Moni IX - Mit Speck fängt man Mäuse
von EviAngel
Auf dem Display steht: Jacob.
„Hi, Jacob! Kannst Du es nicht erwarten oder willst du für nachher absagen?“
„Hallo, Schatz. Nein, auf keinen Fall absagen! Komm nicht auf dumme Gedanken!“
„Na, da bin ich ja beruhigt! Was kann ich für Dich tun?“
„Du, als Sprachgenie, kannst Du denn auch chinesisch? Ist unwahrscheinlich, ich weiß, aber ein Freund hat ein Problem und ich habe versprochen...“
„Woher weißt Du, daß ich das gerade lerne? Hast Du mit Nina gesprochen?“
Moni macht ein wenig Show. Sie ist sicher, daß 'Chinesisch lernen' nicht länger als 30 Sekunden auf der Treppe dauert.
„Es ist wichtig, daß ich weiß, aus welcher Region der Chinese kommt, die Dialekte sind sehr unterschiedlich. Da müßte ich mich noch drauf vorbereiten.
Was ist denn los?“
„Ein Freund von mir hat einen Schlaganfall erlitten und hat ein Geschäft mit den Chinesen soweit in die Wege geleitet, daß er bereits in der Haftung ist. Jetzt kann er die Verhandlungen nicht abschließen, weil er halbseitig gelähmt ist und vor Ablauf aller Fristen ganz sicher nicht reisefähig ist. Er kann, unter uns, froh sein, daß er das Leben noch hat. Drecksding, so ein Schlaganfall!“
„Das tut mir leid für Deinen Freund. Was kann ich denn tun?“
„Achso, ja, nee, äh, nun, er hat seinen Sohn beauftragt, die Verhandlungen weiter zu führen, aber er traut dem Jungen das nicht zu. Der ist, unter uns gesagt, ein verwöhnter Schnösel, dem würde ich meine geschiedene Frau nicht anvertrauen und auf die kommts mir nu wirklich nicht an. Wirklich wahr!“
Jacob schnaubt ins Telefon.
„Was kann ich dabei tun?“ Moni spricht ganz sanft.
„Äh, ja, Du sollst den Jungen begleiten und bei den Verhandlungen übersetzen und möglichst online mitschreiben und den Alten auf dem Laufenden halten. Er hat einen Sekretär am Krankenbett, der auch die ganze Zeit online wäre.“
Jacob macht eine Kunstpause.
„Was sagst Du dazu?“
„Mh!“, Moni versucht, sich in Deckung zu bringen, „das ist ja ein ganz anderes Metier! Was hättest Du denn gemacht, wenn ich nicht zufällig chinesisch könnte?“
„Dann müßtest Du dort einen Dolmetscher besorgen, Dein Englisch ist ja perfekt, das wird auch so klappen.“
„Momentchen, was willst Du denn damit sagen? Hast Du es etwa schon fest gemacht, daß ich dorthin gehe?“
„Ja, da habe ich Dein Einverständnis vorausgesetzt.“
„Mann, Jacob, Du machst Sachen mit mir! Du kannst doch nicht einfach...nee, also wirklich! Wie kann ich denn da abrechnen?“
„Du könntest ganz normal abrechnen und würdest eine Erfolgsprämie bekommen, natürlich nur beim Abschluß!“
„Mit oder ohne Bettgeschichten?“
„Von Bettgeschichten war nicht die Rede. Ich habe nur erzählt, wie perfekt das mit den Russen geklappt hat, da hat er drauf bestanden, Dich zu engagieren. Und die Erfolgsprämie ist nicht von schlechten Eltern.“
„Erfolgsprämie?“
„Ja, ein halbes Prozent!“
„Das hört sich nicht so viel an!“
„Verhandelt wird ein Stahlwerk, mein Freund will über eine Milliarde Dollar dafür haben!“
„Wie? Weißt Du, was ich verstanden habe? Hihi, eine Milliarde habe ich verstanden!“
„Genau richtig! Eine Milliarde US-Dollar. Ein halbes Prozent davon sind 5 Millionen Dollar!“
„Mein Gott!“
„Tja, mit Speck fängt man Mäuse! Wenn das Geschäft nicht zustande kommt, verliert er mehr als 300 Millionen. Da sind die 5 Millionen Provision eher Kleingeld.“
„Meine Güte, was für Dimensionen! Und da soll die kleine Moni mit den Großen ein Geschäft machen? Jacob, das ist ja zum Fürchten!“
„Keine Bange! Das sind alles nur Menschen, Du brauchst sie Dir nur vorzustellen, was sie für ein Gesicht machen, wenn sie keinen hochkriegen, dann relativiert sich wieder alles!“
Moni muß lachen.
