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Kommentare: 8 | Lesungen: 1817 | Bewertung: 8.23 | Kategorie: Soft Stories | veröffentlicht: 30.11.2012

Neugier

von

Die Dame an der Rezeption händigte ihr lächelnd den Schlüssel aus und sie machte sich auf den Weg zu ihrem Zimmer. Ein Wunder, dass sie es überhaupt geschafft hatte, heil hier anzukommen, so sehr war sie in Grübeleien versunken gewesen.

Natürlich ging ihre Zimmertür nicht auf, sie hasste diese blöden Karten, die sie irgendwie immer falsch herum hielt und die Tür immer nur sehr widerwillig für sie zu öffnen schienen.

Das Zimmer war sehr geräumig und das Blut stieg ihr unwillkürlich in die Wangen, als ihr Blick auf das große Bett fiel. Völlig hotel-untypisch mit hölzernen Querstangen am Kopfteil. Sie verdrehte die Augen… das passte ja prima…

Schnell waren ihre Sachen ausgepackt, die SMS an ihn verfasst, dass sie gut angekommen war und ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie noch jede Menge Zeit hatte. Die würde sie nutzen, um noch kurz unter die Dusche zu springen.

Als sie unter dem heißen Wasser stand gingen ihre Gedanken wieder spazieren. Heute war der große Tag: Sie würde ihn endlich treffen. Noch nie hatte sie ein Ereignis so herbeigesehnt und sich gleichzeitig so sehr davor gefürchtet.

Sie hatten sich im Internet kennen gelernt, waren zufällig aufeinander gestoßen, hatten überraschenderweise Sympathie füreinander empfunden und waren in Kontakt geblieben. Sie war zutiefst fasziniert von ihm und hatte sich dennoch immer wieder zurück gezogen, Abstand genommen, um hinterher nur noch intensiver mit ihm zu schreiben.

Sie hatte damals oft Kontakt zu dominanten Männern geknüpft, war neugierig, wollte etwas über diese Spielart der Liebe erfahren. Und sie hatte viel erfahren… manchmal mehr als ihr lieb war. Und die Männer, die sie kennen lernte, waren ausnahmslos in zwei Kategorien zu unterteilen.

Es gab diejenigen, die sofort versuchten, sie zu »erziehen«. Manchmal spielte sie mit, um herauszufinden, wohin es führte. Aber sie nahm es nie ernst, wahrte innerlich Distanz und fand diese sogenannten »Herren« nach kurzer Zeit eher lächerlich. Nie würde sie einen solchen Mann respektieren können.

Die andere Kategorie hatte eine völlig kranke, sadistische Phantasie, diese Kontakte fand sie einfach nur beängstigend und beendete sie immer sehr schnell wieder. Niemals im Leben könnte sie auf diese Weise Vertrauen fassen und niemals würde sie sich einem Mann anvertrauen, dem nichts an ihr lag.

Als sie ihr Experiment schon als gescheitert erklärt hatte und sicher war, nicht die leisteste devote Ader zu haben, traf sie auf ihn. Er war anders! Selbst in der Welt der dominanten Männer schien er anders zu sein.

Er war sanft und geduldig, nur ganz selten fordernd. Beantwortete tausend Fragen und drängte sie niemals zu etwas. Zum ersten Mal schaffte es jemand ihr Dominanz und Devotion näher zu bringen… ein wenig Verständnis dafür in ihr reifen zu lassen. Aber MACHTE sie das auch devot? Wohl kaum. Und doch, wenn in ihr auch nur ein bisschen Bereitschaft steckte, es herauszufinden, würde sie jemals einen Besseren dafür finden?

Jetzt war sie hier. Und bereit für den nächsten Schritt? Seufzend stellte sie das Wasser ab und wickelte sich kopfschüttelnd in das bereitliegende Handtuch. Über ein gemeinsames Essen würden sie wohl nicht hinauskommen, dessen war sie sich ziemlich sicher.

Während sie sich die Haare föhnte, kam von ihm eine Nachricht, in der er ihr mitteilte, wohin sie kommen sollte. Seufzend tippte sie ihre Antwort. Das fand sie doch sehr anstrengend an DIESEM dominanten Mann, dass er einfach Beschlüsse fasste, Pläne änderte und sie niemals fragte, ob ihr das auch recht war.

Nicht zum ersten Mal wunderte sie sich, warum ihr das bei ihm so wenig ausmachte – jedem Anderen hätte sie das nicht so einfach durchgehen lassen! Sie fühlte sich nicht kommandiert – nicht von ihm – was sie gab, das gab sie gerne und es schien ihm immer zu genügen. Er schaffte es, dass sie sich sicher fühlte und merkwürdig umsorgt. Vertrauensvoll, aufgefangen, gehegt und doch frei.

Manchmal versuchte sie ihn zu reizen, aufzuziehen, aus der Reserve zu locken, in der Erwartung oder vielmehr Hoffnung, dass er die Maske fallen ließ und ein Gesicht zeigte, dass ihr helfen würde, diese Faszination abzulegen. Aber er schien so echt zu sein?!


Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er auch eine andere Seite hatte, die strafte, Schmerzen bereitete, vielleicht sogar quälte?! Das Wissen darum – er hatte keinen Hehl daraus gemacht – half ihr hierbei nicht weiter und obwohl sie befürchtete, dass früher oder später genau das sein Ziel war, vertraute sie darauf, dass er ihre Grenzen respektieren würde.

Lächelnd fischte sie ihren Slip aus dem Schrank. Dachte an das kleine Spiel zwischen ihnen, bei dem sie ihm täglich die Farbe ihrer Unterwäsche mitgeteilt hatte. Zunächst hatte sie es spaßig gefunden, doch bald dachte sie schon bei der morgendlichen Auswahl an ihn und an den Moment, wenn sie es ihm mitteilen würde. Als ihr das bewusst geworden war, hatte sie damit sofort aufgehört und dann hatte es sie kurioserweise gestört, dass er das einfach hingenommen, nicht danach gefragt hatte. Manchmal hatte sie das Gefühl, Teil eines großen Spiels zu sein, von dem nur er die Regeln kannte und bei dem er Stück für Stück ihr Terrain eroberte.

