Projekt 43 - Zwischen den Welten
von MarcLelky
Prolog und Rückblick
Es gab schlimmere Dinge, als mit einem süßen und gut gebauten Mann aus Südostasien die Ewigkeit an einem Ort verbringen zu müssen, der den gängigen Vorstellungen vom Paradies recht nahe kam. Wir hatten diese Übergangsstelle zurück in unsere Welt noch öfters untersucht, und dort nichts mehr außer dichten Wald gefunden. War alles nur Einbildung, so wie der aufgetauchte und wieder verschwundene Helikopter?
Wer immer wirklich hinter dem Projekt 43 steckte, hatte uns genügend Vorräte hinterlassen, und wir fanden noch mehr dieser Apfelbäume, von welchen manche Sorten eher salzig und würzig schmeckten. Wir zählten die Tage nicht mehr, die wir hier verbrachten, und das Datum auf meinem Smartphone kam mir schon lange falsch vor. Erreicht habe ich niemand damit, Musik spielte es noch. In der Nacht war es manchmal angenehm, manchmal leicht kühl, es schwirrten einem nicht einmal Insekten vor dem Gesicht herum, und in diesem behelfsmäßigen Zelt auf der Waldlichtung war uns nie zu kalt.
„Gehen wir weiter … morgen … Vormittag“, sagte ich und blickte den Strand entlang.
„Nein, bleiben wir noch, ich habe so ein Gefühl“, entgegnete Daeng, der neben mir stand und dessen Füße auch von der Welle umspült wurden.
„Wir können noch ein paar Tage hier bleiben, ein paar Wochen, zehn Jahre …“, widersprach ich und fuchtelte mit den Händen herum, „oder … bitte, dort vorne liegt eine ganze Welt vor uns!“
„Besprechen wir das morgen weiter“, schlug er vor und lehnte sich an mir an.
„Ja, schon wieder!“
Es war dämmrig geworden, während wir in der geschützten Bucht neben dem Wasserfall badeten, kurz bevor dieser sich die Klippen hinabstürzte, wir hatten auch noch lange die Sterne beobachtet – bis uns die Müdigkeit zu unserer Unterkunft zog. An diesem Tag waren wir besonders weit in der Umgebung herumgewandert, auch ein Stück den Strand entlang, der kein Ende zu nehmen schien, um wie jeden Tag doch wieder in unser Lager zurückzukehren.
„Gute Nacht!“, wünschten wir uns gegenseitig, tauschten ein Küsschen aus, und dabei blieb es diesmal auch.
Kapitel 1 – Die Stadt
Noch einmal blickten wir vom Strand aus den Wasserfall hinauf, der sich vor uns über den felsigen Hügel ins Meer stürzte als ob er schallgedämpft wäre, dann machte ich mich in jene Richtung auf, die für mich Westen war, und er folgte mir. Ich hätte ihn schon früher überreden können, aber was auch immer mich dazu gebracht hatte, unsere Ausrüstung zusammenzupacken und ins Ungewisse weiterzuziehen, hatte nun auch ihn erfasst. Die zarten Sixpack-Ansätze an seinem Oberkörper traten in der kräftigen Vormittagssonne noch mehr hervor, als ich es gewohnt war, ohne dass es übertrieben wirkte. Selbst war ich weit von so etwas entfernt, trotzdem glaubte ich eine Veränderung an mir zu spüren, nur was war es und warum? Oder einfach die völlige Entspannung hier?
„Wie schnell kannst du laufen? Ich meine, richtig schnell …. oder … was ist der Weltrekord im 100-Meter-Lauf?“, fragte ich ihn.
„Weniger als 10 Sekunden? Nein“, lachte er ein bisschen, „was immer das Spezial-Mineralwasser oder die Wunderäpfel können, aber das …“
Ich blieb abrupt stehen, stoppte auch ihn mit beiden Händen, und zeichnete mit der großen Zehe eine Linie in den Sand. Mitsamt dem Rucksack begab ich mich in eine Startposition, grub mich mit den Füßen einige Zentimeter ein, und er sah auf mich herab. Als ob uns jemand beobachten könnte, blickte er schnell nach links und rechts, hockte sich neben mich und berührte mit den ausgestreckten Fingerspitzen die Startlinie.
„Auf die Plätze!“
„Sind wir schon“, kommentierte er.
„Fertig … du sagst 'Los!'“
„Drei, zwei, eins … Null komma fünf … los!“
Er musste eine halbe Sekunde Vorsprung haben, weil ich nicht konzentriert genug war, oder zu sehr auf ihn als auf sein Kommando, stieß mich ab und zog an. Von Beginn an war es kein Abhetzen, wie ich es gewohnt war, um doch noch rechtzeitig im letzten Moment irgendwo zu sein, stattdessen ein müheloses Anschieben, und kam doch aus mir selbst heraus. An eine Ziellinie hatte ich nicht gedacht, und wir mussten schon lange 100 Meter zurückgelegt haben, nach denen ich noch immer kein Stechen in der Brust spürte und den Sand kaum berührte, beinahe flog. Erst nach über einer Minute, eher zwei, wurde er langsamer, schüttelte beide Arme aus und setzte sich in den lockeren Sand. Höchstens zwei Sekunden später verhedderte ich mich zwischen seinen Beinen, und er fing mich auf.
„Wow!“, entkam es mir, als ich über ihm lag und mich mit den Händen abstützte.
„Was … war das jetzt?“
„Wir sollten die Strecke genau ausmessen, die Zeit stoppen, und dann …“
Er zog mich zu sich, presste seine Lippen auf meine, und ich widersetzte mich nicht. Es hatte wieder nur symbolische Bedeutung, auf einem völlig leeren Strand und bei sonnigem Wetter, das auch zum Baden ausreichen würde, überhaupt irgendeine Hose zu tragen, doch obwohl es sich so ähnlich anfühlte, spannte darin noch nichts. Ich drückte mich fester an ihn, und das Empfinden wurde stärker. Vor zwei oder drei Tagen war mir das schon aufgefallen, es war einfach nur sehr guter Sex gewesen und ich konnte nachher nicht so einfach aufstehen, so weich war mir in den Knien, aber diesmal …
Er starrte mich mit weit offenen Augen an, ich wusste nicht ob ihm war wie mir, aber er musste es ahnen, zog mich weiter an sich und wetzte seinen Körper ein bisschen an meinem. Ich würde das Höschen auswaschen und trocken lassen müssen. Oder einfach ausziehen? Nein, dafür war es zu spät, ich wollte alles außer mich von ihm zu lösen. Er war mächtig, aber keine Last für mich, und ich ordnete mich dem Griff seiner kräftigen Hände unter. Es spielte sich mehr in meinem Kopf als in meiner Hose ab, alles spannte sich – und es kam mir, während er sich verkrampfte. Die Geräusche blendeten sich aus, das Meeresrauschen, der Wind, das Licht schien sich zu verändern – bis mich der Höhepunkt wieder freigab und tiefe Entspannung zurückließ.
Wir langen nebeneinander, mein Arm auf ihm, und nach Minuten brach ich das Schweigen.
„Kennst du das“, sagte ich, „manchmal erwischt man den Moment nicht so gut, und manchmal ist es perfekt. Ich weiß nicht, wie soll ich es beschreiben …“
„Ja, ich weiß was du meinst“, erwiderte er und lachte etwas, „manchmal ist es so kurz und … stumpf, und manchmal … ja, perfekt und geht über eine halbe Minute oder so.“
„Ich glaube auch, wir haben noch etwas für später“, meinte ich und strich durch die knappe, glänzende Hose, die innen trocken war.
Er verzog das Gesicht, raffte sich auf, ging zum Meer, zog seine Badeshorts einige Male durch und wringte sie aus, um damit in der Hand nackt in der Brandung weiterzugehen. Ich hatte auch schon ein bisschen von dem Wasser verschluckt, und trinken würde ich es nicht, aber wirklich salzig schmeckte es nicht, auch weiter weg von jener Stelle, wo der Fluss mündete und sich Brackwasser bilden sollte.
Wenn ein Mann alles zusammenkniff, sollte er angeblich einen Orgasmus über Minuten oder noch länger haben können, aber bisher lag das für mich im Reich der Märchen, sogar zusammen mit ihm. Ob ich ihm sagen sollte, dass es über eine Minute gewesen sein musste? Entlädt sich wirklich alles auf ganz andere Weise, wenn es jemand schafft, seine Säfte für sich zu behalten? Oder war das ein ganz neues Gefühl, welches es nur hier geben konnte? Dieses von Kopfschmerzen begleitete leichte Brennen in den Augen, das ich manchmal hatte, war mir dafür schon lange nicht mehr aufgefallen.
* * *
Die Küstenlinie machte manchmal Biegungen, führte durch kleine und größere Buchten, doch der Sandstrand mit dem weiten, grünen Hinterland schien kein Ende zu nehmen. In einer der Buchten ließen wir uns nieder und machten eine größere Pause, als es schon weit nach Mittag gewesen sein musste.Vorhin war Wind aufgekommen, doch hier waren wir geschützt.
Es wurde kühler und es zogen noch mehr Wolken auf, so dass auch er wieder sein T-Shirt trug. Der Sand bestand nun eher aus grobem Kies, weshalb wir unsere Sportschuhe wieder aus dem Rucksack gekramt hatten. Die Felsen vor uns waren ein paar Meter hoch, und daneben führte nur noch ein schmaler Streifen entlang des Meeres, vor uns lag hingegen ein Pfad, der schräg nach oben in den Wald führte – und nicht unbedingt so aussah, als ob dort seit 30 Jahren niemand mehr gegangen wäre. Er ging voraus, machte den ersten Schritt, und wir wanderten weiter. Die Steigung wurde flacher, und wir betrachteten kurz einen Stein, von dem ich mir nicht sicher war, ob er eine Markierung darstellen sollte oder zufällig dort lag.
Sehr spät konnte es noch nicht sein, dennoch kam es mir ein Stück weiter vor wie kurz vor der Abenddämmerung, und das Licht, das durch die Baumkronen drang, veränderte sich. Wirklich kalt war mir nicht, doch ihm merkte ich an, dass er leicht zitterte. „Warte“, sagte ich, kramte in meinem Rucksack, hängte ihm ein großes Handtuch um und strich über sein Gesicht. Für eine Weile nahmen wir uns wieder an den Händen und setzten unseren Weg fort.
* * *
Vor uns lag etwas, und es war kein einzelnes Haus oder eine Art befestigter Campingplatz, sondern mächtiger – eine Mauer, eine Burgruine? Die Bäume lichteten sich, und der Weg, der nun so breit war, dass auch ein größeres Fahrzeug darauf fahren könnte, endete vor einem großen Tor. So wie die hohe Mauer aus groben Steinblöcken war es, aus Holz und Metallbeschlägen bestehend, ein bisschen mit Moos bewachsen, wie eine Ruine sah es dennoch nicht aus. Geräusche lagen in der Luft, die nicht nur vom leichten Wind und dem Knirschen der Kieselsteine unter unseren Füßen stammen konnten.
Wir hielten uns zuerst noch aneinander fest, sahen uns fragend in die Augen, kamen vorsichtig näher und suchten nach einer Fortsetzung der Straße, doch es gab nur einen steiler Hang auf einer Seite, oder dichtes und dorniges Buschwerk auf der anderen. Ich probierte erfolglos, ob sich das Tor öffnen ließ, es gab kaum nach. Wir sahen uns erneut an, zuckten gleichzeitig mit den Schultern, lachten einen Augenblick lang, und ich klopfte fest.
Nach einer Minute öffnete sich eine Seite mit einem lauten Knarren, nur einen höchstens 10 Zentimeter breiten Spalt weit, und eine tiefe, männliche Stimme fragte „Zauberwort?“
„Bitte?“, antwortete Daeng.
„Nein.“
„Sinus hyperbolicus … arcustangens cosinus“, probierte ich.
„Nein.“
„Quadraturamplitudenmodulation“, legte ich nach, und die Stimme änderte ihre Reaktion nur wenig.
„Wir sind vom Projekt 43“, sprach Daeng ganz ruhig, so wie mit mir an einem dieser langen Abende zu zweit, „also wir müssen hier noch etwas klären.“
Mit einem noch lauteren Quietschen und Knarren begann sich das Tor langsam zu öffnen. Ich hätte einen Gorilla erwartet, stattdessen war der Mann eher wie einer, der in einem Lokal, wo nur Männer zu finden waren, die Getränke servierte. Er betrachtete meinen Freund ungefähr so wie alle hier, auf die wir bis jetzt getroffen waren – er war das Passwort. Fast schon wollte ihn der Wächter berühren, aber ein bemüht böser Blick verbot es und änderte sich doch noch, um es nur ein paar Sekunden lang zu erlauben. Eine großzügige Handbewegung bat uns hinein und zeigte den richtigen Weg.
Vor uns sah es ungefähr wie in einer gut erhaltenen Burg aus dem späten Mittelalter aus, oder einem historischen Stadtkern irgendwo in Europa, und schummriges, leicht flackerndes Licht aus den Häusern verdrängte die hereinbrechende Dunkelheit. Die Straße war gepflastert und etwa zehn Meter breit, und auf einer Seite bearbeitete jemand mit einem Hammer ein glühendes Metallstück, wobei er nichts als ein großes, zerfetztes Tuch umgebunden hatte. Der Geruch von Asche und verbranntem Holz lag in der Luft, wurde aber ein Stück weiter vorne von einem zwischen Gebäck und exotischem Obst überlagert. Ein paar Leute waren auf der Straße unterwegs und richteten ihre Blicke auf uns, wobei manche graubraune Umhänge trugen, andere hingegen bunte kurze Hosen so wie wir.
„Glaubst du, das ist ein Vergnügungspark, oder was …?“, fragte Daeng.
Ich antwortete, indem ich mich mit zur Hälfte offenem Mund einmal im Kreis drehte, zog ihn kurz am Handgelenk, und wir schritten weiter die Straße entlang. Das Badetuch stand ihm ganz gut, und langsam wurde auch mir kalt. An einer Gabelung schlugen wir den belebter wirkenden Weg ein und kamen zu einem hell erleuchteten Gebäude, aus dem Stimmengewirr und Gelächter drangen, wobei das Stockwerk darüber fast dunkel war. Eine nicht mehr zu entziffernde Aufschrift prangte über dem Eingang, davor stand ein kleines Pferd, das die Mähne schüttelte, als es uns sah.
„Und wo sind wir jetzt? Gasthaus zum pissenden Pony?“, sagte ich.
Es wieherte, Daeng lachte kurz und laut und sah mich an. Ich folgte ihm hinein, und wir traten auf einen knarrigen Holzboden. Draußen musste die Temperatur an der 10-Grad-Marke gekratzt haben, hier war es um einiges wärmer. Ich war mir nicht sicher, ob das ganze Licht von den Kerzen auf den Tischen stammte oder ob es elektrisch war, und die Musik hörte sich für mich wie eine dumpf abgespielte Version von „Gangnam Style“ an.
„Das ist koreanisch, und ich verstehe kein Wort“, sah er mich entnervt an. Ich klopfte ihm auf den Rücken, und der schlanke Typ hinter dem Schanktisch, der mich an den Torwächter erinnerte, wurde auf uns aufmerksam.
„Können wir bitte …“, begann ich, er drehte sich um und stellte uns Sekunden später zwei große Metallkrüge hin. „Geht aufs Haus!“
Wir zögerten, schnappten uns doch die Krüge und setzten uns an einen freien Tisch in einer dunklen Ecke, von wo aus wir einen guten Überblick über das Lokal hatten.
„Prost!“
„Oh, schmeckt wie …“
„Dunkles Bier!“
Ich dachte an Reisen nach Amsterdam, München oder sonst wo hin, doch das Bier hier hatte etwas an sich, das über vergorenes Getreide und Alkohol hinausging. War es die Ausstrahlung dieses Ortes, oder wie bei diesem Gelage in dem kleinen Dorf, nachdem wir auf die anderen getroffen waren? Es wurde einem auch nach zwei Litern nicht schlecht davon, dennoch wirkte es irgendwie.
