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Kommentare: 25 | Lesungen: 5970 | Bewertung: 8.58 | Kategorie: Teen | veröffentlicht: 13.08.2016

Engelhaft

von

Familie Degenhard ging ins Restaurant der Ferienanlage ihres philippinischen Urlaubsdomizils, eine weitläufige Holzveranda, die ein Palmendach überspannte. Der Abendwind rauschte in den Blättern und aus versteckten Lautsprechern erklang dezente Klaviermusik. Übermäßig voll war es nicht. Es gab genug freie Tische, doch Sabrina, die achtzehnjährige Adoptivtochter der Degenhards, entdeckte eine Familie, deren Sohn ungefähr in ihrem Alter sein musste. Sie kamen vor knapp einer Woche zusammen an. Dem Englisch der Eltern hatte man angehört, dass auch sie aus Deutschland stammten. Bisher hatte sich jedoch keine Gelegenheit ergeben, mit den Dreien bekannt zu werden. Sabrina stupste ihren Vater mit dem Ellenbogen in die Seite und nickte in die Richtung.

Thomas Degenhard, ein sportlicher Frühfünfziger, fuhr sich mit der Hand über seine von den Jahren entblößte Kopfhaut und schaute fragend zu seiner Frau. Veronika Degenhard zuckte mit den Schultern und sagte: »Naja, wir haben uns. Für Sabrina wäre es Anschluss in ihrem Alter.«

»Kannst du ihn nicht am Strand ansprechen?«

Sabrina machte eine unauffällige Fingerbewegung in Richtung des Jungen und schüttelte den Kopf. Ihre Mutter fügte hinzu: »Das stimmt. Ich hab ihn auch noch nie am Strand gesehen. Sei doch mal ein netter Vater.«

Thomas spielte den Empörten und beschwerte sich entsprechend beleidigt: »Ich bin immer ein netter Vater.«

Er warf einen um Bestätigung bittenden Blick zu Sabrina. Das blonde Mädchen zwinkerte ihm zu, zog ihn an der Schulter zu sich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Derartigen Argumenten hatte ihr Vater nichts entgegenzusetzen. Er fügte sich in sein Schicksal und ging seinen Damen voran.

»Guten Abend«, grüßte er die Familie mit ineinandergelegten Händen. »Dürfen wir, soweit in der Ferne, für das Abendessen eine kleine Landeskolonie mit Ihnen gründen?«

Der andere Familienvater, ein Mann mit grauen Locken, gesunder Sonnenbräune, kleinem Bierbauch und ungefähr in Thomas Alter, schaute fragend zu seiner Frau und seinem Sohn. Die beiden hatten die gleiche, rotblonde Haarfarbe und einen hellen Teint, der im Gesicht des Jungen mit einigen Sommersprossen gesprenkelt war. Die Mutter schien wenig begeistert, wusste aber offenbar nicht, wie sie sich aus der Affäre ziehen sollte, ohne unhöflich zu wirken. Ihrem Mann ging es nicht besser, und da sein Sohn gar nicht reagierte, gestattete er es schließlich mit einer einladenden Handbewegung.

Thomas nickte, reichte dem Mann die Hand und stellte sich vor: »Thomas Degenhard, meine Frau Veronika und unsere Tochter Sabrina.«

»Sehr erfreut«, erwiderte der andere Mann und erhob sich mit einem Seitenblick zu seinem Sohn. Dieser rollte mit den Augen, folgte dem Vorbild seines Vaters aber.

»Weber. Manfred Weber. Das ist meine Frau Jennifer und mein Sohn Benjamin.«

»Na, aus Flensburg kommen Sie zumindest nicht«, versuchte Veronika, die Situation aufzulockern, und lächelte herzlich.

»Nein, wir kommen aus Hessen«, antwortete Manfred und betonte seinen Akzent besonders, »aber einen Bämbel haben wir nicht dabei.«

Seine Frau Jennifer bemühte sich, ihr Lächeln natürlich wirken zu lassen, doch es gelang nicht wirklich. Als sie Sabrina die Hand schütteln musste, studierte sie das spärliche Outfit des Mädchens mit missbilligendem Blick.

Die langhaarige Blondine hatte sich zu ihrem knappen Bikini nur ein fast durchsichtiges Tuch als Rockersatz um die Hüften geschlungen. Aus männlicher Sicht gab es sicher nichts, was an ihrem Traumkörper verborgen werden musste. Ihre Haut erstrahlte in gleichmäßiger Zimtbräune und ihre Rundungen waren atemberaubend. Ein kurzer, besorgter Seitenblick zu ihrem Sohn ließ ahnen, warum es ihr missfiel.

Benjamins Augen wussten nicht so recht wohin, als er Sabrina die Hand gab. Die kleinen, festen Brüste sogen an seinem Blick, wie ein Magnet, dem er verzweifelt zu entkommen versuchte.

»Hi«, stammelte er und Sabrina zwinkerte ihm freundlich zu. Als alle saßen, kam der Kellner, brachte die Karten und nahm die Getränkebestellung auf.

»Also, ich nehme einen Rotwein«, sagte Thomas und schaute zu seiner Frau, die nickte. Auch das Ehepaar Weber schloss sich an.

»Und du Sabrina«, fragte Thomas. »Auch einen Wein oder wieder dieses klebrig süße Zeug von Cocktail?«

Sabrina nickte begeistert..

Benjamin merkte zu spät, dass die Reihe an ihm war. Er glaubte, die anderen seien noch abgelenkt und so sahen alle, wie er Sabrina förmlich mit den Augen verschlang. Seine Mutter gab ihm unter dem Tisch einen kleinen Tritt gegen das Schienbein, während sie die anderen überspielend anlächelte.

Benjamin schreckte auf: »Was?«

Seine Mutter unterdrückte die Wut über seine Aggressivität und entgegnete betont freundlich: »Wenn du dem Kellner auch kurz sagen würdest, was du trinken willst.«

»Ne Cola.«

Der Kellner verschwand und Manfred Weber beeilte sich, den Smalltalk zu eröffnen.

»Woher kommen Sie denn?«

»Aus der Nähe von Hamburg«, antwortete Veronika.

