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Kommentare: 10 | Lesungen: 7004 | Bewertung: 7.89 | Kategorie: Partner | veröffentlicht: 19.10.2011

Marco

von

Diese kleine Geschichte hätte irgendeine Überschrift haben können, etwa: 'Fremdgegangen' oder 'Eifersucht' oder 'Brittas Freund' oder 'Verführt'. Lassen wir es bei Marco und machen ihn zur Hauptperson. Die Geschichte ist meiner süßen Petra gewidmet, die sie gern gelesen hätte und die – natürlich – im wirklichen Leben anders hieß.

******************

Britta


Britta ist Petras Freundin. Sie ist Petras beste Freundin. Irgendetwas verbindet die beiden, und ich habe nie herausgefunden, was das ist. Zumal da die beiden völlig unterschiedlich sind. Petra ist schlank und immer modisch und geschmackvoll gekleidet. Sie ist sehr gepflegt, besitzt Unmengen von Parfums und Cremes. Sie würde nie schrill oder gewöhnlich sein. Wie fast alle Frauen tanzt sie gern. Sie mag es sportlich: kleine, rasche Autos. Aggressives Squash-Spiel. Mal eben mal so zehn Kilometer auf dem Laufband, mal Body Combat. Petra ist außerdem eine sehr gute Schwimmerin, und es macht Spaß, dabei zuzusehen, wie sie schwimmt. Sie ist eine Liebe, und sie wird auch von allen geliebt. Alle mögen sie. In unserer Partnerschaft hält sie die Kontakte 'zur Außenwelt'. Wir alle benutzen Skype, aber sie kümmert sich mehr als wir anderen um Mails, schreibt Geburtstagskarten oder verpackt Geschenke.

Britta ist ein Fass. Das Attribut 'vollschlank' würde ihr genauso schmeicheln wie das Attribut 'mollig'. Ihre Ärzte haben sie längst vor Gelenkschäden gewarnt. Es ist auch nicht so, dass sie besonders viel essen würde. Es ist eher die Art des Essens und Bewegungsmangel. Wenn sie sagt, dass sie gern schwimmt, dann heißt das aus meiner Sicht, dass sie es mag, in seichtem Wasser zu stehen. Es gibt ein Bild von ihr, im weiß gepunkteten, roten Bikini am Strand einer tropischen Insel, das Freunde lakonisch mit: "unfasslich!" kommentiert haben. Und auch Britta ist eine Liebe, die sich kümmert. Sie hat eine praktische Ader und ist ein Organisationstalent. Britta wohnt in einer kleinen Stadt bei Hamburg, deren Name hier nicht gebraucht wird. Wir wohnen in einer kleinen Stadt bei Berlin, deren Name hier ebenfalls nichts zur Sache tut.

Britta ist mit ihrem Sexlife nicht so ganz zufrieden. "Paul könnte einfallsreicher und aktiver sein." Als Außenstehender mag ich mir da kein Urteil anmaßen. Ich könnte mit Britta sowieso gar nicht. Hut ab vor Paul! Obwohl ich weiß, dass er schon fremd gegangen ist. Das weiß Britta auch. Paul weiß aber nicht, was Britta so treibt oder getrieben hat. Ein wenig davon kam zufällig ans Licht.

