Mondlicht!
von phoenix-faenger
Ich verlasse das Licht und taste mich langsam vor in die Dunkelheit. Meine Augen brauchen einen Moment, um sich an die Finsternis zu gewöhnen. Nur langsam erkenne ich die Schemen der Hauswände, die Umrisse des Mülltonnen links von mir. Ich bahne mir meinen Weg durch den Unrat der Gesellschaft, durch Berge papiernen Mülls und leeren Holzkisten. Hinter mir fällt irgendwo eine Flasche hierunter und zerbricht laut auf dem Asphalt. War ich das? Mein Kopf fliegt herum, hektisch und unsicher, aber ich kann nichts erkennen. Ich befinde mich erst seit Sekunden in dieser parallelen Welt, aber der Blick in das Licht überfordert meine Augen gnadenlos. Aber das Licht ist jetzt nicht mein Ziel.
Minuten zuvor hatte ich mich entschlossen, ins Dunkel zu wandern. Ich hatte sie gesehen und wusste, dass ich ihr nicht widerstehen konnte. Aber ich wusste nicht, dass mir diese Frage tatsächlich gestellt werden würde. Wie ich es immer tue, habe ich mich zurückgezogen, habe mich in den Schatten aufgehalten, die das Licht bietet. Ich habe beobachtet, geschaut, dem menschlichen Treiben mein Auge geschenkt. Und ganz plötzlich, ohne dass ich es erwartet hatte, ohne dass ich gesucht hätte, war sie da. In einer Welt aus Purpur war sie der schwarze Fleck. Sie war der Kontrast zum bunten Treiben des Strassenfestes, der rote Tintenklecks auf dem Schwarz-Weiss-Foto, der Mondschein im Nachthimmel. Und meine Augen sogen sich an ihr fest. Ich vergass die Zeit und starrte sie an. Sie trug einen schweren schwarzen Ledermantel, der mittig ihrer Oberschenkel sein Ende fand. Ihre Beine, offenbarte der freie Blick auf ihre Knie, steckten in dunklem durchsichtigen Stoff. Unter dem Knie begannen schwarze Stiefel, die ihre Waden und ihre schlanken Fesseln umschmeichelten. So sehr ich mich anstrengte, ihre Bewegungen gaben niemals den Blick auf das preis, was sich unter dem Mantel befand. In meinen Gedanken kämpften Fantasien um meine Aufmerksamkeit, nackte Haut kämpfte mit weißer Spitze, schwarzem Leder oder glänzendem Latex. Und im Grunde war ich die ganze Zeit davon überzeugt, dass keine Lösung die richtige sein würde.
Ihr Gesicht war von mysteriöser Schönheit. Es wurde umrahmt von wallenden roten Haaren, die ihr bis fast zur Hüfte reichten. Ihre großen Augen verliehen ihr einen Anflug von Unschuldigkeit, ihre Lippen waren die pure Sünde. Allein ihr Anblick, dieses Bild ihrer vollen Lippen, die danach schrien, geküsst zu werden, ließ meinen Herzschlag emporschnellen. Ich gierte danach, sie berühren zu können, gierte nach ihren Berührungen, aber mir blieb nur ihr Anblick. Ich beobachtete sie weiter, jeden ihrer Schritte. Meine Blicke bereiteten ihr den Boden, über den sie lief. Stunden, es können auch Minuten gewesen später hatte ich sie plötzlich aus dem Blickfeld verloren. Eine Gruppe Jugendlicher war augetaucht und hatte mich mit lautem Krakele abgelenkt. Die kleine Störung hatte meinen Blick ein paar Meter nach rechts wandern lassen. Nun fanden meine Augen den Weg zurück, aber sie war fort. Hektisch suchte ich die Szenerie nach ihr ab. Meine Augen huschten von einer zur anderen Seite, aber sie war einfach fort. Keine Spur!
Sie sprach leise und ihre Stimme fuhr mir bis ins Mark! Ich erschauderte, zuckte zusammen, als mir klar wurde, wer hinter mir stand. Ihre Stimme war so aufregend wie ihr aussehen. Etwas rauh, flüsternd, sie spricht aus der Kehle. Jedes Wort erschien mir wie eine Forderung oder ein Versprechen. Meine Knie gaben nach und ich war froh, mir einen Platz gesucht zu haben, an dem ich mich abstützen konnte. Ihr Duft umhüllte mich und nahm mir regelrecht den Atem. Ich wurde gerade aus dieser Welt gezogen, aus meinem realen Leben. Ich verliess diese Welt und betrat ihre. Und ich konnte mich nicht wehren. Jeder Versuch, die Kontrolle über mich oder die Situation zu erlangen, schien mir ausweglos und sinnlos. Also lasse ich mich von der Strömung mitziehen, hin zu ihr. Ich sauge ihre Worte auf, versuche sie zu verstehen. Und sie sagt mir, ich solle ihr folgen. Sie streckt ihren Arm aus, zeigt auf einen dunklen Spalt zwischen den Häusern. Eine Häuserzeile reißt ihr Maul auf und fordert mich auf, in diesen Schlund zu treten. Ich drehe mich um, will sie ansehen, doch schon wieder ist sie fort. Ich blicke mich um und sehe, wie sie langsam auf den Schlund zuläuft. Ich stehe auf und bewege mich langsam hinter ihr her, auf den Zugang zu dunklen Welt zu. Ich nehme niemanden wahr, gleite an unbekannten Menschen vorbei. Ich bin vollkommen auf sie fixiert.
Nun bin ich hier! Stehe in der Dunkelheit und hoffe, dass sich meine Augen schnell daran gewöhnen und mit dem letzten Rest Licht etwas Sinnvolles anstellen können. Nur noch langsam komme ich voran. Die Gasse wird dunkler und enger. Irgendwo weiter vorn sehe ich ein Lichtschein. Und sie! Sie steht da, sieht mich an. Sie steht dort, die Beine leicht gespreizt, die Hände in die Hüften gestämmt. Ihre Kraft scheint unbändig, ihr Gesichtsausdruck ist kämpferisch. Sie weiß, was sie will! Unsere Augen finden sich. Schritt für Schritt gehe ich auf sie zu. Das Licht lässt sie zur Hälfte in gleissender Helligkeit stehen, zur Hälfte in der Dunkelheit. Engel und Teufel ganz nah beieinander! Hand in Hand! Ich bin mir nicht sicher, wann ich wen von beiden sehe. Ihre Hand wandert langsam zur schweren Gürtelschnalle des Mantels. Nur eine einzige schnelle Bewegung - und der Mantel fällt auseinander. Urplötzlich höre ich "On the Dark Side of the Moon"
Um weiterlesen zu können, musst Du Dich einloggen. | ||
Passwort vergessen? |
Anmeldung und Nutzung sind kostenlos. Um die angezeigte Geschichte weiterlesen zu können, ist kein Altersnachweis notwendig, da es sich um eine erotische Geschichte handelt (nicht pornografisch!). Die Anmeldung dauert keine zwei Minuten.
Kommentare
Kommentare: 96
Kommentare: 11
Kommentare: 541
Kommentare: 3
Kommentare: 39
Kommentare: 2
Stil: zu brav (gemeint sind nicht freche Vokabeln).«
Kommentare: 44
Lady Allista
Kommentare: 1