»Ach, Hamburg. Eine wunderschöne Stadt«, schwärmte Jennifer plötzlich. »Wir waren vor zwei oder drei Jahren dort. Kleiner Kurzurlaub mit Musicalbesuch.«

»Ah, was haben Sie sich angesehen.«

»König der Löwen.«

»Ein tolles Stück.«

Die Unterhaltung der Eltern plätscherte so dahin, die Getränke kamen, die Essensbestellung wurde aufgegeben. Nach dem Essen tippte Sabrina ihre Mutter an, die entschuldigend mit den Schultern zuckte.

»Nein, Liebes, ich hab nichts dabei. Ich hatte ja keine Ahnung, dass du dich irgendwo dazusetzen willst.«

Sabrina rollte mit den Augen, dann wandte sie sich um und suchte den Kellner. Sie winkte ihn heran. Als er ankam, machte sie eine Geste, als würde sie mit der einen Hand etwas auf die andere Handfläche schreiben. Der Kellner zückte sofort Kugelschreiber und Block und machte sich schreibbereit. Doch Sabrina versuchte stattdessen, ihm vorsichtig beides abzunehmen. Er verstand erst nicht. Sie machte ihre Schreibgeste noch einmal und zeigte dann auf sich. Er überließ ihr die Sachen. Sabrina schrieb mit enormer Geschwindigkeit, aber in einer wunderschön leserlichen Mädchenschrift: »Was machst du so? Ich hab dich noch nie am Strand gesehen.«

Dann schob sie den Block zu Benjamin.

Auf die verwirrten Blicke erklärte Thomas Degenhard: »Sabrina spricht nicht.«

»Taubstumm?«, rutschte es Jennifer heraus. Ihr Ton schwankte zwischen Mitleid und der Genugtuung, dass ein derart perfektes Mädchen doch ein Makel hatte.

»Nein, nein«, widersprach Thomas, »taub schon mal gar nicht. Sie hört ganz normal. - Und nur zu oft, was sie nicht hören soll.« Er schielte seine Tochter mit einem provozierenden Grinsen an und zwinkerte ihr mit einem Auge zu. »Und stumm ist auch nicht ganz richtig. Sie lacht und schreit. Ihre Stimmbänder sind voll funktionstüchtig, aber aus irgendeinem Grund, den bisher noch niemand ergründen konnte, spricht sie einfach nicht. Sprachen selbst sind für sie ein Hobby. Vokabeln, Grammatik, das alles scheint, ihr zu zufliegen. Sie beherrscht Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und seit neustem hat sie sogar arabisch angefangen. Aber sie spricht in keiner Sprache dieser Welt ein Wort. Wir unterhalten uns in Zeichensprache.«

»Ach«, sagte Manfred verblüfft. »Ist es vielleicht dann eher die Psyche?«.

»Wir haben sie von einem Arzt zum nächsten Psychologen geschleppt«, antwortete Veronika, »Sogar Delfintherapie. Niemand konnte irgendeinen Grund feststellen, warum sie nicht sprechen will.«

Sabrina wackelte mit dem Kopf und zog eine abfällige Grimasse, da sie es leid war, zum tausendsten Mal ihre Krankengeschichte zu hören. Sie wandte sich wieder an Benjamin und tippte mit dem Stift auf ihre Frage.

Benjamin drückte sich, als sei es eine große Anstrengung, aus der Rückenlehne des Stuhls hervor und suchte mit ein paar Blicken Rat bei seinen Eltern. Seine Mutter blinzelte nervös und spielte mit ihren Fingern. Sein Vater schluckte hörbar. So griff Benjamin nach dem Stift in Sabrinas Hand.

»Du kannst ihr einfach antworten. Sie hört jedes Wort«, erklärte Veronika noch einmal.

Benjamin räusperte sich, als seine Mutter auch schon für ihn antwortete: »Benjamin ist nicht am Strand. Er segelt lieber. Wir haben ihm ein Boot gemietet und damit macht er am Tag so seine Touren. Sportlich halt, unser Benny.«

Benjamin verdrehte bei der Betitelung die Augen. Sabrinas leuchteten jedoch auf. Sie zog den Block zurück und schrieb: »Cool. Nimmst du mich mal mit?«

»Benny segelt vor allem aus sportlicher Motivation«, erklärte seine Mutter für ihn. »Da muss mit Wende und Spinnacker setzen schon alles passen. Eine zusätzliche Person wäre ihm da eher im Weg.«

»Ach, bitte. Ich mach mich auch ganz klein und bleibe genau an der Stelle, die du mir zeigst«, notierte Sabrina.

Benjamin warf seinen Eltern einen schwer zu deutenden Blick zu. Zum einen drückte er die Hoffnung aus, sie mögen ihn davor bewahren, zum anderen enthielt er Traurigkeit, diesen Wunsch abschlagen zu müssen.

»Nein, ich glaube, es ist besser, Ben fährt allein«, schaltete sich nun sein Vater ein. »Es ist ja auch eine gewisse Verantwortung, einen Passagier mitzunehmen.«

»Ich kann schon auf mich aufpassen.«

»Kind«, widersprach Manfred, nach dem er ihren Einwand gelesen hatte »das da draußen ist der Ozean und nicht eure Binnenalster.«

»Ich würde aber sooooooo gerne.«

»Es wäre uns aber lieber, Benny segelt allein.«

Sabrina schmollte. Die Ablehnung passte ihr genauso wenig, wie die Tatsache, dass sie dieses Gespräch mit Benjamins Eltern führen musste, anstatt mit ihm.

Benjamin schien die Situation auch nicht zu behagen. Er stand auf und erklärte: »Ich will morgen früh los. Gute Nacht. Hat mich gefreut, Sie kennen gelernt zu haben.«

Veronika warf ihrer Tochter einen kurzen, mitfühlenden Blick zu. Sabrinas Schultern sackten herunter. Die Hoffnungen auf einen netten Abend hatten sich zerschlagen. Sie seufzte und machte ein paar schnelle Handzeichen.

