Okay
von Emma
Schuft an Emma, 15. Januar, 11:41
Emma,
Du erwartest, dass ich Dich lese...mich auf Dich einlasse ...und genau das ist es, was ich will und brauche...aber Du zeigst mir so gar nichts von genau dem Teil von Dir, um den es dabei geht.
Das klappt so nicht.
Damit ich dich sehen kann musst Du dich mir zeigen.
Deine farb- und facettenreichen Geschichten – und glaub mir, ich lese sie gern! - von allem nur nicht "uns" sind wie der laute Tanz und den leisen heißen Brei...
Weitere Treffen würden daran nichts ändern...nur wenn wir unseren Modus Operandi ändern...Du Dich mir ein Stück weit öffnest, wirst Du selbst die Tiefe finden, die Du suchst und erwartest.
S.
Emma an Schuft, 16. Januar, 00:11
Okay.
Okay.
Blaue Flecken brauche ich übrigens wirklich gar nicht unbedingt. Ich habe nichts gegen sie, ich mag sie als Spuren, aber ich brauche sie nicht zur Erinnerung. Ich vergesse auch ohne ihre Hilfe schon nicht, wo es war, dass es mich traf.
Ich erinnere mich gern daran.
Das ist sowieso eines der Dinge, das mir am besten gefällt daran: Die Erinnerung. In der es sich in den Stunden danach Zeit verbringen lässt. Quality time mit mir selbst, in meinem Kopf. Auch, wenn ich dabei gelegentlich Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel verpasse. Zeit, in der es fast noch besser ist als im eigentlichen Moment.
(Vielleicht auch, weil ich dann schon ein Stück weiter bin als zuvor?)
Blaue Flecken waren also tatsächlich eher eine Metapher. Für das, was ich will.
Aber mit der komme ich wohl nicht durch.
Und du hast recht: Blaue Flecken kann man sich auch auf der Kellertreppe zuziehen.
(Hätte ich einen Keller.)
Glaub mir mal, dass mir das schwerfällt. Auf eine Weise habe ich keine Ahnung, was du von mir willst. Ich gebe mir Mühe. Mehr geht - in diesem Moment - vermutlich nicht.
Versuch ich dir also zu sagen, was ich will.
Was ich will.
Ich will die Treppe hochsteigen und du machst die Tür auf und schaust mich an.
(Ich will, dass du mich manchmal anschaust und manchmal nicht; und dass ich dich manchmal anschauen kann, und darf, und muss; und manchmal nicht; und ich will, dass ich dich manchmal anschauen mag und dass es manchmal fast zu schwierig ist, das zu tun.)
Ich will, dass es warm ist.
(Es ist gut, wenn es warm ist, weil es mich ablenkt, wenn mir kalt ist; schon bei BDSM-Pornos lenkt es mich ab, wenn ich an die kalten Füße der Mädchen auf diesen blöden Dungeon-Betonböden denke.)
Ich will, dass du mich kurz ankommen lässt, damit ich auch da bin, damit ich dich wiedererkenne, und dann will ich, dass du anfängst, mich ein bisschen herumzubossen. Dass du mich einfängst. Dass es sich dreht. Den Drehmoment. Ich brauche Augenblicke auf gleicher Höhe unserer Augen. Zugleich warteich auf genau diesen Moment.
Ich mag es, wenn du dabei mit mir sprichst. Mit Worten kann man mich gut einfangen, glaube ich. Es ist interessant, an was für Orte im Kopf eine Stimme gelangen kann, sobald die Aufmerksamkeit auf diese merkwürdige Weise geschärft ist; und am merkwürdigsten ist es dann, wenn sie nur noch durch eine Art Nebel dringt.
Ich will, dass du mich zudeckst, und mich festhältst, bis ich wieder denken kann, danach; und dann will ich noch ein bisschen dummes Zeug mit dir reden, und dann will ich gehen. (Am liebsten, ohne vorher zu putzen; aber auch das tu ich, mal kurz, wenn ich muss, weil ich es hasse, weil ich es mag, weil ich darüber lachen muss, wie ich mich dabei schäme.)
