Lesters Geliebte 1 - Nur ein bisschen Liebe
von Jeremy Kottan
Kapitel 1
Nur ein bisschen Liebe
Ich stellte mein Instrument ab und steckte mir eine Zigarette an. Tief inhalierte ich sinnenfreudig den Rauch der Camel, während ich zufrieden die Menschenmenge betrachtete, die sich so langsam auflöste. Dass ich neuerdings hier in der Fußgängerzone meinen Arbeitsplatz hatte, war schon außergewöhnlich für mich. Straßenmusiker zu sein, hatte irgendwie den negativen Touch eines Bettlers. Aber ich trat hier nicht als Bettler auf. Im Gegenteil. Ich hatte einen Halbjahresvertrag mit einem Kaufhausbesitzer, der mich zu Werbezwecken angagierte. Er hörte mich in der Vergangenheit irgendwo spielen und unterbreitete mir den Vorschlag vor seinem Geschäft zu musizieren, um potenzielle Kunden anzulocken. Zuerst machte sich Skepsis breit bei mir. Es wollte mir nicht so recht in den Kopf, dass mein „Gedudel“ etwas bewirken konnte. Aber das interessierte dem Kaufhausmenschen herzlich wenig und er zahlte gut. Sein Hausmeister baute mir sogar eine kleine Bühne – na ja, eher ein Podest oder eine Stufe. Auf jeden Fall konnte man mich ausgezeichnet sehen. Er versorgte mich jeden Tag mit elektrischem Strom, mit Verpflegung und Getränke. Meine Kleidung, auf die mein Auftraggeber besonderen Wert legte, erwarb ich mit einem fetten Rabatt in seinen Laden.
Was wollte ich noch mehr? Und langsam begann, nach ein paar Anfangsschwierigkeiten, die Sache Spaß zu machen.
Mein Job war denkbar einfach. Über eine Verstärkeranlage ließ ich Begleitmusik per Play-back laufen. Die Solostimme spielte ich stets live mit dem Akkordeon. Ich brauchte also keine Band oder gar ein Orchester um professionelle Musik erklingen zu lassen. Auf jeden Fall schien der Kaufhausinhaber recht zu behalten. Jedes Mal wenn ich spielte, drängten sich „Massen“ von Zuhörer vor seinem Eingang und blockierten den Fußgängerfluss.
Eine gute Stunde musste ich noch spielen und bereitete das Play-back für die nächsten Songs vor, als ich eine zarte Brise spürte, die nicht zu dem Luftzug der Atmosphäre gehörte. Jemand stand hinter mir auf dem Podest. Ich zwang mich dazu, mich nicht umzudrehen, obwohl die Neugierde, die sich wie ein Apachenindianer anschlich, fast unerträglich wurde. Satt zog ich nochmals an der Zigarette und drückte dann die Kippe im Ascher.
„Ich wusste gar nicht, dass man mit einem Schifferklavier so einfühlsame Musik machen kann“, sagte eine warme, rauchige Frauenstimme hinter mir. Erst als ich angesprochen wurde, wandte ich mich um. Enttäuschung zeichnete wohl für Sekunden mein Gesicht. Zwar konnte ich nicht sagen, was ich erwartet hatte, aber nicht unbedingt das, was ich vor mir sah, soviel wusste ich.
Sie musste ungefähr anfangs vierzig sein, hochgewachsen mit einer leicht stämmigen Figur. Eine sehenswerte Oberweite bestückte ihren Körper und auch sonst schien alles an ihr zu stimmen. Ihr naturblondes Haar trug sie offen und ihre großen blaugrünen Augen gaben ihr einen nordischen Touch. Für ihr Alter sah sie sehr anziehend und begehrenswert aus und ihr zurückhaltend geschminktes Gesicht verriet, dass sie als junge Frau noch hübscher gewesen war.
Ich entdeckte sie schon zuvor in der Zuschauermenge. Dabei fiel mir auf, mit welcher Leichtigkeit, wie beschwingt sie sich zu den Klängen der Musik bewegte, in einer schlichten aber erotischen Garderobe.
Ihre weiße Baumwollbluse, von der Tageshitze etwas verschwitzt, absonderte einen leichten herben Schweißgeruch, der mich aber nicht abstoßend berührte, im Gegenteil. Ich bewegte mich kaum merkbar in ihre Richtung auf sie zu.
„Tja“, sagte ich, „die Leute gehen heute etwas respektlos mit dem Akkordeon um, obwohl das Musikinstrument eigentlich die meisten Menschen lieben.“
Die Frau lächelte.
„Das kommt wohl aber daher, weil Seemanns- und Volkslieder untrennbar mit der Knopfleiste verbunden sind“, meinte sie und ich begutachtete noch immer mit verstohlenem Blick ihre charmante Figur.
