Ein heißer Heumond 04 - Besuch aus Ovenbuch
von Helios53
.
.
IM MORGENGRAUEN
Die Nacht war relativ kurz gewesen. Zwar waren sie lange vor Mitternacht – im Garten war es kühl geworden und die Gäste waren zeitig aufgebrochen – zu Bett gegangen, aber zunächst alle vier in eines, weil Susi und Sabine noch mehr von den beiden Hexen, diese aber auch einiges von den ‚Aufpasserinnen‘, die sich inzwischen ja als durchaus verträglich entpuppt hatten, erfahren wollten. Und so erzählten sie sich Schwänke und Anekdötchen, meist heiteren oder frivolen Inhaltes, begleitet von kleinen ‚Handgreiflichkeiten‘, wie sie angeblich sogar in Klosterinternaten - oder womöglich besonders dort? – vorkommen sollen. Erst lange nach der Geisterstunde ließen die Hexen ihre Gäste allein und verzogen sich in Nikes Bett im Nebenzimmer.
So sind Sabine und Susi noch recht schlaftrunken, als sie schon wieder im Morgengrauen geweckt werden, diesmal von Klaus. Der klatscht in die Hände und ruft munter: „Auf, auf, ihr Hasen! Hört ihr nicht den Jäger blasen?“
„Lass den Quatsch, Bruno!“, murmelt Susi, aber Sabine schlägt die Augen auf.
„Hallo, Klaus, du bist ja schon angezogen!“
„Hab ich mir ja gedacht, dass ich dir nackt lieber wäre, aber dafür ist keine Zeit. Hopp, unter die Dusche, dann gibt’s ein schnelles Frühstück und dann sind wir schon weg!“ Grummelnd stolpern die beiden aus dem Bett. Nach Dusche und Kaffee geht es ein wenig besser, aber während der Fahrt mit dem Pajero bleiben sie wortkarg. Klaus aber nicht. „Den Pajero hab‘ ich extra euretwegen aus der Garage geholt. Normalerweise fahren wir den nur, wenn wir auf Baustellen müssen, aber so kann ich euch bis an die Abzweigung zur Hütte rauffahren. Mit dem Jaguar wäre das nie zu machen.“
Dafür sind sie ihm auch wirklich dankbar. Immerhin konnten sie ohne Verrenkungen oder Entblößungen zur hinteren Sitzbank einsteigen. Ihre vielen Einkaufs- und sonstigen Taschen hat der fürsorgliche Klaus schon vorher aus dem Jaguar umgeladen. Die hätten sie in der Tat vergessen. Schon kurz nach halbsieben erreichen sie die Brummerhütte und schleichen durch die Hintertür in ihr Zimmer. Schnell ziehen sie die schon berüchtigten ‚blauen Fummel‘ aus, Slips, T-Shirts und Trainingshosen an. Dann poltern sie die Treppe hinunter und in die Küche, wo Bruno gerade den Ofen einheizt. „Gibt’s schon Kaffee, Bruderherz?“ Bruno schaut sie argwöhnisch an. Er hat sie gar nicht gehört, als sie gestern Nacht heimgekommen sind. Seltsam!
„Ist gleich soweit, sobald der Ofen heiß ist. Ihr könntet inzwischen die Zimmer kontrollieren. Heute kommen ja sechs Leute von daheim, die dann wohl den ganzen Tag auf den Almwiesen herumkrabbeln werden. Ihr kennt ja wohl alle und ihre Vorlieben. Macht eine Einteilung, nach Möglichkeit so, dass sie mit drei Zimmern auskommen. Soweit ich weiß, sind es vier Jungs und zwei Mädchen, das sollte also gut möglich sein.“
„Schon gut, es ist sicher möglich, aber wahrscheinlich anders, als du dir das vorstellst!", orakelt Susi.
„Mach, wie du meinst. Aber, dass mir dann keine Klagen kommen!“
„Passt schon, das machen wir. Aber eine Frage hätt‘ ich noch. Bis wann haben eigentlich Hartman und Mösl, unser Forscherpaar, reserviert?“
„Keine Ahnung, da musst du Josie fragen, die hat mit denen telefoniert.“
„Schau halt nach, ihr werdet doch einen Kalender haben, wo das drin steht.“
„Hm, stimmt, der müsste hier irgendwo … Ah! Da ist er ja!“ Bruno blättert. „Zimmer drei, vier, fünf und sechs. Drei Wochen!“
„Bist du von allen guten Geistern verlassen? Das ist doch bis zum …“, Susi zählt an den Fingern ab, „… bis zum dritten August! Und mitten drin kommen die vier Lehrer mit der Schulklasse und die Fotocrew! Wie stellst du dir das eigentlich vor?“
Bruno erblasst. „Da muss ich vergessen haben, es einzutragen, verdammt. Ich hatte es auf Zetteln …“
„Und das noch falsch!“, erinnert sich Susi.
„Eben! Ich wollte es korrigiert eintragen und dann hab‘ ich es vergessen. Was machen wir jetzt?“ Bruno ist am Boden zerstört.
„Okay, lass es uns genau überlegen. Die Schüler kommen ins Matratzenlager, das war ja von Anfang an klar. Bei ganzen vier Begleitlehrern ist es erstens eine gemischte Klasse und zweitens eine größere, die hätten auch dann nicht Platz in den Zimmer, wenn sonst keiner da wäre.“
„Hm, es könnte aber auch sein“, überlegt Sabine, "dass die Klasse gar nicht so groß, dafür aber ‚schlimm‘ ist und deswegen gleich vier Aufpasser mitkommen müssen.“
„Du meinst, so eine Klasse wie wir?“ Susis Augen leuchten. „In den Augen von Erwachsenen waren wir sicher ‚schlimm‘, nur hat es halt keiner richtig gewusst. Hast ja Harry gehört, neulich.“
„Und das war gut so! Wenn die Lehrer sie im Auge behalten wollen, müssen mindestens zwei davon auch mit rauf, sonst spielt’s dort oben Karneval, im Matratzenlager. Das hätte uns zwar auch nicht gebremst. Aber rechnen wir lieber damit, dass die vier trotzdem zwei Zimmer brauchen.