»Gute Nacht, Spatz«, sagte ihr Vater und strich ihr tröstend über den Rücken, während sie aufstand, sich mit einem Nicken bei den Webers verabschiedete und mit schlurfenden Schritten die Terrasse verließ. Kaum hatte sie den Sichtbereich ihrer und vor allen Dingen Benjamins Eltern verlassen, rannte sie jedoch los. Sie hatte genau beobachtet, in welche Richtung der Junge in die Dunkelheit verschwunden war und holte ihn ein, bevor er seinen Bungalow erreichte. Benjamin hörte ihre laufenden Schritte, drehte sich kurz um, verdrehte die Augen und schaute demonstrativ in die andere Richtung, als sie an seiner rechten Seite erschien. So untrüglich dieses Zeichen auch sein mochte, so wenig ließ Sabrina sich davon abhalten, ihm trotzdem ihren Block unter die Nase zu halten, auf dem stand: »Ich hätte total Lust, einmal segeln zu gehen.«

»Aber du hast doch gehört: Meine Eltern wollen es nicht.«

Sie lächelte verschwörerisch, als sie schrieb: »Sie müssen ja nichts davon erfahren.«

Seine blauen Augen fuhren noch einmal jede heiße Kurve ihres atemberaubenden Körpers nach. Dann wandte er sich mit einem Ruck ab, als müsse er sich losreißen.

»Es geht nicht. Ich darf nicht.«

Sabrina blieb enttäuscht stehen und verschränkte die Arme beleidigt vor der Brust.

*****

Die Sonne schickte gerade die ersten Strahlen über den Horizont, als Benjamin die beiden Wasserkanister unter Deck verstaute. Vierzig Liter Wasser waren zwar weit mehr, als er je auf der geplanten Tagestour trinken würde, aber auf See wusste man nie. Er war lieber gut vorbereitet. Außerdem erschien ihm der fünf Meter zwanzig lange Daysailor am gestrigen Tag ein wenig zu leicht. Er stieg wieder auf den Steg und bückte sich, um seinen Rucksack mit dem Proviant, dem Fotoapparat und dem Fernglas aufzuheben, als er laufende Schritte hörte.

Es war die heiße Blondine von gestern Abend. Über ihrer Schulter hing der Riemen einer gestreiften Strandtasche. Ihre Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden und auf ihrem Kopf schaute eine Sonnenbrille in den Himmel.

Ärger stieg in Benjamin auf. Warum konnte sie ihn nicht in Ruhe lassen? Seine Augen verschlangen wieder ihren Körper. Ihre schlanken Beine verschwanden unter einem blauen Wickelrock aus einem leichten Stoff. Ein luftiges Top flatterte um ihren Oberkörper, aber der Junge erinnerte sich noch viel zu gut an den Anblick ihrer Brüste.

Seine Hände begannen zu schwitzen und der Speichel lief ihm im Mund zusammen, doch in seinem Kopf hämmerte: Verboten! Verboten!

Sie erreichte ihn und hatte diesmal ein Tablet dabei, auf das sie jedoch nicht tippte, sondern mit dem Finger schrieb.

»Guten Morgen. Mann, du bist ja schon früh hoch.«

Er zuckte gleichgültig mit einer Schulter, schnappte sich seinen Rucksack und stieg ins Boot.

»Kann ich nicht doch mit?«

Sie hielt das Tablet am gestreckten Arm vor sich und schielte ihn mit gesenktem Kopf von unten an.

»Nein«, antwortete er einsilbig.

Ein Knopfdruck in die untere linke Ecke des Tablets, und die Schrift verschwand. Sie schrieb wieder mit unglaublicher Geschwindigkeit: »Ach, komm schon. Deine Eltern sehen doch nicht, wie ich zu dir ins Boot steige und wenn’s sein muss, spring ich auf der Rückfahrt rechtzeitig ins Wasser und schwimm den Rest an Land, damit sie es nicht merken.«

»Nein, das geht nicht«, blieb er hart.

»Warum nicht?«

Benjamin seufzte. Irgendwie glaubte er, auf Sprache in diesem Moment besser reagieren zu können. Ihr Blick und die Worte auf dem Tablet, die nur vom Wasserplätschern, der kleinen Wellen an den Steg und Rufen der Seevögel begleitet wurden, wirkten so viel entwaffnender. »Das ist zu gefährlich«, sagte er schließlich.

»Ich bin eine hervorragende Schwimmerin.«

»Ja, nein, aber schon das Tablet. Was ist, wenn das ins Wasser fällt oder sonst wie nass wird? Am Ende bin ich schuld.«

Sabrina kniete sich an den Rand des Stegs und tauchte das Tablet bis zu ihrem Ellenbogen ins Wasser, zog es wieder heraus, und noch während das Wasser von der Oberfläche perlte, schrieb sie: »Kein Problem bis 60m Tiefe.«

Benjamin kämpfte darum, sich unbeeindruckt zu zeigen. Dann fiel ihm etwas viel Naheliegenderes ein. Er deutete mit dem Finger zu ihren Füßen und meinte: »Außerdem hast du keine...«

Er musste den Satz abbrechen, als seine Augen seinem Fingerzeig folgten. Sie trug nagelneue Segelschuhe.

Mit einem Kopfschütteln versuchte er, seine Gedanken zu sortieren.

»Außerdem habe ich nur eine Schwimmweste an Bord.«

Dieser Einwand traf ins Schwarze. Sie kniff ärgerlich die Augen zusammen und stampfte leicht mit dem Fuß auf. Doch im nächsten Moment schnipste sie mit den Fingern, stellte ihre Tasche ab und rannte davon.

Benjamin blieb wie angewurzelt stehen und sah ihr ungläubig nach. Sie verschwand in der kleinen Baracke des Hafenmeisters und es dauerte keine Minuten, bis sie wieder mit einer Schwimmweste herausgerannt kam, mit der sie Benjamin winkte.

Erst jetzt fiel diesem ein, dass er die Zeit ja zum Ablegen hätte nutzen können. Er brach in hektisches Treiben aus, rannte zum Bug und löste die Vertäuung. Als er die Heckleine löste, stand sie wieder bei ihm und strahlte ihn an.

