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Kommentar: 1 | Lesungen: 782 | Bewertung: 8.06 | Kategorie: SciFi, Fantasy, History | veröffentlicht: 01.01.2017

Projekt 44 - Die Grenzen der Welt

von

Kapitel 1 – Was wäre, wenn …?

Unter den roten Pfeilen nach unten fand sich immerhin ein grüner nach oben. An sich hatte ich es mir längst abgewöhnt, jeden Tag gleich nach dem Aufwachen einen Blick auf die Verkaufszahlen zu werfen. An diesem Morgen machte ich es doch wieder und fummelte dazu über den Smartphone-Bildschirm.

Nur noch ein paar Flocken von dem für mein Frühstück eingeplanten Müsli waren da. Der Dauerregen der letzten Nacht schien endgültig aufgehört zu haben, so dass ich nachher etwas einkaufen konnte. Die Erinnerung an meinen Traum, nicht besonders spektakulär, meldete sich zurück. Irgendetwas zwischen einem Wohnhaus in einem Wiener Innenbezirk, dem Hof und der vorbeiführenden Straße – aber sehr plastisch. Kaum jemals war mir ein so greifbarer Traum in Erinnerung geblieben. Das Suchen nach einem Ausgang in einem Kellerraum, das Umsehen im Innenhof mit Bäumen, Wegen und ein paar Leuten. Als ob ich wirklich die Gegend erforschen und mir aussuchen konnte, wohin ich ging. Im Traum hatte sich der Hof zu einer Straße geöffnet, die mir beinahe bekannt vorkam – und war verblasst.

Mit meinem bereits umgeschnallten Rucksack blieb ich nach dem nochmaligen Durchsuchen der Verkaufsstatistik bei einer Geschichte hängen. Eine von denen, die vom Kennenlernen eines Mannes in einer Bar handelten, bei ein paar Bieren und Whiskys. Nichts, was ich nicht schon zu oft gelesen hätte – doch der Stil gefiel mir. Es war das, was ich selbst „prickelnde Homoerotik“ nannte, ein vorsichtiges, behutsames Vortasten. In der richtigen Situation konnte trotzdem alles sehr schnell gehen und nicht mehr ganz so kuschelig sein. Einige Male juckte es mich, eher so, dass ich umso lieber weiterlesen und mir bestimmte Dinge für später aufheben wollte. Am Ende atmete ich tief durch, ließ das Prickeln auf meiner Haut abklingen, lehnte mich zurück, und schloss die Augen.

Moment, 48 und 16 irgendwas? Ja, anschließend an den Text standen auf dem Bildschirm zwei Zahlen untereinander. Wenn es sonst nichts bedeutete, waren das Längen- und Breitengrade in Dezimalschreibweise. Sie zeigten auf einen Punkt irgendwo in Wien oder der näheren Umgebung, weil dort alle Koordinaten mit 48 und 16 begannen. Vielleicht eine Werbung für Geocaching, das ich nach einigen Nicht-Funden erst einmal aufgegeben hatte. Allein das Herumgekritzel auf den winzigen und durchnässten Papierstreifen in den gefundenen Plastikboxen. Aber was wäre … wenn ich nur so einmal nach den Koordinaten suchte? Die Stelle war mitten in einem Waldstück, am Stadtrand von Wien. Stand wirklich nichts dabei? Ich sah nochmals nach – nichts mehr, außer ein Hinweis auf die Kategorie, in der ich mich gerade befand. Versehentlich auf was gedrückt?

Ich schloss die Augen etwas länger und atmete noch tiefer durch als zuvor. Die Zahlen waren verschwunden. Sie standen jedoch nach wie vor im Fenster mit der Landkarte. Mit einem dumpfen Gefühl im Magen fotografierte ich den Bildschirm und tippte die Zahlen außerdem auch so ab. Geschafft … was geschafft?

* * *

Meine Einkäufe passten locker in den Rucksack, ich hätte ruhig ein wenig mehr kaufen können. An einem Dienstag irgendwann nach 11 Uhr hielt sich der Andrang in Grenzen. Schon toll, so eine wirklich selbstständige Tätigkeit. Wenn, dann gab es geschäftliche Kontakte auf gleicher Augenhöhe … so lange es halt ging. Die Sonne trat kräftig hinter den Wolken hervor, die sich zunehmend aufzulösen schienen. Ich hatte nichts eingekauft, das ich sofort einkühlen musste. Warum nicht einen kleinen Ausflug unternehmen?

* * *

Vor mir lag eine Steigung, und ein schmaler Weg führte durch das hohe Gras nach oben. Die Sonne brannte, doch an einer schattigen Stelle ließ ein leichter Luftzug die Lage sofort anders aussehen. Wenigstens zusammen mit dem frischen Schweiß auf meiner Haut. Ich drehte mich um und warf einen Blick auf die Stadt. Mit jedem Schritt schien das ständige Dröhnen nachzulassen, das Brummen von Motoren und das Geräusch eines in Schutt wühlenden Baggers. Erst nach einer kurzen Strecke in einem nunmehr geschlossenen Waldgebiet fiel mir das Vogelgezwitscher auf. Ich hörte überhaupt nicht mehr, wie Baumaterial auf den Boden geschmissen wurde, und es wurde kühler. Mein Bauchgefühl verstärkte sich, als ich den schmalen Weg bemerkte und die Koordinaten vielleicht 100 Meter entfernt waren. Er führte den Berghang hinauf – und nicht in die richtige Richtung. Zurück auf dem Hauptweg schien es mir interessant, dass der Abhang auf der linken Seite auf einmal viel steiler wurde. Es musste direkt hier irgendwo sein. Bei dem Baum, der rechts neben dem Weg stand?

Ich suchte den Boden ab, alle möglichen Ritzen, und sah unter größere, herumliegende Rindenstücke. Genau, wie ich es vielleicht zwei Jahre zuvor das letzte Mal getan hatte. Nichts, wie schon zu oft – dabei sollte es genau hier sein. Oder einige Meter weiter oben? Mein Gefühl war einfach nur richtig, wie vor einem Treffen mit großen Erwartungen. Eines von denen, das nicht nur flüchtig und spontan sein konnte. Der nächste markante Punkt war ein größerer Baum, der sich in einige Stämme verzweigte. Ich ging einmal rundherum und bemerkte ein paar Steine – auf einem kleinen, weiß erscheinenden Behälter. War das ein großes Fragezeichen auf der Oberseite?

In diesem Moment drang helles Sonnenlicht durch die Zweige auf den Waldboden. Der Duft des Waldes schien sich zu verstärken, doch kein magischer Weg erschien. Niemand legte eine Hand auf meine Schulter. Trotzdem konnte ich das Kribbeln auf meiner Haut nicht aufhalten – und das Lächeln, wenn es jemand gesehen hätte. Was war das, ein Endorphinrausch?

Ich nahm die Steine weg und öffnete den Deckel. Außer einem Zettel fand ich darin nichts – und jedes feine Haar stellte sich auf, als ich ihn auseinanderfaltete. Einige asiatische Schriftzeichen standen dort, und „war hier“. Beim Lesen der zweiten Zeile lehnte ich mich gegen den Stamm.

„Was wäre, wenn hier ein Portal wäre?“

Ich schloss die Augen, glaubte meinen Herzschlag zu hören, und atmete einige Male ein und aus. Ganz tief und langsam und so oft, bis ich glaubte, dass es genügte. Wer war hier? Am Ende vielleicht … er? Meine Finger zitterten, als ich das Stück Papier umdrehte. Handgeschrieben stand dort ein nicht allzu lange zurückliegendes Datum – und darunter „Ha, Ha, sehr witzig!“

Ja, sehr witzig, noch dazu mit einer Wortwiederholung. Zwei „wäre“ in einem Satz, und musste das zweite „Ha“ nicht mit einem Kleinbuchstaben beginnen? Das Kribbeln ließ nach, und ich baute den Geocache wieder zusammen. Wenn es überhaupt einer war. Ob ich ebenfalls etwas dazuschreiben sollte? Ich machte mich auf den Rückweg – und etwas war anders. Nicht der Weg, nicht die Umgebung – vielleicht der Typ, der vorne am Waldrand herumstand? Er blickte eher nach unten, sah sich um oder wartete. Obwohl ich noch kaum seine Gesichtszüge erkennen konnte, machte er mich nervös. Oder regte eher meine Fantasie an, denn ansprechen würde ich ihn trotz seiner bis zu mir reichenden Ausstrahlung ohnehin nicht. Lag es an seinem Haarschnitt? Oder an seinem ärmellosen Shirt? Bei mir hätte es nicht ganz so gut ausgesehen.

Ich näherte mich und wollte lediglich einen vorsichtigen Blick im Vorbeigehen wagen. Auf meiner persönlichen Skala von „abstoßend“ bis „Traummann“ stand mein Urteil ziemlich fest. Es lag nicht nur an seinen sehr betonten und kräftigen Oberarmen, ohne übertrieben muskulös zu wirken. Nein, der Asiate, es war sicher einer … sprach mich an.

„Hallo … Marc! Oder wie jetzt?“


„Äh, so ähnlich, aber kennen wir uns?“


„Ich denke schon“, entgegnete er und reichte ein Lächeln nach.

Das Kribbeln kehrte zurück, aber es war anders. Wie etwas, das ich beherrschen konnte. Alles ergab auf einmal Sinn.

„Hallo … Daeng?“

Ich rechnete damit, etwas wie „Wir haben uns aber lange nicht gesehen!“ von ihm zu hören – oder „Wer bitte?“. Doch die Antwort bestand nur aus Schweigen und noch einem Lächeln, kurz und zart. Langsam setzte er sich in Bewegung, trat in das helle Sonnenlicht hinaus – und ich folgte ihm. Auch ohne dass sich jemand genau auskennen musste, verliefen die Wanderwege ab hier recht eindeutig. Er kannte sich wohl aus. Den steilen Weg nach oben erklomm er nicht, sondern machte sich zügig in die andere Richtung auf – in meine Richtung. Seine Hand streifte einige Male an meiner, als ich an einer breiteren Stelle neben ihm ging.

Klar, natürlich war er es. Daeng, der Held aus der „Projekt 43“-Welt. Er hatte bewiesen, sie tatsächlich zu beherrschen, oder zumindest die Portale. Beherrsche ich sie dann nicht auch? Wenn berühmte Zitate über die Grenzen der Sprache und der Welt wahr waren, dann ja. Oder über folgenreiche Wünsche, die in Erfüllung gehen könnten. Was geschah überhaupt mit Figuren aus einer Geschichte, wenn sie zu Ende war? Blieben sie untätig stehen – oder führten sie ab dann ihr eigenes Leben?

In jedem Fall war weniger als einen halben Meter neben mir ein Mann, den ich zu kennen glaubte. Das Gesicht passte, die festen und straffen Arme und Beine, sein nicht gespielt wirkendes Lächeln ebenso. Ob ich mehr von ihm sehen durfte? Es gab Gegenden, wo sich Männer sehr unkompliziert und direkt trafen und näher kamen, aber im Wienerwald kannte ich keine.

„Sagen wir einmal, du bist es …“ wollte ich aussprechen, entschied mich im letzten Moment jedoch nur für die ersten drei Wörter. „Was hast du in der Zwischenzeit so gemacht?“, setzte ich fort.


„Mich fotografieren lassen und Honorare bekommen, wird aber langsam mühsam“, antwortete er erst nach mehreren Sekunden.


„Meine sind leider immer noch nicht so üppig, aber es geht. Ich habe sogar einmal einen festen Auftraggeber gehabt, aber immer nur Texte über elektrische Zahnbürsten oder so …“


„Und deine Geschichten?“

Woher wusste er …? Alle Leute konnten sie überall finden – doch wie gelangten Koordinaten in einen Text von jemand anderem? Ich hatte leichte Angst, dass er verschwinden würde, falls ich kurz die Augen schloss. Erst recht, wenn ich zu viel fragte. Seine Hand schien sich näher an meine zu drängen, und seine Finger suchten Halt. Niemand außer uns war zu sehen, und der Weg führte nun durch ein anderes Waldstück. Hand in Hand spazierte ich mit ihm weiter, ohne dass sein Händedruck sehr fest war.

„Ich habe zumindest innerhalb von ein paar Monaten sehr viel gelernt“, setzte ich die Unterhaltung fort. „Meine Sätze waren oft zu lang, und solche Sachen. Wenn ich jetzt noch mindestens doppelt so viele Verkäufe hätte …“


„Das kann schon sein … aber nicht mein Fachgebiet.“

Daeng drückte einige Male fester zu und löste die Umklammerung. Ob er Angst hatte, dass hinter der Kurve vor uns jemand auftauchen könnte?

