Elvira Teil 2
von Galdos
Natürlich kam ich zu spät in die Wohnung zurück um noch die Nachbarin zu besuchen, wie es vereinbart gewesen war. Zulange hielt ich mich in dem Café auf, dass auf dem Weg gelegen war und in dem ich die Erlebnisse des Nachmittags niedergeschrieben hatte (siehe Elvira I). Die insgesamt vier Bier (für Deutsche nördlich des Weißwurstäquators heißt das zwei Liter) hatten meinen Rückweg auch nicht gerade beschleunigt. Eine erfrischende und meiner Stimmung entsprechende, leicht anzügliche Unterhaltung zum Abschluss mit der Bedienung bei einem kleinen Espresso brachte zusätzliche Verzögerung. Jedenfalls wollte ich so gegen neun Uhr abends nicht mehr an der Tür nebenan klingeln. So schaffte ich es gerade noch unter die Dusche, sah bei einem kleinen Imbiss noch ein wenig fern und ging dann zeitig schlafen. Umso früher erwachte ich in dem fremden Bett nach tiefem erholsamen Schlaf. Meine Morgenlatte lud förmlich zu neuen Abenteuern ein. Frühstück war keines im Haus. Zumindest nicht solches, wie ich es mag: Ordentlicher Kaffee und dazu ein frisches Brot. Alle möglichen Teesorten türmten sich im Küchenschrank, den Kaffee hatte ich am Vortag schon aufgebraucht, das Brot war knapp davor von selbst zu laufen. Und überhaupt war ich guter Laune und die lebe ich auch sonst gerne dadurch aus, in einem gemütlichen Lokal ausgiebig zu frühstücken. Also machte ich mich auf den Weg ins Dorf, in der Hoffnung, in dem Lokal von gestern Abend wieder bedient zu werden.
Ich sperrte gerade die Wohnungstür ab, als die der Nachbarin aufging und selbige ihren Kopf herausstreckte.
„Ach da sind sie ja. Sie wollten doch gestern noch vorbeikommen?“
„Ich bin aufgehalten worden, und es war dann wohl schon zu spät, als dass ich noch stören wollte."
„Hätten sie ruhig. Ich habe auf Sie gewartet. Habe sie auch kommen gehört. Passt es Ihnen jetzt vielleicht?“
Ich sah reflexhaft auf die Uhr. Acht vorbei. Der Notar erwartet mich um zehn und kann ruhig auch länger warten. Frühstück ist eben gestorben. Ich war gut genug gelaunt selbst das für annehmbar zu halten.
„Gut. Wenn es Ihnen Recht ist.“
„Oder hatten Sie gerade etwas vor?“
„Hmh, eigentlich wollte ich mich im Dorf umsehen und mir irgendwo ein Frühstück besorgen. Sonst bin ich bis etwa zehn Uhr frei.“ Dass in diesem Kaff natürlich kein Notar ist und ich also eine gute halbe Stunde in die Stadt zu fahren hätte, hatte ich nicht einmal bedacht.
„Frühstücken können Sie gerne auch mit mir. Ich habe auch noch nicht.“ Die Tür schwang ganz auf, ich trat näher und Tantes cirka vierzigjährige Nachbarin zeigte sich in einer hässlichen Kittelschürze und groben Filzpantoffeln an nackten Füßen. Meine vom Vortag auf Lust fixierte Stimmung verflog ob dieses ernüchternden Anblicks, dem vorerst auch das nicht unhübsche Gesicht nicht zu neuem Auftrieb verhalf, obwohl in diesem Gesicht ein voller Kussmund mit fein geschwungenem Armorbogen an der Oberlippe einen höchst eigenartigen und verheißungsvollen Kontrast zur hausmütterlichen Bekleidung meiner Gastgeberin bildete. Mehr aus Höflichkeit als aus eigenem Bedürfnis folgte ich der Einladung und wurde dafür mit einem fürstlichen Brunch belohnt. Die Frau mir gegenüber am Küchentisch war auch bei näherer Betrachtung so etwa in meinem Alter, ziemlich schlank, wenn nicht dürr; so genau lies sich das bei dem Outfit nicht sagen. Sie hatte, wie erwähnt, ein nicht unhübsches Gesicht, jedenfalls sympathisch. Wenn nicht die wie abgebissen wirkende Kurzhaarfrisur gewesen wäre. Man sollte mannbaren Frauen verbieten, sich die Kopfhaare zu schneiden! Während des Mahls, bei dem sie mich fürsorglich bemutterte, besprachen wir die Details, wegen der ich sie am Vorabend besuchen hätte sollen. Wenn der Leser jetzt erwartet, dass mich die Nachbarin etwa verführen wollte, muss ich ihn enttäuschen. Es blieb bei unverbindlicher Unterhaltung und wirklich schaffte ich es, letztlich rechtzeitig beim Notar zu sein. Ich hatte mir nur vorgenommen, mich bei der Nachbarin für die Einladung erkenntlich zu zeigen, bevor ich abreisen würde.
