Mandelmilch
von EviAngel
„Heute ist Mittwoch Liebling“, bemerkte Danielas Mann am Frühstückstisch, so, wie er das an den speziellen Tagen zu bemerken pflegte.
„Ja, Friedrich“, antwortete sie mit einem mechanischen Lächeln.
„Mach dich hübsch heut Abend, du weißt schon.“
'Bin ich sonst nicht hübsch?' fragte sie sich, 'Muss ich mich hübsch machen?'
Statt ihm diese Frage zu stellen, senkte sie den Blick und widmete sich dem Belegen seiner Pausenbrote auf ihrem Frühstücksbrettchen.
„Daniela? Ist noch etwas?“, fragte er, als wenn er ihren inneren Widerspruch bemerkt hätte.
Anstelle einer Antwort zerschnitt sie die Brotscheiben in exakt gleiche Hälften und stapelte sie vor ihm auf.
Ihr Mann packte die Schnitten, nachdem er penibel den Belag kontrolliert hatte, in seine Frühstücksdose und verstaute sie, wie an hunderten gleicher Morgen mit immer den gleichen Handgriffen in seiner Aktenmappe und fuhr zum Dienst.
Sie komplettierte Make-up und Garderobe, stieg in den schicken Mini, den er ihr ausgesucht hatte, und fuhr damit zur Arbeit.
Ihr war bewusst, dass man sie im Büro Eisschrank nannte und sie unterstützte das, obwohl es sie ein wenig kränkte. Der Grund für ihre offene Ablehnung ihren männlichen Kollegen gegenüber war, dass sie weder einem Weiberhelden als Trophäe dienen, noch überhaupt in den Ruch geraten wollte, erobert werden zu können. Aber deswegen gleich als Eisschrank bezeichnet zu werden empfand sie als Kränkung. Eine kühle Distanz zu den männlichen Kollegen sah sie als legitime Möglichkeit, sie sich vom Leib zu halten. Manchmal beschlichen sie Zweifel, ob sie diese Haltung übertrieb. Aus ihrer Sicht ergab sich ihr Verhalten aus der reinen Logik: sie hatte den Mann fürs Leben gefunden und geheiratet und dabei blieb sie auch, Ende jeder Überlegung. Er hatte sie nach dem großen Unglück aufgefangen, bei sich aufgenommen, sie versorgt, durch die Schule gebracht und es war logisch, dass er sie heiratete, auch wenn er, als sie geboren wurde, bereits so alt war wie sie jetzt. Sie bereute ihre Entscheidung nicht, Dankbarkeit war in diesem Falle ja wohl selbstverständlich. Sie hielt sich an ihr Versprechen, flüchtige Abenteuer waren etwas für leichte Mädchen und damit hatte sie weiß Gott nichts zu tun.
Wenn sie morgens durch das Großraumbüro lief und ihr alle Blicke folgten, dann konnte sie sich gut vorstellen was passierte, wenn sie nicht so unnahbar wäre. Also gab sie sich als Eisschrank und hatte Ruhe. Zumindest mehr oder weniger, denn dieser Neue, wie hieß der doch gleich, hatte das Szenario noch nicht so ganz begriffen. Er scharwenzelte tatsächlich um sie herum, versuchte immer und immer wieder, sie in ein Gespräch zu verwickeln, ja sogar mit ihr zu flirten. Er bot sich an, ihr das Kopieren abzunehmen, Kaffee zu holen, sie zum Essen einzuladen und solche Dinge mehr. Er ließ sich nicht abschrecken, er ließ nicht locker, sondern gab sich im Gegenteil immer größere Mühe.
„Herr, äh, …“, rief sie ihn und tat so, als wüsste sie seinen Namen immer noch nicht.
„Ja? Frau, äh …?“, der freche Kerl wagte es, ihr eins auszuwischen. Na warte.
„Ja, sorry, hab Ihren Namen vergessen. Wie heißen Sie noch gleich?“ Er trat erwartungsfroh an ihren Schreibtisch.
„Obermayer, Berthold Obermayer, aber Sie dürfen gern Berti sagen“, meinte er dickfellig und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Schöne Zähne hatte er ja.
„Sind Sie Bayer?“, gab sie Interesse vor, um gleich fortzufahren: „Hier ein neuer Vorgang, die Stellen, die überprüft werden müssen, habe ich mit Marker kenntlich gemacht. Wie weit sind Sie mit dem Akt, den ich Ihnen heute Morgen gegeben habe?“
„Gehen Sie auch mal etwas essen?“, fragte er zurück.
