Positionswechsel - Teil 4
von Geza
Die Anprobe
Ute und ich gehen zur Rolltreppe und fahren in den ersten Stock des Einkaufszentrums. Ich bin Ute einerseits für die explizite Unterstützung bei ihrer Schwester dankbar, denn ich erkenne meine legere Kleidung als nicht passend für diese Gelegenheit - mein grauer, weiten Sweater und die komfortable blaue Jeans sind wohl zu einfach. Andererseits werfe ich es ihr vor, dass sie mich vorher nicht entsprechend informiert hat, dass dieses Abendessen doch nicht ganz so rustikal und unkompliziert vor sich geht, wie sie mich hat glauben lassen. Bereits die Tatsache, dass ihre Schwester Erika Nilsen sich in ein wenn auch rustikales Jagdkostüm geworfen hat, hätte sie mir vorher mitteilen können. Sie hat sich doch sicherlich mit ihr abgestimmt und sie hat sich ja auch selber eine Designerjeans und ein hübsches Top angezogen. Jetzt bin ich froh, dass ich in meiner Reisetasche zumindest noch eine hellblaue Bluse und eine leichte, helle Stoffhose eingepackt habe, beides ist aber weit entfernt von einem eleganten Outfit. Warum hat sie mir das nicht vorher erzählt?
Vielleicht bin ich auch deshalb immer noch so aufgebracht: „Ich möchte nicht von der arroganten Frau von Steinkamp als Landpomeranze behandelt werden. Du hättest mir ja vorhin, kurz vor dem Treffen mit den beiden, doch noch sagen können, dass ich mich nicht ganz so sportlich kleide. Dann wäre noch Zeit gewesen…“
Ute erklärt ruhig: „Das habe ich nicht als so wichtig angesehen – Du hast ja auch gesagt und gedacht, dass Du mit dieser sportlichen Art eher meiner Schwester gefallen würdest. Für mich ist das viel wichtiger, …. und dass ich mit Dir zusammen bin.“
Das hört sich schon besser an, aber ich nehme es ihr auch übel, dass sie sich vorhin nicht geäußert hat, als ihre Schwester mich als nicht attraktiv beurteilt hatte. Aber das kann ich ja nicht erwähnen, weil ich nicht den Anschein erwecken will, als ob ich gelauscht hätte:
„Gut, aber welchen Eindruck hinterlasse ich denn so auf Deine Schwester und ihre Lebensgefährtin? Die müssen mich doch für einen Trampel ansehen. Ute, ich möchte, dass Du stolz auf mich sein kannst. Ich möchte schön für Dich sein und nicht etwa mitleidige Blicke ernten! Und ich möchte schnell entsprechend etwas Hübsches kaufen.“
Ute räumt meinen unausgesprochenen Einwand aus, als sie für mich überraschend erklärt:
„Das verstehe ich doch. Du ahnst ja gar nicht, wie ich mich freuen werde, wenn beide und insbesondere meine Schwester erkennen, was für eine hinreißend attraktive Frau Du bist... “
In ihrer Stimme ist auch nicht nur die Spur eines Zweifels daran erkennbar, für sie steht es unerschütterlich fest, dass ich 'hinreißend' bin. Diese ihre Sicherheit empfinde ich für mich als ausgesprochen schmeichelhaft, denn sie stellt mich damit zweifelsfrei über ihre Schwester, der sie wegen mir offensichtlich zum ersten Mal offen widersprochen hat, obwohl sie ihren eigenen Worten nach ihrer älteren Schwester sonst immer folgt. Das besänftigt mich schnell wieder.
„... und Claire, ich möchte sie sehen lassen, dass Du mir ganz gehörst! Ich werde Dich heute von Kopf bis Fuß neu einkleiden. Ich werde alles für Dich auswählen.“
Ihr Tonfall und dieser Ausdruck 'ihr ganz zu gehören' machen mich sehr unruhig, genauso wie ihre Erklärung, dass sie alles für mich auswählen will. Ich fühle mich dabei so eigenartig, als ob ich ein hilfloses und willenloses Objekt von Ute sei und als ob ich quasi ihr Eigentum wäre. Das ist es vielleicht, was mich so nervös reagieren lässt, jedenfalls protestiere ich temperamentvoll:
„Nein, Ute. Ich kann selber wählen und kaufen! Und ich...“
Sie nimmt meine Hand, blickt mir in die Augen und sagt ganz leise: „Claire, verdirb mir doch nicht meine Freude, ich möchte unbedingt etwas für Dich einkaufen. Du wolltest doch schön für mich sein, ...“
Meine Proteste verstummen. Als wir die Rolltreppe verlassen, zieht sie mich an der Hand wie ein Kind und eilt zielstrebig auf ein größeres Geschäft für Damenkleidung zu. In den letzten Wochen habe ich dort ein kleines Vermögen gelassen, um mich für das Geschäft nach den Wünschen meines Geschäftsführers zu kleiden.
