Luxus MILF 03 - der Baum brennt
von Faith
Hinweis:
Falls ihr euch fragt, ob ein Kapitel übersprungen wurde, könnt ihr unbesorgt sein. Was an dem Wochenende in Paris ungefähr passierte, erschließt sich aus der folgenden Handlung. Viel Spaß beim Lesen!
Jan stand vor Cassandras Villa und versuchte, deren Sohn Max Halt zu geben. Der große stämmige Kerl war sturzbetrunken und er konnte Jans Frage nach dem Haustürschlüssel nicht beantworten. Stattdessen versuchte Max sich zu entschuldigen, weil sein Mageninhalt auf Jans Pullover gelandet war, als dieser ihm aus dem Auto geholfen hatte. Der Versuch, Worte zu bilden, brachte Max gefährlich ins Wanken.
»Konzentriere dich auf deine Beine. Wenn du umfällst, bekomme ich dich nicht mehr auf die Füße gestellt«, sagte Jan und versuchte, den säuerlichen Geruch zu ignorieren, der von seinem Pullover ausging.
Notgedrungen betätigte Jan den Klingelknopf. Es war erst 22 Uhr. Er hoffte, Cassandra wäre zu Hause, um ihren Sohn entgegenzunehmen. Zugleich fürchtete er sich vor einem Aufeinandertreffen mit ihr. Jan wusste nicht, wie er sich nach der monatelangen Funkstille verhalten sollte. Nach dem berauschenden Wochenende in Paris war der Kontakt eingeschlafen. Einzig ihre flüsternde Stimme hallte in seinen Gedanken: „Mache dir keine falschen Hoffnungen.“
Als sich die Haustür öffnete, stand Cassandra in einem knielangen Morgenmantel auf der Türschwelle. Jan registrierte den hautfarbenen Nylonschimmer auf ihren Unterschenkeln. Sie trug weiße Plüschpantoffeln. Eine Lesebrille steckte in ihrem offenen Haar. Selbst diese ungeschminkte und ungekünstelte Erscheinung löste in ihm Wehmut aus.
»Was ist passiert?«, fragte sie ihren Sohn mit starrer Miene. Als von ihm keine brauchbaren Informationen kamen, schaute sie Jan an. In ihrem Blick erkannte er eine Enttäuschung, die nichts mit der aktuellen Situation zu tun hatte. Jan war sich keiner Schuld bewusst und fühlte sich dennoch angeklagt.
»Nichts«, sagte Jan mechanisch und schaute zu Max, dessen Kopf auf seiner Schulter lag, »er hat zu viel in zu kurzer Zeit getrunken.«
Cassandras Blick schwenkte zurück zu Max. Jan erkannte: Sie war vom Zustand ihres Sohns nicht begeistert. Aber sie war taff genug, deswegen keine Krise zu bekommen.
»Kannst du ihm bitte in den ersten Stock helfen?«, fragte sie mit kühlem Pragmatismus. Jan setzte sich mit Max in Bewegung und nach einem mühsamen Treppenaufstieg erreichten sie dessen Zimmer. Dort legte er seinen Freund in einem kontrollierten Fall auf dem Bett ab.
»Der wird schon wieder«, sagte Jan mit gespielter Gelassenheit und trat zurück. Cassandra befreite ihren Sohn von seinen Schuhen und der Jeans, dann drehte sie ihn in eine stabile Seitenlage.
»Sorry für die Störung und frohe Weihnachten«, sagte Jan. Er erkannte anhand seiner ausladenden Gesten, wie er seine Unsicherheit unbeabsichtigt zur Schau stellte.
»Weihnachten ist erst morgen«, erwiderte Cassandra mit kühler Stimme und drehte den Kopf zu ihm. Ihr Blick wirkte vorwurfsvoll und ratlos.