„Ich weiß nicht wie es dir geht“, setzte ich unsere Unterhaltung fort, „aber seit ich hier bin, fühle ich mich … viel besser als sonst, einfach anders.“
„Ich muss dir was sagen“, kam er näher auf mich zu, „heute auf dem Strand … ich bin so heftig gekommen …“
Meine Augen waren weit geöffnet. „Und du hast geglaubt, es nimmt kein Ende?“
Ein zaghaftes Nicken folgte, und ich hielt seine Hand fest, die auf dem Tisch lag. Erneut ließ ich meinen Blick schweifen – und blieb am anderen Ende des Raumes hängen. „Warte kurz einmal“, sagte ich und stand auf.
Ja, die schlanke Frau mit der blassen, glatten Haut, die allein dort saß, kam mir bekannt vor – es war Katja, die zumindest mein Intimleben mit Daeng ganz gut kannte, mit wenig Erfolg versucht hatte, ihn zu verführen und schließlich spurlos zusammen mit den anderen verschwunden war. Sie blickte auf, dann noch einmal und zuckte zusammen.
„So, und jetzt erklärst du mir, was das alles soll, alles“, fuhr ich sie an, um gleich darauf von ihrem Lächeln eingebremst zu werden.
„Oh, du bist noch hier“, antwortete sie und legte den Kopf zur Seite, „Mar … Marcel, oder wie, und du gehörst also doch zum Projekt?“
„Nein, nicht wirklich – aber du doch, oder?“
„Gut, ich sehe wir kommen nicht weiter, aber die anderen sind jedenfalls weg, für die war es nur eine Woche Abenteuerurlaub. Du kennst die Übergangsstelle beim Wasserfall?“
Ich bejahte und merkte, wie sie ihre Finger deutlich an meine auf dem Tisch ausgebreiteten Hände annäherten. Was ich schon vor längerer Zeit abgehakt hatte, begann sich in mir auszubreiten, wenigstens die Illusion, bei einer Frau etwas erreichen zu können, während ich mich mit ihr stundenlang unterhielt und es doch zu nichts führte als eben nett geplaudert zu haben. Ich hatte auch schon welche getroffen, sie sich für schwule Männer interessierten, oder am besten nicht ganz so schwule, aber auch hier war es nicht anders gewesen.
Sie sah sich um, trommelte mit den Fingern auf dem Tisch herum und blickte in Richtung einer Treppe, die mir bis dahin nicht aufgefallen war.
„Vielleicht sollten wir uns einmal in Ruhe unterhalten“, meinte sie und machte wieder eine deutliche Kopfbewegung, diesmal schneller.
Etwas zwischen Angst und Wissensdurst ergriff mich, wie vor einer spontanen Möglichkeit, mich ins Ungewisse zu stürzen und doch alles unter Kontrolle zu haben – und ich streifte mit zwei Fingern über ihre Hand und drehte mich um. Katja erhob sich, ich gab Daeng am anderen Ende des Raumes ein schnelles Zeichen, einmal kurz nach oben zu gehen und glaubte einen zustimmenden Blick zu erkennen. Vor der hölzernen Treppe blieb ich stehen und ließ ihr den Vortritt.
Der Gang im oberen Stockwerk erinnerte mich an ein altes Piratenschiff, oder was sich viele darunter vorstellten. Sie ging in Richtung des vergitterten Fensters am Ende, durch das fahles Licht hereindrang, und öffnete eine der Türen. Das Zimmer war dunkel, nur so lange bis sie einen Lichtschalter betätigte, und die Lampe an der Wand passte so gar nicht hier her. Das große Bett dürfte nicht gerade aus einem heutigen Möbelhaus gewesen sein, sah aber mit seinem hohen, verschnörkselten Metallrahmen eine Spur moderner aus.
„Setz dich ruhig“, redete sie mir zu, und ich ließ mich auf der Matratze nieder.
„Also noch einmal, ich bin irgendwie hier hineingeraten, das Wasser ist sehr heilkräftig und das Obst hat Spitzenqualität, so dass es streng geheim ist … und was war jetzt mit dem Hubschrauber, und …?“
„Du kennst den Inhaber der Agentur, wo dein Freund …“, unterbrach sie mich, legte eine Handfläche auf ihre Brust und ihr Gesicht strahlte, „... auch dabei ist, Models für jeden Geschmack, gelegentlich einmal eine große Party und so?“
„Ja.“
„Gut … also ungefähr im Jahr 1985 hat er diese Villa gekauft, mit ziemlich großem Garten, praktisch ein kompletter englischer Landschaftsgarten … und beim Renovieren sind ein paar seltsame Sachen passiert.“
„Du meinst, es ist jemand verschwunden, in diesem … Dimensionsportal? Oder herausgekommen?“
„Natürlich hat es sich nicht ewig geheimhalten lassen“, setzte sie fort, „es haben sich auch andere für die Sache interessiert, und den Rest solltest du ja schon kennen. Das Problem ist nur, dass wir nie genau wissen, wann und wie es sich öffnet.“
Während sie bisher nur auf der Stelle getreten und mich halb von der Seite angesehen hatte, schritt sie nun zum Fester und starrte in die graublaue Nacht. Was sollte das hier überhaupt werden, und sollte ich nicht schön langsam wieder zu Daeng gehen? Obwohl, der Schankbursche würde sich schon um ihn kümmern, oder mir sagen wo ich ihn finden konnte. Als ich sie dort stehen sah, fühlte ich ein leichtes Zittern in beiden Händen.
Ich atmete tief durch, stand auf, stellte mich neben sie und nahm vorsichtig ihren Arm weg, um mich auch an die Fensterbank lehnen zu können. Sie reagierte mehrere Sekunden lang nicht, bis ich die sehr langsame, zarte Berührung ihrer Hand auf meiner Schulter spürte. Beschweren durfte ich mich jetzt nicht darüber. Wir sahen hinaus auf die Straße, auf die ganze Stadt, mehr aus Stein als aus Holz, die stellenweise hell beleuchtet war und einige Gassen weiter an einem Hafen endete. Ich konnte ein großes Schiff erkennen, ein Segelschiff? War draußen im Meer ein bewachsener Felsen, der über dem Wasser schwebte, oder sah es in der Nacht nur so aus?
„Oh, tut mir leid“, hauchte sie nach eher drei als zwei Minuten, als sie anfangen wollte, sich meinen Rücken hinunterzutasten, und riss die Hand weg.
„Aber das muss dir nicht leid tun“, reagierte ich überrascht über mich selbst recht gelassen.
Sie drehte sich zu mir, wir standen uns keine 20 Zentimeter entfernt gegenüber – und legte ihre Hände auf meine Schultern. Eine Art von Kribbeln erfasste mich, es war nicht ganz wie bei ihm, oder doch?
„Was ist mit dem Schiff dort draußen?“, wollte ich wissen und nahm ihre Hände von mir weg.
„Es heißt, es fährt bald zum Südkontinent. Hier ist es zwar nicht schlecht, aber du wirst schon bemerkt haben, dass es am Abend kühl wird, und am Ende kommt noch der Winter. Aber dort … nur laue Sommerabende, und alles was du dir vorstellen kannst.“
Ich wurde neugierig, war mir aber sicher, dass sie nicht mehr darüber wusste, als erzählt wurde. Noch langsamer als zuvor berührte sie mich wieder, und wendete sich in Richtung des Bettes.
„Leg dich ganz entspannt hin – nur wenn du möchtest.“
Ich wusste nicht, ob ich wollte, aber unangenehm war mir unser Zusammentreffen bisher nicht. War doch ein schöner Abend, nett plaudern mit einer Frau … Es war nicht so, dass sie mich drängte, aber als ob sie mir deutlich den Weg zu ihrem Bett wies. Ich machte die paar Schritte zurück, zog meine Schuhe aus und streckte mich auf der Liegefläche. Meine Finger umfassten das dunkle Metall des Rahmens und ich schloss die Augen, hörte nur die dumpfen Geräusche von unten.
Wieder fühlte ich ihre Fingerspitzen, die sanft meine Schultern bearbeiteten, und entlang meines Oberkörpers fuhren. Als sie unter mein T-Shirt greifen wollte, stoppte sie.
„Du musst nicht, ich kann auch aufhören, wenn du …“
„Wenn du es willst, dann kannst du weitermachen“, meinte ich und öffnete wieder die Augen.
Ihre Hände massierten mich stärker, sie setzte auch das zweite Bein auf die Matratze und kniete sich über mich. Es wäre nicht das allererste Mal mit einer Frau für mich, aber wie würde es enden? Manche Männer, die sonst nur Frauen trafen, sehnten sich nach Abenteuern beim eigenen Geschlecht, doch das beschränkte sich mitunter auf Zuschauen, flüchtige Berührungen und ja keine Zärtlichkeiten. Ob sie die Sache für mich ganz einfach umdrehen wollte? Dabei hatte ich den Kuss einer Frau sogar als angenehm in Erinnerung, aber es nach einer kurzen Affäre irgendwann aufgegeben, mich mit Kontaktanzeigen herumzuschlagen oder Pläne für gute Annäherungsversuche zu schmieden. In der Zwischenzeit sind mir so einige süße oder aufregende Männer begegnet, und ich hatte keine dringenden anderen Sehnsüchte verspürt, nicht ernsthaft oder sie verdrängt – bis zum heutigen Tag. Wollte sich in meiner Hose etwas regen und konnte nicht? Oder musste sie da erst …
Sie zog mir das T-Shirt weg, ich raffte mich kurz auf, damit sie es über meinen Kopf bekam. Ihre Brüste, von dünnem Stoff verhüllt, kamen bedrohlich nahe, als sie sich über mich beugte, und ich fühlte, wie ihr kleiner Finger über meine geschlossenen Lippen strich. Unsere Intimbereiche waren nur Millimeter voneinander entfernt, wurden nur von zwei Lagen Stoff getrennt, als sie sich aufrichtete, auf mir abstützte, und mit dem Finger sehr langsam ihre tiefroten und dabei natürlich aussehenden Lippen entlangfuhr. Sie strich ihre Haarsträhne zur Seite, und ihr Blick blieb auf mir hängen.
Mein Schulterzucken war langsam und zögerlich, aber deutlich genug. Ihre ärmellose Kleidung mit dem weiten Ausschnitt hatte schon vorher nicht besonders viel verborgen und mich trotzdem nicht sonderlich erregt, vielleicht nur weil ich mich bemüht habe, nicht hinzustarren – doch nun lag das Tank Top auf dem Boden. Die Spitze meiner Zunge umkreiste meine Lippen, sie kam näher, ihr Oberkörper presste sich auf meinen – und ich schmeckte die verbotene Frucht. Nur leicht öffnete ich meinen Mund, als sich ihr Lippenpaar an mich schmiegte, ihre Hand streichelte durch mein Haar, und für einen kurzen Moment berührten sich unsere Zungenspitzen. Sie ließ mich zurück, und ich starrte eine Minute auf die Zimmerdecke.
„Und?“, brach sie die Stille.
Hatte ich es bis dahin kaum gewagt, ihre nackte Haut zu berühren, so zog ich sie nun zu mir, küsste sie noch einmal, umfasste ihre Hüften und kam zu ihrer Hose, die nur von einem Gummiband gehalten wurde. Sie ließ mich daran zerren, schüttelte das Kleidungsstück mit einem Bein ganz ab, und ich bemerkte ihre glatte, völlig haarlose Haut. Bei mir sah es nicht ganz so aus, und die feinen Härchen auf meinen Beinen stellten sich auf, als sie mit ihren Fingern entlangstrich. Mit einem kräftigen Ruck riss sie die kurze Hose von mir, und ich merkte ihr die Enttäuschung an, dass es darunter mehr flach als steil aufstrebend aussah. Zwar ging immer wieder ein Zucken durch mich, aber lag alles daran, dass sie eine Frau war? Es konnte schon einmal vorkommen, dass nichts ging, besonders wenn das von einem erwartet wurde. Meine Hände umfassten wieder das kühle Metall hinter mir, ich rückte mich zurecht, während sie über mir kniete. Mir war, als ob ich Nässe fühlte, aber es war nur ihre.
Katja rollte sich neben mich, und der nackte Körper, der sich dicht an mich drängte, fühlte sich an wie Daeng – aber so sehr sich ihre Hände auch Mühe gaben, sie konnten nur wenig zum Leben erwecken.
„Ja, tut mir leid, aber …“, entkam es mir nach ein paar Minuten, und sie ließ von mir ab.
„Nein, warte!“, wendete sie ein, kniete sich vor mich, befeuchtete ihre Lippen und richtete den Blick auf meine Körpermitte.
„Gut … egal“, erwiderte ich und ließ mich tief in den Polster fallen.
Ich fühlte ihre feuchte, warme Zunge auf der Spitze meiner Eichel, während mich eine Hand kraulte, ein Finger strich den müden Schaft entlang, ein Paar Lippen umschloss mich, bewegte sich weiter – und ein kräftigeres Zucken durchfuhr mich. Ihre Hände krallten sich fest in mich, sie hatte mich ganz in ihren Mund aufgenommen, wurde schneller, und kurz fühlte es sich so an, als ob ich sie bald warnen sollte. Ihre Ausdauer überraschte mich, sie wollte das Objekt ihrer Begierde nicht aufgeben – doch sie konnte die Blockade nicht lösen, und langsam fragte ich mich, was ich hier machte.
„Ja, also ich glaube …“, gab ich ihr zu erkennen, und sie wurde noch einmal schneller, um sich wieder an mich zu schmiegen. Ihre Hand suchte Halt, und ich umklammerte zart ihre Finger.
„Bei ihm war es auch so?“, wendete ich mich an sie.
„Ja, in etwa – und ich weiß, ich hätte es lassen sollen.“
„Vielleicht finden wir ja eine süße Frau für dich … das möchte ich dann sehen. Nein, aber weißt du was das Schlimmste ist?“
„Was denn?“
„Ich muss die ganze Zeit schon dringend … das ganze Bier vorhin …“
„Sehe ich dir gar nicht an.“
„Wo ist denn hier …?“, fragte ich und raffte mich auf.
„Warte einmal, du kannst …“, entgegnete sie, sprang auf, und ging in eine Ecke des Zimmers, wo sie einen Vorhang zur Seite schob.
Frische Nachtluft wehte durch den Raum, und ich folgte ihr zu einem Balkon, der einem verwinkelten, dunklen Innenhof zugewendet war. Unter uns konnte ich einige Bäumchen und dichtes Gestrüpp erahnen, weit vor uns zwischen zwei größeren Häusern den finsteren Wald. Ein stabil wirkendes, wenn auch nur aus wenigen Elementen bestehendes, schmiedeeisernes Geländer sicherte den Abgrund.
„Du meinst von hier hinunter?“
Sie antwortete nicht und blieb am anderen Ende stehen. Wir standen beide nackt hier draußen, langsam wurde mir kalt – doch wer sollte uns beobachten?
„Gut, könntest du bitte hineingehen?“
„Aber warum denn?“
„Ich kann nicht, wenn du dort stehst, wirklich.“
„Probier es doch.“
Ich wollte nicht mehr mit ihr diskutieren, stellte mich noch weiter weg und knapp an den Rand, atmete tief durch und versuchte, lockerzulassen. Das war doch nun wirklich die natürlichste Sache der Welt, es ging fast, doch nicht – und zaghaft und mit großer Mühe begann der Strahl zu laufen und prasselte in die Vegetation.
„Oh, das ist so gut!“, rief ich halblaut und hielt mich am Geländer fest.
„Geht doch“, kommentierte sie und stand auf einmal direkt neben mir.
Ich zuckte zusammen – doch der Druck war stärker und es lief wieder, noch eine ganz schöne Weile. Sie sah interessiert an mir nach unten, und ich war zwar bereits viel von meinem Bier losgeworden, aber es wurde immer schwieriger. Dafür floss zunehmend Blut in tiefere Regionen. Auf einer öffentlichen Toilette hätte ich alles eingepackt, so lange es noch ging, aber an diesem Ort gab es kein Versteck. Auch als ich mich von ihr wegdrehte und seitwärts in den Raum zurückging, wurde mein Geschlechtsmerkmal noch härter und wippte bei jedem Schritt in der Luft. Sie stellte sich mir gegenüber und betastete meine Schultern und meinen Rücken.
„Sollten wir das nicht ausnutzen?“, flüsterte sie.