„Also, kann ich zusagen?“
„Wann wäre das denn?“
„Um 19:00 Uhr seid Ihr in der Luft!“
„Wie, was, wann?“
„Heute Nachmittag, 18:30 spätestens einchecken, 19:00 fliegen!“
„Jacob, Du verdammter Misthund! Das ist doch nicht Dein Ernst!“
„Ja, schön, beschimpf mich, mach mich fertig! Ich brauche das! Ich liebe es, wenn Du Dich gehen läßt!“
„Mensch!“
„Doch, doch, ist mein Ernst. Und Du rätst nicht, wo es hingeht!“
„Manno Jacob, daß Du mich so überfährst, das verzeihe ich Dir nicht!“
„Reg Dich ab, Süße, das ist Big Business, da geht’s Zack-Zack. Übermorgen bist Du wieder hier, Du hast noch nicht einmal Zeit für einen Jet-lag. Es geht übrigens nicht nach China, wie man denken könnte, es geht nach Miami!“
„Nach Miami?“, Moni lacht amüsiert, „wieso ausgerechnet Miami?“
„Der Chinese hat wohl Sehnsucht nach der westlichen Dekadenz. Er kommt aus Peking angereist und ist morgen schon da, spute Dich, ich sage meinem Freund, daß es ok geht und spreche Dich dann gleich wieder für Einzelheiten. Und wenn Du noch Fragen hast, wir sehen uns ja nachher noch im Handelshof.“
„Was, das soll auch noch laufen?“
„Ja sicher, meinst Du, ich will wegen des Idioten auf Dich verzichten? Kommt ja gar nicht in Frage!“
„Männer!“
Moni steht wieder im Köln-Bonner Flughafen und wartet auf ihren Begleiter. Und wieder zappelt Nina an ihrer Seite und ist nervös.
„Mensch Moni, daß du Dich das traust!“
„Ach, ist doch nicht mein Geld, wenn es daneben geht!“
„Na, tu mal nicht so cool. Du willst und Du wirst den Abschluß bekommen!“
„Ich liebe Dich!“
„Ich liebe Dich auch. Oder soll ich mitkommen?“
„Nein, Schatz.“
„Wieviel Zeit ist noch?“
„In 5 Minuten treffen wir den Junior da vorne am Schalter.“
Ein Endzwanziger hüpft nervös an den Schalter und spricht mit der Angestellten. Moni tritt an den Schalter heran.
„Herr Schmidt?“
„Frau Rabeneck? Warum kommen Sie so spät? Das wirft kein gutes Licht auf Sie!“
Moni ist erstaunt.
„Wir warten schon seit...“
„Wie auch immer, hier ist Ihr Ticket. Haben Sie Ihren Paß dabei? Sie sehen aber sehr jung aus. Das fehlte mir noch, daß Sie nicht richtig vorbereitet sind. Ich habe nicht vermutet, daß ich für Sie jetzt noch das Kindermädchen spielen muß.“
Moni lächelt ihr berufliches Lächeln.
„Danke für Ihre Sorge, ich bin komplett ausgerüstet.“
Sie checken ein, geben das Gepäck ab.
Moni und Nina verabschieden sich mit Küßchen und Moni folgt dem dummen Stiesel. Der ist etwa einsfünfundsiebzig groß, schlank mit kleinem Bäuchlein, dunkelgrauer Anzug, aschblonde, dünne und fettige Haare, mit Schuppenflechte auf der Kopfhaut. Auch an der roten Nase hat er Schuppenflechte. Die Nase glänzt auffällig, wohl wegen einer Salbe gegen die Hautkrankheit.
Herr Schmidt legt ein ziemlich hohes Tempo vor, wetzt an dem Port C vorbei, Moni bleibt dort stehen. Nach einigen Metern dreht sich Herr Schmidt um, sieht Moni lächelnd dort stehen.
„Ja, können Sie denn nicht Bescheid sagen? Muß ich hier alles alleine machen?“
Moni beginnt, Herrn Schmidt in ihr Herz zu schließen, aber mehr in die Nebenkammer.
Sie gehen an Bord, Herr Schmidt nimmt Moni ihre Bordkarte ab und reicht ihr seine, damit er den Fensterplatz hat. Sie nehmen Platz, die Maschine füllt sich langsam.
Alle paar Sekunden steht Herr Schmidt auf. Erst stopft er seine Aktentasche in die Gepäckablage, setzt sich wieder hin, dann zieht er sich das Sakko aus und verstaut es ebenfalls in der Gepäckablage und setzt sich wieder hin. Jedesmal, wenn er aufsteht, muß auch Moni aufstehen und in den Gang treten, auf dem natürlich viel Verkehr herrscht. Er fragt sie nicht, sondern steht einfach auf und drängt sie heraus.
