Nachtschatten und das Leben
von nsbmbn
Anmutig klangen ihre Schritte auf dem Marmorboden.
Es musste schon eine gewisse Meisterlichkeit sein, wenn eine Frau in den mittleren Jahren diese perfekte Kombination aus Anmut mit dem Quäntchen Laszivität und dem stilechten adligem Dahinrauschen so beherrschte. Die Wachen, wie sollte es anders sein, heuchelten das typische Bild von Desinteresse und verkniffener Wachsamkeit, während sie verstohlene Blicke auf die feisten Rundungen einer wohlgenährten Dame warfen und sich sehr undamenhafte Dinge vorstellten, als sie an ihnen vorbeischritt und ihr Arbeitszimmer betrat.
Sie hielt nichts davon, Bedienstete bis in die späte Nacht, welches ihre liebste Arbeitszeit war, zu malträtieren. Sie konnte es genau so wenig leiden, sich so dermaßen zu opponieren, dass ihre Vasallen jeden Wunsch von den Lippen ablasen und sogar ihr die Tür öffnen mussten!
Den Luxus mochte sich vielleicht der Rest von Camelots Adel erlauben, aber sie wäre nicht sie, wenn sie jedem daherlaufenden Blaublüter aus der „Oberschicht“ nacheiferte, ohne zu vergessen, dass es Menschen waren, die ihr zu Diensten waren.
Seufzend ließ sie sich an ihrem Schreibtisch nieder, ihr Rücken den großen Fenstern zugewandt, die ihr tagsüber einen schönen Blick auf die Wälder vor der Stadt schenkten. Ihr Blick verlor sich im Kamin, in dem ein Feuer prasselte.
Mehr zu sich selbst sprechend, als zu den knisternden Buchenstücken murmelte sie: „Es ist doch einfach eine Schmach, dass man seit den Kindertagen einfach nicht mehr ein Mensch, sondern eine arbeitende gut geölte Kriegsmaschine der Diplomatie sein musste!“
Nun ja, anscheinend war das Privileg des Jammerns auf hohem Niveau auch eine weitere Eigenart des Adels, immerhin lächelten ihre Bediensteten in ihrer Gegenwart immer.
Sie seufzte nochmals tief und widmete sich nun endgültig ihren Pflichten, zumindest schickte sie sich mit angemessener Würde dazu an. Als sie nach dem Federkiel griff und sich ein Pergament vornehmen wollte, hielt sie inne.
Ihre Augen verengten sich, und sie starrte wieder mit leerem Blick ins Lagerfeuer, nur um sich kurz darauf mit geübter Leichtigkeit stark zu konzentrieren, ihren Geist für etwas zu öffnen, was ein normaler Mensch niemals richtig begreifen konnte. Doch was galt schon als normal? Die dunkle mysteriöse Gestalt eines Mannes, der sehr viel Aufmerksamkeit für das Tor ihres Anwesens aufbrachte, konnte sicher kein Mensch von dieser Kategorie sein, oder vielleicht doch?.
Nun gut, er galt als meisterhafter Attentäter und perfekt ausgebildeter Assassine. Als jemand, der für Geld tötete, diskret und lautlos, nicht um die Macht seines Auftraggebers unter Beweis zu stellen, sondern um eine endgültige Botschaft zu übermitteln, die sagte: „Seht her werte Leute, es gibt Regeln und Dieser oder Diese hat sie überschritten!“ Aber deswegen musste er seine Berufung noch lange nicht lieben, noch weniger, wenn sie mit einer dekadenten und zugleich schmutzigen Stadt wie Camelot zu tun hatte.
Er sehnte sich zurück nach Hibernia, der grünen Insel im Nordwesten Albions, das Land der Kelten und Elfen, mit seiner einzigartigen Natur, von doch so wilder und auch gefährlicher Schönheit. An sein Training und an die Meditation in seinen kleinen Gemächern in den Kammern der Nacht, in Tir na nHog, an seine Audienzen die er vom König der Elfen Lug Lamfhota erhalten hatte, für seine Aufopferung im Kampf gegen Reiche wie Albion, in dessen Hauptstadt er gerade war. Für seine offenen Treffen mit den Botschaftern der Seelie, die ihm gern seine Aufträge vom Hochadel persönlich auf dem großen Druidenhain überreichten. Man sollte nicht meinen, dass ein Meuchelmörder aus den Reihen der elfischen Hauptstadt, der noch dazu auch keltische Vorfahren hatte, einen solchen ehrbaren Ruf genießt.
