Lene und der kleine Bruder- Teil 2: Claudia
von Enricaru
Zwei Monate. So lange war es nun schon her.
Nichts war mehr so wie vor besagtem Urlaub; konnte sie etwas Anderes erwarten?
Im Urlaub Marks kleinen Bruder verführt zu haben, war natürlich auch keine Angelegenheit, die danach einfach so verdrängt werden konnte.
Alles hatten sie gemeinsam geplant, bis ins Kleinste, und von Daniel unbemerkt war eigentlich auch alles nach Plan verlaufen.
Dumm nur, dass weder Lene noch ihr Freund Mark sich hatten vorstellen können, wie es nach dem Urlaub sein würde, im normalen Alltag.
Wahrscheinlich hatten sie einfach nicht weit genug gedacht, vielleicht auch nicht nachdenken wollen, denn die wenigsten Dinge würden passieren, gut oder schlecht, wenn man sich über alle Risiken klar wäre.
Natürlich war die Sache dann doch nicht so einfach.
Wie auch?
Letztlich verhält sich dann doch immer alles völlig anders als in der idealisierten Vorstellung.
Wird ein frisch verliebter junger Mann, der ein so aufregendes erstes Mal erlebt hat, dieses einmalige Erlebnis einfach als einmaliges Abenteuer abbuchen können?
Kann eine junge Frau die Rolle der Verführerin zum ersten Mal in ihrem Lebenso erfolgreich erproben und danach einfach weiter leben können wie bisher?
Kann ihr Partner, mag er sich auch noch so sehr von Eifersucht frei glauben, mit dem Wissen leben, dass seine Freundin auch mit einem anderen Mann große Lust erleben kann?
Natürlich ist die Realität dann doch ganz anders … und sehr viel komplizierter.
Während der restlichen Urlaubstage war es noch einfach gewesen; sie hatten sich am nächsten Morgen so verhalten, als ob nichts besonderes passiert war, niemand hatte die Sache erwähnt; und naturgemäß hatte Daniel sich daraufhin weitgehend ferngehalten von dem Paar, das allerdings ohnehin weitgehend mit sich selbst beschäftigt war.
Obwohl auch danach weder Mark noch Lene die Episode erwähnten, sich eigentlich, in einer stillschweigenden Übereinkunft so verhielten, als wäre es nie geschehen, so waren die Auswirkungen dennoch deutlich spürbar, insofern dass sie eigentlich jede freie Minute im Bett verbrachten.
Lene nahm erstaunt zur Kenntnis, dass Mark es genoss, wenn sie ihn mit seinem kleinen Bruder verglich, selbst dann, wenn sie etwas erwähnte, was ihr bei Daniel besonders gut gefallen hatte.
Der konkrete Akt selbst bedeutete ihr eigentlich wenig, war es für sie am nächsten Morgen schon Vergangenheit gewesen, eine erfüllte Phantasie, angenehm, erregend, eigentlich unbedeutend.
Dann allerdings, einige Wochen nach dem Urlaub wurde es anders. Lene spürte, dass Daniel ihre Nähe suchte, besonders wenn er vermutete oder wusste, dass sie alleine war.
Und ebenso kam es ihr vor, als ob er sie ständig beobachtete, belauerte … ganz so, als ob er auf ein Zeichen von ihr wartete.
Allmählich wurde es ihr lästig, ihm ständig auszuweichen, seine Gegenwart zu vermeiden.
Ganz sicher würde sie das, was geschehen war, nicht wiederholen.
Warum konnte er es nicht einfach einsehen?
Sie konnte nicht mit Mark darüber sprechen; bisher hatte er nichts gemerkt und sich an die stillschweigende Übereinkunft gehalten, nicht davon zu sprechen.
Ebenso wenig konnte sie mit Daniel darüber reden, denn instinktiv spürte sie, dass jede Erwähnung des Geschehenen ihn noch mehr darauf fixieren würde.
Lene hatte lange nachgedacht, wie sie das Problem lösen konnte; noch war Mark eher amüsiert von der Anhänglichkeit, die sein kleiner Bruder an den Tag legte, aber Lene war realistisch genug, um zu wissen, dass es nicht ewig gut gehen würde; wie sollte sie also die verfahrene Situation wieder in den Griff bekommen?
Natürlich wäre es die einfachste Lösung, wenn Daniel eine Freundin finden würde, in seinem Alter. Aber wie sollte das jemals etwas werden, fixiert wie er nun einmal war?
