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Kommentare: 21 | Lesungen: 27475 | Bewertung: 8.64 | Kategorie: Teen | veröffentlicht: 17.06.2005

Erste Liebe

von

Mittag

„Sag mal, wieso magst du mich eigentlich nicht?“


Mein Gott, welch eine dusselige Frage, ich und sie nicht mögen. Ich liebte sie, verehrte sie, betete sie an, und vor allem, ich begehrte sie. Und das schon seit Monaten.


„Wie kommst du denn darauf?“


„Na, du schaust mir nie ins Gesicht, ja schaust mich überhaupt kaum an. So, als wäre ich potthässlich oder als hätten mich die Mäuse angefressen. Was gefällt dir denn nicht an mir, ich bin doch nicht aussätzig, oder?“

Ja, natürlich schaute ich sie nie an, aber nicht, weil sie mir nicht gefiel, sondern genau im Gegenteil, weil sie mir zu gut gefiel. Und weil ich furchtbare Angst hatte, sie könnte mich nicht mögen, oder was noch schlimmer wäre, lächerlich finden. Denn genau so sah ich mich selbst, völlig und ganz und gar lächerlich, jedenfalls, wenn es sich um Mädchen handelte.

Was sollte ich jetzt antworten. Am besten, ich drehte den Spieß einfach um.


„Eigentlich habe ich mehr den Eindruck, dass du etwas an mir auszusetzen hast.“


„Na weißt du, ich könnte dich schon leiden.“


„Das nützt mir aber herzlich wenig, das ist ja nur ein Konjunktiv. Aber immerhin ist es ein eventualis, das gibt Hoffnung.“


Mein Gott, welchen Stuss redete ich daher, schlimmer als mein Latein- und Deutschlehrer zusammen. Es lief mal wieder in den alten Bahnen. Je besser ich es machen wollte, desto schlimmer und unerträglicher wurde es. Wenn das nicht irgendwann anders wurde, dann starb ich als alter jungfräulicher Sack, dann konnte ich mich gleich kastrieren lassen.


Eine Welt für einen vernünftigen Satz!

„Wie wären denn die Bedingungen dafür, dass du mich leiden kannst?“


„Da gibt es schon einige Dinge, die es mir erleichtern würden. So wäre es zum Beispiel von Vorteil, wenn du aufhören würdest, so geschwollen daherzureden. Das klingt ja, als hättest du die Weisheit mit Löffeln gefressen.“


Von wegen Weisheit mit Löffeln, ich hatte keine Ahnung, ob mein voriger Satz irgendeinen Sinn hatte. Wenn ich mit ihr redete, brannten in meinem Gehirn ständig Sicherungen durch und aus meinem Mund kam einfach nur gedrechselter Wortmüll.


Jetzt musste ich mich zusammenreißen!


„Gut, ich werde mich darum bemühen. Das liegt nur an meiner Verlegenheit, sonst rede ich nicht so bescheuert daher.“


„Aha, du bist also nur verlegen, nicht bescheuert“, lachte sie mir entgegen.


„Aber das wird doch nicht die wichtigste Bedingung sein. Es wäre mir schon wichtig, dass du mich leiden kannst", versuchte ich zum Wesentlichen zurückzukehren.

Wahnsinn, ich hatte einen halbwegs sinnvollen, zusammenhängenden Satz zustande gebracht, für meine Verhältnisse war das schon fast reif für den Olymp.


„Ja, da hast du Recht, das geschwollene Daherreden ist nicht so arg. Aber dass du mir ständig aus dem Weg gehst, mich nicht anschaust, nur das Nötigste mit mir redest, das beleidigt mich irgendwie.“


Meine Ohren glühten bei ihren Worten. Nie hatte ich mir Gedanken darüber gemacht, wie mein Verhalten auf sie wirken musste.


„Ich komme mir sowieso schon wie ein Eindringling bei euch vor. Das habe ja nicht ich mir ausgesucht, sondern meine Mutter. Und wenn du mich so links liegen lässt, dann fühle ich mich elend und würde am liebsten wieder ausziehen. Dann lieber alleine wohnen!“

Mein Gott, was hatte ich da unwissentlich angerichtet.


