Fallmanagement
von Crazy Diamond
Prolog
Die Geschichte ist frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen konnten jedoch nicht völlig vermieden werden.
Ich oute mich jetzt mal als das, was mensch gemeinhin als Hartz-IV-Empfänger bezeichnet. Das ist keine sexuelle Orientierung, mit Erotik hat das nur wenig zu tun.
Eines Morgens in diesem noch sehr jungen Jahr 2011 wachte ich auf und wollte mir eine Herausforderung suchen. Ich hatte leichte Rückschläge bei meinen ersten Versuchen im Schreiben erotischer Geschichten erlitten. Ich wollte es besser machen. Anders. Anders als andere.
Meine Ur-Idee war: Lass etwas erotisches aus etwas unerotischem entstehen. Und wenn es irgendetwas gibt, was mich beim besten Willen nicht antörnt, dann ist es die Wahrnehmung eines Termins bei der Arge. Nichts gegen meinen Sachbearbeiter – wenn diese Geschichte nicht das wäre, was sie ist, würde ich sie ihm sogar widmen. Hängt allein mit meiner sexuellen Orientierung zusammen – über einen Mangel an Integrität seinerseits kann ich mich nicht beklagen.
Es war ein merkwürdiger Morgen. Ich bekam eine Idee. Blieb noch etwas liegen und genoss die Wirkung dieser Fantasie. Und ich wusste: die Ausarbeitung dieser Idee würde nicht leicht werden. Eine Gratwanderung. Denn als Hartz-IV-Empfänger bezeichnet zu werden, mag ich nicht. Wer mich arbeitssuchend nennt, hat bei mir bessere Karten. Auch wenn ich nicht verschweigen möchte, dass ich mich in diesem Dauerzustand der Arbeitssuche eingerichtet habe und es mir gerne auch mal gut gehen lasse.
Kapitel Eins
Ich saß nun seit etwa zwei Stunden ungestört auf dem Barhocker hinter der Theke des Dritte-Welt-Lädchens. Da viele Leute die Herbstferienzeit für einen kleinen Urlaub nutzten, war weniger los als sonst. Meist nutzte ich die leider recht üppigen Zeiten der Muße im Lädchen zum Lesen. Heute jedoch schrieb ich eine Bewerbung, was ich sonst lieber zu Hause tat. Ich brütete gerade an einer Formulierung, als ich das Klingeln hörte, mit dem sich die Tür des Lädchens öffnete.
„Guten ...“, sagte ich und zuckte leicht zusammen. In der Besucherin erkannte ich die neue Sachbearbeiterin, bei der ich vor zwei Tagen meinen ersten Termin hatte, nachdem ihr Vorgänger in eine andere Abteilung gewechselt war. „... Tag. Was kann ich für sie tun?“
„Ah, guten Tag, Herr Gerber. Ich würde mich gerne einfach etwas umschauen. Vielleicht finde ich ja ein passendes Präsent für eine Kollegin.“
„Bitte sehr.“
Ich hätte ihr nicht zugetraut, dass sie meinen Namen noch behalten hatte. Nicht bei der Art, wie sie mich vor zwei Tagen behandelt hatte. Direkt nach Betreten ihres Büros bekam ich schon ein ungutes Gefühl. Sie war etwa Mitte zwanzig und sehr attraktiv. Aber jede Begierde, die aufkommen wollte, erstickte sie durch ihre Art.
Nachdem wir uns gegrüßt hatten und ich mich auf ihr Geheiß vor ihren Schreibtisch gesetzt hatte, war sie erst einmal eine gefühlte Ewigkeit mit der Durchsicht meiner Akten und Dateien beschäftigt. Nicht, ohne mich vorher wegen angeblicher Unpünktlichkeit zurechtzuweisen. Kurz, nachdem sie mich ins Visier genommen hatte, nahm sie den Anruf einer Kollegin entgegen, der dann auch noch mal einige Minuten dauerte.
An die Vereinbarungen mit meinem letzten Sachbearbeiter hatte ich mich gehalten. Dennoch fragte sie mich, ob „das alles“ gewesen sei. Als ich bejahte, drückte sie ihr Unverständnis aus. Sie bemerkte, dass Leute wie ich doch „eh nichts zu tun“ hätten. Die Zeit, die ich meiner Arbeitssuche widmen würde, stünde in keinem Verhältnis zu meiner vielen Freizeit. Aber da wäre ich bei ihr an der Falschen.
