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Kommentare: 6 | Lesungen: 12989 | Bewertung: 6.91 | Kategorie: Teen | veröffentlicht: 12.09.2003

Meine allererste Romanze

von

"He, was ist jetzt. Kommst du heute nachmittag oder nicht?"


Mein bester Kumpel schüttelte ungeduldig meinen Ärmel und blickte mich ärgerlich an.


Sein Gesicht hatte die Farbe einer überreifen Tomate angenommen und seine Stimme überschlug sich. Meine Geistesabwesenheit über den ganzen Tag hinweg ging ihm bereits gehörig auf die Nerven und er war mehr als sauer.


"Was?" fragte ich. Unsachte wurde ich von ihm aus meinen Gedanken geholt.


"Was ist nur los mit dir, heute ist doch unser Match gegen die Pfeifen von der 3b."


Schlagartig war ich wieder da. Ein Hitzestoß jagte durch meinen Körper und ließ mich blitzartig wieder in die Realität zurückkehren.


"Verdammte scheiße, das habe ich ja ganz verschwitzt." Ich griff mir auf meinen Kopf und zog ein verdutztes Gesicht.


"Wir treffen uns um Zwei im Park. Wie immer."


"Ich kann nicht," sagte ich leise und sah verlegen zu Boden.


Meine Finger kratzten am Hinterkopf und das schlechtes Gewissen konnte man mir meilenweit ansehen.


"Bist du bescheuert. Heute ist der wichtigste Tag überhaupt. Wir wollten sie doch heute fertig machen." Christian war verzweifelt und er blickte mich vorwurfsvoll und gleichzeitig irgendwie befremdend an. Eine Welt stürzte ein.


Und er sah mir deutlich an, daß ich es ernst meinte.


Eine Zeitlang starrte er mich fordernd an. Ich hörte ihn wütend schnaufen und seine Blicke bohrten sich wie Laserstrahlen in meine Haut. Ich konnte es körperlich richtig spüren, wie zornig er in diesem Moment auf mich war.


Nach für mich endlosen Sekunden gab er schließlich auf. Er konnte es einfach nicht begreifen.


Mit einer abfälligen Handbewegung ließ er mich stehen.


"Wir sind sowieso besser ohne dich. Du bist vielleicht ein Arsch."


Ich breitete meine Arme aus, wagte es hochzublicken und wollte erklären. Aber mir blieben die Worte im Hals stecken. Ich wußte das ich meinen Freund enttäuscht hatte, denn die letzten Tage hatten wir über nichts anderes mehr als diese Revanche gesprochen, und jetzt hatte ich es geschafft, daß ich dieses Ereignis verpennt hatte.


"Tschuldige ..." murmelte ich. Christian aber war bereits aus dem leeren Klassenzimmer rausgestürzt und konnte mich nicht mehr hören. Seine hastigen Schritte an den Stiegen verrieten mir, daß ich heute wohl alleine nach Hause gehen mußte.


Ich fühlte mich elend.


Und auch schuldig.

Seufzend machte ich mich ebenfalls auf den Weg. Gramgebeugt und mit schlechtem Gewissen beeilte ich mich nach Hause.


Es war eine blöde Situation.


Nach einiger Zeit aber, in meinem damaligen Alter war ich noch unbedarft und sorgenfrei, schüttelte ich meine Trübsal ab und das sensationelle Gefühl, daß mich seit kurzem umklammerte, war wieder in meiner Magengrube zu spüren.


Denn seit gestern war alles irgendwie ganz anders geworden.


Evelyn, eine Schulkollegin, die ich voriges Monat auf meiner Geburtstagsparty eingeladen hatte, war gestern in der großen Pause zu mir gekommen und hatte mich für heute nachmittag zu ihr nach Hause eingeladen. Eine Art Gegeneinladung.


"Zum Spazierengehen," meinte sie.


Naja, ich haßte eigentlich spazierengehen, aber an das dachte ich damals nicht, und sagte ihr natürlich auch nicht. Wichtig war nur, daß sie mich eingeladen hatte.


