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Kommentare: 8 | Lesungen: 1638 | Bewertung: 8.55 | Kategorie: Soft Stories | veröffentlicht: 08.09.2008

Herz aus Stein

von

Zu den Steinen hat einer gesagt: „Seid menschlich.“ Die Steine haben gesagt: „Wir sind noch nicht hart genug.“


(Erich Fried)

Sie erblickte nicht mit einem Mal das Leben.


Vielmehr sickerte es langsam, aber beständig in ihr stetig erwachendes Bewusstsein. Wann alles begann, konnte sie nicht mehr genau festmachen. Anfangs entstanden einfach nur Sinneseindrücke, auch ganz ohne die entsprechenden Sinnesorgane. Die Fähigkeit sie zu deuten, wuchs mit jedem neuen Tag und irgendwann begann sie sich ihrer selbst bewusst zu werden.

Er hatte sie geschaffen, er hatte sie in seinen Keller gekarrt. Das alte Gewölbe war ihr Geburtsort und ihr kleines Universum, denn sie kannte nichts anderes. Es hatte ihm viel Mühe bereitet, sie auszuwählen, die richtige Beschaffenheit zu finden, die ausdrucksvollste Linienführung auszumachen, das passende Gefüge zu entdecken. Ihre Eigenschaften bildeten das Optimum aus, das er für sein Projekt brauchte, denn er hatte Großes vor. Er wurde getrieben, etwas zu schaffen, das ihn erfüllte und das ihm Leben einhauchte. All das zum Ausdruck zu bringen, was wie ein schlafender Drache in ihm schlummerte war sein Ziel. Nach vielen Tagen schweißtreibender und grober Arbeit war er endlich so weit, dass sie anfing Konturen zu bekommen. Wenn man sie aus der Distanz anblickte, konnte man langsam erahnen, was aus ihr werden sollte.

Mit jedem Tag, an dem sie mehr Gestalt gewann, füllte sie sich wie ein Behältnis mit Leben, Gedanken und Empfindungen. Sie selbst spürte, dass sie etwas wurde und sich entwickelte wie eine Raupe im Kokon. Dann nahm sie ihn zum ersten Mal richtig wahr. Es war als würde er sie aus einem Gefängnis befreien, einen Eisblock, der sich um sie gelegt hatte, abklopfen. Mit jedem Stoß seines Meißels, den er an sie anlegte, fühlte sie sich ihrem Schöpfer näher und gewann an Profil.

Der Mann trat erschöpft einen Schritt zurück, um die ersten Umrisse seines Werkes zu betrachten. Wie anmutig sie in Lebensgröße vor ihm kniete, sich zu ihm hochzurecken schien. Er hatte die letzte Zeit wie in Trance gearbeitet, seitdem dieser Traum ihn immer wieder heimgesucht hatte und ihn anleitete etwas ganz Besonderes zu schaffen. Wie gut ihm diese Skulptur zu gelingen schien, erstaunte ihn, noch nie war ihm eine seiner Figuren so lebensecht vorgekommen. Dabei hatte er noch gar nicht mit der Feinarbeit begonnen. Wie viel würde er noch aus ihr herausholen können?

Versonnen glitt sein Blick über die Andeutung ihrer Schenkel, die leicht geöffnet einluden sich näher mit ihnen zu befassen. Erstaunt stellte er fest, dass sein Schwanz leicht gegen seinen Hosenstall drückte und wie sehr ihre Pose an seiner Seele rührte. Bestärkt in seinem Schaffen trat er wieder auf sie zu und machte sich daran ihren Oberkörper aus dem kühlen Marmor herauszuarbeiten.

Sie spürte jeden Hieb des Meißels dumpf klopfen und mit jedem Stück Stein, der von ihr ab fiel, lebte der Tastsinn ihres endgültigen Körper auf. Als er daran arbeitete die Halbrundungen ihrer Brüste anzudeuten, bemerkte sie schnell wie empfindsam dieser Teil ihrer Form war. Prüfend legte sich seine Hand um ihren vollen Busen und ein ungeahnter Schwall an Hitze stieg in ihr auf. Zum ersten Mal nahm sie wahr wie sich seine Hand anfühlte, ganz anders als der harte Meißel. Seine Berührung wirkte sich belebend und warm auf den kalten Stein ihres Selbst aus. Es war, als würde das Leben selbst über dieses Fleisch in sie einströmen. Als er die Hand wieder von ihrem wohlgeschwungenen Busen zog, schrie alles in ihr enttäuscht auf. Sie wollte seiner Hand folgen, ihre Brüste wieder an seine Hand pressen, ihn bitten fortzufahren. Doch es half nichts, denn sie war gefangen in einem Körper aus Stein.