Heute hatte sie sich für ein sattes, dunkles Rot entschieden, ihre Lieblingsfarbe – schönes Material, schlichter Schnitt. So war sie, eher dezent, unauffällig, schüchtern und sicher nicht die Sorte Frau, die er bevorzugte. Warum er ihr trotzdem so viel Zeit widmete? Das hatte sie nie verstanden.

Kurz darauf stand sie an der vereinbarten Adresse und wartete, unfähig, sich gegen die Nervosität zu wehren. Sie versuchte, möglichst selbstbewusst und ruhig zu wirken, was ihr wahrscheinlich auf ganzer Linie misslang. Als das Handy in ihrer Tasche vibrierte, war sie so aufgeregt, dass es ihr mehrmals aus der Hand glitt, bis sie es endlich geschafft hatte, abzunehmen. Noch bevor sie etwas sagen konnte, hörte sie seine ungeduldige Stimme: »Endlich!«

Endlich? Immerhin stand SIE hier herum, während sich ihr Inneres verknotete und wartete auf ihn! Empört setzte sie zu einer Antwort an, als er leise lachte. Sie mochte es so sehr, wenn er das tat. Mit einem Schlag hatte sie vergessen, was sie sagen wollte.

»Ich kann dich sehen!« Sofort schnellte sie herum und suchte mit den Augen die Umgebung ab, aber erntete nur ein weiteres Schmunzeln. Mit kurzen Worten, die ihr mal wieder deutlich machten, dass er einfach so erwartete, dass sie seinen Wünschen nachkam, dirigierte er sie um zwei Ecken in eine ruhige Seitenstraße. Ein letztes Kommando: »Warte an meinem Auto und schließ die Augen!«, und schon hatte er aufgelegt.

Schon wieder stieg Unwillen in ihr auf, woher sollte sie wissen, welches Auto ihm gehörte? Doch bereits im nächsten Augenblick kapitulierte sie seufzend.

Noch ein kurzer Weg und dann stand sie neben dem schwarzen Cabrio und ließ die Finger versonnen über den Lack gleiten. Dieses hier, ohne Zweifel. Ihre Lider sanken herab und sie wartete.

Plötzlich stand er hinter ihr. Sie hatte ihn nicht kommen hören, aber nun spürte sie ihn, ihre Nase weitete sich, um seinen Geruch aufzunehmen. Eine sanfte Berührung an ihrem Hals, ein leises: »Du riechst gut!«, und wie selbstverständlich lehnte sie sich an ihn. Genauso selbstverständlich schlossen sich seine Arme um sie, zogen sie an seinen Körper in eine warme Umarmung.

Eine kleine Ewigkeit gab sie sich dem einfach nur hin und entspannte sich merklich. Doch dann löste er sich ein wenig von ihr, legte ihr ein weiches Tuch über die Augen und verknotete es. Sofort öffnete sich ihr Mund zum Protest, doch ihr verräterischer Körper bewegte sich nicht.

»Keine Sorge, vertrau mir!«

Ja klar, sowas machte sie quasi täglich. Und doch hielt sie still, während er ohne ein weiteres Wort die Autotür öffnete und sie sanft auf den Beifahrersitz schob. Die Tür fiel ins Schloss und kurz darauf stieg er auf der anderen Seite ein, startete den Motor und der Wagen setzte sich sachte in Bewegung.

Da saß sie nun. Die Gedanken rasten mit einer Geschwindigkeit durch ihren Kopf, dass sie ihnen kaum folgen konnte. Wohin fuhr er? Was wohl die Leute dachten, an denen sie vorbei fuhren? Sollte sie ihn fragen? Würde er antworten? Wahrscheinlich nicht. Er hatte sie mehrfach darauf hingewiesen, dass sie lernen müsste mehr Geduld zu haben, bestimmt hätte er Freude daran, das bei dieser Gelegenheit zu wiederholen.

Die Stille breitete sich weiter zwischen ihnen aus. Sollte sie etwas sagen? Angestrengt forschte sie in ihrem Kopf. Worüber unterhielt man sich wohl in einer solchen Situation? Am Besten wäre es wohl, wenn sie still wäre.

Plötzlich legte sich eine warme Hand auf ihre vor Nervosität verschränkten Finger. Er sagte immer noch kein Wort, aber trotzdem veränderte sich die Stimmung. Die Stille wirkte eher einvernehmlich als bedrohlich und sie konnte sich ein wenig beruhigen. Vorsichtig löste sie ihre Finger voneinander und zog eine Hand hervor, um sie behutsam auf seine zu legen. Das war gut und half ihr, sich noch etwas mehr zu entspannen. Wie konnte etwas schlecht sein, das sich so gut anfühlte?

Warum sie wohl hier war? Was SIE wollte, das wusste sie, aber worum ging es ihm? Sie hatte nie verstanden, warum er so geduldig mit ihr gewesen war und ihr so viel Zeit opferte. Sicher hatte er wichtigere Dinge zu tun, als naive Mädchen vom Land in die Geheimnisse der Devotion einzuführen?! Aber vielleicht war es ja gerade das? Sie kannte die Aufregung des Künstlers, wenn ein neues Projekt anstand und man konnte unbelastet beginnen. Völlig frei, das Objekt nach den eigenen Wünschen und Vorstellungen zu formen.

Ob es ihm genauso ging? Ob ihn reizte, dass sie so unbelastet war und er derjenige war, dem sie ihr Vertrauen schenkte; der sie in seine Geheimnisse einweihte und dafür empfänglich machte? Unwillkürlich kam ihr eine Geisha, eine Lehrerin in Liebesdingen, in den Sinn und bei dem Gedanken, ihn mit einer Geisha zu vergleichen musste sie grinsen.


Sofort war er da: »Verrätst du mir, worüber du lachst?«

Verflixt, ihm entging aber auch nichts. Sie räusperte sich und schüttelte abwehrend den Kopf, was er merkwürdigerweise sofort akzeptierte.

Sachte streichelte sie seine Hand, ob er das wohl mochte? Oder war es ihm unangenehm? Nun ja, er wehrte sich nicht und SIE mochte es, stahl sich leise über den Handrücken zum Gelenk, erspürte die feinen, dunklen Härchen. Aber da entzog er ihr seine Hand. Erneut versank sie in Unsicherheit. War Zärtlichkeit nicht erlaubt? Wollte sie das wirklich? Hatte sie überhaupt eine Ahnung, worauf sie sich da einließ?

