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Kommentare: 3 | Lesungen: 3117 | Bewertung: 8.20 | Kategorie: Teen | veröffentlicht: 19.02.2017

Nils - Keine Sorge, mein Mann ist in Mailand

von

„Gut, meine Damen und Herren, das war es für heute. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen in dem neuen Semester.


Wir sehen uns am Donnerstag in alter Frische. Auf Wiedersehen.“


Die Studenten klopften anerkennend auf die Tische, erhoben sich und wanderten lärmend aus dem Hörsaal.


Nils fand die Dozentin faszinierend, genau wie er empfand der Großteil der Kommilitonen. Mit welcher Souveränität sie den Hörsaal beherrschte, beeindruckte selbst den coolen Nils. Er ging die Stufen hinunter, um den Saal durch den Ausgang rechts unten zu verlassen. Er konnte nicht umhin, die Dozentin immer wieder anzuschauen. Die packte das für die Vorlesung benutzte Anschauungsmaterial zusammen, verteilte in aller Gelassenheit die Unterlagen auf mehrere Ordner.


Die Begeisterung über die Grazie und Zielstrebigkeit der Frau ließen Nils immer weiter schauen. Sie bemerkte seinen Blick und begegnete ihm lächelnd. Nils schob sich innerhalb der Menge der Studenten langsam am Pult vorbei, den Blick unverwandt auf die Frau gerichtet. Sie war viel größer als er es von seinem Platz aus gedacht hatte, auf jeden Fall an die Einsachtzig. Rot-blond, mit kurzem, sorgfältig frisiertem Haar, schlank und drahtig erweckte sie einen durchtrainierten Eindruck. Das Gesicht, braun gebrannt mit Sommersprossen übersät, war zart, mit hohen Wangenknochen, fast mager. Auf jeden Fall war sie die attraktivste mittelalte Frau die Nils je begegnet war, jetzt, in diesem Moment.


Die Augen der Professorin kamen ihm vor wie große grüne Gletscherseen, wie er sie in den Alpen gesehen hatte. Es handelte sich um ein milchig erscheinendes Moosgrün, eine wunderschöne Farbe für diese Augen, die einen Ausblick auf einen sehr wachen und intelligenten Geist öffneten. Unmittelbar nach dieser beeindruckenden Vorlesung hielt er sie für den intelligentesten Menschen, dem er je begegnet war.


Die Bewegungen, mit denen sie ihr Material einpackte fesselten weiterhin Nils Blicke, denn sie bewegte sich mit Eleganz und Anmut, schnell, sicher und effizient. In der Euphorie glorifizierte er die aufregende Frau.


Sie schob die Ordner mit sehr ökonomisch wirkenden Bewegungen gelassen mit großer Zielstrebigkeit und Effizienz in die schweinslederne, geräumige Aktentasche. Sie reihte sich neben Nils in die Schlange der Studenten ein, um den Hörsaal zu verlassen. Sie hätte ebenso gut die Studenten bitten können, sie durchzulassen. Stattdessen reihte sie sich ein und wartete geduldig, bis sie an der Reihe war um die Tür zu passieren.


Nils ließ ihr selbstverständlich den Vortritt, sie fragte ihn über die Schulter:


„Sie heißen Nils Klose, nicht wahr? Und sind ein Freund von Luca Wohatschek, stimmts?“


Nils war verblüfft. Er wurde von ihr nicht nur bemerkt, sondern sie kannte sogar seinen Namen. Allein das war bemerkenswert, denn es gab sicher mehr als fünfhundert Studenten die dieser Vorlesung beigewohnt hatten und sich nun hinaus drängten.


Darüber hinaus wusste sie etwas von ihm, von dem er nichts ahnen konnte. Die Erkenntnis ließ sein seelisches Gleichgewicht straucheln.


„Was? Wie bitte?“, stammelte er, „Öh, ja, ja, das bin ich. Ich, wir sind mit ihm und seiner Freundin, öh …“. Er wusste vor lauter Überraschung nicht weiter. Er konnte schlecht sagen, dass sie alle Vier miteinander verbandelt waren und miteinander schliefen. Als bloße Freundschaft konnte man ihre Beziehung sicher nicht betiteln. In aller Öffentlichkeit von Liebe zu sprechen verbot sich für Nils von selbst.


Für eine ausweichende Antwort fehlte ihm für einen Moment die Geistesgegenwart.


Die Dozentin zog ihn am Arm aus dem Strom der Studenten, ging mit ihm einige Schritte zur Seite und langsam weiter in ihre Richtung.


„Der Dekan ist sein Vater, das wissen Sie oder?“


Nils befand sich nach wie vor aus der Fassung, er stotterte herum.


„Ja, öh, ja, sicher, öh weiß ich.“


Er riss sich zusammen und bekräftigte sehr offiziell:


„Ja, das ist mir bekannt.“


„Mein Mann leidet sehr darunter, dass er keinen Kontakt zu seinem Sohn hat. Sehen Sie eine Möglichkeit, wie wir die beiden zusammenbringen können?“


Ihr Mann? War der Dekan ihr Mann? Die Information brachte Nils erneut aus dem Gleichgewicht.


Er starrte die Frau unverwandt an, während er die Nachricht verarbeitete und sich eine Position suchte, um von dort aus eine vernünftige Antwort geben zu können.


