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Lesungen: 1275 | Bewertung: 5.48 | Kategorie: Schwul | veröffentlicht: 23.12.2010

Kuschelwetter - Teil 5

von

Kapitel 1 – Der Weg zum Meer

Es war am frühen Vormittag, als ich mich zusammen mit Alejandro auf den Weg in die Berge machte. Frühaufsteher waren wir beide keine, ich jedenfalls meistens nicht, und er streckte und drehte sich auch lieber noch einmal, als im Morgengrauen aus dem Bett zu springen. Trotzdem hatte ich in der letzten Nacht die Gedanken an diese Insel, wo ich Angelo vielleicht finden konnte, wie weit sie überhaupt vom Festland weg war und wie ich dort hinkommen sollte, nicht verdrängen können und wollte nicht mehr allzu viel Zeit vertrödeln. Uns wurde sogar noch von jemand ein nettes Doppelbett angeboten, mit einem Augenzwinkern. Unangenehm war es ihm nicht, direkt neben mir zu schlafen, noch dazu mit kaum etwas an, aber dennoch berührte ich ihn lieber nur vorsichtig an der Schulter, während wir einschliefen. Auch in einer Welt, in der ich wenn ich wollte fast alle haben konnte, bedeutete er mir doch etwas mehr als das eine Abenteuer, das wir ein paar Tage zuvor gehabt hatten. Kurz tauchte auch Angelo in meinen Gedanken auf, wie er neben ihm in diesem Bett lag und ich zuschaute, aber das vergaß ich lieber einmal wieder.

An diesem Tag trug er ein ärmelloses, hellgraues Shirt, das noch mehr Einblicke als sonst gewährte.Fast noch zügiger als ich ging er den schmalen Pfad durch den in dieser Höhe immer noch recht dichten Wald nach oben, doch an einer Stelle mit frischem Quellwasser und Aussicht auf das leicht hügelige, großteils mit dichtem Wals bewachsene Gebiet unter uns machten wir die erste Pause.

„Also deine Angelina wollte nicht mitkommen, die spielt sich gerade mit der Funkstrecke herum oder wie?“, fragte ich ihn.


„Wieso meine? Ja, sie ist nett, aber sie ist ja nicht mein Eigentum. Und ich glaube fast, wenn sie sich mit etwas herumspielt, dann fast eher mit dieser Alice.“


„Sie ist halt flexibel, ich auch – und bei dir weiß ich es noch nicht so genau.“

Alejandro lehnte sich an einen Stein und tat so, als ob er sich ganz ruhig in der Gegend umsehen würde.

„Ich wollte einfach etwas weg, auch wieder einmal andere Sachen sehen.“


„Na da haben wir es.“

Ich stellte mich direkt neben ihn, berührte langsam seine frei liegenden Schultern, meine Fingerspitzen strichen durch den Stoff über seinen Rücken. Hatte ich da etwas seine Hand an meinem Bein bemerkt? Vorsichtig drehte ich mich zur Seite, stand ihm dicht gegenüber, öffnete leicht meinen Mund – doch seine Lippen waren schneller, und auch seine Hände waren schon unter mein T-Shirt gewandert. Ich klammerte ihn mit beiden Händen fest an mich, wir drehten uns ein bisschen, fast als ob wir tanzen würden, und ich hatte schon Angst, auf dem steinigen Untergrund zu stolpern – und so schnell wir uns umklammert hatten, so schnell ließen wir auch wieder los.

„Heben wir uns das für später auf, gut? War heftig genug für mich in letzter Zeit“, sagte er.


„Gut, und habe ich dir von mir schon alles erzählt? Ach ja und wenn du dir doch wegen diesem Hautausschlag Sorgen machten solltest, dagegen ist ein Kraut gewachsen.“

Bei der Geschichte über die Blätter ganz in der Nähe dieser Forschungsstation im Wald stand er noch für einen Moment mit offenem Mund da, was ich auch schnell ausnutzte, aber dann gingen wir auch schon weiter. Wir hatten noch zum Spaß versucht, uns gegenseitig die Hände zu zerdrücken, waren aber beide ziemlich gleich stark. Ich konnte mich vom letzten Mal noch gut an den Weg erinnern, aus dem abgezeichneten Plan aus dem Archiv der russischen Frau wurde ich sowieso nicht ganz schlau. Am besten, wir würden von dort, wo schon das Meer zu sehen war, gerade nach Süden gehen.

„Das ist die Westkante – pass lieber auf“, konnte ich etwas später an der bekannten Stelle sagen. Er hatte sich auf den Boden gelegt und vorsichtig entlang des Abgrundes geblickt, wurde dabei aber weniger schwindlig, als ich erwartet hätte. Selbst kamen mir der geschätzte halbe Kilometer bis zum Meer hinunter jetzt auch nicht mehr so erschreckend vor, auch wenn sich beim Gedanken daran, wie ich tatsächlich über die Kante gesprungen bin, bei mir alles zusammenzog.

Alejandro wusste von der Station ganz hier in der Nähe, und allein schon der Gedanke an das Naturbadebecken war für mich sehr verlockend, ganz besonders zusammen mit ihm. Aber wir würden dort wahrscheinlich nichts finden, und weil es noch lange nicht dunkel werden würde, machten wir uns lieber gleich nach Süden auf, durch die felsige Landschaft mit etwas niedrigem Gras und Moos.

