Ein fast perfekter Tag
von Zyklades
Das Wetter ist kalt, windig, abweisend. Endlich, die Türe ist erreicht, wie die rettende Schutzhütte bei Schneesturm. Egon läutet an, eine nette Dame öffnet, die üblichen Formalismen, Vornamen angeben, Schlüssel empfangen, ab in die nur spärlich beleuchtete Garderobe. Wie immer viel zu kleine Saunapantoffel, das Kästchen könnte auch etwas grösser sein, für zwei Personen viel zu eng. Egon hilft Eva aus dem Mantel und öffnet den Zipp des schwarzen Kleides, schnell die übliche Clubverkleidung angezogen, und, ready to go.
Im Foyer befindet sich auf der Längsseite eine Bar, auf der Seite sind auf einem Podest mehrere kleine Tische. Es ist zwar ein ganz normaler Wochentag, aber heute werden nur Paare eingelassen und es gibt sogar ein Buffet. Der Kampf um die Sitzplätze hat begonnen, Handtücher werden als Reviermarkierung ausgelegt, Zigarettenschachteln zur Begründung von Besitzansprüche strategisch plaziert.
Der kleine Raum, in dem ein sehr nettes kaltes Buffet aufgebaut ist, wird rege besucht, wie immer, wenn es etwas umsonst gibt. Der Eintritt kostet ja einiges, und wenn schon sonst nichts läuft, spielt man sein Salär durch regen Zuspruch bei den Köstlichkeiten wieder herein. Für jeden Geschmack ist etwas vorhanden, vom Spargel in Schinken eingerollt, der Entenbrust, Roastbeef, kleinen Schnitzerln bis hin zu einer Auswahl an Früchten, die mit einem Holzstäbchen in die Fontäne des Schokobrunnens gehalten werden. Ananasstückchen, Erdbeeren oder Kiwi umhüllt mit einem Mantel aus Schokolade, da hat man die Qual der Wahl, wobei es besser ist, die Frucht nur zur Hälfte einzutauchen.
Mit der Zeit füllt sich der Raum, auffallend viele ältere Männer mit blutjungen hübschen Mädchen, die meist die ganze Zeit alleine gelangweilt an der Bar sitzen.
In einem Hinterzimmer hat sich schon eine lustige Runde versammelt: 3 Pärchen sitzen gemütlich vor dem Bildschirm, auf dem heisse Pornos mit anregender deutscher Synchronstimme zu sehen sind, und kommentieren launisch das Dargebotene. Ihre Location ist taktisch gut gewählt, sie sehen jeden der ins Lokal kommt, das bringt Gesprächsstoff für viele Stunden. Hier so einen Abend verbringen, mit Sauna in gemütlicher Runde ist preiswert und hat sicher seinen Reiz...
Egon stellt mit Missmut fest, dass Eva einen alten Bekannten getroffen hat, sie scheint ein sehr kommunikativer Mensch zu sein, sie kennt Gott und die Welt. Als Trost ein kleiner Schluck, denn wer Sorgen hat, der hat auch Likör. Egon zwinkert der hübschen Bardame zu, sie hat einen kurzen Rock an, sehr hauteng geschnitten, die Figur ist hinreissend.
Einige Gläser Rotwein später geht es endlich auf Entdeckungsreise, in die Tiefen des Klubs. Viele Zimmer sind schon besetzt, meist mit versperrter Türe, Mitspieler nicht erwünscht. Glücklicherweise ist das Zimmer mit dem Gynstuhl noch frei, Eva legt sich auf die schon ausgebreiteten Handtücher und schliesst die Augen.
Sie spürt die sanften Hände von Egon, der sie liebkost, streichelt, in sie eindringt ganz sanft, und langsam das Tempo steigert. Sie beginnt zu schweben, ein Gefühl wie wenn man aus dem Nebel des Tales herauskommt und sich ganz frei über den Wolken bewegt. Mit einem Schrei erreicht sie den Höhepunkt, krallt sich fest an den Armlehnen, der Körper zuckt wie von elektrischen Schlägen.
Nach einer heftigen Umarmung suchen sie weiter, denn eigentlich waren sie mit einem Paar verabredet.
Die Suche wird nicht sehr intensiv betrieben, denn schon im ersten freien Zimmer verschwinden die beiden, die Körper verschmelzen, intensive Küsse werden ausgetauscht. Seine Finger leisten Vorarbeit, dringen tief ein, dehnen, wecken die Lust. Sie setzt sich auf ihn, wie eine Reiterin im wilden Galopp, die Haare fliegen, stöhnen, spitze Schreie, Gipfel werden erklommen, Höhen erreicht. Sie kniet vor ihm nieder, die Nässe tropft, zieht Fäden, Egon fickt mit immer heftiger werdenden Stössen, mal ganz tief, mal zärtlich, streichelt den Rücken, hält die Brüste mit den Brustwarzen, die ausschauen wie Kirschen, mit der Hand ein paar Schläge auf den süßen Hintern, er spürt die Endorphinausschüttung, den Kick, das Glücksgefühl. Mit einem Schrei erreichen beide das Ende der Reise. Eng aneinander geschlungen liegen sie da, der Augenblick gehört nur ihnen, zärtlich streichelnd und küssend, romantisch, fast wie ein klassisches Liebespaar.
Vor dem Zimmer steht eine Ansammlung von Handtuchmänner, die den individuellen Höhepunkt in die eigene Hand genommen haben, und mit der Darbietung offensichtlich zufrieden waren.
Aus einem Zimmer im hinteren Teil ertönen Schreie, eine blonde Frau liegt reglos wie eine Statue auf dem Bett, eine Schlange von Männern wartend. Gangbang. Sie ist geistig abwesend, die Männer ficken nur das Fleisch, nur die Hülle. Ein Vorgang mit wenig Erotik, nur das Befriedigen des Triebes, ein mechanischer Vorgang, ein paar mal rein-raus, danke, der nächste bitte. Befriedigung wie vom Fließband, Masse statt Klasse.
Der Barmann misst mit dem Holzmassstab den Pegel der Getränkeflaschen, die Sperrstunde rückt näher.
Die heisse Luft macht Kopfweh, die Garderobe ist eng, Egon sieht die Gang-Bang-Dame, die mit ihrem Handtuch den Weg versperrt. Sie wirkt abweisend, etwas verbittert, keiner der vielen Männer die sie gefickt haben schaut sie an, sie zieht sich um und geht - alleine.
Vor der Türe hat sich das Wetter beruhigt, die Schwindelanfälle verursacht durch den Rotwein lassen nach. Händchenhaltend gehen Eva und Egon zum Auto.
Ein fast perfekter Tag.
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