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Kommentare: 5 | Lesungen: 2618 | Bewertung: 8.42 | Kategorie: Teen | veröffentlicht: 12.02.2015

Junge Liebe Teil 13

von

XXXVI.

Tanja erwachte aus ihrem leichten Schlaf, als sie ein Geräusch hörte.


Sie schlief nicht mehr sehr ruhig, seitdem Peter dagewesen war. Aber sie hütete sich, das den Schwestern zu erzählen.


Es war ihr scheißegal, was die Ärzte davon hielten. Sie war nicht hysterisch, sondern einfach verzweifelt. Sie musste es ihm erklären. Sie musste sich entschuldigen. Sie musste… irgendwie alles wieder gut machen.

Aber statt sie wenigstens telefonieren zu lassen, drohte man ihr dauernd mit Beruhigungsmitteln und fesselte sie an ihr Bett. Keiner wollte ihr zuhören. Nicht einmal dieser Penner, der sich Psychologe nannte.


Stattdessen zwang man sie dazu, hier zu bleiben und ‚gesund‘ zu werden. Und wenn sie nicht aufpasste, würde sie wahrscheinlich in einer Geschlossenen landen.


Schließlich kannten die hier mittlerweile ihre Krankenakte…

Als sie aufschreckte, wusste sie für einen Moment nicht, was los war. Aber dann sah sie eine Bewegung in den Schatten bei der Tür. Und sofort machte ihr Herz einen Sprung.


„Peter?“, fragte sie mit mühsam unterdrückter Erregung in der Stimme. „Peter, bist du das?


Gott! Ich bin so froh, dass du da bist. Ich wollte… Ich muss…


Es… es tut mir leid, Peter. Ich… ich erwarte nicht, dass du mir verzeihst. Ich will dir nur sagen, dass es mir unendlich leidtut. Alles! All die Dinge, die ich dir angetan habe. Alles, was ich zu dir gesagt habe. All die… Gemeinheiten.“

Nach Luft ringend hielt sie inne. Die Gestalt kam langsam näher, aber irgendetwas stimmte nicht. Es war schwer auszumachen, aber irgendwie…


„Peter? Sag doch etwas… Bitte!“, flehte sie und klammerte sich an die Hoffnung, die ihr als Einziges noch blieb.


Aber die Gestalt trat nur stumm an ihr Bett.

Hasste er sie so sehr, dass er nicht einmal mehr mit ihr reden wollte? Verdient hatte sie es. Ohne Zweifel. Aber… Wenn er nicht reden wollte, weswegen war er dann hier?


Sie sah, wie sich ein Schatten auf ihren Kopf zubewegte. Seine Hand vielleicht? Wollte er… sie berühren? Sie schlagen?


Nun… Wenn es das war, was er wollte, würde sie es ertragen. Sie hatte es verdient. Sie hatte jede Strafe verdient. Also streckte sie ihm das Gesicht entgegen und biss die Zähne zusammen.

„Jaja…“, murmelte eine unangenehm vertraute Stimme. „Wärst du mal nich so gemein gewesen, wär dir das erspart geblieben.“


„Laber nich“, grunzte eine andere Stimme aus dem Hintergrund. „Halt ihr die Fresse zu, du Depp!“

In dem Moment, in dem Tanja Rene erkannte, holte sie sofort Luft, um zu schreien. Aber es war zu spät.


Grob presste er seine Hand auf ihren Mund und ihre Nase. Raubte ihr die Luft zum Atmen. Und nahm ihr die Möglichkeit, um Hilfe zu rufen.


Und sie konnte sich nicht einmal dagegen wehren.

„Praktisch, dass sie ans Bett gebunden ist“, kommentierte Rene Pfaffer - Tanjas mit Abstand schlimmster Alptraum.


„Halts Maul und halt dich bereit. Wenn ich es sage, nimmst du die Hand weg und ich kleb ihr die Fresse zu.“

Die zweite Stimme war nähergekommen und nun gab es einen weiteren Schatten an Tanjas Bett. Sie war sich nicht sicher, aber es musste einer der anderen Pfafferbrüder sein. Nur… Was wollten die Wichser von ihr?


‚Nichts Gutes‘, wisperte eine innere Stimme ihr zu. ‚Sie kommen, um dir die Strafe zu verpassen, die du verdienst…‘


Der Gedanke traf sie wie ein elektrischer Schlag und ließ sie ihre Gegenwehr kurz einstellen. Was sich als Fehler erwies, denn mehr brauchten die beiden Gestalten nicht, um ihr den Mund mit Klebeband zuzukleben.

„Wie wir besprochen haben“, brummte der Zweite danach. „Einen Arm nach dem anderen und schön verschnüren. Wir brauchen kein Gezappel, wenn wir sie hier wegbringen.“


„Ja, ja“, murrte Rene. „Mach hinne. Ich hab Lust, meine ‚Freundschaft‘ mit ihr zu erneuern.“

Tanja riss die Augen weit auf und was noch gesagt wurde, wurde vom Rauschen des Blutes in ihren Ohren übertönt.


‚Nein!‘, schrie sie aus Leibeskräften, aber es wurde von ihrem Knebel erstickt. ‚Nicht wieder! Nicht noch einmal! Lieber sterbe ich!‘


Doch es interessierte keinen der beiden Brüder, was sie davon hielt. Sie setzen ihre überlegene Kraft ein und befreiten sie von ihren Fesseln, nur um sie Stück für Stück zu einem handlichen Paket zu verschnüren.

