Geliebte Rivalin - Kapitel 1 und 2
von Krystan
Kapitel 1
Hastig keuchte sie ihre Anstrengung hinaus. Kaum hörbar und doch brannten ihre Lungen. Schweißtropfen sammelten sich auf ihrer Stirn, sie bildeten kleine Bäche in ihrem jungen, von Sommersprossen gezeichnetem Gesicht. Wie eine wilde ungezügelte Gebirgsquelle schoss der Schweiß hinab, durch fuhr die kleinen Unebenheiten ihres Gesichts, sammelte sich in ihren Mundwinkeln und stürzte sich schließlich über ihr Kinn, den Hals hinab, bevor er von ihrem eng anliegenden Tanktop ergoss. Der gelbe Stoff war längst durchnässt und zeigte deutlich die Konturen von Melanies üppigen Busen, der den gleichförmigen Bewegungen ihres Körper angepasst hatte.
Celina war ihr dicht auf den Fersen. Beide Mädchen saßen auf ihren Bikes und strampelten so schnell sie konnten. Der Berghang machte den Beiden sichtlich zu schaffen. Die etwas zierlichere Celina war nur wenige Meter hinter ihrer Rivalin. Seit fast 10 Minuten musste sie den breiten Hintern von Melanie starren, der sich in den roten Hotpants auf dem Sattel räkelte.
Auch bei ihr floss der Schweiß in Strömen. Deutlich zeichneten sich der schwarze String und ihr BH unter ihrem durchnässten weißen Sommerkleid ab, aber das interessierte sie nicht. Das Bedürfnis regelmäßig Luft zu holen war weit größer als jede Scham. Ihre Muskeln brannten wie Feuer und sie konnte es kaum mehr erwarten, bis sie endlich den Bergkamm überwunden hatten. So lange musste sie durchhalten, dachte Celina. Solange musste sie mit ihrem Körper gegen Erschöpfung und die Mittagshitze ankämpfen.
Ihr sonst wallendes, gelocktes Haar war zu kleinen dunkelbraunen Strähnen zusammengeklebt, welche ihr immer wieder nervend ins Gesicht fielen. Sie wusste nicht, wie Melanie es mit ihren gut 20 Kilo mehr auf der Waage schaffte, den kleinen, Vorsprung zu halten. In der Schule hatte Melanie immer eine 5 in Sport, während Celina, die auf Wunsch ihrer Mutter Ballettunterricht genommen hatte, eine 1er Schülerin gewesen war. Die Betonung lag auf gewesen war.
Beide Mädchen hatten nach Jahren des Wettstreits endlich ihr Abitur in der Tasche und wollten sich nun endlich aus dem Weg gehen, doch dies war leichter gesagt, als getan. Kaum hatte sie das Ende ihrer Schulzeit scheinbar für immer getrennt, so vereinte sie nun die Urlaubspläne ihrer Eltern aufs Neue.
Melanies Vater, der mit ihrem Vater schon seit der Schulzeit verfeindet war, musste ausgerechnet in jenem kleinen Fischerort an der kroatischen Küste seinen Sommerurlaub verbringen, an dem auch sein Intimfeind und Arbeitskollege seit jeher seinen Urlaub verbrachte.
Celina verfluchte sich dafür, dass sie dem Drängen ihrer Mutter nachgegeben hatte, und noch einmal gemeinsam mit ihrem Eltern, in den Urlaub gefahren war. Wenn sie zu hause in Deutschland geblieben wäre, hätte sie sich nicht mit Celina an der Eisdiele getroffen. Dann wäre sie auch nicht mit ihr auf die dumme Idee gekommen, ein Wettrennen zu verunstalten, bei dem es einzig und alleine darum ging, zu bestimmen, wer heute Abend in die Disco gehen durfte, und wer zu hause bleiben musste. Eine dumme kleine Wette, die in diesem Moment jedoch alles zu Bedeuten schien.
Das Mädchen, die in der Eisdiele am Strand noch von ihrem Sieg überzeugt war, machte sich nun langsam Gedanken. Warum gab die dumme Kuh nicht auf, fragte sich Celina. Sie wusste, dass Melanie normal eh nicht gerne in die Disco ging, sondern lieber ihre Mangaheftchen lass. Celina wäre inzwischen sogar bereit, mit ihr darüber zu reden, dass sie beide in die Stranddisco gehen durften, wenn sie nur endlich aufgab, und ihr, damit diese verfluchte Tortur ersparte. Melanie, dass ewige hässliche Entchen ohne Freund, schien jedoch nicht daran zu denken aufzugeben. Warum ist sie nur so stur?
