Eine Nacht im Museum
von Jason King
In unserem Ort herrschte seit Monaten gähnende Langeweile. Die zahlungskräftigen Sommerurlauber hatten längst das Weite gesucht, die meisten Shops hatten bereits geschlossen. Nur wenn der Wind eine leere Einkaufstüte über die wie ausgestorben wirkende Strandpromenade wehte, war dort mal ein bisschen Bewegung.
Um auch im Herbst viel mehr Besucher aus Nah und Fern anzulocken, hatte der neue Geschäftsführer unseres kleinen beschaulichen Heimatmuseums gleich nach deren Privatisierung grandiose Ideen.
Als Erstes stand ein umfangreicher Personalwechsel auf dem Plan. Von sofort an sollten anstelle der langgeweilten Rentner junge dynamische Studentinnen und Studenten aus der benachbarten Universität die teuren Mineralien- und Edelsteinsammlungen bewachen und den Besuchern auch viel näher bringen. Damit das Personal auch ansprechend und adrett wirkte konnte der Geschäftsführer als Sponsoren der Berufsbekleidung Peek & Cloppenburg, Leiser und Wolford gewinnen.
Ständig wechselnde Ausstellungen, zum Teil mit Workshops sollten die sonst eher eintönig wirkenden Sammlungen von heimischen Tieren, Pflanzen und Gesteinen ein wenig auflockern.
An jenem verregneten Herbsttag trieb mich „Das Seil - Vom Pyramidenbau bis ins 21.Jahrhundert“ am späten Nachmittag in dieses Museum, in dem ich bestimmt das letzte Mal während meiner Schulzeit war.
Schon an der Kasse saß ein junger gutaussehender muskulöser Mann mit gestylten Haaren in einem schlichten schwarzen Kaschmirpullover. Noch ehe ich mir die umfangreiche Eintrittspreisliste durchlesen konnte, wurde ich auch schon höflich und zuvorkommend angesprochen.
„Sie wünschen bitte?“
„Eigentlich möchte ich nur zum Workshop der Seilausstellung.“ Gab ich ehrlich zu. Im Hinterkopf hatte ich natürlich eine Ermäßigung auf den horrenden Eintrittspreis.
„Einmal? 40 Euro.“ Schon legte er mir mein Ticket hin.
„40 Euro?!“ Fragte ich erstaunt. „Ist da ein Mittagessen dabei?“
„Nein. Leider nicht.“ Lachte der Kassierer. „Aber Sie können das gesamte Museum betreten und Sie können sich einen unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aussuchen und mit diesem und dieser die Seile der Ausstellung testen.“
Das überzeugte mich sofort. Kaum hatte ich das Wechselgeld zurück schoss ich auch schon eilig in die Flora- und Faunaecke. Inmitten der vielen Sing- und Greifvögel stand eine ca. 20-jährige Blondine mit einer geschmackvollen randlosen Brille, die mir ihren Ausstellungsraum in einem kurzgeschnittenen Kleid aus schwarzen Samt und schwarzen Lederstiefeln mit halbhohen Absätzen präsentierte.
Noch nie hatte ich so andachtsvoll zugehört, woran man auch schon von weitem als Laie einen roten Milan von einem Bussard unterscheiden kann.
In der Mineralienabteilung erläuterte gerade ein junger schwarzhaariger, gut gebauter Mann in einem schwarzen Muskelshirt einer Besucherin, an welchen Stellen der Ostsee man am besten Bernsteine finden könnte. Rasch suchte ich das weite.
Die prunkvollen Tresen in der riesigen Edelsteinausstellung wurden gleich von drei gutaussehenden jungen Damen flankiert. Einer nahezu gertenschlanken Rothaarigen in einem dunkelgrünen Hosenanzug und dunkelgrünen Pumps, einer doch etwas älteren Brünetten mit einer Pagenkopffrisur in einem kurzen knallroten Sakko, einer schwarzen Hose und flachen geschmacklosen Schuhen sowie einer schlanken Schwarzhaarigen in einem schwarz- weißen Minikleid und hochhackigen schwarzen Sandaletten.
So traf ich erst nach einer guten halben Stunde in der Seilausstellung ein. Der Raum wurde von einem vielfarbigen Licht durchflutet. Von der Decke hingen Seile aus allen Materialien in verschiedenen Farben, Längen und Stärken.
Noch ehe ich den gemütlich wirkenden Raum betrat wurde auch schon zuvorkommend begrüßt. Neben der ca. 3m hohen Nachbildung einer ägyptischen Pyramide am Eingang lächelte mir eine ca. 25-jährige attraktive Dame entgegen. Ihre blonden Haare fielen wie ein goldener Wasserfall auf ihre Schultern. Sie war zwar nicht gerade das, was man als gutaussehend bezeichnete, ihre traumhafte Figur jedoch machte alles wieder wett. Ihr schwarzes dünnes Minikleid mit einem Stoffsparenden Ausschnitt unter dem Hals präsentierte diese Figur in nahezu perfekter Art und Weise. Und die hautfarbenen glänzenden Strumpfhosen samt den schwarzen Lederstiefeln mit den hohen Absätzen rundeten das Bild vollends ab.
