Frauentausch Extrem - Der Einzug
von GhostWriter
»Frau Weber, wie viele Erstkontaktschreiben haben Sie für das neue Format versendet?«
»Sie meinen den Frauentausch?«
»Ja, ganz genau.«
»Es waren 700, wie Sie mir aufgetragen haben. Wieso, gibt es ein Problem damit?«
»Nein, wir diskutieren hier nur gerade darüber. Haben Sie schon Rückmeldungen erhalten?«
»Wenige. Etwa 40.«
»Sind schon brauchbare Kandidaten abzusehen?«
»Ich konnte nur einige Antworten überfliegen, aber die ein oder andere Kombination hätte Potenzial.«
»Sehr gut. Vielen Dank, Frau Weber.«
Tilo Bauch, der junge Programmintendant des aufstrebenden Nischenkanals FO6 lehnt sich zurück, nachdem er die Freisprecheinrichtung, die ihn mit einer seiner Assistentinnen verbunden hatte, deaktiviert hat.
»40 von 700 ist noch nicht viel, aber immerhin.« Er blickt in die zurückhaltend dreinschauenden Gesichter die ihn fixieren. Vier Mitglieder aus seinem Team sind in dem kleinen Besprechungsraum versammelt.
»Die Mischung ist der Witz, nicht die pure Menge«, nickt Kevin Paul zustimmend. Der Projektleiter des gerade neu beschlossenen Formats, stützt sich mit verschränkten Armen auf die Ellbogen. Die Ansprüche an die neue Sendung sind groß. Die Ziele hochtrabend. In ihrem holländischen Mutterkonzern ist das Format seit Monaten im Nachtprogramm etabliert. Jetzt soll es auch in Deutschland aufgelegt werden.
»Die Milieu Vermischung ist Teil der Idee.« Er blickt in die Runde, als wolle er sicherstellen, dass auch jeder versteht wovon er spricht.
»Natürlich«, nickt der Intendant. »Wir wollen den Frauentausch ja nicht zu einem langweiligen RTL2 Abklatsch werden lassen. Wir haben das Konzept verstanden.« Er nimmt seinen Kugelschreiber in die Hand, spielt mit der Feder während er einen Moment nachdenkt, und wendet sich dann an die Castingverantwortliche des Projekts.
»Warten wir noch bis Montag, dann laden wir die erste, am besten zusammenpassende Kombination zu Probeaufnahmen ein. Danach entscheiden wir, ob wir die wertvollen Adressen in Anspruch nehmen, an die wir die echten Anfragen für das Format schicken.«
Zustimmendes Nicken begleitet seine Entscheidung.
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»Alte, schieb deinen knochigen Hintern aus meinem Gesicht, ich kann nicht durch dich durchglotzen.«
Ohne auf die Reaktion seiner Frau zu warten, greift Patrick Knoch, genannt Knochen, zwischen die O-Beine seiner Frau, die ihm den Blick auf den Fernsehapparat verstellt, und packt ihren Oberschenkel an der Innenseite. Die Schenkel seiner Frau sind so dünn, dass er beinahe die Finger darum schließen kann. Er drückt ordentlich zu, während er sie zur Seite schiebt. Als er sie loslässt, zeichnen sich seine Finger als dunkle Flecken auf der schneeweißen Haut ab, die nur sehr langsam verblassen. Seine Frau gibt keinen Mucks von sich, sondern streckt ihm nur weiter ein Schreiben entgegen, das sie gerade aus der Post gefischt hat.
»Was soll ich mit dem Dreck? Wir haben kein Geld für Rechnungen. Wirf es zu den anderen und lass mich in Ruhe Fußball gucken.«
»Das ist keine Rechnung. Hier steht, wir bekommen 500 Euro, wenn wir an einem Casting teilnehmen.«
Patrick Knoch hebt eine Augenbraue. Sein Blick verklärt sich einen Moment, dann flattern seine Augenlider. Seine eisblauen Augen richten sich langsam auf seine Frau. Dabei schweift sein Blick langsam und träge von ihren dünnen Beinen, auf die übertätowierte Kaiserschnittnarbe, hoch zu ihren wie ausgemergelte Quarktaschen hängenden Brüsten. So beschreibt er sie jedenfalls mit seinen Worten, wenn ihn jemand danach fragt. Er macht ein Gesicht als hätte er sich verhört. Während er die in Runenschrift zwischen ihren Schlüsselbeinen tätowierte Botschaft liest, als würde er sie gerade eben zum ersten Mal bemerken, dröhnt sein brüllendes Lachen durch das rauchgeschwängerte Wohnzimmer.
»Du spinnst doch, du dumme Fotze. Kein Mensch will deinen schrumpeligen Arsch sehen.« Prustend lässt er seine Augen wieder an ihr herunter gleiten. Seine abschätzige Miene soll sein Argument wohl unterstreichen. Sekundenlang starrt er den winzigen Slip an, der zwischen ihren hervortretenden Hüftknochen hängt, wie ein seit Wochen vergessener Waschlappen auf einer Wäscheleine. Die Farbe des Slips war einmal blau. Jetzt sieht er aus, als wäre er jahrelang in der Sonne vergessen worden, sich hartnäckig weigernd, den letzten Rest Farbe zu verlieren. Zwischen dem verwaschenen blau und dem Alabaster ihrer Schenkel sprießen schwarze Schamhaare. Wie ein unter den Slip geschobener Teppich, bauschen sie den fadenscheinigen Stoff auf. An den Seiten und zum Bauchnabel hin, quellen sie unter ihm hervor. Stoisch lässt sie den Blick auf sich verweilen, während sie den Brief ungerührt in seine Richtung hält. Als er endlich danach greift, lässt sie sich neben ihn auf die durchgesessene Couch fallen. Eine Staubwolke wabert aus den Untiefen des alten, ihre Leiber verschlingen wollenden Ungetüms hervor. Wortlos greift Mandy Knoch zu der Zigarettenschachtel, um sich eine Zigarette anzuzünden. Der ausgestoßene Rauch mischt sich unter den allgemeinen Mief im Wohnzimmer.
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»Sehr geehrte Frau Weiland, sehr geehrter Herr Weiland. Wir beglückwünschen Sie zu der einmaligen Gelegenheit, an unserem neuen Konzept einer Daily Reality Soap teilzunehmen…«
»Daily Reality Soap. Liebling, willst du mir das wirklich weiter vorlesen?«
»Hör zu, ich finde das interessant. Also hier steht, sie wollen als erster deutscher Sender erstmals eine ungeschnittene und unzensierte Form des bekannten Frauentausch Formats veröffentlichen.«
»Das heißt sie halten die Kamera auch dann noch auf die Teilnehmer, wenn die anderen Sender vor lauter Peinlichkeit längst abgeschaltet haben.«
»Oder sie zeigen die Wahrheit einfach ungeschönt.«
»Was in etwa das gleiche bedeutet. Warum liest du mir das vor? Willst du die 500 Euro verdienen? Du weißt schon, dass alleine deine Fußpflege jeden Freitag 500 Euro kostet.«
»Das Geld interessiert mich nicht. Ich hätte einfach nur Lust darauf mal so etwas verrücktes auszuprobieren.«
»Verrückt trifft es wohl ziemlich gut. Hast du dir das mal zu Ende gedacht? Das bedeutet nicht nur, dass man dich vermutlich in irgendeinen Hartz-4 Plattenbau im Osten steckt, sondern dass das Pendant dazu auch hier zu mir verfrachtet wird. Möchte ich wirklich eine Woche lang eine Dumpfbacke ohne Bildung und Niveau um mich herumhaben?«
»Vielleicht wird das ganz witzig.«
»Nein, das denke ich beim besten Willen nicht.«
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»Wen haben wir also für die Probeaufnahmen ausgewählt?«
»Wir haben ein Ehepaar aus Görlitz, Mandy und Patrick Knoch. Er ist Maurer und sie ist Hausfrau. Und ein Ehepaar aus Karlsruhe, Rebecca und Rainer Weiland. Er ein Immobilienmakler, sie eine Innenarchitektin.«
»Wie passen die beiden vom Umfeld und von den Lebensumständen zusammen?«
»Überhaupt nicht.«
»Perfekt.«
»Wie ist die weitere Vorgehensweise mit den Aufnahmeteams abgesprochen?«
»Die Frauen werden jeweils von einem Fahrdienst abgeholt und mit einer Mobilkamera begleitet. Hierfür reicht ein Zwei-Mann Team. Gleichzeitig werden in den jeweiligen Wohnungen die Kameras aufgebaut. Wir werden alles so installieren, dass wir dort ebenfalls mit einem Zwei-Mann Team vor Ort sein können. Dann können wir den Live Stream direkt aufbereiten, wenn wir ihn brauchen sollten.«
»Wissen die Teilnehmer, dass es sich nur um Probeaufnahmen handelt?«
»Es steht in ihrem Vertrag. Irgendwo.«
»Rechtlich ist dazu alles geklärt? Auch mit den Abtrittserklärungen der Teilnehmer, der Vermarktung und den Drittrechten?«
»Die Anwälte haben grünes Licht gegeben.«
»Sehr gut. Die Teilnehmer sind genauestens instruiert und wissen was auf sie zukommen wird?«
»Alle vier haben die notwendigen Unterlagen unterschrieben und sind somit einverstanden, dass die ungeschnittene Live Fassung gestreamt werden darf.«
»Sehr gut. Gut gemacht alle zusammen. Dann auf an die Arbeit und viel Erfolg uns allen.«
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Rebecca Weiland tritt in ihren 120mm Louboutins aus dem Fahrstuhl, der sie aus dem zweiten Stock ihrer Wohnung am Stadtrand von Karlsruhe in das Erdgeschoß befördert hat. Die Pariser Schuhe klackern auf den italienischen Fließen. Ihr Gucci Kleid schmiegt sich wie eine zweite Haut an ihren makellosen Körper. Es ist erst drei Wochen alt. Zwei Tage jünger als die frisch operierten Brüste, die eine weitere Körbchengröße eingebracht, und einen beinahe vollständig aktualisierten Kleiderschrank notwendig gemacht hatten. Sie umrundet den Springbrunnen, der die gigantische Eingangshalle dominiert. In der riesigen Küche versorgt ihre Haushälterin gerade die Reste des Frühstücksbuffets.
»Ich soll von Herrn Weiland ausrichten, dass er dringend auf einen Außentermin musste.«
Rebecca schmunzelt. Sie betrachtet sich beiläufig in der auf Hochglanz polierten Front des riesigen Kühlschranks zu ihrer Rechten. Sie hat sich schon gedacht, dass er einen Rückzieher machen wird. Aber sie hat sich fest vorgenommen, sich die Freude auf das bevorstehende Abenteuer nicht verderben zu lassen. Ein Abenteuer, ja genau. Abwechslung aus dem täglichen Einheitsbrei, der seit Wochen ihr Leben dominiert. Auch wenn ihr Mann nicht für das Projekt zu begeistern war. Sie würde ihren Spaß an dem Frauentausch haben. Neue Leute, andere Umgebung, ein anderes Leben kennenlernen. Das alles hört sich nach einer Menge Spaß an.
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»Wann kommen die Idioten vom Fernsehen?«
»So gegen 9 Uhr, hat der Kerl gesagt.«
»Ich hoffe die bringen die Kohle gleich mit. Und wenn die andere Schlampe so hässlich ist wie du, dann können sie die gleich wieder mitnehmen, hast du gehört?«
Mandy Knoch ignoriert ihren nörgelnden Ehemann so gut es geht. Sie ist mit Packen beschäftigt. Die Redaktion von ‚Frauentausch-Extrem‘ hat sich für heute angekündigt. Die und der Fahrdienst, der sie für die nächsten Tage in ihr neues Heim nach Karlsruhe bringen soll. Sie ist aufgeregt und gespannt, was sie erwarten wird. In ihren 28 Jahren ist sie nur einmal weiter als 50 Kilometer aus Görlitz herausgekommen. Ansonsten besteht ihr Leben aus dem was ihr herrischer und aufbrausender Ehemann von ihr verlangt. Wie wohl ihr Austausch-Ehemann mit ihr umgehen wird? Sie weiß nichts über die Umstände in die sie eingetauscht wird. Vermutlich war das Absicht, damit die Überraschung größer wird. Ob die andere Frau ebenfalls keine Ahnung hat, wohin man sie verfrachten wird? Bestimmt nicht. Wer würde sich freiwillig in die Hände von Patrick Knoch geben. Nicht einmal die 500 Euro können es Wert sein, sich länger als notwendig hier aufzuhalten.