»Ja, stimmt«, gestand er verlegen und näherte sich der Zimmertür. In Gedanken saß er bereits in seinem Auto und hoffte, der beklemmende Druck in seiner Brust würde sich dann lösen. Es tat ihm verdammt weh, Cassandra so nah zu sein, denn emotional waren sie sich nie ferner gewesen, als in diesem Moment.
»Was ist mit deinem Pulli?«, hörte er ihre Stimme und zwang sich, ihren Blick zu erwidern. Bevor Jan antworten konnte, kam sie zu ihm und sah den Fleck aus halb verdauten Tortilla-Wraps und Tequila, der sich quer über seinen Pullover zog.
»Lass den Pulli da, ich wasche ihn für dich und gebe dir einen von Max.«
Jan zog den Pullover über seinen Kopf und offenbarte: Der Mageninhalt von Max war durch das T-Shirt bis auf seinen Oberkörper durchgedrungen.
»Du duschst dich am besten mal kurz ab, bevor du was Frisches anziehst«, sagte Cassandra und es klang nicht wie ein Vorschlag.
»Ich will keine Umstände machen«, sagte Jan mit einem verlegen Lächeln, aber Cassandra hielt ihre Hand fordernd auf und erklärte: »Je schneller die Sachen in der Waschmaschine sind, desto besser stehen die Chancen, dass nichts zurückbleibt.«
Jan fügte sich ihren Argumenten und stand nach wenigen Sekunden mit nacktem Oberkörper vor ihr. Für einen Wimpernschlag war da diese Vertrautheit und das schelmische Lächeln in ihrem Mundwinkel. Jan wollte Cassandra in die Arme nehmen und küssen. Er wünschte sich, es wäre wie an diesem Sommermorgen, als sie unbefangen und albernd durch die Einkaufsstraßen von Paris geschlendert waren. Warum war seitdem alles so kompliziert geworden, fragte sich Jan und über alldem lag der säuerliche Geruch von Kotze.
»Du weißt ja, wo das Bad ist«, sagte Cassandra, »ich lasse das mal in der Waschmaschine mit dem Kurzprogramm durchlaufen«, fügte sie hinzu und ließ ihn im Flur stehen. Jans Blick folgte ihr. Kurz vor der Treppe blieb sie stehen und schaute über ihre Schulter. Er wich ihrem Blick nicht aus.
»Wie läuft dein erstes Semester, hast du schon Anschluss gefunden?«
»Ja, läuft super. Hab viele Bekanntschaften gemacht«, lachte Jan.
»Schön für dich«, sagte sie leise und lief die Treppe nach unten.
Unter der Dusche patschte Jan mit der flachen Hand gegen die Wandfliesen und wusste nicht, warum er ihr etwas vorspielte. Es lief überhaupt nicht „super“. Er kämpfte sich durch das erste Semester, gewöhnte sich an die neuen Abläufe und lernte viele neue Leute kennen. Darunter waren natürlich auch Frauen, aber Jan interessierte sich für keine von ihnen. Er war unglücklich einsam, ein rastlos Suchender, der jede, sich bietende Gelegenheit ungenutzt verstreichen ließ.
Nach dem Duschen rubbelte sich Jan trocken und stieg in seine Hosen. Er trat mit strubbeligem Haar aus dem Bad und sah Cassandra aus dem Zimmer ihres Sohns kommen. Sie zog die Tür behutsam hinter sich zu und sagte: »Max schläft. Ich habe ihm einen Eimer ans Bett gestellt.«
»Ich habe niemanden kennengelernt«, platzte es aus Jan heraus. Cassandra schaute ihn nichtssagend an, womöglich klang seine Aussage zu patzig.
»Du hast dich nicht mehr gemeldet«, sagte sie mit monotoner Stimme.
