Frederik Teil 16
von Olivia
Nun wurde es langsam ernst für Frederik. Das Gymnasium war abgeschlossen, er hatte das Abitur in der Tasche, Bewerbungen waren geschrieben und es konnte eigentlich weiter gehen. Da er ein sehr gutes Zeugnis hatte, erwartete er auch eine ganze Menge für seine Ausbildung. Damit es mit einem Studium besser bezahlbar sein sollte, hatte er auch einige Firmen angeschrieben. Er bewarb sich dort und hoffte, von den Firmen Hilfen für ein Studium zu bekommen. Das ging natürlich nur bei größeren Konzernen. Doch bei fünf Unternehmen hatte er es versucht. Und nun wartete er auf eine Antwort. Überhaupt war das Warten immer das Schlimmste für ihn. Schon, wenn er zum Arzt gehen musste und dort eine Stunde zu warten hatte, dann glaubte er, verrückt zu werden.
Doch er brauchte nur Geduld zu haben. Eine Antwort erreichte ihn aus München, ein Metall verarbeitendes Werk „EuroMet“ hatte er angeschrieben und diese zeigten Interesse an ihm. Er riss den Brief auseinander und las den Inhalt. Sie waren sehr erfreut über sein Interesse an ihrem Betrieb und sie wollten ihn gern persönlich kennenlernen. Natürlich würden sie die Fahrkosten übernehmen und auch für die ihn entstehenden Beköstigungen aufkommen. Er sollte ihnen mitteilen, wann er in München ankommen würde. Wie gesagt, man würde sich sehr freuen. Das war es! Er sprang vor Freude hoch, wunderbar. So hatte er es sich vorgestellt. Und wie er war, er hätte im nächsten Augenblick losfahren können. Aber sofort schaute er, wie die Züge nach München fuhren, und schaute sich im Stadtplan an, wohin er musste. München war ja eine unheimlich große Stadt und es würde sicher für ihn schwierig sein, sich dort zurechtzufinden. Aber er war ja nicht dumm, hatte ja schließlich ein Abitur mit 1,2. Soweit plante er alles genau.
Am Donnerstag wollte er losfahren, das war den Leuten „EuroMet“ recht, er sollte sich an Herrn Burgner wenden, der würde auf ihn warten. Nun so weit war alles in Ordnung. Wenn das Gespräch mit dem Herrn am Nachmittag geführt werden könnte, dann müsste er wohl abends wieder nach Hause fahren. Doch andererseits, dachte er, ist München ja eine sehr schöne Stadt, die man sich wohl etwas genauer angucken sollte. Er wusste aber nicht, wie er alles gestalten sollte, wenn er da wäre, könnte es ihm sicher genauer einfallen.
Also fuhr er ganz in der Früh los. Er fand auch gleich ein schönes Plätzchen im ICE. Für ihn war eine Eisenbahnfahrt immer noch etwas Besonderes. Mit dem Auto fuhr man öfter, doch die Bahn war etwas anderes. Man saß darin, konnte herumgehen und träge oder aufmerksam durch die Scheiben gucken, man konnte aufs Klo gehen oder sich konzentriert mit Mitreisenden unterhalten. Allerdings kam am Anfang seiner Fahrt dieses nicht infrage, er setzte sich nur hin, machte die Augen zu und schlief einfach ein. Nein, er träumte nicht, aber sackte in einen tiefen Schlaf.