Leise kroch Panik in ihr hoch und sie rutschte unbehaglich auf dem Sitz herum, mit sich ringend, ob sie das Ganze nicht beenden sollte. Sie hatte die Wahl. Warum nahm sie die Augenbinde nicht einfach ab? Aber ihre vermaledeite Neugierde stand ihr im Weg. Nur noch ein kleiner Schritt, sie konnte jederzeit abbrechen, das hatte er ihr versprochen.

Als der Wagen schließlich anhielt, schreckte sie auf, sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie gar nicht mehr darauf geachtet hatte, was um sie herum geschah.

Ohne ein Wort stieg er aus und schlug die Tür zu. Sie erwartete, dass er sie jetzt aussteigen ließ und machte sich bereit. Doch nichts passierte. Sie wartete und lauschte, doch kein Geräusch war zu hören. Sie verdrehte innerlich die Augen, wahrscheinlich stand sie in der Fußgängerzone und um sie herum eine Traube Menschen, die sie anstarrten, während er irgendwo in aller Ruhe einen Kaffee trank.

Sie konnte deutlich den Pulsschlag an ihrem Hals hören und spürte, wie ihre Hände immer feuchter wurden. Sie fühlte sich ganz furchtbar – abgestellt und verlassen, war er wirklich weg gegangen? Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen und bemühte sich nach Kräften, sie zu unterdrücken. Bestimmt legte er keinen Wert darauf ein heulendes Nervenbündel in seinem Auto vorzufinden.

Als sich auf einmal ihre Tür öffnete, schrak sie zusammen und war gleichzeitig furchtbar erleichtert, dass er zurück war. Seine Hand ergriff ihre und zog sie sanft aus dem Auto.

Sie trat einen Schritt zur Seite, die Tür schlug zu und wieder stand sie alleine. Ihr Körper war angespannt und jede ihrer Nervenzellen vibrierte, während sie wartete, was geschah. Sie hörte Autos und in einiger Entfernung auch Menschen und sie war sich sicher, dass er ganz nah war, auch wenn sie keine Bewegung spürte. Erwartete er etwas von ihr?


Bedächtig, fast ein wenig träge streiften warme Lippen ihren Mund und noch bevor sie reagieren konnte, war der Kuss schon wieder vorbei.

Das nächste was sie fühlte waren Fingerspitzen, die über ihre Wangen glitten, sachte und kaum fühlbar. Liebkosten ihre Haut, ihre Lippen und verfolgten eine unsichtbare Spur über den Hals zu ihren Brüsten. Sie hätte nicht gedacht, dass das möglich war, aber sie verspannte sich noch mehr. Aber gleichzeitig erkannte sie das warme Gefühl der Erregung, dass sich in ihrem Bauch ausbreitete und ihre Brustwarzen zogen sich erwartungsvoll zusammen.

Die Fingerkuppen glitten weiter, schoben ihre Bluse ein Stück zur Seite, streichelten sich über den Ansatz ihrer Brüste und sie konnte ein leises Keuchen nicht unterdrücken.


Erneut senkten sich seine Lippen auf ihre und er küsste sie sanft. Wie von selbst schlangen sich ihre Arme um seinen Hals und sie drängte an ihn heran, begierig darauf, die Glut zu lindern, die er in ihr entfacht hatte. Seine Arme umfassten sie und sein Kuss wurde etwas fordernder. Hingebungsvoll öffnete sie ihre Lippen und begrüßte freudig seine Zunge.

Sie spürte weit entfernt, wie er das Tuch löste, aber ihre Augen blieben geschlossen, in dem Kuss versunken.

Langsam löste er sich von ihr und trat einen Schritt zurück. Sie hatte die ganze Zeit auf diesen Moment gewartet, doch nun stand sie da, mit geschlossenen Augen und ihr fehlte der Mut sie zu öffnen.

Sie senkte den Kopf und ließ ihre Lider ein bisschen flattern. Zunächst war sie ein wenig geblendet von der Helligkeit. Doch dann fiel ihr Blick auf dunkle, elegante Herrenschuhe. Langsam glitten ihre Augen an ihm hoch, dunkle Hosen, helles Hemd, die oberen Knöpfe leger geöffnet, dunkle Brusthaare, keine Krawatte.

Noch ein kleines Stück und sie sah seinen Mund, die Nase. Sie holte tief Luft und hob endgültig den Blick, schaute in dunkle, warme Augen, die sie aufmerksam betrachteten. Sein Mund verzog sich kaum wahrnehmbar zu einem leisen Lächeln und ihr schoss sofort die Röte in die Wangen. Ihr wurde mit einem Schlag bewusst, was bisher zwischen ihnen geschehen war und die Verlegenheit stieg ins Uferlose. Ihr Atem ging schnell und ihre Augen glitten unruhig hin und her.

Da legte er die Hand unter ihr Kinn und zwang sie mit leisem Druck, ihn anzusehen.


»Es ist schön, dich zu sehen.«

Sie versuchte zu lächeln, hatte allerdings keine Ahnung, inwieweit ihr das gelang. Sie hätte gerne etwas gesagt, gerne ein wenig tougher gewirkt, aber das Erlebte erfüllte sie zu sehr. Die ganze Zeit hatte sie sich gewünscht, die Augenbinde abnehmen zu können und jetzt bedauerte sie fast, dass er es getan hatte.

Lächelnd öffnete er ihr erneut die Autotür und sie stieg mechanisch ein. Wieder nahm er neben ihr Platz und fuhr los. Dieses Mal hätte sie beobachten können, wohin er fuhr, doch sie war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Was war jetzt? Hatte er das Experiment beendet? Hatte ihm nicht gefallen, was er sah? Hatte sie sich dumm angestellt?

Zögernd betrachtete sie ihn von der Seite. Er wirkte völlig entspannt und sicher in dem was er tat, während sie sich allmählich in ein nervliches Wrack verwandelte. Ihre Hände zitterten so sehr, dass sie sie erneut verschränkte. Es war wie abwechselnd heiß und kalt zu duschen und man wusste nicht, was einen weiter erwartete. Eben noch suhlte man sich in dem heißen, gerade noch erträglichen Wasser und im nächsten Moment traf einen ein Schwall schmerzend-kaltes Eiswasser.

