Dunkle Wolken über Landor (4 - Einsam)
von Why-Not
Episode 4 – Auf einsamem Posten
Vor dem Sturm
Nachdem Lucius mit der Befragung der Soldaten aus Falibor fertig war, konnten sie sich erst einmal von den Strapazen der Flucht ausruhen. Wenn der Angriff der manitischen Armee begann, waren sie darauf angewiesen, daß jeder verfügbare Soldat in bestmöglicher Verfassung war. Eric und Lucius, der jetzt seinen Helm abgesetzt hatte, blieben betroffen in dem Raum zurück, in den sie sich mit den Soldaten unterhalten hatten. „Wir haben da jetzt ein echtes Problem“, meinte Lucius nachdenklich. „Und das Schlimmste ist“, fuhr er fort, „ich verstehe es nicht. Die Soldaten auf den kritischen Mauerabschnitten sind von einer Waffe angegriffen worden, die man gar nicht bauen kann. Es ist wie verhext.“ Beim letzten Wort bekam Eric große Augen. „Das ist es!“, platzte es aus ihm heraus. „Vielleicht ist es keine Waffe, sondern etwas Magisches.“ Lucius schaute ihn ungläubig an. Und man konnte förmlich zusehen, wie es hinter Erics Stirn arbeitete. „Ich verstehe zwar nichts von Magie, aber ich weiß, wen wir fragen können“, stieß er schließlich hervor. „Melissa wollte einmal Magierin werden und hat sich sicher viel intensiver mit dem Thema beschäftigt als wir.“ „Und warum ist sie dann keine Magierin geworden“, wollte Lucius wissen. „Sie meinte, ihr fehle die entsprechende Begabung. Und auch Fürstin Larissa scheint etwas von der Materie zu verstehen. Zumindest kannte sie sich mit Zauberbögen und ähnlichem Zeug aus.“ „Na gut“, meinte Lucius immer noch zweifelnd, „dann sollten wir jetzt wohl so was wie einen Kriegsrat abhalten. Am besten bei mir in der Höhle. Da brauche ich nicht immer aufzupassen, wer zur Tür hinein kommt, wenn ich meinen Helm abnehme. Und wir werden dort garantiert nicht belauscht.“ Er setzte seinen Helm wieder auf und ging zur Tür. „Führe du die anderen heute Abend zum Hintereingang meiner unterirdischen Behausung, ich hole euch dort dann ab.“ Er verließ Fendrich und lief in den Wald hinein. Es würde bald dämmern und er wollte noch zwei weitere Fallen fertigbekommen.
Melissa und Fürstin Larissa empfanden bei der Idee, sich zu einem Walddämon in die Höhle zu begeben, starkes Unbehagen. Aber schließlich gelang es Eric, sie trotzdem dazu zu überreden. Mit dem Einsetzen der Dämmerung machten sie sich auf den Weg und erreichten schließlich einen der Eingänge zum Höhlensystem, in dem Lucius wohnte. Er kam fast gleichzeitig mit ihnen dort an. Ein kurzes Stück gingen sie mit Fackeln weiter, dann erreichten sie einen Gang, der mit jenen Kristallen erleuchtet war, die Lucius auch in seiner Haupthöhle hatte. Eric kannte diese Lichtquelle ja bereits. Die beiden Frauen waren aber sichtlich erstaunt darüber. Als sie schließlich in der Haupthöhle angekommen waren, trafen sie auch auf Katharina, die bereits damit beschäftigt war, für alle ein schmackhaftes Essen zuzubereiten. Sie begrüßte Eric herzlich und bat auch die anderen, es sich am Tisch gemütlich zu machen. Ihre alltäglichen Handlungen nahmen auch den beiden Frauen etwas die Spannung. Und Lucius begann, unter den ungläubigen Blicken der Frauen, seine Rüstung abzulegen. „Es ist besser für die Moral der Leute, wenn sie nicht wissen, daß es keinen Dämon gibt“, erklärte Lucius dabei. „Und bei unseren Feinden sorgt es ja vielleicht auch für etwas Verwirrung, wenn sie bei uns einen Wanddämon vermuten.“ „Und was ist mit den Geschichten über die unglaublichen Fähigkeiten des Walddämons? Damit, daß er alleine drei Wolfsreiter in Windeseile getötet haben soll?“, fragte Melissa, nicht ohne eine gewisse Mißbilligung in ihrer Stimme. „Die Geschichten sind wahr“, antwortete Lucius schlicht. „Lucius“, sprang Eric ihm zur Seite, „hat wirklich unglaubliche, kämpferische Fähigkeiten. Nur, daß er halt kein Walddämon ist.“ „Gibt es überhaupt Walddämonen“, wollte Larissa wissen. „Ja, hauptsächlich in abgelegenen Gebieten in Manitien. Sie sehen sogar ähnlich aus, wie seine Rüstung“, antwortete Melissa und deutete auf Lucius. „Es gab auch einen hier im Wald“, erklärte Lucius. „Mit dem war ich seinerzeit aneinander geraten, als ich auf dem Weg nach Fendrich war. Und der hatte mich auf diese Idee gebracht.“ „Und was ist aus ihm geworden?“, fragte Katharina, die diese Geschichte auch noch nicht kannte. „Tja, er war nicht an einer friedlichen Lösung unserer Auseinandersetzung interessiert – und ist dann gestorben.“
„Aber ich will mich nicht mit früheren Taten rühmen. Wir haben ein großes Problem und Eric meinte, ihr könntet bei der Lösung helfen.“ Lucius erzählte ihnen von den Schilderungen der Soldaten. Die Verteidiger des Tores und weiterer kritischer Stellen waren von einer Wolke – wie einem Bienenschwarm – angegriffen worden. Und nach diesen Angriffen blieb von jenen Soldaten nur noch das Skelett übrig. Die Wolke hatte gezielt alle Soldaten angegriffen, die auf ihrem Posten geblieben waren. Und es hatte keine Möglichkeit gegeben, diesen Angriff abzuwehren. „Knochenwind“, murmelte Melissa. Die anderen schauten sie fragend an. „Magier der dritten Stufe können leichte Angriffszauber beschwören. Feuerbälle und den Knochenwind, einen kleinen Wirbelsturm, der scharfkantige Knochensplitter in sich trägt und alles zerfetzt, was weicher ist als Knochen.“ „Toll“, meinte Eric sarkastisch. „Und was kann man gegen diesen Zauber machen?“ „Wenn es hier Magier der Stufe 2 gibt, können diese den Angriff abwehren. Allerdings brauchen wir genauso viele Magier der zweiten Stufe, wie es Angreifer der dritten Stufe gibt. Oder halt weniger Magier, die mächtiger sind.“ „Es gibt hier überhaupt keine Magier. Es sei denn, unter den neuen Flüchtlingen aus Falibor“, stellte Lucius nüchtern fest. Larissa schüttelte den Kopf. „Unter meinen Untertanen sind auch keine Magier.“ „Gibt es noch andere Möglichkeiten, sich gegen diesen Zauber zu wehren?“, wollte Eric wissen. Melissa überlegte einen Moment und verneinte dann. „Höchstens, indem die Magier unschädlich gemacht werden. Sie brauchen übrigens direkten Sichtkontakt zu ihrem angegriffenen Ziel. Deshalb stehen sie bei diesem Angriff meistens auf Belagerungstürmen.“
„Wir wissen nicht, wie viele Magier mit diesen Fähigkeiten die Angreifer dabeihaben werden“, meinte Lucius zweifelnd. „Und nachdem, was wir gehört haben, brauchen diese Zauberer nicht lange, um alle Soldaten auf den Barrikaden zu töten. Ich bezweifle, daß wir genug Zeit haben werden, die Magier unschädlich zu machen.“ „Ich könnte mich auf einem hohen Baum auf die Lauer legen und die Magier mit dem Zauberbogen töten“, schlug Melissa vor. „Wenn sie so dumm sind, alle an einer Stelle anzugreifen“, wandte Larissa ein. „Sie haben genug Soldaten, um uns auf mehreren Wegen gleichzeitig anzugreifen. Und wenn sie an einer Stelle bis Fendrich vorgedrungen sind, haben wir keine Chance mehr.“ Die anderen stimmten zu. „Wir müssen verhindern, daß der Knochenwind den Soldaten etwas anhaben kann“, dachte Katharina laut. Und an Lucius gewandt fuhr sie fort: „Du müßtest in deiner Rüstung ja geschützt sein.“ Lucius schaute sie mit großen Augen an. Dann zog er sie zu sich heran und drückte sie kräftig an sich. „Du bist genial“, flüsterte er ihr dabei ins Ohr. Und an die anderen gewandt fuhr er fort: „Wir brauchen Rüstungen für die Soldaten. Melissa, wie groß sind die Knochensplitter in diesem tödlichen Wind? Wir müssen die Visiere der Soldaten klein genug machen, damit sie nicht dort durchkommen.“ Melissa schüttelte den Kopf. „Die Splitter sind etwa so groß wie ein Daumennagel. So klein kannst du die Visiere nicht machen.“ Alle schauten enttäuscht drein. „Doch“, meinte Eric, „wir können die Visieröffnungen größer lassen, damit die Soldaten noch etwas sehen können. Wir müssen allerdings ein Drahtgeflecht in die Visiere schmieden.“ Erleichtert, eine Lösung gefunden zu haben, besprachen sie in gelöster Atmosphäre die Details.
