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Kommentare: 6 | Lesungen: 5215 | Bewertung: 8.48 | Kategorie: Teen | veröffentlicht: 04.05.2012

Junge Liebe Teil 05

von

VII.

Kurze Zeit später waren Peter und Nadia angezogen - und mehr oder minder zurechtgemacht - bereit, ihren Hunger zu stillen.


Es hatte ein wenig gedauert, bis sich Nadia von ihrem Freund hatte überzeugen lassen, dass ihre Augen von der vielen Heulerei nicht grauenhaft aussahen. Sie glaubte ihm zwar eigentlich kein Wort, aber andererseits konnte sogar sie selbst im Spiegel erkennen, dass ihr glückliches Strahlen davon ablenkte.


Wettgemacht hatte sie die Zeit dann beim eigentlichen Anziehen, denn zu Peters großer Freude wählte sie ein kurzes, schwarzes Paillettenkleidchen und musste dann nur noch ihre Schuhe anziehen.


Die Nervosität, die das Wissen um ihre Nacktheit unter dem Stoff bei ihm auslöste, zauberte ein andauerndes Lächeln auf ihr Gesicht.

Bei der Auswahl seiner Klamotten hatte Nadia sich allerdings mit klaren Vorstellungen eingebracht. Zu ihrer Überraschung hatte er nämlich nicht nur weite Shirts und Hosen, sondern sehr wohl auch figurbetontere Sachen. Und die wollte sie unbedingt an ihm sehen.


Als er dann zunächst in einer wirklich perfekt sitzenden Jeans vor ihr stand, hätte sie ihn am liebsten wieder ausgezogen. Wusste der Geier, wie er an seinen Komplexen festhalten konnte, mit einem derartig knackigen Arsch in der Hose.


Oder mit einem Oberkörper, der sogar die klassische V-Form aufwies, was das anging. Er hatte zwar keinen Sixpack, aber damit hatte sich die Mängelliste dann auch schon wieder erledigt. Zum Ausgleich waren seine Schultern breit, sein Brustkorb kraftvoll und seine Arme ziemlich muskulös. Man sah ihm die Kraft durchaus an, die sie schon am eigenen Körper erfahren hatte.

Bezüglich seiner Brustbehaarung war sie anfangs noch unentschlossen. So ganz passte das eigentlich nicht in ihr Idealbild. Ebenso wenig, wie seine unentschlossene Frisur, die ein wenig wirkte, als könne er sich nicht zwischen Kurzhaarschnitt und langer Matte entscheiden.


Ansonsten hatte sie allerdings wirklich nichts auszusetzen. Im Gegenteil!


Er hatte ein sympathisches Gesicht. Es sah weder zu hart und brutal, noch zu weich und kindlich aus. Wozu sicherlich sein Bart um den Mund einen gewissen Beitrag leistete. Und seine Augen waren sowieso ein echter Hingucker.

Peter hatte ihre Musterung ruhig über sich ergehen lassen, aber sie konnte in seinem Blick die Furcht sehen, ihren Ansprüchen nicht zu genügen. Eine völlig blödsinnige Sorge, wie sie ihm auch unmittelbar klarmachte, indem sie ihn in die Arme schloss und ihm ihre Lieblingsstellen oberhalb der Gürtellinie in Ohr flüsterte, während sie mit ihren Fingern die jeweiligen Highlights unterstrich.


Was hätte er dieser Argumentation entgegensetzen sollen?

Irritierenderweise machte Nadia genau dabei irgendwie ihren Frieden mit seiner haarigen Brust, denn sich daran zu lehnen und mit den Fingern durch die Haare zu gleiten hatte etwas… Es fühlte sich… richtig an.


Ohne den Rest der Welt davon in Kenntnis zu setzen, überlegte sie sich, dass es eigentlich sogar viel besser war, als glatte Haut. Es war sehr männlich und irgendwie ursprünglich.


Was interessierte sie ihre Meinung von voriger Woche da noch?


Mit einer Ausnahme natürlich, aber das Thema Schambehaarung verschob sie auf einen passenderen Zeitpunkt. Er würde ihren Argumenten in dieser Hinsicht kaum etwas entgegenzusetzen haben. Dafür würde sie schon sorgen.

Bedauerlicherweise war Peter kategorisch dagegen, sich nur ein offenes Hemd überzuziehen, damit seine Brust frei zugänglich blieb. Aber er ließ sich zur Abwechslung von einem vernünftig sitzenden Shirt überzeugen, über dem er ein offenes Hemd trug. Ein Kompromiss, mit dem sie beide leben konnten.


