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Kommentare: 3 | Lesungen: 2293 | Bewertung: 5.91 | Kategorie: Sonstiges | veröffentlicht: 13.09.2010

Kuschelwetter

von

Vorwort

Er trifft ganz gern einmal attraktive Männer aus aller Welt, wenn es sich ergibt auch Frauen, und steht fast eher auf Kuschel- als auf Hardcore-Sex. Allerdings trägt das kalte Winterwetter nicht gerade zu seiner Stimmung bei. Doch alte Legenden berichten von einer schnellen und einfachen Möglichkeit, in ein wärmeres, sagenhaftes Land zu gelangen.

Anlässlich meines Entschlusses, noch einige Fortsetzungen zu schreiben, habe ich auch den ersten Teil noch einmal überarbeitet. Einige erotische Szenen wurden ausgebaut, während andere bei im Wesentlichen gleicher Handlung nun „runder“ sein sollten.

Kapitel 1 – Der Winter hat einen Ausgang

Dass der Winter scheinbar alles Leben ausgelöscht und durch kaltes Grau ersetzt hatte, war jetzt schon eine Weile her. Natürlich konnte man versuchen, ruhigen Schneelandschaften eine gewisse Schönheit abzugewinnen, aber jetzt, Anfang Februar, könnte der Winter wirklich schön langsam zu Ende gehen, wenn es nach mir ging. Doch wahrscheinlich würde es noch mehrere Wochen dauern, bis das Grün wieder die Oberhand gewann, und noch länger, bis ich in einer kurzen Hose auf die Straße gehen konnte, mit einem im leichten Wind flatternden T-Shirt und sonst nichts darunter, vielleicht mit einer Sonnenbrille im grellen Sonnenlicht. Im Gedanken sah ich einen großen Park mit üppig blühenden Pflanzen vor mir, mit vorbei joggenden Frauen, die zumindest in meiner Fantasie etwas von mir wollten, und ich „Ja, gerne“ darauf sagte, und mit ebenso knackigen Männern, die so wie ich vielleicht nicht nur das schöne Wetter genießen wollten. Später würde ich dann in einem Straßencafé oder so etwas sitzen, und vielleicht sogar tatsächlich mit jemand ins Gespräch kommen. Irgendwo gab es das wahrscheinlich sogar genau in diesem Moment – aber dazu müsste ich schon in ein Flugzeug steigen, etwas Zeit und Kleingeld übrig haben, und mir auch das stundenlange Herumgetue davor und danach antun.

Mangels Lust, heute noch wegzugehen, hatte ich es mir lieber zuhause gemütlich gemacht. Wie ich dann auf diese seltsame Website gekommen und dort hängengeblieben bin, das wusste ich auch nicht mehr genau. Ich glaubte schon, dass es vielleicht mehr da draußen gab, als wissenschaftlich anerkannt ist, stand diesem ganzen Esoterik- und Verschwörungstheorie-Zeugs aber doch eher skeptisch gegenüber. Aber so ähnlich wie bei diesen Ufo-Sichtungen war wohl vieles davon entweder Betrug oder erklärbar, aber es blieb ein kleiner Rest, zu dem niemand eine vernünftige Antwort abgeben konnte.

Jedenfalls war die Rede von mystischen Orten, die vielleicht sogar ein Portal zu einem anderen Ort sein konnten, wie ein Wurmloch, und von denen angeblich schon vor 200 Jahren in irgendwelchen Büchern berichtet wurde. Jemand hatte eine Seite aus einem dieser uralten Bücher eingescannt, die entweder echt oder sehr gut nachgemacht war. An diesen Orten sollte es auch möglich sein, dass Wünsche in Erfüllung gehen. Ganz sicher, dort würde dann eine Fee stehen und einem nach 3 Wünschen fragen, dachte ich mir, nach dem was dort zu lesen war. Erster Wunsch, bitte mindestens 20 Grad Celsius. Zweiter Wunsch, ich möchte bitte Sex mit dir haben. Dritter Wunsch, kann ich auch noch einen Mann dabei haben? Vielleicht sollte ich doch noch auf ein paar Seiten für Erwachsene schauen, wo es wirklich etwas zu sehen gab.

Ich sah zum Fenster und in die dunkle, weiß-graue Landschaft hinaus, und hörte den Wind pfeifen, der etwas Schnee vorbeitrieb.

Sekunden später schaute ich noch einmal auf den Bildschirm. Ja, dort stand wirklich auch eine Liste von möglichen Koordinaten, und einer der Einträge konnte gar nicht so weit von hier sein. Laut der Landkarte war der Punkt nicht wirklich weit von der Endstation der U-Bahn entfernt, irgendwo im Wald und ein kleines Stück nach dem Ende des Wohngebiets dort. An komische Typen für Horoskope und Handlesen hunderte Euro zu bezahlen, war eine Sache, aber einfach so zu auf die Winkelsekunde genau angegebenen Koordinaten fahren, die ein paar Kilometer von hier waren, eine andere. Trotz der Dunkelheit und Kälte überkam mich immer mehr ein sehr seltsames Gefühl, wie wenn dort am Ende wirklich diese Wünsche erfüllende Fee warten würde. Aber der Preis für die Befriedigung meiner Neugier schien mir gering – ein Fahrschein und eine kleine Wanderung durch die Eiswüste. Also zog ich meine Winterjacke an, und machte mich, so als ob ich zu einem spontanen vergnüglichen Treffen mit jemand unterwegs wäre, auch schon auf den Weg.

Die U-Bahn hatte eine Weile auf sich warten lassen, aber ein schönes Stück nach der Endstation hörte kurz nach den letzten Häusern die ausgefahrene Schneefahrbahn auf, und ging in einen Waldweg über, der eher nur aus einer glatten Eisschicht bestand. Die Handschuhe hatte ich ausgezogen, weil ich die Navigation am Handy sonst schlecht bedienen konnte, ich spürte meine Finger kaum, aber weit konnte es dem Plan nach nicht mehr sein. 250 Meter, 210, 170 …

Genau bei den angegebenen Koordinaten blieb ich stehen. Durch die Hochnebelschicht konnte das Mondlicht kaum dringen, während der letzte Lichtschein der Zivilisation noch etwas vom Waldrand her zu sehen war. Mächtige Bäume ragten in den Himmel, schmiegten sich im Wind und quietschten etwas, während ein Windstoß in meinem Gesicht brannte. Das Licht der Handy-Kamera, als Taschenlampe missbraucht, leuchtete auf den weiß-grauen Boden des Forstweges. Rechts neben mir kahler Wald auf einem recht steil nach unten gehenden Hang, vor mir nur Dunkelheit, und links neben mir ein Graben neben dem Weg, und eine kleine, hügelige Formation, fast wie ein Eingang zu einem Weinkeller. Ich ging weiter, und sah die Öffnung zwischen den Felsen. Das Licht drang noch etwas hinein, allzu tief schien es nicht in den Berghang hinein zu gehen.

