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Kommentare: 10 | Lesungen: 3509 | Bewertung: 6.42 | Kategorie: Wifesharing | veröffentlicht: 21.01.2010

Heckenbraunellen

von

«Machst du dich bitte fertig, Simon. Und denke an deine Zahnbürste und das Geschenk», schalte es durch das enge Treppenhaus in den 1. Stock. Pauline war sauer. Wieder einmal konnte ihr Sohn kein Ende finden. Seit dem Mittagessen saß er nun schon wie fast jeden Tag in seinem Zimmer vor dem Laptop. Sie war unruhig. Seit den SMS von Albert schweiften ihre Gedanken immer wieder ab. Schon seit Monaten hatte sie keine Kurznachrichten mehr von ihm erhalten und heute kam nun diese seltsame Einladung. Beim Frühstück hatte er noch kein Wort darüber verloren. Er hat sich verändert, stellte sie fest. Einerseits war er viel aufmerksamer als noch vor ein paar Wochen und räumte sogar die Spülmaschine freiwillig aus, andererseits war er häufig mit den Gedanken woanders und konnte dabei minutenlang nur aus dem Fenster starren. Auch fühlte sie sich von ihm beobachtet. Fast kam es ihr vor, als ob seine Augen ihren Wert einschätzten. So als ob er Maß nahm, wie an einem Möbelstück. Als sie gestern den Abendtisch deckte, stand er eine ganze Weile mit verschränken Armen und einem sinnenden Blick in der Küchentür. Sie hatte ihm den Rücken zugewendet um die Servierten aus dem Sideboard zu holen, da umarmte er sie zärtlich, fast scheu, so als ob er sie festhalten wollte, damit sie ihm nicht verloren geht. Und doch hatte sie das Gefühl, dass er nicht ganz bei ihr war. Auch kam er in den letzten Wochen des Öfteren sehr spät nach Hause. Ja sicher, es gab das neue Projekt und neben seinem Tagesgeschäft blieben dann nur die Abende für die Termine mit den Statiker und Bauingenieuren. So sage er wenigstens.

Sie hatte diese Rechnung mit dem Datum vom vorletzten Mittwoch in seiner Manteltasche gefunden: 4 Tequila Sunrise aus einer Bar mit dem Namen ,Bar Pikant‘. Das ist sicher kein Ort an dem man sich mit den Bauträgern einer Reihenhaussiedlung trifft. Sie hatte nach weiteren Hinweisen gesucht, doch ganz wohl war ihr dabei nicht. In der Angst doch etwas zu finden, forschte sie mit klopfendem Herzen nach Lippenstift an seinem Hemd, nach langen Haaren an seiner Jacke, dem Geruch eines unbekanntes Parfüms, Kondome in der Hosentasche. Ja, sie hatte sogar nachts wenn er schlief an seinen Haaren gerochen, ob sie den Geruch eines weiblichem Schoßes wahrnehmen könnte. Nach der ganzen Bandbreite der Außerehelichengeschlechtsverkehrsindizien hatte sie geforscht und Nichts, nicht einen Hinweis, außer dieser Rechnung. Albert war nicht dumm, aber falls er sie betrog, würde sie es früher oder später herausfinden.

Und heute Vormittag dann diese SMS. «Komm doch bitte heute Abend um 22:00 Uhr in die Kameke Straße 3, dort gibt es eine Bar. Ich freue mich dich dort zu sehen – Gruß Albert.» Was sollte das? Wollte er ihr, einen Abend vor ihrem 47. Geburtstag, reinen Wein einschenken? Aber warum sollte sie dafür in diese obskure Bar kommen. Sie hatte im Internet recherchiert. „Bar Pikant. Die sinnliche Lifestyle Lounge, Bar und Eventlocation – Jede Lady in erotischem „Outfit“ erhält einen Cocktail ihrer Wahl“, hieß es dort. Entweder war es ein schlechter Scherz oder Albert spielte mit dem Feuer und wollte seine Geliebte als Femme Fatale in einem adäquaten Ambiente präsentieren. Warum hatte er sich ausgerechnet den heutigen Abend dafür ausgesucht? Ja, er wusste, dass Simon zu einer Pyjamaparty bei seinem Freund Christopher eingeladen war und sicher nicht vor dem gemeinsamen Geburtstagskaffee mit der Famile am Nachmittag zurück sein würde. Da wäre wohl genügend Zeit um ihre ersten Tränen zu trocknen. Diese Art von Rücksichtnahme war ihr gar nicht recht. Aber was sollte dann diese zweite SMS heute Nachmittag? «Liebe Pauline, ziehe dir bitte etwas Nettes an. Ich mag deine dunklen Strümpfe und deinen transparenten schwarzen Slip mit dem afrikanischen Muster. Bis bald – Albert.» Die Nachricht hatte sie noch mehr verunsichert. Vielleicht dachte sie doch die ganze Zeit in eine falsche Richtung oder er wollte das Geld für einen Cocktail sparen. „Jede Lady in erotischem ,Outfit‘.“