Er stöhnt: »Glaub mir, es ist besser für uns beide, wenn du nicht mit kommst.«

»Bitte!« Als Ausrufezeichen malte sie ein Herz. Dann schrieb sie hinzu: »Komm schon. Achtzehn und mit den Eltern am Strand rumhängen. Das ist ätzend.«

Sie löschte die Schrift und schrieb neu: »Ich fühl mich da echt wie das fünfte Rad am Wagen. Nur Gruftis und Pärchen. Du bist der Einzige hier in meinem Alter.«

Benjamin schluckte. Er musste ablehnen, aber es fiel ihm schwer, so wahnsinnig schwer.

»Ich würde so gerne einmal auf dem Ozean segeln.« Sie löschte die Schrift und dann schrieb sie betont langsam, damit er Bogen für Bogen las: »Erfüllst du mir einen Wunsch, erfüll ich dir auch einen.«

Benjamin krallte die Finger ineinander, bis er seine Fingernägel fast auf den Knochen spürte, aber er brachte es nicht fertig, dieses Angebot abzuschlagen. Resignierend ließ er die Schultern sinken und nickte ins Boot.

Sabrina stieß einen kurzen, quietschenden Freudenschrei aus. Es war merkwürdig, einen Laut von ihr zu hören, dachte Benjamin, während er die Heckleine ins Boot warf, es sanft abstieß und dann hinter her sprang.

»Okay, wo soll ich mich hinsetzen?«, stand auf dem Tablet.

»Ist hier im Hafen noch egal. Raus fahren wir erstmal mit Motor«, erklärte Benjamin. »Ich hisse erst weiter draußen die Segel. Dann zeig ich dir alles.«

Sabrina nickte.

»Dachte, am Morgen ist es frischer. Stört`s dich, wenn ich ein paar Klamotten ausziehe?«

Er schluckte hart. So viel trug sie ja gar nicht. Bemüht, cool und gleichgültig zu wirken, zuckte er mit den Schultern.

Sie wickelte den Rock ab und zog das Top über den Kopf. Darunter trug sie einen schlichten, weißen Bikini, der auf ihrer zimtbraunen Haut geradezu leuchtete, als das Licht der Morgensonne auf ihn fiel.

Benjamin verkrampfte seine Hand um den Griff des Außenbordmotors, bis seine Knöchel weiß wurden. Sie sah verboten scharf aus. Verboten!

*****

Das Ehepaar Degenhard füllte sich am Frühstücksbüffet die Teller, als die Webers den überdachten Außenbereich betraten. Die Vier begrüßten sich und suchten sich einen gemeinsamen Platz, denn der Abend war, nach dem die Kinder verschwunden waren, noch sehr nett geworden. Jennifer Weber war regelrecht aufgetaut und es hatte sich eine lustige Unterhaltung ergeben, bei der auch der Wein nicht zu kurz kam.

»Haben Sie gut geschlafen?«, erkundigte sich Veronika Degenhard.

Jennifer Weber schaute verträumt zum Himmel und antwortete mit einem Seufzer: »Ach, das lässt sich so einfach gar nicht sagen. Ich hab gar nicht viel geschlafen, glaube ich, aber das Meeresrauschen durch das offene Fenster zu hören ist einfach traumhaft und so wahnsinnig entspannend. Ich hab das Gefühl, jeder Welle gelauscht zu haben. So eine Ruhe kennen wir aus Frankfurt natürlich nicht.«

»Ja, ich finde es auch traumhaft«, stimmte Veronika zu.

Der Concierge des Hotels, ein schmächtiger Phillipino in prunkvoller, traditioneller Kleidung, ging durch die Stuhlreihen und erkundigte sich bei den Gästen, ob alles zu ihrer Zufriedenheit sei. Sein Lächeln wirkte nicht aufgesetzt. Er schien sich wirklich über jede positive Bestätigung zu freuen. Und um sich bei den Gästen einzuschmeicheln, versuchte er, je nach Nationalität, ein paar Worte in deren Landessprache zu sprechen. Als er die beiden deutschen Ehepaare sah, ging er mit ausgebreiteten Armen auf sie zu und begrüßte sie mit den Worten: »Ah, die Apfel fallen nicht zu weit von Stamm. Sagt man nicht so, in Deutscheland?«

»Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm«, korrigierte Thomas Degenhard, »ja, das ist eine deutsche Redensart. Wie kommen Sie darauf?«

»Nun, die Mamas und die Papas sitzen hier zusammen und die Kinders gehen zusammen segeln.«

Jennifer Weber zuckte zusammen und schaute auf, wie ein Lamm, das sich dem hungrigen Wolf gegenübersah.

»Wie?«

»Oh, habe ich falsch gesagt?«

»Nein, nein, nein«, widersprach sie. »Wie kommen Sie darauf, dass Benjamin mit ...«

Der Concierge lächelte erleichtert, dass sein Deutsch doch verständlich war, und erklärte: »Nun, Herr Benjamin ging wie immer früh hinaus. Wenig später kam Fräulein Sabrina und fragte nach ihn. Sie hatte auch eine Stift und eine Papier dabei. Von gestern aus Restaurant, sagt sie. Nun, ich wollte nicht neugierig, aber auf Papier stand: Darf ich kommen mit? Also habe ich glauben, Fräulein Sabrina und Herr Benjamin seien zusammen raus mit die Boot. Ist das falsch.«

»Ja«, murmelte Jennifer vor sich her, als ihr die anderen wieder aufzufallen schienen. »Äh, nein«, antwortete sie und lachte nervös. »Ich meine, danke.«

»Bitte schön.«

Unter einer höflichen Verbeugung drehte der Concierge sich weg und ging zum nächsten Tisch.

Jennifer legte die Hände wie beim Gebet zusammen, stützte ihre Ellenbogen auf den Tisch und verbarg ihre untere Gesichtshälfte dahinter.