Was sich schon aus der Ferne abgezeichnet hatte, stand fast eine Stunde später vor uns – es sah aus wie ein Turm einer Burg, aus groben, mit feinem Moos bewachsenen Steinen, mehrere Stockwerke hoch, direkt in den Abgrund der Westkante hineingebaut. Gemeinsam standen wir davor, blickten nach oben und studierten die Karte, auf der in dieser Gegend ein nicht weiter erklärtes kleines Symbol zu sehen war. In der Landschaft um uns war sonst weit und breit nichts Nennenswertes zu sehen. Ich entdeckte eine kleine Eingangstür aus Holz und rostigem Metall und rüttelte erfolglos daran.

„Habla amigo y entra“, sagte Alejandro.

„Sprich Feind und tritt die Türe ein“, sagte ich kurz nach ihm, doch auch mein Zauberspruch zeigte keine Wirkung. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Tür und hielt sich an den abstehenden Verstrebungen an, die wie ein Andreaskreuz bei einem Bahnübergang aussahen.

„Ja, bleib so!“, sagte ich spontan.


„Komm, bitte schlag mich, ich brauche das!“


„Ich stehe nicht auf solche Sachen, glaube ich.“


„Glaubst du?“

Das Lachen war ihm vergangen, als ich vor ihm stand, seine rechte Hand festhielt, und mit der anderen sehr zart einen Schlag in sein Gesicht andeutete. Er blieb immer noch dort so stehen, mit ausgestreckten Armen und gespreizten Beinen, als ich wegging. Wir mussten kurz lachen, blickten uns aber wieder ernst in die Augen. Ich kramte durch meine Ausrüstung und entdeckte eine lange Schnur, die mir bisher nicht so wirklich aufgefallen war. Sogar eine glitschige Substanz war zu finden, die nicht unbedingt als Handcreme gedacht war – wer von denen hatte das bitte eingepackt? Alejandro sah mich erfreut an, als ich ihm das dünne Seil zeigte, obwohl, erfreut war nicht ganz der richtige Ausdruck.

„Na gut“, sagte ich nur, als ich probierte, das Seil zwischen der Verstrebung und der Tür durchzufädeln, was sich an einer Stelle gut ausging. Nach ein paar Wicklungen knüpfte ich einen festen Knoten um sein Handgelenk, und zog das Seil hinter ihm auch auf der anderen Seite durch.

„Ich muss einmal“, sagte er.


„Na dann machs doch.“


„Und wie?“

Ich hielt seine Hände fest, so als ob ich auch gefesselt wäre, küsste ihn vorsichtig, zog seine Hose, nur dünne Schwimmshorts, mit beiden Händen herunter, und seine Schuhe auch gleich aus. Meine ließ ich auch gleich neben seinen stehen.

„Ich glaube doch nicht“, sagte er.


„So, glaubst du?“

Meine kurze Hose ließ ich elegant zu Boden fallen und legte sie zur Seite. An sich wollte ich für einen Moment weggehen und ihn in Ruhe lassen, doch dann sah ich auch schon, wie er sich dicht neben mir erleichterte. Ich bekam etwas von der Nässe ab, stellte mich aber einfach noch näher zu ihm und spürte nun ein Gefühl von Wärme an meinem Bein, als ob es nicht schon warm genug wäre. Das Plätschern löste auch meine Hemmung auf, und er bekam nun alles von mir zurück. Fest drückte ich mich an ihn, hielt mich an seinem Rücken fest, während ich es immer noch laufen ließ. Als der letzte Rest versiegt war, drückten sich nicht nur meine Hände an ihn, und noch etwas mehr, als sich unsere Lippen wieder fanden. Ich rieb mich an seinem leichten Bart, die feinen Haare hakten sich ineinander, doch dann löste ich mich auch schon wieder von ihm, und schlug ihn ein klein wenig fester, nachdem ich über seine Wange gestrichen war.

„Fester!“, schrie er nur.


„Das kann ich nicht.“

Ich konnte es wirklich nicht, aber nach zehn Sekunden Zögern schlug ich doch noch einmal etwas fester zu, aber nur etwas. Ich ging in eine Hocke, griff fest an seine Beine, und zog das Seil dann auch noch nach unten und konnte es bis zum letzten Rest noch einige Male durchfädeln und bei seinen Fußgelenken festbinden. Er versuchte zu rütteln und sich loszureißen, aber es hielt. Tief in seine Augen blickend, zerrte ich leicht an seinen Haaren.

„Das tut mir leid, das wollte ich nicht.“


„Aber ich wollte es so. Bitte – geh in die Knie und ...“, sage er und lachte kurz.

Mit der flachen Hand klatschte ich seitlich auf seine Oberschenkel, nicht wirklich fest, aber so dass meine Handfläche schon etwas weh tat, und sich, auch beim zweiten Mal, sein Gesicht für einen Moment verzerrte. Ich kniete mich vor ihn, dass der Boden noch etwas nass war, war mir egal, und auch dass die Steinchen etwas schmerzten, und umfasste ihn von hinten. Meine Zunge berührte ihn, auch meine Lippen, und der letzte Rest bitteren Geschmacks war bald verschwunden. Als ich mich fest um seine Beine klammerte und hineinkrallte, spürte ich immer wieder ein Pulsieren. Eine Hand bewegte ich wieder nach oben und ein Finger bahnte sich seinen Weg in ihn, nur ein kleines Stück, während die andere wieder nicht ganz so sanft zuschlug – doch das genügte für einen Aufschrei von ihm und ein noch kräftigeres, pulsierendes Gefühl in meinem Mund.

