Ein heißer Juni 17 - Bauernhochzeit
von Helios53
WAS GESCHAH IN DER LETZTEN NACHT?
(Anmerkung: Dieses eher befremdliche Geschehen im ersten Abschnitt erfand ich unter dem Einfluss des grandiosen Gemeinschaftswerkes von *andrelmanja* (andreashava, aweiawa und mondstern) DER ABSPRITZCONTEST, sowie eines ähnlich gelagerten Abenteuers des nicht minder grandiosen Autors sandman, der mit seinem Detektiv *Bernie* auch die Vorlage für den verrückten Fotografen *Bebe* schuf.)
Ächzend und stöhnend erwacht Sabine aus einem unruhigen Schlaf. Als sie die verklebten Augen öffnet, findet sie sich in einer Heumulde auf einer großen, weichen Decke und unter einem Haufen muffig riechender Federbetten. An sie gekuschelt, den Kopf auf ihrem Busen abgelagert, entdeckt sie auf der einen Seite Bine, auf der anderen liegt diese Conny , eine Hand zwischen Sabines Schenkeln. Daneben, auf deren anderer Seite erkennt Sabine die Rote Jula. Auch Juliette, sowie Anni und Anita, die beiden Türhüterinnen liegen da ineinander verschlungen, nackt und dampfend.
Nur Angelika fehlt, aber eigentlich geht sie Sabine gar nicht ab. Während sie mühsam zu sich kommt und sich von umschlingenden Gliedmaßen und Zudecken befreit, versucht sie, sich zu erinnern, wie sie hierher kam und warum und überhaupt. Durch ihre Bewegungen erwachen nach und nach auch die anderen. Bine zerrt am Federbett, enthüllt dadurch Sabine völlig, und so merkt diese, wie kalt es eigentlich ist. Eine Gänsehaut überfällt sie, und sie schlüpft wieder näher an Bine heran, flüstert: „Was ist da eigentlich geschehen?“
„Was, wie, wo?“, fragt die zurück und schlägt endlich die Augen auf. „Oh, mein Gott!“, überfällt Bine die Erkenntnis schlagartig. „Wir sind ja immer noch in dem verflixten Breitlinger-Stadel!“
„Ja“, gibt Sabine zu. „Und nackt. Und nicht nur wir.“ Bine setzt sich mit einem Ruck auf. Kalte Morgenluft flutet ins warme Nest. „Langsam dämmert ’s mir ja. Das war ja wohl ein verdammter Reinfall gestern. Nein heute. War wohl schon gegen zwei oder so, hm?“
„Genau!“, versetzt Bine. „Dabei hat das echt heiß geklungen. Breitlinger-Stadel. Jeder mit jedem, ohne Tabu, so viel und so lang, wie jede und jeder mag. Gruppenfummeln im Dunkeln. Tja, und dann?? Denkste! Lauter Schlappschwänze! Dabei hab ich mir noch gedacht, die johlen so vor lauter Freude, dass wir endlich kommen. Ha! Ha! Ha!“ Bine ist echt empört.