Das Auto hielt und er stieg aus. Unschlüssig blieb sie sitzen, was wollte er? Was sollte sie tun? Doch als er herum kam und ihre Autotür öffnete, kam sie sich vor wie ein Idiot und stieg eilig aus. Sie war völlig durcheinander und schaute ihn nur fragend an.


»Ich hoffe, du magst mexikanisch? Oder hast du keinen Hunger?«

Hunger? Sie blinzelte ihn verwirrt an, um sich dann umzuschauen. Sie standen vor einem kleinen Restaurant, aus dem es so gut duftete, dass ihr plötzlich bewusst wurde, dass sie doch eigentlich hungrig gewesen war. Ihr Magen reagierte auf diese Vernachlässigung mit einen lauten Grollen.

Er lachte und meinte: »Das hört sich ja ganz danach an!«. Dann öffnete er erneut eine Tür für sie und ließ sie eintreten. Doch nach drei Schritten hielt sie inne, unsicher was sie tun sollte. Herrje, wie führte sie sich hier eigentlich auf? Sie war eine erwachsene Frau, die durchaus in der Lage war ihr Leben zu meistern und doch stolperte sie hier völlig neben sich durch die Gegend. Er musste ja denken, sie hätte die Intelligenz einer Amöbe.

Sie straffte sich ein wenig und folgte ihm zu einem kleinen Tisch in der Ecke, fest entschlossen, diesen Abend mit Anstand hinter sich zu bringen.

Aufmerksam schob er ihr einen Stuhl zurecht und nahm gegenüber Platz. Sie war immer noch sehr verlegen und vergrub sich, nach einem nervösen Lächeln sofort hinter der gereichten Karte, um ihn in deren Schutz verstohlen zu beobachten. Es war unglaublich, wie ruhig und sicher er wirkte. Aber seit wann war auch die Katze nervös, wenn sie eine Maus jagte?

Sie schaffte es, halbwegs flüssig ihre Bestellung aufzugeben, um dann wieder nachdenklich auf ihre Hände zu starren. War sie nun enttäuscht? Hatte sie mehr von diesem Abend erwartet? Eigentlich hatte sie sich eher geängstigt, dass er sie überfordern würde und nun ertappte sie sich darin, dass sie nicht genug bekommen hatte.

Aber für ihn schien die Angelegenheit beendet und wie schon die vielen Male zuvor am Telefon schaffte er es, ihre Verlegenheit beiseite zu schieben und sie in eine angeregte Unterhaltung zu verwickeln. Das Essen schmeckte wunderbar und sie entspannte sich merklich. Obwohl das kleine nagende Gefühl in ihrem Bauch blieb, verstanden sie sich erstaunlich gut, brachten sich zum Lachen, fühlten sich wohl miteinander und so verging die Zeit wie im Flug.

Gerade hatte er sie geneckt und sie lehnte sich schmunzelnd zurück, um ihm die entsprechende Antwort zu servieren, als er ihr aus dunklen Augen einen intensiven Blick zuwarf und meinte: »Jetzt zeige ich dir noch mein Büro!«

Mit einem Schlag war sie wieder wachsam. Über sein Büro hatten sie gesprochen und er hatte ihr von einer Phantasie berichtet, die von ihr auf seinem Schreibtisch handelte. Aber wie immer hatte er sich darüber hinaus bedeckt gehalten, dabei hatte sie gebrannt vor Neugierde darauf, was dort mit ihm möglich gewesen wäre. Auch jetzt erwiderte er ihren fragenden Blick nur mit einem verbindlichen Lächeln.

Sie bezahlten und gingen zu seinem Wagen. Als sie die Hand auf den Türgriff legte, hielt er sie zurück und ließ die Augenbinde von einem Finger baumeln. Gehorsam wandte sie sich um, damit er sie ihr anlegen konnte und obwohl sie ihn nicht sehen konnte, erahnte sie sein zufriedenes Grinsen.

Er öffnete die Tür und ließ sie einsteigen, kurz darauf startete der Motor und der Wagen setzte sich in Bewegung. Merkwürdig, wie schnell sie sich daran gewöhnt hatte, mit verbundenen Augen neben ihm zu sitzen. Ganz im Gegenteil, sie war begierig auf das, was nun kam.

Das Auto hielt nach kurzer Fahrt, er stieg aus und öffnete ihre Tür. »Du wirst jetzt vor mir hergehen und meiner Führung vertrauen,« erklärte er ihr launig. Na toll, er kannte sie aus ihrem monatelangen Austausch gut genug, um genau zu wissen, wie schwierig es für sie war, die Kontrolle abzugeben. Doch zunächst einmal passierte gar nichts und sie wandte unruhig den Kopf, um herauszufinden, wo er sich aufhielt.

»Ich warte!« hörte sie seine leise Stimme so nah an ihrem Ohr, dass sie vor Schreck zusammenzuckte. ER wartete? SIE stand doch die ganze Zeit blöde in der Gegend herum. Was für eine Art von Humor war das denn?

Auf ihr unwilligen Schnauben lachte er nur: »Ich erwarte deine Zustimmung.« »Habe ich denn eine Wahl?« fragte sie irritiert, abgelenkt durch seine Fingerspitze, die sich soeben einen Weg über ihren Hals bahnte und für Gänsehaut sorgte.

»Natürlich!« erwiderte er sanft. »Du hast immer eine Wahl. Ich setze deine Zustimmung zwar voraus, denn ich werde nichts von dir verlangen, das du mir nicht geben könntest, aber ich möchte trotzdem, dass du sie mir bewusst gibst.« Sie nickte verstehend und auch ein wenig erleichtert, als er hart hinterher schob: »Und die Konsequenzen trägst!«

Dieses Nicken fiel etwas zögerlicher aus, aber er hatte schon die Hand auf ihren Rücken gelegt und begann sie sanft zu dirigieren, während sie sich vorsichtig weiter wagte und es bereute, die hohen Schuhe angezogen zu haben, die ihrem Gang noch zusätzliche Unsicherheit verliehen. Sie konnte sie spüren, wie die spitzen Absätze in die Lücke zwischen zwei unebenen Steinen – sie tippte auf Kopfsteinpflaster – rutschten und dort wahrscheinlich das Leder verschrammten. Sie konnte ein Seufzen nicht unterdrücken… die Schuhe waren danach wohl ruiniert.