* * *

Noch vielleicht 100 Meter, und ich war zuhause. Trotz des bereits fortgeschrittenen Nachmittags wollte ich nicht sofort etwas essen. Sonnenschein wechselte mit einigen größeren Wolken, und die drückende Hitze war zu angenehmer Wärme geworden. Bereits den ganzen Rückweg mit ihm. Er ging immer noch neben mir, und dieses ganz leichte, stechende bis ziehende Gefühl war nicht verschwunden. Wie kaum nennenswerte Kopfschmerzen, nur in einer erfreulichen Richtung. Irgendwie unterschied sich alles kaum von diesem Schwimmbad-Besuch vor einigen Tagen, mit schönen, großteils männlichen Ausblicken am Beckenrand. Worin bestand der Unterschied zu diesem beinahe beherrschbaren Traum? Mit fast alle Männern, die ich in den letzten Jahren dann und wann angeschleppt hatte, war ich im Bett gelandet. Ob er den Inhalt der Lade daneben erahnen würde?

Die Eingangstür lag in Sichtweite, und mein Herz schlug nur ein wenig schneller. Ich war zuhause – mit ihm. Sein Lächeln wurde intensiver, veränderte sich – und die Lage seines Kopfes. Wenn er bittete, worum ich dachte, konnte ich ruhig einen Schritt näher treten. Kaum mehr als 20 Zentimeter entfernt stand ich ihm gegenüber.

„Möchtest du … etwas trinken?“, erhob er leicht die Stimme und drehte sich in eine andere Richtung.


„Ja, also … ich hätte da, was immer du willst. Oder hast du heute noch was geplant?“


„Keine Angst, so schnell nicht.“

Es wurde klares Wasser, und wir prosteten uns zu – am Rand meines Bettes sitzend. Beinahe glaubte ich einen leicht prickelnden oder bitteren Geschmack zu bemerken. Er stellte sein Glas ab und blickte ungefähr so wie zuvor. Ich beugte mich zu ihm, öffnete meinen Mund nur ein wenig und hielt meine Zunge zurück. Als er die Augen zur Hälfte schloss, näherte ich mich – und bekam seine Lippen zu spüren. Sie waren zarter als erwartet, oder er nicht so schnell wie andere Männer. Seine Zungenspitze blieb schüchtern, kam auf meine Einladung hin doch näher, und seine Küsse wurden mit einem Mal gieriger. Oder hatte ich damit angefangen?

Das verschwitzte T-Shirt hätte ich längst ausziehen sollen – er aber seines auch. Obwohl, es war eher dezenter, erfrischender Schweiß bei ihm, und bei mir nicht so, als wollte ich mich möglichst bald abwaschen. An diesem Morgen hatte ich das besonders gründlich und überall gemacht – wegen einer Vorahnung? Zog ich ihn über mich, oder ließ ich einfach seine Hände gewähren? Warum sollte ich ihn bitten, das zu lassen, wenn es sich in meiner Hose angenehm anfühlte? Es war noch keine Erektion, aber so ähnlich, und bei ihm kein echtes Drängen. Daeng war keiner von diesen Männern, denen Dominanz und die rasche Befriedigung ihres Verlangens am wichtigsten waren. Zumindest nicht der, den ich kannte.

Ich lag auf dem Bauch und saugte das Gefühl in mich auf, das sein Liegen auf mir hervorrief. Seine Beine schlangen sich um meine, doch seine Arme legten sich nur zart um mich. Er hielt mich nicht fest und war nicht so schwer, dass ich kaum noch Luft bekam. Ob es daran lag, dass seine Muskelmasse eben nur seinen Körper perfekt machte, und nicht aus übertriebenen Paketen bestand? Meine Augen schlossen sich beinahe von selbst, als er mit einer zögerlichen Massage meiner Schultern begann. Beim Streichen seiner Finger über meinen Rücken unterdrückte ich nur schlecht mein Stöhnen. Er musste wissen, dass sich das für mich wie guter Sex anfühlte, und es nie zu einem endgültigen Höhepunkt kam. Kurz strich er durch mein Haar, bevor er an meine Hose griff, wie davor an mein T-Shirt. Sie wurde lediglich durch ein Gummiband gehalten, und das Kribbeln in mir verstärkte sich, als er sie über meine Beine zog.

In letzter Zeit hatte ich mir Sorgen gemacht, weil nicht immer alles so stand, wie ich gerne hätte. Auch mit unter 30 war das jedoch öfters einmal passiert. Genauso hatte ich die Erfahrung gemacht, dass es am besten ging, wenn es wirklich passte. Wenn alles gut und richtig war, konnte ich die volle Härte meiner Männlichkeit in meiner Hand spüren – und andere sich darüber freuen. Spätestens als ich nicht nur seine Hände an mir fühlte, musste ich meine eigene Erektion bequemer ausrichten. Ich wäre bereit gewesen, wozu immer es ihm gelüstete. Doch ich wollte ihn auf mir spüren … oder in mir.

Schon einige Male war er auf mir gelegen, als ich die Augen geschlossen hatte. Dieses Mal lag er wirklich auf mir und rieb sich an meinem Rücken – und ein wenig tiefer. Ob Daeng Gleitgel brauchte? Er würde ein Kondom aus meiner Nachttischlade nehmen, ohne dass ich ihm das sagen musste, oder? In dieser Welt gab es sonst keinen Schutz, außer auf manche Dinge verzichten.

Nein, was machte ich bitte? Da lag ein Mann auf mir und wollte jeden Moment loslegen, und ich konnte nicht sicher sagen, ob er gesund war. Bis jetzt waren alle vernünftig gewesen. Einmal hatte ich mit meinem Nachprüfen, ob jemand etwas anhatte, die Stimmung zerstört. Zumindest ein bisschen, und natürlich hatte er. Ich ließ die Augen geschlossen und konzentrierte mich auf die Geräusche. Das war ein Griff in die Lade, oder? Ich fühlte seine ganze Länge, wie sie an mich presste und durch meine männlichen Rundungen pflügte, ohne in die Nähe der Gefahrenzone zu kommen.

„Nimm mich, nimm dir, was du brauchst“ wollte ich sagen, doch mehr als seine Umklammerung und seinen heißen Atem brauchte ich nicht. Obwohl er schneller wurde, war es ein Streicheln durch meine Haare, kein Reißen und Zerren. Etwas wie Müdigkeit überkam mich, aber es war keine übliche. Eher ein Gefühl der Geborgenheit, dass alles richtig war, was er machte. Einige Male stöhnte er halblaut auf und bewegte sich noch schneller – war er gekommen? Die Nässe auf meinem Rücken konnte auch nur Schweiß sein. Ich zitterte, als er ruhig liegen blieb und seine Finger seitlich über mich strichen. War ich gekommen? Das Betttuch fühlte sich trocken an, trotzdem hatte mich etwas erfasst. Er hauchte einige Worte, die ich nicht ganz verstand. Ob es daran lag, dass mich nun tatsächlich Müdigkeit überkam, und das ziemlich schnell? Für einen Moment blinzelte ich und wollte mich zur Seite drehen, doch alles wurde schwer und träge.

* * *

Wie spät war es? 7 Uhr irgendetwas? Nein, 17 Uhr. Welcher Tag? Ich schreckte auf und drehte mich zur Seite. Aus dem Fenster blickte ich auf dichte Wolken, durch die sich einige Sonnenstrahlen kämpften. Der Platz neben mir war leer. Moment … hatte er nicht gesagt, noch etwas eingeplant zu haben? Als sich alle meine Gedanken wieder zusammensetzten, kehrte die Anspannung zurück. Ich drehte mich so, dass sie sich ungehindert aufbauen konnte, und griff mit einer Hand zu. Mit der anderen massierte ich mich. Ich starrte nach oben, atmete scharf ein und wurde schneller. Ein angenehm warmes Gefühl begann sich in mir auszubreiten, zusätzlich zu dieser Art von Kribbeln, das mir nicht ganz vertraut war. Ich stöhnte laut, wollte nichts aufhalten und dachte nochmals an ihn. Die Stelle im Wald kannte ich … ob ich mich dort noch genauer umsehen sollte? Meine Gedanken gingen zu weit, mein Körper spannte sich – und meine Hand wurde nass.

* * *

Ich öffnete die Verkaufsstatistik und sah, dass sich an diesem Tag zwei oder drei weitere Exemplare von „Projekt 43“ verkauft hatten. Ob es am neuen Cover lag? Interessant, da es im Laufe der Zeit nie mehr als eine Handvoll Fans gewinnen konnte. Erst recht „Projekt 44“, bei dem die Zahlen ebenfalls auf mindestens zwei Verkäufe hindeuteten. Wenn Daeng wieder auftauchte, wie hieß dann diese Geschichte? Einfach ein „Teil 2“ von „Projekt 44“? Er war immer noch ein lebendes Kunstwerk und in der Nähe eines Portals erschienen. Ich hatte eine Karte der Welt, wo neben kaum erforschten Gebieten überhaupt einige weiße Flecken existierten. Was war überhaupt aus der Kampftruppe und den anderen geworden, die alles beherrschen wollten? Beste Voraussetzungen für eine Fortsetzung.

Etwas sagte mir, dass ich nicht sofort losgehen und an der Stelle nach ihm suchen sollte. Sicherlich, für meinen Traummann konnte ich ruhig einige Dinge im Bewegung setzen. Der Gedanke an meinen angefangenen Sachtext drängte sich jedoch mehr in den Vordergrund. Mit solchen Dingen ließ sich wirklich ein bisschen Geld verdienen. Es war noch weniger als bei meiner früheren Tätigkeit, wo ich meinen Beitrag geleistet und längst genug davon davon.

* * *

Später am Abend sah ich ein weiteres Mal nach den Zahlen – und nochmals genau hin. Ein Gefühl wie beim Verschwinden von nicht gespeichertem Text erfasste mich, nur in die andere Richtung gedreht. Wäre ein genialer, aus dem Nichts erschienener Text mein eigener? Genauso konnte es nicht sein, dass sich auf einmal 60 oder 70 Exemplare pro Tag verkauften. Ich öffnete die Seite wieder – alles noch da. Wenn die Statistik falsch war, musste alles falsch sein, auch die zwei neuen Kritiken mit 5 Sternen. Fühlte es sich so an, im Lotto mindestens 5 von 6 Zahlen richtig zu haben? Ich spürte mein Herzklopfen, rieb mir die Augen – doch es war richtig.

„Projekt 43“ stand mitten zwischen diesen ganzen Namen, die mir ständig begegneten. Nicht nur die Gesamtausgabe, sondern sogar eine der Einzelausgaben. Dabei hatte mir einmal jemand erzählt, es wirklich gut zu finden, bis auf den nicht so einfallsreichen Titel. Wie sollte es sonst heißen? So etwas wie „Meine heißen Abenteuer mit Daeng“? Meine Schwäche war eben, zu wenig von Vermarktung zu verstehen.

Einschlafen konnte ich kaum, trotzdem sollte ich ein wenig Ruhe finden. Öfters als einmal pro Stunde nach den Verkaufszahlen zu sehen hatte keinen Sinn, obwohl … nein. Ich schloss die Augen und legte mich so, dass sich mein Freund an mich kuscheln konnte, falls er bei mir wäre. Wenn ich es mir vorstellte, dann geschah es. Überhaupt, er wusste, wo ich wohnte. Was wäre, wenn er einfach zurückkehrte?

Kapitel 2 – Der Torwächter

Sofort nach dem Erwachen warf ich einen Blick auf die Verkäufe. Ich beherrschte es ganz gut, mich durch den Wunsch nach Aufwachen aus einem Horror-Traum zu befreien. Wie verhielt sich das bei einem, wo alle Wünsche in Erfüllung gingen? Außerdem war es kein falsches Erwachen, obwohl es sich so anfühlte. Wie weit lag ich überhaupt noch von Platz 1 entfernt? Hunderte Exemplare an einem Tag, im Ernst? Die längst vergessene Facebook-Seite kam mir in den Sinn. Ich hatte es damals bald aufgegeben, weil sich irgendwie alle nur gegenseitig mit Werbung für ihre Bücher bewarfen. Wer sollte das lesen und auf diese Weise eine interessante Geschichte finden? An diesem Morgen stapelten sich einige Freundschafts-Anfragen, die ich erst einmal überflog. Ständig war von einem Artikel die Rede, über den alle auf „Projekt 43“ gekommen waren … Moment.

Jemand lobte die Geschichte und schwärmte über die schöne Einöde mit Marcel, oder mit mir oder mit wem auch immer. Es las sich nicht einmal wie diese Frauen, die jede Geschichte mit zwei Männern verschlangen und sich über unbefriedigende Enden beklagten. Auch war es nicht einer dieser Buch-Blogs, sondern eine Seite, wo es um alle möglichen Dinge ging. Sie kam mir bekannt vor, und der Artikel stand oben auf der Startseite. Unter den Kommentaren befanden sich einige von Männern, die Daeng am liebsten kennenlernen würden.

Ich konnte es. Wenn das kein Zeichen von ihm war, was dann?

