Mietfrei
von stolzeSklavin
Mietfrei..
Natürlich weiß ich noch wie alles anfing.
Ich werde wohl nie den Moment vergessen, als ich zum ersten Mal dein Foto sah: groß, schlank, lange braune Haare, einen ehrlichen aber für mich undeutbaren Blick.
Immer wieder musterte ich dein Foto, vergrößerte Details und wagte dann den entscheidenden Schritt: eine Nachricht an dich. Es dauerte nicht lange und mein Herz blieb stehen - eine Antwort! Damit hatte ich nicht gerechnet!
So ging es im Smalltalk-Style eine Weile Hin und Her, bis ich mir sicher war. Ich musste dich einfach in der Realität sehen; vor mir, dich mustern, deine Bewegungen, Gesten und Stimme, vielleicht deine Haare berühren... Mit dir der Realität entfliehen, dem Gefängnis des Alltags, vielleicht von vorne beginnen..?
Es vergingen ein paar Tage bis ich dich an einem öffentlichen Parkplatz traf. Von dort aus gingen wir ein wenig spazieren bis zu einer Brücke, die über den Fluss führte. Du bist stehen geblieben, hattest dich ans Geländer gelehnt, den Blick in die Ferne aufs Wasser gerichtet - und ich konnte den Blick nicht mehr von dir lassen. Ich war innerlich erstarrt von deiner Ausstrahlung.
Ich weiß nicht, ob du es bemerkt hattest, denn als du mich angeschautest, wandte ich meinen Blick halb verlegen dem Wasser zu. Das Rauschen wirkte in dem Moment so beruhigend..
Mit einem Mal hattest du dich zu mir umgedreht, dein Haarband aus den Haaren gezogen und mit den Händen die Locken befreit. Der Duft deiner frisch gewaschenen Haare erfüllte mich vollkommen - und ich konnte den Blick wieder nicht von dir lösen.
Noch bevor ich wieder zu mir kam hattest du deine Haare schon zusammen gebunden.
...ich hätte so gerne deine Haare berührt, aber ich schaffte es nicht zu fragen - oder einfach die Hände auszustrecken...
Dann, aus dem Nichts, hörtest du ein Rascheln am nahen Fußweg und machtest mich darauf aufmerksam. Es waren zwei kleine Mäuse, die in den Blättern tollten und sprangen. Wir blieben einfach stehen und beobachteten das Geschehen.
Wir unterhielten uns und beschlossen, dass es so langsam Zeit wurde für den Rückweg.
Am Parkplatz angekommen ging jeder seinen Weg und es geschah nichts und doch zu viel.
Die nächste Zeit hatten wir immer wieder flüchtig geschrieben und irgendwann bekam ich von dir ein Lied zugeschickt, dass ich mir anhören sollte. Augenblicklich schossen mir Tränen in die Augen, ich musste etwas richtig stellen - dich wollte ich nicht verlieren, noch ehe ich dich hätte
gewinnen können. So gestand ich dir, dass ich gefangen war in einer toxischen Situation und hoffte, du würdest mich verstehen.
Ich hatte so sehr Angst vor der Antwort, als würde mein Leben davon abhängen. Und deine Antwort lies lange auf sich warten, war ziemlich direkt, ehrlich und wie ein Stich mitten ins Herz - und wieder war ich wie erstarrt.
Es herrschte Funkstille, du musstest nachdenken. Und ich fühlte mich leer.
Tage, Wochen vergingen und ich zögerte dir zu schreiben. Im Moment blieb mir nur dein Foto, dieses Lied und der Duft deiner Haare.
Dann, als ich die Hoffnung schon aufgeben hatte, anfing dich zu vergessen, kam ein Lebenszeichen. Es war eine Einladung zu dir und mein Herz machte einen Hüpfer.
Sollte ich es wirklich wagen? Was würde geschehen? So viele Gedanken und dennoch.. Ja, ich fuhr zu dir.
Hier verschwimmen meine Erinnerungen etwas, ich weiß noch, dass ich vor deiner Tür stand und nicht wusste welche der beiden Klingeln die Richtige war. Also schickte ich dir eine Nachricht, ganz simpel: Klingel oben oder unten?
Statt einer Antwort öffnetest du die Tür, bekleidet mit einer Hose aus Leinen, Oberkörper frei, diesen von Leidenschaft erfüllten Blick.