„Richtig! Also, die Zimmer: Eins, das bist du, Bruno, Zimmer zwei ist das winzige Kämmerchen von Claudia. Das hat sowieso nur ein Bett, es bringt nichts, das auszuräumen. Drei, vier, fünf und sechs sind unsere Forscher, sieben ist Josie, acht sind wir, neun für Pepi und Ulla, zehn für Michel und Sadie – hoffentlich sind sie nicht schon wieder auseinander! – elf für Gilbert und Ossy, zwölf für Bine und Mick, dreizehn und vierzehn für die Lehrer. Pepi hat aber gesagt, dass er noch Models mitbringen wird. Jetzt kommt es drauf an, wie viele das sein werden. Klär das gleich heute, Bruno! Zur Not müssen wir Platz schaffen! Es geht ja nur um eine Nacht!“
„Ich kann mir auch vorstellen, wie“, gibt Sabine von sich. „Kevin schläft mit mir, Marc mit dir, die haben voreinander keine Schamgefühle. Dasselbe gilt für Simone und Andy einerseits und Manu und Toby andererseits. Manu ist doch nicht inzwischen monogam geworden, oder glaubst du?“
„Hm, ich bin mir nicht sicher, ob Manu mit Toby schlafen mag. Er ist ihr meistens zu großspurig. Aber ich komm’ gut mit ihm klar und mit Marc kommt jede zurecht. So hätten wir, wenn alle Beteiligten mitziehen, zwei Zimmer in Reserve.“
„Zur Not können wir auch Gilbert und ein weibliches Model zu Britta und Harry umlagern, die sagen dann auch nicht nein, oder?“
Susi übergeht das. „Wichtig, Bruno! Pepi muss mit seinen Models abklären, dass sie zu zweit in einer Berghüttenkammer übernachten müssen. Kein Recht auf ein Einzelzimmer, klar?“ Bruno verspricht alles.
.
WARTEZEIT
„Hat nicht Claudia auch ein paar Gästezimmer? Die Leverkusener werden hier ja wohl nicht überwintern wollen?“
„Die Leverkusener brauchen kein Gästezimmer, höchstens einen Erholungsraum!“
„Das klären wir auch noch heute. Wann kommt denn die Rasselbande an?“
„Keine Ahnung. Das müssen die schon selber organisieren, wie sie hier rauf kommen. Es gibt schließlich Telefon!“, behauptet Sabine.
„Ja, wenn man es nicht daheim liegen lässt!“, ätzt Susi.
„Okay, checken wir die Zimmer! Eier mit Speck wären prima, Bruno!“, ruft Sabine, schon auf der Treppe.
„Das werden heiße Nächte!“, freut sich Susi, während sie in Zimmer fünf die Betten frisch beziehen.
„Oh ja! Ich glaube fast, ich lass mich mit Kevin und Toby zur Abwechslung mal wieder auf einen Doppeldecker ein“, sinniert Sabine.
„Ach nee! Doppeldecker hast du dann im August jeden Tag!“
„Blödmann!“ Aber Sabine grinst und küsst ihre Freundin gleich darauf.
Nach dem Frühstück geht langsam das Tagesgeschäft los. Bruno kocht schon wieder voraus, denn abends sind wieder die Sportler zu Gast. Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat, die Kartoffeln hat er schon in einem riesigen Topf auf dem Herd, aber das Wasser kocht noch nicht, die Schnitzel müssen geklopft, gewürzt und paniert werden. Damit ist er einige Zeit beschäftigt.
Harry und Britta kommen verschlafen zum Frühstück und sollen sofort Auskunft geben, wann und wie die sechs ‚Aushilfsgärtner‘, wie Sabine ihre ehemaligen Schulkameraden nennt, auf die Hütte kommen werden. Da ist Harry überfragt. „Die Lehmann hat uns die Hütte genannt und die Lehmann hat gesagt, dass sie heute kommen. Da habe ich angenommen, dass sie weiß, was sie tut.“
„Na, hoffen wir’s!“
Der Vormittag geht vorüber, das schöne Wetter hat etliche Wanderer, überwiegend Touristen aus aller Herren Länder, auf die Hütte gelockt, die sichtlich verblüfft sind, auf einer Almhütte in Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Russisch bedient zu werden. Nur die vielen Holländer können mit ihrer Muttersprachen nicht landen, aber die sprechen sowieso entweder Deutsch oder zumindest Englisch. Nur von Manu und ihren Begleitern gibt es kein Lebenszeichen.
Am Nachmittag wird Susi unruhig und versucht, Manu übers Handy zu erreichen. Ausgeschaltet! Gegen fünf ist sogar Harry Hartmann verunsichert, ob es da kein Missverständnis gegeben haben könnte. Auch er versucht einen Anruf. Wieder nichts!
Schon haben sich alle damit abgefunden, am nächsten Morgen Erkundigungen einzuziehen – sie wollen ja auch die Eltern nicht verunsichern – da ertönt Motorengebrumm. Wenig später biegen vier Motorräder um die letzte Kurve und sie sind da! Eine kleine Gestalt hüpft hinten vom ersten Bike und reißt sich den Helm runter, strahlend begrüßt sie das verblüffte Empfangskomitee: Manu, wie sie lebt und geliebt wird!
Gleich am Anfang bestaunt sie das ungewöhnliche Outfit. Susi und Sabine in Dirndlkleidern, das hat es in Ovenbuch natürlich nie gegeben, nicht einmal im Karneval! „Sieht irgendwie – hm – gar nicht schlecht aus.“ Aber ihr Gesichtsausdruck spricht Bände. Susi hebt kurz den Rock an und zeigt, dass sie drunter schon wieder nichts anhat. „Alles beim Alten, Susi!“, kommentiert Manu. „Willst du den Bio-Harry jetzt doch bezirzen?“, erinnert sie sich an die Szene in der Backstube vor vier Jahren.
„Ach der! Der ist doch seit damals geil auf uns oder mich!“
„Sagt die Mösl“, ergänzt Sabine.
Nachdem auch die anderen fünf ausgiebig begrüßt und beschimpft worden sind, erklärt Manu, was sie gemacht haben. „Wie wir diese Reise besprochen haben, sind wir draufgekommen, dass Kevin, Toby und Andy sich mit dem Geld, das sie zum bestandenen Abi gekriegt haben, Motorräder gekauft hatten. Mopeds waren ihnen nicht mehr gut genug. Marc hat ja schon vorher eines gehabt, wie ihr sicher wisst. Und so ist der Plan aufgetaucht, die Bikes mitzunehmen. War zwar nicht billig, aber dafür sind wir jetzt beritten. Wir sind nachts gereist und haben uns heute den ganzen Tag Innsbruck angeguckt. Schöne Stadt. Und jetzt sind wir hier und sterbensmüde, weil in der Nacht haben wir nicht wirklich geschlafen, wenn ihr versteht, was ich meine.“ Susi und Sabine verstehen das gut, auf jede Art, Bruno versteht nichts, denn er musste wieder in die Küche. Die sechs Neuankömmlinge streichen herum, erkunden die Hüttenumgebung und bewundern das Panorama in der Spätnachmittagssonne.
Josie, die vom Fenster aus zugehört hat, schaut fragend drein. „Sind die alle so wie ihr zwei?“, fragt sie nachdenklich, und als Susi nickt: „Dann versteh’ ich das auch richtig. Meinst du, die Jungs würden gern ein wenig mehr Erfahrung sammeln?“
Susi kichert und Sabine gibt einen Rat: „Probier’ es einfach aus! Normalerweise sind sie sehr wissbegierig!“ Erfreut eilt Josie zurück in die Küche.
„Wissbegierig, hihi!“ Susi würde das anders nennen.