* * *

Mein Puls war viel ruhiger als beim letzten Mal, als ich mich der Stelle näherte. Erneut kletterte ich auf den Hang neben dem Weg, weiter nach oben … und fand den Behälter. Einer der Steine schien verrutscht zu sein, doch der Inhalt war unverändert. Und weiter? Für einen Moment drang dieses helle Licht auf den Waldboden, dann bewegte der leichte Wind die Zweige. Ich schloss die Augen – und hörte Schritte. Jemand spazierte den Weg entlang, und er war es nicht. Mein Blick richtete sich zur Seite, eher nach unten, und die Schritte entfernten sich. Gab es vielleicht noch Spalten an der Stelle, die sich als Versteck eigneten? Womöglich unter Blättern versteckt? Nein, nichts außer dieser golden schimmernden Stelle. Ich ging hinüber, konzentrierte mich auf die Stille, holte tief Luft und spürte die Wärme auf meiner Haut.

Natürlich passierte nichts. Vielleicht stand er wie beim letzten Mal dort vorne? Die paar Meter bergab gestalteten sich nicht so einfach, wie es aussah. Sehr steil war dieses Stück nicht, trotzdem setzte ich meine Schritte besonders langsam und vorsichtig. Ein anderer Weg erschien mir für das letzte Stück am besten, bis ich nach unten sprang. Sah der Wanderweg breiter als zuvor aus? Ich folgte ihm in die vertraute Richtung, gelangte zum Waldrand – und hielt mich an einem Baumstamm fest. Vor mir sollte Wien liegen – statt einer großen Stadt breitete sich ein Waldgebiet aus. Da und dort ragten einige Lichtungen und größere, felsige Hügel hervor. Auf einem davon konnte ich in weiter Ferne ein riesiges Bauwerk ausmachen. Ein Schloss oder eine Burg?

Stimmte die Richtung? Ja, ganz sicher. Kehrte die Stadt zurück, wenn ich die Augen schloss und tief durchatmete? Nein. Moment … wurde ein Mobilfunknetz gefunden? Ja, doch der Empfang war schwach. Noch ein Strich verschwand – nur Notrufe – kein Netz. Der Radio-Empfänger – Rauschen auf allen Frequenzen. Positionsbestimmung über Satellit – blinkte ohne Ende und zeigte keine Position. Es gab nur mehr eine Möglichkeit – Daeng finden und ihn fragen, was das bedeutete. Der Krampf in meinem Magen und die Enge in meinem Hals waren verschwunden, das leichte Kratzen seit diesem Morgen ebenfalls. Dafür fühlte ich mich, als ob ich den ganzen Tag zu Fuß gehen konnte. Ein bisschen an nützlicher Ausrüstung trug ich stets in meinem Rucksack herum, allerdings würde die Flasche Wasser bald leer sein.

Ich überquerte die Wiese auf dem schmalen Pfad und tauchte in den Wald ein, der nicht da sein sollte. Waren das dort vorne … Himbeeren? Wenn ich diese roten Beeren entdeckte, waren es sonst stets unreife Brombeeren. Diese fühlten sich jedoch weich an und schmeckten wie Himbeeren. Eine nach der anderen vernaschte ich und setzte die Wanderung fort. Ob ich welche als Reiseproviant einpacken hätte sollen? Eine kleine Lichtung folgte, durch die ein klarer Bach plätscherte – und daneben stand jemand, oder? Nein, nur ein Spiel aus Licht, Schatten, Zweigen und Wind. Das Wasser schimmerte intensiv blau – und war blau. Der Farbton wirkte kräftig und sah nicht nur so aus. Es war trotzdem transparent und färbte meine Hand nicht.

Ein Krampf in meiner Magengegend kam auf und wurde sofort unterdrückt. Noch befand ich mich nicht weit vom … Portal entfernt. Ob ich rasch zurückgehen und etwas probieren sollte? Ich beschloss, dem kaum erkennbaren Weg zu folgen, nur noch ein bisschen. Wenn ich nichts entdeckte, konnte ich immer noch umkehren und mir einen besseren Plan überlegen. Durfte ich überhaupt zurück, ohne alles erledigt zu haben?

Ein paar Minuten später stand ich am Rand einer sehr viel größeren Lichtung. Sie erstreckte sich locker über einen Kilometer, und die wilden Gräser beugten sich im leichten Wind. Das andere Ende verschwand im sanften, hügeligen Gelände. Ich setzte meine Wanderung fort, und war nun auf allen Seiten von dichtem, hohem Wald umgeben. Die Sonne brannte etwas heißer als zuvor herab – welche Sonne?

Was war das dort drüben, nicht sehr weit vom Waldrand entfernt? Einer dieser Hochstände? Ich machte immer Witze darüber, dass das Immobilien in bester Grünruhelage seien. Sogar mit zwei Stockwerken, dafür renovierungsbedürftig. Dieses Bauwerk schien ebenerdig zu sein und aus aneinandergelehnten Ästen zu bestehen. Es gab sogar fließendes Wasser, weil auch diese Lichtung über einen Bach verfügte. Jemand musste es vor nicht allzu langer Zeit gebaut haben – und stand dort vorne im Gras?

Ich machte mir keine Mühe, mich zu verstecken, als seine Umrisse zunehmend deutlicher erschienen. Mein Herzklopfen wurde doch wieder stärker. Ja, es war Daeng. Er trug nichts außer einem umgebundenen, ein wenig schmutzigen und abgerissenen Tuch, soweit ich das beim Rennen in seine Richtung erkennen konnte. Bei meinem Tritt auf einen Zweig auf dem Boden zuckte er leicht zusammen. Unsere Blicke trafen sich, und er lief auf mich zu. „Vorsicht!“, schrie ich und fing ihn auf, als er beinahe über einen größeren Stein stolperte. Und wenn schon, schlimmstenfalls würde gleich darauf alles heilen, oder? Seine Arme schlossen sich um mich, und dieses Mal spürte ich sofort seine Zungenspitze an meiner.

Er drückte sich fester an mich, als ich mich um ihn klammern konnte. Für einen Augenblick musste ich Luft holen, bis wir sofort einvernehmlich in einen neuen, langen Kuss verfielen. Etwas spannte zunehmend meine kurze Hose an, und auch sein Blut geriet rasch in Wallung.

„So schnell aber nicht!“, meinte ich und löste mich von ihm, ohne die Hand von seinem Rücken zu nehmen.


„Was denn? Wie denn?“, entgegnete er, ließ seinen Blick langsam auf meine Körpermitte schweifen, und lachte kurz.

Ich drehte mich um und begutachtete die Konstruktion. Sah recht stabil aus und war mehrere Meter lang, vielleicht ein Unterstand oder ein Lagerplatz. Die Vorderseite war zum Teil offen und jemand schien damit begonnen zu haben, sie zu verkleiden. Ob das Dach einem Regenguss oder gar einem schlimmeren Unwetter standhalten würde?

„Und du wohnst jetzt hier, oder was?“, versuchte ich zu einem neutraleren Tonfall zu wechseln.


„Für noch eine Nacht geht es vielleicht.“

Drinnen auf dem erdigen Boden bemerkte ich eine Liegefläche, die zumindest viel bequemer als bei meiner Campingtour im letzten Jahr aussah. Für eine Luft- oder Schaumstoff-Matte wirkte sie ziemlich dick und groß … und fühlte sich ungefähr wie mein Bett zuhause an.

„Was …? Woher …?“, suchte ich nach Worten und blieb darauf sitzen. Er blieb vor mir stehen und reichte mir etwas, das wie einige Stücke eines aufgeschnittenen Apfels aussah. Ich probierte eines davon, und nach zwei Sekunden schmeckte es … mehr nach einem kompletten Apfelkuchen mit noch ganz anderem Obst darin. Ich sagte lieber nichts und machte einen „Wow, das schmeckt richtig gut!“-Gesichtsausdruck.

„Das tut mir leid wegen gestern, wirklich“, wurde er gesprächiger. „Aber es hat geheißen …“


„Was hat es geheißen?“


„Der Chef …“


„… der nicht wirklich dein Chef ist, von der Model-Agentur, ich weiß …“


„Ja, also von ihm habe ich von dem neu entdeckten Portal erfahren. Wann es sich ungefähr öffnet, auch.“


„Das heißt“, entgegnete ich nach einigen Momenten des Verdauens seiner Worte, „du weißt auch nicht genau, wo wir sind? Und … es hätte sich geschlossen, wenn du nicht rechtzeitig wieder zurück gewesen wärst.“


„So ungefähr.“


„Und alles für ein paar Fotos mit Unterhose … oder ohne?“

Daeng beugte sich nach unten und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. Obwohl um mich herum Sommer herrschte, wollte ich die Wärme seiner Handfläche noch länger genießen. Ich erinnerte mich an die Geschichte von der Fotosession, die ein wenig weiter gegangen war. Dieses Wort „Eifersucht“ mochte ich nicht wirklich, doch wie sollte ich einen ganz zarten Gedanken sonst beschreiben? Ich hatte keinerlei Recht dazu, weil es zwischen diesem Herren mit 20 Jahre mehr Lebenserfahrung und mir einmal sehr viel weiter gegangen war. Beherrschte in Wahrheit er die Portale, und nicht wirklich Daeng, oder wir beide?

Er setzte sich neben mich und lehnte sich langsam zurück. Als sein Lendentuch verrutschte, zog er es gleich ganz weg und legte es zur Seite.

„Gefällt mir, sollte ich auch tragen“, meinte ich. „Ich weiß, dir steht es sicher besser, aber …“

Sein Lachen war kurz und so süß, dass ich mich umso lieber zurücklehnte und seine Hand hielt. Das T-Shirt konnte ich ruhig ablegen, und die Sandalen aus Klettbändern und sich langsam auflösendem, aufgeschäumtem Material sowieso. Sehr langsam führte ich seine Hand zu meiner Hose, und er ließ sie dort liegen. Was wäre, wenn …?

Ich drehte mich zur Seite und ein Stück weiter, und seine Hand ließ mich nicht los. Ein kurzer Blick zurück verriet mir, dass er über mir kniete und sich mit beiden Händen meiner Hose näherte. Entweder befand ich mich in jener Welt, von der ich nicht einmal einen wirklichen Namen wusste, oder in einem Traum. Meine Augen schlossen sich, und ich fand eine noch bequemere Lage. Das leichte Kratzen seiner Finger über meinen Rücken fühlte sich viel zu intensiv an, als dass es einer sein konnte. Dieses Mal stöhnte ich laut auf, und er lachte nur ein einziges Mal.

Sein Massieren und das Ausziehen meiner Hose passierte in einem durch. Ein kurzer Griff von ihm genügte, um meine sehr fest gewordene Erektion in eine bequeme Position zu rücken. Wie es wohl bei ihm aussah? Sein Oberkörper drängte sich an meinen Rücken, und nicht nur seine Muskeln waren angespannt. Meine Arme griffen nach oben zu seinen, wie zu einem Traum, den ich festhalten wollte. Dieses Mal durfte er einfach nicht verschwinden. Als sich seine harten Tatsachen in eine gefährliche Position schoben, ließ ich ihn los. Dabei hätte er sich ohnehin jederzeit losreißen können.

Ich glaubte einen feuchten Finger an mir zu spüren, oder zwei. Einige Sekunden lang spannte es, als er in mich vordrang, dann löste sich alles in ein tiefes, warmes Prickeln auf. Meine Atmung wurde ruhig, als sich seine Finger locker und geschmeidig anfühlten. Er nahm sie weg, und mein Puls beschleunigte sich ein wenig. Mit einer Hand stützte er sich auf meinem Rücken ab, verrutschte leicht – und ich spürte die Spitze seines Liebespfeils. Zart, jedoch nicht schüchtern, rieb er sie einige Male hin und her, bis er an meinem Eingang hängenblieb. Das zurückgekehrte Spannen löste sich nach drei Sekunden auf, viel schneller, als ich es gewohnt war. Die Härte war brutal, doch sein Vordringen langsam und zärtlich, beinahe in Zeitlupe. Als er richtig mit mir vereint war, klammerte sich auch seine andere Hand an mich.

Kraftvoll, mit tiefem Atmen und einem gehauchten Stöhnen, setzte er sich in Bewegung. Seine Bauchmuskeln berührten meinen Rücken, und ich spürte seinen Atem hautnah, ohne dass er nachließ. Es war, als spürte ich sein Pumpen und Pulsieren doppelt, als er sich fest um mich klammerte. Auch mit nur sehr leicht geöffneten Augen fand ich zu seinen Lippen und erfüllte seinen Wunsch, in einem Kuss zu versinken. Es war einfach … konnte er mich bitte sehr, sehr lange so nehmen? Lag es am leicht erdigen Duft der Umgebung oder an seinem, der mich zunehmend einhüllte? Bei jedem Stoß seines festen, harten Stabes, bei jedem Klatschen seiner Anhänge an meine männlichen Rundungen, wurde es auch bei mir ein wenig härter.