„Sicher“, antwortete sie ohne darauf einzugehen, „um 14:00 Uhr ist Ihre Deadline, da muss ich den Bericht vorliegen haben.“
Der Typ schien nicht zu akzeptieren, dass sie nicht zu haben war. Er würde auf Granit beißen. Es schmeichelte ihr, dass ein so gut aussehender Mann, der weltgewandt und selbstbewusst auftrat, sich um sie bemühte. Natürlich zwecklos. Sie schaute ihm nach, wie er zu seinem Platz zurückkehrte. Sein Gang war elastisch und kraftvoll, seine Beine muskulös, seine Taille schmal und seine Schultern breit und, wie sie verschämt bemerkte, sein Hintern knackig. Als er an einem seiner Kollegen vorbeilief, hob er ratlos die Schultern und breitete die Arme aus. Er schien den Frust mitzuteilen, bei ihr nicht gelandet zu sein. Tja, er sollte sich nicht an einer verheirateten Frau versuchen, es war doch logisch, dass er nur Körbe ernten konnte.
Verstohlen blickte sie um sich, es schaute niemand. Sie öffnete die braun-goldene Verpackung ihrer Lieblingsschokolade in der Schreibtischschublade und zerteilte sie so gleichmäßig wie möglich mit einem Pizzaschneider in etwa 5-Cent-Stück große Teile. Eines steckte sie schnell und unauffällig in den Mund. Dieser zarte Schmelz, diese weiche, unglaublich leckere Mandel-Milch-Nuss. Sie schloss verzückt die Augen, ein traumhafter Genuss.
Abends, nach dem 'heute-journal' räusperte sich ihr Mann.
„Äh, Daniela-Liebling? Es ist Zeit, heute ist Mittwoch.“
Sie machten sich bettfertig, er kam nach ihr aus dem Bad, löschte das Licht. Sie hörte, wie er seine Schlafanzughose auszog, zusammenfaltete und unter das Kopfkissen legte.
„Bist du so weit?“, fragte er im Dunkeln.
„Gleich“, antwortete sie und zog sich das Nachthemd über den Kopf. Er legte sich auf sie, erwartete, dass sie ihn einführte, bewegte sich langsam, dann schneller, begann zu schnaufen, sagte „Arghh“, dann war er fertig. Er verharrte noch kurz auf ihr, dann legte er sich neben sie, reichte ihr im Dunkeln ein Papiertaschentuch, das sie sich zwischen die Beine klemmte, zog seine Hose wieder an, legte sich auf die Seite und schlief ein.
Sie fand an Sex nichts Aufregendes, nichts, für das es sich lohnte, seine Ehe aufs Spiel zu setzen. Es fehlte ihr das Verständnis für Leute, die ihren Partner hintergingen, nur um mit jemand Anderem ins Bett zu steigen. Was, um alles in der Welt, fanden sie spannend und aufregend am Sex, dass sie so viel riskierten?
Kurz nach der Frühstückspause gönnte sie sich wieder ein Stückchen Schokolade. Das war eine Sünde, dessen war sie sich bewusst, aber sie war es wert. Mandelmilch, ohja! Zuhause waren Süßigkeiten verpönt, immer schon. Aber diese Mandel-Milch-Nuss, der konnte sie nicht widerstehen, unfassbar lecker. Sie hatte sie bei Viola, ihrer Kollegin, gekostet, war geflasht von dem wunderbaren Geschmack und kam nicht mehr davon los. Wenn sie eine Tafel davon pro Woche vernaschte, kam sie sich vor wie eine sündhafte Frau, die ihren Mann betrog. Meist hielten die Tafeln anderthalb bis zwei Wochen, aber eben nicht immer.
Der Neue baggerte heute heftiger als sonst. Obermayer, Berthold, genannt Berti. Sie lächelte, als sie an ihn dachte. Lange Haare fand sie für einen Mann nicht passend, aber dem standen sie, dem Berti. Er kam schon wieder an:
„Ich gehe Kaffee holen, soll ich Ihnen einen mitbringen?“
Okay, wieso nicht? Dann brauchte sie nicht zu gehen, im Moment befand sie sich etwas in Zeitnot.
„Schwarz bitte.“
„Das haben Sie aber nicht nötig“, meinte er betont und wartete auf ihre Frage.
„Wie?“, sie ahnte nicht, worauf er hinaus wollte.
„Man sagt, schwarzer Kaffee macht schön.“
„Ah, achso ...“ sie nahm die Brille ab, schaukelte sie in der Hand und blickte ihn genervt an.
„Okay, ich geh schon“, antwortete er schnell und machte sich schmunzelnd auf den Weg. Erst als er es nicht mehr sehen konnte, lächelte sie. Er fand sie schön.