„Und? Josie kann ihnen sicher noch was beibringen. Und wenn es nur die Erkenntnis ist, dass es auch Frauen gibt, denen sie nicht gewachsen sind.“
„Mal sehen! Josie ist immerhin weit mehr als doppelt so alt, wie die Jungs!“
„Deswegen vernascht sie sie auch am liebsten im Doppelpack!“
„Trotzdem, sie könnte ihre Mutter sein!“
„Yeah! Dann haben sie das ‚Motherfucker-Feeling‘ ohne Inzest!“
„Pfui! Du bist garstig, Sabine!“
Dann geht es um die Zimmereinteilung. Susi fragt, wer mit wem das Zimmer teilen möchte. Andy und Marc wollen mit Simone, Kevin und Toby mit Manu, aber das geht nicht. „Wir haben keine Dreibettzimmer und auch keine Ehebetten. Alle Zimmer haben zwei Einzelbetten, die sind aber breit und lang genug. Schon getestet, alles klar?“, fragt Susi. "Simone und Manu, ihr seid begehrt, ihr habt es gehört. Ihr dürft entscheiden.“
Simone entscheidet sich logischerweise für ihren Freund Andy, Manu will sich nicht festlegen. „Solange genug Zimmer frei sind, können wir es auch so machen: Kevin und Toby belegen ein Zimmer. Wo ihr dann wirklich liegt, kommt auf euren Charme an. Marc und Manu bekommen inzwischen je ein Zimmer. In zehn Tagen kommt aber eine Schulklasse aus München mit vier Lehrern und zwei Tage später noch eine Fotocrew. Da brauchen wir alle Zimmer, da müsst ihr kurzfristig übersiedeln.“
„Wohin übersiedeln?“, will Manu wissen.
„Was für eine Klasse? Kinder, oder …?“, fragt Kevin
„Fotocrew? Kommen da auch Models?“, ist Toby neugierig
Ehe Simone, Marc und Andy auch noch Fragen stellen, wedelt Sabine abwehrend mit den Armen. „Wer genau und wohin ausweichen muss, das klären wir dann, wenn es soweit ist, beziehungsweise kurz vorher. Ihr habt ja nur wenig Gepäck dabei. Es handelt sich übrigens um eine zwölfte Klasse, also nur ein Jahr jünger als wir, aber lasst eure Finger von denen …“
„Mit den Fingern wollte ich sowieso nicht!“, quatscht Toby dazwischen und erntet einen sehr strafenden Blick von Sabine, die dann fortfährt:
„Also eine Zwölfte, mehr weiß ich auch nicht. Und die Fotocrew hat Models dabei. Zwei davon stehen vor euch!“ Sabine reckt sich stolz.
„Ihr zwei lasst euch nackt fotografieren? Wow!“, staunt Manu.
„Wer sagt was von nackt?“, versucht Susi zu beruhigen „Es ist für einen Modekatalog, nicht für den Playboy!“
Aber nicht mit Manu. „Na, hör mal!“ – Als sei damit alles gesagt – „Und was ist mit mir?“ Manu stolziert hin und her und präsentiert ihre nette kleine Oberweite.
„Sicher! Wenn sie Kindermoden auch im Programm haben …“, neckt Sabine ihre kleine Freundin.
„Boah! Bist du wieder fies!“ Aber sie grinst dabei. Solche Sprüche gehören zum normalen Umgangston zwischen den dreien.
„So!“, kommt Susi zu einem Ende, „jetzt geht mal rein und begrüßt Bruno, Josie und eure Arbeitgeber – wo sind die eigentlich? - belegt eure Zimmer, ihr habt Nummer drei, fünf, sechs und neun. Wir zwei sind in acht. Hartmann und Mösl auf vier. Danach können wir noch schnell in die Sauna gehen. Die hat zwar nur sechs Plätze, aber wir acht kommen schon zurecht, oder?
„Je gleimer, desto feiner, gell Sabine?“, feixt Manu.
.
OFT KOMMT ES ANDERS; ALS MAN DENKT
Aus der gemeinsamen Sauna mit den Freunden wird aber nichts. In der Kabine entdecken sie Britta und Harry, schon wieder beim Vögeln, die sich schon damit abgefunden hatten, dass heute niemand mehr kommt – und sich vor unliebsamen Entdeckungen sicher fühlten, nun aber leicht erschrocken sind, als sie hören, dass in absehbarer Zeit gleich acht der ehemaligen 13a hier auftauchen werden. Da verdrücken sie sich doch lieber in ihr Zimmer. Diesmal ziehen sie sich sogar an, bevor sie in den Hausflur eintreten.
Das Liebesspiel der beiden hat sich über so lange Zeit hingezogen, dass das Feuer ausgegangen ist und die Sauna auf wohlige Wärme abgekühlt hat. Heiß ist ihnen wohl auf andere Weise geworden! Infolgedessen müssen Susi und Sabine erst wieder Holz schleppen, einheizen und schnell die Bänke schrubben.
Dann holt sie Bruno zurück in die Wirklichkeit: „Habt ihr vergessen, dass heute Sportlertreff ist? Wenigstens ist gutes Wetter, da brauchen wir keine Leinen zu spannen. Aber die ersten werden bald eintreffen. Die starten unten in ein paar Minuten. Also, hopp jetzt! Bringt die Gaststube auf Vordermann, dann zieht euch um. Entweder Dienstkleidung oder eure Dressen. Das sah ja beim letzten Mal richtig appetitlich aus.“
Die beiden sind zwar enttäuscht – so ein Saunatreff mit Tratsch und Anfassen wäre jetzt genau nach ihrem Geschmack gewesen – aber sie sehen doch ein, dass sie einen Job haben und nicht nach Lust und Laune alles sausen lassen können. Wieder entscheiden sie sich für die Dressen, die Josie liebenswürdigerweise – „Die sind im ganzen Haus verstreut rumgelegen!“ – eingesammelt, gewaschen und sogar gebügelt hat.
In Windeseile werden Tische und Stühle gerückt, frische Tischdecken ausgebreitet, Servietten verteilt und die Besteckvasen gefüllt. Dabei kommen die beiden sogar ein wenig ins Schwitzen, reißen sich die Kleider schon auf der Treppe nach oben vom Leib und wollen direkt in die Dusche, damit sie frisch und duftig zum Dienst erscheinen können – da läuft ihnen Manu über den Weg.
„Ey! Ist das eure Dienstkleidung?“, spottet die Kleine und zupft an Susis Nippeln.
„Lass das! Wir haben jetzt keine Zeit für solche Späße!“
„Nanüchen? Wollten wir nicht in die Sauna?“
„Schon, aber das geht jetzt nicht, weil gleich eine Horde Gäste kommt. Aber ihr könnt sie ruhig benutzen, wir haben eingeheizt. Hartmann und Mösl sind jetzt wohl auf Zimmer vier, wenn ihr sie begrüßen wollt. Aber bitte anklopfen, ja? Verstehst du?“ Susis erklärende Gesten sind eindeutig.