Auch beim Notar war ich schnell fertig. Um halb zwölf stand ich wieder mit Blumen – was besseres war mir nicht eingefallen – vor Elviras Tür. Mit von Herzklopfen wie vor einem ersten Date zittrigem Finger drückte ich die Klingeltaste. Wie tags zuvor knarrte Elviras rauchige Stimme ein knappes „Ja?“aus der Gegensprechanlage. Vor der Wohnungstür wieder zitternd klingeln. Die Tür ging auf. Elvira! Traum schlafloser Nächte. Anziehend wie eh. Das unscheinbare Kleid konnte ihre Attraktivität auf mich nicht mindern. Schelmisch lächelnd nahm sie die Blumen entgegen, bat mich herein und wartete anscheinend, dass ich nahtlos am Gestern anschließen würde. Unmöglich! Es kam mir absolut fremd und unmöglich vor, dass ich mich am Vortag bei ihr mit einer Ohrfeige verabschiedet haben sollte. Obwohl sie um soviel älter war als ich war sie in diesem Augenblick das begehrenswerteste Wesen überhaupt für mich. Auf Händen hätte ich sie tragen wollen, und es wäre das letzte gewesen ihr weh zu tun.
Sie schien mein Anderssein zu spüren und führte mich nach Küsschen links und Küsschen rechts wieder in die Küche, wo dampfende Töpfe auf dem Herd standen.
„Du bist ein bisschen zu früh. Das Essen ist noch nicht fertig. Willst Du inzwischen etwas trinken?“
Ich brachte keine rechte Antwort zustande. Schon stand ein Glas eines durchaus manierlichen Weißburgunders vor mir auf dem Tisch. Artig bedankte ich mich.
„Gell, du weißt jetzt nicht, wie es weitergehen soll. Ich kenne das. Du kannst es nicht glauben, was gestern passiert ist. Ich auch nicht. Ich weiß nur, dass es unglaublich schön war.“
Wir schwiegen.
Elvira deckte den Tisch, als ich mich räusperte und um uns auf die Sprünge zu helfen das Gespräch wieder aufzunehmen versuchte.
„Du hast Recht. Es war gewaltig gestern und ich finde den Anschluss nicht. Du glaubst es mir vielleicht nicht und hältst es für eine schmeichlerische Übertreibung, aber ich finde dich einfach unbeschreiblich begehrenswert. Heute mehr als gestern. Und ich schäme mich dafür, was ich beim Weggehen getan habe.“
„Mach Dir keine Gedanken. Mir hat es gut getan. Es war der passende Abschluss. Ich hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn du heute genauso angefangen hättest, wie es gestern zu Ende ging.“
„Du meinst ...?“
„Ja. Ich habe Dir schon gesagt, wie es mich erregt, so behandelt zu werden. Nicht immer. Es muss halt passen. Heute hätte es gepasst. Es passt übrigens noch immer.“
Und da sagen die Sex-Ratgeber immer, Frauen würden sich nicht trauen, ihre Wünsche auszusprechen. Wenn sie schon soweit ging, Klischees über Bord zu werfen, sollte ich mich nicht weiter ihren Wünschen verwehren: „Na gut, du willst es anscheinend nicht anders. Habe ich dir nicht gestern eine Aufgabe gegeben? Zeig dich!“
Elvira senkte den Blick, ihr glattes Haar fiel ihr aus der Stirn vor die Augen. Nur den nach oben gezogenen Mundwinkeln konnte ich ansehen, dass sie erfreut war über die neue Wendung des eher verkrampften Beginns. Sie stellte die Füße zusammen und lüpfte langsam den Saum ihres Kleides. Ihre stämmigen Beine wurden von glänzend-schwarzen Strümpfen in Form gehalten. Nein, keine Strümpfe:Beim höher und höher Streifen des Kleides kam mehr und mehr das raffinierte Kleidungsstück ans Licht. Eine Art Strumpfhose, die praktisch ihr ganzes Becken frei ließ und nur an den Seiten bis zum Bund hoch ging. In meine Erinnerung huschte der Ausdruck ‚Ouvert-Strumpfhose‘, den ich für solche Dessous einmal gelesen hatte. Auch das, was da so obszön zur Geltung gebr
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