„Luca ist ein sehr gute Freund von uns“, gab er nach etlicher Zeit mit fester Stimme zu verstehen, „er ist gestern erst mit seiner Freundin nach Berlin abgereist. Dass er zu seinem Vater keinen Kontakt hat, wusste ich nicht. Jetzt wird mir klar, warum er nicht hier in München studieren möchte.“


„Ach, Luca war hier in München? Wie lange denn?“


Die Dozentin führte den nach wie vor verwirrten Nils am Ellbogen weiter den Gang hinunter. Die Menge der Studenten war in den Gängen der Universität verschwunden, sie beide befanden sich allein auf dem Flur.


„Während der gesamten Semesterferien. Wir haben eine große Wohnung, da konnte er mit seiner Freundin die Ferien hier in München verbringen.


Ich habe versucht, ihn zu überreden hier zu studieren. Er könnte mitsamt Freundin bei uns wohnen, wir könnten zusammen arbeiten. Das Angebot hat er jedoch leider abgelehnt. Jetzt kann ich mir einen Grund dafür denken.


Ist denn etwas vorgefallen zwischen den beiden?“


„Darüber spricht mein Mann nicht“, sie verdrehte die Augen, „Männer!“, klagte sie.


Nils war nicht gefestigt genug, um dem diskriminierenden Pauschalurteil zu widersprechen.


„Sie heißen aber nicht Wohatschek“, platzte es stattdessen aus ihm heraus.


Sie lächelte.


„Obermayr ist ein so schöner bayrischer Name“, erklärte sie, „den wollte ich nicht aufgeben. Schon weil ich ursprünglich aus Balve stamme. So hat jeder seinen Namen behalten.“


Sie lächelte verschämt und fragte:


„Würden Sie Wohatschek heißen wollen?“


Nils griente schief, so langsam fand er zu seiner Normalform.


„Nee, nicht wirklich. Naklar können wir die zusammen bringen. Meine Freundin und ich würden es sehr begrüßen, wenn Luca hier in München studieren würde.“


Er fand sich langsam wieder in der Welt zurecht, lächelte spitzbübisch. Mit einem angedeuteten Zwinkern meinte er:


„Wäre für mich wahrscheinlich auch nicht zum Nachteil, eine gute Verbindung zum Dekan zu haben.“


Die Dozentin schmunzelte, „Sicher nicht von Nachteil“, sie erwiderte sein leises Zwinkern, „Wo gehen Sie jetzt hin?“


Nils gab gern Auskunft, obwohl ihm solche direkten Fragen unangenehm waren:


„Ich habe erst in anderthalb Stunden wieder eine Vorlesung, ich gehe zum Sport.“


„Welchen Sport treiben sie?“, fragte sie neugierig, Nils fühlte sich ausgefragt und bedrängt.


„Ich habe mich der Zehnkampf-Mannschaft angeschlossen, nebenher spiele ich noch in der Volleyball-Mannschaft.“


Er wollte das reine Frage-und-Antwort-Spiel unterbrechen, er drehte den Spieß um:


„Sie sehen ebenfalls sehr sportlich aus, welchen Sport treiben Sie?“


Frau Professor Obermayr berichtete, dass sie sich dem Laufsport auf langen Strecken verschrieben hätte. Sie erzählte schmunzelnd, dass sie beinahe versucht wäre, wegen der Leidenschaft für den Sport eine Suchtklinik aufzusuchen.


„Gehen Sie mit mir einen Kaffee trinken?“, fragte sie ohne Zusammenhang, „Wir könnten einen Schlachtplan ausarbeiten, wie wir Vater und Sohn zusammenbringen.“


Nils würde lieber an dem lose verabredeten Kugelstoß-Training teilnehmen, bei dem er den Coach und einige der Athleten aus der Mannschaft treffen würde, anstatt mit einer mittelalten hochgestellten und sehr wichtigen Frau Kaffee zu trinken, die ihn ausfragte wie einen Schuljungen.


Seine Professorin und die Frau des Dekans würde er jedoch auf keinen Fall enttäuschen können, schon um seine Studienziele zu erreichen. So fügte er sich ins Unvermeidliche, wanderte brav an ihrer Seite zur Mensa. Er hoffte dort auf sein Gnömchen zu treffen, leider vergeblich. Die süße Kleine hätte ihn sicher gerettet, denn sie war im Umgang mit hochgestellten Persönlichkeiten wesentlich gewandter als er.


Bei Nils wuchsen sich bei einer solchen Gelegenheit Hände und Füße zu unmöglichen Größen aus. So fühlte es sich jedenfalls an, wenn er sich in Gegenwart bedeutender oder wichtiger Menschen unsicher und unbeholfen bewegte. Er pflegte bei solch unpassenden Gelegenheiten linkisch und ungeschickt zu wirken, gelegentlich begann er gar zu stottern.


An der Kasse meinte sie sehr locker:


„Würden Sie wohl die Rechnung für mich übernehmen?“


'Die spinnt wohl!', schoss es Nils im ersten Augenblick durch den Kopf, mit dem Gedanken verschwand die Unsicherheit. Er sah die Frau nun nur noch als lästige Pflichtaufgabe, der er sich stellen musste. Nachdem er durch diesen Gedankenblitz emotional gefestigt war, leuchtete es ihm ein, dass es ihm eine Ehre sein musste, der Frau Professor einen Kaffee auszugeben. Er zückte sein Portemonnaie und zahlte für sie mit.


Als sie saßen, Nils einen Kakao, die Professorin einen Kaffee vor sich, sagte sie ganz unbefangen:


„Das Einzige, was mich vom Laufen abhalten kann, ist Sex.“


Nils verschluckte sich an dem Kakao und hustete heftig.


