Frühlingsgefühle
von aweiawa
© by aweiawa
Frühling ... ja, damit verbinden wir Liebe, Lust und Leidenschaft. Wir freuen uns darauf, wieder ohne entstellende Winterkleidung ins Freie gehen zu können, auf die kurzen Röcke der Mädchen und die Gefühle, die dieser Anblick in uns auslöst. Mit dieser Jahreszeit verbinden wir neuerwachende Lebensgeister und Abschied von den langen dunklen Wintertagen. Doch hat irgendjemand eine Ahnung, welcher seltsamen Geschichte wir seine Existenz verdanken? Wieso gibt es sie denn überhaupt, die Jahreszeiten? Natürlich meine ich damit nicht die naturwissenschaftliche Erklärung, die kann man in jedem Physikbuch nachschlagen. Es geht mir um die teleologische Interpretation. Ich habe keine Mühe gescheut, die Wahrheit herauszufinden. Die wirkliche und wahrhaftige Wahrheit!
Hier ist sie also, die Geschichte der Erschaffung der Jahreszeiten.
***
Vergangenheit und Zukunft
Gott erschuf die Welt in sechs Tagen. So steht es im Buch der Bücher, und deshalb muss es stimmen.
Am ersten Tag erschuf Gott die Materie, das Licht und die Zeit. Das waren Schwergewichte, und mir scheint, die meiste Arbeit erledigte er an diesem Tag. Ich frage mich oft, wie lange er brauchte, um die Zeit zu erschaffen, und mir wird schwindelig, wenn ich das zu ergründen versuche.
Ab dem zweiten Tag beschäftigte er sich nur noch mit einem winzigen Brocken Materie in der Milchstraße, am äußeren Rand gelegen. Ja, das sollte wirklich gut werden und erforderte daher seine ganze Aufmerksamkeit.
An diesem zweiten Tag erschuf er das Wetter, und bereits hier traten erste Unregelmäßigkeiten auf, denn es wurde nicht gerecht verteilt. Noch heutigen Tages leiden die Engländer unter dieser Nachlässigkeit.
Der dritte Tag war wieder etwas anstrengender, denn Wasser, Land und Pflanzen wurden erschaffen. Leider hatten die Pflanzen es an ihrem ersten Tag recht schwer, denn aus einem Planungsfehler heraus wurde die Sonne erst am vierten Tag angeknipst.
Am fünften Tag wurden Luft und Wasser vollgestopft mit Tieren und sie erhielten den Auftrag, sich zu vermehren, womit die Geburtsstunde der Sexualität angebrochen war. Die Voraussetzungen für die Krone der Schöpfung waren gegeben. Doch weil er langsam müde wurde, verschob Gott diesen Kraftakt auf den nächsten Tag.
Der Samstag brach an, und Gott schuf die Tiere des Landes, all die Spinnen und Nashörner, die Springböcke und Ohrwürmer. Eine Menge Arbeit, und erst gegen Abend fiel ihm ein, dass er noch dem Menschen das Leben schenken wollte. Und nicht nur das, er schenkte seinem letzten Geschöpf alles, was er bisher geschaffen hatte. Etwas voreilig, wie sich später herausstellte.
Doch das ist nur die Vorgeschichte. Adam und Eva pflanzten sich fort, ganz wie ihnen aufgetragen wurde, und auch einige Generationen danach erledigten ihre Pflichten ganz zu Gottes Zufriedenheit. Doch allmählich erlahmte der Eifer, die Menschen erledigten ihre Fortpflanzungsaufgaben nur noch lustlos.
Gott erschrak bis ins Mark, als er diese Entwicklung bei einer Routinekontrolle entdeckte. Was war zu tun? Die Langeweile war ohne sein Zutun entstanden, wie sie also wieder vertreiben?
Zum Glück war Gott allwissend, wenn es eine Lösung gab, würde er sie finden. Das Wissen war vorhanden, nur wo? Schublade um Schublade wurde durchforstet, in einer Geschwindigkeit, die Google das Fürchten lehren würde, bis endlich die Psychologie mit der Himmelsmechanik verknüpft wurde und ein Plan Gestalt annahm. Eilige Berechnungen und Simulationen ergaben einen optimalen Wert von 23,5.