'Achwas', schalt sie sich, 'der will dich nur rumkriegen. Was er sich davon verspricht?'
Sie ging in den Drucker- und Kopierer-Raum, die Tür schloss sich automatisch wegen der Ozonbelastung. Jemand kam nach ihr hinein, sie drehte sich nicht um, sondern legte konzentriert das Original auf die Glasplatte, schloss den Deckel des Kopierers und drückte den grünen Knopf.
Als sie sich umdrehte, stand er unmittelbar vor ihr. Dass er so groß war, hatte sie nicht erwartet. Sie fühlte sich nicht eingeengt, obwohl er noch näher trat. Seltsamerweise spürte sie ihr Herz klopfen, es bahnte sich etwas an, was sie nicht beeinflussen zu können schien. Er hob ihr Kinn und küsste sie. Was war das denn? Sie war sehr überrascht und ließ es geschehen. Seine Zunge drang in ihren Mund ein, ergriff Besitz, erforschte das Terrain und begegnete ihrer Zunge. Diese Begegnung strahlte auf ihren ganzen Körper aus, ließ sie nachgeben, ließ sie einen Rausch empfinden.
So war sie noch nie geküsst worden, noch niemals. Er drängte sich an sie, sie ließ es geschehen, seine Zunge streichelte weiterhin ihre Zunge. Sie gab dem Rausch nach und streichelte mit ihrer Zunge zurück, sie erwiderte die Liebkosung, ihre Rückhalte schwanden, sie gab ihrem Trieb freien Lauf. 'Ratsch' machte es und seine grobe Hand steckte in ihrer Bluse, fand den Weg in den BH, machte sich an ihrem Nippel zu schaffen, kniff ihn, drehte daran. Dieser handfeste Übergriff machte ihre Knie weich, sie musste es geschehen lassen, es war stärker als sie. Sie wehrte sich nicht, stand still, ließ den Gefühlen freien Lauf und ließ ihn machen. Anstatt ihn weg zu stoßen, wie sie es eigentlich sollte und bestimmt auch wollte, ließ sie ihn gewähren. Es war stärker als alles, was sie bisher erlebt hatte.
Er ließ von ihr ab:
„Ich habe gewusst, dass du ein so heißer Feger bist, ich habs gewusst!“, meinte er beifallheischend und außer Atem. Sie stand am Kopierer, atmete schwer, fassungslos und erschüttert. So stark hatte sie noch nie etwas gefühlt, noch nie. Eine Strähne hatte sich aus ihrem Haarknoten gelöst und hing ihr ins Gesicht. Sie schaffte sich mit Müh und Not und weichen Knien in den Damenwaschraum. Aufgewühlt und bestürzt über ihre Reaktion, zugelassen zu haben, was sie nicht zulassen wollte und sollte und durfte, betrachtete sie ihr Spiegelbild: ihr Lippenstift war verschmiert, an ihrer Bluse fehlte ein Knopf. Sie entfernte den Lippenstift und wusch sich mit kaltem Wasser durchs Gesicht. Was sollte sie wegen der Bluse unternehmen? Kurzentschlossen zog sie sie aus, die Kostümjacke war hochgeschlossen und zeigte nur einen kleinen Ausschnitt, das konnte sie so tragen. Besser jedenfalls, als die Bluse mit dem abgerissenen Knopf.
Wieder im Büro trat er an ihren Schreibtisch: „Du hast deine Kopien vergessen.“
„Sie haben mir meine Bluse zerrissen!“, sie gab sich aggressiv um ihre Unsicherheit zu verbergen.
„Du musst mich duzen, wir haben uns einen Bruderkuss gegeben.“
„Bruderkuss“, sagte sie verächtlich, „meine Bluse ist kaputt.“
„Wie heißt du eigentlich mit Vornamen?“, fragte er ungerührt weiter, er grinste sie ununterbrochen an.
„Frau Flores für Sie. Haben Sie den ersten Vorgang fertig bearbeitet?“
Er verdrehte die Augen und brachte die Aktenmappe.
„Hast du unter der Jacke jetzt nichts mehr an?“, fragte er neugierig.
Über so etwas hatte sie noch nie mit einem Mann gesprochen und darüber wollte sie auch in Zukunft nicht mit einem Mann sprechen.