Er wachte auf, als er von dem Schaffner nach seiner Karte gefragt wurde. Das war so plötzlich, dass er erst gar nicht wusste, wo er sie hingelegt hatte. Doch dann fiel es ihm wieder ein. Er zeigte die Karte hin und danach hatte er wieder Ruhe. Er schaute aus dem Fenster, und als sie an einem kleinen Ort vorbeifuhren, wusste er, dass sie schon hinter Kassel waren. Es ging also hurtig weiter. Er nahm sein gelegtes Brot heraus und die Flasche mit Wasser, das noch angenehm kühl war. Er begann zu ‚frühstücken‘. Schließlich nahm er die ‚Sämtlichen Erzählungen‘ von Franz Kafka hervor und klappte die markierte Seite auf, um weiterzulesen. Er las gerade die Geschichte ‚In der Strafkolonie‘ und war bald sehr in den Text vertieft. Wenn er intensiv las, dann konnte es leicht passieren, dass er von seiner Umgebung nichts mehr mitbekam. Dann war er in dem Ereignis drin, er sah, was passierte, konnte Ratschläge geben und hatte auch manchmal Angst. Genauso war es mit dieser Geschichte, er las alles sehr genau.
Dann blickte er auf. Irgendetwas hatte sich verändert. Ja, ihm gegenüber saß ein Mädchen, sie mochte etwa 14 Jahre alt sein, sie hatte dunkelblonde Haare, die zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren. Auch hatte sie kräftige Brauen, blaue Augen und hübsche Lippen, die ihren Mund bildeten. Dieses Mädchen schaute ihn an. Und sie schaute nicht nur, sie lächelte ihn an, nicht provozierend, sondern freundlich. „Was liest du denn da gerade?“, fragte sie. Er lächelte zurück: „Ach, das ist von Kafka, in diesem Büchlein sind etliche Erzählungen von ihm abgedruckt. Das interessiert mich und ich habe es als Reiselektüre mitgenommen.“ „Oh schön, in der Schule haben wir auch schon etwas von Kafka gelesen!“ „Ja, prima. Und gefällt er dir?“ „Ach, es gibt auch andere schöne Geschichten. Ich lese lieber was Modernes. Wo fährst du denn hin?“ Ganz schön neugierig die Kleine, dachte Frederik. „Du, ich muss noch bis München. Habe dort ein Vorstellungsgespräch.“ „Oh, will man dich für einen Führungsposten haben? Ich wünsche dir, dass es klappt!“ „Oh danke!“ „Ich fahre nach Kölln. Muss bald umsteigen. Oder soll ich mit dir mitkommen. Ich meine nach München. Wäre doch eine tolle Sache?“ „Nein, das geht nicht, leider“, versuchte er sie zu beruhigen. Ein komisches Mädchen, dachte er, will mit einem Fremden mitfahren. Sie kennt mich doch gar nicht. „Du bist ein ganz Netter“, lächelte sie ihn an. „Oder willst du mit mir mitkommen?“ „Weißt du, das geht wirklich nicht, ich sagte doch, dass ich zu einem Vorstellungsgespräch nach München fahre. Außerdem kenne ich mich in München gar nicht aus.“ „Macht doch nichts, wir kommen schon durch!“ So wurde das Gespräch weiter fortgesetzt.
„Inge, wo bist du denn?“, hörten sie schließlich eine Männerstimme. „Mach dich fertig. Ach da bist du ja! Wir müssen gleich umsteigen.“ „Ja, ja, ja, siehst nicht, dass ich mich unterhalte?“ „Gleich sind wir am Umsteigebahnhof, beeil dich!“ „Ach, ich glaube, ich komm nicht mit, ich bleibe bei diesem netten jungen Mann!“ „Sag mal, bei dir tick‘s wohl? Komm jetzt!“ „Man, immer dasselbe!“, fauchte sie fast und stand langsam auf. „Schade, vielleicht klapp’s ja beim nächsten Mal. Wäre gern mit dir mitgefahren. Tschüss!“ Und sie warf ihm einen Kussmund zu und verschwand langsam.
Allerdings wurde es Frederik leichter, denn er wollte doch nichts mit einem Kind anfangen. Schon gar nicht mit dieser. Aber irgendwie fand er es auch interessant, wie sich manche Mädchen verhielten. Sie waren noch nicht aus der Schule und schon meinten sie, erwachsen zu sein. Wer weiß, was aus ihnen später wurde? Vielleicht bekamen sie ja doch noch einen Kick und wurden gut fürs Leben. Na ja, wenn er daran dachte, wie einige seiner Mitschülerinnen geworden waren, das waren wohl früher auch solche Protestierer gewesen. Und wenn er an sich dachte, so hätte er ruhig früher schon ein wenig mutiger sein und auf Mädchen zugehen können.