Zunehmend verwirrt trat er wieder einen Schritt zurück, um sein Objekt mit anderen Augen zu sehen. Zuerst wollte er nur wissen, ob die Proportionen stimmten und nahm eine Handvoll Brust wie er es schon bei unzähligen Frauen aus Fleisch und Blut getan hatte. Dabei spürte er das Pochen mit dem sein Schwanz wieder gegen den Jeansstoff drückte und wie sich das Verlangen in ihm aufbäumte sich enger an den kalten Marmor zu schmiegen. Er liebte das Leben, die Lust und die Frauen und das ausgiebig und vielfach. Aber es war dennoch lange her, dass ihm etwas zugleich so in den Kopf als auch in den Schwanz gestiegen war. Er schüttelte sich und versuchte Vernunft anzunehmen, denn sie war schließlich nur lebloses Gestein, sonst nichts.

Als er ging, um endlich wieder ein paar Stunden zu schlafen, sah sie ihm traurig nach. Die Stunden alleine im dunklen Nichts des Gewölbes waren grausam, denn die Sehnsucht nach ihrem Schöpfer schnitt in ihr kaltes Herz aus Stein. Die Erinnerung an seine Berührung und das pulsierende Leben, das bis zwischen ihre Schenkel ausstrahlte, ließen sie nicht mehr los.

Er fiel ins Bett und schlief wie ein Toter bis ihn nach vielen Stunden die Klingel weckte. Verschlafen tastete er sich an die Tür, um sie zu öffnen und eine schlanke Frau lehnte provozierend sexy an der Hauswand. Als sie ihn erblickte, fiel sie ihm um den Hals und drängte ihn unter vielzähligen Küssen wieder zurück ins Haus. Sie schalt ihn, dass er sich in letzter Zeit viel zu selten gemeldet und sie vernachlässigt hätte. Eine Antwort schien sie jedoch nicht zu erwarten, denn sie verschloss ihm mit leidenschaftlichen Liebkosungen den Mund. Vom Schlaf noch wie gerädert wusste er erst gar nicht wie ihm geschah und ließ sich so von ihr bis an seine Bettkante treiben. Dort endlich schüttelte er die Schwere in seinem Kopf ab und schob sich seine lüsterne Gespielin vom Leib, um richtig Luft holen zu können. Da sie sich davon jedoch nicht abhalten lassen wollte und sogleich draufgängerisch begann an seiner Hose zu nesteln, blieb ihm nichts anderes als ihre Hand weg zu schlagen, sie grob am Kinn zu packen und von sich weg zu halten. Er gab ihr Zeit sich ein wenig zu beruhigen und schnaubte sie ungehalten an, was das solle, ihn einfach so zu überfallen. Überrascht von seinem Missmut schnaubte sie nicht minder leise zurück, dass sie auch ihre Bedürfnisse hätte und sich nicht wie ein Spielzeug aus der Schublade ziehen lassen würde, wenn es ihm passte. Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, tastete sie mit ihren schmalen Fingern wieder nach seinem Schoß. Ihr Egoismus und ihr respektloses Verhalten machten ihn wütend und er packte ihre suchende Hand, drehte sie ihr mit einem Schwung auf den Rücken und presste sie mit einem Ruck gegen die nächstliegende weiße Wand. Sie hörte trotz der Wucht des Aufpralls nicht auf ihn zu provozieren und schimpfte ihn einen erbärmlichen Schlappschwanz, der es wohl einfach nicht bringen würde.

