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Lesungen: 852 | Bewertung: 5.45 | Kategorie: Sonstiges | veröffentlicht: 13.01.2011

Kuschelwetter - Teil 6

von

Kapitel 1 – Die Rückreise

Ich fragte mich, ob Angelina wohl auf dem Bahnsteig auf mich warten und wie die Begrüßung ausfallen würde, als sich der Zug schön langsam dem Endbahnhof an der Ostküste näherte. Die stundenlange ruhige Fahrt hatte ich genossen, schließlich waren die letzten Tage anstrengend genug. Angelo hatte das etwas ramponierte Gehäuse mit dieser Energiequelle wieder in das Schiff eingebaut, und zu meiner Überraschung ließ es sich auch wieder starten. Wir hatten gedacht, es vor Einbruch der Dunkelheit zu schaffen, wenn wir am frühen Vormittag aufbrachen, unsere Sachen zusammengepackt und waren losgefahren, diesmal um die Sandbank herum. Als die pralle Sonne schon verschwunden war, waren wir immer noch mitten auf dem Meer. Doch in der Ferne erblickte ich etwas – ein Licht, das etwas erhöht zu sein schien. Immer mehr zeichnete sich eine riesige Felswand vor uns ab, und mir wurde klar, wozu der gemauerte Turm überhaupt gedacht war.

Nach dem langen Aufstieg über die Steintreppe hatten wir es sogar noch bis zur Stadt im Landesinneren geschafft, wo wir bei der dortigen Bar sogar wieder diesem spanischen Typen vom letzten Mal begegneten. „Darf ich vorstellen ...“ brauchte ich nicht zu sagen, denn die beiden hatten schon angefangen, sich zu unterhalten. So stieg ich dann also allein in einen Zug, schließlich musste auch ich ihm seine Freiheit zugestehen. Ich hatte sogar noch eine Funkverbindung zu Angelina bekommen, so dass wir uns etwas unterhalten konnten.

Wir wurden langsamer, und zischend und quietschend blieb das Gefährt ein paar Meter vor dem Ende der Schienen stehen. Ich trat auf den Bahnsteig und ließ meinen Blick umherschweifen – bis ich Angelina in der Menge erblickte. Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, und ich gab ihr zuerst nur die Hand. Es war sie, die mich zuerst küsste, so dass ich dann ein paar Meter weiter in einer ruhigeren Ecke meine Arme um sie legte und sie fest an mich drückte.

Ja, es ging mir gut und es war alles in Ordnung, trotz abgerauchtem Sender auf der Insel. Sie erzählte mir davon, mit Alejandro über eine Verbindung ins Internet in Kontakt zu sein – der hatte auch erst einmal genug und wollte zuhause ein paar Dinge erledigen.

„Möchtest du mich begleiten, in deine Welt? Ich würde gern etwas nachforschen“, sagte sie noch in der Bahnhofshalle.


„Ja, was denn? Jetzt sofort?“


„Ich möchte Alejandro besuchen – und herausfinden, wie die Daten über die Portale überhaupt in Umlauf gekommen sind.“


„Na ja, ich sollte sowieso wieder einmal nachsehen, ob bei mir zuhause alles in Ordnung ist.“

Sie sah sich um, ob jemand in der Nähe war – und wir gingen durch den zum unterirdischen Bahnsteig führenden Eingang, von dem aus wir zum stabilisierten Portal im Norden gelangen würden. Die Reise war wie üblich, die rasende Fahrt über die nördliche Bahnstrecke, der Aufzug – wo sich zunächst einmal nichts tat, als wir den kurzen Verbindungsgang durchquert hatten.

Doch so wie sie mir das erläuterte, war der untere Teil des Schachtes mit einem mehrere Meter dicken Steinblock verschlossen, so dass man auch bei Wartungsarbeiten kaum etwas entdecken würde. Ich glaubte ein dumpfes Geräusch zu hören, bis sich die Schiebetüren schließlich doch noch öffneten, und die Kabine, wenn auch mit einem leichten Zittern und Brummen, mit uns nach oben fuhr. Wir gelangten wieder in den Gang der U-Bahn-Station, wo wir uns zuletzt im tiefsten Winter begegnet waren. Zwar hätte ich daran denken sollen, eine längere Hose anzuziehen, andererseits schien helles Sonnenlicht vom Eingang her in die Station, und als wir einen Schritt auf die Straße hinaus machten, standen wir zwischen bunt verfärbten Bäumen.