Er musste aber noch sehr viel länger fahren. Auch wenn es ein sehr schneller und komfortabler Zug war, so dauerte die Fahrt doch lange. Erst um 12.43 Uhr kamen sie in München an. Jetzt musste er versuchen, hier in der Großstadt gut zurechtzukommen. Aber er hatte sich alles aufgeschrieben, doch etwas auf dem Monitor zu sehen ist anders als in der Realität. Frederik aber war ja nicht dumm und konnte fragen. Es war auf jeden Fall sehr ungewöhnlich für ihn, in diesem Gewühle der vielen Menschen zurechtzukommen. Doch bald hatte er die Straßenbahn gefunden, mit der er fahren musste. In die stieg er ein und fuhr eine lange Strecke Richtung Süden. Riesige Häuserreihen säumten die Straßen und überall waren Menschen. Junge, war das ein Unterschied zu seiner Stadt! Und es war ein steter Wechsel in der Straßenbahn. Immer wieder stiegen Menschen zu oder auch einige aus. Hier war es auch im Gegensatz zu norddeutschen Städten so, dass sich die Leute unterhielten. Sie standen nicht nur nebeneinender, sondern sprachen sich an und lachten. Das vermisste er ein wenig in seiner Stadt. Schließlich aber kam er an, wohin er wollte. Er sah schon die riesige Fabrik und ein großes Eingangstor für die Arbeiter, Angestellten und anderen Leuten. Dort musste er heute auch durchgehen! Es sah einladend aus, als er darauf zuging. War er überhaupt richtig gekleidet oder hatte er nur etwas Kleinstädtisches an, was für München überhaupt nicht passte? Nun, er musste mutig sein und ging mit seiner kleinen Tasche zu einem der Pförtner.
Er grüßte höflich und sagte, wohin er wollte. Er zeigte auch sein Einladungsschreiben vor, damit kannten sich die Leute hier wohl auch besser aus. Der Pförtner wusste Bescheid. Er zeigte ihm den Weg, den er gehen musste. „Hier, diese Richtung müssen sie gehen, bis sie ein großes gelbliches Haus sehen. Dort ist die Verwaltung. Gehen sie hinein und dann drei Stockwerke hoch, dann rechts und an das Zimmer 3127 müssen sie anklopfen. Dort arbeitet Herr Burgner. Er ist als ein Personalchef für die Einstellung von leitenden Angestellten verantwortlich. Na, ich wünsche ihnen viel Glück.“ Frederik konnte ihn verstehen, aber er hatte einen bayerischen Akzent, was seine Aussage nicht verständlicher machte. „Ja, danke“, erwiderte Frederik, und ging den beschriebenen Weg.
