Ein Sommertagstraum
von Amatalia
Roberts erster, noch etwas unklarer Blick war auf den Wecker gefallen, der neben seinem Kopf auf der Seite lag. Es war 5:56 Uhr.
Dass er irgendwann an einem jungen Morgen in einem fremden Bett aufwachte geschah nicht zum ersten Mal. Er war frei genug, um sich diese Spontaneität genehmigen zu können. Und auch gestern hatte er keinen Gedanken daran verschwendet gehabt, diese Freiheit aufzugeben.
Der Abend zuvor war auf eine typische Art verlaufen, bis dann, von einem Moment zum anderen, nahezu alles eine völlig neue Entwicklung genommen hatte. Die kleine, beinahe zierliche Frau, deren gleichmäßig ruhiger Atem ihm nun sacht die Wange streichelte, hatte auf eine Art, die er noch immer nicht ganz erklären konnte, eine geheimnisvolle Anziehungskraft auf ihn ausgeübt.
Diese Faszination hielt auch jetzt noch an, in diesem Moment, dessen Stille lediglich durch ein schwach hereindringendes Vogelgezwitscher gestört wurde. Da war mehr gewesen als die übliche, beidseitig schnell zum Ergebnis führende körperliche Anziehung, die in aller Unbeschwertheit spontan und heftig ausgelebt wurde. Sehr viel mehr. Schon im ersten Moment, in dem er sie auf diesem Ereignis, das als gewöhnliche Geburtstagsparty begonnen hatte, sah, hatte er sich ausgemalt, wie sie einander begegnen würden. Er hatte alles Neue, das von ihr ausgegangen war, mit einer gesteigerten sensitiven Aufnahmefähigkeit in sich aufgesogen und sie in einem nie geahnten Tempo kennen gelernt.
Ihren sprechenden Mund. Mit Lippen, die auf seinen in stiller, wissender Vorfreude auf ihre Berührung, ein Prickeln erzeugt hatten und deren Worte ihm wie ein süßes, verlockendes Rauschen vorgekommen waren. Ganz ohne Sinn und informative Botschaft. Einfach anziehend und voller unausgesprochener Versprechen. Während ihm das, was für die anderen um sie herum vielleicht zu vernehmen gewesen war, an Sinn und Inhalt, wie all die hohlen Phrasen und Oberflächlichkeiten, die Partygeflüster auszeichnen, entfallen war.
Ihre Augen, die immer wieder die seinen zu suchen schienen und geheime Botschaften und Verlockungen gesandt hatten , in einer nahezu körperlich spürbaren Sprache.
Ihre Hände, die ihn in scheinbarer Zufälligkeit immer wieder berührt hatten. Sacht und mit der Zeit für immer länger werdende Momente. Die ihm von ihrem Verlangen erzählen wollten, das für Robert mehr und mehr zu seinem eigenen geworden war, bis es einen unglaublichen Gleichklang ihrer geheimsten Wünsche gegeben hatte.
Sie hatten sich auf einer eigenen, unsichtbaren Ebene befunden, wie in einer Parallelwelt. Knapp außerhalb der Wahrnehmung der anderen, deren ungewollter Fixstern sie bis zu ihrem stillen Gehen gebildet hatten. Wie eine Zwillingssonne, lodernd vor innerer Leidenschaft und verzehrend in ihrem Hunger. So isoliert und abgelenkt, dass sie in ihrer Abgeschiedenheit nicht einmal die Bedeutungslosigkeit ihrer sie umgebenden Trabanten empfanden. Sollten sie doch ihre Spielchen mit ihnen planen, sie beobachten, denken, sie würden sie steuern oder gar verstehen. Raum und Zeit hatten eine Dimension hinzu gewonnen. Was lächerlich klingen musste für alle, die nicht um die innere Bedeutung dieser Worte wussten.
Das war nun, an diesem Morgen, nur noch schönste Vergangenheit, deren Tiefe jedoch nichts von ihrer Kraft verloren hatte.