Der Inhaber der großen Boutique ist um die vierzig – jedenfalls habe ich beim letzten Mal angenommen, dass es der Inhaber ist, weil er einen ausgesprochen teuer aussehenden Anzug trägt - und er begrüßt mich mit Handschlag und einer servilen Verbeugung:
„Sehr verehrte Frau Müller, es freut mich, dass Sie schon wieder den Weg in unser Geschäft gefunden haben. Was kann ich heute für Sie oder Ihre Bekannte tun?“
Ich bin von seinem Gedächtnis beeindruckt, denn sein Name fällt mir nicht ein: „Sie erinnern sich noch an mich?“
Er ist souverän: „Aber sicher, Sie waren doch die Dame, die sich innerhalb von zwei Wochen mehrere Geschäftskostüme gekauft hat, so gute Kunden vergisst man nicht. Und wir sind uns doch neulich begegnet, als ich meinen Hund ausgeführt habe.“
Ich erinnere mich nun wieder, wir hatten einen kleinen Plausch über das Wetter und ich konnte mich nicht so recht erinnern, woher ich den Mann kannte. „Richtig, das war doch ein Schäferhund, nicht wahr?“
Er nickt zustimmend. Er stellt sich korrekt vor: „Mein Name ist Sell und ich wohne im Penthouse auf dem Lagerhaus gegenüber Ihrem Wohnhaus.“
Ute ist plötzlich sehr interessiert: „Ach ja? Ist es das Lagerhaus, das man von dem Balkon meiner Freundin sieht?“
Er lächelt: „Es gibt dort nur ein Penthouse im Viertel…“
Ute denkt offensichtlich schon weiter, als sie sinnierend überlegt, ob er denn auch durch den Balkon in meine Wohnung sehen könne, ohne ihn danach direkt zu fragen. Er blickt sie mit einem grübelnden Ausdruck in seinen Augen an, aber Ute kommentiert das nicht weiter. Also wendet er sich an mich:
„Was tut man nicht alles für eine nette Nachbarin. Habe ich Sie das zweite Mal nicht besonders gut bedienen lassen?“
Ute hakt sich bei mir ein und antwortet an meiner Stelle höflich: „Darauf hoffen wir auch heute wieder. Ich möchte meine Freundin von Kopf bis Fuß völlig neu einkleiden lassen, von den Schuhen und Strümpfen bis zur Haarspange.“
Ich bin etwas irritiert über die Art, wie Ute die Entscheidungen an sich reißt, aber ihre nette Geste sich bei mir einzuhaken versöhnt mich in einer Hinsicht gleich wieder. Im Hintergrund meiner Gedanken sammelt sich aber eine gewisse Unbehaglichkeit, als ich vermute, dass ihr Eingriff durchaus absichtlich erfolgt ist.
Ihre Stimme erinnert ihn an etwas: „Sind Sie nicht die junge Dame, die für die Bundeswehr vor gut einem Jahr am Standort einen Ball veranstalten wollte? Warten Sie, gleich fällt mir Ihr Name ein... Richtig, Frau Nilsen, nicht wahr?“
Sie nickt. Er ist doppelt erfreut: „Mein Gedächtnis!“
Er wendet sich mir jovial zu: „Dann rufe ich sofort meine beste Verkäuferin für Sie, meine Dame.“
Ute widerspricht ihm: „Oh, nein. Ich möchte Sie bitten, uns zu bedienen. Sie haben doch so einen guten Geschmack, wie ich noch von dem Ball her weiß.“
Er blickt fragend auf Ute und schaut dann mich etwas konsterniert an: „Sagten sie nicht 'komplett' neu?“
Ute nickt wiederum an meiner Stelle: „Wissen Sie, so wie bei dem großen Ball, als meine beiden Offizierskameradinnen sich Ihnen anvertrauten.“
Der distinguierte Herr wird plötzlich lebendig: „Oh ja, ich erinnere mich. Das war ein Ereignis hier im Ort.“
Beide schwelgen in Erinnerungen und beachten mich während ihrer Unterhaltung nur wenig, ich komme mir etwas überflüssig vor und bin schon etwas gelangweilt.
Dann kommt er plötzlich wieder auf seinen Einwand in nunmehr deutlicher Form zurück und schaut mir dabei direkt in die Augen: „Frau Müller, wollen Sie nicht doch lieber zumindest bei den Dessous eine Verkäuferin als Beraterin...“
Das weckt mich sofort, so habe ich das nicht verstanden: „Oh! Ist das nötig, auch noch…“
Ute unterbricht mich ganz ruhig: „Sie wird raffinierte Wäsche brauchen. Ich vertraue Ihrer bekannten Auswahl. Sie haben doch auch eine Fachabteilung für sexy Unterwäsche und kompetente Verkäuferinnen!“
Das kann sie doch nicht so vor diesem Mann diskutieren, ich stoße Ute's Ellbogen an, aber sie beachtet mich überhaupt nicht, sondern fährt fort: „Ihr Geschäft hat bereits eine exzellente Auswahl der Kostüme für meine Freundin getroffen.“
Er zögert etwas, als er bemerkt, wie intensiv ich versuche Ute's Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, aber als Ute mich mit einem amüsierten Lächeln zurechtweist:
„Claire, wir haben doch vereinbart, dass ich Dich berate, welche Garderobe am besten für das Abendessen bei meiner Schwester ist.“
- und ich nicht widerspreche, da schlägt er doch vor, mit der Entscheidung über den Stil anzufangen.
Er würde doch annehmen, dass ich entweder im Kleid oder einem elegantem Kostüm bzw. Hosenanzug auf dem Empfang der hochverehrten Schwester erschiene.
Ute präzisiert, ohne mich auch nur im Geringsten zu konsultieren, nicht einmal durch einen Seitenblick: „So offiziell ist der Anlass nun wieder auch nicht. Meine Freundin wird ein liebreizendes Ensemble erhalten, das zu der entzückenden Spitzenbluse passt, die mir damals so gut gefallen hat.“
Jetzt bin ich wirklich verärgert über die Art, wie Ute die Entscheidungen an sich reißt und öffne schon den Mund um lebhaft zu protestieren, aber sie flüstert mir rasch ins Ohr: „Du wolltest doch schön für mich sein...“
Meine Proteste verstummen wieder und ich gebe erneut klein bei, denn in einer Art ist es auch wundervoll zu erleben, wie wichtig es ihr ist, dass ich hübsch gekleidet bin.