Aber bevor ich weiter erzähle, sollte ich erst mal klarstellen, wer wir überhaupt sind. Sie, das ist die Tochter der Lebensgefährtin meines Vaters. Meine Eltern sind seit drei Jahren geschieden, und seit damals lebe ich bei meinem Vater. Vor einem halben Jahr zog seine Freundin Karin zu uns, und da sie ebenfalls geschieden ist, brachte sie ihre achtzehnjährige Tochter mit in die Hausgemeinschaft.


Jessica heißt sie, sieht weltklassespitzenmäßig aus, betört meine Sinne von morgens bis abends, saugt alle meine Gedanken auf und ist doch so unerreichbar wie ein Stern am Himmel. Denn ich selbst bin unheilbar schüchtern, sobald es um das andere Geschlecht geht. Unter Jungs bin ich immer der Erste, wenn es darum geht, Mut zu beweisen, Unfug anzustellen oder etwas anzuzetteln. Kaum ist jedoch ein Mädchen anwesend, mutiere ich zum Schisshasen. Ich verfluche mich dafür, aber ich weiß nicht, wie ich das ändern soll.

Ich selbst bin ebenfalls achtzehn Jahre alt und heiße Vinzenz, was ich meinen Eltern nie verzeihen werde. Ich kenne keinen dooferen Namen als Vinzenz, zum Glück rufen mich meine Freunde Vinz, damit habe ich mich inzwischen angefreundet.


Seit Karin und Jessica zu uns gezogen sind, ist mein Hormonhaushalt völlig durcheinander und aus den Fugen geraten. Nach fast drei Jahren in einem reinen Männerhaushalt war ich die Gegenwart von Frauen in meinem häuslichen Bereich einfach nicht mehr gewohnt. Frauen waren ein entferntes Objekt der Begierde, Gegenstand von Träumen und Sexualphantasien.


Und jetzt wohnte ich mit zwei Frauen auf engstem Raum zusammen.


Wobei Karin mich gar nicht so sehr störte, wenn man mal von den ewigen Küssereien und Schmusereien mit Papa absah, die besonders peinlich waren, wenn Jessica sich in der Nähe aufhielt und alles mitbekam.

Wirklich zu einem Problem geworden war jedoch die unglaublich gutaussehende Jessica, die mich von Anfang an in ihren Bann gezogen hatte. Dass sie meinetwegen unglücklich sein sollte, drückte mir schier die Seele ab, und so brach es aus mir heraus:


„Du hast ja gar keine Ahnung! Ich und dich links liegen lassen! Dabei sind meine Gedanken ständig bei dir, kreisen nur um dich. Ich kann doch von morgens bis abends gar nichts mehr anderes denken. Willst du dir mal meine Schulnoten des letzten halben Jahres ansehen, da sieht es verdammt mau aus. Aber ich kann mich nicht mehr konzentrieren, damit ist es aus und vorbei.“


Ich hatte mich hineingesteigert und die Worte purzelten nur so, sich gegenseitig fast überholend, aus meinem Mund. Ich redete mich hier um Kopf und Kragen, und doch konnte ich nicht aufhören.

„Und dass ich dich nicht anschaue, ha, als ob das wahr wäre. Ständig schiele ich nach dir, mich wundert, dass ich noch keine Brille brauche, um die Schiefstellung meiner Augen wieder zu korrigieren“


Dass sie an dieser Stelle lachte, irritierte mich nur kurz.


„Nur dich direkt anzuschauen, das traue ich mich nicht, ich habe zu viel Angst, dass du mich auslachst, wenn du meinen verliebten Hundeblick bemerkst, oder, was noch schlimmer wäre, mir in Zukunft aus dem Weg gehst.“


„Och, du Armer ...“, versuchte sie mich zu unterbrechen, doch ich war nicht mehr zu bremsen:


„Ich könnte es nicht ertragen, wenn du weg wärst. Dann wäre es hier wieder so trostlos wie vor deiner Ankunft, das darfst du mir nicht antun.“


Erst in diesem Moment registrierte ich, was ich da von mir gegeben hatte.


„Mein Gott, was mach ich da?“

Den letzten Satz schrie ich fast heraus. Mein lange gehütetes Geheimnis, hier plauderte ich es aus wie ein Idiot. Jetzt war die Katastrophe perfekt, sicher war sie tödlich beleidigt und auf alle Zeiten spinnefeind mit mir.


