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Kommentare: 4 | Lesungen: 1180 | Bewertung: 6.48 | Kategorie: Sonstiges | veröffentlicht: 01.10.2015

Ein Lebensweg

von

Belustigt wurde sie von der Hilfsschwester, die ihr FSJ in dieser Einrichtung machte,betrachtet. Aus dem Augenwinkel heraus hatte sie bemerkt, das jemand die Zimmertür geöffnet hatte. Der hereinfallende Lichtkegel war bis zu ihrem Bett vor gedrungen. Sie drückte die Stopp Taste ihres antiquierten Kasettenrecorders der siebziger Jahre, nahm den Kopfhörer ab, und wandte dann den Kopf Richtung Zimmertür. Auf dem Namensschild der Schwester, konnte sie Melanie lesen.


„Guten Morgen Schwester Melanie! Es ist alles in Ordnung. Ich hatte heute nur keine Lust zu Frühstücken, da ich später zu einer Beerdigung muss.“


„Nur Melanie bitte. Ich leiste hier mein freiwilliges soziales Jahr. Gestern habe ich angefangen, doch obwohl alles neu ist, fühle ich mich hier wohl.“


„Nun gut Melanie. Was hat Dich an mir so zum Schmunzeln gebracht?“


„Sie haben,“ weiter kam Melanie nicht.


„Nicht sie! Sag einfach Christel zu mir. Das funktioniert seit ich denken kann immer besser, wenn die Distanz herausgenommen wird.“


Melanie lächelte sie jetzt noch freundlicher an, wenn das bei ihrer Art überhaupt möglich war.


„Danke Christel. Aber mir kommt das so Respektlos vor. In zwei Wochen werde ich erst neunzehn, und Du bist,“ wieder kam sie nicht weiter.


„Siebzig Jahre älter, bis auf ein paar Wochen. Sich hinter einer Anrede verschanzen empfinde ich nicht als Respekt, sondern als Angst vor persönlicherem Umgang!“


Obwohl Melanie weiter freundlich lächelte, konnte man das Rotieren ihrer Gedanken an ihrer Stirn ablesen. Gefühlt war es eine endlose Ruhe, nach etwa einer halben Minute konnte Melanie sich dann artikulieren.


„Ich möchte nächstes Jahr Philosophie studieren. Aber bei Dir habe ich das Gefühl, schon meinen Lehrmeister gefunden zu haben. Christel, bitte ganz ehrlich, ja. Was hast Du beruflich gemacht?“


Die beiden schauten sich jetzt direkt in die Augen. Ohne zu wissen warum, empfand Christel es als einen besonderen Augenblick, diesen Blick in die anderen Augen.


„Ach es war nichts besonderes. Als gelernte Krankenschwester war ich bei einem sehr vornehmen Arzt. Quasi Rundum Patientenbetreuung. Der Doktor war eine Kapazität, die seines gleichen sucht. Aber er konnte es nicht so mit dem persönlichen Kontakt. Das war mein Gebiet. Dadurch habe ich oft wichtige Beiträge zur Anamnese leisten können. Wir waren ein eingespieltes Team. Nur Privatpatienten.“


Melanie schaute auf ihre Uhr. Noch hatte keiner nach ihr gesucht.


„Ich würde gerne mehr von Dir erfahren. Diese Woche habe ich immer bis 14 Uhr Frühdienst. Ich muss mir zwar noch eine richtige Bleibe suchen, aber das wird sich schon finden. Wenn Du Lust hast, kannst Du mich hier auf der Nummer anrufen. Den AB höre ich immer ab.“


Melanie winkte noch mal kurz und entschwand dann aus dem Zimmer. Christel schaute auf den Zettel und verstaute ihn dann wie einen Schatz in ihrem Portmonee.


Wie auch in früheren Jahren, Christel kaute Traubenzucker, bevor sie schwarz anlegte. Diese Kleidung war in den letzten Jahren häufiger zur Anwendung gekommen.


Diesmal hatte es eine Freundin aus Kindertagen getroffen, die sie im laufe der zeit immer wieder in unterschiedlichen abständen getroffen hatte.


'Langsam sollte ich mir jüngere Freundinnen suchen.' Der Gedanke war angebracht, da jetzt nur noch Zissy und sie übrig waren. 'Wir sollten Wetten abschließen, wer von uns übrig bleibt.'


Nachdem Leichenschmaus, es war schon später Nachmittag, war sie in ihrer Altersresidenz angekommen. 16:40, also noch Zeit genug sich umzuziehen, den Tod beiseite packen.