Was du in der Zwischenzeit mit mir machst, ist mir ganz egal. Ich will das gar nicht wissen. Du sollst das tun, was du für richtig hältst. Was du tun willst. Ich liebe es, nicht zu wissen, was geschehen wird. (Und ich liebe es, wenn du es mir sagst, kurz zuvor; an einem Punkt, an dem man nichts mehr dagegen tun könnte, würde man das wollen.)
Natürlich will ich auch in der Zwischenzeit viele Dinge.
Ich will, dass du mich schlägst und fickst, ich will, dass du mir wehtust und mich streichelst. Ich will, dass du mich zum Kommen bringst. Ich will deine ungeteilte Aufmerksamkeit, und ich will, dass du mich absolut aufmerksam machst. Ich will, dass du mich verführst, ich will, dass du mich überrumpelst, ich will, dass du mich überredest, ich will, dass du mich zwingst. Ich will, dass ich in einem Moment meinen Körper in Sicherheit bringen will und ihn im allernächsten in deine Hände schmiegen. Ich will deine Finger in mir haben und deinen Schwanz. Ich will deinen Schwanz in meinem Mund haben. Ich will, dass du mich festhältst und festbindest, ich will, dass du mich wehrlos machst, und ich will, dass ein kleiner Griff, ein Blick mich lenkt. Ich will, dass auch du dich mir öffnest. Ich will, dass du respektierst, wie neu das alles für mich ist, und dass du wertschätzt, was ich dir damit schenke. Ich will das nochmal haben, dass ich mich in diese Manschetten verliebe, weil sie mein Freund sind, weil sie mich halten. Ich will, dass du es langsam tust, weil ich es genießen will, weil ich es mir merken muss, weil ich gezogen werde und hinterherkommen muss. Ich will Dinge tun und aushalten müssen, vor denen ich Angst habe, weil ich weiß, dass du weißt, dass ich sie nachher getan und ausgehalten haben will (und ich will, dass du solche Dinge weißt und ich will wissen, dass du sie weißt.)
Ich will mich sicher fühlen und mulmig. Ich will Mutproben. Ich will, dass wir das zusammen machen. Ich will, dass es ein bisschen wie tanzen ist. Ich will mich ja öffnen. Ich will tatsächlich sogar ganz schön offen sein. (Aber das ist auch verflixt gefährlich, finde ich. Deshalb bin ich darin nicht so gut. Ich passe zu gut auf mich auf.)
Ich will, dass du ein bisschen gemein bist und ein bisschen zärtlich, eigentlich fürsorglich und eigentlich fies. Am liebsten wäre mir es, du würdest mich meinen, in genau diesem Augenblick, mich; erst das würde es wirklich tief machen, für mich. Ich will sagen können, was ich denke und fühle, ohne davor Angst zu haben; davor nicht; ich will nicht "Paris" sagen; ich will, dass du mein Verbündeter bist, und ich will, dass du irgendwie noch einmal diesen Trick machst, wie immer du ihn machst, du wirst schon wissen, wie: diesen Trick, mich irgendwohin zu bringen, an diesen Ort:
an dem ich nicht mehr weiß, wo ich mich befinde, und gleichzeitig zwei bin, die eine, ohne Sicht, irgendwo dort, oder wo?; die andere, mit imaginierter Sicht, irgendwie oben, eine Kameraperspektive. Und dann lässt sie die Kamera sinken, und dann ist da nur noch eine, oder keine, oder wer?, oder ich.
Ich will das.
Mach also mit mir, was du willst.
Aber. Mach mich permeabel. Durchlässig. Zur Konzentration gezwungen. Zu mir selbst gebracht.
Das will ich.
Das war schwer. Aber nicht sehr.
(Hat gar nicht wehgetan.)
Emma.
Schuft an Emma, 16. Januar, 01:34
Emma.
Heute. 20 Uhr?
Emma an Schuft, 16. Januar, 07:46
Ja.
16. Januar, 20:02
An den Türrahmen gelehnt steht der Schuft und grinst. Er grinst so unverschämt, dass ich ihn in den Bauch boxe und unter seinem Arm hindurchtauche.