Ich berührte die Wand aus etwas zerklüftetem Fels mit beiden Händen, schloss die Augen für einen Moment, und redete mir ein, hier etwas spüren zu können. Die Augen immer noch geschlossen, drückte ich mich gegen die gegenüberliegende Wand der Höhle, und die Hände fest gegen den Fels. Ein starkes Kribbeln durchfuhr meinen ganzen Körper, und der Stein fühlte sich nun wärmer an.

Er musste über 20 Grad haben, plus.

Ich riss die Augen auf, sah mich um – es war hell. Es war ein kleiner Berg, auf dem ich stand, mit Aussicht auf ein Meer, und mit einen flach abfallenden Hang. Um mich herum war sattes Grün, unten an der Küste niedrige Häuser. Es war ungefähr so, wie wenn ich im Wintermantel gerade in ein Kaufhaus gegangen wäre. Meine Jacke zog ich gleich aus, nach etwas Überlegen auch den Pullover, und das T-Shirt aus der Hose. Meine Sachen konnte ich wohl in diesem Gebüsch nebenan verstecken, denn ich verspürte in diesem Augenblick überhaupt keine Lust danach, reflexartig wieder zurück zu gehen, sondern musste, nach einem sehr tiefen Durchatmen, einfach die Umgebung hier erkunden. Die GPS-Anzeige zeigte nur die Suche nach einem Signal, aber Koordinaten spuckte sie auch nach ein paar Minuten keine aus.

Auf dem Weg nach unten bemerkte ich einen grünen Vogel vorüberfliegen. Irgendein Papagei? Bald kam ich bei den ersten Häusern vorbei, und der Weg mündete in eine Gasse mit ein paar Straßencafés und Lokalen mit weit offenen Türen. Die Steinplatten auf dem Boden sahen fast so aus, als ob sie schon seit 200 Jahren hier lagen, und wohl bis heute gut genug waren. Leuchtreklamen, jetzt noch nicht eingeschaltet, ließen aber erkennen, dass die Zeit nicht stehengeblieben war. Ein paar der Aufschriften waren englischsprachig, einige kamen mir spanisch vor, eine Temperatur-Anzeige zeigte 26°C, und etwas weiter vorne konnte man von dieser breiten Gasse aus zum Meer hinuntersehen. Die große Holztür zu einem Innenhof stand offen, drinnen Kieswege, eine Rasenfläche in der Mitte und bunte, duftende Pflanzen dazwischen. Ein paar Leute saßen auf der niedrigen Steinmauer, welche die Arkaden am Rand vom Innenhof trennte. Ich setzte mich an eine freie Stelle in der Sonne, sah mich eine Weile um, und machte dann kurz einmal die Augen zu. Nein, es war alles immer noch da so wie vorhin, wie ich sie einem Moment später wieder öffnete. Dann konnte ich ja weitergehen und mir wieder die Hauptstraße oder den Strand anschauen.

„Hey man, forgot your ...“, sagte auf einmal ein Mann mit dunkler Haut, als ich gerade aufgestanden war, und zeigte auf die Stelle, an der ich gesessen bin. Toll, ich hatte beim Herumkramen in meinen Hosentaschen meine Geldbörse liegen lassen.

„Danke, thanks, gracias, was auch immer!“, sagte ich, und steckte sie wieder ein.

Wir sahen uns ein paar Sekunden lang an. Er war eine Spur kleiner als ich, musste etwa so alt wie ich sein, also um die 30, aber noch etwas schlanker, und aus Afrika oder vielleicht doch Südamerika kommen.

„Because you were so nice, I'd like to buy you a drink, ok?“

„I think I know something better“, sagte er und lächelte.

Es war einfach so über mich gekommen, ihn auf etwas zu trinken einzuladen, wenn er schon so nett war, aber er wusste etwas Besseres, aha. Ich schaute einmal kurz in die Luft, dann nach unten auf ihn, und tat für ein paar Sekunden so, als ob ich nervös wäre. Wir lächelten uns noch einmal an, und gingen auf einen Durchgang zum Säulengang zu, welcher fast um den ganzen Innenhof herum führte. Ein weiterer schmaler Durchgang führte zu einem halboffenen Raum, neben dem noch ein kleiner Innenhof war. Sah nicht so aus, als ob hier oft jemand vorbeikommen würde. Er setzte sich auf die Steinbank dort, die aber recht bequem wirkte, und lehnte sich locker zurück. Etwas zögernd setzte ich mich neben ihn.

„Because you were so nice, I would like to give you a bl ...“, sagte ich einfach so, und wurde dabei immer leiser.

Er lächelte, ich sah mich um, und hatte nicht das Gefühl, dass hier jemand hineinkommen würde. Ich beugte mich langsam zu ihm hinüber, er trug nur eine kurze, knallbunte Hose, und nichts darunter, und ich war recht beeindruckt, als ich sie langsam zurückstreifte. Momente später schmeckte ich auch schon seine leicht salzige Haut, während ein leiser Lufthauch durch den Raum ging. Wahrscheinlich wusste er, dass man hier recht ungestört war, aber er war trotzdem recht leise, zumindest am Anfang.

Auch bei mir verhärtete sich die Lage nun immer mehr, doch es gab ja schließlich einen guten Grund, ihm einen Gefallen zu tun, und ich erwartete mir gar nicht so wirklich, dass er sich auch um mich kümmern würde. Etwas lauter wurde er nun schon, wie er sich nun noch bequemer zurückgelehnt und sich mit ausgestreckten Armen an die Lehne der Bank geklammert hatte, und sich langsam räkelte. Ich ging nun vor ihm auf die Knie, und musste einfach mit beiden Händen seine Haut fühlen, ihn ganz fühlen.

Als meine Zunge nochmals ein Pulsieren spürte, war er sich wahrscheinlich etwas unsicher, wie weit ich gehen würde, stand dann aber ganz spontan auf, sah schnell nach links und rechts, und wir standen nun eng nebeneinander. Ich hatte bei ihm nun alles fest im Griff und sah nur noch seinen offenen Mund, seinen nach hinten gebeugten Kopf und sein zustimmendes Stöhnen, während ich mit meiner anderen Hand von seinen Schultern aus unter sein hellgraues T-Shirt vordrang.

Zwischen meinen Fingern spürte ich nun wieder dieses Pulsieren, merkte wie sich sein Gesicht verzog – und am Höhepunkt des Geschehens wollte er wohl nicht ganz so laut sein und atmete nur tief durch.

Reflexartig zog er sich mit einem Mal die Hose wieder an, als ob er etwas gehört hätte. Niemand ging vorbei, aber dennoch hatte sich meine Anspannung fürs Erste dann wieder gelockert. Überhaupt war es eigentlich irrsinnig heiß in dieser Hose, die ich trug, und ich krempelte sie so weit nach oben wie es ging, und dabei noch nicht zu blöd aussah.

„Nicht schlecht“, sagte er, mit irgendeinem Akzent, „wir können auch wirklich was trinken gehen wenn du willst.“ Er vergewisserte sich mit einer Hand bei mir, ob das jetzt eine gute Idee war, und er konnte durch den Stoff spüren, dass da gerade nicht mehr viel los war.