Vor einer Stunde hatte sie dann entschieden, dass sie dieses Spiel mitspielen würde, aber seinem Wunsch mochte sie dann doch nicht vollends folgen. Erotisch wollte sie dennoch wirken und wenn auch nur, um sich selber etwas zu beweisen. Vor einigen Jahren, als sie noch regelmäßig sinnliche Abende miteinander zelebrierten, hatte sie sich eine schwarze Netzstrumpfhose aus einem Versandhaus bestellt. Sie war im Schritt offen. Aber letztendlich hatte sie nie den Mut gefunden sie vor Albert anzuziehen. Er kannte die Strumpfhose und deren Geheimnis also nicht. Obwohl sie einige Kilos zugenommen hatte, passte die Strumpfhose noch. Auf einen Slip verzichtete sie, das war ihre persönliche Mutprobe. In ihrem roten Rock und den schwarzen Pumps kam sie sich nun mächtig verrucht vor.


«Mama, wie siehst du den aus. Karneval ist doch schon seit zwei Monaten vorbei.» Simon stand hinter ihr. In ihren Gedanken versunken, hatte sie nicht gehört, dass er die Treppe herunter gekommen war. Pauline fühlte sich von ihrem Sohn ertappt und sie errötete.


«Manchmal haben Erwachsene auch etwas vor», erwiderte sie nicht sonderlich überzeugend und blickte an ihm vorbei. «Hast du deinen Schlafsack, den Pyjama und deine Zahnklammer», lenkte sie ab.


«Mama, du kannst doch nicht allen Ernstes von mir verlangen, dass ich auf der Party meine Klammer trage. Manchmal bist du wirklich total daneben», grinste Simon seine Mutter an.


«Ok, dann lass uns endlich fahren. Christopher schrieb in seiner Einladung, dass du spätestens um 21:00 Uhr bei ihm sein sollst und wir müssen Lucas noch abholen», sagte Pauline, wieder in ihrem gewohnt mütterlichen Ton.


„Albert sollte mal wieder die Hecke schneiden“, dachte sie, als sie die Tür abschloss und durch den Vorgarten zum Parkplatz ging.

Dreimal war Pauline schon an der unscheinbaren Bar vorbeigefahren. Einen freien Parkplatz konnte sie absolut nicht finden und wildes Parken ging ihr gegen den Strich. Ein seltsames Volk war an diesen Abend in dem Viertel unterwegs. Zwei Männer standen vor der Einfahrt zum Parkhaus und stritten sich lautstark mit einer Blondine. „Wenn das keine Zuhälter sind“, dachte sie, als sie die Parkkarte zog und die Rampe hoch fuhr. Sie parkte ihren kleinen Volvo in der 1. Etage. Dort gab es Frauenparkplätze, wie sie von ihren samstagstäglichen Stadteinkäufen wusste. Es war erst 21:30 Uhr und so hatte sie noch reichlich Zeit ihren Lidschatten nachzuziehen und sich noch einmal im Schminkspiegel der Sonnenblende anzuschauen. Sie hatte immer noch ein recht hübsches Gesicht. Sicher, einige Falten waren in den letzten Jahren hinzugekommen, aber ihre dunklen, brauen Augen und das kaum zu bändige lockige Haar verliehen ihr etwas Wildes, fast Animalisches. Letzte Woche noch fragte der Installateur, der ihren Heizkessel repariert hatte, ob sie nordafrikanische Vorfahren hätte. Seine Blicke hatten sie verunsichert und ein Schauer zog sich durch ihren Körper, als sie ihm den angebotenen Kaffee reichte und er sie am Arm berührte. Ein wenig zu lange um dahinter keine Absicht zu vermuten. Solch ein Kribbeln hatte sie lange nicht mehr gefühlt und sie war fast traurig, dass die Reparatur so schnell von statten ging und sein neuerliches Kommen unnötig machte. Sie zog den schwarzen Mantel ohne ihn zuzuknöpfen etwas enger um den Körper, als sie sich schnell von ihrem Auto entfernte.