Die Lösung ergab sich dann gewissermaßen von selbst, und wie so oft völlig anders als gedacht.
Es war auf Marks Geburtstag, dem ersten Geburtstag, den er zu Hause bei seinen Eltern im Partykeller feierte, einem dieser düsteren holzgetäfelten Alpträume, wie sie in den Achtzigern so in Mode gewesen waren.
Eigentlich eine eher deprimierende Umgebung, aber das Thema war passend - ein Achtziger-Revival, also war es beinahe schon wieder eine coole Location … wenn auch nur beinahe; die verschlissene Fototapete hinter der Theke war wirklich ein bisschen zu viel.
Sowohl Mark als auch Lene hatten Leute eingeladen, Bekannte aus Schule und Beruf und selbstverständlich auch Daniel.
Lene hatte lange nachgedacht, ob sie ein oder zwei Mädchen in Daniels Alter auftreiben konnte; erfolglos. Sie kannte einfach niemanden in der Altersgruppe, der in Frage kam als Ablenkung für ihn, jedenfalls nicht gut genug, um eine Einladung zu rechtfertigen.
Schließlich sollte der Kuppelversuch nicht sofort als solches zu erkennen sein …
Dass ihre Schulfreundin Claudia die Lösung des Problems sein könnte, wäre ihr im Traum nicht eingefallen.
Es hatte sie schon überrascht, dass Claudia überhaupt gekommen war - schließlich hatten sie sich einige Zeit nicht gesehen.
Sie hatten bis zur zwölften Klasse dieselbe Schule besucht, die meisten Kurse gemeinsam gewählt, bis ihre Freundin wegen schlechter Noten die Zwölfte hatte wiederholen müssen, und zwar auf ausdrücklichen Wunsch der Eltern auf einem reinen Mädcheninternat in Süddeutschland.
Offensichtlich hatten sie mitbekommen, dass der reichlich lose Lebenswandel ihrer Tochter für einen guten Teil der schlechten schulischen Leistungen verantwortlich war … obwohl sich Lene relativ sicher war, dass Claudias Eltern nicht wussten, dass ihr kleines Früchtchen den ohnehin miserablen Notenschnitt nur durch eine Affäre mit dem Klassenlehrer gehalten hatte.
Nun war sie jedenfalls wieder da, in einem wie immer sehr heißen Outfit, und sie hatte ihren Freund dabei, einen arrogant wirkenden Nicolas-Cage-Verschnitt, der sich offensichtlich für wesentlich cooler hielt als er war.
Allerdings verblasste er ohnehin zur Bedeutungslosigkeit neben der Aufmachung seiner Partnerin; kurzes Kleid und lange Stiefel - mit den dazu gehörenden, noch längeren Beinen, eher ein Model aus den frühen Siebzigern als der Schlabberhosen-Schulterpolster-Look der Achtziger.
Lene war nicht weiter erstaunt darüber, dass Daniels Augen sofort auf Claudia gefallen waren, und er den Blick seither nicht mehr von ihr lassen konnte. Das ging wohl den meisten anwesenden männlichen Wesen so, sofern sie nicht den Zug vom anderen Bahnsteig gebucht hatten.
Eigentlich ganz praktisch, dachte sie mit einem Lächeln; sie müsste nur Claudia in diesem Fick-mich-Kostüm an jedem Mann vorbeiführen, den sie im Verdacht hatte, und könnte mit absoluter Sicherheit an seinem Gesicht ablesen, ob ihm eher das Eine oder das Andere lag.
Gleichzeitig spürte sie zu ihrem Erstaunen einen Stich der Eifersucht; zuerst versuchte sie sich einzureden, es wäre das normale Konkurrenzverhalten jeder Frau; das würde allerdings nicht erklären, warum es sie bisher noch nie gestört hatte, mit Claudia unterwegs zu sein.
Ihre Freundin war zwar nicht immer so offensiv und eindeutig gekleidet wie heute, ihre Wirkung auf Männer war aber auch in Alltagskleidung nicht zu übersehen.
Nein, es waren eindeutig Daniels Blicke, die ihr einen heißen Stich gaben. Obwohl sie in den letzten Wochen mehr als froh gewesen wäre, wenn er sich mal auf eine andere Frau konzentriert hätte, war sie dennoch nicht froh darüber, dass es ausgerechnet Claudia war.