„Oh, du sprichst Deutsch“, sagte ich.

„Ja, ich kann ein paar Sprachen.“

Im großen Innenhof merkte ich, dass es nun schon etwas dämmrig war, wenn auch noch lange nicht dunkel. Ob das alles hier genau zusammenpasste, versuchte ich gar nicht erst zu verstehen, aber für einen Traum war es viel zu intensiv. Ob die Leute hier etwas gemerkt hatten, oder doch jemand vorhin bei diesem kleinen Durchgang war?

Gegen Ende der Gasse war House-Musik zu hören, und ein Lokal mit einer Bar im Freien erstreckte sich zwischen dieser und dem Strand. Einige Leute lagen noch herum, jemand kam gerade aus dem Wasser. „Beer Bier Cerveza 1,80“ stand in mit weißer Farbe gemalter Schrift und neben ein paar anderen Dingen auf der großen, schwarzen Tafel über uns. Wenn das in Euro war, so war es nicht übermäßig teuer.

Eine zierliche, ungefähr 25-jährige Frau ging vorbei, nicht direkt neben uns. Schwer zu sagen, aus welcher Gegend sie wohl stammte, aber nicht unbedingt aus meiner. Es war aber genau eine von denen, wie sie öfters beim Joggen durch den Park zu beobachten waren, und mit einem Mal konnte ich sie nicht mehr aus den Augen lassen. Ich machte einen Schritt zurück, stolperte über den Standfuß eines Tisches und konnte mich gerade noch fangen. „Entschuldigung, ich ...“, sagte ich leise, sie verzog nur kurz, wie wenn sie lächeln würde, die Mundwinkel und ging langsam, und noch einen Blick auf mich werfend, vorbei. Eigentlich hatte ich ja beschlossen, mich vorläufig nicht mehr mit Frauen abzugeben, viel zu kompliziert für mich, aber trotzdem lief einem eben manchmal eine sehr attraktiv aussehende über den Weg. Dass eine bemerkte, was ich wohl so dachte, und auch noch zurück schaute, war aber schon lange nicht mehr passiert.

Er wirkte kurz ein bisschen erstaunt, warf ebenfalls einen Blick auf sie und dann mich, sagte aber nichts weiter. Ich hatte fast den Eindruck, wie wenn sie sich kennen würden und zulächelten, aber sie sagten nichts zueinander, weil es gerade unpassend war. „Damn, you sexy chick, Lust auf 'nen – Drink?“ sang ich im Gedanken zur Musik mit. „Nichts“, sagte ich nur kurz, als er wohl gemerkt hatte, dass ich für einen Moment geistig abwesend war, und bestellte an der Bar zwei Bier für uns. „Prost!“

Weil er so wirkte, als ob er mit Alkohol umgehen konnte, lud ich ihn noch auf eines ein. Zufall war es dann aber eigentlich keiner, dass ich auch schon dringend musste, als er nach einer Weile aufstand.

Jemand war gerade aus der Männertoilette gekommen, als wir sie gefunden hatten, und er sich zur Pissoir-Wand stellte. Er konnte sehr wohl, während ich gerade etwas zu schüchtern dafür war. Er hätte hier sicher auch fortsetzen können, was er vorhin in diesem Säulengang fast schon bei mir begonnen hätte, aber das war nicht sein Stil. Er kam etwas näher, klopfte mir auf die Schulter, und es ging dann auch bei mir, als wir so nebeneinander standen. Nach dem, was ich getrunken hatte, musste es ja. Wieder draußen, konnte ich die Frau von vorhin, die zwischen etwas verwirrt und erfreut gewirkt hatte, erst einmal nicht mehr entdecken.

„Weißt du, was ich gerne einmal sehen würde?“, sagte er, als wir uns etwas unterhielten.

„Was denn? Zwei Frauen, die sich küssen?“

„Schnee. Ich habe noch nie Schnee gesehen, außer auf Bildern.“

„Wie kommst du gerade auf das? Bist du sicher, dass du den wirklich sehen willst?“, fragte ich zurück und tat so, als ob ich vor Kälte zittern würde.

„Ich wäre schon einmal neugierig, und so kalt kann es ja nicht sein.“

Entweder hatte er wirklich keine Ahnung, und kannte den Winter nur aus Erzählungen, oder er ahnte oder wusste sehr wohl, was ich ihm gar nicht weit von hier zeigen konnte. Ich war mir aber unsicher, ob ich ihm von dieser Höhle draußen auf dem Berghang erzählen sollte, allein schon beim Gedanken an die andere Seite, also meine Seite und die Eiswüste dort, durchfuhr mich ein kalter Schauer.

Als wir aufstanden und weitergingen, war es schon dunkel, aber wirklich dunkel war es in dieser sternenklaren und mondhellen Nacht nicht, und kälter als 20 Grad sicher auch nicht. Er hatte nicht mehr nach dem Schnee gefragt, und womöglich würde ja auch alles in sich zusammenfallen, wenn ich es ihm zeigte. Wusste er am Ende doch schon alles, oder gehörte er eben zu den Menschen in warmen Ländern, die vielleicht einmal eine Schneelandschaft sehen wollten?

Obwohl ich mit einem Mal so ein Gefühl in der Magengegend bekommen hatte, schien es beim Anblick der bunten Lichter und der gut aussehenden, knapp bekleideten Männer – und Frauen – auf der Straße auch schon wieder praktisch verschwunden zu sein. Er ging mit mir in eine Gegend, wo nur noch ein paar entfernte Lichter zu sehen waren, einige Bäume, vielleicht eine Palmen-Art, vielleicht exotische Laubbäume, am Rand des Sandstrandes standen, und außer uns niemand zu sehen war. Er legte einfach seinen Arm auf meine Schulter, als ich stehenblieb und auf das nächtliche Meer schaute. Zwar war er jemand, bei dem ich es tun würde, aber sollte ich ihn küssen? Vielleicht stand er ja nicht so darauf. Doch ich fühlte mich so oder so wie mitten in einem langen Sommer und versuchte erst gar nicht gegen das Gefühl anzukämpfen, das sich zwar nur ein bisschen, aber doch etwas mehr als nur ein kleines Abenteuer zwischen uns abspielte.

Wir setzten uns auf dem dunklen Strand nebeneinander, und ich merkte nun, dass er ganz und gar nicht zurückhaltend war, sondern einfach nur auf den perfekten Moment gewartet hatte. Noch bevor ich viel sagen konnte, verschafften sich seine Hände auch schon Zugriff zu meiner Hose – und bauten diesmal doch die Spannung ab, die sich die ganze Zeit bei mir aufgestaut hatte. Noch bevor ich zu einem letzten befreienden Schrei ausholen konnte, küsste er mich nun doch, und unsere Lippen berührten sich so lange, bis ich tief Luft holen musste.

Wir blieben noch eine Weile nebeneinander liegen, er mit einem ausgestrecken Bein über meinem, doch dann sprangen wir beide auf, er tauchte seine Hände ganz diskret in das Meer, und gingen noch ein Stück weiter.