»Verdammt, verdammt, verdammt«, zischte sie zu ihrem Mann, »ich habe Benny, extra noch einmal ausdrücklich gesagt, dass er sich von dem Mädchen fernhalten soll. Er hat es mir fest versprochen.«

Manfred Weber presste die Lippen nachdenklich aufeinander und antwortete kurze Zeit später. »Vielleicht ist sie ja ganz woanders hin.«

»Wer’s glaubt. Warum hat sie wohl nach ihm gefragt.«

»Vielleicht hat er sie ja auch abgewiesen. Das weißt du doch gar nicht.«

»Und wo ist sie dann?«

Manfred schaute Veronika und Thomas an, als hätten sie unmöglich etwas von der Unterhaltung der beiden mitbekommen können und fragte: »Haben Sie Ihre Tochter heute schon gesehen?«

Die beiden schüttelten die Köpfe und Veronika erklärte: »Sabrina hat einen eigenen Bungalow. Wenn sie schon noch mit Mama und Papa verreisen muss, dann wenigstes mit eigener Bude, hat sie verlangt.«

Jennifer sog Luft in unterdrückter Wut ein. »Kann ihre Tochter kein Nein akzeptieren?«

»Doch, schon«, antwortete Thomas, plusterte die Wangen auf und entließ die Luft mit einem Laut des Unverständnisses, bevor er seine Tochter verteidigte, »aber ich hab gestern schon nicht so recht verstanden, wo das Problem liegt. Ich meine, Verantwortung für Passagiere. Ich bitte Sie. Und so eine Strafe kann es für einen jungen Mann ja nun auch nicht sein, wenn er jemanden wie unsere Sabrina einmal mitnimmt und an diesem Tag vielleicht mit etwas weniger sportlichem Ehrgeiz segelt.«

»Sie haben ja keine Ahnung«, erwiderte Manfred in unheilvollem Unterton.

Veronika rümpfte leicht spöttisch die Nase. »Sie tun ja so, als trainiere er für die Olympiade.«


»Nein, tut er nicht«, widersprach Jennifer ungehalten, »aber das gibt Ihrer Tochter noch lange nicht das Recht, sich über unsere Entscheidungen hinweg zu setzen.«


Für Thomas wurde diese Unterhaltung nun eher lächerlich. Er fragte: »Wie alt ist Benjamin?«

»Achtzehn«, antwortete Manfred.

»Sehen Sie, unsere Sabrina auch. Es mag uns zwar schwerfallen, aber im Prinzip haben wir da nichts mehr zu melden. Die beiden sind alt genug, selbst zu entscheiden, was sie tun oder lassen.«

Jennifer Webers Lippen zitterten, als sortiere sie Worte, die sie Thomas jeden Moment an den Kopf werfen wollte. Ihre Finger suchten auf der glatten Tischplatte nach Halt. Schließlich stand sie mit einem Ruck auf, stieß den Stuhl mit den Kniekehlen nach hinten und verkündete: »Ich muss zum Hafen.«

*****

Benjamins Blut kochte und seine Hose schien, jeden Moment explodieren zu wollen, so extrem quälte ihn der Druck in seinem steinharten Penis.

Sie waren hinausgefahren, wo er den Motor abgestellt und eingeholt hatte, bevor er die Segel setzte. Es wehte eine gute Brise. Sie kamen gut voran. Benjamin hatte Sabrina erklärt, was sie bei einer Wende zu tun hatte und sie beherrschte es nach zwei Proben nahezu perfekt. Den Worten seines Vaters folgend, legte Benjamin den Daysailor nicht so hart an den Wind wie sonst, sondern ließ sich gemächlich dahin treiben, bis Sabrina ihn fragte, ob sie nicht schneller fahren könnten, worauf er ihr erklärte, dies ginge nur, wenn sie das Trapez benutzen würden. Sie war sofort begeistert und nun hing sie, die Füße auf der Reling, mit ihrem ausgestreckten Körper in der Stoffschlaufe, die ihren Rücken hielt, und lehnte sich gegen den Wind. Sie lachte vergnügt, wenn der Bug von einem Wellenkamm in den nächsten stürzte und die Gischt aufspritzte. Ihre Haare wehten im Wind, Wassertropfen perlten über ihre nackte Haut und ließen den Stoff ihres weißen Bikinis immer durchsichtiger werden. Ihre Arme hielt sie ausgestreckt über sich, die Hände um das Seil gefasst, das das Trapez mit der Spitze des Masts verband.

Dieser Anblick löste wilde Fantasien bei Benjamin aus. Ihre Nippel zeichneten sich in den nassen Stoffdreiecken des Bikinioberteils ab. Er konnte den Farbunterschied zwischen Brustwarze und Haut erkennen.

Plötzlich drehte Sabrina ihren Kopf und schaute zu ihm. Ihr Lachen verschwand und so etwas wie eine schuldbewusste Mine zeigte sich. Sie knickte die Knie ein.

Ben lenkte reaktionsschnell gegen und legte das Boot sanfter in den Wind, so dass sie sich wieder neben ihn setzen konnte.

»Hey«, ermahnte er sie, »das kannst du nicht so ohne Vorwarnung tun, sonst kentern wir noch.«

Sie entschuldigte sich mit einem schuldbewussten Blick, nahm ihr Tablet und schrieb: »Tut mir leid. Segeln ist geil. Ich hatte noch nie so einen Spaß auf dem Wasser. Danke, dass du mich mitgenommen hast.«

Ihre Freude und ihr Dank waren ihm peinlich und er wandte seinen Blick ab. Sie holte ihn mit ihrer Hand unter seinem Kinn zurück und verwies auf den Bildschirm.

»Okay, du hast mir meinen Wunsch erfüllt. Welchen kann ich dir jetzt erfüllen?«

Er erstarrte. Ob mehr vor der Tatsache, dass sie diesen Satz vorhin nicht nur so daher gesagt hatte, sondern wirklich ernst meinte, oder vor den Möglichkeiten, die er sich verbieten musste, wusste er nicht.

Er umfasste das Handgelenk unter seinem Kinn mit sanftem Griff. Pfirsichweiche, warme Haut. Sein Herz pochte. Seine Augen irrten auf der Suche nach einer Antwort umher. Was er sich wünschte, wusste er genau, doch das durfte er nicht.

»Nein, schon okay. Hab dich gerne mitgenommen«, log er.