Eine gehörige Portion Skepsis schwingt mit, während sie die wenigen Habseligkeiten, die es lohnt mitzunehmen, in eine Tüte packt. Bestimmt wird das Projekt abgebrochen, sobald ihr Mann das erste Mal die Hand gegen die Neue erheben würde. Sobald er sie auffordern würde, seine perversen Spielchen mit ihr zu spielen, oder draußen die Leute mit ihr zu erschrecken.
Nein, keinen Tag wird die andere hierbleiben, denkt sie. Also lohnt sich auch das Packen nicht. Wut keimt in ihr auf. Wie immer, wenn sie an ihr beschissenes Leben denkt.
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»Kevin hier. Hallo Tilo.«
»Hallo Kevin. Hast du etwas von den Teams gehört?«
»Ja, deshalb rufe ich an. Der Fahrer der die Weiland nach Görlitz fährt, hat sich gerade gemeldet. Sie sind da und gehen die nächsten Minuten rein. Den Knoch haben sie aus der Wohnung geholt und beschäftigt. Er war wohl nicht so begeistert seine Bude zu verlassen. Er wollte einen Bonus haben. Von Wohnung verlassen stand nichts im Vertrag, sagt er.«
»Herrje, ist das sein Ernst? Was hat das Team gemacht?«
»Anscheinend hat Mario ihn auf ein Bier eingeladen. Das hat ihn überzeugt. Pascal geht mit der mobilen Cam mit der Weiland alleine rein. Das passt schon. Das macht die Eingangsbesichtigung realistischer als mit einer festen Kamera.«
»Das ist eine gute Idee. Was denkst du, vielleicht sollte Pascal sich ganz raushalten und die Weiland ihre Eindrücke selbst filmen. Wenn ich darüber nachdenke wäre das sogar noch besser.«
»Hmm…das klingt nicht schlecht. Ich gebe das weiter.«
»Und das andere Team? In Karlsruhe?«
»Die sind wohl noch auf der Autobahn. Ein längerer Stau bei Sinsheim hat sie aufgehalten. Anscheinend brauchen sie noch eine Stunde. Wir erreichen aber nur die Haushälterin dort.«
»Macht nichts, wir wollen ihn am Anfang sowieso nicht im Bild haben. Ich versuche gerade vom Sender ein paar Gigabyte Bandbreite abzuzweigen. Dann können wir den Stream von den Cams mit ein paar Minuten Zeitverzug auf den Server laden und es uns direkt hier anschauen. Je nachdem wie unser erster Eindruck ist, können wir dann entscheiden, ob wir die Teams überhaupt vor Ort lassen, oder ob wir es mit anderen Kandidaten versuchen.«
»Wir wollen ja nur Probeaufnahmen machen. Lernen für die spätere Produktion.«
»Schon, aber je nachdem was uns erwartet, müssen wir auch nicht unnötig vier Mann beschäftigen.«
»Ja, ok. Wenn du was hast, sag mir Bescheid.«
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Der jüngere der beiden Männer, der sich vor einigen Stunden als Pascal vorgestellt hat, drückt ihr eine Kamera in die Hand. Action-Cam hat er das kleine schwarze Teil genannt. Er hat ihr erklärt wie sie sie halten soll und ihr ein paar Kniffe gezeigt, damit ein möglichst gutes Bild dabei herauskommt. Rebecca Weiland schaut sich gerade ihre erste Aufnahme an, die sie selbst gedreht hat. Aus dem VW-Bus heraus, über den Parkplatz vor der Adresse, die die nächsten sieben Tage ihr Zuhause sein soll.
Ihr erster Eindruck ist ernüchternd, aber sie will nicht schon auf dem rissigen, von Gras und Unrat überwucherten Vorplatz vor der steil aufragenden Plattenbausiedlung den Schwanz einziehen. Ihr Mann hatte sie gewarnt. Er hatte versucht sie so gut wie möglich auf das hier vorzubereiten. Sie hatte nur abgewunken.
Während sie über den Vorplatz schlendert, vorbei an dem rostigen, verbogenen Ding das womöglich einmal eine Kinderschaukel gewesen war, muss sie ihm insgeheim recht geben. Damit hatte sie nicht gerechnet. Ja, sie wusste dass es in eine eher ärmliche Gegend im Osten ging. Aber dass ärmliche Gegenden so aussehen, mitten in Deutschland, das schockiert sie. Aber so schnell will sie nicht aufgeben. Den Gefallen will sie ihm nicht tun.
Während ihre schwarzen Louboutins über den Kies knirschen, als wollten sie mit jedem Schritt lautstark ihren Protest über die rüde Behandlung kundtun, nähert sie sich ihrem Ziel. Pascal, der eigentlich die Kamera führen wollte, dann aber über Telefon andere Instruktionen erhalten hatte, folgt ihr.
Mario war vorrausgegangen um ihren Austausch-Ehemann aus der Wohnung zu holen. Wie bei ihrem Vorbild, dem originalen Frauentausch, sollten die Protagonistinnen zuerst alleine einen Rundgang durch ihr neues Heim machen. Sie war gespannt auf ihren Austausch-Ehemann. Wie er sich ihr gegenüber verhalten würde. Ob er befangen oder schüchtern sein würde. Ob sie sich sympathisch sein würden. Immerhin sah das Format die ungeschminkte Wahrheit vor. In der Vorbesprechung mit den Verantwortlichen, war ihnen der Auftrag, den der Sender mit dieser Produktion hatte, ausführlich beschrieben worden. Ihr Mann hatte schon ganz recht gehabt. Sie wollten mit der Kamera weiter draufhalten, wenn die anderen schon längst abgeschaltet hatten. Genau darum ging es und eben jene Situationen waren ausdrücklich erwünscht. Auf die Frage von Rebecca, WIE weit die Situationen gehen sollten und durften, hatten die Verantwortlichen nur mit den Schultern gezuckt und gelächelt. So weit wie möglich sollte das heißen.
Das war mit einer der Gründe, weshalb Rebecca Weiland während des Gesprächs ihren Herzschlag pochend am Hals spürte. Sie war so aufgeregt wie seit Monaten nicht mehr. Endlich hatte sie einmal wieder etwas auf das sie sich richtig freuen konnte. Etwas das so vollkommen anders war als ihr normaler Alltag.
Vor ihrer neuen Wohnungstür angekommen, zittern ihre Hände. Sie kann nicht die Kamera halten und die Tür aufschließen. Pascal übernimmt das für sie. Er stößt die Tür auf, während sie im Hausflur wartet. Man wird ihn später aus dem Bild schneiden, hat er ihr gerade gesagt.
»Ach du Scheiße, ist da drinnen jemand gestorben?« Pascal prallt vor der geöffneten Wohnungstür zurück, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Ein modriger, fauliger Gestank wabert aus der Wohnung. Die Luft im Treppenhaus ist schon schlimm, aber gegen das was aus der Wohnung strömt, ist es hier draußen wie in einer Sommerbriese.
»Ihr Kollege war doch eben hier, oder?« fragt Rebecca zaghaft. Sie spricht nicht aus, was sie denkt. Der hätte doch sicher sofort Bescheid gesagt, wenn hier drinnen jemand gestorben wäre. Außerdem ist er nicht hier, also wird er lebende Personen angetroffen haben. Pascal zuckt mit den Schultern. Vor wenigen Minuten noch hat er mit Mario telefoniert. Er hat ihm erzählt, dass der Typ sich geweigert hat die Wohnung zu verlassen. Dass er ihn mit der Aussicht auf ein Bier in die nächste Kneipe gelockt hat. Diesen furchtbaren Gestank aber hat er nicht erwähnt.
Rebecca tritt zaghaft über die Schwelle. Die Kamera hält sie wie ein Schild vor der Brust. Pascal hat ihr erklärt, dass sie sie möglichst hoch halten soll, um dem Zuschauer den Eindruck zu geben, mit seinen eigenen Augen zuzusehen. Gegen das Stirnband, mit der die Kamera vor der Stirn befestigt wird, hat sie sich standhaft geweigert. Das Band hätte die Frisur durcheinander gebracht.
Etwas knirscht unter ihren teuren Louboutins. Sie stößt einen überraschten Laut aus, woraufhin es irgendwo in einer Ecke zu rascheln beginnt. Sie stehen in einem dunklen Flur, von dem aus vier Türen abgehen. Gleich links erkennt Rebecca so etwas wie ein Badezimmer. Sie macht es nur an den Kacheln und an dem Waschbecken als solches aus. Es gibt keinen Spiegel und keine Dusche. Die Badewanne ist bis zum Rand mit Wäsche gefüllt. Ob sauber oder dreckig lässt sich nicht definieren. Ein muffiger, feuchter Geruch geht von ihr aus. Rechts muss das Schlafzimmer sein. Ein winziger Schrank, zwei Kommoden und ein Stuhl stehen darin. Es gibt kein Bett. Die einzig mögliche Schlafgelegenheit, sind zwei zusammengeschobene Matratzen, die direkt auf dem Boden liegen. Die Möbel passen allesamt nicht zueinander und machen den Eindruck als wären sie vom Sperrmüll zusammengesammelt. Die Luft die aus dem Zimmer kommt, ist dieselbe wie aus dem Badezimmer. In beiden Räumen sind die Fenster geschlossen, die Rollläden heruntergelassen.
Pascal schiebt sich zielstrebig hinter ihr vorbei, um nicht ins Bild zu gelangen. Im Badezimmer öffnet er Rollladen und Fenster. Während Rebecca weiter geht, hört sie ihn im Schlafzimmer rumoren. Frische, kühle Luft streichelt plötzlich ihren Rücken. Pascal atmet laut und tief ein. Sie sieht sich nicht nach ihm um, stellt sich aber vor, wie er vor dem offenen Fenster durchatmet. Das würde sie auch gerne, aber das Bild das ihr die Küche bietet, hält sie gefangen. Sie vermutet jedenfalls, dass es die Küche ist, denn unter den Bergen von ungewaschenem Geschirr, alten, verkrusteten Töpfen und Pfannen, scheint eine Spüle verborgen. Kistenweise leere Flaschen stapeln sich in einer Ecke. Überall liegen Einkaufstüten auf dem Boden. Auch hier ist das Fenster geschlossen. Einen Rollladen oder eine Jalousie scheint es nicht zu geben. Rebecca versucht an das Fenster zu gelangen, scheitert aber an einem Berg alter Zeitungen, der so hoch davor aufgetürmt ist, dass sie den Griff nicht erreicht.
Sie geht rückwärts wieder in den Flur. Etwas hält ihren Schuh fest. Noch ehe sie merkt, dass der ihrer Bewegung nicht folgt, rutscht sie aus ihm heraus. Sie verliert das Gleichgewicht und tritt mit dem nackten Fuß auf den Fließenboden auf. Das Gefühl ist so ekelerregend, dass sie aufschreit. Sofort reißt sie den Fuß weg. Eine leere Tüte Gummibärchen bleibt an ihrer Ferse haften.
»Was ist passiert?« Pascal kommt aus dem Schlafzimmer gerannt. Gerade rechtzeitig um sie aufzufangen. Sie drängt sich rückwärts gegen ihn, bis beide im Flur gegen ein Regal stoßen. Irgendwo splittert Holz. Ein Regalboden gibt geräuschvoll nach. Panisch hüpft Rebecca auf einem Bein. Das andere in der Luft, versucht sie die Tüte von ihrer Ferse abzustreifen. Als es endlich gelingt, steht sie keuchend auf einem Bein balancierend da, während Pascal sie an der Schulter hält. Der halb in der Küche stehende, am Boden festgeklebte, hochglanzpolierte schwarze Louboutin mit den leuchtend roten Sohlen, wirkt wie ein Relikt aus einer anderen Welt.
»Geht’s?« Ob sie sicher auf den Beinen steht, soll Pascals Frage ausdrücken. Er schaut von der Seite auf sie herab. Zaghaft nickt sie, während sie wie ein Flamingo im Flur steht. Pascal bückt sich und hebt den verlorenen Schuh vom Boden auf. Es klingt als löse sich ein Klettverschluss.