Nicht, dass sie wirklich etwas an Claudia auszusetzen hätte; sie war immerhin ihre beste Freundin. Aber musste ihr größter, wenn auch lästiger Fan, seine Aufmerksamkeit unbedingt auf eine Frau lenken, die so völlig anders aussah als sie selbst?
Natürlich war Claudia attraktiv; sehr attraktiv sogar. Vielleicht war genau ihre Attraktivität das Problem? Was machte sie eigentlich so anziehend?
Eigentlich war sie ein bisschen zu mager. Obwohl, richtig dürr nun auch wieder nicht; ihre Hüften wiesen durchaus weibliche Rundungen auf, wenn auch nicht sehr ausgeprägt.
Ihr Körper wirkte insgesamt, als wäre er mitten in der Pubertät stecken geblieben. Ihre Brüste, obschon deutlich sichtbar unter den stets engen T-Shirts, waren klein, aber perfekt rund.
Da sie nie einen BH trug, war auch die Form ihrer Nippel kein Geheimnis; beinahe unpassend, dass eine derart übersexualisierte 21jährige in einem derart androgynen Körper mit kleinen Brüsten, eher an Hügelchen erinnernd denn an eine richtige Oberweite, steckt.
Im Kontrast dazu wirkte ihr Gesicht streng, beinahe maskulin sogar, dominiert von hellen Augen in einem fast unwirklichen Grün.
Ihre Nase war recht lang, aber schmal und gerade, mit einem Nasenrücken, der sich an seinem Ende zu einer perfekt geformten Nasenspitze erweiterte, die einen ausdrucksvollem Mund mit schmalen Lippen überragte.
Claudia selbst war nicht entgangen, dass ihr Fanclub sich um einen kleinen Verehrer vergrößert hatte; dergleichen blieb gewöhnlich nicht lange vor ihr verborgen; und da nichts für eine attraktive Frau interessanter ist als ihre Wirkung auf Andere, dauerte es nicht lange, bis sie Lene unter vier Augen ausfragte.
„Soo … der kleine Bruder von Mark also … ganz niedlich, der Kleine, und bestimmt noch niedlicher, wenn er nicht mehr so grün hinter den Ohren ist!“
„Ach, so grün ist er vielleicht gar nicht mehr …“
Noch bevor Claudia auf diese rätselhafte Bemerkung reagieren konnte, kam die Nicolas-Cage-Kopie und zog sie auf die Tanzfläche, um sie dort, schon deutlich angetrunken, vor aller Augen demonstrativ zu begrapschen, wie um zu zeigen, wer hier der Größte war.
So manches glasige, meist männliche Augenpaar folgte der Szene mit kaum verstecktem Neid.
Erst deutlich später gelang es den beiden Mädchen, wieder eine ungestörte Unterhaltung zu führen.
„Jetzt sag mal, was hast du denn vorhin gemeint? Du willst mir doch nicht erzählen, dass der Kleine schon weiß, wie es geht?“
Lene war erstaunt von dem intensiven Interesse ihrer Freundin. Sollte sich da etwa … aber unmöglich. Sicherlich war sie nur geschmeichelt davon, dass Daniel die ganze Zeit über seinen immer unsicherer werdenden Blick auf ihre Stiefel heftete.
„Doch, ich bin mir ziemlich sicher, dass er weiß, wie's geht. Ganz sicher sogar.“
Sie schenkte der Anderen ein rätselhaftes Lächeln. „Hast du etwa Interesse?“
Claudia lachte. „Sehe ich aus wie eine Kinderschänderin?“
„Er ist volljährig … und er ist dir verfallen. Wenn du willst, schenke ich ihn dir, und du kannst die ganze Nacht mit ihm machen, was du möchtest!“
„Wie großzügig von dir … aber so wie der mich anguckt, ist er bestimmt schon fertig, bevor er die Hose aufmacht!“, lachte Claudia.
Angeheitert wie sie war, beschloss Lene, aufs Ganze zu gehen.
„Oooh, würde ich so nicht sagen …“, sagte sie, nicht wirklich überzeugend, versuchend, sich unbeteiligt zu geben.
„Was willst du denn damit sagen? Hat irgendjemand gequatscht? Ich dachte, der Kleine hat noch nie …“
Sie hatte angebissen.
„Doch … einmal hat er. Neulich erst, im Urlaub.“
„Ach … sag bloß! Und du hast es mitbekommen … ihn vielleicht sogar dabei beobachtet … hast du etwa durchs Fenster gesehen?“
Lene lachte nur.