Sie verdoppelte die Zahl der einzureichenden Bewerbungsnachweise. Ab sofort sollte ich diese alle zwei Wochen einreichen, anstatt wie bisher alle drei Monate. Da gerade keine 1-€-Stelle frei war, drückte sie mir eines dieser Bewerbungstrainings aufs Auge, bei denen ich alles lernen würde, was ich über die Kunst des Sich-Bewerbens noch nicht wusste (was nicht gerade viel war). Als ich gezwungenermaßen die Wiedereingliederungsvereinbarung unterschrieb, versicherte sie mir, dass mein Verhalten bei der Arbeitssuche in Zukunft genau kontrolliert werden würde. Kurz darauf verabschiedete sie mich mit einem kalten Lächeln.
Auf eine so arrogante und anmaßende Art war ich noch nie abgefertigt worden, und an diesem und dem darauf folgenden Tag konzentrierte ich mich kaum auf etwas anderes als darauf, durch Gespräche, Wanderungen, Besuche von Erwerbslosenforen im Internet und gute Musik meine Wut über die erlittenen Demütigungen unter Kontrolle zu bringen.
Und nun schaute sich diese Person im Laden um. Dass schmale Sortiment bestand aus Spielzeug, ein paar Musikinstrumenten, Kleidung, Schmuck, einigen Kunstgegenständen, Büchern, Geschirr, Tee, Zucker und Kaffee. Selbst für einen Ein-Raum-Laden nicht gerade viel. Ich versuchte, unbeteiligt zu wirken. Als sie den Duft des soeben frisch gebrühten Kaffees wahrnahm, der sich in der Thermokanne auf dem Bistrotisch in der Mitte des Ladens befand, fragte sie, ob sie ihn mal probieren könne. Ich bejahte und schenkte ihr eine Tasse ein. Dabei zitterten meine Hände leicht.
Sie hatte mich bei etwas gestört, was ich gerade getan hatte, um mit dieser Art Mensch nichts mehr zu tun haben zu müssen.
„Nett hier. Arbeiten Sie schon länger hier?“
„Seit etwa vier Monaten.“
„Wie viele Stunden die Woche?“
Wollte sie mich aushorchen? Ich hatte nichts zu verbergen, da ich ehrenamtlich arbeitete.
„Acht Stunden.“
„Und Ihre Arbeitszeiten?“
„Immer von eins bis fünf, dienstags und freitags.“
„Schön ruhig hier. Kein Vergleich zum Textildiscount um die Ecke.“
Was sollte das werden? Versuchte sie, mir einen Job bei einem Sklaventreiber aufs Auge zu drücken, oder wollte sie mich auftauen – nach dem Eiswind, den sie mir vor zwei Tagen hatte entgegen wehen lassen?
„Nun ja – mit Sweat Shop Klamotten kann … und will ich nicht dienen!“, konterte ich.
„So habe ich das nicht gemeint. Viel mehr würden Sie dort auch nicht bekommen, und Ihre Arbeit dort wäre … viel weniger wert als das, was Sie hier tun.“
Ein Zeichen von Wertschätzung? Hatte sie das jetzt wirklich so gemeint? Ich wunderte mich, schluckte und sagte erst einmal nichts.
Sie trank aus und legte drei Waren auf den Tresen: ein Paket Kaffee, eine Tasche und eine Kette. Sie bat mich, sie als Geschenk zu verpacken.
Ich nannte ihr den Preis, sie bezahlte, den Betrag aufrundend, und wir bedankten uns gegenseitig.
„Ich möchte … ich möchte Sie gerne nach fünf abholen kommen.“
Ihre letzte Bitte traf mich fast wie ein Schlag. Mir blieb die Spucke weg. Wenn mich ein Alien gefragt hätte, ob ich Lust auf einen Rundflug um die Milchstraße habe, hätte ich nicht befremdeter aussehen können. Jeder anderen Frau, die auch nur halb so gut ausgesehen hätte wie sie, hätte ich gesagt, wie sehr ich mich darauf freue. Aber was sie bei unserer ersten Begegnung abgezogen hatte, war unterirdisch gewesen.