Es war gar nicht so schwer, das Zimmer des Herrn Burgner zu finden. Allerdings war auch unten in dem Hause eine Information. Wenn er überhaupt nichts gefunden hätte, so hätte er hier noch einmal fragen können. Also klopfte er an die Tür und wartete. Eine ältere Frau machte ihm auf und dann trat er ein. Ihr sagte er noch einmal, weshalb er hier war, man bat ihn, sich zu setzen und die Frau ging in das Nebenzimmer. Es dauerte eine Weile, dann kam sie heraus. „So, junger Mann, kommen sie bitte, Herr Burgner möchte mit ihnen sprechen!“
Frederik ging in dieses Chefzimmer und er war erstaunt. Alles war aus dem feinsten Material, edle Möbel, große Gemälde an den Wänden und in der Mitte stand ein riesiger Schreibtisch, der jedoch fast leer war. Dahinter saß ein in Dunkel gekleideter Herr, der aufstand, als er das Zimmer betrat. Er hielt ihm die Hand entgegen. „Guten Tag, Herr Ständel, es ist schön, dass sie unsere Einladung zu diesem Gespräch angenommen haben und zu uns gekommen sind.“ „Oh, es ist mir eine Freude, Herr Burgner“, antwortete Frederik. „Aber kommen sie, wir können uns ja hier hinsetzen.“ Und er zeigte auf eine Sitzgruppe mit edlen, modernen Sesseln und einem kleinen Tischchen. So setzten sie sich und Herr Burgner fragte, ob er etwas trinken oder essen wollte. Frederik wollte nur ein Glas Wasser trinken. Es wurde nach der Sekretärin geklingelt, die auch bald das Gewünschte brachte. Dann begann der Personalchef wieder das Gespräch. „Ich habe mir ihr Abiturzeugnis und die Bewerbung angeschaut und da meinte ich, dass sie durchaus die Möglichkeit haben, bei uns anzufangen. Bei uns anfangen, das bedeutet, dass sie ein Jahr hier in unserer Firma ein Praktikum machen, um die Praxis kennenzulernen. Wir haben nämlich festgestellt, dass es nicht gut ist, gleich mit dem Studium zu beginnen. Die Studenten schwimmen dann in dem ganzen Wissenssumpf und kennen weder Anfang, noch Ende. Doch mit einem Fundament aus der Firma wissen sie genau, was alles wichtig ist und was sie an Vorlesungen und Seminaren mitmachen müssen. Ich hoffe, sie haben sich auch schon diese Gedanken gemacht?“ „Ja, schon, ein bisschen, aber nicht so intensiv“, antwortete Frederik. „Nach diesem Erkundungsjahr müssten sie sich entscheiden für eine Studienrichtung. Was käme denn für sie infrage? Etwas Verwaltungsmäßiges oder etwas Technisches, Wissenschaftliches?“ „Wenn es nach meinem Interesse geht, dann würde ich lieber die technische Richtung einschlagen, so etwas wie Informatik oder Kybernetik.“ „Aha, sehr gut, das ließe sich machen, sehr schön. Auf diesem Gebiet suchen wir auch mehr talentierte Leute. Sie würden eine kleine Firmenwohnung gestellt kriegen, müssten das Studium so gut wie möglich machen, das heißt mit gut oder sehr gut und müssten dann mindestens fünf Jahre in unserer Firma arbeiten. Das wäre so im Groben, was ich ihnen anbieten kann.“ „Ach, Herr Burgner, ich bin überwältigt, das hatte ich mir gar nicht so vorgestellt. Dann müsste ja auch nicht das ganze Studium von meinen Eltern bezahlt werden!“ „Ja, richtig“, lächelte Herr Burgner. „Wenn ich sie richtig verstehe, dann könnten sie sich gut mit meinem Vorschlag anfreunden?“ „Oh ja, natürlich!“ „Gut, dann wird ihnen alles Weitere eine Angestellte erklären. Wann fahren sie denn zurück in den Norden?“ „Ich habe vor, heute Abend noch zurückzufahren.“ „Nun, dann wird man ihnen noch ein wenig von dem schönen München zeigen. Charlotte, sagen sie bitte, dass Bernadette zu uns kommen soll!“ Das Letzte sprach er in die Wechselsprechanlage. „Ich habe natürlich ihr Zeugnis genau gelesen und kann nur sagen, bleiben sie so, wie sie sind, dann haben sie in unserer Firma eine gute Möglichkeit, eine leitende Stellung zu bekommen!“
Da trat Bernadette in das Zimmer. Sie hatte dunkelbraune Haut, gekräuselte Haare im Afrolook, war schlank, aber hatte an den wichtigen Stellen ein bisschen Fleisch und Fett, und in ihrem Gesicht sah er ein bezauberndes Lächeln. „Herr Burgner, sie brauchen mich?“ „Ja, meine Kleine“, lächelte er sie an, „Herr Ständel hat sich heute bei uns vorgestellt. Er muss noch über die Formalitäten in unserem Haus informiert werden. Außerdem kennt er sich in München nicht gut aus und möchte das eine oder andere kennenlernen. Also kümmere dich um ihn, sodass er sich in München heimisch fühlt.“ „Kein Problem, wird gemacht. Die Unterlagen hol ich mir von ihrer Sekretärin.“ Und sie ging zu Frederik und gab ihm ihre Hand. „Guten Tag, herzlich willkommen in München“, lächelte sie ihn an. Auch er begrüßte sie und sie meinte, dass sie wohl die Sache weiter in die Hand nehmen müsste. Sie verließen den Raum.