„Wie?“
„Na, bist du nackt unter der Jacke?“
„Also, ich muss doch sehr bitten, Herr Obermayer. Wie weit sind Sie mit Ihrem aktuellen Vorgang?“
Nackt unter der Jacke? Sie fühlte sich immer noch aufgewühlt und im Banne der ungewohnten Gefühle, deswegen reizte sie der Gedanke, trotz ihres inneren Widerspruchs. Es sah ja niemand. Bei nächster Gelegenheit zog sie den BH aus und war nackt unter der Jacke. Der kühle und glatte Futterstoff schmeichelte ihren Brüsten und wenn man genau hinschaute, konnte man ihre gereizten Brustwarzen unter der Jacke sehen.
Obermayer schaute genau und lange hin:
„Kannst du mir am Kopierer etwas erklären?“, fragte er scheinheilig. Es war ganz offensichtlich, was er wollte. Er schämte sich nicht, er sprach es einfach aus. Immer noch berauscht und aus dem Gleichgewicht gebracht fand sie es prickelnd und erregend, mit diesem Wildfremden über ihre Unterwäsche und andere Unaussprechlichkeiten zu reden. Allerdings würde sie dieses Prickeln niemals zugeben können.
„Einer der Kollegen wird Ihnen den Kopierer besser erklären können als ich es kann. Ich bin schließlich eine Frau.“
„Sag du, sag Berti, ich heiße Berti.“
„Herr Obermayer, es wird Ihnen einer der Kollegen ...“
Er zerrte sie an der Hand zum Kopierraum. Was der Mann für eine Kraft hatte. Er küsste sie wieder so, noch heftiger womöglich. Bevor sie sich versah, hatte er ihr Jackett aufgeknöpft und bediente sich an ihren Brüsten mit beiden Händen. So etwas Intensives hatte sie noch nie gespürt. Ihr Körper glühte, sie legte den Kopf in den Nacken und genoss die Inbesitznahme. Sein Bart kratzte an der Haut, um den Mund herum fühlte es sich bereits wund an, ihre Brüste würden es wohl gleich ebenfalls. Er ließ von ihr ab. Mühsam öffnete sie die Augen. Er stand dort und bestaunte sie.
„Was bist du schön!“, bewunderte er sie. Sie hinderte ihn noch gerade rechtzeitig daran, ihr die Jacke von den Schultern zu streifen, um sie nackt betrachten zu können. Sie arrangierte sich neu, straffte sich und fragte geschäftsmäßig:
„Was ist Ihnen, äh, an dem Kopierer unklar?“
In dem Moment betrat Viola den Kopierraum und schaute neugierig, was die Beiden dort machten.
Berti sagte: „Ich äh, ich muss mehrere Seiten kopieren, kann ich das automatisch? Auch in mehreren Exemplaren?“
Sie erklärte es ihm. Anschließend im Büro trat Viola an ihren Schreibtisch.
„Läuft da was zwischen dem und dir?“, fragte sie unverblümt neugierig und stützte eine Pobacke auf die Tischplatte.
„Wie? Was? Wie kommst du denn darauf?“, gab sich Daniela ahnungslos, innerlich zutiefst erschreckt, als hätte man sie bei etwas Unrechtem ertappt.
„Ihr duzt euch?“, fragte Viola und betrachtete ihre Fingernägel.
„Nein, tun wir nicht und was wäre dabei? Ihr duzt euch doch auch.“
„Aber du duzt dich mit keinem von denen!“
„Mit Obermayer duze ich mich auch nicht, da ist nichts.“
Ungläubig den Kopf schüttelnd gab Viola nach, sie deutete an, ihren Mund mit einem Reißverschluss zu verschließen und ging an ihren Platz zurück.
Abends saß Daniela in der ehelichen Wohnung allein in der Küche. Ihr Mann sah im Wohnzimmer fern, sie versuchte zu lesen. Ständig musste sie an den heißen Kuss denken, viel mehr an die heißen Küsse. Sie rief sich jede Einzelheit ins Gedächtnis und sah sich außerstande, konzentriert zu lesen. Dass er sie einfach so angefasst hatte, dass er sie nackt gesehen hatte und es ihr nichts ausgemacht hatte. Sie spürte eine Erregung in sich, die sie noch nie gespürt hatte.
„Friedrich?“, hob sie an, als sie im Bett lagen und er das Licht gelöscht hatte.
„Nun?“, antwortete er ungnädig.
Sie überwand sich, zu stark war ihr Verlangen:
„Kannst du es bitte machen?“
„Was kann ich machen?“, fragte er barsch.