„Sie wirken überrascht. Das ist wohl nicht die erste Überraschung, die ich Ihnen bereitet habe. Überraschungen können angenehm oder unangenehm sein. Risiken geht man ein, weil es sich … lohnen könnte. Denken sie drüber nach. Bis später.“
Ich versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Was hatte sie vor? Wer war sie? Ihren Namen kannte ich: Frau Wogenfeld hatte bei meiner Vorladung einen so bleibenden Eindruck hinterlassen, dass ich sie beinahe verflucht hätte. Aber gerade eben hatte sie irgendwie anders gewirkt. Die meisten Kunden legen schon allein durch den Besuch solcher Läden mit fair gehandelter Ware eine gewisse soziale Ader an den Tag. Bei ihr war noch etwas anderes mit im Spiel.
Bei dem kurzen Gespräch hatte sie eine gewisse Unsicherheit nicht ganz verbergen können. Hatte ich bei ihr gar so etwas wie Verletzlichkeit gespürt? Sie hatte souverän gewirkt, aber weit weniger souverän als vor zwei Tagen. Irgendetwas schien sich geändert zu haben. Was hatte sie vor?
Sie hatte gesagt, dass sie mich überraschen wolle. Würde diese Überraschung eine weitere Demütigung, eine Gemeinheit sein? Auch als leicht devot veranlagtem Menschen gab es Demütigungen, die ich überhaupt nicht belustigend fand. Und wenn keine erneute Erniedrigung geplant war – was würde es dann sein? Ich versuchte mich abzulenken, weiter an meiner Bewerbung zu arbeiten. Dann nahm ich den Staubwedel, und nicht das kleinste Staubkorn im ganzen Laden hatte auch nur die leiseste Chance, meiner Gründlichkeit zu entgehen. Auf die wenigen Kunden, die in der Zeit bis Feierabend noch den Laden besuchten, versuchte ich mich zu konzentrieren, so gut ich konnte, auch wenn mich die Frage weiter quälte: Was hatte sie vor? Und wer war sie?
Bevor sie wiederkam, entschloss ich mich, der Frau, die mich mit dieser Ungewissheit peinigte, eine Abfuhr zu erteilen. Ihr zu sagen, dass auch Hartz-IV-Empfänger ihren Stolz haben. Ja, ich malte mir aus, wie ich ihr mit meiner abweisenden Antwort nun selber eine Demütigung zufügen würde – eine hübsche junge Brünette, die bei einem leider nur wenig erfolgreichen, mindestens 15 Jahre älteren Mann abblitzen würde. Als meine Sachbearbeiterin hatte sie viel Macht über mich, aber auch sie hatte sich an ihre Vorschriften zu halten. Wenn ich nur gewusst hätte, was sie vorhatte.
Kapitel Zwei
Es war sieben nach fünf. Ich war gerade in Begriff zu gehen. Ja, diese Verspätung sollte wohl nur eine weitere Erniedrigung sein, wenn sie überhaupt vorgehabt hatte, mich abzuholen. Dieses Miststück!
Sie stolperte in den Laden. „Entschuldigung, ich bin aufgehalten worden. Bitte kommen Sie mit.“
Sie war etwas außer Atem. Hatte sich gerade entschuldigt. Und das Wort „Bitte“ verwendet. Ich musterte sie. Hatte sie sich etwa meinetwegen beeilt? Um Zeit zu gewinnen, sagte ich: „Einen Augenblick bitte.“ Ich hatte es mir vorgenommen. „Ich wohne nur ein paar Häuser weiter. Eigentlich war es wirklich nicht nötig, dass sie extra noch einmal hierher gekommen sind, nur um mich nach Hause zu bringen.“
Sie brauchte einen Augenblick, um sich zu sammeln.
„Wenn es etwas gibt, mit dem ich definitiv NICHT vorhabe, sie zu überraschen, dann ist es Ihre Couch. Bitte kommen Sie mit.“
„Was haben Sie vor?“
„Haben Ihnen Ihre Eltern verboten, mit fremden FallmanagerInnen ins Auto zu steigen? Jetzt ist die die letzte Chance, dieses Verbot zu übertreten!“, sagte sie verheißungsvoll. „Wollen Sie nun mitkommen oder nicht?“
Auf den Mund gefallen war sie wirklich nicht.