Und so waren sie dann kurz darauf unterwegs und gaben nach Nadias Meinung ein wirklich sehenswertes Paar ab. Sie im kleinen Schwarzen und bereit, sich von ihrem Freund zu jeder Zeit an jeder Stelle befummeln zu lassen. Und er vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben in Klamotten, die seine Vorzüge unterstrichen, anstatt seine eingebildeten Fehler zu verstecken.

„Ich werde dich sehr genau im Auge behalten müssen“, murmelte sie halblaut, als sie den Gedanken zu Ende gedacht hatte.


„Huh?“


„Du wirst Aufmerksamkeit erregen, mein Freund“, erklärte sie. „Vor allem, weil du jetzt nicht mehr den Kopf einziehst und dich kleiner und schlechter machst, als du bist.“


Er stutzte, lächelte dann aber leicht. „Dein Glanz strahlt vielleicht ein ganz klein wenig auf mich ab. Neben einem lupenreinen Diamanten sieht selbst ein Kieselstein noch blendend aus.“


Nadia starrte ihn forschend an, aber unglaublicherweise konnte er ihren Blick erwidern, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Sie japste mit einer gewissen Verzögerung und musste sich einfach an seinen Arm klammern.


Tränen der Rührung waren jetzt definitiv inakzeptabel. Und eigentlich hätte sie ihm allein deswegen böse sein müssen. Aber mal ehrlich… Wie konnte man?

Während er sie aufs Haar küsste und sich dann wieder auf die Straße konzentrierte, fragte sie sich flüchtig, wie dieser ‚Kieselstein‘ bislang allen Frauen hatte entgehen können. Es hatte ein wenig was von einem unerwarteten Goldfund im Wasser. Aber nicht in einem Bachbett, sondern eher in einem viel besuchten Freibad.


Da musste man doch anfangen, sich über Schicksal Gedanken zu machen, oder?

Peter chauffierte sie in die Stadt und fragte gar nicht erst, wo sie essen gehen sollten. Sie kannte sich in der Gegend sowieso nicht aus, aber als er auf den Parkplatz eines Italieners rollte, war sie doch überrascht, dass er nicht nach ihren Wünschen gefragt hatte. Positiv überrascht, allerdings!


Es hatte schon etwas Ermüdendes, wenn man zu jeder Kleinigkeit befragt wurde. Es war viel angenehmer, wenn ein Mann die Entscheidungen in die Hand nahm. Unter der Voraussetzung, dass er dabei die Richtigen traf.


Aber bei Peter musste man sich da eigentlich keine Sorgen machen, denn er war ziemlich aufmerksam. Er traf nur bei sich selbst dauernd Fehlentscheidungen.

Arm in Arm betraten sie das Restaurant, in dem es gleich wieder eine Überraschung gab. Peter wurde dort nämlich von den Angestellten begrüßt, als wäre er ein Familienmitglied oder so etwas.


Der unsichere, schüchterne Peter, der sich dauernd selbst im Weg stand und Nadia gezwungen hatte, fast jeden Schritt auf ihn zuzumachen, damit sie ihn endlich für sich gewinnen konnte, war… beliebt! Und er bemerkte das nicht einmal.

Nadia machte große Augen, als sie der Reihe nach allen Angestellten eines voll besetzten Restaurants inklusive der Küchenbesatzung vorgestellt wurde, die sich alle die Zeit nahmen, ein paar Worte mit ihm und ihr zu wechseln, obwohl die Hütte brannte.


Und fast jeder aus der überwiegend italienischen Belegschaft reagierte in etwa gleich, wenn Peter sie als seine Freundin vorstellte: Sie blickten sie an, musterten sie mehr oder minder unauffällig und bedankten sich dann mit einem kleinen Stoßgebet bei Gott.


Ohne Witz!


Sie blickten nach oben und schienen etwas zu denken wie ‚Na endlich‘. Und es war ehrliche Freude, wenn sie ihm gratulierten. In sehr unverblümter und italienischer Weise übrigens, die nicht mit Anzüglichkeiten sparte und sogar Nadia ein paar Mal erröten ließen.

Ein Mann namens Angelo, offensichtlich der Inhaber von ‚Angelos‘, brachte es auf einen ziemlich genauen Punkt:


„Madonna, Pietro! Es wurde auch Zeit.


Und ist es, wie ich dir gesagt habe? Ist es schließlich eine bildhübsche Signorina, deren Herz du eroberst?


Aber ganz bestimmt ist sie das! Wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, würde ich vielleicht selbst...“


Er sagte es so charmant, dass Nadia nur lächeln konnte, aber er fügte dann nach einem prüfenden Blick in ihre Augen hinzu: „Aber ihr Herz würde ich dennoch nicht gewinnen. Das ist bereits vergeben. Ahh… Amore…!“

Es war so… absurd!