***
Verzweifelt biss Melanie die Lippen. Ihr Herz raste, ihre Muskeln brannten, als ob flüssiges Feuer durch ihre Adern schoss, aber sie gab nicht auf. Gnadenlos brannte die Sommersonne auf sie nieder. Nur ein leichter Luftzug vom Meer verschaffte ihr ab und an Kühlung. Sie achtete nicht auf das blaue Meer, welches von zahlreichen kleinen Inseln aufgelockert wurde. Sie achtete nicht auf die weißgrauen Berge, über denen sich gewaltige Wolkentürme bildeten.
Für sieh hatte in diesem Moment jede Schönheit ihren Reiz verloren. Ihr Kopf war leer. Nur so schaffte sie es, über ihre Grenzen zu gehen. Ihr Herzschlag dröhnte in ihrem Kopf, wie das kräftige Schlagen eines schnellen Technobeats, wann man direkt vor dem Bass steht. Ihre Schenkel traten einfach nur in die Pedale des Fahrrads.
Die Herausforderung von Celina war für sie so etwas wie ein Geschenk gewesen. Ihr ging es nicht darum, heute Abend in die Disco zu gehen und sie davon fernzuhalten. Sie war schon vier Tage hier und hatte diese doofe Disco noch nie von innen gesehen. Am liebsten lag sie am Strand im Schatten eines der Bäume und las ein Buch. Vermutlich hätte sie dies auch jetzt gemacht, wenn Celina nicht auf einmal aufgetaucht wäre.
Melanie hatte gehoffte, diese dumme Ziege für immer los zu sein. Celina hasste sie. Warum wusste sie nicht mit Gewissheit. Vielleicht war es wegen ihres Vaters. Vielleicht aber auch wegen ihr. Melanie war gut in der Schule und hatte Celina vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern immer vom ersten Platz verwiesen. Melanies Mutter hatte ihr immer nur gesagt, dass es wohl der Neid war, der Celina zu ihrer Rivalin gemacht hatte, und sie früher, als sie etwas pummeliger war, auch zu einem beliebten Mobbingopfer werden ließ. Die Gründe waren ihr eigentlich gleich. Melanie war nur froh, dass ihre Schulzeit endlich vorbei war, und sie nun in Ruhe ihr Studium in Heidelberg beginnen konnte. Dieses Rennen sollte das letzte Mal sein, dass sie etwas mit dieser dummen Kuh zu tun hatte.
Sie zu besiegen und ihr damit den Zugang zu ihrer geliebten Disco zu verwehren, war für Melanie der einzige, aber entscheidende Grund, warum sie sich gerade vollkommen verausgabte. Celina hatte ihr das Leben zur Hölle gemacht. Nun konnte sie zum ersten Mal ihr ein wenig von dem heimzahlen, was sie und ihre Freundinnen ihr über die Jahre hinweg angetan hatte.
***
Immer noch klebte das Mädchen ihrer Rivalin am Hintern, der sich in diese roten Hotpants zwängte. Celina hatte ihre ehemalige Mitschülerin noch nie in so einem Outfit gesehen. Meist hatte Melanie immer nur Jeans und dicke Pullis getragen, die ihre Rundungen verdeckten und sie einfach dick wirken ließen. Dieses Bild der vergangenen Jahre ignorierte jedoch die Tatsache, dass Melanie in der Zwischenzeit gewachsen war, und sich ihre Pfunde nun vor allem auf sehr weibliche Attribute verteilten.
Endlich hatten sie höchste Stelle der kleinen Halbinsel erreicht. Zu ihrer linken ging es nun fast zweihundert Meter steil hinab. Beide Mädchen konnte von hier aus das Dorf erkennen, in dem sie ihr rennen vor fast einer halben Stunde begonnen hatten. Von nun an ging es mit beiden steil bergab.
Melanie war die Erste, die die kurvige Küstenstraße hinunter schoss. Ihr ebenfalls durchnässtes rotbraunes Haar flatterte nun im rasanten Fahrtwind. Celina war ihr dich auf den Fersen. Rasch erreichten die beiden Rivalinnen eine Geschwindigkeit, bei der sie Mühe hatten, ihre aus Deutschland mitgebrachten Bikes unter Kontrolle zu halten.