Mit offenem Mund hatte sie mir zugehört. So viele Worte an einem Stück von mir zu hören, kam einem mittleren Weltwunder gleich.



„Schluck, du kannst ja tatsächlich richtig reden. Und was du da gesagt hast, hast du das wirklich ernst gemeint? Das war nicht nur so daher gesagt?“


So arg böse schien sie nicht zu sein. Trotzdem wäre ich vor Scham am liebsten im Erdboden versunken. Mehr als ein Kopfnicken brachte ich nicht zustande.



„Wenn das also wirklich wahr ist, dann will ich dir auch etwas sagen. Ich finde dich eigentlich sehr nett und auch attraktiv. Du hast einen sexy Po. Deine Gegenwart macht mich immer wieder heiß, aber da du mich nie angeschaut hast, habe ich das lieber für mich behalten.“


Wow, ich fiel aus allen Wolken. Dieses Girl, das für mich wie von einem anderen Stern herab in mein Leben geschneit kam, und mir so unerreichbar schien wie ein faustgroßer Diamant hinter einer dicken Glasscheibe, fand mich sexy. Mich, der ich mir selbst so sexy vorkam wie eine Parkbank im Regen.

Eigentlich sollte ich jetzt etwas Nettes erwidern, ihr gestehen, wie sehr ich meinerseits sie sexy finde, irgendwie das Gespräch in Gang halten. Nie mehr würde die Gelegenheit so günstig sein, ihr meine - ja, ich will es so nennen - Liebe zu gestehen. Aber wieder war mein Mund wie zusammengeklebt, mein Gehirn wie vernagelt.


Dieser Ausbruch eben hatte mich selbst überrascht, war völlig spontan gewesen. Jetzt aber lauerten wieder meine Hemmungen, Bedenken und Minderwertigkeitsgefühle mir auf.


Was, mein Gott, sollte ich nur erwidern?


Am besten schaltete ich das Gehirn ganz aus und redete einfach drauf los. Alles war jetzt besser als schweigen. Schämen konnte ich mich hinterher, wenn ich etwas Dummes sagte. Peinlicher als das bereits Gesagte konnte es eigentlich gar nicht mehr werden.

„Neulich war der glücklichste Tag in meinem Leben, genau am 5.12. Da habe ich dich nämlich zum ersten Mal nackt gesehen. Ich habe dir nicht aufgelauert und gespannt, sondern es war ganz zufällig und hat mich wie ein Blitz getroffen.


Du bist vom Bad nackt auf dein Zimmer gehuscht, ohne zu wissen, dass ich in meinem eigenen Zimmer auf dem Bett lag und dich dabei sehen konnte. Ich habe dich nur schemenhaft wahrgenommen, aber es reichte aus, um eine ganze Stunde wie gelähmt dazuliegen und mir den Anblick wieder und wieder ins Gedächtnis zu rufen. Ich hoffe, du bist mir deshalb nicht böse.“

Geredet hatte ich zwar, aber was für einen Unsinn. Sicher war sie jetzt doch noch beleidigt und schickte mich in die Wüste. Aber nein, sie lachte laut auf und meinte:


„Von wegen böse, so ein Unsinn! Ich werde gerne bewundert, es freut mich, dass ich dir gefalle, auch wenn du mich nur schemenhaft gesehen hast. Hast du es bedauert, dass nicht mehr zu sehen war?“


Völlig perplex wegen ihrer unerwarteten Reaktion schaute ich sie nur dumm an. So war ich eben, ein Ausbund an Schlagfertigkeit.



„Aber das brauche ich ja gar nicht zu fragen“ fuhr sie fort, „das sieht man dir an der Nasenspitze an. Dass du jedoch wie gelähmt dagelegen hast, das glaube ich dir nicht. Die anderen Jungs, die ich so kenne, die hätten sich sicherlich erheblich mit sich selbst beschäftigt, wenn sie mich so nackt gesehen und ihre Fantasien gehabt hätten. Oder bist du etwa kein normaler Junge?“

Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen.


„Und ob, wenn ich ganz ehrlich sein soll, dann habe ich mich sogar dreimal hintereinander mit mir selbst beschäftigt.“


„So gefällst du mir schon besser, das scheint mir normaler, als gelähmt dazuliegen und verliebt zu blicken.“

Erst jetzt registrierte mein Gehirn, was sie wie nebenher vorhin erwähnt hatte. Sie hatte von anderen Jungs gesprochen, und bittere, ätzende Eifersucht überfiel mich. Hatte sie etwas mit irgendwelchen Kerlen? Mit wem, das wollte ich wissen. Ich wollte wissen, wen ich erledigen musste.