Frau Obermayr schlug ihm fröhlich lächelnd fest auf den Rücken. Sie reichte ihm ein Papiertaschentuch, mit dem er sich die Tränen abwischen konnte, die ihm beim Husten in die Augen geschossen waren.


„Habe ich Sie geschockt? Das lag nicht in meiner Absicht. Ich dachte, ihr jungen Leute seid bei dem Thema lockerer drauf.“


„Ach nein, das war es nicht“, musste Nils mit heiserer Stimme berichtigen, „ich habe mich nur verschluckt.“


„Also“, führte die Professorin das Gespräch in eine ganz andere Richtung, „wie bekommen wir Vater und Sohn zusammen?“


„Woher wissen Sie eigentlich, dass Luca und ich uns kennen?“


„Ach, ich habe da so meine Quellen“, antwortete die Frau des Dekans reserviert. Sie schaute auf ihren Kaffee, schien mit sich zu ringen. Nach einer kurzen Pause siegte ihre Neugier, sie fasste einen Entschluss, sie fragte:


„Kennen Sie Anna Breisiger?“


Diese Anna Breisiger war Nils' Volleyball-Bekanntschaft, die, die versucht hatte, ihn zu erpressen.


„Ja“, meinte er kühl, „den Namen kenne ich.“


„Anna ist eine entfernte Verwandte von mir. Sie war mal sehr in Sie verschossen.“


„Ach, echt?“, fragte Nils ohne Interesse. Dass die beiden Frauen sich kannten war ihm unangenehm.


Die Dozentin rückte näher, beugte sich zu Nils.


„Sie hat mir von Ihnen vorgeschwärmt“, raunte sie, „so doll, dass ich sehr neugierig wurde.“


Nils schluckte. Was bahnte sich hier an?


Frau Obermayr setzte sich aufrecht und fuhr fort:


„Aber plötzlich war es vorbei. Was ist zwischen Ihnen passiert?“


'Neugier, dein Name ist Weib!', dachte Nils, die Fragerei ging ihm gegen den Strich, das Bohren nach Intimitäten, die niemanden etwas angingen, ging ihm darüber hinaus erheblich auf die Nerven.


„Oh“, antwortete er weiterhin kühl, „sie wollte etwas anderes als ich.“


Die grünen Gletscherseen schauten den Modellathleten nachdenklich an. Nils ahnte was da auf ihn zu zu kommen drohte, ausmalen konnte er es sich jedoch nicht.


„Aber Sex hatten Sie miteinander oder?“, fragte die Dozentin gerade heraus.


'Alter Schwede!', dachte Nils, seine Ahnungen schienen sich zu bewahrheiten.


„Mehr aus Versehen“, wiegelte er ab, „einer außergewöhnlichen Situation geschuldet. Wir waren beide nicht ganz nüchtern“, versuchte er, das Geschehene zu relativieren.


„Aha!“, meinte die Dozentin, trank einen Schluck Kaffee und wechselte dann erneut überraschend das Thema:


„Wie bringen wir Vater und Sohn zusammen?“


Nils schwieg einen Moment, er musste sich erst sammeln. Die Nähe der Dozentin, ihre unverhohlene Neugier, ihre Unverblümtheit und ihre Sprunghaftigkeit brachten ihn nochmals ins Schleudern.


Er beruhigte sich relativ rasch, sortierte seine Gedanken.


Eine Patentlösung schien es für das Problem nicht zu geben. Er brauchte mehr Informationen über das Verhältnis zwischen Vater und Sohn, dazu wollte er gemeinsam mit dem Gnömchen Luca befragen. Vielleicht wusste auch Clarissa etwas darüber.


„Spontan habe ich dafür keinen Plan“, erklärte er der Dozentin, „aber ich werde darüber nachdenken und schauen, was sich machen lässt. Ich kenne ihn ganz gut. Am Donnerstag weiß ich mehr.“


„Sehr gut, sprechen wir am Donnerstag weiter“, meinte die Frau des Dekan, seine leibhaftige Professorin. Sie blickte auf die Uhr, wurde plötzlich hektisch, meinte nur: „ich muss los“. Sie erhob sich, wand sich mit viel Eleganz und Beweglichkeit zwischen den Tischen und Stühlen hindurch und verschwand. Sie ließ einen ratlosen Nils und ihre halb geleerte Tasse zurück.


'Was will die Frau?', fragte er sich.


Nachmittags traf er das Gnömchen im Biergarten. Sie lernte dort im Schatten eines Baumes, vor sich ein großes Glas mit Apfelschorle. Nils sah seine Kleine dort sitzen, bei ihrem Anblick vergaß er die Dozentin, er vergaß Luca, er vergaß alles, er sah nur auf sein heiß geliebtes Gnömchen. Wie sehr er die Kleine Maus liebte, konnte er nicht in Worte fassen, auch die Gedanken waren für eine passende Formulierung nicht frei genug.


Sie trug ein sehr helles Sommerkleid, durch das die gebräunte Haut, die langen glatten braunen Haare sehr intensiv und wunderschön zur Geltung kamen. Ihr kleines, niedliches Gesichtchen, angestrengt durch das Studium, hochkonzentriert auf das was sie las gerichtet, sah für Nils überirdisch schön aus.


Das Mädchen gehörte zu ihm!


