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Kommentare: 7 | Lesungen: 2039 | Bewertung: 7.13 | Kategorie: Soft Stories | veröffentlicht: 19.04.2016

Interkulturelles Wien

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Interkulturelles Wien


Marion Beier war ein glückliche Ehefrau und Mutter. Mit ihrem Mann Erich war sie seit 19 Jahren verheiratet und beide lebten in einer schönen, relativ großen Wohnung in einem Wiener Außenbezirk. Zu ihrem Glück trugen auch die beiden Töchter bei, die mit ihren 18 und 16 Jahren sehr gut in der Schule bzw. am Beginn des Studiums unterwegs waren. Erich leitete als selbständiger Unternehmer eine Firma mit 15 Beschäftigten, die in der Finanzdienstleistung sehr gute Erfolge hatte. Marion war nach den Babypausen wieder in ihren ursprünglichen Job als Volksschullehrerin eingestiegen, den sie mit großem Engagement ausführte. Das Sexleben hatte sich zwar nach den anfänglichen „Sturm- und Drangjahren“ immer mehr zu einem liebvollen Nebeneinander entwickelt, in dem der wirkliche Geschlechtsverkehr nur mehr 2 bis 3 Mal im Monat stattfand, aber Marion war trotzdem mit ihrem Leben mehr als zufrieden. Man hatte sich arrangiert. Erich war geschäftlich sehr erfolgreich und das forderte auch seinen zeitlichen Tribut. Das hieß, er war sehr viel auswärts unterwegs und Marion fühlte sich, neben ihrem Beruf, für den Haushalt verantwortlich. Die beiden Kinder, Anna und Evi, halfen zwar sporadisch mit, aber Marion war froh, dass sich die beiden so eifrig um ihre Ausbildung bemühten, sodass sie sie nicht besonders für die Hausarbeit forderte.


In dem Viertel, in dem die Familie Beier wohnte, lebten auch viele Migranten, die ab den 70er-Jahren vor allem aus der Türkei nach Österreich eingewandert waren. Mittlerweile lebte schon die zweite und dritte Generation hier. So wandelte sich auch der große Markt in der Wassergasse immer mehr zu einem stark orientalisch angehauchten Basar. Marion ging gerne dorthin einkaufen, weil sie hier wirklich frische und qualitativ hochwertige Produkte erstehen konnte. Sie liebte auch die Freundlichkeit und Gelassenheit der zumeist türkischstämmigen Markthändler. In letzter Zeit fiel ihr besonders ein Marktstand besonders auf. Es war ein Stand, an dem sie immer das frische Obst zu kaufen pflegte. Seit etwa einem Monat sah sie dort nicht mehr den gewohnten Händler Mustafa, der vom Alter her ihr Vater hätte sein können, sondern einen jüngeren Mann, den sie aber vom Alter her nur schwer einschätzen konnte. Als sie an einem Freitag nach ihrer Arbeit noch am Markt vorbeischaute, um für das Wochenende die Besorgungen zu erledigen, fasste sie sich Mut und fragte den neuen Markthändler wo Mustafa geblieben sei. Sie vermisse ihn schon seit einigen Wochen. Daraufhin lächelte sie der Mann an und sagte ihr, dass Mustafa sein Vater sei, der nun altersbedingt die Rente angetreten hat und ihm, seinem Sohn, das Geschäft überlassen hat. Er stellte sich als Ali Günez vor und lächelte sie nochmals an. Verwundert stellte Marion fest, dass sie das Lächeln des neuen Markthändlers angenehm berührte und wollte anschließend das normale Kaufgespräch fortsetzen. Doch Ali fiel ihr ins Wort und sagte: „Sie müssen die Dame sein, von der mein Vater immer so nett sprach.“ „Eine schöne Frau in deinem Alter, die sehr höflich ist und mich nicht, wie manch andere, spüren lässt, dass wir eigentlich Fremde in diesem Land sind, pflegte er oft zu sagen“, waren Ali’s Worte. Marion fühlte sich geschmeichelt und bemerkte, wie sie wieder einmal rot anlief. Eine Eigenschaft, die ihr schon als Kind zu schaffen gemacht hatte und die sie nie ablegen konnte. Ali bemerkte ihre Verlegenheit und sagte spontan: „Darf ich Sie zu einem türkischen Kaffee oder Tee in mein Geschäft einladen? Ich möchte Ihnen etwas zeigen.“ Marion überlegte kurz, und da sie nichts Besonderes vorhatte, willigte sie ein. Das Geschäft entpuppte sich als kleiner Gemischtwarenladen unweit des Markstandes, von denen es so viele in dieser Gegend gab. Nachdem sie beide an einem kleinen Tisch Platz genommen hatten, rief Ali auf Türkisch einige Worte in den Bereich hinter dem Verkaufsraum. Kurz darauf kam eine fülligere Frau, die ein schwarzes Kopftuch trug, aus dem Hinterzimmer. Ali fragte Marion Beier ob sie Kaffee oder Tee trinken wolle und sie entschied sich für Kaffee. Ali sprach wieder auf Türkisch zu der Frau und diese verlies den Raum kam aber nach wenigen Minuten mit einem Tablett zurück auf dem sich zwei wunderschöne türkische Kaffeeschalen befanden, in denen der frisch zubereitete Kaffee einen wunderbaren Duft in dem kleinen Geschäft verbreitete. Marion und Ali unterhielten sich angeregt, wobei Marion erfuhr, dass Ali Günez um ca. 5 Jahre älter war als sie und bereits seit seiner frühesten Kindheit in Wien lebte. Ali erfuhr von Marion, dass sie als Lehrerin arbeitete, verheiratet war und 2 fast erwachsene Töchter hatte. Nachdem sie fertig getrunken hatten, kam die Frau wieder aus dem Nebenraum heraus und während sie die Tassen abservierte erklärte Ali: „Das ist übrigens meine Frau Leyla!“ Marion wollte ihr die Hand geben, aber sie war schneller wieder verschwunden als sie gekommen war. Ali bemerkte die Verwirrung und sagt zu Marion: „Seien Sie ihr nicht böse. Sie ist den Umgang mit europäischen Sitten und Gebräuchen nicht so gewohnt. Bis ich sie heiratete lebte sie in der Türkei und ich habe sie nach der Hochzeit nach Wien geholt. Sie geht auch kaum aus dem Haus und kennt, außer den Familienangehörigen auch niemanden.“

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Kommentare


leone29
dabei seit: Nov '02
Kommentare: 59
schrieb am 19.04.2016:
»Schöne Geschichte bitte weiter schreiben«

T4ler
dabei seit: Apr '02
Kommentare: 135
schrieb am 19.04.2016:
»Ja, da scheint sich was anzubahnen. Aber bitte kein konvertieren zum Islam«

alfi
dabei seit: Dez '00
Kommentare: 22
schrieb am 21.04.2016:
»Sehr gute Einleitung für mehr..........«

novalis
dabei seit: Dez '00
Kommentare: 9
schrieb am 24.04.2016:
»Liest sich interessant an - Fortsetzung erwünscht :-)«

bglmann
dabei seit: Okt '14
Kommentare: 32
schrieb am 25.04.2016:
»Ja bitte mehr davon!«

aklasse
dabei seit: Mai '16
Kommentare: 8
schrieb am 25.11.2016:
»wie so geht es nicht weiter mit der tollen geschichte«

LCasta
dabei seit: Nov '00
Kommentare: 455
schrieb am 31.05.2017:
»Gut erzählte Geschichte. Sehr einfühlsam, nachvollziebar. Und wirklich sehr geil.«



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