Der Geschmack änderte sich leicht, aber ich wurde nur noch schneller und bewegte meinen Finger noch ein Stück weiter und wieder zurück. „Ja, bitte ...“, flehte er nur – bis sich mit dem letzten pochenden Gefühl alles in mir ergoss und er einige Male zuckte, die Fesseln aber immer noch nicht losreißen konnte. Ich stand auf, sah ihn kurz an, und gab ihm mit nur leicht geöffnetem Mund einen tiefen Kuss. Zuerst schien er noch überrascht und zu würgen, doch dann fanden auch unsere Zungen wieder zueinander. Einen Moment sahen wir uns noch in die Augen, bis wir beide fast gleichzeitig eine Schluckbewegung machten.

Ich gab Alejandro noch ein Küsschen, strich durch seine schwarzen Haare, streichelte über seinen Körper und hörte noch wie er tief Luft holte, als ich die Knoten wieder löste. Bei seiner rechten Hand angekommen, fühlte sich die Tür nun auf einmal ziemlich wackelig an – und begann sich nach meinem Dagegendrücken schwer aber doch nach innen zu öffnen, als er gerade nicht mehr daran hing.

Vor uns lag ein dunkler Gang, der aber nach zehn Metern in eine Steintreppe mündete, die nach unten führte, sicher vor langer Zeit in den Fels gehauen. Ich konnte sehen, wie sie steil und geradlinig nach unten führte, hunderte Meter lang, aber nicht was ganz unten beim Wasser war. Mitten im Turm war in einer Ausnehmung in der Wand wieder einmal eine Quelle, fast wie ein kleines Badezimmer, die wir beide gleich einmal ausnutzten.

Als er sich im Halbdunkel an mich drückte, sagte ich „Ich muss es jetzt nicht unbedingt haben“, weil ich nicht wollte, dass er sich wegen mir Stress machte. Sicher hätte ich seine Nähe gut gebrauchen können, aber ich fühlte mich gut genug damit, den Druck von ihm genommen zu haben. Zwar war am Rand der Treppe sogar eine Art Geländer, aber diesem traute ich nicht und ging mitsamt unseren wieder zusammengepackten Sachen knapp an der Felswand entlang, während er mir Hand in Hand folgte.

Immer näher kam das Meer, dass still und ruhig vor uns lag – bis wir auf einer schmalen Plattform standen, die ungefähr einen halben Meter über dem Wasserspiegel lag. Einige Säulen, fast wie von einer römischen Ruine, markierten den Rand, und am anderen Ende war eine Steinmauer mit einer ähnlichen Tür wie oben zu sehen. Wieder rüttelte ich fest daran – nichts.

Alejandro betrachtete die Tür, sah mich an, und drückte sich nun wieder so wie oben dagegen, diesmal aber mit dem Rücken zu mir. Ich berührte ihn zart, seine Zungenspitze, die er leicht herausstreckte, berührte meine, und meine Hände begannen damit, seinen Rücken durchzukneten und sich nach unten vorzutasten. „Oder vielleicht doch“ brauchte ich nicht zu sagen, denn er blieb einfach so stehen und schien mich zu erwarten, auch wenn sich sein Kopf suchend hin und her bewegte, und er so wie ich ein bisschen nach einer Öffnungsmöglichkeit herumtastete. Das Massagegel aus meiner mitgebrachten Ausrüstung, oder wofür immer es in erster Linie gedacht war, verströmte einen intensiven Duft nach Rosen oder irgendwelchen anderen Blüten, der sich mit dem schwer zu beschreibenden Aroma an diesem Ort verband, weder Meeresbrise noch vermoderte Schlossgemäuer. Diesmal zog ich ihm sein Muskelshirt aus, und meine glitschigen Hände massierten seinen Rücken, sehr sanft, weil ich wirklich gut machen wollte, was ich ihm oben angetan hatte, auch wenn er es so wollte. Doch dass es mir überhaupt nicht gefallen hat, wäre nicht die Wahrheit, und was ich nun sehr gern wollte war, einfach nur meine Anspannung abbauen. Seine Shorts, bei denen er das eingezogene Band ohnehin noch nicht wieder verknotet hatte, zog ich mit einem Ruck herunter, und wieder bahnte sich einer meiner Finger seinen Weg, diesmal viel leichter als zuvor.

Wie er so mit glänzendem Rücken, heruntergezogener Hose und leicht gespreizten Beinen vor mir stand, fehlte nicht mehr sehr viel, und die Spannung hätte sich auch so von selbst aufgelöst. Noch einmal drückten wir uns aneinander, ich hielt mich an ihm fest, und unsere Verbindung, Stück für Stück, folgte fast so, als ob es das erste Mal zwischen uns gewesen wäre. Doch Alejandro schien fast keine Schmerzen zu spüren, nur Freude. Bei mir war nun nicht mehr viel aufzuhalten, und fast war es so, wie wenn nicht nur durch uns beide ein Zittern gehen würde, sich jeden Moment alles lösen musste. Ich konnte mich nicht mehr halten, musste schneller werden, fühlte ein noch stärkeres Ziehen, und alles, was ich ihm geben konnte, ergoss sich in sein feuchtes, warmes Inneres, um eine Weile dort zu bleiben.