Du sagtest kein Wort und gabst mir zu verstehen, das Schweigen genug gesagt ist. Ohne Umwege führtest du mich direkt nach oben, wieder war ich wie erstarrt.
Was dann geschah, war eine Mischung aus prickelndem, geilem Sex gemischt mit dem Gefühl von fremder Haut. Für mich war es nach Jahren der erste Stino-Sex und der erste Gute noch dazu.
Hinterher hattest du dich angezogen und ich tat es dir gleich. Noch immer ohne ein Wort gingst du runter und ich folgte dir. Du gingst zum rauchen vor die Tür und ich stellte mich halb verlegen, halb mit rotem, hitzigen Kopf dazu.
Erst jetzt die ersten Worte von dir, du machtest mir klar, dass du nie einer von denen sein wolltest, die andere beim Betrügen unterstützen. Dich nie in eine Beziehung einmischen oder das Dritte Rad sein wolltest. Und doch standen wir jetzt vor deiner Tür und mein Inneres pochte noch von dir.
Aus diesem einen Treffen wurden über viele Jahre noch viele weitere Treffen, die sehr ähnlich abliefen. Mal gingen wir danach irgendwo etwas essen – also du, denn ich brachte kaum einen Bissen runter. Oft redeten wir danach über belangloses, manchmal vergaß ich die Zeit und musste eher zügig zurück in den Goldenen Käfig.
Je öfter wir uns trafen, umso weniger bekam ich dich aus meinem Kopf.
Schliesslich vertraute ich mich der falschen Person an und aus einer scheinbar besten Freundin wurde eine falsche Schlange – wenigstens für mich.
Was ich zu dem Zeitpunkt nur ahnte, aber erst danach mit Gewissheit wusste, war, dass es noch eine andere Frau auf der toxischen Partnerseite gab. So wurde aus einem gepetzten Betrug also doch wieder ein Gegeneinander und unfaires Spiel zu viert. Zu retten gab es schon lange nichts mehr...
Jetzt, da ich ungebunden war, genoß ich die Treffen umso mehr. Ich hatte ja schon alles verloren, also warum sich jetzt die Lust nehmen lassen?
Irgendwann lernte ich wieder jemanden kennen, mir war inzwischen klar, dass ich dich nicht für mich gewinnen konnte, auch wenn ich diese Hoffnung irgendwie nie aufgab. Unsere Treffen hörten irgendwann auf, leider, und der Kontakt brach ab. Ich vermisste diese unkomplizierte Liebelei und nahm nach zu langer Zeit wieder den Kontakt zu dir auf. Ich konnte einfach nicht ohne dich sein.
Wir trafen uns wieder und machten da weiter, wo wir aufgehört hatten – noch immer kribbelte alles in mir und mein Körper bebte mit jeder deiner Berührungen. Nach außen konnte ich es dir nicht so zeigen, war ziemlich geprägt von meiner Vergangenheit, am liebsten hätte ich dich einfach nur umarmt, deine weiche und muskulöse Haut gestreichelt, mich in deinen Rücken gekrallt... Doch wieder und immer noch blieb ich erstarrt, was hattest du nur an dir, dass ich jedes Mal so reagierte?
Es kam der Tag, an dem du wegfahren wolltest, zum Königssee, nach Salzburg und wohin es dich sonst noch trieb und ich durfte mitfahren. Die Fahrt verging so schnell und schon waren wir am Chiemsee angekommen. Am Abend hattest du mich zum Essen eingeladen und ich bekam selbst nach Jahren noch immer kaum einen Bissen runter in deiner Gegenwart.
Zu zeigtest mir am Handy die neuesten Fotos und Videos, was dir gerade gefiel und was du bald nachbauen wolltest. Dann fandest du einen Schlafplatz für uns und auch hier ging es nochmal heiß her. Ich war so aufgeregt, ich durfte mit dir die Nacht verbringen, dir beim Schlafen zusehen, in deiner Gegenwart mich geborgen fühlen für diese eine Nacht.
Am nächsten Morgen frühstückten wir gemeinsam im Hotel und auf deine Frage, ob ich denn keinen Hunger habe, wusste ich einfach keine Antwort. Natürlich hätte ich Hunger haben müssen, aber ich bekam einfach nichts runter.