»Bääh«, macht er, während er ein immer länger werdendes Kaugummi vom Boden löst. Es klebt an der roten Sohle und wird länger und länger, je weiter er den Schuh anhebt.
»Was treibt ihr hier, ihr Affen«, dröhnt plötzlich eine Stimme vom Eingang her. Wieder erschrickt Rebecca so sehr, dass sie zurücktaumelt. Wieder gegen das Regal, das jetzt komplett hinter ihr zusammenbricht. Tausend Dinge prasseln und stürzen unter riesigem Getöse auf den Boden. Sie verteilen sich zwischen ihren Beinen, rutschen polternd in die Küche. Nur mit Mühe kann sie sich auf den Beinen halten.
»Du dumme Kuh, warum machst du das kaputt? Das wirst du bezahlen.« Die Stimme klingt wie ein Reibeisen. Sie dröhnt durch den engen Flur. Rebeccas Kopf ruckt zu ihr herum. Eine massige Gestalt füllt beinahe den kompletten Türrahmen aus. Tätowierte Unterarme stemmen sich besitzergreifend dagegen. Selbst eine Maus hätte es schwer gehabt sich an ihm vorbei zu drängen. Er macht einen bedrohlichen Schritt in die Wohnung und bleibt in dem hellen Quadrat aus Licht stehen, das durch das Badezimmerfenster hereinströmt.
Sein Mund klappt auf, seine Augen werden riesig. Er starrt Rebecca an als wäre sie eine Erscheinung.
»Ja leck mich doch am Arsch«, keucht er. »Bist du die Alte, die ich eine Woche ficken soll?« Eine Hand wandert an seinen Schritt. Ob bewusst oder unbewusst kann Rebecca nicht erkennen. Eine Zunge schnellt zwischen den wulstigen Lippen hervor und leckt darüber. Sie spürt seinen stechenden Blick überall auf ihrem Körper. Seine Augen wandern unstet über sie hinweg. Sie bleiben an ihren frisch operierten Brüsten hängen. »Fuck, was hast du denn für Riesen Euter?« Die Hand am Schritt findet seinen Schwanz und drückt zu. Rebecca ist zwei Meter entfernt und kann den Blick nicht abwenden. Die massige Gestalt des Mannes raubt ihr beinahe den Atem. Ihr Herz rast, auf ihrem Rücken bricht der Schweiß aus. Ihre Knie zittern so sehr, dass sie fürchtet erneut umzufallen. Daran ist nicht der fehlende Schuh schuld. Unter der weiten Jogginghose bildet sich in sekundenschnelle eine sichtbare Beule, die der Kerl unverhohlen zu reiben beginnt.
Rebecca ist wie gelähmt. Sie fühlt sich einen Moment lang losgelöst von ihrem Körper. Erst Pascal reißt sie aus ihrer Schreckstarre. In ihrem Gesichtsfeld taucht ihr Schuh auf, den er ihr entgegenhält. Wie in Trance greift sie danach, beugt sich nach vorne und schlüpft hinein. Ob das Kaugummi noch an der Sohle klebt ist ihr egal. Dass sie wieder normal auf zwei Beinen stehen kann auch. Dass Pascal sie mit großen Augen ansieht bemerkt sie nicht. Sie kann nur an eine einzige Sache denken. An dieses verräterische Klopfen in ihrem Unterleib, das dort überhaupt nicht sein dürfte.
Ihr Austausch-Ehemann, der den Flur mit seiner massigen Gestalt verdunkelt, macht einen Schritt auf sie zu. Seine Augen haben ihre Brust-Hals Grenze noch nicht überschritten. Sein stechender Blick gilt ihren Brüsten. Seine eisblauen Augen wandern auf ihr umher. Er ist mindestens einen Kopf größer als sie und vermutlich dreimal so schwer. Sein Schädel ist kahlrasiert. Er sitzt praktisch ohne Hals direkt auf seinen Schultern. Seine Arme sind dicker als Rebeccas Oberschenkel und bis zu den Handgelenken nahezu vollflächig tätowiert. Er trägt ein schwarzes T-Shirt dessen Ärmel abgerissen sind. Die Ränder sind ausgefranst, die massigen Schultern spannen den Stoff. Sein Brustkorb wirkt wie eine Tonne, sein Bauch wölbt sich über den Bund seiner Jogginghose. Er trägt schwarze Biker Stiefel die nicht geschnürt sind. Sie schlurfen über den Boden, während er einen weiteren Schritt auf sie zu macht. Er steht jetzt auf Armlänge entfernt. Pascal greift nach der Kamera, die Rebecca immer noch wie ein Schutzschild vor der Brust hält. Der Kopf des Mannes ruckt herum, irgendwo in seinem Nacken knackt es vernehmlich.
»Was bist du denn für eine Schwuchtel?«, knurrt er. »Verschwinde mit dem Scheiß.« Er deutet mit fleischigen Fingern auf Pascal und die Kamera. Seine Fingerknöchel sind schorfig, die Nägel bis an die Wurzel abgekaut. FUCK ist auf vier Finger tätowiert.
Pascal schüttelt den Kopf, hebt entschuldigend eine Hand, nimmt die Kamera aber nicht herunter. Mit einem blitzschnellen Wischer, den Rebecca nicht kommen sah, versucht der Typ die Action-Cam wegzuschlagen, doch Pascal ist schneller und zuckt zurück.
»Das gehört zum Deal«, sagt er mit stoischer Ruhe. »Keine Kamera, keine Kohle.« Er erntet nur ein gereiztes Knurren und wird mit durchdringendem Blick angestarrt.
Hinter dem Mann taucht Mario auf, der zweite Mann des Teams. Er zuckt entschuldigend die Schultern, als wäre der Schrank der die Tür blockiert ihm entwischt. Er wirkt gehetzt und atmet schwer. Auf seiner Stirn zeichnet sich ein deutlich sichtbarer roter Fleck ab. Was das wohl bedeuten sollte? Wurde er etwa geschlagen?
»Ich bin Rebecca«, hört Rebecca sich sagen. Sie streckt die Hand aus um die Situation zu entschärfen. Ihr Herz poltert in ihrer Brust, das Blut rauscht in ihren Ohren. Ihre Knie zittern nicht weniger als die Hand. Am schlimmsten aber fühlt sich dieser Knoten in ihrem Unterleib an. Sie wusste worauf sie sich einlässt. Sie wusste was die Verantwortlichen hinter ‚Frauentausch-Extrem‘ sich von dem Format versprachen.
Der schonungslosen Realität, mit der sie gerade konfrontiert wird, ist sie trotzdem nicht gewachsen. Während ihr Gehirn Flucht schreit, klopft und pocht ihre Muschi, dieses verräterische Ding, wie verrückt. Was passiert hier gerade mit mir, denkt sie noch. Dann ruckt der Kopf dieses fleischgewordenen Ungetüms zu ihr herum und sie kann überhaupt nichts mehr denken. Sie starrt in diese eisblauen Augen und ist gefangen von diesem animalischen, einschüchternden, gierigen Blick. Einem Blick der keiner Worte bedarf. Sie fühlt sich ausgezogen und schutzlos ausgeliefert, ihr Herz rast und trotzdem merkt sie wie sie nass wird. Das darf nicht sein.
Immer noch schwebt ihre Hand zwischen ihr und dem massigen Typen. Seine Augen bohren sich in ihre. Sie lässt die Hand langsam sinken, verknotet die Finger vor sich. Sie wünscht sich die Kamera zurück, damit sie wenigstens etwas hat, an dem sie sich festhalten kann. Nie zuvor hat sie sich so ausgeliefert gefühlt. So massig und so furchteinflößend ragt der Mann vor ihr auf.
»Patrick«, sagt der Kerl plötzlich. Seine Stimme lässt sie zusammen zucken wie eine verängstigte Maus. »Aber niemand nennt mich so. Alle sagen Knochen zu mir.« Rebecca nickt wie in Trance. Seine Reibeisenstimme kratzt an ihren Nervenenden. Sie bringt sie zum Vibrieren.
»Scheint als ob wir die nächsten sechs Tage zusammenwohnen«, piepst sie. Sein stechender Blick löst sich keine Sekunde von ihr, aber in seine Mundwinkel legt sich sowas wie ein Lächeln. Ein sehr dreckiges, versautes Lächeln.
»Wir werden viel Spaß haben, da bin ich sicher.« Seine Stimme ist plötzlich so leise, dass Rebecca ihn kaum versteht. Es scheint als spreche er gar nicht zu ihr, sondern mit sich selbst. »Wir werden eine Riesenmenge Spaß haben.« Wie zur Bestätigung heften sich seine Augen wieder an ihre Brüste.
»Sind die echt?«, fragt er. Seine Hand zuckt, seine Finger flattern scheinbar unterbewusst, die Fingerkuppen reiben aneinander. Er wartet die Antwort nicht ab. »Wie fühlen die sich an?«
Seine Hand wandert langsam höher. Das Ziel steht ihm gierig in den Augen. Seine Zungenspitze blitzt zwischen den Lippen hervor wie bei einem Chamäleon. Rebecca folgt der Hand mit den Augen, die sich wie in Zeitlupe auf sie zubewegt. Sie ist unfähig jeder Bewegung. Was eine Einladung für ihn zu sein scheint, denn er führt die wulstigen Finger tatsächlich bis an ihren Ausschnitt und legt sie auf die Erhebung ihrer Brüste. Seine Fingerspitzen sind kalt und rau. Der Geruch nach kaltem Rauch steigt ihr in die Nase. Ihr Blick gleitet seinen tätowierten Arm entlang zurück in sein Gesicht. Seine Miene spiegelt seine ganze Gier wider. Langsam gleiten die Finger in die tiefe Spalte zwischen ihren neu aufgebauten Brüsten. Die Kuppen hinterlassen eine Feuerspur auf ihrer Haut. Er schiebt sie tief nach unten bis sein Handgelenk von ihrem Ausschnitt aufgehalten wird.
Vor ihrem geistigen Auge sieht sie das beige, enganliegende Gucci Kleid, das sie für die Fahrt ausgewählt hat, in zwei Teile zerreißen. Seine direkte Art schockiert sie, aber sie ist nicht in der Lage es auszudrücken. Sie steht starr da und lässt sowohl die Fleischbeschau, als auch die unangemessene Berührung über sich ergehen. Sie weiß, dass sie ihm auf die Hand schlagen sollte, die Spitze ihrer High-Heels zwischen seine Beine treten sollte, zu schreien und ihn beschimpfen, aber sie schaut nur regelrecht fasziniert dabei zu, wie ungeniert er seine Hand über ihre Brust legt. Von oben tief in ihrem Ausschnitt versenkt, packt er zu und drückt sie zwischen seinen fleischigen Fingern zusammen. Der Daumen der ihre Nippel berührt, löst einen wahren Wirbelsturm in ihr aus. Ihre Muschi zieht sich zusammen, sie spürt die Feuchtigkeit die sich auf ihre Schamlippen legt und ihren Kitzler, der sich voller Vorfreude mit Blut füllt.
Voller Vorfreude? Ist sie noch bei Trost?
»Dreh dich um«, sagt Knochen und nimmt die Hand aus ihrem Ausschnitt. Sie folgte seinem Befehl wie ein dressiertes Hündchen. Die Miene von Pascal, den sie ansieht während sie sich umdreht, ist eine Mischung aus Verwirrung und Freude an dem was sich hier abspielt. Er hat ganz offensichtlich seinen Spaß an dem, was vor seiner Linse passiert. Kaum hat sie sich umgedreht, spürt sie kräftige Arme die sich um sie herumschlingen. Die Finger weit gespreizt legt Patrick Knoch beide Hände auf ihre Brüste. Er drückt zu, hebt sie an, wiegt sie in den Händen. Seine Erektion drückt sich in ihren Rücken. Er reibt sich an ihrer Hüfte und stöhnt seinen heißen Atem an ihren Hals. Sie riecht Bier und Zigaretten heraus.
Pascal macht einen halben Schritt zurück, auf den schmierigen Boden der Küche. Er passt den Focus an und hält die Kamera auf das Geschehen vor der Linse. Das Bild wird in Echtzeit per Bluetooth an den Laptop übertragen, der in seiner Schultertasche steckt. Von dort geht es per Upload Stream über eine LTE Sim-Karte, mit ein paar Minuten Zeitverzögerung direkt auf die Server von FO6.