Herr Schmidt springt wieder auf, zerrt das Sakko aus der Gepäckablage, durchwühlt die Taschen, bis er eine Schachtel Marlboro findet. Er stopft das Sakko wieder in die Gepäckablage und beide nehmen wieder Platz.
Er kramt eine Zigarette aus der Schachtel. Das Feuerzeug ist noch im Sakko. Moni tritt wieder auf den Gang, Herr Schmidt zerrt wieder das Sakko aus der Ablage, findet in der dritten Tasche das Feuerzeug, stopft das Sakko wieder in die Ablage zurück, Moni kann den Gang freimachen und sich hinsetzen.
Moni will jede Konfrontation vermeiden. Sie entnimmt ihrer Handtasche ihren Sony-reader, auf dem sie einige Bücher und etliche Geschichten von sevac abgespeichert hat. Sie will sich in eine der Geschichten vertiefen, da springt das Nervenbündel neben ihr schon wieder auf, verstreut Zigarettenasche über sie und drängelt sie erneut auf den Gang. Er zerrt seine Aktentasche heraus, sein Sakko fällt ihm auf den Kopf, Moni nimmt es und hält es fest.
„Sind Sie immer so ungeschickt?“, fragt Herr Schmidt.
Moni lächelt.
„Bevor Sie nichts tun, können Sie genausogut diese Informationen lesen.“
Er wirft Moni einen dicken Packen Papier in den Schoß, dabei rutscht ihr Rock ein wenig höher.
„Versuchen Sie mich zu reizen? Eher werde ich schwul, bevor ich mich mit einer Angestellten abgebe. Merken sie sich das!“
„Jetzt konzentrieren Sie sich einmal hierauf!“ er schaut Moni aggressiv an.
„Hier, das ist der Vertrag, der Kaufpreis und die Gewährleistung müssen noch verhandelt werden, der Rest ist bereits abgesegnet.
Hier ist eine genaue Bau- und Leistungsbeschreibung.
Dann Informationen über eventuelle Wettbewerber:
Wichtig ist Kotemek, aber die sollten zum gleichen Preis anbieten wie wir und miserable Qualität haben, kennt man ja von den Russen!“
Moni geht die Selbstgefälligkeit und die primitive und anmaßende Art ziemlich gegen den Strich. Sie ist froh, daß ihre Bekanntschaft sich nicht auf körperliche Aktivitäten ausweiten wird.
„Dann hier noch einige unwesentliche Wettbewerber. Das ganze Unternehmen wird ein Spaziergang, daß Sie mitkommen ist reine Geldverschwendung. Ich möchte mal gerne wissen, wieso Sie so teuer sind. Aber, ist ja nicht mein Geld. Aber bilden sie sich nicht ein, daß sie den Lenz machen können. Ich erwarte von Ihnen, daß Sie sich hier umfassend informieren.“
„Wieviel wollen Sie erzielen?“ Moni versucht es mit Interesse.
Schmidt Junior wird sehr selbstgefällig. Er versucht, cool zu wirken und die Beine übereinander zu schlagen. Das geht aber nicht, weil die Sitze zu nahe aneinander stehen.
„Das geht Sie natürlich garnichts an, aber Sie werden ja dabei sein, deswegen sage ich es Ihnen. Mein Vater geht von 1,05 bis 1,1 Milliarden US-Dollar aus. Ich werde versuchen, 1,2 Mrd zu bekommen. Das wird mir auch sicher gelingen, ich bin sehr geschickt bei Verhandlungen.“
„Haben Sie schon viele Stahlwerke verkauft?“
„Nun werden Sie mal nicht frech, junge Dame! Das geht Sie nun wirklich nichts an!“
Moni lächelt.
Sie vertieft sich in die Unterlagen. Entgegen ihrer Erwartung stellt sich die Lektüre als sehr spannend heraus. Sie liest mit Interesse, wie das Stahlwerk aussehen soll, welche Normen eingehalten werden müssen.
Sie erkennt die Unterschiede zu dem russischen Werk. Neben ihr sitzt ein Nebelwerfer, der alle paar Minuten eine neue Zigarette anzündet und die Stewardess nervt, weil er einen Whisky nach dem anderen ordert.
Kotemek hat sehr viel schlechtere Normen und die Mindestlebenserwartung der Maschinen ist deutlich geringer, als bei 'unserem' Werk. Kotemek bietet eine Bauabnahme und danach keine Gewährleistung, wohingegen das Schmidt-Werk eine Gewährleistung von einem halben Jahr als Standard anbietet.
