beschaffen, für einen Acker oder auch für eine Siedlung, daß konnte er sich vorstellen. Aber warum jemand viele Quadratkilometer Wald vernichten will, das war auch ihm unbegreiflich.

„Mußt du denn bald wieder weg?“, wollte er später von ihr wissen. „Ich hoffe nicht“, antwortete sie, während sie ihn in den Armen hielt. „Wenn du wieder weg mußt, kann ich dich dann nicht begleiten?“, bohrte er weiter. „Das geht nicht“, meinte Sigourny, „du würdest dabei ertrinken.“ Nach einer Pause fügte sie nachdenklich hinzu: „Das heißt, es gibt da schon eine Möglichkeit. Aber die ist gefährlich. Sie würde ein sehr großes Vertrauen von dir erfordern. Und – du wärst danach nicht mehr derselbe.“ Korben schaute sie mit großen Augen an. „Wie meinst du das, ich wäre nicht mehr derselbe?“ „Du würdest so werden wie ich“, antwortete sie und schaute ihm tief in die Augen. „Eine Frau?“, fragte er erschreckt. Sigourny lachte laut. „Nein, keine Frau. Aber du bekämst grüne Haut und deine Existenz wäre an den Wald und diese Lichtung gekoppelt.“ „Ach so“, meinte Korben erleichtert, „das macht mir nichts aus. Und was meintest du mit gefährlich und mit großem Vertrauen?“ Für einen Moment suchte Sigourny nach den richtigen Worten. „Es ist für dich so“, fuhr sie dann fort, „als würdest du ertrinken. Aber wenn du dich nicht dagegen wehrst, verwandelst du dich nur.“ Er schaute sie irritiert an. „Und wenn ich mich dagegen wehre?“ „Dann ertrinkst du wirklich“, antwortete sie ihm mit leiser Stimme. Nach einer kleinen Pause fragte er, ob er denn dann noch Laute spielen und singen könnte. Da hatte sie keine Bedenken. „Dann will ich es tun“, sagte er schließlich. „Bist du dir wirklich sicher? Wenn du zuviel Angst davor hast, wirst du in Panik geraten und wirklich ertrinken.“ Jetzt war er es, der ihr tief in die Augen schaute. „Ich vertraue dir.“ Sie nahm ihn in die Arme, drückte ihn liebevoll und trug ihn zum See. Dann ging sie mit ihm ins tiefe Wasser. Nur ihre beiden Köpfe schauten noch hinaus. Sie schaute ihn noch einmal fragend an und er nickte. „Dann atme jetzt tief aus und erst unter Wasser wieder ein“, sagte sie ihm. Sobald er ausgeatmet hatte, schloß sich die Wasseroberfläche über ihnen beiden. Mühsam und unter würgen und husten atmete er das Wasser des Sees ein. Es kostete ihn seine ganze Überwindung, nicht strampelnd zu versuchen, wieder an die Oberfläche zu gelangen. Er krallte sich an Sigourny fest, die ihn ihrerseits fest im Griff behielt. Dann verlor er das Bewußtsein. Sein letzter Gedanke war, daß er Sigourny nicht verlassen wollte.


Kommentare


Why-Not
(AutorIn)
dabei seit: Dez '03
Kommentare: 18
Why-Not
schrieb am 20.04.2004:
»"Was hat die Story in der Rubrik BDSM zu suchen?"

Eine nachvollziehbare Frage.

Zum einen möchte ich die gesamte Story (also alle sechs Teile) nicht über die Rubriken verteilen, zum anderen sehe ich auch in diesem Teil - zugegeben deutlich dezenter als im ersten oder den noch folgenden Teilen - BDSM-Elemente, beispielsweise die Fixierung Korbens im Baum (Bondage) oder seine freiwillige Rückkehr in denselben (Submission). Insgesamt sehe ich das Verhältnis Korben-Sigourny als DS-Beziehung an.

Ich finde, daß die gesamte Story schon klar in die Rubrik BDSM gehört. Sie komplett mit ca. 150 A4-Seiten einzustellen erscheint mir allerdings nicht sinnvoll. Wer mag soviel Text am Bildschirm lesen? Wichtig war mir bei dieser Story allerdings auch, daß ihre Handlung nicht nur dazu da ist, von einer BDSM-Szene zur nächsten überzuleiten. Von daher nimmt die Handlung im Verhältnis zu BDSM-Szenen deutlich mehr Raum ein, als in vielen meiner anderen Stories.

Ich hoffe, daß es trotzdem Spaß macht, alle sechs Episoden zu lesen.

Why-Not«

high66
dabei seit: Nov '01
Kommentare: 4
schrieb am 19.04.2004:
»absolut klasse story, bitte schnell fortsetzen :-)«

LordChaos
dabei seit: Jan '01
Kommentare: 21
schrieb am 20.04.2004:
»Wie zu erwarten wieder eine geniale Geschichte von "Why-Not"
Gratulation! Nur frage ich mich was sie in der Rubrik "BDSM" zu suchen hat ?
*edit*
Was heisst hier Trotzdem ?
Klar macht es spass. Wie schon in den ersten 2 Teilen Geschrieben: Du kannst genial schreiben Why-Not weiter so...
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poly7164
dabei seit: Dez '01
Kommentare: 4
schrieb am 20.04.2004:
»Ich bin gespannt wie die Geschichte weitergeht, ich verschlinge sie auf meinem palm.«

Saberex
dabei seit: Sep '01
Kommentare: 2
schrieb am 20.04.2004:
»Da ja wie du selber gesagt hast, die ganz Geschichte über sechs Kapitel geht, werde ich nicht Fortsetzungen fragen.
Mein Dank an dich ist es das du es schaffst so fesselende Geschichten zu schreiben.

Habs selber versucht, bin aber kläglich gescheitert.
Deutsche Sprache, schwere Sprache.
Bin einfach nicht zum schreiben geboren.

Danke für alles was noch kommen mag.

Saberex
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blubb
dabei seit: Jan '01
Kommentare: 7
schrieb am 02.05.2004:
»hallo why-not

ich habe die drei teile sehr gerne gelesen und freue mich
schon sehr auf die fortsetzung, welche es hoffentlich bald geben wird

*bb*
blubb
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yksinäisyys
dabei seit: Okt '04
Kommentare: 142
schrieb am 23.07.2005:
»Hm....*seufz*...schon wieder ein Teil zu Ende....und nur noch drei vor mir....leider...«


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