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Tilo Bauch, der Intendant von FO6 und Kevin Paul, der Projektleiter von ‚Frauentausch-Extrem‘, stecken die Köpfe zusammen. Sie sitzen in Kevin Pauls kleinem Büro. Gerade sind die ersten Bilder auf seinem Laptop zu sehen. Von Görlitz über Mobilfunk auf die Server von FO6 nach Frankfurt übertragen. Sie sehen zu, wie Rebecca Weiland und Pascal die Wohnung der Knochs betreten. Die Bildqualität ist hervorragend. Die Action-Cam ein professionelles High-End Gerät, weit entfernt von den auf dem Consumer Markt verbreiteten Massenprodukten. Gleichzeitig stoßen sie die Luft aus, während Rebecca und Pascal die Wohnung in Görlitz betreten.
»Ach herrje, was für ein Dreckloch«, entfährt es Kevin.
»Ob das so eine gute Idee war?«, äußert auch Tilo skeptisch. Sie folgen den beiden durch die Wohnung, werden Zeuge von Badezimmer und Küche. Direkt aus der Brustperspektive von Rebecca Weiland. Der klebende Schuh, das polternde Regal. Sie schauen gebannt auf die Bilder aus dem Laptop.
»Was treibt ihr hier, ihr Affen«, dröhnt plötzlich eine Stimme aus dem Lautsprecher. Sie zucken beide gleichzeitig zusammen. Verfolgen wie Rebecca erschrickt, das Regal zusammenbricht. Dann sehen sie die Stimme erstmals im Bild. Sie kennen Patrick Knoch nur von den Bildern der Castingabteilung. Trotzdem erkennen sie ihn sofort. Die Kamera wackelt, wird Rebecca aus den Händen genommen.
»Hat er das…«, Tilo Bauch verstummt. »Wie fühlen die sich an?« hat Patrick Knoch gerade gefragt. Seine Stimme scheint im Lautsprecher noch nachzuhallen. Mit Pascals Augen sehen sie zu wie Patrick Knoch, genannt ‚Knochen‘, die Hand ausstreckt und Rebecca Weilands Brüste knetet.
»Dreh dich um.« Knapp sechshundert Kilometer entfernt und einige Minuten zuvor, dreht Rebecca Weiland sich widerspruchslos um und lässt sich die schwieligen Pranken von hinten auf die Brüste legen.
»Scheiße sind die geil«, stöhnt Knoch. Er wendet den Kopf in Pascals Richtung, als erwarte er von dort eine Bestätigung. Einen Moment lang schaut er direkt in die Kamera. Tilo Bauch und Kevin Paul zucken beide gleichzeitig vom Monitor zurück, als wären sie bei etwas Verbotenem ertappt worden.
»Runter mit dem Ding«, keucht Knoch. »Ich will alles sehen.« Ohne abzuwarten greift Patrick Knoch an den Reißverschluss des Kleides. Er verläuft an der Seite von der Hüfte bis unter die Achseln. Roh zieht er ihn nach unten. So roh, dass Rebecca beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. Sie kann sich gerade noch abfangen. Knoch zieht das Kleid von ihren Schultern, es fällt nicht unelegant auf den dreckigen Boden. Ein erregend knapper, strahlend weißer String Tanga kommt zum Vorschein. Dazu der passende BH. Schlicht zwar, aber mit so elegantem Schnitt, dass selbst ein Banause wie Patrick Knoch hörbar die Luft ausstößt.
Gänzlich ohne Aufforderung greift Rebecca Weiland an den Träger des BH und öffnet den Verschluss. Gleichzeitig dreht sie sich um. Sie dreht sich in Richtung der Kamera während der BH fällt, weshalb Tilo Bauch und Kevin Paul ihre Vorderansicht eine halbe Sekunde früher sehen als Patrick Knoch. Genaugenommen hat Knochen sie schon vor einigen Minuten sehen dürfen, während ihr Signal noch auf dem Weg durch die Republik gewesen war.
»Jesses«, ruft Tilo Bauch.
»Wow«, ruft Kevin Paul im selben Augenblick.
»Fuuuuck«, ruft Patrick Knoch eine Sekunde später. Er reißt die Augen auf und glotzt mit einem dümmlichen Gesichtsausdruck auf die Brüste von Rebecca Weiland. »Alter, was hast du denn für geile Titten«, keucht er. Schon streckt er die Hände danach aus. Seine Augen fallen beinahe aus den Höhlen. Während er versucht die beiden Melonen mit den Händen zu umgreifen, was ihm trotz seiner gewaltigen Pranken nicht gelingen mag, steht sein Mund offen, seine Zunge leckt über seine Lippen.
Tilo Bauch und Kevin Paul folgen dem, was sich vor Minuten in Görlitz abgespielt hat, mit ungläubigem Staunen. Nicht wegen den frisch getunten Titten von Rebecca Weiland, wie Patrick Knoch gerade zum Besten gibt, sondern wegen der Geschwindigkeit und der Selbstverständlichkeit, in der die Begegnung der beiden umgeschlagen war. Von vollständig angezogen bis vollständig nackt.
»Kennen sich die beiden?«, spricht Paul Bauchs Gedanken aus.
»Das dürfte nicht sein.«
Sie schauen gebannt zu, wie Patrick Knoch die Brüste massiert. Rebecca lässt es mit einer stoischen Ruhe über sich ergehen. Sie wirkt beinahe gelangweilt, aber bei genauem Hinsehen, sind die fahrigen Bewegungen ihrer Hände und die zitternden Knie deutlich zu erkennen. Stoisch wäre sicher nicht die passende Eigenschaft für Rebecca Weilands aktuelle Gefühlslage. Patrick Knochs erigierter Schwanz zeichnet sich so deutlich unter seiner Jogging Hose ab, dass Rebecca unweigerlich hinschauen muss. Er hat keine Augen für ihren Blick ist gänzlich auf ihre Brüste fixiert. Doch urplötzlich reißt er sich von ihr los, greift sich an den Bund seiner Hose und reißt sie so ruckartig nach unten, dass er beinahe in sie hineingefallen wäre. Sein Schwanz schnellt ins Freie. Rebecca entfährt ein spitzer Schrei. Sie hören Pascal hinter der Kamera einen unartikulierten Laut von sich geben. Zum Glück ist Mario nicht im Bild, denn auch ihn hören sie laut die Luft ausstoßen.
Der Ton muss noch angepasst werden, durchfährt es Kevin Paul in dem Moment. Patrick Knoch steht mit heruntergelassenen Hosen und einem steifen Schwanz vor Rebecca Weiland. Der Prügel ist so groß als stamme er von einem Pferd. Unten rechts, in der ungeschnittenen Rohfassung die sie gerade betrachten, läuft, bis auf die Millisekunde heruntergebrochen ein Timer mit. Er zeigt 0:0:17:34:114.
Als man sich in den Vorbesprechungen zur ‚Frauentausch-Extrem‘ darüber unterhalten hatte, wie man es schaffen würde - falls es am zweiten oder dritten Tag immer noch zu keinen Nacktszenen gekommen war - die Sache zu beschleunigen, hatte man verschiedene Szenarien durchgespielt. Bei Patrick Knoch und Rebecca Weiland hat es bis zu dieser ersten Nacktszene exakt 17 Minuten, 34 Sekunden und 114 Millisekunden gedauert. Tilo Bauch und Kevin Paul schauen sich an. Sie scheinen denselben Gedanken gehabt zu haben. Während Paul die Hand hebt, schlägt Bauch in diese ein. Das Grinsen mit dem die beiden sich abklatschen, könnte breiter nicht sein.
»Ich muss dich Ficken«, keucht Patrick Knoch. Sofort sind die beiden Frankfurter wieder beim Quasi-Live-Bild. Knoch drängt Rebecca gegen die Wand zwischen der Küche und dem Raum, der das Wohnzimmer sein müsste. Die Reste des Regals von der anderen Wand liegen zwischen ihren Beinen. Als hätte er eine Regieanweisung erhalten, hat er Rebecca ungewollt ins Profil zur Kamera gedreht.
Ihre Augen konzentrieren sich einzig und allein auf das, was sich eine Armlänge vor ihr befindet. Was dort baumelt und zuckt. Der Schwanz ist zu groß, zu fleischig, um im klassischen Sinne steif nach oben zu ragen. Würde er es tun, würde Patrick Knoch wohl wegen Blutverlusts im Gehirn ohnmächtig werden. Er hängt schräg, weil er vermutlich immer in derselben Lage in seine Hosen verstaut wird. Adern, dicker als Rebeccas Finger mäandern über den Schaft, der kaum dünner als ihr Handgelenk ist. Sein Hodensack ist so dick, dass die Eier als solche nicht auszumachen sind.
Die monströse Spitze seines Schwanzes bohrt sich ohne Vorwarnung in Rebeccas Muschi. Sie schreit auf und wird beinahe aus den Schuhen gehoben. Knoch spießt sie mit seinem Prügel regelrecht auf. Er packt sie am Hintern und lädt sie sich auf die Oberschenkel. Sie schlingt die Beine um seine Hüfte und hält sich an seinem Nacken fest. Knoch grunzt während sich sein Bizeps spannt. Er fickt sie im Stehen. In einem irrsinnigen Tempo. Rebecca wird immer wieder hart mit dem Rücken an die Wand gedrückt. Dann reißt er sie wieder zu sich, lässt sie auf seinen Oberschenkeln tanzen, bis er sich wieder nach vorne beugt und sie regelrecht an die Wand nagelt. Sie hüpft und bockt auf seinem Schwanz wie ein Spielball. Der riesige Prügel glänzt feucht, wenn er sich in der Kamera zeigt. Meist aber ist er tief in sie hineingebohrt. Die ganze Wohnung scheint zu wackeln, wenn Knoch sie gegen die Wand fickt. Rebecca keucht. Knoch hat seinen Mund über eine Brustwarze gestülpt. Plötzlich schreit sie auf. Mit einem diabolischen Grinsen löst Knoch seine Lippen von ihrem Nippel. Die Zähne gebleckt wie ein Verrückter.
Er zieht seinen Schwanz heraus. Rebecca rutscht von seinen Schenkeln, verliert den Halt und sackt in die Knie. Knoch legt ihr eine Pranke an den Hals, presst sie mit dem Rücken gegen die Wand, nimmt mit der anderen seinen Schwanz, wichst ihn ein, zwei Mal und spritzt ihr ins Gesicht. Die Menge ist schier unglaublich. Er pumpt sein Sperma in ihr Gesicht. Wieder und wieder. Kleistert sie regelrecht zu. Ihre Haare, ihre Wangen, die Augenlider, den Mund. Überall klebt plötzlich Sperma. Knoch keucht atemlos. Auch Rebeccas Brustkorb hebt und senkt sich rasend schnell. Aber sie hat keine Zeit zum Verschnaufen.
Knoch zieht sie an den Schultern hoch und schiebt sie von der Wand weg. Sie wird nach hinten geschoben. Dort müsste das Wohnzimmer sein. Die Kamera kann den beiden nicht folgen.
»Was treibt er?«, ruft Kevin Paul sofort. Als ob sein Kameramann es sechshundert Kilometer entfernt hören könnte ruft er: »Steh da nicht so dämlich herum.« Drei endlos lange Sekunden zeigt die Kamera nur das kaputte Regal, das hinter Rebecca Weilands fortgeschobener Gestalt aufgetaucht war.
»Vielleicht klebt er fest«, meint Tilo Bauch lachend.
Im selben Moment klingelt sein Handy.
»Bauch.«
»Kalle. Wir sind da. Die ersten Bilder sind hochgeladen. Wenn ihr wollt, könnte ihr schon reinschauen.« Es entsteht eine kleine Pause, weil Tilo Bauch nicht reagiert. Er verfolgt stattdessen die Kamera in Görlitz, die sich endlich wieder in Bewegung gesetzt hat. Hinein in das Wohnzimmer. Oder das, was das Wohnzimmer darstellen soll.
»Jesses«, stöhnt Bauch als er realisiert, was die Kamera ihm zeigt.
»Tilo?« ruft es in sein Ohr. »Karl-Heinz hier. Hörst du mich?«
»Kalle. Ja. Entschuldigung. Ihr seid da?«
»Ja, sage ich doch gerade. Die ersten Bilder müssten bereits bei euch sein. Wenn ihr schon mal reinschauen wollt.« Wieder entsteht eine Pause, weil Bauch nicht fassen kann, was Pascal in Görlitz für ihn einfängt. Die Bilder die aus seinem Laptop purzeln, sind einfach zu surreal, um sie auf Anhieb zu verstehen.