Draußen holte sie von der Sekretärin eine Menge Papiere, die steckte sie in eine Tasche und nahm dann Frederik mit in die Kantine. Dort setzten sie sich gegenüber. „Ach ja, ich heiße Bernadette, wir können uns ja duzen. Du bist der Frederik, schön.“ Wieder huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Er beobachtete sie genauer. Sie mochte so etwas 25 Jahre alt sein. Auffällig fand er, dass sie eine recht große Lücke oben zwischen ihren Schneidezähnen hatte. Er musste aufpassen, dass er nicht immer darauf guckte. Tja, und er bemerkte schon, dass sie eine sehr samtige Haut hatte. Und um ihren Busen hatte sie einen Haufen von Stoffstreifen, was eine Aussage über ihre Brüste unmöglich machte. Eigentlich schade dachte er. Dabei gefiel ihm ihr hellblaues Kleid, das eng an ihrem Körper lag und sehr viel von ihren Schenkeln sehen ließ.
„Frederik, woran denkst du?“, fragte sie da plötzlich. „Ach nichts, dachte nur an zu Hause“, log er. „Aber du kannst mich ruhig Freddy nennen, so werde ich auch von meinen Freunden genannt.“ Sie sah ihn nun mit ernstem Gesicht an. „Sag mal, wir können die Papiere durchgehen oder uns ein wenig die Stadt angucken. Vielleicht ist das Letztere vorrangig, das andere können wir dann zum Schluss machen oder dazwischen. Ja? Warst du denn schon mal in München? Nein? Oh, dann ist mir ja alles offen. Ich werde schon einen interessanten Gang durch die Stadt für dich finden. Also komm!“
Sie verließen das Gebäude und gingen zu einem Parkplatz. Bernadette öffnete dort einen PKW, beide stiegen ein und fuhren los. Immer wieder machte sie auf das eine oder andere aufmerksam und erklärte, was es mit den Gebäuden auf sich hatte. „Sag mal, Bernadette, was bist du denn eigentlich in der Firma. Bist du auch eine leitende Angestellte? Oder bist du ein Mädchen für alles?“ „Huch, du stellst aber gleich sehr schwierige Fragen“, lachte sie, „weißt du, ich habe angefangen, Psychologie zu studieren. Doch nach acht Semestern musste ich aufhören. Eigentlich war es schade, aber es ging nicht anders. So suchte ich nach einem geeigneten Job und hier fand ich ihn. Ich nehme mich den Bewerbern unserer Firma an und betreue sie. Informieren, die Stadt zeigen und ihnen klar machen, was der eine oder andere Weg bedeutet. Aber keine Angst, ich werde morgen nicht zu Herrn Burgner gehen und ihm sagen, dass er dich nicht nehmen soll.“ Sie lachte dabei laut und auch Frederik musste mitlachen.