„Sag mal, hast du etwas mit irgendwelchen Kerlen? Wer sind denn die Jungs, die du so gut kennst, dass du mir von ihren Wichsgewohnheiten erzählen kannst?“


„Eigentlich geht dich das ja nichts an, aber ich will es dir trotzdem verraten. Bevor ich hier eingezogen bin, hatte ich einen festen Freund, und ich habe auch mit ihm geschlafen. Wir haben uns aber getrennt, denn ich konnte sein machohaftes Verhalten nicht mehr ertragen. Und im Bett war es alles andere als vergnüglich. Wenn Sex immer so ist, dann kann ich drauf verzichten.“

Hoffnung keimte auf, sie war frei, ungebunden. Und ich gefiel ihr, das hatte sie eben selber gesagt.


„Ich würde mein halbes Leben dafür geben, wenn ich einmal mit dir zusammen im Bett liegen könnte, nackt und Seite an Seite. Nur einfach daliegen und deine Nähe genießen. Ich bin ganz bestimmt kein Macho, und ich würde dich ganz sicher nicht betatschen.“


„Auch nicht, wenn ich es wollte? Dann wäre ich aber beleidigt. Einfach nur so daliegen, das ist schön, aber sich streicheln, das ist noch viel besser.“

Wieder blickte ich verdutzt drein. Sie verblüffte mich am laufenden Band.


„Zeig mir doch mal deine Hände. Hm, ja, die sehen aus, als könnten sie das gut. Komm, versuch es doch mal, nur so ein bisschen und zur Probe. Vielleicht, wenn du mich umarmst und dabei meinen Rücken streichelst.“

Nichts tat ich lieber als das. Wie sehr hatte ich mir das herbeigewünscht, mich danach gesehnt. Und jetzt hielt ich sie in meinen Armen, drückte sie zärtlich an mich und streichelte ihren Rücken.


Ihre Brüste drückten gegen meinen Körper und ihre deutlich spürbaren Nippel brannten Löcher in meine Haut. So fühlte sich das also an. Unglaublich!

„Das ist noch viel schöner, wenn du meine Haut berührst. Zieh doch meine Bluse heraus und krieche mit deinen Händen darunter. Ich will deine Hände auf der nackten Haut fühlen, aaaahhhhh - ja, so ist es gut.“


Jetzt wurde es gefährlich. Ich stand direkt vor ihr, so dicht an sie gepresst, dass sie auf jeden Fall bemerken musste, wie mein Glied sich aufrichtete. Es war nicht zu verhindern, und wenn es mir noch so peinlich war.


Doch statt zurückzuweichen, drängte sie sich noch näher an mich heran, rieb ihr Becken an meiner deutlich spürbaren Latte und sorgte so dafür, dass nun wirklich nichts mehr zu verbergen war.


Und plötzlich, ich weiß gar nicht, wie es kam, lagen unsere Lippen aufeinander. Ihre Zunge schlängelte sich in meinen Mund, und ich spürte ihre Süße, ihre Zartheit und Geschmeidigkeit. Sie küsste mich und ich küsste sie wieder, mit Inbrunst und so voller Zärtlichkeit, und mehr und mehr auch mit Wildheit und wachsender Gier.


Oh ja, ihre Hüfte an meinem Glied, ihre Zunge in meinem Mund, ihr Busen an meiner Brust, ich war so geil und scharf wie nie zuvor.


Der Kuss währte endlos, weder ich noch sie wollten ihn beenden. Auch ihre Hände gingen auf Wanderschaft und verirrten sich unter mein Hemd, streichelten mich, sodass mir ganz heiß wurde. Völlig atemlos lösten wir uns endlich wieder voneinander, schauten uns in die Augen.

„Vielleicht können wir ja ganz von vorne anfangen, du und ich. So tun, als wärst du mein erster Freund und ich deine erste Freundin. Ein frischgebackenes Liebespaar sozusagen. Denn das sind wir doch jetzt, ein Liebespaar, oder nicht?“


Ja, das waren wir, ein Liebespaar. Allein für dieses Wort hätte ich sie endlos küssen und herzen mögen. Wie war das nur gekommen? Eben noch traurig und allein auf der Welt, und jetzt zu zweit und der glücklichste Mensch unter der Sonne.