„Trotzdem ist das Akkordeon weltweit, neben der Geige, wohl das beliebteste Instrument und alle diejenigen, die es abfällig Quetschkommode, Wanzenpresse oder Trecksack nennen, tun ihm unrecht, soviel ist sicher.“
Ich fuhr mir mit der Hand durch Haar.
„Mir fallen da noch Bezeichnungen ein wie: Teufelsbüchse, Zerrbalken, Pennerorgel.“
„Pennerorgel!“
Sie lachte laut heraus. „Diese Bezeichnung habe ich ja noch nie gehört.“
„Ist von mir“, grinste ich, wurde dann aber gleich wieder ernst, weil ich normalerweise kein Publikum auf meinem Podest duldete.
„Aber mal ehrlich: Die Leute, die so abfällig über ein Akkordeon sprechen, sollten versuchen es mal zu spielen“, trat ich in die Verteidigung ein ohne sie von meinem Arbeitsbereich zu vertreiben. „Ihr Risiko vom Nachbarn ermordet zu werden, steigt auf 100%. Schließlich ist die „Quetsche“ ein Musikinstrument, bei dem beide Hände und somit auch beide Gehirnhälften sensormotorisch ausgebildet werden müssen. Und das das bei allen Menschen möglich ist, wage ich zu bezweifeln.“
Sie hielt mir die Hand hin.
„Ich bin die Brigitte. Freunde nennen mich Bibi.“
„Sehr angenehm. Lester. Und Freunde, obwohl ich nicht allzu viel davon habe, nennen mich schlicht, einfach und kurz ‚Les’.“
Brigitte hielt meine Hand fest.
„Ahh, machte sie. „Wie den Ex-Gospelchorchef Les Humphrey von den >Les Humphrey Singers<. Kennst du die? In den 70 Jahren erfreute der der Chor sich großer Popularität.“
„Nein, das war vor meiner Zeit.“
„Du hast schöne Hände, Les“, stellte seine neue Bekanntschaft fest und wechselte mit ihrer Feststellung abrupt das Thema. Ehe ich etwas entgegnen konnte, legte sie ihre Schlinge aus.
„Es würde mich sehr interessieren, wie sich diese zarten Künstlerhände auf meiner Haut anfühlen“, schmeichelte sie mir. Brigitte machte erst gar nicht den Versuch, lange um dem warmen Mus herumzureden. Sie legte eine schwergewichtige Unterbrechung ein und blickte mich auf eine fordernde Art an, die sofort eine Willensbeherrschung vermuten ließ. Und der Pferdefuß folgte auch sogleich.
„Entschuldige bitte, lieber Les. Sonst falle ich gleich so anstandslos mit der Tür ins Haus“, flüsterte sie und versicherte mir rasch, ebenso leise: „Das ist wirklich nicht meine Art, aber ich habe keine Lust für ein langes „Bewerbungsgespräch“ bei der weiblichen Konkurrenz hier. – Hast du Lust auf ein kleines Spiel mit mir?“
Zuerst verschlug es mir glatt die Sprache. Woher bezog sie ihre Informationen, dass sie mich abschleppen konnte? Und wieso gerade ich? Bei dem Angebot der männlichen Zunft und ihrem Aussehen, dürfte es ihr wohl kaum schwer fallen, einen geeigneten Lover in ihren Alter zu finden.
„Ich weiß nicht, kenne Sie ja überhaupt nicht“, gab ich nach einer kurzen Pause zu bedenken. „Und eigentlich spiele ich nur mit Leuten, die ich mir selbst ausgesucht habe.“
„Hast du Angst vor mir?“
„Nein!“ stakste ich. „Wieso denn? Nein! Das habe ich auf keinen Fall, nur ...“
„Dann weiß ich nicht, warum du zögerst“, unterbrach mich Brigitte. Ich wollte noch etwas sagen, was sie bemerkt haben musste.
„Einen „Spieler“ kriege ich auf jeden Fall. Es wäre toll, wenn es ein Akkordeonspieler mit deinen Qualitäten wäre. Ich habe dich lange beobachtet, Lester. Du gefällst mir sehr. Ein Jüngling, der so einfühlsam die Tasten eines Schifferklaviers drücken kann, ist sicherlich auch noch für andere Dinge gut zu gebrauchen.“ Sie lächelte buhlerisch.