Celina hatte gehofft, hier bergab noch mal richtig Gas geben zu können, aber sie hatte die Rechnung ohne ihre Intimfeindin gemacht. Auch Melanie blies zum letzten Aufgebot ihrer Kräfte. Beide Mädchen strampelten so schnell sie konnten. Kopf an Kopf näherten sie sich dem Dorf. Keine von beiden betätigte die Bremsen ihrer Räder, obwohl sie längst über 50 Stundenkilometer schnell waren.
***
Als sie das Dorf erreichten, hatte Melanie immer noch eine gute Fahrradlänge Vorsprung. In wenigen Sekunden würden sie die Eisdiele am kleinen Fischerhafen erreicht haben. Sie sollten jetzt bremsen, doch keine von beiden wollte zuerst an Geschwindigkeit verlieren. Immer wieder drehte Melanie ihren Kopf, um nach Celina zu sehen. Inzwischen hatte sich in deren Miene zu der Erschöpfung auch so etwas wie blanker Hass gesellt. Für Melanie ein befriedigendes Gefühl, doch sie hatte noch nicht gewonnen.
Hundert Meter trennten sie noch von der Eisdiele, während ihr Rad mit für die Ortschaft deutlich überhöhter Geschwindigkeit an einem Grill vorbei raste, der gerade von zwei Männern mit einem neuen Fleischspieß bestückt wurde. Die Mädchen dachten nicht daran, zu bremsen. Sie dachten nur daran, der anderen die Tour zu vermasseln.
Sekunden später hatte Melanie endlich als Erste die Eisdiele erreicht und drückte mit ganzer Kraft die Bremshebel ihres Rads. Das berauschende Gefühl des Sieges durchflutete sie und so bemerkte sie nicht einmal, dass die Bremsen nicht genug Kraft hatten, um das Bike zum Stehen zu bringen, bis es dafür auch schon zu spät war. Fast ungebremst schoss sie über die Kaimauer hinaus in das Hafenbecken. Ein heller, verzweifelter Schrei, der nicht der ihre war, hallte durch das Fischerdorf, dann schlug sie mit voller Wucht auf das Wasser auf.
Brennender Schmerz durch fuhr ihren entkräfteten Leib. Sie löste sich von ihrem Rad, welches wie ein Stein zu Boden sank und kämpfte sich an die Oberfläche. Melanie liebte das Wasser, und auch wenn ihr in diesem Moment alles weh tat, hatte sie genug Verstand, um zu wissen, dass sie der Aufprall im Mittelmeer vor schlimmeren Verletzungen bewahrt hatte. Sie lächelte verschmitzt. Der Sieg gehörte ihr, und das erfrischende Bad konnte ihn ihr nicht mehr nehmen.
Rasch blickte sich das Mädchen um. Sie war alleine. Es war Mittag, und in dem Fischerort war niemand auf der Straße. Die Männer am Grill waren zu sehr mit dem Fleischspieß beschäftigt, als dass sie sich nach den verrückten Touristinnen umgesehen hätten. Wo war Celina? Sie war doch gerade noch hinter ihr gewesen. Hatte sie es geschafft, mit dem Rad die Kurve zu nehmen und in einer Nebengasse zu bremsen? Nein, Celina war genau wie sie ins Hafenbecken gestürzt, aber im Gegensatz zu ihr war sie nicht wieder aufgetaucht.
Plötzlich erstarb das Lächeln in ihrem Gesicht, als sie schnaufend bemerkte, wie neben ihr Luftblasen aus dem Wasser aufstiegen. Etwas Weißes schimmerte dort unten im Wasser. Celina. Sie musste noch da unten sein.
Melanie rief mehrmals um Hilfe, doch als nach einigen Sekunden noch immer niemand erschien, holte sie mehrmals tief Luft und tauchte ab. Auch wenn sie im Sport immer schlechte Noten hatte, konnte sie eigentlich ganz gut Schwimmen und Tauchen. Sie konnte zwar nicht die geforderte Geschwindigkeit des Schulsports leisten, aber hier, in der freien Wildbahn sah die Sache anders aus.
Mit aller ihr verbliebenen Kraft glitt sie hinab. Das Hafenbecken war an dieser Stelle ungefähr vier Meter tief. Im Schwimmbad war es leicht, doch hier im Meer musste sie gegen ihren eigenen Auftrieb kämpfen. Sie mühte sich und zwang sich sogleich die Augen zu öffnen. Das Salzwasser brannte ihr in den Augen, doch sie konnte deutlich die Umrisse des Mädchens erkennen, welches regungslos am Grund lag.