„Hmmm – o. k.“ sagte ich gedehnt. Meine Neugier hatte gegen meinen Stolz und meine Furcht gewonnen.
Bis zu ihrem dunkelroten Kleinwagen waren es etwa 150 Meter. Selbst zum Ausparken brauchte sie eine Weile, was aber eher an der sehr kleinen Parklücke lag.
„Weiterhin ein eiskaltes arrogantes Miststück zu sein, würde Sie nicht überraschen. Diesmal habe ich mir etwas anderes für Sie einfallen lassen“, sagte sie, um mich zu beruhigen und gleichzeitig die Spannung zu steigern. „Gleich am Parkplatz auf der Autobahn, wenn wir die Stadt verlassen haben, werde ich Ihnen die Augen verbinden. Am Zielort dürfen sie sich diese dann abnehmen und selber entscheiden, ob sie aussteigen oder sich wieder von mir nach Hause fahren lassen möchten.“
„Wieso tun Sie das?“
„Weil ich es tun will. Darf ich Ihnen auch eine Frage stellen?“
„Gerne, Frau Wogenfeld.“
„Ich möchte nicht, dass wir uns duzen. Aber nennen Sie mich Sonja. Darf ich Sie auch mit Vornamen anreden?“
„Ja, Sonja. Geht in Ordnung.“
„Also gut, Tim. Was machen Sie so, wenn Sie nicht gerade Bewerbungen schreiben, sich ehrenamtlich betätigen oder mit anmaßenden Fallmanagerinnen herumschlagen?“
Ihre selbstironische Art gefiel mir.
„Ich wundere mich darüber, dass eben diese Fallmanagerinnen auf einmal gar nicht so anmaßend und arrogant wirken wie erst noch vorgestern“, wechselte ich.
„Sie triefen ja vor Charme“, grinste sie. „Aber es gibt doch sicher noch andere Beschäftigungen, zum Beispiel Origami, Sinfonien komponieren, Modelleisenbahnen bauen …?“
„Nun ja, ist bei mir nicht ganz so spektakulär. Bierchen trinken, Filmchen gucken, am PC surfen und daddeln trifft es bei mir wohl eher.“
„Kommen Sie. So jung und unerfahren bin ich auch nicht. Da ist irgendetwas, auf das Sie stolz sind. Vielleicht nicht gerade mächtig stolz. Aber ein klein wenig. Und es ist etwas, was Sie tun. Nicht etwas, was Sie mal getan haben. Etwas, dem Sie sich widmen. Und erzählen Sie mir nicht, die acht Stunden im Lädchen wären alles.“
„Nun ja, ich versuche mich als Autor.“
„Aha?“
„Kleine Geschichten, keine Romane. Manchmal habe ich Ideen und denke, dass diese Ideen viel mehr verdient hätten als meine bescheidenen Fähigkeiten, Ideen in Worte zu kleiden. Dennoch versuche ich es. Noch nicht sehr lange, aber … weniger erfolglos, als ich zunächst befürchtet hatte.“
„Klingt interessant. Was sind das für Geschichten?“
„Nix Dolles. Geschichten, in denen Menschen offener und freizügiger miteinander umgehen, als sie es im Alltag tun würden.“
„Sie meinen erotische Geschichten?“
„Jein. Mit Beschreibungen von Reiz-Reaktions-Schemata hab ich 's nicht so. Ausführliche literarische Darstellungen des Begattungsaktes liegen mir nicht. Was mich eher interessiert – und wofür ich versuche, meine Leser zu interessieren, ist die Frage: Wie konnte es … trotzdem … dazu kommen, dass Daisy und Donald intim miteinander wurden.“
„Und Sie veröffentlichen diese Geschichten dann auch?“
„Bisher erst zwei davon, seit wenigen Monaten. Ich hab da eine ganz nette Homepage gefunden.“
„Wir sind aus der Stadt gekommen. Darf ich Ihnen nun bitte die Augenbinde anlegen?“, fragte sie weich. Es machte mich an.
„O. … k. …“, stimmte ich zu.
