Geschichten erzählen
von Hopper
I
Die meisten Leute rechnen nicht damit, dass sie irgendwann entführt werden könnten. Warum auch? Milliardenerben und Prominente vielleicht ausgenommen, es gibt in der Regel einfach keinen guten Grund seine Mitmenschen zu verschleppen. Hätte man Julian also prophezeit, dass man ihn eines Tages entführen würde, weil er unter einem Pseudonym regelmäßig pornographische Geschichten im Internet veröffentlichte, er hätte das für ziemlich abwegig gehalten. Umso verblüffter war er daher, als ihm sein Gegenüber eröffnete, dass genau dies der Grund für seine Verschleppung gewesen sei.
Kaum eine Stunde vor dieser wichtigen Mitteilung war Julian ohne Erinnerung an sein letztes Wachsein und völlig orientierungslos zu sich gekommen. Gehüllt in weiche Satinbettwäsche. In einem gewaltigen Bett. Julian hatte keine Ahnung, wie er hierher gekommen war, oder wo „hier“ war. Zwischen halb geöffneten Augenliedern konnte er einen großen Raum ausmachen. Durch riesige Fenster strömte ein fremdes, weiches Licht und angenehm warme Luft, die nach Zypressen und Thymian duftete. Mehr als alles andere aber war es die völlige Stille, die durch den Nebel seines Erwachens Julians Aufmerksamkeit erregte: Wo war der Lärm, der jeden Morgen hoch zu seiner Großstadtwohnung drang? Die Autos, die Straßenbahn, all die Leute, die zur Arbeit wollten?
Noch bevor Julian ganz Herr seiner Sinne war, öffnete sich die hohe Flügeltür am Ende des Raumes, und zwei Personen traten schweigend ein. Viel zu viel Sonnenlicht flutete seine geweiteten Pupillen, als Julian die Augen öffnete, um herauszufinden, wer sich näherte. Einen kurzen Moment lang schien es ihm, als schwebten da zwei Engel zu seinem Bett! Dann verengten sich endlich seine Pupillen so weit, dass die Überbelichtung abklang, und er erkannte, dass es sich lediglich um zwei junge Mädchen in weißen Leinenkleidern handelte. Der weiche Teppich schluckte ihre Schritte, als sie das große Schlafzimmer durchquerten und unter der hohen, stuckbesetzten Decke vor seinem Bett stehenblieben.
„Guten Morgen“, sagte eines der Mädchen, eine große, schlanke Blondine mit langem Haar.
„Zeit, aufzustehen. Sie werden erwartet“, erklärte sie in ziemlich sachlichem Ton.
Julian starrte das Mädchen an. Sie konnte kaum zwanzig Jahre alt sein, war dezent geschminkt und hatte ein atemberaubend schönes Gesicht. Sein Blick wanderte hinüber zu dem anderen Mädchen, das einfach nur schweigend da stand und ihn vieldeutig anlächelte.
War das Neugierde in ihrem Blick? Oder Spott? Julian war sich nicht sicher.
Das zweite Mädchen trug ebenfalls ein weißes Leinenkleid, das einen äußerst angenehmen Kontrast zu ihrer sonnenbräunten Haut bildete. Eine ungezähmte halblange Mähne schwarzbraunen Haars rahmte ihr ausdrucksstarkes, mediterran anmutendes Gesicht ein. Im Arm hielt sie ein Bündel Textilien.
Die können doch nicht beide so perfekt aussehen, dachte Julian aus unerfindlichen Gründen.
„Das ist Lorena“, erklärte die Blonde, die seinem Blick gefolgt war. „Und ich bin Aimée. Und jetzt sollten Sie aufstehen und sich frisch machen, sonst werden Sie sich verspäten.“ Ihr Deutsch war perfekt aber mit leicht französischem Einschlag.
„Wo zum Teufel bin ich hier? Und warum?“, brachte Julian endlich hervor.
„Ihre Fragen werden in Kürze beantwortet werden“, erwiderte die Blonde, die wohl Aimée hieß, ruhig und bestimmt. Es klang auswendig gelernt.