Das kleine, lebhafte Mädchen, das sich überall in der Welt auskannte, das fünf Sprachen sprach, das saß dort, wartete auf ihn, auf Nils das Landei. Er trat an den Tisch heran ohne etwas sagen zu können, er war bewegt vom eigenen Pathos.


Für Michelle verdunkelte sich der Himmel, als der große und breite Nils an den Tisch trat. Sie freute sich sehr ihn zu sehen, ihren Liebsten. Sie schaute auf und strahlte ihn an. Nils hätte töten können für sie, so sehr liebte er sie.


„Hi Süße“, meinte er nur, gab ihr einen Kuss und setzte sich ihr gegenüber.


Ihre Nähe und Zuwendung gaben ihm die Kraft und das Selbstvertrauen, mit dem er seine nähere Umgebung ohne ein Wort zu sprechen dominierte.


Sie saß auf einer Bank, rückte demonstrativ ein Stückchen zur Seite, um Nils zu bedeuten, sich neben sie zu setzen.


Gehorsam nahm er neben ihr auf der Bank Platz. Das kleine quirlige Mädchen kuschelte sich sofort an den Lieblingsriesen, legte seinen Arm um sich, sodass es aussah, als säße sie unter seiner Achselhöhle. Sie dominierte den so sehr viel größeren Nils nach Belieben, er war außerstande sich den Wünschen seines Gnömchens zu widersetzen.


Aus ihrem niedrigen Standort schaute sie ihn mit den großen braunen Koboldaugen bittend an. Er gab ihr gern das Küsschen, um das sie mit dem Blick bat. Sie hielt ihn, als er sich wieder aufrichten wollte, schlang den Arm mit erstaunlicher Kraft um seinen Nacken. Das Küsschen wurde zum Kuss, das Mädchen strahlte mehr und mehr Hitze zu ihm hinüber. Die winzige feste Zunge der Kleinen forderte seine zum Schlangentanz, zu äußerst erotischem Spiel.


Mehr als diesen ausgedehnten Kuss brauchte es nicht um Nils zu erregen und ihm zu bedeuten, was sie von ihm erwartete. Sie schauten sich, schwer atmend in die Augen.


„Hast du schon bezahlt?“, fragte Nils. Er wollte so etwas wie die Oberhand bewahren, besaß jedoch keine Chance gegen das Gnömchen.


„Komm!“, meinte sie, nahm ihre Tasche auf, stopfte das Buch hinein und zerrte den Freund aus dem Biergarten heraus. Vor dem Eingang des Gartens forderte sie ihn erneut zum Kuss.


„Was ist denn los?“, fragte er das liebestolle Mädchen.


„Mir ist klar geworden, wie sehr ich dich liebe und wie sehr ich dich brauche. Komm jetzt!“, sie zerrte ihn weiter. Sie liefen Arm in Arm, der große Nils ließ sich von der Eile der kleinen Michelle anstecken, sie rannten beinahe zur S-Bahn. Im Inneren des Waggons blieben sie aneinander geschmiegt, die Blicke ineinander verhakt. Die Liebe umgab sie für Außenstehende sichtbar, machte sie für das Umfeld unantastbar. Sie eilten Hand in Hand hinauf in die Wohnung am Marienplatz, wanden sich aus den Kleidern, halfen sich gegenseitig dabei, liebten sich nur mit den Blicken.


Nackt schmiegten sie sich aneinander, klammerten sich aneinander, waren eins, einig in dem, was sie wollten und was sie fühlten. Sie legten sich im Schlafzimmer auf das breite Bett, streichelten sich, küssten sich, liebten sich ohne Worte, die Blicke ineinander verhakt. Das Vertrauen ineinander empfanden sie als grenzenlos, sie öffneten sich vollständig füreinander, waren eins in dem was sie fühlten und in dem was sie begehrten.


Nils, der Riese, begab sich über sein winzig erscheinendes Gnömchen, kniete zwischen ihren Schenkeln, hielt das Köpfchen in seinen Pranken. Der große Lustriemen wurde von dem kleinen Händchen der Liebsten gelenkt, stak vor der Pforte zum Glück, ertastete das Heiße, Feuchte, ergab sich dem Verlangen.


Nils schob den Obergeilen mit sehr viel Gefühl, mit aller Liebe die er empfand hinein in die Hitze seiner Süßen, hielt das Gesichtchen scharf im Blick. Michelle ließ sich von der Lust die Augen verschließen, die Lust, die durch das Eindingen des Liebsten entstand, dieses wundervolle Gefühl, dieses intensivste aller Streicheln, der Gipfel des Begehrtwerdens, dem Inbegriff der Hingabe. Sie gab sich vollständig, wurde dadurch komplettiert, wurde durch die vollständige Aufgabe mächtig, vereinnahmte die andere Person, ihren Herzallerliebsten, nahm ihn in sich auf, wurde übermächtig.


Nils verlor sich in dem Gnömchen, versank in der Lust, die sie mit dem entrückten Gesichtsausdruck, der Hitze in ihrem Inneren, durch das hingebungsvolle Stöhnen zum Ausdruck brachte.


Nils bildete weiterhin eine Brücke über seinem Mädchen, berührte sie mit den Pranken, ihre Schultern lagen auf seinen Unterarmen, der Penis steckten in dem heißesten Möschen seines Universums. Michelle umschlang seinen Nacken, schnellte den Unterleib den Bewegungen des Liebsten entgegen. Die Liebenden brachten sich gegenseitig in die höchsten Sphären der Lust, Nils hielt das Gnömchen unverrückbar im Blick und in seinen Pranken. Er liebte sie mit überströmender Seele, überschwemmte sie beide mit seinem Gefühl. Es bildete sich ein Strudel, der die beiden erfasste, sie hinweg riss in eine andere Welt, eine Welt des gegenseitigen unendlichen Glücks.