Sabine erklärt noch, wie man zur Sauna kommt und wie was wo zu bedienen ist. „Es ist übrigens zwar so, dass wir hier eher einen lockeren Betrieb haben, lauft aber bitte nicht nackt im Haus herum und vögelt nach Möglichkeit nur in den Zimmern, zumindest, wenn wir geöffnet haben. Alles weitere ergibt sich im Laufe des Abends. Man sieht sich!“
„Lauft nicht nackt im Haus herum!“, äfft sie Manu nach. „Das gilt für euch zwei wohl nicht, was? Quod licet Iovi, …!“, gibt sie sich empört, verspricht aber dann: „Wir werden versuchen, uns zurückzuhalten.“ Dann fällt ihr noch etwas ein. „Wir haben das meiste Gepäck in Innsbruck in einem Schließfach. Können wir das heute noch mit dem Auto holen?“
Susi lacht sie schlichtweg aus. „Mit welchem Auto? Wir haben hier nur das alte, rostige Schmunzelmonster, das nicht für den Straßenverkehr zugelassen ist. Damit können wir euch zwar an der Haltestelle Brummerbach abholen, weil da ein Forstweg vorbeiführt, aber bis dorthin müsst ihr es schon mit der Bahn befördern. Allerdings bleibt da nur ein einziger Zug aus der Richtung stehen und zwar um kurz nach fünf abends. Abfahrt in Innsbruck so um halb fünf. Es müssen also zwei mit einem Motorrad nach Innsbruck, einer kommt mit dem Gepäck in der Bahn zurück, der andere mit dem Motorrad. Morgen. Heute – keine Chance.“ Manu ist sichtlich enttäuscht. Was hat sie wohl im Gepäck, das sie so vermisst?
„Ihr könnt aber bei den Gästen euren Charme spielen lassen, vielleicht hat von denen einer eine bessere Idee. Ich stelle euch dann denen vor, wenn ihr fertig seid“, weckt Susi neue Hoffnung. "Und jetzt ab mit euch in die Sauna, wir müssen unter die Dusche!“
Heute bleibt wieder einmal keine Zeit für Zärtlichkeiten, so sind sie auch bald fertig angezogen und erscheinen in der Küche. „Bin gespannt, ob unsere langbeinigen Volley-Girls heute wieder gewinnen. Die Fußballer haben Revanche angekündigt und die Wasserballer haben geschworen, dass sie heute keine Runde zahlen – es sei denn es kommt ihnen wieder ein Baby dazwischen“, plaudert Josie. „Wollt ihr die Lastengondel ausladen? Heute müsst ihr euch ja nicht so zu beeilen. Dabei könnt ihr auch gleich Ausschau halten, ob sie schon im Anmarsch sind.“
Schwatzend machen sich Susi und Sabine auf den Weg. „Wie findest du die beiden Hexen?“, fragt Sabine. „Die zwei sind auch ganz nett versaut, was? Das kann noch heiter werden mit denen!“
„Joah! Vier heiße Schlampen gemeinsam auf Tour! Wir werden uns was einfallen lassen müssen, sonst plärren die Kater die ganze Nacht vor den Fenstern.“
„Wieso? Die rollige Katze haben wir doch verjagt!“, erinnert sich Sabine an die Episode mit dem Pfarrer und bricht in haltloses Gekicher aus. Susi kann da nicht ernst bleiben und kneift Sabine in den Po. „Autsch!“
„Zurück zu unseren Hexen. Die sind beide groß, stark und sich dessen bewusst, dazu noch ziemlich gutaussehend und offensichtlich naturgeil. Das macht vorwitzig und unter Umständen leichtsinnig. Wir müssen aufpassen, dass sie keinen irreversiblen Blödsinn anstellen. Am besten wird sein, wir machen einfach überall mit, dann können wir einschreiten, wenn es notwendig ist.“
„Einschreiten! Wie das schon klingt! Bist du jetzt bei der Polizei?“
„Blödsinn! Wie nennst du es? Egal, wie, es kommt doch darauf raus, dass wir dafür sorgen müssen, dass wir die beiden gesund und munter nach einer Woche oder zwei an ihre Eltern übergeben.“
„Es wird vielleicht gut sein, mit Klaus, Karin, Sonja und Kurt noch ein längeres Gespräch durchzuführen. Würde mich schon interessieren, nach welchen Kriterien die so leben. Ich vermute mal, die haben auch so eine lange Leine, wie wir sie hatten.“
„Stimmt! Das würde es uns aber enorm erleichtern. Wenn sie es gewohnt sind, selbst auf sich aufzupassen und bisher überlebt haben, sind sie vielleicht doch recht vernünftig.“
„Wie wir halt!“ Sabine grinst triumphierend. Was haben sie nicht alles angestellt, ohne wirklich in echte Schwierigkeiten zu geraten.
„Wir sind eben die besten und mogeln uns immer raus!“
„Ich glaube, da kommen die ersten. Kannst du erkennen, wer es ist?“
„Nein! Jedenfalls kein Mann. Komm, tragen wir schnell den Rest rein, dann schauen wir mal, wer da kommt.“ Den Großteil haben sie schon in die Hütte gebracht, so sind sie gleich fertig und erwarten den schnellsten Läufer oder die schnellste Läuferin, allerdings nicht draußen, denn abends ist es schon ein wenig zu kühl, um leicht bekleidet nur herum zu stehen.
„Die erste ist in Sicht!“, verkündet Sabine in der Gaststube, „spätestens in zehn Minuten geht’s hier rund.“ Josie beginnt sorgsam, Helles zu zapfen, denn gut Bier will Weile haben, Bruno dreht sich zu seinen Kochtöpfen um und Sabine betrachtet versonnen seinen muskulösen Hintern.
„Mann!“, ruft Susi, der das nicht entgangen ist, „du guckst ja wie eine liebeskranke Kuh! Dabei, sollte man meinen, hast du Brunos Arsch nun wirklich schon oft genug gesehen!“
„Arrgh! Nur keinen Neid! Ich kann ja auch nix dafür, dass er dein Bruder ist und du nicht über deinen Schatten springen willst!“
„Würdest du denn mit Max …?“
„Noch nicht, aber ich hatte auch noch keinen Anlass, das in Erwägung zu ziehen.“
„Aber du hättest keine moralischen Bedenken?“
„Du hast bei Simone und Marcel auch nie welche geäußert!“
„Aber die zwei sind ja gar keine Geschwister!“
„Richtig! Aber das wusstest du ja bis vor kurzem gar nicht, also …?“
.
SPORTLER UNTER SICH
Susi brummelt und grummelt. „Lassen wir das! Schauen wir lieber, wer da allen davonrennt!“ Kurze Kontrollblicke in der Gaststube – alles in Ordnung! Nebeneinander knien sie sich vor einem Fenster auf die Sitzbank und schauen aufmerksam hinüber zu der Kurve, hinter der bald jemand auftauchen wird.
Lange müssen sie auch gar nicht warten, dann rennt Marita locker durch das Tor im Zaun und reißt die Hände jubelnd in die Höhe, als liefe sie bei einer Großveranstaltung durch ein Zuschauermeer siegreich ins Ziel. Ein paar Mal atmet sie tief durch, beginnt dann sofort mit Lockerungs- und Dehnübungen, wobei sie sichtlich exakten Trainingsvorgaben folgt.