Aus der Lektüre geht ebenfalls hervor, daß die japanischen Hersteller sehr ähnliche Normen haben und die Gewährleistung ist ebenfalls ein halbes Jahr, aber sie findet heraus, daß die Japaner das Walzwerk separat bauen und die Anbindung an das Stahlwerk nicht so ohne Weiteres möglich ist und auch nicht im Preis enthalten, wie bei Schmidt. Bei Schmidt geht alles in einem Rutsch, hinten kommt fertig gewalzter Stahl heraus.
Moni findet neben dem betrunkenen, laut schnarchenden Schmidt zwei Stunden Ruhe. Auf dem Flughafen lernt sie immer noch die Unterschiede der Angebote. Sie geht natürlich davon aus, daß der Junior diese Daten ebenfalls parat hat.
So gerüstet begrüßen sie ihren chinesischen Verhandlungspartner. Es handelt sich dabei um eine fünfköpfige Gruppe, ein sehr kleiner, etwa 50jähriger Chinese, in schwarzem Anzug ist der Boß, ein Grauhaariger mit dunkelgrauem Anzug stellt sich als Dolmetscher vor, die anderen beiden sind Begleiter, der eine ist mit einem Computer ausgerüstet, der zweite, ein Riese von mindestens 2 Metern, trägt eine Tasche mit Unterlagen.
Schmidt Junior stellt sie nicht mit Namen vor, sondern in sehr holperigem Schul-Englisch als „Meine Assistentin!“, sie muß ihm die Tasche tragen, er wirft ihr das Sakko zu, sie muß ihm Zigaretten besorgen.
Der Chinese begrüßt sie in dialektfreiem Englisch und fragt sie nach ihrem Namen. Sie stellt sich als 'Monika von Rabeneck' vor. Der Chinese nennt sie ab sofort immer Comtesse.
„Wie nennt der Sie?“
„Korrekterweise Comtesse.“
„Son Quatsch!“, schnaubt Schmidt-Junior, behandelt sie aber doch mit etwas mehr Respekt.
Der Chinese, Wong lei-Chuan, erkundigt sich ausführlich nach dem Gesundheitszustand von Schmidt Senior. Der Junior verbindet Wong lei-Chuan auf seinem Handy mit seinem Vater. Der Vater kann nur lallen, legitimiert seinen Sohn als Handlungsbevollmächtigten. Wong lei-Chuan akzeptiert.
Wong lei-Chuan spricht zu seinem Dolmetscher, der Dolmetscher übersetzt für Moni ins Englische und Moni übersetzt für den Junior ins Deutsche. Moni versteht jedes Wort, das der Chinese spricht.
Wong lei-Chuan sagt:
„Zu welchem Preis bieten Sie Ihr Werk an?“
„1,2 Milliarden, und keinen Pfennig darunter!“ Junior tritt so ungeschickt auf, daß es zum Lachen ist.
Moni übersetzt es wörtlich dem Dolmetscher und der Dolmetscher dem Chef der Chinesen. Dessen Lächeln versteinert.
Er überlegt eine Weile. Für Moni sieht es so aus, als ob er um seine Fassung ringe. Dann scheint Wong lei-Chuan einen Plan zu fassen. Moni bewundert die Ruhe, die der Mann hat: es geht um sehr viel, es warten einige Leute auf ihn, jedoch er überlegt in aller Ruhe. Wong lei-Chuan betrachtet den Junior sehr intensiv, der glotzt aggressiv zurück.
Wong lei-Chuan bekommt irgendwie einen verschlagenen Gesichtsausdruck, obwohl er weiter lächelt, ein gieriges Leuchten tritt in seine Augen.
„Kotemek liefert mir ein vergleichbares Werk für 800, das will ich ausgeben und nicht mehr!“
Das ist natürlich eine Retourkutsche für den idiotischen Ton, den der Junior angeschlagen hat, ein Affront gegen einen Affront.
Moni übersetzt wieder wörtlich und schreibt gleichzeitig in den Chat mit dem Senior.
„Was?“ der Junior schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch, „was? Das kann er mit mir nicht machen! Dann soll er doch da kaufen!“
Moni tippt rasend schnell in ihren Rechner.
Junior springt auf und verläßt wutentbrannt den Raum. Es tritt eine erwartungsvolle Stille ein. Wong lei-Chuan legt seine gefalteten Hände auf den Tisch und schaut Moni gelassen lächelnd an. Offensichtlich hat er sein Ziel erreicht, in dem der Junior den Raum verließ.
Sie liest die Antwort.
„Entschuldigen Sie bitte, aber mein Kollege ist wegen der Sorge um seinen Vater krank und läßt sich entschuldigen.