»Tilo? Also ich wollte nur Bescheid geben. Wenn du gerade anderes zu tun hast, dann kannst du es auch später noch machen. Ich kann dir aber versprechen du wirst einiges verpassen.«
»Was sagst du?«
»Die Knoch. Die ist beim Weiland eingeschlagen wie eine Bombe. Das solltest du dir ansehen. Gibt es schon was aus Görlitz? Ich erreiche weder Pascal noch Mario…Tilo? Bist du noch dran?«
»Ich bin noch dran. Danke Kalle. Ich schaue gleich rein. Kevin ist auch hier. Und Pascal und Mario haben auch schon losgelegt. Danke. Melde dich wenn’s neues gibt.« Ohne weitere Worte legt er auf. Ändert etwas in der Adresszeile und öffnet einen zweiten Stream. Den ersten aus Görlitz hält er kommentarlos an.
»Was ist?«, fragt Kevin.
»Kalle hat die ersten Bilder aus Karlsruhe.«
»Die können wir doch auch gleich noch anschauen. Hast du das Ding da im Wohnzimmer gesehen?«
Bauch gibt keine Antwort. Er hat es gesehen. Er klickt und ruckt an seiner Maus, bis der frisch aufgezeichnete Stream aus Karlsruhe erscheint.
»Kalle sagt, wir sollen uns das unbedingt ansehen.«
Die zwei schauen sich an. Breites Grinsen legt sich auf ihre Gesichter. Sie lehnen sich zurück und folgen den ersten Bildern aus Karlsruhe.
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Hinter Mandy Knoch liegt eine beinahe zehnstündige Autofahrt. Etwa sieben waren geplant. Eine Vollsperrung, verstopfte Ausweichrouten und ein ungeplanter Aufenthalt in einem Rasthof, waren Schuld für die Verzögerung. Der Fahrer des VW-Busses sowie die beiden Techniker Karl-Heinz, genannt Kalle und Rolf waren zwar drei coole Typen, die sie bestens unterhalten hatten. Müde und abgeschlagen ist sie aber trotzdem. Schon auf der Fahrt hat man sie über die Eigenheiten im Umgang mit der Kamera instruiert. Ein paar Probeaufnahmen aus dem Auto heraus waren auch schon entstanden. So steigt sie, gespannt was sie erwarten wird, aus dem VW-Bus und lässt ihren Blick über die großzügige Gartenlandschaft schweifen.
»Warum setzt ihr mich mitten in der Stadt ab?«, fragt sie. »Ich bin nicht so gut zu Fuß.«
»Wir sind am Eingang des Grundstücks«, sagt der Fahrer. Er deutet auf ein schmiedeeisernes Tor, unmittelbar vor der Nase des VW-Busses. »Das Haus liegt irgendwo dahinten. Das hier ist die Zufahrt.«
»Warum klingeln wir dann nicht und die lassen uns einfach durch?«
»Weil meine Anweisungen lauten, bis hier her zu fahren. Zugang zum Gelände ist nur dir und den beiden gestattet. Mir wurde ausdrücklich untersagt, mit dem Auto auf das Gelände zu fahren.« Er macht eine rotierende Bewegung mit dem Zeigefinger, unmittelbar neben seiner Stirn und verdreht die Augen dabei. Seine Geste ist eindeutig. Die sind alle bescheuert diese Reichen.
Mandy hat keine Ahnung wie Reiche so sind. Sie lässt sich nicht beirren und drückt beherzt auf den Klingelknopf neben der Tür. Eine Glasscheibe ist direkt dahinter in das Mauerwerk eingelassen.
»Ja Bitte?« Eine Frauenstimme ertönt von irgendwo her. Gleichzeit flammt hinter der Glasscheibe ein rotes Licht auf. Es erhellt etwas, das wie eine riesige Linse aussieht. Mandy Knoch spricht mit dem roten Licht.
»Mandy. Vom Frauentausch.« Sie sieht sich nach den beiden jungen Kerlen vom Sender um. Einer trägt die Umhängetasche mit dem Laptop und den Utensilien. Der andere hält die Action-Cam auf sie gerichtet. Sobald sie das Haus betritt, soll sie das filmen selbst übernehmen.
Das schmiedeeiserne Tor öffnet sich lautlos. Eine von Bäumen und Sträuchern gesäumte, mit Kies bestreute Einfahrt liegt vor ihnen. Sie windet sich durch die Parkanlage. Irgendwo ganz weit hinten ist das schiefergraue Dach einer Villa zu erkennen.
»Sollen wir dahin laufen?«, fragt Mandy schockiert. Die beiden zucken nur die Schultern. Das rote Licht ist erloschen. Das Tor ist vollständig ausgeschwungen. Es klickt irgendwo. Ein Motor beginnt zu summen und ganz langsam beginnen die beiden schweren Flügel wieder zuzuschwingen. Die zwei vom Sender huschen hinein und ziehen Mandy hinter sich her.
Es dauert zehn Minuten bis sie die imposante, zweistöckige Villa erreichen. Während sie auf das Podest vor der Eingangstür steigen, wird diese geöffnet. Eine Frau in schwarzen Hosen und weißer Bluse öffnet die Tür. Sie bedeutet mit einer Geste, dass sie eintreten sollen.
»Herr Weiland erwartet Sie im Kaminzimmer«, sagt die Frau. »Ich bin Frau Walter. Die Haushälterin von Herrn und Frau Weiland.« Sie nickt allen dreien zu.
»Wir würden gerne zuerst ohne Herrn Weiland eine Runde durch das Haus drehen«, sagt Kalle. Woraufhin die Haushälterin entschieden den Kopf schüttelt.
»Ich fürchte das ist nicht möglich. Darüber habe ich keine Kenntnis. Das müssen Sie zuerst mit Herrn Weiland besprechen.« Ohne Widerrede zu dulden, deutet sie an dem Brunnen vorbei, der den Eingangsbereich dominiert, in den hinteren Bereich des Hauses. Mandy Knoch hat nicht zugehört. Sie steht mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen in der Tür und kann nicht glauben, was sie sieht. Hier soll sie die nächsten Tage verbringen? Ihr wird schon wieder übel.
Rainer Weiland erwartet die drei in seinem Kaminzimmer. In Anbetracht der Temperaturen und der Jahreszeit ist der Kamin zwar aus, es riecht aber trotzdem nach Rauch in dem Zimmer. Der stammt aber eher von der dicken Zigarre, die in einem riesigen irdenen Aschenbecher liegt, von deren Spitze sich träge der Rauch kräuselt. Er erhebt sich aus einem tiefen Ledersessel, als die drei den Raum betreten.
»Hallo Frau Knoch«, begrüßt er seine Austausch-Ehefrau. Er streckt ihr die Hand hin, die sie zaghaft ergreift. Ihre Augen flirren unstet durch den Raum. Weiland begrüßt die beiden Sendemitarbeiter. Sie stellen sich nacheinander als Karl-Heinz und Rolf vor.
»Setzen Sie sich doch bitte.« Weiland deutet auf einen zweiten Sessel sowie eine Dreiercouch, die allesamt mit dunkelgrünem Leder überzogen sind und so aussehen, als hätten sie schon zwei Weltkriege überdauert. Mandy Knoch setzt sich in den Sessel, während die beiden die Couch nehmen. Vor lauter Aufregung hat sie vergessen ihren Namen zu nennen.
»Mandy«, sagt sie und merkt nicht, wie die drei sie anstarren, weil die Vorstellungsrunde schon abgeschlossen schien. Weiland nickt, während sich ein Lächeln in seine Mundwinkel stiehlt. Seine Augen finden die beiden Männer auf der Couch, die nur synchron die Schultern zucken. Auch davon bekommt Mandy nichts mit. Sie spürt ihr Herz bis in den Hals schlagen. Ihre Hände sind so feucht, dass sie Abdrücke auf dem Leder hinterlassen. Sie bemerkt es und legt sie auf ihre Jeans. Es sind die besten die sie gefunden hat. Und es waren auch die saubersten. Aber der Fleck auf ihrem Oberschenkel, den sie sich auf dem Rasthof eingefangen hat, als sie sich vor lauter Aufregung übergeben musste, sieht trotzdem übel aus. Gedankenverloren reibt sie darüber. Glücklicherweise hat die hellrote Bluse nichts abbekommen.
»Sie sind aufgeregt«, hört sie Weiland mit seiner ruhigen Stimme sagen. Sie zieht eine Schnute und ätzt:
»Ach wirklich. Ist mir nicht aufgefallen.« Die überlegene Arroganz die der Mann ausstrahlt, geht ihr schon nach einer Minute auf den Keks. Du aufgeblasener Affe mit deiner dicken Bude, denkt sie. Ihre Augen versuchen Löcher in die von Rainer Weilands zu bohren. Aber zu ihrem steigenden Unmut, gibt der sich völlig unbeeindruckt. Im Gegenteil. Ein Lächeln legt sich auf seine Lippen. Sie hasst dieses überhebliche Großvater Lächeln sofort.
»Möchten Sie etwas trinken? Vielleicht etwas um die Nerven zu beruhigen? Einen Scotch, einen Gin. Ein Likör vielleicht?« Er schaut in die Runde. »Wasser, Kaffee? Frau Walter wird uns gerne etwas bringen.«
Frau Walter wird uns gerne etwas bringen, äfft Mandy ihn lautlos nach. Sie wackelt mit dem Kopf, sodass selbst der dümmste Gegenüber davon Wind bekommt. Natürlich auch Rainer Weiland. Sein Lächeln wird noch breiter. Noch überheblicher. Sie fühlt sich herausgefordert obwohl sie versteht, dass Weiland nur guter Gastgeber sein will. Aber sie war noch nie irgendwo zu Besuch. Was für Rainer Weiland eine höfliche Routine ist, ist für Mandy Knoch nichts als Provokation, um seine höhere Stellung deutlich zu machen.
Sie hasst diesen Typen von der ersten Minute an.
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Tilo Bauch hält den Stream an. Die von Rainer Weiland erwähnten Getränke sorgen dafür, dass er plötzlich selbst Durst hat. Zwar eher auf ein kaltes Bier, als auf die von Weiland aufgezählten Alternativen, aber immerhin. Er hat Durst.
»Willst du ein Bier?« fragt er Kevin Paul an seiner Seite. Der nickt nur.
»Das sieht aber nicht so gut aus«, meint Paul. Zweifel schwingen in seiner Stimme mit. »Hat Kalle nicht gesagt, die Knoch hat eingeschlagen wie eine Bombe?« Er deutet auf das eingefrorene Bild der Action-Cam. »Die sieht eher so aus, als ginge sie dem Weiland gleich an die Gurgel.«
Bauch kommt mit zwei eiskalten Bierflaschen zurück, die er schnell aus der Senderküche geholt hat. Er hält Paul die geöffnete Flasche hin. Sie stoßen an und trinken jeder ein paar tiefe Schlucke.
»Karlsruhe oder Görlitz?« fragt er, den Zeigefinger lauernd über dem angehaltenen Stream schwebend. Kevin Paul hebt unentschlossenen die Hand.
»In Görlitz geht bestimmt schon die Post ab. Aber irgendwas muss in Karlsruhe passieren, sonst wäre Kalle doch nicht so begeistert gewesen. Also lass Karlsruhe weiterlaufen.« Tilo Bauch nickt und lässt theatralisch den Zeigefinger auf die Computermaus fallen. Der Stream aus Karlsruhe läuft weiter.
Die beiden sitzen in Weilands Kaminzimmer. Die Kamera fängt Mandy von der Seite und Weiland von vorne auf. Paul und Bauch schauen zu, wie Weiland seiner Haushälterin klingelt. Es dauert bis sie kommt. Er bestellt die geforderten Getränke, woraufhin die Haushälterin sich wieder entfernt. Es dauert und dauert.
»Hast du den Ton ausgeschaltet?«, fragt Kevin Paul. Bauch schüttelt den Kopf und deutet auf den Lautstärkeregler, der immer noch auf etwas mehr als halbe Kraft steht.
»Spul mal vor, das ist ja langweilig.« Auf der Digitalanzeige unten rechts im Bild steht 0:0:15:21:789.