„Na, öh, kannst du bitte mit mir schlafen?“
„Wie bitte?“
„Bitte.“
„Jetzt?“
„Ja bitte.“
„Beherrsch dich, Weib. Es ist deine eheliche Pflicht, nicht dein Recht. Jetzt schlaf und denke an etwas Anständiges. Wenn du nicht schlafen kannst, dann bete und bitte darum, dass diese Prüfung ein rasches Ende findet. Gute Nacht.“
Sie schlief sehr schlecht, immer wieder musste sie daran denken, wie die groben Hände zugepackt hatten, wie sich der fremde Mann einfach bei ihr bedient hatte und was das in ihr ausgelöst hatte und noch immer auslöste. In der Nacht stand sie auf und trank warme Milch mit Honig. Sie hätte gerne ein Stück ihrer Mandelmilch gegessen, aber den Genuss gönnte sie sich nur im Büro.
Sie kleidete sich am nächsten Morgen noch hochgeschlossener, sie durchschritt das Büro noch ernster, noch abweisender als sonst. Auf ihrem Schreibtisch lag ein bunter Strauß Tulpen und ein schmales in Seidenpapier eingeschlagenes Päckchen. Sie schaute sich suchend um. Berti Obermayer kam lächelnd auf sie zu, küsste ihre Hand und sagte sehr leise: „Entschuldigung für die zerrissene Bluse.“
Er hielt weiterhin ihre Hand. Von dort ging Wärme, Hitze, starkes Prickeln aus. Sie schüttelte sie ab wie ein Insekt vor dem sie sich ekelte. Geschäftig wandte sie sich ihrem Schreibtisch zu und riss das Päckchen auf. Ihr Erstaunen war riesig: es enthielt 10 Tafeln Lohmanns Mandel-Milch-Nuss, ihre Lieblingsschokolade, ihre Mandelmilch.
„Woher ...“ es verschlug ihr die Sprache. Sie dachte, die Mandelmilch wäre ihr Geheimnis.
Berti hob die Schultern: „Wir alle bewundern deine Disziplin. Lass sie dir schmecken.“
Ihr seelisches Gleichgewicht war schon nicht das stärkste, als sie das Büro betrat, nun war es gänzlich dahin mit ihrer Beherrschung. Sie ließ sich auf ihren Stuhl plumpsen. Sie hätte am liebsten geweint, aber ihr war nicht nach weinen, so lachte sie los, erst lauthals, dann leiser, bis sie nur noch kicherte. Alle wussten es, alle.
Sie zerbrach eine der Tafeln im Papier, legte sie geöffnet auf den Schreibtisch und forderte die Kollegen auf, sich zu bedienen. Es war nicht nötig es geheim zu halten, es wussten alle. Nach einiger Zeit zog sie ihre Kostümjacke aus und hängte sie über die Stuhllehne. Es wusste jeder wie eine Frau aussieht und sie sah aus, wie alle anderen Frauen und es wussten alle. Sie öffnete die obersten beiden Knöpfe ihrer Bluse, es wusste jeder, was sich unter ihrer Bluse befand, es wussten alle. Die Haut ihrer Arme und ihrer Brust war schneeweiß. In der Mittagspause ging sie auf eine Sonnenbank und ließ sich bräunen. Es war ein sehr erregendes Gefühl, splitterfasernackt in dem Gerät zu liegen und sich bestrahlen zu lassen. Die Erregung hielt an, auch als sie wieder im Büro saß. Sie wartete, bis alle Berichte abgegeben waren und niemand mehr drucken oder kopieren musste und ging dann in den Druckerraum. Mit Herzklopfen wartete sie auf Berti. Nach ein paar Minuten ging sie zu ihrem Platz zurück, er hatte die Gelegenheit verstreichen lassen oder sie nicht bemerkt.
Ihr Telefon läutete, es war er:
„Der Ruheraum des Chefs ist offen und der Chef kommt heute nicht mehr. Wir treffen uns dort in zwei Minuten.“
Ihr Herz begann laut zu klopfen, ihr wurde angst und bange, trotz der Erregung und der Aussicht, die ihr Berti eröffnete. Allein und ungestört mit ihm. Die Aufregung ließ sie zittern, die Angst machte ihr feuchte Hände. Sie steckte sich zwei Stücke Schokolade in den Mund, schaute verstohlen unter dem Arm hindurch, ob Viola sie beobachtete, stand auf und ging Richtung Ruheraum. Sie konnte der Verlockung so wenig widerstehen wie eine Katze, die Katzenminze gerochen hatte.
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Das hochgeschlossene, ärmellose, leuchtend rote Kleid umgab sie wie ein Handschuh, es wurde mit einem langen Reißverschluss auf dem Rücken geschlossen. Gewöhnlich trug sie eine langärmelige Bluse darunter, heute dagegen so gut wie nichts.