Mittlerweile waren sie in dem Zentrum angekommen. Bernadette fuhr in ein Parkhaus und dann erkundeten beide die Innenstadt. Bernadette erklärte ihm das eine oder andere Gebäude. Schließlich kamen sie an einen größeren Platz, auf dem viele Tische und Stühle standen. „So, man kann sich ja nicht nur etwas angucken. Jetzt genieße erst einmal die Münchner Spezialitäten. Du hast ja wohl auch lange nichts gegessen. Komm setz dich hier hin.“ Beide nahmen an einem Tisch Platz. Bernadette hielt ihm die Speisekarte hin. „Du kannst entscheiden zwischen Weißwurst und Leberkäs, dazu gibt’s Sauerkraut und Kartoffeln. Und, was nicht fehlen darf, ein echtes Münchener Bier!“ „Na ja, ich werd’s probieren“, lachte Frederik, „du hast recht, man muss, wenn man woanders ist, immer die dortigen Spezialitäten probieren. Das mache ich auch immer.“ „Na bitte, du wirst mir sympathisch!“ Sie bestellten und sie brachte die Bedienung dazu, dem Frederik Weißwurst und Leberkäse zu bringen. „Der kommt aus dem Norden und will beides probieren“, lachte sie. Als es gebracht wurde, kostete Frederik. Es war etwas ungewohnt, vor allem die Weißwurst, aber man konnte sich doch dran gewöhnen. „Na, ist es dein Geschmack?“, fragte sie. „Ach, noch nicht, aber es schmeckt immer besser“, lachte er. „Weißt du, so geht es auch noch nicht, du musst einen kräftigen Schluck Bier dazu trinken, dann ist es Klasse!“ Beide prosteten sich zu. Und er musste zugeben, das half.
Er setzte sich gemütlich in seinen Stuhl und sah über den Platz. Hier war alles gemütlich, so fand er es jedenfalls. Bernadette sah ihn an mit ihrem psychologischen Blick. Er lächelte. Und sie wiederholte seinen Ausdruck. Sie war wirklich eine Süße. Ein bisschen proper, aber hübsch, im Bett sicher knuddelig und wenn sie heiß war, das wäre eine herrliche Nacht. „Sag mal, du denkst an nichts Unanständiges?“, fragte sie. Er zuckte ertappt zusammen. „Nein, nein, ich dachte nur . . .“ „Ach, an zu Hause?“ „Ja!“ „Wann, bitte schön, wolltest du wieder zurückfahren?“ „Eigentlich heute Abend oder in der Nacht, so hatte ich mir das vorgestellt.“ „Ich glaube, das wird sehr spät werden, bis wir alles durchgesprochen haben. Ich könnte dir ein Zimmer in einer Pension mieten. Auf Kosten der Firma, natürlich. Aber, hm, für eine Nacht, könntest du auch bei mir schlafen. Dann könnten wir alles für die Firma besprechen und du hättest morgen den ganzen Tag Zeit, zurückzufahren. Oder du fährst morgen Abend erst.“ „Oh ja“, freute sich Frederik, „das wäre sehr schön. Dann hätte ich etwas mehr von der Stadt.“
So zogen sie also weiter durch das Zentrum von München. Museen oder Ausstellungen konnten sie ja nicht mehr besichtigen, doch es gab etliche sehr schöne Lokale, Bierstände oder schöne Bierkeller. Frederik musste vorsichtig sein und durfte nicht zu viel trinken, das würde die Freude auf den heutigen Tag verringern. Als Letztes gingen sie in einen Keller, in dem auch getanzt wurde. Er war froh, dass die Musik nicht zu hektisch war, sondern mehr ruhige Lieder gespielt wurden. Er tanzte auch mit Bernadette. Sie konnte das sehr gut fand er. Sehr schön, dass ich damals die Tanzschule besucht habe, dachte er. Sonst würde ich hier ganz schön dumm dastehen. Er umfasste sie fest und sie erzählten sich nette Dinge. „Weißt du, dass du ein sehr sympathischer Mann bist?“, fragte sie ihn. „Nein, das hat mir noch niemand gesagt“, antwortete er lächelnd. „Aber dir hat man sicher schon oft gesagt, dass du eine wunderbare Frau bist?“ „Darauf sage ich keine Antwort!“ „Aber du könntest doch an jedem Finger zehn Verehrer haben, nicht wahr?“, wollte er weiter wissen. „Vielleicht, aber ist es das, was man haben will? Es kommt doch nicht auf die Menge an, wichtiger ist es doch einen Mann zu finden, der besser ist als alle anderen.“ „Gibt’s denn das?“ „Ja natürlich, vielleicht nicht real, aber für den Einzelnen kann es schon sein.“ Und für Frederik kam es vor, als lächelte sie in sich hinein.