„Ich möchte mit dir in jeder Beziehung neu beginnen, möchte die schlechten Erfahrungen vergessen und durch schöne neue ersetzen. Glaubst du, dass du das auch willst?“


Und ob ich das wollte! Freudetrunken fiel ich ihr um den Hals, und wir besiegelten unsere junge Freundschaft mit einem langen intensiven Zungenkuss, der fast noch schöner war, als der erste. Für mich begann in genau diesem Moment ein neues Leben.

Sie redete so herrlich frei von sexuellen Dingen. Frauen waren doch rätselhafte Wesen. Ich dachte immer, nur Männer mögen Sex wirklich, aber das schien nicht zu stimmen, wenn ich ihr so zuhörte.


Leider wurden wir an dieser Stelle durch Karins Ankunft unterbrochen, wir hatten gerade noch Zeit, uns für abends auf ihrem Zimmer zu verabreden.


Wenn Vorfreude die schönste Freude ist, dann erlebte ich jetzt die größte Freude meines Lebens.

Abend

Die Wartezeit wurde mir lang, ich sehnte den Moment herbei, an dem wir uns wieder ungestört unterhalten konnten. Vielleicht geschah ja auch noch mehr?! Nach diesem Kuss am Mittag war doch alles möglich. Ein Teil von mir jedoch hatte auch Angst, registrierte mit leichter Panik, dass der Augenblick der Wahrheit immer näher kam.


Und wenn sie sich nur einen Spaß gemacht hatte? Wenn sie mich nur aufzog und eigentlich gar nicht mochte? Tausend Gedanken dieser Art schossen mir durch das Gehirn, ich war aufgeregt wie noch nie zuvor.

Endlich war es so weit, Papa und Karin hatten sich zu ihrem allabendlichen Techtelmechtel zurückgezogen. Es war schon fast peinlich, wie diese zwei alten Menschen verliebt miteinander taten, und die Geräusche aus dem Schlafzimmer waren kaum zu überhören oder zu ignorieren. Heute jedoch drang nichts zu mir durch, zu sehr war ich mit mir selbst und der bevorstehenden Situation beschäftigt.


Zaghaft klopfte ich an Jessicas Türe, und auf ihr fröhliches „Hereinspaziert“, trat ich ein.

Sie saß auf dem Bett, sah mich freudestrahlend an und zeigte auf den einzigen Stuhl im Zimmer. Ohne sie aus den Augen zu lassen, nahm ich Platz. Sie sah so unglaublich gut aus! Jetzt, wo ich endlich wagte, sie ausgiebig zu betrachten, konnte ich es erst richtig würdigen. Ich kannte kein schöneres Mädchen, nicht einmal in meinen Träumen war irgendjemand annähernd so anziehend und wundervoll gewesen.

Vor lauter Anhimmeln und Bewundern kam ich gar nicht auf die Idee, irgend etwas zu sagen, sondern schaute sie nur stumm und unverwandt an.


„Willst du wieder in deinen alten Kardinalfehler verfallen? Weißt du nicht mehr: Wir reden jetzt miteinander. Und zum Reden muss man den Mund aufmachen. Ich schlage vor, du fängst mit Guten Abend an und machst mir dann ein Kompliment, das wäre ein guter Start."

Sie machte sich lustig über mich, kein Zweifel, aber sie hatte ja recht. Ich saß hier wie ein Ölgötze und hatte nicht mal „Guten Abend“ gewünscht, oder „Hallo“ gesagt. Also los, ein Kompliment sollte mir doch einfallen, so gut, wie sie aussah, und wie sehr ich in sie verliebt war.

„Guten Abend Jessica, ich bin verdammt froh, hier zu sein.“


Mein Gott, was war das für ein Kompliment. „Verdammt froh“, das war ja ätzend. Schnell weiter reden, sonst hielt sie mich noch für einen kompletten Vollidioten.