»Nein, nein, Ben«, schrieb Sabrina, »so war es abgemacht. Also sag!«

Er suchte nach etwas, dass er sich wünschen durfte. Sein Blick fiel auf das Nackenband seiner Fotokamera, das aus seinem Rucksack hing. Er griff danach und antwortete, erleichtert: »Ich würde gerne ein Foto von dir machen.«

Es gab kein schüchternes Okay, wie er es erwartet hatte. Sie warf sich auch nicht bereitwillig in Pose, wie es sich ein Mädchen mit ihrem Aussehen leisten konnte, sondern sie tat das Schlimmste, dass sie tun konnte. Sie verzog das Gesicht zu einer spöttischen Miene, die unmissverständlich sagte: ›Das kann unmöglich dein Ernst sein.‹

Das Gefühl, durchschaut worden zu sein, nagte an ihm. Das schönste Mädchen der Welt saß in seinem Boot und nahm ihm nicht ab, dass er nur ein Foto wollte. Sie fragte sich vermutlich, ob er überhaupt schon etwas von Blumen und Bienen gehört hatte. Aber es war verboten, alle hatten ihm das gesagt.

Der Frosch in seinem Hals drohte ihn zu ersticken und musste mit aller Härte heruntergeschluckt werden. Er musste wenigstens einen Testballon starten. Mit unsicherer Stimme fügte er hinzu: »Ohne den Bikini.«

*****

Jennifer Weber legte in ihren forschen Gang immer wieder einige hastige Laufschritte ein. Ihr Mann hatte Mühe ihr zu folgen und auch die Degenhards mussten fast in einen leichten Dauerlauf übergehen, um nicht zu weit zurückzufallen. Sie verstanden nicht, was die Frau aus Frankfurt zu einer solchen Besorgnis trieb.

Sie erreichten den kleinen Yachthafen. Jennifer stürmte auf das Hafenbüro zu und riss die Tür auf, dass der darin sitzende Mann, ein korpulenter Australier mit hellbraunen Locken, einem an den Enden weit heruntergezogenen Schnurrbart und kristallklaren blauen Augen, fast seinen Morgenkaffee auf seine haarige Brust verschüttet hätte. Gerade noch rechtzeitig konnte er sich im Schreck auf den auf zwei Beinen nach hinten gekippten Stuhl nach vorne fallen lassen, um die heißen Topfen lieber auf seinen Schreibtisch, als auf seine nackte Haut zu vergießen.

Er rückte seine Kapitänsmütze zurecht, während er die Eintretenden mit einem missbilligenden Blick belegte. Wer konnte an einem so schönen Morgen solche Hektik verbreiten?

»Guten Morgen, Darran«, blaffte Jennifer ihn in Englisch an, als sei er an allem schuld.

»Guten Morgen, Frau Webber.« Die deutschen Anreden kannte er offenbar. »Irgendwelche Probleme?«

»Ist unser Sohn heute rausgefahren?«

»Sicher. Wie jeden Morgen.«

»Wirklich wie jeden Morgen?«, hakte Manfred nach und Darran erkannte sofort, was gemeint war. Er lächelte schräg und schielte die anderen verschwörerisch an, so als müssten die Eltern stolz auf ihren Sohn sein, wenn sie die folgende Information hörten: »Okay, nicht ganz wie jeden Morgen. Da war natürlich dieses wirklich heiße Zuckerbaby bei ihm.«

»Sind sie zusammen rausgefahren?«, fragte Jennifer hastig nach.

Darran nickte. Er konnte sich nicht erklären, wo das Problem lag. Er hätte dieses Mädchen überall mit hingenommen, und wenn Benjamin sein Sohn wäre, hätte er ihm heute Abend einen anständigen Whiskey für diesen Spitzenfang spendiert. Dann jedoch fiel im ein, was Deutsche für ein Problem sehen konnten: Verordnungen, Bestimmungen, Regeln. Also versuchte er, die Aufregung zu schlichten, in dem er berichtete: »Ach, mach dir keine Sorgen. Ben ist ein korrekter Deutscher. Er hat darauf bestanden, dass sie eine Schwimmweste mitnimmt. Ich hab ihr selbst eine gegeben. Es wird also niemand untergehen. Außerdem ist Ben ein wirklich ausgezeichneter Skipper, wie mir scheint. Als er gestern Abend rein kam, konnte ich noch ein paar Wenden von ihm sehen. Er ist fast mit voll Speed in die Hafeneinfahrt, dort aber fiel augenblicklich das Segel und mit dem Restschwung konnte er noch genau wenden und an seine Position am Steg fahren. Ich war wirklich beeindruckt.«

Zu Darrans Überraschung löste sein Bericht jedoch keine Beruhigung aus.

»Scheiße, scheiße, scheiße«, murmelte Jennifer vor sich her. »Das hätte nicht passieren dürfen.«

»Was ist denn los?«, wollte Veronika wissen und legte ihre Hand beruhigend auf Jennifers Schulter. Diese ruderte sie mit einer ausladenden Armbewegung herunter und wandte ihr noch deutlicher den Rücken zu.

»Es ist los, dass Ihre Tochter einfach nicht gehorchen kann.«

Manfred nahm seine Frau beruhigend in den Arm.

»Schatz, das alles bedeutet noch gar nichts. Es muss nichts passiert sein.«

Sie warf ihm einen Das-glaubst-du-doch-selbst-nicht-Blick zu.

»Soll ich ihn anfunken?«, fragte Darran, der immer noch nicht kapierte, was los war.


»Das kannst du?«

»Sicher.«

Im Gefühl, wieder Herr der Situation zu werden, ging Darran zum Funkgerät, justierte einige Knöpfe, nahm das Mikrophon und gab einen Ruf heraus.

*****

Während der Schweiß aus jeder Pore seines Körpers drang und ihn im Seewind frösteln ließ, trocknete Benjamins Kehle aus. Er bekam kaum mehr einen Tropfen Speichel zusammen und schluckte er ihn herunter, fühlte es sich an, als wäre sein ganzer Rachen aufgerissene Erde.

Sabrina empfand seinen Zusatzwunsch offenbar als glaubwürdiger. Sie stand von der kleinen Seitenbank auf, suchte in dem schaukelnden Boot breitbeinig einen sicheren Stand, streckte die Arme wie eine Tempeltänzerin über den Kopf, und während ihre Handgelenke umeinander kreisten, sanken sie in ihren Nacken und lösten den Verschluss.