„Wussten sie, dass bereist in ägyptischen Pyramiden auf Wandbildern deren Erbauung unter Verwendung von Seilen dargestellt wurde.“ Fragte sie mich als sie mein Interesse an den Seilen erkannte. „Das wohl älteste Seil fand man nämlich bei Ausgrabungen in Ägypten – es ist um die 3300 Jahre alt. Hier sehen Sie leider nur eine Nachbildung.“
„Seile zum Pyramidenbau?“ Dachte ich laut nach, während ich auf den Seilfetzen schaute. „Ist das nicht Zweckentfremdung?“
„Okay.“ Lachend ging sie zum nächsten Exponat. „Hier. 1865: Ein solches Seil aus weißem Manilahanf mit 12 mm Durchmesser kam bei der Erstbesteigung des Matterhorns zum Einsatz. Das meinen Sie bestimmt?“
„Nun. Ja.“ Stammelte ich, während sie nur sanft lächelte und dann langsam weiter ging.
Die junge Frau begann mich zu faszinieren. Ihre Ausstrahlung, ihr graziöser Gang und ihr Outfit ließen mich schnell ein paar Meter zurück fallen. Nur, um sie in voller Lebensgröße betrachten zu können. Als sie sich kurz nach mir umdrehte, bemerkte sie offenbar meinen faszinierten Blick und lächelte.
„Hier! Schauen Sie mal: Erste gedrehte Nylonseile aus Amerika. Von 1941!“ Stolz zeigte sie mir die teuren Stücke.
„Jaja. Interessant. Wenig später gab es ja auch Nylonseile aus Frankreich.“ Fachsimpelte ich.
In ihren Augen las ich auf einmal so etwas wie Bewunderung. „Oh! Sie kennen sich auch gut aus?“ Dabei spürte ich, dass sie meine Sympathie ihr gegenüber irgendwie erwiderte.
„Oh, ja. Aber ich interessiere mich doch mehr für Hanf- und Baumwollseile.“ Gab ich ehrlich zu.
„Aha!“ Lächelte sie wieder sanft und geleitete mich vorbei an einem kleinen Schiffskutter mit unzähligen Schiffstauen zu den nächsten Ausstellungsstücken.
„Hier sehen Sie Hanfseile. Hanffasern sind pflanzliche Naturfasern (Zellulose) und gehören zur Kategorie Bastfasern oder Stengelfasern. Seile und Taue aus Hanf wie diese hier zeichnen sich unter anderem durch eine sehr gute Reißfestigkeit aus. Die Fasern sind aber grob und hart. Trotzdem werden sie zum Beispiel in Japan für kunstvolles Bondage benutzt.“
Große Schwarz-Weiß-Fotos von streng gefesselten Frauen an der dahinter liegenden Wand versuchten dem Besucher das gerade gesagte zu verdeutlichen. Es war bestimmt nicht zu übersehen, wie meine Blicke förmlich an diesen durchaus geschmackvollen Bildern klebten.
Doch die junge Dame riss mich aus meinen Gedanken und geleitete mich weiter durch die Ausstellung. Wieder betörte mich ihr graziöser Gang.
„Ich denke mal, das ist vielleicht das, was sie suchen. Diese farbigen Baumwollseile hier eignen sich zum Beispiel für alle Fesselungsarten.“ Erzählte sie mir ohne zu erröten. „Für Hängebondage sollten Sie aber nur Seile verwenden, die eine Stärke von 8 mm mit Seele oder aber mindestens 10 mm haben.“
Noch bevor ich mich überzeugen wollte, dass diese Seile auch wirklich weich waren, hielt mich ihr doch ein wenig schroffes „Bitte nichts anfassen! Das sind kostbare Ausstellungsstücke.“ davon ab.
„Entschuldigung.“ Stammelte ich. „Aber ich habe doch eine Karte für den Workshop.“
„Ah!“ Strahlte sie mich auf einmal an. „Das ist natürlich etwas anderes. Wenn Sie eine Karte für den Workshop haben, können Sie im Anschluss mit mir entweder Seemannsknoten lernen, an der Kletterwand verschiedene Bergsteigerseile testen, mit mir eine Pyramide bauen…“ Ihr Redefluss geriet plötzlich ins Stocken. „… oder mit mir ein paar Fesselspiele durchführen.“
Bei den letzten Worten sah man nun doch, wie ihr Gesicht leicht errötete. Ihre leuchtenden Augen schauten zunächst zu den großen Schwarz-Weiß-Bildern. Dann sah sie mich fragend an. Sie ahnte garantiert, was ich mir wünschen würde. Doch ich wollte ihr das Recht der Mitbestimmung geben.
„Nun.“ Zögerte ich meine Antwort hinaus. „Was würden Sie mir denn vorschlagen?“
***
„Sie sind heute der erste Besucher in dieser Sonderausstellung überhaupt. Und ich denke, dass Sie nicht 40 Euro bezahlt haben, nur um einen Seemannsknoten zu lernen. Das kann man auch im Internet.“
Das war natürlich eine diplomatische Antwort, die mir alles, bis auf den Seemannsknoten, offen hielt. Und das stand noch das Angebot mit den Fesselspielen, dass weder i
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(AutorIn)
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Jason King
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An den geneigten Autor, wo gibt es nochmal Workshops für 40 Euros ??
Weiter, ich warte auf die Fortsetzung«
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crazybee
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