Sie hieß Eva. Wann genau er ihren Namen erfahren hatte, konnte Robert nicht mehr sagen. Nur, dass dieser Name irgendwie zu ihr passte. Eva. Die, die Leben bedeutet. Wenn er nun darüber nachdachte, war es genau das, was geschehen war: diese Begegnung hatte so einiges belebt. Vielleicht sogar einiges in ihm wieder belebt. Aber es war noch zu früh um das abschließend beurteilen zu können.
Robert musste lächeln. Nun lag er, nach kaum mehr als drei Stunden Schlaf, neben ihr und nahm den Geruch ihres Körpers in sich auf, versuchte die einzelnen Nuancen auseinander zu dividieren, ihnen Erinnerungsfetzen zu entlocken und zu spüren was Evas Nähe in ihm auslöste.
Sie schlief noch, was ihm die Möglichkeit gegeben hätte sie nun wach zu küssen. Doch Robert entschloss sich, für eine Zeit lang einfach nur ihren Schlaf zu betrachten. Sie zuckte ein wenig zusammen und ein leichter Schauer lief eine der nackten Schultern hinunter. So, als bewege sie ein aufregender, heftiger Traum. Es war, als wollten ihre entspannten und friedlichen Gesichtszüge ihm von der Schönheit einer Traumwelt zu erzählen beginnen und Robert genoss diesen entspannten, sehr zärtlichen Moment. Ihm wurde bewusst, dass Eva in einem ihm unbekannten Land weilte, solange sie schlief. In einem Land, in das zu gelangen nur durch einen Blick in ihre Augen gelingen konnte.
Sein unentwegtes Lächeln bekam einen weiteren Grund sich zu halten. Er sehnte sich danach, sie dort erreichen zu können, wollte eintauchen in diesen Traum, sie finden und neu entdecken.
Die ersten Sonnenstrahlen an diesem jungen Morgen streichelten Evas Gesicht und ließen es in einem warmen Braun erstrahlen. Die Wärme der Sonne zauberte ihr im Schlaf ein Lächeln um den Mund und Robert teilte heimlich ihr Wohlempfinden, als er sah, wie sie sich reckte und dann wieder zusammen kuschelte. Gefangen in dieser zarten Stimmung dehnte sich für ihn die Zeit und blieb nahezu stehen.
Hin- und hergerissen zwischen dem Drängen seiner Lippen ihre Haut sanft küssend zu berühren und dem wohl heftigen Bedauern dieses vollkommene Bild vielleicht zu zerstören und nicht mehr betrachten zu können, verharrte er einen Moment. Dann nahm er ihren Anblick tief in sich auf und küsste ihre Wange. Ganz sacht und vorsichtig.
* * *
Sie fühlte eine Berührung. Etwas, das in ihren Traum einzudringen versuchte, ganz sanft und zögernd. Eine plötzliche, neue Anwesenheit, sehr angenehm und behutsam. Da war etwas, dass sie zurückzog. Sie spürte, sie war an einem Ort, von dem es ein Zurück geben musste. Aber wo war dieser Ort?
Aus dem Nichts heraus drang die Erkenntnis in ihr noch immer träges Bewusstsein. Sie musste träumen. Ja, das musste ein Traum sein, der in seinen letzten, verblassenden Nebeln langsam verging. Das Loslassen der Bilder fiel ihr schwer. Es war ein angenehmer, lange nicht mehr geträumter Traum gewesen, das wusste sie. Bekannt und doch neu und anders, wie zum Greifen nahe.
Eva hielt ihre Augen fest geschlossen. Es ging um eine Suche, an allen Orten dieser Welt. Eine Suche, die für lange Zeit ergebnislos und entmutigend verlaufen war. Etwas ganz Wichtiges galt es zu finden. Aber immer waren alle Hinweise am Ende nur Irrlichter, die neue Wege zu zeigen schienen, doch stets nur in Enttäuschung mündeten und sich so schnell, wie sie erschienen waren, wieder verflüchtigten. Die stets einen Teil von ihr mit sich genommen hatten, hinein in die Finsternis, in die sie sich verwandelten. Die sie zurück gelassen hatten in ihrer eigenen, zunehmenden Dunkelheit. Das richtige Licht - ihr Licht - hatte immer gefehlt.