Das Stöhnen seiner Kleinen, lauter und lauter, riss Nils mit hinein in den Glücksstrudel. Er schenkte ihr mit heftigen Stößen den Saft des Lebens, der eigene Orgasmus riss ihn aus der Welt in etwas hinein, das nur er und sie empfinden konnten.


Sie atmeten beide schwer, blickten sich an, ohne Worte, verständigten sich mit der Sprache der Seelen, waren eins, waren einig, waren glücklich.

„Los lauf, Klose, da ist noch mehr drin!“, schrie der Trainer. Für Nils begann die letzte Runde des 1.500 m – Laufes, seine Kollegen hörte er hinter sich. Er steckte alles an Energie hinein, das nach dem harten Training noch in ihm steckte, Laufen gehörte schließlich zu seinen Stärken.


Das sagte er sich immer und immer wieder.


'Laufen ist deine Stärke, Nils, darin bist du der Beste!'


Er ging die letzte Runde in dem Tempo an, in dem er bisher ausschließlich die 400 Meter angegangen war.


'Los!' sagte er sich selbst, 'Und wenn du die Lunge auskotzt, es überholt dich keiner von denen!'


Als er die Gegengerade hinter sich gebracht hatte, meinte er, dass es jetzt bereits so weit wäre, die Stelle, an der er die Lunge auskotzen müsste. Sie brannte, die ganze Brust schien ihm zerspringen zu wollen. Endlich lag diese letzte Kurve hinter ihm, der Endspurt konnte beginnen.


'Endspurt?', sagte sein inneres Ich, der wehleidige Teil seines Körpers, der, der immer als erstes aufgeben wollte, 'Endspurt? Du spinnst wohl?'


Nils legte jedes Gramm Energie, jeden Funken Ehrgeiz in die letzten einhundert Meter, denn er befürchtete, dass ihn die anderen noch einholen könnten. Er steigerte das Tempo nochmals auf den letzten fünfzig Metern. Im Sprint überquerte er die Ziellinie, bekam aus dem Augenwinkel mit, wie der Trainer die Stoppuhr drückte.


Er taumelte über die Tartan-Bahn. Am liebsten hätte er sich vor lauter Schwäche zu Boden geworfen, das verursachte jedoch erfahrungsgemäß sehr schmerzhafte Schürfwunden, so taumelte er an den Rand, hielt sich an der Brüstung zum Zuschauerbereich fest. Er versuchte, seiner Sauerstoffnot Herr zu werden, indem er wie ein Erstickender nach Luft rang. Er schaute zur Erde, hing dort mehr als er stand und keuchte.


Seine Lunge wollte aus dem Brustkorb ausbrechen, sein Herz drohte den Kopf zu zersprengen, die Sauerstoffnot brachte ihn bald um, der Schweiß rann in Strömen über den Körper.


Er keuchte, keuchte, keuchte.


Als er endlich in der Lage war, den Blick zu heben, schaute er in die moosgrünen Augen seiner Dozentin. Die stand zwei Meter vor ihm und schüttelte den Kopf.


„Klose, ich habe noch nie einen Sportler gesehen, der sich beim Training so reinhängt. Wollen Sie den Weltrekord knacken oder was ist ihr Ziel?“


Nils sah sich außerstande zu sprechen. Er taumelte mehr als er lief in den Innenraum des Sportplatzes und ließ sich auf das Gras fallen. Der Atem beruhigte sich nach und nach. Er richtete sich auf, begegnete dem Blick des Trainers.


„Vier-vierzehn, Schätzchen“, meinte der, er schien ungläubig, „Vier-vierzehn. Bring diese Leistung im Wettbewerb und du liegst über achttausend Punkte. Leck mich am Arsch, Klose, du hast sie ja nicht mehr alle!“


Er war stolz auf Nils wie nur was, so fühlte es sich für Nils an, er interpretierte den Fluch als Ausdruck für ungläubiges Staunen.


Nils hielt es für das höchste Lob, das der Trainer jemals in seiner Gegenwart ausgesprochen hatte. Er war nach wie vor damit beschäftigt, seine Lungen mit Sauerstoff zu versorgen, atmete nach wie vor schwer. Zu ihm gesellten sich die Kollegen, die nach und nach das Ziel erreichten, sich ringsum ins Gras niederplumpsen ließen und zu Atem zu kommen versuchten.


Nach nur wenigen Minuten der Erholung schrie der Trainer alle Athleten an, die sich von den Strapazen des 1.500-m-Laufes liegend erholen wollten:


„Los, auf ihr müden Säcke, austraben. Nicht so faul rumliegen, auf-auf!“


Gehorsam raffte sich die Handvoll Sportler auf und trabte langsam, die Muskeln und Gelenke lockernd über die Tartan-Bahn. Am Ausgang aus dem Stadion wartete der Trainer auf sie. Er ging neben Nils her, als der sich auf den Weg in die Umkleidekabine machte. Er hielt ihm ein weißes und ein rotes Päckchen hin. Beide Päckchen enthielten offensichtlich Tabletten, waren unscheinbar und nicht bedruckt.