Ich hatte an einem Freitag Morgen bei einem Notar in Hamburg zu tun. Eine Urkunde musste unterzeichnet werden. Als Britta davon hörte, freute sie sich, weil sie just an diesem Wochenende mit Doris in Hamburg verabredet war. „Dann unternehmen wir gemeinsam etwas. Ich freue mich. Ich buche Dir ein Hotelzimmer, ich kenne da ein gutes Hotel, das nicht so extrem teuer ist...“ Doris lebte in Stuttgart und kannte sich in Hamburg nicht aus. Also gab es für sie die obligatorische Hafenrundfahrt, irgendwo Fischbrötchen, am Abend ein paar Tapas mit gutem Wein (Marques de Rizcal). Und dann: Reeperbahn. Ich war sehr überrascht, denn Britta war hier bekannt. "Hey, Britta, mal wieder hier?" Sie handelte souverän mit den Türstehern einen Sonderpreis aus. Dann waren wir im Safari. Drinnen dasselbe: "hey Britta, lange nicht gesehen..." Und Britta zu Doris und mir: "also, versprecht mir bitte, dass Ihr Paul nichts erzählt!" Ehrenwort! Britta genoss es sichtlich, hier bekannt wie ein bunter Hund zu sein. "Und John hat noch immer so einen knackigen Arsch wie damals." Doris tat unbeteiligt. John bekam ihn gerade von einer gelangweilten Philippina hochgeblasen, um sie dann auf der Bühne von hinten und von vorn zu nehmen. Er macht das zweimal pro Abend und an fünf Tagen in der Woche. Seit fast zehn Jahren! Er hatte ein wirklich schönes Teil: dick und lang, leicht nach oben gebogen, dauerhaft hart. Ich war neugierig. Ich meine: manchmal gibt es ja schlechte Tage. Oder man sorgt sich wegen etwas. Oder man ist ein wenig krank. Später, als er dann Britta begrüßte, habe ich ihn gefragt. „Ach, das ist doch einfach. Ist bloß eine Frage des Wollens und der Konzentration.“ Aha. Ich sollte das auch mal üben. Britta hat hinterher erzählt, dass sie mit John gefickt hat. Vor Jahren schon. Sie hätte damals 160 DM zahlen sollen, aber John fand sie gut und hat ihr deshalb 80 DM erlassen. Sie wird damals wohl noch nicht eine Tonne gewogen haben...

Nach etwas Kurzweil im Dollhouse waren wir so kurz vor halb vier wieder in unserem Hotel.

Träume und eine Reise allein


Hätte ich mir nun Sorgen machen sollen? Ich tat es nicht. Ich war Petra treu und ging davon aus, dass sie mir auch treu war. Sicher haben wir bisweilen über unsere Phantasien gesprochen... Ich glaube, ich habe mal erzählt, dass ich sie eines Nachts danach gefragt habe und sie mich damit überrascht hat, dass sie sagte: „ich würde Dich gern mal in den Arsch ficken.“ Mit diesen Worten! Denn sonst spricht sie nicht derb. Weil ich darüber überrascht war, hatte ich auch eine lange Leitung. Wollte sie, dass mir jemand... Oh nein, jetzt war der Groschen gefallen. Ein Vibrator sollte es sein? Nein, auch falsch. Sie hatte da eine feste Vorstellung: sie wollte es mir mit einem Umschnalldildo besorgen. Und also stiefelten wir zum Sexshop. Wäre ich ein alter, geiler Bock gewesen, der da geifernd reingeht, weil er es sonst nicht haben kann, dann wäre mir das peinlich gewesen. Aber mit meiner schönen, jungen Frau an der Hand war das für mich kein Problem. Für Petra schon. Die war sehr unsicher und hat sich beim Rein- und beim Rausgehen zigmal umgesehen, ob auch niemand sieht, wo sie da gerade einkauft. Ja, und dann war ich dran.

Wir haben uns gestreichelt. Wir haben uns geküsst. Ich war schon wegen der Vorstellung, was gleich passieren würde, saugeil und hatte einen steinharten Ständer. Und Petra sah mit dem schwarzen, glänzenden Penis ihres Strap-on fremdartig aber sehr scharf aus. Unwirklich, weil der Kunstschwanz nun wirklich nicht zu ihren voluminösen Brüsten passte. Ah, und es gefiel ihr, nun dominant sein zu können. Etwas, das ich an ihr nicht kannte. „Bück' Dich!“, herrschte sie mich an, fasste mir dann als ich auf allen Vieren war, zwischen die Beine und zog an meinem Sack, fasste um mich herum und wichste meinen Harten, zog die Vorhaut ganz nach hinten, so dass die Eichel völlig frei wurde, was möglich war, weil ich mir mal bei einem wilden Ritt das Bändchen abgerissen hatte und die Vorhaut nun nichts mehr an der Eichel hielt :-)