Zu diesem Zeitpunkt war man in Görlitz schon beinahe nackt. Da dem Stream immer mehr Daten angefügt werden, die von Karlsruhe nach Frankfurt übermittelt hinzukommen, sind bereits 48 Minuten auf den Server übertragen. Tilo Bauch schnappt die Maus und schiebt den Regler in das letzte Drittel des verfügbaren Streams, während im Hintergrund das Kaminzimmer wie eingefroren stehen bleibt.
0:0:36:25:120 zeigt die Uhr als er den Mauszeiger los lässt. Das Bild springt.
Mandy Knoch ist nackt bis auf einen weißen Slip. Rainer Weiland steht zwischen ihren Beinen. Sein Schwanz hämmert in schnellem Tempo in sie hinein. Er ist splitternackt. Seine Arschbacken wackeln grotesk. Ein Schrei durchbricht die Stille in Tilo Bauchs Büro. Er stammt von Mandy Knoch, die zuckend in die Kamera brüllt. Bauch und Paul zucken zusammen. Fast hätte Paul die Bierflasche fallengelassen.
»Was zur Hölle«, keucht Bauch.
»Zurück«, ruft Paul. Er umklammert die Bierflasche fester. »Spul wieder zurück.«
Während Paul den Regler mit dem Mauszeiger schnappt und wieder zurückschiebt, spricht er aus was beide denken. »21 Minuten?«
Was war in diesen 21 Minuten nur passiert? Der Regler landet bei 0:0:18:59:112. Wieder ruckt das Bild.
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Die Haushälterin verlässt gerade das Kaminzimmer. In der Hand ein Tablett auf dem ein leeres Bierglas steht. Die dazugehörige Flasche hält Mandy Knoch in der Hand. Anscheinend bevorzugt sie ihr Bier direkt aus der Flasche. Vor Rainer Weiland steht ein Tumbler, gefüllt mit zwei Fingerbreit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit.
»Ist das deine Frau?« Mandy deutet auf ein Bild, das an der Seite des Schreibtischs steht. Es zeigt Rainer und Rebecca Weiland. Beide tragen Safari Hüte und Khaki Hosen. Schwere Stiefel und robuste Jacken. Im Hintergrund geht glutrot die Sonne vor einer scheinbar endlosen Steppe unter. Die beiden stehen vor einem ausladenden, scheinbar uralten und verkrüppelten Baum.
»Ja.« Rainer Weilands Augen finden ebenfalls das Bild. Sein Blick verklärt sich für einen Moment.
»Ihre Alte wird gerade ordentlich durchgenommen«, sagt sie scheinbar beiläufig und nimmt einen ordentlichen Schluck aus ihrer Bierflasche. Rainer Weiland stellt den Tumbler, mit dem er ihr gerade in die Luft zugeprostet hat wieder auf den Tisch. Verständnislos schaut er sie an.
»Da musst du nicht so doof kucken«, sagt Mandy mit einem Grinsen auf den Lippen. »Bestimmt ist die auch bereits angekommen. Und wenn der Knoch die sieht, dann dauert es keine fünf Minuten, bis der über sie herfällt.« Während sie redet nickt sie mit dem Kopf zu dem Bild.
»Sie reden von Ihrem Mann?«, fragt er. Er erntet ein genervtes Augenrollen.
»Von wem denn sonst«, ätzt sie. »Der fickt alles was bei drei nicht auf den Bäumen ist.« Das Wortspiel, im Zusammenhang mit dem Steppenbild gefällt ihr sichtlich. »Wusstest du das nicht?«
Weiland ignoriert die Frage. »Macht Ihnen das nichts aus, wenn es so wäre?« Er leert den teuren Whisky in einem Zug und überlegt, ob er sich Nachschub holen soll. Seine Nerven könnten es vertragen. Er spricht langsam und leise. Mandy merkt, dass er ihr nicht glaubt.
»Ich habe mich dran gewöhnt.«
»Das klingt irgendwie traurig.«
»Mein ganzes Leben ist traurig.« Sie schaut ihn mit festem Blick an, nicht gewillt ihre Situation vor ihm breitzutreten. Sie weiß selbst, dass sie längst von Zuhause hätte abhauen sollen. Aber wohin hätte sie auch gehen sollen. Weilands Augen scheinen durch sie hindurchzuschauen. In seinem Kopf arbeitet es sichtlich.
»Glauben Sie wirklich, dass Ihr Mann meine Frau…« Er stoppte abrupt. Jetzt war es an Mandy Knoch ein überhebliches Lächeln aufzusetzen. Sie nickt aus voller Überzeugung.
»Ganz bestimmt. Was hast du denn geglaubt was das hier ist?«
Weiland sucht Hilfe bei den beiden unsichtbaren Männern hinter der Kamera. Aber auch die haben nur ein Grinsen für ihn.
»Woher hätte ich das wissen sollen«, sagt er. »Das Ganze war nicht meine Idee.« Seine Augen huschen zu dem Bild. »Meine Frau wollte mal was anderes erleben.«
Mandy lacht laut auf. Sie nickt wieder zu dem Bild hin.
»Das wird sie ganz bestimmt. Wenn sie erstmal auf dem Gynostuhl vom Knoch gefesselt ist.« Wieder nimmt sie einen tiefen Zug aus ihrer Flasche. »Den hat er übrigens selbst gebaut.« Sie macht eine dramatische Pause. »Solche Püppchen wie deine Frau, mit den dicken Silikonmöpsen, verschlingt er zum Frühstück.« Sie merkt, dass sie beinahe respektvoll von ihrem Mann spricht und schiebt schnell »das dämliche Arschloch«, hinterher.
Das glühende Eisen, das immer dann in ihr auflodert, wenn sie sich über ihren Mann aufregt, flammt auf. Hitze breitet sich in ihrem Körper aus. Sie merkt wie sie wütend wird. Wütend auf sich, auf ihren Mann, auf diesen Einfaltspinsel hinter dem Schreibtisch. Auf ihr Leben. Auf einfach alles. Auf die Kamera die sie mit einem schwarzen Auge anglotzt und sie zu verspotten scheint.
Schaut sie euch an. Mandy Knoch. Der totale Loser. Sie spürt wie die Hitze ihr in den Kopf schießt. Wie ihre Kopfhaut zu prickeln beginnt. Die Kamera. Die ganze Nation sieht sie gerade. Wie sie hier sitzt mit der Bierflasche in der Hand. In Kleidern die aussehen, als hätte sie einen Altkleidercontainer geplündert. Sie hasst sich plötzlich in diesen Kleidern. Sie spiegeln sich in der Linse. So hässlich. Mit einem Kotzfleck auf dem Oberschenkel. Rasende Wut überrollt sie wie ein Güterzug. Sie jagt durch sie hindurch und hinterlässt eine glühende Spur in ihren Eingeweiden. Sie möchte etwas kaputt machen. Das Bild mit der heilen Safari Welt. Die Bierflasche. Dieses dämliche kleine Schickimicki Glas, das der Weiland in der Hand rollt.
Der Weiland. Ihre Augen bohren sich in seinen Kopf. Was denkt er gerade, dieser Trottel? Wie er seine Frau schnell wieder zurückhaben kann? Aber Knoch wird sie nicht gehen lassen. Nicht diese Tusse mit den Riesen Hupen. Ihre Wut lodert jetzt lichterloh. Bestimmt hat man Knoch und die Weiland schon fickend auf dem Gynostuhl gezeigt, während sie hier in diesem spießigen Zimmer sitzt. Mit einem Kotzfleck auf der Jeans. Während die Tusse mit den Silikonmöpsen schon schreiend und keuchend von ihrem Alten genagelt wird. Diesem dämlichen Arsch. Sie glüht jetzt innerlich. Sie steht auf. Ihre Hände zittern, ihre Beine tragen sie kaum. Sie beugt sich über den Schreibtisch, stützt sich mit einer Hand auf das glatte Holz. Mit leiser Genugtuung sieht sie, wie Weiland ein wenig zurückweicht. Seine Augen schreckgeweitet. Sie muss wie eine Furie wirken und fühlt sich auch genauso.
»Fick Mich«, knurrt sie. Sie starrt ihn aus genauso weiten Augen an. Diesen arroganten Blödmann, der so dumm war, seine Frau zu ihrem Mann zu schicken. Der sich mit Sicherheit gerade an den dicken Silikonmöpsen zu schaffen macht. Froh dass seine hässliche Alte hunderte Kilometer entfernt bei diesem Langweiler ist. Aber die hässliche Alte wird sich rächen. An ihm. An ihr. An allen. Sie wird es ihnen zeigen.
»Ich sagte, fick mich,« wiederholt sie. Sie knallt die Bierflasche mit aller Kraft auf den Schreibtisch. Bier spritzt über die blankpolierte Oberfläche. Der Aufprall bringt den Inhalt zum Explodieren. Eine Schaumfontäne schießt aus dem schmalen Hals, ergießt sich über ihre Hand und ihren Arm.
»Du sollst mich ficken«, schreit sie aus vollem Hals. Weiland zuckt zusammen wie ein verängstigtes Reh. Hinter ihr hört sie einen überraschten Ausruf. Die Tür wird aufgerissen. Die Haushälterin streckt den Kopf herein.
»Herr Weiland…«, beginnt sie. Als die Bierflasche auf sie zugeflogen kommt, schafft sie es gerade noch den Kopf einzuziehen. Die Flasche zersplittert einen Meter neben der Tür an der Wand. Bier rinnt die Holzvertäfelung entlang auf den Boden.
»Ist gut, Frau Walter«, piepst Weiland. Die Tür wird leise wieder geschlossen. Langsam steht auch Weiland von seinem tiefen Ledersessel auf.
»Frau Knoch, bitte beruhigen sie sich«, versucht er es mit zur Abwehr erhobenen Händen. Er sieht die glühende Wut in Mandy Knochs Augen. Ihr Blick macht ihm Angst. Sie sieht es ihm an und fühlt sich gleich ein wenig besser. Aber sie sieht auch etwas anderes in seinen Augen und das irritiert sie wiederum. Bringt sie aus dem Konzept. Da ist nicht nur das verängstigte Reh in den Augen des Mannes. Da ist auch noch etwas anderes. Sie kann es nicht genau deuten, sie kennt ihn nicht gut genug. Sie kennt eigentlich keine anderen Männer außer ihrem eigenen. Aber da flackert etwas in Weilands Augen, das sie in Knochs Augen auch sieht. Wenn er sie auf dem Gynostuhl fixiert hat, bevor er den Topf mit dem Gleitmittel holt und sich und sie damit einschmiert.
Weiland beugt sich ein wenig zu ihr herüber. Noch immer die Hände erhoben. Seine Augen bohren sich in ihre. Sein Mund öffnet sich. Die Zungenspitze zuckt hervor, leckt über die Oberlippe. So schnell, dass es wie eine Einbildung erscheint. Kann es das sein was sie vermutet? Seine Augen gleiten nach unten. Über ihren Hals, ihre Brüste, zu ihrem Unterleib und wieder zurück. Sie wird nass. Unglaublich nass.
»Fick Mich«, wiederholt sie und beugt sich noch ein wenig weiter vor. Sie drückt den Rücken durch, streckt ihm ihre Brüste entgegen wie eine Einladung. Nur Weilands Augen folgen ihren Bewegungen. Er selbst ist wie eine Salzsäule erstarrt. Ihre Hände nähern sich den Aufschlägen ihrer hellroten Bluse. Sie ist züchtig zugeknöpft, aber so nach vorne gebeugt wie sie beide an der Schreibtischkante lehnen, muss Weiland ihr in den Ausschnitt schauen können. Als seine Augen prompt dorthin flackern muss sie grinsen, trotz der Wut die in ihr brennt.
Sie packt die Aufschläge ihrer Bluse und zerrt sie in einem heftigen Ruck auseinander. Die Knöpfe reißen ab. Sie springen auf die Schreibtischplatte und den Boden. Kullern durch den halben Raum. Sie zerrt einfach weiter. Die fadenscheinige Bluse reißt irgendwo im Rücken auseinander, bis sie in zwei Fetzen an ihren Handgelenken hängt. Das Geräusch klingt irgendwie endgültig. Von hier aus gibt es kein Zurück mehr. Sie trägt keinen BH. Sie hat gar keine. Knochen verbietet ihr das Tragen sowieso. Er sagt, ihre Titten sind so hässlich, da hilft auch keine Wäsche sie zu verschönern. Ihre Brüste baumeln schlaff an ihr herunter. Weilands Augen saugen sich förmlich daran fest.