Die Berührung ihrer Hand bewirkte keinen Zusammenbruch, dafür spannte es noch etwas mehr. Ich näherte mich und fühlte die triefende Nässe ihrer Vagina. Ein fremdartiger und doch vertrauter Duft lang in der Luft, und ein neuerliches Pulsieren erfasste mich, als meine Gliedspitze ihre Schamlippen streifte. Langsam glitt ich außen entlang, wurde von ihrer Flüssigkeit benetzt, und als meine Spitze ihre weibliche Knospe erreichte und dort verweilte, entwich ihr ein leises, langgezogenes Stöhnen. Ihr weiches Fleisch war direkt vor mir, so nah wie ihr warmer Atemhauch, ich zögerte, sie stand wie in Trance vor mir, forderte eine Entscheidung – und ich drang in sie ein.
Obwohl der letzte Versuch Jahre her war, kam mir die Oberfläche des engen Kanals sofort wieder vertraut vor, und es war das erste Mal, bei dem keine schützende Barriere dazwischen lag. Auch sie musste wissen, dass einem in dieser Welt nichts Schlimmes widerfahren konnte, sollte. Katja klammerte sich um meinen Rücken, und wir tänzelten zur Wand hinter uns, ohne uns zu trennen. Mein Herz raste, meine Knie zitterten, und doch stand ich so fest vor ihr, wie meine Erektion es war, die sich immer wieder in sie trieb und sie ausfüllte. Ich fühlte viel vor mir liegen, als ich durch ihren Nektar glitt, wir bis zum Anschlag vereint einen tiefen Kuss austauschten und ich zunehmend schneller in Fahrt kam, aber es war, als ob noch ein großes Stück einer hohen Mauer vor mir lag und ich trotz großer Anstrengung nur langsam hochklettern konnte.
Ich war zu schnell, verlor den Kontakt – und sie drückte mich sanft weg, hastete zum Bett, ließ sich mit dem Rücken voran fallen und klammerte sich so wie zuvor ich an die geschwungenen Metallteile hinter sich. Ohne Zögern warf ich mich über sie, fand wieder in ihre Scheide, und unser nacktes Fleisch verband sich. Was auch immer mir diesen Schub gegeben hatte, aber das Pulsieren in mir wurde stärker, näherte sich dem Gipfel.
Kurz bevor ich mich entladen hätte, rutschte ich aus ihr, bewegte mich zwischen ihren Beinen, und ihre Brüste wippten im Takt ihres Herumscharrens. Ich atmete tiefer und lauter, konnte mein Stöhnen nicht mehr zurückhalten.
„Nein, komm wieder rein, komm drinnen, bitte!“
„Lieber … nicht!“
„Bitte, ich bitte dich … bitte!“, schrie sie.
Mein sehr steifes Glied rutschte nur einen Hauch tiefer, ohne wieder in sie zu dringen, aber ich hatte an diesem Tag schon genug aufgespart, das hinaus wollte. Der Gedanke daran, dass sie das alles dringend haben wollte und ich die Macht hatte, es ihr zu geben, ließ mich in letzter Sekunde in sie gleiten – und dann löste sich mein Höhepunkt aus, wie der Wagen einer Achterbahn vor einer langen Gefällestrecke. Ich hielt nichts zurück, der Samen bahnte sich seinen Weg in ihre dunklen Tiefen, und die rasende Fahrt wurde noch schneller. Ihr Stöhnen wurde lauter, und ich fühlte, wie sich ihre Scheidenmuskeln zusammenzogen. Noch immer spritzte ich einige Schübe meiner Manneskraft in sie, während mich das Kribbeln nicht los ließ, noch intensiver wurde, und die Geräusche immer leiser.
* * *
War es ein Halbschlaf-Zustand, ein Tagtraum, aus dem ich aufschreckte? Nein, Katja lag neben mir, atmete immer noch tief ein und aus, und ich hatte gerade sehr guten Sex gehabt. Konnte ich mit einer Frau besseren als mit einem Mann haben? Oder war sie die große Ausnahme? Musste sie es nicht ebenfalls schon gewohnt sein, dass sich mit der Zeit alles ein bisschen anders anfühlte, oder war ich die Besonderheit, und deshalb an diesen Ort gelockt wurde? Sie wollte oder konnte noch nichts sagen, lächelte nur, ich redete davon, dass das Ausnutzung genug gewesen sein musste und lachte kurz. Minutenlang lagen wir noch nebeneinander, ohne Worte zu brauchen.
„Hast du vielleicht ein Tuch oder so?“, fragte ich und setzte einen Fuß auf den Boden. Zuerst reagierte sie nicht, um dann aufzuspringen und in eine Ecke des Raumes zu gehen, die mir bisher nicht aufgefallen war. Was ich nicht erwartet hätte, war eine Dusche, doch die Nische mit dem groben Metallgitter auf dem Boden, unter dem es dunkel war, konnte man so bezeichnen. Für mich war Platz genug, zu zweit wäre es eng gewesen. Das Wasser, das von oben herunterkam, war halbwegs warm, und es machte mir nichts aus, dass sie mich die ganze Zeit beobachtete. Dezent hängte sie mir noch ein Badetuch hin, und ich trocknete mich ab und suchte meine Sachen zusammen, während sie auch noch duschte.
Als sie halb im Türstock stand und den Weg versperrte, zögerte ich immer noch, aber nach meinem Gute-Nacht-Küsschen schüttelte sie mir noch die Hand und ließ mich sofort passieren. Mit einem Mal dachte ich wieder an Daeng und wie spät es schon sein musste, als ich die Stufen hinunterging. Niemand saß mehr an dem Tisch, anderswo sah ich ihn auch nicht, und so erkundigte ich mich bei diesem Mann hinter der Bar, der kurz überlegte und lächelnd eine Zimmernummer nannte, gleich hinter ihm um die Ecke.
Langsam öffnete ich die Tür, welche mit einem lauten Quietschen reagierte, und Daeng saß auf einem großen, leicht zerwühlten Bett in einem halbdunklen Raum und blickte auf.
„Wo warst du die ganze Zeit?“, forderte er eine Antwort ein.
„Was, du und Katja? Es war doch sie dort drüben?“, gab er sich selbst nach einigen Sekunden eine, und ich nickte nur, setzte mich hin, nahm seine Hand, doch er drückte sie kaum zu.
„Und ihr habt …?“, fragte er nach.
„Ja, haben wir … volles Programm. Sie wollte es, zuerst totaler Absturz bei mir, und dann … ich weiß nicht, was los war.“
Für einen Augenblick dachte er nach, akzeptierte meinen Händedruck und warf mir ein Küsschen zu. Die Vorstellung, erst am nächsten Morgen bei ihr aufgewacht zu sein und nicht bei ihm, kam mir auf einmal schrecklich vor, und ich fühlte mich, als sollte ich einen Fehler wieder gut machen. Gleichzeitig fragte ich mich aber auch warum, wenn auch er sich mit ihr eingelassen hatte. So müsste alles wieder in Ordnung sein, ich mich an ihn kuscheln und wir beide friedlich schlafen.
„Was hast du überhaupt gemacht, während ich weg war?“, wollte ich von ihm wissen.
Er drückte meine Hand sanft zusammen und verzog das Gesicht.
„Du und der Typ von der Bar, oder wie?“
„Könnte sein.“
„Egal, aber wir sollten darüber reden.“
„Ja, aber ich bin schon ziemlich müde, wirklich.“
Er betätigte einen Schalter neben dem Bett, es wurde dunkel, ich spürte noch einmal seine Zungenspitze, zog die Decke über uns beide und kuschelte mich an ihn.
Kapitel 2 – Geschäftliche Kontakte
„Ich finde, wir sollten … vielleicht nicht immer zusammen sein“, verkündete Daeng, während wir uns in den Gassen der Stadt nach Essbarem umsahen.
„Ja …“, meinte ich, während mich ein kalter Schauer ergriff, „... wir gehören einander nicht, du bist frei, kannst dich ruhig ohne mich umschauen.“
„Und mit Umschauen meinst du …?“
„Was immer du willst … in unserer Welt hätte ich gesagt, pass auf und erzähle es mir dann, aber hier brauchst du auf nicht viel aufpassen. Eine ganze Stadt voller lustiger Leute, und du kannst dir nichts holen.“
„Mit der Katja verstehst du dich ja ganz gut, vielleicht solltest du noch ein paar anderen Frauen probieren?“
„Nein, so habe ich das nicht gemeint, aber …“
„Aber was?“
Mir wurde kalt, obwohl es nicht kalt war und die Sonne schien, und sein Lächeln verschwand.
„Schau“, entgegnete ich, „du kannst dich ruhig mit dem Schankburschen treffen oder mit wem auch immer, oder probiers doch auch wieder mit einer Frau.“
„Nein, das glaube ich nicht … ach, egal. Ja dann, bis …“
Er machte eine schnelle, abweisende Bewegung mit seiner rechten Hand und drehte sich um. Wollte er bis später oder bis heute Abend sagen – oder dass es das dann war? Es war mir schon einmal passiert, durch das Reden von Blödsinn eine mittlere Krise auszulösen, aber das legte sich bald wieder, ich kannte ihn lange genug um zu wissen, dass das höchstens einen kurzen bösen Blick auslöste – dachte ich zumindest bis zu diesem Vormittag. Konnte eine offene, sehr innige Freundschaft oder Beziehung zwischen zwei Männern funktionieren, wenn sich einer nicht wirklich für Frauen interessierte, der andere nicht ganz sicher war, und tatsächlich eine dazwischen kam? Vor einer Stunde auf dem Gang hatte mir Katja nur einen guten Morgen gewünscht, als ob nichts zwischen uns gewesen wäre.
Als ich wieder aufblickte, war er schon die schmale, gepflasterte Gasse entlanggegangen und fast hinter einer kleinen Bergkuppe verschwunden. Sollte ich ihm nachlaufen, oder besser gar nichts sagen und warten? Spätestens am Abend würde ich ihn schon wieder im Gasthaus treffen, wo wir sicher einige Zeit wohnen würden. Ob sie allen einfach so ein Zimmer gaben, die danach fragten? Oder hatte er eine besondere Vereinbarung getroffen? Im Gedanken hetzte ich ihm nach, kniete mich auf den steinigen Boden und umklammerte seine Beine, in Wirklichkeit stand ich immer noch dort und versuchte das Gefühl einzuordnen, das sich in meinem Körper ausbreitete und mir die Luft abschnürte. Vor Jahren war es mir ähnlich ergangen, als ich jemand für eine Woche bei mir eingeladen hatte, und am letzten Tag zum Bahnhof begleitete. Es war nur eine Bekanntschaft, nur unverbindlicher Spaß, er wohnte eben hunderte Kilometer entfernt, und plötzlich das. Ich biss die Zähne fest zusammen und verdrängte das beginnende Zittern.
„Kaffee, heiß und schwarz, black, noir!“, schrie der Verkäufer neben mir, welcher in eine an der Taille verknotete, bunte Stoffbahn gehüllt war. Wenigstens wusste jemand, was ich wollte. Manches hier erinnerte an ein Mittelalterfest, das nicht konsequent durchgezogen wurde. Auch Kartoffeln und Tomaten gab es zu dieser Zeit noch nicht, jedenfalls in Europa, wie haben die Leute nur überlebt? Er reichte mir einen der gefüllten Metallbecher vom Brett vor dem kleinen Geschäft, drinnen sah es nach Gewürzen aus, und Frühstücksgebäck. Während ich einen ersten Schluck machte, reichte er mir noch etwas, um gleich darauf wieder beschäftigt zu sein.
„Ist das gratis, oder wie?“
„Nicht so ganz“, sprach er mit einem Akzent, den ich nicht sicher einordnen konnte, „aber ist doch egal.“
„Genügt das?“, fragte ich und präsentierte ihm einige der Euro-Münzen, die ich die ganze Zeit mitschleppte.
Sein Gesicht strahlte mit einem Mal, er kam hervor und wollte sich an mich drücken und umarmen – und ich ließ es für fünf Sekunden zu. Sollte das mein nächster …? Nein, ich verwarf den Gedanken, schüttelte ihm die Hand und schlenderte mit einem Croissant in der anderen weiter.
* * *
Der Hafen bestand aus einer Kai-Mauer aus groben Steinen, in etwa wie die Stadtmauer, und aus einigen weit in das Meer hinausreichenden Holzstegen. Je näher ich kam, desto mehr lag ein Geruch aus Seetang und Salzwasser in der Luft. Weit draußen gab es Formationen aus Felsen, kleine Inseln, die steil aus dem Wasser ragten. Ein schwebender Stein hätte mich nicht mehr wirklich überrascht, aber es war ein natürlicher, großer Torbogen. Das Segelschiff musste locker hindurch fahren können, und auf dem Deck war geschäftiges Treiben im Gang. Ganz museumsreif wirkte es auf mich nicht, ob nicht doch ein Motor eingebaut war? Zumindest passte die aufgeklappte Rampe aus Riffelblech nicht zum Gesamtbild.
„Ich habe was von einer Fahrt zum Südkontinent gehört“, fragte ich den Typen, der wie ein Piratenkapitän aus einem Film wirkte, wenn auch mit einem nicht ganz so auffälligen Umhang und von der besser aussehenden Sorte. Beinahe hätte ich erwartet, dass jeden Moment ein Ara oder Kakadu oder wenigstens eine Krähe auf seiner Schulter landen würde. Erst nach einer halben Minute reagierte er und wendete mir in aller Ruhe seinen Blick zu.
„So, so, wer fragt denn?“
„Ich bin … ich komme von weit her, und …“
„Hey, warte einmal, bist du nicht einer vom Projekt?“
„Nicht direkt … aber könnte sein.“
„Ja, also fährt das Schiff zum Südkontinent?“
„Könnte sein … morgen, oder übermorgen, oder …“
„Und was kostet eine Karte, ich meine …?“
„Du gefällst mir!“, antwortete der Kapitän lachend.
„Oder gibt es überhaupt noch Plätze?“
„Ich habe gehört, wir verkaufen die auch einzeln“, erwiderte er, „aber am besten …“
„Oder was?“
„Individuelle Vereinbarungen“, ergänzte er und sah mich genau von oben bis unten an.
Wir standen uns wortlos gegenüber, ich rückte meine Hose zurecht, die knallorangen Badeshorts, und kam mir damit zu nackt vor. Jemand drängte sich an uns vorbei und schleppte eine große Kiste auf die Rampe, in der ich eine Ladung Rum im Flaschen vermutete.
„Du könntest mit dem Chef darüber reden … müsste heute da sein.“
„Was, hier?“
„Nein, er wohnt dort drüben“, erklärte er, griff mir auf den Rücken, drehte sich mit mir in die Richtung und zeigte hin.
* * *
Die Sonne stand schon tiefer, als ich mich in den höher gelegenen Teil der Stadt aufmachte. Dafür, dass es schon wieder eine Spur kühler war und ich nicht wusste, was mich erwartete, schien mir die bis knapp über die Knie reichende weiße Hose genau richtig. Wer sollte dieser Chef nur sein, und warum wusste er, dass ich etwas mit dem Projekt 43 oder sonst einem zu tun hatte? Viel erwartete ich mir ohnehin nicht, ungefähr wie bei diesen Treffen mit Frauen, die bei anderen im Bett endeten, und bei mir mit einer peinlichen Szene darüber, wer am Ende die Rechnung bezahlt. Ob ich Männer wirklich für einige Zeit vergessen sollte, gerade in einer Welt, in der alles möglich schien und die ich schon als selbstverständlich hinnahm? Die Tür zu unserem – seinem – Zimmer im Gasthaus war nicht versperrt, er aber nicht dort und niemand konnte mir etwas sagen. Es konnte doch nicht so kompliziert sein, einen Platz auf diesem Schiff zu bekommen, genau das würde ich klären, und mir dann einen angenehmen Abend machen.
Genaue Zeit hatte mir der Kapitän keine genannt, ob ich zu früh war? Egal, ich ballte meine Hände zusammen, atmete einig Male tief ein und aus, richtete meine Frisur und öffnete das Tor, welches in den Garten des zweistöckigen Gebäudes mit der verspielten und entweder neuen oder sorgfältig renovierten Fassade führte. Die hellweißen Kieselsteine knirschten unter meinen Sandalen, ich betrat das Haus und fand mich in einer kleinen Säulenhalle mit Platten aus Granit oder Marmor wieder. Mein „Hallo, guten Abend?“ verursachte einen leichten Widerhall.