Die nächsten zwei Tage waren für Eric und die anderen Schmiede der Stadt ausgesprochen anstrengend. Es gab zwar glücklicherweise genug Rüstungen für alle Verteidiger der Barrikaden, aber sie mußte alle noch weiter verbessert werden. Alle Zwischenräume wurden mit Kettenhemden abgedeckt und für jedes Visier mußten Drahtgeflechte hergestellt und eingeschmiedet werden. Die Soldaten trainierten das Kämpfen in den neuen Rüstungen, die ihre Bewegung und ihre Sicht stark einschränkten. Melissa und Lucius suchten nach geeigneten Stellen, an denen Melissa die angreifenden Magier mit ihrem Zauberbogen unter Beschuß nehmen konnte. Außerdem fing Melissa an, aus einigen Kräutern ein geheimnisvolles Gebräu herzustellen. Allerdings würde der Sud einige Tage auf kleinem Feuer köcheln müssen. Und schließlich meldeten die Beobachtungsposten, daß die manitische Armee im Anmarsch war. Sie teilte sich in zwei große und einen kleinen Trupp auf. Während die beiden großen Trupps vor weit auseinanderliegenden Waldwegen halt machten, lagerte der kleine Trupp, der aus zehn Trollen und zwanzig Wolfsreitern bestand, etwa in der Mitte zwischen den anderen beiden Einheiten. Vor den Waldwegen wurde jeweils ein Belagerungsturm auf Rollen aus mitgebrachten Einzelteilen aufgebaut. Die Katapulte, die auf den engen Waldwegen nicht sinnvoll einsetzbar waren, hatte der kleine Trupp mitgenommen. Die Soldaten Fendrichs, die zur Verteidigung der Barrikaden abgestellt waren, zogen ihre speziellen Rüstungen an und warteten nervös auf den Angriff. Melissa ging mit einem Soldaten, der ein langes Seil bei sich hatte, in den Wald nahe einer der besonders gefährdeten Barrikaden und suchte sich einen hohen Baum aus. Bei dem Weg dorthin mußte sie darauf achten, keine der dort aufgestellten Fallen auszulösen. Dann erklomm sie behende den Baum. Ihren Zauberbogen hatte sie dabei geschultert. Sie ließ sich auf einem dicken Ast nieder, von dem aus sie freies Schußfeld auf den Belagerungsturm der Angreifer haben würde. Jetzt blieb nur noch das Warten auf den Angriff.
Übrig geblieben
Langsam und mit starken Kopfschmerzen kam Bertram zu sich. Nach einem Moment der Orientierungslosigkeit wußte er wieder, wo er sich befand. Er war in dem Wald, der sich urplötzlich in eine tödliche Hölle verwandelt hatte. Es war völlig überraschend gekommen, nachdem sie vorher bereits einige Tage lang große Waldflächen gerodet hatten. Mit einem Mal hatte der Wald sie angegriffen. Nicht ein wildes Tier, nein, der ganze Wald mit allen seinen Bäumen, Pflanzen und Tieren war über sie hergefallen. Bertram hatte einige seiner Kameraden sterben sehen, bevor er von einem großen Ast gestreift und gegen einen Baum geschleudert wurde. Einen Moment fragte er sich, ob er nur einen furchtbaren Albtraum gehabt hatte. Doch als er sich umschaute, sah er überall getötete Waldarbeiter herumliegen. Keine fünf Meter von ihm entfernt fraß ein Strom von Wanderarmeisen einen seiner getöteten Kameraden in Windeseile auf. Nur dessen Knochen blieben übrig. Der Rest des Waldes war allerdings wieder regungslos, wie er das früher von Wäldern auch gewohnt war. Um den Ameisen zu entgehen, schlich er leise zu den bereits gerodeten Flächen. Für die Ameisen machte es zwar sicher keinen Unterschied, ob er sich laut oder leise bewegte, aber Bertram hatte Angst, durch zu viel Krach den Wald erneut zu wecken. Schließlich kam er am Rand der gerodeten Fläche an. Aber diese Fläche hatte sich völlig verändert. Sie war zu einem roten Sumpf geworden und stank grauenhaft nach Blut. Überall ragten verkohlte Baumstümpfe aus dem Sumpf. Und immer wieder schauten säuberlich abgenagte Knochen und Schädel aus dem roten Morast heraus.