„Dabei haben die Kerle uns überhaupt nicht bemerkt bei ihrem großen Finale. Möchte nur wissen, welcher Idiot von denen auf die bescheuerte Idee mit dem Wettwichsen gekommen ist. Schnellspritzen, Zielspritzen, Weitspritzen! Danach haben sowieso anscheinend die meisten die Fahne eingeholt.“
„Was ich noch mitbekommen habe, Anita hat es mir erzählt, soll es der verrückte Bebe gewesen sein, der das angezettelt hat. Hat was von Internationalen Meisterschaften gefaselt und die Jungs waren entweder völlig bekifft oder sind naturblöd, dass sie ihm sowas Dämliches abgenommen haben. Im Finale, beim Vielspritzen, war er selber schon gar nicht mehr einsatzfähig. Die drei Finalisten danach auch nicht mehr. Gewonnen hat übrigens der alte Freund vom Mac, der Muntinger-äh-Heis oder Hias mit fünfeinhalb Millilitern.“
„Und danach war Ebbe im Glied!“, regt sich Sabine weiter auf. „Da locken sie uns mit leeren Versprechungen her und dann? Was für eine Verschwendung! Komm, lass uns unsere Sachen suchen und verschwinden.“
Bine rappelt sich auf, deckt die anderen noch gut zu und macht sich auf die Suche nach ihren Kleidern. Viel war es ja nicht und als die zwei Sabinen in ihren dünnen Fähnchen stecken, wird ihnen damit auch nicht warm. „Komm, holen wir schnell etwas aus dem Auto. So will ich jetzt nicht unbedingt ins Hotel. Es ist zwar gleich beim Vereinsheim auf der anderen Straßenseite, aber wir sind im Moment alles eher als ‘overdressed’.“
Mit den Schuhen in der Hand – mit solchen Mörderstöckeln kann man ja nicht laufen – rennen sie barfuß zum Cabrio. Schnell sind die Taschen aus dem Kofferraum geholt, das Dach hat Bine zum Glück gestern noch zugemacht, dann sitzen sie schon drin, Bine auf dem Beifahrersitz, Sabine hat den Rücksitz ergattert. Als Bine merkt, dass Sabine das Festtagsdirndl herauszieht, muss sie eingreifen: „Doch nicht das! Erst zur Hochzeit am Nachmittag um drei. Jetzt Jeans, ein T-Shirt und deine Nikes.“ Auch Bine schlüpft in bequeme Freizeitkleidung. Diesmal haben die beiden sogar – fast möchte man sagen ausnahmsweise – fesche Höschen an.
Im Hotel überfällt sie gleich die Wirtin: „Sie! Des mög ma scho fei gor nit. Zearscht Zimmer reserviern und dann net kemma. Des müssens zahln, die gonze Nacht, a wann’s erscht jetzt umma halbe sechse kemman!“ Bine knallt zwei Hunderteuroscheine auf die Theke, schaut grimmig und fordert stumm den Zimmerschlüssel.
Beim Weg zum Lift dreht sie sich noch einmal kurz um und knurrt: „Frühstück in einer Stunde, aber vom Feinsten, mit weichen Eiern, frisch gepresstem Orangensaft und Champagner, hopp, hopp!“ Als die Wirtin protestieren will, schnappt Bine: „Kein Wort, sie sind hier nur die Geschäftsführerin. Noch! Überlegen sie es sich gut, ob es klug ist, Gäste unfreundlich zu behandeln. Schon gar nicht, wenn es sich dabei um ein Mitglied des Aufsichtsrates handelt.“ Die Wirtin wird blass und gafft mit weit offenem Mund, während sich die Lifttüren hinter den Sabinen schließen.
„Manno!“, staunt Sabine, „du hast ja richtig Haare auf den Zähnen!“
„Dafür keine auf der Muschi“, kontert Bine. „Komm schon, wir machen uns erst frisch und dann geht es zum Frühstück. Ich hab Hunger wie ein Wolf!“
Frisch geduscht, mit geföhnten Haaren, sitzen die beiden auf dem breiten Bett, eingehüllt in flauschige, hoteleigene Bademäntel. Sabine überlegt, ob sie zur Feier des Tages ausnahmsweise mal Lippenstift und Nagellack auftragen soll. Bine beobachtet sie interessiert. „Spielst du eigentlich Tennis?“, will sie auf einmal wissen.
„Ja, klar! Warum?“, fragt Sabine zurück.