„Jetzt sag schon … hast du Beweise, oder hat er dir nur was erzählt?“
„Gesehen … naja, teilweise. Und erzählen musste er mir nichts, ich habe alles live mitbekommen.“
Claudia tat entsetzt.
„Du hast … durch den Türspalt gelugt!“
„Nein, wo denkst du hin? Bin ich eine Spannerin? Ich war im selben Zimmer …“
„Und der arme Junge hat es nicht gemerkt? Das Mädchen auch nicht?“
„Was denn für ein Mädchen? Ich war alleine mit ihm“, bemerkte Lene trocken.
Claudia sah sie verständnislos an, versuchte die Informationen irgendwie in die Reihe zu bringen, was ihr ganz offensichtlich nicht leicht fiel; auch an ihr waren die Longdrinks nicht spurlos vorbei gegangen.
Dann machte es, fast hörbar klick; ihr blieb der Mund offen stehen.
„Jetzt sag nicht, du hast …“
Lene verzog nur kurz die Lippen, als wollte sie darüber hinweggehen.
„Du hast Marks kleinen Bruder vernascht …“
Sie schüttelte ungläubig den Kopf.
„Lene, Lene … wer hätte das gedacht … ausgerechnet du!“
Sie lachte, ihr bezauberndes Lachen, prostete dem verdutzt aus der Wäsche schauenden Daniel mit übertriebener Hochachtung zu.
„Du hast ihm die Unschuld geraubt? Tss,tss, Lene … obwohl, warum nicht? Die Kerle träumen ja auch von nichts anderem, als der erste zu sein … hat sich’s denn gelohnt?“
„Für ihn auf jeden Fall …“ , gab Lene trocken zurück.
Beide mussten lachen.
„Nein, im Ernst; es war schön, auch für mich … was meinst du, wie glücklich er war … besser als Weihnachten und Geburtstag zusammen. Er hat sich aber auch wirklich Mühe gegeben.“
Sie lächelte versonnen.
„Als es ihm gekommen ist, dachte ich fast er wird ohnmächtig; er hat gar nicht mehr aufgehört zu zucken … und er hat nicht aufgehört, sein Zeugs in mich zu spritzen, immer und immer wieder, bis ich übergelaufen bin … danach musste Mark natürlich auch noch mal zeigen, was er kann. Ich habe nachts ein paar mal mit Handtüchern gewischt, aber trotzdem … hättest mal das Laken sehen sollen am nächsten Morgen …“
Claudia riss ungläubig die Augen auf.
„Du hast ihn einfach so machen lassen? Kein Kondom, nicht mal vorher rausziehen? War das nicht reichlich leichtsinnig?“
„Wieso das denn? Es war sein erstes Mal, und ich nehme die Pille, also konnte nichts passieren, keine Krankheit und kein dicker Bauch … außerdem, du weißt doch, wie sehr es Männern gefällt, wenn sie ihr Zeugs an den richtigen Stellen loswerden dürfen …“
Sie grinste zufrieden.
„Glaub mir, er wird mich nie vergessen, in seinem ganzen Leben, egal, wie viele Frauen er noch hat … ist das nicht ein herrliches Gefühl?“
„Na, wenn du meinst … aber trotzdem …“
Claudia war immer noch nicht ganz überzeugt.
„Und außerdem mag ich es, wenn ein Mann in mir kommt … erst zuckt der Schwanz so schön, dann wird es warm … irgendwie lebendig … und es gehört auch einfach dazu wie der Applaus nach einem Konzert!“
„Dafür tropft dir deine Belohnung auch den ganzen Tag ins Höschen …“
„ZWEI Tage … aber besser so, als wenn er mir die Frisur versaut …“
„Wenn ich ein Mann wäre, würde ich jetzt „Typisch Frau“ sagen!“
Claudia schüttelte immer noch ungläubig den Kopf, als Lars, betrunken wie immer bei solchen Gelegenheiten, auf die beiden zutorkelte, versuchte, seinen Arm um Claudia zu legen, wobei er sie deutlich verfehlte. Er vermied es gerade noch, spektakulär auf dem Boden aufzuschlagen, riss dabei fast die Träger von Claudias Kleid ab.
„Nnaa, meine Schöne … was machen wir denn heudde noch …?“
„Ich unterhalte mich gerade ganz gut … das ist heute mit dir nicht mehr drin, denke ich.“
Lene war erstaunt über die offene Ablehnung in der Stimme der Freundin; eigentlich hatte sie geglaubt, Claudia wäre rettungslos in ihren Lars verschossen.