Als mein Herzschlag langsamer wurde und ich wieder voll bei mir war, bemerkte, ich, wie die Tür nun wirklich deutlich hin und her wackelte. Von einen Moment auf den anderen begann sie mit einem lauten Knarren nach innen zu fallen – und nicht einmal eine Sekunde später konnte ich ihn gerade noch mit beiden Händen packen, bevor alles zu Boden krachte.

Er hatte viel stärkeres Herzklopfen als ich, atmete schnell, aber es war ja nichts passiert. Aber als er ein letztes Mal schnell ausatmete, schien sein Schrecken auch schon wieder verflogen zu sein, und nicht einmal an der für ihn nun wieder verhärteten Situation hatte es etwas geändert. Ich lehnte mich mit ihm an die Wand, gab ihm einen schnellen Kuss, und ließ ihn meinen Handgriff spüren.

„Unbedingt musst du nicht“, sagte er.


„Dann mach es allein, und ich schaue zu.“

Doch ich wollte und machte weiter.Obwohl sich der Staub schon längst gelichtet haben musste, war es für mich im Moment nicht wichtig, was im nächsten Raum war, nur sein Bestes war mir gerade ein Anliegen. Ich stand in einer leichten Hocke vor ihm, als seine Knie weich wurden, sein Geschrei an den Wänden widerhallte, er komplett außer sich geriet, auch mein Körper noch nasser und glitschiger wurde und ich ihn etwas abstützen musste.

Wir setzten uns nebeneinander an die Kante der Steinplattform, und konnten gerade so das Wasser erreichen, um uns etwas sauber zu machen. Es fühlte sich nicht wirklich wie Meerwasser an, eher wie Thermalwasser. Auf einem Inselatoll hätte ich das vielleicht erwartet, aber hier?

Im Halbdunkel des nächsten Raumes war nur ein schmaler Steg, und wir standen vor etwas, mit einem dicken Seil angebunden, das wie aus Teilen von Ausflugs- oder kleinen Passagierschiffen oder womöglich Segelschiffen aus Holz zusammengeflickt wirkte, an die zehn Meter lang. Fast sah es so aus, wie wenn es nur von der Farbe zusammengehalten wurde.

Wir begutachteten noch einmal die Karte. Wenn die Insel wirklich dort war, wo sie sein sollte, so müssten wir nicht geradeaus nach Westen, sondern in einem Winkel von an die 10 Grad mehr nach Süden fahren. Die Steuerung sah nicht sehr kompliziert aus, so als ob man dafür nicht unbedingt einen Schein brauchte, und als ich einen Schalter umlegte, war ein leises Summen zu hören. Welche Energiequelle dieses Schiff genau verwendete, konnte ich auf die Schnelle nicht herausfinden, aber welche Wahl blieb uns schon?

Alejandro lockerte das Seil, das einige Male um eine kleine Steinsäule gewickelt war, ich konnte das Gefährt in Bewegung setzen, und mit ihm seitlich an mich geschmiegt und seine Hand auf meiner Schulter nahm ich Kurs auf das offene Meer.

Kapitel 2 – Die Überfahrt

An diesem Nachmittag waren wir immer noch mitten auf dem Meer unterwegs, als von der Westkante schon lange nichts mehr zu sehen war. Es erschien mir eher sinnlos, die ganze Zeit das Steuerrad zu halten, wenn weit und breit nichts zu sehen war und wir für lange Zeit nur geradeaus fahren mussten, und so hatte ich es einfach festgebunden. Noch ziemlich lange sind wir nebeneinander gestanden, sein ärmelloses Shirt und mein dagegen fast schon konservatives T-Shirt im Fahrtwind flatternd. Er zog es dann lieber aus, entblätterte sich überhaupt komplett, und legte sich auf die große hölzerne Fläche hinter dem Steuerpult in die Sonne.

Ich ließ noch die Hose an, als ich zu ihm hinüberging, mich über ihn beugte und seine zur Seite gestreckten Arme festhielt. Wir züngelten uns aneinander, als ich über ihm lag, aber wir waren sowieso beide recht ausgelaugt. Er wollte einfach so für eine Weile meine Hand halten, und wir hielten noch ziemlich lange Händchen, bis es uns schon zu viel wurde.

Ich wollte dann einerseits schön langsam wieder etwas anziehen oder in den kleinen Raum unter Deck gehen, andererseits hatte die Sonne aber ohnehin schon viel an Kraft verloren. Von unserer geschätzten Geschwindigkeit und der Entfernung auf der Karte her sollten wir maximal einen halben Tag unterwegs sein, und es waren jetzt schon mehrere Stunden, ohne dass wir irgendwelche Besonderheiten wie etwa Treibholz bemerkt hätten. Es gab eine elektrische Beleuchtung, aber die beleuchtete eher nur das Schiff, und war nicht wirklich ein nach vorne gerichteter Scheinwerfer. Das Steuerrad hatte ich wieder losgebunden und in der Hand, und Alejandro stand neben mir. Ich umarmte ihn, klopfte ihm auf den Rücken und sagte „Das schaffen wir schon“.

Fast völlige Dunkelheit umgab uns, als ich das Gefühl hatte, dass nun etwas anders war. Ich ging mit der Geschwindigkeit herunter und versuchte die Lampe zu verdrehen, so dass wir komplett im Dunkeln standen, ich aber ein bisschen nach vorne auf das Meer hinaus sehen konnte. Eine halbe Minute später blieben wir mit einem lauten Knirschen, das sich sehr kurz davor leise angekündigt hatte, auf einmal stehen. Es musste eine Sandbank oder irgendwas im Wasser sein, denn von Land war keine Spur.