Der Kontrast zu den prallen festen Brüsten seiner Frau könnte größer nicht sein. Ihre Gedanken huschen zu der Kamera. Vielleicht wird Knoch diese Bilder einmal sehen. In diesem Moment wünscht sie sich, von Rainer Weiland härter und derber gefickt zu werden, als Patrick Knoch es je getan hat. Ihre Wut lodert wieder auf. Bohrt sich in ihr Herz wie ein glühender Stab. Sie hat das Gefühl gleich wird sie die Kontrolle verlieren und sehnt sich danach. An nichts mehr anderes denken zu müssen, als an puren, harten Sex.
Sie strampelt aus den Jeans, während Weiland auf seiner Seite des Schreibtisches reglos zusieht. Seine Augen huschen zu den beiden Männern die noch im Raum sind, aber der eine hält nach wie vor stoisch die Kamera auf sie beide, und der andere macht keine Anstalten irgendwie einzugreifen. Er hat gewusst, dass er eine Woche lang von Kameras beobachtet werden wird, aber nicht bei dem, was gerade vor seinen Augen passiert. Diese Erkenntnis steht ihm so deutlich im Gesicht, das Mandy bei dem Anblick lachen muss. Im selben Moment fällt ihre Hose. Rainer Weiland zuckt zusammen und wird glühend rot vor Scham.
Mandy steht in einem weißen Slip vor ihm. Zwischen ihren Beinen wächst üppiges Schamhaar. Man sieht es deutlich unter dem dünnen weißen Stoff. Auch an den Seiten wächst es großflächig heraus. Weilands Augen verfangen sich dort. Mandy schaut geradezu fasziniert seinem Minenspiel zu.
Obwohl sie brennt und das Gefühl hat, Ameisen in den Beinen zu haben, schafft sie es, stillzustehen und ihm zuzusehen, wie er sie anstarrt. Seine Augen sind so gebannt auf ihren Slip geheftet, dass sie selbst nachschauen muss, ob sie etwas übersehen hat. Ein Loch oder ein Fleck. Aber da ist nichts, das ihr auffällt.
Mandy greift an den Slip und will ihn nach unten streifen, aber Weiland keucht: »Nein. Nicht.« Er hebt die Hand. Wie in Trance kommt er um den Schreibtisch herum, geht direkt vor ihr in die Hocke. Seine Knie knacken vernehmlich. Für Mandy ist die Situation vollkommen neu. Sie hat ihn aufgefordert ihn zu ficken. Das alleine ist schon etwas, an das sie sich nicht erinnern kann, es jemals getan zu haben. Aber auch nachdem die Absichten geklärt sind, liegt sie immer noch nicht quer auf dem Schreibtisch, während ein Schwanz, dicker als ihr Unterarm sie durchpflügt.
Sie kommt sich seltsam verloren vor wie sie so dasteht, von oben auf Weilands licht werdenden Kopf starrt und dabei zusieht, wie der beinahe andachtsvoll vor ihrem Slip wartet. Auf was eigentlich? Bis er die Hände hebt und geradezu ehrfürchtig die Fingerspitzen an die Seiten ihres Slips legt und so sachte durch ihre Schamhaare streicht, dass es sie kitzelt.
»Oh Gott, ist das geil«, keucht er. Sie hat keine Ahnung was er meint. Ihren Slip? Der war nun wirklich nichts Besonderes. Seine Fingerkuppen spielen mit ihren Haaren. Streichen immer wieder an der Kante des Slips entlang, dort wo sie sich dicht darunter hervordrängen.
»Fickst du mich jetzt, oder willst du noch eine Stunde mit meinem Busch spielen?«, fragt sie wenig charmant. Sie kann mit dem Getue von Weiland nichts anfangen. Ihr Blick huscht zur Kamera. Im selben Moment fällt ihr Grundregel Nummer Eins ein, die ihr eindringlich eingebläut worden war. Die Kamera ist Luft. Schnell wendet sie den Blick ab. Weiland führt die Lippen an ihr Schamhaar und streicht hindurch. Sie hat genug davon. Dreht die Hüfte von ihm weg und hockt sich rittlings auf die Schreibtischkante. Den Slip schiebt sie ein wenig zur Seite. Öffnet die Beine und präsentiert ihm ihre sich öffnende Grotte. Sie spürt die Nässe dort unten. Weiland sieht wie die Perlen sich in ihrem Schamhaar verfangen haben und stöhnt auf.
»Ich stehe total auf diese Haare«, murmelt er kaum hörbar. Mandy Knoch sieht die Gier in seinem Blick. Sie versteht nicht was ihn immer noch davon abhält, seine Hose auszuziehen und sie zu ficken. Weder Knochen noch seine Kumpels, die hin und wieder über sie drüber rutschen, waren je so zögerlich. Was ist mit dem Kerl los? Sie war schon auf den Rücken gesunken, in Erwartung endlich seinen Schwanz zu spüren und stützt sich jetzt auf die Ellbogen. Sie sieht die Beule in Weilands Hose. Nicht besonders groß, aber sichtbar. Alleine der kurze Gedanke an das, was sie sonst in ihrem Wohnzimmer mit ihrem Mann und seinen Kumpels ertragen muss, bringt die Flamme wieder zum Vorschein. Gerade hatte sie das Gefühl die Kontrolle über sich wiedererlangt zu haben, jetzt spürt sie schon wieder dieses kribbeln in den Fingerspitzen, das sich immer dann einstellt, wenn rasende Wut sie zu übermannen droht. Gleich wird sie irgendetwas kaputt machen müssen. Oder jemandem weh tun.
»Fick. Mich. End-lich.« Ihre Stimme ist so kalt wie ein Gebirgssee. Sie schneidet durch die Luft, obwohl sie sich für jede Silbe Zeit lässt. Wieder rucken Weilands Augen zur Kamera.
»Ich kann nicht«, keucht er. »Das geht doch nicht.« Sein Blick huscht hilfesuchend durch das Kaminzimmer. »Meine Frau.«
»Deine Frau ist längst auf den Gynostuhl gespannt und wird von Mr.Big in den Arsch gefickt«, ätzt Mandy Knoch. Sie sieht ihm an, dass er keine Ahnung hat wovon sie spricht. Wie auch. Das stachelt ihre Wut noch mehr an. Dieser einfältige Trottel. Seine Frau ist genau Knochens Kragenweite. Das weiß sie, seit sie das dämliche Bild auf seinem Tisch gesehen hat. Ihr Kopf ruckt herum. Da steht es. Zwei dämlich grinsende Gesichter, die sie anglotzen. Sie sieht nicht, wie Rainer Weiland ihrem Blick folgt.
»Du wirst nicht mehr dieselbe sein, wenn du hierher in dein schickes Häuschen zurückkommst«, sagt sie zu der blonden Schönheit und merkt gar nicht, dass sie es laut ausgesprochen hat. Ein bösartiges Lächeln verzerrt ihre Mundwinkel.
»Rebecca«, haucht Rainer Weiland geradezu gequält. Seine Augen verlieren sich im Nichts, ehe sie wieder zu dem Busch zwischen Mandy Knochs weit gespreizten Beinen zurückfinden. Ob er merkt, dass er sich den Schwanz reibt? denkt Mandy. Er sieht so aus als spüre er gerade überhaupt nichts. Als hätte er seinen Körper verlassen. Vollkommen apathisch und abwesend. Das hat der Trottel sich so wohl nicht vorgestellt. Sie hat genug davon auf ihn zu warten. Sie stemmt sich hoch und öffnet seinen Hosenschlitz. Löst den Gürtel und den Knopf an seiner Hose.
»Nicht«, sagt Weiland. Er wirkt nicht besonders überzeugend. Seine Hose fällt auf seine Knöchel, seine Unterhose folgt ihr auf dem Fuß.
Sein Schwanz ist nicht besonders groß und von dichter, struppiger Schambehaarung beinahe verdeckt. Er hängt schlaff, obwohl Mandy seiner Mimik nach geurteilt hätte, dass er bereits steif war. Die Beule in seiner Hose war wohl etwas, das er in der Hosentasche hat.
Weilands Hände greifen nach den wild baumelnden Brüsten und drücken sie so fest, dass es wehtut. Der Schmerz durchzuckt ihren Körper und findet geradewegs sein Ziel in ihrem Kitzler. Sie keucht auf vor Lust und Schmerz. Überrascht von ihrem Ausruf lässt Weiland sie los, aber sie schüttelt den Kopf. Will dass er sie fest anpackt. Sie ist es gewohnt fest angepackt zu werden.
Sein Schwanz zuckt und richtet sich ganz langsam auf. Er macht den fehlenden Schritt und bohrt seinen Schwanz direkt in dieses dunkle, schwarze Loch. Mandy streckt die Beine durch, er drückt sie an den Oberschenkeln gegen seinen Bauch und beginnt mit sanften Stößen zu ficken. Schnell will Mandy mehr und fordert ihn lautstark zu höherem Tempo auf. Ihre Leiber klatschen aufeinander.
Weiland hat die Finger in ihre Schamhaare gekrallt und hält sich regelrecht daran fest. Es schmerzt aber es ist auch irgendwie geil, weil der Schmerz in unmittelbarer Nähe ihres Kitzlers brennt und sie erregt. Sie liegt mit dem Rücken auf der Schreibtischplatte, ihr Brüste schlenkern haltlos herum. Weiland hat kein Auge dafür. Es geht im aufeinander klatschen ihrer Schenkel beinahe unter. »Ich komme gleich.«
»Nein«, lehnte Mandy vehement ab. »Noch nicht.«
Sie spürt ihren eigenen Orgasmus als tiefes Grollen in ihrem Unterleib Anlauf nehmen. Angestrengt verzieht Weiland das Gesicht. Sie braucht noch ein paar Stöße und hofft inständig, dass er solange durchhält. Es wäre seit Monaten ihr erster Orgasmus. Sie sehnt ihn geradezu herbei. Bei Knoch hält sie nur hin. Wie ein Stück Fleisch, wenn er sie mit kalten Augen fickt. Bei Weiland ist es anders. Seine Augen leuchten. Sie sind zwar wie manisch auf ihre Schamhaare fixiert, aber das macht ihr nichts aus. Sie sind auf sie gerichtet. Sie schauen nicht durch sie hindurch, während sein Kopf so offensichtlich an jemand anderes denkt, dass es ihm beinahe auf der Stirn geschrieben steht. Er denkt an sie. Sie sieht es ihm ganz deutlich an. Nicht an seine Frau und nicht an jemand anderes. Nur an sie. Der Gedanke reicht aus, um das Fass zum überlaufen zu bringen. Sie kommt. Sie kommt mit Urgewalt und sie schreit ihren Orgasmus ungeniert hinaus. Ihre Beine flattern, ihr Körper bebt. Sie ruckt auf der Schreibtischplatte herum. Ihr Rücken ist schweißnass.
Auch Weiland kommt. Sie spürt wie er sein Sperma in sie pumpt. Wie sein Schwanz zuckt und seine Eier sich an ihre Schamlippen drängen. Er keucht und stöhnt. Die Augen erstmals seit sie ihn beobachtet geschlossen hat. Plötzlich fangen seine Beine an zu zittern. Zuerst langsam, dann immer schneller. Das Zittern bringt seine Beine und seine Schenkel zum Flattern. Seine Arschbacken wackeln. Er muss einen Schritt zurück machen, um nicht umzufallen. Gleitet aus ihr heraus und plumpst am Ende doch rittlings in den Sessel, in dem sie gerade noch gesessen hat. Sein Brustkorb hebt und senkt sich schnell. Sie muss den Kopf anheben, über ihre schlaff neben den Brustkorb gerutschten Brüste sehen, um ihn anzuschauen.
»Alles ok?«, fragt sie besorgt, denn Rainer Weiland sieht nicht so aus. Doch er nickt und hebt abwehrend eine Hand.
»Alles ok«, sagt er scheinbar mit letzter Kraft. Sein Körper fällt in sich zusammen, als hätte er jede Spannung verloren. »Was habe ich getan.« Er vergräbt das Gesicht in den Händen.
»Das war gut«, meint Mandy gut gelaunt und richtet sich auf. »Das müssen wir gleich nochmal machen.«
Wieder hebt Rainer Weiland die Hand. Er sieht nicht so aus als wäre er so schnell wieder bereit dazu.