„Jeddsd stell dich mal nicht so an … nachher geht’s bestimmt auch wieder ohne viel reden, oder?“
Claudia verzog das Gesicht zu einer genervten Grimasse.
„Komm, jetzt verpiss dich … für heute reicht es mir!“
Lars drehte sich wortlos um und verschwand, nicht ohne so etwas wie eine wegwerfende Geste in Richtung seiner Freundin zu machen, was allerdings, da er sich auf dem Weg nach draußen wieder fast langlegte, ziemlich die Wirkung verfehlte.
„Soll mich bloß in Ruhe lassen, der Idiot … hat mir heute echt noch gefehlt …“
„Wieso? Ich dachte, ihr währt so halbwegs zusammen?“
„Wieso denn halbwegs? Natürlich sind wir zusammen … na, auf jeden Fall schläft er öfter bei mir.“
Lene spitzte die Ohren, sagte aber nichts.
„Und natürlich bumsen wir auch … klar, oder?“
Claudia lallte auch schon ein bisschen, riss sich aber zusammen.
„Aber heute bestimmt nicht; immer wenn er voll ist, tut er mir nur weh …“
„Schlägt er dich?“ Lene war schockiert.
„Ach was, nein … beim Bumsen. Sein Ding … es ist … na, er tut mir weh damit, wenn er nicht aufpasst … oder wenn er beispielsweise besoffen ist … das nervt …“
„Warum? Ist sein Ding zu groß?“
Claudia grinste.
„Zu groß gibt’s nicht … nein, von mir aus könnte es gerne noch etwas dicker sein … ist einfach nur ein bisschen zu lang … obwohl …“
Sie machte eine kurze Pause.
„Manchmal auch gar nicht schlecht. Jedenfalls wenn er nüchtern ist und ein bisschen aufpasst.“
„Wie … lang ist denn „etwas zu lang“?“
Jetzt war Lene wirklich neugierig. Claudia war eher zurückhaltend, was ihr Intimleben anging. Selten sprach sie so offen, obwohl sie wirklich gut befreundet waren. Ohnehin waren sie nicht oft ungestört; meistens war jemand dabei.
Claudia stellte ihr Glas hin, maß dann mit den Händen einen Abstand in die Luft, etwa so wie ein Angler, der eine Forelle erwischt hatte, oder eher einen Aal.
Selbst wenn Lene die Wirkung des Alkohols und zwanzig Prozent Übertreibung abzog, blieb noch ein beeindruckender Abstand zwischen den Handflächen ihrer Freundin.
„Ohoo … und wie dick ist … „könnte noch dicker sein“?“
Wieder zeigte Claudia einen ungefähren Umfang … mit Daumen und Zeigefingern beider Hände.
„Aua … ob das noch Spaß macht?“
„Neidisch? Aber im Ernst, so ein Riesending ist ab und zu mal ganz nett … lass dir bloß nichts erzählen von wegen „Es kommt nicht auf die Größe an …“, es ist schon nicht übel … ganz anders als mit dem Durchschnittsmodell …“
„Ach? Wie denn?“
„Ja, ach … irgendwie schwer zu beschreiben … die Größe an sich ist nicht so der Unterschied, es ist eher … wie soll ich es dir beschreiben … er ist in dir … ganz tief … füllt dich aus … und du spürst, da ist noch mehr … viel mehr, in Reserve sozusagen … weil … er ist in dir, füllt dich aus, aber er liegt nicht ganz bei dir … das Ding, oder ein Teil davon, ist noch dazwischen … die Bewegungen sind irgendwie anders … distanzierter, und doch machtvoll … und dann, wenn man langsam macht … vorsichtig … geht immer mehr rein, immer weiter … bis du denkst, es geht nicht mehr …“
Lene sah die Freundin skeptisch an.
„Hört sich doch nicht nach einem Problem an … eher im Gegenteil …“
Claudia verzog die Mundwinkel.
„Langsam, und vor allem vorsichtig, sind dabei die Zauberworte … wenn er allerdings wie so ein Hornochse besoffen auf dich steigt und versucht, dir sein drittes Bein auf einem Schlag bis an die Mandeln zu schieben, hört es ganz schnell auf Spaß zu machen … ich nenne hier keine Namen …“
Wieder mussten beide lachen, diesmal beinahe hysterisch.