Susi und Sabine treten vor die Tür, um sie zu beglückwünschen und zu begrüßen. „Hi, Marita! Superlauf, du hast alle in Grund und Boden gesprintet. Mit der Leistung hättest du unlängst beim Sechskampf ordentlich auftrumpfen können.“
Marita grinst und schüttelt ihre Glieder. „Dass ich die Schnellste im Berglauf bin, hab ich schon gewusst. Entsprechendes Training beim ÖSV, das gibt schon eine gute Kondi, nur musst du auch privat dran arbeiten, sonst ist gleich wieder alles beim Teufel. Das war jetzt ein guter Trainingslauf. Beim Sechskampf war ich leider nicht da, sondern auf Urlaub in Hawaii …“
„In Hawaii?“, staunt Susi. Da waren wir gestern auch, aber für Urlaub wäre das eigentlich nichts.“ Ihr kommt ein Gedanke. „Ach so!“ Sie schlägt sich die flache Hand auf die Stirn. „Du warst natürlich richtig auf Hawaii und nicht in Hawaii am Inn!“
„Eh! Ihr wart bei den Nudis? Und? Geil gewesen?“
„Ööööhm! Könnte man sagen, ja!“
„Uuuuh! Wenn ihr das mal sagt!“ Marita wedelt luftfächelnd mit der Hand. „Gehen wir rein. Wie viel Vorsprung ich habe ist ja völlig irrelevant, weil es hier nur auf die Mannschaftswertung ankommt. Die würden wir vom Schiteam zwar jedes Mal gewinnen, wenn wir wollten, aber das würde, sagt der Ulli, die anderen deprimieren. Darum hält sich zumindest eine oder einer immer so zurück, dass wir nur dritte werden. Immerhin sind wir von der Schi-Realschule ein Auswahlkader und die anderen lokale Amateure. Dafür sind manche eh wirklich gut beisammen.“
„Besser als wir beide ist bald mal jemand. Im letzten halben Jahr haben wir viel zu wenig Sport gemacht, das haben wir nun schon oft am eigenen Leib verspürt, zuletzt erst gestern, als uns eine magere Teenagerin, die mir grad bis zur Schulter reicht, locker abgehängt hat“, erzählt Sabine von der Schmach in Hawaii.
„Dann macht sie sicher auch irgendeinen Leistungssport“, meint Marita und zieht ihr verschwitztes T-Shirt über den Kopf, wischt sich damit den Schweiß ab und sucht unter dem in der Stube gestapelten Sportlergepäck nach ihrer Tasche. Ein schneller Blick in die Runde, dann schlüpft sie auch aus der Sporthose. Da diese mit Innenslip ausgestattet ist, steht sie jetzt nackt in der Stube. „Wie in Hawaii, was?“ Dabei dreht sie sich mit ausgestreckten Armen einige Male um ihre Achse und enthüllt dabei auch ein seltsam ausrasiertes Schamdreieck.
Sabine starrt sie nicht ganz unauffällig an. „Was … äh …?“
Marita grinst frech. „Was irritiert dich so? Meine fetten Oberschenkel? Mein Bauch? Oder mein geiles Streifendesign? Lass dir dazu gesagt sein, ich bin nicht schwanger, aber für meinen Sport braucht man Substanz. Das meiste sind Muskeln, hau mir mal rein!“ Sie tänzelt wie weiland Cassius Clay, aber Sabine will das lieber nicht tun und winkt ab. „Meine Oberschenkel sind natürlich nicht modelmäßig und im Minirock schau ich komisch aus, drum trag ich lieber Jeans oder weite Sporthosen. Aber für zwei Minuten Abfahrtshocke braucht man halt Muckis wie der Herminator. Und ohne die“, sie klatscht sich auf die Oberschenkel, „wäre ich nicht so schnell gewesen. Zum Glück habe ich ja im Grunde eh lange Hax’n, so geht’s ja grad noch, oder?“ Dem kann auch Sabine ruhigen Gewissens zustimmen.
In der Zwischenzeit sind auch andere Sportler eingetroffen, bunt gemischt aus allen Vereinen, auch Mama und Verena von den Volleyballerinnen. „Hi, Marita! – Hallo Susi! – Servus, Sabine!“, schwirrt es durch den Raum. Marita lässt sich dadurch nicht stören. Regen oder Nichtregen, das macht ja auch keinen Unterschied und nackt ist nackt, oder?
Aber Sabine will es nun doch wissen. „Und dein ‚Streifendesign‘? Was hat es damit auf sich?“
Maritas Gesicht rötet sich nun doch ein klein wenig. „Ääähm, das ist so eine Spezialität von uns von der Schi-Realschule.“ Sie zögert, erklärt dann aber doch: „Man kann sich dem dort gar nicht entziehen, das ist Tradition. Die älteren wachen über die Einhaltung und beim Duschen sieht man es ja, da kannst nicht schummeln!“
„Was denn nun?“ Susi ist ein wenig ungeduldig, denn schon werden Rufe laut nach Getränken und Brezen und …
„Man darf sich nicht einfach die Muschi rasieren!“
„Was?“ Sabine begreift noch nichts.
„Folgendes gilt: Ausrasieren darf man nur, dass bei biederen Bikinihöschen nichts vorschaut, alles Weitere ist erfolgsabhängig. Kommst du in den B-Kader, darfst du das Dreieck verkleinern, wenn du in einem FIS-Rennen unter die Zehn kommst oder im Europacup antreten darfst, kannst du die Schamlippen blank rasieren, kommst du im Europacup zu Punkten, egal wie viele, wird das Dreieck kleiner, kommst du in einem FIS-Rennen aufs Stockerl oder im Europacup unter die besten Fünfzehn, kommt noch einmal die Hälfte weg und bei einem FIS-Sieg oder Top Ten im Europacup, darfst du ganz blank ziehen. Die Blanken haben auch Vorrechte, dürfen als erste unter die Dusche, kriegen die besten Plätze im Bus und so weiter. Kapiert?“
„Aber was bedeuten die Streifen? Du hast ja dein Dreieck schräg in Streifen rasiert. Sieht irgendwie … ja, schräg eben … aus. Aber geil!“
„Das ist meine persönliche Note, Susi! Ein vierzehnter Platz im Europacup, heuer im Februar, also durfte ich die Hälfte wegrasieren. Normalerweise wird dann aus dem Dreieck ein Landing Strip, aber ich wollte was nicht so Langweiliges. Und Diego steht irre drauf!“ Marita strahlt und beschließt endlich, sich doch was anzuziehen. Aber zuerst holt sie ein Handtuch aus ihrer Tasche und rubbelt sich intensiv trocken, so intensiv, dass ein paar vorbeikommende Fußballer sich die Show geben. „Was gafft ihr denn so?“, blafft sie Marita an. „No nia a nockate Frau g‘sech’n, ha? Scheiß-Spanner!“ Sie dreht ihnen demonstrativ den Rücken zu, aber ihr knallharter Po ist auch ein Prachtstück. Susi und Sabine widmen sich endlich ihrem Job. Marita kann sich offenbar auch allein behaupten, auch wenn ihr für eine richtige Exhibitionistin einiges an Gelassenheit fehlt. Noch!