»Auf dem Heimweg von Paris hast du gesagt, ich solle mir keine falschen Hoffnungen machen«, rechtfertigte sich Jan. Für einen Moment stutze Cassandra, fand ihre Räson wieder und fragte mit erhobener Stimme: »Und dann meldest du dich einfach gar nicht mehr?«
Jan kam sich hilflos vor und warf kleinlaut ein: »Du hättest dich ja auch melden können.«
»Ich wollte aber, dass du dich meldest – man sieht ja, was dabei herausgekommen ist«, erwiderte Cassandra aufbrausend und schaute besorgt zur Zimmertür ihres Sohnes. Sie packte Jan am Arm und führte ihn die Treppe herunter.
Mit seinen Schuhen in der Hand und mit freiem Oberkörper folgte er ihr und fragte: »Du wolltest mir einen Pullover von Max geben – es ist kalt draußen.«
»Du könntest warten, bis die Waschmaschine mit deinen Sachen fertig ist«, schlug Cassandra im Flur des Erdgeschosses vor.
»Soll ich mir die Sachen dann nass überziehen und mir erst recht eine Erkältung holen?«
Cassandra verschränkte die Arme unter ihren Brüsten und schaute ihn abwartend an. Da dämmerte es ihm und er fragte zur Sicherheit: »Du meinst, ich soll noch bleiben?«
»Du bist so naiv«, sagte Cassandra mit einem verzeihenden Lächeln. Jan erwiderte ihr Lächeln und fühlte sich zugleich hundeelend. Die Sehnsucht der letzten Monate verdichtete sich in seinem Magen zu einem pulsierenden Knäuel aus Stacheldraht. Ohne weiter darüber nachzudenken, nahm er Cassandra in seine Arme und drückte sie an sich, so fest er konnte.
»Endlich«, hauchte sie und schmiegte sich an ihn. Er sog den Duft ihrer Haare ein und genoss die Geschmeidigkeit ihres Körpers in seinen Armen. Als sie mit den Spitzen ihrer langen Fingernägel durch sein Haar fuhr, glaubte Jan, unter dem Sinneseindruck zu zerfließen.
»Ich versuche jeden Tag, mir keine falschen Hoffnungen zu machen, aber ich brauche bitte eine Pause«, sagte er.
Cassandra suchte den Blickkontakt zu ihm und neigte den Kopf einladend. Jan verstand die Geste. Er küsste sie innig. Ohne den Kuss zu unterbrechen, hob er sie an und setzte sie auf die Flurkommode. Cassandra umschlang ihn mit ihren Beinen und drückte ihren Schoß gegen seinen. Während sie sich küssten, rieb sie sich an ihm und für Jan war es fast unerträglich.
»Nicht so fest, ich …«, schnaufte Jan.
»Ich weiß«, sagte Cassandra und öffnete seine Hose.
Als sie seinen harten Stamm in ihrer Hand hielt, schlug sie ihren Morgenmantel mit der freien Hand auf. Darunter trug sie ein weißes Baumwollshirt und eine Strumpfhose, aber keinen Slip.
»Hilf mir«, sagte Cassandra und stemmte ihre Arme gegen die Kommode, bis ihr Hintern in der Luft schwebte. Jan verstand und zog ihr die Strumpfhose über die Pobacken, bis ihr Schritt entblößt war.
»Das reicht«, presste Cassandra hervor und ließ sich mit dem Hintern auf die Kommode sinken.
»Kondom?«, japste Jan.
»Heute kann nichts passieren.«
»Das hast du schon mal gesagt.«
»Und da ist nichts passiert«, flüsterte sie in sein Ohr. Jan fühlte ihre Finger, die seine Eichel in die Richtung lenkten, wo ihn ihre wohlige Wärme empfing und umhüllte.