Plötzlich fühlte sie sich empor gehoben, sie hielt sich erschrocken an seinem Hals fest und er trug sie ein paar Meter, murmelte: »Das hatte ich nicht bedacht! Und es wäre schade um die schönen Schuhe.«

Schon setzte er sie wieder ab: »Achtung, jetzt kommen vier Stufen!« Behutsam tasteten sich ihre Füße nach oben, wo er sie anwies zu warten. Sie hörte, wie erneut eine Tür aufgeschlossen wurde, die kurz darauf schwer hinter ihr ins Schloss fiel, während ihre Schritte nun über Fliesen hallten.

Dieses Geräusch machte ihr erneut bewusst, was sie hier eigentlich tat und sie hielt inne. Genau genommen hatte sie doch keine Ahnung, worauf sie sich einließ. Er könnte irgendein Psychopath sein und sie lief ihm auch noch sehenden Auges ins Messer. Unruhe stieg in ihr auf und ihr Atem beschleunigte sich.

Er war sofort da. »Schhh, hab keine Angst.« Seine Arme schlossen sich warm und fest um ihren Körper und sie lehnte sich einen Moment an ihn, sicher und geborgen; fühlte, wie sie langsam wieder zu Ruhe kam.

»Besser?« fragte er besorgt und sie nickte. Jetzt nahm er sie an der Hand und führte sie die letzten Meter, um dort die nächste Tür für sie aufzuschließen.

Das Geräusch ihrer Absätze veränderte sich mit dem Eintreten, hier lag wohl Parkett – das Vorzimmer? Ohne innezuhalten führte er sie weiter, öffnete eine weitere Tür – die wie vielte war es? – und schob sie in ein Zimmer, das angefüllt war von seinem Geruch. Noch ein kleines Stück und er ließ ihre Hand los, um diese auf kühles Holz zu legen. Sie tastete ein wenig… der Schreibtisch.

Da stand sie nun, während er im Zimmer umher ging und einige Dinge zu holen schien. Schranktüren klapperten und Schubladen wurden aufgezogen. Dann hörte sie, wie er einen Stuhl oder Sessel in ihre Richtung schob und sich offenbar setzte.

»Bereit?« Noch während sie nickte, fragte sie sich, ob sie das war? War sie bereit? Als hätte er ihre Gedanken geahnt, fügte er hinzu: »Das Wort, das alles beendet ist STOP! In Ordnung?«

»Und dann hören wir auf?« fragte sie leise nach. »Umgehend!« bekräftigte er. »Doch ich werde nicht zu viel von dir verlangen.« Noch unschlüssig, ob ihr das nun Sicherheit geben sollte, wartete sie, was er als Nächstes tun würde.

»Zieh dich aus!« kam sehr bestimmt der neue Befehl. Na, wunderbar. Er wusste genau, was das für sie bedeutete – offenbar hatte er sich all ihre Schwächen gut gemerkt.

Sie öffnete den Mund, doch er kam ihr harsch zuvor: »Kein Widerspruch! Wenn du nicht willst, dann sag STOP – oder sei still.« Ihr Mund klappte zu und einen Moment war sie unschlüssig. Wieder stand sie vor der Entscheidung alles zu beenden. Doch erneut gewann die Faszination und Neugierde die Oberhand – nur noch ein kleiner Schritt, sie konnte später immer noch alles beenden. Wie von selbst setzten sich ihre zitternden Hände in Bewegung und knöpften langsam die Bluse auf, die kurz darauf zu Boden fiel. In ihrem Kopf rotierten die Gedanken, während sie mechanisch die Schuhe abstreifte und die Jeans aufknöpfte.

Er wusste, wie unsicher sie in Bezug auf ihre Nacktheit war und sie wusste nur zu genau, wie sie aussah. Welche Spuren Schwangerschaften und Zeit auf ihrem Körper hinterlassen hatten. Sich jetzt auszuziehen, ohne Chance darauf zu erkennen, wie er auf sie reagierte, war eine unglaubliche Herausforderung.

Nachdem sie sich auch der Hose entledigt hatte, hielt sie inne, die Hand unsicher auf den Bauch gelegt, in der Hoffnung, die schlimmsten Spuren verstecken zu können, doch er gönnte ihr keine Pause. »Den Rest auch!« kam der nächste Befehl.

Sie wollte das nicht! Sie wollte nicht gezwungen sein, ihre Grenzen auf diese Weise auszuloten. Hatte sie bisher nicht auch wunderbar ohne ihn gelebt?

Aber warum stand sie dann hier? Fühlte die feuchte Wärme zwischen ihren Beinen. Es war verrückt! Sie wollte ihn! Und ihn gab es nur zu seinen Bedingungen. War sie bereit, seinen Preis zu zahlen?

»Ein kleines Stück noch,« machte sie sich selbst Mut, »ich kann jederzeit aufhören«. Bebend griffen ihre Hände nach hinten, um den Verschluss des BHs zu öffnen. Schnell, ehe neue Zweifel sie überrollen konnten, waren BH und Höschen abgestreift. Steif stand sie im Raum, lauschte in die Stille und bemerkte die vereinzelten Tränen, die verstohlen unter der Augenbinde hervorrannen. Sie fühlte sich bloß und verunsichert.

Sie konnte hören, wie er aufstand und auf sie zukam, woraufhin sie sich noch mehr versteifte. Doch er berührte nur sachte mit dem Daumen ihre Wange und wischte eine verbliebende Träne weg. »Ich danke dir für dein Vertrauen, du machst das wunderbar.«


Merkwürdigerweise genügte ihr dieser Satz, um sofort von Erleichterung durchflutet zu werden. Und wieder fragte sich diese kleine, übriggebliebene Stelle in ihrem Kopf – die einzige, die offenbar noch mit Verstand erfüllt war – wie er es geschafft hatte, solche Zugeständnisse von ihr zu bekommen? Wie er zu solcher Macht über sie gekommen war?