Ihre Knie zitterten als vor der Hausnummer 3 stand. Die Fenster waren mit Folie beklebt und auch die Tür ließ keinen Einblick in das Innenleben zu. Über dem Eingang leuchte in roter geschwungener Neonschrift der Name ‚Bar Pikant’. Sollte hier das Ende ihrer 17-jährigen Ehe beschlossen werden. „Egal, da gehe ich jetzt rein. Ganz gleich was Albert mir mitzuteilen hat“, sagte sie leise vor sich hin und drücke die schwere Türklinke. Ein warmer Lufthauch wehte ihr entgegen und es roch nach abgestandenem Tabakrauch. Sie stand in einem langen Gang, an deren Seiten hohe lederbezogene Bänke angebracht waren, vor denen glanzlackierte schwarze Bartische und einige Barhocker standen. An den Wänden hingen in goldenen Barockrahmen einige Fotografien. Als sie genauer hinsah, erkannte sie, dass es sich um stark weichgezeichnete pornografische Bilder handelte. Sie hatte diese Art von Fotos schon einmal in einer Ausstellung im Museum Ludwig gesehen. Der Name des Fotografen fiel ihr nicht mehr ein, aber die Bilder hatten sie damals fasziniert, bei all ihrer Scheu sie im öffentlichen Raum eines Museums zu betrachten. Alle Tische im Gang waren unbesetzt und so hatte noch keiner bemerkt, dass sie die Bar betreten hatte. Sie schaute genauer hin. Ein Bild zog sie besonders in seinen Bann, erregte sie und stieß es sie gleichzeitig ab. Eine Frau, nur mit weißen Strümpfen bekleidet, spreizte ihre Pobacken, sodass man trotz der starken Weichzeichnung ihre Vulva und ihren Anus sehen konnte. Das Faszinierende allerdings war ihre akrobatische Stellung. Sie lag oder eher sie stand in Kerzenposition. Ihre Zehen berührten hinter ihrem Kopf den Boden. Vor ihr stand ein männlicher Torso. Eine Hand umfasste ein fleischfarbenes Etwas aus dem ein heller Strahl hervortrat der auf den Genitalien der Akrobatin endete.

«Gefallen Ihnen die Bilder von Thomas Ruff». Pauline schreckte zusammen. Schnell drehte sie sich um. Hinter ihr stand ein Mann. Er musste nach ihr die Bar betreten haben. Wie lange er sie schon beobachtet hatte, wusste sie nicht.


«Oh nein, ich finde sie abstoßend», antwortete sie betont abweisend.


«Auf dem Kunstmarkt werden horrende Summen für seine Werke bezahlt und die Kritiker loben seine Konzeptionen. Halten Sie diese Bilder für Kunst oder nur für langweilige Pornografie?», fragte er erneut.


«Ich weiß nicht, eher für das was sie sind, Abbilder der Kulturindustrie», erwiderte sie deutlich gefasster.


«Sie haben Ihren Mantel an, wollten Sie gerade gehen oder sind Sie auch soeben erst gekommen?», setzte der Mann seine Fragestunde fort. Mit Blick auf die dunklen Wildlederschuhe ihres Gegenübers antwortete Pauline.


«Ich erwarte meine Verabredung und vertreibe mir die Zeit.» Der Mann musterte Paulines Beine.


«Gerne würde ich Ihnen die Zeit vertreiben und der erste Cocktail kostet mich ja nichts. Aber den Mantel müssten Sie schon ablegen.» Pauline zögerte.


«Mal sehen.»