Mit einem kleinen Stibbs brachte er die Erdachse aus dem Gleichgewicht, und mit einer Neigung von 23,5 Grad zur Erdbahnachse stabilisierte sie sich wieder. Die Auswirkungen zeigten sich nicht sofort, sodass die Menschen auf der Erde Zeit hatten, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Der weiße Regen erfüllte sie zunächst mit Schrecken, denn er ging mit einer ungewohnten Kälte einher, die unerträgliche Hitze in manchen Gegenden bräunte die Menschen und schuf das neue Phänomen des Sonnenbrands. Dass die Bäume zu gewissen Zeiten bunte Blätter bekamen, belustigte die Bewohner der Erde, doch als sie dann abfielen, herrschte Panik. Wie sollten sie jetzt die Säuberung nach der Notdurft vornehmen? Wer schon einmal ernsthaft vor dieser Frage stand, findet das nicht lustig.
Doch der Frühling war von Anfang an ein Hit. Die Freude über den scheidenden Winter schuf neue Lebenslust und steigerte die Geburtenrate derart, dass die Zukunft der Menschheit gesichert schien. Erst in neuerer Zeit gibt es wieder Probleme mit der Zukunftsfähigkeit der Menschheit, doch da helfen solche Kinkerlitzchen nicht mehr weiter.
Das ist die wahre Geschichte der Entstehung der Jahreszeiten, und wer etwas anderes behauptet, hat entweder keine Ahnung oder ist ein verdammter Atheist.
***
Frühlingsgefühle also! Nicht jeder verbindet damit das, was man allgemein erwartet. Lust vielleicht schon, aber nicht auf das Übliche und Alltägliche. Leidenschaft, ja auch, doch auf andere Art. Und gar Liebe? Urteilt selbst!
***
Herr Santhrop und die Jagd
„Wie ich diesen Frühling hasse! Wenn die Bäume mit ihrem ekligen Grün mein Auge beleidigen und die vermaledeiten Blumen ihren Gestank verbreiten. Jeder dahergelaufene Idiot glaubt, gute Laune verbreiten zu müssen, und die Biergärten sind übervölkert mit grölenden Kretins. Die Sonne mutiert zu einem Glutofen, statt es langsam angehen zu lassen, und in ihrem grellen, schonungslosen Licht spazieren halbnackte Weiber umher, als wären sie nur ein Zehntel so hässlich, wie sie sind. Was, zum Teufel also, soll am Frühling gut sein?“
Die Meinung von Herrn Michael Ignatius Santhrop über den Frühling stand fest wie ein Fels in der Brandung, bis er die Jagd als Hobby für sich entdeckte. Aus Zufall war er darüber gestolpert, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn eines Abends, als ihm zu Hause die grau gestrichene Decke auf den Kopf fiel, ging er zum Park, wo er um diese Zeit keine schrecklich gutgelaunten Menschen vermutete. Lange Zeit sah es auch so aus, als sollte er mit dieser Einschätzung richtig liegen, doch dann stolperte er im tiefen, ungemähten Gras – es ist kaum zu erzählen – über zwei ineinander verschlungene Leiber. Ekel sprang ihn an, wie ein wildgewordener Tiger den verhassten Dompteur, als er erkannte, womit er es hier zu tun hatte. Zwei Missgeburten verschiedenen Geschlechts versuchten, ihrer trostlosen Existenz durch Fortpflanzung einen Sinn zu geben.
Mit rüden Worten und vor Hohn triefender Stimme verjagte er die beiden Unglücklichen.
„Wenn ich euch beide wieder erwische, werde ich euch abknallen wie die Hasen.“
In diesen Worten gipfelte seine Schimpfkanonade, die er den Flüchtenden hinterher jagte.
Hei, das machte Spaß, wie sie davon flitzten, ihre Kleider in den Händen, sich ängstlich umschauend und mit vollen Hosen, die sie gar nicht anhatten. Ein prägender Anblick, den sich Herr Santhrop noch öfter zu gönnen beschloss.