Sie blieben noch den ganzen restlichen Abend zusammen, kichernd und tuschelnd, es war, als ob mit einem Mal kein Thema zu privat war.
Natürlich kamen sie wie von selbst wieder auf Lenes Urlaubsabenteuer zurück.
Claudia interessierte sich besonders für die Zeit nach der Rückkehr; sie konnte sich nicht vorstellen, dass so etwas in einer Beziehung keine Probleme verursachte.
„Wie gehen Daniel und Mark denn damit um? Ich meine, sprechen sie darüber, oder tun jetzt alle so, als wäre nichts?“
„Daniel denkt, Mark wüsste von nichts … das machte es einfacher und auch schwieriger. Einerseits würde es mir nicht gefallen, wenn sich die Beiden darüber austauschen würden …“
Lene kniff kurz die Lippen zusammen, bevor sie weitersprach.
„Andererseits denkt Daniel jetzt, es wäre etwas Ernstes … und da er nicht weiß, dass Mark alles gesehen hat, versucht er immer mal wieder, ob es nicht irgendwann mal eine Fortsetzung gibt …“
„Und? Gibt es?“
„Natürlich nicht … wozu auch? Ich meine, es war eine total nette Erfahrung, und es hat unserem Sexualleben noch mal einen richtigen Kick gegeben, aber das war’s dann auch. Ich bin mit Mark zusammen, und das wird auch so bleiben.“
Sie schwieg. Sollte sie Claudia erzählen, dass ihr Daniels unbeholfene Annäherungsversuche mittlerweile ziemlich auf die Nerven gingen? Konnte sie ihr genug vertrauen, sie eventuell sogar um Hilfe bitten?
Sie wirkte fast erleichtert, als Claudia eine Entscheidung überflüssig machte.
„Und wie läuft es mit Mark? Hat er wirklich kein Problem damit?“
„Naja … weißt du … eigentlich war es ja seine Idee, da kann er wohl jetzt nicht ankommen und Eifersucht schieben, oder? Ich habe ja nur gemacht, was er sich gewünscht hat …“
„So viel zur Theorie!“, lachte Claudia spöttisch, die sehr wohl den unsicheren Ton in Lenes Stimme gehört hatte.
„Du hast recht … natürlich merke ich manchmal, dass es so einfach nicht ist. Sicher gibt es Momente, in denen er nicht so cool damit umgeht … manchmal ist es wohl doch so, dass er sich betrogen fühlt.“
Claudia verkniff sich einen Kommentar.
„Ich meine, einerseits wollte er es ja so, und er profitiert ja auch davon … aber andererseits … ich fühle mich nicht ganz so gut dabei. Irgendwie habe ich Angst, dass er sich revanchiert, und ich weiß nicht, ob ich so gut damit klar käme, wenn er mit einer Anderen in die Kiste steigt …“
„Aber wieso? Du merkst doch selbst bei dir, dass guten Sex haben und ein gute Beziehung führen, nicht immer dasselbe ist; ich meine, nur weil du es ganz nett fandest eine Runde mit seinem kleinen Bruder zu drehen, wirst du Mark nicht für ihn verlassen, oder?“
„Natürlich nicht … es hat ja auch nichts damit zu tun, es ist eher so was wie Neugier … aber ich glaube, es ist besser, wenn man klare Verhältnisse hat, also besser jemand, mit dem man nichts zu tun hat, im Urlaub einen Fremden oder so …“
„Ach, die übliche kleine Mallorca-Bumsgeschichte? Gott, wie spießig … machen doch alle. Findest du das aufregend? Ich finde es besser, so wie ihr es gemacht habt; alles offen und ehrlich, jedenfalls zwischen euch beiden. Ein bisschen beneide ich euch!“
„Also Daniel kann ich dir wirklich empfehlen …“
Claudia musste lachen.
„Klar, warum nicht? Oder Daniel und Mark zusammen? Und du versuchst es mal mit meinem göttlichen alkoholisierten Dildomodell!“
Claudia sah, wie Lene bei der Erwähnung ihres Freundes zusammenzuckte.
„Spaß beiseite … manchmal denke ich, vielleicht sollte er auch mal was anderes probieren … mit einer anderen, nur damit wir quitt sind. Aber ehrlich gesagt, ich bin kein Mann … Ich hätte keine Lust, mich im Schrank zu verstecken und zu spannen. Dafür wäre ich viel zu eifersüchtig.“
„Und wenn du ihm freie Hand lässt? Vielleicht mal ein Wochenende ohne dich, damit er sich in Ruhe austoben kann?“
Claudia konnte an Lenes Gesicht ablesen, was sie davon hielt.