Ihr Freund mit den völlig unbegründeten Minderwertigkeitskomplexen nannte Volltrottel seine Freunde, die ihn nur aufzogen, und war auf der anderen Seite beinahe so etwas wie ein Familienmitglied bei seinem Stammitaliener.


Besitzergreifend drängte sie sich noch näher an ihn heran, als sie mit der Vorstellungsrunde bei den jungen Damen am Tresen anlangten. Die schienen Peter nämlich spätestens jetzt, wo er eine hübsche Frau an seiner Seite hatte, mit anderen Augen zu betrachten. Sie waren wohl die Einzigen, deren Stoßgebete einen etwas anderen Inhalt hatten.


Anschließend führte sie Angelo persönlich zum Familientisch. Dem einzigen Tisch, der nicht voll besetzt war. Und an dem nur Mitglieder von ‚la Familia‘ sitzen durften, wie der Italiener energisch erklärte.

Kurz, bevor sie dort ankamen, hörte Nadia allerdings etwas, dass ihre Aufmerksamkeit erregte.


„Ach das wird noch eine Cousine von ihm sein“, erhob sich eine Stimme über das Gemurmel im Lokal. „Oder eine Professionelle vielleicht.“


Peter bemerkte es gar nicht, denn Angelo belegte ihn mit Beschlag. Aber Nadia hielt inne und blickt hinüber zur Quelle der Stimme. Dort sah sie eine aufgedonnerte Brünette in etwa ihrem Alter - soweit sich das bei der zentimeterdicken Schminke sagen ließ - an einem Tisch sitzen. Ihr Begleiter war deutlich älter, wenn auch nicht ganz alt genug, um ihr Vater zu sein, und eher von der Sorte Geschäftsmann.


Ein kurzer Blick auf die Haltung der beiden machte schnell klar, dass sie weder verwandt waren, noch ihre Beziehung auf rein berufliche Ebene beschränkten.

Peter war ebenfalls stehen geblieben und folgte ihrem Blick. Seine Miene verzog sich kurz gequält, als der die Schnepfe ansah, aber dann wandte er sich dem Tisch zu. Er und der Mann begrüßten sich wie Bekannte. Höflich, aber distanziert. Die Brünette begrüßte Peter allerdings eher wie jemanden, den er schon lange kannte. Und keinesfalls zu treffen gehofft hatte…


„Jochen, Nadine. Das ist Nadia“, stellte er sie dann vor. „Das ist ein Architekt, mit dem mein Stiefvater zusammenarbeitet. Und eine… alte Schulfreundin.“


Er musste gar nicht mehr dazu sagen, denn sein Tonfall und seine Haltung verrieten Nadia genug. Was auch immer zwischen den beide vorgefallen war, gehörte nicht zu seinen angenehmen Erinnerungen.


Höflich schüttelte sie die Hand des Mannes, dessen Aufmerksamkeit sich nicht nur auf ihr Gesicht beschränkte. Bei der Schnepfe zögerte sie dann absichtlich und sagte: „Ein schöner Tag, um mit seinem Vater essen zu gehen, was?“

Der üppig vor der Hütte beholzte und ansonsten nicht eben sportliche Bauerntrampel wurde rot und schnappte nach Luft. Jochen hustete verlegen, bevor er Peter anblickte. Der machte allerdings keine Anstalten, das ‚Missverständnis‘ klarzustellen.


„Nadine und ich sind… ähm… sie ist meine… Sekretärin.“


„Oh…“, machte Nadia und heuchelte Überraschung. Dann schlug sie sich vor den Kopf. „Ja natürlich! Verzeihung. Ihre Tochter kauft ihre Kleider sicherlich nicht im Discounter und kennt ihre Kleidergröße.“

Es war sicherlich simpel und nicht subtil, aber es reichte für das Landei. Und warum sollte sie ihre erleseneren Giftigkeiten bei so einer verschwenden? Außerdem war manchmal ein Holzhammer genau das Richtige.


Die Schnalle kriegte einen knallroten Kopf und der Herr Architekt lockerte seine Krawatte, als ihm die Luft knapp wurde. Aber Nadia war noch nicht ganz fertig.


„Ich bin beeindruckt, dass sie ihre Mitarbeiter so sehr schätzen und sich ihretwegen die Abende um die Ohren schlagen, wo sie doch sicherlich lieber bei ihrer Frau wären. Ich wünschte, mein Chef wäre auch ein wenig so…“


Ziemlich offensichtlich ergriff sie dann Peters Hand und ließ sie über ihre Taille nach unten streichen. Als sie sicher war, dass Jochen den Mangel an Unebenheiten unter dem Stoff bemerkt hatte, fügte sie hinzu: „Aber andererseits würde mich das von meinem Freund fernhalten. Und sie wissen, wie das ist… Frisch Verliebte treiben es wie die Karnickel.