Nach einer kurzen Weile hin und her gehen bemerkte ich Schritte, drehte mich um – und ein Herr im etwas reiferen Alter, mit deutlichen weiß-grauen Strähnen in seinem fülligen Haar, kam auf mich zu. Zunächst war ich mir nicht sicher, doch es war der Inhaber der Agentur, für die ich schon einige Aufträge angenommen hatte, wenn auch nicht direkt etwas mit den Models. Er trug einen weißen Leinenanzug, ohne Krawatte und mit oben offenem Hemd, was einen sportlichen Körperbau erahnen ließ.
„Ah, Sie sind …“, begrüßte ich ihn und wir reichten uns die Hände.
„Ja, so trifft man sich wieder.“
„War der letzte Werbetext in Ordnung?“
„Bestens, aber das war nicht, weshalb ich Sie eingeladen habe. Ich nehme an, das Projekt 43 ist Ihnen schon vertraut?“
„Das kann man behaupten. Warum überhaupt 43?“
„Weil 42 keine befriedigende Antwort ist.“
Wir durchschritten einen langen Gang und erreichten einen großen Raum, in welchen durch ein buntes Fenster in der Decke Licht fiel. Ich ließ mich nach seiner Aufforderung auf dem tiefroten Plüschsofa nieder, welches locker Platz für drei bot, während er in einer dünkleren Ecke verschwand und dort herumhantierte. Leises Blubbern lag nun in der Luft.
„Wegen dem Schiff … ein Platz für die Überfahrt sollte kein Problem sein, die Abfahrt wäre morgen am frühen Nachmittag.“
„Und zu welchen Bedingungen?“
„Bitte“, entgegnete er und machte eine abweisende Handbewegung, „wir sind doch gute Geschäftspartner. Es wäre da nur eine Sache, nur wenn Sie wollen natürlich …“
„Und die wäre?“
„Ich liebe den Anblick schöner Frauen – und Männer“, erläuterte er und ließ sich knapp neben mir nieder, „aber es wäre schon sehr unprofessionell, wenn ich mit meinen eigenen … Sie verstehen?“
Ich fühlte einige kalte Schweißtropfen und atmete eine Weile mit offenem Mund. Ob er genau wusste, was ich mit jemand aus seinem Katalog erlebt hatte? War ich schon der zweite Besucher an diesem Tag? Dabei konnte die Figur meines Gegenübers mit meiner locker mithalten, plus 20 Jahre mehr Lebenserfahrung. Er öffnete einen weiteren Knopf seines weißen Hemdes – und noch einen und schließlich alle.
„Ähm?“, wendete ich ein und drehte den Kopf sehr langsam zu ihm.
„Ich habe den Whirlpool erst installieren lassen, also wenn Sie möchten …“
Er legte seine Sachen fein säuberlich neben mir ab, mit Ausnahme der Unterhose, und ging in die Ecke des Raumes. Ohne Hast entledigte er sich auch noch des Höschens und stieg ins Wasser. Ich wünschte, er hätte mein Schulterzucken gesehen, oder auch nicht, und ließ gleich alles auf dem Sofa liegen. Es sollte durchaus üblich sein, sich mit Geschäftspartnern ganz zwanglos zu treffen und dabei keine Kosten zu scheuen, aber im letzten Jahr waren es nur eine Handvoll Aufträge gewesen. Einmal hatte ich auch die Technik in seiner Villa in Ordnung gebracht, ob es in dieser Welt auch etwas zu tun gab? Würde bald die bestellte Animierdame hereinplatzen, oder ein Stripper?
„Oh, es wäre überhaupt an der Zeit, etwas weniger förmlich zu werden“, merkte er an und musterte meine nackte Haut von oben bis unten mit einem dezenten Lächeln, während ich einen Fuß in das im Boden eingelassene, runde Becken setzte und mich im heißen, blubbernden Wasser schräg gegenüber von ihm positionierte. „Ich habe von Ihrer“, setzte er fort und bot mir noch einen Handschlag an, „also von deiner Ankunft in der Stadt gehört, und nun ja …“
„Dürfte ich fragen, wie das jetzt wirklich war, 1985?“
„Das Seltsame war, dass sich der Durchgang für mich meistens geöffnet hat, und für andere nur manchmal oder überhaupt nicht. Ich habe gedacht, das System erkannt zu haben, ein paar Wochen auf der anderen Seite verbracht … Aber in einem ruhigen Landhaus ist es irgendwann zu einsam, besonders wenn einem das Leben dort rundherum wieder aufbaut … du verstehst?“
„Und die Übergangsstelle ist …?“
„3,54 Meter über der Nullebene, im staubigsten Raum im oberen Stockwerk.“
„Das heißt, ich bin irgendwie von dort oben hinuntergewankt, und hätte die ganze Zeit zurückgehen können?“
„Vielleicht, aber das mit den KO-Tropfen oder was es genau war, das waren wir nicht. Ich wollte schon auf der Party … mit dir reden, habe den Eindruck gehabt, dass du eine besondere Gabe hast, aber es ist nicht mehr dazu gekommen.“
„Ja, ich weiß, wer es war – ich habe ihn – ähm – getroffen, und ich bin mir nicht ganz sicher, auf welcher Seite er steht.“
„Wir, ich … habe zu viel voreilig ausgeplaudert. Jemand hat einmal gemeint, wenn es so einen Ort gäbe, dann sollte der gleich mit Wellness-Hotels vollgepflastert und alles zu Geld gemacht werden.“
„Und Sie sind … du bist dann nach mir durch den Durchgang gegangen?“
„Ja, nur bin ich im Wald beim Wasserfall herausgekommen, und zurück manchmal an einer Stelle außerhalb der Stadt. Wir, also ich und meine engsten Vertrauten, haben bis jetzt diese Enden ausgemacht, zwischen denen der Durchgang schwanken kann, wenn er sich öffnet – und manchen, sehr wenigen Menschen scheint es besser zu gelingen, damit umzugehen.“
Ob es an der Berührung seiner Zehenspitzen lag, oder am sprudelnden Wasser, aber obwohl bei längerem Reden sonst eher das Gegenteil passierte, hatte sich bei mir eine Versteifung gebildet. Sehen konnte er es kaum, aber …
„Ist etwas?“, fragte er.
„Was sollte sein?“
„Egal, aber kommen wir zu den Spielregeln.“
Wieder spürte ich seine Füße, und dieses Mal konnte es kein Zufall sein. Er lehnte sich auf der unter Wasser umlaufenden Sitzbank zurück, schloss die Augen – und ich rückte zu ihm hinüber. Seine Beine waren wenig behaart, fühlten sich mehr glatt und geschmeidig an, und meine Handfläche verursachte ein langes, zufriedenes Stöhnen. Bei seiner Erektion musste ich noch nachhelfen, und er legte den Kopf entspannt zurück und spreizte die Beine weiter.
Ich tauchte ab und ließ das Ergebnis meiner Arbeit in meinem Mund verschwinden. Meine Zungenspitze legte sich auf die große Eichel und in die kleine Öffnung. Noch hatte ich nicht zu viel Wasser verschluckt und musste keine Luft holen, doch dann kam ich wieder ans Tageslicht und setzte mich auf seine Oberschenkel.
„Was sind denn jetzt die Spielregeln?“, erkundigte ich mich.
„Entweder du hörst ab jetzt auf das was ich möchte, oder du kannst jederzeit sagen, du hast keine Lust mehr und wir verabschieden uns.“
„Klingt … annehmbar.“
„Gut, dass wir uns verstehen“, wurde seine Stimme strenger, „du greifst nirgends hin, außer bei mir!“
Ich rückte mich zurecht, ließ die Hände unter Wasser schweben und fühlte sein hartes Gerät an mir reiben. Sein fester Griff umfasste uns beide und ließ ein Zucken durch meinen Körper gehen. Als er losließ und sich wieder zurücklehnte, setzte ich für ihn unser Aneinanderreiben fort.
„Habe ich das erlaubt?“, fuhr er mich plötzlich an.
„Aber …“
„Ich habe gesagt, du sollst nirgends hingreifen, und schon gar nicht an deinen Schwanz!“
Ein Schlag auf die Wange traf mich, etwas fester als es noch liebevoll gewesen wäre. „Unglaublich was du dir erlaubst!“
Er begann unter mir herumzurücken und hob mich ein Stück an.
„Schieb dir einen Finger rein, oder besser zwei!“
Ich protestierte nicht und tastete mich zu meinem Eingang, der sich durch das warme Wasser schon recht aufgeweicht und entspannt anfühlte. Ein paar Zentimeter waren kein Problem, auch das weitere Vordringen nicht, und ich probierte sogar drei Finger. Die Hitze betäubte den kurzen, spitzen Schmerz sofort, ich merkt ihm ein zufriedenes, böses Lächeln an, und seine kräftige Hand riss meine Finger weg. Sein Blick wies mich an, meine Hände auf seine Schultern zu legen, kurz vor der Berührung durchfuhr mich noch Angst, ob er das wirklich so wollte, und dann bemerkte ich seine geschwollene Eichel.
Für einige Sekunden hielt sich still, lehnte mich leicht zurück, er setzte an – und beinahe in einem Zug fuhr er zur Gänze in mich. Der Schmerz verschwand so schnell wie er gekommen war, es war viel zu eng, viel zu rau, als ob das Badewasser alles dämpfte. Er zwängte sich dennoch in mich, und mit kraftvollen Schwüngen stieß er einige Male von unten her zu, bis ich ruhig auf ihm sitzen blieb.
„Was ist los, habe ich gesagt, du sollst aufhören?“
„Nein, natürlich nicht.“
Er hatte nichts von seiner Standfestigkeit eingebüßt, als ich mich in Bewegung setzte, wir einen gemeinsamen Ritt begannen und sein ruckartiges Stoßen wieder einsetzte.
„Ich sehe wir verstehen uns!“
Es waren Geräusche, die mich zuerst nicht aus der Ruhe brachten, aber zu deutlichen Schritten wurden – in diesem Raum. Ich blieb sitzen, erwartete einen verärgerten Kommentar, drehte mich um – es war der Typ vom Schiff, der meinem Geschäftspartner einen scharfen Blick zuwarf und sich in das Plüschsofa versinken ließ.
„Steh auf und stütze dich am Beckenrand ab!“
Wir trennten uns, und die entstandene Leere war zunächst unangenehm, ich erhob mich aus dem Wasser – und heiße, vom Wasser aufgeweichte Hände fassten meine Hüften. Ich selbst war es, der ihm einen Eingang ins Wunderland bieten konnte, fühlte den Druck und hektisches Herumrutschen – und er drang wieder in mich ein, begleitet von einem in die Länge gezogenen Stöhnen, als wollte er sagen „Oh, du bist so geil, du gehörst einfach gefickt!“
Ein kurzer Blick verriet mir, dass der Piratenkapitän nicht mehr viel an hatte, uns genau beobachtete und dabei sein Spielzeug bearbeitete. Wir hatten direkten Blickkontakt – und er erhob sich und ging in unsere Richtung. Gerne hätte ich mir Erleichterung verschafft, oder auf seine Hand gehofft, aber es war mir verboten. Falls das die ganze Nacht so gehen sollte, konnte ich mir ja noch ein Gegenangebot überlegen, bevor ich alles einfach abbrach.
Der andere stieg zu uns ins Wasser, und ich spürte eine Hand seitlich an mir, während mein Partner langsamer wurde und in mir verweilte. Hatten sich die beiden verbunden, oder was das kurze, laute Stöhnen nur Zufall? Langsam schmerzte es, doch es waren schöne Schmerzen. Die Stöße wurden wieder schneller, fordernder, der Schweiß auf meiner und seiner Haut war deutlich zu merken – und er verharrte keuchend in meinem Eingang. Das Gefühl der Leere folgte wieder, gleichzeitig fühlte ich etwas an mir herunterlaufen.
Niemand hatte gesagt, dass ich mich umdrehen durfte, darum blieb ich stehen und wartete. Das Handgemenge hinter mir ließ nur eine Hand zurück, die sich auf meinem Rücken abstützte. Es war kein Finger, der sich an mich drückte und hineinflutschte, den Widerstand sofort mit Leichtigkeit überwand. Sein Teil kam mir dünner vor, doch mein Kanal passte sich an, umschloss auch ihn fest. Es war klar, dass er mich nur schnell benutzen wollte, nicht mehr viel fehlte, damit sich auch sein Druck abbaute, was mir verwehrt blieb. Mehrmals glaubte ich mich nur durch seine Stimulation dem Höhepunkt nahe, doch der Gipfelsturm scheiterte immer kurz vor dem Ziel. Er raffte seine Arme um mich, schrie laut auf und sein Pumpen füllte mich noch einige Male aus, trennte sich von mir und schlug mir leicht auf den Hintern.
Beide verließen das Becken, während ich den zähen, warmen Strom an meinem Oberschenkel hinabfließen fühlte, schüttelten sich kräftig die Hand und reichten sich gegenseitig große Badetücher, die auf einer Steinbank in der Ecke lagen.
„Du kannst ruhig loslassen, und dort drüben ist dann …“, wies mich mein Geschäftspartner an, und ich ließ mich ins Wasser zurückfallen. Wenn er wollte, dass ich untertauchte oder gar einen Schluck nahm, würde ich die Sache abbrechen, nahm ich mir vor. Das Brennen wurde unter Wasser kurz stärker, um sich bald zu beruhigen.
Ich kletterte hinaus, trocknete mich ausgiebig ab und hängte mir das Badetuch über die Schultern. Zwar war meine Verhärtung halb zusammengefallen, doch es juckte mich immer noch sehr, die aufgestaute Spannung loszuwerden.
„Und jetzt?“, wendete ich mich an die beiden.
„Setz dich ruhig“, antwortete der Chef, während der Kapitän seine Sachen nahm und sich in die Nähe der Ausgangstür stellte.
Ich ließ mich wieder in der Mitte des Sofas nieder.
„Ja und … darf ich?“, fragte ich und bewegte nervös meine Finger.
„Nein, auf keinen Fall!“
Er trat näher und blieb knapp vor mir stehen.
„Ich erledige das nämlich.“
Er kniete sich vor mir auf den kleinen Teppich auf dem Boden, schnappte ohne Vorwarnung nach meinem besten Stück und ließ es in seinem gierigen Mund wieder anwachsen. Wie zuvor raste ich wieder auf den Höhepunkt zu, würde es so weit kommen? Was würde passieren, wenn ich auch dieses Mal nicht kommen durfte, sollte ich mich anziehen und draußen nach der nächstbesten Gelegenheit suchen? Der andere hatte seinen Anteil schon bekommen, warum das Spiel ewig mitmachen? Doch die saugenden Lippen ließen mich nicht los, saugten mich immer weiter ein, bis ich an seinem Rachen anstieß. Dieses Mal rückte der Gipfel noch näher – und ich blieb am höchsten Punkt hängen und begann zu schweben. Ich krampfte mich in den Stoff, und beinahe unwillkürlich schob ich mich noch weiter tief in seinen Mund und entließ meinen Saft direkt in seinen Schlund. Anstatt sich zu verschlucken, saugte er mich weiter aus, konnte nicht genug bekommen – und erst als sich Ruhe und tiefe Befriedigung durch mich zogen, stand er auf und schwang sich neben mich.
„Danke!“, sagte ich.
„Gleichfalls!“
„Bis morgen dann!“, meldete sich der Kapitän, winkte gekünstelt und verschwand durch den Ausgang.
* * *
Das prasselnde Feuer in der großen Schale in der Mitte des eckigen Innenhofs strahlte genügend Wärme ab, um die Kühle der hereingebrochenen Nacht fernzuhalten. Wir lagen in unseren Bademänteln auf breiten, bequemen Gartenliegen, und ich trank noch einen Schluck Sekt. Sollte ich das Übernachtungs-Angebot in seinem Gästezimmer annehmen, wo das Bett für einen viel Platz bot, und für zwei etwas zu klein gewesen wäre?