In immer kürzeren Abständen trudeln die Sportler ein, die Leichtathleten haben diesmal gewonnen, obwohl sie eine Kugelstoßerin in ihren Reihen haben, knapp vor den Volleyballerinnen, bei denen heute Kathrin versagt hat. Susi und Sabine grinsen wissend, offenbar hat sie es bis zur Erschöpfung getrieben. Sie wären jetzt neugierig, wie Georg aussieht, ob er am Zahnfleisch geht, wie man so schön sagt. Das Schiteam ist, wie geplant, als dritte Mannschaft komplett geworden. In der ‚gemischten Umkleidekabine’, jener Ecke, in der die Taschen, Beutel und Rucksäcke der Sportler liegen, geht es ziemlich nackig zu, aber es kommt, nicht unerwartet, zu keinerlei sexuellen Aktivitäten. Alles viel zu normal! Auch die beiden Fußballer nehmen weiter keine Notiz von Marita, deren hitziges Temperament wohlbekannt ist. Dafür ziehen sie sich ihrerseits ungeniert um.
Der Abend verläuft in guter, lockerer Stimmung, Sabine spielt wieder ein paar ‚Lagerfeuersongs’, Susi wird von Claudias Cousin Roman und zwei weiteren Fußballern bearbeitet, sie und ihre Freundin möchten doch bald einmal beim Training vorbeikommen. Und natürlich mitmachen. Offensichtlich erwarten sie sich davon so etwas wie unauffälligen Körperkontakt. Dabei müssten sie nun wirklich nicht so umständlich taktisch vorgehen. Immerhin war Roman mit Sabine schon intim gewesen. Aber die Sache an sich reizt Susi. So verabreden sie sich für kommenden Donnerstag.
.
NORD – SÜD - VERBRÜDERUNG
Auf einmal steckt Manu den Kopf bei der Tür herein, sieht sich um und spottet: „Huuh! So viele schöne Männer! Die sind aber nicht alle für euch, oder, Susi?“ Langsam tritt sie in die Gaststube, ein gekonnter Auftritt, denn sie hat sich ein großes Badetuch um den zierlichen Leib geschlungen, so eng, dass ihre gute Figur deutlich unterstrichen wird und dabei so tief, dass es zwar bodenlang ihre Beine verhüllt, dafür oben den Ansatz ihrer Brustwarzen erahnen lässt. Die Aufmerksamkeit aller, in deren Blickfeld sie erschien, ist ihr sicher.
„Frivoles Luder!“, murmelt Susi, dann lauter: „Gibt es ein Problem, liebe Manu?“
„Ja, schon, äh, also die Jungs haben alle ihre Badetücher in dem Gepäck, das noch am Bahnhof ist. Ich hatte glücklicherweise eines dabei und die paar, die bei der Sauna waren, sind jetzt nicht mehr trocken, weil wir da drauf gesessen sind. Tja, und da wollte ich halt fragen, ob ihr welche habt, für uns, die Jungs halt.“
„Und Simone? Wo ist Simone?“
„Die wird noch von Andy und Toby ge ... äh ... abgerubbelt! Ja, genau, abgerubbelt!“
„Abgerubbelt?“ ‚Das kann ich mir vorstellen, aber unter einer ganz anderen Bezeichnung!’, denkt Sabine. Vereinzelt wird Kichern laut. Da denken einige mit, konform mit Sabine.
„Kevin und Marcel haben dann wohl dich ... äh ... abgerubbelt?“, argwöhnt Susi.
„Jaa-aa!“, kommt die Antwort gedehnt. Jetzt hat sie die uneingeschränkte Aufmerksamkeit aller, ihre Augen blitzen, aber ehe sie noch was weiter sagen kann, wird sie unterbrochen.
„So eine Runde sportliches Rubbeln soll ja ungeheuer gesund sein!“, wirft Marita keck in die Debatte, und weil jetzt Manu etwas verunsichert schaut: „Keine falsche Scheu, Fremde! Wir alle hier haben schon öfter gef ... äh ... gerubbelt, nur sagen wir, du weißt schon, anders dazu.“
Nun muss ‚die Fremde’ natürlich der Sportlerrunde vorgestellt werden, es gibt eine Menge Küsschen hier und Küsschen da, Manu hat immer mindestens eine Hand voll damit zu tun, ihr Badetuch einigermaßen schicklich am Körper zu bewahren, aber ihre Äuglein glänzen freudig, wenn sie die strammen Kerle auf Tuchfühlung begutachten kann. Dabei ist sie doch gerade von zwei solchen ‚gerubbelt’ worden!
„Geile kleine Kröte!“, murmelt Susi, nicht zum ersten Mal im Laufe ihrer Freundschaft mit Manu und ist sich fast sicher, dass das noch nicht alles war. „Was nun die Badetücher betrifft, müssen wir hinauf in den allgemeinen Duschraum“, sie deutet zur Tür und Manu wendet sich folgsam dorthin.
Dabei passiert das ‚Malheur’. Die Kleine tritt auf den Rand des Badetuchs und reißt es sich damit selbst vom Leib. „Uuups!“, stößt sie in gespieltem Erschrecken aus und bückt sich vorsichtig nach dem Tuch, präsentiert dem werten Publikum ihren ‚süßen Hintern’, wie Sabine und Susi schon vor Jahren festgestellt haben und richtet sich ebenso langsam wieder auf. Damit nicht genug, dreht sie sich auch noch um. „Kommst du, bitte, Susi?“, flötet sie mit artigem Augenaufschlag und schreitet gemessen zur Tür. Anerkennende Pfiffe werden laut und Sabine schüttelt nur ihr weises Haupt. Einmal Schlampe, immer Schlampe! Wenigstens wird es mit Manu ganz bestimmt nicht langweilig.
Kurze Zeit später erscheinen die sechs aus Ovenbuch, allesamt sittsam bekleidet, und werden der Sportlerrunde vorgestellt. Was für Sport sie denn so treiben, ist eine der immer wieder gestellten Fragen. Alle außer Manu spielen Fußball, aber nur zum Spaß, nicht im Verein, Kevin Handball, Toby Tischtennis. Simones Hauptsport ist Schwimmen, Marcel macht Leichtathletik – sein Ziel ist es, Zehnkämpfer zu werden. Als Andy von der Akrobatik berichtet und erwähnt, dass seine Freundin da auch mitmacht, kommen natürlich Erinnerungen auf und seine sieben Klassenkameraden platzen fast vor halb unterdrücktem Gelächter. Neugierig geworden, wollen nun die anwesenden Sportler, allen voran natürlich die vorwitzigen Volley-Girls, Genaueres darüber wissen, was denn die große Heiterkeit ausgelöst habe.
Andy weiß jetzt nicht so recht, wie detailliert er von der heißen Wette bei der legendären Abi-Fete erzählen soll. Seine Kurzversion „Es ging darum, wer es länger im Handstand aushält. Und ich habe gewonnen“ erklärt eigentlich gar nichts, zumindest nichts von dem, was diese Wette so außergewöhnlich gemacht hatte. Allen ist klar, dass da noch was dahinter steckt. Und den meisten auch, dass nun das Interesse erst recht geweckt ist.