In der U-Bahn saß uns gegenüber eines dieser Paare, die auch in aller Öffentlichkeit und im dichten Gedränge ihre Zuneigung demonstrieren wollten. Sonst war ich darüber immer etwas frustriert, oder setzte mich auch genervt auf einen anderen Platz, wenn es nicht allzu voll war, aber diesmal konterte ich einfach, berührte Angelina vorsichtig mit einer Hand, und spürte Sekunden später auch schon ihre Lippen auf meinen. Die beiden anderen hörten auf einmal auf und hatten nur noch ihre Hände übereinandergelegt, bis sie an der nächsten Station ausstiegen.

Zuhause hatte ich erst einmal die Gelegenheit, meine E-Mails zu lesen, das Handy aufzuladen, ein paar Leute zu beruhigen und einige Sachen zu klären. Ein mehr oder weniger guter Freund, auch eine Art Geschäftspartner von mir, war wieder einmal auf der Suche nach einem wirklich interessanten Artikel. Zu erzählen hatte ich ja genug, glauben würde es ohnehin kaum jemand und ich musste ja nicht alles ausplaudern, aber ob ich mich darauf einlassen sollten? Angelina fragte, ob sie einmal meinen Computer verwenden dürfte – und wirkte ein paar Minuten später fast etwas traurig.

„Was ist denn?“, fragte ich sie.


„Alejandro sagt, er hat keine Zeit.“


„Also wegen einer anderen Frau wird es nicht gerade sein, und er war ja auch eine Weile weg und wird ein paar Sachen zu erledigen haben.“


„Ja, wahrscheinlich, aber ...“

Eine Weile suchte sie noch herum, fand aber auch keine Spur dieser Website mit der eingescannten Buchseite, nur diese seltsamen Seiten über Dimensionsportale in der Lagune von Venedig, oder über eine Zeitmaschine, die angeblich im Vatikan im Keller stand. Sie klappte den Notebook-Deckel zu, sah sich etwas um, und ließ sich auf mein Bett fallen. Vor ihr stehend, legte ich mich über sie, sah die Rundungen unter ihrem T-Shirt aus nächster Nähe, wir sahen uns direkt in die Augen – doch ihr Blick sagte mir, dass das vielleicht keine gute Idee war. Ich löste mich von ihr, wir lagen noch etwas nebeneinander, und ich beschäftigte mich noch etwas mit dem Internet.

„Schau dir das an!“, sagte ich nach dem Öffnen einer E-Mail zu Angelina und nahm sie an der Hand. Jemand, den oder die ich nicht kannte, kannte womöglich meine Adresse aus dem Forum mit den Koordinaten, hatte mir ein Bild einer anderen Buchseite geschickt und nur knapp geschrieben, vielleicht ein paar interessante Dinge für mich zu haben. Offenbar war es ein Antiquariat, in dem die Sache vor ein paar Monaten aufgetaucht ist, der Ort musste soweit mir bekannt an die 100 Kilometer von hier sein – und es hörte sich nach etwas mehr an als „hallo, ich habe da ein interessantes Buch auf dem Flohmarkt entdeckt“.

Sie stand mit leicht offenem Mund neben mir, ich nutzte es nicht aus, und Momente später stritten wir uns beide kurz darum, wer von uns eine Antwort schreiben sollte, und ob wir überhaupt eine schreiben sollten.

„Fahren wir hin, oder was meinst du?“, fragte sie.


„Heute? Bis wir dort sind … und dann ist sicher nicht mehr offen.“


„Ich könnte ja bei dir übernachten, und morgen sehen wir weiter.“

Dass sie keinen BH trug, konnte ich zwar beim Massieren ihres Rückens unter ihrem T-Shirt feststellen, zumindest entdeckte ich dort keinen Verschluss, aber viel weiter wagte ich mich erst einmal nicht vor, als wir wieder nebeneinander im Bett lagen, ich in Boxershorts. Doch es war, wie wenn mich eine unsichtbare Mauer davon abhielt, sie ganz langsam und zart zu küssen, oder womöglich auch sie mich. Dabei wäre ich ja froh gewesen, schon früher einmal bei einer Frau so weit gekommen zu sein, und nicht nur einige wenige Male eher durch glückliche Zufälle. Trotzdem kam es mir vor, wie wenn etwas anders wäre. Gab es in der Kuschelwetter-Welt womöglich eine Strahlung, die Frauen locker und unverkrampft machte, und die Männer noch lockerer? Aber andererseits, welche hätte schon einfach so bei mir übernachten wollen, noch dazu im gleichen Bett?