„Weil ich jetzt Lust auf eine Partie Tennis habe. Daheim habe ich am Sonntag am frühen Vormittag permanent einen Platz reserviert und meistens nutze ich ihn auch. Heute ist Sonntag, das Wetter ist schön, wir haben Zeit, was also hindert uns?“
„Gut, gut!“, meint Sabine, aber zuerst Frühstück, dann Tennis, dann Zweites Frühstück. Danach bin ich für die Hochzeit gewappnet. Ich bin ja schon gespannt, ob der Plan aufgeht, den der Breitlinger mit der Angelika ausgeheckt hat. Apropos Angelika: Wo ist die eigentlich in der Nacht abgeblieben. Im Nest der abservierten Jungfrauen lag sie jedenfalls nicht.“
„Ha! Die Angelika, ich weiß wirklich nicht, wie die das macht! Hat die sich doch den einzigen Mann geschnappt, der noch den Tiger im Tank hatte. Den Breitlinger-Toni nämlich, ihren ‘Aaantooon’. Der war nämlich beim Wichswettbewerb als Schiedsrichter tätig und damit von der Teilnahme ausgeschlossen. So schnell hast gar nicht schauen können, wie sie den gefunden und entführt hat. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal neidisch wäre auf eine Frau, die fast doppelt so alt ist wie ich.“
Sabine lächelt süffisant. „Kommt Zeit, kommt Mann!“, verkündet sie. „Tennis find‘ ich eine gute Idee. Schauen wir mal nach dem Frühstück. Es ist sechs Uhr fünfundzwanzig.“
LECKER ODER SCHMATZ
Fünf Minuten später stehen die beiden schon im Frühstücksraum. Wer es nicht gesehen hat, könnte sich nie vorstellen, dass sich Frauen so schnell anziehen können. Alles ist bereit. Das Personal schielt etwas verschlafen aus den verquollenen Augen, denn üblicherweise gibt es Frühstück erst ab sieben und dann nur auf Sparflamme, aber die Wirtin hat offenbar die gesamte Belegschaft aus den Federn getrieben. Sabine will neben dem weichen Ei noch Spiegeleier mit Speck, dazu Kaffee, Orangensaft und frische Brötchen.
„Semmeln heißt das!“, korrigiert Bine grinsend, „und die gibt’s am Sonntag nicht frisch. Nimm dir ein Bauernbrot, das passt sowieso besser zu ‘Ham-and-eggs’. Und verpass den Apfelstrudel nicht, der ist richtig schmatz!“
„Schmatz?“
„Ja, mei! Du sagst dazu halt ‘legga’ oder sowas und ich sag ‘schmatz’!“
Sabine schiebt sich ein riesiges Stück Apfelstrudel in den Mund. „Schmatz, schmatz, legga!“, kommentiert sie grinsend. „Das merk ich mir.“ Von da an futtern beide schweigend. Die überschüssigen Kalorien werden sie beim Tennis sicher wieder los. Am zweiten Stück Apfelstrudel kauend, mümmelt sie:
„Gott gab uns nur einen Mund,
weil zwei Mäuler ungesund.
Mit dem einen Maule schon
schwätzt zu viel der Erdensohn.
Wenn er doppelmäulig wär,
fräß‘ und quatscht‘ er noch viel mehr.
Hat er jetzt das Maul voll Brei,
muss er schweigen unterdessen,
hätte er der Mäuler zwei,
quatschte er sogar beim Fressen.
Na, geht doch trotzdem!“, setzt sie befriedigt hinzu und schluckt erst dann den letzten Bissen.
„Das war Heinrich Heine, aber nicht ganz korrekt zitiert!“, spielt Bine ihre Bildung aus.
„Ich weiß, aber so gefällt es mir hier besser. Außerdem ist ja nur vom Erdensohn die Rede. Wir Töchter sind da nicht gemeint! „Und jetzt ab zum Tennisplatz. Hoffentlich können wir uns da Ausrüstung leihen, ich habe natürlich keinen Schläger dabei.“
Bine hat. Ihr Schläger und ein Sack mit Bällen liegen im Kofferraum, aber sonst hat sie nichts mit. „Soweit ich weiß, kann man Ausrüstung leihen. Rein prophylaktisch bin ich ja seit letztem Sommer Mitglied hier beim Tennisclub, obwohl ich bisher nie gespielt habe. Aber es hätte mich gereizt, bei der Clubmeisterschaft mitzumachen. Ging sich dann leider nicht aus. Geschäftsreise. Dafür können wir heute alle Einrichtungen nutzen. Lass uns gehen!“ Am Platz stellen sie fest, dass sie bei Puristen gelandet sind.