Ihre Bodylotion roch nach Kokosöl mit einem Hauch Vanille. Jan liebte diesen Geruch, der in seinen Erinnerungen untrennbar mit Cassandras Körper verknüpft war. Er griff fest in ihre angespannte Wade und genoss das extrem glatte Gewebe über ihrer zarten Haut. Cassandra saß mit aufragenden Beinen auf der Flurkommode und krallte ihre Hände in seinen Rücken, während er die ersten Stöße ausführte. Nach einem leidenschaftlichen Zungenkuss gierten ihre Augen nach mehr. Jan gab es ihr mit festen Stößen und genoss das Kribbeln von seiner Körpermitte bis in die Fußspitzen. Auf der Kommode kamen Dekorationsgegenstände bedrohlich ins Wanken.
Eine Vase zerschellte auf dem Boden und ließ Jan erschrocken aufblicken. Cassandras Hand legte sich auf seine Wange und lenkte seinen Blick zurück zu ihr.
»Die war ohnehin hässlich«, stöhnte sie. Während Jan sich in ihr bewegte, nahm sie ihn in einem minutenlangen Zungenkuss gefangen, bis sie stoßweise atmend erzitterte. Nach ihrem Höhepunkt war Jans Lust ungebrochen und er fragte: »Warum bist du so schnell gekommen?«
»Mach einfach weiter«, ermutigte ihn Cassandra mit einem befreiten Lächeln. Er folgte ihrer Einladung und ließ sich in kleinen Stößen zu seinem Höhepunkt treiben.
Dem Höhenflug folgte ein Moment des Schweigens, in dem sie sich schnaufend in den Armen hielten. Jan stand, mit der Jeans auf Kniehöhe, vor der Kommode und die Situation war für ihn nicht klarer als vorher – zumindest durfte er sie festhalten, ihren Körper spüren und dessen Geruch aufsaugen. Nach einem Zungenkuss fragte Jan: »Können wir reden?«
Cassandra küsste ihn erneut.
»Einfach nur reden?«, setzte er mit bittender Stimmlage nach und wurde erneut geküsst.
»Ja, reden«, bestätigte sie beiläufig und drückte ihre Lippen erneut auf seinen Mund. Nach mehreren Küssen lösten sie sich voneinander und richteten ihre Kleidung.
»Komm«, sagte Cassandra und führte ihn ins Wohnzimmer.
Neben dem flackernden Kamin sah er einen üppig dekorierten Weihnachtsbaum, und es standen mehrere brennende Kerzen im Raum verteilt. Die wohlige Wärme des Kamins, das besinnliche Kerzenlicht und der Duft eines Nadelbaums vermittelten Jan den Inbegriff von weihnachtlicher Behaglichkeit. Er sah, wie Cassandra einen pinkfarbenen Vibrator so beiläufig wie möglich unter einem Sofakissen verschwinden ließ und tat, als hätte er es nicht mitbekommen.
»Warum haben wir nicht hier gevögelt?«, fragte er und nahm auf dem Ledersofa Platz.
»Das ist eine gute Frage«, sagte Cassandra und zuckte ahnungslos mit den Schultern. Auf dem Sofa schmiegte sie sich an seinen nackten Oberkörper und Jan legte einen Arm um sie. Eigentlich wollte er wissen, was das zwischen ihnen war, aber die Harmonie des Augenblicks ließ ihn vor diesem Gespräch zurückschrecken. Sie im Arm zu halten und das beruhigende Spiel der Flammen im Kamin zu beobachten, war in diesem Moment die Erfüllung für ihn – wenn es doch immer so wäre, dachte er sich. Ihre rot lackierten Fingernägel spielten in einer Vertrautheit mit seiner spärlichen Brustbehaarung, als wäre es nie anders gewesen.
»Ist euer vorweihnachtliches Besäufnis schon vorbei?«, fragte Cassandra nach einigen Minuten.
»Nee, die anderen werden sich den Abend durch den Totalausfall von Max nicht verderben lassen.«
»Und du warst mal wieder der Nüchterne mit dem Autoschlüssel?«
»Ja, hat sich so ergeben«, seufzte Jan.