Niemand hörte ihre stummen Schreie. Niemand, außer ihr selbst.

*****

Haus, Hof und Garten der Familie Bübler lagen ebenso friedlich und still da, wie der Rest des Dorfes. Es war mitten in der Nacht und nicht einmal auf der vielbefahrenen Hauptstraße herrschte Verkehr.


Es gab praktisch keine Geräusche. Nicht einmal rollige Katzen, die irgendwo nach einem Kater suchten. Nichts.


Und trotzdem lag Peter wach. Irgendetwas hatte ihn aufgeschreckt. Und nun konnte er nicht mehr einschlafen. Er hatte ein sehr, sehr unangenehmes Gefühl in der Magengegend. Aber nicht von der körperlichen Sorte.

Zu lange versuchte er, sich nicht zu rühren, um die beiden Frauen nicht zu stören, die ihn mit ihren Körpern fast bedeckten. Sie schliefen tief und fest und friedlich. Und das war auch kein Wunder nach dem, was sie einander angetan hatten.


Fast hätte er bei der Erinnerung an die Show, die sie ihm geboten hatten, gelächelt. Selbst von ihrem leidenschaftlichen Spiel ausgeschlossen war er doch Teil davon gewesen. Und dafür war er dankbar.


Sie hatten sich ihren Schlaf verdient. Und er sollte auch versuchen, Ruhe zu finden. Aber es wollte einfach nicht klappen.

Irgendwann gab er auf. Vorsichtig löste er sich aus der doppelten Umarmung und murmelte entschuldigend, dass er gleich wieder da sei. Glücklicherweise rührten sie sich zwar beide ein wenig, ließen sich aber von seinen Worten wieder besänftigen und schliefen weiter.


Sicherheitshalber ging er daraufhin zur Toilette. Aber wie erwartet war die Nervosität in seiner Magengrube nicht körperlich.

Seufzend schlich er sich wieder ins Schlafzimmer und sammelte schnell seine Hose, Socken und Schuhe auf. Und eine Unterhose aus dem Schrank, weil er sich gerade nicht nach Nacktheit unter der Hose fühlte.


Er zog sich allerdings erst in der Küche an, um auch wirklich unbemerkt zu bleiben. Und dann setzte er sich an den Tisch und versuchte, die Gründe für das Unwohlsein zu ergründen. Aber es war völlig hoffnungslos.

In Ermangelung anderer Einfälle beschloss er schließlich, sich draußen ein wenig die Beine zu vertreten. Und genau deswegen trat er zufällig gerade aus der Tür, als eine verhüllte Gestalt am Tor sich streckte und eine Wurfbewegung ausführte.


Zuerst verstand der junge Mann nicht, was er da eigentlich sah. Aber dann klirrte es laut, als ein Stein oder etwas in der Art die Fensterscheibe zu seiner Küche zerschmetterte. Die Gestalt gab daraufhin sofort Fersengeld.

Kurz war Peter wie erstarrt. Die Idee, dem Arschloch nachzulaufen, verwarf er sofort wieder. Zu viel Vorsprung. Aber was sollte der Scheiß? Diese Art von Vandalismus passte so gar nicht in dieses Dorf. Das kam hier einfach nicht vor.


Angespannt ging er wieder hinein und hörte Nadia nach ihm rufen.


„Alles in Ordnung!“, antwortete er laut. „Ein… Stein…?“

Seine Worte wurden leiser, als er auf den halben Backstein sah, der durch das Fenster geflogen war. Der Stein selbst war nicht wirklich aufsehenerregend. Der Zettel, den man darum gewickelt hatte, schon.


Stirnrunzelnd und innerlich immer unruhiger hob er die Nachricht auf, löste die Schnur, mit der sie befestigt war und versuchte, die krakelige Schrift zu entziffern. Aber erst, als er das Licht einschaltete, konnte er einen Sinn in den Worten entdecken.


Dann lief es ihm allerdings eiskalt den Rücken hinunter.


„Nein!“

*****

Nadia rieb sich den Schlaf aus den Augen und erwiderte Pattys fragenden Blick mit einem Achselzucken.


Sie war aus dem schönsten Traum gerissen worden, als es laut schepperte und klirrte. Aber das war okay, denn sie kehrte in ihre traumhafte Realität zurück.


Nur leider war der Mittelpunkt ihres Universums nicht im Bett…

„Peter?“, hatte sie gerufen. Und als er nicht antwortete noch einmal lauter: „Peter?“


„Alles in Ordnung!“, war die Antwort aus Richtung der Küche gekommen. „Ein…“, setzte er an und dann wurde er zu leise, um ihn zu verstehen.


Zunächst beruhigt war sie zurückgesunken. Was auch immer es gewesen war, es schien unter Kontrolle. Also musste sie nicht sofort losrennen, um nachzusehen.


„Katzen vielleicht?“, fragte Patty.


„Keine Ahnung, aber wenn, dann…“, murmelte die Blondine.

„Nein!“, brüllte da plötzlich Peter in der Küche.


Keine Sekunde später war Nadia auf den Beinen. Sie hatte ihren Geliebten schon in so einigen Stimmlagen gehört. Aber diese war neu. Und zutiefst erschütternd.