War es nun vielleicht doch dasjenige, das gerade versuchte sie zu zurück zu ziehen aus ihrem Traum, an einen Ort, an dem alles an seinem richtigen Platz war? Der erfüllt war von diesem Licht. Würde es wirklich da sein, wenn sie die Augen öffnete?
Nein, Eva wusste, sie war mittlerweile wach. Vielleicht war es nur die Sonne, die sie warm streichelte und für die aufgekommene Hoffnung in ihr verantwortlich gewesen war. Dennoch, da war etwas an ihrer Wange. Ein Kribbeln, wie aus einer zärtlich streichelnden Berührung entsprungen. Und plötzlich überfiel sie das Wissen um die zurückliegende Nacht. Die Erinnerung riss sie mit sich, zurück in den Rausch der vergangenen Stunden. Erneut zogen die Ereignisse vor ihrem inneren Auge vorbei und noch einmal stellte sich für einen kurzen, intensiven Moment das Gefühl von Geborgenheit ein, die sie so lange schon ersehnte und nun gefunden hatte. Sie atmete tief ein und machte sich bereit die Augen zu öffnen um ihr Licht zu sehen.
* * *
Er beobachtete Evas Erwachen und es erschien ihm wie ein Auftauchen. Zögernd und unfreiwillig, wie einem angenehmen Traum entrissen. Zu früh gestört und fortgezerrt; mit großem, unbewusst empfundenen Bedauern schon gehen zu müssen aus der angenehmen und lange gesuchten Geborgenheit einer neuen und doch schon vertrauten Welt. Aber vielleicht empfand er auch nur noch einmal sein eigenes Aufwachen, Minuten zuvor. Seine eigene Rückkehr aus diesem Traum.
Eva blinzelte in die für sie neue und überflutende Helligkeit der Sonne, deren sanftes Licht alles um sie beide herum mit einem rotgoldenen Schimmer belegte.
In den wenigen Momenten, in denen Robert sie unter den noch schweren Lidern erblicken konnte, erschienen ihm ihre Augen wie ein tiefer, klarer Spiegel, der noch einmal die Bilder der vergangenen Nacht herauf beschwor. Flüchtige, aber umso intensivere Bilder. Wie durch die kurzen Blitze eines nächtlichen Gewitters beleuchtete Eindrücke einer ruhigen und doch heftig bewegten Landschaft, die er als ihren Körper, ihr Gesicht, ihre Hände erkundet hatte.
Sofort erwachte der Forscherdrang in ihm, der all seine Sinne intensivierte um sich erneut auf Eva einzustellen. Seine Fingerspitzen schwelgten in Erinnerung an das neu entdeckte Kribbeln. Und hinter seinen, für eine Sekunde lang geschlossenen Lidern entstand noch einmal der vergangene Prozess, in dem er mit streichelnden Fingern ihre feucht-erregte Haut wie eine natürliche Landschaft kartografiert hatte.
Roberts Mund erwiderte das entstehende Lächeln in Evas weichen Gesichtszügen, als ihr Wiedererkennen und -erinnern wuchs. Er legte seinen Finger auf ihre sich leicht öffnenden Lippen. Sie brauchten keine weiteren Worte. Nicht jetzt, noch nicht. Sie verstanden mehr, wenn sie nun schwiegen. Mehr als Worte je zu sagen vermochten. Sie hatten ihre eigene Sprache, wollten mehr. Wollten erneut eintauchen in den anderen. Eintauchen in sich.
Robert streichelte ihre Stirn und sein Gesicht näherte sich dem ihren. Seine Augen suchten erneut Evas Blick, fanden ihn und hielten fest daran. Ein schöner Gedanke drang ihm in den Sinn und verstärkte sein Lächeln: „Wer nur hat all die funkelnden Diamanten gestohlen und sie in diesen Augen versteckt? Ich hoffe, er wird nie kommen und mir diesen Schatz streitig machen!”