Sie hatte sich vorbereitet. Extra eine Augenbinde mitgenommen, nicht irgendein Tuch. Die Überraschung sollte perfekt sein. Wir fuhren weiter. Sagten erst einmal nichts mehr. Ich genoss das sanft brummende Motorgeräusch, was sich mit der leisen Ambient-Musik aus ihren Boxen mischte, den weichen, femininen, milden Duft ihres Parfums, die Dunkelheit, das Gefühl des Sicherheitsgurts auf meinem Leib und die süße Bangigkeit, die bei mir mit einem leichten Herzklopfen verbunden war. Wohin würde sie mich bringen? Und was mochte sie bewegt haben, sich mir auf diese Art zuzuwenden?
Wir fuhren eine Steigung hoch. Die Luft wurde immer klarer. Ich roch fallendes Laub und hörte Vögel zwitschern. Knirschender Kies verriet mir, dass wir hielten. Sie nahm mir die Augenbinde ab. Ich blinzelte. Sah sie an. Blickte mich um. Um festzustellen, dass …
… ihr die Überraschung gelungen war. Einfach perfekt gelungen. Ich begriff mit einem Schlag, dass ich nichts von ihr zu befürchten hatte. Ich war überwältigt. Darauf wäre ich nie gekommen.
Zwischenwort
Ich wünsche dir, werte Leserin, werter Leser, dass du die Spannung dieses Moments noch einen Augenblick ertragen kannst. Oder besser: Einen Moment, in dem du deine Augen schließt und dir diese Fahrt noch einmal vorstellst. Die Anreise hierher mit einer schönen geheimnisvollen Entführerin. Einer Frau, die dich in lustvoll quälender Ungewissheit darüber gehalten hat, was du von ihr zu erwarten hast. Und wenn du diese Ungewissheit nicht mehr ertragen kannst, dann öffne deine Augen, um vor deinem inneren Auge zu sehen, was ich erblickt habe.
Kapitel Drei
Was ich sah, war ein großes Gebäude, umgeben von einer riesigen Parklandschaft. Über dem Eingangstor prangte ein riesiges Schild mit angebrachten Leuchtlettern: „AQUADORADO“. Eins dieser modernen Wellness-Zentren mit Plantsch- und Schwimmbädern, Saunen und Ruheräumen, Massageangeboten, Cafeterien … Freudig erstaunt, saß ich nur da. Ich war sprachlos.
„Badesachen und Handtücher für einen Mann in deiner Größe habe ich selbstverständlich auch mitgenommen“, lächelte sie mich verschmitzt an.
„Hey, das ist etwas mehr als Wasser, Seife, Shampoo und Deo. Das ist Luxus pur. Sind Sie sicher, dass sie DAS einem … Sozialschmarotzer wie mir zukommen lassen möchten?“, sagte ich überwältigt.
„So arrogant, dass ich Sie zum Wagenaufpasser degradieren würde, bin ich nun auch wieder nicht“, erwiderte sie mit gespielter Entrüstung. „Vielleicht wird ja auch hieraus eine Geschichte. Und jetzt rein mit uns!“
Wasser. Ein Element, das man nicht fassen konnte. Und wie sehr ich es versuchte, ich konnte es kaum fassen. Eigentlich gar nicht. Aber allein der Versuch war … lustvoll. Wasser, in allen Variationen, in denen dieses unfassbare Element mir so unbegreiflich war wie die Motivation meiner schönen Entführerin, mich hierher gebracht zu haben. In diese Wasserlandschaft. Diese wunderlich seltsame Mischung aus Unbegreiflichkeit und Vertrautheit.
Ich vergnügte mich auf Sprungbecken und Rutsche. Ich tollte herum. Schwamm. Schwelgte. Schwitzte. Schwamm wieder. Mit ihr. Dann auch mal ohne sie.
Nach einigen Bade- und vereinzelten kürzeren Saunagängen fanden wir im Ruheraum mit Lichtern in verschiedenen wechselnden Farben wieder zusammen. Wir waren allein miteinander. Für einen Freitagabend war das Bad erstaunlich leer, aus welchen Gründen auch immer.
„Bitte erzählen Sie mir doch eine Geschichte.“
„…“
„Erzählen Sie mir doch einfach eine Geschichte, in der ich vorkomme. Inspiriere ich Sie etwa überhaupt nicht?“
Was hatte sie vor? Wer war sie? Was für eine Geschichte hätte ich ihr erzählen können? Und in was für einer Sprache, nach all den Überraschungen, Demütigungen, Wiedergutmachungen, Wasserspielen, Saunagängen, mit denen sie mich so sprachlos gemacht hatte?