Eine große Wolkenformation schob sich langsam zur Seite und gab den Blick auf den Mond frei, zumindest sah es aus wie der Mond. Wir sahen uns beide um – und konnten vielleicht ein paar 100 Meter von uns entfernt schemenhaft etwas erkennen, eine Küste, leichte Hügel. Wir standen einige Momente lang so da, er sah sehr erleichtert aus, tastete sich an mich heran, hielt sich fest, und fast im gleichen Augenblick verspürten wir beide den Wunsch, einen Kuss auszutauschen.

Ich drehte den Fahrschalter voll auf, ein Aufheulen war zu hören, das Knirschen begann wieder, und mit einem leichten Ruck hatten wir uns auch schon wieder losgerissen. Die Küste kam näher, einzelne Bäume waren zu erahnen, ich regelte wieder zurück – und diesmal war das Knirschen noch etwas unsanfter, dafür hatten wir es geschafft.

Es war ein breiter Sandstrand, der im fahlen Mondlicht vor uns lag, und der Sand unter meinen bloßen Füßen fühlte sich sehr fein an. Wir nahmen unsere Sachen und setzten uns erst einmal an der Stelle hin, wo schon fast ein dichter Wald begann. Ich rollte etwas aus, das als eine Art Matte für uns zwei zu gebrauchen war, eine Decke dazu vermisste bei den immer noch kuschelwarmen Temperaturen niemand von uns, und legte mich erst einmal entspannt zurück. Wir redeten fast nichts und wussten, dass es jetzt nicht viel Sinn hatte, die Gegend hier abzusuchen, und wir das am besten bei Tageslicht tun sollten.

Als wir nebeneinander lagen und ich fast schon in einen Halbschlaf verfallen war, bemerkte ich, dass er seine Hose zurückgezogen hatte und mit einer Hand dabei war, bei sich für einen guten Schlaf zu sorgen. Ich drehte mich zur Seite, berührte leicht seine nackte Haut, und er machte einfach weiter. Auch ich, nun direkt neben ihm liegend, hatte mich unter meine Hose vorgetastet und es ihm gleich getan. Unsere Hände kreuzten sich und tauschten den Platz, während auch unsere Lippen wieder zueinander fanden und ich mich noch mehr zu ihm drehte. Ob mich der abschließende Höhepunkt dieses Tages noch in dieser Welt oder schon in meiner Traumwelt ereilte, das wusste ich gar nicht mehr so genau, doch ich fand mich in dieser Nacht nur einmal dicht an Alejandro gekuschelt wieder, und schlief wenig später auch wieder so ein.

Kapitel 3 – Die Insel

Die Wellen schlugen sanft an den flachen Strand, als ich im morgendlichen Licht erwachte. Etwas Dunst, in rosa Farbtöne getaucht, lag am Horizont, hellblaues bis türkisfarbenes Meer vor und er noch schlafend neben mir. Seine Shorts waren immer noch nach unten gezogen, und während ich noch überlegte, ob ich das ausnutzen sollte, schien er nun auch langsam zu erwachen. Ich ließ meine Lippen lieber zu seinem Mund wandern, nachdem wir uns kurz in die Augen gesehen hatten. Wir küssten uns so etwa fünf Mal mit einem Lächeln dazwischen kurz hintereinander, aber er hatte es eilig, das nächste Gebüsch zu suchen. Inzwischen begutachtete ich unser kleines Schiff, das immer noch am Strand lag. Wir hätten daran denken sollen, es besser zu verankern, aber zumindest schien es keinen Schaden davongetragen zu haben, zumindest war kein Wasser eingedrungen und es wirkte nicht kaputter als am Tag davor.

Als wir uns aufmachten, diese Insel zu erkunden, gingen wir erst einmal gemütlich den Strand entlang. Im Landesinneren ging es leicht bergauf, auch war ein kleiner Berg zu sehen, eher ein größerer bewaldeter Felsen als ein erloschener Vulkankrater. Nach einer größeren Biegung blieb Alejandro auf einmal stehen. Am Rand des Strandes war ein Seil mit aufgehängter Wäsche gespannt, und sie fühlte sich noch nass an.

Wir sahen uns kurz an, und er machte einen Schritt in den Wald hinein. Höchstens 100 Meter später, an einer kleinen mit etwas Gras bewachsenen Lichtung, stand eine etwas verfallene Mauer, ähnlich wie bei der Südlichen Grenzstadt. Hörte ich hier etwas? Wir gingen langsam weiter – und etwas neben dem alten Gebäude war Angelo, der nichts außer einer knallbunten Surferhose trug. Als er sich gerade umdrehte, erstarrte er, und wir sahen uns mehrere Sekunden lang in die Augen.

„Marcello?“


„Angelo!“

Wir rannten aufeinander zu, er umarmte mich, drückte sich sehr fest an mich, ich klopfte ihm auf den Rücken, und nach zwei Sekunden Zögern waren wir in einen tiefen Kuss versunken. Als wir uns voneinander lösten und ich zu Alejandro hinüberblickte, der etwas ratlos neben uns stand, kam auf einmal ein seltsames Gefühl in mir auf. Aber vielleicht war es ja nur, weil er Angelo auch bewunderte, seine von Natur aus tiefbraune Haut, und sein zwar nicht extrem durchtrainiertes, aber doch so ansprechendes Erscheinungsbild, dass wir uns einst innerhalb von wenigen Minuten näher gekommen sind. Aber es waren nicht nur Äußerlichkeiten, es war ein bisschen mehr als nur ein Abenteuer, das uns verband – so wie bei mir und Alejandro, welcher im Moment vielleicht weniger durcheinander war als ich.