Das luftige, dünne Sommerkleid, war auf der Haut wesentlich angenehmer als das schwarz zuvor.


Mit Sonnencreme Lichtschutzfaktor 30, cremte sie sich ein, um im Liegestuhl der schon kräftigen Sonne zu frönen. Es war Anfang Juni, die Tage wurde länger, die Sonnenstrahlen intensiver und wärmer. Heute war es über Tag 27°, eine für Christel sehr angenehme Temperatur. Noch einmal ließ sie kurz den Blick bis zum Rhein schweifen, dann lehnte sie sich zurück und schlief ein.


Wie immer wenn sie beschwingt war, schlichen ihre Gedanken rückwärtsgewandt, führte sich die schönen Szenen eines fast neunundachtzigjährigen Lebens vor Augen.


Sie dachte an die goldene Opernzeit, als sie immer Freikarten bekam. In der Ära der Rheinoper, hatten sie den Intendanten als Patient. So erhielt sie zu sämtlichen Aufführungen, Abo – Karten für zwei Personen geschenkt. Über zweiundzwanzig Jahre, von 1964 bis 1986 war sie da begünstigt. Auch andere Patienten mit Hintergrund ließen ihr immer wieder Hilfen zukommen. Sei es ein Auto mit Luxusausstattung für das sie nur den um 35% gesenkten Grundpreis zahlte, oder Luxusreisen bekam sie zu runden Geburtstagen. 1966 (40) war es eine Reise nach Rom. 1976 (50) ging es nach Westafrika, von Algier bis nach Dakar, traumhafte drei Wochen. 1986 folgte dann eine Kreuzfahrt, Kapitänsdinner am 1.11. zu ihrem Geburtstag. Die Landgänge auf den griechischen Inseln waren schon ein Erlebnis, Ägypten war ein Traum.


Ein Leben mit viel Arbeit, aber auch genauso viel Vergnügen. Ein großer Bekanntenkreis, indem sie immer und jederzeit willkommen war. Kein lästiger Mann, oder noch schlimmer, quengelnde Kinder. Drei Patenkinder hatte sie, wenn ihr danach war, besuchte sie diese. Immer mitten im Leben konnte sie sich nach belieben zurückziehen. Das war der Vorteil, nicht Eltern zu sein.


Nie hatte sie das Verlangen nach körperlicher Liebe gehabt. Ob es an ihrem Geheimnis gelegen hatte?

Um 19:00 piepte ihr Wecker. Schnell machte sie sich frisch. Kladde unter den Arm, ab zum Gemeinschaftsraum, einen guten Platz sichern. Heute war literarischer Abend. Zunächst wurde eine Passage aus dem Zauberberg vorgelesen. Aber eine Diskussion um das Sanatorium wollte nicht wirklich aufkommen. Mancher fühlte sich hier im Altersstift wohl auch wie in einem Sanatorium, ausgeliefert. Dann stellten die Bewohner ihre eigenen Werke vor. Ob romanähnliche Geschichten oder Persiflagen, alles wirkte unausgereift. Eine beratende Schreibwerkstatt, hätte da den Weg weisen können. Eigentlich hatte Christel nur teilgenommen um zu lernen. Doch dann war sie bereit ihr Gedicht vo

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Kommentare


chrissi
dabei seit: Nov '00
Kommentare: 186
schrieb am 07.10.2015:
»Bis jetzt eine sehr schöne Story ..weiter so .. wird sicher sehr spannend und interessant ..«

tommynorden
dabei seit: Aug '15
Kommentare: 11
schrieb am 13.10.2015:
»Sehr schöne Geschichte, die nur ein wenig mehr Emotionen beinhalten könnte.

Für meinen Geschmack könnte man die Erzählung auch als beginnende platonische Liebe weiterführen, oder für die, die etwas mehr haben wollen auch als lesbische Beziehung, aber dies würde vermutlich nur die Romantik der Geschichte stören.«

yksinäisyys
dabei seit: Okt '04
Kommentare: 142
schrieb am 27.08.2021:
»Ups, das ging aber zum Schluss etwas schnell. Sollte das so sein? Oder war die Zeit zu knapp? Wenn sich Gefühle langsam anbahnen würden, nach längerer Bekanntschaft, könnte ich es verstehen. Aber so finde ich es wenig glaubwürdig.
Trotzdem, du hast einen guten Schreibstil, nur die Rechtschreibung und Zeichensetzung könnte besser sein.«

Bee
dabei seit: Nov '21
Kommentare: 91
schrieb am 11.01.2022:
»... geht das hier vielleicht noch ein bisschen viel weiter??? ;-)«



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