„Achso, verstehe … na dann bleibt wohl nicht viel. Außer … probier doch mal das, wovon alle Männer träumen: einen Dreier … du, er und noch jemand!“
„Wie ich dir vorhin erzählte, hatten wir so was in der Art schon … ich glaube nicht, dass ich noch so ein Problem brauche!“
„Also, erstens; das war ja wohl keine Nummer zu Dritt, eher zwei Duette nacheinander … und außerdem dachte ich bei der dritten Person auch eher an etwas für ihn … also etwas Weibliches …“
„Klar, das könnte ihm so passen! Aber ich kann mir noch weniger vorstellen, dass so etwas funktioniert …“
„Wieso das denn nicht? Ist doch sogar noch besser! Wenn der Mann, so wie meistens mittendrin, wenn es gerade interessant wird, ein biologisch bedingtes Formtief hat, können sich die Mädels gegenseitig helfen.“
„Ich weiß nicht … sollen wir uns dann im Arm halten, oder was?“
„Oh, du willst es mal probieren … und mit mir? Ich fühle mich geehrt! Und was den Trost angeht … da fällt mir mehr ein als nur Händchenhalten …“
Sie zog Lene an sich, biss sanft in ihre Unterlippe, ließ dann kurz ihre Zunge spielen, gerade lange genug, um deutlich zu machen, dass sie das Piercing in ihrer Zunge nicht nur der Optik wegen hatte.
Gleichzeitig legte sie ihre Hand auf Lenes Brust, ganz beiläufig, als ob es nichts Besonderes wäre. Befriedigt registrierte sie, dass die Brustwarze sich unter ihren Fingern aufrichtete.
„… na siehst du … alles kein Problem unter Freundinnen, oder?“
Lene lachte unsicher. Was sollte das denn heißen? Sie hatte noch nie den dummen Spruch geglaubt, dass jeder Mensch, vor allem jede Frau, von Natur aus bisexuell wäre.
Natürlich hatten Frauen untereinander weniger Berührungsängste als Männer - kein Wunder, schließlich wollte jeder kleine Rebell mal zusehen, wie die brave Freundin mit einem Mädchen rummacht - und natürlich hatte sie selbst auch schon mit einer Freundin geknutscht. Besoffen. Auf einer Party, und so, dass alle sehen konnten, wie cool sie war.
Allerdings war das schon ein wenig her, in der Phase des pubertären Austestens, hervorgebracht aus Neugierde und Mangel an geeigneten Jungs.
Und besonders weit war sie damals auch nicht gegangen; dass sie sich gegenseitig etwa „dort unten“ berührt hätten … nicht auszudenken!
Allerdings, so musste sie sich eingestehen, war die Erfahrung weder unangenehm noch peinlich gewesen; eher etwas, dass sie einfach getan und später wieder vergessen … oder verdrängt hatte.
Und in jedem Fall war es mit Männern etwas ganz anderes; das gegenseitige Begehren, das Erforschen des Unbekannten … eindeutig erfüllender und mit wesentlich mehr Energie.
Sie fing Claudias neugierigen Blick auf, die auf eine Antwort zu warten schien.
„Ach weißt du … ich glaube, so was gibt es nur in Pornos. Wie soll so etwas funktionieren, bei welcher Gelegenheit passiert denn so was? Ich wüsste nicht mal, wie ich das anfangen sollte.“
„Klar geht das … ganz einfach … stell dir vor, ganz abstrakt natürlich … nach einer Party, wenn alle schon ein wenig besoffen sind … mit einer guten Freundin, der du vertrauen kannst … die dann zu voll ist, um alleine nach Hause zu kommen … mit euch im Bett schläft …“
Sie saugte viel sagend an dem Strohhalm ihres Caipirinhas, während ihre Augen die Freundin über den Rand des Glases hinweg fixierten.
Lene lachte unsicher.
„Du … du meinst doch nicht etwa …“
Claudia versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben. Sie spürte, dass Lene verstand, was sie meinte; ebenso deutlich war, dass die Freundin zwar nicht spontan begeistert, aber auch nicht abgestoßen war.
Es würde darauf ankommen, ihr einen rationalen Grund zu geben, etwas, womit sie die Sache vor sich selbst würde rechtfertigen können; und auf keinen Fall durfte sie vermuten, dass es ihr dabei vordergründig um Mark ginge.