Zu Benjamins Bedauern blieben die Bänder auf Sabrinas nasser Haut kleben und rutschten nicht herunter, so dass sie die kleinen Stoffdreiecke mitzogen. Alles blieb an seinem Platz, doch seine Aufregung stieg, denn sie löste auch den Verschluss auf ihrem Rücken. Ihre Hände legten sich auf ihre appetitlich runden Brüste und schoben den Stoff in einer streichelnden Bewegung herunter.

Egal wie schwer es war, den Frosch vor wenigen Augenblicken herunterzuschlucken. Sein Herz hämmerte Benjamin nun einen noch festeren Pfropfen in den Hals. Was geschah hier?

Sie warf ihm das Oberteil mit einem kecken Handgelenksschwung provozierend ins Gesicht. Ihre andere Hand wanderte ihren flachen Bauch hinab, zwischen die Beine und rieb genüsslich ihren Schamhügel. Dann schob sie ihre Finger von der Taille die Hüften hinab, wobei sich der jeweilige Mittelfinger unter das kleine Bändchen des Slips schob. Der ohnehin schon knappe Slip wurde immer enger zusammengeschoben. Schließlich gab er die Sicht frei. Sie war rasiert.

Benjamin rang nach Luft. Wie lange konnte er sich noch beherrschen. In ihm erwachte ein Panther, der nach Beute gierte. Die Gelegenheit war so günstig, einfach unwiderstehlich. Er hielt sich an der Reling und der Ruderpinne fest, um jetzt nichts Dummes zu tun, aber er wollte, er wollte so sehr. Und es war ja auch niemand in der Nähe. Wenn seine Mutter, sein Vater und all die anderen wüssten, was er sich jetzt wünschte.

Das Funkgerät rauschte und eine Stimme erklang. Egal wer nach ihm rief. Er tat es im Auftrag seiner Eltern. Sie durften nichts erfahren.

Benjamin sprang vor, schaltete das Gerät aus. Er wollte nichts hören. Niemand durfte etwas hören. Durch sein plötzliches Hochschnellen wankte das Boot. Den Schaukler in die eine Richtung hatte Sabrina noch ausgleichen können, doch die Bewegung in die andere riss sie um. Auch Benjamin wurde auf die Sitzbank zurückgeworfen und das nackte Mädchen fiel genau über seine Knie.

Er spürte ihre nackte Haut auf seinen Beinen. Wie weich, wie warm, wie lebendig war dieser Körper. Wie wunderbar musste es sein, sie an all den verbotenen Stellen zu berühren. Er griff nach dem nächstliegenden Seilende, packte ihre Arme, zerrte sie auf den Rücken, schlang das Seil in schnellen Windungen um ihre Handgelenke und zog es mit einem einfachen Schlaufenknoten zusammen.

*****

»HQ für Echo Echo Charlie Fox!«, rief Darran zum x-ten Mal ins Mikrophon, ließ die Sprechtaste los und lauschte ins weiße Rauschen des Lautsprechers.

»Vielleicht hat er abgeschaltet?«

Thomas und Veronika tauschten Blicke mit dem rundlichen Hafenmeister, die sagten, dass sie sich gut vorstellen konnten, warum zwei junge Menschen, alleine auf einem Segelboot, das Funkgerät ausschalteten. Dass sie darin aber noch keinen besonderen Grund zur Sorge sahen.

Jennifer griff sich in die Haare, als wollte sie sich alle gleichzeitig ausreißen, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.

Ihr Mann nahm sie liebevoll in den Arm und flüsterte ihr zu: »Es muss nichts passiert sein, Schatz. Alle haben gesagt, seine Therapie war erfolgreich.« Es wirkte jedoch, als versuche er sich selbst, von seinen Worten zu überzeugen.

»Meinen Sie nicht, Sie sollten uns endlich sagen, was für ein Problem es gibt?«, fragte Thomas in ruhigem, aber fordernden Ton.

Das Ehepaar Weber sah sich einige Zeit schweigend an. Die ersten Tränen liefen über Jennifers Wangen. Das schlechte Gewissen der beiden war beinahe spürbar. Schließlich nahm Manfred einen entschlossenen Atemzug.

»Es ist etwas mit Benjamin.«

Er räusperte sich. Die Informationen, die er nun preisgeben musste, kamen ihm nicht leicht über die Lippen.

»Es ist, also, Benny ist… bei Mädchen schon einmal…« Er suchte nach dem richtigen Wort. »… auffällig geworden.«

»Was meinen Sie mit ›auffällig‹?«, hakte Veronika nach.

Die Webers hielten keinem Blick mehr stand, doch die Art wie sie Löcher in die Umgebung starrten, sagte genug.

»Wollen Sie damit sagen, ihr Benjamin hat schon einmal ein Mädchen verge…«

»Versucht!«, unterbrach Jennifer Veronikas Vermutung. »Versucht! Es ist nie zum Äußersten gekommen. Aber deshalb haben wir ja auch alles getan, ihn von Mädchen wie ihrer Tochter fernzuhalten. Es wäre auch nichts passiert, wenn Ihre Sabrina…«

»Ben und Mädchen?«, hakte Darran nach, der sich die Zusammenhänge des deutschen Gesprächs zusammenreimte. Er schüttelte enttäuscht den Kopf. »Scheiße. - Und der Junge sah so nett aus.«

»Er ist auch nett«, beteuerte Jennifer. »Ein ganz lieber Junge.«

»Okay, was jetzt? Polizei? Küstenwache?«, fragte Darran mit dem Blick zu den Degenhards.

»Haben die eine Chance, zwischen den ganzen Inseln ein kleines Segelboot zu finden?«, wollte Manfred wissen.

Darran brach in wilde Geschäftigkeit aus. »Sie sind weg seit...« Er schaute auf die Uhr, rannte dann zu seinem Laptop, auf dem er die aktuelle Windgeschwindigkeit ablas. Er rechnete im Kopf, rannte zu einer an der Wand hängenden Seekarte des Gebietes und fuhr mit dem Finger darüber. »Der Radius müsste sich eingrenzen lassen«, sagte er.