Es war ein Schrei der ohnmächtigen Wut gewesen. Und er wurde gefolgt vom Geräusch sich schnell entfernender Schritte.

Mit Patty unmittelbar auf den Fersen flitzte Nadia in die Küche. Aber Peter war nicht da.


„Peter?“, rief sie ängstlich. „Baby?“


Dann hörte sie ein lautes Quietschen von draußen und Augenblicke später Peters Wagen, wie er ansprang und dann mit viel zu hoher Geschwindigkeit von Hof schoss.


„Peter!“, keuchte sie entsetzt.

„Nadia!“, kreischte da plötzlich Patty hinter ihr voller Angst.


Alarmiert fuhr sie herum und sah ihre Freundin einen Zettel in der zitternden Hand halten. Rasch trat sie näher und versuchte, die Sauklaue zu entziffern. Und dann, sich einen Reim auf die Worte zu machen.

Haben dein Kussine Büpler!!!


Kom zur Bauruine in Walt!!!


Patze Schlambe weis wo!!!


Pring Blondie mit!!!


15 Minuden sons stirpt die Schlambe!!!


KEINE BULLEN sons lass mer dir n Arm da!!!

„Was…? Was…?“, keuchte Nadia schockiert.


„Meine Brüder“, wimmerte Patty.


„Die Waschlappen?“, staunte die Blondine.


„Das ist Pierres Handschrift! Und der steckt in richtig üblen Sachen mit drin, Nadia. Mit richtig üblen Leuten!“

Nadia fühlte, wie ihr Herz einen Augenblick lang zu schlagen aufhörte.


Der Ausdruck in Pattys Augen war blanke Angst. Und sie kannte ihren Bruder am besten. Wenn er wirklich mehr als ein Maulheld war…


Panik kroch ihr in die Kehle. Aber sie knallte die Faust auf den Tisch und ließ den Schmerz die Angst zurückdrängen.

„Ruf die Polizei!“, forderte sie Patty auf und wandte sich ab.


„Aber…“


„Tu es, Patty. Und sag ihnen, wo sie hin müssen.“


„Und du?“, fragte Patty, während sie hinter Nadia hereilte, um zum Telefon im Wohnzimmer zu gelangen.


„Ich hole Kenny oder irgendwen, der ein Auto hat. Und du sagst mir, wo ich hin muss.“

Damit war sie aus dem Raum und im Schlafzimmer. Ihr erster Impuls war, das Nächstbeste anzuziehen, aber sie besann sich und suchte sich schnell eine Shorts und ein Shirt. Und dazu ihre Turnschuhe.


Schnell schlüpfte sie in die Kleidung und war beinahe fertig, als sie einen erstickten Schrei und dann Gerangel und eiliges Getrappel aus dem angrenzenden Raum hörte.


„Halt still!“, zischte eine sich entfernende Männerstimme.

Noch ohne Schuhe und mit bis in den Hals schlagendem Herzen sprang sie zur Durchgangstür und hindurch. Fast hätte sie nach Patty gerufen, aber sie hielt sich zurück. Und sie rannte auch nicht weiter, sondern versuchte, sich leise zu bewegen. Wenn es Probleme gab - und es sah verdammt danach aus - half sie niemandem, wenn sie kopfüber hineinstürzte.


Vorsichtig schlich sie durch die Küche zur Eingangstür und lugte hinaus. Und dort sah sie zwei Männer, die eine sich windende Patty mit sich zerrten. Offenbar hielten sie ihr den Mund zu und ebenso offenbar war zumindest einer von ihnen ein völlig Fremder, während der andere der untersetzte Andre zu sein schien.


Fuck!!

Zielstrebig liefen die beiden über den Hof und auf die Straße. Sie wussten, wo sie hinwollten und die Chancen standen gut, dass auch Peter dorthin auf dem Weg war. So schwer es ihr fiel, ihre Freundin im Stich zu lassen - sie eilte zurück ins Schlafzimmer und streifte sich ihre Schuhe über. Und dann hielt sie nur noch einmal in der Küche inne, um sich ein Messer aus der Schublade zu nehmen.


Danach lugte sie noch einmal hinaus und sah gerade noch, wie ein Wagen aus einer Seitengasse kam und sich mit einem Affenzahn aus dem Staub machte.


Schlecht. Aber auch gut, denn damit hatte sie freie Bahn. Und zwar hinüber zu Kennys Haus.

*****

Kenny schreckte hoch, als jemand seinen Namen rief und gleichzeitig sturmgeklingelt wurde.


Das war hoffentlich reichlich wichtig, sonst würde er…


Moment… War das nicht Nadias Stimme? Und klang sie völlig außer sich?

Schnell rollte er sich aus dem Bett und eilte zur Vordertür, noch während seine Mutter von oben nachfragte, was zur Hölle denn los sei.


„Gleich, Mom!“, schnauzte er und riss die Tür auf.


Tatsächlich stand eine atemlose und sehr aufgeregt wirkende Nadia davor.

„Sie haben Tanja und Patty. Und Peter ist auf dem Weg zu ihnen. Sie meint, vielleicht ist ihr Bruder Pierre dabei. Und der soll gefährlich sein. Brauche ein Auto, Kenny. Bitte!“


„Wohin?“, fragte er sofort, während ihm heiß und kalt wurde.


„Bauruine? Wald?“


„Kenne ich. Eine Minute!“


„Kenny…“, setzte sie an.