Bertram traute sich nicht zurück in den Wald, konnte sich aber auch nicht überwinden, durch den roten Sumpf zu laufen. Unschlüssig stand er am Rand des Sumpfes und kämpfte gegen den Ekel an, den der Gestank verursachte. Mit seiner Axt in der Hand hätte er sich jetzt deutlich sicherer gefühlt. Aber die hatte er schon vorher irgendwo verloren, als der Wald angriff. Und vielleicht, dachte er sich, würde der Wald sich erneut bedroht fühlen, wenn er eine Axt in die Hand nahm. So widerstand er der Versuchung, sich das Beil eines toten Kameraden zu nehmen, der keine zwei Meter von ihm entfernt in einer unnatürlichen Position lag. Schließlich wandte Bertram sich ab und versuchte, zwischen Wald und Sumpf einen Weg in Sicherheit zu finden. Plötzlich sah er Knochen in hohem Bogen aus dem Wald heraus in den Sumpf fliegen. Bertram war zwar wie die meisten Waldarbeiter recht kräftig, aber er verspürte große Angst, denjenigen kennenzulernen, der diese Albtraumlandschaft mit Knochen „fütterte“. Hier war etwas am Werk, das er mit seiner Körperkraft nicht bekämpfen konnte. So leise wie möglich, kehrte er um und ging trotz seiner Bedenken tiefer in den Wald hinein. Dann sah er unerwartet eine schwarze, große Gestalt auf sich zukommen. Genau konnte er sie zunächst nicht erkennen, aber es war definitiv kein Mensch. Mit einem Entsetzensschrei lief er in die entgegengesetzte Richtung, nur um nach wenigen Metern eine grün schillernde Gestalt auf sich zukommen zu sehen. Beide Gestalten bewegten sich auf ihn zu. Und sie waren ganz offensichtlich schneller als er. Am ganzen Körper zitternd war er nicht mehr in der Lage, auch nur einen einzigen Schritt zu tun. Das schwarze Wesen ergriff ihn mit einer Kraft im Genick, die der seinen weit überlegen war. „Warte, Kratonos“, kam es von der grünen Gestalt, die Bertram jetzt deutlich als Frau erkennen konnte. „Ich möchte ihn erst befragen.“ „Wie du willst“, kam es von Kratonos zurück. Wie ein Kind wurde Bertram hochgehoben und über dessen Schulter geworfen. „Dann laß uns ein nettes Plätzchen für ihn suchen. Oder willst du ihn gleich hier befragen, Satinée?“ „Bringen wir ihn zum hohlen Baumstumpf.“ Bertram konnte nicht viel erkennen, während Kratonos ihn wie einen Kartoffelsack über der Schulter trug. Nach einiger Zeit kamen sie auf einer lichten Stelle im Wald an, aus dessen Mitte ein hohler Baumstumpf herausragte. Kratonos nahm Bertram von der Schulter und stellte ihn mit den Füßen in die Aushöhlung. Die Öffnung des Baumstumpfes war nur so breit, daß Bertram gerade mit seinen Beinen hineinpaßte und bis über die Knie darin verschwand. Kaum hatte er den Boden mit seinen Füßen berührt, schloß sich die Öffnung um seine Beine herum, und er konnte sich nicht mehr befreien. „Nachdem du ihn befragt hast, können wir ihn ja am Spieß braten“, meinte Kratonos. „Laß uns erst mal weiter den Wald aufräumen. Der läuft uns hier ja nicht mehr weg“, antwortete Satinée und verließ die Lichtung wieder. Als sie bereits außer Hörweite von Bertram waren, wandte sich Satinée noch einmal an Kratonos. „Seit wann ißt du denn Fleisch?“ Er grinste breit. „Gar nicht. Aber das muß er ja nicht wissen. Ich denke, wir sollten ihm ordentlich Angst machen, damit er uns alles erzählt, was er weiß.“ Als sie etwas weitergegangen waren, fragte er noch: „Was hast du mit ihm eigentlich vor, wenn er dir alles erzählt hat?“ Satinée schaute ihn irritiert an. „Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Mal sehen.“ Sie fingen wieder an, den Wald von den Leichen der Waldarbeiter zu befreien.
Bertram stand alleine auf der Lichtung und versuchte, sich wieder aus dem Baumstumpf zu befreien. Aber es war, als wäre er festgewachsen. Und der Baumstumpf war auch so fest in der Erde verwurzelt, daß es ihm nicht möglich war, mitsamt dem Baumstumpf zu fliehen. Dadurch, daß er bis zu den Knien darin steckte, blieb ihm nichts anderes übrig, als unbequem stehend auf die Rückkehr dieser beiden Waldgeister zu warten. In alten Märchen und Legenden hatte er schon von Nymphen und Waldschraten gehört. Allerdings hatte er nie daran geglaubt, daß sie wirklich existierten. Aber ganz offensichtlich war er jetzt in die Gewalt eben jener Wesen gelangt. Sie waren wohl sehr wütend darüber, daß er und seine Kameraden angefangen hatten, große Teile des Waldes abzuholzen. Und sie würden sicher noch viel wütender werden, wenn er ihnen erzählte, daß sie die Aufgabe gehabt hatten, den ganzen Wald zu roden – und alle anderen Wälder in Landor ebenfalls. Er wußte zwar auch nicht, warum sie das tun sollten, aber einem Auftrag seines Königs widersprach man nicht, zumal die Bezahlung gut war. So fürchtete er, daß sich die Waldgeister an ihm rächen würden, wenn er es ihnen erzählte. Außerdem – sobald sie von ihm wußten, was sie wissen wollten, würde er ohnehin auf ihrem Speisezettel landen. Was sollte er jetzt tun? Fliehen konnte er nicht. Auf Gnade hoffen brauchte er auch nicht. Sollte er um Hilfe rufen? Aber falls wirklich noch Kameraden von ihm dieses Blutbad überlebt hatten und ihn hören könnten, würden sie sich jetzt bestimmt nicht in den Wald trauen, um ihn zu retten. Aber da er verzweifelt war, rief er trotzdem viele Male so laut er konnte um Hilfe. Irgendwann war er so heiser davon, daß er es aufgab.
Später erschienen die beiden Waldgeister wieder auf der kleinen Lichtung. Sie hatten ein paar große Äste und auch Knochen dabei. Nachdem sie sie abgeladen hatten, näherten sie sich Bertram. Kratonos hatte einen kräftigen Oberschenkelknochen in der einen Hand und schlug damit leicht in seine andere. Satinée fragte schließlich: „Warum habt ihr das getan? Warum habt ihr einen Großteil meines Waldes zerstört?“ Bertram wußte nicht, was er antworten sollte. Den Grund kannte er ja auch nicht. Und selbst das, was er wußte, konnte er ihnen nicht erzählen, wenn er sie nicht noch wütender machen wollte. So schaute er sie nur verängstigt an. Kratonos brach ein etwa daumengroßes Stück von dem Knochen ab. „Ich bin immer wieder erstaunt, wie leicht diese Knochen brechen“, meinte er dabei. „Und in wie viele Teile man sie zerbrechen kann“, fuhr er fort. Dabei brach er eine weitere, daumendicke Scheibe von dem Oberschenkelknochen ab. „Ich habe mir sagen lassen“, mit einem lauten ‚Knack’ brach er die nächste dünne Scheibe ab, „daß solche Knochenbrüche sehr schmerzhaft sein sollen.“ Bertram zuckte jedesmal zusammen, wenn Kratonos die nächste Scheibe abbrach. Er hatte die Drohung von Kratonos genau verstanden. Und bei jedem Knacks glaubte er, bereits bei sich einen Schmerz zu ahnen. „Bei vielen Brüchen“ – knacks – „so habe ich jedenfalls gehört“ – knacks – „wachsen die Knochen auch nicht wieder zusammen“ – knacks – „so daß nur noch eine vollständige“ – knacks – „Amputation hilft. Aber das ist ja“ – knacks – „nicht so tragisch, da du“ – knacks – „zwei Arme und Beine hast.“ Der Knochen bestand jetzt nur noch aus den kleinen Bruchstücken, die sich an dem Baumstumpf angesammelt hatten. „Du kannst dir ja schon mal Gedanken machen, mit welchem Arm oder Bein ich anfangen soll. Ich überlasse dir das gerne.“ Er machte eine Pause und hob ein paar von den Bruchstücken auf. „Ich glaube, es sieht komisch aus, wenn jemand keine Arme und Beine mehr hat.“ Bertram zitterte am ganzen Körper. Dann ergriff Kratonos beide Arme Bertrams und drückte sie hinter dessen Rücken. „Nein, bitte nicht“, flehte Bertram. Satinée nahm eine Schlingpflanze und band damit die Arme zusammen. Dann stellte sie sich wieder vor ihn und schaute ihm in die Augen. „Willst du mir nicht doch lieber erzählen, warum ihr so in meinem Wald gewütet habt?“, fragte sie mit sanfter Stimme. „Ich weiß es doch auch nicht“, stieß Bertram hervor. „Und das soll ich dir jetzt glauben?“ Satinée machte ein verärgertes Gesicht. Dann zog sie ihn an den Schultern nach vorne und ging selbst in die Hocke. Da Bertram die Knie nicht beugen konnte, stand er jetzt mit durchgedrückten Beinen und vorgebeugtem Oberkörper in dem Baumstumpf. Sein Kopf war dabei auf Höhe ihrer Brust. Und Bertram bemerkte erst jetzt wirklich, daß sie völlig nackt war. Trotz seiner Angst spürte er auch Erregung in sich aufsteigen.