Wenn Sie erlauben, machen wir 15 Minuten Pause und treffen uns dann wieder hier.“
Wong lei-Chuan lächelt triumphierend und ist einverstanden.
Moni bearbeitet ihren Rechner. Der Alte entscheidet:
„Moni, übernehmen Sie! Den Junior habe ich telefonisch nach Hause beordert. Ich lege dieses Geschäft in Ihre Hände.
Die Kotemek-Qualität ist nicht mit unserer zu vergleichen. Im Extremfall schließen wir auch für 800 ab. Von allem, was Sie oberhalb von 800 abschließen, bekommen Sie 20%. Zusätzlich zu der vereinbarten Provision.“
Moni atmet tief durch. Am Liebsten würde sie aufstehen und gehen. Wer sollte ihr das verdenken? Aber der Ehrgeiz hat sie gepackt und sie will es auch dem schnöseligen Junior zeigen. Außerdem sind 20% von 200 Millionen 40 Millionen, wenn sie für 1 Milliarde abschlösse und das ist auch Anreiz genug!
Wong lei-Chuan betritt den Raum wieder mit seinen Begleitern. Moni spürt, wie sie sich verkrampft. Sie kann Angst jetzt nicht gebrauchen, aber auch nichts dagegen tun. Moni reicht ihm ihr Handy, der Alte lallt dem Chinesen Monis Legitimation ins Ohr. Wong lei-Chuan akzeptiert überlegen lächelnd.
Wenn Moni das richtig fühlt, ist der Chinese überzeugt, Moni 'besiegen' zu können, er macht einen siegessicheren Eindruck. Auch das gierige Leuchten ist wieder in seinen Augen.
'Das wollen wir doch mal sehen!' denkt Moni kämpferisch, von Angst ist jetzt keine Rede mehr.
„Sag dem kleinen Mädchen, es bekommt ein paar Süßigkeiten, wenn sie auf die 800 eingeht.“
Der Dolmetscher macht daraus:
„Wollen Sie auf die 800 einsteigen, oder sollen wir uns mit Kotemek zusammensetzen?“
Moni entspannt sich, sie macht Lockerungsübungen, ohne sich zu bewegen, wie sie es auch vom Karate her kennt, sie löst bewußt ihre Gesichtsmuskeln, die Schulterpartie lockert sich, sie versucht, einen entspannten Eindruck zu machen. Sie hebt den Kopf und lächelt den Chinesen an. Sie denkt an Jacobs Rat und stellt sich vor, welches Gesicht ihr Gegenüber machen würde, wenn er schlapp machte. Monis Lächeln wird fröhlicher. Sie überlegt noch eine Weile, so wie vorhin Wong lei-Chuan und formuliert vor, was sie sagen möchte. Sie spricht chinesisch direkt mit dem Boß:
„Weiser alter Mann. Ich bin unwürdig, mit Dir zu sprechen, verzeihe mir, daß ich mir die Freiheit herausnehme, meine Worte direkt an Dich zu richten. Ich bin die unwürdige Vertreterin des großen Meisters Schmidt, den dieses gesundheitliche Problem daran hindert, selbst mit Dir zu sprechen. Bitte vergib, daß er sich dieser Krankheit ausgeliefert hat.“
In den Augen des Chinesen verglimmt das gierige Licht und der verschlagene Ausdruck macht einem ungläubigen Staunen Platz.
„Welch seltsame Wendung nimmt dieses Gespräch noch? Erst dieser hirnverbrannte Idiot und jetzt entpuppt sich dieses Mädchen, dem ich ein Lutschbonbon anbieten wollte, als echte Gesprächspartnerin, was ist das für ein Durcheinander?“
Wong lei-Chuan macht eine Pause, in der er sich wieder sammelt. Er schaut dabei Moni ununterbrochen an.
„Du hörst Dich wie ein respektvoller junger Mensch an, der einen alten Mann zu achten weiß. Deine Mutter und Deine Ahnen müssen Chinesen sein, aber man sieht es Dir nicht an!“
„Danke für das Kompliment, weiser alter Mann. Ich bitte dich, zu Dir sprechen zu dürfen.“
Die Haltung des Chinesen hat sich komplett verändert. Er begegnet Moni respektvoll, jedoch seines Alters und seiner Position bewußt.
„Ich höre dir gerne zu.“
Beide sammeln sich. Moni schätzt, daß sie eine nahezu ausgeglichene Ausgangsposition geschaffen hat.