Celinas Fuß hatte sich in der Schlaufe ihres Fahrradpedals verfangen, und das Gewicht des Bikes hatte sie in die Tiefe gerissen. In ihrem erschöpften Zustand hatte sie rasch die Besinnung verloren und konnte sich selbst nicht mehr befreien.
Melanie erreichte sie und versuchte zuerst, sie einfach nach oben zu ziehen, aber das gelang ihr nicht. Das Bike war einfach zu schwer. Sie kämpfte gegen den eigenen Luftmangel an und ließ schließlich Celinas Hand los, um wieder an die Oberfläche zu kommen. Der Ernst der Lage war ihr nun vollkommen bewusst. Noch einmal rief sie um Hilfe, dann tauchte sie wieder hinab, um das andere Mädchen zu retten, welches sie doch eigentlich hasste.
Sie stieß hinab und erreichte wieder Celinas Hand. Verschwommen konnte sie die aufgerissenen Augen des Mädchens sehen, welches dem Tode nah war. In ihrem weißen Kleid wirkte sie in ihrer leblosen Position wie ein Engel aus einer anderen Sphäre. Ihr Mund war weit aufgerissen, als würde ihr Körper versuchen, noch einmal Luft zu holen, wo es doch nur Wasser gab.
Melanie wusste, dass Celinas Leben von ihr alleine abhängen würde. Sie musste das Mädchen zurück an die Wasseroberfläche bringen. Anstatt erneut zu versuchen, diese hochzuziehen, hangelte sie sich an ihrem Körper hinunter und erreichte schließlich ihren Fuß. Der Turnschuh war durch den Aufprall ins Wasser, fest in die Schlaufe des Pedals gedrückt worden. Normal wäre es kein Problem gewesen, diesen wieder herauszuziehen, doch inzwischen hatte sich der Schuh mit Wasser voll gesogen und war dicker geworden. Verzweifelt kämpfte sie nun um das überleben ihrer Rivalin.
Fast blind tastete sie nach den Schnürsenkeln und schließlich gelang es ihr, diese zu lösen und Celinas Fuß aus der tödlichen Falle zu befreien. Mit letzter Kraft stieß sie sich selbst vom Grund ab und packte das Mädchen am Kleid, welches dabei einriss. Selbst der Ohnmacht nahe, erreichten sie zusammen die schließlich die rettende Wasseroberfläche.
Einer der Männer vom Grill war inzwischen ins Wasser gesprungen und kam ihr zu Hilfe. Der braun gebrannte Kroate griff sofort nach Celina und drehte sie so, dass Mund und Nase über Wasser waren. Sein Kollege stand am Ufer und schrie hektisch in sein Handy. Melanie registrierte das alles kaum noch. Sie war froh, sich selbst über Wasser halten zu können, auch wenn ihre Gedanken vor allem bei Celina waren.
***
Die Tür öffnete sich und Melanie trat in das Krankenzimmer. Es war recht hell und freundlich gestaltet, auch wenn ihr der Vergleich mit deutschen Krankenhäusern fehlte. Celina war alleine in dem Zimmer, auch wenn noch ein anderes Krankenbett drinnen Stand.
"Hi", meinte sie knapp.
"Hi", hauchte Celina.
"Ich hab dir was zu Lesen mitgebracht" Melanie hielt eine Tüte in Händen, in der sie einige ihrer Mangas und ein paar Zeitschriften ihrer Mutter gepackt hatte.
Die Mädchen musterten sich. Nachdem Celina beinahe ertrunken war, hatte man sie mit dem Krankenwagen in das nächste Krankenhaus gebracht. Erst am nächsten Tag war sie wieder aufgemacht und die Ärzte wollte sie noch für ein paar Tage zur Beobachtung da behalten. Melanie war von der Presse zur großen Heldin erklärt worden. Sogar in der Bildzeitung gab es von ihr ein Bild und ein paar Zeilen Text, die sich irgendein Reporter ausgedacht hatte.
Am Verhältnis zwischen beiden Familien hatte der Vorfall jedoch nichts geändert. Celinas Eltern gaben Melanie die Schuld an allem. Celina selbst jedoch war sich dessen nicht mehr so sicher.
"Danke", meinte sie schließlich.
"Bitte", antwortete Melanie fast automatisch.
"Nein, ich meine nicht nur dafür. Auch für das Retten und so."