Gemütlich machten wir uns auf den Weg, erst nach Salzburg, wo wir gemeinsam durch die Stadt gingen auf der Suche nach einem bestimmten Geschäft in das du rein wolltest. Das Geschäft fanden wir tatsächlich schnell, allerdings nicht das, was du dort gesucht hattest. So gingen wir weiter und schliesslich zurück um zum Königssee zu fahren. Für mich war es der erste Ausflug dort hin, auch wenn ich lange Zeit viel näher dran gewohnt hatte. Leider war es ein ziemlich trüber und grauer Tag, der sonst so schöne blaue Königssee war heute nicht mehr als ein grün-brauner Tümpel. Am Abend gingen wir noch einmal gemeinsam am Chiemsee essen, das Restaurant vom Vortag war überzeugend und wieder aß ich nur wie ein Spatz.
Gegen Abend, es wurde langsam schon dunkel im Herbst, traten wir den Heimweg an. Den Rückweg begleitete uns deine neue CD und die Zeit verging wieder wie im Flug. Etwa gegen Mitternacht hattest du den Schlüssel umgedreht und tief durchgeatmet. Die kurze Reise war vorbei. Mit viel zu wenig Energie, Schlafmangel und innerlich aufgewühlt fuhr ich dann nach Hause.
Bis ich dich meinem Partner vorstellte verging noch eine gute Weile. Ich wollte dich mehr und näher in mein Leben und Freundeskreis holen, du warst mir zu weit weg, manchmal unerreichbar fern... Die Leere war oft unerträglich.
Wir trafen uns auch weiterhin immer wieder bei dir, bis du eine klare Ansage zum beenden ausgesprochen hattest. Es fiel mir schwer, sehr schwer sogar, aber ich akzeptierte es und genoß einfach die gemeinsame Zeit zusammen. Seitdem trafen wir uns irgendwie öfter, mal zu zweit, mal zu dritt. Und dennoch fehlte mir etwas. Ich kam einfach nicht von dir los, aber das solltest du nicht wissen, es sollte dich nicht belasten. Und so lernte ich meine Emotionen und Begierde unter Kontrolle zu halten, noch mehr als schon zuvor. Lieber verzichtete ich auf diese knisternde Spannung, als auf dich in meiner Nähe. Und mit der Zeit wurde es leichter, auch wenn meine Fantasie immer wieder ziemlich heiß wurde, wenn ich an dich dachte. Und ich dachte oft an dich.
Es kam der Tag, dass ich dich unbedingt sehen musste, meine Hochzeit war in Planung.
Wir setzten uns aufs Sofa gegenüber und ich fragte dich, ob du mein Trauzeuge sein wolltest.
Statt einem einfachen Ja oder Nein kam eine Gegenfrage – ich hatte es mir schon gedacht. Du wolltest wissen, warum ausgerechnet du. Und statt meine Gedanken laut auszusprechen, umschrieb ich es recht allgemein. Ich konnte mir einfach keinen anderen an meiner Seite vorstellen dafür. Meine Gedanken sagten allerdings etwas anderes, nämlich das wenn ich schon nicht dich heiraten konnte, dann solltest du zumindest bei mir stehen. Und für mich war dein Ja fast wie ein zweiter Antrag. In dem Moment war alles gut.
Es kam die Nacht vor der Hochzeit und alles war geplant und vorbereitet, ich ging mit einem neutral-guten Gefühl schlafen.
In der Nacht träumte ich ziemlich viel und heftig. Es war ein Raum im Standesamt, alle waren anwesend, als es schliesslich zur Verkündung einer überraschenden Doppelhochzeit kam – mein Partner drehte sich zu seinem Trauzeugen, ich drehte mich zu dir. Dann bin ich aufgewacht, aufgewühlt und hellwach setzte ich mich auf. Es waren noch 2 Stunden bis zum Wecker, aber ich konnte nicht mehr einschlafen. Dies war der eine Moment, in dem ich Zweifel hatte und erstmal tief durchatmen musste.
Plötzlich ging an dem Tag alles Schlag auf Schlag, wir trafen uns vorher um gemeinsam zum Standesamt zu fahren – so war der Plan.