Angelina schien schon zu schlafen und war in die Bettdecke eingewickelt, ich nur so halb, und konnte trotz Müdigkeit nicht so wirklich schlafen. Die Unterhose hatte ich ausgezogen und auf den Boden geworfen, weil sie mich ja doch nur einengte. War es zuvor nur ein Gefühl, wie es mich auch schon das eine oder andere Mal auf einer Tanzfläche ereilt hat, so war ich jetzt, als sie direkt und doch unerreichbar neben mir lag, voll auf der Höhe. Ich massierte mich mit beiden Händen, wanderte hinunter zu meinen Oberschenkeln, stellte mir vor, das bei ihr zu machen, und bewegte meine rechte Hand wieder etwas nach oben. Von der Ausstrahlung der Frau neben mir war ich felsenfest überzeugt, und sehr lange dauerte es nicht, bis es mich durchschüttelte, und ich die Taschentücher neben meinem Bett gut brauchen konnte.

In der Nacht träumte ich davon, noch einmal mit ihr von der geheimen Station nach oben zu fahren. Sie sagte wieder etwas von einer Grenzschicht und weiterer Raumdimension. Etwas fühlte sich nicht ganz richtig an, also ging ich mit ihr in den Aufzug zurück und wusste auf einmal ganz genau, welche Tastenkombination ich drücken musste. Es wurde kurz dunkel und dann wieder sehr hell, und als sich die Türen wieder öffneten, drehte sich an der Decke der Halle langsam eine Disco-Kugel zu funkiger Musik. Wir nahmen uns an der Hand, legten einen Tanz hin – doch etwas riss mich aus dem Schlaf, und ich realisierte, wo ich wirklich war. Im Halbschlaf stellte ich mir vor, wirklich mit ihr zu tanzen, und rückte einen Hauch näher an sie, um bald wieder neben ihr einzuschlafen.

Kapitel 2 – Alte Schriften

Am nächsten Morgen gingen wir die Sache recht gemütlich an, zumindest empfand sie es nicht gleich als eindeutiges Zeichen, als wir uns im Badezimmer kurz komplett nackt begegneten. Ich schaute mich auch noch um, ob ich vielleicht eine lange Hose und etwas wärmere Sachen für sie hatte, weil es doch schon etwas kühl war, und auch das gestern noch ganz freundliche Herbstwetter an diesem Tag schon mit dichten Wolken durchsetzt war.

Auf dem Bahnhof drückte ich uns eine Fahrkarte für zwei Personen aus dem Automaten, der Zug war auch recht pünktlich, und wir fanden einen sehr gemütlichen Platz in dem noch eher spärlich besetzten Waggon. Die planmäßige Ankunftszeit hatte ich gar nicht genau im Kopf, aber viel länger als eine Stunde sollte es nicht dauern.

„Ich weiß nicht, wie ich es genau sagen soll“, sagte Angelina nach ein paar Minuten Fahrt, „aber irgendetwas ist anders.“


„Willkommen in meiner Welt! Aids, Syphilis, kalter Wind, dichte Wolken, und die nächsten vier Monate wird es noch schlimmer werden.“


„Nein, das ist nicht was ich meine, es ist wie wenn du etwas anders wärst.“


„Anders als andere Männer? Kann schon sein.“


„Darf ich dir etwas erzählen?“, sagte sie mir halblaut ins Ohr. „Wegen gestern … ich war mir nicht sicher ob du Lust gehabt hättest … und dann habe ich eben allein ...“


„Was, du auch?“, sagte ich etwas lauter.

Wir sahen uns fast eine halbe Minute lang an, während die tiefherbstliche Landschaft vorbeizog.

„Ich wollte nicht zu aufdringlich sein, dich nicht verärgern ...“, sagte ich.