„Mein Mentor, Herr Schmidt, liefert Dir das Werk in der abgesprochenen Qualität zum abgesprochenen Termin und es kann zum festgelegten Termin in Betrieb genommen werden, so, wie es in den Vorverträgen abgemacht ist. Der Gesamtpreis, schlüsselfertig, beläuft sich auf 1,20 Milliarde Dollar.“
Moni lächelt und läßt dem Chinesen das Wort.
Der tut, als wenn er stutzt und als ob er entsetzt sei. Dann sagt er ärgerlich:
„Das kann nicht der Ernst von Herrn Schmidt sein, das geht am Marktpreis komplett vorbei. Das ist nicht der Preis, zu dem diese Werke in der Welt gehandelt werden!“
Moni rechnet auf ihrem Rechner: (400 X 20%) + (1200 X 0,5%) = 86. Moni schluckt.
„Du weißt, weiser alter Mann, daß Du diese Qualität auf der ganzen Welt nicht bekommst, nur von Herrn Schmidt.“
„Achja! Es kann schon sein, daß das Werk von Herrn Schmidt glänzender ist und die feineren Schweißnähte besitzt,“, sagt Wong lei-Chuan, „aber mit der Kotemek-Qualität werden auch etliche Millionen Tonnen Stahl auf der Welt gefertigt. Der ist kein bischen schlechter. Und die liegen 400 Millionen US-Dollar unter Deinem Preis!“
Der Ärger, mit dem er Moni begegenet, scheint aufgesetzt. Moni freut sich, daß er versucht, die Qualität ihres Angebotes herabzusetzen. Das bedeutet, die Qualität ist das wichtigste Kriterium.
Der Chinese mit dem Computer schaut häufig verstohlen an Moni vorbei. Moni dreht sich um: hinter ihr hängt ein Spiegel, in dem ihr Rechner zu sehen ist. Der Chinese versucht, sie auszuspionieren.
„Entschuldigung, mir ist sehr warm.“
Moni hängt ihre Kostümjacke über den Spiegel. Wong lei-Chuan lächelt schmal.
Moni macht wieder eine kleine Pause. Sie schaut den Chinesen unverwandt an.
„Ich bezweifele nicht, daß Kotemek Dir ein sehr gutes Angebot gemacht hat. Du weißt aber auch, daß sie diese Konditionen“
Moni hebt das mehr als 100 Seiten starke Vertragswerk auf und legt es wieder hin,
„zu 800 Millionen nicht liefern können, wir können das auch nicht. Und Du weißt, weiser alter Mann, daß Kotemek in 100 Jahren nicht unsere Qualität liefert! Dadurch kostet Dich die Instandhaltung des Kotemek-Werkes in den ersten 10 Jahren bereits ein Mehrfaches des Mehrpreises, selbst wenn sie 100 Millionen billiger wären, als wir. Von den Produktionsausfällen will ich garnicht erst reden.
Wir bieten Dir 3 Jahre Garantie, in der Zeit hast du gar keine Kosten und danach läuft das Werk immer noch störungsfrei.“
Moni ist sehr froh, die Daten so intensiv studiert zu haben. Die Daten über die Instandhaltungskosten des Kotemek-Werkes hat ihr der Alte gerade gemailt, sie stehen auf ihrem Computer, den sie aus den Augenwinkeln immer beobachtet.
Der Chinese lächelt. Sein Lächeln sieht so aus, als sei er stolz auf Moni, als sei er froh, mit ihr auf diesem Niveau verhandeln zu können.
Sein Ärger ist nur aufgesetzt, um Moni einzuschüchtern.
„Das bieten mir die Japaner auch! Und die Japaner liefern mit vergleichbarer Qualität und sind bei uns direkt vor der Türe.“
„Das wird so sein, wenn Du das sagst, du hast keinen Grund, darin die Unwahrheit zu sagen. Aber bei den Japanern wird das Walzwerk separat errichtet, die Vernetzung der beiden Werke ist in dem japanischen Modell nicht vorgesehen und kaum möglich, und auch nicht im Preis enthalten, sodaß Du nicht nur erheblich höhere Produktionskosten hast, sondern erheblich höhere Investitionskosten und eine längere Bauzeit. Wir bauen Dir alles aus einer Hand und alles aus einem Guß, da funktioniert von vorne bis hinten alles Hand in Hand zum Tage der Fertigstellung.“
Der Chinese schaut Moni bewundernd an.
„Du bist ja sehr gut informiert, mein Kompliment, und du bist eine harte Verhandlungspartnerin.“
„Herr Schmidt hat mich eingestellt zum Wohle seiner Firma. Und dem versuche ich gerecht zu werden.“
„Loyalität ist heute selten,“ Wong lei-Chuan räuspert sich. Er legt seine gefalteten Hände auf den Tisch.