Sturmangriff
Von ihrem Baum aus konnte Melissa bereits den heranrollenden Belagerungsturm zwischen den Bäumen herausragen sehen. Allerdings stand noch niemand darauf. Er wurde den Wege entlang zu der ersten Barrieren geschoben. An der letzten Wegbiegung vor der Barrikade erklommen dann doch zwei Personen den heranrumpelnden Turm. Eine davon war ein Magier der 3. Stufe, wie an seiner Kleidung deutlich zu erkennen war. Die zweite Person war ein Bogenschütze mit einem Zauberbogen. Damit hatte Melissa nicht gerechnet. Denn die Rüstungen der Verteidiger würden zwar dem Knochenwind standhalten können, ein Pfeil des Zauberbogen durchdrang allerdings fast jede Rüstung. Sie zielte bereits mit ihrem Bogen und überlegte, auf wen sie zuerst schießen sollte. Schoß sie zuerst auf den Bogenschützen, würde der Magier einen Knochenwind in ihren Baum schicken. Und da sie mit einer Rüstung nicht auf den Baum hätte klettern können, wäre sie dem Angriff schutzlos ausgeliefert und könnte ihre eigentliche Aufgabe nicht mehr erfüllen. Schoß sie dagegen zuerst auf den Magier, könnte der Bogenschütze länger gegen die Verteidiger vorgehen. Aber wahrscheinlich würde er dann eher versuchen, sie zu erschießen. Und sie rechnete sich Chancen aus, dieses Duell zu gewinnen. Also visierte sie den Magier an. Dieser ließ bereits den ersten Knochenwind auf die Soldaten Fendrichs niedergehen. In den Rüstungen mußte das zu einem ohrenbetäubenden Lärm führen. Und einer der Soldaten riß sich tatsächlich deshalb den Helm vom Kopf, was er unmittelbar darauf mit dem Leben bezahlte. In der zweiten Reihe der Verteidiger standen – ebenfalls mit Rüstungen gegen den Knochenwind – Bogenschützen, die versuchten, den Magier im Belagerungsturm zu treffen. Aus ihrer Position heraus war das allerdings fast unmöglich. Melissa konnte jetzt auch erkennen, wer den Belagerungsturm geschoben hatte. 4 Bergtrolle standen an den Seiten des Turms. Sie schützten sich mit Schilden gegen die Pfeile der Verteidiger. Allerdings hatten auch die wenigen Pfeile, die sie trotzdem trafen, keine nennenswerte Wirkung. Auch an den ungepanzerten Stellen der Trolle drangen sie nur wenig in die harte Haut ein und wurden weitgehend ignoriert.
Inzwischen hatte der Zauberbogenschütze damit begonnen, die Verteidiger der Reihe nach abzuschießen. Es wurde höchste Zeit für Melissa, diese beiden gefährlichen Angreifer unschädlich zu machen. Sie hatte den Magier bereits anvisiert und war kurz davor, den Pfeil von der Sehne zu lassen, als sie entsetzte Aufschreie bemerkte und sich das Licht irgendwie änderte. Als sie den Bogen abgesetzt hatte, sah sie, daß sich über dem Wald eine immer größer werdende, schwarze Wolke bildete, aus der Feuer regnete. Melissa fluche leise. Irgendwo mußte es einen Magier der 4. Stufe geben, der diesen Feuerregen heraufbeschwor. Das würde den ganzen Wald mit seinen Fallen verbrennen und damit die Verteidigung Fendrichs zerstören. Mit normalen Mitteln wäre es nicht möglich gewesen, den Wald in Flammen zu setzen. Er war relativ feucht und bestand zum großen Teil aus Bäumen, deren Holz nur sehr schwer Feuer fing. Aber mit einem magischen Feuerregen konnte man ihn trotzdem in Brand setzen. Melissa mußte zuerst diesen Magier unschädlich machen. Er war wesentlich gefährlicher als der ganze Rest der hier versammelten manitischen Streitmacht. Mit bloßem Auge konnte sie ihn nicht finden. Daher begann sie, den Waldrand mit ihrem Zauberbogen abzusuchen. Und vor einem Zelt des kleinen Trupps der Angreifer sah sie den Magier stehen. Er hatte sein ganzes Ornat angelegt und wirkte wie ein herausgeputzter Pfau. Zehn Trolle standen um den Magier herum und würden mit jedem Angreifer fertigwerden. Melissa erinnerte sich, daß Magier dieser Stufe auch einen Schutz vor Zauberbögen beschwören konnten. Und sie hoffte, daß er nicht mit so einem Angriff rechnete. Allerdings würde sie nur eine einmalige Chance haben, diesen gefährlichen Gegner unschädlich zu machen. Wenn ihr erster Versuch fehlschlug, würde er sowohl sich als auch die anderen Magier vor ihrem Zauberbogen schützen können. Und obwohl sie von der nahen Barrikade mitbekam, daß ihre Hilfe dort dringend benötigt wurde, zielte sie so sorgfältig wie noch nie in ihrem Leben.
Lucius war mit acht Soldaten zu der zweiten angegriffenen Barrikade vorgedrungen. Zunächst waren sie mit einem Wagen in die Nähe der Verteidigungsstellung gefahren worden, dann gingen sie auf Pfaden, die nur wenige kannten, zwischen den Fallen des Waldes hindurch. Sie umgingen dabei die Barrikade und kamen direkt neben dem Belagerungsturm auf den Waldweg. Alle waren mit den speziellen Rüstungen ausgestattet, die sie vor dem Knochenwind schützen würden. Während Lucius seine beiden Schwerter aus Damaststahl in den Händen hatte, trugen die Soldaten Eimer mit einer klebrigen, schwarzen Flüssigkeit. Am Wegrand angekommen, warfen sie noch etwas Zunder hinein und steckten den Inhalt der Eimer mit einer kleinen Fackel in Brand. Ein fürchterlicher Gestank breitete sich aus, als das Pech anfing zu brennen. Lucius stürmte auf den Waldweg und griff sofort einen der Bergtrolle an. Da dieser von dem Angriff völlig überrascht war, gelang es Lucius, ihn zu töten. Die anderen drei Trolle waren dadurch allerdings gewarnt und stürmten zu dritt auf Lucius ein. Er mußte sein ganzes Können aufbieten, um nicht sofort von ihnen erschlagen zu werden. Während die Trolle sich auf Lucius konzentrierten, kamen auch die Soldaten aus dem Wald und schütteten von allen Seiten das brennende Pech auf den Belagerungsturm. Dieser fing sofort Feuer. Insbesondere die Rückseite des Turms mit der Leiter brannte lichterloh. Das blieb natürlich auch dem Magier und dem Schützen des Zauberbogens auf dem Turm nicht verborgen.
Sie griffen die Soldaten sofort mit Knochenwind und Zauberbogen an, konnten aber nicht mehr verhindern, daß der Belagerungsturm in hellen Flammen aufging. Zwei der Soldaten starben durch die Zauberpfeile, als sie sich wieder in den Wald zurückzogen. Gegen Lucius konnte auch der Zauberbogenschütze nichts ausrichten, da er ständig zwischen den Trollen herumwirbelte und kein klares Ziel abgab. Als die Trolle den brennenden Turm bemerkten, waren sie wieder für einen Moment abgelenkt, so daß es Lucius gelang, einen weiteren zu töten. Der Magier und sein Bogenschütze versuchten, sich von dem Turm herabzulassen. Die Bogenschützen der Verteidiger nahmen sie dabei allerdings massiv unter Beschuß. Der Magier blieb dabei tödlich getroffen am Turm hängen, während der Bogenschütze verletzt herunterfiel und sich auf dem Boden das Genick brach. Als Lucius sah, daß seine Mission erfüllt war, sprang er mit einem gewaltigen Satz von den Trollen zurück und stürmte an der ihm bekannten Stelle in den Wald. Einer der Trolle folgte ihm und löste bereits nach wenigen Metern eine Falle aus, die ihn auf der Stelle tötete. Der andere Troll flüchtete den Waldweg nach draußen. Lucius kehrte noch einmal um und nahm den Zauberbogen des getöteten Schützen und die entsprechenden Pfeile an sich. Vielleicht ließen sie sich ja noch nutzen. Auf jeden Fall wollte er sie nicht den Feinden überlassen, wenn sie das nächste Mal angriffen.