Es war seine Liegefläche, die im Schweiß versank, und wohl bald noch in anderen Säften von mir. Er musste wissen, was er machte. Obwohl ich dem Zerreißen nah war und nur mehr abgehackt atmen konnte, hatte ich dieses Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben. Er klammerte sich enger an mich, presste sich immer wieder gleichzeitig mit unserer vollständigen Vereinigung gegen meinen Rücken. Seine Bewegungen wurden hektischer, ohne ihre Eleganz zu verlieren, sein Atmen viel intensiver. Wenn mich jemand wirklich mit Stil durchnahm, dann er.

Auch als ich ahnte, was das zunehmende Pulsieren in mir bedeutete, verlor ich nicht die Beherrschung. Hatte er es jemals geschafft, mich auf diese Weise kommen zu lassen? Es kam mir vor, als ob ich das konnte – und trotzdem noch die Kontrolle über alles besaß. Wir waren einander ebenbürtig, und nicht er ein brutaler Sklaventreiber. Beim Gedanken daran, was in wenigen Momenten passieren konnte, ereilte mich doch beinahe ein Höhepunkt.

Ohne sein Geschrei und festes Anklammern hätte ich genauso gefühlt, dass es ihm kam. Daeng musste nicht mit aller Gewalt zustoßen, um sich tief in mir zu holen, was ihm zustand. Nur einen Hauch war ich vom Gipfel entfernt und dennoch in sicherer Entfernung, als er mir seinen Saft schenkte. Nur langsam verebbte das gewaltige Beben, bis er auf meinem Rücken liegenblieb. Einige Momente später spürte ich, wie seine Finger sehr zart seitlich über mich strichen. Seine Erektion hatte kaum nachgelassen, so wie ich ihn immer noch in mir spüren konnte.

Mit einem leicht schmatzenden Geräusch verließ er mich und drehte mich zur Seite, bis ich auf dem Rücken lag. Ein zarter und dennoch kräftiger Windhauch erfasste mich, und fühlte sich sehr angenehm auf meiner verschwitzten Haut an. Ich sah mich um, und die große Wiese lag noch vor mir. Ob nicht doch jemand hier auftauchen konnte? In welcher Gegend der Welt mochte dieser Ort sein? Ich erinnerte mich nicht wirklich daran, in letzter Zeit dermaßen einen Steifen gehabt zu haben – doch die harten Tatsachen ragten steil in die Luft. Mein Liebhaber kniete vor mir, spreizte meine Beine leicht, sah mich an und dann nach unten. Ich zuckte mit einer Schulter. Nicht nur ein Zucken ging durch mich, als seine Finger die Spitze berührten und ein wenig herumspielten. Er verrieb die Tropfen, die sich bereits die ganze Zeit gebildet hatten, und brachte mich noch näher an den Rad des Wahnsinns. Als er sich nach unten beugte, leicht böse lächelte und mit der Zungenspitze seine Lippen befeuchtete, geschah es beinahe.

Besser als das Wechselspiel aus warmen Sonnenstrahlen und kühlem Wind auf meiner Haut war nur seine warme Mundhöhle. Er schien es nicht eilig zu haben, mich in beinahe voller Länge in sich aufzunehmen. Seine Zunge spielte sich dafür umso intensiver, doch es waren fast eher seine Lippen, die mich langsam die Kontrolle verlieren ließen. Das Zucken, das einige Male durch mich ging, musste als Signal für ihn genügen. Zum Stöhnen kam ich kaum, als sich das warme, feste Kribbeln verstärkte. Es war eher ein zerhacktes Schnappen nach Luft. Daeng unterbrach kurz, sah mich ungefähr drei Sekunden lang intensiv an, und unterdrückte schlecht ein Lachen. Dann erfasste mich sein Mund wieder, er wurde er schneller, und es passierte.

Alles in mir kochte über, und Momente später bahnte sich mein Sperma den Weg in seine Mundhöhle. Es fühlte sich an, als ob er alles sofort schluckte. Obwohl sich seine Handflächen auf mir abstützten, konnte ich mich ungehemmt unter ihm winden. Nach meiner letzten Ladung ließ er mich sehr langsam herausgleiten und legte sich neben mich. Vorsichtig tastete sich seine Hand zu mir, und fühlte wohl mein Herz rasen.

Er näherte sich, und ich konnte an seinem Gesichtsausdruck deutlich erkennen, dass er etwas wollte. Ich schloss die Augen zur Hälfte, wir näherten uns an – und ich spürte seine warmen, zarten Lippen zusammen mit meinem eigenen Geschmack. Ob das für manche Leute zu weit gehen würde? Wenn es mir im Mund von jemand kam, konnte ich ihn auch küssen.

„Oh!“, meinte ich nach dem Lösen von ihm, als ich seine bereits wieder voll ausgefahrene Speerspitze bemerkte. Das letzte Zucken lag offenbar an unserem Kuss. Zumindest würde es mir so gehen, falls im Moment noch etwas ging.


„Ach was, das muss jetzt nicht sein“, kommentierte er die Annäherung meiner Hand.

Nach einem kurzen Gedanken rückte ich ein Stück von ihm weg, spreizte meine Beine und rollte leicht zurück. „Na komm schon!“, animierte ich ihn und klatschte mit einer Hand auf seinen Oberschenkel.

Mehrere Sekunden blieb ich in dieser Stellung, und ebenso lange durchfuhr mich Angst, dass das in diesem Moment nicht so passend gewesen sein konnte. Doch mit einem Ruck sprang er auf, kniete sich vor mich, und zwinkerte mir zu. Er hob er meine Beine an und legte sie sich zurecht. Ich glaubte seine neuerlichen Lusttropfen an mir zu spüren, als er sich näherte. Seine Hände brauchte er kaum, um sich in Position zu bringen. Es war nur ein kurzes Ziehen, kein brennender Schmerz, als er sein Ding zur Gänze in mir versenkte. Er klammerte sich fest an meine Beine und war nicht mehr ganz so zart.

„Ja, komm!“, feuerte ich ihn an. Mit der Zeit bewirkte jeder seiner Stöße, dass meine Lebensgeister zurückkehrten. Zögernd tastete sich meine Hand vor. Sollte ich …?

„Oh, bitte mach es mir!“, stöhnte ich, und machte eine dazu passende Kopfbewegung.


„Aber gern“, entgegnete er einige Sekunden später mit nicht sehr atemloser Stimme.

Seine Hand packte zu, und konnte nicht mehr sehr viel Arbeit vor sich haben. Die Beherrschung fiel ihm schwerer, und er klammerte sich nur noch an ein Bein von mir, das ich weit von mir streckte. Augenblicke später verlor er sie, soweit ich das bei meinem eigenen, außer Kontrolle geratenen warmen Kribbeln mitbekam. Er füllte meine männliche Lustgrotte aus, als mich der Orgasmus erfasste. Das Gefühl zog sich tiefer und intensiver durch mich als beim ersten Mal. Ich war weggetreten und gleichzeitig voll da – und alles klang noch langsamer ab.

Schwer atmend und völlig verschwitzt sah ich Daeng vor mir. Für einige Sekunden blickten wir uns an, bis nach einem Lachen von ihm unsere Hände ineinanderklatschten. Lief da wirklich so viel aus mir, als er sich langsam aus der Umklammerung meines Schließmuskels befreite? Er kuschelte sich neben mich, ich fühlte zuerst sein Herzklopfen, und ließ meine Hand dort. Seine kam dazu, und wir blieben so liegen. Wie es aussah, ging auch bei ihm erst einmal überhaupt nichts mehr.

Ein weiteres Mal ließ ich meinen Blick umherschweifen, in alle Richtungen. Das Dach schien durchaus stabil und mit etwas verstärkt zu sein, der ungefähr zwei Meter breite Eingang hingegen wurde durch nichts verhüllt. Schließen ließ er sich wohl nicht so leicht. Ob sich Daeng bei einem stärkeren Unwetter einfach tiefer in das Bauwerk verzog? Besser als vorhin hätte er mir nicht beweisen können, nicht nur ein Wunschtraum zu sein. Doch warum wohnte er auf einmal hier?

„Wie ist das jetzt genau mit deinem … Auftraggeber?“, wandte ich mich nach mehreren Minuten an ihn. „Und was bedeutet das jetzt alles?“


„Wie? Was? Ja, das ist so …“, antwortete er und raffte sich ein wenig auf. „Das Portal kennst du schon, das neue … und er wollte … hat mich gebeten, dass ich eine Weile hierbleibe.“


„Das heißt … du bist ein neuer … Torwächter?“


„Ja … so ungefähr.“

Mein Mund stand leicht offen, und ich lehnte mich zurück. Es gab Torwächter an manchen Übergängen dieser Welt, mindestens zwei davon hatte ich bereits kennengelernt, oder? Aber er?

„Oh, und du hast auch die Koordinaten in den Text gestellt, und den … inoffiziellen Geocache versteckt? Oder er oder sonst jemand?“


„Was, welche Koordinaten? Er hat mir eine genaue Beschreibung geschickt, ich glaube, dort stehen auch Koordinaten, aber …“

Dieses Gefühl, wenn mir auf einmal ein Problem hingeworfen wurde, kehrte zurück. Fast war es ein dumpfer Schlag, wie damals beim Entdecken meiner ersten Ein-Stern-Kritik.

„Moment“, versuchte ich nicht zu aufgeregt zu klingen, „also du weißt auch nichts von dem kleinen Behälter? Wo drinnensteht, dass dort ein Portal sein könnte?“


„Nein, aber … gut dass ich das erfahre. Sollte ich weitergeben, wenn ich eine Verbindung bekomme. Aber erst einmal … ist nichts verdächtig, soweit ich das sehen kann.“

Er drehte sich zur Seite und zeigte mir ein Smartphone-Modell, das ich nicht wirklich kannte. Die Anzeigen auf dem Bildschirm bedeuteten wohl, dass keine Signale durch das Portal drangen und es somit geschlossen war. Vielleicht erst einmal dauerhaft, schließlich war ich nun sehr erfolgreich in dieser Welt angekommen. Ich rückte näher, als er mir die Landkarte einer unbekannten Gegend zeigte. Aber Moment … ich kannte sie.

„Hier sind wir“, erklärte er, „dort ist das Schloss, das Lustschloss, keine Ahnung …“


„Gibt es noch eines davon?“


„Weiß ich nicht … und ein Stück weiter, am Meer … ist der Traumstrand.“


„Oh, und wie traumhaft ist der? So wie ich ihn mir selber schreiben könnte?“


„Wie meinst du?“, verzog sich das Gesicht von Daeng ein wenig. „Ich habe nur ungefähr was davon gehört. Wir können ja einmal dort hin … wenn das hier geklärt ist.


„Ja“, glaubte ich selbst wieder ruhiger zu klingen, „und ich sollte jetzt dann einmal …“


„Oh … die Vorderseite entlang, und dann ein kurzes Stück in den Wald hinein.“

Ich lächelte ihn an und stützte mich an ihm ab, als ich aufstand. Ein wenig klares Wasser auf meiner Haut wäre nicht schlecht, und es konnte ruhig etwas kühler sein. Überhaupt, wenn seine Landkarte stimmte, musste hier nicht eher eine gemäßigte statt einer warmen Klimazone sein? Doch soweit ich diese Welt kannte, waren die Verläufe manchmal etwas seltsam und es nur an bestimmten Orten wirklich kühl. Ob das Wasser ebenfalls blau statt transparent sein würde? Zumindest glaubte ich schon das Plätschern zu vernehmen.

An einer kleinen Erhebung mit einigen Felsen darin bildete ein schmaler Bach einen Wasserfall. Darunter war auf glatt geschliffenen Steinen mit dennoch rauer Oberfläche bequem Platz für zwei. Ich setzte einen Fuß in den Wasserschwall – irgendwie angenehm warm mit erfrischender Kühle im Inneren. Der Lichteinfall war irgendwie zu schwach, um eindeutig einen Farbton des Wassers zu erkennen. Ob das vorhin lediglich ein Hinweis gewesen war, es geschafft zu haben und anderswo zu sein?

Auf dem Rückweg begegnete mir Daeng am Waldrand, mit seinem Tuch über der Schulter. Seit wann war er zu schüchtern, um gemeinsam zu duschen? Ich streifte ihn mit einigen Fingern, ging in der langsam sinkenden Sonne auf und ab, und zog meine kurze Hose an. Gab es dort vorne eine Feuerstelle?

* * *

Die lodernden Flammen erhellten den Platz im Umkreis von einigen Metern. Ansonsten war es beinahe völlig dunkel, den gegenüberliegenden Waldrand konnte ich kaum erahnen. Waren die Sterne verschwunden, oder nur hinter aufgezogener Bewölkung verborgen? Wahrscheinlich gehörte auch eine endlos haltende Energiezelle zur Ausstattung der Behausung, doch es lag mehr als genug Holz auf dem Boden herum.