Von dir kam eine Nachricht, du standest im Stau – meine Nerven lagen blank und mein Mund war schneller als mein Hirn, als ich laut aussprach, was ich dachte. Das konntest du nicht geschrieben haben, du konntest mich doch nicht an der Hochzeit versetzen. Ich brauchte dich an meiner Seite...
Und auf dich war verlass, du warst gestresst, aber pünktlich und ich beruhigte mich. Noch immer hingen mir die Gedanken des Traumes im Kopf und ich musste es irgendwie noch an diesem Tag raus bringen. Ich wusste, was du sagen würdest, aber ich musste es hören um endgültig Klarheit zu haben.
So wurde es schliesslich Nachmittag, als du für uns alle den Grill angemacht hattest und ich dir mehr als Witz von meinem Traum erzählte. Deine Antwort war wie erwartet, aber jetzt hatte ich endgültig Gewissheit.
Eine Woche später trafen wir uns nochmal bei dir, während mein Mann die Zeit bei seinem Trauzeugen verbrachte. Die Zwei trafen sich regelmäßig, auch öfter mit einem intimen Zweierlei vom dem ich wusste und es war für mich kein Problem.
Noch immer versuchte ich weiter zwanghaft mich von dir und den Gedanken an dich zu lösen, noch immer erfolglos. Aber ich versuchte weiter mich zu beherrschen und mir nichts anmerken zu lassen, immerhin war es dein Wunsch und den respektierte ich vollkommen. Das meine Gedanken in deiner Anwesenheit um dich kreisten, dass ich mich dir am liebsten hingeben würde, dich berühren wollte.. davon solltest du nichts spüren.
Wieder verging viel Zeit, bis wir wieder mehr schrieben und uns trafen, dazwischen hatte mal ich und mal du viel zu tun oder einfach keine Zeit. Mit dir kann man einfach wieder da ansetzen, wo man aufgehört hat – das schätze ich sehr.
Es war der Tag der Eröffnung und ich freute mich riesig dich zu sehen. Inzwischen hatte ich mich tatsächlich auch innerlich ein wenig lösen können. Wir trafen uns wieder öfter, spontaner und du tatest mir so gut. Bei einer Planung, wann wir uns denn das nächste Mal sehen könnten, erzähltest du, dass du beruflich wieder in die USA fliegen würdest. Altbacken, wie ich nunmal bin, fragte ich dich nach einer Postkarte und erinnerte dich „drüben“ nochmal daran.
Am Abend deines Rückfluges kam eine Nachricht von dir, ganz alltäglich und wie sonst auch. Allerdings änderte sich mit deiner nächsten Nachricht wieder alles. Es war eine simple und einfache Frage, dich mich hat vom Sofa aufstehen lassen und kommentarlos verschwand ich mit dem Handy im Bad. Es war die Frage, warum wir eigentlich damals aufgehört hatten und mir fehlten die Worte. Ich setzte zum Schreiben an und löschte es wieder, mit Sicherheit 5 mal. Irgendwann hatte ich dann einen Ansatz der klar machte, dass das Stop von dir kam ohne dabei zu sehnsüchtig oder gar negativ zu klingen. Diese Nachricht musste sachlich und offen geklärt werden, auch wenn mein Kopf schon wieder heftig durcheinander war. Ich fragte dich, wie du darauf gekommen bist und warum ausgerechnet jetzt. Dann erzähltest du mir von deinem Traum der letzten Nacht. Von einer heissen Nummer im Hinterzimmer, um dich dann für den Rückflug erstmal abzumelden.
So eine Nachricht zu schreiben und dann in den Flieger zu steigen für Stunden grenzte für mich an Folter. Es stellte meine Selbstkontrolle heftig auf die Probe, ich wusste, dass ich von dir keine weitere Nachricht bekommen konnte in der Zeit – und diese Warterei machte mich schier wahnsinnig.
In der Nacht schlief ich nur unruhig und wenig, wieder warst du so präsent wie schon lange nicht mehr. Vor meinem inneren Auge lief wieder alles von vorne ab und in Endlosschleife, der Gedanke mit dir alleine im Lagerraum zu sein sprengte in mir jegliche Schranken hinter die ich dich gesperrt hatte. Am nächsten Morgen hattest du mir geschrieben, dass du gut gelandet und inzwischen zuhause warst. Wenigstens eine Sorge weniger und du solltest dich auch erstmal erholen, bevor ich weiter auf alles eingehen wollte.