Melissa schoß den Pfeil ab und schaute gleich darauf mit ihrem Zauberbogen nach, ob sie getroffen hatte. Der Magier der 4. Stufe sah ungläubig auf den Pfeil, der aus seiner Brust ragte, taumelte für einen Moment und brach dann zusammen. Es blieb Melissa allerdings keine Zeit, ihren Triumph auszukosten. Sie mußte den bedrängten Verteidigern der Barrikade dringend helfen. Zunächst zielte sie auf den Magier, der noch immer seinen Knochenwind auf die Barrikaden jagte. Sie ließ den Pfeil von der Sehne schnellen und sah, wie der Magier sofort zusammenbrach. Der Zauberbogenschütze auf dem Belagerungsturm begriff die Gefahr augenblicklich und er schaute suchend in ihre Richtung. Melissa ließ sich am Stamm hinabgleiten und sah unmittelbar über sich einen perlmuttfarbenen Pfeil in den Baum schlagen. Hätte sie noch einen Moment länger gezögert, wäre sie tödlich getroffen worden. Dieser Bogenschütze war wirklich gut. Während über ihr der Pfeil verschwand, wie das alle Zauberpfeile tun, nachdem sie zum Stillstand gekommen sind, erreichte Melissa den Boden. Sie schnappte sich das Seil des dort wartenden Soldaten und kletterte auf einen anderen Baum. Eigentlich hatte sie den Soldaten das Seil mitnehmen lassen, um sich das Erklettern des Baumes zu erleichtern. Das war dann allerdings nicht nötig gewesen. Jetzt brauchte sie es für etwas anderes. Sie ging schnell auf einen anderen Baum zu und hätte dabei fast eine weitere Falle ausgelöst. Der Soldat warnte sie gerade noch rechtzeitig.
Dann erklomm sie vorsichtig den Baum. Sie wollte auf keinen Fall, daß sich die Äste dabei erkennbar bewegen. Denn ihr Gegner würde dann sofort wissen, wo sie sich befand. Sie schlang das Seil um einen Ast und ließ sich wieder ganz behutsam nach unten gleiten. Dann winkte sie den Soldaten heran, gab ihm das Seil in die Hand und erklärte ihm, was sie vorhatte. Sie ging – diesmal sorgfältiger auf Fallen achtend – zu einem weiteren Baum und bestieg ihn wieder mit aller Vorsicht. Dann ließ sie sich auf einem der großen Äste nieder und suchte nach dem gegnerischen Bogenschützen. Er hatte sich so auf den Belagerungsturm gekauert, daß sie ihn nicht treffen konnte. Für einen kurzen Moment schaute er immer mal wieder aus seiner Deckung. Offenbar rief er den Bergtrollen zu, daß sie ihn mit dem Turm in Sicherheit schieben sollten. Melissa wollte ihn auf keinen Fall entkommen lassen. Kurz entschlossen erschoß sie einen der Trolle, so daß der Turm mit einem heftigen Ruck zum Stehen kam. „Jetzt!“, rief Melissa dem Soldaten zu, der noch immer das Seil in der Hand hielt. Er zog kräftig daran, so daß der Ast, an dem es festgebunden war, leicht schwankte. Der gegnerische Bogenschütze erhob sich kurz aus seiner Deckung und jagte einen Pfeil auf den schwankenden Ast. Melissa schmunzelte, als sie sah, daß ihr Ablenkungsmanöver erfolgreich war. Dieses Schmunzeln gefror ihr allerdings sofort im Gesicht, als sie erkannte, daß der Gegner seinen Irrtum sofort bemerkt hatte und genau sie anvisierte. Beide sahen sich über die Zauberbögen an und erkannten, daß der jeweils andere gerade dabei war zu schießen. Während Melissa kaltblütig den richtigen Moment abwartete, schickte ihr Gegner seinen Pfeil etwas zu früh auf die Reise und streifte dabei Melissas Bein. Es brannte zwar höllisch, aber Melissa schoß ihren Pfeil trotzdem erst ab, als sie sich ganz sicher war. Der gegnerische Bogenschütze blieb tot auf dem Belagerungsturm liegen, während die verbliebenen drei Trolle ihn jetzt zum Waldrand schoben. Mit heftig blutendem Bein kletterte Melissa den Baum hinab. Sie verließ mit dem Soldaten den Wald und erreichte den Weg hinter der Barrikade. Dann stolperte sie und ihr wurde schwindlig. Offenbar verlor sie doch mehr Blut als sie sich eingestehen wollte. Bevor sie bewußtlos wurde, hoffte sie noch, daß es ihnen gelingen würde, den Brand wieder zu löschen, den der Feuerregen verursacht hatte.
Befragungen
Während Bertram auf die nackte Brust Satinées starrte, spürte er einen Schlag gefolgt von einem brennenden Schmerz auf seinem Hintern. Für einen Moment raubte ihm der Schmerz die Luft. Kratonos hatte sich einen flexiblen Ast genommen und schlug ihm erneut hart auf sein Hinterteil. Bertram schrie laut auf. Ausweichen konnte er den Schlägen nicht. Seine Beine steckten noch immer in dem Baumstumpf und sein Oberkörper mit den gefesselten Händen auf dem Rücken wurde von Satinée festgehalten wie von einem Schraubstock. Immer wieder ließ Kratonos den Stock auf Bertrams Hintern sausen. Nach einiger Zeit hielt er inne. Und Satinée fragte Bertram, ob er ihr jetzt endlich sagen wolle, warum er und seine verstorbenen Kameraden große Teile ihres Waldes abgeholzt hatten. „Ich weiß es doch auch nicht“, schrie er unter Tränen. „Du willst mir also erzählen“, fragte Satinée ihn mit sanfter Stimme, „daß du und die anderen einfach so in einen Wald gehen und anfangen, Bäume zu fällen? Ohne daß ihr wißt, warum ihr es tut? Du erwartest doch von mir nicht, daß ich dir das glaube.“ „Ich habe den Befehl dazu bekommen“, preßte Bertram hervor. „Und ich bin dafür bezahlt worden“, fügte er halblaut hinzu. Kratonos holte wieder mit dem Ast aus und schaute Satinée fragend an. Sie überlegte einen Moment und schüttelte dann den Kopf. Dann ließ sie Bertram los und ging zum Rand der Lichtung. Kratonos folgte ihr. Und Bertram richtete sich wieder auf, wobei ihn der Hintern sehr schmerzte. „Meinst du, er hat die Wahrheit gesagt?“, wollte Kratonos wissen. „Ich weiß nicht“, antwortete Satinée. „Er hat nicht gelogen. Das hätte ich gemerkt. Aber irgendwie ist es auch nicht die Wahrheit.“ „Was machen wir jetzt mit ihm?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Bau erst mal den Holzverschlag, den du vorhattest, ich hole noch ein paar Dornenbüsche.“
Sie verließ die Lichtung und Kratonos begann damit, aus den großen Ästen, die er auf die Lichtung gebracht hatte, einen ziemlich groben Verschlag von zwei Metern Länge, einen Meter Breite und einem Meter Höhe zu bauen. Als Nägel benutzte er Knochenspäne, die er von den mitgebrachten Knochen abspaltete. Dann kam Satinée mit dornenbesetzten Ranken und Büschen zurück und kleidete damit den Verschlag bis zur halben Höhe aus. Bertram betrachtete die Arbeiten mit einem ausgesprochen bangen Gefühl. Er wußte zwar nicht, was die beiden vorhatten, ging aber davon aus, daß es nicht zu seinem Vorteil sein würde. Dann kamen Kratonos und Satinée auf ihn zu. Sie hoben ihn aus dem Baumstumpf, der ihn augenblicklich freigab. Obwohl seine Beine vom langen Stehen etwas steif waren, versuchte er sofort wegzulaufen. Er schaffte allerdings keine zwei Meter, bevor er von Kratonos eingeholt wurde. „Zieh dich aus“, wies Satinée ihn barsch an. Als Bertram keine Anstalten machte, dies zu tun, fügte sie mit drohendem Unterton hinzu: „Oder sollen wir Dir die Kleider mit Dornenranken vom Leib peitschen?“ Sofort begann Bertram, sich auszuziehen. Kratonos nahm ihn anschließend hoch und trug ihn zu dem Verschlag mit den Dornenbüschen. Bertram strampelte wild mit den Beinen und versuchte auch mit den Armen zu verhindern, daß er in den Verschlag gelegt wurde. „Wenn du dich bewegst, werden die Dornen tief in dich eindringen und dich zerstechen und zerkratzen“, erklärte Satinée ihm mit sachlicher Stimme. Nachdem er eingesehen hatte, daß er es nicht verhindern konnte, in den Verschlag gelegt zu werden, stellte er seine Gegenwehr ein. Langsam, fast vorsichtig, legten Kratonos und Satinée ihn auf das dornige Gestrüpp. Bertram spürte, wie überall spitze Stacheln und Dornen gegen seine Haut drückten. Einige drangen ein, die meisten preßten ihre Spitzen aber nur unangenehm gegen die Hautoberfläche. Er wimmerte leise, traute sich jetzt aber nicht mehr, auch nur die geringste Bewegung zu machen. Dann legte Satinée weitere Dornenbüsche auf den liegenden Bertram, wobei sie dafür sorgte, daß sein Gesicht und seine edelsten Teile von Stacheln verschont blieben. Kratonos schloß den Verschlag mit einem Deckel aus dicken Ästen.