„Aber du bist nicht aufdringlich, ist ja ganz natürlich wenn du Lust hast. Gut, ich habe schon Männer getroffen, die waren sehr komisch, und mir ist alles vergangen, aber bei dir ...“


„Gut, darf ich dir etwas sagen“, sagte ich, nachdem ich kurz tief Luft geholt hatte, „es heißt ständig, zumindest in dieser Welt, alle Männer wollen immer nur Sex haben, die sind ja so primitiv, und dann immer dieses – Entschuldigung – Herumgezicke und Herumgerede, wenn man überhaupt was erreicht.“


„Ja, du hast Recht, es ist nicht so, dass ich mit allen würde, aber wenn ich möchte, und jemand ist mein Typ, was ist schlimm dabei? Und du bist mein Typ.“


„Oh, dann hätten wir das auch geklärt“, sagte ich noch etwas ernst, bis sich unsere beiden Gesichter zu einem Lächeln verzogen, und wir die Hände aufeinander legten.

* * *

„Die Fahrkarten bitte“, sagte auf einmal jemand, als wir höchstens noch ein paar Kilometer vom Zielbahnhof entfernt waren. Es war selten, dass zweimal jemand durchging und die Karten markierte, ob bei einem Zwischenhalt das Personal abgelöst wurde? Beiläufig gab ich dem Schaffner die Karte, während ich mich mit Angelina über die Landschaft unterhielt.

„Die ist leider nicht gültig.“


„Aber die habe ich vorhin erst gekauft – und Ihr Kollege hat auch nichts gesagt.“


„Ich weiß nicht, was Sie da gemacht haben, aber die Karte ist ungültig. Das muss ich noch klären, aber es wird Konsequenzen haben. Moment ...“, sagte er, als hinter einer Zwischentür jemand etwas rief.

Sie und ich sahen uns wortlos an, sie machte eine „Was machen wir jetzt?“-Geste, und als der Mann mit schnellen Schritten in Richtung der Tür ging und ich merkte, dass der Zug langsamer wurde, sah ich noch einmal schnell in alle Richtungen, ihr tief in die Augen, reichte ihr meine Hand – und wir sprangen auf und rannten ans andere Ende des Wagens. Die Zwischentür dort hinter uns gelassen, glaubte ich noch ein „Hey!“ zu hören, und sah ich mich um. Ich riss an der Vorrichtung, welche die Tür im Notfall öffnete, es tat sich wirklich etwas – und vor uns zog das Gleis für die Gegenrichtung so schnell vorbei, dass man gerade noch herunterspringen konnte, oder auch nicht. Sie sah auch hinaus und nach unten, blickte mir in die Augen, drückte sich fest an mich, und unsere Lippen pressten sich eine Sekunde lang aufeinander, während mein Herz noch schneller raste. Wir nahmen uns an der Hand, links und rechts war nichts zu sehen – und sprangen. Sekunden später realisierte ich, mich gerade so gefangen zu haben. Sie war gestürzt, stand aber sofort wieder auf, wir liefen vom Bahndamm hinunter und stiegen über einen niedrigen Zaun. Als ich mich umdrehte, sah ich den Mann bei der geöffneten Tür stehen und noch einmal „Hey!“ brüllen, doch der Zug fuhr einfach weiter, und wir gingen durch eine Tür in ein zweistöckiges Gebäude und standen in einem breiten Gang. Vielleicht eine Sporthalle? Niemand war zu sehen, und wir gingen erst einmal in eine halbdunkle Ecke, atmeten immer noch schnell und wollten uns einfach nur beruhigen. Ich kam ihr ein paar Zentimeter näher, als sie so vor mir stand, und klopfte ihr etwas auf den Rücken.

„Ist ja alles gut“, sagte ich, und küsste sie diesmal viel, viel länger, als sie sich mit mir an die Wand lehnte.


„Das war schon richtig, der war sicher nicht echt“, sagte Angelina, als sie sich schon halbwegs beruhigt hatte.

Eine große Doppeltüre führte zur Straße hinaus. Zwar wehte uns etwas kühler Wind entgegen, aber wenigstens war es sehr sonnig – doch wie lange noch? Laut der Landkarte auf meinem Handy waren wir noch etwa 2 Kilometer von diesem Ramschladen entfernt, oder was auch immer es war, wenn die Adresse stimmte.