„Klose, dass du nochmal eine Schüppe drauflegen kannst, hätte ich nicht gedacht. Du lieber Himmel, was kannst du laufen. Du bist echt ein Riesentalent, ich möchte dich fördern. Ich will, dass du diese Aufbaupräparate als Nahrungsergänzung nimmst. Du musst den Energieverlust ausgleichen, klar oder? Das geht aber nicht mit Quark und Erdbeeren. Hast du kapiert? Von den roten täglich eine, von den weißen drei, vor jeder Mahlzeit eine. Verstanden?“


Nils bedachte den Trainer mit einem schrägen Seitenblick. Von irgendwelchen Pillen hielt er überhaupt nichts. Für ihn war Zehnkampf nach wie vor eine Ausweichdisziplin, ein eher schlechter als rechter Ersatz für sein geliebtes Handballspiel. Der Ehrgeiz ließ ihn im Sport immer Höchstleistungen bringen, das ließ er sich nicht nehmen. Aber Aufbaupräparate? Wie hörte sich das denn an? Wenn das tolle Essen, das sein Gnömchen jeden Tag auf den Tisch zauberte, nicht mehr gut genug war um seinen Körper mit den notwendigen Zutaten zu versorgen, dann würde er sportlich eben etwas kürzer treten. So ehrgeizig, dass er sich überforderte, war er nicht.


Das Gnömchen berief sich seit ihrem Paris-Aufenthalt immer wieder und immer mehr auf seine französischen Wurzeln. Sie war nicht mehr bereit, schnelles Essen zu dulden. Jeden Abend gab es dementsprechend im Hause Dombrowski/Klose ein Festmahl, nur äußerst selten gab es schnelle Küche, Pizza oder ähnliches, das seine Kleine als 'Fastfood' mit äußerster Verachtung abtat.



„Wer ist denn die Perle die dich da im Ziel erwartet hat?“, fragte der Zehnkampfkollege, der aus Duisburg stammte, als sie unter der Dusche standen, „Ist schon was älter oder?“


Nils seufzte theatralisch.


„Das ist meine Dozentin, Frau Professor Doktor Obermayr, Ehefrau des Dekans der juristischen Fakultät. Eine scheiß-wichtige Nervensäge.“


„Ach du dicke Eiche!“, antwortete der Kollege und widmete sich wieder der Körperpflege. Nach einiger Zeit schaute er wieder auf, zeigte auf Nils Penis, dessen Größe auch im Ruhezustand beeindruckend war, und fragte unverblümt:


„Ist die scharf auf deinen Pferderiemen oder was hat die vor?“


„Das befürchte ich“, meinte Nils, „eine Verwandte von ihr hat mit dem Pferd Bekanntschaft gemacht und anscheinend damit angegeben. Jetzt hab ich die Olle am Hals.“


„Na, dann immer ran, was Besseres kann es doch nicht geben“, meinte der Kollege grinsend, „Auf nem eingerittenen Pferd das Reiten lernen ist doch geil.“


„Reiten lernen! Ha! Hast du eine Ahnung“, meinte Nils leidgeprüft, „Was meinst du, was die anstellt, wenn du nicht das tust was sie will? Oder was meinst du was los ist, wenn du mit der Schluss machst? Dann hast du aber die Kacke am Dampfen, das sag ich dir. Lieber nicht, echt nicht, lieber nicht.“


„Scheinst Erfahrung zu haben“, meinte der Kollege. Es schwang etwas Neid in dessen Stimme.


„Ja, eine Lehrerin wollte mir ne Eins auf dem Abi-Zeugnis geben, wenn ich sie mit dem Pferd behandle. Als ich sie vor der Abi-Feier abserviert habe, hat sie tatsächlich versucht, die Zensur wieder rückgängig zu machen. Hat nicht geklappt, aber Stress hatte ich trotzdem wegen der Schnepfe.“


„Durch Poppen eine bessere Abi-Note? Meine Güte, was musst du gut sein!“


„Weiß auch nicht, was die Weiber an mir finden“, versuchte Nils den aufkommenden Neid abzuschwächen.


Während das Wasser auf seinen Körper prasselte, rekapitulierte Nils das Geschehene. Die Dozentin sah Klasse aus, daran gab es keinen Zweifel, immer in Anbetracht ihres Alters natürlich.


Sie betonte die wirklich sehr langen Beine und den kleinen festen Hintern durch die engen Hosen die sie für gewöhnlich trug. An der Art wie sie sich bewegte, sah man ihre Spannkraft, ihre Sportlichkeit. Es gab für Nils keinen Zweifel, sie sprach sein ästhetisches Empfinden an.


Er wurde sich mit einem Male klar darüber, dass er die Frau wollte, obwohl er Angst vor ihr und den sich daraus ergebenden Konsequenzen empfand. Er wollte sie mit dem 'Pferd', er kicherte als er den Ausdruck dachte, mit dem 'Pferd' wollte er sie besitzen, erobern, dominieren. Er wollte ihr zeigen, was er für ein Kerl war, ein ganzer Mann, er wollte ihr seinen Samen geben, wollte sie befruchten.


Die Gefahr, die ein Techtelmechtel mit der Dozentin und Frau des Dekans bedeutete, lockte ihn mehr als sie ihn abstieß.


Er wäre bereit, wenn sie wollte, obschon er es nicht unbedingt darauf anlegte. Er würde keinesfalls die Initiative ergreifen, die musste von ihr ausgehen. Bei den Gedanken machte sich das 'Pferd' bemerkbar, es schien sich zu vergrößern.