Gleich am nächsten Abend bewaffnete er sich und schlich zu guter Abendstunde durch den Park. Sollte ihn doch der und jener holen, wenn da nicht noch mehr Freizeitsportler unterwegs waren. Und richtig, er wurde fündig, im hintersten Winkel des Pariser Gartens, wie dieser Teil sinnigerweise hieß, ließen sich geflüsterte, verlogene Liebesschwüre hören, untermalt von geilem, brünstigem Gestöhn. Mit vor Ekel verzerrtem Gesicht schlich Herr Santhrop sich näher, bis er sehen konnte, wie sich ein nackter Arsch in rhythmischem Auf und Ab bewegte.
Eine Weile beobachtete er das schauderhafte und frevelhafte Geschehen, bevor er zur Waffe griff. Gut lag sie in der Hand, und sein Gesicht verzog sich zu einem höhnischen Grinsen.
Oh nein, ein Unmensch war Herr Santhrop nicht. Er legte an und mit einem leisen Zischen schnellte der Strahl eiskalten Wassers aus der engen Öffnung, überwand in Bruchteilen von Sekunden die Entfernung zu dem vor Hitze fast dampfenden Hintern und sorgte bei seinem Besitzer für den Schock seines Lebens. Mit einem Schrei, der die Engel im Himmel in ihrem Abendgebet innehalten ließ, sprang der Getroffene in die Höhe, jaulte, als wäre ihm eine Biene in den Hintern gekrochen, fluchte wie ein Holzfäller und flüchtete mit seiner vor Schreck fast starren Gefährtin wie von Furien gejagt.
Herr Santhrop lachte und lachte, bis ihm die Tränen kamen. Noch nie war ihm ein ähnlich schöner Anblick vergönnt gewesen, und fortan ging er regelmäßig auf die Jagd. Nicht ganz ungefährlich, seine Tätigkeit, denn einer der von ihm zu einem ungewollten Coitus Interruptus verdammten Wichte konnte durchaus Rachegelüste entwickeln und ihm nachstellen. Doch das nahm Herr Santhrop gerne in Kauf, die Gefahr erhöhte sozusagen den Kitzel, den er dabei empfand. Im Laufe der Zeit verfeinerte er seine Methoden, schaffte es fast immer, den Augenblick der höchsten Ekstase abzuwarten, bevor er eiskalt zuschlug.
Ja, der Frühling hatte auch für Herrn Santhrop seinen Reiz gefunden.
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Herr Santhrop ist jedoch nicht der Einzige, dessen Verhältnis zum Frühling nachhaltig gestört ist. Es gibt mehr Gründe und traurigere, warum der Frühling manchem zuwider ist. Wenn seine Schönheit Erinnerungen weckt, die nicht mehr willkommen sind, wenn die Fröhlichkeit der Menschen um einen her nur traurige Gedanken induziert.
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Das Wiesental
Wieso war sie mir erst an diesem Tag aufgefallen? Ich habe keine Antwort darauf. Es war die letzte Vorlesung im Semester, und ich versuchte gerade, Miss Unwissend in der dritten Reihe und Mister Flegel, der zwei Sitze in der hintersten Reihe belegte, sowie zwei Dutzend weiteren mathematischen Ignoranten die Feinheiten endlicher, auflösbarer Gruppen nahezubringen, als ich sie plötzlich in der vorletzten Reihe sah. Die Ähnlichkeit war verblüffend. Nicht so sehr ihre körperlichen Attribute, als vielmehr ihre Sitzhaltung, die Art, wie sie das, was ich an die Tafel schrieb, in ihr Heft übertrug, wie sie ihre Haare aus dem Gesicht strich, ihre Mimik und Gestik weckten wehmütige Erinnerungen …
Während ich mechanisch den Beweis der Auflösbarkeit aller Gruppen von Primzahlpotenzordnung an der Tafel skizzierte, wanderten meine Gedanken zurück in die Zeit, als Sylvia im Alter dieser Studentin gewesen war …
„Und du willst wirklich mit mir zusammen lernen?“ Sylvia ließ ihren Blick skeptisch an mir hochwandern, als ich ihr seinerzeit meinen Vorschlag unterbreitete.
„Ja, ich glaube, dass wir zusammen mehr erreichen, als jeder für sich. Wir ergänzen uns hervorragend“, gab ich mich selbstsicher.