Ich komme nicht weit.
Er drängt mich mit dem Rücken an die Wand, fasst mir in den Nacken und küsst mich lange und hart auf den Mund. Seine Hand an meiner Kehle. Würgt mich dabei ein bisschen, nimmt mir für einen kurzen Moment die Luft. Streicht mir über die geschlossenen Lider. Dann lässt er mich los und hilft mir aus dem Mantel.
Setz dich doch. Ingwertee?
Ingwertee.
In der Wohnung sind mindestens dreißig Grad. Das macht etwa vierzig Grad Unterschied zu draußen. Das macht schwindelig. Es ist dämmerig, ein paar wenige Kerzen stehen auf dem Boden. Der Schuft ist, wie immer, gut vorbereitet. Der Schuft ist fast unangenehm professionell. Es ist nicht dunkel genug, allerdings dass sie mir nicht sofort auffällt, dort, auf dem Boden: diese Kette, vor der Säule, ein Haufen Metall. Mir wird mulmig im Bauch. Ich korrigiere: mulmiger. Ich schäle mich aus diversen anderen Schichten von Jacken und Schals und Schuhen, setze mich in eine kleine Ecke des Sofas und schaue hinaus in das Schneegeriesel. Das Fenster ist, wie immer auch das, ein Bild. Das Sofa ist eins der größten Sofas, auf dem ich jemals saß. Sogar der Schuft passt bequem neben mich, und das in jederlei Richtung. Ein paar der Richtungen kenne ich schon. Andere nicht.
Der Schuft und Ingwertee join me on the couch. Wir reden Quatsch, doch selbst für den muss ich mich konzentrieren. Der Schuft lacht sehr viel. Könnte man ihn nicht so einfach zum Lachen bringen, wäre es schwierig. So aber ist es einfach. Ich streiche über die Falten neben seinen Augen, die sein Lachen hinterlässt, und kurz schmiegt er sein Gesicht in meine Hand.
Irgendwann, dann, unvermittelt, nimmt er mir das Glas weg.
Knie dich da hin, sagt er, und weist vor ihm auf den Boden.
Changes voices. Downgrades.
Oh. Oh-kay? Okay. Mach ich. Bin ja hier. Für sowas. Brauche trotzdem eine kleine Weile. Brauche immer eine kleine Weile. Es gibt da diesen Delay. Bis das einsickert. Bis ich die Worte verstehe. Bis ich es gut genug verstehe, um es auch zu machen. Bis ich meinen Körper überreden kann, es zu auch zu tun. Das geht nur in Zeitlupe. Aber es geht.
Knie, also. Zwischen seinen Beinen.
Dein Kleid ist schön, sagt der Schuft. Zieh es aus.
Okay? Okay. Mach ich. Delay. Ziehe es über den Kopf.
Er fasst mir unters Kinn und küsst mich.
Den BH.
Auch den.
Deine Strumpfhose.
Setzt sich dann zurück und sieht mich an. Lange. Ich kann das aushalten. Gerade eben. So.
Schließ die Augen. Und hör mir zu, sagt der Schuft.
Manchmal kann es sich komisch anfühlen. Sagt seine Stimme. Eindringlich. Es ist ihm wichtig, anscheinend, das.
Manchmal kann es sich auch Tage später ganz plötzlich komisch anfühlen. Oder schlecht. Dann will ich, dass du mich anrufst. Denn man kann das manchmal heilen. Ich will, dass du mich dann anrufst. Auch mitten in der Nacht. Versprichst du mir das?
Ja.
Auch wenn du eigentlich zu stolz dafür bist, oder zu stark, versprichst du mir das? Ich muss das wissen.
Ja.
Versprichst du es?
Ja.
Gut.
An Geräuschen und Luftbewegungen und Druckveränderungen angrenzenden Materials merke ich, dass er sich neben mich bewegt. An Geräuschen, Luftbewegungen und Druckveränderungen angrenzenden Materials kann man eine erstaunliche Menge merken, wenn die Sicht fehlt.