* * *

Jemand saß bei einem Ladentisch neben dem Eingang, war mit etwas beschäftigt und dürfte die kleine Glocke bemerkt haben, die beim Öffnen der Tür ertönte, doch er beachtete uns erst einmal nicht. Er sah wie ein Altstudent aus, hatte einen kunstvoll gepflegten Bart und etwas längere Haare – und ihr Blick blieb etwas länger als einige Momente bei ihm hängen. Neben ein paar offenen Kartons mit Ramsch im Eingangsbereich fiel unser beider Blick bald auf die Holzregale mit verstaubt und etwas zerfleddert wirkenden Büchern. Sie blickte konzentriert zwischen den Regalreihen hin und her und versuchte wohl ein System zu erkennen.

Der Inhaber, vielleicht auch ein Angestellter oder eine Aushilfe, stand doch noch auf und kam auf uns zu. Als sich Angelina gerade umdrehte, und sich ihre Blicke trafen, wäre er fast mit dem Fuß an einem Bücherregel hängengeblieben. Sie lächelte ihn kurz an und suchte dann weiter herum.

„Haben Sie auch Bücher von 18 … irgendwas?“, fragte ich ihn.


„Ja ...“, antwortete er, ging etwas weiter und fuhr mit einem Finger die Bücher entlang, „nicht viele, aber … ja, hier“, sagte er und blieb damit an einer Stelle stehen. „Moment“, sagte er auf einmal, „geht es … um dieses Portal zwischen den Welten?“


„Wir haben uns darüber geschrieben – denke ich.“


„Ich wünschte mir, ich könnte die ganze Geschichte glauben, aber ich war schon einmal dort, die Karte ist ziemlich genau, aber dort war nichts außer ein paar Felsbrocken.“


„Sicher bin ich mir noch nicht ganz, aber es gibt vielleicht eine Möglichkeit, den Übergang zu öffnen.“


„Und die wäre?“

Sie stellte sich dicht neben mich, ich legte meinen Arm um sie, und mein Mund bewegte sich langsam auf ihren zu, um ihr ein kurzes Küsschen zu geben. Ich spürte, wie ihre Hand meinen Körper entlangwanderte, weiter nach unten – bis sie sie dann umso schneller wieder wegzog. Der Mann sah uns beide mit leicht offenem Mund an, um dann nur kurz „Aha“ zu sagen.

An der angedeuteten Stelle zog sie ein Buch mit einem zerschlissenen Leinen-Einband heraus und blätterte es durch. Den Titel konnte man kaum lesen, aber es waren einige Illustrationen zu sehen, die mich an etwas erinnerten.

„Oh“, sagte er, „von dem habe ich vor einiger Zeit ein Exemplar verkauft, da hat sich jemand sehr dafür interessiert.“


„Was würde es denn kosten?“, fragte ich.

Er sagte nichts, sah nur Angelina tief in die Augen, und ich war mir nicht sicher, wer von beiden zuerst angefangen hatte. Das Lächeln in ihrem Gesicht wurde von ihm erwidert, und überhaupt bemerkte ich jetzt erst so richtig, dass er nicht besonders viel an hatte. Zwar war es in dem Geschäft nicht kalt, aber er wollte wohl so wie ich den Sommer möglichst lange in den Herbst hinein mitnehmen. Sehr langsam, Schritt für Schritt, kam er auf sie zu und setzte dazu an, ihr die Hand zu reichen, zog sie dann aber schnell wieder zurück. Doch sie kam auch zwei Schritte auf ihn zu, gab ihm die Hand, ließ sie nicht mehr los, und strich mit ihrer anderen über seine Schultern.

„Ist das jetzt ein unmoralisches Angebot?“, sagte ich halblaut und sah beide abwechselnd an.


„Vielleicht“, sagte sie, und fixierte so lange ihren Blick auf mich, bis ich mit den Schultern zuckte.

Er sah sich um und wirkte dabei etwas nervös, aber außer uns war niemand hier, und so schnell würde sicher auch niemand vorbeikommen. Dort wo wir gerade standen, war es etwas dunkel, doch an seiner Hose zeichnete sich schon ab, was sie mit ihren Blicken angerichtet hatte. Im nächsten Moment blieb ihm die Luft weg, als sie ihn plötzlich küsste, doch als sie sich lösten, war er schon wieder entspannter und erwiderte das viel zarter.

Sie tastete sich mit einer Hand an ihm vor, und seine Hose, die bis zu den Knien ging, hatte dem nicht viel entgegenzusetzen. Mi

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