„Eine - Minute“, sagte er energisch.


Daraufhin nickte sie.

„Mom!“, brüllte er, während er sich umdrehte. „Ruf die Bullen und sag ihnen, sie sollen zur alten Bauruine im Wald über dem Dorf kommen. Da, wo die Villa gebaut werden sollte.


Und sag ihnen, es geht um Leben und Tod!“


„Kenneth?“, rief seine Mutter verwirrt von oben, während er in seinem Zimmer in seine Klamotten sprang.


„Bauruine der Villa im Wald, Mom! Leben und Tod! Kein Scheiß!“, schnauzte er ungeduldig. „Pierre Pfaffer! Sag ihnen den Namen, Mom. Pierre Pfaffer!“

Ohne ihre Antwort abzuwarten, schnappte er sich ihren Autoschlüssel vom Schlüsselbrett und flitzte an Nadia vorbei zu dem kleinen Renault. Die Blondine war unmittelbar hinter ihm. Das musste er nicht erst überprüfen.


Sekunden später trat er das Gaspedal durch und raste los. Und erst dann gestattete er sich, über sein weiteres Vorgehen nachzudenken.

„Was ist passiert? In Kurzfassung“, keuchte er.


„Geklirr, aufgewacht, Peter schreit, rennt raus, fährt los. Stein, Brief. Haben Tanja und drohen. Umbringen oder verstümmeln. Keine Bullen“, ratterte sie atemlos hinunter. „Anziehen, Patty Bullen rufen. Gerangel, zwei Typen holen Patty, einer Andre, glaub ich. Zu viel für mich. Versteckt. Angezogen, losgerannt.“


Als vielleicht einer von unter einer Million Menschen war Kenny durch diese Aufzählung perfekt im Bilde. Er hasste es manchmal, wie langsam Leute Dinge erklärten. Vor allem, wenn er unter Storm stand. Aber mit dieser Art der Schilderung konnte er was anfangen.


„Du bist okay?“, fragte er.


Sie schüttelte den Kopf.


„Verletzt?“


„Scheiß Angst!“

Das machte Sinn. Angst war etwas, was er auch noch haben würde, bevor diese Geschichte vorbei war. Aber jetzt gerade ritt er die erste Welle Adrenalin und fühlte sich trotz der Umstände ziemlich gut.


Nur einen Plan hatte er noch nicht. Aber wenigstens waren sie unterwegs. Und sie konnten Zeit für die Bullen schinden, die hoffentlich den Notruf ernst nehmen würden. Der Name Pierre Pfaffer war ihnen jedenfalls bekannt. Selbst nach all den Jahren, die der Mistkerl im Knast und sonst wo in der Weltgeschichte verbracht hatte.


Hoffentlich…

Erst dann sickerte eine bestimmte Information so richtig zu ihm durch: Tanja! Sie hatten Tanja!


Als wäre das, was einer der Wichser ihr angetan hatte, nicht schon genug gewesen. Als hätte sie nicht schon genug durchgemacht. Jetzt wurde sie auch noch als Geisel benutzt.


Aber diesmal nicht! Seine Zähne knirschten, als er sie fest zusammenbiss.


Diesmal nicht!

*****

Renates Herz schlug viel zu schnell, aber für ihre Tabletten war keine Zeit. Geklirr hatte sie hochgeschreckt und zuerst war sie verwirrt gewesen. Es war mitten in der Nacht und es war auch nichts weiter zu hören gewesen. Trotzdem mochte sie den Gedanken nicht, dass vielleicht irgendetwas zu Bruch gegangen war.


Langsam quälte sie sich aus dem Bett. Nie zeigte sich die Last der Jahre so überdeutlich, wie beim Aufstehen. Aber ihr Wille war noch immer stärker.

Es hatte sie sehr irritiert, dass ein Wagen mit quietschenden Reifen vom Hof geschossen war. Peter?


Ein Blick aus dem Fenster hatte natürlich nichts offenbart. Bis auf die zwei Gestalten, die sich geduckt auf den Hof schlichen.


Gütiger Gott!

Renate überlegte nicht, ob sie zum Telefon oder zum Schrank gehen sollte. Die nächste Polizeiwache war mehr als fünfzehn Kilometer entfernt und das Dorf war sehr, sehr ruhig. Also war die nächste Streife womöglich noch weiter weg.


Sie musste sich selbst zur Wehr setzen. Und sie musste schauen, ob die Kinder Hilfe brauchten. Vielleicht war Peters Wagen gestohlen worden. Und vielleicht wollten die Gauner noch mehr klauen.

Rasch streifte sie den Morgenmantel über und holte die Geldkassette aus ihrem Versteck. Einmal hatte sie dieses Geschenk von Rudolf zu gut versteckt. Und dann hatte sie es nicht zur Hand gehabt, als der Russe kam, um ihr Familie, Heim und Unschuld zu nehmen.


Seitdem war es immer in der Nähe und sie pflegte es jede Woche, wie ihr schneidiger Obergefreiter es ihr bei seinem letzten Fronturlaub beigebracht hatte. Und so war es wohl besser in Schuss, als sie selbst.


Sorgfältig nahm sie eines der Magazine und führte es ein. So vertraut war ihr diese Bewegung, dass sie nicht einmal dabei zitterte, obwohl sie sehr aufgeregt war. Und auch das Spannen des Kniegelenks funktionierte genau so, wie es sollte.