Beim Frühstück fragte ihr Mann:
„Das Kleid sehe ich besonders gern an dir, ist heute etwas Besonderes?“
„Ja“, meinte sie mit einem tiefen Blick in seine Augen, „heute ist Mittwoch.“ Ihr Mann schluckte, darüber, dass die eheliche Pflicht auch für ihn eine Pflicht sein könnte, hatte er bisher nicht nachgedacht und fand es unschicklich, dass sein ehemaliges Mündel in dieser Form Druck auf ihn ausübte.
„Weib, es ist deine Pflicht und nicht zu deinem Spaß.“
Sie senkte nicht wie sonst ihre Augen bei ernsten Ansprachen, sondern schaute ihn über den Tassenrand hinweg sinnlich an.
Es wurde ihm schwindelig, um seine Fassung zu wahren, kontrollierte er wie üblich seine Butterbrote und fuhr zur Arbeit. Seine lüsterne Frau tat es ihm wenige Minuten später gleich.
Die Blicke folgten ihr, als sie durchs Büro schritt, der Eisschrank war zur Frau mutiert. Sie sah ihn von ihrem Schreibtisch aus. Er hatte seine Hände hinter dem Hinterkopf verschränkt, die Ellbogen weit abgespreizt, kippelte mit dem Stuhl und beobachtete sie. Er suchte Augenkontakt. Sie blickte ihn erst an, als sie sich an ihrem Schreibtisch eingerichtet, eine Tasse Kaffee eingeschenkt hatte und ein Stück Mandelmilch im Mund zergehen ließ.
Er machte ihr unhörbar ein Kompliment für ihr Aussehen, das sie lächelnd akzeptierte. Mit dem Lächeln deutete sie etwas an, was ihn in seiner Absicht bestärkte. Bei der Übergabe der bearbeiteten Unterlagen berührte er ihre Hand. Das entlockte ihr wiederum ein Lächeln und einen Blick, der ihm weiche Knie bescherte.
Daniela studierte die Unterlage blicklos, sie lutschte ein Stück Mandelmilch und dachte daran, wie die Hand, deren Kontakt sie noch immer zu spüren glaubte, sie gestern im Ruheraum des Chefs an der Wange berührt hatte, bevor er sie mit diesem unfassbar gefühlvollen und intimen Kuss in ein Gefühlechaos gestürzt hatte, aus dem sie immer noch nicht wieder als die alte Daniela aufgetaucht war. Nicht sie bekam das Chaos in den Griff, sondern diese unerklärliche Wirrnis bestimmte ihr Leben, sie fühlte sich machtlos und ausgeliefert. Nach anfänglicher Angst und Unentschlossenheit hatte sie sich entschieden, sich nicht weiter zu verschließen, sondern es zu genießen.
Als sie gestern an dem Dessous-Laden vorbeischlenderte, kam ihr erstmalig die Möglichkeit in den Sinn, ihr Leben anzunehmen wie es sich ihr anbot, mit all den anregenden Neuerungen. Vergessen war die Ablehnung, sie wusste nun, was man bei einem Fremden außerhalb des ehelichen Alltags finden konnte. Sie wollte zumindest einen Teil der Zwänge ablegen, die sie bisher sicher durch jedwede Unordnung geleitet, sie jedoch erheblich eingeengt hatten. Als sie den winzigen Slip aussuchte und sich erst nicht getraute, ihn anzuziehen und sich dann darin im Spiegel sah, wusste sie, dass das der erste Schritt war. Sie konnte die Folgen dieses Schrittes nicht in ihrer gesamten Bedeutung überschauen, jedoch wollte sie ihn gehen.
Dieses winzige Ding war nun das Einzige, was sie an Wäsche unter dem Kleid trug. Sie war sich ständig dieser spärlichen Ausstattung bewusst, es machte sie an und es verstärkte ihre Gefühle, die sie neuerdings zuließ.