Auch in der folgenden Nacht warst du tief in meinen Gedanken und ich drehte mich nur umher. Völlig übermüdet und viel zu sehr neben der Spur machte ich mir erstmal auf der Arbeit einen Kaffee. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen und meine Fantasie sprudelte heftig in mir. Ich musste irgendwie auf andere Gedanken kommen, aber das gelang mir nur schwer. Der Lagerraum war schliesslich nicht weit weg und du nur eine Nachricht entfernt..
Ich schrieb dir, ich musste dich einfach sehen, diese Gedanken mussten aus meinem Kopf.. Oder etwa nicht..? Warum versuchte ich eigentlich immer wieder und immer noch dir zu wiederstehen? Weil du es so wolltest, rief ich es mir wieder ins Gedächtnis und atmete nachdenklich durch.
Etwa eine Stunde vor meinem Feierabend hattest du mich auf der Arbeit besucht und ich konnte mir einfach das Lächeln nicht verkneifen. Ich sah dich und meine Gedanken spielten förmlich verrückt. Die Zeit verging schnell bis zum Feierabend, aber statt wie in deinem Traum uns beide hier einzuschliessen und unserer Lust freien Lauf zu lassen, schickte ich dich raus und verliess ebenfalls die Arbeit und sperrte zu. Hatte ich damit die einmalige Chance vertan? Möglich, aber nicht unmöglich.
Es war an der Zeit, dass ich dich tiefer in meine Gefühlswelt blicken lassen musste, damit du mich besser verstehen konntest. Schliesslich warst du in meinem Kopf wie ein überfüllter Schrank mit unendlich vielen Schubladen und Türen, die alle bis zum Platzen gefüllt waren und nur auf eine Nachricht wie die deine gewartet hatten um endgültig wieder ein riesiges Chaos zu verbreiten. Ja, du bist das Chaos in meinem sonst so geometrisch geordnetem Kopf. Ich versuchte dir in ähnlicher weise meine Gedanken zu beschreiben und eben das an dem Schrank ein großer roter Knopf dran war, den du mit deiner Nachricht gedrückt hattest. Bäm! Chaos!
Wir gingen spazieren, ein wenig Bewegung tat mir jetzt gut, die frische Luft half mir, ein bisschen Ordnung zu schaffen im Kopf. Ich genoß einfach deine Nähe, wenn auch unerreichbar fern und doch so nah zugleich. Du warst nur wenige Zentimeter neben mir und es wäre ein leichtes gewesen dich zu berühren, mich an dich zu drücken, dich zu umarmen und einfach festzuhalten.. Stattdessen liefen wir weiter und unterhielten uns. Im Laufe des Gesprächs kam es wieder zu der Frage, warum wir aufgehört hatten und dieses Mal ergab sich eine andere Antwort. Eine Antwort, die etwas Spielraum offen liess, sobald ich bereit sein würde, den ersten Schritt in die Richtung zu tun. Für ein paar Sätze kam auch die Tatsache mit meinem Mann und seinem Trauzeugen zum Gespräch und auch, dass ich davon wusste, es ok war, aber dass er mir nicht das gleiche Recht zur Befriedigung meiner Sehnsüchte und Lust gönnen konnte.
Ich begleitete dich noch zum Parkplatz und wir unterhielten uns dort nochmal weiter. Im Gespräch zücktest du dein Handy und ich bekam eine winkende, sitzende Möwe von dir geschickt. Wann immer ich Lust hätte auf mehr, sollte ich dir diese Möwe schicken. Ich überlegte, ob ich sie dir nicht einfach direkt zurückschicken sollte, aber es würde in dem Moment an der Zeit scheitern. So langsam sollte ich heimfahren... Vielleicht war es besser so...?
Die Rückfahrt war für mich anstrengend, noch immer war ich übermüdet und etwas verärgert über mich selbst, warum nur konnte ich dir nicht einfach direkt sagen, dass ich so dermaßen Lust auf dich hatte? Was hielt mich denn davon ab? Was verursachte nur dieses Erstarren in deiner Gegenwart? Du würdest mir nie etwas tun, warum es also nicht riskieren? Dann kamen die Zweifel, die mich fragten, was wäre wenn.. du es meinem Mann sagen würdest? Er darf ja, ich aber nicht. Was also wenn.. Und selbst um dir diese eine Frage zu stellen war ich zu ..feige.