„Sie soll dein Beschützer sein, wenn ich an der Front bin“, hatte er ihr erklärt. „Man kann nie wissen, ob nicht einmal Räuber kommen, weil sie denken, alle guten Männer stehen an der Front und sie können leichte Beute machen. Besonders so wertvolle Beute, wie meine kleine Renate!“


Dann hatte er sie hochgehoben und an sich gedrückt. Und sie hatte sich an ihm festgehalten, als hinge ihr Leben davon ab. Weil sie damals glaubte, dass er sie heiraten würde. Er hatte es versprochen. Und wenn der Krieg vorbei war - sie sagten ja immer, dass es nicht mehr so lange dauern konnte, bis zum Endsieg - wäre sie auch alt genug und der Vater würde es erlauben.


Und wenn er es nicht erlaubte, dann würde sie den Rudolf halt küssen und schwanger werden und dann musste er es gestatten. Ach was war sie mit vierzehn doch noch unschuldig gewesen…

Viel größer als damals war heute ihre Hand. Und auch wenn die Kräfte nachließen, war sie kein schwaches Kind mehr. Also würde sie schon mit dem Bocken der Pistole zurechtkommen, wenn es sein musste. Wie sie sich hinstellen musste, wusste sie ja noch ganz genau.


Unbeirrt von den Erinnerungen, die über sie hereinbrachen, war sie langsam die Treppe hinunter gegangen und zur Verbindungstür geschlichen. An ihrer Haustür war alles in Ordnung, also mussten die Gauner nach den Kindern trachten.


Doch als sie leise die Tür zur Einliegerwohnung öffnete, war es wohl schon zu spät. Niemand war mehr da. Alles war in Unordnung. Und auf dem Tisch lag ein Zettel.

*****

Tanja zuckte zusammen, als sie die Schritte hörte.


Sie konnte noch nicht lange aus dem Krankenhaus weg sein. Vielleicht erst Stunden. Aber sie hatte schon gelernt, das Geräusch der Schritte auf dem groben Stein- oder Betonboden zu fürchten.


Beim ersten Mal war es Rene gewesen, der ohne zu zögern ihre Brüste und Schenkel betatscht hatte und ihr davon erzählte, was er alles mit ihr anstellen würde, wenn Peter erst einmal erledigt wäre.


Und Tanja hatte geweint, weil sie Angst vor dem hatte, was er ihr antun würde. Und vor dem, was er und seine Brüder vielleicht Peter antun mochten. Aber geholfen hatte ihr das nicht.

Geholfen hatte ihr irgendein Fremder. Oder vielleicht war es auch Pierre, der älteste der Pfaffer Brüder. Jedenfalls hatte er Rene angeschnauzt, die Finger von ihr zu lassen. Was sie fast schon mit Dankbarkeit erfüllt hatte. Bis er irgendwann wiederkam und ihr von seinen Plänen erzählte.


„Wenn du nicht tust, was ich sage“, hatte er ihr ins Ohr geraunt, „wird all das, was dir bevorsteht, sehr viel mehr wehtun.


Ich kann dich so schlagen, dass es keine Spuren hinterlässt. Und ich kann dich so ficken, dass es richtig wehtut. Und vor allem kann ich dafür sorgen, dass du von jemandem gekauft wirst, der eine kleine Schlampe zum Totquälen haben will.


Oder du bist artig und gehorchst. Dann tut das Ficken nicht so weh und es kauft dich jemand, der vielleicht sogar mal ein bisschen nett zu dir ist. Deine Entscheidung.“

Die Worte waren schlimmer gewesen als alles, was Renes Finger oder sein Pimmel ihr antun konnten.


Tanja schämte sich vor sich selbst, weil sie schon wieder selbstsüchtig war. Sie hasste sich dafür, aber sie hatte schreckliche Angst. Mehr als alles andere hatte sie Angst davor, zu Tode gequält zu werden. Vor den Schmerzen.


Sie nickte so ausholend, wie sie konnte, um ihm zu zeigen, dass sie artig sein wollte. Und gleich im nächsten Moment wollte sie sich am liebsten selbst umbringen, weil sie Peter damit verriet. Wieder!

Als nun die Schritte wiederkamen, befürchtete sie, es wäre soweit. Nun würde er ihr wehtun. Oder sie verkaufen. Oder was auch immer mit ihr tun.


Sie hatte Angst. So entsetzlich viel Angst, dass sie die Kontrolle über ihre Blase verlor. Was ihre Lage nur noch schrecklicher machte. Und sie anwiderte, weil sie so schwach war. So jämmerlich und wertlos.

„Zeit für deinen Auftritt, Puppe“, grunzte ein völlig Fremder. Dann schnüffelte er kurz. „Hast du dich eingepisst? Oder hat einer der Penner hier in die Ecke gestrullt?“


Ohne eine Antwort auf seine Frage zu erwarten, packte er einen Teil ihrer Fesseln und zerrte sie auf die Füße. Mit zusammengebundenen Beinen konnte sie kaum stehen, aber das schien ihn nicht zu interessieren.


„Ich schneide dir die Fesseln unten auf. Aber wenn du wegläufst, fängst du dir ne Kugel ein, klar?“, erklärte er. „Scheiße… Du hast dich wirklich eingepisst… Na das wird Pierre gefallen. Wenn er dir jetzt den Arsch wundfickt, hast du selbst schuld…“

Tanja konnte nur wimmern und trotz der zusätzlichen Bewegungsfreiheit ihrer Beine knickte sie ein. Aber der Fremde riss sie wieder hoch und zerrte sie mit sich.