Wenn sie daran dachte, wie er sie gestern berührt hatte, wie er sie im Ruheraum des Chefs entkleidet hatte, ihre Brüste bestaunt und in Besitz genommen hatte, so verschloss es ihr, wie gestern, die Augen und diese nie gekannte Hitze ergriff erneut von ihr Besitz. Sie hatte seine Berührungen genossen, sich ihm entgegen gereckt, ihm mit geschlossenen Augen und verhaltenem Stöhnen ihre Lust mitgeteilt. Sie befand sich wieder in dem Rausch, es gab für sie keine Möglichkeit, sich zu entziehen. Er machte sich an ihrem Rockbund zu schaffen, kam aber mit dem komplizierten Verschluss nicht zurecht. Das war ihr in gewisser Weise recht, denn sie wollte ja nicht ..., sie würde ja nicht ..., es sollte ja nicht …, die Gefühle-Welle hatte einen Moment innegehalten: worauf ließ sie sich ein? Der kratzende Männermund sog eine ihrer Brüste ein, die harte Männerhand liebkoste die zweite wunderbar fest und wunderbar … Berti hob sie an, setzte sie auf die Massageliege, schob ihren Rock bis über den Hintern hoch und zerrte ihr den Slip vom Leib. Alles mit dieser herrlichen, unwiderstehlichen Kraft. Sie fühlte sich toll dabei, das Verbotene an ihrer Handlung heizte sie an. Sie war obenrum nackt und untenrum nackt, Berti sah etwas, was bisher nur ihre Ärztin und sie selber gesehen hatte. Sie konnte nicht bei dem zusehen, was er da an ihr vornahm, sie legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Er spreizte ihre Beine und schien genau hinzusehen. Das war ihr peinlich, ihre Wangen röteten sich noch mehr. Er tat etwas, sie schaute schnell hinunter: sein Kopf war ganz zwischen den Beinen und er ... oh! Der Reiz, der sie nun überflutete war unfassbar: er leckte sie, er spielte mit seiner Zunge an ... sie stöhnte laut, der Reiz nahm zu, es war unglaublich, sie stützte sich nach hinten ab, stöhnte laut ihr Gefühl hinaus. Es gab keinen Raum für Peinlichkeit, keine Zeit für Scham, der Reiz wuchs, nahm alles für sich in Anspruch, Raum und Zeit. Ihr Unterleib nahm mehr und mehr an Bedeutung zu, er beherrschte sie, ihr Denken und ihren Willen, der Reiz wuchs stetig weiter, weiter und weiter. Berti hielt inne weil sie seinen Kopf fasste, sie musste ihn bremsen, sie konnte nicht weiter, eine weitere Steigerung des Reizes war nicht zu ertragen.
„Stop!“, keuchte sie, „Stop!“
Berti schaute frustriert, enttäuschen durfte sie ihn nicht, wollte sie nicht, nicht dass er dachte …
„Jetzt bin ich dran!“, fasste sie sich ein Herz, ein Zurück gab es nicht und die Hormone schwemmten sie über ihre Hemmung hinweg.
„Äh ..“, sie deutete auf Bertis Hosengurt. Er öffnete ihn rasch und schob die Hose hinunter, er ahnte, was kommen würde, was er nie zu hoffen gewagt hätte. Daniela streichelte den Penis, der sich deutlich unter der engen Shorts abzeichnete. Sollte sie? Es gab kein Zurück. Sie lupfte den Rand der Unterhose und schaute hinein, sie sah ihren ersten Penis in hellem Tageslicht. „Ist der schön“, sagte sie, als sie ihn aus seinem Gefängnis befreit hatte. Sie blickte aus der knienden Stellung mit großen Augen zu ihm auf. Natürlich hatte sie in der Schule Abbildungen gesehen, aber dieses hier war echt. Sie fasste es an, es war heiß und es war hart, die Haut war samten, unter ihr stählerne, glühende Härte. Sie musste es in den Mund nehmen. Es schmeckte ganz anders, als sie es erwartet hatte, es war, wie, wie, wie Mandelmilch. Es war heiß und es erhitzte sie, sie schleckte daran, sie rieb mit der Hand daran und lutschte es. Berti lehnte sich gegen die Liege und stöhnte, wie sie vorher gestöhnt hatte. Sie genoss es dem Mann Lust zu bereiten, sie fuhr fort, diese Form der Mandelmilch zu liebkosen, sie zu streicheln und zu reizen. Der Mann stöhnte. Das dicke Ende vorne bedachte sie besonders, ließ es, wie die Mandelmilch-Schokolade, im Munde zergehen, streichelte es mit ihrer Zunge, wie sie Bertis Zunge gestreichelt hatte, rieb weiterhin mit der Hand und hörte den Mann lustvoll stöhnen. Sie fasste sich unter den Rock und streichelte sich dort, heimlich, es konnte niemand sehen. Die dabei entstehenden Gefühle waren nichts, gemessen an dem Reiz, den sie vorhin empfunden hatte, und den der Mann jetzt empfand. Ihre eigene Hitze ließ sie schneller werden, ihre Liebkosungen verstärken, der Mann stöhnte lauter, fasste plötzlich ihren Kopf und stieß ihn zurück, sie rieb mit der Hand weiter und erlebte, wie der Penis abspritzte, sie bekam eine Ladung ins Gesicht, auf die Brille, ein großer Teil tropfte auf ihre nackten Brüste. Zu ihrer grenzenlosen Überraschung war die weiße Flut warm, fast heiß. In ihrer Vorstellung hatte es sich stets kühl angefühlt. Berti stöhnte laut und vernehmlich, Daniela rieb den Penis weiter mit der Hand, bis nichts mehr herauskam. Ein Tropfen rann in ihren Mundwinkel, sie schmeckte daran. Es machte sie heiß, das Sperma zu essen, sie zeigte ihm ihr verschmiertes Gesicht und spielte mit der Zunge mit seinem Saft. Sie lächelte ihn dabei an, er lächelte mit rotem Gesicht, erschöpft und glücklich zurück.