**ACHTUNG!
Die Benutzung der Plätze ist ausschließlich in weißer Kleidung gestattet.
Davon sind nur die Schuhe ausgenommen**
Immerhin ist der Platz schon offen, man kann sich auch Ausrüstung leihen. Sabine sucht sich einen recht guten Head-Schläger aus, dazu – wenn schon, denn schon – einen sehr kurzen, weißen Rock. T-Shirt hat sie selber in weiß, Socken auch. Da will Bine nicht zurück stehen und nimmt sich auch so ein nettes kleines Röckchen. Auch sie hat ein weißes Shirt im Gepäck.
ROTE HÖSCHEN – NICHT ERLAUBT
„Halt, so geht das aber nicht!“ Sabine stoppt ihre Cousine an der Tür. „Nur weiße Kleidung! Da kannst du jetzt nicht mit einem knallroten Höschen aufkreuzen.“
„Aber ich muss! Ich habe ja kein weißes mit, nur zwei rote und ein schwarzes.“
„Nun denn, liebste Cousine, dann tue, was du tun musst. Rot geht nicht, schwarz geht auch nicht. Also …“
„Du meinst …? Du bist echt verrückt! Ich kann doch nicht hier auf dem Tennisplatz …!“
„Du kannst nicht? So, so! Gib es doch zu, du bist einfach zu feige!“, hetzt Sabine mit faunischem Grinsen und lüstern glänzenden Augen. Sie weiß genau, dass man Bine mit solchen Ansagen ebenso gewiss zu Dummheiten bewegen kann, wie zum Beispiel ihre Freundin Susi oder auch sie selber. Und sie tut es im vollen Bewusstsein dessen, was daraus folgen muss.
„Feige lass ich mich nicht nennen, preußische Cousine!“, reagiert Bine auch sofort in der angestrebten Art und Weise, steigt aus dem Höschen, wirft es in den Umkleideschrank und fordert: „Du aber auch! Gemeinsam oder gar nicht!“ Ihre Augen glänzen vor Aufregung fast fiebrig und insgeheim wünscht sich auch Sabine nichts anderes, als hier unten ohne über den Court zu wirbeln. „Das wird schon langsam langweilig, immer unten nackig!“, mault Bine noch, wird aber nicht ernst genommen.
„Hättest jetzt wohl gerne mehr Haare auf der Muschi und weniger auf den Zähnen?“, kann es sich Sabine nicht verkneifen und erntet dafür einen Mörderblick.
Kurz darauf stehen zwei höschenlose Blondinen auf dem äußersten Sandplatz und dreschen den Ball über das Netz. Anfangs hatten sie noch vorsichtig ein gemütliches Spielchen begonnen, aber da jede begierig darauf war, herauszufinden, wie gut die andere wirklich war, wurden die Bälle immer rasanter gespielt. Nun schenken sie einander nichts mehr. Bine punktet eher mit Technik, mit präzise gesetzten Schlägen jagt sie Sabine ordentlich hin und her. Diese setzt dagegen erfolgreich ihre Athletik ein. Mit wuchtigen Smashes bringt sie Bine arg in Bedrängnis. Mit 6:4 und 4:6 ist keine wirklich im Vorteil, dafür sind beide schweißgebadet. Ihre weißen Leibchen sehen aus, als kämen ihre Trägerinnen gerade von einem Wet-T-Shirt Wettbewerb. Der dünne Stoff klebt an den Körpern und die Brustwarzen zeichnen sich recht deutlich ab.
Beim Seitenwechsel zum entscheidenden dritten Satz deutet Sabine auf den Nebenplatz. Dort haben sich im Laufe der letzten halben Stunde zwei junge Burschen ein lockeres Spiel geliefert. Bald schon, das ist Sabine trotz des harten Spiels nicht entgangen, hatten die beiden Jungs sich viel mehr auf die körperlichen Attraktionen auf dem Nachbarplatz, als auf den eigenen Gegner konzentriert. Flüsternd verabreden sie sich, den zwei Jungspannern eine Show zu bieten.