Unter ihren Füßen fühlte sie lauter kleine und größere Steine, die ihr in die Sohlen stachen. Und die kalte Nachtluft, die ihr unter das Krankenhausleibchen fuhr, ließ sie frösteln. Aber das interessierte niemanden.


Sie war schließlich nur Abschaum. Wertlos…

„Nimm ihr die Kapuze ab“, wies Pierre den Fremden an. „Der Bubi soll sehen, dass sie es ist, wenn er ankommt.“


Rasch wurde der Sack, den man ihr über den Kopf gezogen hatte, entfernt. Und Tanja konnte einen Blick in die Runde werfen. Aber Erleichterung brachte ihr das keine.

Sie befand sich vor einer Bauruine im Wald. Vielleicht die alte Villa, die nie ganz fertiggestellt worden war. Abgelegen und kaum noch jemandem bekannt. Das würde passen.


Zu ihrer Rechten stand Rene und starrte sie anzüglich grinsend an. Ihr verrutschter Kittel schützte sie praktisch nicht mehr vor seinen Augen. Und sie konnte nichts dagegen tun.


Auf der anderen Seite stand der hochgewachsene Pierre und etwas weiter entfernt sein Bruder Andre. Ersterer starrte in die Ferne und Letzterer betrachtete sie ähnlich interessiert, wie es Rene tat.


Wo der Fremde steckte, konnte sie nicht sagen. Aber vermutlich war er hinter ihr.

„Es ist kein Streifenwagen“, verkündete Pierre nun. „Sieht schon aus wie die Karre von dem Bubi.“


Erst jetzt bemerkte Tanja, dass er ein Fernglas vor den Augen hatte.


„Sieht so aus, als könntest du deinen Arm behalten, Schlampe.“

Aber Tanja hörte ihn kaum noch. Sie starrte auf die näherkommenden Lichter und kämpfte mit den Tränen.


Sie wollte ihm zurufen, nicht hierher zu kommen. Sie ahnte, dass ihm weit mehr als eine Tracht Prügel drohte. Aber ihr Herz machte Luftsprünge, denn Peter kam. Wegen ihr! Um sie zu retten!


Er… ließ sie nicht im Stich, so wie sie ihn im Stich gelassen hatte.


Oh… warum ließ er sie nicht im Stich?


Er sollte doch bei Nadia sein und nicht hier.

Jähes Entsetzen rang mit der Freude in ihrer Brust, als ihr Blick auf die Pistole fiel, die Pierre in seinem Gürtel stecken hatte.


Er durfte nicht kommen! Sie… sie würden ihn… töten!

*****

Peter war unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, während er durch die Nacht raste.


Tanja war in Gefahr. Es stand außer Frage, dass er ihr helfen musste. Und es stand ebenfalls außer Frage, Nadia in Gefahr zu bringen. Also war er allein.


Das war nicht vernünftig, aber es war die einzige Option.

‚Fünfzehn Minuten‘, hatte auf dem Zettel gestanden. Nicht genug Zeit für die Polizei. Also kam das nicht in Betracht. Aber hoffentlich ignorierten die beiden Frauen die Drohung und verständigten sie trotzdem.


Eine leere Drohung war es möglicherweise. Aber vielleicht auch nicht. Wenn Pierre Pfaffer mit von der Partie war, war so ziemlich alles möglich. Der Typ war ein irrer Schläger.


So oder so konnte Peter das Risiko nicht eingehen.

Er lenkte seinen Wagen durch den Wald. Er kannte sein Ziel und musste nicht suchen. Dafür hätte er auch keine Zeit gehabt.


Als der große Rohbau in Sicht kam, der einmal eine Villa hatte werden sollen und der jetzt schon wieder langsam im Wald verschwand, atmete er auf. Im Licht seiner Scheinwerfer sah er die gesamte Pfaffer-Bruderschaft. Und er sah Tanja.


Aber als Nächstes wurde er wütend, denn seine Cousine stand zitternd in einem völlig verschobenen Krankenhauskittel da und war mit reichlich Klebeband am ganzen Oberkörper umwickelt. Sogar auf die Entfernung konnte er die Angst in ihrem Gesicht ganz klar erkennen.

Rasch stieg er aus und stapfte los, ohne auch nur den Motor abzustellen. Irrer Schläger oder nicht - Pierre Pfaffer war fällig für die Tracht Prügel seines Lebens. Und seine Brüder waren danach dran.


Ohne das geringste Zögern steuerte er mit geballten Fäusten auf den Wichser zu, der Tanja mit einer Hand an seiner Seite hielt. Die schüttelte wild den Kopf und wimmerte, aber Peter beachtete sie nicht. Noch nicht. Zuerst musste er…

„Das reicht, Bubi“, knurrte Pfaffer.


Und um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, holte er eine schwarze Pistole hinter seinem Rücken hervor und richtete sie auf Peter.


Der hielt kurz inne. Aber dann spannte er sich auch schon an, um vorwärts zu springen. Koste es, was es wolle. Der Gnade der Pfaffers konnte er sich jedenfalls kaum ausliefern. Dann waren Tanja und er am Arsch.