„Aber woher willst du das denn wissen? Wir kennen uns ja kaum.“
„Ich weiß es eben. Wenn ich dich ansehe, fallen mir tausend Beweise dafür ein. Auch wenn keiner davon etwas mit Mathematik zu tun hat.“
„Aha! Und du meinst, dass das Wiesental der beste Ort ist, um die Prüfung in Gruppentheorie vorzubereiten?“
„Wo kann man schon Anfang Mai und bei diesem Wetter besser lernen?“
Natürlich wusste sie genau, dass mir die Mathematik und die bevorstehende Prüfung schnurz waren, als ich sie zu dem Ausflug ins Wiesental überredete. Dass sie das Wagnis einging, und den zwei Jahre jüngeren Studenten, der noch die Eierschalen der Mathematik hinter den Ohren und gerade erst das Vordiplom in der Tasche hatte, nicht als Spinner zurückwies, legte den Grundstein zu einer langen, glücklichen gemeinsamen Zeit, sicherte unserer Tochter Mandy das Existenzrecht und schenkte mir einen Menschen, der den Wahnsinn des Lebens nicht nur erträglich, sondern sogar amüsant machte.
Das Wiesental jedenfalls war ein voller Erfolg. Noch nie hatte ich länger geküsst, schönere Brüste in der Hand gehabt, und die Sehnsucht nach Sylvias Nähe, die in der darauf folgenden Nacht meine Brust zerpflügte, hat mich mein ganzes Leben lang nicht mehr losgelassen.
Wie sehr sie mir doch fehlte! Es verging keine Stunde, in der ich nicht an sie dachte, selbst der Schlaf war durchdrungen von Einsamkeit, seit sie von mir gegangen war. Beseligend einzig die seltenen Träume, in denen sie quicklebendig an meiner Seite war. Und es war immer wieder dieser erste Frühling, dieser erste gemeinsame Ausflug, an dessen vorgeschobenen Grund wir beide keinen Augenblick geglaubt hatten, den ich in allen Einzelheiten wieder erlebte.
40 Jahre war das her, und die Welt hatte sich verändert seitdem. Unsere Tochter war inzwischen selbst Mutter eines kleinen Wesens, dessen Erscheinen im Jammertal des Lebens Sylvia noch miterleben durfte. Der Frühling hat sie von mir genommen, wie er sie mir geschenkt hat. Seitdem verbindet mich eine Art Hassliebe mit ihm …
Der Beweis war skizziert, auch wenn meine Gedanken, wie so oft, ganz woanders gewesen waren, und die Vorlesung zu Ende.
Ein Student - die Schildkröte, wie er bei mir seines langen Halses wegen hieß - kam nach vorne und redete auf mich ein. Während ich mir seinen unsinnigen Vorschlag, den Beweis abzukürzen, mit halbem Ohr anhörte, folgten meine Augen Sylvias Doppelgängerin, die auf die obere Tür des Hörsaals zusteuerte. Ihr etwas eckiger Gang entfachte die Illusion erneut, und mein Herz im Schlepptau verließ sie den Saal. Nur Sehnsucht und Traurigkeit blieben zurück.
***
Nicht nur der Verlust eines Menschen, das Alter selbst ist in der Lage, unser Verhältnis zum Frühling zu trüben. Bockige Sprünge sind eben nicht mehr drin, wenn die Knochen morsch geworden sind, die Magen aus wer weiß welchen Gründen ständig sauer ist, und das Gewicht in Kilo schneller zulegt als die Jahreszahlen. Doch manchmal will man es noch einmal wissen. Wäre doch gelacht ...
***
Auffrischübungen
„Sag mal, ist das nicht unsere Bank …?“
„Du hast ein verdammt gutes Gedächtnis, Erika, ja, das ist sie. Und wir sind keineswegs zufällig hier.“
„Du meinst, du hast mich hierher gelotst?“ Ungläubig schaute Erika mich an, und als sie mein Grinsen bemerkte, konnte ich fast sehen, wie es in ihrem niedlichen Köpfchen zu arbeiten begann.