Wieder kreisten die Gedanken, zur Lust, Fantasie und der winkenden Möwe gesellten sich jetzt Enttäuschung und Wehmut. Zum Glück war der Tag bald vorbei.
Die nächsten Tage waren allesamt sehr ähnlich, ich fing wieder an zu zeichnen und stöberte dabei in deinen alten Fotos, um eine Vorlage zu haben. Immerhin konnte ich damit 2 Tage füllen, in denen ich meine Gedanken ablenken konnte. Das Ergebnis war allerdings nicht wirklich gut und obwohl ich es dir eigentlich zeigen wollte, behielt ich es für mich verborgen. Ich konnte gerade keine Kritik vertragen, meine Mauer hatte im Moment viele Risse und Löcher, die ich erst wieder mühsam reparieren musste.
Wir trafen uns wieder und wieder, die Zeit mit dir verging einfach wie im Flug. Ich hörte dir einfach so gerne zu, wenn du etwas mit mir teilen wolltest. Von mir kam meistens nicht viel, aber trotzdem schon mehr als am Anfang und ich arbeitete ja an mir.
Letztens fragtest du mich, ob ich dir nach der Arbeit kurz helfen könnte beim Tausch der Küchenarmatur und obwohl es nur eine simple Frage war, merkte ich wie präsent du doch bist. Ich stellte mir vor, wie du halb im Schrank liegend alles problemlos im Griff hattest und ich blickte halb über dir stehend zu dir runter, sog deinen Anblick förmlich in mir auf und liess mich einfach auf dich runter sinken.. ich konnte dich in meiner Fantasie förmlich spüren..
Bei dir angekommen und noch immer ziemlich angespannt war es fast wie in meiner Fantasie, der Anfang war gleich, aber ein happy end blieb aus... Ich hätte dir einfach doch die Möwe schicken können, aber ich schaffte es nicht den ersten Schritt zu machen.
Wieder vergingen ein paar Tage und ich bat dich etwas für mich gegen zu lesen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich den Anhang an die Mail anfügte. Ich atmete mehrmals tief durch, meine Hände zitterten und ich zögerte. Sollte ich es dir wirklich schicken? Was würdest du denn jetzt von mir denken? Wieder atmete ich tief ein und seufzte. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und drückte auf Senden.
Ab jetzt verging die Zeit gar nicht mehr und mir war, als würde sie still stehen.
Ich stellte mir vor, wie du gemütlich auf dem Sofa mit dem Notebook den Text liest und in diesem Moment grinsend weiter liest.
Dann endlich eine Nachricht von dir. Du hattest meine Worte fertig gelesen und fragstest, wann ich vorbei kommen würde. Ansonsten hattest du zum Inhalt kein Wort verloren. Ich fragte auch nicht nach, so etwas bespricht man besser persönlich...
Wir machten einen Tag aus und ich fuhr zu dir. Noch immer versank ich in Gedanken, wenn ich bei dir klingelte. Ich sah dich vor mir, auf mich wartend und mich wortlos mit einem Nicken nach oben bittend. Jedes verdammte Mal. Und jedes Mal schaute ich zur Seite, bis ich deine Schritte hörte, die mich wieder in die Realität zurück holten. Nur eine Fantasie...
Dann öffnetest du die Tür, etwas war anders als sonst. Da war er wieder, dieser durchdringende Blick voller Begierde, Lust und Leidenschaft. Mein Puls raste. Dann formte sich ein Lächeln und es war, als würde ich zum ersten Mal vor deiner Tür stehen. Über etwas nachdenkend schütteltest du noch immer lächelnd den Kopf. Ich spürte das Feuer tief in mir, wie die Lust und Gier in mir aufstieg. Im nächsten Moment geschah es, mit einem Nicken deutetest du nach oben.. und ich folgte.
Oh, wie ich dich vermisst hatte, deinen heissen Körper, deine langen braunen Haare, deinen Duft und deine ganze Art. Es war, als würde ich von jetzt auf gleich wieder in einen Rausch verfallen. Ohne Ausweg. Ohne Rückkehr. Ohne je eine Chance von dir los zu kommen. Du hattest dich in mein Hirn gebrannt, vom ersten Moment an und lebst seitdem dort.. mietfrei.
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