Ich senkte verlegen den Kopf, musste nachdenken, und Brigitte wartete jetzt geduldig auf meine Antwort. Sie lächelte mir aufmunternd zu, und ich schmunzelte, etwas gequält, freundlich zurück, wie es sich für einen Gentleman gehörte. Aber meine Gedanken waren eher düster. Selbstverständlich würde ich dieser Hure jeden Wunsch erfüllen, es ihr richtig besorgen. Und es machte mir dabei auch nichts aus, ihr mit meinem Körper zu Willen zu sein. Daran würde ich niemals zugrunde gehen. Schließlich kannte mich aus. Jedenfalls glaubte ich das immer. Aber es kam anders, als es in diesem Moment den Anschein hatte – ganz anders!
* * *
Offen und ehrlich gestanden: Der gute Lester konnte sich damit brüsten schon einiges erlebt zu haben mit den Frauen. Aber das hier sprengte wohl doch so ziemlich den Rahmen des Normalen.
Aus mehreren Gründen. Erstens wohnte meine neue Bekanntschaft in eine, von außen betrachtet, durchschnittliche aber sehr gepflegte Villa. Und zweites lebte sie mit ihrer Tochter allein in dem großen Haus, das wohl öfters den Neid so manch einer kinderreichen Familie auf sich ziehen musste. Ein weiterer Grund bestand in dem Verhalten von Brigitte. Fast unmittelbar nach unserer Ankunft, plekte sie sich nämlich vollständig bekleidet, wie eine Betrunkene, rücklings aufs Bett und blieb wie eine Entschlafene mit geschlossenen Augen reglos liegen.
„Fang an“, bat sie mich freundlich und ohne Einleitung.
„Ja ... Wie ...“
Bibi tat nichts, um mir zu helfen. Sie sagte auch nichts dergleichen wie: ‚Bitte zieh dich aus, Les’ oder ‚komm zu mir ins Bett, Geliebter.’ Nein, sie lag nur regungslos mit geschlossenen Augen da und sagte: „Fang an.“
„Was soll das hier werden? Glaubst du, ich ficke eine Mumie?“ wollte ich mich beschweren.
Bibi lächelte.
„Fang an!“ befahl sie wieder.
Ich stand ziemlich ratlos vor ihrem Bett und flehte den Himmel an, dass etwas Rettendes passieren möge – etwas in der Art wie: >Liebe Brigitte, zeig mir deine Titte< - oder so. Aber nichts dergleichen geschah. Ich verfluchte mich, ihr „auf den Leim“ gegangen zu sein. Ich Trottel spazierte mit zu ihr nach Hause. Obwohl schon die Anlocke, das blöde Geschwafel über mein Akkordeon, meine Musik, all das hätte mich hellhörig werden lassen müssen, schließlich wusste ich selbst durchaus, dass ich nicht Musiker in der Band von „Mungo Jerry“ oder diesem besagten „Les Humphrey“ war. Ich machte stinknormale Unterhaltungsmusik. Und das konnten andere Tonkünstler auch.
„Was ist? Kriegst du Panik, oder warum spüre ich nichts?“, hauchte die bettlägerige Madame.
Am Liebsten wäre ich spätestens jetzt davon gerannt. Sekundenschnell analysierte ich, was mir hier eigentlich widerfuhr: Also, ich begleitete in einem schwachen Moment eine Frau nach Hause, die fast doppelt so alt war wie ich. Diese erwies sich dann schon sehr bald nach der Ankunft in ihre Gemächer als arbeitsunfähig. Und ich stand hilflos vor ihrer Ruhestätte und fragte mich, was wohl ein autorisierter Psychiater dazu sagen würde. Unwillkürlich musste ich mich analysieren, ob nun ich oder sie nicht mehr alle „Steine in der Schatulle“ hatte. Vielleicht wäre es auch am stilvollsten, sich erst mal neben sie zu legen und `ne Runde zu pennen. Eventuell hätte ich ja morgen früh die Muße anstandsvoll zu schwärmen, wie geil die Nacht mit ihr gewesen war.
Ne, ne. Alles nicht das Wahre für „Onkel Lester“. Ich beschloss, aus dieser beklemmenden Situation zu flüchten. Als ich meine Entscheidung getroffen hatte, entspannte ich mich und es ging mir schlagartig besser, stellte mir aber nochmals die Frage, ob es auf eine irgendeine Art erreichte, diesen mumifizierten Balg auszupacken.
Für einen letzten Augenblick betrachte ich nochmals Bibis Körper ... und da ... da streckten sich zwei Würfel in die Höhe und bohrten sich von innen gegen Bibis Bluse.
„Bitte, Les“, hauchte sie. „Fang endlich an.“
‚So ist das
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Kommentare
(AutorIn)
Kommentare: 38
Jeremy Kottan
Das tat gut!
:-) JeKo«
Kommentare: 5
Bin sehr gespannt auf den zweiten Teil.
Liebe Grüße Jenny«