„Weißt du, vorige Woche waren wir mit dem Musik-Leistungskurs in der Oper. Othello von Verdi haben wir uns angesehen. Die Musik war gerade noch zu ertragen, aber da man den Text als Übertitel mitlesen konnte, war es gar nicht so langweilig. Am Ende des ersten Aktes gab es eine Liebesszene zwischen Othello und Desdemona, da sagte Othello einen Satz, der mich den ganzen Rest des Stücks nicht mehr losließ.


Sinngemäß meinte er: ‚Unsere Liebe ist so erfüllend, wenn ich jetzt stürbe, dann wäre das nicht schlimm, sondern es wäre schön, auf dem Gipfel der Liebe zu sterben.’


Das ist verdammt kitschig, ich weiß. Und doch musste ich dabei an dich denken, und wie schön es wäre, wenn ich diesen Satz einmal zu dir sagen könnte.“

Ein bisschen langatmig und umständlich, aber immer noch besser als: „Verdammt froh dich zu sehen.“ Und ehrlich gemeint war es, denn genau so hatte es sich abgespielt.


Wiederum war ich auf Jessicas Reaktion nicht gefasst.


Sie stürzte auf mich zu, setzte sich auf meinen Schoß, ihr Gesicht dem meinen zugewandt, umarmte mich heftig und ungestüm, und ehe ich mich versah, waren wir in einen innigen Kuss versunken.

Als unsere Lippen sich wieder voneinander lösten, flüsterte sie mir ins Ohr:


„Das war das schönste Kompliment, das mir je einer gemacht hat.“


„Wirklich? Du meinst das jetzt ernst?“


„Aber ja! Du kannst es also doch: nett sein und lieb, und es mir auch zeigen. Ich habe mich so danach gesehnt, ich weiß gar nicht, was ich gemacht hätte, wenn es so weitergegangen wäre, wie bisher. Immer diese Einsamkeit. Das hat mich ganz melancholisch gemacht. Aber mit diesen Worten hast du mich glücklich gemacht.“

Verlegenheit wegen ihrer Worte konnte gar nicht erst aufkommen, denn kaum hatte sie geendet, fanden sich unsere Lippen wieder und unsere Zungen spielten miteinander. Ich konnte meine Hände nicht bei mir behalten. Wenn ich sie heute Mittag berühren durfte, dann jetzt sicherlich auch. Langsam und vorsichtig, damit sie genug Zeit hätte, mich abzuwehren, wenn sie es nicht wollte, zog ich ihre Bluse aus dem Rock, schob meine Hände darunter und legte sie auf ihre nackte Haut.


Ein Schaudern lief ihr über den Rücken, sie drängte sich an mich und begann beim Küssen zu summen, fast zu singen. Oh ja, sie wollte mich ermutigen, das war nicht zu verkennen, ich ließ meine Hände wandern, nach oben zu ihren Schulterblättern.

Es dauerte eine Zeit lang, bis ich registriert hatte, dass da kein Büstenhalter war, sie war nackt unter der Bluse. Schon der Gedanke machte mich heiß. Wenn ich meine Hände jetzt seitlich wandern ließ, musste ich den Ansatz ihrer Brüste fühlen können. Ob ich das wagen durfte? Wenn ich es nicht versuchte, würde ich es nie erfahren.


Langsam, immer darauf bedacht, ihr Gelegenheit zum Abwehren zu geben, wanderten meine Hände auf ihre Seite zu, näherten sich ihrem Busen. Je näher ich dem ersehnten Ziel kam, desto heftiger wurde ihre Atmung, ihr Oberkörper löste sich von meinem und machte so Platz für meine Hände.



Sie mochte es, wollte meine Finger an ihrem Busen spüren. Sie machte mich zum glücklichsten Menschen unter der Sonne. Diesen Moment hatte ich schon so oft erträumt, im Wachen wie im Schlafen, und trotzdem war ich auf die Flut der Gefühle, die mich überfielen, nicht vorbereitet. Ohne innezuhalten, wanderten meine Hände weiter, bis ich ihre Brüste ganz umfasste. Die Brustwarzen brannten wie Feuer auf meinen Handflächen, noch nie hatte mein Tastsinn das Gehirn derart mit Informationen überflutet.

Konnte es etwas Schöneres geben?


Langsam und zögerlich lösten sich unsere Lippen voneinander, und wir schauten uns in die Augen, während ihre Brüste weiter in meinen Händen ruhten. Sanft wiegte ich sie hin und her.