Der Mann hat sogar ein phänomenales Gedächtnis, denn er kommentiert sofort richtig: „Die weiße, ganz zart transparente Bluse mit den Spitzenapplikationen?“
Ute nickt bejahend: „Ja, in Größe 38.“
***
Ute blickt mich an, als er geht: „Bei einer solchen Bluse muss der BH perfekt sitzen und im Stil gut passen. Hast Du einen weißen BH an?“
Das ist mir auch klar: „Nein, meiner ist fliederfarben - aber glücklicherweise habe ich unter meinem Sweater ein weißes T-Shirt an und ich habe einen weißen in meiner Reisetasche dabei.“
Ute kommentiert knapp: „Das mit dem T-Shirt reicht zunächst, um den Sitz der Blusen zu beurteilen.“
Sie lächelt etwas spitzbübisch: „Später können wir ja sehen ob deine Büstenhalter mir auch gefallen…“
Ich muss lachen „Du bist unmöglich!“
***
Relativ schnell erscheint er mit der ersten Auswahl von Blusen. Er hängt sie dort auf den Kleiderständer und wendet sich dann geschäftig an Ute: „Ich habe eine Reihe von Modellen geholt, die von eher schlicht und streng klassisch bis hin zu sehr verspielt reichen und die mit Stoffen ausgestattet sind, die sich in der Qualität und im Transparenzgrad unterscheiden. Die Bluse, die Ihnen damals so gut gefiel, ist leider nicht mehr in der erforderlichen Größe vorhanden.“
Er präsentiert uns gewinnend lächelnd eine Reihe von weißen Blusen: „Sind die nicht auch hübsch?“
Ute schaut sich alle sorgfältig an und bittet mich die erste anzuziehen: „Wir sind spontan hier; meine Freundin war auf diese Anprobe nicht vorbereitet und wir haben nicht die Zeit um die richtigen Kombinationen zu prüfen, könnten wir daher eine Auswahl zur Anprobe nach Hause mitnehmen?“
„Aber selbstverständlich, ich weiß ja nun auch wo Frau Müller wohnt und Sie sind ja wirklich gute Kunden.“
Während der Anprobe diskutieren wir angeregt die Vor- und Nachteile der einzelnen Modelle. Es ist eine Weile her, dass ich mit einer Freundin gemeinsam zum Einkaufen war und so macht es mir richtig Spaß, die Sachen vor ihr anzuprobieren. Außerdem ist ihr Ratschlag auch gut, denn sie erkennt sofort die Ausfallform der Kleidungsstücke und verlangt von Herrn Sell alternative Größen, die vielleicht besser passen.
Nach der Anprobe bleiben nur noch wenige Modelle übrig, die gut genug sitzen, um in Betracht zu kommen und die ihr gut genug gefallen haben. Von diesen sortiert sie dann einige aus und legt drei an die Seite. Ohne mich um Rat zu fragen, wählt sie darunter eine weiße Spitzenbluse in der Größe 36, obwohl dieser Schnitt eher knapp sitzt und zudem sehr transparent ausfällt und mir das andere, weniger transparente Modell besser gefallen hätte:
„Die sehr tailliert geschnittene hätte ich noch gerne in Größe 40, vielleicht auch noch in flieder- oder lavendelfarben, und das Modell mit den Spitzen sowohl in 36 als auch in 40 …“
Ich runzele deutlich meine Stirn, als sie meine Vorliebe so ostentativ missachtet. Auch der Verkäufer bemerkt meine Irritation.
Ute drückt jedoch schnell meine Hand, bevor ich mich äußern kann. Sie blickt mich leise lächelnd an: „Mir schweben so schöne Ideen im Kopf herum und ich möchte so viel für Dich auswählen! Für diesen Tag sollst Du kein einziges Kleidungsstück tragen, das ich nicht heute ausgesucht habe. Ich möchte Dich so geschmackvoll wie möglich kleiden lassen, damit meine Schwester und ihre Freundin sehen, was für eine hübsche und elegante Frau Du bist. Das machst Du doch für mich...?“
Ich zögere und bin etwas widerstrebend, weil ich mich bei ihren Worten sehr bevormundet und unwohl fühle gegenüber diesem Verkäufer, der aber auch gleichzeitig praktisch mein Anrainer ist. Welchen Eindruck muss dieser Nachbar von mir bekommen? Ute ist eindeutig jünger als ich, aber sie agiert so bestimmend, als wäre ich eher eine unmündige Tochter von ihr denn eine gleichwertige Freundin.
Beobachtend schickt sie den Mann weg, um ihn die drei Modelle zur Auswahl suchen zu lassen. Er eilt in den Hintergrund.
***
Dann nimmt Ute meine Hand, als er sicher außer Hörweite ist: „Und dann möchte ich Dich noch einmal so verspielt, so süß und so sexy anziehen lassen, wie es nur irgend geht. Und mit dieser so anregend transparenten Bluse und dem richtigen BH werden deine hübschen Melonen so richtig appetitlich verpackt sein. Du willst doch sexy für mich sein, nicht wahr...?“
Als Ute mich so fragt, kann ich natürlich nicht mehr zögern. Ich nicke nur noch mit einem stark klopfenden Herzen.
***
Der Geschäftsführer kommt mit den drei Blusen in den verlangten Größen zurück: “Hier, gnädige Frau...” Er reicht mir die drei Bügel mit den Modellen.
Er kommentiert sogleich: „Dazu gehören natürlich entsprechende Stücke zur Ergänzung. Aber denken wir zunächst einmal an das Kostüm. Hm, wobei ich eigentlich eine Kombination von einer eleganten Hose aus feinem Baumwollstoff mit einem offenen Cardigan interessant fände. Was halten Sie davon?“
Ute antwortet, bevor ich auch nur richtig überlegen kann: „Vielleicht wäre eine rassig eng anliegende Stretch-Hose auch ganz nett? Die müsste allerdings in Größe 40 oder 42 sein.“
Der Herr wird plötzlich lebhaft: „Oh ja, die dadurch bewirkte Betonung der weiblichen Attribute Ihrer Freundin sind sicherlich ein wirkungsvoller Kontrast zum strengen Design der klassischen weißen Bluse für den schlanken Oberkörper Ihrer Freundin.“
Der Inhaber begeistert sich immer mehr für seine Idee: „Oh ja, eine enge Hose mit einem lockeren Cashmere-Cardigan ist sicherlich eine Variante, die unaufdringliche Eleganz ausdrückt.“
Ute nickt bejahend: „Ja, meine Freundin hat einen sehr attraktiven Po, der durch eine enge Hose sicherlich noch besser zur Geltung käme.“
Ich komme mir bei dieser Unterhaltung zwischen den beiden über meinen Körper wie entmündigt vor. Genauso geniert kam ich mir immer als Teenager vor, als meine Mutter mit mir einkaufen ging.