* * *
Der tiefe Blick aus diesen lächelnden, so unglaublich sanft und liebevoll blickenden Augen ließ ihr ihre vergangenen Unsicherheiten als furchtbar töricht vorkommen. Da hatte es diese spontane, wortlose Verständigung gestern Abend gegeben, die mit einem heftigen, unbekannten Anflug von Mut Evas sonst so mächtige Welle von Zweifeln und Ängsten zurückgedrängt hatte. Wie eine kräftige, Vertrauen erweckende Macht, die ihr zurief: „Komm nur, es wird schon gut gehen.” Sie brauchte nur zuzugreifen und ihr ganz zu vertrauen. Das eigene Gewicht von den Füßen zu lassen und alles andere würde von allein folgen.
Und nun erneut der Blick in diese unergründlich tiefen Augen, in Roberts noch immer neues und doch unbegreifbar vertrautes Gesicht. Ein schönes Gesicht, freundlich und voller Zuversicht. Der Traum war also doch noch nicht zu Ende.
Eva fühlte eine angenehme Wärme. Nicht von außen, nicht nur durch die langsam höher steigende Sonne, die diesen Momenten mit ihrem goldenen Licht eine würdige Beleuchtung verlieh. Nein, viel stärker noch war es eine innere Wärme, tief in ihr, die ausstrahlte und ihren Körper umfasste. Alles stimmte so genau, war so richtig. Als sei eine lange Suche endlich beendet.
Langsam schob sich die Erinnerung an die letzte Nacht mit all ihren endlos schwebenden Eindrücken und Gefühlen in Evas Bewusstsein und das Wohlgefühl in ihrem Inneren vollendete sich nahezu. Sie war so fest davon überzeugt gewesen, dass ihr diese Situation nie mehr widerfahren würde. Sie wacht morgens auf und ist nicht allein.
Nun war Robert hier und es gab nichts zu bereuen. Keine Zweifel, keine Selbstvorwürfe. Nur die Gewissheit, dass so etwas einfach nur richtig sein konnte.
„Also war es doch wahr ...”, dachte sie, „... man findet nur, wenn man nicht sucht.”
Eva lag entspannt auf dem Rücken und sah noch immer in diese unglaublichen Augen, die sie so ruhig und weich anschauten. Ganz nah waren sie ihrem Gesicht, wie eine Mischung aus Erfahrung und Naivität. Spitzbübisch blinkten sie für einen Herzschlag lang auf. So, dass sie nicht wusste, worin sie sich heftiger verliebt hatte. In diese vertraut lächelnden Augenwinkel oder die dunkle Haut seines Gesichtes, die Abenteuer versprach und zugleich von seinem Verlangen nach endloser Romantik im Sonnenuntergang erzählte. Es war so verrückt kitschig, in welchen Begriffen sie dachte, aber es tat gut.
Robert berührte ihr Gesicht und ein Schauer breitete sich von dieser Stelle aus. Er lief ihre Schulter hinab und verebbte am Ende ihres nackten Rückens. Eva genoss die wohlige Wärme seiner Nähe. Ihre rechte Hand legte sich an die Seite seines Kopfes und ein Daumen begann die Wange zu streicheln, ohne dass ihre Augen den zärtlichen Blick los ließen. Sie bewegte ihre Hand ein wenig und fand mit den Fingerspitzen seinen Haaransatz im Nacken, den sie zu kraulen begann.
Der leichte Schleier, der sich über seine Augen legte, war ihr Bestätigung genug, um ihre Zärtlichkeiten auszuweiten. Eva streckte ein Bein und ihr Fuß streifte seine Wade. Mit den Zehen erkundete sie die entspannte aber feste Rundung seiner Muskulatur hinab zu seinem Fuß, während sie, mit einer Hand noch immer in seinem Nacken, seinen Kopf zu ihrem Gesicht führte bis sie Roberts Atem warm auf ihren leicht geöffneten Lippen zu fühlen begann.