„Ich meine … ich wollte immer schon mal wissen, wie es ist, wenn ich mit einem Mann und einer Frau zusammen im Bett bin … einfach aus Neugier …“
Lenes Gesichtsausdruck war schwer zu deuten.
War hinter der Verblüffung Interesse? Sie schien immerhin nicht völlig abgeneigt. Vielleicht kam es nur darauf an, ihr das Ganze noch etwas zu versüßen.
„Und für euch wäre es vielleicht auch nicht uninteressant … auf jeden Fall was neues und ein besonderes Bonbon für Mark … vielleicht als gerechten Ausgleich …“
Immer noch hatte Lene sich nicht geäußert. Es wurde Zeit für den letzten Trumpf.
„Und außerdem … eine Hand wäscht die andere … vielleicht kann ich dir ja bei deinem Problem mit Daniel helfen …“
„Wie das denn? Willst du ihm ins Gewissen reden?“
„Mein Gott, Lene … manchmal stehst du echt auf der Leitung! Ich borg mir den Wunderbruder mal aus, zeig ihm mal, was Richtiges … glaub mir, ruck-zuck hat er dich vergessen! Aua!!!“
Lene hatte mit untypischer Frechheit einmal kräftig an den mittlerweile deutlich hervorstehenden Brustwarzen der Freundin gedreht.
Claudia lachte nur, schlang ihre Arme um sie und verschloss Lenes Mund mit ihren Lippen. Diese wusste gar nicht, wie ihr geschah, als die spitze gepiercte Zunge plötzlich an ihren Zähnen spielte … lag es am Alkohol? Jedenfalls wehrte sie sich nicht, ließ es geschehen, genoss es sogar ein wenig, besonders als ihr plötzlich bewusst wurde, dass sie immer noch ihre Hände auf den kleinen harten Äpfeln Claudias hatte … und mit wohligem Schauder spürte, wie die Nippel sich in ihre Handflächen schmiegten.
Dann riss sie sich los, verlegen lachend unter Marks reichlich erstaunten … und offensichtlich sehr angeregten Blicken.
Es dauerte den ganzen Abend, bis in die frühen Morgenstunden, bis Lene endlich nachgab.
Die ganze Zeit über war sie nicht wirklich abgeneigt gewesen; es war eher so, dass sie sich so etwas zwar durchaus theoretisch vorstellen konnte, aber nicht recht wusste, wie es in die Realität umgesetzt werden sollte.
Außerdem war da in ihrem Hinterkopf natürlich die Angst, sich auch diesmal wieder auf etwas einzulassen, was nur im ersten Augenblick eine gute Idee zu sein schien, um später endlose Probleme zu bereiten.
Wie auch immer, nach langen vergnügten Stunden, enthemmt durch einige Cocktails, kamen die Freundinnen zu einer Übereinkunft, einem Abkommen auf Gegenseitigkeit.
Lene war mittlerweile nicht mehr völlig auf der Höhe; Claudia hingegen machte einen völlig frischen Eindruck, obschon sie nicht weniger Alkohol getrunken hatte als ihre Freundin.
Entschlossen schnappte sie sich Mark, der zum Glück heute entschieden hatte, sich zurückzuhalten, machte ihm klar, dass Claudia nach Hause wollte.
„Von mir aus kann sie ruhig hier bei uns schlafen …“
Erleichtert grinsten sich die Mädchen an. Kein Problem also; sie hatten auch nicht mit Widerstand gerechnet.
Es war dunkel, stockdunkel sogar, als Lene die Nachttischlampe ausknipste, und im selben Augenblick entstand so etwas wie eine erwartungsvolle Ruhe.
Sie wusste, dass Mark darauf warten würde, dass sie zu ihm rüberrutschte; ebenso wusste sie, dass sie sich vorerst von ihm fernhalten musste, sollte der Plan gelingen.
Wie vereinbart hielt sie still, als Claudia vorsichtig über sie hinwegglitt, so lautlos wie nur möglich. Erstaunt stellte sie fest, dass die Freundin schon nackt war; wie es ihr gelungen war, sich so schnell und lautlos das Hemd über den Kopf zu streifen, war Lene ein Rätsel.
Vielleicht, so dachte sie, lag es auch daran, dass keine nennenswerte Oberwei
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chris44267
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Und der kleine Bruder? Bitte schnell eine Vortsetzung..«
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Eine der schönsten Geschichten die ich gelesen habe.«
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