Sabine beginnt einmal damit, sich das T-Shirt hoch zu ziehen, dass ihre Brüste für Sekundenbruchteile frei zu sehen sind, weil sie sich mit dem Shirt Luft zufächelt. Beim nächsten Aufschlag stöhnt Bine, dass sogar Maria Sharapova nervös zusammen gezuckt wäre, Sabine will da in nichts nachstehen. Der eine Jüngling nebenan rennt blind ins Netz, als Sabine vor Freude über einen gelungenen Passierball langsam ein Rad schlägt. Dafür kann er die Erkenntnis auf der Haben-Seite verbuchen, dass Sabine wirklich ‘nix drunter’ trägt, eine Erkenntnis, die die beiden Jungs auf eine glorreiche Idee bringt. Sie kommen näher.
Sobald die beiden Bewunderer direkt am Platz stehen, hören Bine und Sabine auf, Bälle hin und her zu schlagen. Auf Punkte hat schon lange niemand mehr geachtet. „Das ist doch der Azubi aus dem La Vita!“, zischelt Bine. „Und der andere ist der, der gestern die Angelika abgeholt hat, zu dieser ‘kurzen, organisatorischen Besprechung’. Ich bin ja gespannt, was sie im Schilde führen.“
KEVIN UND FLO
„Hi!“, begrüßt sie der größere der beiden. „Ich bin der Kevin, ein Bruder vom Bräutigam und das ist mein Freund Flo. Er sagt, er kennt euch von München. Äh – wir wollten euch fragen, ob ihr Lust auf eine Partie Mixed habt.“
„Auch hi!“, sagt Sabine. „Wenn du Macs Bruder bist, dann gehörst du ja bald zu unserer Siebeneckenverwandtschaft. Wir sind Cousinen von Martha und heißen beide Sabine und noch dazu beide Wiechert. Und du“, wendet sie sich dem Azubi Flo zu, „hast dich von dem Schock gestern schon gut erholt, ja?“
Flo wird rot und Kevin will unbedingt wissen, von welchem Schock da die Rede ist. „Ach was! Ich hab doch keinen Schock bekommen!“, dreht da Flo großspurig auf. „Mein Chef hat mir nur strengste Anweisung gegeben, beim leisesten Anschein möglicher Anmachen von Seiten der Kundschaft, ihn umgehend zu unterrichten. Er meint nämlich, es fehle mir an der notwendigen Beherrschung, derartige Anblicke zu ertragen, ohne gleich über die Weiber herzufallen. Seine Worte, seine Worte!“, beschwichtigt Flo gleich, als Bine wegen der ‘Weiber’ aufbrausen möchte. „Dabei hat sich noch keine beschwert, ganz im Gegenteil!“
„Willst du damit andeuten, du hättest im La Vita Kundinnen vernascht?“ Sabine will das nicht ernsthaft glauben. Der Junge wirkt so schüchtern und unschuldig, aber hier führt er eindeutig eine dicke Lippe spazieren.
Andererseits sieht er auch ziemlich selbstbewusst aus. Das ist nicht forsche Angeberei, sondern er scheint das ernst, völlig ernst zu meinen. „Natürlich nicht immer und schon gar nicht mit jeder, doch wenn die Gelegenheit günstig und die Kundin nicht abgeneigt war? So, wie ihr euch benehmt, hier oder im La Vita lasst ihr ja wohl auch nichts anbrennen. In den Stadel seid ihr auch gegangen, oder?“
„Wart ihr etwa auch da?“, fragt Bine verblüfft. Aufgefallen wären ihr die beiden Knaben zwar nicht, aber schließlich war es auch total finster.