Allmählich wurde es dunkel. Bertram lag reglos in dem dornigen Verschlag, während seine Beine von langen Stehen und sein Hintern von den Schlägen Kratonos’ schmerzten. Die Dornen und Stacheln nahm er nur wahr, wenn er sich geringfügig bewegte. Und die Angst davor, sich im Schlaf zu bewegen, hinderte ihn daran, einzuschlafen. So war er dann auch völlig übermüdet, als er die ersten Strahlen der Morgensonne durch die Ritzen des Verschlags fallen sah. Im Laufe der Nacht hatte er es nicht gänzlich verhindern können, sich zu bewegen, so daß er inzwischen an einer Vielzahl von Stellen gestochen oder gekratzt worden war. Er hörte die beiden Waldgeister auf der Lichtung. Aber sie schienen keine Anstalten zu machen, ihn wieder aus seiner mißlichen Lage befreien zu wollen. „Bitte. Holt mich hier raus“, rief er halblaut, dabei bemüht, sich auch beim Rufen nicht zu sehr zu bewegen. Nach einer Zeit, die ihm endlos vorkam, wurde schließlich der Deckel des Verschlages entfernt. Satinée nahm die Büsche über ihm heraus. Dann endlich wurde Bertram von beiden Waldgeistern vorsichtig herausgehoben. Die in ihn eingedrungenen Dornen wollten ihn teilweise gar nicht wieder freigeben, aber letztendlich stand er doch – aus einer Vielzahl winziger Wunden blutend – vor dem Verschlag. Völlig erschöpft sank er in sich zusammen. Dann spürte er, wie Satinée mit ihren Händen über seine Wunden strich, die sich sofort schlossen. Bertram genoß die Streicheleinheiten, auch wenn er sich nicht der Illusion hingab, daß er es jetzt überstanden hätte.
„Willst du uns nicht endlich die ganze Wahrheit erzählen?“, fragte Satinée sanft. Bertram schaute sie unsicher an. Es stand für ihn außer Frage, daß es ihm noch schlimmer ergehen würde, wenn die beiden wüßten, daß sein Auftrag die komplette Abholzung aller Wälder von Landor gewesen war. Andererseits war er sich sicher, daß die beiden ihn schließlich dazu bringen würden, ihnen alles zu erzählen. Er war verzweifelt. Um so mehr verwirrte es ihn, als Satinée damit begann, sein Glied zu streicheln, während sie noch auf seine Antwort wartete. Es richtete sich sofort auf und in Bertram tobte ein Gefühlschaos. Angst und Verzweiflung über seine aussichtslose Situation mischten sich mit Verlangen und dem Wunsch, Satinée möge ihm nicht böse sein. Als er nach einiger Zeit noch immer nicht geantwortet hatte, hörte Satinée auf, ihn zu streicheln. „Wenn du nicht willst, werden wir dich halt weiter quälen müssen“, sagte sie resigniert und nickte Kratonos zu. Dieser hatte bereits angefangen, aus einem Stück Holz eine Röhre zu formen. Innen rauhte er sie so an, daß sich winzige Widerhaken bildeten, die es nur erlauben würden, etwas in eine Richtung durch die Röhre zu schieben. Dann bog er sie relativ stark und ließ sie immer kleiner zusammenschrumpfen. Als er damit fertig war, war die Röhre nur noch eine Handbreite lang. Und auch der Innendurchmesser hatte sich deutlich verkleinert. Plötzlich kniff Satinée Bertram schmerzhaft in die Oberlippe. Er schrie auf und versuchte sich ihrem Griff zu entwinden. Seine Erektion sank dabei schlagartig in sich zusammen. Sie ließ seine Lippe los und er hielt sich den schmerzenden Mund. Dadurch bemerkte er im ersten Moment gar nicht, daß sie die Röhre von Kratonos entgegengenommen und über sein Glied geschoben hatte. Als Kratonos diese Röhre aber gleich darauf noch etwas schrumpfen ließ, wurde Bertram sofort klar, daß etwas nicht stimmte.
Satinée war inzwischen wieder aufgestanden und Bertram schaute auf das, was sich zwischen seinen Beinen verändert hatte. Die Spitze seines Gliedes schaute aus der gekrümmten Röhre heraus, die auf der anderen Seite bis zu seiner Peniswurzel reichte. Reflexartig versuchte er, die Röhre wieder abzustreifen, was ihm aber nicht gelang. Dann bog ihm Kratonos die Arme auf den Rücken, während Satinée erneut damit begann, an seinem Glied herumzuspielen. Bertram spürte, wie sein bestes Stück versuchte, sich trotz der Röhre aufzurichten. Zu sehen war davon allerdings nichts. „Was habt ihr da mit mir gemacht?“, fragte er verzweifelt. „Ich weiß nicht, was wir noch alles mit dir anstellen müssen, damit du uns endlich erzählst, was wir wissen wollen“, antwortete ihm Satinée genervt. „Aber eins weiß ich jetzt schon. Vergnügen wird es für dich keins mehr geben.“ Bertram schaute sie fassungslos an, während sie eine Ranke durch eine Aussparung des Röhrchens führte. Die Ranke wuchs sofort in Form einer Schlaufe zusammen. Und Satinée verließ mit Kratonos die Lichtung. Bertram sah, daß das andere Ende der Ranke an einem der Bäume festgewachsen war. Er versuchte zunächst, die Ranke zu zerreißen. Aber das war ihm unmöglich. Mehr als fünf Meter Bewegungsspielraum hatte er so nicht. Noch einmal versuchte er, sich aus dem Röhrchen zu befreien. Aber auch das gelang ihm nicht. Schließlich lehnte er sich an den Baum, der mit der Ranke verwachsen war, und haderte mit seinem Schicksal.