Es war nicht so, dass ich von nun an zu Diensten stehen sollte, wann immer es ihm danach gelüstete, vielmehr wollte er einfach etwas Spaß haben und mich endlich näher kennenlernen. Leichte Spiele mit Unterwerfung und Dominanz waren mir nicht ganz fremd, und wenn ich merkte, dass es für jemand auch nur ein kurzes Spielchen war, machte ich gerne mit. Er konnte oder wollte mir nicht genau sagen, was ich auf dem Südkontinent entdecken würde, aber wenn, dann gab es Mittel und Wege, diese Nachrichten zu übermitteln. Wenn es jemand schon schaffte, einen Sender mitten in der Wildnis jahrzehntelang betriebsfähig zu halten …
Es juckte mich, mich freundlich zu verabschieden und in die abendlichen Gassen der Stadt aufzumachen, ich fantasierte davon, dort Daeng zu treffen und mit ihm über die bevorstehende Reise zu sprechen – doch ich musste damit kämpfen, dass mir keine Träne entkam, dachte an das Zimmer, in dem am Nachmittag keine Spur mehr von ihm war, bedeckte kurz mein Gesicht und starrte wieder in den Nachthimmel.
Kapitel 3 – Die Überfahrt
Noch einmal blickte ich in Richtung des locker 20 Meter hohen, natürlichen Torbogens aus Stein, auf die mit üppig grüner Vegetation bewachsenen Felsen und den dahinter liegenden Hafen, um mich schließlich wieder umzudrehen und das Deck entlang zu spazieren. Es wirkte ziemlich neu, so wie das ganze Schiff eine Mischung aus uraltem Segel- und halbwegs modernem Kreuzfahrtschiff war, und soweit ich das sehen konnte über zwei größere, umlaufende Promenadendecks und etliche verwinkelte Aufbauten verfügte. Obwohl sich das große Segel in der Mitte kaum im Wind blähte, bewegten wir uns zügig auf das offene Meer hinaus. Manche, die auch noch an der Reling lehnten, wirkten wie verirrte Rucksacktouristen, also praktisch wie ich, während anderen so aussahen, als ob sie schon länger dazugehörten. Ein Teil des Geländers erstrahlte in Weiß, der Rest in bunten, grellen Farben, als ob jemand eine Gruppe Sprayer engagiert hätte.
Mir war nicht klar, ob und wie genau ich jemals wieder in meine Welt zurückkommen würde, und es war mir auch gleichgültig. Die Möglichkeit dazu gab es, und offenbar so etwas wie einen regelmäßigen Linienverkehr, aber momentan wehte mir nur der Wind des Abenteuers ins Gesicht, er fühlte sich an wie ein perfekter Tag im Mai und ließ mich meine Enttäuschungen vergessen und einfach dem Neuen und Unbekannten zustreben.
Es war mehr die locker-entspannte House-Musik und der unbehaarte, möglicherweise aus Südamerika stammende Typ mit dem offenen, glitzernden Hemd, der mich zur halb überdachten Bar in der Mitte des Schiffes lockte, aber auch die Frau in ungefähr meinem Alter erweckte durchaus meine Aufmerksamkeit. Sie war ziemlich dünn, trug einen großen Sonnenhut, ihre Haut war noch blasser als meine, und ich stellte sie mir als erfolgreiche Unternehmerin mit recht direktem Stil vor, die gerade gut gelaunt war.
„Sieht gut aus, was ist denn das genau?“, fragte ich und zeigte auf ihr Getränk.
„Ananassaft mit Orangensaft und Kokos?“
„Klingt nicht schlecht … für mich auch bitte!“, meinte ich und machte mich beim Barmann bemerkbar, der in Sekunden etwas zusammenmischte und mir mit einem kurzen Lächeln hinstellte.
„Oh, auch davongemacht, oder schon länger hier?“, sprach sie mich nun direkt an.
„Von was, von wem?“
„Na von der Reisegruppe!“
„Ach so, ja, ich bin … erst später dazugekommen.“
Ich setzte mich auf den Barhocker neben ihr und sah mich um. Unsere Fahrtrichtung hatte sich leicht geändert, und der Hafen lag weit hinter uns. Vorhin waren wir meiner Beobachtung nach mehr nach Norden gefahren, soweit ich die Himmelrichtungen aus den handgezeichneten Karten und dem Lauf der Sonne immer gedeutet hatte, aber vermutlich waren sie in Wahrheit nicht von Bedeutung.
„Das war überhaupt so eine Geschichte“, begann sie zu reden, „mein Freund hat mich sitzen lassen, dann war diese Anzeige, ist mir schon ziemlich komisch vorgekommen, aber gut, ich habe mich drauf eingelassen. Eine Woche Abenteuer-Urlaub, Last Minute, Verlängerung möglich, Überraschungsangebot, alle Details vor Ort …“
„Du weißt schon, dass manche Männer sowas schreiben, damit sie eine Frau abschleppen können? Ich natürlich nicht, aber …“
„Du willst keine Frau abschleppen?“
„Nein … also was ich meine ist, das wäre ja plump, nicht mein Stil.“
Es hätte mich nicht überrascht, wenn sie mich nur wortlos angesehen hätte und gegangen wäre, aber ein kurzes Lächeln in ihrem Gesicht bestätigte mir, dieses Mal keinen Blödsinn gesagt zu haben.
„Jedenfalls, ewig zu Fuß weiter, ich habe geglaubt ich spinne. Aber gut, dann ist der Animateur mit einer Flasche Wodka gekommen.“
„Und es war nicht so schlecht, aber irgendwann hat es geheißen, alle müssen schnell aufbrechen?“, unterbrach ich sie.
„Ja, ich habe bitte noch geschlafen – aber was erzähle ich das alles, du warst doch auch dabei, oder?“
„Ich war gerade unterwegs“, rechtfertigte ich mich und überlegte, ob sie mir in dem Dorf auf der Waldlichtung wirklich nie aufgefallen war, oder sich unsere Wege eben nie gekreuzt hatten.
„Ich weiß nicht wie es bei dir war, aber es hat nur geheißen runter vom dem Floß, und schnell, schnell – und auf einmal waren alle anderen weg.“
„Und dann bist du irgendwie zu der Hafenstadt weitergegangen?“
„Ja, und dann habe ich mich durchgefragt, alle erzählen eine andere Verschwörungstheorie, aber wenn es nicht einmal Handy-Empfang gibt, dann ist schon klar, dass was nicht stimmt. Aber jetzt ist mir schon alles egal.“
Ihre Geschichte hörte sich wie diese organisierten Sauftouren an, aber der Rest war so bizarr und nur zu glauben, weil ich selbst dabei war. Wenn mein geschäftlicher Partner wirklich nichts mit meinem plötzlichen Auftauchen hier zu tun hatte, konnte er dann eine ganze Reisegruppe verschleppt haben? Oder gab es eine Gegenseite, die mit den Übergangsstellen zwischen den Welten experimentieren wollte – und ausprobieren, ob es die Leute überleben würden?
„Ja egal, und war nett mit dir geplaudert zu haben, bis später vielleicht!“, meinte sie, trank aus und erhob sich. Ihr Blick und der des Barkeepers kreuzten sich, und ja – er folgte ihr dezent.
Toll, angequatscht und gleich wieder stehengelassen worden. „Und übrigens, ich wollte sowieso lieber ihn als dich kennenlernen“ rief ich ihr im Gedanken nach, aber vielleicht war es ihr nicht entgangen, wie ich den Typen angesehen hatte. Ich war mir nicht ganz sicher ob ich sie wolle, aber ich konnte sie ohnehin nicht haben, ihn auch nicht – und Daeng, der wieder in meinen Gedanken aufblitze, war schon gar nicht hier. Meinen alkoholfreien Cocktail herunterkippend beschloss ich, mir einen Platz zu suchen und es selbst zu machen, schnell und hart, und mich dann zu betrinken, oder zuerst zu betrinken. Aber es gab nicht einmal Bedienung hier, ob es jemand störte, wenn ich selbst zugriff? Es war sowieso alles inklusive, oder nicht? Ich kneifte die Augen zu, dachte „Ganz ruhig bleiben, ganz ruhig!“, stand auf, und wollte nachsehen, ob es vorne eine Galionsfigur gab.
* * *
Wahrscheinlich hatte ich Stunden in dem Liegestuhl verbracht, war zwischendurch eingeschlafen, und mir nicht so sicher, ob die Getränke alkoholfrei waren. Längst fuhren wir auf dem offenen Meer, die Sonne brannte heller herunter als in den letzten Tagen, und auch der Fahrtwind war angenehm warm. Von einer Kabine war keine Rede gewesen, und auch nicht davon, wie lange die Überfahrt dauern würde.
Jemand nahm in der Liege neben mir Platz, ich dachte nach und sah noch einmal genauer hin – es war Sunny, der mir auch im Dorf auf der Lichtung zum ersten Mal begegnet und bei diesem Wasserfall spurlos verschwunden war.
„Hey, Mister Massagemann!“, sprach ich ihn an.
„Marcel … you … du bist hier?“
Er schien so wie ich nicht sehr überrascht zu sein, seine dunklen, geheimnisvollen Augen, in denen sich für mich auch ein Portal in eine andere Welt auftat, fixierten mich, und er rückte näher zu mir.
„Ich habe diesen Ausgang gesehen“, erwiderte ich und kam ebenfalls näher auf ihn zu, „und wie er sich vor uns geschlossen hat. Ja, und ich habe geglaubt, die haben dich mit dem Hubschrauber abgeholt?“
„Nein, nicht direkt, und ich sollte dir etwas sagen, da könnte was auf uns zu kommen.“
„Das heißt, du hast dich versteckt, und die haben nichts Gutes vor?“
„In etwa, ja … und was ist mit Daeng?“
„Weg“, sagte ich, ließ meinen Blick sinken, und er mich in Ruhe.
„You know, if you can't be with the one you love … wenn er nicht da ist …“, sprach er nach einer Minute, und ich bemerkte das Lächeln, das er mir zuwarf.
„Mit dir, klar.“
Ein Schauer lief mir über den Rücken, der sich mit dem wieder aufkommenden Schmerz vermischte – und mich gleichzeitig an die Erlebnisse mit ihm erinnerte, und an mein Vorhaben von vor zwei Stunden. Was hatte ich zu verlieren? Sein Lächeln wurde stärker, und seine Hand kam näher.
„Hast du hier eine Kabine?“, fragte ich, während ich bemerkte, dass sich bei mir rasch wieder Druck aufbaute.
Es war still um uns geworden, die meisten hatten sich offenbar zum Essen zurückgezogen, oder um etwas Ruhe zu finden. Sunnys Blick huschte umher, er sprang auf, und ich schnappte meinen Rucksack und folgte ihm.
Die Gänge im Inneren des Schiffes kamen mir länger und verwinkelter als in meinen Erwartungen vor, sahen nach dem Umkleide-Bereich eines Schwimmbades oder doch den Technikräumen in einem Hotel aus. Er musste schon vertraut damit sein, mehr als ich, und öffnete die Tür mit dem Männer-Symbol. Von irgendwoher drang Licht hinein, und die weiße Farbe blätterte von den Wänden. Auch die Kunststoff-Vorhänge auf der Seite mussten schon bessere Zeiten gesehen haben, die Duschköpfe und Armaturen wirkten dafür recht neu. Die Tür verfügte über eine Verriegelung, die sich aber nur durchdrehte. Ich zuckte mit dem Schultern, zog mein T-Shirt aus und zupfte an seinem.
Er schnellte auf mich zu und steckte mir die Zunge beinahe in den Hals, und ich ließ ihn auch nicht los. Hastig streiften wir den Rest unserer Kleidung ab, ließen sie auf der Ablage am Rand zurück, ich stellte mich ihm gegenüber und strich mit der Hand von seiner Stirn bis zu seinem Intimbereich. Ohne Vorwarnung packte ich zu, und ließ seinen halb aufgerichteten Freudenspender in meiner Faust größer werden. Auch er massierte mich, zog mich näher an sich und wir küssten uns wieder. Er war doch keine schlechte zweite Wahl, kannte sich damit aus, was hier vorging, jedenfalls mehr als Daeng … aber ich wollte einfach nur kommen, und wohin, war mir egal.
Das Geräusch der Tür schreckte uns auf – und ein halbnackter Mann mit einem Badetuch über der Schulter stand vor uns. Seine Haut war nur unwesentlich heller als seine tiefschwarzen, kurzen Haare, und ansonsten konnte auch er ein Kollege von Daeng sein. Ein halblautes „Oh!“ war seine einzige Reaktion, und er wusste, wie das Schloss an der Tür funktionierte. Er kam einen halben Meter näher, genauso weit wich Sunny zurück – und ich bemerkte den zunehmend freundlicheren Gesichtsausdruck des Afrikaners. Das Badetuch schob er eine Spur zur Seite, so dass wir sein anwachsendes Glied sehen konnten. Der relativ große Mann richtete den Blick auf Sunny – und die beiden kamen aufeinander zu. Er kniete sich vor ihn auf den kahlen Boden, und seine Zunge näherte sich dem Besucher.
Ich ließ die beiden in Ruhe, lehnte mich an eine Wand, von der aus ich sie gut beobachten konnte, und machte allein weiter, wo Sunny aufgehört hatte. Kurz rüttelte jemand an der Tür, doch das brachte uns nur zwei Sekunden lang aus der Ruhe. Immer wieder drang der dunkle Liebesstab nahezu bis zum Anschlag in seinen Mund, und wurde fast mehr dort hin gestoßen als gesaugt. Einzelne Schweißperlen begannen am anderen hinabzulaufen, sein Atmen schneller zu werden – und sein Blick richtete sich auf mich, mehr ein Augenzwinkern.
Er zog sich aus Sunnys Mund zurück, und dieser nahm das auf dem Boden liegende Badetuch, breitete es aus und legte sich mit leicht angewinkelten Beinen auf den Rücken. Würde er …? Vielleicht, aber dafür war es zu spät, so gut kannte ich mich mit Männern aus. Er stellte sich seitlich neben ihn, ich gegenüber, und er zögerte bei der Annäherung an mich. Ich stützte mich dafür mit einer Hand auf seiner Schulter ab und machte mit der anderen den ersten Schritt bei ihm, um Sekunden später seinen zarten und dann sehr viel festeren Griff zu spüren. Der Schweiß tropfte noch stärker von ihm, und nach einem kurzen, festen Kuss brachte er ein „Ok, ok!“ von sich, trennte sich von mir und setzte zur Zielgerade an. Er stöhnte auf, ging leicht in die Knie, seine Augenlider schlossen sich – und sein Sperma landete auf dem nackten Körper unter uns.
Der Anblick spornte mich an, und auch Sunny half sich selbst, so schnell und hart wie ich das vorhin tun wollte. Ich spürte etwas herannahen, stützte mich noch einmal an unserem Gast ab, der seine Finger um meine klammerte und mich mit aller Kraft festhielt – und dann wurde es still um mich herum. Eine Gewalt, viel stärker als die kräftigen Finger, ergriff Besitz von mir, und wie in Zeitlupe vergrößerte ich den kleinen weißen See unter mir, zusammen mit Sunny, der sich in diesem Moment zusammenkrampfte. Die Hand begann zu zittern, konnte mich nicht mehr lange halten, ich registrierte das entstandene schwarz-weiße Muster, und fand wieder auf meine Beine zurück. Mein Ersatzfreund regte sich noch ein bisschen, öffnete wieder die Augen, und ich half ihm nach oben. Alle drei klopften wir uns gegenseitig auf den Rücken und standen im Kreis, bis ich mich den Duschen zuwendete.
Das Wasser war leicht salzig, aber warm, und während wir beide uns noch gegenseitig den Rücken massierten, stieg der andere wieder hinaus, trocknete sich ab und band sich das Tuch um, warf uns noch ein Zwinkern zu und ging pfeifend zur Tür.
* * *
Ich hielt die Hand von Sunny nicht, als wir am Abend draußen standen und auf das dunkle Meer und in den klaren Sternenhimmel blickten. Es war eindeutig wärmer geworden, so dass wir immer noch unsere kurzen Hosen trugen.
„Wann sind wir jetzt beim Südkontinent?“, fragte ich.