Sie entschuldigen uns?!“

Sie wartete die Antwort nicht ab, sondern wandte sich ab. Zusammen mit Peter schlenderte sie hinüber zum wartenden Angelo, dessen Lächeln ihr entgegenblitzte. Jede Sorge, er könne ungehalten sein, weil sie seine Gäste belästigt hatte, erwies sich als unbegründet, als er sich für das Feuer und Temperament der Jugend und ihre ‚beinahe italienische Veranlagung‘ begeisterte.


Als Peter dann nach einem Augenblick über die Schulter schauen wollte, hielt sie ihn zurück.


„Der siegreiche Feldherr blickt nicht zurück auf den massakrierten Feind. Er weiß, wie vernichtend sein Angriff war“, erklärte sie und brachte Angelo damit vor Vergnügen ganz aus dem Häuschen.


„Ahh…“, machte der. „Ich wünschte, du wärst meine Tochter, Bella. Obwohl ich Pietro dann die Eier abschneiden müsste.“


Ja. Nadia mochte den Kerl.

Als sei dann saßen und auf ihr Essen - die Spezialität des Hauses - warteten, fragte Peter, weswegen sie es getan hatte. Nicht vorwurfsvoll oder aufgebracht. Einfach ganz sachlich.


„Weil sie dir gegenüber beleidigend geworden ist“, antwortete sie, ohne zu zögern. „Und weil ich jeden nicht leiden kann, der dich nicht leiden kann. Oder den du nicht leiden kannst.“ Sie hielt kurz inne. „Und weil jemand für dich kämpfen muss, wenn du es nicht tust.“


„Aber du hast doch gar nichts mit ihr zu schaffen. Du kennst sie ja nicht einmal. Vielleicht hat sie allen Grund, mich zu hassen…“


„Blödsinn“, schnappte sie. „Sie hat dich verletzt. Und sie sonnt sich noch immer darin. Und abgesehen davon… Es ist mir egal.“


„Egal?“


„Und wenn du ihren Dackel vergewaltigt hättest… Wenn sie dich angeht, dann kriegt sie es mit mir zu tun!“


„Du verteidigst also meine Ehre?“

Es war irgendwie nicht greifbar, was Peter von der ganzen Sache hielt. Etwas bewegte ihn, aber sie konnte nicht ausmachen, ob es gut oder schlecht war. Sie war sich nicht sicher, welche Antwort er hören wollte.


Aber das spielte keine Rolle, richtig? Denn sie musste Peter nicht sagen, was erhören wollte. Sie sagte einfach die Wahrheit: „Mit mei

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Kommentare


minarik
dabei seit: Jan '01
Kommentare: 105
schrieb am 05.05.2012:
»Super geile Fortsetzung, man habe ich gelacht.
Bin gespannt wie es weiter geht.«

Sargnagel
dabei seit: Apr '03
Kommentare: 9
schrieb am 05.05.2012:
»Eine wundervolle Geschichte.
Sehr angenehm zu Lesen und auch die Gefühle kommen nicht zu kurz.
Es bleibt auch genug platz für schönes gefühlvolles Kopfkino.

Bitte schreibe diese Geschichte weiter.

MfG.«

Guenni36
dabei seit: Mär '02
Kommentare: 18
schrieb am 06.05.2012:
»Das ist die "BESTE" Geschichte, die ich hier je gelesen habe. Weiter so !!!
Ich freue mich auf jeden neuen Teil.«

helios53
dabei seit: Aug '11
Kommentare: 404
Helios53
schrieb am 08.05.2012:
»Schön langsam kommen auch die beiden zur Sache, was gut ist. Peters Rolle bleibt nach wie vor nebelverhangen und auch Nadias Gedankengänge sind nicht immer nachvollziehbar. Mal sehen, ob sich das alles noch klärt.«

HermX
dabei seit: Dez '00
Kommentare: 208
schrieb am 21.01.2013:
»Hui, eine geile Sprache! Eine Geschichte mit Inhalt, die anmacht. Gut.«

Jamez
dabei seit: Nov '01
Kommentare: 15
schrieb am 28.03.2013:
»"Und beide waren ziemlich überrascht, dass Nadia einen funktionalen Kompromiss vorzuschlagen hatte, und fügten sich der überlegenen, weiblichen Weisheit.
So landete der großzügig aufgerundete Rechnungsbetrag in der Trinkgeldkasse des Personals und niemand musste sich im Morgengrauen duellieren.
Männer?!"

einfach nur köstlich und große Klasse!«



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