Belagerung
Als Melissa wieder zu Bewußtsein kam, lag sie auf einer Pritsche in Lucius’ Höhle. Katharina saß an ihrer Seite und meinte: „Willkommen zurück unter den Lebenden.“ Melissa schaute sich irritiert um. „Wie lange war ich denn bewußtlos“, wollte sie wissen. „Knapp drei Tage“, eröffnete Katharina ihr. „Den ersten Tag war es ziemlich knapp mit dir. Du hattest ziemlich viel Blut verloren.“ „Ich hatte schon gehört, daß du sehr begabt sein sollst, Leute wieder dem Tod zu entreißen“, meinte Melissa nachdenklich, um dann mit einem frechen Grinsen fortzufahren, „und jetzt habe ich einen Bärenhunger.“ Katharina brachte ihr etwas von dem Frühstück, daß Lucius und sie vorhin eingenommen hatten. „Was hat sich denn die letzten Tage getan?“, wollte Melissa wissen, während sie sich gierig über das Essen hermachte. „Die schlimmsten Angriffe mit den Magiern hattet ihr ja abwenden können. Aber jetzt greifen täglich die Trolle an und werden dabei von Wolfsreitern mit ihren vergifteten Pfeilen unterstützt. Zwei Barrikaden mußten schon aufgegeben werden. Eric, der beim ersten Angriff nicht mitmachen konnte, weil es in seiner Größe keine Rüstung gegen den Knochenwind gab, ist jetzt täglich auf einer der Barrikaden. Ohne ihn und Lucius wären schon mehr Verteidigungslinien gefallen. Aber sie können halt auch nicht überall sein.“ „Klingt nicht so richtig gut. Was ist eigentlich mit den Waldbränden, die der Feuerregen verursacht hatte. Habt ihr die wieder unter Kontrolle bekommen?“, warf Melissa ein. „Es ist nicht zu Waldbränden gekommen“, kam die Antwort aus einem der Gänge. Melissa kannte die Stimme zwar, konnte sie im ersten Moment aber nicht zuordnen. Dann sah sie eine grüne Gestalt aus dem Gang kommen. „Korben?“, fragte sie ungläubig. Er grinste breit. „Genau der. Sigourny und ich haben mal ‚vorbeigeschaut’. Bei der Gelegenheit hat sie verhindert, daß der Wald Feuer fangen konnte. Da es ein magischer Angriff war, konnte sie ihn schnell abwehren. Ein paar Fallen sind verbrannt, den Bäumen und Sträuchern ist aber nichts geschehen.“
„Da bin ich ja beruhigt. Ich hatte schon Angst, der ganze Wald um Fendrich würde brennen. Dann hätte die manitische Armee nur noch zuschauen müssen, wie Fendrich vernichtet worden wäre. Aber sag mal ...“ Melissa schaute Korben plötzlich staunend an. „... wie seid ihr eigentlich an der manitischen Armee vorbei hierher gekommen? Und warum bist du so grün?“ Korben strahlte sie an. „Grün bin ich, weil ich dabei bin, mich in so etwas ähnliches wie Sigourny zu verwandeln. Ich habe zwar nicht ihre Kräfte und Fähigkeiten, kann aber jetzt wie sie durch unterirdische Flußläufe reisen, ohne zu ertrinken. So sind wir dann auch hergekommen.“ „Du hast NOCH nicht meine Kräfte und Fähigkeiten“, korrigierte Sigourny, die ebenfalls die Höhle betrat. Jetzt war es Korben, der ein erstauntes Gesicht machte. „Es dauert ein paar Jahrhunderte, bis die Umwandlung komplett ist. Dann kannst auch du die Kräfte der Natur nutzen.“ Sie fuhr Korben zärtlich durch die Haare, während er sie mit offenem Mund anstarrte. „Ich habe dir vorher nichts davon erzählt“, erklärte sie ihm, „weil ich ganz sicher sein wollte, daß du dich meinetwegen verwandeln wolltest – und nicht wegen des langen Lebens oder der besonderen Fähigkeiten.“ Er schaute sie ein wenig traurig an. „Traust du mir denn immer noch nicht?“ „Doch, mein Schatz“, erwiderte sie sanft, „inzwischen traue ich dir voll und ganz.“
„Sag mal“, begann Melissa an Katharina gewandt, „köchelt eigentlich der Sud immer noch, den ich vor dem ersten Angriff aufgesetzt hatte?“ „Ja“, entgegnete Katharina, „es stank allerdings furchtbar, so daß ich den Kessel auf ein Feuer im Innenhof gestellt habe. Wozu ist dieses furchtbare Zeug eigentlich gut?“ „Damit haben wir eine wirkungsvolle Troll-Abwehr. Und inzwischen müßte der Sud auch fertig sein. Hast du einen kleinen Eimer oder so was ähnliches, damit ich etwas davon zu den Barrikaden transportieren kann?“ Nach dem Frühstück fühlte sie sich wieder soweit gestärkt, daß sie schwungvoll vom Bett aufstand – um sich dann erst einmal wieder hinzusetzen, weil ihr schwindelig war. „Übertreib es nicht gleich“, meinte Katharina, „das kann doch auch jemand anderer hinbringen.“ „Nein, ich muß wissen, wie es funktioniert und ob ich an der Konzentration noch etwas ändern muß.“ Sie erhob sich erneut, diesmal allerdings etwas vorsichtiger und ließ sich von Katharina einen kleinen Kessel geben. Dann begab sie sich in den Innenhof und füllte etwas von dem Gebräu in den kleinen Kessel. Der Innenhof stank von dem brodelnden Sud wirklich bestialisch, und Melissa war froh, ihn schnell wieder verlassen zu können. Dann machte sie sich auf den Weg zu einer der Barrikaden. Den Zauberbogen hatte sie dabei geschultert. Gerade begann wieder ein Angriff der Trolle und Wolfsreiter. Und da sowohl Eric als auch Lucius an anderen Stellen kämpften, war diese Verteidigungsstellung sehr bedrängt. Melissa ließ die Bogenschützen der Verteidiger ihre Pfeile in den Sud tauchen und wies sie an, mit diesen Pfeilen nur auf die Trolle zu schießen. Wieder prallten die Pfeile weitgehend wirkungslos von den Trollen ab, nachdem sie nur deren Haut leicht geritzt hatten. Die Bogenschützen schauten sie fragend an, aber Melissa meinte nur, sie müßten noch etwas abwarten. Plötzlich veränderten die Trolle ihr Verhalten. Sie griffen nicht mehr gezielt die Barrikade an, sondern fielen auch über die anderen Trolle und Wolfsreiter her. Schließlich prügelten sie nur noch auf ihre Kameraden ein und richteten dabei viel mehr Schaden an, als es die Verteidiger gekonnt hätten. Die Wolfsreiter flüchteten, soweit ihnen das noch möglich war. Und die Trolle kämpften gegeneinander, bis nur noch einer von ihnen übrig war. Dieser rannte schließlich den Weg aus dem Wald hinaus. „Dieses Zeug“, meinte Melissa und ließ alle Bogenschützen noch einmal ihre Pfeile in den Sud eintauchen, „wirkt zwar nur bei den Trollen, aber die werden rasend vor Wut und greifen alles an, was sich bewegt.“ Grinsend über diesen durchschlagenden Erfolg machte sie sich auf den Weg zu den anderen Barrikaden.