Ich hielt eines der aufgeschnittenen Obststücke auf einem Metallstäbchen in das Feuer. Wenn es schon völlig anders schmeckte, als es aussah, wie dann erst gegrillt? Vielleicht eine Minute lang drehte ich es, ließ es ein bisschen abkühlen, und probierte davon. Daeng schien ein wenig skeptisch zu sein – bis er meinen Gesichtsausdruck bemerkte.

„Wow!“, rief ich. „Schmeckt wie … grob geschnittene Pommes mit Schale. Aber …“


„Was?“


„Könnte würziger sein.“


„Warte …“

Er rückte näher zu mir, verzog sein Gesicht, hielt eine Hand darüber und bewegte die Finger.

„Probier einmal!“

Das angebissene Fruchtstück sah nicht anders als vorher aus – allerdings schmeckte es nun wie in Salz und Paprika oder sonst was getaucht.

„Gut, was ist dein Trick?“, fragte ich ihn.


„Keine Ahnung … gestern ist das einmal so über mich gekommen. Aber gegrillt habe ich es noch nicht.“


„Und es schmeckt nach allem, was du willst?“


„Vielleicht liegt es doch nur an … keine Ahnung.“

Wonach schmeckte dann das Trinkwasser, nach Tonic? Es reichte vorläufig, wenn es kühl und frisch war, und mir ein wenig prickelnd erschien. Vielleicht eine Mineralwasserquelle mit natürlicher Kohlensäure? Daeng prostete mir ein weiteres Mal zu, forderte ein Küsschen ein, und legte sich noch bequemer hin. Tausend Fragen gingen mir durch den Kopf, aber nicht so, dass ich Magenkrämpfe verspürte. Er hatte alles unter Kontrolle und würde es mir sagen, wenn er mehr als ich wusste. Überhaupt konnte mir hier sicherlich nichts etwas anhaben, oder uns.

Die Flammen brachen sehr gemächlich in sich zusammen, und ich verspürte keine Lust, noch einige Zweige nachzulegen. Falls es tatsächlich ein wenig kühl geworden war, ließ es die restliche Wärmestrahlung nicht so erscheinen. Oder hatte ich mich zu sehr von hinten an ihn gekuschelt? Der erdige, leicht sandige Boden wurde immer bequemer, und ich ständig müder.

Kapitel 3 – Reisen und rasten

Sollte ich dem breiten Weg neben dem düsteren Gemäuer folgen, oder durch den Durchgang gleich neben mir in den Innenhof gehen? Der dunkel gekleidete Mann auf der anderen Seite würde mich vielleicht überhaupt nicht ansprechen oder kaum bemerken. Er war ohnehin nicht wirklich mein Typ, andererseits … nein.

Toll, er hob seinen nach unten gesenkten Blick und bewegte sich mehr in die Mitte des Weges, zu mir.

„Es wird noch eine Nachricht kommen“, sagte er halblaut, streifte mich leicht, und ging weiter. Als ich mich umdrehen wollte, verblasste alles.

* * *

Ich lag … auf dem Boden … im Freien … bei einer kalten Feuerstelle am Rand eine großen Wiese. Vor mir ein Mann, zur Hälfte in ein Tuch gewickelt – Daeng, schlafend. Innerhalb von zehn Sekunden war mir alles wieder klar. Wie sah es überhaupt mit meinen Verkaufszahlen aus? Richtig, kein Empfang – trotzdem eine Benachrichtigung:

„Zufrieden? Das wolltest du doch, oder? Warte nur, was noch alles kommt.“

Als die Traumszene der letzten Nacht in meinen Gedanken aufblitzte, fiel mir das Telefon aus der Hand. Zum Glück aus nicht sehr großer Höhe auf den eher weichen Boden, und ich fing es irgendwie beinahe auf. Ich drängte mich an meinen Freund, nicht zu fest, und klammerte mich an ihn, streichelte ihn ein wenig. Sofort verschwand das dumpfe Gefühl, und auch die leichte Kühle um mich. Spätestens in einer Stunde sah das sicherlich bereits völlig anders aus.

Er streckte sich und gab ein genauso gestrecktes „Ah!“ von sich. Unsere Blicke trafen sich, und er musste wahrscheinlich ebenfalls erst einige Sekunden lang alles einordnen. Nur durch eine Geste drückte er ein „Guten Morgen!“ aus, oder vielleicht eher durch seine Zungenspitze.

„Es ist komisch“, brachte er mühsam hervor, „es hat geheißen, es könnte jemand auftauchen. Aber mit dir … habe ich nicht gerechnet, muss ich sagen. Dann habe ich fast Angst gehabt …“


„Dass alles zusammenbricht und verschwindet? Ist es aber nicht … am besten alles festhalten, das du gern hast.“

Ich umfasste ihn mit beiden Händen und drückte ihn für ein paar Sekunden so fest an mich, wie ich konnte. „Ich gehe schon einmal …“, verkündete ich, als ich losließ. Er drehte sich auf den Rücken und streckte sich nochmals, als ich mich in das Badezimmer aufmachte. Immerhin, noch ein schönes Stück von der Dusche entfernt gab es einen quer liegenden Baumstamm im dichten Gebüsch. Der Wasserfall fühlte sich viel wärmer an als am letzten Abend. Ich schloss die Augen, als ich mir das Wasser durch die Haare laufen ließ. Was zum …?

Daeng stand vor mir, komplett nackt und zur Hälfte im Wasser. Er streckte mir seine Zungenspitze entgegen, und diesmal kam ich näher. Ich zog ihn enger zu mir und spürte seine Lippen an meinen. Meine Arme schlossen sich fester um ihn, bis er sich von mir lösen wollte und sich umdrehte. Ich kratzte seinen Rücken und schrubbte ihn mit den Fingern ab. Ob ich mich näher an ihn drängen sollte, so wie er vor mir stand? Es fiel mir ein wenig schwer, den Blick von seinem knackigen Hintern zu lösen, doch er sollte seine Ruhe haben. Irgendetwas stimmte nicht, das hatte ich sogar schriftlich. Die bereits sehr hellen Sonnenstrahlen ließen den Gedanken sofort verblassen.

* * *

Ob er klares Wasser in heißen, schwarzen Kaffee verwandeln konnte? Ich fragte lieber nicht danach, woher das Getränk in den Metallbechern stammte. Ohne das leichte Rauschen des Windes dann und wann wäre es beinahe unangenehm ruhig gewesen.

„Oh, eine Nachricht!“, durchbrach er die Stille, und zeigte mir sein Mobilgerät. Es stand nichts außer „Schl.44“ im Text.


„Schl … Schlaf … Schloss … und Geheimprojekt 44, oder wie?“


„Richtig!“


„Aber es gibt keinen Empfang.“


„Muss sich in der Nacht kurz geöffnet haben, zumindest für Funkwellen. Das heißt … wir müssen weiter, dort hin.“

Erneut dachte ich an meine Nachricht, und der Kaffee lag mir auf einmal schwer im Magen.

„Bist du sicher, dass das echt ist?“, fragte ich und versuchte, nicht zu besorgt zu klingen.


„Sollte so sein … alles abgesichert.“


„Was ich dir noch sagen wollte …“


„Was denn?“


„Das Tuch steht dir echt gut, wirklich. Hast du vielleicht noch eines für mich?“


„Ich glaube …“

* * *

Eine halbe Stunde später stand ich mit einer kunstvoll umgebundenen Stoffbahn vor dem Lager und wartete auf Daeng. Er packte die letzten Sachen zusammen und schien etwas in Ordnung zu bringen. Wie viele von diesen Stützpunkten gab es überhaupt? Die Karte war nicht sehr detailreich. Ob sie zumindest in diesem Teil der Welt überhaupt nur aus Vermutungen und Gerüchten bestand?

„Müssen wir nicht in die andere Richtung?“, bemerkte ich, als er sich in Bewegung setzte.


„Nein … da sind wir, dort drüben das Portal, und noch viel weiter das Schloss.“


„Ach ja, richtig.“

Auf unserem Weg zurück zum Weltenportal verstärkte sich das seltsame Gefühl neuerlich. Es war nicht klar, wo überhaupt Norden und Süden lagen, die Drehung der Karte jedoch richtig. Was wäre, wenn sich an der bekannten Stelle alles in Luft auflöste? Meine Schritte beschleunigten sich, und ich tippte ihm auf die Schulter.

„Ich muss dir noch etwas sagen.“


„Ja?“


„Ich habe … bei mir ist auch in der Nacht eine Nachricht durchgekommen. Da, schau es dir an.“


„Und … was bedeutet das?“


„Dass ich sehr zufrieden sein sollte mit den Verkaufszahlen von meinem Buch … von deinem Buch.“


„Wie? Was?“


„Ja, und der komische Traum, dass ich eine Nachricht bekommen würde.“


„Hmm“, gab er von sich, und blieb mit an den Hüften abgestützten Händen stehen.


„Ich hätte dir das schon vorher sagen sollen … aber ich habe Angst gehabt. Vielleicht waren es … die, also diese Typen. Dunkler Hubschrauber, Kampfanzug, alles mitnehmen und verwüsten, du weißt schon.“

Er schwieg und setzte sich langsam wieder in Bewegung. Direkt vor uns lag der Waldrand, an dem ich ihm begegnet war. Nun gab es zwei Möglichkeiten … oder drei?

„Momentan musst du dir keine Sorgen machen“, klang seine Stimme wie gewohnt, oder noch süßer. „So wie ich das sehen kann, und spüren, ist das Portal dauerhaft zu. Hat irgendwie nur auf dich gewartet, und dann …“

Ich sah mich um, und um uns herum gab es absolut nichts, außer Wald und eine Wiese. In sehr langsamen Schritten gingen wir aufeinander zu, doch ich legte zuerst meine Arme um ihn. Ein sehr intensives Kribbeln erfasste mich, und beinahe eine Art Beben oder tiefes Grollen.

„Und jetzt müssen wir miteinander …“, hauchte ich, ohne mich von ihm zu lösen, „… damit wir mit der Welt verbunden sind, und es garantiert sicher verschlossen ist? Oder diese Versiegelung?“


„Ach“, meinte Daeng und löste sich von mir, „das hier sollte schon genügen.“

Dieses Mal umarmte er mich, sehr schnell und plötzlich, und ich hielt ihn so fest, wie ich konnte. Seine Augen schlossen sich leicht, und sein Mund verlangte nach einem Kuss. Mein Lendentuch war so gebunden, dass es sich nicht spannen konnte, sonst hätte es für einen Moment. Als sich unsere Lippen berührten, fühlte ich ein weiteres Mal diese Erschütterung. Alles um mich herum bebte, wenn auch sehr kurz. Ob es das war, das er spüren konnte? Er löste sich von mir, und ich war ein wenig außer Atem.

Meine Anspannung hielt an, als er in den Wald vorausging. Zuerst glaubte ich den Weg zu kennen – doch er sah anders aus. Nichts kam mir mehr bekannt vor. An der Stelle mussten wir längst vorbei sein, wenn sie da gewesen wäre. Es war einfach ein dichter Laubwald in einem leicht hügeligen Gelände, durch den da und dort grelles Sonnenlicht drang. Was vor uns lag, erinnerte an einen dieser seit Jahrzehnten vergessenen Pfade. Nur die Dunkelheit und das welke Laub vom letzten Jahr fehlten. Kurz klopfte ich meinem Freund auf die Schulter, und die Anspannung löste sich endgültig.

* * *

Ob ich Lesungen halten und diesen ganzen Buch-Blogs Fragen beantworten musste? Mein Wunschtraum war stets nur ein Einkommen gewesen, das ich anderen stolz zeigen konnte und nicht beschönigen musste. Tausend Exemplare im Monat hätten schon gereicht, nicht pro Tag. Dazu ein paar ernsthafte, positive Rezensionen mit mehr als 20 Worten. Egal was diese Leute manipuliert hatten, oder andere, die ich noch nicht kannte – einer meiner Wunschträume ging gerade neben mir. Die Verkäufe konnten so schnell abstürzen, wie sie in die Höhe geschnellt waren, und mich die Leute mit Verrissen überschütten. Ihn würde mir jedoch niemand mehr wegnehmen. Vielleicht wäre es langsam angebracht, dass er seinen Oberkörper verhüllte, doch so verschwand das Prickeln in mir nie ganz.

Wie weit war es bitte noch, bis wir dieses Schloss erreichten, oder es überhaupt wieder in Sichtweite kam? Hatte sich … die Perspektive gedreht? Kurz war es aufgetaucht, und seither hinter den Bergkuppen und Bäumen verschwunden. Auch nach Stunden war uns niemand begegnet, und es langsam Zeit, uns nach einem guten Platz für ein Nachtlager umzusehen. Da gab es doch eine Zeltplane in seiner Ausrüstung, oder? Interessant war, dass der Weg nun deutlich breiter und erkennbarer wirkte. Daeng löste seine Finger von meiner Hand und schien unruhig zu werden.

Nun hatte ich den Wegweiser ebenfalls erblickt. Ich konnte die Schrift auf der an die 50 mal 50 Zentimeter großen Fläche nicht lesen, doch die schwarzen Buchstaben und der Rand in zwei Farben schienen viel zu versprechen.