Dann spürte ich den Kunstkolben an meinem Hintern. Ich hatte mir vorher schon ein paar Mal einen Plug reingeschoben. Ich war damit sogar schon eine Zeit lang herumgewandert, was entweder nur geht, wenn der Plug dick genug ist, um stecken zu bleiben oder man eine enge Jeans trägt, die ihn hält. Sonst drückt der Darm ihn nach einiger Zeit nämlich wieder raus. Und von dem ganz dicken Plug wusste ich längst, dass er nur rein ging, wenn ich mich entspannte, als wenn ich scheißen wollte. Und so war es auch jetzt kein Problem, mir die schwarze Stange in den Darm zu schieben. Der Unterschied bestand in der Länge. Ich hatte fast den Eindruck, er kommt vorn wieder raus. Und dieses Kribbeln im Innern, wenn er meine Prostata rieb – Wahnsinn. Aber Petra hatte das Sagen und es blieb nicht beim Reinschieben. Sie fickte mich mit dem Teil. Und sie hatte ihre Orgasmen.

Ich bin nicht gekommen. Aber das Gefühl war richtig scharf. Mein Orgasmus kam, als sie mich danach geritten hat. Da habe ich in ihr abgespritzt wie nie. Ich dachte, das hört überhaupt nicht mehr auf. Da kam Petra schon zum dritten Mal.

Wir haben anderes Sexspielzeug. Und deshalb geriet der Strap-on in Vergessenheit. Jahre später, nach Reisen in tropische Länder, kam er aus einer Kiste wieder zum Vorschein. Wie eine ägyptische Mumie war er erheblich vom Zerfall bedroht und wir haben ihn ohne wesentliche Trauer entsorgt. Obwohl – wenn das Ding nicht so marode geworden wäre, hätte Petra es meinem Arsch gleich wieder besorgt.

Apropos Träume: es gab auch Gedanken über einen Dreier. Als ich später in meinem Tagebuch nachgesehen habe, fand ich, dass Petra vor vielen Jahren mit dem Thema angefangen hatte. Wer könnte es sein? Mann oder Frau? Eine oder ein Bekannter oder lieber anonym? Jemand Professionelles? Es blieb aber bei einem Traum. Auch als später Eva deutliche Avancen machte. „Sie ist scharf auf Dich!“ Ja, das war nicht zu übersehen. „Ich werde nicht fremd gehen. Ich betrüge Dich nicht. Nie!“, war meine Antwort. Petra lachte. „Du weißt das nicht. Aber ihr Mann wird geil, wenn er MICH sieht.“ Ah. So also. Und wir waren wieder in der Diskussion: ein Vierer oder nicht? Damals waren wir ganz kurz davor, es zu tun. Und ich weiß nicht mehr, was uns am Ende daran gehindert hat. Jetzt im Nachhinein fand ich es überraschend, dass Petra diese Diskussionen begonnen hatte. Ich meine: es war ja eher in meinem Kopf gewesen. Was blieb: wir waren zu zweit, waren uns treu. HIV und Gummis waren kein Thema. Und weil wir es fast täglich trieben, fehlte nichts. Zumal da wir es in vielen Varianten machten und an vielen Orten. Es gab Abwechslung.

Dann kam eine dieser vielen Dienstreisen, die sich in nichts von allen anderen unterschied. Ich hatte eine Woche im Chemischen Institut in Vilnius gewonnen. Ein Verfahren sollte getestet werden, das die Litauer uns bei Erfolg verkaufen wollten. Ein Patent existierte schon. Und weil Petra zu der Zeit nicht allein sein wollte, beschloss sie, die beste aller Freundinnen, ihre Lieblingsfreundin Britta zu besuchen. Zu der Zeit wusste ich nichts über Brittas Sexlife und nichts darüber, wie gut sie auf der Reeperbahn bekannt war. Wegen ihres unförmigen Äußeren fand ich sie nicht attraktiv. Und weil ich mir Sex mit ihr nun überhaupt nicht vorstellen konnte, konnte ich mir auch nicht vorstellen, dass sie überhaupt sexuell aktiv war. Das war aber falsch.