„Das ist es nicht. Mir fehlen immer noch die Worte.“
„Aber Sie haben doch gerade schon geredet. Bitte schenken Sie mir etwas von ihren Erinnerungen, Gefühlen, Sehnsüchten und Fantasien. Vielleicht habe ich ja noch andere Überraschungen parat“, lockte sie.
„Geben Sie mir eine Minute bitte.“
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(AutorIn)
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Crazy Diamond
1. Die Neigung des Protagonisten zu Integration in den ersten Arbeitsmarkt ist nicht sehr ausgeprägt.
2. Die Antagonistin verhält sich im Laufe der Handlung immer unkonventioneller.
Ich wollte eine Geschichte schreiben, in der auf einer Begegnung in einer implizit a-erotischen Umgebung eine Annäherung der Akteure erfolgt.
Aufgrund der polarisierenden Thematik ist dann eine Gratwanderung daraus geworden.
Fragen an den Lesenden:
1. Würdest du die Antagonistin abmahnen? Ist ihr Verhalten entschuldbar?
2. Gönnst du dem Protagonisten dieses Erlebnis? Findest du, dass Neiddebatten nur dann geführt werden, wenn es darum geht, ob reiche Menschen stärker in Anspruch genommen werden sollten?
3. Wann ist ein Mensch nützlich für die Gesellschaft? Können auch für Lohn arbeitende Menschen sozial schädlich sein?«
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goreaner
Tal
goreaner«
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Leichtgewicht
Da Du offensichtlich beim Schreiben etwas weiter kommen möchtetes, ärgere ich Dich mal mit einem Ratschlag. Hintergrundindformationen über Auotr,Geschichte etc. und das Herausspringen aus der Story sind immer ganz gefährliche Sachen und schaden in der Regel der Geschichte.
Ich habe es aber trotzdem gern gelesen.«
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Kojote
Und ich habe es gerne gelesen und fühlte mich gut unterhalten.
Es ist nicht die Art von Geschichte, die man als Roman kaufen oder in eine Kurzgeschichtensammlung aufnehmen würde.
Es ist die Art Geschichte, die man nur im Internet finden kann.
Und das ist gut so, denn das Internet hat schließlich sonst kaum etwas Einzigartiges zu bieten, sondern nur Kopien.
Ich bin gespannt auf andere Geschichten von dir, die sich vielleicht auch wieder mehr wie Geschichten anfühlen, aber ich finde absolut, dass diese Story einen Ehrenplatz verdient hat.
Mir hats gefallen. ;-)«
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hoedur
Vielen Dank Du verrückter Diamant, Deine Geschichte glitzert und funkelt ganz wunderbar!«
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andreashava
Sehr schön ist auch die Schleife zwischen Eine-Welt-Laden, Arge-Büro und "zurück" gezogen, ein guter Kunstgriff, handwerklich gut gemacht. Ein paar Sternchen zwischen den einzelnen Schauplätzen hätten das Ganze aber noch leichter lesbar gemacht, die Gliederung in Kapitel ist bei der Kürze der Story meiner Meinung nach jedoch überflüssig. Geschmacksache ist es vielleicht, dass du mit den Erläuterungen zur Befindlichkeit des Autors dieser ansonsten klasse Geschichte den Reiz nimmst. Lass' doch den Leserinnen und Lesern ihr Kopfkino, das schon wegen der angenehmen, guten Sprache von ganz alleine anläuft.
LG Andrea«
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Ich danke Dir recht herzlich für dein Schreiben.
Es war wundervoll und erholsam zugleich Deine Geschichte zu lesen und Deinen "eigenartigen-eigenwilligen" Stil find ich
mutig und toll.
Bravo!«
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Gerne mehr davon.«
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Ich danke meinem Schicksal dafür.
"Diamond" ist hier unbedingt unter "nomen est omen" zu führen und das englische Wort "crazy" ist ja noch viel mehrdeutiger als die deutsche Übersetzung: "verrückt" und wohl auch mit größerem positiven Gewicht ausgestattet. Wohl dem, dass das so ist. Ganz große Anerkennung!!!«
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