Dummerweise war Pierre kein so großer Idiot wie seine Brüder. Er erkannte, was vor sich ging. Und er schaltete Peter auf die einzig mögliche Weise aus.


„Denk nicht, ich würd bluffen“, schnauzte er, während er Tanja die Pistole in die Seite drückte.


Peter blieb stehen und zwang sich dazu, sich zu entspannen.


„Du hast mich. Lass sie gehen“, forderte er mühsam beherrscht.


„So läuft das nicht“, erklärte Pierre höhnisch. „Los ihr Pappnasen. Er gehört euch. Macht ihn fertig.“

Peter starrte sein Gegenüber hasserfüllt an, während sich Andre und Rene zögerlich in Bewegung setzten. Und dann sah er Tanja an, die gegen ihren Knebel anschrie und versuchte, sich loszureißen, während ihr die Tränen über die Wangen strömten.


„Nicht deine Schuld, Kleines“, sagte er, mühsam um Sanftheit in der Stimme bemüht.


Als Rene neben ihm ausholte, um ihn ins Gesicht zu schlagen, tat er… nichts.

*****

Patty wehrte sich nach Kräften gegen die beiden Fremden. Sie wusste nicht, was los war. Aber sie wusste, dass sie das nicht wollte. Nur war schon einer von ihnen mehr als stark genug, um mit ihr fertig zu werden.


Man schleppte sie über die Straße zu einem Auto und sie hoffte kurz, Nadia würde kommen, um ihr zu helfen. Und dann hoffte sie, Nadia würde genau das nicht tun, sondern die Polizei rufen. Denn sonst hätten die beiden Typen gleich zwei Gefangene.

Es war nicht schwer, sich auszurechnen, dass sie Penner zu Pierre gehörten. Sie trugen Lederwesten, rochen nach Alkohol und waren grob an der Grenze zur Gewalttätigkeit. Das passte.


Demnach würde man sie wahrscheinlich dorthin bringen, wo sie ohnehin hinwollte. Nur nicht ganz in der Weise, wie sie dorthin wollte. Frustriert zwang sie sich dazu, ihre Gegenwehr einzustellen und ließ sich von einem der beiden Typen auf die Rückbank des Wagens ziehen.


Wenn sie doch nur wie Nadia wäre und sich einen Plan ausdenken könnte…

„Fessel die Schlampe“, forderte derjenige der Typen, der sich ans Steuer setzte.


„Jaja… Gleich…“, meinte der andere. „Nur kurz mal auf Tuchfühlung gehen…“

Pattys erster Impuls war, sich sofort aufzubäumen und zu kämpfen. Aber sie riss sich zusammen, als ihr etwas einfiel: ‚Wenn Männer Geilheit sehen, fängt ihre Hose an, für sie zu denken.‘


Also versuchte sie, sich soweit es ging zu entspannen. Und als der Dreckskerl ihr an die Brust griff, stöhnte sie verhalten und presste ihren Oberkörper ein wenig der Hand entgegen.

Es dauerte ein paar Minuten, bis der Dummkopf die Signale verstand, die ihm gegenüber wahrscheinlich noch keine Frau jemals ausgesandt hatte. Patty befürchtete schon, zu sehr zu übertreiben, als er endlich stutzte.


„Ich glaub, die Schlampe ist geil“, meinte er.


„Klar. Ganz bestimmt“, höhnte sein Kumpan.


„Alter… Die reibt sich an mir. Ich sags dir!“


„Genau… Bist du geil, Kleine. Stehst du auf harte Kerle wie uns?“


Er sah dabei in den Rückspiegel und sagte es sarkastisch. Aber er stutzte verblüfft, als sie langsam und deutlich nickte.


„Nimm mal die Flosse von ihrer Futterluke, Daniel“, schnauzte er.

„Ja“, sagte Patty so leise und verführerisch wie möglich. „Ich steh auf harte Kerle. Richtige Kerle. Nicht solche Waschlappen wie Rene und Andre…“


„Kann ich verstehen“, gackerte der, der ihr weiterhin die Brüste betatschte.


„Ein Jammer, dass wir keine Zeit haben, Süße“, sagte der Fahrer und schenkte ihr ein Grinsen, bei dem ihr fast schlecht wurde, weil er wohl keinen einzigen gesunden Zahn mehr im Mund hatte. „Aber später können wir uns bestimmt amüsieren.“

Einerseits war Patty sehr froh darüber, dass sie sich nicht jetzt ‚amüsieren‘ musste. Aber andererseits verfluchte sie ihre Unfähigkeit. Nadia hätte das ganz sicher besser hinbekommen.


Allerdings musste sie sich eingestehen, dass der Typ, auf dessen Schoß sie hing, ihr nicht einmal mehr die Hände festhielt. Offenbar wurde sie nicht als Bedrohung betrachtet. Und das… war doch etwas, oder? Damit ließ sich doch etwas anfangen…


Nur was? Was?

*****

„Walther! Wach auf, Walther! Du musst aufstehen!“

Walther brummte nur und fluchte im Geiste. Erst klingelte mitten in der Nacht das Telefon ohne Pause. Was allein schon eine Frechheit war. Wer rief den bitteschön zu nachtschlafender Zeit bei ihnen an? Das konnten ja nur jugendliche Witzbolde sein. Mistpack!