«Ich will mich Ihnen ja nicht aufdrängen, Sie finden mich im hinteren Teil der Bar. Sie ist ja nicht so groß und wir können uns kaum aus dem Weg gehen. Es sei denn, Sie ignorieren mein Angebot weiterhin», sagte er mit einem süffisanten Lächeln und ging weiter ins Innere der Bar.

Pauline schaute ihm hinterher. Besonders attraktive war er nicht. Für ihren Geschmack ein wenig zu sportlich gekleidet und mit seinen etwa 1,75 Meter ein wenig zu klein. Einen gewissen Charme konnte sie ihm jedoch nicht absprechen und er hatte eine wunderbare tiefe Stimme. Sie schaute auf ihre Armbanduhr. 22:04 Uhr. Albert war eigentlich immer pünktlich. Langsam schlenderte sie weiter. Erst jetzt bemerkte sie die beleuchtete Theke an Ende des Ganges. Indirektes rotes und violettes Licht beleuchteten die vielen Spirituosenflaschen, die vor den vielen Spiegeln über der Theke platziert waren. Dazwischen fanden sich immer wieder Bronzeskulpturen weiblicher und männlicher Körper, bei denen die wesentlichen Unterschiede der beiden Geschlechter deutlich herausgearbeitet waren. ‚Durchaus erotisch’, stellte Pauline fest. Sie setzte sich auf den ersten freien Barhocker am Anfang der Theke. So konnte sie Albert sofort sehen wenn er eintrat. Sie schaute sich um. Der Barraum war in L-Form angelegt, sodass vom Eingang aus nur ein kleiner Teil der Theke zu sehen war. Der Tresen zog sich sicher noch 10 Meter in den vom Eingang uneinsehbaren Bereich. Am Ende des Raumes waren im halbrund noch einige Bänke, Bartische und Hocker aufgestellt, die Modelle die auch im Eingangsbereich zu finden waren. Sie ließen den Weg frei auf zwei nebeneinander liegende Türen an der Kopfseite des Raumes. Auf der einen Tür waren die goldenen Buchstaben D und H befestigt, die andere hatte keine Kennzeichnung. An der gegenüberliegenden Seite der Theke war an der Wand ein Flachbildschirm montiert. Die tonlosen bewegten Bilder, die dort zu sehen waren, waren ebenfalls stark weichgezeichnet. Auch hier konnte Pauline das pornografische Genre herauslesen. Kopulierende Paare in luxuriösem Ambiente, waren zu erahnen. ‚Was versprach sich Albert nur von einem Gespräch in solch einer Bar’, dachte Pauline.

«Herzlich willkommen! Was darf ich Ihnen bringen?» Ein Barkeeper in klassischem weisen Hemd und Fliege blicke sie an.


«Einen Mojito hätte ich gerne», antwortete Pauline als in ihrer Handtasche das Handy den SMS-Ton spielte. «Hallo Pauline, leider ist mir noch etwas dazwischen gekommen. Aber ich bin in ca. einer Stunde bei dir. Bis dahin viel Vergnügen – Albert.»