„Was bedeutet das?“, fragte ich ihn, ohne eine Antwort zu erwarten. „Das ist keine asiatische Schrift, oder?“


„Nein … glaube ich nicht.“

Ich ging voraus, langsamer und aufmerksamer, aber da gab es nichts außer Buschwerk und dichten Wald. Daeng überholte mich – und erstarrte. Unserer beider Blicke fielen auf einen um die 10 Meter hohen Turm aus groben und feineren Steinen mit einigen Ausbesserungen. Dem Moos und dem an manchen Stellen wachsenden Efeu nach zu schließen, befand er sich bereits sehr lange dort. Einige kleinere Fenster und Ausbuchtungen verzierten ihn. Ob das schon das Schloss war? Das anschließende niedrigere Bauwerk wirkte ebenfalls durchaus mächtig, aber … das konnte es noch nicht sein.

Als wir direkt davor standen, weitete sich der Weg zu einem kleinen Vorplatz. Er war etwas schlammig, doch nicht so, dass ich mit diesen Sandalen steckenblieb und sie sich weiter auflösten. Auch der Rest des Gebäudes bestand aus Steinen, durchzogen von dunklen, verwitterten Holzbalken. Ein halb kaputt aussehendes Vordach, wohl aus Baumrinde, schützte einige entlang der Wand stehende Fässer. Hinter den Fenstern, die ebenfalls aus einem Freilichtmuseum stammen konnten, schien sich etwas abzuspielen. Diese Welt war einsam, aber an machen Orten sammelte sich das volle Leben – das wusste ich bereits.

„Ich glaube, ich weiß, was da steht“, sagte Daeng. Er richtete seinen Blick auf die Beschriftung im Bogen über der zweiflügeligen Tür, und legte seinen Arm um meinen Rücken.


„Ja, was?“


„Taverne zum torkelnden Thailänder.“

Ich prustete los, das Lachen sofort unterdrückend, wenn auch nicht ohne Klatschen meiner Hände auf meine Oberschenkel. Hätte ich mich nicht an ihm angeklammert, wäre ich womöglich umgekippt. Sein Gesicht blieb jedoch ernst – so lange, bis ihm ebenfalls ein kurzes Lachen entkam.

„Schauen wir einmal!“, wirkte er entschlossen, warf sich seine Stoffbahn irgendwie über eine Schulter um den Hals, und wagte sich voraus. Gleichzeitig drückten wir je einen der schweren Türflügel nach innen, womit er weniger Schwierigkeiten hatte. Vor uns tat sich ein recht großer, einige Meter hoher Raum auf. Dicke, schwere Balken an der Decke stützten ihn. Die Beleuchtung schwankte zwischen schummrig und einigermaßen hell, und stammte entweder von Kerzen oder gut getarnten Leuchtdioden. Zwei Gestalten mit großen, spitzen Ohren saßen an einem der Tische, und ein Schanktisch zog sich ungefähr durch den halben Raum. Erst jetzt bemerkte ich den Duft irgendwo im Bereich von scharfem Alkohol mit einer würzigen, frischen Note. Ob er von den Fässern stammte, die sich neben der breiten, nach oben führenden Treppe stapelten?

„Sehet her, ist das nicht Daeng und sein Gefährte?“, erhob eine an der Bar sitzende Gestalt die Stimme. Mein gerade erst abgesunkener Puls stieg erneut. Andere drehten sich ebenfalls um, und der Angesprochene trat nach einigen Sekunden ein paar Schritte vor. Er verschränkte die Arme, ließ seinen Blick ernst durch den Raum schweifen – erst dann begann er zu lächeln. Ich stellte mich direkt neben ihn und legte eine Handfläche auf seiner Schulter ab.

„Gelüstet es euch, einen Trunk zu nehmen? Nach der langen Wanderschaft?“, sprach uns nun der Mann hinter dem Schanktisch an.


„Was meinst du?“, wandte ich mich an Daeng.


„Oh, es … ja, ich glaube, es gelüstet uns!“

Mich gelüsteten langsam ganz andere Dinge. Es war schwierig, den ganzen Tag mit ihm zusammen zu sein, und nicht ständig daran zu denken. Ein bequemes Nachtlager vorausgesetzt, wollte ich ihn an diesem Abend auf die Matratze legen und richtig schön durchnehmen. Sogar falls er wirklich mehr auf der aktiven Seite war, wollte ich es für beide von uns zu einem Erlebnis machen. Wenn ich mich schon in einer Welt befand, wo ich nichts fürchten musste und alles möglich war …

Langsam hüllte uns die Geräuschkulisse aus Gesprächen, dumpfer und halblauter Musik und dem Klirren von Glas oder Metall ein, als wir an einem freien Tisch Platz nahmen. Der Boden der Gaststätte bestand aus großen Natursteinen, der Tisch und seine Sitzgelegenheiten hingegen aus knarrigem Holz. Messerspitzen und ausgeschüttete Getränke mussten seine Oberfläche geprägt haben.

„Dies gehet natürlich auf das Hause“, kommentierte der spitzohrige, grazile Mann das Abstellen der beiden riesigen Metallkrüge. Die Schaumkrone wurde eher größer, als dass sie in sich zusammenfiel.


„Ich hoffe, es entspricht … wir hätten des Weiteren noch …“


„Wie, also … nein, sieht ziemlich gut aus!“, unterbrach mich mein Gefährte. „Aber …“, stoppte er unsere Bedienung, als sie mit zufriedener bis neutraler Miene abziehen wollte, „… warum sprecht ihr halbwegs gutes Deutsch, aber ich kann die Werbung draußen nicht lesen?“


„Wir gedachten eine Übersetzung anzubringen, doch noch verläuft der Fremdenverkehr von außerhalb in gezügelten Bahnen.“

Daeng fiel offenbar im Moment keine neue Frage ein, dafür riss er seinen Bierkrug zuerst in die Höhe und prostete mir zu. Sah zumindest wie welches aus … und schmeckte wie dunkles Bier. Es blieb jedoch nicht bei einem brutal malzigen Geschmack, sondern er wurde mehr zu einem intensiven und doch sanften Brennen. Sicherlich gab es auch noch ein schönes, freies Zimmer für uns, und etwas, das wir beide essen würden.

Nach einigen Schlucken und einem Blick zu den beiden vergitterten Fenstern realisierte ich, dass mich ein Nebel umgab. Es war nicht wirklich ein Rausch oder gar Übelkeit, sondern mehr das Gefühl, wirklich angekommen zu sein. Ich wusste nicht, wie es ihm ging, doch ich hatte mehr als zuvor alles unter Kontrolle – oder? War uns die Bewahrung dieser Welt vor dunklen Mächten nicht bereits einmal gelungen? Was sollte dann auf diesem Schloss überhaupt zu klären sein?

Ein schönes Stück entfernt saß jemand, dem ich womöglich unbewusst und nebenbei bereits vorhin ein Lächeln zugeworfen hatte. Nun trafen sich unsere Blicke jedenfalls, und blieben für einige Sekunden aneinander hängen. Der Typ, kleiner als ich und wahrscheinlich mit etwas weniger Erfahrung, schien aus meiner Welt zu kommen. Vielleicht sogar aus meiner Stadt. Ein Abenteuer-Tourist, der sich bei einer dieser mysteriösen, organisierten Touren abgesetzt hatte? Oder aus der Gegend in dieser Welt, wo solche Leute anscheinend bereits länger lebten?

„Geh ruhig, kein Problem“, riss mich Daeng aus meinen Gedanken, und machte eine Armbewegung.


„Was … meinst du?“


„Er flirtet mir dir, und? Außerdem … könnten wir Neuigkeiten erfahren“, wurde er am Ende des Satzes leiser.


„Ja, aber … du weißt … wie das letztes Mal ausgegangen ist? Ich weiß, ja, aber …“

Er verzog das Gesicht und senkte den Blick in Richtung der Tischplatte.

„Ja, gut …“, konnte ich es nicht lassen, „… damals war es eine Frau, und jetzt wenigstens ein Mann.“

„Komm schon!“, nahm seine Aufforderung deutlich zu, genauso wie sein Lächeln. „Außerdem … frage ich dann schon einmal nach einem Zimmer.“


„Und wenn es jetzt eine wäre?“


„Geh!“, wurde er etwas lauter und wiederholte die Armbewegung.

Ohne Hektik erhob ich mich, und ging … auf die andere Seite des Tisches. Daeng stellte seinen Bierkrug ab, und wusste in diesem Moment wohl nicht genau, auf welche Weise er mich ansehen sollte. Ob es ihm nicht ganz so gut wie mir bekam? Ich beugte mich nach unten, kam näher, er verstand … und ein Kuss verband uns für zwei Sekunden. Nach einem kurzen Schulterklopfer machte ich mich zur Bar auf.

Je weiter ich mich näherte, desto mehr wechselte der Typ zu einem neutralen Blick. Die Finger seiner rechten Hand bewegten sich auf dem zerfurchten Holz auf und ab. Er erwies sich als ein schönes Stück kleiner als ich, war jedoch nicht übermäßig zierlich. Nervös ebenso wenig, denn das hätte ich gespürt und ein leichtes Zittern gemerkt. Als ich mich neben ihn auf den Barhocker aus Schmiedeeisen setzte, drehte er sich langsam in meine Richtung. Die Bewegung seiner Finger hörte nicht auf, als ich meine Hand vorsichtig zur Hälfte darauflegte. Dass ich sein Bein nicht ganz zufällig mit meinem berührte, schien auch kein Problem zu sein.

„Oh, tut mir leid!“, intonierte ich.


„Kein Problem!“, klang seine Stimme tiefer, als ich mir für seine vielleicht etwas mehr als 20 Jahre erwartet hätte.


„Ja, ich … habe dich dort drüben bemerkt, also hier, und …“

Seine Finger schmiegten sich zart an meine und strichen darüber, begleitet von seinem nun wieder vorsichtig angedeuteten Lächeln.

„Ja, was ich sagen wollte“, setzte ich fort, „vielleicht hast du auch schon von ihm gehört, von uns, und …“


„Kann sein.“


„Was macht du überhaupt hier … ich meine …“


„Verlängerter Abenteuerurlaub.“


„Und … durch welches Portal … wie genau bist du …“

Seinem Gesichtsausdruck nach überlegte er, was er als nächstes bestellen sollte. Das war es aber kaum, und beim Wort „Portal“ begann ich nun doch eine gewisse Aufregung zu spüren.

„Ach … ich habe von diesem Ort gehört … jemand hat erzählt, wenn ich dort mit jemand … und zum Glück kann ich auch ein bisschen mit Männern. Ja, und dann … irgendwann hier gelandet.“


„Mit einer Frau sollte es auch gehen, soweit ich weiß“, sagte ich halblaut und senkte den Blick ein wenig. Ich wusste nicht genau, ob er ein leichtes Lachen unterdrückte, oder auf einmal eine wesentliche Erkenntnis gewonnen hatte.


„Toll. Aber mit ihm … war es auch ganz nett“, unterdrückte er nun sicher etwas.


„Und der andere … derjenige, mit dem du …“


„Muss beim Strand hängengeblieben sein.“

Nur mit einer Kopfbewegung wies er den Barmann an, ihm etwas in einem kleinen, sehr altmodischen Glas hinzustellen. Mein Schulterzucken reichte, um ebenfalls etwas zu bekommen. Bis auf die giftgrüne Farbe sah es aus wie Gin Tonic oder etwas in der Richtung. Er nahm es in die Hand, wartete auf mich – schmeckte … interessant. Während sich unsere Füße mehr miteinander spielten als unsere Finger, bestellte er noch etwas. Ein wenig machte ich mir deswegen Sorgen um ihn. Nun musste ich ihn beschützen, ohne mich zu sehr aufzudrängen. Sicher, er war abenteuerlustig genug gewesen, überhaupt die Reise zu wagen, aber seine zarte Erscheinung …

War das eine Kopfbewegung in Richtung der nach oben führenden Treppen gewesen? Ich trank in Ruhe aus, doch nun fühlte ich mich ein bisschen nervös. Was sollte das überhaupt werden, wenn er mehr die Frauen bevorzugte? Am Ende war es einer von den finsteren Typen, hinterlistig auf meine Schwächen angesetzt. Ich drehte mich zu Daeng, der nach wie vor allein am Tisch saß. Jemand von den Einheimischen stand, mit zwei Händen aufgestützt, daneben. Wie es aussah, versuchte er etwas nachzubestellen, oder ein Zimmer für uns zu organisieren.

„Ach ja … Michael!“, stellte sich meine Bekanntschaft vor, und erhob sich. Schwankte er leicht, oder nicht? Zumindest bei mir war der Nebel intensiver geworden, gleichzeitig behielt ich die Kontrolle über alles. Außer über das, was sich unter meinem Lendentuch aufbaute.