Melanie lächelte leicht. Sie war eigentlich nur deshalb zu Celina ins Krankenhaus gefahren, um etwas gegen ihr eigenes schlechtes Gewissen zu tun. Anders als ihr Vater, der mit Ignoranz jede Anfeindung seines Rivalen abschmetterte, gingen Melanie die Anschuldigungen von Celinas Eltern zu Herzen, denn sie wusste, dass ohne dieses blöde Rennen, Celina nicht im Krankenhaus gelandet wäre.
"Ach, war doch logisch", gab sie schlussendlich zurück. Sie machte sie verlegen, wenn sie Celina jetzt bei ihr bedankte. Eigentlich wollte sie sich bei ihr ja entschuldigen. In Celinas Mienenspiel entdeckte Melanie jedoch eine ungekannte weiche Ader, so als würde sie ihre langjährige Intimfeindin plötzlich mit ganz anderen Augen betrachten. Beide lächelten. Und binnen eines Herzschlags war da eine Wärme, die Melanie tief berührte.
Sie ging zu ihr ans Bett und legte die Tüte auf den kleinen Kasten daneben. Beide Mädchen blickte sich nun noch einmal, intensiver an. Celina, die sonst immer so stark auf Melanie gewirkt hatte, griff nun unsicher nach deren Hand und drückte sie. Es war kein Händedruck, sondern eher eine nach Hilfe suchende Berührung, wie die eines Kindes, dass nach der Hand seiner Mutter greift. Für einen Moment herrschte zwischen den beiden Mädchen nur betretenes Schweigen und sie wendeten verlegen die Blicke voneinander.
Melanie ließ sich auf dem Krankenbett nieder. Ihre jungen Hände waren noch immer miteinander vereint. Sie konnte Celinas unsicheres Zittern spüren und auch sie selbst fühlte sich für einen Moment unglaublich offen und verletzlich. Sie drückten ihre Handflächen zusammen. Sie berührten sich auf eine seltsame Art, ohne auch nur ein Wort zu wechseln. Es waren nur ihre Augen, die in diesem Moment Botschaften aussanden, die keines der Mädchen in diesem Moment verstand.
Die Berührung fühlte sich seltsam gut an und sie glaubten, den Herzschlag der jeweils zu erspüren. Es war ein surreales intensives Gefühl, welches Körper für einen Augenblick zu einer Einheit verschmelzen ließ. Zum ersten Mal war die Feindschaft, aus den Mienen der beiden Kontrahentinnen verschwunden. Sie fühlte etwas anderes, unbeschreibliches, welches nur in diesem Moment, an diesem Ort zwischen ihnen zu existieren schien.
Ohne Vorwarnung ging hinter ihnen die Tür auf und eine Frau mittleren Alters stand in dieser. Sie blickte etwas verwirrt auf das Szenario, während die Mädchen sich zu ihr umdrehten.
"Was sucht die den hier?", fragte Margot, Celinas Mutter mit schrillem Tonfall, welche jeder Allarmsirene Konkurrenz machen konnte. "Verschwinde. Du hast schon genug angerichtet. Du und deine Familie, ihr habt unseren Urlaub zerstört, reicht euch das noch nicht?"
"Ich ...", stammelte Melanie verwirrt und ließe augenblicklich Celinas Hand los. Es war nicht so, wie Margot es dachte. Es war schlimmer. Melanie fühlte sich ertappt und zu gleich verraten. Augenblicklich stand sie auf, während Celina ihre Decke schützen an die Brust zog. Auch sie fühlte sich seltsam ertappt, ohne sich ihrer eigenen Gefühle bewusst zu sein.
"Verschwinde!", keifte die Mutter.
Unter Tränen rannte Melanie an ihr vorbei aus dem Zimmer. Auch wenn sie gelernt hatte, die härte ihrer Mitmenschen zu ertragen, verletzte sie die harten, überraschenden Worte von Celinas Mutter tief. Doch sie war damit nicht alleine. In diesem Moment schmerzte auch Celinas Herz, als sie die Tränen in Melanies Augen sah. Vielleicht war dies das erste Mal, dass Celina so etwas wie Mitgefühl für das Mädchen empfand, welches sie bis dahin mit der Hilfe ihrer Freundinnen immer gequält hatte.
"Und lass dich hier nicht mehr blicken!", rief Margot dem Mädchen nach, als es aus dem Zimmer gestürzt war, und dabei beinahe eine kroatische Krankenschwester um gerannt hatte, die ebenfalls vollkommen verblüfft war, von dem Wutausbruch der ansonsten so zerbrechlich wirkenden Mutter ihrer Patientin.