Jawohl, Evelyn hatte mich eingeladen.


Zum Spazierengehen.


Das süßeste Mädchen das man sich nur vorstellen konnte.


Sie kam an meinem Tisch und hatte mich einfach gefragt.


Mich.


Der sich bislang mit den weiblichen Wesen noch nie beschäftigt hatte.


Sie waren halt immer da gewesen, sie waren nicht störend oder so, aber sie hatten mich auch nie interessiert.


Wozu auch?


Wenn wir Fußball spielten, waren nie irgendwelche Mädchen da, und in der Schule waren wir immer eine Burschenclique gewesen und hatten jede Menge Spaß. Ich hatte nie über Mädchen nachgedacht, kaum etwas mit ihnen gesprochen oder sie auch nur besonders beachtet.


Logisch.


Die waren immer supergut in der Schule, hatten immer alles sorgfältig am Tisch liegen, waren immer brav und ruhig und hatten die Hausaufgaben picobello erledigt. Schwätzten und lärmten nicht in der Stunde, und blickten sich schon mal mit strengem Blick nach uns Buben um, wenn wir mal wieder alles andere taten, als aufzupassen und den Unterricht störten, wie das dann immer hieß. Auch plärrten sie manchmal, wenn die Note nicht ganz ihren Vorstellungen entsprach. Das war für mich zu dieser Zeit unglaublich unverständlich, richtig abartig. Wenn wir es ihnen gleichtäten, wären wir Burschen die gesamten neun Pflichtschuljahre aus dem Flennen nicht rausgekommen, lachten wir dann und konnten uns stundenlang darüber amüsieren.


Ja, die Mädchen.


Irgendwie uninteressant.

Aber heute würde ich zu dieser Evelyn fahren. Schon bei meiner Einladung zu meinem Geburtstag hatte ich auf einmal nichts dagegen, auch Schulkolleginnen einzuladen.


Nun gut, mein Vater hatte mich auf die Idee gebracht, als er mir augenzwinkernd die Frage stellte, wieviele Mädchen denn kommen würden.


Das war der Augenblick, wo ich überhaupt das erste Mal über diese Möglichkeit ernsthaft nachdachte. Und wen ich da einladen würde, war auch schnell geklärt. Christian und ich waren uns einig, daß es nur die fünf hübschesten Mädchen der Klasse sein dürften.


Marion, Regina, Evelyn, Monica und Sylvia.


Das weiß ich heute noch. Zwanzig Jahre später.


Das dann nur zwei gekommen sind, wollen wir hier an dieser Stelle nicht näher erörtern, ich mußte mir damals dazu genug Kommentare meiner Freunde anhören.

Wie dem auch sei, meine frühere Welt hatte aufgehört zu existieren. Plötzlich war nur mehr diese Gegeneinladung wichtig. Am Abend konnte ich schon nicht einschlafen, immer wieder kam mir das so süße Gesicht von Evelyn in den Sinn, ihre sanfte Stimme flüsterte mir zu, ich möge doch zu ihr kommen. Mit ihr spazierengehen. Mich mit ihr unterhalten. Noch dazu alleine, bei ihr zu Hause, in einer anderen Umgebung. Ohne meine Freunde.


Das war so neu und aufregend.


Und heute würde es passieren.


Das heutige Match war schon wieder aus meinen Gedanken gestrichen. Plagten mich zuvor noch die Gewissensbisse, so waren sie spätestens bei der Hälfte meines Nachhauseweges wie weggeblasen.


Mein Bauch hatte wieder dieses so angenehme Kribbeln bekommen, so daß ich den restlichen Weg richtig dahinschwebte und mir das Gras so saftig grün und überhaupt alles so wunderschön vorkam. Zu Hause angekommen schlang ich das Mittagessen hinunter. Meine Mutter schüttelte nur ihren Kopf, sagte aber nichts, sondern legte mir meine neuen Jeans zurecht.


Sie hatte ein verklärtes Lächeln aufgesetzt, daß ich erst später richtig deuten konnte, damals dachte ich noch, sie hätte Zahnschmerzen oder so etwas ähnliches.