Am Abend lud der Bürgermeister von Fendrich zu einem großen Kriegsrat ein. In einem der Festsäle von Fendrich saßen Fürstin Larissa, der immer noch sehr geschwächten Fürst Willur, Lucius, Melissa, Eric, Katharina, Korben, Sigourny und natürlich der einladende Bürgermeister. Lucius war bereits im Vorfeld – teils offiziell, teils informell – die Befehlsgewalt über alle in Fendrich versammelten Soldaten übertragen worden. Und inzwischen waren auch der Bürgermeister und Fürst Willur in sein Geheimnis eingeweiht worden. Er berichtete zunächst, daß die manitische Armee nach den Amokläufen der Trolle alle Angriffe eingestellt hatte, aber jeden Waldweg bewachte. Fendrich stand somit unter Belagerung. „Die unmittelbare Bedrohung haben wir abgewehrt“, schloß Lucius seinen Lagebericht. „Und ich denke, die Belagerung können wir für sehr lange Zeit überstehen. Wahrscheinlich deutlich länger als die Belagerer.“ Der Bürgermeister nickte zustimmend. „Aber wir sollten uns nichts vormachen. Wir sind noch lange nicht in Sicherheit. Insbesondere magische Angriffe können für uns weiterhin sehr gefährlich werden. Und wir wissen nicht, was Sithar, der Ratgeber und oberste Magier von Manitien noch in der Hinterhand hat.“ Lucius wandte sich an Melissa. „Oder kannst du uns dazu näheres sagen?“ Melissa schüttelte den Kopf. „Sithar ist ein Magier der 6. Stufe. Seine Fähigkeiten sind weitgehend unbekannt. Mit Sicherheit hat er alle Fähigkeiten der niedrigeren Stufen – und die sind beträchtlich. Aber es gibt nur zwei Magier seiner Stufe. Wobei der zweite niemandem bekannt ist. Und soweit ich weiß, sind die Fähigkeiten oberhalb der 5. Stufe nicht mehr klar umrissen.“ „Wieviel magische Stufen gibt es eigentlich?“, wollte Eric wissen. „Sieben“, antwortete Melissa, „Und um es gleich vorwegzunehmen: Es gibt einen Magier der siebten Stufe, der als Einsiedler irgendwo lebt und sich weitgehend aus den Geschicken der Menschheit heraushält.“ „Wenigstens ist er dann nicht auf der Gegenseite“, merkte Korben an.
„Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen“, ergriff Lucius wieder das Wort, „aber wir brauchen Unterstützung. Und zwar magische.“ Einen Moment herrschte betretenes Schweigen. Dann meldete sich Larissa zu Wort. „In Felsfried gibt es eine magische Akademie. Wenn wir deren Oberhaupt, Salar, als Verbündeten gewinnen könnten ...“ „Dazu müßten wir allerdings an den Belagerern vorbei“, merkte Eric an. Alle schauten auf Korben und Sigourny. Diese schüttelte ihre Köpfe. „Wir könnten zwar problemlos an den Belagerern vorbei, aber Felsfried steht in einer ziemlich kargen Gegend. Es gibt keine über- oder unterirdischen Flußläufe dorthin, die mit denen dieser Gegend verbunden sind. Die wenigen Flüsse von dort treffen sich erst im Meer mit unseren. Und Salzwasser ist für Korben und mich eine unüberwindliche Barriere.“ „Die Belagerer können doch nicht den ganzen Wald um Fendrich umstellen, oder?“, wollte Katharina wissen. „Nein“, meinte Lucius, „sie bewachen vor allem die Waldwege.“ Er lächelte Katharina stolz an, weil er bereits ahnte, was sie vorschlagen wollte. „Dann könnte doch jemand, der die Lage der Fallen kennt, den Wald an einer unbewachten Stelle verlassen, um Hilfe zu holen“, fuhr Katharina fort und freute sich über Lucius’ unausgesprochenes Lob. Die anderen waren über diese Idee erleichtert. „Und ich könnte Hilfe aus Kartun holen“, bot Melissa an. „Wir brauchen hier deine Fähigkeiten, mit dem Zauberbogen umzugehen“, wand Lucius ein. „Nicht unbedingt“, meldete sich Fürstin Larissa zu Wort. „Ich bin inzwischen wieder gut genug bei Kräften, um mit einem Zauberbogen umzugehen. Es war nämlich mein Zauberbogen, den Melissa in Falibor gefunden hatte.“ Melissa machte ein etwas unglückliches Gesicht, weil sie fürchtete, den Zauberbogen wieder abgeben zu müssen. „Und da Lucius ja einen der Zauberbögen der Feinde erbeutet hat, kann Melissa den einen Bogen mit auf ihre gefährliche Mission nehmen“, fuhr die Fürstin fort, der Melissas Unbehagen nicht entgangen war. Es wurde entschieden, daß Eric nach Felsfried und Melissa nach Kartun eilen sollten, um dort Hilfe zu erbitten. Sigourny und Korben kündigten an, noch etwas erledigen zu müssen, versprachen aber, so bald wie möglich wieder vorbeizuschauen.
Etwas mehr Klarheit
Satinée und Kratonos kamen wieder auf die Lichtung zurück, die für Bertram zum Ort seiner Qualen geworden war. Dem Gespräch der beiden entnahm Bertram, daß sie noch immer damit beschäftigt waren, den Wald von den Überresten der getöteten Waldarbeiter zu befreien. Und er begann allmählich damit, seine toten Kameraden zu beneiden. Sie hatten ihre Qualen bereits hinter sich. Für ihn schien die Zukunft dagegen noch unzählige weitere Torturen bereitzuhalten. Schließlich kam Satinée zu ihm, während Kratonos auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung blieb. Sie ging direkt auf Bertram zu, der langsam an den Baum zurückwich, dessen Ranke mit dem Rohr zwischen seinen Beinen verbunden war. Er befürchtete, daß sie ihn wieder quälen würde. Und er sollte damit Recht behalten, wenn auch auf eine völlig unerwartete Art und Weise. Schließlich stand er mit dem Rücken zum Baum und konnte sich nicht weiter zurückziehen. Sie stand direkt vor ihm und holte mit ihrer rechten Hand aus. Schützend hob er die Hände vors Gesicht. Dann griff sie blitzschnell mit ihrer Linken zwischen seine Beine und umfaßte seine empfindlichsten Teile. Sie zog ihn daran ein Stück vom Baum weg, während er sie nur sprachlos anstarrte. Dann ging sie in die Knie und zog auch ihn herunter. Wortlos legte sie sich hin, ohne ihn dabei loszulassen. „Los, fang an, mich zu streicheln“, forderte sie ihn auf und verstärkte dabei leicht den Druck auf seine Hoden. Unsicher begann Bertram damit, ihrem Befehl Folge zu leisten. Zunächst glitten seine Hände nur vorsichtig über ihre Schultern. Mit ihrer rechten Hand schob sie Bertrams Hände auf ihre Brüste. Ohne seine Weichteile loszulassen, begann sie dabei, mit ihrem Daumen an der Spitze seines Gliedes zu spielen, das aus dem gebogenen Rohr hinausschaute. Er spürte, wie die Erregung in ihm aufstieg und sich sein Glied aussichtslos gegen das enge Gefängnis preßte.
Doch noch immer traute sich Bertram nicht, sie richtig zu stimulieren. Denn er fürchtete, daß es eine Falle für ihn wäre und sie ihn dafür bes
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Kommentare
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Aber vielleicht sollte die Story in die Rubrik Sonstiges oder eine eigene Rubrik Fantasy-Abenteuer übersiedelt werden. Denn eine mögliche Erwartungshaltung nach Sex und BDSM wird nicht erfüllt.
Aber es ist eine richtig tolle Fantasy-Abenteuer-Geschichte!
Und somit eine willkomene Abwechslung für eingefleischte Leser der "herkömmlichen" Erwachsenengeschichten mit deutlich mehr Sex, Crime und BDSM! Ich jedenfalls genieße diese "sexlose" Zeit.
Danke und weiter so!
V L G
Michael«
Kommentare: 10
also bitte verehrter meister why-not, ich warte sehnsüchtig ;-) auf die beiden restlichen teile, und andere super storys von dir!!!
lg miguel (DOM)
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Kommentare: 39
Kommentare: 9
Wie geht es weiter ? ...
Die Geschichte ist einfach nur supergeil. Sie passt meines Erachtens nicht wirklich in den Bereich erotischer Geschichten, aber das ist mir egal, sie ist einfach nur klasse!
Why-Not laß uns nicht hängen, wie geht es weiter?«
Kommentare: 142
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