Kapitel 2
Zwei Wochen später war Melanie wieder in Deutschland. Die Tränen, die sie an dem Tag im Krankenhaus vergossen hatte, waren längst vergessen. Nur mit einem Bikini bekleidet, lag sie im Garten des Einfamilienhauses ihrer Eltern und las ein Buch. Die Sonne schien und ihre berufstätigen Eltern waren wie üblich außer Haus.
Das Mädchen blätterte gedankenverloren in ihrem Buch. Bücher hatten den großen Vorteil, dass man sie sich aussuchen konnte und sie einem selten Schmerzen verursachten. Wenn sie einem nicht mehr gefielen, oder man etwas anderes tun wollte, konnte man sie einfach zuklappen und in das Regal zurück legen. Melanie genoss diese Freiheit so, wie sie ihre Ferien genoss. Im Herbst würde sie von zu hause fortgehen und in Ruhe irgendwo studieren. Sie würde ihr altes Leben hinter sich lassen. Der Gedanke allein zauberte ihr schon ein Lächeln ins Gesicht. Unbewusst glitten ihre Finger durch das rotbraune Haar, welches ihr offen über die Schulter fiel.
Ihr bisheriges Leben war nicht gerade von Höhepunkten gekennzeichnet. Celina war nicht die Einzige, mit der sie im Streit lag. Auch mit wich selbst führte Melanie seit Jahren einen erbitterten Krieg. Sie war zu dick. Zumindest fühlte sie sich so. Sie war zu faul, zumindest sagten dies ihre Eltern, wenn sie mal wieder nur eine 3 in Mathematik nach Hause gebracht hatte. Es war keine konkrete Unzufriedenheit, die sie quälte. Eigentlich war Melanie recht erfolgreich, aber trotzdem fühlte sie sich oft unglücklich.
Vielleicht war sie einfach nicht dafür gemacht, mit anderen Menschen Glück zu teilen. Die Momente, in denen sie glücklich war, waren fast ausschließlich Momente, in denen sich nicht von anderen Menschen abhängig war. In ihrer ganzen Schulzeit hatte sie auch keine richtigen Freunde gefunden. Ein paar Mal waren dann Bekannte, denen sie bei den Hausaufgaben geholfen hatte, oder mit denen sie mal ins Kino gegangen war. Einmal war da sogar ein Junge, der sich für sie interessiert hatte. Das waren jedoch alles nur Momente in ihrem Leben, ohne dass diese Momente wirklich für sie Glück bedeutet hätten.
Das Klingeln im Haus riss Melanie aus ihren Gedanken. Vermutlich war es ihre Mutter, die früher von der Arbeit im Krankenhaus nach Hause kam, und ihren Schlüssel, wie so oft vergessen hatte. Sie legte ihr Buch beiseite, welches ihr heute Nachmittag keine wirkliche Ablenkung von schwermütigen Gedanken gebracht hatte, und ging durch die Balkontür ins Haus, um ihre leicht vergessliche Mutter rein zu lassen.
***
Celina blicke überrascht, als Melanie ihr nur mit einem violetten Bikini bekleidet die Tür öffnete. Melanies Busen war für ein Mädchen ihres Alters wirklich üppig. Einen Moment lang starrte Celina, die etwas kleiner als Melanie war, auf die wuchtigen Formen weiblicher Schönheit, die unter dem etwas zu kleinen Oberteil hervor quollen.
"Hallo Celina", ergriff Melanie ihrerseits überrascht das Wort. Celina trug eine offene Bluse und darunter ein Tanktop, sowie eine Jeans. Über die Schulter hatte sie ihren Rucksack geworfen, den sie früher auch als Schultasche missbraucht hatte.
"Ähm, hallo Melanie", antwortete Celian, die sich erst einmal zur Ordnung rufen musste. Sie starrte nicht wirklich auf den Busen eines anderen Mädchens.
"Was, ... was willst du?", fragte Melanie und streifte sich dabei unbewusst mit den Fingern durch ihr offenes Haar. Der im Vergleich zur Sommersonne kühlende Schatten des Hausflurs ließ s
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Nein da braucht es keine Forrsetzung- weil ich eben sehe, dass ein anderer Leser, nach dieser fragt. Nein manche Dinge muss man einfach so stehen lassen. Warum soll man das fortsetzen? Kann man den Zauber dieser Geschichte denn noch einmal einfangen?«
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