Die Sache mit der Dienstreise war insofern komisch, weil Petra nach unserer Rückkehr ein ganz klein wenig verändert wirkte. Ich konnte nicht mal sagen, was es war. War sie weniger fröhlich? Wirkte sie irgendwie vorsichtig? Ein paar Tage später habe ich sie gefragt, ob es ihr gut ginge. Ja, ja, ist alles in Ordnung. Ob sie sich krank fühlt? Nein, nein, ist alles gut. Na denn...

Irgendwie zögerlich kam eine Woche später wieder das Thema 'Dreier' zur Sprache. Ob so etwas denn möglich sei. Wir diskutierten. Es ging nicht um den technischen Teil. Das wäre kein Problem. Und ein Eckpunkt der ganzen Sache lag jetzt auch fest: „ich will es mit einer anderen Frau.“ Ich wollte das genauer wissen: „tust Du das für mich, damit ich es mit einer anderen Frau treiben kann ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, dass ich fremd gehe, weil Du ja zustimmst und sogar dabei bist?“ Nein, das war es nicht. „Oder bist Du bi?“ Ach, ich habe nicht wirklich eine Antwort bekommen. Vielleicht war es ja auch bloß Neugier? Diesmal lief das Gespräch aber in eine etwas andere Richtung. Petra wollte wissen, ob ich das ohne andere Gefühle als sexuelle genießen könnte. Ich kam so ins Grübeln. Also, wenn ich eine Frau küssen sollte, müsste sie entsprechend aussehen. Irgendeine könnte ich nicht ohne weiteres küssen. Dann geht schon eher ein anonymer Fick. Aber auch da möchte ich nicht jemanden im Bett haben, die so riesig wie Britta ist. Oder uralt. Ich bin ja kein Pedro! Und wenn sie gut aussieht, gut küsst und gut im Bett ist, besteht dann die Chance, dass ich mich verliebe und doch Gefühle für eine andere Frau haben werde? Aber wenn das so wäre: könnte es dann nicht jede andere gleichermaßen treffen, die lieb ist, einigermaßen intelligent und die gut aussieht – ohne dass ich mit ihr im Bett war? Wie wollen wir denn 'Untreue' definieren? Treu ist gleich Zusammenhalt, kommt von sich trauen oder vertrauen. Vertrauen wir uns? Können wir uns aufeinander verlassen? Ich denke, schon. Oder was heißt: fremd gehen? Mit jemand anderem Sex haben? Ohne dass der eigene Partner es weiß? Das ist dann jemanden hinter-gehen? Ist es nicht fremd gehen, wenn der andere kein Fremder ist? „Was wäre, wenn ich mit einem anderen Mann geschlafen hätte?“ Ich bin unsicher. Kommt darauf an. „Worauf?“ Nun, wie oft es war, ob sie sich verliebt hat, ob es wieder passieren wird... „Und was würdest Du tun?“ Ich bin mir ganz sicher. „Honey, ich will Dich nicht verlieren. Ganz sicher würde ich Dir verzeihen. Und vielleicht ist 'Verzeihen' schon ein viel zu großes Wort. Ich würde wissen wollen, warum Du es getan hast und wie oft. Ich würde wissen wollen, wie es war.“ Petra sah mich an. Ich zögerte. Dann meinte ich: „es wäre mit uns vorbei, wenn es ein Dauerzustand würde ohne dass ich es wüsste und erst hinterher erfahren würde. Und es wäre mindestens fair, wenn Du mir erzähltest, was passiert wäre.“ Petra nickte. „Verstehe ich. Würde es Dich geil machen, davon zu hören, wie ich es mit einem anderen getrieben habe?“ Ich kann meine Gefühle nicht beschreiben. Ein Art ziehender Schmerz. Eifersucht. Ich weiß es nicht. „Ja.“