Er nahm ihre Hand, legte sie auf den Schreibtisch, hauchte kleine Küsse auf ihren Hals und sagte leise: »Ich habe dir erzählt, wovon ich träume, nicht wahr?« Sie nickte, wohlwissend, worauf er hinauswollte. »Wirst du mir meinen Wunsch erfüllen?« Seine Stimme war so unglaublich sanft, verführerisch – was hätte sie tun können? Ein erneutes Nicken und dann legte sie sich ohne zu zögern rücklings auf seinen Schreibtisch und stellte die Beine leicht gespreizt auf.

Eine kleine Weile passierte wieder gar nichts, dann begannen warme Fingerspitzen ihren Körper zu erkunden. Tasteten sich über ihre Haut, umrundeten ihre Brüste, ließen ganz bewusst aus, was sich ihm da entgegenreckte, streichelten über den weichen Bauch und fanden den Weg über die Innenseite ihrer Schenkel. Sie wusste, dass ihn warme Feuchtigkeit erwartete, aber auch jetzt vermied er jede direkte Berührung.

Er nahm sich viel Zeit, erforschte sie und ihre Reaktionen, bis sie überall weich und warm war – erwartungsvoll.

»Du weißt, was jetzt kommt?« Sie nickte hypnotisiert, spürte Wärme, die über sie hinweg glitt – wann hatte er die Kerze angezündet? Sie keuchte auf, als der erste Wachstropfen ihre erregte Haut traf. Ein kurzer heißer Schmerz, der sich sehr schnell in wohlige Wärme verwandelte, die direkt zwischen ihre Beine zu wandern schien.

Wieder die leise Stimme: »Mehr?« Sie nickte sofort, was er mit einem leisen Lachen erwiderte. Dennoch passierte nichts und nach einer Weile begann sie sich ein wenig unbehaglich zu fühlen. »Wenn du etwas von deinem Herrn möchtest, dann musst du nur darum bitten!«

Sie hätte wissen müssen, dass die Sache einen Haken hatte – diese Herr-und-Sklavin-Geschichte fand sie so bescheuert. Musste er damit jetzt anfangen? In ihr verknotete sich erneut alles. Sie wollte nicht darum betteln, aber noch weniger wollte sie hier aufhören.


Widerstrebend würgte sie ein »Bitte« über ihre Lippen und sofort traf sie der nächste Tropfen. Das gleiche starke Empfinden und ehe sie es aufhalten konnte, stöhnte sie auf, als mehrere Tropfen eine Spur über ihre Haut zogen. So schnell hintereinander wurde der Schmerz ein bisschen vordergründiger, aber dennoch nicht zu unangenehm.

Wieder lag sie da und wartete angespannt auf den nächsten kleinen Schmerz. Es dauerte einen Moment, bis ihr klar wurde, was er wollte. Dieses Mal brauchte sie keine extra Aufforderung und auch keine Überwindung, das »Bitte« kam wie von selbst über ihre Lippen.


Der nächste Tropfen traf ihre aufgerichtete Brustspitze… hier war der Schmerz noch intensiver. Sie konnte nicht verhindern, dass sie wegzuckte, aber dennoch – sie war so aufgeputscht, so mitgenommen, von allem, was sie erlebt hatte, sie konnte sich ihrer Erregung nicht mehr entziehen.

Tropfen um Tropfen traf ihre glühende Haut, überzog ihre Brüste, den Bauch und Venushügel mit heißen Malen. Leiser Schmerz und Lust ließen sich kaum noch unterscheiden, wuchsen untrennbar zusammen. Sie bäumte sich auf, wand sich und doch kam ihr nicht ein einziges Mal in den Sinn, das Wort auszusprechen, das alles beendet hätte.

Seine Lippen senkten sich auf ihren Mund und ihre Arme schlangen sich um seinen Hals. Ihr Kuss war stürmisch – nie hatte sie etwas Vergleichbares erlebt, hätte sie gedacht, dass es so sein könnte, dass er sie in solchen Taumel versetzen könnte. Solche Gier nach ihm und mehr erwecken könnte. Seine Hand fand den Weg zwischen ihre Beine, Finger drangen in sie ein. Sie konnte fühlen, wie sie sich fest und heiß um ihn schloss, begierig auf seine Berührungen. Und obwohl er dort einfach nur verharrte, fühlte sie schon die Erlösung nahen, hörte durch den Nebel ihrer Sinne seine Stimme: »Ich werde dich jetzt allein lassen, du kannst dich saubermachen und anziehen, dann bringe ich dich ins Hotel.« Noch ehe der Inhalt seiner Worte zu ihr vorgedrungen waren, zog er sich zurück und ließ sie leer und enttäuscht zurück ließ.

Sie brauchte einen Moment, um zu verstehen, was gerade passiert war. Wie konnte er jetzt aufhören? Sie so zurücklassen? Sie hatte nicht STOP gesagt, sie hatte noch nicht genug. Wut machte sich in ihr breit, sie richtete sich auf, riss sich die Augenbinde ab und entfernte mit bebenden Fingern so gut es ging, die Wachsreste von ihrer Haut. Dann schlüpfte sie voller Enttäuschung in ihre Kleider. Doch da war auch eine leise Verunsicherung – hatte sie etwas falsch gemacht? War er unzufrieden? Oder gar gelangweilt?

Kaum war sie fertig, öffnete sich die Tür und er schaute sie auffordernd an, um sich sofort wieder zum Gehen zu wenden.

Hastig und nichts von ihrer Umgebung wahrnehmend stolperte sie hinter ihm her, stieg mechanisch in den Wagen als er ihr die Tür aufhielt und war wieder einmal hilflos ihren Gedanken ausgeliefert.

Zwischen ihren Beinen pochte es und sie war empört über die Art und Weise, wie er sie behandelte. Und doch saß sie hier, sagte kein Wort und erstickte schier an ihrer Wut. Sie war selbst Schuld. Warum ließ sie sich auch auf solche Spielchen ein? Das hatte sie nun davon.

Überraschend schnell hielt sein Wagen vor dem Hotel, er ließ sie aussteigen und begleitete sie nach drinnen. Es war wie ein Spießrutenlauf. Sie hatte das Gefühl, alle schauten sie an und vor allem, alle sahen ihr an, was passiert war. Sie wusste nicht was schlimmer war, das Bewusstsein, dass sie sich so hatte behandeln lassen oder die Verzweiflung darüber, dass sie sich ungenügend fühlte. Hätte er sich nicht anders verhalten, wenn alles zu seiner Zufriedenheit verlaufen wäre?