„Ich weiß ungefähr so viel wie du darüber, wirklich. Aber die Richtung sollte stimmen.“
„Und was hast du in der Zwischenzeit gemacht? Du weißt natürlich nicht, nach welchem Schema diese Übergangsstellen jetzt funktionieren?“
„Es kann leicht gemessen werden, ob Funkwellen durchkommen und wie stark, aber wann sie sich wieder öffnen …“
„Und weiter?“
„I was in the … ich war schon in dem Helikopter, habe noch herausspringen können, die haben gesagt lass ihn, es schließt sich, wir müssen weg … und seitdem bin ich auch hier. Ich weiß noch nicht wie, aber die kommen wieder, ich sage es nur.“
Meine Hand tastete sich entlang des Geländers, berührte seine nur ganz leicht, und wir blieben noch eine halbe Stunde dort stehen.
Kapitel 4 – Der Südkontinent
Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als ich mich endgültig aufraffte und nicht noch länger schlafen wollte, nach der Nacht zwischen Bar, Herumstehen und den Liegestühlen. Ein bisschen von dem beinahe salzfreien Wasser genügte, um mich wieder frisch zu fühlen, und ich machte eine Runde um das Promenadendeck. Um uns herum erstreckte sich nach wie vor nichts als Wasser, und ein warmer, aber noch nicht unangenehm heißer Sommerwind wehte mir entgegen. Dieses Schiff war groß genug, dass sich meine bisherigen Bekanntschaften überall hin zerstreut hatten, ich ging auf und ab und beobachtete die Szenerie vom oberen Deck aus.
Am Nachmittag merkte ich, dass immer mehr Passagiere auf eine Seite liefen und ihre Blicke auf den gleichen Punkt auf dem Meer richteten. Ich war lange genug herumgegangen, wollte mich nicht aus meiner Liege aufraffen, aber als der Strom an Menschen immer größer wurde, dann doch. Ich begab mich zu den anderen hinüber, und konnte weit vor uns einen hellen und dünnen Streifen ausmachen, auf den wir uns anscheinend zubewegten. Wenn es eine Landmasse war, dann konnte sie nicht sehr hoch sein, höchstens einige Meter. Ich erspähte einen Wald, viele hohe Palmen – und eine Struktur im Vordergrund.
Längst waren wir langsamer geworden, und der Steg zwar sehr lang, aber ich bezweifelte, dass ein mehr als 100 Meter langes Schiff mit einigem Tiefgang dort anlegen konnte. Die Farbe des Wassers hatte sich gewandelt, von tiefem Dunkelblau zu immer heller werdendem Türkis. Ob wir mit den Rettungsbooten an Land fahren mussten? Die hellgrauen, endlos aneinandergereihten Bretter kamen näher, es gab ein kaum merkliches Anstoß-Geräusch – und die große Blech-Rampe wurde ausgeklappt.
Obwohl sich alle noch frei bewegen konnten und kein großes Gedränge herrschte, wartete ich noch, bis viele schon ausgestiegen waren. Ich setzte einen Fuß auf den Steg, auf dem etwas heller Sand lag, und je näher ich dem Ufer kam, desto mehr schimmerte der weiße Meeresboden durch, genauso wie der Strand. Die einzigen Bauwerke, die ich ausmachen konnte, waren nicht sehr groß und bestanden hauptsächlich aus Stroh oder getrockneten Palmenblättern und Holzteilen, wirkten nicht so, als ob sie Kälte und Stürmen gut widerstehen konnten, was aber auch kaum nötig schien. Weiter vorne befanden sich einzelne Stände, die nach Langzeit-Provisorien aussahen und in grellbunten Farben beschriftet waren, und wo ich keine Kellner erwartete, welche am liebsten alle hineinzerren wollten, die länger als zwei Sekunden die Karte studierten.
Der Strand sah weder verlassen noch überlaufen aus, manche badeten nackt, Surfer versuchten sich an den leichten Wellen – und ich zog meine Schuhe aus und stapfte durch den sehr warmen, aber nicht glühend heißen Sand. Ich las die Aufschriften, versuchte Hinweise zu finden, setzte mich irgendwo in den Halbschatten und ließ meinen Blick umherschweifen.
* * *
„Oh hallo!“, begrüßte mich eine Frau, die nichts außer einem eng anliegenden Badehöschen trug, und eine geöffnete Kokosnuss in der Hand. Es war die von der Bar auf dem Schiff, und ich mir später noch einige Male nicht sicher, ob sie es war, und auch nicht ob ich sie wirklich wieder treffen wollte, und nun saß sie neben mir im Sand. Immerhin wirkte alles an ihr mehr natürlich als aufgespritzt.
„Und, eine gute Reise gehabt?“, fragte ich und drehte mich zu ihr.
„Ja, schade dass wir uns nicht mehr getroffen haben.“
„Was war mit dem Barkeeper?“
„Nichts … wir haben vorhin ein bisschen geblödelt, und er wollte mir etwas auf dem Schiff zeigen.“
„Und etwas zeigen heißt etwas zeigen?“
„Natürlich! Ich gehe sonst nicht gleich mit jedem Mann mit, aber …“
Sie streckte sich aus, und obwohl ich schon die kürzere meiner beiden Hosen und ein T-Shirt mit halblangen Ärmeln trug, kam ich mir an diesem Ort beinahe schon prüde vor.
„Komm mit, gehen wir schwimmen!“, kreischte sie, tupfte mich kurz an, lief auf das Meer zu, und ich folgte ihr. Wenn es hier üblich war, auch ohne alles ins Wasser zu gehen, ganz wie es jemand für angemessen hielt, dann musste meine Unterhose als Badehose reichen. In der Meeresbrandung zierte sie sich und zog ihre Zehenspitzen wieder zurück, während ich schon bis zu den Knien drinnen stand. Es war kein Thermalwasser, aber wärmer als erwartet, wie erfrischendes Badewasser an einem heißen Sommertag. Ich ging weiter, bespritzte sie leicht, setzte mich in das flache Wasser und berührte ihre Beine.
Immer noch zögernd bewegte sie sich weiter, ließ sich neben mir nieder, ich sprang auf, tauchte in das Wasser ein und schwamm, obwohl ich auch locker hätte auf dem Grund stehen können, noch ein Stück hinaus. Es dauerte, bis sie mir nachschwamm, schneller als ich geglaubt hätte. Etwas ins Wasser wäre genug gewesen, doch es artete in Sport aus – bei dem ich kaum müde wurde. Auch andere waren im Meer unterwegs, es war Platz genug für alle, und der Strand und das angelegte Segelschiff auf einmal weit weg. Trotz ihrer 20 Zentimeter weniger konnte sie den Grund auch noch erreichen.
„Du bist auch nicht wirklich sportlich, aber hier ist das so nach einer Woche anders geworden?“, konnte ich sagen, ohne außer Atem zu sein.
„Ja, ist mir auch aufgefallen, passt ungefähr zu dem, was erzählt wird.“
„Was wird den erzählt?“
„Nur Gerüchte, wie es dazu kommen könnte und so …“
Sie machte einen seitlichen Schritt, so dass sich unsere Oberschenkel berührten, ich fühlte ihre glatte Haut, und wie sich meine feinen Haare aufrichteten. Ihr Blick wanderte umher, auch ich konnte sehen dass niemand in der Nähe war, an mir entlang und unter meine Gürtellinie. Ihre Hand auf meinen Rücken bewirkte einen leichten Blutfluss, und die langen, womöglich künstlichen Fingernägel drückten sich in mich.
„Ja, dort bitte, und tiefer!“, meldete ich mich.
Sie zögerte und überlegte zwar, kratzte und massierte mich aber dann an den Stellen, wo es für mich am angenehmsten war.
„Ja, das ist gut, genau dort!“
Der Druck wurde noch stärker, und ich wagte keinen Blick unter die Wasseroberfläche, um zu sehen, ob das aufgeweichte, bereits verrutschte Stück Stoff noch viel für sich behalten konnte, zumindest fühlte es sich nicht so an. Ihr Kratzen ließ nach und ihre Hand wanderte an mir nach vorne.
„Und, möchtest du einmal rein?“, fragte sie.
„Was … wie … rein?“
„Na …“, bekräftigte sie, richtete ihren Blick nach unten und stellte sich direkt vor mich.
Eine Hand bewegte ihren Slip zur Seite, die andere fasste nach mir, ich verspürte nicht das dringende Bedürfnis, mich loszureißen – und meine im Anschwellen begriffene Spitze streifte den Stoff und ihre Finger, und versank in einem rutschigen Abgrund. Entweder war ihr wirklich alles egal, oder sie wusste bereits ähnlich viel über diese Welt wie ich, was mit einem geschehen konnte und was nicht. Meine Erektion wuchs noch mehr, als sie sich von mir trennte.
„Was ist los?“
„Einmal rein ist einmal rein … und ich bin mir nicht sicher, ob uns die dort nicht beobachten.“
„Niemand sieht uns, und schon gar nicht unter Wasser.“
„Vielleicht möchte ich später noch“, meinte sie und schwamm wieder los.
* * *
Wir schlenderten die Promenade zwischen Strand und Palmenwald entlang, von ein paar der Hütten drang Licht auf den Weg. Zwar hielten sich manche an den Händen, und auch wir waren vorhin so gegangen, nachdem sie in ihrer Handtasche herumgesucht hatte nicht mehr, und ich wollte nicht damit anfangen. Schicke Abendkleidung bestand hier und auch bei mir aus kurzen Hosen bis knapp zu den Knien, und sonst nicht viel mehr. Der breite Sandstreifen neben uns war dunkel, aber grob erkennbar, und auch über dem Wasser lag kein absolutes Schwarz. Dafür waren mindestens genauso viele Sterne wie von der Wildnis aus zu sehen, und ich glaubte Galaxien und planetarische Nebel als blasse, farbige Wolken zu erahnen.
An einer Stelle, an der überhaupt keine Bauwerke in der Nähe und wir beide allein waren, zweigte sie in den Sand ab und ging wie ich barfüßig weiter. Weiter vorne setzte sie sich hin und streckte ihre Arme und Beine von sich. Ich gesellte mich zu ihr, richtete meinen Blick ebenfalls nach oben. Ihr weiches Händchen legte sich auf mich, tastete sich weiter, blieb liegen – und arbeitete sich unter meine Hose, bei der sie nur den leichten Widerstand eines Gummibandes überwinden musste. Sie hatte durchaus Erfolg, und ich zuckte mit den Beinen hin und her.
Meine Begleiterin entfernte das Hindernis behutsam, und legte nicht unbedingt einen steil in der Brandung aufragenden Leuchtturm frei, aber es entwickelte sich in diese Richtung. Niemand war in unserer Nähe zu sehen, die Promenade schien weit weg, eine Mischung aus dem Geräusch von Wellen und dumpfen Musikfetzen lag in der Luft, und ein heißer Wind strich über uns. Ich lag nackt im Sand, sie stellte sich auf ein Bein, streifte ihr Röckchen ab – und legte sich über mich. Mir wurde noch heißer, als sich ihr Körper auf mich presste und sie mein Geschlechtsteil zwischen meinem Bauch und ihrer glatten Haut hin und her wälzte.
Meine Hände strichen seitlich über sie, ganz leicht, vorsichtig, sie stemmte sich in die Höhe, griff zu, und ich konnte nur fühlen und nicht sehen, wie sie mich zu ihren weiblichen Lustflügelchen und durch die entstandene Nässe führte. Sie fand zu ihrer feuchten Grotte, ließ mich noch nicht los – und die Härte reichte aus, damit ich sie aufspießen konnte. Ich hatte Angst, dass alles wieder in sich zusammenfallen würde, trotz des wilden Ritts, den sie auf mir veranstaltete, aber immer wieder ging ein starkes Zucken durch meine Lenden. Ihre Finger machten sich selbstständig, spielten an ihrer Klitoris herum, und sie stöhnte immer wieder auf, während sie mich benutzte und ausdauernd an mir entlangrutschte. War sie schon gekommen, und wie oft konnte sie noch?
Nur in sich selbst versunken bemerkte sie nicht, dass wir nicht mehr ganz allein waren. Und wenn schon, es war sicher nicht ungewöhnlich, sich hier am Strand zu vergnügen, an manchen Stellen mitunter auch tagsüber – aber jemand ging langsam in unsere Richtung. Meine Gespielin stieß wieder einen schrillen Schrei aus, hielt kurz in ihrer Bewegung inne – und dann bemerkte sie es auch.
Bei dem Mann, der nur eine Badehose trug, zeichneten sich kräftige, sportliche Konturen ab – es war Daeng. Schon bevor er direkt bei uns stand, hatte sie sich von mir gelöst, nicht wirklich panisch aber doch halb im Sand vergraben, und ihren Rock schützend über sich geworfen. Kälte und Hitze liefen mir zugleich über den Rücken, und mein Hals schnürte sich ab.
„Hallo“, sagte er genauso neutral, wie er aussah, und meine Erektion konnte sich nicht entscheiden, ob sie zu- oder abnehmen sollte. Ich sprang auf, umarmte ihn fest, er mich aber nicht.
„Also so ist das“, meinte meine Begleiterin und zog sich hastig wieder an, „gut, dann viel Spaß ihr zwei!“
Ich wollte ihr noch die Hand geben, irgendetwas, doch da war sie schon verschwunden.
„Hast du also wirklich auf meinen Rat gehört“, redete er weiter.
„Welchen Rat denn?“
„Noch mehr Frauen treffen?“
„Bitte, das ist, das war …“, brachte ich kaum hervor.
„Ich habe ja selbst auch eine getroffen, aber bei dir war es erfolgreich, glaube ich.“
„Was … wie lange hast du …?“
„Ich war dort drüben, wollte dich schon ansprechen, aber dann habe ich gesehen, dass du mit ihr unterwegs bist. Na gut, schade.“
Er zitterte, nur ganz leicht, und ich glaubte Tränenflüssigkeit an seiner Wange hinablaufen zu sehen. Ich drehte mich zum Meer, machte einen Schritt, und er folgte mir mit knappem Abstand.
„Das war nur … ach ja, diesen Sunny habe ich auch wieder getroffen, und noch einen Mann … auf dem Schiff. Und du bist auch damit gefahren, oder gibt es noch was, das ich nicht weiß?“
„Der schon wieder! Ja, ich war auf dem Segelschiff.“
„Wo wohnst du hier? Könnte ich bei dir schlafen?“
„Vielleicht.“
Wir marschierten durch die Brandung, er voraus, und einige Sekunden lang streiften seine Finger quer über meinen Rücken, als er kurz stehenblieb. Es juckte mich, die Berührung zu erwidern, doch er setzte seinen Weg zielstrebig fort. Ein Stück im Landesinneren zwischen den Palmen befand sich eine einen Meter hoch aufgeständerte Hütte mit einer überdachten Terrasse, und schwaches Licht drang heraus. Ob ich in einer der beiden Hängematten schlafen konnte?
„Ich habe mit Sunny geredet“, holte ich drinnen zu einer Erklärung aus, „der hat gemeint, es könnte noch Schwierigkeiten geben.“
„Gut, vielleicht sollten wir das morgen besprechen“, erwiderte Daeng.
Als er nach zwei Minuten immer noch in seinem Rucksack herumkramte, ging ich hinaus, setzte mich hin und starrte in die Dunkelheit. Warum bin ich ihm nicht schon in der Stadt nachgelaufen, und warum habe ich nicht noch öfters versucht, ihn wieder zu finden und andere zu fragen? Hätte ich ihn nicht auf der Überfahrt entdecken sollen, oder war ich zu sehr abgelenkt, und er auch?
Ich begab mich wieder hinein und sah, dass er sich hingelegt und das offenbar wirklich schon nötig hatte. Zwei meiner Finger strichen über seinen kräftigen Oberarm, und im Halbschlaf erwiderte er für einige Sekunden meinen Händedruck.
Kapitel 5 – Flugverkehr
Das kräftige Sonnenlicht fiel in Streifen zerschnitten in den Raum, durch die statt Glas mit Vorhängen aus Palmfasern versehenen Fensteröffnungen. Seine Hängematte wirkte ziemlich groß, ob sie uns beide tragen könnte? Schlimmstenfalls wären wir 30 Zentimeter weit auf den Boden gekracht, und ich eine Weile mit dem Flicken beschäftigt. Ich kannte mich schon aus und hatte mich einigermaßen frisch gemacht, während er noch zu schlafen schien. Überhaupt hatte ich die halbe Nacht wach verbracht, und einen Traum als immer gleiche Schleife mit kleinen Variationen durchlaufen. Wenn wir 24 Stunden lang unterwegs waren, wie weit lagen die beiden Landmassen dann auseinander? Immer wieder setzte ich andere Schätzwerte für die Geschwindigkeit ein, und es kamen ständig neue Fragen auf.