Aber zum Glück war Elfriede dran gegangen und er hatte sich wieder entspannt und versucht, seinen schönen Traum wieder aufzunehmen. Den, in dem diese beiden jungen Dinger eine gewisse Hauptrolle spielten, die der junge Bübler bei sich gehabt hatte, als Walther mit Fritz Gassi gegangen war.


Aber Elfriede war eisern. Wahrscheinlich spürte sie instinktiv, dass er nicht von ihr träumte. Und gönnte ihm das Vergnügen nicht.

„Walther Müller!“, keifte sie. „Steh sofort auf und hol dein Gewehr!“


Was war nur aus der süßen Brünetten geworden, die er damals geheiratet hatte? Die mit der Engelsstimme, die ihn immer so bewundernd anstarrte, wenn er einen kapitalen Bock mit nach Hause brachte. Und die… sich nicht zu schade gewesen war, auch mal eine dieser modernen Stellungen im Bett auszuprobieren…


Ach ja. Sie war zusammen mit ihm gealtert, ertrug Nacht für Nacht sein Schnarchen, küsste ihn noch immer, ohne zu zögern, und lüftete gerne auch noch ein oder drei Mal in der Woche ihr Nachthemd für ihn. Auch wenn sie keine zwanzig mehr war, konnte er sich verflucht noch eins nicht wirklich beschweren…


Moment! Gewehr?

„Was’nlos?“, nuschelte er benommen und versuchte, seinen Halbschlaf abzuschütteln.


„Renate hat angerufen. Jemand hat ihre Enkelin entführt und der Peter ist hinterher. Sie glaubt, die Scheißkerle sind bei der ollen Ruine im Wald und sie fürchtet, die wollen der Tanja was tun.“


„Was?“, grunzte er.


Das war ein wenig viel so kurz nach dem Aufwachen. Aber dann fiel ihm siedend heiß etwas ein.


„Ja hol mich doch der Teufel!“, schnauzte er. „Ich wusste doch gleich, dass diese Gestalten nichts Gutes im Schilde führen.“

Erst am Mittag hatte er seine Runde durch den Wald gemacht. Schließlich war er für den Wildbestand verantwortlich. Und dabei hatte er eine Gruppe Jugendlicher mit Motorrädern und Autos beobachtet, die sich an der Bauruine herumgetrieben hatten.


Das missfiel ihm, aber solange sie kein Feuer legten oder etwas in der Art, musste er es schlucken. Auch wenn er die Pfaffer-Burschen mit dem Fernglas erkannt hatte. Und die waren wirklich besonders zwielichtige Gestalten. Säufer und Raufbolde allesamt.


Jetzt hatten sie offenbar völlig den Verstand verloren…

So rasch er konnte, schwang er die Beine aus dem Bett und rieb sich den letzten Rest Schlaf aus den Augen.


„Du musst für mich in den Keller gehen, Liebes“, sagte er betont ruhig. „Der Schlüssel für den Panzerschrank liegt…“


„Ich weiß, Schatz“, sagte sie sanft. „Denkst du wirklich, dass es so schlimm ist?“


„Ich habe heute die Pfaffers im Wald gesehen. Und reichlich Jungvolk dabei. Wenn die daran beteiligt sind, reicht meine Flinte vielleicht nicht.“


„Aber es sind doch nur dumme Kinder“, widersprach Elfriede leise und hoffnungsvoll.


„Wenn der Mistkerl Pierre nicht dabei wäre, hättest du vielleicht recht.“

Seine Frau kniff die Augen zusammen. Wie alle Leute im Dorf kannte sie die Geschichte von Pierre Pfaffer ganz genau. Auch wenn ihm ni

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Kommentare


ug2t
dabei seit: Jan '01
Kommentare: 67
schrieb am 16.02.2015:
»Das hat mit Erotik leider gar nix mehr zu tun :-(«

wohltat
dabei seit: Dez '00
Kommentare: 64
schrieb am 18.02.2015:
»Keine Erotik, das ist wahr. Aber auch eine stimmige Fortführung der Geschichte. Bitte fortsetzen!«

Egger
dabei seit: Feb '13
Kommentare: 17
schrieb am 19.02.2015:
»Ich schliesse mich den bisherigen Meinungen an: Leider bisher die schlechteste Geschichte aus der Reihe. Es zeichnete sich schon an Ende der Folge 12 ab, dass es eher in Richtung Krimi geht als die Erotik aus den Folgen 11 und 12 weiterzuführen.
Leider völlig am Thema vorbei, echt schade. Hoffentlich wird Folge 14 wieder besser.«

Ossi2001
dabei seit: Aug '01
Kommentare: 134
schrieb am 22.06.2015:
»OK, keine Erotik. Aber ein tolles spannendes Kapitel. Ein würdiger Abschluß für eine grandiose Geschichte. Ich lese am besten gleich Kapitel 14. Ich werde diese Geschichte vermissen.«

magicflute
dabei seit: Sep '07
Kommentare: 258
schrieb am 05.07.2015:
»es ist eine folgegeschichte. und glücklicherweise kann der autor auch was anderes außer fickszenen aneinanderreihen...
virtuos gemacht, coy! vielleicht wäre es ein gran wirkungungsvoller geworden, wenn zumindest renate völlig unerwartet aufgetaucht wäre - aber schais drauf... schön gemacht, danke für gute unterhaltung!
freue mich trotzdem über entspannte rekonvaleszenzmomente :)
magic«



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