Irgendwann kamen wir wieder bei der Bar vorbei, die sich schön langsam in eine Stranddisco zu verwandeln schien. Kurz stehenbleibend und mit den Schultern zuckend, machte ich einen Schritt in Richtung Eingang, und er folgte mir.

Während er diesmal etwas zu trinken bestellte, glaubte ich sie wieder gesehen zu haben. Ja, genau sie, für die ich wirklich versuchte, Worte zu finden, die keine billige Anmache waren. Es war nicht so, dass ich sowieso gleich ihren um die Ecke kommenden Freund erwartete. Nein, es war so, wie wenn ich jetzt bald etwas tun musste, eine Aufgabe hatte …

„Bitte sehr“, sagte er und drückte mir ein großes, etwas altmodisch geformtes Glas in die Hand.

„Ist das …?“

„Grapefruit-Saft“, sagte er, stieß mit seinem Glas bei meinem an und machte einen Schluck.

„Aha, hier trinkt man verantwortungsvoll und gemäßigt.“

„Ja … meistens“, sage er und lachte etwas.

„Hey, Angelo!“, sagte auf einmal jemand hinter mir. Es war sie.

„Hey, Angelina, how are you, cómo estás?“, antwortete er ihr.

„Mierdoso!“, sagte sie und versuchte, böse zu wirken.

„Das habe ich verstanden. Moment, also ihr kennt euch, you know each other, whatever?“

Es ging ihr heute offenbar gut und nicht bescheiden, und ich brauchte keine großen Erklärungen, um zu sehen, dass sich die beiden sehr gut kannten. Mir gab sie auch sehr kräftig die Hand, wir redeten so herum, und ich fühlte mich etwas verwirrt, mit wem ich später noch mitgehen würde, wenn ich bei beiden die Möglichkeit dazu hätte.

„Von woher kommst du jetzt genau?“, fragte sie mich.

„Nun ja, das ist eine etwas komplizierte Geschichte.“

„Warum besprecht ihr zwei das nicht in Ruhe? Wir können uns hier ja … morgen zu Mittag wieder treffen, wenn du willst“, meldete er, Angelo, sich dazwischen, und zwinkerte mir mit einem Auge zu.

„Na gut, wenn du möchtest“, antwortete ich.

Sie ging einfach so mit mir mit, und wir gingen den Weg hinauf zum Portal zwischen den Felsen. Ich holte tief Luft, atmete wieder aus – und erzählte ihr die Wahrheit.

Sie sah mir eine Weile direkt in die Augen und sagte nichts.

„Ja, diese ganzen Geschichten – zumindest siehst du nicht so aus, wie wenn du von hier bist.“

„Was ist hier überhaupt? Wo sind wir?“

Wir gingen schweigend wieder hinunter, durch den Ort, noch ein Stück weiter – und standen dann vor einem Gebäude, das von außen wie ein kleiner Bahnhof aussah. An einer Wand hing eine große Karte, die ich auf den ersten Blick nicht einordnen konnte, und auch nach längerem Anstarren nicht. Sie erinnerte mich etwas an eine Landkarte von Nordamerika, aber die Landmasse war in die Länge gezogen, endete im Norden in einer großen, weißen Fläche, und das war wohl nicht Kanada, und die Bergkette im Westen nicht die Rocky Mountains. Im Süden war der Plan abgeschnitten.

„Gut, es scheint wahr zu sein“, sagte Angelina nach einer Minute, „und ich bin keine Wissenschaftlerin, nicht wirklich, aber vielleicht finde ich was heraus. Ich glaube auch, du brauchst heute einen Platz zum Schlafen.“

Wir gingen, sie voraus, durch eine einsame Gasse, die etwas nach oben führte und dann ein Stück weiter einen Ausblick auf die beleuchteten Häuser weiter unten bot, auf ein paar bunt blinkende Lichter und die fast endlos lang erscheinende Küste. Als sie stehenblieb und mir nach einer Weile ihre Hand entgegenstreckte, wurde mir erst so wirklich bewusst, wie sie das vorhin genau gemeint haben könnte. Hand in Hand standen wir nebeneinander, und betrachteten noch ein paar Minuten lang die nächtliche Aussicht.

Zu ihrem Haus, etwa 2 Stockwerke hoch und mit einem kleinen Vorgarten, war es nicht mehr weit. Gleich nachdem sie die Tür hinter uns geschlossen hatte, zögerte sie noch mehrere Sekunden lang, berührte mich dann aber vorsichtig mit ihrer Hand auf einem Oberarm, meiner Schulter, meinem Rücken.

Von einem Moment auf den anderen küsste sie mich, und klammerte sich fest an mich. Ich drückte mich noch fester an sie, berührte ihren Rücken, wir ließen voneinander ab, um drei Sekunden später noch einmal unsere Lippen und Zungen einander berühren zu lassen. Sie nahm mich an der Hand, zerrte mich ins Badezimmer, und begann neben der Duschkabine lässig damit, sich auszuziehen. Hastig streifte ich meine Kleidung ab und probierte mit den Fingern, wie die Temperatur des Wassers war, das sie gerade aufgedreht hatte. Warm, aber noch nicht zu heiß, gerade richtig. BH trug sie erst gar keinen, sie zögerte nicht, auch noch ihr Höschen auszuziehen, und setzte gemeinsam mit mir einen Fuß in die Dusche. Ich massierte ihren Rücken unter dem herunterprasselnden Regen, und noch bevor sie in die Knie gehen konnte, kam ich ihr zuvor.

Erst nachdem wir völlig aufgeweicht waren, kuschelten wir uns in ihrem Bett aneinander. Mein Puls begann etwas in die Höhe zu schnellen, als ich die kleine Schachtel neben dem Bett bemerkte. Wie ihr das aufgefallen war, nahm sie sie in die Hand und schaute mir in die Augen.

„Ich weiß nicht wie lange du Angelo schon kennst, er ist wirklich nett und so, aber er steht eben auf Männer. Obwohl, manchmal sagt er, weil wir so gut befreundet sind, können wir ja trotzdem einmal ...“

„Verstehe“, sagte ich, „also bei mir ist das etwas anders.“

Angelina schien immer noch etwas durcheinander zu sein und jetzt auch zu überlegen, wie sie weiter reagieren sollte. Ich war mir selber nicht ganz sicher, wie anders ich war, und hatte auch noch nicht so viele Frauen wie Männer getroffen, aber das vorhin war für mich nicht nur ein Gefallen gewesen.

„Und, bist du schon müde?“, fragte sie.