Er lag nackt und zur Seite gedreht dort, ich setzte einen Fuß in das geflochtene Netz und schmiegte mich von hinten an ihn. Seine Finger begannen sich leicht zu bewegen und umfassten meine, hielten sie fest. Je enger ich mich an ihn drückte, desto fester wurde auch der Druck seiner Hand. Eine halbe Stunde, so kam es mir vor, verharrten wir in dieser Lage, ich holte tief Luft und mein Herzschlag wurde noch einmal schneller.
„Ich habe sie nicht einmal geküsst … vielleicht wollte sie nicht“, sagte ich ruhig.
„Wirklich?“
„Ja, ich glaube ich mag Frauen, manche, manchmal, egal – aber du bist … der wundervollste Mann, den ich jemals getroffen habe.“
Zum ersten Mal an diesem Tag wendete er mir sein Gesicht zu, und dieses Mal konnte ich deutlich die Träne sehen, die sich bei ihm löste. Es blieb nicht nur bei einer – und auf einmal strahlte er und warf mir ein Lächeln zu. Zwei, drei meiner Finger streichelten seine Haut und verwischten die Flüssigkeit, so zart ich nur konnte, und auch er mit einem Finger meine. Die Seile knirschten verdächtig, doch ich beugte und legte mich über ihn und spitzte meine Lippen. Er hob seinen Kopf, nur ein kleines Stück – und unsere Lippenpaare vereinigten sich zu einem Kuss, zu vielen kleinen und immer längeren Küssen. Sonst passierte kaum, was ich erwartet hätte.
„Was ist los?“, fragte er.
„Könnte sein, weil ich es in der letzten Nacht viermal selber gemacht habe.“
„Oh!“
Er lachte kurz, und noch mehr Tränen flossen seine Wangen herab.
„Und jetzt?“, sagte er und wischte sie sich selbst weg.
„Jetzt suchen wir uns was zum Frühstück, und dann gehen wir schwimmen!“
* * *
Direkt am Ufer zogen wir doch noch unsere Hosen aus, so wie ungefähr die Hälfte der Leute hier, und machten einige Schritte ins Wasser. Natürlich konnte es eine gewisse Symbolik haben, ob jemand angezogen oder nackt im Meer badete, und ich hatte mir immer gedacht, dass ich eine Badehose trage, wenn ich schwimmen und keine, wenn ich Sex haben möchte, aber hier schien es vollkommen bedeutungslos. Eine Frau könnte ihn sehen, wenn er wieder aus dem Wasser kam – und wenn schon.
„Wie schnell kannst du schwimmen?“, fragte ich.
„Ziemlich schnell“, sprach er, ging dort hin, wo das türkise Wasser einen Meter tief war, und stürzte sich hinein.
Er zog sehr schnell an, und anstatt „Warte!“ zu schreien, folgte ich ihm. Ich hatte nie wirklich einen flotteren Stil als Brustschwimmen gelernt, vielleicht improvisiertes Kraulen, aber ich pflügte knapp hinter ihm durch das Wasser und gewann nach den ersten 50 Metern den Eindruck, noch mindestens einen Kilometer auf diese Weise schwimmen zu können. Ich konnte den Grund immer noch sehen, und es wurde seichter statt tiefer. Nur Sekunden vor mir blieb er stehen, und war gerade so bis zur Gürtellinie bedeckt. Nein – er saß auf einer Sandbank, weit vor uns der weiße Strand, und über uns tiefblauer Himmel mit einigen winzigen Wolken.
„Ich glaube, viel besser kann es nicht mehr werden“, meinte ich.
„Ja, und es tut mir wirklich leid, alles. Aber ich war verwirrt an dem Tag, habe geglaubt sie will dich haben und hat dich auch bekommen. Dabei …“
„Was?“
„Nichts, aber ich habe überlegt, wie es gewesen wäre, wenn es damals mit ihr etwas anders gelaufen wäre – aber dann habe ich lieber an dich gedacht.“
Wir wendeten einander zu und tauschten einen Kuss aus. Seine Hände gingen auf Wanderschaft, blieben aber letztlich doch über der Wasseroberfläche auf meinen Schultern.
„Ja, ich habe mich umgeschaut“, begann er zu erzählen, „und bin auf die Villa vom Chef meiner Agentur gekommen, seine Zweitvilla. Also er ist das Projekt 43, zumindest hat er alles entdeckt.“
„Da sollte ich dir noch etwas erzählen, aber gut.“
„Was denn? Jedenfalls, das war irgendwie … komisch, bis jetzt war er praktisch nur einmal bei einem Vorstellungstermin dabei … und hat sich sehr gefreut, mich wieder zu sehen.“
„Das heißt?“
„So wie du mich jetzt siehst, in vielen Stellungen und in der knappsten Hose, die ich jemals getragen habe, und ungefähr 200 Fotos.“
„Nur Fotos?“
„Natürlich! Und er hat mich gefragt, ob ich nicht auch einmal andere Gegenden kennenlernen möchte. Ich habe überlegt, was ich machen soll, ob ich dich wieder treffe – und hätte nicht die ganze Zeit in der Kabine bleiben sollen.“
„Oh, und was hast du dort gemacht?“
Er verzog sein Gesicht langsam zu einem Lächeln und unterdrückte ein Kichern. Ich rückte noch näher an ihn, unsere Beine verschlangen sich ineinander, und ich drückte ihn fest an mich.
„Ich muss dir etwas sagen“, unterbrach ich die kurze Stille.
„Was denn?“
„Könnte sein, dass es schön langsam wieder geht.“
Seine Hand streichelte noch einmal über meinen Rücken, um dann unterzutauchen und sich an mir weiter nach vorne zu bewegen. Ich schloss die Augen, lehnte mich leicht zurück, und meine Lebenskraft erstarkte wieder, als ob er etwas weitergab, das er selbst von dieser Welt und ihren Bewohnern eingesammelt hatte. Während ich überlegte, ob auch ich ihm Gutes tun sollte, glaubte ich ein schon lange verdrängtes Geräusch zu hören. Er drängte sich zunehmend über mich, und es war an dieser Stelle so seicht, dass wir vielleicht übereinander liegen konnten, und ich trotzdem noch Luft bekam – aber das ferne, dumpfe Etwas war laut genug, dass es mich nervös machte. Ich drehte mich in Richtung des offenen Meeres, sah lange dort hin – und auch ihm wurde alles klar.
Wir schwammen zurück, ich drehte mich öfters um und hoffte, dass der kleine schwarze Punkt am Himmel ein Vogel war, doch es war keiner. Niemand fand es seltsam, dass wir nackt aus dem Wasser kamen, eher dass wir so hektisch unsere Sachen packten und uns davonmachten. Das Geräusch war kein wirkliches Dröhnen – doch der Helikopter zeichnete sich immer deutlicher ab. Er würde landen, und würde das auf dem flachen, breiten und nun leeren Strand tun. Oder in niedriger Höhe fliegen und uns verfolgen? Wir hatten uns zur Promenade zurückgezogen, waren die einzigen, die noch dort standen – und ich erkannte das mattschwarze Luftfahrzeug wieder. Das Flattern der Rotorblätter änderte sich, eine Staubwolke wehte überall hin, und der Hubschrauber setzte auf und versank kaum im Sand.
Ich hätte mit ihm davonlaufen können, irgendwohin, offenbar wären wir schnell genug gewesen, um die Flucht länger durchzuhalten – aber ein Gefühl ging durch mich, dass ich mich der Sache stellen sollte, endlich alles zu klären. Daeng hängte sich bei mir ein, aber nicht um an meinem Arm zu zerren, sondern um neben mir stehen zu bleiben. Zwei von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidete Gestalten sprangen hinaus und hatten große, rechteckige Gehäuse umgehängt, in welchen entweder Raketenwerfer oder sonstige Waffen, Messgeräte oder irgendwelche Ausrüstung sein konnten. In ihren Gürteltaschen vermutete ich außerdem Messer oder handliche Schusswaffen. Beide hatten schwarze, ölige Streifen auf den Wangen, ihre Bewegungen waren schnell, und sie wussten, was sie wollten.
„Oh, da haben wir ja unsere Turteltäubchen!“, rief einer, als sie auf uns zukamen.
Ich stelle mich näher an Daeng, wollte mich noch enger um ihm klammern, doch er kam mir zuvor und positionierte sich dicht vor mir.
„Und jetzt? Was wollt ihr?“, entgegnete ich laut.
„Jetzt werden wir einmal ein paar Sachen klarstellen“, redete der Mann und rückte den breiten Gurt auf seiner Schulter zurecht.
Die Rotorblätter wurden langsamer, manche um uns lugten immer wieder aus ihren Verstecken hervor, und es kamen Zweifel in mir auf, ob wir uns nicht doch in das weite Hinterland davonmachen hätten sollen. Der andere blieb in einigen Metern Entfernung zurück und sagte nichts.
„Also gut, es geht euch gut, alles in bester Ordnung, und wenn ihr das wollt, dann kann es auch so bleiben. Oder wollt ihr das nicht?“
„Worum geht es?“, mischte sich Daeng dazwischen.
„Was hat euch der Alte erzählt? Dass er sich verplappert hat?“
Die zwei gaben sich schnell ein Zeichen und machten auf mich genügend Eindruck, so dass ich die hektische Kopfbewegung ohne Diskussion als Aufforderung zum Mitgehen interpretierte. Wir brauchten einen Plan, und es gab keinen. Daeng wurde vom anderen nur mit einem strengen Blick zurückgehalten, das heimliche Zwinkern eines Auges war mir jedoch nicht entgangen. Wir kamen zu einer Strandhütte, ungefähr wie die von letzter Nacht, leer und mit durchaus stabiler Tür, die er von innen verriegelte. In der Mitte des Raumes stand ein dicker Balken, welcher das Dach stützte, der Boden bestand aus Sand, und außer zwei Hängematten konnte ich nicht viel sehen.
„Also jetzt pass einmal auf“, spielte sich der Typ zwei Meter vor mit auf und kam mit langsamen Schritten näher, „das kann sowieso nicht so bleiben, wir hätten schon längst alles für den Flughafen freiräumen sollen …“
„Und ein paar anständige Hotels und keine wilden FKK-Strände?“, unterbrach ich ihn.
„Das gefällt mir, du denkst ja mit! Aber zuerst müssen wir noch die Experimente zu Ende bringen.“
„Mit wem, mit uns? Die anderen sind euch ziemlich egal, und wir haben am meisten etwas an uns, das euch mit diesen Portalen weiterhilft, und überhaupt mit allem?“
Seine Antwort bestand aus einem Streichen von zwei seiner Finger durch mein Gesicht, und seine Fingernägel kratzten mich, als er sie schnell wieder wegzog. Wahrscheinlich hatte ich auch Spuren der schwarzen Farbe abbekommen.
„Wir können das auf die harte Tour machen, oder …“
Die Hand berührte mich erneut, wendete sich meinen Kronjuwelen zu, und bei seinem Griff wollte ich aufschreien, doch der Schmerz verschwand in Bruchteilen einer Sekunde wieder, war nur noch schwach und dumpf. Überhaupt hätte ich rechtzeitig zurückweichen können, doch ich wollte mich diesen Terroristen immer noch stellen. Die Berührung wurde mehr zu einem Kneten auf dem noch vom Meerwasser nassen Höschen, und ich spürte seine andere Hand sanfter über meinen Rücken streichen, und seinen heißen Atem im Gesicht.
„Das bleibt unter uns, verstanden?“
Ich antwortete, indem ich nicht versuchte mich loszureißen, obwohl ich meine Angst nicht ganz unterdrücken konnte. Ob in dem Behältnis Messinstrumente waren, Ausrüstung zum Analysieren von Blutproben – oder eine Bombe, die mühelos einen Quadratkilometer einebnen konnte? In einer gewissen Weise sprach mich der andere an, wenigstens sein Körper, und ich stellte mir vor, wie er nackt aussah. Zwar wirkte er eher rund, doch das konnte auch gut proportionierte Muskelmasse sein, und weniger Fett.
Er knöpfte sein Kleidungsstück auf, womöglich eine schusssichere Weste, ließ auch noch ein Unterhemd auf den Boden fallen, und sah so aus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Kein einziges Haar war auf seiner straffen, leicht gebräunten Haut zu sehen, und obwohl sich seine Bauchmuskulatur nur mittelstark abzeichnete, wirkte sie auf mich sehr mächtig. Sollte ich mich mit ihm anlegen?
„Oh, du bist so wahnsinnig geil“, murmelte er, begrapschte mich weiter, und ich erwartete, dass er mich auszog oder anherrschte, es zu tun – doch er löste sich von mir und ging auf die Dachstütze in der Mitte zu. Seine Arme umfassten sie, und er spreizte die Beine leicht.
„Fick mich!“, rief er mir zu und blickte wieder starr nach vorne.
„Was?“
„Schieb mir deinen Schwanz rein, oder kannst du das nicht?“
Ich kam auf ihn zu, berührte seinen Rücken, der ebenso glatt und makellos war, klammerte mich an den breiten Gürtel seiner Hose, und bemerkte bei dieser Gelegenheit keine Waffen. Sollte das ein Test sein, ein Teil des Experiments, oder wollte er das nur vorgeben und die Zeit nützen, um es schnell mit mir zu treiben? Wer sagte, dass dominante Männer immer aktiv sein müssen? Es gab genug, die sich einen aktiven Callboy bestellten, welcher sich nur nach ihren Wünschen richtete. Wäre die Lage umgekehrt gewesen, hätte ich mich auch nicht anders gefühlt, und auf Kommando eine Nummer hinzulegen schien mir als bessere Alternative zu einem Kampf, für den ich kräftig genug sein konnte und es noch nicht wusste, oder auch nicht.
Meine Hände tasteten sich den Hosenbund entlang und nach vorne zur großen Gürtelschnalle, und nach kurzem Herumhantieren und mit seiner Hilfe rutschte die lange, schwarze Hose zu Boden, zu seinen Stiefeln aus Gummi oder sonst einem synthetischen Material. Sie war weit genug, dass er die Beine immer noch von sich strecken konnte und sich nicht abmühte, sie abzustreifen. Ein nüchtern gestreifter Slip machte bereits einen fülligen Eindruck, soweit ich das ertasten konnte, und meine Finger packten ihn und rissen ihn nach unten.
Auch seine Gesäßmuskeln waren fest und straff, und seine Eingangspforte lag deutlich vor mir. Ob das leichte Glänzen von einer Creme stammte? Meine Finger kniffen zu, und ich schlug ihn zart mit der flachen Hand.
„In Ordnung so?“
„Ja, mach es endlich!“
Ich presste mich an seinen Rücken und mein Werkzeug kam in Form, doch meine Gedanken waren anderswo. Die Helligkeit reichte, um auf dem Boden auch andere Dinge als feinen Sand zu erkennen, und in einer Ecke lag etwas, das nach Seilstücken aussah, aus einem Material, das auch das Dach zusammenhalten könnte. Meine Puls schnellte in die Höhe, ich tastete noch einmal nach seinen Händen, die zu Fäusten geballt auf der anderen Seite des Pfeilers waren, und huschte davon. Meine Kleidung legte ich in die Ecke, unter seinem strengen Blick, und kramte gleichzeitig dort herum. Es waren Seile aus Naturfasern, einen halben Zentimeter dick und biegsam, und eines davon sollte als Fessel für ihn reichen. Natürlich musste er wissen, dass er sie leicht zerreißen konnte, aber es war für mich klar, dass er auf dieses Spiel stand. Ich hielt ihm das Seil vor das Gesicht, er fauchte beim Ausatmen und zeigte mir die Zähne, ballte die Fäuste noch mehr zusammen, und ich wickelte es um seine Handgelenke und versah es mit einem Knoten, so gut es ging.