Dann kam, was ich nach dieser Einleitung schon fast erwartet hatte: „es ist passiert. Als ich bei Britta war. Er heißt Marco. Und es war ein einmaliger Ausrutscher. Bitte verzeih mir!“ So. Das Mindeste ist, dass ich mich bei Petra für den Mut bedanke, mir das zu sagen. Mich nicht weiter zu hintergehen. Sie kämpfte mit den Tränen und ich hielt sie im Arm. Wir hielten uns in den Armen. Alles wird gut. Alles ist gut. Wir sind zusammen. Partner, die sich vertrauen können. Hinterher hat sie mir gesagt, wie schwer ihr diese Beichte gefallen ist und dass sie schon darüber nachgedacht hat, es mir nicht zu sagen, weil es ja nur ein einziges Mal passiert ist. Und dass sie nach ihrem Geständnis sehr erleichtert war und es im Nachhinein nicht bereut hat, mir das Ganze zu erzählen.

Petras Erzählung


Im Sommer fällt in der Stadt Guangzhou die Temperatur tags und nachts nicht unter 36°C. Große Klimaanlagen fressen irre Mengen Strom aus den Leitungen, denn die Häuser sind kaum isoliert. Heftige Gewitter sorgen dafür, dass die Luftfeuchtigkeit stets bei etwa 90% liegt. Das ist die Zeit in der die Frauen der gao bi zi – der Großnasen – die Stadt für einen Monat oder zwei in Richtung Heimat verlassen. Und das hatte auch Britta getan. Der arme Paul blieb. Er musste arbeiten. Nun ist Britta kaum damit zufrieden, zwei Monate in Deutschland allein zu verbringen. Es gibt demzufolge Mengen an Freundinnen und Freunden, mit denen sie dies und das unternimmt. Dazu gehört der Einkaufsbummel, der Kurztrip und wie ich heute weiß, auch dieser und jener Sex. „Ich brauche mal wieder einen potenten Schwarzen. Aber die gibt’s auf der Reeperbahn nur an Wochenenden...“ Wäre ich jetzt gemein, dann würde ich sagen: 'und er muss einen sehr Langen haben, um überhaupt ran zu kommen.' Aber ich bin gar nicht gemein. Ich mag Britta. Auch noch, nachdem sie meine Petra verführt hat.

Also: ich bin gefahrlos in Vilnius entsorgt und Paul ist viele Meilen weg. Und die scharfe Britta hat Petra in ihr Haus in jener Stadt bei Hamburg eingeladen. Petra schläft im Gästezimmer. Nicht ohne Hintergedanken hat sie an jenem Wochenende eine Party auf ihrer Terrasse organisiert, mit so etwa einem Dutzend Leuten aus der Gegend, die sich alle kindisch darüber gefreut haben. Brittas Cocktails sind berühmt und niemand schafft mehr als zwei ihrer Long Island Ice Teas. Hintergedanken deshalb, weil ich denke, dass sie mit Petra schon auch über Sex gesprochen hat. Das ist einfach ein unvermeidliches Thema zwischen den Beiden. Siehe diese Sache mit Eva, die Britta natürlich wusste. Ich hatte damals keine Ahnung. Was nicht für mich spricht. Und ganz absichtlich war auch Marco unter den Gästen. Solo, ohne Partnerin. Ganz sicher kein Profi. Warum er solo war, habe ich nicht erfahren. Marco war Brasilianer und sah nach Petras Beschreibung zu urteilen sehr gut aus. Was ich ebenfalls nicht weiß und was jetzt kein Geheimnis mehr wäre: hat Britta ihn instruiert? Auf Petra angesetzt? Wollte sie Petra etwas Gutes tun? Ich bin mir sehr sicher. Aber ich werde sie befragen...

„Es war später Nachmittag. Am Vormittag war ich mit Britta in Hamburg gewesen, und wir hatten uns am Jungfernstieg nach Schuhen umgesehen. Britta wusste ein kleines Lokal am Fischmarkt, und wir haben dort zur Mittagszeit jede einen halben Hummer verdrückt. Natürlich gab es wie immer ein Glas Prosecco dazu. Es war alles gut. Dolce far niente. Dann haben wir noch für die Fęte eingekauft: Limetten für Caipirińa, Kokosmilch, Ananas. Britta hatte schon vorher vieles besorgt, heute mussten wir nur Dinge kaufen, die entweder sehr verderblich waren oder die ihr erst in letzter Minute eingefallen waren.