„Ich gebe Dir persönlich 50 Millionen US-Dollar in bar, wenn Du bei 900 Millionen abschließt.“
Moni muß lächeln.
„Du schmeichelst mir, bin ich soviel wert?“ 'und vom Alten bekomme ich bei Zwölfhundert 86 Milliönchen, mein Freund!'
„Also, 900?“
„Meine Loyalität ist nicht käuflich, weiser alter Mann, ich könnte Niemandem mehr ins Gesicht sehen und das ist alles Geld der Welt nicht wert. Ich biete Dir, für Deine Sicherheit, eine Garantie über 5 Jahre an. In diesen 5 Jahren werden wir alle anfallenden Reparaturarbeiten übernehmen mit unseren eigenen Arbeitern vor Ort.“
Auf ihrem Rechner steht 900 Mios und 10 Jahre Garantie.
Der Chinese lächelt.
„Mein Vater hat stets Frauen als Verhandlungspartner gefürchtet, ich weiß jetzt, warum!“
Moni lächelt mit den Mundwinkeln.
„Laß mir 100 Millionen herunter und gib mir 10 Jahre Garantie.“
Moni jauchzt innerlich, bleibt äußerlich aber entspannt und cool.
„Wir haben den Preis hart kalkuliert, Du weißt, welche Qualität wir liefern. Wenn ein Konkurrenzprodukt abgeschrieben ist, dann ist es auch verschlissen und lohnt keine Reparatur mehr. Unser Werk kannst du nach dem Abschreiben noch verkaufen und erzielst einen großen Gewinn. Die Reparaturkosten während der gesamten Lebensdauer belaufen sich auf nicht einmal 25 % der Reparaturkosten der anderen Werke. Alleine damit sparst Du 500 Millionen während der gesamten Laufzeit.
Wir werden Dir ein Werk liefern, an dem Du in 30 Jahren noch Freude hast und mit dem Du in 30 Jahren auch noch Geld verdienst.
Wir müssen den Preis einfach haben, um Dir die gute Qualität garantieren zu können. Deswegen kann ich dir auch 7 Jahre Garantie geben. Um Dir meinen Respekt zu erweisen und als besonderen Kaufanreiz will ich Dir 50 Millionen nachgeben.“
Wong lei-Chuan lächelt erfreut. Er erfreut sich an Monis Eifer und Verhandlungsgeschick und an ihrer Loyalität. Er weiß natürlich die Vorteile des Schmidtschen Angebotes. Er hatte gehofft, mit dem Junior vorteilhafter verhandeln zu können, als mit dem Senior. Der hatte sich allerdings als absolute Niete herausgestellt. Dann war er davon ausgegangen, mit dem Mädchen leichtes Spiel zu haben, aber die ist ihm ein ebenbürtiger Verhandlungspartner. Er freut sich über ihre Härte und die respektvoll, vernünftig und in überzeugendem Ton vorgetragenen Argumente. Er ahnt, daß er nicht mehr erreichen kann, außerdem hat er noch ein anderes Anliegen:
„Ich bin einverstanden, wenn Du mich heute Abend zum Dinner begleitest.“
Moni lächelt und neigt leicht den Kopf.
Der Chinese lächelt, führt die gefalteten Hände an die Stirn und reicht Moni die Hand.
Die vorbereiteten Vertragswerke werden um die Garantie und die Kaufsumme ergänzt, unterschrieben und der Kauf ist unter Dach und Fach. Moni klemmt sich ihren Computer unter den Arm, schnappt sich den vom Chinesen unterzeichneten Vertrag und verläßt den Raum.
Sie geht auf die nächste Toilette, schließt sich in eine Kabine ein und jauchzt laut los.
„Ja!“
„Jajajajajajajajaja!“
„Juchzjuchhu!“
Sie verläßt das Gebäude und nimmt sich ein Taxi zu ihrem Hotel, auf ihrem Zimmer geht sie direkt online. Es entsteht ein großes Fragezeichen auf dem Monitor.
„Das Geschäft ist abgeschlossen!“ mailt sie.
„Gut!“, erscheint auf ihrem Monitor.
„Zu welchem Preis?“
„1.150.000.000“
„Sicher?“
„Ganz sicher, ich scanne gerade den Vertrag ein und maile ihn.“
„Wieviel Garantie?“
„7 Jahre“
„Ich kann es nicht glauben!“
„Ich bekomme 75,75 Millionen“
„Wenn die Summen stimmen, dann runde ich auf 80 auf!“
Moni scannt den Vertag ein und mailt ihn dem Senior. Der gratuliert eine ganze Seite lang und fragt umgehend nach Monis Kontonummer.
