Lay All Your Love On Me
von Kojote
[i]Eine Geschichte zum Lied von ABBA[/i]
1. Strophe
“Du bist eifersüchtig, Alter”, brach es aus Roman heraus und man konnte ihm ansehen, dass er sich zurückhalten musste, um nicht lauthals loszulachen.
Für einen Augenblick sah Dorian aus, als hätte ihn ein toter Tintenfisch mitten ins Gesicht getroffen. Sein auf die Tanzfläche fixierter Blick wurde starr. Zunächst holte er tief Luft und wollte automatisch widersprechen. Aber dann huschte wieder das tanzende Paar durch sein Sichtfeld und er atmete langsam aus.
Betroffen blickte er auf den Tresen und musste dann sogar ein klein wenig lächeln. Wenn auch etwas reumütig.
„Scheiße…“, murmelte er halb an seinen besten Freund gewandt und halb an sich selbst. „Seitdem ich sie habe, ist jeder Mann auf dieser Welt eine Bedrohung für mich. Egal wie schmierig oder gelackt er aussieht…“
Roman brauchte keinen extra Hinweis darauf, dass sein Kumpel sich auf den Möchtegern-Gigolo bezog, der auf der Tanzfläche eine Show daraus machte, eine bildhübsche Blondine durch jede der Menschheit bekannte Tanzfigur zu wirbeln. Es war ziemlich offensichtlich.
„Und ich dachte immer, deine einzige Schwäche wären die Zigaretten“, stichelte er Dorian noch ein wenig.
Ein wenig ungehalten fuhr der dunkelhaarige Mittzwanziger zu ihm herum und brauste auf: „Ich bin vielleicht jetzt etwas besitzergreifender als früher. Na und?“ So schnell sein Zorn aufgekommen war, so schnell verpuffte er auch wieder und Dorian wurde ernst. „Das ist alles neu für mich, Mann. Die Regeln von früher…“ Er stockte und suchte nach Worten. „Sie gelten einfach nicht mehr. Alles was ich früher für richtig gehalten habe… hat sich verändert. Durch sie…“
Sein ausgestreckter Arm deutete vage in Richtung der Tanzfläche. Roman grinste ihn schelmisch an. Und Dorian fühlte sich irgendwie verpflichtet, sich noch deutlicher zu erklären, obwohl es ihm wirklich peinlich war, so tief in die Emotionskiste zu greifen.
„Weißt du, was ich am liebsten machen würde?“, fuhr er ein ganz klein wenig eingeschnappt fort, weil er sich von seinem allerbesten Freund nicht ganz ernstgenommen fühlte. „Ich würde am liebsten da rüber gehen, sie mir schnappen und zu ihr sagen, dass sie ihre Zeit nicht mit solchen Typen verschwenden soll. Dass sie [i]mir[/i] all ihre Aufmerksamkeit und Liebe geben soll.“
Dann runzelte er die Stirn über seinen eigenen Ausbruch. „Wie krankhaft ist das, Mann? Ich bin besessen. Erzähl ihr das bitte niemals!“
„Das muss ich gar nicht“, presste Roman mühsam hervor, während ihm schon Tränen in die Augen traten. Dann biss er sich auf einen Finger, in dem offensichtlich erfolglosen Versuch, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Sein Seitenblick an Dorian vorbei ließ diesem etwas schwanen.
Als er sich umdrehte, erblickte er anstelle eines wütenden oder entrüsteten Gesichts als allererstes ein leuchtendes Augenpaar über einem strahlenden Lächeln. Die Tränen in diesen Augen waren eindeutig eher Tränen der Rührung, als der Belustigung. Und dann flog sie auch schon in seine Arme.
„Don’t go wasting your emotion, Baby“, hauchte sie in sein Ohr und es machte überhaupt nichts, dass ihre Stimme ein wenig zu ergriffen war, um die Melodie richtig zu halten. „Lay all your love on me!“
Wegen des darauffolgenden, unglaublich leidenschaftlichen und intensiven Kusses bekamen sie beide kaum etwas davon mit, dass Roman sich noch immer kichernd von seinem Barhocker erhob und an die Seite des recht betreten dreinblickenden Gigolo trat, der die Szene nicht gerade glücklich verfolgte.