„Das ist doch mindestens 40 Jahre her, oder?“
„Es sind genau 40 Jahre, mein Liebling. Und da wir seit Ewigkeiten nicht mehr in der Nähe waren …“
„Was hast du dir denn da ausgedacht, du Gauner?“
Wir waren damals süße Siebzehn und hatten kein Zimmer, auf das wir uns zurückziehen konnten. Weder ihre Eltern, noch meine hätten Verständnis dafür gehabt, wenn wir uns in ihres oder meines verkrümelt hätten. Insbesondere mein Vater hätte mir eine handfeste Abreibung verpasst, wenn er mich mit einer Freundin auf meinem Zimmer erwischt hätte.
Also blieben uns nur öffentlich zugängliche Plätze, und diese Bank, vor der wir standen, hatte Unerhörtes gesehen. Sie hätte von unseren ersten Fummeleien berichten können, von unserem verhaltenem Stöhnen und nervösem Kichern, wenn sich jemand in diesen etwas versteckt gelegenen Teil des Stadtparks verirrte und uns zu entdecken drohte.
Am späten Abend des ersten Mai, in jenem für uns schicksalhaften Jahr, war es dann soweit. Überwältigende Frühlingsgefühle sorgten dafür, dass es nicht wie bisher bei Fummeleien und gegenseitigem Streicheln zum Orgasmus blieb. Zwei ausgebreitete Anoraks dienten als weiche Unterlage auf der harten Bank. Es war warm an diesem Abend und unser erstes Mal bescherte uns Orgasmen satt und wundgescheuerte Hintern.
„Ich glaube, es ist niemand in der Nähe“, ging ich indirekt auf Erikas Frage ein.
„Mensch, du hast Ideen!“, signalisierte Erika, dass sie meine Intention verstanden hatte. So ganz abgeneigt schien sie jedenfalls nicht zu sein, denn sie zog ihren Pullover aus und breitete ihn auf der Bank aus. Schnell tat ich es ihr nach und musste grinsen, als mein geliebtes Weib sich unter den Rock griff und gleich darauf das Höschen in der Hand hielt.
„Mal sehen, ob wir es noch drauf haben“, spornte ich sie an und legte mich seitlich auf die gepolsterte Bank. Der übrige Platz reichte gerade noch für Erika, doch als sie neben mir lag, war kein Platz mehr, um zu fummeln, wir füllten die Bank bis zum letzten Quadratzentimeter.
„Du, Elmar, das war aber damals irgendwie anders,“ erkannte auch meine bessere Hälfte unsere prekäre Lage.
„Ich glaube, wir nehmen mehr Platz ein als früher“, bestätigte ich ihre Beobachtung.
„Also komm, leg dich auf mich drauf, dann müsste es gehen“, schlug sie vor und versuchte, mich über sich zu wuchten. Was nicht ganz einfach war, denn Platz zum Manövrieren war Mangelware.
„Ich glaube, so geht das nicht, Erika. Wart mal, ich steh auf und lege mich dann auf dich drauf.“ Leider musste ich dazu über meine Frau klettern, wobei ich mein spitzes Knie in ihren weichen Oberschenkel bohrte.
„Spinnst du?! Das hat wehgetan!“, schrie sie laut auf.
„Entschuldige Schatz, gleich hab ich es.“
Lernfähig, wie ich war, öffnete ich nun zuerst meine Hose und zog sie zu den Knien herunter, bevor ich mich auf mein geliebtes Eheweib legte. Ihren Rock hatte sie bereits hochgeklappt, sodass mein halb erigiertes Lustorgan gleich richtig zu liegen kam.
„Mann, bist du schwer! Und die Bank ist verdammt hart“, beschwerte sich Erika, bevor ich auch nur die geringste Kopulationsbewegung in Angriff genommen hatte.
„Achtung, da kommt jemand!“, warnte Erika mich, und im Nu saßen wir brav nebeneinander und hielten Händchen.
„Du, ich glaube, wir sind zu alt für den Scheiß!“, zitierte ich eine wohlbekannte Lebensweisheit und meine erleichtert wirkende Frau stimmte begeistert zu.
***
Die jungen Menschen haben solche Probleme nicht. Gönnen wir es ihnen. Freuen wir uns mit ihnen, dass die Sonne scheint und die ungewohnte Hitze leichte Kleidung anempfiehlt. Es ist doch wunderschön, wenn die Röcke der Mädchen wieder kürzer werden und mehr Bein zu sehen ist. Da kommt manch einer ins Schwärmen, und hofft ... ja, worauf denn nur?