Er ist erfreut über ihre Zustimmung: „Ganz meine Meinung, das betont die Weiblichkeit ihrer Freundin!“
Ich protestiere endlich und energisch, als ich an die hässlichen An-deutungen von Erika's Partnerin denke: „Nein, das steht mir nicht, keine enge Hose, die betont meinen breiteren Unterbau nur unnötig in unschöner Weise.“
Ute protestiert lebhaft: „Das ist doch nicht wahr! Du …“
Ich unterbreche sie und bestehe auf meiner Ansicht: „Du weißt doch selber, dass ich bei einer Hose eher 42 brauche und bei einer Bluse 38. Ich will Frau von Steinkamp mit ihrer perfekt symmetrischen Figur nicht noch mehr Munition liefern!“
Herr Sell tritt diskret ein paar Schritte zurück, als sich unsere Diskussion aufheizt.
Ute wendet impulsiv ein: „Quatsch! Gerade das macht Dich doch so attraktiv fraulich…“
Ich schnaube wütend: „Weiblichkeit! Fraulich!! Ha, das ist eine bessere Umschreibung für einen dicken Po und Schenkel, wie die Freundin Deiner Schwester so infam angedeutet hat. Du hast doch selber gesagt, dass sie eine tolle Figur hat und nun soll ich ausgerechnet der noch mehr Anlass für hämische Bemerkungen bieten…?
„Das hat Dich wohl wirklich getroffen…“ Ute blickt mich nachdenklich an, als sie meinen heftigen Tonfall hört.
Ich nicke nur bestätigend, denn ich fühle plötzlich, dass ich mit meinem plötzlichen Ausbruch vielleicht über das Ziel hinaus geschossen bin. Das hat sich so gar nicht nach mir selber angehört, sondern eher nach einer wütenden Zicke.
„Also, gut, keine Hosen, sondern erstmal einen richtig schönen fließenden Rock!“ entscheidet sie in einem nachsichtigen aber ultimativen Tonfall.
Herrn Sell sieht man an, dass er am liebsten seine Idee verteidigen möchte, aber er ist gut genug geschult, um zu wissen, wann man als Verkäufer nicht insistieren darf: „Ich hole gleich ein paar sehr verschiedene Exemplare zur Vorauswahl.“
Der Geschäftsführer kommt mit drei Röcken und einer Bluse zurück: „Dieser verspielte, wadenlange und weiße Sommerrock harmoniert gut mit der romantischen Spitzenbluse. Die Kombination von einem semitransparenten Rock mit einem blickdichten Unterrock ist raffiniert und hat doch durch den einfachen Schnitt einen erfrischend sommerlichen Charakter.“
Er blickt etwas entschuldigend zu Ute hin: „Die gut geschnittene, lavendel-farbene Seidenbluse, die allerdings kaum transparent ist, passt ausgezeichnet zu dem gleichfarbigen Rock in Faltenoptik, der schön fließend die Knie umschmeichelt. Mein Favorit ist jedoch die Kombination von dem lavendel-farbenen und knapp knielangen Rock aus Seidenchiffon mit dieser Bluse. Letzterer ist allerdings gerade geschnitten, meiner Meinung nach jedoch bedeutend eleganter.“
Ute nickt mit einem Blick auf mich: „Meiner Freundin steht Seide ausgezeichnet und dieser Farbton ist wirklich faszinierend, sie bevorzugt sicherlich die Plissee-Variante. Claire, probier das doch direkt ’mal an.“
Ich gehe in die Umkleidekabine und tausche die lavendel-farbene Bluse gegen meine Oberteile sowie meine blauen Jeans gegen den schwingenden Rock. Die Bluse ist sehr dezent transparent und mein fliederfarbener BH passt auch ganz gut, die Farbtöne sind trotz der unter-schiedlichen Bezeichnungen relativ nah. Der Farbeindruck mit dem plissierten Rock ist in meiner Meinung durchaus sehenswert - ich trete positiv gestimmt aus der Kabine heraus, auch wenn meine Baumwollsöckchen in jeansblau natürlich überhaupt nicht passen.
Ute ist begeistert: „Claire, das sieht doch elegant aus. Also mit richtig guten Nylons sähe das schon sehr gut aus und die schwarzen Schuhe mit den halbhohen Absätzen sind zwar nicht perfekt, aber sie passen durchaus.“
Herr Sell stimmt in die Lobhymne ein, nicht zuletzt wohl weil er ein gutes Geschäft wittert: „Ja, der Rock sitzt bereits in Größe 40 hervorragend…“
Ute ist rasch entschlossen: „Claire, behalte das doch gleich an und lass’ Dir passende Strümpfe geben. Herr Sell wird das schnell regeln können, nicht wahr?“
Er winkt schnell die ältere von den beiden Verkäuferinnen heran. Ehe ich mich versehe, hat diese mir eine feine Strümpfe gegeben, die ich gleich in der Umkleide anziehe. Als ich heraustrete und mich im Spiegel betrachte, bin ich durchaus mit meinem Eindruck zufrieden.
Ute lächelt mich ruhig an: „Ich denke, das ist genau das was Du möchtest – und Du siehst wirklich gut darin aus!“
Ich bin wieder ruhig und besänftigt: „Danke, Ute. Ich wollte ja nur nicht als unmodern bei Deiner Schwester und ihrer Freundin gelten, denn ich möchte doch einen guten Eindruck machen und Dir gefallen.“
Sie lacht sorgenfrei: „Ich kann Dich verstehen, mir ginge es wahrscheinlich ähnlich bei Deinen Verwandten.“
Dann tritt sie näher an mich heran: „Aber wenn Du mir in einer besonderen Weise gefallen möchtest, dann probierst Du auch noch den gerade geschnittenen…“ Sie beendet ihren Satz nicht, weil ich an Frau von Steinkamp denkend spontan meinen Kopf schüttele. Sie schaut etwas enttäuscht aus und ich bedauere schon meine resolute Ablehnung, aber sie kommentiert das nicht weiter.