„Nein, leider nicht!“ Kevin wirkt angefressen. „Meine Brüder und ihre Freunde lassen uns nicht rein. Sie sind der Meinung, wir seien noch nicht erwachsen genug. Dabei sind wir älter, als wir ausschauen. Sex hält halt frisch!“
„Wie alt seid ihr denn?“, platzt Sabine heraus. „Nein, sag es nicht, sag nichts! Ich will es gar nicht wissen. Aber ihr habt wirklich schon Erfahrungen mit Mädchen?“
„Haufenweise, ehrlich“, gibt Flo bereitwillig Auskunft. „Und nicht nur mit Mädchen!“ Auf den erstaunten Blick von Sabine fügt er hastig hinzu: „Nein, nein, nicht was du denkst, nicht wirklich. Aber was da im La Vita verkehrt, sind ja eigentlich keine Mädchen mehr. Ihr zwei seid da mit Abstand die jüngsten in den letzten drei Monaten. Doch wenn die Damen etwas reifer sind, dann tut das dem Spaß keinen Abbruch. Wir im La Vita tun ja das Bestmögliche, die Kundschaft knackig zu erhalten.“
Jetzt wird Sabine aber richtig neugierig. „Dass ihr zwei wirklich noch ziemlich frisch ausschaut, ist klar, andererseits glaube ich euch, dass ihr schon eure Erfahrungen gemacht habt. Wie ist das eigentlich gekommen. Oder ist das normal hier in den Bergen?“
Kevin und Flo kichern. „Das war schon ein irres Ding, ehrlich!“, erzählt Flo dann. „Wir zwei waren schon seit dem Kindergarten die dicksten Freunde und vor etwa zwei Jahren beschlossen wir – wer genau damit anfing, haben wir wohl beide schon vergessen – die Mädchen nicht nur anzustarren, sondern endlich auch flach zu legen. Da haben wir dann etliche Wege dahin durchdiskutiert, natürlich gab es auch in unserer Umgebung ein paar Schlampen, die im Ruf standen, es mit jedem zu tun und auch ein paar Professionelle hätten wir leicht auftreiben können, denn wozu gibt es Kontaktanzeigen, wir sind aber am Ende auf einen ziemlich schwierigen und eher ungewöhnlichen Modus verfallen. Wir wollten gleichgesinnte Mädchen finden und mit ihnen gemeinsam den Sex entdecken. Das hieß also, wir mussten zwei Jungfrauen finden, die genau wie wir über keine Erfahrung verfügten, aber drauf aus waren, solche zu gewinnen.“
„Logisch gibt’s Jungfrauen wie Sand am Meer“, fällt da Kevin ein, „aber zu fünfundneunzig Prozent sind das ja Kinder. Mit Babies wollten wir uns nicht abgeben. Also mussten wir sogenannte ‘anständige’ Mädchen suchen, die zumindest etwa in unserem Alter waren. Das ist gar nicht so leicht. Man kann ja nicht einfach alle altersmäßig Geeigneten fragen, ob sie zwar noch Jungfrau wären, aber doch begierig darauf, diesen Zustand zu ändern.“
„Nach etlichen wüsten Schimpfworten und sogar Ohrfeigen oder Kratzattacken, mussten wir einsehen, dass es mit Aufreißsprüchen wie ‘Hallo, Jungfrau, willst du mit mir deine Unschuld opfern?’ im wahren Leben nicht geht.“ Flo scheint echt erschüttert, wie dumm sie damals waren.