Kurze Zeit später trat Nils frisch geduscht aus der Sporthalle heraus in den hellen Sonnenschein, die Sporttasche über der Schulter, den Rucksack mit den Studienunterlagen in der Hand. Aus dem Schatten der Halle löste sich eine Person, seine Dozentin, sie schien auf ihn gewartet zu haben.


„Wie kommen Sie von hier weg?“, fragte sie beiläufig, ihr Sauerländer Dialekt schimmerte kurz durch.


„Der Trainer oder einer der Kollegen wird mich schon mitnehmen, ansonsten nehme ich den Bus.“


„Ich kann Sie mit zur Uni nehmen, dort wollen Sie doch hin oder?“


Dass die Frau so unverblümt und so dominant auftrat, war Nils unheimlich. Er fühlte sich merkwürdig machtlos, zu entziehen sah er sich jedoch nicht in der Lage. Er redete sich selbst damit heraus, dass es schließlich seine Dozentin und die Frau des Dekan war, die ihm keine Wahl ließ, deren Wünschen er zu folgen hatte. Im Interesse des Fortgangs seines Studiums musste er von Beginn an klein beigeben, positiver ausgedrückt, es war angeraten zu kooperieren.


Luca fiel ihm siedend heiß ein, den wollte er doch kontaktieren. Mist verdammter, verfluchte er sich selbst, weil er die wichtigen Dinge im Leben immer wieder vergaß.


„Haben Sie Luca erreicht?“, fragte sie ihn, während sie vom Parkplatz herunter kurvte.


„Nein, noch nicht“, meinte er, er wollte keine Ausflucht bringen, das war ihm zu blöd.


„Hat keine Eile“, beruhigte sie ihn, „die haben die letzten zehn-zwölf Jahre auch ohne einander über die Bühne gebracht, da brauchen wir uns jetzt auch nicht zu hetzen.“


Sie schaute an einer roten Ampel zu ihm herüber.


„Was Sie sportlich leisten ist enorm. Welches Ziel haben Sie? Deutsche Meisterschaften? Olympia?“


„Ich will mich nur fit halten“, meinte Nils. Was gingen die Frau seine sportlichen Ziele an? Er fühlte sich schon wieder so ausgefragt wie ein Schuljunge. 'Wie ein Ministrant', meinte er für sich. Beinahe hätte er geschmunzelt.


Seine Dozentin ereiferte sich:


„Das können Sie einem erzählen, der sich die Hose mit einer Kneifzange anzieht. Bei dem Ehrgeiz und der Energie, die Sie dort hineinstecken, verfolgen Sie höhere Ziele.“


„Wirklich nicht“, Nils blickte die Dozentin an, er kam sich nicht mehr vor wie ein Ministrant, er nahm seine angestammte Rolle als Macho ein:


„Die gehen mir mit der Wichtigtuerei nur ziemlich auf den Senkel, Königsdisziplin Zehnkampf, wenn ich das schon höre! Unter König tun sie es nicht, dass sie es nicht als Kaisersport ausrufen ist alles. Das Dollste ist, ich komme als Quereinsteiger, als untrainiertes, Handball spielendes preußisches Landei daher und zeig ihnen, wer der König ist.


Nee, höhere Ziele habe ich tatsächlich nicht. Ich treib gerne Sport und werde äußerst ungern besiegt, das ist alles.“


Er fand, dass er seinen Standpunkt klar darlegte. Als er sich jedoch die letzten Sätze auf der Zunge zergehen ließ, kam er sich doch wieder wie der ausgefragte Ministrant vor. Er beneidete in dem Moment das Gnömchen, das solchen Leuten gegenüber vollkommen unbekümmert auftrat, sie bewegte sich mit denen auf Augenhöhe. Er hingegen ließ sich ausfragen wie ein dummer Junge.


Die Dozentin schaute ihn belustigt von der Seite an.


„Untrainiertes preußisches Landei?“, sie schüttelte lächelnd den Kopf, „Sie sind eine Marke!“


Nach ein paar Sekunden hob sie wieder an.


„Der Trainer war schlichtweg aus dem Häuschen über ihre fünfzehnhundert-Meter-Zeit.“


„Klar war er das“, meinte Nils auf seine coole Art, die Verunsicherung wollte er sich nicht anmerken lassen, „ich hab ja seine austrainierten Pappnasen alle besiegt, da bleibt ihm nichts anderes übrig.“


Die Dozentin lachte kurz, bog auf den Parkplatz der Uni ein und rangierte auf dem ausgewiesenen Dozentenparkplatz in eine Lücke.


„Der Trainer meinte, Sie könnten über 8.000 Punkte kommen, wie hoch ist denn der Weltrekord?“


„Über neuntausend“, meinte Nils, „davon bin ich noch ein Stück weit weg.“


„Und der deutsche?“


„Über achttausendachthundert, der ist schon mehr als dreißig Jahre alt. Davon bin ich ebenfalls noch meilenweit entfernt. Nee, nee, Zehnkampf ist nichts für mich.“


Frau Obermayr schaute lächelnd zu ihm rüber, schüttelte ungläubig den Kopf.


Sie schlugen gemeinsam den Weg in Richtung der Fakultät ein, die Dozentin verschloss sehr lässig über die Schulter ihr Auto mit der Fernbedienung.


„In Berkeley gibt es Parkplätze nur für Nobelpreisträger“, erzählte sie, „werden dort seit Jahrzehnten frei gehalten. Albern, nicht?“


Nils schaute sie mit einem Seitenblick an.