„Ma … Marc! Ja, bleiben wir dabei.“

Als es klar war, dass Michael mit mir nach oben gehen wollte und nicht etwa die Toiletten suchte, kehrte diese leichte Nervosität zurück. Zumindest war das Gefühl anders als ein wohliges Prickeln. Er ging voraus und erklomm die Stufen, die oben in einem breiten Gang endeten. Zielsicher öffnete er eine der Türen aus verzogenem, da und dort gesplittertem Holz. Er schloss sie, wir standen im Halbdunkel, und das unruhige Gefühl war offenbar zu ihm gewandert. Auf mich wirkte er ein wenig ratlos, als er an dem riesigen Kasten neben dem Eingang lehnte. Er wehrte sich nicht, als ich mich direkt von ihn stellte und ohne festes Zudrücken seine Handgelenke packte. Ich streckte die Zunge ein Stück heraus, öffnete den Mund, wagte mich näher heran … und er verzerrte das Gesicht und wandte sich ab.

Alles klar, genau diese Sorte von Mann. Vielleicht würde er nochmals so wie vorhin seine Finger über meine gleiten lassen, das wäre ein guter Ersatz für einen Kuss. Etwas in mir sträubte sich dagegen, ihn überreden zu wollen. Obwohl …

„Was wäre“, versuchte ich es nicht zu sehr zu hauchen, und ließ einen seiner Arme los, „wenn unsere Zungenspitzen ungefähr … zwei Zentimeter voneinander entfernt wären? Wäre das in Ordnung für dich?“

Erneut wechselte er zu diesem überlegenden Gesichtsausdruck, behielt ihn ungefähr eine halbe Minute – und streckte seine Zunge hervor. Seine Lippen waren einfach … zum Küssen. Ich wollte ihn zart an mich drücken, meinen Mund mit seinem vereinen – doch er vertraute mir. Wenn ich ihn beschützen wollte, konnte ich gleich damit anfangen. Ich züngelte in seine Richtung und näherte mich in sehr langsamen Schritten, als er plötzlich sein T-Shirt auszog. Woher kam überhaupt das fahle Licht, das mir nun einen Einblick auf seine recht ansehnliche Muskulatur gewährte? Es sah nicht ganz so wie bei Daeng aus, aber fast. Was machte er überhaupt so lange allein? Ob er es immer noch war? Ebenfalls jemand anderen näher kennenzulernen, konnte ich ihm natürlich nicht verbieten. Es würde so weit gehen, wie es eben ging, und dann …

Eine Hand legte ich auf die Schulter vom Michael, während meine Zungenspitze wenige Zentimeter vor seiner verharrte. Ich streckte sie ihm ein Stück weiter entgegen, und er blieb konsequent. Alles in mir wollte dieses Geschöpf in diesem Moment küssen. War das Gefühl, es nicht zu machen, trotzdem so ähnlich? Zögerlich setze er ein Lächeln auf, und ein Schauer erfasste mich. Er ging in ein warmes Prickeln über, als mich seine Finger packten und in eine bestimmte Richtung zerrten.

Das Bett wirkte sehr groß und musste ebenso alt wie der Kleiderschrank sein. Bevor er sich darauf setzte, streifte er seine kurze Hose ab. Völlig nackt streckte er sich und suchte sich eine bequeme Liegeposition. Ich wollte über nichts mehr nachdenken, als ich an meinem Tuch herumfummelte, und es elegant zu Boden fallen ließ. Er machte Platz, aber ich spürte keine große Regung, als ich mich an ihn kuschelte. Bei seiner männlichen Ausstattung sah das deutlich anders aus.

Als ich mit den Fingerspitzen von seinen Schultern aus über seinen Oberkörper in Richtung der Gefahrenzone wanderte, entkam ihm ein leises Stöhnen. Ich konnte es trotz des starken Regens, der irgendwann eingesetzt hatte, deutlich hören. Hoffentlich war das Dach des Gasthofs nicht zu löchrig. Nichts hinderte Michael am freien Einblick auf das, was ich plante. Seine Erektion wuchs, als ich das Spiel meiner Finger wiederholte – im nächsten Moment packte meine Hand zu.

„Ja!“, entkam es ihm, und sein Zauberstab, wahrscheinlich ein wenig länger als bei mir, wurde in meiner Hand steinhart. Ohne dass ich mich selbst berührte, war es bei mir nun nicht viel anders. Bei jeder Bewegung auf und ab fuhr ein Zucken durch mich, und das Kribbeln verstärkte sich.

Ich sprang auf, spreizte seine Beine, und kniete mich dazwischen. Nichts hätte ich in diesem Moment lieber gemacht, als … doch er rückte unruhig hin und her. Toll, eine nette Begegnung, und schon zu weit gegangen und alles ruiniert.

„Ich weiß, du möchtest das wahrscheinlich nicht, und ich werde dich nicht drängen“, sagte ich. „Aber ich wollte dir nur sagen, dass ich jetzt am liebsten mit dir …“


„Wie würdest du das machen?“, entgegnete er in einer Stimmlage, die ich nicht ganz einordnen konnte.

Ich strich zart über die Innenseiten seiner Beine, bis ich sie über meine Schultern hob und mich in Position brachte. Meine prall angeschwollene Spitze war nicht einmal in der Nähe seines womöglich jungfräulichen Lustkanals, trotzdem fühlte es sich so an. Ich suchte den direkten Blickkontakt mit ihm und kämpfte mit mir selbst, ob ich ihn bitten sollte. Dabei mussten meine Gesten reichen.

Ohne Umschweife, so spontan wie beim Ausziehen seiner Hose, griff er nach meinem besten Stück. Die ganze Länge schmiegte sich an seine, und zumindest mit seinen Handbewegungen musste er bereits einige Erfahrung haben. Seine Miene verfinsterte sich, als er mich und sich gemeinsam kurz hängen ließ oder langsamer wurde. Stets setzte er erst dann fort, als das Ziehen unerträglich wurde. Anstatt zu stöhnen, atmete er tiefer und schneller, und sah mir sehr tief in die Augen. Auch dieser Ersatz fühlte sich einfach nur perfekt an. Wäre es wirklich besser gewesen, wenn ich ihn …?

Meine Finger klammerten sich fester an meinen Gespielen, mit dem ich gemeinsam ständig mehr im Schweiß versank. Er wirkte zunehmend als Gleitmittel, und langsam wurde es kritisch. Natürlich merkte er es, und ließ die Umklammerung um uns beide langsamer statt viel schneller hin und her wandern. Das Rauschen und Trommeln des Regens hatte ich kaum noch bewusst wahrgenommen, doch das tiefe Grollen des Donners schreckte mich in diesem Moment auf. Ein weiteres Mal wurde das Zimmer von einem Blitz kurzzeitig hell erleuchtet. Michael war eindeutig weiter als ich, so gut konnte er sich nicht verstellen.

„Ich … machte das jetzt für dich …“, brachte ich halb gestöhnt hervor, „… und helfe dir ein bisschen … wie wäre das?“


„Ja“, meinte er, verharrte einige Sekunden lang und ließ mich los.

Als ich ihn vor mir liegen sah, mit gespreizten Beinen und so, als ob er zu allem bereit wäre, fuhr ein neuerliches Zucken durch mich. Seinem Liebesstab erging es genauso, als ich mit zwei Finger entlangstrich.

„Aber … du darfst mich nicht einfach so kommen lassen!“, wies er mich an, um seinen Kopf gleich wieder zurückfallen zu lassen.


„Oh, du willst es härter! Ich werde schauen, was ich machen kann.“

Ich sah ihn an, als er sich ein wenig aufrichtete, und stieß ihn mit beiden Händen in das weiche Bett. Auf einem seiner Beine saß ich, das andere hielt ich ein Stück in die Höhe. Meine Finger umfassten das Objekt meiner Begierde, und ich fühlte ein kräftiges, sehr mächtiges Pulsieren. Langsamer als ich es von mir selbst gewohnt war, dafür mit einem festeren Griff, legte ich los. Ich wurde schneller, als er das lauteste Stöhnen bis jetzt von sich gab. Sofort stoppte ich, und er nahm Blickkontakt mit mir auf. So fühlte es sich eben an, zu wollen und nicht zu dürfen. Nur leicht bewegte ich meine Finger, obwohl sein Begehren nicht zu übersehen war.

„Bitte … du darfst mich auch … wenn das nicht zu lange dauert …“

War das gerade eine Einladung gewesen, mir meinen Wunsch zu erfüllen? Noch bereiter konnte ich nicht dafür sein. Ob sich das Getränk bei ihm nun so richtig entfaltete? Ich wäre ohne es wahrscheinlich auch ein bisschen zurückhaltender gewesen, aber er? Sollte er nicht mit allen Dingen in dieser Welt umgehen können, wenn er es durch den Durchgang geschafft und sich eingelebt hatte?

„Du, ich würde so gern, sehr gern, wirklich, aber …“


„Was? Mach es ruhig! Komm!“


„Ich mache das jetzt für dich fertig, und dann solltest du einmal in Ruhe drüber schlafen. Gut?“

Weiterhin berührten ihn nur meine Hände, und nicht meine längst feuchte Lustspitze. Ob er noch damit rechnete, oder über meine Entscheidung froh war? Das gehörte schließlich dazu, ihn zu beschützen, obwohl er durchaus stark und nicht nur ein guter Schauspieler war. Ich wurde nicht langsamer, als er neuerlich aufstöhnte, sondern machte einfach weiter. Das Pumpen und Pulsieren verstärkte sich, und mit der anderen Hand massierte ich die Innenseite seiner Oberschenkel und sein Päckchen. Noch ein Blitz ließ mich sein verzerrtes Gesicht besser erkennen. Konnte ein Gewitter überhaupt so helle Lichterscheinungen hervorbringen – oder nur in dieser Welt?

Ich streckte seine Beine durch, hielt sie fest, setzte mich über ihn – und musste sein Winseln zu einem Ende bringen. Nur leicht steigerte ich das Tempo – um kurz darauf einen spitzen Schrei bei ihm hervorzubringen. Das Zucken in seinen Beinen war so heftig, dass ich ihm ein wenig Luft ließ. Fast alles klatschte auf ihn, nur wenig auf meine Hand. Sehr langsam ließ ich los, als er sich beruhigte, und legte mich knapp neben ihn. Meine Finger strichen sanft durch sein Haar, während meine andere Hand das Ergebnis meiner Arbeit erkundete.

„Geht das zu weit?“, hauchte ich.


„Schon in Ordnung … aber … was ist mir dir?“


„Das muss jetzt nicht sein. Außerdem … wahrscheinlich wartet schon jemand auf mich.“


„Wie du meinst. Ach ja … nein, egal.“

Ich tätschelte noch zweimal auf sein Bein, bevor ich aufstand und nach meinem Lendentuch suchte. Es hing nur so über einer Schulter, als ich mich zum Ausgang aufmachte. Meine Erektion hätte es trotzdem verborgen, doch sie schlaffte auf die Hälfte ab. Erneut zerriss ein Donnern die Stille. Diesmal hörte es sich an, als ob jemand brüllen würde – ein Riese, draußen im dichten Wald. Eine Sekunde lang ließ eine tiefe Erschütterung alles beben.

Auf dem Gang war es etwas heller. Das Unwetter wurde hier besser abgeschirmt, und ein rhythmisches Quietschen drängte sich in den Vordergrund. Es musste aus dem Zimmer gegenüber stammen und wurde von einer Mischung aus tiefem und hellem Stöhnen begleitet. Nebenan klang es ähnlich, und gegenüber nahm ich dumpf eine Unterhaltung wahr. Weiter hinten, beinahe schon beim vergitterten Fenster am Ende, war es ruhiger. Obwohl, ich bemerkte ein Rauschen, es schien von innen zu kommen. Die Tür stand einen Spalt weit offen, und ein schwacher Lichtschein drang hinaus. Sollte ich auf mein Gefühl hören, oder mich lieber unten durchfragen?

Niemand war in dem Raum, der ziemlich genauso wie der andere aussah. Der Boden knarrte weniger als erwartet, und neben dem Bett entdeckte ich meinen Rucksack. Das Geräusch von fließendem Wasser führte mich zu einem Durchgang – wo Daeng mit dem Rücken zu mir gedreht unter einer Dusche stand. Der Raum glich der restlichen Einrichtung des ganzen Gasthofs, sah jedoch größer als mein Badezimmer zuhause aus. Irgendwo über einem eingefassten Bereich rieselte Wasser zu Boden. Sicherlich gab es in der Nähe eine Quelle, oder sie sammelten das Regenwasser. Es versiegte, und er drehte sich langsam um.

„Ich weiß, dass du da bist!“

Ich antwortete nichts und fragte mich, ob er wirklich bestimmte Fähigkeiten entwickelt hatte. In einer Welt, in der schlimme Krankheiten nicht existierten und einen Wesen mit spitzen Ohren bewirteten, konnte das durchaus passieren. Drachen waren mir zwar noch nicht begegnet, hell erstrahlende Märchenschlösser ebenfalls nicht … Moment. Und was wollte Michael am Ende sagen?