Eigentlich hatte er gar keine Lust auf sie, denn sein Kopf war voll von dem Projekt in seinem Keller, das ihn nicht mehr los ließ. Jedoch wollte er seinen Zorn an derjenigen ausleben, die ihn verursachte hatte. Ob sie wirklich wollte, dass er sie fickte, fragte er sie zischend noch einmal, mit einem auffällig gefährlichen Unterton. Ihr war es jedoch egal, wonach seine Stimme klang, solange sie nur bekam, wofür sie gekommen war. So entgegnete sie schnippisch, was er denn dachte, was sie sonst hier wollte. Da riss ihm endgültig der Geduldsfaden, er fasste in ihr krauses blondes Haar und zog sie daran rücksichtslos ans Bett. Er küsste sie nicht, hielt sie sich mit der einen Hand an den Haaren gefügig und drückte sie fluchend auf sein Bett hinunter. Sie quiekte nun doch ein wenig angesichts seiner rüden Behandlung, aber er ließ ihr keinen Raum mehr für aufmüpfige Bemerkungen. Mit Kleidungsstücken oder Vorspielchen hielt er sich nicht mehr großartig auf, sondern schob gleich ihr kurzes Röckchen hoch. Dann entblößte er seinen Schwanz, der viel zu lange enthaltsam gewesen war, schob den Slip an ihrer notgeilen Schlampenmöse einfach zur Seite und drängte seine pralle Rute mit einem brutalen Ruck in ihr bereits gut geöltes Loch. Dass sie lustvoll aufstöhnte, interessierte ihn nicht mehr, er wollte lediglich seine Aggressionen und seine aufgestaute Lust abreagieren. Entsprechend hämmerte er seinen Schwanz viehisch immer wieder in ihre Öffnung und vergaß dabei alles um sich herum. In seiner Ekstase beim animalischen Akt mit einer anderen waren seine Gedanken nur bei ihr. Sein Wesen, sein Mädchen, das so lebendig schien, dass sich bittend zu ihm hoch streckte, deren Schenkel sich schüchtern und umso einladender für ihn öffneten, deren suchende Hände anscheinend einzig und allein ihn finden wollten und deren Blick sich aufschauend an ihn wandte. Dass die Gespielin unter ihm bereits das dritte Mal gekommen war und sich ihm schon wimmernd entziehen wollte, bemerkte er gar nicht mehr. Sein Rausch hatte ihn ganz eingenommen und er zog die kleine Schlampe jedes Mal rücksichtslos an den Haaren zurück, wenn sie unter ihm weg kriechen wollte. Erst als seine Gedanken in der unmöglichen Vorstellungen gipfelten sich mit seinem Mädchen aus Stein vereinigen zu können, war er in der Lage seine Geilheit in das menschliche Gefäß unter ihm zu spritzen. Mitgenommen und keuchend fiel er auf ihren zitternden Körper und die vorhin noch so hämisch erschienene Frau wagte es nicht mehr auch nur die kleinste falsche Bewegung zu machen. Erst als sein Schwanz in ihr wieder klein geworden war, rutschte er von ihr und sah teilnahmslos zu wie sie hastig ihre vom Schweiß und Körpersäften durchnässte Kleidung zurecht rückte und zerzaust wie sie war ohne Umschweife und Kommentar das Haus verließ. So schnell würde er sie wohl nicht mehr wieder sehen und das wo sie doch bekommen hatte was sie wollte, dachte er nun schnippisch bei sich.

Er konnte es kaum erwarten, wieder in das Gewölbe hinunter zu gehen und nach seiner Schöpfung zu sehen. Hastig öffnete er die Tür, als ob er Angst hätte, dass sie plötzlich weg wäre. Aber sie war da, schien auf ihn zu warten, reckte sich wie eh und je zu ihm empor. Er trat an sie heran, bemerkte, dass er sie vermisst hatte und in einem Überschwang aus Gefühl konnte er sich nicht mehr zurückhalten sie zu berühren. Seine Finger glitten sanft über ihre Arme hinauf zu ihrem Kopf an dem er bald in filigraner Handwerkskunst ihr Haar herausarbeiten würde, bis hin zu ihrem anmutig geschwungenen Rücken und ihren runden kleinen Arschbacken. Das Glühen in ihm schien auch den sonst so kühlen Marmor aufzuwärmen und voller Tatendrang sein Werk weiter zu vervollkommnen, griff er nach seinem Werkzeug. Sie hörte seine Schritte schon lange bevor er die Tür öffnete und in den Raum trat. Ihr Gespür für ihn wurde immer feiner und sie bemerkte wie ruhelos sein Schritt war bis sein Blick auf sie fiel. Er schien richtiggehend beruhigt gewesen zu sein, sie da zu haben, wo sie immer war. Den Lippenstift auf seinem Hals bemerkte sie als zweites und sie ahnte, was es damit auf sich haben musste. Es war weniger Eifersucht, die sie ergriff, es war mehr Neid. Neid auf die Fähigkeit sich zu bewegen, den Menschen, den man liebte, zu sich zu bitten, den Körper, nach dem man sich sehnte, berühren und liebkosen zu können. Während jedem Schritt, den er auf sie zu machte, stellte sie sich vor sich aufzurichten und ihm entgegen zu laufen, zu küssen, zu berühren, mehr von seiner von Leben aufgeladenen Haut zu spüren. Doch nichts konnte sie aus ihrer steinernen Starre lösen. Sie war verdammt dazu zu warten und zu empfangen, was ihr gegeben wurde. Als er kurz vor ihr stehend innehielt, schien sie vor Erwartung zu bersten und als er die Hand nach ihr ausstreckte, glaubte sie schon, ihre Steinhülle zersprengen zu können. Als die lang ersehnte Hand sie dann tatsächlich gleich einem Stromschlag berührte und an ihrer Oberfläche entlang glitt, glaubte sie zu glühen. Das Auflegen seiner Hand machte sie glücklich und zufrieden, und als er damit langsam ihrer Wirbelsäule entlang nach unten glitt und scheinbar anerkennend ihre Pobacken umfing, gesellte sich noch ein ganz anderes Gefühl hinzu. Rollige Hitze stieg wieder in ihr hoch, wie damals, als er ihre so empfindsamen wohl geformten Brüste berührte. Wenn sie gekonnt hätte, wäre sie dem neu aufkommenden Impuls gefolgt, hätte ihre Schenkel weiter geöffnet und ihn dahin gelotst, wo die Hitze pulsierend brodelte. So aber war sie gezwungen still zu halten, nichts zu sagen und innerlich enttäuscht zu weinen, als er sich wieder von ihr löste. Fürsorglich pustete er den feinen Marmorstaub aus dem langen, gewellten Haar, das er ihr in tiefer Meditation gemeißelt hatte. Wenn er an ihr arbeitete, war er ganz in sich versunken, arbeitete wie in Trance. Jeder Arbeitsschritt verband ihn mehr mit seinem Werk. Sie war seine Schöpfung, sie war das Mädchen seiner Träume, die Frau, die er sich immer schon gewünscht hatte. Er schuf sie, er ließ seine Begierden Form annehmen und es gelang ihm so gut, dass sein Werk ihm schier den Atem raubte. Sie war ein wahres Kunstwerk, durch sie übertraf er sich selbst. Sie führte ihm in kühlen, weißen, mamorierten Stein vor Augen, was ihm fehlte, was er sich wünschte, was er brauchte. Sie wurde m