Gegen drei haben wir mit den Vorbereitungen begonnen: ein großer Ventilator kam auf die Terrasse. Die Boxen für die Tanzmusik wurden rausgestellt. Gläser. Ein Beistelltisch für Hochprozentiges. Eine Wanne mit Eisstücken, um Getränke wie Wein oder Cola zu kühlen. Ciabatta und Baguette landeten für kurze Zeit im Backofen. All diese Dinge eben, die man erledigt haben muss, bevor die Party starten kann. Dann haben wir uns umgezogen. Nichts Besonderes. Verglichen mit den Gästen, die kamen, war ich brav angezogen: Pumps, einen schwarzen Mini und eine Bluse. Die Frauen, die nachher kamen, waren auffallender gekleidet, und ich muss sagen, dass das einigen nicht stand. Eine etwas ältere Dame in knallengen Hotpants sah eher nuttig aus. Was mir aber besonders auffiel, waren die Männer. Sie sahen allesamt gut aus. Keiner war älter als etwa 40. Alle trugen zu Hemden oder T-Shirts Jacketts und Hosen. Keine Jeans. Hosen!

Die Musik war weder störend noch nervtötend. Und sie wurde zum Abend hin noch ruhiger: da lief dann Sade oder 'Nu cool lounge grooves and sassy beats' von Hed Kandi. Man konnte sich unterhalten. Ich lernte Susi kennen, ein süßes Ding in engem Ledermini, die überraschend klug war und ein kleines Sportstudio im Ort hatte. Ihr Freund Felix konnte griechische Klassiker wie etwa Demokrit zitieren, hatte natürlich Plato fast komplett gelesen und sah überhaupt nicht wie ein Versicherungsmanager aus. Die Tante mit den Hotpants hatte zusammen mit ihrem Mann Knut eine Fabrik für BHs und scheute sich nicht, schrill zu lachen, nachdem sie erklärt hatte, was bei ihnen zur Zeit die größte Körbchengröße war.

Während ich zuerst dachte, dass dieser etwas schweigsamere, gut aussehende brasilianische Typ zu Britta gehören würde, so musste ich im Laufe des Abends doch meine Meinung revidieren. Marco war Programmierer bei einer kleinen Softwarefirma und kümmerte sich rührend um mich. Es war eine positive Überraschung, dass er nicht über seinen Job sprach und versuchen wollte, mir objektorientierte Sprachen zu erklären. Er war auch nicht einer dieser Angeber, der über sein Auto sprach oder die vielen Reisen, die er schon gemacht hatte. Nein, er stellte mir stattdessen Fragen, wie zum Beispiel ob es mir gut ginge oder ob ich mich wohl fühlte. Er suchte mir etwas zu Essen und später zum Knabbern aus. Ich begann, mich in seiner Nähe wohl zu fühlen. Es gab keinen Grund, meine Hand zurück zu ziehen, als er sie zufällig berührte. Er war charmant. Er konnte spannende Sachen aus der Zeit erzählen, als er zu Haus in Brasilien seine Kinderzeit verlebt hatte. Er stammte aus Tamandare, knapp 150 Kilometer südlich von Recife.

Ich begann, mich in seiner Nähe wohl zu fühlen. Ich vergaß die Party und die anderen Gäste. Marco war kurzweilig, ich wurde es nicht satt, seinen kleinen, mit Humor gewürzten Geschichten zu lauschen. Ich fühlte mich wohl und sicher. Und ich war selig als ich fühlte, wie gut er tanzen konnte. Sicher. Routiniert. Nein, ich war gewiss weit davon entfernt, mich zu verlieben. Das nicht. Aber es war einfach gut in seiner Nähe. Und er war nicht aufdringlich oder zudringlich. Aber was er tat, ließ ich gerne geschehen. Als er den Arm um meine Hüfte legte, war es gut. Als er so nah hinter mir stand, dass er mich so gerade fühlbar berührte, dachte ich zum ersten Mal daran, wie er wohl ganz nackt aussehen würde. Und ich konnte mir nicht vorstellen, dass er nicht gut aussehen würde. Als er dann beide Hände auf meine Schultern legte, begann es in mir zu kribbeln. Ich ließ es zu. Und ich denke, das war für ihn ein wichtiges Signal. Ich gab ihm meine Zustimmung. Und er machte weiter. Wir waren in einer etwas einsameren Ecke der Terrasse, und es war auch nicht so gut ausgeleuchtet, sonst hätte ich ihn vielleicht doch noch gebremst. Aber so nahm nun alles seinen Lauf...