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Freizügigkeit
Seit fast einem halben Jahrhundert fuhr ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit, verbrachte auf diese Weise einen wesentlichen Teil meines Lebens in Zügen. Jetzt befand ich mich im letzten Jahr vor der Rente und legte die neunzigminütige Fahrt zusehends beschwingter zurück. Durch die altersbedingte Änderung der Sehschärfe hatte ich es aufgegeben, während der Fahrt zu lesen und hörte lieber Musik. Rachmaninows zweites Klavierkonzert ertönte in meinen Kopfhörern und ich summte den Klavierpart leise mit.
Wie immer hatte ich die Augen geschlossen, um den Feinheiten der Interpretation besser nachspüren zu können. Mitten im zweiten Satz, an der Stelle, die mich bei jedem Hören wegen ihrer Schönheit fast zu Tränen rührt, wurde ich jäh unterbrochen. Ein Koffer war auf meine Füße abgestellt worden, und als ich erschreckt die Augen öffnete, konnte ich das Gesicht einer jungen Frau dicht vor mir sehen. Sie schien sich gerade für ihre Ungeschicklichkeit zu entschuldigen, doch ich verstand infolge der Kopfhörer kein Wort. Also nahm ich sie ab und verstand noch die letzten Worte.
„Schon gut, der Platz reicht mir. Ich hab kleine Füße“, beruhigte ich mein Gegenüber.
„Oh, danke“, freute sich die junge Dame, setzte sich mir gegenüber und stellte die Füße auf ihren Koffer, der zwischen uns stand.
Schon oft hatte ich beobachten können, wie junge Mädchen sich benehmen, als trügen sie Hosen, obwohl sie doch kurze Röcke anhatten. Wie ungeniert sie es hinnahmen, dass man dabei unter ihren Rock schauen konnte und die Farbe ihres Slips kein Geheimnis blieb, hatte ich stets bewundert. Da hatte sich in den letzten Jahren einiges getan bezüglich des Selbstverständnisses und der Freizügigkeit junger Frauen.
Natürlich hatte ich immer gehofft, dass auch eine dabei wäre, die entweder ihren Slip an diesem Morgen anzuziehen vergessen hätte, oder, noch viel interessanter, es darauf anlegte, in diesem Aufzug gesehen zu werden. Selbst wenn sie es nur getan hätte, um zu provozieren und sich über die armen gaffenden Männer lustig zu machen, ich wäre ihr nicht böse gewesen deswegen und hätte die Rolle des ertappten Spanners gerne gespielt.
Doch all die Jahre war mir das Schicksal nicht hold gewesen. Bis zu diesem Augenblick. Denn dass die junge Frau keinen Fetzen Stoff unter ihrem Rock trug, war offensichtlich. Und durch die Hochstellung ihrer Füße auf den meine Bewegungsfreiheit einengenden Koffer, sowie die ungenierte breite Stellung ihrer Beine, hatte ich eine fast beängstigend gute Sicht auf ihr Paradies, ja konnte sogar erkennen, dass ihr Schamhaar sehr kurz geschoren, wenn sie nicht sogar nackt rasiert war. Sofort schlug mein Herz schneller und der Blutdruck stieg bedenklich an. Möglichst unauffällig spähte ich unter ihren Rock und tat, als hätte ich Probleme mit meinem MP3-Player.
„Wenn du meinst, ich weiß nicht, wohin du schaust, dann hältst du mich für blöd, und das betrachte ich als Beleidigung“, belehrte mich die heimlich Ausgespähte.
„Ähem, nein, das liegt nicht in meiner Absicht. Doch wenn Sie wüssten, welche Freude Sie mir gerade gemacht haben, und wie schön der Anblick ist, den Ihre nackte Muschi mir bietet, dann wären Sie nicht beleidigt.“
„Ach ja? Es gefällt dir also?“, duzte sie mich wieder ungeniert und stellte ihre Beine noch ein Stück weiter auseinander.