Pauline atmete erst einmal tief durch. „Dieser Blödmann!’, grollte sie innerlich. ‚Um mir seine Untreue zu gestehen bestellt er mich an einen Ort den ich normalerweise nie aufsuchen würde, kommt zu spät und hat dann noch die Unverschämtheit mir ‚Viel Vergnügen’ zu wünschen.“ Sie kochte innerlich als der Barmann den Mojito vor ihr abstellte. Mit kräftigen Zügen am Strohhalm trank sie das Glas leer. Vor Ärger zitternd, kramte sie ihre angebrochene Schachtel Zigaretten aus der Handtasche. Sie hatte sich das Rauchen fast abgewöhnt, aber in solchen Situationen war dieser Notnagel überlebenswichtig. Langsam zog sie den warmen Rauch in ihre Lungen. Erst jetzt hatte sie einen Blick für die anderen Gäste. Einige Hocker neben ihr saß ein Mann vor seinem Pils. Er möchte etwa 55 Jahre alt sein, etwas ungepflegt, übergewichtig, aber mit einem interessanten Gesicht. Er erinnerte sie an Mickey Rourke in dem Film ‚Barfly’. Pauline musste schmunzeln. Er passte perfekt an diesen Ort. Am Ende der Theke saß ein Paar und schmuste. Der Rock war der Frau etwas hoch gerutscht und deutlich konnte Pauline die Strapse ihrer halterlosen Strümpfe erkennen. Ihr rechtes Knie steckte zwischen den Beinen ihres deutlich jüngeren Partners und bewegte sich langsam. „Der arme Junge“, dachte Pauline, „weit und breit keine Möglichkeit zur Entspannung.“ Zwei weitere Pärchen saßen gelangweilt in der hinteren Ecke. An dem Tisch neben den beiden Türen entdeckte sie schließlich den Kenner der Fotografenszene, der sie am Eingang angesprochen hatte. Er hatte sich zu zwei Frauen gestellt, die für Paulines Geschmack etwas zu blond waren. Die etwas Kräftigere trug hohe Stiefel aus denen in grobes Netz gehüllte Oberschenkel hervorlugten, die kurz unterhalb ihres Schritts von einem schmalen Streifen, der wohl einen Rock darstellen sollte, begrenzt wurden. Etwas zu ordinär wie Pauline fand. Die Schlanke trug eine hautenge schwarze Lederhose, eine Korsage und fast unverschämte High Heels. Der Fotografenkenner, so wollte Pauline ihn ab jetzt nennen, schien sich nicht sonderlich zu amüsieren. Die meiste Zeit blicke er verloren an ihnen vorbei. Ab und an schaute er jedoch zu Pauline herüber und schenkte ihr ein Lächeln. Sie betrachtete ihn nun genauer. Er war eigentlich nicht ihr Typ. Objektiv betrachtet, sah er nicht schlecht aus, hatte kurze braune Haare und ein Alleweltsgesicht, sein Körper schien gut trainiert. Er mochte wohl Ende 30 sein. Pauline bestellte noch einen Mojito. Nun ging es ihr besser und sie schaffte es sogar dem Barmann anzulächeln.

«Schreiben sie den Mojito bitte auf meine Rechnung», hörte Pauline eine tiefe Stimme neben ihr sagen.


«Sehr gerne», erwiderte der Mann hinter dem Tresen und stellte das Glas vor Pauline ab.


«Ich weiß nicht ob ich mir von fremden Männer Cocktails ausgeben lassen möchte», sagte Pauline indem sie dem Kopf ein wenig in Richtung der Stimme drehte. Der Fotografenkenner stand neben ihr und lächelte sie an.


«Dominik heiße ich, bin 41 Jahre alt, ledig und mag dunkelhaarige Frauen, die sich Gedanken über die Kulturindustrie machen. Nun können Sie den Mojito sorglos annehmen, da sie mich ja kennen. Noch besser würden wir uns jedoch kennen, wenn ich Sie auch mit Ihrem Namen anreden kann. Verraten sie ihn mir?»


«Ich bin Pauline und um die Kulturindustrie mache ich mir im Augenblick keine Gedanken.»


«Es tut mir leid, dass ihre Verabredung so unzuverlässig ist», sagte Dominik mit ehrlicher Anteilnahme.


«Machen Sie sich keine Hoffnung, sie wird bald da sein», entgegnete Pauline und musste plötzlich niesen.


«Gesundheit! Machen Sie sich keine Sorgen um mich. Ich bin gegen das H1N1-Virus geimpft. Wussten Sie, dass beim Niesen alle Körperfunktionen aussetzen? Sogar das Herz?», fragte Dominik.


«Nein, das ist mir neu. Aber Sie wollen mir doch keine Angst machen?»


«Nichts liegt mir ferner und in Ihrer Brust schlägt sicher ein starkes Herz das nichts so schnell aus dem Rhythmus bringen kann.»


«Da bin ich mir manchmal nicht so sicher», sagte Pauline und dachte dabei an Albert.


«Sie machen sich Gedanken über ihre Verabredung.» Pauline wusste nicht ob Dominik eine Frage gestellt oder dies als Feststellung geäußert hatte und schwieg.


«Es fällt Ihnen schwer nicht an ihn zu denken», stellte Dominik fest. Pauline fühlte sich ertappt.