Dieser gut aussehende Mann stand nah hinter mir und seine rechte Hand strich nicht etwa abwärts sondern aufwärts. Sie berührte meinen nackten Hals, meine Wange, mein Ohr. Es hatte etwas ganz Vertrautes, wie er das tat. Dann beugte er sich zu mir und seine Lippen berührten mein Ohr. Ich bekam einen ganz zarten, gehauchten Kuss. 'Du bist schön.', flüsterte er. Kann eine Frau ein größeres Kompliment bekommen? Ich floss dahin. Hätte es je einen Widerstand gegeben, jetzt wäre er verdampft. 'Ich liebe Deine schönen, großen Brüste. Da

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Kommentare


ICE_AGE
dabei seit: Nov '10
Kommentare: 1
schrieb am 20.10.2011:
»Traurig aber spannend und extrem gut geschrieben!«

kle
dabei seit: Dez '00
Kommentare: 41
schrieb am 21.10.2011:
»Extrem langer Anfang der keine Lust macht weiter zu lesen. Schade....«

Grobilie
dabei seit: Jul '04
Kommentare: 1
schrieb am 21.10.2011:
»Klasse geschrieben!«

Marshal
dabei seit: Jul '11
Kommentare: 161
James Cooper
schrieb am 24.10.2011:
»Wahnsinnig geil geschrieben - trotz des traurigen Endes«

kater074
dabei seit: Feb '08
Kommentare: 304
schrieb am 25.10.2011:
»Eine wunderschöne Geschichte. So einfühlsam, so liebevoll geschrieben, und dabei so unglaublich erotisch. Und diese gewählte Sprache! Ich bin höchst angetan von dieser Geschichte. Man merkt, dass Du Deine Petra sehr geliebt hast, und ich kann Dich nur bewundern, dass Du eine so tolle Frau gehabt hast. Umso mehr muss es Dich schmerzen, dass sie gestorben ist; ich habe mich schon am Anfang der Story gefragt, was diese eigentümliche Formulierung ("... die sie gern gelesen hätte...") heißen mag, und gleich eine Verdacht gehabt. Ich glaube aber, dass Die die richtige Einstellung hast: Auch wenn es traurig ist, dass sie weg ist - Du bist dankbar, dass Du sie gehabt hast. Alles Gute!«

sw_6
dabei seit: Dez '01
Kommentare: 32
Steppenwolf
schrieb am 01.11.2011:
»Es gibt sie also immer noch, die Geschichten die einen anrühren können - über den reinen Sexfaktor hinaus. Ein Danke an den Autor für diese Story.«

dusel
dabei seit: Nov '01
Kommentare: 168
schrieb am 22.10.2012:
»Eine Wahnsinnsstory,
mit allen Möglichkeiten eines geilen Vertrauensbruches,
aber auch mit einem geilen sich fallen lassen, bei
dem scharfen und versauten FICK miteinander.
Das traurige Ende der Beziehung zueinander zeigt aber auch, das ein fremdgehen nicht immer das Ende einer Beziehung bedeutet!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!«

Taros
dabei seit: Mär '12
Kommentare: 53
schrieb am 25.10.2012:
»Super geschrieben«

pesehivacge
dabei seit: Mär '15
Kommentare: 2
schrieb am 04.04.2015:
»gut geschrieben.wirkt erregend.«

eBiker
dabei seit: Jul '19
Kommentare: 21
schrieb am 08.10.2022:
»das ist eine wunderschöne Geschichte - ein sehr fühlender Schreiber«



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