„Und, was willst du jetzt tun? Dir einen abwichsen?“
„Ach Mädel, sei doch nicht so primitiv. Ich möchte noch jahrelang von diesem Moment träumen, also mach ihn nicht kaputt“, duzte ich sie ebenfalls.
„Willst du mich vielleicht anfassen?“
„Nein, auf keinen Fall, aber ich habe eine große Bitte an dich.“
„Ah ja? Soll ich mich selber anfassen?? Ist es das, was du willst?“
„Nein, auch das nicht.“
„Was dann?“
„Ich bitte dich, lass mich schauen ... und halt einfach den Mund!“
***
Schweigen ist manchmal Gold, das Sprichwort hat wirklich recht. Da fällt mir spontan ein anderes ein: Rache ist süß. Und Herr Santhrop aus der Geschichte weiter oben können wir doch wahrlich nicht ungeschoren davonkommen lassen. Oder?
***
Der Jäger wird zum Gejagten
Die Jagd war Herrn Michael Ignatius Santhrops liebste Beschäftigung geworden. Schon morgens malte er sich mit freudiger Erregung aus, wie er abends im Park seine Pistole auf einen nackten, auf- und abwippenden Hintern richten, und mittels einer eiskalten Wasserladung geiles Vergnügen jäh in Angst und Schrecken verwandeln wird. Am liebsten beschoss er weibliche Hinterteile, denn die Schamlosigkeit geiler Frauen war doppelt verdammenswert.
Mit pedantischer Gründlichkeit kühlte er das Wasser so weit herab, dass mit durchschlagendem Erfolg zu rechnen war, und das Gefühl, das ihn bei diesen Vorbereitungen beschlich, war Euphorie ähnlicher als alles, was er bisher in seinem freudlosen Dasein gefühlt hatte.
Unglaubliche 23 Mal hatte er in diesem Jahr bereits zugeschlagen und damit dem Thema Frühlingsgefühle neue Dimensionen verliehen.
Am letzten Wochenende des Monats Mai wollte er das zweite Dutzend vollmachen und schlich mit geladener Pistole durch den Pariser Garten. Als er das brünstige Stöhnen aus der hintersten Ecke hörte, verzerrte sich sein Gesicht zu einer höhnischen Fratze. Dieses Pärchen hatte es mehr verdient, als alle vorigen, denn so selbstvergessen laut war noch keines gewesen.
Leise, wie ein Jäger der Urzeit, schlich er sich heran. Schon sah er nackte Haut durchs Unterholz blitzen. Eine junge Frau ritt schamlos einen Schwanz, dessen Besitzer er im hohen Gras nicht erspähen konnte. Sie schaute in Herrn Santrops Richtung, und er hätte um die beiden herumschleichen müssen, um sie von hinten zu erwischen.
Als ihm die wippenden Rieseneuter in die Augen stachen, entschloss er sich, heute anders vorzugehen. Denn zu seinem Entsetzen spürte er eine Erregung in der Hose, was ihm bisher noch nie passiert war. Das machte den heiligen Gralsdienst zu einer profanen Angelegenheit, und dafür musste das Luder büßen.
Zielen und Abdrücken war eins, und der eiskalte Strahl traf ihre linke Brustwarze. Der Übergang von geilem Stöhnen in ein unartikuliertes Heulen war noch nicht vollendet, als Herr Santhrop seine Beine in die Hand nahm, um den Schauplatz der wohlverdienten Bestrafung so schnell wie möglich zu verlassen.
„Das hat sie davon!“, murmelte er vor sich hin, als ihm plötzlich von allen Seiten Menschen entgegentraten und seine Flucht verhinderten.
Schnell versteckte er die Pistole unter seiner Strickjacke und machte das unschuldigste Gesicht, das er zustande bringen konnte.
„Schau dir den Wicht an! Der hat schon graue Haare. Nur der Verstand darunter scheint ihm abhandengekommen zu sein“, fuhr ihn einer der Näherkommenden an und riss ihm die Wasserpistole aus der Hand. Leugnen war sinnlos, also zog Herr Santhrop es vor, möglichst blasiert zu schweigen.
„Paul und Pauline, wir haben ihn!“, rief eine der beteiligten Frauen den Akteuren auf der Wiese zu und spätestens jetzt war klar, dass er in eine hundsgemeine Falle getappt war.