Es brauchte keinen weiteren sanften Zwang mehr durch ihre Hand in seinem Haar um seinen Mund den ihren wie ein Windhauch zart berühren zu lassen. Ganz sachte begegneten sie sich in einem leichten Zittern, das sich seinen Weg ihren Hals entlang bahnte. Ihre Zunge drängte es danach an seinen Zähnen vorbeizuhuschen um seinen Mund zu erforschen.
Eva gab dem Verlangen nach und begann mit ihrer Zungenspitze die Kontur seiner Lippen nachzuzeichnen, ganz langsam und sacht, schmetterlingsgleich.
Sie zog sich leicht zurück und spürte seine Zunge, an der empfindlich gewordenen Haut ihrer Lippen vorbei, in ihren Mund eindringen. Ihr schlängelndes Spiel schickte Wellen von aufkommender Lust durch Evas Körper, steigerte ihre Erregung, der sie sich für lange Momente völlig hingab. Bis hin zu dem entferntesten Punkt, an dem sie gerade noch die nötige Kraft aufbringen konnte sich von Robert zu lösen.
Sie öffnete die Augen, wand sich aus seiner Berührung, und schaute in ein überraschtes Gesicht. Sein heftiger gewordener Atem streichelte ihre Haut. Sie lächelte ihn schelmisch an, dann richtete sie sich auf und küsste schnell noch seine Nasenspitze bevor sie aus dem Bett glitt und Robert ein wenig verblüfft zurückließ.
* * *
Er war so vollkommen von Evas zärtlicher Nähe und Präsenz in ihrem aufwühlenden Kuss gefangen gewesen, dass es einige Momente dauerte, bis er begriff worin die Veränderung bestand, die ihn merklich verwirrte. Dann sah er gerade noch wie sie aus der Tür verschwand, ihm aufreizend langsam ihre nackte Rückansicht entzog und ihn ebenso fasziniert wie erstaunt zurückließ.
Robert sank zurück in das Kissen, das so angenehm ihren Geruch an sich hatte und atmete tief ein. Ein Lächeln drängte sich in seine Züge. Was für eine Begegnung, gestern Abend! Und dann der Rausch der folgenden Stunden. Er genoss das Aufblitzen der Bilder, die durch diese Empfindung noch einmal aus ihrer ersten Nacht emporstiegen. Er fühlte sich so wohl und schloss, noch immer selig lächelnd, seine Augen um in der warm streichelnden Sonne zu liegen und vergaß fast, ganz entspannt, Evas Weggehen.
Noch einmal erinnerte er sich an die Party. Bernd hatte ihn derart gedrängt dort zu erscheinen, dass ihm sofort klar geworden war, es würde wieder einen dieser Verkuppelungsversuche geben, die in seiner Clique so beliebt waren. „Was soll’s?”, hatte er sich gesagt, „bevor du dich vor die Kiste knallst und dir die x-te Wiederholung von irgendwas reinziehst, trinkst du doch ein paar kostenlose Bierchen.” Und dann war plötzlich alles anders. Und alles andere bedeutungslos.
Sein Fuß berührte etwas am Ende des Bettes und er erkannte, dass es seinen Slip war. „Weiß gar nicht mehr, wie ich den verloren habe ...”, schmunzelte er in sich hinein und kehrte so langsam zurück aus seinem Wachtraum und den Erinnerungen. Zurück an den Ort, an dem er sich befand und an dem ihm Evas Ausbleiben langsam bewusster wurde. Von ihrer Wohnung hatte er gestern so gut wie nichts kennen gelernt. Er wurde neugierig wo sie sein könnte. Warum war sie überhaupt aufgestanden?
Robert richtete sich auf und beschloss, der Spur ihrer leidenschaftlich wild und schnell abgestreiften Kleidung, die sich auf dem Boden verteilte, zur Tür hinaus zu folgen. Wobei ihn seine Nacktheit nicht im Geringsten störte. Er hoffte auf weitere Hinweise, wo Eva wohl sein könnte. Und es dauerte nicht lange bis er das leise Geräusch von fließendem Wasser wahrnahm. Natürlich, sie war im Bad.