Aber das werden die Menschen aus Albion mit ihrer seltsamen christlichen Kirche wohl niemals wirklich verstehen. Arthus hatte sich wenigstens noch zu seinen Lebzeiten für so etwas wie Toleranz eingesetzt, aber das einstmals so edle Königreich Albion brach nach seinem Tod auseinander, aus Verbündeten wurden Feinde.
Fünfzig Jahre sind seid dem Beginn des Krieges zwischen Albion und Hibernia vergangen, fünfzig Jahre, die beide Reiche von außen wie von innen heraus ausgemergelt haben. Er interessierte sich nicht für die politischen Rangeleien innerhalb Albions - warum auch? Wenn es sein musste, schlich er sich über die Grenze ins Landesinnere, erledigte seinen Auftrag und verschwand wieder. Im Gegensatz dazu war der politische Disput innerhalb Hibernias wesentlich wichtiger für ihn. Immerhin gab es des öfteren mal ein sogenanntes Heimspiel, wenn ein Dunkelelf aus dem Haus der Unseelie gegen Lamfhota und sein Haus der Seelie integrierte.
Er seufzte. Als er noch 60 Jahre alt war, hatte er seine Arbeit geliebt und bis zur Perfektion ausgeübt, was er heute 30 Jahre später immer noch genauso tat. Aber der Wunsch, ein wenig Frieden und sich endlich der Liebe mit einer Keltin oder einer Elfin hinzugeben und sesshaft zu werden, wurde immer größer. Das Wort Sterblichkeit war einem Elfen fremd, doch nicht ihm, da er ein Bote war, der es verstand, ziemlich eindeutige und endgültige Nachrichten zu überbringen, die meistens nur ein Wort beinhalteten: Tod!
Wieder seufzte er und erschrak gleichzeitig, wie laut er dabei war. Immerhin, ein Meuchler aus Hibernia besucht Albion nicht, weil er dieses seltsam britische Bier mochte.
Seine Melancholie beiseite schiebend widmete er sich wieder seinem Auftrag und beobachtete weiterhin die patrouillierenden Wachen auf dem Grundstück vor ihm. Niemand rechnete mit ihm, und die Wachen waren im Element ihrer größten Schwäche, der Eintönigkeit und Langeweile. Sie beachteten dabei nichts, aber auch rein gar nichts, was man als aufmerksame Wache beachten sollte. Sie lungerten in den Schatten herum, die sein Territorium waren. Es wäre doch zu einfach für ihn, sich hinein zu schleichen und jeder dieser Schlafmützen die ewige Ruhe zu gewähren und es wäre noch nicht mal anstrengend.
Nun ja, er wäre nicht der, der er wäre, wenn er es so machen würde, aber zehn tote Wachen kosten Zeit, auch wenn das erledigen vermutlich keine dreißig Sekunden dauern würde. Das „Aufräumen“ und die Gefahr von Zeugen war ihm jedoch zu groß. Zudem hatte er keinen Kontrakt auf die Wachen. Ein guter Assassine wusste, das Töten eine Kunst war, aber eine freudlose, die sich nur in Disziplin ausführen ließ. Und zu allem Überfluß war er noch ein Mensch, im weitesten Sinne!
Er konzentrierte sich und wappnete sich auf das Infiltrieren. Er formte die Schatten zu seinem Schutz, einem Mantel der Dunkelheit, der ihn in der Nacht unsichtbar werden ließ. Lautlos glitt er zur Mauer neben dem Tor, überwand die vier Meter hohe Mauer mit einem Sprung aus dem Stand und kam leichtfüßig und völlig geräuschlos auf der anderen Seite wieder auf. Erst jetzt schickte er sich an, zur Rückseite des Anwesens zu schleichen. Seine eigene Form der Magie half ihm dabei, an den gelangweilten Soldaten vorbei zu schlüpfen. Es war nicht mal eine Minute vergangen, als er durch den Bediensteteneingang zum Innenhof des Anwesens gelang. Hier würde er keine Söldner oder Soldaten vorfinden, dass wusste er. Der Adel mochte es nicht, wenn halbschlafende Soldaten durch die mühsam angelegten Gärten trampelten, und zudem hatten ihm seine übermenschlichen Sinne und sein Zauber seine Theorie bestätigt. Er sah sich kurz um und machte sich auf dem Weg, nicht ohne dem grünen Innenhof einen anerkennenden Blick zu widmen, anscheinend wusste jemand, wie man Natur formte, ohne sie zu beschneiden.