Schließlich war es für Frederik genug. Es war ja schon für ihn ein langer Tag gewesen. Sie fuhren also zu ihrer Wohnung. Er hatte es wirklich so hinbekommen, dass er kaum etwas getrunken hatte, er war aber müde.
Bernadette hatte eine sehr schöne Wohnung, groß und herrlich eingerichtet. Er schaute sich alles an und war begeistert. Sie war ganz anders als seine. „Schön hast du es hier, Bernadette“, sagte er. „Danke, das freut mich, aber nun werde ich dein Bett fertigmachen, du kannst hier auf der Couch schlafen.“ Nanu, dachte er, kein Geflirte, keine heißen Küsse und kein Streicheln? Sie zog ein Laken über die Couch, Frederik beobachtete sie. Und als sie sich ein wenig bückte, griff er von hinten an ihre Brüste und drückte sie zart an ihren Körper. „Du hast einen anziehenden, wunderbaren Körper!“, wollte er gerade sagen, da drehte sie sich um und hatte ein gar grimmiges Gesicht. „Sag mal, was sollte denn das?“, fragte sie. „Ich hoffe, das war ein Versehen, sonst kannst du dir eine Pension suchen.“ „Nein, ja“, stotterte er, „entschuldige bitte.“ „Komm setz dich mal hier hin. Ich möchte mal von dir wissen, warum du so geil darauf bist, eine Frau von hinten an ihre Brüste zufassen. Ja, erkläre es mir mal!“ Erst wusste er keine Antwort. „Es ist so, dass es mir gefällt und dann denke ich, dass es auch der Frau gefällt.“ „So, der Frau gefällt. Aber wie lange kennst du mich denn, dass du vermuten kannst, dass es mir gefällt?“ „Ja, ja, du hast recht. Es war blöd von mir, Entschuldigung!“ „Siehst du, das ist ja das Schlimme, dass die Männer immer denken, sie müssen die Frauen anfassen, an die Titten, an den Hintern oder zwischen die Beine. Was die Frauen darüber denken, das ist ihnen egal. Bist du auch so einer? Nun gut, dann habe ich dich falsch eingeschätzt.“ Frederik wusste nicht, was er noch dazu sagen sollte, aber es war ihm peinlich.
„Sag mal Frederik, bist du sehr müde?“, fragte sie ihn. „Nein, irgendwie schon, aber doch nicht, bei dir möchte ich eigentlich gar nicht schlafen, sondern mit dir erzählen.“ Und damit hatte er etwas Wahres gesagt, er hatte Vertrauen zu ihr, sicher konnte er mit ihr über persönliche oder intime Dinge klönen. Das fand er sehr schön. „Nun, dann erzähl mir doch mal etwas aus deinem erotischen Werdegang!“ Und Frederik erzählte ihr, dass er als Junge recht schüchtern gewesen war und erst mit achtzehn den Mut hatte, etwas mit Frauen zu machen. Bernadette hörte ihm zu und unterbrach ihn nicht. „Und sag mal, nun meinst du, eine Menge nachholen zu müssen?“ „Nein, eigentlich nicht, aber es fällt mir leichter, etwas Erotisches zu Frauen zu sagen oder sie anzufassen. Und ich habe festgestellt, das mögen die Frauen auch gern.“ „Aber du musst unterscheiden. Frauen, die nur ein Abenteuer möchten, für die mag es stimmen. Doch du möchtest doch irgendwann eine Frau haben, die du liebst und mit der du immer zusammen sein willst. Das kann doch auch viel schöner sein, als nur so ein Schlafen während einer Nacht.“ „Das kann schon sein, aber ich habe noch nicht so darüber nachgedacht. Vielleicht sollte ich über deine Worte länger nachdenken.“ „Ich glaube, das ist wichtig“, meinte Bernadette. „Und erzählst du mir auch etwas über dich?