Dann ist der Schuft hinter mir. Hält mich fest.Sein riesiger Körper kann an vielen Stellen von mir zugleich sein, wenn er will. Sein warmer Bauch an meinem nackten Rücken. Seine Hände greifen um mich herum. Fassen meine Handgelenke und drehen die Oberseite meiner Hände nach oben.
Das ist das Zeichen, dass du bereit bist. Emma. Bist du? Willst du das?
Hält sie fest, meine Hände.
Doch. Ja.
Er lacht leise.
Irgendwann kommt das ganz von allein.
Geht’s dir gut?
Ja.
(Wie geht es mir? Bin ich überhaupt da? Wer ist das, der da ist? Ich? Eine Frau? Jedenfalls eine Frau. Ich glaube, ihr geht es gut.)
Gut.
Sein Grinsen ist jetzt in seiner Stimme. Legt meine Hände ab, nachdrücklich, auf meinen Oberschenkeln. Und atmet. Sonst nichts.
Atmet mich ein. An meinem Hals, meinem Ohr, meinem Mund, meiner Stirn. Meinem Scheitel, meinem Arm, meiner Brust. Langsam, fühlbar und laut. Tut sonst nix. Atmet mich. Ich bin ganz starr und werde gleichzeitig ganz weich.
Lass was von mir übrig, bitte, denke ich.
Lass was von mir übrig, bitte, flüstere ich.
Der Schuft biegt meinen Hals zurück und küsst mich auf den Mund.
Ja. Nein. Dich. Und viel mehr.
Lässt mich los. Steht auf. Zieht mich hoch.
Langsam. Shhh. Langsam, sagt er.
Hält mich fest. Dreht mir den Arm auf den Rücken. Zieht mich an sich. Vergräbt mein Gesicht an seiner Brust. Führt mich zur Säule.
Knie dich hin.
Langsam.
Okay. Okay.
Mein Delay hat Delay.
Diesmal überwinde ich meine Handflächen, nach oben zu weisen.
Verbindet mir die Augen.
Deine Hände.
Gib mir deine Hände.
Manschetten machen meine Arme schwer. Weich und fest umschließen sie meine Gelenke. Genau an den Stellen, an denen bei mir immer die Aufregung sitzt. Irgendwo vor mir werden sie eingehängt, und seltsam: Jetzt weiß ich wieder, wo ich bin.
Dann klirrt es. Oder das, was Ketten machen. Dann ist da die Kette an mir. Ich zucke. Sie ist kalt. Legt sich um meinen Hals. Ihre Glieder fallen in jede Biegung meines Körpers, in die Lücken, die mein Brustbein macht, in die Kuhle unter meiner Kehle. Ich höre ein metallisches Drehen, ein Zahlenschloss? Hoffentlich hat er ein gutes Gedächtnis.
Das lange Ende der Kette gleitet kühl zwischen meine Brüste, meine Beine. Er spielt mit ihr an meinem Körper, berührt meine Brustwarzen, meinen Bauch, meine Klit. Mein Atem wird mir zu etwas Bewusstem.
Er lässt sich Zeit. Oder mir.
Bleib so.
Seine Schritte bringen seinen Körper zurück. Er zieht mich zurück, an sich. Zwischen meinen Schulternblättern ist Jeans. Und darunter, sehr fühlbar, sein harter Schwanz.
Kommentare
Kommentare: 46
Deine Erlebnisse scheinen Dich recht zufrieden zu stellen. Allerdings solltest Du recht bald die Fortsetzung schreiben. Zumindest so viel, wie Du bisher erlebt hast.
Ich bewundere Dich, dass Du Dich gut fühlst und anscheinend durch diese Beziehung größtmöglichen Lustgewinn erhältst.
Weiter so!
Paul
pjmueller@gmx.de«
Kommentare: 30
Kommentare: 3
sehr schöne Geschichte, hat mir sehr gut gefallen!
Gruß,
Knight«
Kommentare: 2
du schreibst wunderschön und so zum hinein versetzen...mehr davon
LG
sweet«
Kommentare: 9
deine Geschichte ist wunderschön. Klingt vielleicht etwas eigentartig, wenn man das über BDSM sagt, aber ich finde das unglaublich romantisch!
Cally«
Kommentare: 93