„Mach dir nix draus, Alter. Du hattest sowieso nie ‘ne Chance bei ihr.“ Der hochgewachsene Osteuropäer klopfte dem vielleicht tatsächlich aus Italien stammenden Mann in schneidiger Diskoklamotte auf die Schulter. „Als sie sich das erste Mal gesehen haben, hab ich schon die Hochzeitsglocken läuten hören…“
2. Strophe
„Ich würde ihn sofort heiraten, wenn er mich fragen würde.“
„Heiraten?“, japste Vanessa erschrocken und starrte ihre Freundin und Mitbewohnerin entgeistert an. „Bist du bescheuert?“
„Nein“, erwiderte Eliza abwesend lächelnd. „Verliebt.“
„Aber…“
„Es war wie eine Entenjagd, Nessy“, fuhr die gerade Zwanzig gewordene Blondine fort und spielte gedankenverloren mit einer, vom Duschen noch feuchten Haarsträhne, während sie in die Ferne starrte und verträumt lächelte. „Aber auf eine schlafende Ente. Ein paar Worte, ein verschmitztes Grinsen und… Oh Baby… Ich hing am Haken…“
„Aber…“
„Ich weiß schon, was du sagen willst.“ Das leicht irritierte Stirnrunzeln ihrer Freundin ignorierte die schwärmende, junge Frau einfach. „Ich weiß ja selbst nicht, wie er es gemacht hat. Eine erwachsene Frau sollte sich nicht einfach so Hals über Kopf in einen dahergelaufenen Weltenbummler verlieben, der eigentlich nur auf der Durchreise ist.“
„Im Urlaub!“, schaffte Vanessa es gerade eben so einzuwerfen.
„Jaja… Ich fürchte mich auch ein wenig…“
„Na wenigstens ist da noch irgendwo ein Funke Vernunft in deinem Köpfch…“
„Nein ich fürchte mich sogar ziemlich!“, korrigierte Eliza sich und Vanessa fing an sich zu fragen, ob es überhaupt eine Rolle spielte, dass sie anwesend war. Der kurze Augenblick der Erleichterung, als ein paar scheinbar vernünftige Worte den Mund ihrer Freundin verließen, endete an dieser Stelle auch sofort wieder, als sie fortfuhr: „Ich habe Angst ihn zu verlieren, sobald ich ihn nicht mehr sehe. Ich fühle mich… Unzufrieden… Nein… Unvollständig! Ich…“
Vanessa war ohnehin zu erschüttert, etwas einzuwerfen, als Eliza kurz stockte und nach Worten suchte. Und als ihr Blick verzweifelt durch den Raum irrte, blieb ihr beinahe das Herz stehen.
„Ich würde Gott auf Knien anflehen, ihn für immer an mich zu binden, wenn ich wüsste, dass er das auch will.“ Die Blondine sprang auf und das Feuer einer Idee brannte in ihren Augen. „Ach scheiß auf meinen Stolz und die Regeln! [i]Ich[/i] werde [i]ihn[/i] fragen …“
„Don’t go wasting your emotion“, ertönte es in nicht gerade bester Qualität, aber dafür umso lauter. „Lay all your love on me!“
Vanessa konnte nicht anders als die Augen zu verdrehen, als sie mit ansehen musste, wie auch der allerletzte Rest jedwedes Funken an Verstand und Vernunft aus dem Gesicht ihrer Freundin wich und sie begeistert kreischte, während sie herumfuhr.
Der Mann in der Tür trug nur eine Shorts und sah sicherlich so übel nicht aus mit seinen dunklen Haaren und der Sportlerfigur, aber es wäre dennoch schön gewesen, über seine Anwesenheit in der kleinen Ferienwohnung Bescheid gewusst zu haben. Auch wenn er offensichtlich wirklich ausschließlich Augen für Eliza hatte und nicht einmal bemerkt zu haben schien, wie deren Freund
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Kommentare
Kommentare: 279
Leichtgewicht
Zwei Anmerkungen habe ich. Die Ansprache der Personen (die Blonidne etc.) funktioniert so nicht, aber das habe ich dir grad neulich geschrieben.
Und- ich hätte gekürzt, die Geschichte gestrafft, aber das mag eine subjektive Angelegenheit sein.
Schade, dass du aus dem FF raus bist.
Leichtgewicht«
Kommentare: 106
tyami takez
Kommentare: 258
ich find' das am-text-entlang-schreiben hier glücklicher als in der anderen song-kopie. passt perfekt in die kategorie.«