„Nicht so wirklich.“

„Unbedingt müssen wir nicht, nur wenn du möchtest.“

„Ich glaube“, sagte ich langsam, „ich bin noch überhaupt nicht müde.“

Hatte ich ihr schon unter der Dusche gezeigt, dass mich ihr zierlicher, aber trotzdem kräftiger Körper wirklich erregte, so regte sich bei mir nun noch viel mehr, als sie mir ein hauchzartes Kondom herüberreichte. Sie lehnte sich zurück und lag nun entspannt auf dem Rücken, als ich sie noch einmal streichelte und spürte, wie sich die feinen Haare auf meinen Armen aufstellten und mein Herz raste. Ich strich langsam durch ihre langen schwarzen Haare, nahm mir nun mehr Zeit, ihren Oberkörper zu erforschen, ihren glatten Beine, alles. Ganz langsam vereinigten wir uns schließlich, bis sie die Augen wieder öffnete, und ich nun nicht mehr so zurückhaltend war. Schon bald war die Luft von Schweiß erfüllt und wir küssten uns wild, bis ich endgültig auf ihr zusammenbrach und sich alles in Lustschreien und einer gewaltigen Explosion entlud.

Wir redeten einfach so, es musste noch sehr lange gewesen sein, über alles, das gerade und vorhin passiert war. Wenn es wirklich ein Wurmloch war, das zwei Welten verband, warum hatte sich das noch nicht herumgesprochen? War doch alles ein Traum oder eine Art Zwischenwelt? Nein, es fühlte sich sehr, sehr real an.

In dieser Nacht träumte ich von diesem Bahnhof. Es war, wie wenn ich mitten in der Nacht aufgestanden wäre, und aus Neugier noch einmal hingegangen war. Eine Anzeigetafel zeigte die nächsten Züge an, und das waren ganz schön viele Züge für die wenigen Leute, die dort gerade herumstanden. Wie ich näher kam und den Text zu lesen begann, blendete sich der Traum auf einmal aus und ich fand mich neben Angelina wieder, nur um mich gleich wieder an sie zu kuscheln.

Kapitel 2 – Der nächste Morgen

Ich erwachte in einem großen Bett mit strahlend weißen Betttüchern, Sonnenstrahlen erfüllten den Raum, aber der Platz neben mir war leer. Nach etwas Strecken und Umsehen im Raum stand ich auf, zog erst einmal nur meine Unterhose an, und fand zumindest das Badezimmer. Mit nichts weiter an sah ich mich etwas um.

Auf der anderen Seite des Raumes führte, hinter einem großen, weißen Vorhang verborgen, eine Schiebetür auf eine Terrasse, von der aus man das Meer sehen konnte. Es war ruhig, ein paar Vögel waren zu hören, und auf dem Tisch standen Kaffee und ein paar Sachen zu essen. Angelina begrüßte mich mit ein paar Worten, für die mein Spanisch gerade noch reichte, und schenkte mir etwas ein, als ich mich nach einem Küsschen zu ihr setzte. „Fühl dich wie zuhause“, hatte sie bei meinem Anblick gesagt, und dabei selber auch nicht viel mehr an.

„Was ist dieses Gebiet da oben im Norden?“, fragte ich sie irgendwann.

„Da fährt niemand hin, viel zu kalt.“

„Warum sprechen die Leute hier alle Sprachen durcheinander?“

„Wie wir gerade Lust haben.“

„Warum …?“

„Entspann dich doch einmal“, unterbrach sie mich, „aber vielleicht möchtest du ja auch einmal mit Angelo darüber reden. Ich glaube, du wolltest dich ja wieder mit ihm treffen, oder nicht?“

Auch wenn es mir fast wie eine Ausrede vorkam, dass sie dann etwas zu tun hatte, so kam ich mir dann nicht wie hinausgeworfen und vor die Tür gesetzt vor. Sie hatte mir sogar eine Hose gegeben, als Dauerleihgabe, die für hier gerade richtig war, und sicher auch eine gute Badehose abgab. Ich war ein Stück weiter und einen Weg nach oben gegangen, als mir hinter einer kleinen Hecke ein großes Schwimmbecken auffiel. Recht gut besucht war es auch – ein öffentliches Freibad? Ein schlanker junger Mann stand neben einer kleinen Hütte, die neben einem geöffneten Tor aufgebaut war. Als ich etwas dort stehenblieb und mich umsah, winkte er mich auf das Grundstück hinein. War wohl Eintritt frei heute.

Ich probierte mit einer Hand, wie die Wassertemperatur war – locker an die 30 Grad. Ein paar Leute standen im vielleicht eineinhalb Meter, vielleicht auch nur knapp über einen Meter tiefen Wasser und unterhielten sich, ein paar schwammen sportlich auf und ab, aber die meisten plantschten irgendwie kreuz und quer durcheinander, so lange noch genug Platz dafür war. Es fühlte sich fast wie eine Tanzfläche an, eine Party, nur voller Wasser und im grellen Sonnenlicht.

Während es beim Frühstück noch sehr angenehm war, war mir jetzt fast schon zu heiß, aber nur fast. Mein hellgraues T-Shirt zog ich aus, und legte es zusammen mit den Sachen aus meinen Hosentaschen auf die durchgehende Holzbank etwas neben dem Becken. Das würde schon niemand wegnehmen. Ein kleiner Wasserfall, der von einer ein paar Meter hohen Felswand am Rand herunterkam, stellte offenbar eine Dusche dar, zumindest stellten sich zwei Frauen, oben ohne, gerade darunter. Ich ging auf sie zu, das Wasser war überraschenderweise eher erfrischend als eiskalt, stellte mich nicht direkt neben sie – aber eine von ihnen griff mir auf den Hintern und lächelte kurz. Wie ich überlegte, ob ich zurückgreifen sollte, waren sie aber auch schon wieder weg, dafür stand ein recht großer Mann neben mir und warf einen kurzen interessierten Blick auf mich.

Obwohl es an fast jedem Ende Stufen in das Wasser hinein gab, sprangen die meisten anscheinend vom Beckenrand oder kletterten irgendwie hinein, ohne dass jemand etwas sagte. Ich ging trotzdem lieber gesittet über die Stufen hinein, schwamm ein paar Meter, und blieb mitten in der Menge stehen.

„Pump up the jam!“, schrie ich auf einmal und riss die Hände in die Luft, es war einfach so über mich gekommen. Viele um mich sahen mich wortlos an, doch dann bemerkte ich den DJ-Stand, der auf der anderen Seite am Beckenrand stand. Die Musik, die vorhin gelaufen war, wurde auf einmal viel lauter, und Sekunden später blendete es sich wirklich in dieses klassische House-Dance-Stück um, warum auch immer genau das.

Die Menge tobte. Einige machten Platz für jemand, der sich vom Ein-Meter-Sprungbrett am Rand in das Wasser klatschen ließ, und es spritzte bis zu mir. Der, der gerade hineingesprungen war, war Angelo, als er mich begrüße, erkannte ich ihn wieder. Wir klatschten uns auf die Hände, umarmten uns ein paar Sekunden lang, und schwammen gemeinsam ein paar Meter weiter, so gut es im Gedränge ging. Das ungute Gefühl im meiner Magengegend war jedenfalls schon lange verschwunden.