Angelo zeigte uns etwas die Gegend, und seine Geschichte hörte sich so ähnlich wie meine an, er fand sich auch einfach so auf dem Boden wieder, nachdem er dem geöffneten Portal an der Westkante nach meinem Verschwinden ein bisschen näher gekommen war. Die Insel musste sich über ein, zwei Kilometer erstrecken, und entdeckt hatte er weit und breit nichts – bis auf dieses verlassene Gebäude mit ein paar elektronischen Geräten, die noch eine Weile funktioniert hatten. Doch ganz in der Nähe gab es immerhin frisches Wasser und exotisches Obst.

„Können wir einmal kurz reden?“, sagte mir Angelo halblaut ins Ohr.


„Was gibt es denn?“


„Ich weiß ja nicht wie's bei dir so ist, aber bei mir geht seit dieser Geschichte überhaupt nichts mehr“, sagte er und deutete eine Handbewegung bei sich an.


„Kommt mir bekannt vor“, sagte ich gelassen.

Nicht alle Männer mussten unbedingt täglich Lust haben, aber ich kannte das Gefühl sehr gut, wenn man doch irgendwie wollte und absolut nichts ging. „Wir machen das schon“, sagte ich, und waren wieder ineinander versunken. Ich winkte Alejandro herbei, mit dem wir dann zu dritt einen Kreis bildeten und die Arme umeinander legten.

„What was your name again?“, fragte ihn Angelo.


„Alejandro.“


„Oh, sprichst du Spanisch?“


„Jemand von seinen Eltern kommt aus Spanien, aber es ist nicht wirklich seine Muttersprache – oder wie war das genau?“


„Ja, kann man sagen.“

Die Sonne hatte schon längst ihre volle Kraft entfaltet, und aus Wasser, etwas aus meinem Gepäck das wie Vodka schmeckte und notdürftig ausgepressten Früchten fabrizierte ich ein interessantes Getränk – obwohl, wir hatten fast alle zusammen diese Idee gehabt. Schmeckte etwas eigenwillig, passte aber perfekt zu diesem Ort. An dieser ruhigen, schattigen Stellen, an der wir es uns gemütlich gemacht hatten, war es mir gar nicht so bewusst, dass sich meine Hand selbstständig gemacht und die kräftigen Schultern und Oberarme von Angelo ertastet hatte. Ganz zufällig fühlte meine andere Hand, ob meine Anwesenheit bei ihm schon etwas bewirkte – doch da tat sich null. Unsere Lippen fanden wieder zueinander, viel zarter und langsamer als vorher, doch alle Gefühle schienen bei ihm ausgelöscht zu sein. Was immer es gewesen war, wir mussten es gemeinsam geschafft haben, und nicht nur ich allein.

Es war die Hand von Alejandro, die nun auf meinem Oberschenkel ruhte, eher schon unter dem Stoff meiner kurzen Hose, und zumindest bei mir sehr wohl etwas bewirkte.

„How did you do that, guys? Wie habt ihr die Anlegestelle gefunden? Ich war schon einmal bei diesem Turm, aber da hineinkommen ...“, fragte Angelo.

„Na wie denkst du?“, sagte ich, und seine Antwort bestand aus einem leicht gequälten Lächeln, als Alejandro seinen Arm um mich legte. Ich spürte, dass das nicht alles war, was er jetzt von mir wollte. Dass Angelo wieder zu seiner Unterkunft gegangen sein musste, hatte ich gar nicht registriert, dafür umso mehr, dass sich Alejandro immer enger an mich kuschelte. Er lag nun über mir und machte sich an meinem T-Shirt zu schaffen, er saß schon lange mit nacktem Oberkörper da. Seine Erregung bekam ich mit voller Härte zu spüren, so als ob er mir endlich zurückgeben wollte, was er am Tag davor von mir bekommen hatte. Während wir ein bisschen auf dem weichen Boden kämpften und sich unsere Zungenspitzen immer wieder berührten, lag auch der Rest unserer Kleidung bald neben uns.

Angelo war doch wieder zurück gekommen und strich sanft über meine Haut, Alejandro störte das jetzt nicht, und mich schon gar nicht. Ich spürte, dass seine Hände ziemlich fettig waren, er hatte etwas dabei, das sich gut für eine Massage verwenden ließ. Als es Alejandro bemerkte, probierte er es gleich an mir aus, immerhin arbeiteten sich seine Finger dann langsamer und zarter bei mir vor.

Ich lag entspann auf dem Rücken, war bereit für ihn, spürte wie er sich an mir festhielt, als er vor mir stand, seine feuchte und heiße Haut meine berührte – und nachdem der erste kurze und spitze Schmerz gewichen war und ich mich zusammennahm, spürte ich ihn tief und fest. Angelo saß neben uns, hielt meine Hand – und ich glaubte durch seine Hose zu erkennen, dass das Leben nun doch langsam in ihn zurückgekehrt war. Alejandro atmete schwer und ich konnte fühlen, wie er entschlossen auf sein Ziel zuging, während nun auch Angelo seine Hose abgelegt hatte. Ich griff vorsichtig zu ihm hinüber, und was Momente zuvor noch nicht allzu fest in meiner Hand gelegen war, wurde nun von einem plötzlichen, kräftigen Pulsieren erfasst und gewann an Form. Ein strahlendes Lächeln stand mit einem Mal in seinem Gesicht, doch Alejandro wurde nun immer schneller und brutaler. Der Schmerz meldete sich doch wieder etwas zurück, ich wünschte mir fast, es würde bald zu Ende sein.