Sabine lacht schallend. „Wie seid ihr bloß auf den halbwarmen Spruch gekommen? Ist ja ätzend. Im Grunde habt ihr da noch Glück gehabt, dass ihr diese Phase mehr oder weniger unbeschädigt überstanden habt.“
„Aus einem depperten Film“, gibt Flo zu, „und dort hat das auch funktioniert. Am Ende blieb uns nur der langsame Weg. Bekanntschaft, ein wenig flirten, schmusen, Petting, aber immer unverbindlich bleiben, nur kein Herz brechen, und dabei immer auf die Gelegenheit warten, unauffällig zum Thema zu kommen. Mädchen mit Erfahrungen mussten wir wieder loswerden, was manchmal gar nicht leicht war, vor allem, weil wir uns ja keinen schlechten Ruf einhandeln wollten.“
„Und? Hattet ihr Erfolg mit der Strategie?“
„Ja, schon, aber wir haben gut ein halbes Jahr gebraucht, um zwei Bräute zu finden, die, genau wie wir, noch unerfahren, dafür aber aufgeschlossen genug waren. Inzwischen hätten wir die nötigen Erfahrungen auch so machen können, aber da war es schon eine fixe Idee von uns. Immerhin waren wir nun vier und arbeiteten verbissen einen Plan aus. Evi und Michi bestanden darauf, möglichst viel Informationsmaterial zusammen zu tragen, also plünderten wir die Bibliotheken unserer Eltern und surften tagelang im Internet. Ganz große Geheimsache. Jetzt brauchten wir nur noch einen Ort, an dem wir für Stunden ungestört waren.“
„Aber auch dieses Problem konntet ihr lösen?“
„Oh ja! Die Gelegenheit kam plötzlich, als Michis Eltern in einem Preisausschreiben eine Woche im Club Med gewannen. Eine ganze Woche sturmfreie Bude bei Michi, die zum Glück ein Einzelkind ist. Kaum waren die Oldies um die Ecke, trafen wir uns schon dort im Wohnzimmer, jeder bepackt mit den Informationen, die wir gesammelt hatten. Alles über den G-Punkt“ – Bine und Sabine prusten mal wieder vor lauter Lachen und Kevin hält irritiert inne –„äh, alles über den Orgasmus, alles über das Kondom und so weiter. Was Zeitschriften halt so daher schreiben. Das Prunkstück unserer Sammlung war ein Fotoband über 100 verschiedene Stellungen beim Geschlechtsverkehr. Dazu Ausdrucke aus Wiki über Penis, Vulva, Tripper, AIDS und so weiter. Mit Tripper, AIDS und ähnlichen Sachen wollten wir uns zwar nicht näher befassen, das war ja nun wirklich keine Gefahr bei vier Jungfrauen, aber sonst waren wir mit nützlichem Wissen bis über die Ohren vollgestopft. Dieses Wissen mussten wir einmal vergleichen, austauschen und sortieren. Genau genommen waren das alles Ausreden, weil wir uns damals nicht recht trauten, endlich zur Sache zu kommen. Da war uns zuerst jede Verzögerung recht. Und den Mädels auch. Doch irgendwann ging uns der Stoff zum Reden aus.“
AKTION ENTJUNGFERUNG
„Der erste Programmpunkt“, erklärt Flo, „war ‘Nackt Ausziehen’. Das war schon mal ein echtes Problem. Für Evi und Michi sowieso, weil man sowas halt nicht tut vor Buben und für uns hauptsächlich, weil wir nicht wussten, wie wir das schaffen sollten, ohne einen Ständer zu kriegen. Dass es im Endeffekt doch genau darauf hinauslief, fiel uns nicht ein oder auf. Zuerst vertagten wir das einmal auf den nächsten Nachmittag. Da war es aber auch nicht viel anders. Nur mehr
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Kommentare
(AutorIn)
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Helios53
Herzlichen Dank auch an rafax für seinen Erstlingskommentar. Mögen noch viele folgen!
Es sind nun alle Kapitel von Band 1 (1-22), sowie völlig neue Kapitel 1 - 3 (die waren mir nicht gut genug) eingereicht, also Lesestoff genug.
Besonders freut mich, dass dieses Kapitel 17 gut aufgenommen wird, obwohl fast nicht gevögelt wird, sondern nur darüber geredet.
Nachtrag 24.10.2012:
Ich darf darauf hinweisen, dass die ersten vier Kapitel gegen einen neuen Text ausgetauscht wurden. Insgesamt wurde das Volumen in etwa verdoppelt, ein volles Tagesgeschehen kam hinzu.«
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