Stattdessen begutachtet sie die beiden Teile des von Herrn Sell vorgestellten Sommerrockes eingehend und wendet sich Herrn Sell wieder zu: „Auch das ist sehr interessant. Unsere Zeit ist jedoch leider begrenzt. Könnten wir als gute Kunden dieses Modell zur Anprobe nach Hause mitnehmen?“
Der Geschäftsführer ist so entgegenkommend wie nur möglich: „Selbstverständlich. Die entsprechende Auswahl und Anpassung der Kombinationen ist insbesondere wichtig, wenn man einen richtigen Effekt erzielen will.“
Dann schaut sie für einen winzigen Augenblick zu mir herüber mit einem schelmischen Lächeln auf ihren Lippen: „Was halten Sie davon, wenn meine Freundin einen figurbetont geschnittenen, schwarzen Lederrock, Größe 40, in Kombination mit einer eng taillierten und klassisch strengen Bluse anprobiert?“
Er ist verwirrt: „Das sieht natürlich sehr sexy aus, aber das würde doch eher betonend und nicht sehr damenhaft elegant wirken…“
Sie bestätigt das ganz gleichmütig und schaut mich gespannt an. Ich beiße mir kurz auf die Lippen, aber ich schweige einfach, weil ich mich an ihre deutliche Enttäuschung vor wenigen Momenten erinnere und etwas Wiedergutmachung leisten will. Der Geschäftsführer zögert, er schaut etwas verblüfft zu mir herüber. Dann lässt er die wenigen Leder-röcke bringen, die sein Geschäft anbietet.
Ute sucht zu meinem Entsetzen ausgerechnet das einzige Modell in Mikrorock-Länge aus: „Bringen sie diesen bitte in Größe 38.“
Herr Sell ist ebenso konsterniert wie ich und kann sich den über-raschten Kommentar nicht verkneifen, dass dieser Mini eigentlich nur für diejenigen jungen Mädchen gedacht sei, die unbedingt auffallen wollten.
Will sie mich bewusst provozieren oder weshalb ergreift sie eine derartig unvernünftige Wahl, die eher im Rotlichtmilieu angebracht wäre? Sie kann doch nicht im Ernst meinen, dass ich so etwas anprobiere!
Ute lächelt mich süß an und flüstert mir ins Ohr, während der Ver-käufer den Rock in der gewünschten Größe suchen geht: „Oder vielleicht möchtest Du doch jetzt doch lieber den geraden Seidenrock anstelle des ledernen Mini-Rockes anprobieren?“
Ich nicke sofort, bevor sie noch weiter diese exotische Idee mit dem Lederrock verfolgen kann.
Herr Sell kommt mit dem Rock in der ‚richtigen’ Größe zurück.
Mit einem beruhigenden Seitenblick auf mich streicht Ute die eigentlich vorgesehene Anprobe: „Meine Freundin möchte jetzt nur noch den gerade geschnittenen Seidenrock probieren.“
Herr Sell ist auch erleichtert: „Das ist sicherlich die bessere Idee. Wenn ich als Kombination dazu auch noch einmal die schlichte weiße Bluse vorschlagen darf?“
Sie nickt: „Was halten Sie davon, wenn sie dazu die von Ihnen vorgeschlagene eng taillierte und semi-transparente Bluse anprobiert?“
Er stimmt zu und reicht mir entsprechend Rock und Bluse.
Ute schaut mich beobachtend an, als ich aus der Umkleidekabine zurückkehre: „Claire, Dreh Dich bitte einmal um Deine Achse!“
Etwas widerstrebend tue ich das, denn erstens sitzt der Rock wie befürchtet etwas zu knapp für meinen Geschmack und die Bluse ist für meinen BH im aktuellen Fall zu transparent.
„Der enge Rock betont so schön Deine weiblichen Formen, aber Dein lila Büstenhalter divergiert im Farbton zu stark von dieser schnee-weißen Bluse.“
Ich runzele die Stirn ob ihres Kommentars, aber bevor ich auch nur Papp sagen kann, fährt Ute mit ihrem Kommentar fort:
„Finden Sie das nicht auch, Herr Sell? Jetzt müssen wir beide für meine Freundin sofort den perfekt im Stil passenden BH wählen.“
Ich starre sie noch überraschter an, davon war vorher nicht die Rede gewesen.
Sie tut hingegen so, als wäre dies alles selbstverständlich: „Natürlich kommt nur ein weißer BH in Frage. Meine Freundin hat Größe 85B, alternativ 80C. Herr Sell, gehen Sie doch bitte schon zur Dessous-Abteilung voraus.“
***
Das ist mir absolut nicht recht, ich soll mich von dem Mann bei der Auswahl von Unterwäsche beraten lassen? Er eilt zielstrebig in die entsprechende Abteilung voraus, währenddessen flüstere ich Ute wütend zu: „Was soll das? Ich werde mir nicht auch noch von diesem wildfrem-den Mann Büstenhalter vorschlagen lassen!“
Sie flüstert energisch zurück: „Erstens ist er Fachmann. Zweitens ist er nicht wildfremd, er ist ja quasi Dein Nachbar.“
Das ist es ja gerade, wenn er mir nicht im Alltag begegnen würde, hätte ich ja wenig Bedenken. Aber so, das kann doch nicht ihr Ernst sein. Ich erröte bei der Vorstellung, Ute demonstrativ vor diesem Herrn, der mir Tag um Tag begegnen kann, auch noch die Auswahl meiner Unterwäsche zu überlassen. Spätestens dann muss ihm doch klar werden, dass die Beziehung von Ute und mir besonders ist. Und ‚besonders’ ist eine so vorsichtige Wortwahl, die ich vor mir selbst schon nicht mehr rechtfertigen kann.