Er folgte dem Rauschen, hin bis zur einen Spalt geöffneten Badezimmertür, aus der ein seltsamer, aber nicht unangenehmer Geruch drang. Hier war es noch ein wenig wärmer als im Schlafzimmer. Er berührte die Tür und schob sie vorsichtig ein wenig weiter auf.
Eva stand vor dem Spiegel und betrachtete sich in dem trocken geputzten Ausschnitt der rundum schon leicht beschlagenen Oberfläche. Ihre Augen leuchteten aus einem glühenden Gesicht, voller Hingabe und Erregung. Robert wusste, sie erwartete ihn und wieder erinnerte er sich an den Klang ihrer Stimme aus der letzten Nacht. Wie sie ihm liebe und aufregende Worte ins Ohr gehaucht hatte. All das wurde in diesen Momenten wieder lebendig in ihm und vermischte sich mit dem Anblick den sie ihm - genauso selbstvergessen, wie er - dort vor ihrem Spiegel bot.
Er beobachtete, wie sie langsam in die gut gefüllte und mit Schaumkronen bedeckte Wanne stieg und das Wasser abstellte. Es war mit einem Mal so still, dass er meinte, die Luft vor Spannung und Verlangen knistern zu hören. Eva lehnte sich zurück, schloss die Augen und rutschte noch ein wenig tiefer, so dass neben ihrem Gesicht und den Spitzen der Schultern nur noch die weichen Kuppen ihrer Brüste zu sehen waren. Sie hoben und senkten sich langsam unter tiefen Atemzügen.
Roberts Finger begannen zu kribbeln und nichts wünschte er sich sehnlicher, als zu Eva in das warme Wasser zu kommen. Doch er verharrte, als er sah, wie sie ihre eigenen Hände auf die feuchte und samtig schimmernde Haut der Brüste legte und in langsam kreisenden Berührungen mit den Fingerspitzen die roten Höfe rund um die Warzen zu streicheln begann.
Ihre Schultern und der Kopf fielen noch ein wenig weiter zurück und Robert sah zu, wie Evas Brust sich, begleitet von einem hörbar angenehmen Stöhnen, weiter über die Wasseroberfläche hob. Er verfolgte, wie die Warzen erigierten und sich eine Gänsehaut von ihnen ausgehend weiter ausbreitete. Eva schloss jeweils Zeigefinger und Daumen um die prallen Dornen und rieb sie in sanften, rollenden Bewegungen. Bis sie weiter anschwollen und seinem Blick jegliche Chance auf Entkommen nahmen.
Es gelang ihm nicht, länger zu warten und so stieß er die Tür leise auf, schlüpfte hinein und näherte sich ihr auf leisen Sohlen. Dennoch bemerkte sie seine Anwesenheit beinahe sofort. Ganz so, als eilte ihm eine unsichtbare aber deutlich spürbare Aura voraus, die sein Eintreten in den Raum offenbarte.
Eva öffnete die Augen, drehte den Kopf und schaute ihn auf halbem Wege verführerisch und ruhig lächelnd an. Sie fing seinen Blick auf und zog ihn an ihm entlang bis zum Wannenrand, an dem er sich auf seine Knie hinab ließ, sich hinüber beugte und wortlos ihren ihm entgegen kommenden Mund küsste. Seine Hand legte sich auf ihre ihm nähere Schulter und bewegte sich zum Halsansatz. Der behutsame Mittelfinger fand die kleine Kuhle und streichelte sich in Richtung ihres Nackens, in die stoppelig-kurzen Haare dort.
* * *
Sie lag an ihrem Lieblingsplatz, in der warmen, duftenden Wanne, wo sie trotz der glühenden Erschöpfung auch eine unheimliche Energie in sich spürte. Wie seit langer Zeit schon nicht mehr.