Nach einer Weile hatten wir genug vom Wasser. Er, der ja durchaus muskulös war, stemmte sich locker den Beckenrand empor und schwang sich dann hinaus. Die schon hoch stehende Sonne ließ die Wassertropfen auf seiner bronzefarbenen Haut glänzen, und er streckte mir eine Hand entgegen, auch wenn ich es dann fast aus eigener Kraft aus dem Becken schaffte. Die Natursteine, mit denen der Weg am Rand gepflastert war, waren schon ziemlich heiß, so dass er es recht eilig hatte, zu dem kleinen Gebäude zu gehen, das neben der Felswand im Schatten stand.

Es bestand aus nicht viel mehr als einer neongrün und gelb lackierten dünnen Wand, die unten teilweise offen war, und einem kleinen Dach darüber. Ohne irgendwelche Schüchternheit zog er seine Badeshorts aus und hängte sie auf eine Stange an der Wand.

„Gehen wir was essen? Moment, ich ziehe mir nur eine andere Hose an“, sagte er beiläufig.

„Ich habe nur diese hier“, sagte ich und deutete auf meine, als er mich wieder anschaute.

„Oh, dann warten wir eben, bis sie getrocknet ist.“

5 Sekunden später fielen wir übereinander her, krallten uns ineinander, küssten uns, unsere Zungen berührten sich, und meine Hände massierten seinen Rücken. Er streifte hastig meine Hose herunter.

„Das war so gut gestern, ich glaube, ich muss dir auch einmal einen ...“, sagte Angelo, als er vor mir auf die Knie ging.

„Wenn du möchtest ...“, sagte ich, „aber was ist, wenn jemand hineinkommt?“

„Dann passt du eben gut auf.“

Meine Erregung wurde mit einem Mal noch viel stärker, als ich, wie er dort vor mir auf dem Boden war, seine Lippen und seine Zunge spürte. Er klammerte seine Hände um mich, ich warf den Kopf zurück, stand mit offenem Mund da und schloss kurz die Augen, während er weitermachte. Ein kleines bisschen nervös schaute ich mich zwischendurch um, ob beim Eingang, wo weder eine Tür noch ein Vorhang war, vielleicht doch jemand hereinkam, aber wir waren allein. Aber sogar wenn, dann würde es hier offenbar kaum jemand schockieren. Ich umklammerte seinen Kopf, wurde wilder, aber dann merkte er, dass es nicht mehr lange dauern würde. Die kleine Grünfläche in einem versteckten Winkel am anderen offenen Ende der Kabine hatte ich schon länger im Auge gehabt, und als er aufstand, stellten wir uns nebeneinander, und er griff bei mir zu. Lange dauerte es wirklich nicht mehr, bis es zu spät war um aufzuhören, und er es mit seinem festen Handgriff zu Ende brachte. Ich musste einige Male tief durchatmen, und klopfte ihm auf die Schulter. Er fühlte kurz meinen Herzschlag.

„Ich glaube, jetzt bin ich dir noch was schuldig“, sagte ich.

„Heute Abend habe ich noch nichts vor, wer weiß.“

Ein anderer Mann kam auf einmal hinein, und begann sich nach einem kurzen Blick auf uns auch auszuziehen. War er vielleicht schon die ganze Zeit beim Eingang gewesen? Meine kurze Hose war schon ein bisschen getrocknet, und das Material saugte sich sowieso nicht so wirklich mit Wasser voll. Das T-Shirt war auch noch da.

Ich folgte Angelo einen kleinen Weg entlang, der nach unten führte – wir waren wieder in dieser Bar. Er drückte mir ein Getränk in die Hand, das etwas nach Zitronen-Limonade schmeckte, aber nicht wie ein Zuckerwasser und auch nicht wirklich alkoholisch. Ob es möglicherweise doch einen Effekt hatte, da war ich mir aber nicht ganz sicher. An einem Buffet gab es eine Art belegtes Fladenbrot, das mich nicht wirklich an Pizza oder Baguette erinnerte, aber jedenfalls mit Sachen darauf, die nach meinem Geschmack waren.

Am Nachmittag gingen wir dann zur Abwechslung an den Strand, wo das Meer eine gerade so angenehme Temperatur hatte. Statt zu schwimmen, saßen wir oft auch einfach eine Weile nebeneinander im flachen Wasser, ließen die Wellen auf uns zukommen und blödelten herum. Zwar wollte er nicht wirklich zwei Frauen sehen, die sich küssen, aber das haben wir noch öfters, und uns starrte auch niemand an.

Doch ich musste eine Entscheidung treffen – entweder einfach weiter hier bleiben, so lange es ging, oder herausfinden, wo um alles in der Welt ich genau war, was diese Welt hier überhaupt war, und wie ich wieder in mein Leben zurück konnte. Womöglich war es doch eine abgelegene Gegend auf einer spanischen Insel, aber es gab zu wenig Indizien dafür. Mobilfunk-Empfang gab es sowieso keinen, und sollte ich mich etwa nach einem Internet-Cafe durchfragen oder noch einmal versuchen, die Radiofrequenzen durchzuscannen?

Wir hätten uns auch einfach einen gemütlichen Abend machen können, aber seine Neugier über das Land aus Schnee und Eis, das ich ihm vielleicht schon bald zeigen konnte, wurde auch wieder stärker. Also beschloss ich, wieder zu dem nach oben führenden Waldweg zu gehen, von dem ich gekommen war. Meine im Gebüsch versteckten Sachen waren noch da und zwischen den Steinen konnte man wahrscheinlich Eiswürfel herstellen, zumindest war es direkt davor eiskalt. Die lange Hose musste wohl noch bei Angelina liegen, und meine Winterjacke drückte ich ihm in die Hand, auch wenn er sich momentan fragte, was er damit anfangen sollte. Ich machte einen Schritt in die Höhle und zog ihn kurz an einer Hand zu mir. Etwas war immer noch hier, und als ich kurz die Augen zu machte, wurde das Gefühl wieder stärker. Er legte seine rechte Hand auf meine, als ich sie auf den Fels drückte, und hatte vielleicht auch die Augen geschlossen.

Ich zitterte, machte die Augen auf, es war dunkel, und ich stand wieder im Wald, auf der schneeglatten Forststraße – aber er neben mir, und zitterte noch mehr. Das Licht meines Handys erhellte ein paar Meter um uns, und als ich sah, dass er meine Sachen immer noch umklammerte, sagte ich „zieh dich lieber warm an“. Dabei hätte ich jetzt lieber die Jacke angezogen, aber er brauchte sie nötiger, und so weit war es auch nicht. „Bitte – Schnee, dort noch mehr Schnee und hier sogar Glatteis.“

Er lächelte wortlos und hatte vielleicht sogar verstanden, was hier vor sich ging. Ohne weitere Worte machten wir uns in Richtung des Lichtscheins auf, der von Waldrand-Siedlung kam. Es hatte wieder leicht zu schneien begonnen, und als er die Schneeflocken im Licht der ersten Straßenlampe tanzen sah, blieben wir kurz stehen. Nachdem er sich langsam einmal herumgedreht und in den Schnee gegriffen hatte, klammerte er sich an meine Hand und zog mich wieder in Richtung des Eingangs, aus dem wir gekommen waren.