Sie fährt in ihren Gedanken fort: „Drittens wirst Du ihn noch mehr vorschlagen lassen, denn ich wähle alles aus, von den Strümpfen bis zum Schal…Du wirst doch nicht ungehorsam sein, nicht wahr?“
Er muss doch erkennen, dass Ute mich als ihre lesbische Freundin behandelt und ich das zulasse. Alleine die Vorstellung meine Nachbarn über mich als Lesbe tuscheln zu hören, treibt mir die Schamesröte ins Gesicht - ich bin einfach noch nicht soweit, vor der Außenwelt dazu zu stehen, dass ich in eine andere Frau verliebt bin.
Ute beobachtet mich aufmerksam, sie kommentiert leise: „Ich liebe es, wenn Du schamvoll errötest.“ Sie goutiert das wirklich, wenn man nach ihrem entzückten Lächeln urteilt, und ich kann und will ihr einerseits nicht diese Freude nicht verderben - nicht nach all dem was sie für mich getan hat, aber andererseits irritiert es mich maßlos.
***
Als wir in der Abteilung ankommen, kommentiert der Verkäufer sofort unter einem rein professionellem Blickwinkel, wobei er sich wie selbstverständlich an Ute wendet: „Gehen wir einmal von der Größe 85B und der eher transparenten Romantikbluse aus, dann wäre ein sehr feiner und verspielter Spitzen-BH denkbar, der nur die Konturen vorteilhaft unterstreicht. Alternativ ist bei einer eher klassischen Bluse auch ein Push-Up in 80C mit eher schlichtem Spitzenbesatz denkbar, der aber bei leicht geöffneter Bluse ein wundervolles Dekolleté zaubert.“
Das billigt sie: „Beides hat seine Meriten. Zeigen Sie uns einfach `mal eine entsprechende Auswahl für beide Varianten!“
Er überlegt: „Nebenan bei den Brautmoden ist ein sehr hübsches Set im Schaufenster. Haben Sie das gesehen? Würde das Ihren Vorstellungen entsprechen? Wir haben dasselbe Modell in unserer Ausstellung.“
Utes Gesicht leuchtet auf: „Nebenan bei den Brautmoden, ja durchaus…! Meinen Sie dieses hinreißend romantische Set in schnee-weißer Farbe neben dem champagnerfarbenen Korsett?“
Er nickt und geht dorthin um das Set zu holen.
***
Sie flüstert kichernd in mein Ohr: „So nur mit diesem Set bekleidet möchte ich Dich nachher sehen...“
Die demonstrative Intimität von Ute hier im Geschäft, in einem öf-fentlichen Raum, ist schockierend für mich. Ich war es jahrelang gewohnt, meine Dessous alleine auszusuchen und ich werde immer unruhiger: „Ute, reicht nicht die bisherige Auswahl? Das wird doch auch alles viel zu teuer für Dich. Ich habe in meiner Tasche auch Unterwäsche mit.“
Sie flüstert nun mit einem sehr bestimmenden Unterton in ihrer Stimme zurück: „Ich habe Dir doch vorhin erklärt, dass Du für diesen Tag kein einziges Kleidungsstück tragen sollst, das ich nicht heute ausge-sucht und für Dich gekauft habe. Mach’ Dir keine Sorgen über meine Finanzen – der heutige Tag ist mir sehr viel wert.“
Das ist mir genauso unlieb: „Das kann ich doch nicht annehmen…“
Ihr Tonfall wird nun nachdrücklich gebietend: „Du wirst doch nicht ungehorsam sein, nicht wahr? Denn wenn Du unartig bist, dann muss ich Dich wieder über mein Knie legen und Dein Rock spannt so schön!“
Ihre Worte scheinen mir trotz ihres Flüsterns durch den halben Raum zu tragen. Das kann sie doch hier in der Öffentlichkeit nicht aus-sprechen! Das Blut strömt mir in das Gesicht bei ihren Worten. Ich fühle, wie mein Kopf knallrot anläuft.
Ute beobachtet mich intensiv. Sie genießt meine verlegene Reaktion offensichtlich, wenn man nach ihrem befriedigten Lächeln urteilt. Sie kommentiert sehr leise: „Ich liebe es, wenn Deine Haut sich rötet…und das bezieht sich nicht nur auf deine Wangen…“
In diesem Moment hasse ich sie einerseits für diese provozierenden Äußerungen, aber andererseits fühle ich eine deutliche Erregung in mir aufsteigen, als sich vor meinem inneren Auge unwillkürlich die Bilder von ihrer Wohnung aufdrängen. Wie in einem Kino spulen sich die Ereignisse in meiner Erinnerung ab. Diese aufregenden Momente als Ute mich langsam auszog und dann ihre Hand erhob…
Ute unterbricht meinen Gedankenfluß: „Oh, Claire, dein Gesichtsausdruck ist so süß - Du ahnst gar nicht wie hinreißend Du in diesem Moment aussiehst!“ Sie ergreift spontan meine Hand und drückt sie kurz, und lässt sie dann wieder los.
Ich tauche aus meinen lebhaften Vorstellungen auf. Verlegen wende ich mich von ihr ab, beuge mich über den Grabbeltisch und tue so, als ob ich interessiert die Angebote an Strumpfhosen dort durchforste, als ihre nächsten Worte mein Gesicht noch heißer werden lassen:
„Oh, wie reizend .., Deine süße Unterhose markiert so provozierend auf dem gespannten Stoff deines Rockes…“
Ute kichert leise. Sie nähert sich mir von hinten und verfolgt mit ihren Fingern zart die Linien des intimen Kleidungsstückes, die sich auf der Seide des Rockes für sie abzeichnen müssen. Schockiert ziehe ich meinen Atem scharf ein, als ich ihre Hände in aller Öffentlichkeit sanft spielend auf meinem Po spüre. Ich weiß nicht, was für mich mehr beunruhigend ist - der Klang ihrer kehligen Stimme oder das Gefühl ihrer tastenden Finger. Ich bin schockiert, dass sie es wagt mich in einem Geschäft zu berühren, dort wo jeder uns sehen und hören könnte:
„Ute !!!“
Ich würde am liebsten …“ Ute kann ihren Satz nicht beenden, da just in diesem Moment der Verkäufer zurückkehrt.