Angelo presste seine Finger noch einmal kräftig um meine, stand auf, und stand nun hinter Alejandro. „Hey ...“, sagte dieser nur, doch er wehrte sich nicht, und die beiden lachten kurz. Alejandros Gesicht verzerrte sich, und er hielt kurz inne, als seine Hüften erfasst wurden und nackte Haut fordernd an ihm rieb. Doch da hörte ich schon den lauten Schrei von Alejandro und konnte ein Pumpen erahnen, bis er für einen Moment auf mir zusammenbrach. Wir blieben alle kurz so übereinander liegen, bis wir uns voneinander lösten und Angelo etwas ratlos und gleichzeitig erwartungsvoll vor mir stand und mir direkt in die Augen sah.

„Ja … machs schon!“, gab ich ihm zu verstehen, als ich immer noch auf dem Rücken vor ihm lag, meine Beine auf seinen Schultern rasteten und er nun ohne Umschweife Alejandros Platz einnahm. Zuerst war er noch zart, und wir kamen uns Stück für Stück näher, doch dann spürte ich ihn mit aller Gewalt, so als ob er die Energie aufsaugte, die Alejandro gerade bei mir hinterlassen hatte. An seinem Atmen, seiner vor Schweiß glänzenden Haut und seinen pumpenden Bewegungen merkte ich, dass sich alles stetig und immer mehr und kräftiger aufbaute. Er wurde noch schneller, immer rasanter – und von einen Moment auf den anderen bekam ich zu spüren, was sich tagelang bei ihm gestaut hatte. Beim Anblick seines verzerrten Gesichts konnte auch ich mich auf einmal nicht mehr halten, obwohl ich kaum seine Hand zu spüren bekommen hatte. Ein heißes, feuchtes Gefühl breitete sich entlang meiner Schenkel aus, als er sich von mir löste, und wir verfielen ein paar Minuten lang in einen Kuss, bei dem sich auch unsere Zungen fest aneinander schmiegten.

Ich lag in der Mitte, die beiden neben mir in meinen Armen. Angelo raffte sich als erster auf und führte uns zu seiner selbst gebauten Dusche – eine einfache Konstruktion, bei der von irgendwo kommendes, ziemlich warmes Wasser aus einer löchrigen Rinne in zwei Meter Höhe herunterprasselte. Wir standen lange Zeit darunter, zu zweit und für eine Weile auch zu dritt.

Die Hosen trugen wir einstweilen nur so in der Hand, als ich mir die Unterkunft von Angelo noch etwas genauer ansah. Auch hier war eine große Antenne auf dem Dach montiert, sie zeigte in Richtung Festland. Alejandro betrachtete ebenfalls neugierig die Technik und den kugeligen Röhrenbildschirm in einer Ecke.

„Sieht ziemlich leistungsstark aus. Wenn wir den Sender richtig aufdrehen, könnten wir möglicherweise sogar über das Gebirge kommen, bei einer der Stationen müssten die was merken … und wir könnten auch ein Bildsignal draufmodulieren“, sagte Alejandro und hielt etwas in der Hand, das wie eine museumsreife Videokamera aussah.

„Habe ich probiert“, sagte Angelo, „aber da tut sich nichts mehr. Es muss einmal eine Energiequelle gegeben haben, die jetzt nicht mehr funktioniert. Aber womit fährt das Schiff überhaupt, mit dem ihr gekommen seid?“

Wir gingen hin, suchten etwas herum, und entdeckten unter einer Klappe einen weißen, durchsichtigen Gegenstand, der in einer Metallvorrichtung eingespannt war. Sah aus wie ein Stück Eis, aber es fühlte sich nicht nass und auch nicht kalt an, wenn man es berührte. Wir waren etwas ratlos, doch als sich dieses Ding mitsamt seiner Ummantelung, aus welcher zwei dicke Kabel kamen, recht einfach herausnehmen ließ, kam uns eine Idee. Wäre doch gelacht … „Halt dich fest … nein, halt mich fest“, sagte Angelo, als er es verkabelt hatte und einen Regler langsam hinaufdrehte. Ich hielt seine Hand so fest wie ich nur konnte, und drückte dann auch Alejandro an mich, der kurz etwas böse geschaut hatte, so als ob ich ihn übersehen hätte. Es schien sich wirklich etwas zu tun, ein leichtes Brummen war zu hören und auf dem Bildschirm erschien ein Streifenmuster. Doch sonst tat sich nicht viel.

Mit einem Mal war auf dem Bildschirm ein Gesicht zu erahnen, und eine Stimme schien sich aus dem leichten Rauschen abzuzeichnen, „… die Leistung erhöhen … Standort … stärker“ waren ein paar zu hörende Wortfetzen. Wir konnten die Sendeleistung vielleicht noch erhöhen, aber das andere Signal kam eben nicht stärker an. Angelo drehte noch etwas herum – und mit einem Mal erschien ein mit Streifen verziertes Bild von Angelina.

„Ich glaube, wir haben die maximale Leistung schon überschritten“, sagte Alejandro, der die verkabelte Kamera auf uns ausgerichtet hatte. Angelo drehte weiterhin entschlossen einen Regler nach oben, und ich spürte, wie das Brummen lauter wurde und fast schon bedrohlich den Raum füllte. Ihr Gesichtsausdruck änderte sich, als Alejandro vor die Kamera getreten war.