Daeng lächelte, als er völlig nass in meine Richtung unterwegs war, und ich schloss ihn in meine Arme. Seine Zunge lockte mich näher heran, und wir versanken in einen Kuss.

„Und, ist bei dir was passiert“, fragte er, nachdem er sich von mir gelöst hatte.


„Nur ein bisschen, nicht so schlimm. Und … ich muss dir was sagen.“


„Was denn?“


„Ich habe mir alles für dich aufgehoben!“

Er strahlte und legte seine Handflächen auf meine Schultern.

„Vielleicht hast du Glück, und ich habe noch Lust. Ja, und … ich habe dir was mitgebracht.“

Er zeigte mir eine matt glänzende Metallplatte neben dem Bett, auf der ich etwas zu essen erkannte.

„Veggie-Burger nach Art des Hauses … war hervorragend“, erläuterte er.

Das Gemüse- und Getreide-Laibchen zwischen dunklen Fladenbrot-Stücken, zumindest sah es so aus, verursachte einen Orgasmus in meinem Mund. Einen der ganz anderen Art. Das stellte die Wunderapfel-Stücke locker in den Schatten – oder machten die hier alles daraus? Seine Finger strichen über meinen Rücken, als er sich neben mich auf das Bett setzte – genau an den richtigen Stellen.

„Oh, und ich wollte noch …“, teilte ich ihm nach dem letzten Bissen mit und visierte das Bad an. Meine Stoffbahn drückte ich ihm nach dem Aufstehen in die Hand. Eine Wand des Zimmers bestand aus groben Steinen, die mit Sand dazwischen wie Ziegel aufgeschlichtet waren. Bei meiner Berührung rieselte es leicht herab, trotzdem hatte ich überhaupt nicht das Gefühl, alles würde bald zusammenbrechen. Das Gewitter schien kein Ende zu nehmen und nicht abzuziehen, trotzdem stellte es hier drin keine Bedrohung dar. Alles da, was ich dringend nötig hatte.

Die Dusche setzte sich von selbst in Gang, als ich einen Fuß darunter hielt. Es ging, doch ein wenig kühl war es für mich schon. Innerhalb von Sekunden fühlte sich das Wasser wärmer an, und ich stellte mich zur Gänze darunter. Wo war der Trick? Ein Lichtschranken? Dauerte es einfach ein bisschen, bis die Temperatur erreicht wurde? Wenn unten jemand Zaubertricks vorführte, passierte das dann wirklich?

Weil ich kein Badetuch fand, streifte ich die Nässe so gut es ging mit den Händen ab, und machte einige Schritte auf und ab. Drüben auf dem Bett lag Daeng, der Länge nach ausgestreckt, und starrte auf die Balken an der Zimmerdecke. Langsam näherte ich mich von vorne, kniete mich auf die Bettkante und umfasste seine Beine. Ohne jede Handberührung bauten sich meine männlichen Möglichkeiten von Sekunde zu Sekunde auf, bis das Spannen beinahe unerträglich wurde. Es war wie ein Geschenk von ihm, für das er selbst leichte Zurückhaltung übte.

Als ich seine Beine anheben wollte, richtete er sich auf und presste seine Lippen an meine geschwollene Spitze. Noch mehr vermochte er bei mir nicht aufzurichten – doch alles konnte noch viel feuchter werden. Bis an seinen Rachen wollte ich nicht stoßen. Es passierte dennoch, und er nahm er mich so tief es ging in den Mund. Niemals hätte ich an seinen Haaren gerissen, ich streichelte ihn einfach nur. Tief und gründlich beglückte er mich mit seiner sanften, warmen Zunge. Es endete so schnell, wie es begonnen hatte – und bevor es zu spät gewesen wäre.

Zwei feuchte Finger erkundeten das Paradies, und sein böses Lächeln konnte nicht eindeutiger sein. Trotzdem zwängte ich mich nicht sofort in ihn, als seine Beine über meinen Schultern lagen. Ich ließ ihn zappeln, und der Anblick seines unerfüllten Verlangens steigerte meine Vorfreude weiter. Länger als zehn Sekunden wollte ich es ihm jedoch nicht antun, meinen Liebesstab nur über seine knackigen, festen Berge streichen zu lassen. Geführt durch eine Hand setzte ich an, ließ mich in das Tor zu seinem Inneren treiben – und war drin. Er ließ ein gehauchtes, kurzes „Oh!“ los, und ich glitt weiter in ihn.

Musste ich nicht bereits wissen, wie sich der feste und doch überwindbare Griff seiner Liebesgrotte anfühlte? Es war wie das erste Mal mit ihm, und ich zitterte, nur ganz leicht. Das Brodeln in mir wollte ich nicht aufhalten, auf keinen Fall. Alles sollte ihm gehören, und er würde es im richtigen Moment bekommen. Bei meinem Klatschen an seinen Hintern, immer wieder, lag er nicht nur so da. Er machte mit, ging den Weg mit mir gemeinsam, und geriet mehr als ich außer Atem.

Sein schnelles Atmen und Stöhnen wurde stärker, als ich mich fester an ihn klammerte und ständig aufs Neue fast ganz aus ihm glitt. In mittlerem Tempo rutschte ich einige Male zur Gänze in ihn, und blieb für einen Moment vollständig mit ihm vereint. Jedes Mal war er dabei dem Explodieren so nah wie ich, das konnte ich deutlich spüren. Dabei half er sich nicht selbst mit seinen Händen, eher versuchte er mich damit zu massieren. Nun war der Punkt erreicht.

Als mein Höhepunkt heranraste, steckte ich so tief es ging in ihm. Meine Finger schafften es kaum mehr, sich an seine Beine zu klammern, wurden genauso wie jeder andere Körperteil erfasst. Daeng wurde ebenfalls von einem Zucken mitgerissen, und seine weiße Fontäne bekam ich noch mit. Ich versuchte mich noch tiefer hineinzupressen, als ich den ersten Schub meines Saftes in seinen Tiefen versenkte. Meine Hände arbeiteten gegen das Zittern, hielten ihn so fest wie nur möglich. Der Orgasmus nahm kein Ende, und meine nächsten drei oder vier Ladungen fühlten sich genauso wie die erste an. Sonst blendete sich bei mir kurz alles aus, aber ich bekam alles mit, sein ganzes Hochgefühl. Nur sehr langsam wurde dieser Gesichtsausdruck, als ob ihn jemand schlagen würde, zu einem sehr zufriedenen Lächeln und einem „Danke“.

Nach wie vor fuhr dann und wann ein Zucken durch ihn. Das Licht reichte, um den großen See über seinen Bauchmuskeln sehen zu können. Das tiefe Ziehen in mir lief in ein warmes, zufriedenes Gefühl aus. Es war nicht so wie manchmal, dass ich nach einem heftigen Kommen am liebsten sofort weitermachen würde und nicht konnte. Nein, ich war durch und durch zufrieden, und genauso wirkte Daeng auf mich. Sogar die Vorstellung, welche Menge wohl in ihm drin sein konnte, ließ mich nur entspannt zurücksinken. Ich schmiegte mich eng an ihn, und mein Kopf rastete auf seiner Schulter. Als mich dieses brüllende Donnergeräusch aufschreckte, klammerte ich mich noch enger an ihn. Das nächste klang bereits leiser, oder?

Kapitel 4 – Verdoppelte Gefühle

Die Sonne drang kaum durch die Wolken und Nebelschwaden. Auf einer Seite des leicht schlammigen Weges lag eine graubraune Fläche mit einzelnen abgeknickten Bäumen da und dort. Sie war großteils flach und schien bis zum Horizont zu reichen. Auf der anderen trennte ihn lediglich ein schmaler Streifen von einer Grube, die sich über Kilometer erstreckte und hunderte Meter tief sein konnte. Die Ränder waren zerfurcht, nicht regelmäßig. Weit draußen schien eine andere anzuschließen. Nicht besonders weit vor mir lag das Schloss im grellen Sonnenlicht, direkt unter einer großen Wolkenlücke. Das satte Blau, nur an dieser Stelle, wirkte wie eine Fortsetzung der strahlend hellen Fassade. Ich konnte es erreichen, musste vielleicht in einen Laufschritt verfallen – doch sollte ich?

Es war mir klar, dass ich mich in einem Traum befand, trotzdem überlegte ich an der Abzweigung. Alles, das ich wollte, konnte ich dort haben. So wie in diesem anderen Traum mit dem sehr süßen und ein bisschen schüchternen Typen, unter einem Baum neben einer kleinen, perfekten und friedlichen Stadt. Alles wäre lediglich etwas anders, oder noch viel besser. Ich blieb stehen und drehte mich um. Nein, ich musste … aufwachen.

* * *

Ich lag in einem sehr weichen Bett, ohne dass sich alles verspannt anfühlte. Sonnenlicht mit einem Gittermuster darin drang von einem großen Fenster herein und verlief sich an einer dunkleren Stelle. Richtig, der Gasthof – aber ich war allein. Wahrscheinlich stand Daeng im Badezimmer – dort war er nicht. Während ich mich im Zimmer umsah, wurde ich komplett munter. Aus dem Fenster bot sich mir ein Blick auf den Wald, wobei einige abgebrochene Äste auf dem Platz vor dem Gebäude lagen. Weiter draußen schienen mehrere der großen Bäume geknickt zu sein.

Im Bad trank ich einen Schluck frisches Wasser. Ich dachte an eine Zahnbürste, irgendwie schien das jedoch nicht nötig zu sein. Bereits am vorherigen Tag hatte es dieses pelzige Gefühl auf den Zähnen einfach nicht gegeben. Obwohl ich rasch unten in der Gaststube sein und alles aufklären wollte, hetzte ich mich nicht. Lag es an … nein.

Da ich das Lendentuch als Badetuch benutzt hatte, kramte ich die kurze Hose und das T-Shirt aus dem Rucksack. Auf dem Gang stieß ich nach einigen Metern beinahe mit jemand zusammen.

„Hallo, guten Morgen … Michael, richtig?“


„Ja … und, gestern Abend noch … was erlebt?“


„Das lässt sich so sagen“, entgegnete ich und blickte mit unterdrücktem Lächeln zu Boden. „Und bei dir, ich meine, hast du das gut vertragen, oder ist dir noch schlecht?“


„Nein, überhaupt nicht, ich habe sehr gut geschlafen.“

Wahrscheinlich lag es an seiner Erscheinung, dass ich erst in diesem Moment wieder an Daeng dachte. Michael trug eine kurze Hose ähnlich wie meine, lief jedoch mit nacktem Oberkörper herum. Zusammen mit seinen vielleicht 1 Meter 70 löste das offenbar einen Instinkt bei mir aus. Trotzdem konnte er auf sich selbst aufpassen, und die Größe von jemand war doch ziemlich egal.

„Was ich dich fragen wollte …“, setzte ich die Unterhaltung fort und hielt mich an einer Schulter von ihm fest. „Hast du vielleicht … einen asiatischen Mann gesehen? Den von gestern an meinem Tisch.“


„Ja“, erwiderte er, und tastete sich an meinen Rücken, „ich glaube, der ist unten beim Frühstück.“


„Bist du sicher? Danke dir, wirklich!“


„Äh, dieser Mann, ist das …“


„Ja … es ist mein Freund. Aber mach dir keine Gedanken. Oh, und … wolltest du mir gestern noch was sagen? Hat sich glaube ich so angehört.“


„Ja, wegen … also es geht um das Schloss. Alle reden davon, aber besser, du gehst da nicht hin.“


„Und warum?“


„Es wird so herumgeredet, dass es die Gegenseite übernommen hat … oder es eine Falle ist.“


„Oh, werde … ich bedenken, danke!“

Michael streckte mir die Zungenspitze entgegen, bevor er sich in sein Zimmer verabschiedete. Toll, ich hätte ihn noch fragen sollen, ob er sein Angebot letzten Abend wirklich so gemeint hatte. Es wäre nicht einmal eine ernsthafte Frage gewesen, doch das Beste fiel einem stets zu spät ein.

Unten war es an diesem Tag leiser, dafür erwarteten mich am Ende der Stufen ungefähr zehn Leute mit oder ohne spitze Ohren. Hätten sie Handys oder Kameras gehabt, wäre ich wahrscheinlich fotografiert worden. „Guten Morgen!“, begrüßte ich sie allgemein. Als ich mich u

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Kommentare


BenjaminBi
dabei seit: Feb '06
Kommentare: 129
BenjaminBi
schrieb am 08.01.2017:
»Dieser Teil fällt zwar etwas ab gegenüber den vorigen - es geht in der Handlung etwas unübersichtlich hin und her, und die heißen Szenen sind dagegen eher einförmig. Trotzdem ziehe ich den Hut und bestärke den Autor darin, auch in Zukunft das zu tun, worin ich seine Stärke sehe: seiner unerschöpflichen Fantasie rücksichtslos freien Lauf zu lassen!«



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