***
Sie zieht sich nonchalant zurück. Ihre grau-blauen Augen strahlen mich jedoch mit einer unglaublichen Intensität an, ihr Blick hält meinen gefangen. Mein Herz fängt an wie wild zu klopfen, als ich ihren unvollendeten Satz für mich interpretiere, während ich fühle wie meine Nippel beginnen sich wie kleine Stachel in den Stoff meiner Kleidung bohren. Vor den Augen meines ‚Nachbarn’ fühle ich mich wie auf dem Präsentierteller - ich nehme an dass er meine starken Gefühle für Ute unmittelbar auf meinem Gesicht … und an meiner Bluse ablesen kann. Dass meine Empfindungen für eine Frau damit in aller Öffentlichkeit klar erkennbar werden, schockiert und beschämt mich. Und es ist nicht nur das, plötzlich fühle ich mich unten so rasch feucht werden, als ob es dort regelrecht einschießt, was mich noch mehr verunsichert. Wie kann Ute mir so etwas antun?
Knallrot erkundige ich mich nach den Toiletten – ich muss dieser hochpeinlichen Situation unbedingt für einige Minuten entkommen. Ute zieht die Augenbrauen hoch, als ich mich hastig verabschiede.
Beim Weggehen bemerke ich noch konsterniert, wie Ute sich zunächst seelenruhig eine Auswahl von Dessous zeigen lässt.
Ich verschwinde schnell in der Kunden-Toilette, die mit zwei Waschbecken und zwei Kabinen für ein Geschäft dieser Größe nicht gerade üppig ausgestattet ist. Ich weiß eigentlich nicht so recht, weshalb diese Situation mich so aufgeregt hat und warum mein Herz so hart pocht - ich bin doch eigentlich eine gestandene Frau, und nicht ein al-berner Teenager beim ersten Rendezvous. Tatsache ist jedoch, dass ich es mir am liebsten sofort machen würde, so erregt fühle ich mich. Ich starre in den Spiegel, der über einem der beiden Waschbecken angebracht ist, und sehe hektische, rote Flecken auf meinem Gesicht. Ich lasse Wasser über meine Hände laufen und kühle mit den nassen Innenflächen meiner Hände mein Gesicht.
Ich achte nicht darauf, als sich die Tür zum Raum öffnet. Erst als sich plötzlich Hände auf meinem Po befinden, die an dem Reißverschluss des Rockes nesteln, schrecke ich auf und erblicke zu meiner Überraschung im Spiegel Ute’s Gesicht hinter meinem. Im nächsten Moment wispert Ute in mein Ohr:
„Ich muss unbedingt wissen, welches Höschen Du trägst…“
Bevor ich reagieren kann, hat sie meinen Rock bis auf die Oberschenkel herabgestreift, und ich stehe halb entblößt in der Kundentoilette. Ich bin schockiert:
„Ute!! Wenn irgendjemand hereinkommt…!“
Sie lächelt nur, während ihre rechte Hand meinen veilchenfarbenen Slip erkundet und ihre linken meinen Busen umfasst. Ich fühle mich wie gelähmt, als sie das Vorderteil forschend betastet und dann süffisant lächelnd kommentiert:
„Was haben wir denn hier? Hat das meine Claire aufgeregt?“
Sie reibt mit langsamen Bewegungen über den Stoff, während ihre wissenden Finger mich sanft stimulieren. Das kann sie doch nicht hier machen! Instinktiv widerstrebend presse ich zunächst meine Schenkel zusammen, prompt rutscht mein Rock ganz auf den Boden. Sie presst von hinten ihren schlanken Körper gegen mich - ihre so insistierenden Liebkosungen bringen mich allmählich um den Verstand. Sie spürt meinen Widerstand dahin schmelzen und merkt, wie sich meine Beine dann doch langsam wieder öffnen. Ihr Zeigefinger kreist näher an das Objekt ihrer Begierde heran. Meine Atmung wird hektischer, als ihr Zeigefinger keck unter den Saum meines Satin-Schlüpfers wandert.
In diesem Moment ertönen Schritte vor der Tür und der Türgriff dreht sich. Schlagartig wird mir die kompromittierende Situation bewusst, ich quietsche entsetzt auf und flüchte mich von Ute losreißend in die nächste Kabine. In meiner Panik habe ich den auf dem Boden liegenden Rock vergessen und stehe nun beschämt nur im Höschen da, das vorne auch noch einen dunklen Fleck zeigt. So kann ich doch nicht wieder zurück, um meinen Rock zu holen. Oh mein Gott, was wird die hereingekommene Frau denken oder gar sagen? Ich fühle mich wie von einer kalten Dusche getroffen, all die süße Aufregung ist verschwunden und macht einem hässlichen Gefühl der absoluten Peinlichkeit Platz. Wie komme ich nur aus dieser Situation wieder heraus?
Im nächsten Moment ertönt Ute’s Stimme ganz ruhig, als ob gar nichts passiert wäre:
„Claire, ich lege Dir Deinen Rock über die Tür. Du wolltest doch noch wechseln, nicht wahr?“
Meine Bestätigung fällt sehr kurz aus, ich traue meiner Stimme einfach nicht, aber ich bin Ute für ihre Geistesgegenwart sehr dankbar.
Erst langsam beruhige ich mich wieder, als ich mich auf den herun-tergeschlagenen Klodeckel setze und mich langsam wieder ankleide. Nach einer Weile habe ich mich wieder soweit im Griff, dass ich heraustreten kann und mein dezentes Make-up vor dem Spiegel erneure, um dann wieder in den Verkaufsraum zurückzukehren.
Ute hat in der Zwischenzeit eine Reihe von Einkaufstüten aufgestapelt, die von der älteren Verkäuferin und einer Auszubildenden zu ihrem weißen Cabrio getragen werden.