Den Re
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Kommentare
(AutorIn)
Kommentare: 127
EviAngel
Man gibt Evi Engler bei Amazon ein und wird dann zu meinen Büchern geführt.
Man kann sie problemlos auf den PC laden und lesen, sich aufs Tablet oder einen E-Book-Reader laden und sie ganz entspannt lesen wann und wo man möchte.
Viel Spaß mit meinen Geschichten
Evi :-)«
Kommentare: 92
Danke
Uschi«
Kommentare: 164
Sozusagen eine köstliche Initialzündung und der Rest überlässt man der eigenen Phantasie (die man, je nach Lust und Laune, so... oder so... gestalten kann).«
Kommentare: 87
Auden James
Kommentare: 23
Kommentare: 104
Kommentare: 156
Kojote
Just... WOW!
Ich bin nicht nur beeindruckt, sondern auch berührt von dieser Geschichte. Sie hat alles: geballte, prickelnde, überschäumende Erotik, einen wirklich tollen Plot und einen sauberen, fesselnden und wunderbaren Stil.
Ich wollte hier und da denken, dass die Protagonistin sich angesichts des präsentierten Hintergrundes zu schnell in dies oder das fügt. Dass sie zu schnell von einem Extrem ins andere wechselt.
Aber das ist ein fester und absolut glaubwürdig geschilderter Teil der Geschichte, für dessen Titelwahl ich nur applaudieren kann.
Und das Ende... Was für ein unerwartetes, perfektes Ende...!
Emotionen und Triebe auf diese Weise in Worte zu fassen ist absolute Kunst. Und ich muss mich zurückhalten, hier nicht mit lauter Superlativ-Vergleichen anzufangen.
Das ist für mich bisher mit Abstand die beste Geschichte des Wettbewerbs. Und ich habe nur noch zwei vor mir.
Ich weiß jetzt, wieso ich zuvor noch keine Höchstwertung vergeben habe: Hierauf habe ich gewartet!
Das ist großartig und ich beuge mein Haupt vor dem Autoren oder der Autorin.
Ganz großes Kino. Ohne Scheiß!«
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Lady MacKenzie
Stellenweise fand ich deine Figuren, ein wenig unrealistisch, aber das ist subjektiv... ich kann mir wohl einfach nicht vorstellen, dass es das gibt. :-)
Schön finde ich ihre Wandlung... nur wie geht es weiter? Sie "bekehrt" ihren Mann, in diese Richtung ist die Geschichte klar und bietet Potenzial für die eigene Fantasie. Aber was ist mit dem Kollegen? Läuft das weiter? Aus ihren Gedanken würde ich den Schluss ziehen, dass das für sie nicht infrage kommt. Deswegen finde ich diesen Handlungsstrang ein wenig unabgeschlossen.
Ach... und der Titel ist perfekt! :-)«
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Was mich hier und bei den anderen Kommentaren nicht gefällt ist der Kommentar wo die Füllwörter in Prozent angegeben werden, ist nach meiner Meinung 100prozentig überflüssig«
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aweiawa
Lediglich der Anfang, als Berti sie überrumpelt und sie einfach mitmacht, sowie der Schluss, als sie ihren Mann überrumpelt und er einfach mitmacht, erscheinen mir unglaubwürdig. Dazu müsste mehr über das Verhältnis zueinander geschrieben werden, was aber den Rahmen einer Kurzgeschichte sprengen würde und auch aus einer Erotikgeschichte eine Lebensgeschichte machen würde.
Hat mir insgesamt gut gefallen.
LG
Elmar«
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Dionysos
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Mondstern
LG Mondstern«
Kommentare: 18
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Faith
Lobend möchte ich feststellen, dass es eine richtige, abgeschlossene Geschichte ist.
lg
F«
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Hut ab. Respekt vor der Autorin.«
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Kommentare: 3
chapeau, wenn dann alles stimmig ist.
Pauline«
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