Der Typ schüttelte seine Beine, ich überlegte, hetzte nochmals zurück, suchte herum – und verschnürte zuerst einen Unterschenkel und dann den anderen am Pfahl. Ausgeliefert stand er vor mir, spielte einen Befreiungsversuch vor, und als ich mich wieder von hinten an ihn drückte, diesmal nackt, und mit der Zunge seine Haut schmeckte, als ob sie Speiseeis wäre, schoss mir das Blut wieder in untere Regionen. Ich hielt mich mit einer Hand an ihm fest, rieb an seinen Rundungen, nahm nur ein bisschen Speichel zur Hilfe, fühlte noch einmal meinen Herzschlag – und begann mich in ihn zu bohren. Er rückte seine Beine zurecht, blieb stramm vor mir stehen, und ich versenkte meine Lustspitze weiter mit aller Gewalt im Terroristen-Loch. Vermutlich hatte er genügend Erfahrung, denn obwohl der Widerstand anfangs groß war, biss er einfach die Zähne zusammen, und sein Ausatmen wurde zu einem Fauchen, als ich die Barriere überwand. Meine gesamte Länge füllte ihn aus, ich presste mich hinein so weit es ging und griff um seinen Hals, fast als ob ich ihn würgen wollte. Meine Hände umfassten seine Hüften, und mit Leichtigkeit bewegte ich mich durch die leicht ölige, nicht mehr so enge Finsternis.
„Ja, komm!“, hörte ich seine leise, tiefe Stimme, und wurde wütend. Wir hatten das Paradies gefunden, und dann kam diese verstreute Söldnertruppe und wollte es vernichten. In diesem Moment hätte ich mich loszureißen versucht, wenn ich der Gefesselte gewesen wäre, so wurde ich schneller, rammte mein Ding brutaler in ihn, immer wieder bis zum Anschlag, um dann noch ein Stück weiter vorzudringen. Meine Fingernägel verkrallten sich in seinen schwitzenden Körper, ich wartete darauf, dass er nicht nur stöhnen, sondern sich umdrehen und wieder das Kommando übernehmen wollte, doch nur seine Füße wanden sich auf dem Boden und ich stellte mich darauf.
„Ja, spritz mir rein!“, vernahm ich wieder seine befehlende Stimme.
Wenn ich so weitermachte, war ich auf dem besten Weg dazu, doch ich wurde langsamer, nur unmerklich. Daeng tauchte in meinen Gedanken auf, was er gerade machte, und ob ich ihn wirklich allein mit dem anderen zurücklassen hätte sollen. Ich verlangsamte noch mehr, streifte noch einmal über seinen Rücken und zog mich zurück.
„Was ist mit dir?“
„Nichts … und überhaupt, das ist für ihn, und nicht für dich!“, wurde meine Stimme erregter.
Ich nahm seine Unterhose, um mich notdürftig abzuwischen, merkte, wie er herumrüttelte, mein Blick schnellte zu dem Gehäuse mit dem Umschnallgurt und ich stellte mich auf einen Kampf ein – doch er mühte sich ab und erreichte nichts. Konnte das Material fester sein als mir bewusst war, oder hatte ich es zu kräftig für ihn verknotet? Wieder angezogen wurde mir klar, dass er noch mindestens ein paar Minuten gefangen sein würde, oder erst jemand mit einem zackigen Messer zu Hilfe kommen müsste. Schon bei der Tür stehend merkte ich, wie er ein letztes Mal alle Kräfte sammelte und resignierte. Es wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, um mit der großen Umhängetasche zu verschwinden, sie zurückzulassen, weil sie gefährlich sein konnte, oder gerade deswegen nicht – aber der Anblick des nackten, gefesselten und gescheiterten Mannes versetzte mir einen Stich, der sich anders als Wut anfühlte.
Meine Hand ließ den Gurt wieder los, ich näherte mich in kleinen Schritten, so dass ich ihm ins Gesicht schauen konnte – und mehr Frust als blanker Hass stand in dieses geschrieben. Noch einmal mühte er sich ab, als ich einen Meter vor ihm stand, um es gleich darauf wieder zu lassen, murmelte etwas wie „Ich hätte es wissen müssen, natürlich …“, und ließ seinen Kopf wieder nach unten sinken. Erst jetzt fiel mein Blick auf seine mächtige Versteifung, die sich Platz verschafft hatte und an der nur ich schuld war.
Ich bückte mich, lockerte eines der Seile, so dass er sich ein Stück zur Seite drehen konnte, aber nicht nach mir treten. Zwar versuchte er es, erkannte nach wenigen Versuchen jedoch die Sinnlosigkeit.
„Von mir können alle etwas bekommen, sogar Dreckstypen wie du!“, brüllte ich ihn an.
Ich näherte mich weiter und legte ein paar Finger auf seine Schulter.
„Du musst auch nicht bitte sagen“, setzte ich fort, „nur nein wenn du nicht willst, also was ist?“
Er redete nicht mit mir, sein Blick war nur starr zur Wand gerichtet, und das Zerren und Rütteln eher zu einem Zittern geworden, als sich meine Hand an ihm nach unten bewegte, und sein eher langes und dafür relativ dünnes Nahkampfgerät erreichte. Die Adern zeichneten sich nur wenig ab, auch hier präsentierte sich mir glatte Haut und eine fast perfekt rasierte Umgebung. Dieser Mann war am Explodieren, und etwas in mir wollte ihm dazu verhelfen. Meine Finger schlossen sich um ihn, würden nicht lange arbeiten müssen, und lösten ein Stöhnen aus. Wieder schüttelte sich sein Bein, sein Atmen wurde schneller – und ich ging wieder in die Knie und ließ seine Spitze in meinem Mund verschwinden. Ein vertrauter und dennoch anderer Geschmack begann sich auszubreiten – und Sekunden später feuerte er seine ganze Ladung ab.
Ich sprang auf, wartete bis er wieder zu sich kam, und spuckte in Richtung seiner Beine.
„Da, das gehört dir!“, sagte ich laut, schnappte mir seine Ausrüstung und stieß die Tür auf. Wenn er damit herumlief, dann konnte ich das auch, und wenn es eine Gefahr war, dann mussten wir dafür sorgen, dass sie von hier verschwand.
Meine Augen brauchten nicht lange, um sich wieder an das helle Licht zu gewöhnen, und draußen war es immer noch leer. Jemand rannte über den Strand in Richtung der Bäume, doch Daeng war es nicht. Ich ließ meinen Blick durch die Gegend schweifen, lief in Richtung unserer Unterkunft, erahnte jemand davor hin und her gehen – er war es.
Er blickte mich neutral an, sah auf mein neues Gepäckstück, um dann zu lächeln, wie nur er es konnte.
„Was …?“, begann ich zu reden, er machte einen Schritt hinein, und ich sah den anderen Mann in einer Hängematte, in seinem halb offenen Kampfanzug und gefesselt.
„Sollte noch 10 Minuten halten, wenn er so weitermacht“, erklärte Daeng.
„Und was sollen wir machen? Schwimmen? Laufen?“
Er drehte sich um, und blickte zu dem Helikopter.
„Das ist nicht dein Ernst … aber …“
Ich sah ihn an, hinein in die Hütte, wir uns beide für zehn Sekunden – und er griff nach dieser Kiste von dem anderen. Er war so gedreht, dass er uns nicht direkt sehen konnte, und auch meinen eigenen Rucksack, der immer noch dort stand, konnte ich unbemerkt nehmen. Wir schleppten alles zum Hubschrauber, bei dem die Tür noch offen stand und wo ich mir das Einsteigen schwieriger vorgestellt hätte, auch das Hinaufheben der Ausrüstung, nahmen nebeneinander Platz, und ich atmete beim Anblick der Bedienungselemente tief ein.
„Du kennst dich damit aus, oder wie?“, fragte ich.
„Ja, vor 15 Jahren habe ich das einmal in einem Computerspiel gesehen.“
Gemeinsam folgten wir unseren Vermutungen, was dieses Fluggerät zum Abheben bringen konnte – und nach dem Umlegen eines Kippschalters begann der Rotor über uns zu flattern. Musste nicht auch noch dieser Heckrotor in Gang kommen? Wenig später kam es mir so vor. Daeng spielte an einem der großen Steuerknüppel und den Pedalen herum, als ob er das wirklich einmal gelernt hatte. Kurz fühlte ich mich wie in einem Vergnügungspark, und wir hoben ruckartig ab.
Rasch gewannen wir an Höhe, ich wollte ihm einen Tipp geben, wie wir die Richtung ändern konnten und weniger in der Horizontalen schwankten, doch er hatte alles im Griff – halbwegs. Die Landschaft unter uns wurde klein, die Wasserfläche endlos groß, und wir flogen weiter, einfach weg. Der Südkontinent war eher ein großes Atoll oder mehrere, vielleicht schon seit langer Zeit von flachem Wasser bedeckt.
„Wie bist du mit ihm fertig geworden?“, fragte ich.
„Ja … da war dieser Moment, wo ich überzeugt war, das ich mir das alles nicht gefallen lassen muss.“
„Vielleicht schon länger“, meinte ich, kniff zart in seinen muskulösen Oberarm, und sein Lächeln wurde böser.
„Ich habe ihn angesehen und gesagt, dass er es sich selbst machen kann – und das hat er.“
„Bei mir war es … so ähnlich.“
Aus dem Funkgerät hörten wir Töne zwischen digitalen Störgeräuschen und Wortfetzen. Einer der Bildschirme zeigte einen künstlicher Horizont, dessen Lage mich zunehmend beruhigte, darunter ein Kompass, dessen wilde Drehung nicht stimmen konnte, und mit gleichzeitig mit den Geräuschen aufblitzenden Symbolen. Sie wurden genauso schwächer wie die hörbaren Signale, und entweder kamen sie von der anderen Seite des Meeres, oder aus unserer Welt durch eines der Portale, das sich nun wieder schloss.
Je weiter wir flogen, desto mehr löste sich der Krampf in meiner Magengegend auf, doch wann würden wir wieder andere Dinge als Wasser sehen? Er bewegte die Steuerung kaum, ich legte meine Hand auf seine, und wir blieben so – bis uns gemeinsam etwas auffiel.
Die Insel konnte nicht sehr groß sein, kaum mehr als ein halber Kilometer Durchmesser, und sie war dicht bewachsen, mit hügeligem Gelände in der Mitte. Instinktiv verstellte ich den Hebel, wir kamen leicht ins Schwanken und sanken ab, und auf der anderen Seite, bisher verborgen, tat sich eine kleine Landzunge auf – groß genug für einen Hubschrauber? Wieder fühlte ich mich wie auf einer Achterbahn, wir kamen ins Schwanken und ich war mir nicht mehr sicher, ob er die Steuerung noch beherrschte – doch dann setzten wir auf.
Er stellte den Motor ab, ich tastete mich zu ihm und fühlte sein Herz rasen, hielt seine Hand und wir blieben noch sitzen, bis wir schließlich die Türen öffneten und hinauskletterten. Das Wasser war flach und die Farbe noch intensiver als an dem anderen Ort, wir standen in der leichten Brandung, drehten uns staunend im Kreis, stießen zusammen – und lagen uns in den Armen.
„Ich muss dir etwas sagen“, flüsterte er.
„Was denn?“
„Ich habe so einen Steifen, wirklich.“
„Oh, das hätte ich gar nicht bemerkt.“
Beide lachten wir kurz und laut, und züngelten uns aneinander.
„Was wird jetzt mit diesen beiden Typen?“, fragte er.
„Was soll mit ihnen sein? Sie haben keine Ausrüstung mehr, und das Portal ist zu. Ich kann noch einmal an dem Funkgerät drehen, aber da wird nichts mehr durchkommen.“
Ich löste mich von ihm, wollte noch einmal nach der Technik sehen, und mir fiel die seitliche Klappe auf, die ich gerade noch vom Boden aus erreichen konnte. Es verbarg sich noch ein Griff darunter, und ich zog ein rechteckiges Metallgehäuse heraus, einen halben Meter lang.
„Was ist das?“, fragte er.
„Keine Ahnung, eine Brennstoffzelle? Dunkle Materie? Warte …“
Ich öffnete den Laderaum, dachte wieder an die großen Dinger mit dem Tragegurt, war zum ersten Mal nicht im Stress, als ich sie näher untersuchen wollte, und fand die Stelle, an der sie sich öffnen ließen. Was ich herauszog, sah dem Gehäuse im Hubschrauber sehr ähnlich.
„Wenn man weiß wie, lässt sich damit wahrscheinlich auch etwas sprengen, aber … keine Ahnung.“
Im Laderaum schien mir alles noch am sichersten aufgehoben, auch die Kartons mit Vorräten, die mich an jene im einsamen Landhaus erinnerten. Der restliche Strand war ein einige Meter breiter Streifen, den wir wortlos entlang schlenderten, dem einen oder anderen schräg wachsenden Stamm einer Palme auswichen, und nach weniger als einer halben Stunde wieder zur Stelle unserer Ankunft kamen. Wir waren allein, und wenn jemand hier war, musste es vor sehr langer Zeit gewesen sein.
Ich probierte einen Schluck von dem klar aussehenden Rinnsal aus Wasser, das einen Felsen hinabfloss und aus der Mitte der Insel zu kommen schien, zog mich aus uns setzte einen Fuß ins Meer. Die Temperatur fühlte sich für mich sofort angenehm an, und als ich mich an einer einigermaßen tiefen Stelle ins Nass stürzen wollte, fiel er von hinten über mich her.
„Du hast vorhin recht gehabt“, meinte ich, nachdem ich hinter mir an ihm herumgetastet hatte. Wir drehten uns zueinander, ich bekam seine Lippen zu spüren, und die Hände auf meiner Schulter und meinem Rücken fühlten sich noch weicher als sonst an. Fast unwillkürlich sah ich mich um, ob etwas um uns war, auf das Meer hinaus, hörte in die Stille hinein, doch er zog mich wieder zu sich und ich wollte nicht, dass er losließ. Ich ließ mich mit ihm ins Wasser fallen, wir wälzten uns in Richtung Ufer, und unsere Körper verschmolzen immer mehr zu einem einzigen. Das Wasser schäumte, begann zu kochen, es war längst nicht mehr wichtig, wer von uns die Oberhand behielt, der Film vor meinen Augen lief in immer hektischeren Schnitten ab, alles aus diesem Universum schaukelte sich unaufhörlich auf – und wir vergingen gleichzeitig in einem Urknall.
* * *
Die Dämmerung war weit fortgeschritten, als wir auf dem kleinen Hochplateau in der Mitte standen und uns eine geknackte Kokosnuss teilten. Ich fragte mich, ob wir wirklich sicher waren, oder sich ein unsichtbarer Schutzschild aufgebaut hatte, aber es gab nichts, das die Ruhe störte.
„Und wie lange bleiben wir hier?“, fragte ich, den Arm um seinen nackten Rücken geschlungen.
„So lange, bis wir wieder Funkkontakt haben, oder …“
„Oder ist es allein unsere Aufgabe, diese Welt zu beschützen?“
Er löste sich von mir, kniete sich mit einem Bein in die feuchte Erde, stützte sich mit einem Fuß auf, klammerte sich um meine Beine und blickte nach oben.
„Möchtest du, Marcel, mein bester Freund sein, was auch immer passiert, zum Beispiel dass eine Frau zwischen uns kommt?“
„Ja, ich will“, antwortete ich, und mühte mich ab, ihn nach oben zu ziehen.
Sein Atem war schnell und aufgeregt, und sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt, als ich mich an seinem Körper abstützte, nach unten bewegte, vor ihm in eine Hocke hing und ihn noch fester umfassen wollte als er zuvor mich.
„Möchtest du, Arthit, genannt Daeng, das auch und den Preis für den schönsten Mann und das süßeste Lächeln auf dieser Insel entgegennehmen?“
„Ja“, erwiderte er mit den Schultern zuckend, und ich raffte mich wieder nach oben, das letzte Stück mit seiner Hilfe.
„Ich glaube, wir dürfen uns jetzt küssen“, konnte ich noch halblaut sagen, und erst Minuten später kamen wir wieder voneinander los.
„Möchtest du noch einmal ins Wasser gehen?“, fragte ich und sah dezent an ihm nach unten.
„Bleiben wir hier, und gehen dann baden. Oder noch einmal … baden.“
„Wenn du es sagst …“
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(AutorIn)
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Jedenfalls wird ein möglicher 3. Teil durchaus eher "kuschelig" werden (also möglichst gefühlvoll und weniger "hart").«
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