Am Fahrstuhl angekommen, wandte sie sich ihm zu. Allen Hochmut zu dem sie fähig war, in ihre Augen legend, um sich von ihm zu verabschieden. Doch sie hatte kaum angesetzt, als er ihr munter beschied: »Ich bleibe heute Nacht hier.«

Ihr Mund klappte zu, er schob sie in den Fahrstuhl und drückte einen Knopf. Die Gedanken wirbelten so schnell in ihrem Kopf, dass ihr schwindlig davon wurde. Plötzlich bemerkte sie, dass er ihr die Hand hinhielt, die sie nur verständnislos anstarrte. »Die Karte?«, half er ihr auf die Sprünge.

Ohne auch nur an Widerspruch zu denken, kramte sie ihre Karte aus der Tasche und drückte sie ihm in die Hand. Der Fahrstuhl hielt mit einem leisen Ruck, die Türen öffneten sich und ohne weiter nach ihr zu schauen, ging er beschwingt und recht zielstrebig den Flur entlang, während ihr nichts zu tun blieb, als wie ein Hündchen hinterherzulaufen. Zum ersten Mal bemerkte sie die Tasche in seiner Hand.

Er öffnete die Tür, ließ sie eintreten und verschwand umgehend hinter der schmalen Tür mit der Bemerkung: »Ich gehe zuerst ins Bad, es dauert nicht lange.«

Sie ließ sich auf dem Bettrand nieder und versuchte zu erfassen, was da gerade vor sich ging, während sie ihn im Bad rumoren hörte. Ihr Kopf schmerzte und sie massierte sich die Stirn.

Die Tür schwang auf und er kam, offenbar in glänzender Laune, heraus, um sie für sie offen zuhalten und ihr breit grinsend zu verkünden: »Du kannst.«

Er trug eine Pyjamahose, der Oberkörper war nackt und dunkel behaart. Sein Körper war sehnig und schlank.

Sie ging an ihm vorbei, ins Bad. Das erste, was sie sah, war sein Pyjama-Oberteil. Er hatte es so zurecht gelegt, dass offensichtlich war, dass er erwartete, dass sie es anzog.


Sie drehte das Wasser auf und stellte sich unter die Dusche, das heiße Wasser genießend, dass über ihren Körper prasselte. Mit den letzten Wachsspuren wusch es auch die Erstarrung von ihr ab. Sie seifte sich ein und wusch sich die Haare, ließ sich ganz bewusst viel Zeit. Es war schon sehr spät – vielleicht schlief er ja schon, bis sie fertig war?

Sie war sehr verwirrt und fühlte sich äußerst verletzlich. Auf keinen Fall in der Lage für weitere Experimente. Nicht mal reden wollte sie mit ihm.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, stellte sie das Wasser ab, trocknete sich ab und cremte sich ausgiebig ein. Dann beseitigte sie die letzten Spuren der Wimperntusche und föhnte sich die Haare. Erst als auch mit viel Motivation kein feuchtes Haar mehr auf ihrem Kopf zu finden war, stellte sie den Föhn aus und starrte sinnend auf sein Oberteil. Seufzend schlüpfte sie hinein, genoss das Gefühl des weichen Stoffs auf ihrer Haut und seinen Geruch, der darin haftete.

Dann schaltete sie das Licht aus und öffnete die Tür, sich wappnend für die Begegnung mit ihm.

Ihre Hoffnungen bestätigten sich leider nicht. Das Licht brannte und er saß mit einem Buch im Bett, sah auf und schenkte ihr ein hinreißendes Lächeln. Das Buch wanderte umgehend auf den Nachttisch und er hob auffordernd die Decke.

Zögernd kroch sie darunter, peinlich auf Abstand zu ihm bedacht. Doch wieder einmal nahm er auf solche Befindlichkeiten keinerlei Rücksicht. Er schaute ihr forschend ins Gesicht und fragte: »Nun? Bist du nun meine Sklavin?« Er wusste genau, wie sie sich an dieser Bezeichnung störte. Sie würde nie jemandes Sklavin sein.

Sie presste die Lippen zusammen und schüttelte bestimmt den Kopf. Als er nichts mehr sagte, suchten ihre Augen seinen Blick und sie war erstaunt über die weiche Wärme, die sie darin sah. Er lächelte, zog sie in seine warme, starke Umarmung, löschte das Licht, hauchte ihr einen Kuss auf den Scheitel und flüsterte ein leises: »Gute Nacht!«

Dann lag sie in seinem Arm, starrte in die Dunkelheit und lauschte auf seinen gleichmäßigen Atem. Irgendwann gab sie es auf, Ordnung in ihre Gedanken bringen zu wollen und gab sich dem Gefühl von Geborgenheit und Wärme hin, dass sie trotz allem in Nähe erfüllte.

Irgendwann fand sie sich wieder an der Grenze zwischen Schlaf und Wachheit, orientierungslos, doch erneut erfüllt von Lust und Begehren. Sie fühlte seine feuchten Lippen auf ihren Brüsten, seine Hand zwischen ihren Beinen, zwei Finger tief in ihr vergraben, während der Daumen über ihre Klitoris rieb. Ehe sie überhaupt wach war, das Geschehen erfasst hatte, brachen sich all die ausgestauten Empfindungen, das unverarbeitete Erleben und die ungestillte Lust Bahn und ihr Höhepunkt rollte mächtig über sie hinweg. Ihre Muskeln spannten sich um seine Finger und die unkontrollierten Zuckungen schienen ihren gesamten Körper zu erfassen.

Ganz langsam ging es vorbei und als sie die Augen aufschlug, schaute er lächelnd auf sie herab. »Du magst vielleicht nicht meine Sklavin sein, aber dennoch bin ich dein Herr!« vernahm sie seine bestimmte Aussage.

Sie hatte keine Lust mehr. Keine Lust zu diskutieren, keine Lust nachzudenken. Sie wollte einfach nur hier liegen, seine Nähe genießen und dem eben Erlebten nachspüren. Ihre Arme schlangen sich um ihn und mit einem Brummen kuschelte sie sich in seinen Arm.