»Das darf doch alles nicht wahr sein. Nicht schon wieder.«

Jennifer tippelte aufgeregt im Kreis und schüttelte die Hände, als seien sie nass. Ihr Atem raste.

»Beruhige dich, Schatz«, versuchte ihr Mann, auf sie einzuwirken und ihren Gang, mit einem sanften Griff um ihre Schultern, zu stoppen.

*****

Das Boot wäre beinahe gekentert. Blitzschnell hatte Benjamin im letzten Moment die Ruderpinne herumgerissen und das Schlimmste verhindert. Doch mit dem Schreck verschwanden auch all die wilden Fantasien auf einen Schlag aus seinem Kopf. Nun schaute er voller Entsetzten auf das, was passiert war.

Er hatte es schon wieder getan. War er wirklich verrückt? Krank? Bilder von zermürbenden Verhören durch den Schulleiter schwirrten durch seinen Kopf, die Scham seiner Elt

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Kommentare


duenen
dabei seit: Aug '01
Kommentare: 92
schrieb am 13.08.2016:
»Ein Engel auf Reisen«

tmicki
dabei seit: Jan '01
Kommentare: 9
schrieb am 13.08.2016:
»OMG was für eine geile Story«

Kojo75
dabei seit: Mär '14
Kommentare: 10
schrieb am 13.08.2016:
»Sehr gut geschrieben schöne Geschichte«

dryver
dabei seit: Apr '05
Kommentare: 254
schrieb am 13.08.2016:
»Wunderbar geile Story«

Rubenso
dabei seit: Feb '02
Kommentare: 6
schrieb am 14.08.2016:
»tolle Geschichte,hab eine kleine Träne zerdrückt«

michael36
dabei seit: Dez '01
Kommentare: 27
schrieb am 14.08.2016:
»da kommen ganz andere aber ebenso wundervolle Gefühle auf als sonst beim Lesen von SeVac Geschichten - leider konnte ich nur 3x10 Punkte vergeben«

Sodi51
dabei seit: Mai '03
Kommentare: 29
schrieb am 15.08.2016:
»Eine wunderschöne Geschichte.«

katrinkatrin
dabei seit: Feb '03
Kommentare: 358
schrieb am 15.08.2016:
»Super !!!«

roterbsc
dabei seit: Okt '02
Kommentare: 63
schrieb am 15.08.2016:
»Einfach nur toll«

longwire
dabei seit: Feb '05
Kommentare: 11
schrieb am 15.08.2016:
»Eine der besten!«

Leichtgewicht
dabei seit: Mär '10
Kommentare: 279
Leichtgewicht
schrieb am 16.08.2016:
»Innovative Geschichte. Gratulation

Leichtgewicht«

67max
dabei seit: Feb '02
Kommentare: 26
Cathy
schrieb am 16.08.2016:
»Ich bin begeistert - danke fürs Lesen-lassen!«

Alex_Ghost
dabei seit: Mai '16
Kommentare: 10
schrieb am 16.08.2016:
»Und wieder mal eine Geschichte, wo ich die Bewertung des Einlesers absolut nicht nachvollziehen kann.
So eine detailiert beschriebene Erzählung mit ihren farbenfrohen Charakteren, ihrer romantischen Magie und nicht zuletzt ihrem blitzsauberen Schreibstil hat ja nun wirklich mehr als nur 6 Punkte verdient!
Einzig und allein die Schilderung von Benjamins Vergangenheit hätte etwas klarer sein könne. Da man sich quasi selbst zusammen reimen musste, was damals vorgefallen ist, erschien mir - abhängig von der eigenen Vorstellung - entweder das Verhalten von Benjamins Eltern etwas zu überzogen oder aber die Reaktion von Sabrinas Eltern auf die Offenbarung schlicht und ergreifend zu schwach.

Insgesamt muss ich aber sagen: Hut ab! Eine sehr schöne und durchdachte Geschichte, die man kaum besser hätte erzählen können.«

Carfreak88
dabei seit: Feb '13
Kommentare: 12
schrieb am 17.08.2016:
»Hut ab.

Sehr schöne geschichte.

das einzige was ich mir gerne gewünscht hätte ist das, dass das auf der Insel ausführlicher gewesen wäre. Man hört ja nur die Andeutung zwischen den Palmen. Na vllt kommt das in der Fortsetzung, welche von mir ausdrücklich erwünscht ist.«

JimmyH
dabei seit: Nov '00
Kommentare: 5
schrieb am 17.08.2016:
»Tolle Geschichte!«

fragens
dabei seit: Jun '03
Kommentare: 16
schrieb am 17.08.2016:
»Wunderbar«

wohltat
dabei seit: Dez '00
Kommentare: 64
schrieb am 20.08.2016:
»Von diesem Engel möchte ich mehr lesen!«

D12
dabei seit: Sep '04
Kommentare: 15
schrieb am 21.08.2016:
»WOW!Super Geschichte.«

chrissi
dabei seit: Nov '00
Kommentare: 186
schrieb am 26.08.2016:
»Einfach toll, einfach super«

smurf
dabei seit: Dez '00
Kommentare: 60
Smurf
schrieb am 28.08.2016:
»Ich fand die Story auch super, aber nichtsdestotrotz hätte sie ein bisschen mehr expliziten Sex ganz gut vertragen.«

StormfireX
dabei seit: Sep '12
Kommentare: 1
schrieb am 30.08.2016:
»Auf jeden Fall weiter so. Ich hoffe noch auf eine Fortsetzung.«

Ossi2001
dabei seit: Aug '01
Kommentare: 134
schrieb am 01.09.2016:
»Die Geschichte ist einfach genial, gehört mit zu den besten, die ich hier jemals gelesen habe. Bitte mehr davon.«

ws12
dabei seit: Mär '11
Kommentare: 62
schrieb am 23.02.2017:
»Ich kenne zwar die Storry schon, trotzdem Top.«

Pandoras
dabei seit: Okt '17
Kommentare: 5
schrieb am 04.11.2017:
»Traumhaft schön!
Da kann man gar nicht genug von bekommen.«

klaus_4
dabei seit: Mär '05
Kommentare: 4
schrieb am 08.09.2020:
»Mit eine der schönsten Geschichten die ich bisher gelesen habe.«



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