Als wir beide in ihrem Auto eingestiegen sind, lächelt sie mich entschuldigend an: „Es tut mir leid, ich wollte Dich nicht so in Verlegenheit bringen, aber Du sahst so unheimlich süß aus, dass ich gar nicht anders konnte…“
Ich kann ihr einfach nicht böse sein: „Es ist schon gut…“
Sie erklärt mir weiter: „Ich habe deine Auszeit genutzt, um hübsche Unterwäsche und Strümpfe für Dich zu kaufen…“
Das ist mir nicht recht: „Das kann ich wirklich nicht annehmen…“
Ute besteht jedoch darauf: „Ich habe Dir vorhin schon erklärt, dass der heutige Tag mir sehr viel wert ist.“
Die Fahrt zum Tagesziel ist nur kurz. Als wir bei dem Bauernhaus ankommen, bin ich doch überrascht. Das Anwesen entspricht so gar nicht der Vorstellung, die ich mir von einer bäuerlichen Unterkunft gemacht hatte. Es sieht eher wie ein kleines Schloss aus mit seinem runden Türmchen - ganz sicher sieht es nicht wie ein traditionelles und einfach strukturiertes Bauernhaus aus.
Sicherlich sind die beiden anderen auch schon da, denn ein Mer-cedes steht vor der Tür. Ute klingelt an der Tür und geht dann zum Wagen zurück, um einige Tüten zu holen. Frau von Steinkamp öffnet die Tür. Ich habe eine diebische Freude daran zu sehen, wie buchstäblich der Mund von dem ‚adligen Fräulein’ (wie ich sie insgeheim für mich titu-liere) für einen Moment offen steht, als sie mich in der schicken Kombination von lavendel-farbenem Rock aus Seidenchiffon und Seidenbluse sieht. Nach kurzem Zögern heißt sie mich dann willkommen und begrüßt einige Momente später auch Ute, die verschmitzt lächelt, als sie die Verwunderung von Erika’s Freundin über meine Kleidung wahrnimmt.
Ich habe den Eindruck, dass Frau von Steinkamp plötzlich Ute mit anderen Augen betrachtet. Ein Ausdruck ist in ihren Augen, als ob sie die kleine Schwester von ihrer Lebenspartnerin das erste Mal als gleichrangig ansehen würde. Ute scheint dies auch wahrzunehmen, denn unwillkürlich streckt sie ihre schlanke Gestalt.
Von dem langen Flur gehen mehrere Türen ab. Frau von Steinkamp geht mit ihrer feingliedrigen Figur voraus. Ich weiß zunächst nicht genau warum, aber es ärgert mich beachtlich, als Frau von Steinkamp umständlich ein Taschentuch aus ihrer engen Lederhose hervorkramt und Ute ihr mit ihren Blicken folgt. Die zierliche Frau lächelt kurz geschmeichelt, als sie Ute’s Aufmerksamkeit bemerkt, und blickt schnell wieder weg, was mich noch mehr ärgert. Irgendwie habe ich vielleicht scharf ausgeatmet oder unbewußt ein anderes Geräusch produziert, denn plötzlich schaut mich Ute an und interpretiert meinen Gesichtsausdruck falsch, sie flüstert mir kichernd zu: „Oh, Klärchen, Du bist doch nicht etwa eifersüchtig, weil ich ihre Lederhose bewundert habe?“
„So ein dummes Zeug, wieso denn das?“ Ich lehne ihre Frage entrüstet ab. Ich habe bisher noch nie Eifersuchtsprobleme gehabt. Dass Ute mich quasi auslacht, macht es nur noch schlimmer. Plötzlich frage ich mich, ob ich vielleicht tatsächlich eifersüchtig bin, denn Ute`s Bewunderung für diese Frau hat mich schon vorher irritiert.
Ute kichert und flüstert noch leiser: „Brauchst nicht eifersüchtig zu sein, ich mag nur gerne einen sexy Po in Lederkleidung sehen.“
Diese Erklärung von ihr macht es bestimmt nicht besser. Aber ich bin doch nicht eifersüchtig - oder? Ich vergesse das alles lieber.
Währenddessen öffnet Erika’s Freundin eine breitere Tür und zeigt uns das große Esszimmer mit dem dekorativen Teaktisch, der bereits festlich eingedeckt und mit Kerzen versehen ist.
„Das sieht ja hervorragend aus!“ Ich bin beeindruckt von dem einladenden Ambiente.
Frau von Steinkamp lächelt mich zum ersten Mal aufrichtig an, seit ich sie kenne. Vielleicht tue ich ihr ja unrecht und wir haben uns nur gegenseitig jeweils auf dem falschen Fuß angetroffen. Dann weist sie uns den Weg zu den Zimmern und erklärt, dass wir nebeneinander liegende Räume mit einer Verbindungstür hätten – und verlässt uns dann.
Schwer beladen mit all den Tüten dirigiert Ute mich in das freundlich dekorierte Gemach mit sonnengelben Tapeten und einem großen Bett mit sehr schön verzierten Bettpfosten aus Kirschholz. Von dem Gelass geht ein geräumiges Badezimmer ab, dessen Gebrauch sie mir sofort anbietet und den ich auch dankend annehme. Ute reicht mir ein flauschiges Badetuch und einen cremefarbenen Bademantel aus Satin:
„Claire, du kannst Dir gerne Zeit lassen. Bist Du damit einverstanden, dass ich Dir etwas zum Anziehen aussuche?“
Sie wartet meine Zustimmung ab, bevor sie fortfährt: „… ich werde Deine Sachen nachher auf dem Bett bereitlegen. Kommst Du dann bitte in das Esszimmer?“
Ich nicke zustimmend. Ich kann es nicht erwarten, mich in die heiße Dusche zu begeben. Sie ist dann auch unheimlich entspannend und tut mir ausgesprochen wohl. Ich kann mich nur schwer von der entspannenden Wirkung des auf mich trommelnden, warmen Wassers trennen.
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Jammerschade.«