Robert war wach gewesen und doch zugleich versunken in ihrem zärtlichen Kuss als sie die Kraft gefunden hatte, sich von ihm zu lösen und ins Bad zu verschwinden. Eva mochte diese kleinen Spielchen und Verzögerungen. Sie beide hatten Zeit und es sollte etwas Besonderes werden. Wie es ihr für diesen besonderen, ersten Morgen einfach angemessen erschien. Sie wusste, es würde nicht lange dauern und er würde sie vermissen. So sehr, dass er, angezogen von dem leisen Rauschen des einlaufenden Wassers, herfinden würde.
Eine Zeit lang hatte sie vor dem großen Spiegel dort gestanden und sich angesehen. Ihr Gesicht schien Eva verändert gewesen zu sein. Mit leuchtenden Augen und einer geröteten Haut, dessen Farbe sich noch verdunkelt hatte bei dem Gedanken an das, was in den kommenden Minuten geschehen würde. Minuten, Stunden, ja vielleicht auch Tage und Wochen. Ohne es selbst verstehen zu können dachte sie in solch großen Dimensionen nach nur einer gemeinsamen Nacht. Nie zuvor war ihr jemand derart ins Innerste gefahren. Derart in alle Bereiche ihrer Sinne vorgedrungen.
Eva war in die Wanne gestiegen und empfand das großartige Gefühl geheimnisvoll auf ihn zu wirken, wenn Robert endlich erscheinen würde. Sie wollte ihn spüren, ihn streicheln, ihm auf alle erdenklichen Arten sagen, was ihr seine Nähe bedeutete.
Dann hatte sie es nicht mehr länger ausgehalten und musste das Verlangen ihrer sehnsüchtig auf Zärtlichkeit wartenden Brüste selbst stillen. Bis sie nach einer Weile das Gefühl gehabt hatte, nicht länger allein zu sein. Sie hatte die Augen geöffnet, Robert angesehen und war eingedrungen in seine Gedanken, die so klar und offen vor ihr gelegen hatten. Sie hatte ihn mit ihrem tiefen Blick wie an einem Leitstrahl entlang her zu sich an den Wannenrand gezogen. Denn nun wollte sie ihn spüren und streicheln. Bei sich und in sich haben.
Jede seiner Berührungen in ihrem entstehenden Kuss brachte sie um den Verstand. Das kühle Email der Wanne zwischen ihnen konnte das Brennen ihrer Brustwarzen kaum lindern. Eva fühlte seine Hand an ihrem Hals, dort in der kleinen Kuhle, in der sich so viele empfindliche Nervenden sammelten. Sein zärtlicher Mund senkte sich auf ihren. Spätestens jetzt wäre sie völlig schwach und hilflos geworden, wenn sie nicht längst schon jeden Versuch aufgegeben gehabt hätte noch irgend etwas stoppend beeinflussen zu wollen, was mit ihnen passierte. Es war um sie geschehen.
Sie zog ihn, ohne auch nur den geringsten Widerstand zu spüren, zu sich in das Wasser, spürte seinen festen, nackten Körper auf ihrem. Wie er ganz sacht und langsam auf sie sank, sie mit einem Kuss fesselte. Sie hielt ihn fest und streichelte seine Haare, seine Haut, sein Gesicht. Bis sie in ihrer wachsenden Atemlosigkeit Luft holen musste. Sie lächelte Robert an, schaute in seine Augen und beschloss den Verstand zu verlieren.
Ihre Beine öffneten sich, nahmen ihn zwischen sich auf und sie spürte seinen erregten Penis auf ihrem Venushügel. Langsam glitten ihre Hände seinen Rücken hinab, lernten und lenkten das Zucken seiner erregten Nervenden. Es waren leichte Berührungen, fast nur ein Hauch und doch bis ins Unendliche aufregend.
Eva küsste ihn wieder leidenschaftlich und genoss das Reiben ihrer Brustwarzen an seiner Haut. Ein Gedanke schoss ihr in den Kopf und sie hörte sich selbst flüsternd in sein Ohr stöhnen:
„Warte … warte einen Moment, Robert. Ich möchte etwas trinken. Hol uns eine Flasche Rotwein aus dem Schlafzimmer. Geh’ an den Schrank!”