Sehr viel später, als er eingeschlafen war, fiel ihr wieder ein, dass er ihr einmal berichtet hatte, dass er starke Frauen mochte. Frauen mit einer Meinung und Rückgrat – damals hatte sie das für einen Widerspruch gehalten. Doch er hatte ihr erklärt, dass er auf keinen Fall eine schwache Frau wollte. Auch keine Frau, die sich ihm unterordnete, weil sie nicht anders konnte, weil sie sich generell unterordnen wollte. Keine, die von ihm beleidigt werden wollte, weil sie ihre Lust daraus gewann. Er wollte eine Frau, die sich IHM unterordnete – nur ihm. Nicht weil sie es brauchte, sondern weil sie es wollte und dass nichts für ihn so unwiderstehlich war, wie diese ganz besondere, bewusste Hingabe.

Sie waren erst ganz am Anfang und es war unmöglich für sie abzuschätzen, wie weit sie ihm würde folgen können. Als nächstes dachte sie an den weichen Ausdruck in seinen Augen vor dem Einschlafen. Vielleicht hatte er ja Recht? War er ihr Herr?

Zufrieden wandte sich ihm zu, küsste seine schlafwarme Brust. Vielleicht war er ja ihr Herr – einstweilen und wenn sie es zuließ – aber lag in der Hingabe nicht auch eine Macht? Machte sie das dann zu seiner Herrin? Mit einem Lächeln schloss sie erneut die Augen.

Kommentare


plato2000
dabei seit: Mai '10
Kommentare: 11
schrieb am 05.12.2012:
»sehr , sehr gut ! Seit langer Zeit wieder eine Geschichte bei der ich das Lesen in keinster Weise bereue.... Danke !«

Leichtgewicht
dabei seit: Mär '10
Kommentare: 279
Leichtgewicht
schrieb am 07.12.2012:
»extrem schwierig so etwas zu schreiben, weil es jenseits der genretypischen Stereotypen liegt.
Ich lese immer gern, was Du schreibst und wie Du es versuchst, mit Deinen Themen klarzukommen.
Immer ein hoher Anspruch.«

paulinchen2001
dabei seit: Jan '13
Kommentare: 3
schrieb am 24.01.2013:
»Wow... total irre, einfach fantastisch, genau auf den Punkt gebracht.... CHAPEAU!«

Pitoe
dabei seit: Feb '05
Kommentare: 211
schrieb am 21.02.2013:
»ich mag es, ausführlich zu schreiben. Aber hier fehlen mir die Worte. Daher nur sehr kurz. Ich bin von Dir auf eine spannende Reise mitgenommen worden.
Und ich liege nun ebenso da und genieße die Ruhe nach dieser Erregung und Anspannung. Ich bin sicher, dass die Reise in diese Welt weitergehen wird.
Großartige Geschichte.«

Auden_James
dabei seit: Aug '10
Kommentare: 87
Auden James
schrieb am 11.09.2013:
»Ebenfalls ein Jahr später, als ich wollte, lese und kommentiere ich diesen Text der Autorin. (Besser spät als nie, sage ich mir ein weiteres Mal.) Dieses Mal aber bin ich nicht zwiegespalten, nein, schlimmer noch: Ich weiß nicht recht mit dem T(v) etwas anzufangen! Woran das liegt? Großteils daran, dass ich im T(v) über weite Strecken das wiedererkenne, was ich großteils bei den zahlreichen anderen Veröffentlichungen der Autorin bereits bemängelte und kritisierte: indirekte Wahrnehmungen ("Sie spürte, wie...") zuhauf, zu viele Füllwörter (7,49 Prozent; und natürlich sind die Klassiker "immer" und "ein wenig" mit von der Partie) an den falschen Stellen, zu wenig sprachliche Finesse (stattdessen bemerkenswert ungelenke Formulierungen wie: "Merkwürdig, wie schnell sie sich daran gewöhnt hatte, mit verbundenen Augen neben ihm zu sitzen. GANZ IM GEGENTEIL, sie war begierig auf das, was nun kam." [Hervorh., A.J.]), etc. Da nimmt es nicht wunder, wenn sich formale Enttäuschung beim geneigten Leser breit macht, denk e ich.

Leider sieht es auch inhaltlich nicht viel anders aus. Grob gefasst schildert der T(v) den Verlauf eines Tages ab Ankunft im Hotel aus Sicht einer namens- wie gesichtslosen Frau, die sich mit einer männlichen Internetbekanntschaft trifft, um ihre vermeintliche devote Ader auszutesten. Das ist per se nicht schlecht. Daraus könnte sich durchaus eine lohnenswerte Lektüre ergeben. Allerdings setzte dies ein paar Dinge voraus, die der T(v) leider nicht bieten kann, z.B.: (1) Schilderungen, die sich nicht in redundanten Soll-ich-oder-soll-ich-nicht-Gedankenspielen der Frau und banalisierten Spannungspunkten (siehe Abendessen) erschöpfen, (2) Wahl der richtigen Erzählperspektive (der T(v) fordert geradezu die Ich-Perspektive), (3) stärkere Konflikte, die sich nicht bei Kerzenschein und -wachs in unbändigem Begehren auflösen, etc.

Lob: Das Bemühen der Autorin um mehr Welthaltigkeit ist evident!

Frage: Was hätte ein Faith wohl aus der Prämisse des T(v) gemacht?«

geebee2403
dabei seit: Aug '13
Kommentare: 9
schrieb am 12.09.2013:
»ich habe mit wachsender Spannung Deinen Beitrag gelesen; wahnsinnig erregend! Was schreibst Du sonst noch? Ich suche!«

schlaupaul
dabei seit: Aug '04
Kommentare: 1
schrieb am 27.11.2013:
»Hallo,
Du hast mich beruehrt und dabei einen relevanten Stein in mein Puzzle des Verstehens eingefuegt. Vielen Dank!
Die Distanz zum Geschehen hat sich bei mir schnell und unbemerkt aufgeloest - Kompliment!
Ich werde die Geschichte bestimmt noch einmal lesen.«

1216
dabei seit: Jul '04
Kommentare: 43
schrieb am 16.09.2018:
»Sehr gut geschrieben!«


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