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In Frankfurt stehen 0:0:39:01:200 auf dem Stream. Etwa fünfundzwanzig weitere Minuten sind inzwischen hinzugekommen. Knapp über eine Stunde Material aus Karlsruhe. Der Stream aus Görlitz ist mittlerweile noch länger geworden.
Tilo Bauch drückt auf Pause und lehnt sich zurück. Niemand hat gesprochen, während sie eingetaucht waren in das Kaminzimmer von Rainer Weiland. Schon das Rohmaterial ist herausragend, weil Kalle oder Rolf, wer auch immer die Kamera bedient, einen guten Job abliefert. Kevin Paul schnauft hörbar durch.
»Meine Herren, wer hätte das gedacht. Da suchen wir das erstbeste Pärchen aus und landen so einen Volltreffer. Was ist denn in den Weiland gefahren? Der sah doch nicht so aus, als würde er sich auf der Stelle auf die Knoch stürzen.« Tilo Bauch zuckt ratlos die Schultern.
»Ich habe keine Ahnung was mit dem los ist. In einer Sekunde sieht er so aus, als wäre er am liebsten am anderen Ende der Welt und plötzlich springt er die Knoch an wie ein Bekloppter.«
»Ich rufe gleich in Amsterdam an.«
Paul nickt zustimmend.
»Wir brauchen einen Termin und Sendezeit.«
Wieder nickt Paul. Er leert die mittlerweile warm gewordene Bierflasche. »Ich sichere gleich die Rohdaten.«
Tilo Bauch schließt den Stream aus Karlsruhe. Dahinter taucht das Fenster mit dem Standbild aus Görlitz wieder auf. Es zeigt eine splitternackte Rebecca Weiland, das Gesicht mit Sperma zugekleistert. Eine von Patrick Knochs Pranken liegen auf ihrer Brust. Sie wird rückwärts in das Zimmer hinter dem Flur gedrängt.
»Lass mal noch zwei Minuten laufen«, sagt Paul. »Vielleicht sehen wir den Gynostuhl noch.«
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Die beiden Verantwortlichen in Frankfurt schauen zu, wie Patrick Knoch eine Pranke auf Rebeccas Brust legt und sie rückwärts schiebt. Sie gibt dem Druck seiner Hand nach und tippelt in kleinen Schritten vor ihm her. Sie kann nicht sehen wohin es geht, vertraut darauf nirgends anzuecken. Bei dem Chaos in dem sie sich befindet eine sehr optimistische Einstellung. Aber sie kann den Blick nicht von diesem Ungetüm wenden, das zwischen Patrick Knochs Beinen baumelt. Sperma klebt noch daran. Sie glaubt ihn noch in sich zu spüren. Diesen gewaltigen Prügel, der sie gedehnt hat wie eine Faust. Seine heruntergelassene Jogginghose verheddert sich an den klobigen Biker Stiefeln. Er strampelt sie von den Füßen, sie landen krachend irgendwo hinter ihr. Sie stolpert, muss sich an irgendetwas festhalten und würde am liebsten diesen riesigen Schwanz dafür nehmen. Kurz bevor sie das Gleichgewicht verliert, mit den Armen rudernd, stößt sie mit dem Rücken gegen etwas kaltes, hartes. Es fühlt sich wie Metall an und bohrt sich schmerzhaft zwischen ihre Schulterblätter.
»Das brauchen wir erst später«, sagt Patrick Knoch. Sie versteht nicht was er meint. Vermutlich das Ding, gegen das sie gerade gestoßen ist.
Nachdem Patrick Knoch sie zur Seite dirigiert hat, stößt sie mit dem Hintern gegen eine Lehne. Mit den Händen stützt sie sich daran ab. Es ist die Couch, der Stoff abgewetzt und speckig. Sie ist zur Wand ausgerichtet, vor der ein riesiger Flachbildfernseher hängt. In Anbetracht des Sperrmülls, der in der ganzen Wohnung als Mobiliar dient, wirkt er vollkommen deplatziert. Rebecca lehnt gegen die Rückseite der Lehne.
Sie hat keine Augen für die Couch und auch nicht den Fernseher. Sie ist sogar kurz von dem Schwanz abgelenkt. Das metallene Ungetüm, gegen das sie eben gestoßen ist, zieht ihre Augen magisch an. Es ist ein in rot und schwarz gehaltenes Gestell aus dicken Metallstreben. Eine horizontale Liege aus dickem schwarzem Kunstleder dominiert die Konstruktion. Davor ist in einem Abstand von etwa einem Meter eine Apparatur angebracht, aus der eine fingerdicke Stange ragt. An deren Ende befindet sich eine Halterung, die anscheinend verschiedene Utensilien aufnehmen kann. Im Moment ist ein riesiger schwarzer Dildo darauf montiert, der den Schwanz von Patrick Knoch wie ein Wiener Würstchen aussehen lässt. Er ragt schräg nach oben, zeigt in die Luft wie ein Speer mit einer ungewöhnlichen Spitze. Wenn dieses Teil die Unterseite darstellt, ist die Kopfseite mit ähnlichen Halterungen bestückt. Sowohl in die horizontale, als auch in die vertikale Richtung. Zwei Ablagen für die Beine sind rechts und links der Apparatur angebracht. Die erst verleihen der ganzen Konstruktion ihren Sinn. Sie sieht aus wie ein Gynäkologischer Stuhl aus einem Science-Fiction Film. Alle Stangen und Streben sind mit Bohrungen versehen. Vermutlich ist der Stuhl durch die kompliziert wirkende Mechanik in alle Richtungen zu verstellen und zu verändern. Rebecca kann sich nicht mal ansatzweise vorstellen, wofür er alles gedacht ist.
»Der ist selbst gebaut«, sagt Patrick Knoch, der ihrem Blick gefolgt ist. »Den brauchen wir erst später«, wiederholt er sich.
»Liegt da sonst deine Frau?« Rebecca fürchtet sich beinahe vor der Antwort. Sich selbst auf dieser Konstruktion, womöglich sogar festgeschnallt, kann sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. Ein Schauer rieselt ihren Rücken herunter. Gänsehaut überzieht ihre Arme. Was muss das für ein Gefühl sein, sich auf diesem Ding von diesem Riesendildo durchficken zu lassen. Eine kleine Fernbedienung liegt auf der Apparatur. Start, Stop, Plus, Minus und Pulse kann sie erkennen. Patrick Knoch lacht laut auf. Das Geräusch lässt Rebecca zusammenzucken.
»Nein, natürlich nicht. In die vertrocknete Fotze müsste man einen Topf voll Gleitgel drücken, damit da überhaupt noch was reinpasst.« Er grinst Rebecca aus lüsternen Augen an. »Hin und wieder kommen einige…«, sein Blick huscht nach links, wo Pascal mit der Kamera steht. Er stockt, verzieht einen Moment lang das Gesicht als wäre er bei etwas ertappt worden und sagt dann:
»Manchmal kommen ein paar Freundinnen vorbei.« Er dreht sich zu Rebecca zurück und grinst dieses dreckige Lachen. In seiner Miene steht deutlich zu lesen, dass er absichtlich die Wahrheit verschweigt. Rebecca kann sich denken, was für Freundinnen er meint. Unwillkürlich zucken ihre Augen durch die Wohnung. Woher Patrick Knoch das Geld für diese Freundinnen hat, will sie nicht wissen. Weit hinten in ihrem Kopf regt sich das Gefühl, dass sie die Woche über noch erfahren wird, womit er sein Geld verdient.
»Du hast keine gute Meinung von deiner Frau.«
»Würde ich sie sonst austauschen?«
Rebecca zuckt die Schultern. »Ich habe ein sehr gutes Verhältnis mit meinem Mann und ich bin auch hier. Wir haben lange darüber geredet und sind zu dem Entschluss gekommen, dass es eine Bereicherung für unsere Ehe sein kann, das hier durchzuziehen. Ob es das ist, werden wir wohl am Ende feststellen.«
»In unserer Ehe ist nichts zu bereichern. Und dein Alter soll der Schlampe ruhig ordentlich die Leviten lesen. Die muss man ordentlich anpacken, sonst tanzt sie einem auf der Nase herum.« Seine Augen heften sich an ihre Brüste. Rebecca spürt den Blick geradezu körperlich auf der Haut. Das Kribbeln setzt sich unmittelbar in ihrem Unterleib fort.
»Weiß dein Alter, was für verschrumpelte Schläuche er statt deiner Mördertitten bekommt?« Wieder streckt er ungeniert die Hand nach ihnen aus. Knetet sie, drückt sie, hebt sie an. Sie muss sich mit dem Hintern an der Lehne abstützen, um dem Druck standzuhalten.
»Du übertreibst. Bestimmt finden die beiden sich auch sympathisch.« Sie hört ihre eigene Stimme, als hätte sie den Kopf unter Wasser. Ihre Augen sind wieder auf den zuckenden Schwanz gerichtet. Zwischen seinen, ihre Brüste knetenden Händen hindurch, hat sie einen guten Blick.
Eine dunkle Welle schlechten Gewissens durchflutet sie plötzlich. Die Stimme ihres Mannes hallt durch ihren Kopf. Möchte ich wirklich eine Woche lang eine Dumpfbacke ohne Bildung und Niveau um mich herum haben? hatte er sie gefragt. Hat sie ihm nicht nur eine Dumpfbacke ohne Bildung und Niveau aufgehalst, sondern auch eine, wie Patrick Knoch sie beschreibt, derart hässliche Frau zugemutet?
Bestimmt übertreibt er in seiner vulgären Art maßlos. Trotzdem spürt sie einen Stich bei dem Gedanken, dass ihr Mann gerade in derselben Situation sein könnte. Ob Patrick Knochs Ehefrau ähnlich tickt wie ihr Mann? Wie sonst würde sie es mit ihm aushalten, denkt sie. Plötzlich hat sie das dringende Bedürfnis mit ihrem Mann zu sprechen. Aber im Gegensatz zum Original Format war ihr das in diesem Format untersagt.
Sie kann nur hoffen, dass auch Rainer eine gute Zeit mit seiner Austausch-Ehefrau haben würde.
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»Die brauchen hier noch eine Weile«, sagt Tilo Bauch und hält den Stream an. »Was wir haben reicht aus, um Holland zu überzeugen.«
Kevin Paul nickt zustimmend.
»Wir brauchen Sendezeit und Sendetermin.« Er schaut auf die Uhr, als würde die Zeit dafür knapp werden.
»Wenn wir das ordentlich schneiden, ist das schon die erste Folge.«
»Ganz zu schweigen von dem was noch nachkommt.« Bauch grinst gedankenverloren vor sich hin. Er plant bereits die notwendigen Schritte.
»Mit dem hier«, sagt er, während er auf die dunkel werdende Scheibe seines herunterfahrenden Laptops zeigt, »können wir erstmal das Interesse der Zuschauer abklopfen. Je nachdem wie die Quoten sind, haben wir den Rest in nullkommanichts nachgeschoben. Mit dem was wir bis dahin haben, füllen wir eine erste Staffel.«
Er hebt eine Hand, in die Kevin Paul grinsend einschlägt.
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(AutorIn)
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Die Charaktere sind schon mit Absicht so gewählt. Wer sich jemals diesen Schwachsinn der als Vorlage diente im Fernsehen angeschaut hat, wird Ähnlichkeiten festgestellt haben. OK, vom Sex mal abgesehen :-)
Ich wollte das schon ansatzweise satirisch überzeichnen. Es wird im zweiten Teil noch viel deutlicher, wenn Rebecca ihre Erfahrungen macht, was es heißt eine Woche mit Patrick Knoch zu verbringen. Und dann sind da ja auch noch die anderen beiden :-)
Wer Lust hat darf gerne dran bleiben.«
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Ich wünsche mir das es Zeitnah eine Fortsetzung gibt. Vielleicht wird die Knoch mit der Faust gefickt oder der Knochen pisst der Weiland auf die Titten?
Das wäre das was ich mir wünschen würde.«
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Das finde ich, ist Dir nicht ganz gelungen. Die Charaktere (Patrick Knoch) sind für meinen Geschmack etwas überzeichnet, sofern es nicht absichtlich so sein sollte.
Gelesen habe ich die Geschichte trotzdem gerne«
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Gut geschrieben und spannend«
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Gruss, Rene«
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