»Willst du zurück zu deinen Kumpels?«
»Nein«, sagte Jan, »ich bin viel lieber bei dir, obwohl ich vorhin an der Tür ziemlich Bammel hatte. Als ich mit Max losgefahren bin, dachte ich, er käme alleine von der Straße zur Haustür. Aber der hat während der Fahrt so schnell abgebaut, dass er alleine nicht mehr klargekommen ist. Gut, dass er gekotzt hat, dann wird der Kater am Morgen nicht so schlimm.«
»Hat dein Auto etwas abbekommen?«, fragte Cassandra.
»Ich glaube nicht.«
Für einen Moment schwieg Cassandra. Jan fühlte ihre Fingernägel auf seiner Brust fahrig werden, dann sagte sie: »Im Sommer, als wir auf dem Rückweg von Paris waren, habe ich während der Autofahrt laut gedacht. Den Satz: „Mache dir keine falschen Hoffnungen“, habe ich zu mir selbst gesagt. Ich dachte bis vorhin, du hättest es nicht mitbekommen. Du hast dir damals nichts anmerken lassen.«
»Was hätte ich denn darauf sagen sollen?«, fragte Jan, »ich habe mir in dem Moment gedacht: Dieser Superfrau kannst du ohnehin nicht das Wasser reichen und bevor es kompliziert wird, hält sie dich schön auf Abstand.«
»So bin ich nicht!«, rechtfertigte sich Cassandra und hob ihren Kopf von seiner Schulter. Sie schaute ihm in die Augen: »Auf dem Heimweg von Paris ist mir klar geworden, dass ich aufpassen muss, um dich nicht an jedem Morgen zu vermissen, an dem ich alleine aufwache. Ich wollte mir keine falschen Hoffnungen machen – aber da war es schon zu spät. Also habe ich es mir verkniffen, mich bei dir zu melden und dennoch habe ich auf ein Zeichen von dir gehofft. Als du dich nicht mehr gemeldet hast, nahm ich an, in deinen Augen nur eine Trophäe zu sein. Und das hat mich sehr enttäuscht, obwohl ich dir keinen Vorwurf machen darf. Du bist im perfekten Alter, um dir die Hörner abzustoßen.«
»Trophäe?«, wiederholte Jan missachtend, »so bin ich nicht!«, wollte er klarstellen, aber Cassandra sprang auf und lief aus dem Raum.
»Hey, was ist?«, fragte Jan bestürzt und eilte ihr nach.
»Die Waschmaschine hat gepiept«, erklärte Cassandra im Lauf. Jan folgte ihr in den Keller und sagte währenddessen: »Aber wenn wir beide noch was voneinander wollen, dann ist doch alles gut?«
Im Waschraum zog Cassandra den feuchten Pullover aus der Waschmaschine und hielt ihn prüfend ins Licht. Es waren keine Spuren des Malheurs zurückgeblieben.
»Das Kurzwaschprogramm hat gereicht, aber ich muss ihn im Schongang trocknen, sonst geht er ein.«
Jan schaute irritiert auf das nasse Wäschestück und zuckte mit den Schultern: »Was ist denn mit uns? Erst passiert monatelang gar nichts und dann fallen wir übereinander her und jetzt …«
»Wie stellst du dir das vor?«, fragte Cassandra und feuerte den nassen Pullover mit Schwung in den Trockner. Das T-Shirt beförderte sie mit dem gleichen Elan hinterher und schlug die Tür des Trockners zu.
»Ich bin doppelt so alt wie du. Ich kann nicht mit den Frauen deines Alters mithalten und ich will keine Zeit in eine Beziehung stecken, die mich fertig macht«, erklärte Cassandra und startete den Trockner.
»Mache ich dich fertig?«, fragte Jan betroffen.
»Nein, nicht, wenn du bei mir bist«, gab Cassandra kleinlaut zu, raffte den Morgenmantel enger und verschränkte die Arme unter den Brüsten.