„Ja“, meinte er.


„Wir sehen uns“, verabschiedete sich die Professorin cool und ging ihres Weges.


'Die spinnen, die Weiber!', dachte Nils.


Die Frau schien das von ihm zu wollen, was er von ihr wollte. Allerdings war das Risiko, das er dabei eingehen würde, riesig. Er schreckte in gleichem Maße davor zurück, wie es ihn lockte, es einzugehen.



„Schatz“, meinte er, als er mit dem Gnömchen gemeinsam am Küchentisch saß und arbeitete, „meine Dozentin, die Frau Obermayr ist die Frau des Dekans unserer Fakultät.“


Bevor er weiter ausführen konnte warf Michelle ein:


„Ich denke, das ist der Vater von Luca?“


„Ja“, sagte Nils unmutig, „richtig“, er wollte sich nicht unterbrechen lassen, seine Liebste hakte jedoch gleich energisch nach:


„Heißt der nicht Wohatschek?“


„Ja-a!“, Nils runzelte ärgerlich die Stirn, „Die haben ihre Namen behalten. Also, die Frau Obermayr hat mich gefragt, ob ich einen Weg wüsste, wie wir Vater und Sohn Wohatschek zusammenbringen können. Die sprechen nämlich nicht miteinander.“


„Ach!“, meinte das Gnömchen, „Woher weiß die denn, dass du und Luca, dass ihr euch kennt?“


„Öhm“, Nils konnte unmöglich Anna Breisiger ins Gespräch bringen. Er wischte die Frage mit einer ungeduldigen Geste zur Seite.


„Keine Ahnung, ist auch egal. Sie will von mir, von uns, eine Idee hören, wie wir Vater und Sohn zusammen bringen können.“


„Lass mal überlegen“, meinte das Gnömchen und kaute an ihrem Kugelschreiber, „Es würde mich aber schon interessieren, wie die darauf kommt, dass wir den Luca kennen. Ob die dem nachspionieren?“


„Ach, das glaube ich nicht“, Nils wollte von dem Thema weg, „man müsste wissen, was da vorgefallen ist. Ruf doch mal Clarissa an, vielleicht weiß die etwas.“


„Gute Idee“, Michelle wählte gleich Clarissa an.


„Hi Schätzchen“, sie lächelte in das Smartphone hinein, „wie geht es denn?“


„Echt?“, fragte sie, sie lächelte Nils an, „Och, gibt’s doch nicht.“


Nach einiger Zeit kam sie auf das Thema zu sprechen.


„Weißt du, warum Luca und sein Vater nicht miteinander sprechen?“


„Ach“, sie wandte sich zu Nils und sagte, „weil er ihn und seine Mutter sitzen lassen hat.“


„Das ist aber doch schon einige Zeit her oder nicht?“, fragte sie bei Clarissa nach.


„Zwölf Jahre? Mein Gott, so lange Zeit. Der ist aber nachtragend der Luca.“


„Ich frage“, sprach Michelle zu Clarissa. Sie drehte eine Locke der langen glatten braunen Haare um den Zeigefinger und rieb sie mit dem Mittelfinger. Das sah total süß und kindlich aus. Nils hätte sie so knuddeln können. Er liebte sein Gnömchen über alles, über alles-alles.


„Ich frage, weil sein Vater offensichtlich schon seit Längerem versucht, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Meinst du, wir könnten da etwas drehen?“


Clarissa antwortete, Michelle hörte lächelnd zu und schaute zu Nils.


„Natürlich wollen wir, dass ihr hier nach München kommt und wir zusammen studieren und wohnen können.“


Sie lauschte einen Moment auf Clarissa und sagte dann spitzbübisch grinsend:


„Und Liebe machen, logisch!“


„Ja, dann lass uns etwas überlegen. Vielleicht an einem Geburtstag, am Geburtstag des Dekan? Dass wir zu sechst essen gehen oder so?“


„Ja, die Frau von Lucas Vater scheint der Motor der Wiedervereinigung zu sein.“


Sie plauderte noch einige Zeit mit Clarissa und rieb weiterhin an der Haarlocke. Nils fand sie so unglaublich niedlich und begehrenswert, es hielt ihn nicht auf seinem Platz. Er huschte zu seinem Gnömchen, umfing sie mitsamt Stuhllehne, legte seinen Kopf vertraulich an ihren, war ganz, ganz nah an seinem Ein-und-Alles. Michelle langte hinter sich und streichelte den Kopf ihres Liebsten.


Als das Gespräch beendet war, begannen die beiden zu schmusen, die Leidenschaft überrannte sie beide, sie entkleideten sich gegenseitig, landeten im Bett und liebten sich, heiß und innig. Sie waren so stark auf jeweils den anderen fixiert, so sehr bemüht, dem anderen die größte Freude zu bereiten, dass für beide der Höhepunkt überra

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Kommentare


dryver
dabei seit: Apr '05
Kommentare: 254
schrieb am 24.02.2017:
»Wieder geil geschrieben«

direstraits
dabei seit: Aug '14
Kommentare: 20
schrieb am 25.02.2017:
»gut geschrieben!!!«

frosch2
dabei seit: Jan '01
Kommentare: 42
schrieb am 18.08.2021:
»Wieder sehr gut geschrieben! Ich bin gespannt, ob die Volleyballerin Anna auch noch mal in den folgenden Teilen auftaucht«



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