Ich drückte wieder mit geschlossenen Augen meine Hände gegen den Stein, so als ob ich die Macht hätte, ihn kneten zu können – nichts. Auch als er sich hinter mich stellte und sich fest an mich drückte, so als ob er mich nie wieder loslassen wollte, veränderte sich nichts.

„Was machen wir jetzt?“, sagte er nach einem Moment des Schweigens, und noch mehr zitternd als ich, als wir uns gelöst hatten. Wir standen hier nun beide in kurzen Hosen da, ich umarmte ihn noch einmal kurz, drückte ihn fest an mich, und wir drehten uns langsam im Kreis, so als ob wir tanzen würden.

„Du kannst heute zu mir kommen, und morgen sehen wir dann weiter, was ich herausbekomme. Zumindest habe ich da so eine Ahnung.“

Wieder machten wir uns in Richtung des Lichtscheins auf, irgendwie die Jacke teilend. Der Akku meines Handys ging gerade noch, die Positions-Anzeige war auf einmal wieder da, und die U-Bahn, mit der ich gekommen war, fuhr jedenfalls noch, wenn die Zeit stimmte. Wie wir es genau zu mir nach Hause geschafft hatten, das wusste ich nicht mehr so wirklich, und einige hatten sich auch nach uns umgedreht und den Kopf geschüttelt. Die paar Minuten vom warmen Zug zu mir nach Hause waren dann aber auch noch zu schaffen.

Sofort, nachdem wir in meiner Wohnung waren, riss ich dir Tür hinter uns zu, sperrte ab, und plötzlich stand er hinter mir, hielt sich an mir fest, und seine fast schon spröden und erfrorenen Lippen berührten meine. Doch ich hatte die ganze Zeit nur an eine heiße Dusche gedacht, und zerrte ihn ins Badezimmer. Hastig streifte ich meine Kleidung ab und probierte mit den Fingern, in denen ich kaum noch ein Gefühl hatte, wie die Temperatur war. Angelo zögerte nicht, legte auch seine Sachen ab, und setzte einen Fuß zu mir in die Dusche. Ich strich mit den Fingern von seinem Hals abwärts über seine Haut, massierte seinen Rücken im heißen Regen, Leben kehrte in meine Fingerspitzen zurück, und nun massierte er wieder lieber meinen Rücken – mit seiner Brust, während er seine beiden Hände über meinen ganzen Körper wandern ließ.

Als wir schon ziemlich aufgeweicht waren, sprangen wir in mein Bett und wärmten uns dort gegenseitig. Zwischendurch machte ich noch einen heißen Tee für uns beide, ohne Rum, wobei er in der Küche die ganze Zeit neben mir stand und meine Schultern und meinen Rücken massierte, dann aber immer öfters nur meine Hüften umfasst und sich an mich drückte. Die kleine Schachtel neben dem Bett hatte er sicher schon längst entdeckt, aber jetzt nahm er sie in die Hand und schaute mir in die Augen, nachdem er sich wieder fest an mich drückte.

„Was meinst du?“, sagte er und machte auch noch ein paar eindeutige Bewegungen.

„Ich bin dir ja noch etwas schuldig“, sagte ich nach etwas Überlegen.

Er küsste mich, küsste meinen Hals, arbeitete sich weiter nach unten vor, doch diesmal war ich bereit für mehr, für ihn. Seine Finger wanderten langsam an der Innenseite meiner Beine entlang, während er meine Schreie mit seinem Küssen erstickte. Mit einem Mal spürte ich ein Pulsieren und einen kräftigen Druck, spürte, wie er ganz langsam mit mir verschmolz, als wir so nebeneinander lagen, und immer tiefer in mein Innerstes vordrang. Meine Schmerzen wurden schon bald zu einem alles durchdringenden Lustgefühl, oder schmerzten auf eine andere, schönere Weise. Seine freie Hand wanderte meinen Oberkörper entlang, und verschaffte sich bald festen Halt. Bilder der letzten zwei Tage schossen durch meinen Kopf, als ich seine wachsende Erregung bemerkte, die sich bald entladen würde, während er zusammen mit mir mein Bett durchpflügte. Kurz bevor ich mich auch nicht mehr halten konnte, spürte ich ein letztes kräftiges Zucken und seinen letzten Schrei. So als ob nichts gewesen wäre, kuschelten wir uns einfach weiter unter meiner Decke zusammen und wärmten uns gegenseitig.

Kapitel 3 – Die andere Seite

Es war noch halb dunkel, als ich am nächsten Morgen aufwachte, aber ich konnte durch das Fenster sehen, dass es schon wieder zu schneien begonnen hatte. In einem Dämmerzustand bemerkte ich, dass ich nicht allein in meinem Bett war, und als ich Angelo neben mir sah, gerade irgendwie erwachend, wurde mir klar, dass sich nicht alles nur in meinem Kopf abgespielt hatte. Ich merkte, dass es ihm gefiel, wie ich mich wieder enger an ihn kuschelte und mit einer Hand unter der Decke bei ihm herumspielte, auch wenn er wohl versuchte, sich immer noch schlafend zu stellen. Wenn ich schon ein Stück von der anderen Seite hinübergerettet hatte, konnten wir dann nicht einfach ewig hier so liegenbleiben, anstatt wieder in die Eiswüste hinauszugehen?

Dieses Internet-Forum war immer noch da, und nicht etwa verschwunden, und ich schrieb in die Diskussion mit den Koordinaten und den eingescannten Buch-Seiten das, was ich erlebt hatte. Nicht alle Details, aber ich schrieb es, und dort würde es wohl auch jemand glauben oder zumindest für möglich halten. Dann schaute ich einmal, was noch so zum Frühstück da war, während er nackt aus dem Badezimmer kam.

„Wie kannst du hier überleben? Das ist ja furchtbar, so muss wohl die Nördliche Eis-Region sein“, sagte er.

„Die was?“, sagte ich, als sich mein Blick von ihm gelöst hatte. „ Ach ja. Na, man gewöhnt sich dran, und mit etwas Glück wird es in zwei Monaten Frühling.“ Er lächelte, wohl auch weil ich eine knappe Unterhose trug, durch die sich ein bisschen das abzeichnete, was bei ihm schon deutlich zu sehen war.

Wie ich nach dem Frühstück sehen konnte, hatte jemand auf meinen Bericht geantwortet, mir direkt persönlich geschrieben, wollte sich mit mir treffen, und das am besten sofort. Der Gedanke daran, wie ernsthaft das gemeint war, kam mir erst gar nicht, und ich hatte an diesem Tag noch dafür Zeit.

Wir zogen uns beide warm an, und es war sogar etwas sonnig geworden, aber der kalte Wind wehte immer noch in mein Gesicht. Wieder spürte ich ein starkes Gefühl im Magen, wie wir wieder in Richtung der U-Bahn-Endstation fuhren. In der Station, direkt vor dem Ausgang zur Straße, hatte es geheißen. Wir gingen wortlos die Stufen entlang, ich sah mich etwas um – nichts. Doch in einer Ecke entdeckte ich dann doch jemand. Es war eine schlanke, zierliche Frau.