»Eigentlich«, setzte Jan zögernd an, »eigentlich bin ich es doch, der nicht mithalten kann: Ich kenne mich in deiner Liga nicht aus und ich kann dir gar nichts bieten. Na ja, außer halt …«
Jan ließ den Satz mit einem verlegenen Grinsen unvollendet und schaute zu Cassandra. Sie starrte an ihm vorbei, auf einen Punkt an der Kellerwand. Es kam ihm vor, als wäre sie mit ihren Gedanken weit weg. Er übte sich in Geduld und nach einigen Atemzügen schaute sie ihn mit klaren Augen an: »Die Neue von meinem Ex-Mann ist auch nur halb so alt wie er und die scheinen damit überhaupt kein Problem zu haben.«
»Vielleicht machen wir uns zu viele Gedanken«, überlegte Jan. Cassandra zog eine Augenbraue skeptisch hoch und sagte: »Allerdings ist die Neue meines Ex-Mannes nicht seit Kindestagen mit meinem Sohn befreundet.«
Jan schlug die Augen nieder: »Wenn wir es Max schonend beibringen, nicht gleich – erst, wenn …«
Cassandra fiel ihm kopfschüttelnd ins Wort: »Weißt du, warum sich Max heute so betrunken hat?«
Jan zog die Schultern ahnungslos hoch.
»Ich vermute, es lag an dem Telefonat von heute Mittag«, erklärte Cassandra, »sein Vater hat Max darüber informiert, dass er seine Geliebte jetzt doch in den Skiurlaub mitnimmt. Max hatte sich auf die gemeinsame Zeit mit seinem Vater gefreut, jetzt ist er wieder das fünfte Rad am Wagen, während sein Vater mit einer Frau – einem Mädchen – turtelt, das altersgemäß Max zusteht. Und da willst du ihm schonend beibringen, dass du gelegentlich das Bett mit seiner Mutter teilst?«
Jan biss sich betroffen auf die Lippen und flüsterte: »Dann dürfen wir uns nicht mehr treffen. Ich bin den ganzen Herbst gedanklich im Kreis gelaufen, weil ich immer an dich denken musste und nach dem heutigen Tag muss ich mit dem Vergessen wieder von vorn anfangen.«
Cassandra wandte den Blick ab und fragte: »Warum bist du so?«
»Wie bin ich denn?«, fragte Jan.
»Du bist so … vernünftig.«
Jan streckte seine Arme in einer entwaffnenden Pose aus und verstand die Welt nicht mehr: »Was willst du eigentlich? Erst bist du sauer, weil ich mich nicht melde, dann erklärst du mir, dass wir keine Zukunft haben und jetzt willst du nicht, dass ich die Konsequenzen daraus ziehe.«
»Ich weiß. Es ist irrational«, sagte Cassandra trotzig und mit Tränen in den Augen.
Jan wusste nichts Besseres, als sie tröstend in die Arme zu nehmen, obwohl es ihm selbst nicht besser ging. Cassandra drückte ihren Kopf schluchzend an seinen Hals. Nach einigen Atemzügen hob sie den Kopf von seiner Schulter, schaute ihn an und zeigte auf ihr tränennasses Gesicht: »Das ist nicht alles deinetwegen! Das ist auch, weil scheiß Weihnachten ist, weil sich Max aus Kummer betrinkt und weil er morgen von seinem Vater abgeholt wird und den Rest des Jahres in der Schweiz ist und, weil meine Eltern bis Ende Januar in Spanien sind und überhaupt alle machen, was sie wollen und es Niemanden stört, wenn ich alleine vor dem Weihnachtsbaum sitze und Silvester mit den Damen vom Tennisklub feiern muss, die natürlich alle einen Partner haben und ich um Mitternacht alleine mit einem Glas Sekt dastehen werde und weil das alles bedeutungslos ist, bei all dem Leid in der Welt – da hat man dann noch ein schlechtes Gewissen, weil man es warm hat und der Kühlschrank voll ist.«
»Ist gerade alles ein wenig viel, hm?«, fragte Jan mit ernstem Blick.