«Ich habe mich oft gefragt, warum es so schwierig ist mal eine Sekunde lang nicht zu denken», sprach Dominik weiter. «Ich war Letztens bei einer Meditations-veranstaltung und sollte eine Minute lang an nichts denken. Aber ich habe es keine zwei Sekunden geschafft. Da ist mir klar geworden, wie wenig wir unser Gehirn eigentlich im Griff haben. Ich kann nicht mal vorhersagen welche Gedanken mir als nächstes in den Sinn kommen. Haben Sie eigentlich Ihre Gedanken im Griff? Versuchen Sie mal an etwas anderes zu denken als an ihre Verabredung. Es ist wirklich ganz erstaunlich, dass wir kaum vorhersagen können, was unser Hirn ausheckt. Viele Gedanken und Bedürfnisse tauchen überraschend auf. Bei mir ist gerade solch ein Gedanke aufgetaucht. Er ist einfach so entstanden. Hat mein Gehirn produziert.»


«Welcher Gedanke ist das?» fragte Pauline interessiert und drehte sich auf ihrem Barhocker zu Dominik.


«Ich möchte dich gerne Küssen. Oh entschuldige, ich hoffe, das ‚Du’ ist dir recht», sagte Dominik mit seiner sanfte tiefe Stimme und schaute in ihre Augen. Pauline musste lachen, aber wenn sie ehrlich war, war ihr der Gedanke nicht mal unangenehm und sei es nur um sich an Albert zu rächen. Dominiks Beschäftigung mit dem unkontrollierten Auftauchen von Gedanken kannte sie gut. Wie oft fühlte sie sich von ihren Gedanken getrieben. Gerade am heutigen Tag fuhr die Vorstellungen über Albert und seine Beziehung in ihrem Gehirn Karussell. Ein Looping und noch ein Looping und die Achterbahn wollte und wollte nicht anhalten. Aber nun hatte das Karussell gestoppt und mit Dominiks Hilfe konnte sie aussteigen. Er hatte wirkliches Interesse an ihr, das spürte sie. Sie fühlte sich nicht nur geschmeichelt, sondern das Begehren eines interessanten Mannes tat ihr wohl.


«Für das ‚Du’ musst du dich nicht entschuldigen, das ist schon ganz in Ordnung und für deine Gedanken kannst du ja nichts, hast du mir ja soeben erklärt. Aber wenn du immer so offen deine intimen Wünsche gegenüber Frauen äußerst, bekommst du sicher oft Ärger.»


«Nein, eigentlich nie», antwortete Dominik lächelnd. «Nur mein Vater konnte damit nicht gut umgehen. Für ihn hatte ich immer zu viel Phantasie und die fand er für einen Jungen nicht angemessen. Ich hatte beispielsweise furchtbare Angst nach der Sendung ‚Aktenzeichen XY ungelöst’. Du weist sicher noch. Die Sendung in der echte Verbrecher gesucht wurden. Ich konnte noch Tage danach nicht einschlafen, weil ich jedes Geräusch mit einem Einbrecher verbunden hatte. Und tagsüber ging ich dann voller Mut auf Verbrecherjagd und habe in jedem Nachbarn einen der Gesuchten erkannt.» Er ergriff Paulines Hand. «Du verzauberst mich», sagte er mit glänzenden Augen. «Es ging sogar so weit, dass ich bei der Polizei angerufen habe und mit einer genauen Täterbeschreibung und der Angabe des Wohnorts einen unserer Nachbarn denunzierte. Verständlicherweise ging das meinem Vater zu weit und nach diesem Vorfall waren allzu spannende und wirklichkeitsnahe Sendungen für mich tabu.» Dominik streichelte noch einmal über Paulines Handrücken und griff nach seinem Tequila Sunrise. Pauline gefiel die Offenheit mit der Dominik seine Geschichte erzählte. Sie erinnerte sich an ihre eigene Kindheit.