„Kommen Sie jetzt bitte.“
Sie zeigte auf eine Tür links von Julians Bett. „Zum Badezimmer geht es hier entlang.“
Hatte er denn eine Wahl? Sich in sein Schicksal ergebend richtete sich Julian im Bett auf, hielt dann aber inne. Er stutzte.
„Ich bin nackt“, sagte er schließlich kleinlaut und errötete sichtbar.
Die Dunkelhaarige, Lorena, hielt ihm als Reaktion lediglich ein großes weißes Badetuch entgegen. War das ihr Ernst? Julian wartete, aber sie lächelte ihn einfach nur an.
Seufzend schob sich Julian seitlich aus dem Bett, ein Ende der riesigen Satinbettwäsche an seinen Bauch gepresst. Er machte zwei unsichere Schritte auf Lorena zu, nahm ihr das Handtuch aus der Hand und schlang es schnell um seine Hüften. Falls er sich dabei eine Blöße gegeben hatte, ließen sich die beiden Mädchen nichts anmerken. Mit unverändert freundlich neutraler Mimik sahen sie Julian nach, als er durch die Tür im Badezimmer verschwand.
Dort verschlug es Julian erst einmal die Sprache: Marmor, Edelstahl, eine riesige Dusche, ein Whirlpool, eine finnische Sauna. Die luxuriöse Ausstattung des Zimmers verblasste jedoch gänzlich im Vergleich zu dem, was Julian durch eine schmale Lücke zwischen den leichten Vorhängen erahnen konnte, welche die offene Balkontüre einrahmten und sich in der sanften Sommerbrise wölbten. Er zog die Vorhänge zurück und betrachtete staunend das sich ihm bietende Panorama: Ein endloser, blauer Himmel spannte sich über gewaltige, bewaldete Hügel. Im blauen Dunst dahinter zeichneten sich die Silhouetten schneebedeckter Gipfel ab. Tief unter dem Haus, hinter den Wipfeln eines dichten Kastanienwäldchens, lag ein gewaltiger, tiefblauer See, der in der Ferne zwischen den Hügeln verschwand. Wie Spielzeug waren kleine Segelboote auf dem Wasser zu erkennen, die roten Ziegeldächer einer kleinen Stadt, die sich unter einem majestätischen Felsmassiv am gegenüberliegenden Ufer an den See schmiegte, eine palmengesäumte Uferstraße, auf der sich ferne Autos am Wasser still entlangschlängelten.
Julian stand auf dem Balkon einer riesigen weißen Villa, darunter ein großzügiger Pool, dessen spiegelglatte Oberfläche unberührt in der Morgensonne glitzerte. Nebengebäude säumten einen gepflegten Kiesweg; ein kleiner Park mit schattigen Zypressen, ein Gartenhaus, das ganze Anwesen von einer Mauer umschlossen. Sonst nur wilde Natur. Keine Frage: Er war nicht mehr in Berlin.
Unter der Dusche überfiel ihn die Wut. Was sollte das alles? Was glaubten diese Leute eigentlich?
Gleichzeitig schüchterte ihn der ungeheure Luxus dieses Ortes ein.
Ein Gefühl der Scham flammte in ihm auf, als er daran dachte, dass die beiden fremden Mädchen ihn so gut wie nackt gesehen hatten. Julian war bewusst, dass er ziemlich durchschnittlich aussah. Nicht, dass er seinen Körper hätte verstecken müssen: Mit 22 war der Bauch noch flach, durch Klettertraining und Fußball eher drahtig und straff als muskulös, aber immerhin.
Ein Anflug von Erregung, als er seinen Intimbereich wusch.
Frisch geduscht und halbwegs getrocknet betrat Julian einige Minuten später wieder das Schlafzimmer, sein Handtuch um die Hüften geschlungen. Aimée und Lorena, die abseits des Bettes an einem kleinen Tisch gewartet hatten, erhoben sich und kamen auf ihn zu. Ohne ein Wort zu verlieren, trat die blonde Aimée hinter ihn und breitete etwas aus, während Lorena gleichzeitig mit einer entschlossenen Bewegung Julians Handtuch wegzog. Sekunden später steckte er in einem samtweichen Morgenmantel, aber einen Augenblick lang hatte er völlig nackt vor Lorena gestanden, die – da war er sich ganz sicher – einen kurzen Blick auf sein Geschlecht geworfen hatte, in ihren Augen immer noch dieses unergründliche Lächeln.