Mit wippenden Brüsten kam Pauline auf ihn zu, und unter dem Gejohle ihrer Freunde machte sie sich an seiner Hose zu schaffen. Angesichts der Übermacht ließ er die Vollbusige zähneknirschend gewähren. Als Hose und Unterhose bis zu den Knien herabgepellt waren, konnte jeder im hellen Mondlicht sehen, dass die vermaledeite Erregung keineswegs abgeklungen war.
Pauline griff nach seinem Glied, zog es nach unten und ließ es wieder hochschnellen.
„Na, was ist denn das? Soll das ein Schwanz sein? Ich hoffe, ihr habt reichlich Zielwasser getrunken.“
Noch bevor Herr Santhrop den Sinn der Worte ergründen konnte, zückten die ihn Umzingelnden Pistolen unterschiedlichsten Kalibers und spritzten ihm eiskaltes Wasser auf Schwanz und Hoden. Vor Schreck blieb ihm die Luft weg, und als er losrennen wollte, verhedderte er sich in seinen Kleidern. Längelang schlug er hin, und unter dem nicht nachlassenden Bombardement erhob er sich, raffte die Hose hoch, und floh schmählich von dannen.
Der Frühling ging zu Ende, auch für Herrn Santhrop.
***
Auch für uns geht der Frühling nun langsam aber sicher zu Ende.
Ich hoffe, die kleine Geschichtensammlung hat euch gefallen. Sie ist ein Experiment, über das ich gerne eure Meinung hören will. Kann man so etwas bei sevac veröffentlichen?
Kommentare
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Kann also durchaus sein, dass ich das weiterführe. Geht nur nicht so schnell, denn da steckt viel Arbeit drin. Und die Ideen müssen auch erst mal kommen.
LG
Elmar«
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Wieder so ein genussvoll zusammengestelltes Lesevergnügen...«
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Man kann, man sollte, man muss. Sehr schön.«
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Mist, hier fehlen jetzt ein paar Smileys, also muss ich mal ganz ohne Augenzwinkern auf das Understatement des Epilogs dieser Geschichte antworten.
Nee, das ist keine Ansammlung von Episoden, sondern ein absolut geschlossenes, rundes Gleichnis, geeignet, jegliches Selbstverständnis von Sex-Autoren und -Lesern infrage zu stellen und trotzdem die gemeinsame Freude der einen und der anderen Seite nicht zu leugnen, sondern auf ungemein sympathische Art zu persiflieren. Bigotterie - verklemmte Geilheit - zarte Gefühle und Leistungsficken ... alles da, in dieser wunderbaren Geschichte und von meiner Seite aus in der Bewertung sicherlich nur ein ganz subjektiver Aspekt der Interpretationsmöglichkeiten ...
Etwas gewagter: Was sollte noch Spaß machen, wenn nicht die Freude darüber, den stressigen Joyfaktor Sex etwas menschlicher, natürlicher und damit auch wesentlich intensiver in Wort und Bild zu gestalten?
Diese Geschichte hier würde mir als reiner Leser gewiss keinen Spaß machen, denn ich müsste ja viel zu oft nachdenken ... und, als Jäger wissen wir ja, dass das Wild längst wech ist, wenn wir erst mal überlegen, ob wir Jäger überhaut eine Flinte im Anschlag haben ... wow ... es war doch ein Fernrohr ...«
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Hier unterscheidet sich der Autor wohltuend vom Rest.«
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Sevac tauglich? Was ist Sevac? Ein Board, das für viele die Geschichten bietet, die sie lesen wollen. Ich finde es aber erschreckend, welche hohe Klicks lieblos und im Schulausatzstil hingeschmierte "Geschichten" hier bekommen, und freue mich über die wenigen Juwelen
Deine Kurzgeschichten sind erotisch, haben Tiefe und sind in vorzüglichem Stil ausgearbeitet.
Mit welcher Leichtigkeit du die einzelnen Episoden aneinander gereiht hast, hat mich ebenfalls begeistert.
Von mir aus darf das gern so weiter gehen. Es gibt ja noch ein paar Jahreszeiten :-)
LG Mondstern«
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