Schnell hatte ich mich umgezogen und war flugs auf meinem Fahrrad. Evelyn hatte mir zwar den Weg erklärt, aber ich verfuhr mich trotzdem zweimal.


Etwas zu spät läutete ich.


Sie schien bereits gewartet zu haben, denn die schwere Tür schwang ziemlich schnell auf.


Ich hielt den Atem an und starrte sie an. Sie hatte eine hautenge Jeans an, die ihren knackigen Po vollendet zur Geltung brachte und einen leichten Pullover. Ich brachte kein Wort heraus und stand da wie ein Vollidiot.


Sie lächelte mich trotzdem an.


Ihr seitlich versetztes Muttermal oberhalb der Lippe schob sich nach oben und war unglaublich bezaubernd anzusehen, darauf stand ich besonders, und es gab ihr die besondere Note.


Jetzt brachte ich erst recht nichts raus.


Ich sti

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Kommentare


dummdidumm
dabei seit: Jan '01
Kommentare: 73
dummdidumm
schrieb am 12.09.2003:
»*schmacht*

Als ich die Geschichte gelesen habe, mußt ich an "Stand by me" denken und an so kleine Anekdoten aus der eigen Schulzeit.

Vielen Dank für diese liebevoll geschriebene Geschichte. Nur schade, daß sie viel zu kurz war...

Gregor«

Sabbi
dabei seit: Mai '03
Kommentare: 154
Sabbi
schrieb am 14.09.2003:
»Lieber Dark Angel

Du hast mich wieder einmal überrascht. Nachdem ich dich von Werken wie "Die Leiden der Madame" kannte, überraschtest du mich mit "Die Staatsanwältin" - doch ein Kontrast zu den vorangegangenen Werken, dann mit "Der Kaplan von St. Stephan", der einfach irgendwie anders war als alles andere in der BDSM-Sparte und jetzt stößt du auch in das Soft-Genre vor und noch dazu mit einer Teen-Geschichte. *erfreut blinzel*

Ich bin fast ein wenig sprachlos. Dass du dem ersten Rendez-vous so viel Beachtung schenkst, noch jetzt, wie du sagst 20 Jahre später, finde ich wunderbar. Dass du diesem Erlebnis eine eigene, kleine aber sehr feine Geschichte widmest, ist ein traumhaftes Kompliment an die betreffende Person, um die es geht.

Nur ein kleiner Makel ist mir aufgefallen. Stilistisch bist du diesmal phasenweise hinter deinen Möglichkeiten geblieben, und die Fehler, die ich diesmal gefunden habe, behalte ich - eh klar. Wenn man bei Dark Angel welche findet, muss man sie einsammeln, die sind selten und daher hoffentlich kostbar. :-)

Hat mich sehr gefreut, dich ein klein wenig von dieser Seite kennenlernen zu dürfen, vielleicht lernen wir schon demnächst eine weitere von dir kennen?

Ich freue mich darauf,
Sabbi.«

sexy-hexy
dabei seit: Mär '03
Kommentare: 140
schrieb am 15.09.2003:
»Dark Angel, das ist eine wunderbare Geschichte!

Ich habe schon lange auf sie gewartet und ich muss sagen, es hat sich gelohnt.

Sehr schön, die Annäherung und dann die Enttäuschung...

Klasse, vielen Dank dafür!

sexy-hexy«

fexel
dabei seit: Dez '02
Kommentare: 2
schrieb am 17.09.2003:
»Falsche Kategorie... ansonsten super.«

Ossi2001
dabei seit: Aug '01
Kommentare: 134
schrieb am 19.09.2003:
»Die Geschichte ist wirklich wunderbar - und dabei absolut jugendfrei! Hätte mir liebend gern n Happy-End gewünscht, aber wenn "er" so stur ist und aus vermeintlich verletztem Stolz nicht mit "ihr" redet, dann kann das leider icht gut ausgehen. *schnief*«

yksinäisyys
dabei seit: Okt '04
Kommentare: 142
schrieb am 10.09.2005:
»Einfach bezaubernd! ;-)«



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