Da springt Sabine ein: „Das Heftige ist der Wetteinsatz. Simone musste den ganzen Tag nackt verbringen und da die Wette zu fortgeschrittener Stunde, also ein Stück nach Mitternacht, abgeschlossen wurde, waren das mindestens zwanzig Stunden. Tagsüber ging es ja noch, da waren sie in der Pfadfinderhütte unter sich, aber dann trafen wir uns zum Grillen an unserem Schotterteich. Und bis dorthin sind es mindestens fünfzehn Kilometer, die Simone nackt auf dem Fahrrad bewältigen musste und zwar auf öffentlichen Wegen. Sie hat das bravourös geschafft.“
Die Allermeisten geben sich damit zufrieden, nur die frechen Volleyballerinnen ahnen, dass da noch was ist. Rebekka hat schon eine Frage auf der Zunge und den Mund offen, da bedeutet ihr Sabine, es vorerst gut sein zu lassen. Die sechs Gäste aus dem Norden werden als Gleichgesinnte akzeptiert und werden ihrer Sportarten entsprechend von den Spartengenossen feuchten Bruderschaftsritualen unterzogen, sogar Manu, deren sportliche Aktivitäten sich in unerwähntem Disco-Tanzen und rhythmischer Matratzengymnastik erschöpfen. Bei ihrem Aussehen haben sie männliche Sportler aller Sparten als ihresgleichen auserkoren und sie genießt es, mit den kräftigen Kerlen Küsse auszutauschen.
Wenig später kommt das Gepäckproblem zur Sprache. Ganz überraschend meldet sich Caro zu Wort: „Wenn ihr mir euer Schmunzelmonster anvertraut und mich die beiden Jungs begleiten“, sie deutet unzweideutig auf Toby und Kevin, „dann fahr ich mit ihnen schnell nach Innsbruck und wir holen das Zeug.“ Die zwei sind zwar nicht wahnsinnig begeistert, wären lieber bei Bier und Brezen sitzen geblieben und hätten sich auf das Wiener Schnitzel gefreut, aber einer Dame gibt man keinen Korb, schon gar nicht, wenn sie ihre Hilfe anbietet.
Kaum sind die drei aus der Tür, geht das Gekichere rundherum los. Jetzt sind sogar Susi und Sabine verunsichert. „Was ist denn?“, fragt Susi bei den Volley-Girls nach.
„Erklär’ ich dir, aber nur, wenn du uns auch das noch von der Wette erzählst, was ihr uns bisher verheimlicht habt.“ Rebekka ist leise aber unerbittlich und Susi kapituliert.
„Okay, aber später und nur euch. Die anderen kennen wir noch nicht gut genug“, flüstert sie zurück. „Die Mädels hier sind genau solche Ferkel wie wir von der 13a“, erklärt sie ebenso leise.
„Abgemacht! Du kennst also Caros Auto nicht? Es ist ein VW-Campingbus mit einer sehr großen Liegewiese hinten drin! Alles klar?“ Oh, ja! Caro, zwei junge Männer und eine große Matratze, das gibt eindeutige Bilder. „Wir dürfen sie nicht allzu früh zurück erwarten“, fügt Rebekka unnötigerweise hinzu.
Es dauert allerdings wirklich sehr lange. Inzwischen haben sich die meisten Sportler schon auf den Heimweg gemacht, nur das Team vom VC Hot Smash Walderbruck harrt noch aus und der Auflösung, was genau hinter der ominösen Wette steckt.
Eigentlich – findet Sabine – sollte ja Andy als Erfinder der Wette davon erzählen, aber der lässt Sabine gern am Wort und widmet sich lieber abwechselnd Simone und Verena. Folglich muss doch Susi ihr Versprechen von vorhin einlösen. „Wir zwei kennen die ganze Geschichte auch nur aus den Berichten der Augenzeugen. Manu war live dabei. Jedenfalls haben sie so rumgealbert, wer langer auf Händen laufen kann. Das war ihnen bald zu langweilig, weil beide sehr gut darin sind. Die Nacht war schon lang und die Feier bald zu einer Orgie mutiert, so ähnlich wie neulich bei Katrins Geburtstag, da kam Andy auf die Idee, zu wetten, dass er im Handstand sogar einen Orgasmus kriegen könnte, ohne umzufallen, während Simone das nie bringen würde. Was soll ich sagen? Sie hat eingeschlagen und dann ging es los. Andy im Handstand und Simone hat ihm einen geblasen, Manu hat sie immer wieder abgelöst und nach langer Zeit hat er doch noch einmal gespritzt. Dabei ist er ohne Stütze stehen geblieben! Dann war Simone dran! ...“
„Aber die haben wir fertiggemacht, der Andy und ich!“, mischt sich Manu ein. „Lang haben wir sie gar nicht lecken müssen, dann ist sie abgegangen wie eine Rakete, ist einfach in sich zusammengefallen und hat gezuckt wie ein Froschschenkel unter Strom. Sie hat zwar die Wette verloren, aber eindeutig den geileren Orgasmus erlebt. Sag ich jetzt mal, ich war ja dabei!“ Manu grinst. „Und auch beteiligt!“ Das demonstriert sie auch drastisch mit einer vibrierenden Zunge.
Rebekka sinniert: „Sex im Handstand? Wie geil ist das denn?“ Unvermittelt kniet sie sich auf die Bank, stützt die Hände auf den Tisch und stemmt sich nach oben, faltet, als sie kerzengerade steht, ihre langen Beine auseinander, bis sie waagrecht nach beiden Seiten stehen und fragt schelmisch: „So etwa?“
„Schon so ähnlich, nur eben nackt.“
„Soll ich auch?“, bietet Rebekka prompt an.
Erstaunlicherweise lehnt ausgerechnet Susi das ab: „Nee, lass mal, Becky! Du kannst ja morgen beim Stammtisch – du kommst doch, oder? – für den guten Zweck strippen. Du weißt schon, das Bergwachtschwein will gefüttert werden. Bei uns ist heute bald Sperrstunde, weil alle etwas müde sind. Wenn mich mein Ohr nicht täuscht, höre ich unser Schmunzelmonster husten. Dann wird Caro mit den Jungs – oder was davon übrig ist – bald eintreffen.“
So ist es dann auch. Caro gibt mit zufriedenem Grinsen die Schlüssel zurück, Kevin und Toby schleppen das ganze Gepäck herein und Josie serviert ihnen Schnitzel mit Kartoffelsalat, was Bruno für sie zur Seite gelegt hatte, als Mitternachtssnack. Begeistert hauen sie rein. Die Verabschiedung ist kurz und schmerzlos, dann zieht die Frauengruppe gemeinsam ab. Den Weg kennen sie ja, da ist das spärliche Sternenlicht ausreichend.
„Und wie war es? Ihr habt ja endlos gebraucht!“, fragt Sabine mit süffisantem Unterton.