Sie konnte diesen inneren Zwang zu einer weiteren verzögernden Trennung selbst nicht vollständig begreifen, aber sie gehorchte ihm. Vielleicht war so ein Anwachsen der Sehnsucht möglich? Eine Steigerung der Erwartung, die die Bedeutung und den Grad der unausweichlichen Erfüllung noch erhöhte?
* * *
Evas streichelnde Hände lösten sich von seinem Haaransatz im Nacken, wanderten auf seiner Haut entlang und zwischen ihre beiden Körper bis auf seine Brust. Vorsichtig, ganz vorsichtig drückten sie ihn von sich fort. Roberts Lippen trennten sich von ihrem warmen Mund und hinein in seinen verwunderten Blick lächelte sie ihn an.
Er musste grinsen, richtete sich auf und tippte mit einem Finger sanft auf Evas Nasenspitze. Dann stieg er langsam aus der Wanne auf die flauschige Badematte. Er drehe sich um und ging, ihren sehnsüchtigen Blick in seinem Rücken spürend, aus dem Bad, den Weg zurück ins Schlafzimmer. Wohl wissend, dass sie nicht nur auf seinen Rücken schaute.
Ihren Augen entschwunden, bewegte er sich schneller. In das Schlafzimmer, wo der Anblick des zerwühlten Bettes noch immer ihre vergangene erste Nacht heraufbeschwor und ihn einen weiteren Moment gefangen nahm. Er begann sich zu verlieben. Und er brannte darauf, Eva zu zeigen wie sehr. Mit einem ungläubigen Staunen schüttelte er den Kopf und fragte sich verwundert, wie sie es nur geschafft hatte, ihn dazu zu bewegen aus der Wanne zu steigen. Das war so verrückt, wie die gesamte, unverständliche Rasanz mit der sie sich mittlerweile in jeden einzelnen seiner Gedanken eingenistet hatte. Er nahm sich vor, Bernd so schnell wie möglich für sein engelgleiches Wirken zu danken.
Dann war er am Schrank. We
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Kommentare
(AutorIn)
Kommentare: 4
Amatalia
Ers-ma: danke für die Blumen (und ich will mal fest annehmen, dass alle, die eine negative Kritik im Kopfe haben diese schlicht nicht in nachlesbare Worte zu fassen verstanden haben - *zwinker*).
Meine Reaktion hat ne Weile gedauert, weil ich mir meine vier Wochen USA gegönnt habe. *hi-hi*
Dieser "Traum" war die erste Geschichte überhaupt, die ich geschrieben habe. Was ihr hier lesen könnt ist die x-te Version, die endgültige. Jene, die abschließend beschreibt, wie ich mir das Ganze so vorstelle, denn es ist Fiktion. Die reine Kraft der Imagination. Keiner meiner ONSs war derart komplett, dass er in einer Liebe zu enden vermocht hätte. Aber was wären wir ohne Träume, ohne Ideale, ohne dieses Ideal...
Amara.«
Kommentare: 73
dummdidumm
Ich hoffe einfach mal, daß da bald noch eine Fortsetzung kommt.
Danke für diesen Genuß sagt
Gregor
P.S.: Nach einer solchen Geschichte frage ich mich einfach, ob ich selber noch weiter schreiben sollte, oder es eher Autoren wie Dir überlassen sollte, die ihr Handwerk so viel besser verstehen. Aber vielleicht kann ich ja wenigstens die Vielfalt erweitern.«
Kommentare: 140
Ich musste erst mal runterkommen von meinem eigenen Streß, um die Ruhe zu haben, langsam zu lesen, Wort für Wort. Dann reisst sie einen mit.
Danke schön!
sexy-hexy
@ Gregor: lass Dir ja nicht einfallen, mit schreiben aufzuhören!«
Kommentare: 87
hoedur
Kommentare: 211
Diese Geschichte ist grandios. Grandios, weil solchermaßen behutsam und vorsichtig vorgegangen wird. Toll. Einfach nur toll. Ganz großes Lob an die Autorin.«