«Als ich klein war, habe ich auch solche Phantasien entwickeln. Bis zum Tod meines Großvaters habe ich jeden Sommer die Ferien bei meinen Großeltern auf dem Bauerhof verbracht. Ich habe meinen Großvater geliebt. Er war immer gelassen, hat sich nie aufgeregt und nie mit mir geschimpft – das war sicher nicht einfach, denn ich war damals ziemlich wild», lachte Sie. «Er hatte immer Zeit für mich. Stundenlang sind wir durch die Wiesen und Felder gelaufen, dabei hat er mir so viel über Tiere und Pflanzen beigebracht. Wusstest du beispielsweise, dass wilde Erdbeeren zur Familie der Nüsse zählen? Na ja, jedenfalls waren die Tage mit ihm himmlisch, aber das Schönste waren die Abende. Es gab in der Küche einen alten Ofen, der hatte eine Bank auf der man sitzen konnte. Er war im Sommer zwar nicht geheizt, dennoch war es unendlich gemütlich. Dort hat er mir dann immer geheimnisvolle Geschichten erzählt. Von Elfen, Kobolden und Fabeltieren. Geschichten aus dem Schwarzwald. Dort lebten meine Großeltern. Wenn ich dann abends im Bett lag, habe ich die Geschichten weitergesponnen. Blöd war nur, dass es im Haus keine Toilette gab und ich zum Pipimachen auf ein Plumpsklo über den Hof musste. Tagsüber war das kein Problem, aber nachts.» Pauline lächelte leise vor sich hin und Dominik sah, dass ihre braunen Augen etwas feucht geworden waren. «Einmal, es war mitten in der Nacht, musste ich ganz dringend. Opa, hatte mir an diesem Abend die Geschichte von einem Einhorn erzählt, was sich nichts sehnlicher wünscht als einen Freund zu finden. Die Geschichte spukte noch in meinem Kopf als ich auf dem Plumpsklo saß. Da hörte ich hinter der Bretterwand ein Schnaufen. Mir blieb das Herz stehen. Ich dachte, das ist das Einhorn! Ohne mir die Schlafanzughose richtig hochzuziehen bin ich schreiend über den Hof zurück ins Haus gelaufen, direkt in das Schlafzimmer meiner Großeltern. Opa war sofort wach und hat mich in den Arm genommen und mich beruhigt. Schließlich sagte er: „Dann wollen wir uns das Einhorn einmal gemeinsam ansehen. Vielleicht können wir uns ja mit ihm anfreunden.“ Opa hat sich angezogen und wir sind auf den Hof. Weißt du, was wir hinter d

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Kommentare


ME16884
dabei seit: Mär '09
Kommentare: 125
schrieb am 21.01.2010:
»Eine sehr interessante Geschichte, mit einem sehr gewagten Wunsch und auch Geschenk.

Mit ein wenig Absätzen, wäre es noch leslicher.«

Schilde
dabei seit: Sep '01
Kommentare: 33
schrieb am 22.01.2010:
»Ein paar Schreibfehler... Aber sonst eine schöne Geschichte.«

myspyd
dabei seit: Jan '05
Kommentare: 4
schrieb am 22.01.2010:
»tolles geburtstagsgeschenk,
wie viele frauen sich sowas mal wünschen aber nie zugeben würden????«

Germany3
dabei seit: Jul '01
Kommentare: 8
schrieb am 24.01.2010:
»Gute Geschichte!

Sie will aber mehr! ;-)«

loger
dabei seit: Nov '01
Kommentare: 38
schrieb am 26.01.2010:
»Kommt langsam immer besser und ist "DA".Weiter.«

peterhardt
dabei seit: Jun '04
Kommentare: 97
schrieb am 28.01.2010:
»Eine herrliche Geschichte.
So kann Verführung auch funktionieren.«

Ladyan
dabei seit: Sep '07
Kommentare: 28
Ladyan
schrieb am 30.01.2010:
»Herrliche Geschichte. Sehr realitätsnah und einfühlsam«

Taros
dabei seit: Mär '12
Kommentare: 53
schrieb am 25.10.2012:
»Ich habe auch bals Geburtstag, mal schauen was...«

Luganda
dabei seit: Mär '03
Kommentare: 148
schrieb am 13.07.2014:
»Eine sehr erotische Geschichte mit absoluten geilen Elementen. Gefällt mir gut. Danke!«

Leichtgewicht
dabei seit: Mär '10
Kommentare: 279
Leichtgewicht
schrieb am 21.03.2015:
»Noch ein verspäteter Kommentar.
Ich mag Fantasie und Ideen. Hier ist reichlich davon vorhanden. Schöne Sache.«



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