„Seit ihr auf dieser Insel? Geht es euch gut? Habt ihr ….?“, sagte sie, und dass er immer noch nackt war, und noch zwei Männer ohne Hosen neben ihm standen, schien sie im Moment gar nicht so sehr zu erstaunen.


„Ja, alles bestens“, sagte Alejandro.


„Fängt da bei euch was zu rauchen an? Also die Insel … was ich sagen wollte ist, dass dort scheinbar ein Knotenpunkt ist, ein internes Wurmloch zwischen hier und der Landmasse, und ein Portal zwischen den Welten, müsste eine kleine Felsgrotte sein, fast neben dem Senderstandort.“


„Wir schauen hin, und ich drehe hier lieber einmal herunter“, sagte Angelo, und ihr Bild war noch zu sehen, während unseres bei ihr nun verschwunden sein musste. Der Qualm hatte sich wieder gelegt.

Angelo ging wortlos weg, wollte anscheinend dass wir ihm folgen, und blieb am Rand der Lichtung mit seinem Haus stehen.

„Also das erste an das ich mich hier erinnern kann war hier“, sagte er, zeigte mit dem Finger auf den Boden und gleich darauf auf einen felsigen Hügel, der hinter den Bäumen zu erahnen war. Der Spalt zwischen den Felsen erinnerte mich an den bei mir im Wald, oder den bei der Ostküsten-Stadt. Alejandro streckte seine Hand aus, und zog sie gleich wieder zurück. Auch ich fühlte vorsichtig, ob hier etwas seltsam war – kalt.

„Ob das was mit dem elektromagnetischen Feld zu tun hat? Ich meine, wir waren weit über der Markierung drüber“, fragte sich Alejandro.


„Entweder das, oder ...“, sagte Angelo mit einem Lächeln, und drückte ihn an sich.


„Wir können es probieren, oder versuchen ob wir über das Meer wieder zurückkommen. Na, wer traut sich?“

„Ich“, sagte Alejandro nach einer Weile.


„Bist du dir sicher?“, sagte ich.


„Ja, sehr sicher.“


„Dann zieh dir lieber etwas an.“

Er zog sich seine Sachen an, die er in der Hand trug, wir sahen uns noch einmal in die Augen, ich presste ihn an mich, Angelo schüttelte ihm die Hand, und wir küssten und noch einmal, so als ob es das letzte Mal für lange Zeit wäre. Er löste sich von mir, machte einen Schritt hinein, verblasste im Dunkel – und war weg. Auch ich, nun angezogen, machte einen Schritt hinein, doch nichts passierte. Ich schloss die Augen zu, drückte meine Hände an den Stein – nichts.

Wir sahen uns kurz an, rannten wieder zum Haus zurück, er drehte den Regler wieder nach oben, bis sie ihn verstehen konnte und erzählte außer Atem, was passiert war. Doch Angelina blieb ruhiger.

„Ich kann die Daten hier sehen, macht euch keine Sorgen, er ist bei diesem Portal, das du einmal bei dir entdeckt hast. Aber ihr ...“

Mehr konnte sie nicht sagen, denn der Monitor wurde dunkel, der Ton verstummte, und Rauch und ein verbrannter Geruch waren nun deutlich zu bemerken. Als die Funken sprühten, hatten wir schon einen Sprung nach draußen gemacht. Zwar hatte nichts Feuer gefangen, aber den Sender konnten wir erst einmal vergessen.

Dennoch fühlte ich mich mit einem Mal viel besser. Wenn er dort gelandet war, dann würde er sicher bald nach Hause finden, und konnte ja immer noch mit diesem Aufzug zurückkommen, wenn er Lust hatte. Nun hatten ich und Angelo eine ganze Insel für uns allein. Wäre ich allein auf diese Reise gegangen, so würde ich jetzt womöglich auch allein hier stehen.

„Auf den Schreck trinken wir jetzt was“, schlug ich vor. Für einen Moment glaubte ich, etwas Falsches gesagt zu haben, doch dann sagte er nur schlicht „Ok“. Wir setzten uns auf den Strand, es wurde zwar nur Fruchtsaft, aber in Stimmung kamen wir so oder so. Es war er, der sich zuerst wieder ausgezogen hatte, schließlich wollte er mit mir im Meer schwimmen, aber auch als wir getrocknet waren, hielt er es nicht für nötig, wieder etwas anzuziehen.

Wir waren den halben Strand entlanggewandert, wollten sehen ob es hier noch etwas zu entdecken gab – aber es war einfach eine kleine grüne Insel inmitten von dreißig Grad warmem, intensiv blauem Wasser. Ob wir einfach so lange wir Lust hatten gegenseitig den letzten Winkel unserer Körper erforschen sollten, um so möglicherweise wieder die Passage zum Festland zu beschwören? Im abendlichen Licht saßen wir wieder nebeneinander auf dem Strand, und es war nicht nur sein Oberschenkel, auf den ich meine Hand legte. Obwohl er kräftiger als ich war, war nicht so sicher, wer von uns jetzt oben oder unten lag, doch wir gaben uns beide alles, als wir ineinander gewickelt waren. Eilig, dieses Schiff wieder flott zu machen, hatten wir es überhaupt nicht – das konnte noch eine Weile warten.

Fortsetzung folgt

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