So sicher, wie er war, keine Wachen im Innenhof vorzufinden, so sicher war er sich, dass vor dem Raum, in welchem sich das Ziel seines Kontrakts (er hasste einfach den Begriff Kopfgeld, das klang so blutrünstig) befand, welche waren. Aber er hatte auch gar nicht vor, sich diesen zu stellen. Er umschlich den Hauptteil des Frontgebäudes, welche die Stirnseite des viereckig angelegten Komplexes darstellte und fand das, was er suchte, auf der Westseite des Gebäudes. Das einzige Fenster, aus dem intensives Licht drang.
Wieder bewunderte er den Geschmack seines Opfers, das Fenster musste einen makellosen Ausblick über die Stadtmauern hinaus auf den Wald vor der Stadt bieten. Die Höhe des Fensters dürfte wohl sechs Meter betragen und er hatte lediglich einen versetzten Fenstersims und ein Podest mit einem Wasserspeier als Hilfe, um dieses zu erreichen. Seile mit Enterhaken mochten gut und schön sein, aber sie verursachten Lärm, kosteten Zeit und hinterließen Spuren, so wie es nun mal passierte, wenn Stahl über Stein schabte. Aber der Gedanke kam ihm nur flüchtig. Er stieß sich ab und erreichte das niedrigere Fenster ohne Anstrengungen, das waren die ersten drei Meter. Nach einem weiteren wohldosierten Sprung gelangte er auf den Podest des Gargoyles. Nahezu leichtfüßig hüpfte er wie ein kleines Kind in das Zimmer seines Opfers (die Bezeichnung war wiederum passend, man konnte ja nicht alles schön reden).
Sie saß mit dem Rücken zu ihm und schaute gedankenverloren in das vor ihr prasselnde Feuer. Mit beruflichem Interesse musterte er sie, Frau, fülliger als normal, aber dennoch mit einer sehr attraktiven Ausstrahlung. Ob es an ihrem Anmut lag, den wohl jeder Adlige zu haben schien oder ob sie ihn nur erotisch ansprach war ohne Belang.
Die Bestandsaufnahme der Umstände und vor allem des Körpers seines Zieles waren wichtig, wenn es glatt, schnell und sauber von statten gehen sollte. Menschen mit Übergewicht konnte man nicht einfach so von hinten das Stilett ins Herz oder in die Lunge stoßen. Zum Einen war es kein sehr angenehmer Tod (wie gesagt, er hatte einfach Prinzipien). Zum Andren war nicht sicher, dass er das erste Mal richtig traf und sein Opfer doch noch einen Schrei ausstoßen konnte. Eine sichere Variante war die Kehle, mit dem Durchtrennen des Kehlkopfs und der Hauptschlagader, war ein Schrei nahezu unmöglich, aber angenehm konnte es wahrlich nicht sein, sein eigenes Blut sprudeln zu sehen.
Er mochte ein hinterhältiger Mörder sein, aber etwas Mitleid und Menschlichkeit tat jedem Meuchler gut. Seine beiden Stilette waren aus elfischem Metall gefertigt und die unterarmlangen Klingen waren nicht dicker, als das Blatt eines Laubbaumes. Mit ihnen ist es kein Problem, über dem obersten Halswirbel einzustechen und das Rückenmark vom Stammhirn zu trennen. Sie wäre tot, noch bevor sie in sich zusammen sacken konnte.
Er befand diese Lösung für einen Mord als sehr human, während er lautlos die wenigen Meter hinter sie schlich, und für den kurzen und schnellen Stoß mit seinem Stilett maß nahm.
Plötzlich wendete sie ihre Aufmerksamkeit von dem Feuer weg einer Sanduhr zu, die vor ihr auf dem Tisch stand und drehte diese mit ruhiger Hand um.
„Ich bin beeindruckt. Seid ich dich vor meinem Anwesen aufgespürt habe, hast du noch nicht mal fünf Minuten gebraucht, um die Mauer zu überwinden, dich an den Wachen vorbei zum Innenhof und in mein Arbeitszimmer zu schleichen!“, sagte sie plötzlich völlig gelassen in einem Plauderton, als ob sie einen kleinen Jungen für das Lösen einer Rechenaufgabe lobte.
Er war völlig verdattert, und seine Gedanken überschlugen sich, wie konnte sie…und woher.
Panik spürte er nicht wirklich und er wusste dank seines Zaubers, dass sich niemand seid seinem Eindringen auf dem Anwesen bewegt hatte.