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Kommentare


xenja-hex
dabei seit: Nov '07
Kommentare: 71
xenja-hex
schrieb am 08.09.2008:
»hallo :o)

sehr interessante geschichte,

allerdings nicht leicht zu lesen,
1. wegen den verschachtelten gedankengängen ( was ja noch ok wäre)
und den leider vielen doofen "absätzen", die zumindest für mich, das lesen nicht leicht machten :o), schade

gruß

xenja«

goreaner
dabei seit: Nov '06
Kommentare: 67
goreaner
schrieb am 13.01.2009:
»Absolut geniale Story, die vor Erotik sprüht. Man glaubt die Erregung der Protagonisten zu spüren. Der Schluss ist "gemein", aber logisch. :-)

Tal

goreaner«

Pseykon
dabei seit: Jan '05
Kommentare: 18
schrieb am 04.03.2009:
»Wunderschön geschrieben und teilweise auch sehr philosophisch ;) Erinnert mich an die antike Mythologie, Pygmalion, der seine Idealfrau in Stein gehauen hat... sie wird von Venus zum Leben erweckt und die beiden heiraten - ein doch eher eindeutigeres und langweiligeres Ende als deine Geschichte hat...«

loger
dabei seit: Nov '01
Kommentare: 38
schrieb am 28.12.2009:
»Schön!«

kappenb
dabei seit: Mai '01
Kommentare: 6
schrieb am 07.08.2021:
»Ich gratuliere dem Geist, der sich hier Bahn brechen konnte.«

makeup66
dabei seit: Apr '11
Kommentare: 21
schrieb am 07.08.2021:
»Pseykons Kommentar möchte ich gerne beipflichten!
"Je näher sie ihrer perfekten Hülle gekommen war, desto lebendiger fühlte sie sich und umso grausamer wurde das Gefängnis, das ihr der Körper aus edlem Carrera-Marmor auferlegte."
Auch wenns Carrara-Marmor ist und ich selber auch gerne in Schachtelsätzen schwelge, finde ich die Geschichte bemerkenswert und sehr lesenswert!
"So wie die Liebe zu ihm sie krönte, so musste diese Liebe ihn auch kreuzigen."«

Pirat
dabei seit: Nov '00
Kommentare: 451
schrieb am 07.07.2024:
»Tatsächlich kann man diese Geschichte mehrmals lesen. Dabei bringt sie mich immer wieder auf neue Gedanken. Allein das spricht schon für Qualitäten. Das "Schicksal" des Bildhauers die Plastik eines Menschen für ein lebendiges Wesen zu halten soll auch schon Michelangelo ereilt haben, als er mit einem Hammer auf "seine" Pieta einschlug und dabei rief: "Sprich mit mir!" Ich mag die Idee mit ihren überraschenden Wendungen und Deine ausführliche und geduldige, sprachlich fein ausgearbeitete Erzählweise. Danke dafür.«

lefuet
dabei seit: Jun '01
Kommentare: 45
schrieb am 03.10.2024:
»Ein Kleinod einer Geschichte.«



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