Toby macht keine Ausflüchte. „Geil! Die Alte hat’s echt drauf! Zuerst hat sie gesagt, wir können uns hinten ein wenig ausruhen, weil wir ja eine anstrengende Reise hinter uns hätten. Da sind wir dann auf der Autobahn auch wirklich eingepennt. Wie wir wieder wach geworden sind, ist sie zwischen uns gelegen. Angeblich war sie auch sehr müde, wollte uns nicht wecken und lieber selbst ein wenig – wie war das Wort, Kev?“
„Ruaseln, glaub ich.“
„Exakt! Ein wenig ruaseln wollte sie, was wohl so viel bedeutet wie ein Nickerchen machen. So breit war aber das Bett nun auch wieder nicht, dass drei Erwachsene locker nebeneinander Platz finden könnten. Da kommt man zwangsläufig in Berührung. Jedenfalls hatte Kev seine Griffel auf ihrem Busen, sie ihre Hand auf meinem Arsch, und wie ich mich zu ihr umdrehe, greift sie nach meinen Eiern. Das war dann doch eindeutig, oder?“
Susi wiegt zweifelnd ihr Haupt. „Man kann nie wissen!“
„Wissen oder Nichtwissen, egal, jedenfalls haben wir die Fummelei ein bisschen ausgebaut und dann … Ein Gentleman genießt und schweigt!“
„Ach, Quatsch! Wir kennen doch die Caro! Die schnappt sich immer zwei junge Kerle, immer zwei, das kennen wir. Ergo habt ihr sie geknallt, und basta. Also noch einmal: Wie war’s?“
Toby schaut etwas verunsichert aus der Wäsche. Es sieht doch tatsächlich so aus, als hätten nicht sie eine Eroberung gemacht, sondern wären eiskalt verführt worden. Das aber exzellent. „Na, was soll ich sagen?“ Beide Jungs grinsen jetzt ein wenig ‚schmutzig‘. „Von der könntet sogar ihr noch etwas lernen!"
„Das glaube ich auch!“, seufzt Sabine. „Aber jetzt ab in die Kiste, Leute. Manu, kommst du noch kurz zu uns?“ Die ist überrascht, neugierig und stimmt daher gern zu.
Der kurze Besuch zieht sich aber hin. Vorerst ist ja die Frage zu klären, wie und in welcher Konstellation die drei sich aufzuhalten gedenken. Auf dem Bett sitzen ist unbequem, die beiden Holzstühle sind noch ungemütlicher und außerdem mit Kleidungsstücken belegt, also werden sie sich liegend unterhalten. Ohne Bettdecke ist es auch ganz angezogen leicht zu kühl, unter der Bettdecke angezogen zu warm. Nackt allein ist auch zu kalt, hingegen blöd, wenn zwei nackt in einem Bett und die dritte mit Nachthemd im anderen Bett liegt. Der ‚Kompromiss’ sieht dann so aus, dass alle drei nackt in Susis Bett landen, das ist zwar dazu eigentlich zu schmal, aber wie sagt Sabine immer? ‚Je gleimer, desto feiner!’
Da Manu ihre Finger nicht bei sich behalten kann, funktioniert der Nachrichtenaustausch nur in den sporadischen Fummelpausen. „Übrigens, das Allerneueste: Dein Nachbar, Sabine, der alte Herr ... äh ...“
„Krupsch?“
„Ja! Der alte Herr Krupsch, der Spanner, hat einen Herzinfarkt erlitten und liegt im Krankenhaus. Aber es geht ihm ganz gut, soweit ich weiß.“
„Wie kam das denn? So alt ist er doch noch gar nicht. Noch nicht einmal siebzig. Hat er sich überanstrengt beim Stiegensteigen?“ Herrn Krupsch’s Lieblingsplatz ist seine ‚Bibliothek’, ein Dachstübchen in seinem Einfamilienhäuschen neben dem der Familie Wiechert in Ovenbuch. Vom Fenster seiner ‚Bibliothek‘ aus hat er einigermaßen freien Blick auf die Terrasse und einen Teil des Gartens seiner Nachbarn. Sabine, Susi, Manu und einige andere Freundinnen machen ihm gern mal eine Freude, indem sie barbusig oder ganz nackt in seinem Blickfeld auftauchen.
„Hm, überanstrengt trifft es vielleicht nicht so ganz, eher zu sehr aufgeregt. Über die Ursache seiner Auf- oder Erregung kursieren nur Gerüchte, aber da er von seinem Ausguck aus eigentlich nur in eurem Garten beobachten kann, du aber nicht da warst, können es eigentlich nur deine Eltern gewesen sein, die ihn so ...“
„Meine Eltern? Du meinst wirklich meine Eltern, Nicky und Thorsten Wiechert? Was sollen sie denn getan haben?“
„Ja, was wohl! Angeblich, ich war ja nicht dabei, hat Kruppi einen Notruf per Handy abgesetzt und die Sanitäter, die ihn abholten, haben auch einen Blick aus dem Fenster geworfen und da waren sie noch mittendrin!“
„Was mittendrin? – Oh, verdammt! Du meinst aber nicht wirklich, dass sie ...?“
„Warum denn nicht? Sie sind ja noch keine Mumien! Anscheinend haben sie sich aus der Karibik eine Hängematte mitgebracht, auf der Terrasse montiert und es darin getrieben! Aber wie! Hm! Ja, wie eigentlich, jetzt rein technisch, ich kann mir das gar nicht so richtig vorstellen.“
Sabine hingegen weiß das genau. Sie erinnert sich in allen Details an den geilen ‚Fick mit Mick’, ihrem entfernten Cousin aus München, auf der Terrasse, wo sie auch Bine kennengelernt hatte. Wie die Tochter, so die Mutter? Susi, die die Geschichte kennt, schaut fragend und da letztlich doch alles irgendwann rauskommt, erzählt Sabine das Ding mit der Hängematte auch Manu, die davon schwer beeindruckt ist. „Ich muss morgen unbedingt Nino anrufen. Er soll so ein Ding besorgen!“
Von den heißen Erzählungen und der innigen Nähe ziemlich ins Schwitzen gekommen, steigern sich die drei Freundinnen in eine hitzige ‚Handgreiflichkeit’, die darin gipfelt, dass sich Manu um einhundertachtzig Grad dreht und ihre Zunge zum Einsatz bringt. „Sabine!“, tönt es dumpf unter der Decke heraus, „du hast dich ja doch endlich auch rasiert! Das ist ...“ Der Rest des Satzes geht unter und bald darauf Sabine ab wie eine Rakete. Ein paar Positionswechsel später keuchen die drei Freundinnen, erschöpft, verschwitzt und sehr befriedigt.
„Wir sollten noch schnell unter die Dusche und dann richtig schlafen“, schlägt Susi vor. So machen sie es auch. In dieser Nacht kommen sogar Pyjama und Flanellnachthemd zum Einsatz.
.
Nächste Folge: Ein heißer Heumond 05: Die Gelüste der ‚Botanischen‘
Kommentare
(AutorIn)
Kommentare: 404
Kommentare: 76
Bis zur nächsten Folge bitte nicht so lange warten .
Danke«
Kommentare: 59