Um seine Souveränität ringend krächzte er lediglich: „Ähm …Ja, danke.“
„Und nun möchtest du mich vermutlich töten und nicht dass ich mich umdrehe und dir in die Augen schaue, während du den finalen Stoß ausführst?!“
„Die meisten Menschen mögen es nicht sonderlich, wenn sie den Tod kommen sehen, aber Kontrakt ist Kontrakt, mir ist es gleich, wie Sie handeln, nur dass ich meine Aufgabe erfülle ist wichtig!“
Sie drehte sich tatsächlich um und schaute ihm in die verborgenen Augen unter der Kapuze seines Umhangs und er kam nicht darum hin, ihr in die Augen zu schauen, seinen Blick an hier herabwandern zu lassen. Wie für den Adel üblich trug sie ein schickes Kleid, welches lavendelfarben war. Ein V-förmiger Ausschnitt konnte einen tiefen Einblick auf ihre mächtigen Brüste gewähren. Er glaubte momentan nicht dran, dass seine Männlichkeit ihm seine Aufgabe ungemein erleichterte und er zollte ihrem Mut, dem Ende in die Augen zu schauen, hohen Respekt.
„Du bist hochgewachsen für einen Menschen junger Meuchler, und dennoch scheinen sich unter deinen Lederrüstungsteilen einige Muskeln zu verbergen. Du bist ein Ire, stimmts? Vielleicht sogar ein Elf?“
Ihre spielerische, gleichzeitig aber auch anmaßende Art war typisch für den Adel, aber ihre Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln und in ihren Augen blitzte etwas. Sie brachte ihn doch tatsächlich vollkommen aus der Fassung und das schlimmste war, ihre Art gefiel ihm.
‚Sie flirtet tatsächlich mit mir, ich habe ein Stilett in der Hand, mit dem ich vor wenigen Sekunden noch dabei war, sie zu töten, hinterrücks und ohne Skrupel und jetzt flirtete Sie mit mir’. Seine Gedanken schlugen Purzelbäume.
„Zu schade, ein kleiner Hinweis, wer mein Unwohltäter ist, hätte mir den Tod versüßt, aber erlaubst du mir noch einen letzten Wunsch? Ein letztes Wort vielleicht?“
Das war manchmal so und für ihn, der nicht ein Monster, sondern nur ein Berufsmörder war, war die Bitte nicht ungewöhnlich. Zwar selten und auch überraschend, weil es nur ein Wort sein sollte, aber nicht mehr ungewöhnlich in seiner Laufbahn.
„Ja!“, war seine einsilbige Antwort, in der Hoffnung dieser verworrenen Situation möglichst bald zu entkommen und seinen Kontrakt dennoch zu erfüllen.
„Danke, für einen Mörder bist du sehr zuvorkommend“, sagte sie lächelnd.
In stummer Aufforderung, dass sie ihr letztes Wort sagen sollte, zog er eine Augenbraue hoch und sah sie mit fragendem Blick an.
„WWWAAACCCHHHEEEE!!!“
In der Sprache der Elfen fluchend, wandte er sofort seine Magie an, und senkte das Licht des Feuers und der Kerzen, bis es dunkel wie die Nacht in dem Arbeitszimmer war. Das geschah innerhalb eines Lidschlags, und die Tür hatte sich nur einen Spalt geöffnet.
‚Aber für einfache Menschen sind sie wirklich schnell’, raste es ihm durch den Kopf.
Noch bevor man einen Fuß durch die Tür setzen konnte wurde diese aufgerissen und ein großer Schatten verhinderte, dass das Licht der Fackeln im Flurgang in das Arbeitszimmer einfallen konnte. Man hörte kaum ein Geräusch, aber zwei Atemzüge später war schon alles vorbei. Das Feuer und das Licht der Kerzen auf dem Arbeitstisch flackerten ein wenig und strahlten wieder im üblichen Licht auf. Der Raum wurde wieder normal beleuchtet, und nichts deutete mehr auf den Vorfall hin, außer dass sie neben dem Tisch stand und zur Tür hechten wollte, er neben der Tür an der Wand lehnte, mit vor der Brust verschränkten Armen und gesenktem wütendem Blick, sie anstarrte.
„Du…du bist ein Nachtschatten nicht wahr? Kein normaler Meuchelmörder aus Albion beherrscht die Magie der Dunkelheit und kann Menschen in so wenigen Sekunden wie meine Soldaten ermor
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katalina
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Ich freue mich auf Teil 2!«
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