»Ja«, sagte Cassandra und es klang wie das Piepen eines hilflosen Vögelchens. Jan fiel wieder nichts Besseres ein, als sie in die Arme zu nehmen und sie ganz fest an sich zu drücken. Sie weinte nicht mehr und Jan wollte nicht dumm mit ihr herumstehen. Er ließ sich mit Cassandra in den Armen auf den Boden sinken, bis er mit dem Rücken an den brummenden Wäschetrockner lehnte. Sie kauerte zwischen seinen Beinen und er legte einen Arm tröstend um sie. Ihr Kopf lehnte sich an seine nackte Schulter.
»Wie lange braucht der scheiß Trockner noch?«, fragte Cassandra und wischte sich Tränen aus dem Gesicht.
»48 Minuten«, las Jan vom Display ab.
»So wenig?«
»Ja«, seufzte Jan.
»Scheiße!«, fluchte Cassandra und schmiegte ihren Kopf erneut an seine Schulter. Jan wollte sein Handy nicht aus der Tasche ziehen, um auf die Uhr zu schauen. Es musste kurz vor Mitternacht sein und die Restlaufzeit des Wäschetrockners war der Countdown für die gemeinsame Zeit. Wenn sein Pullover trocken war, war es Zeit zu gehen und wie sollte er Cassandra wiedertreffen, wenn sie sich über die Aussichtslosigkeit ihrer Zuneigung bewusst waren, überlegte Jan. Ihm war Zeit noch nie so wertvoll vorgekommen. Er wollte jede Sekunde auskosten und spürte dieses Verlangen auch bei Cassandra. Eine Hand lag auf ihrem Rücken und drückte sie fest an seinen Körper. Mit der anderen Hand streichelte er ihr angewinkeltes Bein und genoss das zarte Nylon auf der glatten Haut ihrer Wade.
»Warum hast du eigentlich eine Stumpfhose an? Du hast doch gar nicht mit Besuch gerechnet?«, fragte Jan.
»Was hat das eine mit dem anderen zu tun?«, fragte Cassandra mit erschöpfter Stimme.
»Ich dachte, Frauen tragen Strumpfhosen, um für andere schön auszusehen.«
»Quatsch«, sagte Cassandra wie ein trotziges Kind, ohne ihren Kopf von Jans Schulter zu heben.
»Meine Mutter ist immer froh, wenn sie die Strumpfhosen nach der Arbeit ausziehen kann.«
»Dann trägt sie die falsche Marke«, sagte Cassandra und führte Jans Hand über ihr Bein.
»Das ist irre glatt und zart«, stellte Jan fest und fragte: »Fühlt sich das für dich genauso toll an?«
»Wahrscheinlich«, flüsterte sie mit einem verspielten Lächeln, welches ihre tränennassen Augen Lügen strafte. Dieser Ausdruck von Freude in ihrem ungeschminkten und von Traurigkeit gezeichneten Gesicht bewegte Jan auf eine Art, die er noch nie verspürt hatte. Seine aufkeimende Erektion war vollkommen nebensächlich, bei dem, was er in diesem Moment für Cassandra empfand.
Er schaute sich um und zog den Stecker aus der Dose. Das Brummen des Wäschetrockners verstummte.
»Was machst du?«, fragte sie irritiert.
