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Lesungen: 495 | Bewertung: 7.20 | Kategorie: Sonstiges | veröffentlicht: 13.11.2019

Märchenhaft

von

Zur Abrundung meiner Einreichungen (Nr. 75, wenn man davon ausgeht, dass letztlich die Kurzversion von "Der Entmannte im Eis" wegfällt) bringe ich noch einmal 3 Kurz-Kurzgeschichten, die ganz allgemein als unrealistisch betrachtet werden müssen: Ein Krimi (eine Art Fan-Fiction), ein Märchen (verändert und erotisiert) und eine geradezu unglaubliche Szene aus den Niederungen der Weltliteratur, alle als Beitrag zu einem der beliebten Kurzgeschichtenwettbewerbe im Romane-Forum konzipiert (maximal 600 Wörter erlaubt):

1) Zum Thema "Verrückt" ein Stück (März 2016) für zwei Charaktere unterschiedlichen Geschlechts: "IN EINER VORNEHMEN GEGEND"

Er döste vor sich hin und wälzte tiefschürfenden Gedanken. War das Leben nicht faszinierend? Bot es nicht Abenteuer über Abenteuer? Und gab es einem tapferen Mann nicht täglich Gelegenheit sich zu beweisen? Ja, das Leben! Er machte sich wenig Gedanken an die ferne Zukunft, denn eine alte Weisheit, die schon den Römern bewusst war – oder auch schon früheren Völkern – besagte, dass die Guten jung sterben. Ein Guter war er zweifellos, denn ein tapferer Mann konnte nur gut sein. Die Schurken waren in der Regel Feiglinge.

„Ich habe überlegt und bin zur Überzeugung gelangt, dass ich nicht mehr lange leben werde. Wahrscheinlich wirst sogar du mich überleben. Denn ich bin zweifellos ein tapferer Mann und somit ein guter Mann, denn die Erfahrung lehrt, dass die Bösewichter keine Tapferen, sondern meist Feiglinge sind. Und die Guten sterben eben jung. Stimmst du mir zu?“

„H-pffrrrrr!“

„Ich wusste, dass du mit mir einer Meinung bist, meine Beste. Aber ich habe einen Wunsch, einen einzigen, dann kann ich in Frieden sterben. Ein einziges Mal möchte ich einen von denen erledigen, einmal einen zur Strecke bringen. Aber das ist schwer. Sie sind groß, machtvoll und scheinen unverletzlich. Ich gebe aber nicht auf, ich kann nicht aufgeben, es ist meine Lebensaufgabe, sie zu bekämpfen. Auch wenn sie übermächtige Gegner sind.“

„Pfffrrrrpfff!“

„Schon gut, ich beklage mich ja nicht, komm weiter!“ Er verfiel wieder ins Grübeln. Doch plötzlich: „He, was machst du? Das ist eine vornehme Gegend! Da kannst du doch nicht einfach auf die Straße scheißen! Schnell, weg hier! Das stinkt doch!“

„Pfpfpfrrr!“

„Was meinst du? Ich stinke selber? Ausgerechnet du! Glaubst du, dein Körpergeruch ist der von Rosenblüten? Haha! Gut, du kannst ja nichts dafür, aber ich auch nicht. Manchmal passiert es eben mitten im Kampf. Ich kann ja schlecht sagen: Mach mal Pause, trink einen Becher Wein, ich muss mal hinter den nächste Busch. Wenn da überhaupt ein Busch wäre. Die sind ja recht selten hier. Das kümmert dich natürlich einen Scheißdreck im wahrsten Sinn des Wortes!“ Er schwieg und hing wieder seinen Gedanken nach.

„Sag einmal, ist nicht das ganze Leben ein Kampf mit dem Übermächtigen? Jeder tapfere Mann sucht sich einen Gegner, den er eigentlich nicht bezwingen kann. Nicht mit seiner Kraft und Geschicklichkeit. Aber vielleicht mit List? Einen unterlegenen Gegner zu besiegen, bringt doch keine Befriedigung, hab‘ ich Recht?“

„Pfpfpfrrfff!“

„So sehe ich das auch! Und ich habe mir schon was ausgedacht. Du musst mir helfen, denn du bist größer und schwerer als ich. Beim nächsten Mal reckst du dich nach oben und hältst ihn auf. Und ich komme von der Seite und mach ihn fertig. Zack, zack und aus die Maus!“

„Bist du bescheuert? Ich misch‘ mich doch nicht in deine Tollereien ein. Am Ende kriege ich noch eins auf die Schnauze und was hätte ich davon, hä?“

„Rosi, beim gekreuzigten Jesus! Seit wann kannst du denn reden?“

„Immer schon, was denkst du denn?“

„Und warum hast du nie ein Wort gesagt? Immer nur Pfffrrr und manchmal Hiiewawa. Wir hätten uns so nett unterhalten können in der ganzen Zeit!“

„Eben drum! Du hättest mich den ganzen Tag vollgelabert und dann auch noch schlaue Antworten erwartet. Vollgelabert hast du mich ja trotzdem, aber da habe ich meine akustischen Scheuklappen aktiviert und dein Gequatsche beim einen Ohr rein, beim anderen raus …“

„Jetzt bin ich aber schon deprimiert. Ich dachte du magst mich!“

„Schon, du sorgst ja auch für mich. Im Rahmen deiner besch… scheidenen Möglichkeiten halt.“

„Und warum sprichst du jetzt auf einmal?“

„Weil du jetzt komplett übergeschnappt bist. Ich bin doch nicht bekloppt, dass ich mich mit so einem dämlichen Windmühlenflügel anlege!“

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2) Zum Thema "Schuhe" flog mein Geist zurück in die Kindheit und fand dort das Grundgerüst für ein Märchen:


"DER PRINZ UND SEIN PLAN"

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Es war einmal ein Prinz, der fand, er sei nun alt genug, sich eine Frau zu suchen. Doch so einfach war es nicht, denn der Prinz war zwar jungen Frauen ganz und gar nicht abhold, doch gelüstete es ihn nach speziellen Fähigkeiten, die nicht jede, die ihn heiraten wollte, auch besaß. Genau genommen gar keine. So schmiedete der junge schöne Prinz einen Plan, wie er zu einer geeigneten Frau kommen könnte.

Zunächst einmal brauchte er für die Durchführung Geld. Das nahm er aus der königlichen Schatzkiste, schließlich würde er ja einst sowieso alles bekommen, wenn er selber König war. Damit ging er zu einem Handwerker seines Vertrauens, der ihm Verschwiegenheit zusicherte. „Daran tut Ihr gut, Meister!“, sagte der Prinz. „Normalerweise müsste ich euch jetzt erdolchen, aber heute verlasse ich mich auf Euer Wort.“


Sodann veranstaltete er eine Menge Maskenfeste, um sich unter den jungen Damen seines Landes umzusehen. Er tanzte viel und schäkerte mit allen jungen Frauen, doch das war nur Täuschung.

Eines Tages verkündete er, er habe eine Frau gefunden, deren Name er aber nicht wisse, doch sie habe einen Schuh verloren, den er aufgehoben hätte. Und die Hofzauberhexe habe eine ganz besondere Kunstfertigkeit der jungen Dame erwähnt, die sie aus dem Schuh gelesen hätte. Wer diese spezielle Kunstfertigkeit beherrsche und der auch der Schuh passe, die solle seine Frau werden.

Der Prinz verkleidete sich als sein eigener Herold und reiste durch sein Land, um die Frau seiner Träume

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