Bevor er wusste, wie ihm geschah, hatten die beiden Mädchen ihn zu einem großen Garderobenspiegel gegenüber der Fensterfront geführt und in einen bequemen Ledersessel gedrückt. Er saß kaum, da begann Aimée auch schon damit sein Gesicht mit Rasierschaum zu bedecken, während Lorena sich anließ ihm eine Maniküre zu verpassen.
„Was wird das denn jetzt?“, rief Julian, eher perplex als empört.
„Während Ihres Aufenthalts hier wird von Ihnen jederzeit ein gepflegtes Auftreten erwartet“, wurde er von Aimée belehrt.
„Ihr spinnt ja total!“, stellte Julian fest und ergab sich dann schweigend in sein Schicksal.
Nach nicht allzu langer Zeit waren seine Finger gebadet, seine Nägel geschnitten und gefeilt, sein Gesicht gründlich rasiert. Während die blonde Aimée jetzt mit professionellen Handgriffen an Julians Haarschnitt arbeitete, saß Lorena beschäftigungslos auf einem Hocker neben ihm und schaute unverhohlen auf die Stelle zwischen seinen Schenkeln, wo sich der Bademantel teilte. Alles Wichtige war bedeckt, aber Julian fühlte sich trotzdem nackt und äußerst unwohl unter den selbstbewussten Blicken dieser schönen Frau.
Aimées weiche Finger drückten sanft seinen Kopf nach vorne. Leise schnippte die Schere in seinem Nacken. Mit einem Lächeln legte Lorena eine Hand auf seinen nackten Oberschenkel.
„Hey...!“, protestierte Julian und verkrampfte, doch das Mädchen ignorierte ihn einfach. Langsam wanderte ihre Hand unter den Saum des Bademantels und an der Innenseite seines Oberschenkels hinauf, bis er schließlich kühle Finger an seinen weichen Hoden spürte.
Lorena rückte jetzt ganz nahe heran. Julians Blick verlor sich in den Tiefen ihrer rehbraunen Augen. Blut schoss in seinen Kopf und seine Lenden, als sie schließlich seinen schlaffen Penis umfasste und mit sanftem Druck zu reiben begann. In Lorenas Faust wuchs sein Schwanz in Sekundenschnelle zu voller Größe heran. Julian keuchte, erregt, verkrampft.
„Lorena!“, sagte Aimée ruhig aber vorwurfsvoll, ohne ihre Arbeit an Julians Haar zu unterbrechen.
„Was? Er hat ein schönes Teil. Hast du gesehen?“, erwiderte die so Gescholtene und schob den Bademantel
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rockyyy
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Schlafloser Single
Da hat das Lesen wirklich Spaß gemacht, vor allem, weil Ausdruck und Stil zusammenpassen und ich nur wenig fand, woran ich mich beim Lesen störte.
Wenn man selber schreibt, dann bietet diese Geschichte sogar einen noch höheren Anreiz- und Grund zum Schmunzeln, erkennt man doch einige Gedanken, die man selbst teilt. Zumundest ging es mir so. Vielen Dank für diese schöne Episode.«
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tyami takez
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Helios53
Zur vorliegenden Story kann ich nur sagen: BRAVO! Ich habe mich sehr gut amüsiert, wozu die leicht selbstironische Erzählweise durchaus viel beigetragen hat. Der Unterschied zwischen den handelnden Figuren und den ersinnenden Autoren ist oft genug bis zum Grotesken krass.
Ich fiebre dem nächsten Teil entgegen.«
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Gefällt mir sehr..
Freu mich schon auf die Fortsetzung«
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Vielen Dank dafür bitte weiter so !«
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James Cooper
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Lady Allista