“ Nun, sie kam nicht darum und fing an. Da es schon spät war, berichtete sie alles nur kurz. Sie war eine sehr hübsches junges Mädchen. Alle mochten sie. Und sie gab sich schon sehr früh einem Jungen hin. Auch andere wollten sie haben. Es gab Streit. Sie wurde damals hin und her gereicht. Zuerst gefiel es ihr, dann war es ihr zu viel. Sie löste sich von der Gruppe und wurde fast eine Einzelgängerin. Doch dann lernte sie andere Männer kennen. Sie waren sehr unterschiedlich. Sie wollte mehr darüber herausfinden und fing an, Psychologie zu studieren. Sie verliebte sich in einen Professor, der sie allerdings nur ausnutzte. Es kam zum Streit, man sagte ihr, dass es das Beste sei, die Universität zu verlassen. Das tat sie auch. Schließlich fand sie bei dieser Firma eine sehr gute Stellung. Die Leute dort respektieren, dass sie gut ist in ihrer Beurteilung der Bewerber. Ja, das ist so mein Lebenslauf.“ Nachdem Frederik weit gähnte, legten sie sich zum Schlafen hin.
Mitten in der Nacht wachte Frederik auf und konnte nicht wieder einschlafen. Er ging in Bernadettes Schlafzimmer und fragte, ob er zu ihr kommen könnte. Sie sagte, dass er sich hinter sie legen könnte. Er machte es. Er atmete ihren Körperduft ein, er war wunderbar. Doch nach kurzer Zeit schlief er wieder ein.
Als er aufwachte, sah er Bernadette neben ihm liegen. Sie war schon länger wach und lächelte ihn an. „Es kommt mir vor, wie in einem Märchen“, sagte er, „nach dem Aufwachen sehe ich die hübsche Prinzessin des Sultans.“ Bernadette lachte laut. Sie hatte ein leichtes Schlafhemd an. Er sah auf ihre Brüste. Sie waren schön groß und fest, so richtig schön zum Anfassen. Er konnte gut in ihren Ausschnitt hineinschauen. Überhaupt, auch heute bestätigte sich, dass sie eine wunderschöne samtige Haut hatte. „Weißt du, ich könnte dich!“, flüsterte er ihr zu. Wieder lachte sie. „Na mal sehen, aber erst warten wir noch ein bisschen.“ „Worauf denn warten? Genieße doch das Leben mit mir, das wäre doch viel schöner – für uns beide.“ „Du kennst meine Einstellung. Ich stehe jetzt auf, dusche mich, und wenn ich fertig bin, machst du das Gleiche und dann können wir frühstücken.“ Frederik maulte aber immer noch. „Bernadette, ich habe so eine schöne Morgenlatte. Soll ich sie dir mal zeigen?“ Doch sie lachte wieder, kümmerte sich aber nicht um sein Gerede und stand auf. Er sah ihre strammen Schenkel und ihren kräftigen Körper. Warum ist sie bloß so abweisend, fragte er sich. Er hätte gut mit ihr schlafen können, aber noch war sie abweisend und überwältigen wollte er sie auch nicht.
Bald war sie fertig, und als sie wieder zu ihm kam, hatte sie zarte Unterwäsche an. Auch dieser Anblick machte ihn an. Es war doch nicht natürlich, dass eine Frau vor einem ja doch fremden Mann so herumlief. Oder war das in einer Großstadt wie München so üblich? Sie hatte so schöne große, kräftige, feste Möpse, die er gern einmal durchgeknetet hätte. „So, mein Lieber, aufstehen, und mach dich fertig!“ Was blieb ihm übrig? Als er an ihr vorbeiging, meinte er noch: „Du siehst wirklich bezaubernd aus, Bernadette.“ „Ja, ich weißt“, sagte sie nur, zog sich weiter an und deckte den Frühstückstisch.
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