„Gefallen sie dir? Fühlen sie sich gut an?“


„In meinem ganzen Leben war ich noch nie so glücklich wie in diesem Augenblick. Ich bin ganz ausgefüllt mit Liebe zu dir. Dein Busen, deine Haut, deine Lippen, einfach alles an dir ist schön und gut und richtig. Alles erfüllt mich mit Zärtlichkeit, und ich will dich streicheln und an mich drücken.“


„Lass mich einen Augenblick los. Ich werde meine Bluse ausziehen, dann kannst du meine Brüste nicht nur streicheln, sondern auch sehen. Du bist so zärtlich und liebevoll. Wenn du willst, kannst du sie auch mit deiner Zunge berühren und ein wenig an ihnen saugen.“



Noch während sie sprach, legte sie die Bluse ab, und ich sah zum ersten Mal die Knospen ihres Busens, sah die vollendeten Rundungen ihrer Brust. Oh, sie war keineswegs groß, aber so vollkommen, dass jeder Bildhauer, der sie so hätte abbilden können, vor Stolz über seine Fähigkeiten im Künstlerhimmel geschwebt hätte.

Und ich durfte sie berühren, ihre Nippel in den Mund nehmen, mit meiner Zunge darüber gleiten, an ihnen saugen. Welche Seligkeit!


Mein Schwanz war hart wie ein Knüppel, nicht nur Bewunderung und Liebe, sondern ebenso ganz profane Lust und Geilheit hatten von mir Besitz ergriffen. Jede Berührung ihres Busens, mit der Hand oder der Zunge, fuhr wie ein Stromschlag durch meinen Körper, durchzuckte mein Gehirn und brodelte in meinen Eiern.

Während ich mich an ihrem Busen festsaugte, durchwühlte sie mit ihren Händen meine Haare, massierte die Kopfhaut, und ihr Stöhnen erhöhte noch meine Lust. War das Wirklichkeit? Wieso gingen plötzlich Wünsche in Erfüllung? Alte, lang gehegte Wünsche.


Ich hatte keine Antworten, aber das war auch nicht wichtig. Hauptsache, es war Realität, kein Traum!


„Komm, zieh dein Hemd auch aus. Ich will deine nackte Haut auf meiner spüren, will dich ebenfalls streicheln und schmecken. Ich bin ganz heiß und scharf geworden, deine Zunge macht mich geil.“


Dass eine Frau so redete! Das war so ungewohnt, so unerwartet, einfach unglaublich. Meine Vorstellungen von weiblichen Wesen waren doch wohl ziemlich verquer gewesen, wahrscheinlich zu sehr gespeist von Literatur und Fernsehen. Dort sind Frauen entweder asexuell oder hypersexuell. Dass Frauen aber genauso Lust auf Sex haben können wie wir Männer, darauf war ich nicht vorbereitet.

Wieder umarmten wir uns, unsere nackten Oberkörper lagen dicht aneinander, ich spürte ihre Nippel jetzt auf meiner Haut. Sie küsste meinen Hals, biss mich zärtlich in die Schulter, während ihre Hände über meinen nackten Rücken glitten. Ich konnte ihre Leidenschaft und Erregung spüren, und das Bewusstsein, dass ich dafür die Ursache war, machte mich stolz.


Wohl zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, dass alles stimmte, dass es so, wie es war, gut war. Gegenstand de

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Kommentare


aweiawa
(AutorIn)
dabei seit: Sep '04
Kommentare: 214
aweiawa
schrieb am 21.06.2005:
»@krasserstevie und thymon: Danke

@vanel: Na wenigstens gelungene Gedankengänge, puuh

@dalbert: Willst du damit sagen, ich habe abgeschrieben? Oder die Geschichte sei gar nicht von mir? Such doch mal und teile mir konkret mit, welche Geschichte du meinst.«