Moni ruft Herrn Vancôme in der Genfer Bank an.
„Ich erwarte einen größeren Geldbetrag“, sagt Moni nach der überschwänglichen Begrüßung durch Monsieur Vancôme.
„Um welche Größenordnung handelt es sich?“
Voller Stolz sagt Moni den Betrag.
„Mon dieu, das hört sich aber gut an. Auf welches Konto möchten Sie es haben oder sollen wir ein neues Konto einrichten?“
„Mir wäre ein neues Konto sehr recht, können wir das so telefonisch einrichten und den Schreibkram irgendwann später erledigen?“
„Selbstverständlich Comtesse, allerdings geht eine Bestätigung per Mail und per Telegramm jetzt sofort heraus, um Mißvertändnissen vorzubeugen. Darf ich erfahren, woher das Geld stammt?“
„Es ist eine Vermittlungsprovision, sie kommt von der Firma...“
Sie nennt den Firmennamen von Herrn Schmidts Firma. Sie fragt Herrn Vancôme, wozu diese Frage gestellt wird.
„Wir haben keinerlei Geschäftsverbindungen zu kriminellen Firmen, und darüber hinaus gebietet das Geldwäschegesetz es so, deswegen ist ein lückenloser Nachweis erforderlich.“
„Das verstehe ich.“
„Die Summe wird in Dollar überwiesen. Ich möchte das Konto aber in Euro führen, wie ist ihr Umrechenkurs?“
„Für einen US-Dollar rechnen wir Ihnen 0,7659 Euro an.“
„Da habe ich hier allerdings ein etwas besseres Angebot, Monsieur Vancôme!“
„Oha, man darf nicht außer Acht lassen, daß Sie eine gewiefte Geschäftsfrau sind, Comtesse, Gratulation! Aber da lassen Sie mich noch einmal nachschauen, Comtesse. Einen Moment bitte, ich bin gleich wieder da.“
„Comtesse Monique? Mein Vorgesetzter will mich bei der nächsten Gelegenheit entlassen, aber ich bin erfreut, Ihnen einen Umrechnungskurs von 0,78 anbieten zu können!“
„Vielen Dank, Monsieur Vancôme, Sie sind ein echter Freund, Graf Rabeneck wäre stolz auf Sie! Wenn Ihr Vorgesetzter so dumm ist und auf seinen besten Mann verzichten möchte, dann stelle ich Sie als meinen Vermögensverwalter ein. Und das sage ich nicht nur so dahin.“
„Vielen, vielen Dank, Comtesse. Ich weiß Ihr Vertrauen sehr zu schätzen. Hier Ihre Kontonummer.“
Diese Kontonummer gibt sie Herrn Schmidt durch, 2 Stunden später ruft Monsieur Vancôme an, das Geld sei eingetroffen.
In der Zwischenzeit hat Moni Nina informiert, Nina kann den Riesenbetrag kaum glauben.
„Wann kommst Du?“
„Ich lande in Köln morgen 19:00Uhr.“
„Ich warte auf Dich, tschüß Süße, ich liebe Dich!“
„Ich liebe Dich auch!“
„Paß auf Dich auf und flieg vorsichtig!“
„Ja Blödi!“
„Ich komm Dir gleich da rüber!“
„Ich liebe Dich!“
„Ich liebe Dich!“
Zum Dinner trägt die Siegerin ein kleines Schwarzes. Ein sehr kleines Schwarzes, ein Seidenkleidchen, das nur wenig von ihren Brüsten und kaum etwas von ihren Beinen verdeckt. Es schmiegt sich an Monis Körper wie eine zweite Haut, nach unten ist es etwas ausgestellt, nach hinten hängt es lang hinunter.
In der Hotellobby torkelt Schmidt Junior herum, er brüllt und lallt und hat sich offensichtlich gerade über den Tresen der Rezeption erbrochen. Als er Monis ansichtig wird, zeigt er mit dem Finger auf sie und lallt etwas zum Portier.
Moni geht Richtung Ausgang, ihre Limousine wartet.
Der Portier tritt auf sie zu:
„Entschuldigen Sie bitte, Comtesse, Sie sind doch Comtesse Monika?“
„Ja, was gibt’s denn?“
„Der Herr dort behauptet, Sie seien seine Reisebegleiterin. Er hat seinen Paß, sein Flugticket und sein Geld verloren und erhofft sich von Ihnen Hilfe!“
„Ich kenne diesen Menschen nicht, sorry!“
Moni wendet sich ab, ruft den Portier aber nochmal zurück.
„Ich kenne jemanden, der ihn kennen könnte.“
Sie gibt ihm Jacobs Telefonnummer.
„Sagen Sie bitte nicht
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