Es war Angelina. Ich fand keine Worte, war mir nicht ganz sicher, was ich sagen sollte, ob sie es wirklich war, und er stand nur einen Moment mit offenem Mund dort.

„Como estas?“, fragte sie.

„Tengo frio – it's freakin' cold!“, antwortete er.

„Kommt, ich zeige euch etwas“, sagte sie und riss mich kurz an der Hand. Wortlos ging sie mit uns wieder hinunter, und bog dann in eine andere Richtung als in die, die ich gewohnt war. Wir standen vor einem Aufzug, sie drückte die Taste und sah sich kurz um. Ein paar Leute gingen vorbei, aber anscheinend wollte niemand mitfahren.

Die Tür öffnete sich, wir stiegen ein, und noch bevor sich die Innentüren schlossen, atmete sie tief durch. Sie drückte, scheinbar einer bestimmten Kombination folgend, mehrmals schnell hintereinander die großen Tasten des Bedienfeldes. Der Aufzug zögerte mehrere Sekunden lang, doch dann setzten wir uns mit einem kräftigen Ruck in Bewegung. Soweit ich die Station kannte, waren wir schon in der untersten Ebene – aber wir fuhren weiter nach unten. So eine Fahrt in den großen Stationen konnte einem schon recht lang vorkommen, aber so lang wie wir jetzt schon fuhren? Durch die verglaste Kabine war außer Beton, Leuchtstoffröhren und Kabel an der Wand nicht viel zu sehen.

Plötzlich blieben wir stehen, und die Türen öffneten sich. Vor uns tat sich ein Gang auf, und das Licht wirkte kalt. Nach einer kurzen Biegung standen wir auf einem halbdunklen Bahnsteig, und auf den Gleisen stand ein in grellen Farben lackierter Zug. Keine Aufschriften, keine Zielangaben, nichts.

„Ich wollte es dir sagen, wollte es euch sagen“, sagte Angelina, „aber ich war mir nicht ganz sicher, ob ich dir wirklich glauben sollte.“

„Wie, also ...“, versuchten Angelo und ich fast gleichzeitig, etwas zu antworten.

„Habt ihr beiden dann eigentlich noch …?“, fragte sie uns und machte eine eindeutige symbolische Bewegung mit ihren Fingern. Er verzog sein Gesicht und sagte nichts.

„Äh, ja“, versuchte ich ganz locker zu sagen.

„Könnte etwas damit zu tun haben, also das Portal, einmal geht es, einmal nicht – ich kanns euch dann einmal ausführlich zeigen.“

„Und das hier funktioniert immer, oder wie?“, wollte er wissen.

„Wir wissen es noch nicht ganz genau“, sagte Angelina, griff an eine Tür, schien ein Zeichen nach vorne zu geben, und wir stiegen ein. Noch während wir standen und uns an einer Griffstange anhielten, beschleunigte der Zug. Es war kein U-Bahn-Zug, den ich bei uns schon einmal gesehen hatte. Fast war es so, wie wenn ein Flugzeug starten würde.

Mit einem Mal wurde alles von grellweißem Licht erfüllt. Wir mussten gerade aus einem Tunnel gekommen sein, und schossen durch eine weiße Landschaft aus Schnee und Eis. Doch schon bald wurde alles immer grüner, der Zug immer langsamer, und die Luft irgendwie wärmer. Nach der Durchquerung einer sattgrünen Landschaft verschwand der Zug plötzlich wieder in einem Tunnelportal, und blieb bald stehen. Wir gingen auf einen unterirdischen Bahnsteig aus irgendwelchen Steinplatten hinaus, wieder ohne Beschriftungen. Die Winterjacke hatte ich schon lange aufgemacht, weil es an die 25 Grad haben musste.

„Sind wir zurück? Haben wir …?“, fragte ich vorsichtig. Wir hatten unsere Winterkleidung ausgezogen und auf eine Bank am Rand gelegt, standen zu dritt im Kreis und sahen uns an. Als Antwort küsste sie mich, nur mit ihren Lippen, dann mit ihrer Zuge, und strich langsam mit ihren Fingern über mein Gesicht. Wir lösten uns, die beiden sahen sich an, er zögerte, aber dann küssten sie sich, nur für einen Moment. Ich sah Angelo in die Augen, er umarmte mich, küsste mich heftig, während Angelina uns beide umarmte.

Eine alte, etwas rostige Tür führte uns zu einer Treppe nach oben – und wir standen in einem schattigen, etwas abgelegenen Winkel der Bahnhofshalle. Wir traten in das gleißende Sonnenlicht hinaus, zu dritt ineinander eingehängt und ich in der Mitte, und gingen erst einmal in Richtung der Strandbar.

An diesem Tag, der für mich schon lang genug war, gingen wir noch zu ihm, er wohnte nur zwei Häuser von ihr entfernt. Sie musste ja wissen, dass das nicht wirklich funktionieren würde, aber wie sie dann immer mehr etwas von ihm wollte, wurde er fast schon nervös, geriet etwas in Verlegenheit. Dass sie sich nach unten gebeugt hatte und bei beiden von uns, wie wir so vor ihr standen, ihr Können beweisen wollte, war ja noch in Ordnung für ihn, aber sie hatte es aus Freude über die in beide Richtungen geglückte Fahrt etwas weit mit ihm getrieben. Auf mich war er da schon mehr wild, immer noch im Stehen, genauso wild wie ich gerade auf sie war. Alles bewegte sich auf einen Höhepunkt zu – bis wir uns dann doch in sein Bett fallen ließen.

Auch morgen würde noch ein langer Tag werden, vielleicht wieder bei ihr oder sogar bei mir. Ich konnte ja jetzt direkt zwischen Eiswüste und Kuschelwetter hin und her fahren, auch wenn ich mich immer noch fast etwas fürchtete, aus einem Traum aufzuwachen.

Kommentare


MarcLelky
(AutorIn)
dabei seit: Mai '04
Kommentare: 76
MarcLelky
schrieb am 16.09.2010:
»Ich habe sogar schon eine Fortsetzung in Arbeit, die (subjektiv gefühlsmäßig) sogar eher besser als der 1. Teil ist. Ein Freund von Vorab-Ankündigungen bin ich nicht so wirklich, aber schon in nächster Zeit dürfte Teil 2 wahrscheinlich fertig sein.

Ergänzung: Teil 4 ist eingereicht, den 5. habe ich schon zur Hälfte im Kopf, und den 6. schon so ungefähr. So lange ich das Gefühl habe, dass das Thema noch nicht ausgereizt ist, und die Durchschnitts-Bewertung nicht unter 4 sinkt ;-) werde ich wohl gefühlsmäßig noch auf mindestens ein paar weitere Teile kommen.«

stevi
dabei seit: Nov '00
Kommentare: 45
schrieb am 16.09.2010:
»Ob es weitergeht?«

DX-Flyer
dabei seit: Jul '04
Kommentare: 5
schrieb am 27.11.2010:
»Unglaublich. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Potenzial für viel mehr. Bitte um Fortsetzung.«


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