»Ich lasse mir nicht von dieser Kiste vorgeben, wann unsere Zeit abgelaufen ist«, sagte Jan entschlossen. Er legte seine Hände auf ihre Wangen und sprach weiter: »Am Heiligen Abend, also heute Abend, muss ich bei meiner Familie sein – die drehen sonst durch, aber für die Feiertage lasse ich mir etwas einfallen, um bei dir sein zu können – wenn du das willst.«
»Das wäre wunderbar«, flüsterte Cassandra und schloss die Augen mit einem Lächeln: »Jetzt kommen mir schon wieder die Tränen.«
»Das macht doch nichts, Hauptsache wir können uns weiterhin treffen. Wir treffen uns heimlich, wann immer sich eine Gelegenheit ergibt – wir führen ein Doppelleben«, sagte Jan begeistert.
»Was für eine geniale Idee«, sagte Cassandra, »darauf ist vor dir bestimmt noch niemand gekommen.«
»Verarsche mich nicht. Ich meine es ernst.«
Cassandra schüttelte den Kopf: »Du weißt vermutlich nicht, worauf du dich da einlässt.«
»Es wird wohl kaum schlimmer sein, als zu wissen, dass es dich gibt, ohne sich auf dich einzulassen.«
»Ich möchte es dir ja gar nicht ausreden«, gab Cassandra zu. Sie wirkte in seinen Augen ungewohnt verletzlich: »Und das darfst du mir niemals zum Vorwurf machen, denn das mit uns wird schiefgehen.«
»Aber die Zeit bis dahin können wir genießen und uns heimlich lieben«, sagte Jan mit glänzenden Augen.
»Uns lieben?«, wiederholte Cassandra mit einem verschmitzten Grinsen.
»Wie würdest du es nennen?«, fragte Jan verunsichert. Zur Antwort gab sie ihm einen Zungenkuss, der ihm Antwort genug war.
Mit klopfendem Herz sah Jan, wie Cassandra den Stecker des Trockners in die Dose steckte und das Gerät neu startete.
»Es muss ja weitergehen«, sagte sie.
»Ich könnte morgen nach der Bescherung zu dir kommen«, schlug Jan vor, »wenn der offizielle Teil bei uns durch ist, passiert ohnehin nicht mehr viel.«
»Nein«, lachte Cassandra, »Ich muss morgen früh schauen, dass Max reisetauglich wird und am Nachmittag das Aufeinandertreffen mit meinem Ex-Mann überstehen. Das wird bei uns sicher eine schöne Bescherung – danach bin ich für den Tag bedient. Außerdem will ich am ersten Feiertag ausschlafen und mich in aller Ruhe auf dich vorbereiten – wehe, du sagst spontan ab!«
»Willst du dich wieder so in Schale werfen, dass ich in den ersten zwei Stunden keinen klaren Satz herausbekomme?«
»Mindestens«, lachte Cassandra, »mir hat das so einen Spaß gemacht, mich auf die Stunden mit dir vorzubereiten. Das war wie ein Vorspiel und manchmal habe ich während der Vorbereitung von der Torte genascht, wenn du weißt, was ich meine.«
»Ich kann es mir denken«, sagte Jan mit verlegenem Grinsen.
»Oder, wir überspringen die ersten zwei Stunden und gehen gleich ins Bett«, schlug Cassandra vor. Dabei spielte sie mit ihrer Zunge an seinem Ohrläppchen. Jan genoss ihre Zuneigung mit geschlossenen Augen und spann den Gedanken weiter: »Und dann bleiben wir für den Rest des Jahres im Bett.«
»Dann komme am ersten Weihnachtsfeiertag bitte satt zu mir, denn ich werde kein aufwendiges Essen vorbereiten und bringe auf keinen Fall Geschenke mit.«
»Das ist alles?«
»Die genaue Uhrzeit schreibe ich dir noch und du könntest die Sachen anziehen, die wir in Paris für dich ausgesucht haben.«
»Nur um sie dann gleich wieder auszuziehen?«
»So läuft das Spiel.«
Jan sah in ihren Augen Freude und Lust. Er streichelte mit seinen Händen über ihre Unterschenkel bis zu den Fußgelenken und streifte ihr die Plüschpantoffeln ab. Seine Hände umsch
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