Thymon
dabei seit: Feb '01
Kommentare: 7
schrieb am 18.06.2005:
»Eine sehr schöne und romantische Geschichte. Die Unsicherheit des Protagonisten ist, wie ich finde, sehr überzeugend dargestellt. Eine Fortsetzung hielte ich für überaus wünschenswert.
Ein winziges Aber: zwar gibt es im Englischen "sensations" als "Gefühle", man kann aber, glaube ich, im Deutschen nicht gleichwertig "Sensationen" sagen.«

dalbert
dabei seit: Aug '04
Kommentare: 5
schrieb am 18.06.2005:
»sehr schöne und romantische geschichte. aber sie kommt mir doch sehr bekannt vor, ich glaube sogar von sevac!«

vanel
dabei seit: Apr '04
Kommentare: 1
schrieb am 19.06.2005:
»Irgendwie kann ich mich nicht erinnern, dass Deine Geschichten sonst so schwülstig waren. War das der Versuch romantischer zu werden? Aber doch nicht mit solch gekünstelten Sätzen! Nett fand ich aber seine Gedankengänge, die sind echt gelungen.«

Ossi2001
dabei seit: Aug '01
Kommentare: 134
schrieb am 24.06.2005:
»Also, ich fand die Geschcihte klasse!«

icebreaker2000
dabei seit: Jan '04
Kommentare: 2
schrieb am 28.06.2005:
»Ich kann von mir auch behaupten, dass das eine der besten Geschichten war, die ich jemals gelesen habe.
Es passt einfach alles Zusammen, sehr sehr sehr gelungen Geschichte.
Ich würde mich über eine Fortsetzung sehr freuen.«

Shodago
dabei seit: Jan '03
Kommentare: 3
schrieb am 18.08.2005:
»Gut gelungene Geschichte«

mondstern70
dabei seit: Sep '04
Kommentare: 441
Mondstern
schrieb am 27.03.2006:
»Hallo,
ich muss erstmal gestehen, die Geschichte schon mal angelesen zu haben. Damals klickte ich sie aber weg, weil mir die "Familienverhältnisse" etwas sauer aufstießen.

Voreiliger Entschluss, habe sie jetzt ganz gelesen und finde sich wirklich gut. So kann es gewesen sein und wer weiß wie viele davon reine Phantasie ist :-)

Deine Art zu schreiben mag ich sehr :-)

LG Anja«

Eisbaer123
dabei seit: Apr '03
Kommentare: 90
schrieb am 21.09.2008:
»Beim Suchen nach was Neuem darauf gestoßen, sehr angenehm geschrieben, macht Lust auf mehr von Deinen Geschichten, Kompliment

Gruß eisbaer123 «

Moselaner
dabei seit: Sep '07
Kommentare: 39
schrieb am 11.07.2010:
»wunderbare geschichte, macht lust auf mehr«

sverige
dabei seit: Feb '01
Kommentare: 38
schrieb am 25.08.2010:
»Gute Geschichte!«

DerSanfte
dabei seit: Aug '12
Kommentare: 17
schrieb am 30.08.2012:
»DANKE«

NoGo
dabei seit: Okt '12
Kommentare: 6
schrieb am 27.03.2013:
»sehr schön geschrieben«

berlincam
dabei seit: Nov '03
Kommentare: 4
schrieb am 07.02.2014:
»Sehr schöne und geile Geschichte :-)«

Nobel2112
dabei seit: Mär '14
Kommentare: 56
schrieb am 19.03.2014:
»Wunderschön und erotisch.
Man(n) erkennt sich wieder!!«

Softmohn
dabei seit: Jul '15
Kommentare: 63
schrieb am 06.10.2015:
»eine sehr gelungene Geschichte... - Gratulation für die Autorin.«

Skorpi49
dabei seit: Mär '16
Kommentare: 1
schrieb am 05.04.2016:
»Sehr gelungene, geile Geschichte. Gut geschrieben!!«

derflip
dabei seit: Nov '06
Kommentare: 1
schrieb am 05.02.2020:
»Ich mag Deinen Schreibstil. Sehr poetisch und einfühlsam. Sehr ausgedehnt.
Frei von stumpfen Vokabeln und kurzen Szenen.
Mach bitte weiter so.«

Wolf85
dabei seit: Okt '21
Kommentare: 2
schrieb am 18.10.2021:
»Sehr gelungene,gut geschrieben.«

Peter33
dabei seit: Sep '01
Kommentare: 100
schrieb am 28.01.2023:
»nette GEschichte. Danke«

jens69slf
dabei seit: Feb '17
Kommentare: 2
schrieb am 07.12.2023:
»Sehr schöne Geschichte,sehr romantisch und gut geschrieben.
Wäre echt interessant zu wissen,wie es mit den beiden weitergeht.«



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